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Ein mörderisches Spiel: Aufgetaut #4 (Unfrozen): LitRPG-Serie
Ein mörderisches Spiel: Aufgetaut #4 (Unfrozen): LitRPG-Serie
Ein mörderisches Spiel: Aufgetaut #4 (Unfrozen): LitRPG-Serie
Ebook547 pages7 hours

Ein mörderisches Spiel: Aufgetaut #4 (Unfrozen): LitRPG-Serie

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About this ebook

Aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz hatte er überlebt.

Aber es war noch nicht vorbei, egal was irgendjemand behauptete - auch nicht seine ehemaligen Verbündeten. Die tödliche, schattenhafte Organisation, mit der er es zu tun hatte, war noch nicht vollständig besiegt. Sie tat alles in ihrer Macht Stehende, um ihren bösen Plan auszuführen und alles auszuschalten, was ihr im Weg stand. Sie verfügte über die neueste Technologie, professionelle Killer und hochrangige Gönner. Doch Clem Denisov, der unverbesserliche Racheengel, hatte nicht vor, sich das gefallen zu lassen.

Clems einzige rettende Eigenschaft war seine Fähigkeit, Sünder in die Hölle zu schicken - einen Ort, den er nur zu gut kannte. Und er würde nicht eher ruhen, bis auch der letzte Killer, der es auf die Spieler abgesehen hatte, seine gerechte Strafe erhielt. Nichts konnte ihn aufhalten, nicht einmal die Geister seiner Vergangenheit...
LanguageDeutsch
Release dateJun 29, 2022
ISBN9788076197077
Ein mörderisches Spiel: Aufgetaut #4 (Unfrozen): LitRPG-Serie

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    Book preview

    Ein mörderisches Spiel - Anton Tekshin

    Vorwort

    EIN VERWORRENES, verknotetes Durcheinander zu entwirren, war keine leichte Aufgabe. Vor allem, wenn es sich nicht um ein Knäuel Garn, sondern um eine Kette von Leichen handelte, die mich plagte. Aber was sollte ich dagegen tun? Das lag nun mal in der Natur meiner Arbeit. Ein blutiges Geschäft ...

    Wer hätte gedacht, dass die sporadische Spur uns zu einem so offensichtlichen Ort führen würde, nämlich zu einem Krematorium? Normale Friedhöfe mit Gräbern und Gruften waren in den Großstädten, in denen man keinen Platz für die Toten verschwenden konnte, den Krematorien gewichen. Und obwohl die Verbrennungsanlagen dank modernster Technik sehr wenig Rauch erzeugten, befanden sich diese Betriebe im Allgemeinen am Stadtrand. Die Bürgerinnen und Bürger sollten sie lieber nicht sehen. Denn wer wollte schon an das unvermeidliche Ende erinnert werden?

    Dieses Krematorium war keine Ausnahme — es befand sich außerhalb der Stadt, inmitten eines kleinen Industriegebiets, umgeben von Lagerhäusern und ähnlichen Gebäuden. Allerdings gab es hier keine Werksgelände oder Fabriken. Die verarbeitenden Betriebe hatten sich längst in die östlichen Regionen des Kontinents verlagert, da die menschliche Beteiligung an dieser Arbeit durch die Automatisierung verdrängt worden war.

    Wir hielten am nächstgelegenen Baumarkt an, um uns mit Materialien für unsere Tarnung einzudecken. Auf dem Parkplatz war nicht viel los und unser Minivan fiel dort weniger auf, als wenn wir auf der Straße geparkt hätten. Außerdem konnten wir von hier aus den Eingang zum Krematorium sehen. Ein Lastwagen passte problemlos durch die breiten Tore am Eingang, die mit Überwachungskameras ausgestattet waren. Ihnen gegenüber befand sich die Sicherheitskabine mit vier Wachleuten, die ständig im Dienst waren. Sie waren zumindest mit Pistolen bewaffnet.

    Für ein Krematorium, das alles andere als erstklassig wirkte, waren die Sicherheitsvorkehrungen beachtlich hoch. Während der quälenden Wartezeit fragte ich mich, was an einem Ort, der sich darauf spezialisiert hat, Leichen zu Asche zu verbrennen, so wertvoll sein könnte, dass es eine solche Bewachung rechtfertigte. Es fiel mir nichts ein.

    Ich hätte ein wenig Schlaf nachholen sollen, aber mein fiebriges Gehirn erlaubte mir diese Art von Erleichterung nicht. Wie lange war ich in diesem Zustand gewesen? Ich wusste es nicht, denn ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Die jüngste Vergangenheit war eine ununterbrochene Abfolge von Tagen und Nächten voller Hinterhalte, Schießereien, Jagen und gejagt werden gewesen.

    Jetzt, da das Ende dieses Albtraums nahte, wollte sich das Adrenalin, das ich normalerweise in einem solchen Moment verspürte, nicht einstellen. Ich war zu ausgelaugt, zu erschöpft, und ich wusste nur, dass ich bald schlafen musste. Dringend.

    Aber nicht jetzt. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Da waren sie — diese verkorksten Freaks! Direkt vor meinen Augen! Hätte ich sie doch nur mit Laserstrahlen beschießen könnte. Das war die einzige Möglichkeit, mit dieser Art von Ungeziefer fertig zu werden. Sonst würden sie ihren Dreck und ihre Gewalt anderswo verbreiten. Sie vergifteten überall alles.

    Wir hatten durch die ganze Stadt fahren müssen, um diesen Ort zu finden, aber das war es wert gewesen. Ich hatte ihren Van, den sie auf dem Parkplatz vor Elviras Wohnung eingesetzt hatten. Obwohl die Daten des Navigationsgeräts darin gelöscht worden waren, hatten Michelles Leute es trotzdem geschafft, ein paar Adressen wiederherzustellen. Danach ging es nur noch darum, ‚zur Sache zu kommen‘. Das bedeutete, jeden zu verhören, den ich finden konnte, bevor er von der anderen Seite neutralisiert werden konnte. Und so warteten wir nun auf das Startsignal der Profis, die schnell die Sicherheitssysteme ausschalten sollten. Leider hatten sie nicht die Zeit, einen vollwertigen Überwachungsposten einzurichten. Selbst wenn diese Mistkerle noch nicht wussten, dass sie enttarnt worden waren, konnte sich das im Handumdrehen ändern. Und wer konnte schon wissen, was sie diesmal tun würden ...

