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SCHWERPUNKT: LEITBILDER _WIR BANK

Gutes Geld für kleine Firmen

In der Schweiz gibt es zwei Währungen.


Den Franken, den jeder kennt.
Und daneben seit 70 Jahren den WIR.

WIE, DAS WUSSTEN SIE NICHT?

Text: Elisabeth C. Gründler Foto: Marvin Zilm

• Als das Unternehmen zwei Jahre alt war, befand die Eidgenössi- risch gelegen auf halber Höhe des Käferberges, in einer soliden
sche Bankenkommission, dass es eine Bank sei, die ihrer Aufsicht Wohngegend, in die sich kaum Touristen verirren. An seiner Tür
unterstehe. 62 Jahre später beschloss das Unternehmen seine klebt neben den bekannten Kreditkartenzeichen auch das WIR-
Banknatur auch im Firmennamen deutlich zu machen – deshalb Logo – im Schlössli können WIR-Teilnehmer ihre Rechnung zu
heißt das, was 1934 als „WIR Wirtschaftsring-Genossenschaft“ hundert Prozent in WIR begleichen, wobei ein WIR einem Fran-
zur Welt kam, seit 1998 „WIR Bank“. Im Alter von 66 Jahren ken entspricht. „Das bringt mir mehr Umsatz“, erklärt Tekaia
hängte das Unternehmen schließlich sein erstes Plakat aus und überzeugt. Sonntag und Montag hat er sonst Ruhetage, aber
machte damit seine neue Ausrichtung öffentlich: Seit 2000 kann diese Woche richtete er an diesen Tagen zwei große Geschäfts-
jeder in der Schweiz tätige Arbeitnehmer seine Schweizer Fran- essen aus – die Gäste zahlten zu hundert Prozent in WIR.
ken auf die WIR Bank tragen. Tekaia bezahlt mit den WIR-Einnahmen nicht nur seine
66 Jahre lang war bei der Bank, die exklusiv für kleine und Gewerbemiete, sondern auch seinen Fleischer und seinen Wein-
mittlere Unternehmen (KMU) tätig war, der Franken ein Neben- händler. Wenn er etwas braucht, Sonnenschirme, Tischdecken,
aspekt im Geschäftsprozess gewesen. Denn das Unternehmen Dekoration oder auch einen neuen PC, eine Telefonanlage, ein
verfügte über eine eigene Währung, exklusiv gültig in der Schweiz Auto, eine Versicherung, schaut er zuerst ins WIR-Branchenver-
und zugänglich nur für KMU und ihre Mitarbeiter: den WIR. zeichnis und prüft die Angebote der anderen Teilnehmer.
Werbung war dafür 66 Jahre lang nicht nötig: Wer das System Grundsätzlich soll der WIR den Franken nicht ersetzen – in
verstanden hatte, nutzte es und empfahl es gern weiter – je mehr der Regel wird nur ein Teil der Rechnung in WIR beglichen. Im
Geschäftspartner die WIR-Währung akzeptierten und ganz oder ersten Jahr seiner Mitgliedschaft hatte Tekaia ein stilles WIR-
teilweise ihre Leistungen darin verrechneten, umso besser war es Konto. Damit brauchte er seine Mitgliedschaft bei der WIR Bank
für den Einzelnen und für alle. Das ist bis heute so. nur gegenüber von ihm ausgewählten Geschäftspartnern offen zu
Zum Beispiel Chiheb Tekaia. Der gelernte Koch hat vor zwei legen und lediglich 30 Prozent WIR auf die ersten 2000 Franken
Jahren das Restaurant „Schlössli“ in Zürich übernommen, male- einer Rechnung zu akzeptieren. Dafür musste er allerdings 3

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Chiheb Tekaia, Betreiber des Restaurants „Schlössli“ in Zürich und WIR-Nutzer