    Es half auch nicht, dass die von Michelle & Co zur Verfügung gestellten Kräfte zur Bekämpfung der mysteriösen Killer unzureichend waren. Dazu gehörte der ewig düstere Tsoi und seine ‚Aufräumtruppe‘. Das lag nicht etwa daran, dass ich nach Robofotts Schlamassel und dem, was bei Elvira passiert war, mein Kontingent bereits ausgeschöpft hatte. Sie hatten einfach nicht die personellen Ressourcen.

    Sie hatten mich, den begrenzt zurechnungsfähigen Rächer, als Mitarbeiter einstellen müssen.

    Entweder waren die höheren Stellen der CSG unterbesetzt, oder sie nahmen die Bedrohung durch diese kriminelle Organisation nicht ernst. Ich hatte keine andere Erklärung dafür. Hätten sie genügend Ressourcen eingesetzt, wäre dieses sogenannte ‚Krematorium‘, das in Wirklichkeit eine Hochburg der Killer war, schon längst ohne Wenn und Aber ausgeräuchert worden.

    Wir hatten nicht einmal ein Fahrzeug, mit dem wir die Tore durchbrechen und unsere Leute direkt an der Eingangstür abliefern konnten. Stattdessen hatten wir den Grundriss der Anlage und die umliegenden Gebäude studieren müssen, um einen ‚Hintereingang‘ zu finden. Das war schwer gewesen, denn es hat einige Mühe gekostet, an die Baupläne für das Gebäude heranzukommen.

    Zum Glück hatten wir eine Abwasserleitung gefunden, die unter der Betonmauer verlief, die das Gelände umgab. Vielleicht konnten wir durch sie ins Innere gelangen. Natürlich waren sie sich dieser Schwachstelle bewusst. Draußen war der Einstiegsschacht in die Kanalisation verschlossen. Im Tunnel selbst gab es wahrscheinlich eine Menge Überraschungen, die neutralisiert werden mussten, bevor wir ihn benutzen konnten. Und wir würden dort in gebückter Haltung vorwärtskriechen müssen.

    Schließlich war der Tunnel frei und wir bekamen grünes Licht für die Weiterfahrt. Wir starteten den Minivan und machten uns auf den Weg zur Falltür. Sie befand sich hinter einem Industrielager, abseits des Weges. Um Zugang zu diesem Lagerhaus zu erhalten, gab sich einer der Agenten als Käufer aus. Zu diesem Zweck hatten sie das Geld für zwei riesige Kisten voll mit Material ausgeben müssen. Unsere Tarnung funktionierte. Wir durften rein. Das war kein Problem.

    Das Lagerhaus hatte im Gegensatz zum Krematorium keine Wachen, und was die elektronische Sicherung anging, so hatten wir die Mittel, um sie auszuschalten. Wenigstens hatte Crocus nicht an der Ausrüstung gespart.

    Sobald der Minivan anhielt, sprangen die Kämpfer aus dem hinteren Teil des Wagens und suchten sich diskrete Plätze, um aus dem Weg zu gehen. Ich stieg als Letzter aus dem Wagen und streckte meine steifen Glieder. Ich hatte eine kurze taktische Schrotflinte — die perfekte Waffe für mich mit meinen zittrigen Händen. Aus kurzer Entfernung konnte man mit dieser Waffe praktisch nicht danebenschießen, wie sich im Einsatz gezeigt hatte.

    Tsois Leute bevorzugten ihre Vikhrs, die mit Schalldämpfern ausgestattet waren. Nur Strizh, der für die Räumung der Kanalisationsluke und des Tunnels zuständig war, hatte sich für eine normale Pistole entschieden. Das lag wahrscheinlich daran, dass er die Hände frei haben musste. Er trug alle möglichen Ausrüstungsgegenstände mit sich herum und hatte mit Kämpfen wenig zu tun.

    Die Mitarbeiter, die den Weg frei gemacht hatten, übernahmen nun den Minivan, und der Agent, der als Käufer auftrat, ging zusammen mit dem Vertreter des Besitzers zum anderen Ende des Lagerhauses, um etwas abzuholen. Bis jetzt lief alles nach Plan. Die Spionagebehörde hatte keine roten Fahnen geschwenkt und allem Anschein nach handelte es sich um einen ganz normalen Wochentag.

    Vereinzelte Schneeflocken schwebten pünktlich zur Weihnachtszeit aus dem trüben grauen Himmel, aber die metallischen Platten der Baumaterialien um uns herum dämpften den Wind. Wir versuchten, so wenig Lärm wie möglich zu machen, und stiegen einer nach dem anderen in den Tunnel. Ich bebte förmlich vor Ungeduld, wusste aber, dass es das Beste war, mir Zeit zu lassen. In Momenten wie diesem brachte Eile nur Ärger.

    Ich verstand auch, warum die Agentur die Behörden noch nicht eingeschaltet hatte. Sie würden nur im Weg stehen. Die Killer konnten ihre Aktivitäten nur mit der Hilfe von Eingeweihten durchführen. Sonst wären sie schon längst aufgeflogen und mir wäre die jüngste Hölle erspart geblieben, die über mich hereingebrochen war.

    Ja, ich war erschöpft von meiner Wut über den Mangel an Gerechtigkeit, aber ich knirschte vor Zorn immer noch mit den Zähnen und die neue Narbe auf meiner Wange schmerzte noch. Ich hatte schon unzählige Verletzungen erlitten, aber diese Narbe war die schmerzhafteste von allen.

    Der Tunnel war eng, feucht und es roch nach Schimmel. An manchen Stellen war das eiskalte Wasser, das zum stinkenden Fluss führte, knöcheltief. Aber das war nichts im Vergleich zu der Enge, in der wir uns befanden. Klaustrophobie war in diesem Tunnel unvermeidlich und manchmal blieb der eine oder andere von uns stecken und schaffte es nur mithilfe von gesundem Fluchen und dem Schieben und Ziehen der anderen, sich durchzuzwängen.

    Da ich in letzter Zeit etwas abgenommen hatte, konnte ich mehr oder weniger gleichmäßig atmen und hatte keine Probleme, durch die engen Passagen zu kommen.

    Strizh ging voran und hatte einen tragbaren Fugenschneider für alles, was uns im Weg war. Glücklicherweise hatten die Besitzer des Krematoriums nichts an der Konstruktion geändert. Sie hatten lediglich ein paar Detektionssysteme installiert. Schließlich erreichten wir die Luke und der Agent drückte den metallenen Gullydeckel mit einem hydraulischen Keil auf. Showtime!

    Das Eindringen in die Anlage war der heikelste Moment unserer Operation. Wenn wir entdeckt wurden, bevor wir die Anlage verlassen konnten, würde sich unser Plan in Luft auflösen. Sie bräuchten nur eine einzige Granate in den Tunnel zu werfen … Aber es gab natürlich noch andere Möglichkeiten. Leider hatten wir keine Ahnung, über welche Waffen die Wachen sonst noch verfügten. Auf jeden Fall mussten wir es riskieren. Es war nicht das erste Mal.

    Wir hatten zwar Drohnen, die über uns schwebten, um uns zu überwachen, aber ihre Reichweite war so gering, dass sie nur den Innenhof erfassen konnten. Das Hauptgebäude und die Kabinen am Tor wurden nicht erfasst. Das Einzige, was sie uns mit Sicherheit sagen konnten, war, dass in der Nähe des Kanalisationsschachtes niemand Wache hielt.

    Tsoi kletterte als Erster hinaus, die anderen folgten ihm und alle verteilten sich gemäß den Anweisungen auf dem Gelände. Zwei stürzten sich auf die Wachen, während der Rest, mich eingeschlossen, zum Notausgang ging. Es hatte keinen Sinn, mit den Sicherheitsapparaten herumzuspielen — der einzige Weg war, schnell anzugreifen und die Kontrolle zu übernehmen. Glücklicherweise war das Gebäude, auf das wir ein Auge geworfen hatten, nicht sehr groß und unsere Techniker sollten jeden Alarm überbrücken können.

    Theoretisch sollte also niemand von unserem Eindringen etwas mitbekommen, bevor die Schießerei begann. Es sollte schneller vorbei sein als in einem Film und wir würden endlich wertvolle Informationen in die Hände bekommen.

    Allerdings war das nur die Theorie. Das hier war nicht einfach ein Umschlagplatz, sondern eine Einsatzzentrale, die nicht nur die Angelegenheiten in unserer Stadt, sondern auch in den umliegenden Gebieten regelte. Es sah so aus, als hätten sich die Jungs gut ausgerüstet. Jeder war an die schwarzen Lastwagen gewöhnt — in denen man alles transportieren konnte. Sie eigneten sich hervorragend für die Beseitigung von Beweismaterial, einschließlich Leichen, die in ihrer Branche unvermeidlich waren. Ein Kilogramm mehr oder weniger Asche, wer würde das schon merken?

    Die Probleme begannen, kaum dass wir aus der Kanalisation aufgetaucht waren. Tsoi erhielt einen Anruf von den Jungs, die sich um die Typen am Wachposten kümmern sollten.

    „Tsoi, es gibt ein Problem. Die Wachen sind kalt."

    „Wie lange?", fragte Tsoi und wies den Rest von uns an, zu warten.

    Wir hatten heute zur Erkundung eine gewöhnliche Beerdigung inszeniert, deren Teilnehmer vor einer knappen Stunde von hier weggefahren waren. Zu diesem Zeitpunkt waren die Männer in schwarzer Uniform noch am Leben gewesen, alle vier. Niemand sonst hatte das Gelände betreten oder verlassen.

    „Eine Weile, kam die Antwort. „Bestimmt eine halbe Stunde.

    „Das war es, wir verschwinden von hier, zischte Tsoi. „Abbruch der Operation! Los!

    „Vielleicht ist eine Durchsuchung noch möglich", sagte ich und kämpfte verzweifelt gegen einen weiteren Wutanfall an.

    Es waren nicht genug von diesen Mistkerlen ins Jenseits geschickt worden und es war schmerzhaft, sich jetzt zurückziehen zu müssen, wo wir schon so weit gekommen waren.

    „Cooldwon, das ist eine Falle. Wir müssen hier raus und die Bundespolizei herausfinden lassen, was hier los ist."

    Ich hörte ihn kaum. Ich war fasziniert vom Anblick zweier weiblicher Gestalten, die in dem schattigen Korridor vor der Tür auftauchten, die aus irgendeinem Grund offen stand. Ich brauchte nur auf sie zuzugehen ...

    Lydia und Elvira hielten sich jedoch an den Händen und versperrten mir den Weg. Offensichtlich waren sie mit dem Kommandanten der Aufräumtruppe einer Meinung. Wow! Ich konnte sie nur dafür bewundern, dass sie mich aufhalten wollten, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Denn tatsächlich konnte mich nichts aufhalten.

    „Ihr zwei habt euch also angefreundet, was?", knurrte ich.

    Tsoi schrie etwas, aber die Geräusche erreichten mein Bewusstsein nicht, das in einem scharlachroten Schleier erstickt wurde. Ich musste diesen Abschaum töten, jeden einzelnen. Und jeder, der sich mir in den Weg stellte, würde es bereuen. So viel war sicher.

    Keiner von uns hatte es je so weit geschafft und ich konnte nicht auf halbem Weg stehen bleiben. Doch leider war heute nicht der Tag dafür. Ich würde meinen Durst nach Rache nicht stillen, obwohl er mich verzehrte. Und das lag nicht an den Männern, die an mir hingen und mich in den Tunnel zerren wollten. Es lag daran, dass das gesamte Krematorium, das so viele Antworten auf meine Fragen enthielt, in die Luft flog.

    Kapitel 66

    (Fortsetzung von Buch 3)

    „SIE HABEN MIR GESAGT, dass du wieder bei Verstand bist. Aber das ist schwer zu glauben."

    Das war Michelle, die in mein kleines Zimmer kam und sich auf den einzigen Stuhl gegenüber dem Bett setzte. Wie immer sah sie in ihren engen Hosen und dem taillierten Jackett wie eine Managerin aus, die gerade von einem geschäftlichen Treffen kam.