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1934 ging es denen dramatisch schlecht: Die Weltwirtschafts-


krise hatte in der Schweiz ihren Höhepunkt erreicht, als in Basel
16 Geschäftsleute beschlossen, in Zukunft untereinander bargeld-
los zu handeln. Sie gründeten die WIR Wirtschaftsring-Genossen-
schaft, deren Grundidee sich an den Theorien des deutsch-argen-
tinischen Kaufmann Silvio Gesell (1862–1930) orientierte. Für den
Begründer der Freigeldtheorie war der Zins die Ursache allen
Übels. Dagegen sollte ein Schwundgeld, das durch Nicht-Gebrauch
an Wert verlor, angeschlagene Wirtschaftskreisläufe wieder in
Schwung bringen. Aus diesem Gedanken resultierte auch das
1932 gestartete und bisher wohl erfolgreichste Geldexperiment
im österreichischen Wörgl (siehe brand eins 09/2003).
Das Gründungskapital der WIR-Genossenschaft betrug nur
42 000 Franken, doch bereits ein Jahr später zählte die Genossen-
schaft 3000 Mitglieder, deren Umsatz in WIR die Millionengrenze
überstieg. Die Guthaben entsprachen etwa einem Zehntel davon.
Die WIR-Weihnachtsausstellung 1935 in Zürich lockte 30 000
Besucher an, WIR-Marken im Wert von fünf und zehn Rappen
sowie WIR-Verrechnungsscheine über ein und fünf Franken zir-
kulierten als Bargeldersatz. Doch die Blase fiel so schnell in sich
zusammen, wie sie entstanden war: Zahlreiche WIR-Kredite, zins-
frei nach der Freigeldlehre, platzten – die Genossenschafter und
Neu-Banker hatten zu wenig auf Sicherheiten geachtet. Als die
Wirtschaft wieder boomte, weil der Zweite Weltkrieg die Nachfra-
ge angekurbelt hatte, ließ die Notwendigkeit zur Selbsthilfe nach
und die Mitgliedschaft verlor an Attraktivität. 1944 war der WIR-
Luzius Hartmann, Filialleiter der WIR-Filiale in Zürich Umsatz auf ein Minimum geschrumpft.

Die WIR-Genossenschaft wandelt sich:


höhere Gebühren zahlen. Seit Chiheb Tekaia ein offizielles Konto Aus einem Freigeld-Verein wird eine solide Kreditanstalt
bei der WIR Bank führt, steht er im WIR-Branchenverzeichnis
und hat offiziell festgelegt, wie viel WIR er pro Rechnung akzep- Das hätte das Ende des Experiments sein können. Doch ein klei-
tiert – mehr ist Verhandlungssache. Restaurants, die im WIR-Ver- nes Häuflein Genossen rettete den Selbsthilfegedanken und die
zeichnis stehen, haben vor allem einen Wettbewerbsvorteil bei Freigeldtheorie in die Nachkriegszeit. Die Richtung dafür gab die
Geschäftsleuten, die ebenfalls WIR nutzen und ausgeben wollen Eidgenössische Bankenkommission vor, die immer der Meinung
– platzieren heißt das im Fachjargon. gewesen war, die Genossenschaft sei eine normale Bank, die kauf-
Schweizer Mittelständler und Einzelunternehmer geschäften, männische und bankenübliche Grundsätze einzuhalten habe. Dem
wie es auf Schweizerisch heißt, mit ihresgleichen – dieser Gedan- stimmten nun auch viele Genossen zu. So wurde 1952 die Frei-
ke der solidarischen Selbsthilfe stand Pate bei der Gründung der geldlehre über Bord geworfen und die Verzinsung des Genossen-
WIR Wirtschaftsring-Genossenschaft. Die Organisation ist ein schaftskapitals in Franken eingeführt – damit war die Basis für eine
Ausdruck eidgenössischer Kultur, Verantwortung für die eigenen solide Kreditvergabe gelegt. Die verbliebenen Anhänger des Frei-
Angelegenheiten zu übernehmen, eine Haltung, die auch für die gelds verließen die WIR Wirtschaftsring-Genossenschaft, grün-
in der Schweiz so beliebten Volksentscheide verantwortlich ist. deten eine neue Organisation – und scheiterten.
Am solidarischen Kerngedanken wurde stets festgehalten: Bis Das vom freiwirtschaftlichen Ballast befreite Ausgangssystem
heute bietet die WIR Bank nur Mittelständlern ihr Kernprodukt dagegen gewann an Fahrt und wuchs unaufhörlich. 1954 wurde
an: Äußerst günstige Kredite, die es unter bestimmten Bedingun- der Status des stillen Teilnehmers eingeführt. Ursprünglich war
gen fast zum Nulltarif gibt. Und im Aufsichtsrat der WIR Bank er als Probezeit für neue Mitglieder gedacht, doch er entpuppte
sitzen ausschließlich mittelständische Unternehmer, die dafür sich als wachstumsträchtiges Marktsegment. 1958, fast ein Vier-
sorgen, dass das so bleibt. WIR, das sind zuerst mal Schweizer teljahrhundert nach der Gründung, formulierten die Genossen
Firmen, in denen bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigt sind. als Leitbild die „Solidarität des gewerblichen Mittelstandes durch