    Mühsam stützte ich mich auf meine Ellbogen, um sie zu begrüßen, sackte aber sofort wieder auf das Bett. Das einzige Mal, dass ich mich noch schlechter gefühlt hatte, war unmittelbar nach dem Auftauen gewesen. Das Gute war, dass meine Arme und Beine, obwohl sie in Bandagen eingewickelt waren, immer noch zu funktionieren schienen. Aber ja, ich hatte Verbrennungen am ganzen Körper und sah furchtbar aus.

    Nun nutzte ich den Mechanismus des Krankenhausbettes, um mich aufzurichten. Das war kein super Hi-Tech-Zeug, wie das Bett, das Georgiy mir zur Verfügung gestellt hatte. Es war nur ein altmodischer hydraulischer Lift, den man durch das Drücken von Knöpfen bediente.

    Das Personal war nicht sehr freundlich. Bis jetzt hatten sie meine Fragen ignoriert. Es war auch nur eine einzige Krankenschwester da gewesen, um meine Infusionen zu wechseln und sich um meine anderen Bedürfnisse zu kümmern. Ich hatte mich auf einen Besuch also so sehr gefreut wie ein Kind auf den Weihnachtsmann.

    „Wie lange liege ich hier schon?"

    „Drei Tage", antwortete Michelle und stellte eine Einkaufstüte auf den Nachttisch.

    Sie klang nicht erfreut. Ich konnte verstehen, warum. Ich war total ausgerastet und hatte die Gruppe im Stich gelassen. Ich war selbst nicht zufrieden mit mir.

    „Wie geht es Tsoi?"

    „Er lebt noch. Es gab keine Toten. Aber einige der Jungs werden für eine Weile außer Gefecht sein. Er hat dir das hier geschickt — Vitamine, damit du bald wieder gesund wirst."

    In der Tüte waren zwei Orangen und eine einzelne Banane. Nicht einfach hineingeworfen, sondern so arrangiert, dass es wie ein, nun ja, ‚Paket‘ aussah. Ja, ich hatte die Botschaft verstanden.

    „Und was ist mit dem Krematorium?"

    „Wir haben Leute dort, die sehen, ob etwas die Explosion überlebt hat, aber das ist unwahrscheinlich, sagte Michelle. „Die Wachen wurden vergiftet, alle anderen sind bei der Explosion umgekommen. Was von den Überresten übrig ist, wird gerade identifiziert. Alle anderen, die wir überwacht haben, sind verschwunden oder tot. Das war ein professioneller Job.

    „Habt ihr einen der Killer gesehen?"

    „Ja, einen von ihnen. Aber um den kümmern sich andere Leute. Wir haben genug zu tun. Ich muss alles erklären, was da schiefgelaufen ist, und danach sind wir fertig. Es wird keine weitere Zusammenarbeit geben. Mach dir keine Vorwürfe, es geht nicht um deinen Zusammenbruch. Offiziell warst du ja gar nicht dabei."

    „Wie meinst du das?" Ich war ein wenig verblüfft.

    „Offiziell bist du noch im Ruhestand. Mir wurde bei dieser Untersuchung ein gewisser Spielraum eingeräumt, aber ich habe meine Befugnisse überschritten. Das war eine Explosion, nicht bloß eine Schießerei. Das lässt sich nicht verheimlichen."

    „Du willst mir also sagen, dass wir die ganze Zeit auf deine Initiative hin gearbeitet haben? Ich stöhnte auf. „Deine Vorgesetzten wussten gar nichts davon?

    „Ich musste einige Dinge geheim halten. Sonst würden wir uns jetzt im Verhörraum unterhalten, während wir auf unsere Verhaftung warten. Interpol ist an dir interessiert und die Sache ist sehr ernst. Ich habe den begründeten Verdacht, dass einer deiner Kameraden, der ebenfalls aufgetaut wurde, verhaftet worden ist. Und sie werden nicht ruhen, bis sie den Rest von euch wieder gefasst haben."

    „Warum hast du mich dann rekrutiert?"

    „Du hast deine Effektivität als Agent bewiesen, und es ist ja nicht so, dass ich schon genug Leute hätte. Was deine Suche im wirklichen Leben betrifft, so kann das, was ich getan habe, leicht wiederholt werden. Sie können dich finden. Wenn du das nicht willst, ist es am besten, ein ruhiges Leben zu führen und mit deinen harmlosen Spielzeugen zu spielen. Aber wenn du jemals wieder in diesem Beruf arbeitest, wirst du dir großen Ärger einhandeln. Das Ergebnis wird darin bestehen, dass sie deine Identität aufdecken."

    „Haben die denn nichts anderes zu tun, oder was?, fragte ich hitzig. „Warum machen sie nicht Jagd auf die mysteriösen Killer?

    „Meine Manager haben ihnen bereits alles mitgeteilt, was wir aufgedeckt haben. Das wird sie hoffentlich zu weiteren Nachforschungen anregen."

    „Ja, im Traum. Ich schüttelte den Kopf. „Sie haben ein halbes Jahr lang auf ihren Hintern gesessen, während überall auf der Welt Hologramme Menschen abgeschlachtet haben!

    „Man wird der Sache Priorität einräumen. Ich gehe davon aus, dass sie über die bei den Morden eingesetzte Technologie Bescheid wissen. Wir können damit rechnen, dass Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um einen weiteren Missbrauch von Hologrammen zu verhindern. Allerdings hätten die Morde ohnehin aufgehört. Aufgrund der von uns gelieferten Informationen haben sie drei weitere Zellen auf der ganzen Welt neutralisiert. Leider wurde aber niemand lebend gefasst. Sie haben nur ein paar unbedeutende Spieler und Leichen gefunden."

    „Kannst du mir nicht mehr Details geben?", fragte ich.

    „Tut mir leid, aber nein. Ich weiß deinen Beitrag und was du durchmachen musstest zu schätzen ... Aber wir sind fertig. Es ist an der Zeit, dass du dich sanft zur Ruhe begibst, das heißt, die Szene verlässt."

    „Was ist mit den Killern, die noch da draußen sind?, fragte ich. „Sie werden immer noch hinter mir her sein.

    „Allein dadurch, dass ich jetzt hier bin, setze ich uns beide einem großen Risiko aus. Aber da ich dich so gut kenne, musste ich dich warnen. Jeder weitere Kontakt mit unserer Organisation wird unweigerlich zu einer Verhaftung führen. Das Management wäre besser dran, wenn sie dich einfach ausliefern würden. Das wäre in der Tat besser für alle. Würden sie den Behörden deinen richtigen Namen mitteilen, würde dich nichts mehr retten."

    „Was ist mit meiner Beteiligung an der Beschlagnahmung des Lieferwagens?"

    „Ich habe alles bereinigt, was auf deine Rolle bei den Ermittlungen hinweist — das sind nun zwei unabhängige Vorfälle. Bei der Polizei liegt nichts gegen dich vor — für die bist du ein zugelassener Agent, der ein großes Verbrechen im Stadtzentrum verhindert hat. Der Fall ist abgeschlossen. Und für meine Leute bist du ein Fremder, also ist das kein Problem."

    „Du hast viel riskiert", sagte ich.

    „Aber jetzt sind wir quitt. Du hast den Morden ein Ende gesetzt, was du ja wolltest, und du hast dich den Behörden entzogen. Mehr kann ich nicht für dich tun."

    Sie legte ein dickes Bündel Scheine und einen kleinen Zettel mit einer handgeschriebenen Adresse auf meine Bettkante. „Das ist die Adresse, unter der deine Kapsel gelagert ist. Miete dir dort eine Wohnung und versteck dich, bis sich alles beruhigt hat."

    „Ich mag es nicht, Dinge halb fertig zu hinterlassen."

    „Wenn du nicht den Rest deines Lebens bettlägerig verbringen willst, musst du in die Kapsel zurückkehren, sagte sie gereizt. „Das ist deine einzige Möglichkeit. Ich habe mir deine Akte angesehen und die Nekrose schreitet voran. Ohne ständige medizinische Versorgung wird dein Körper einfach auseinanderfallen. Betrachte es als den Preis, den du für die Wiederauferstehung zahlen musst.

    „Es ist unwahrscheinlich, dass sie im Clan auf mich gewartet haben." Ich lachte bitter.

    „Das ist nicht mehr wichtig. Du wirst deinen Charakter ändern müssen. Dein Cooldwon ist überall aufgefallen. Besser noch, du wechselst zu einem weniger beliebten Spiel. Obwohl, in deinem Fall ..."

    „Kommt nicht infrage", unterbrach ich. „Ich brauche das Geld. New Horizons ist der Ort, wo ich es bekommen kann. Denkst du, die Killer werden versuchen, mich dort zu erledigen?"

    „Natürlich glaube ich das, bestätigte Michelle. „Die Tatsache, dass sie bestimmte Spieler ausfindig machen konnten, die ihre Identität nicht preisgegeben haben, deutet darauf hin. Nachdem sie die Adresse ihrer Zielperson in Erfahrung gebracht hatten, haben sie gehandelt.

    „Sie haben sich als Kapselwartungsprofis ausgegeben, erklärte ich. „Sie hatten alles, was sie für diese Art von Fassade brauchten.

    „Das ergibt Sinn, aber es passt nicht zum Rest des Bildes, antwortete Michelle. „Es gab Opfer, die ständigen Schutz hatten, selbst wenn man verdächtige Kontakte mit einbezieht. Zum Beispiel Hausmädchen, Wartungsarbeiter und dergleichen. Alle diese Personen waren bei Sicherheitsdiensten beschäftigt.

    „Willst du damit sagen, dass die Technologie, mit der man Hologramme in Tötungsmaschinen verwandelt, indem man sie vorübergehend materialisiert, kein besonderes ‚Know-how‘ erfordert?", hakte ich nach.

    „Meines Wissens nicht. Das Einzige, was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass etwas Externes unbekannter Natur bei ihrem Tod eine Rolle gespielt hat. Ich weiß nicht, was für Gegenmaßnahmen daraufhin ergriffen wurden. Niemand hatte Zeit, das alles herauszufinden, bevor es sich in Rauch auflöste. Das gesamte Untersuchungsmaterial wurde beschlagnahmt und alle Beteiligten haben Vertraulichkeitserklärungen unterzeichnet."

    „Du behinderst also auch die Ermittlungen?"

    „Glaub mir, das ist das geringste meiner Vergehen, sagte sie und stand auf, um zu gehen, doch dann hielt sie auf der Schwelle inne. „Clem, ich verstehe, wie schwer das für dich ist, aber bitte, kümmere dich um alles, was von Kirill noch übrig ist. Selbst wenn es nur sein guter Name ist.

    Kapitel 67

    ES WAR NICHT LEICHT, mit nichts als einer Handvoll Bargeld eine Wohnung zu finden. Bis auf gelegentliche Abhebungen am Geldautomaten konnte ich vorerst nicht über das Geld auf meinem Konto verfügen. Aber ich wollte mein Konto nicht mit irgendwelchen Web-Transaktionen verknüpfen, denn das würde es jedem leicht machen, mich zu verfolgen. Darum würde ich mich später kümmern. Zunächst musste ich jedoch wieder zur Normalität zurückkehren.

    Im Moment war selbst der Gang zum Lebensmittelgeschäft eine Anstrengung. Aber kein Lieferservice mehr für mich. Ich war auch vorsichtig, als ich mich durch die verschneiten Straßen der Stadt bewegte, um den Kameraobjektiven auszuweichen. Also mietete ich eine Wohnung, die weiter vom Stadtzentrum entfernt lag und daher mit weniger Überwachungsmechanismen ausgestattet war. Dieser Teil der Stadt sollte im nächsten Jahr abgerissen werden, sodass die Menschen, die hier lebten, nicht gerade zu den Wohlhabenden gehörten.

    Ich rechnete nicht mit der Hilfe von Interpol oder anderen Behörden, also musste ich mich auf eigene Faust auf die nächste Runde vorbereiten. Aber das würde ich später tun. Jetzt musste ich erst einmal eine ziemlich verstaubte virtuelle Kapsel aus dem Lager holen.

    Es war ein Kunststück, sie anliefern und anzuschließen zu lassen. Dabei kamen mir meine alten Verbindungen zugute. Baba Nyura und ihre Leute zogen knisternde Geldscheine den digitalen Nullen vor. Sie mochten Bargeld auf die Hand.