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Bindung seiner Kaufkraft“. Im gleichen Jahr erreichte der Umsatz nahmen in WIR und kann seinen Geschäftspartnern anbieten, zu
50 Millionen WIR, 1964 verdoppelte er sich auf 100 Millionen. großen Anteilen in WIR zu bezahlen.
Ähnlich erfolgreich ging es in den folgenden drei Jahrzehnten „WIR-Geld ist erklärungsbedürftiges Geld“, unterstreicht
weiter: Ohne jegliche Werbung überschritt der Umsatz 1991 die Luzius Hartmann, Filialleiter in Zürich. Der Diplomingenieur und
Zwei-Milliarden-Grenze. Betriebswirt arbeitet seit sieben Jahren als WIR-Banker, vorher
Welche Vorteile hat ein Unternehmer, wenn er Geschäfte in war er im Maschinenbau tätig, zuletzt in einem mittelständischen
WIR macht? Was bringt etwa einen Hausbesitzer dazu, eine Unternehmen mit 70 Mitarbeitern. Dort hat er Erfahrungen mit
Gewerbemiete in WIR zu akzeptieren, wenn für ihn, wie für alle der Alternativ-Währung gesammelt. „Erst jetzt weiß ich, was ich
Bürger, Steuern, Abgaben, Strom, Wasser und Entsorgung, eben damals alles falsch gemacht habe“, sagt er lachend. Schwerpunkte
alle Rechnungen der öffentlichen Hand in Franken fällig sind? aller Filialmitarbeiter sind folgerichtig die Beratung und der
Das Geheimnis liegt im Kreditsystem: Angenommen, ein Haus Außendienst. Workshops für Unternehmer über die Möglichkei-
kostet eine Million Franken und der Käufer besitzt 20 Prozent der ten der Zweitwährung machen einen guten Teil der Arbeitszeit
Summe. Dann kann er als Mitglied der Genossenschaft von der aller WIR-Banker aus.
WIR Bank zwei Hypotheken aufnehmen: 400 000 WIR und „WIR-Geld ist immer Chefsache“, erklärt er den ehemaligen
400 000 Franken. Der Franken-Kredit ist zurzeit mit 3,25 Prozent Kollegen. Dieses Geld muss ausgegeben werden, nur dann ist es
zu verzinsen, die WIR-Hypothek kostet dagegen nur 1,75 Pro- so wertvoll wie Franken, denn WIR-Guthaben bringen keine
zent, ist dafür aber ausschließlich in WIR rückzahlbar. Die gesamte Zinsen. Im Gegensatz zum Franken ist der WIR ein reines Zah-
Zinsbelastung des Hauseigentümers liegt damit weit unter dem lungs-, kein Wertaufbewahrungsmittel. Dies ist ein wichtiges Ele-
marktüblichen Zins – das ist ein guter Grund, zur WIR Bank zu ment, das aus der Freigeldlehre geblieben ist und dazu beiträgt,
gehen. Da der Hauseigentümer seine WIR-Hypothek aber in den Kreislauf in Schwung zu halten: WIR-Kredite kosten, doch
WIR zurückzahlen muss, braucht er entsprechende Einnahmen WIR-Guthaben werden nicht verzinst. Ein Unternehmer hat also
und deshalb im Normalfall einen Mieter, der seine Miete auch in Interesse daran, sein WIR-Guthaben schnell auszugeben. Ein
WIR zahlt. Der wiederum hat nun ebenfalls einen Bedarf an Ein- Umtausch in Franken ist satzungsgemäß verboten. 3