    Endlich war ich so weit, dass ich meinen müden Körper in den Sarkophag legen konnte. Ja, man hatte mich in der Privatklinik wieder auf die Beine gebracht, aber seit meiner Entlassung, als man mich in einem Fahrzeug mit getönten Scheiben abtransportiert hatte, hatte sich mein Zustand stündlich verschlechtert. Es schien, als würde die Wirkung der großen Mengen an Medikamenten, die sie mir dort eingeflößt hatten, kontinuierlich nachlassen. Im Moment war ich kurz davor, Hilfe zu brauchen, um einfach nur in meinen ‚Lieblingssarg‘ zu kriechen.

    Erst als der Deckel geschlossen war, sah ich einen winzigen getrockneten Blutstropfen in einem der Gelenke. Er erinnerte mich an den Preis, den ich dafür bezahlte, dass ich mir meiner Sache so sicher war. Manchmal war dieser Preis unbezahlbar.

    Ich spürte den purpurnen Nebel, der einen neuen Anfall ankündigte, aber zum Glück hatte das Eintauchen in die Virtualität bereits begonnen. Ein beruhigendes Gas durchströmte meine Gesichtsmaske und der Blutrausch rückte in den Hintergrund meines Bewusstseins. Das war gut so. All diese Reflexionen halfen mir nicht weiter.

    Ich hatte jetzt zwei Schwerpunkte. Der erste war die Wiederherstellung meiner Zuversicht, das zu tun, was getan werden musste. Der zweite, Geld zu verdienen. Sehr viel Geld.

    Deshalb konnte ich nicht ganz von vorne anfangen. Ich konnte Cooldwon nicht in den Ruhestand schicken. Er war inzwischen zu viel wert.

    Als hätte das System Verständnis für meine schwierige Situation, lud es mich ein, eine neue Runde zu starten. Das bedeutete, ich sollte mit einem neuen Charakter noch einmal von vorne anfangen. Da ich inzwischen einen Elite-Account hatte, konnte ich aus vier Rassen wählen. Aber nein, das würde nicht passieren und es hatte nichts mit Sentimentalität zu tun.

    Abgelehnt.

    Aber ich konnte mich nicht sofort in das Spiel stürzen, denn gerade tauchte eine weitere Meldung auf.

    Du bist tot. Aktive Ankerpunkte - 1.

    Willst du an einem zufälligen Ort wiederbelebt werden?

    Nein, aber trotzdem danke. Eine meiner Kapseln war noch in Betrieb — nicht schlecht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich auf einer Mülldeponie oder sogar im Weltraum wiedergeboren werde, war nicht so gering. Es gab keine Garantie, dass es fair zugehen würde.

    Ich tat mein Bestes, um die Liste der ungelesenen Nachrichten und Benachrichtigungen zu ignorieren, und wartete geduldig darauf, dass mein neuer Körper ausgedruckt wurde. Es war so viel Zeit vergangen, aber ich erinnerte mich vage daran, dass mich bei meiner letzten Sitzung auf Omega-3 niemand getötet hatte.

    Der Bildschirm, der den Start des Spiels anzeigte, erschien. Ja! Neben dem bescheidenen Spiellogo erschien im Hintergrund des Bildschirms ein attraktiver Zähler, der eine elliptische Galaxie darstellte und anzeigte, wie viele Tage noch bis zum größten Ereignis der letzten Jahre übrig waren. Die ersten Qualifikationsturniere würden in etwas mehr als drei Wochen stattfinden. Ich fragte mich, ob die Slasherz im Rennen um die Teilnahme waren.

    Seltsamerweise war ich immer noch Mitglied des Clans, allerdings nur noch als stellvertretender Raidführer. Das war auch schon alles, was ich erfahren konnte, denn in diesem Moment explodierte mein privater Nachrichteneingang vor lauter Anrufen. Wie erwartet, erregte mein Erscheinen großes Aufsehen.

    Bumtastic war nicht da, also antwortete ich sofort auf Shandines Nachrichten.

    „Cooldwon, was zum Teufel ist passiert? Was ist daraus geworden, uns wenigstens Grüße zu schicken?"

    „Hallo auch dir. Ich lächelte matt und spürte eine Welle der Nostalgie. „Habt ihr mich vermisst, oder was?

    Der Schwall von Flüchen, der daraufhin ausbrach, ließ meine gefrorene Seele ein wenig auftauen. Es war schön, dass nicht nur Blut und Gedärme, sondern auch die empörte Stimme von jemandem, der für mich jetzt wie ein Familienmitglied war, mich aus dem Abgrund der privaten Hölle, in der ich mich befunden hatte, herausziehen konnte. In letzter Zeit hatte ich sogar mein Äußeres vernachlässigt, als wollte ich die Bestie in mir widerspiegeln. Das beinhaltete die Gefahr eines bevorstehenden Zusammenbruchs. Ich kannte die Anzeichen ...

    Aber jetzt zog sich die Bestie in mein Unterbewusstsein zurück und nahm eine abwartende Haltung ein. Ich musste zugeben, dass die Zeit, die ich im Spiel verbrachte, nicht nur meinem kaputten Körper, sondern auch meiner gequälten Seele guttat. Und doch schwankte ich noch ein wenig, bevor ich mich wieder in das Spiel stürzte.

    Weitere Überlegungen wurden durch ein Klopfen auf dem Deckel der Kapsel unterbrochen. Offenbar hatte meine blonde Späherin keine Zeit verschwendet, während sie mich mit einer Reihe von Flüchen bedacht hatte, und war zu mir geeilt, als mein Körper ausgedruckt wurde. Und nun hämmerte sie auf den Deckel, um ihren … Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

    „Komm so schnell wie möglich da raus, bevor ich diese Kapsel aufsprenge, du Arschloch!"

    „Hier drin geht es mir gut", sagte ich.

    Aber in diesem Moment entschied der Replikator, dass es an der Zeit war, die Kapsel zu verlassen. Als hätte er gespürt, dass Shandine ihm etwas antun wollte, schleuderte die Kapsel mich in ihre Arme. Sie umarmte mich so fest, als hätte sie Angst, ich könnte wieder verschwinden. Hätte sie statt über Gewandtheit über besondere Stärke verfügt, hätte sie mich erwürgen können.

    „Du Narr ...", sagte sie schluchzend und hielt mich immer noch fest.

    „Es ist alles in Ordnung, ich bin wieder da."

    „Wirklich?" Sie sah mir hoffnungsvoll in die Augen.

    „Es sei denn, du wirfst mich hier raus."

    „Dann bringe ich dich vorher um! Hier ist so viel zu tun, es ist für uns alle verdammt hektisch, um es milde auszudrücken."

    Endlich ließ sie mich los und ich konnte mich umsehen. Den massiven Containern nach zu urteilen, die sogar an der Decke angebracht waren, befanden wir uns in einem Frachtraum. Und zwar nicht irgendwo, sondern an Bord der Agilen Oma. Ich brauchte die Minikarte nicht, um den Ort zu erkennen. Aber aus Gewohnheit warf ich einen Blick auf das Neurointerface und sah, dass wir uns mitten in einem Subraumsprung befanden.

    „Wohin fliegen wir?", fragte ich und zog mir schnell den rot-metallisch-grauen Overall an.

    Es war nicht so, dass ich mich schämte, vor Shandine nackt zu sein, aber es war kühl in der Kabine. Offenbar sparten sie an den Energiekosten für die Lebenserhaltungssysteme. Ich konnte sogar meinen Atem sehen. Hier drin war es wie in einem Kühlschrank, als würden sie das Flaggschiff zum Transport von Gefrierfleisch benutzen.

    „Im Augenblick sind wir im Gebiet der Union, erklärte Shandine. „Aber wir sind auf dem Weg zu den Molybdänminen, um eine Art Industriewaffe zu holen. Wenn wir erfolgreich sind und mit der Ladung zurückkommen, haben sie uns versprochen, uns ein Reparaturschiff zu geben. Wir brauchen dringend eines und die Station konnte uns erst kürzlich entbehren. Alle anderen sind in der Basis.

    „Das heißt also, Ljubomirs Plan hat funktioniert?" Das waren tolle Neuigkeiten!

    „Ja. Shandine nickte säuerlich. „Aber nicht ohne Probleme ... Sag mal, warum bist du in einem so entscheidenden Moment verschwunden? Wir haben dich so sehr vermisst!

    „Das ist eine lange Geschichte."

    „Wir dachten schon, die kleine Elvira und du hättet geheiratet! Wo ist sie übrigens? Sag nicht, du wüsstest es nicht. Sie hat ausgeplaudert, dass du bei ihr wohnst. Dann seid ihr beide gleichzeitig verschwunden ... Ich habe ihre Kapsel auch hier, wie du sehen kannst. Obwohl ich sie eigentlich über Bord werfen wollte."

    Sie deutet auf eine einsame Kapsel in der Ecke. Ich spürte einen Kloß im Hals, konnte aber relativ ruhig sagen: „Sie wird nicht mitkommen."

    „Verdammt, diese jungen Leute sind so unzuverlässig, beschwerte Shandine sich. „Aber ist alles in Ordnung? Du siehst irgendwie verärgert aus.

    „Im Grunde genommen ... geht es mir gut. Ich bemühte mich, lässig zu wirken, und zuckte sogar mit den Schultern. „Ich erzähle es dir später, okay?

    „Wie du willst. Aber wenn sie der Grund ist, warum du auf Sauftour gegangen bist, dann werde ich sie persönlich dafür bezahlen lassen!"

    „Sauftour?", fragte ich. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden hatte.

    „Erzähl mir nicht, dass du dein Passwort vergessen hast, Cooldwon! Bumtastic sagte, du wärst auf einem Saufgelage und ich solle dich in Ruhe lassen. Niemand wüsste, ob und wann du zurückkommst."

    „Und du hast ihm geglaubt?"

    „Na ja, zuerst nicht, aber je mehr Zeit verging ... Und er beharrte darauf, es zu wissen ..."

    „Shandine!"

    „Okay, okay ... ich verstehe. Du hattest ein paar ernste Probleme, um die du dich kümmern musstest. Da bin ich mir sicher. Sieh mich nicht so an. Du bringst mich noch dazu, dass ich zurück in den Respawn will."

    „So ist es schon besser. Mit unserem geliebten Anführer werde ich später reden. Unter vier Augen."

    „Sei nicht zu hart zu ihm. Wenn jemand auf diese Weise verschwindet, wird er normalerweise aus dem Clan ausgeschlossen. Und das schon für eine viel kürzere Abwesenheit. Natürlich seid ihr Partner und so weiter, aber du musst verstehen, wie das läuft. Du hast dich einfach abgemeldet, um ein Nickerchen zu machen, und im nächsten Moment standen wir ohne Anführer da."

    „Stimmt, das ist ganz allein meine Schuld, gab ich zu. „Und was ist auf der Station los?

    „Es ist ein Chaos, sagte Shandine fröhlich und hob die Hände. „Während des Übergangs ist praktisch alles zusammengebrochen und wir halten es mit Klebeband und Versprechungen zusammen. So ziemlich jeder Noob in den Grenzlanden hält es nun für seine heilige Pflicht, uns in den Hintern zu treten, wenn er uns begegnet. Wir mussten Talvro verlassen und unsere Gebiete stehen jetzt unter einer ständigen Blockade. Jedes Mal, wenn wir uns hinauswagen, geraten wir in einen Kampf. Sie haben das Wrack schon mehrmals angegriffen und uns fast zertrampelt. Es gibt auch einen weiteren aufsteigenden Clan am Außenposten. Sie nennen sich die Soul Reapers — Seelenschinder. Stell dir vor, sie haben einen stellvertretenden Clanführer, der Azazel heißt. Erinnerst du dich an ihn?

    „Ja, natürlich. Er hat versucht, mich zu rekrutieren, damit ich mich ihnen anschließe."

    „Ja, sie sind mit mehr als zwei Dutzend Schiffen mit einem Knall eingeflogen. Ihr Flaggschiff ist ein massiv bewaffneter linearer Zerstörer. Er hat eine Reihe von Pro-SOS-Korvetten über das ganze System verstreut. Die BadaBoomWatch haben sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Schiffen verfolgt. Seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen. Nur dank des Showdowns zwischen diesen Jungs konnten wir durchhalten, als es hart auf hart kam. Früher oder später werden die Soul Reapers jedoch mit den Vorbereitungen fertig sein und dann werden sie es auf uns abgesehen haben. In der Zwischenzeit bauen sie ihre Ressourcen aus, werden stärker und setzen Pro-SOS unter Druck, während wir derzeit nicht einmal auf Zehenspitzen in den Lebensmittelladen gehen können, ohne eine Ohrfeige zu bekommen."