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Süddeutsche Zeitung

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warum das zumeist mittelständisch strukturierte Baugewerbe den


größten Anteil der WIR-Teilnehmer stellt. Auch für das Hand-
werk, den Groß- und Einzelhandel, die gewerbliche Produktion
und das Gastgewerbe ist die WIR-Verrechnung interessant.
Der Vorteil ist offensichtlich: Ein Geschäftsmann, der zum
Beispiel beim Autokauf WIR platzieren möchte, wird mit genau
dem Händler ins Geschäft kommen, bei dem er einen Teil der
Summe in der Genossenschaftswährung begleichen kann. Der
Autohändler erzielt dadurch aber auch einen Mehrumsatz in Fran-
ken – denn der größte Teil des Geschäftes wird in der National-
währung abgewickelt – seinem Mitbewerber, der ausschließlich
in Franken handelt, entgeht dieser Umsatz. Das versucht Luzius
Hartmann immer wieder seinen Kreditnehmern nahe zu bringen:
Wer einen WIR-Kredit zurückzahlt und sich dafür um WIR-
Einnahmen kümmert, kann zusätzliche Geschäfte in Franken
machen und so seinen Franken-Kredit bei der WIR Bank eben-
falls leichter bedienen.

Die WIR-Genossenschaft wandelt sich ein zweites Mal:


Aus einer Mittelstands-Selbsthilfe-Anstalt wird eine Bank

Den kombinierten WIR-/Franken-Kredit gibt es erst seit wenigen


Jahren. Er ist Teil einer Strategie der Öffnung und Diversifikation
der Bank, die zu Beginn der Neunziger unter der Führung von
Karl Baumgartner entwickelt wurde. 1992/93 wurden für acht
Millionen Franken neue Stammanteile ausgegeben, wodurch die
Peter Epting, Schreiner und WIR-Mitglied in der dritten Generation Bank eine neue Kapitalbasis erhielt. Die Stammanteile wurden an
einer internen Börse gehandelt, ein 100-Franken-Stammanteil ist
heute 800 Franken wert. 1998 konnten die WIR-Mitglieder zum
Der WIR läuft nicht in bar um, er ist reines Buchgeld: ersten Mal Franken bei ihrer Bank sparen, nach und nach wurden
Zahlungen laufen über Buchungsaufträge, die WIR-Karte und weitere Anlageprodukte, etwa für die Altersvorsorge, angeboten.
andere Formen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Die WIR- Die WIR-Genossenschaft akzeptierte endlich ihre Rolle als Bank
Karte funktioniert auch für den Franken, an den der WIR wert- und machte dies mit ihrem Namenswechsel deutlich.
mäßig eins zu eins gekoppelt ist – er ist damit ebenso gut und Seit dem Jahr 2000 kann jeder Schweizer ein normales Spar-
solide wie die Staatswährung. Das war aber nicht immer so. Bis und ein verzinstes Girokonto bei der WIR Bank führen. Und am
in die siebziger Jahre wurde der Handel mit WIR geduldet. Auf 26. Mai 2004 trennte sich die Generalversammlung mehrheitlich
einem inoffiziellen Markt konnten größere Mengen WIR mit von einer weiteren heiligen Kuh. Ab sofort dürfen auch WIR-
Abschlag in Franken umgetauscht werden. 1973 war damit Bank-Kunden, die nicht in WIR handeln, sondern ausschließlich
Schluss. Die Genossen wollten das Image der minderwertigen in Franken, Stammanteile erwerben.
Zweitwährung nicht länger dulden. Wer heute WIR nicht eins Auf die Frage, warum die WIR Bank günstigere Kredite
zu eins bewertet, fliegt aus der Gemeinschaft. geben kann als andere Banken, verweist Luzius Hartmann auf
Der WIR ist nicht nur eine Möglichkeit, sich zusätzliche zwei Gründe: das Leitbild und die schlanke Organisation. 190 Mit-
Liquidität zu beschaffen, sondern auch ein Marketing-Instrument. arbeiter bedienen in der Zentrale in Basel und den sieben Filialen
Das kann er allerdings nur sein, solange er eine gewisse Exklu- etwa 80 000 Kunden in der gesamten Schweiz. Da die Genossen-
sivität hat und nicht alle Marktteilnehmer damit handeln. Wofür schaft 60 Jahre lang ein einziges Produkt gehandelt hat, musste
allerdings schon die Satzung sorgt, die Großunternehmen und die sie sich nie um ein aufwändiges Filialnetz kümmern und machte
öffentliche Hand ausschließt. Nur Schweizer Mittelständler haben gleich den Sprung ins Telefon- und Electronic Banking. Außer-
überhaupt Zugriff auf die Währung – und ein Viertel von ihnen, dem bleibt der Selbsthilfegedanke auch nach der Öffnung zum
rund 60 000, handelt tatsächlich mit ihr. Vorteile hat vor allem, Franken-Markt der Kern des Leitbildes. „Wir optimieren unsere
wer hauptsächlich auf dem Inlandsmarkt agiert. Das ist ein Grund, Gewinne, wir müssen sie nicht maximieren wie die übrigen Ban-

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ken“, betont Hartmann. „Die Zinsen für WIR-Kredite sind des- oder gar bevormundet. Auf der anderen Seite akzeptieren einige
halb so niedrig, weil wir Kredite nicht refinanzieren müssen – die Firmen bei der Bezahlung von Rechnungen inzwischen nur noch
WIR Bank kann die WIR-Geldmenge selbst definieren.“ ungern hohe WIR-Anteile – und wenn, dann vor allem, um Kun-
Um in einer Situation anhaltend schwacher Konjunktur, die den zu halten. Das kann aber im Einzelfall zu Liquiditäts-Eng-
auch in der Schweiz allenthalben spürbar ist, Wachstumsimpulse pässen führen, denn Löhne und Gehälter müssen in Franken aus-
zu geben, bietet das Unternehmen seinen Kunden zurzeit Inves- gezahlt werden, das ist gesetzlich vorgeschrieben.
titionskredite zu einem Prozent Zinsen in den ersten drei Jahren Erschwerend kommt hinzu, dass das Wachstum des WIR-
an. Peter Epting, Zürcher Schreinermeister mit zwölf Mitarbeitern Geschäfts mit seinen günstigen Krediten stets an die Baukon-
und WIR-Teilnehmer in der dritten Generation, wird einen in An- junktur gebunden war – und die ist auch in der Schweiz schwach.
spruch nehmen, um in seine Werkstatt zu investieren. Etwa drei Die Bank ist trotzdem weiter gewachsen, aber vor allem durch
Viertel seiner Lieferanten akzeptieren die Währung – man spricht Franken-Kredite: Während das Geschäft mit dem WIR seit Jah-
auch von der WIR-Familie. ren stagniert, ist die Kreditsumme in der Landeswährung auf
Die WIR-Gewerbetreibenden sind als rechtlich selbstständige 850 Millionen Franken gestiegen und hat damit die WIR-Summe
Vereine in regionalen Gruppen organisiert. Im Bereich der Zür- überholt. Gleichzeitig hat sich im Internet ein Graumarkt für WIR
cher WIR-Filiale gibt es vier, Epting ist im Vorstand der Zürcher entwickelt, den die Bank einzudämmen versucht, der aber nicht
Gruppe. Man trifft sich, tauscht sich aus, organisiert Ausflüge und illegal ist. Dort gibt es die Parallelwährung bis zu 30 Prozent bil-
Fortbildungen. Alljährlich im November findet die Zürcher WIR- liger als auf dem offiziellen Markt, was einer inoffiziellen Abwer-
Messe statt, eine Verkaufsmesse, die für alle offen ist und auf der tung des WIR gegenüber dem Franken gleichkommt.
selbstverständlich auch in Franken gezahlt werden darf. Aber so ist das eben in der Krise: Solidarität entsteht nicht von
Also alles gut im WIR-Land? Nicht ganz. Denn das WIR- selbst, man muss sie wollen. Ob die Schweizer genug Interesse
System hat auch seine Schwächen. Eine galt lange als eine seiner an ihr haben, wird sich auch in der Zukunft des WIR zeigen. -
Stärken: die Exklusivität. So mancher WIR-Käufer fühlt sich von
der begrenzten Auswahl an Anbietern zunehmend eingeschränkt www.wirbank.ch

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