    „Sieht so aus, als ob sie sich darauf vorbereiten, es uns richtig zu zeigen", sagte ich.

    „Die Basis selbst ist ein Saustall, fuhr Shandine fort. „Die K'Vongi-Hochburg, von der die vollbusige Frau auf der Suche so geschwärmt hat, ist in Wirklichkeit ein großes Recyclingzentrum. Das ist das erste Mal, dass ich so etwas auf einer solchen Plattform sehe. Wie dem auch sei, wir haben jetzt eine verdammte Abfallverwertungsanlage, Cooldwon! Keine Waffensysteme, keine normalen Verteidigungsmöglichkeiten — wirklich toll!

    „Haben einige der K'Vongi überlebt?"

    „Ja, sieben von ihnen, antwortete die Späherin mit gespieltem Stolz. „Nur müssen sie noch ihren Ruf aufpolieren, um sich Freunde zu machen. Sie haben uns erlaubt, uns in leeren Abteilungen niederzulassen, aber das ist auch schon alles. Sie wollen mit niemandem kommunizieren, bis wir die Wrackteile eingesammelt haben. Das Gute an der ganzen Sache ist, dass sich uns mehrere freie Spieler angeschlossen haben, die ernsthaft an diesem Rennen interessiert sind. Sie wollen dieses Abenteuer mithilfe unserer NPCs vorantreiben, in der Hoffnung, die Zivilisation wiederzubeleben. Das Einzige, worum sie bitten, ist, dass das heilige Recyclingzentrum repariert wird.

    „Braucht ihr deshalb dieses Reparaturschiff?", fragte ich.

    Wir brauchen es, Cooldwon, korrigierte Shandine mich. „Das sind auch deine Probleme. Gewöhn dich daran!, sagte sie und fuhr fort: „Wir wurden also eingekreist und sind nur knapp durchgekommen. Wir hatten nur noch ein Viertel unserer Kraft. Wir werden selbst Reparaturen brauchen."

    Während Shandine mich weiter aufklärte, trudelte der Rest der Besatzung ein. Bumtastic konnte für dieses Abenteuer nicht viele Leute entbehren. Der Basis fehlte es jämmerlich an Personal. Wir brauchten auch dringend Leute für die Bewachung des Geländes, den Abbau von Ressourcen und die Besetzung der Station, wo bereits drei Späher entdeckt worden waren. Und so hatten wir weder Velion noch Ophidian dabei.

    Für die Muskeln hatten wir Krokot und Happenstance, die mich freudig begrüßten und sich beeilten, mir mitzuteilen, was sie über die Ereignisse wussten. Bei ihnen war ein weiterer Schwertmeister, Othlant, der zu den K'Vongi gehörte, die sich den Slasherz angeschlossen hatten, um eines Tages mit ihren Vorgängern zu kommunizieren. Es gab weniger als hundert K'Vongi-NPCs in unserer Galaxie, also konnte jeder die Anziehungskraft verstehen.

    Er war auf Level 300 und verfügte über eine enorme Beweglichkeit und Ausdauer, sodass er als Kämpfer wahrscheinlich eine echte Bereicherung wäre. Das würde sich in der ersten Schlacht zeigen. Aber das war es dann auch schon mit den Kämpfern. Ein junger Spieler mit einem langen, schwer auszusprechenden Namen, den ich mir nicht merken konnte, war unser neuer Techniker. Wahrscheinlich ein Schüler, der in seiner Freizeit spielte. Ihm fehlte es an Erfahrung, er hatte noch nicht einmal Level 100 erreicht. In der Zwischenzeit sprühte sein manueller Droide plötzlich Funken und rannte gegen die Wände. Außerdem hatten wir Sitar, einen Planetengeologen, dessen potenzieller Beitrag bisher nur schwer zu erahnen war, und meinen alten Freund Robofott, den Xenobiologen.

    Es sah so aus, als würde ich mit einer mehr oder weniger entbehrlichen Crew festsitzen. Der Orthorion war normalerweise mit irgendeinem akademischen Hokuspokus beschäftigt und wir würden wohl kaum einen Mediziner aus ihm machen können. Wahrscheinlich war das der Grund, warum er noch nie in einer Kampfgruppe gewesen war und sich auf den Außenposten beschränkt hatte, um sich vom Kampfgeschehen fernzuhalten, bis die Kämpfe vorbei waren.

    „Cooldwon, wie schön, dich zu sehen!", sagte Robofott und umarmte mich. Ich war froh, dass er das Feingefühl hatte, mich nicht vor allen zu fragen, wo zum Teufel ich gewesen war. Zweifellos lag das daran, dass er einer der wenigen war, die etwas über mein wirkliches Leben wussten. Deshalb war er auch so erleichtert, vermutete ich. Als ich ihn in seiner außerirdischen Gestalt sah, wurde mir klar, wie sehr ich das alles vermisst hatte. Ich war wohl endlich auch zu einem Spielsüchtigen geworden ...

    Die letzte in der verkleinerten Mannschaft war Diana, die sich endlich einen neuen Spielernamen zugelegt hatte. Sie war jetzt Diagonal69. Ein neuer Name, aber derselbe alte Sarkasmus.

    „Wow! Der verlorene Kommandant ist wieder an Bord!, hörte ich sie durch die Sprechanlage. „Wie waren die Flitterwochen?

    „Ich musste mich um einige Dinge kümmern. Dringend."

    „Wichtiger als deine große Mission, die wir gerade noch so über Wasser halten konnten?"

    „Bissig wie immer, wie ich sehe, brummte ich. „Es ist schon eine Weile her, dass du ohne mich geflogen bist ...

    „Wie wahr, sagte sie mit einem spöttischen Seufzen. „Wenn etwas passiert, wissen wir jetzt immerhin, dass wir ohne dich auskommen können. Weißt du eigentlich noch, wie man fliegt?

    „Das muss ich vielleicht."

    „Wir wären womöglich besser dran, wenn du wieder verschwinden würdest", maulte Diana und schaltete die Verbindung ab.

    Dieser mehr oder weniger

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