KURZE EINFÜHRUNG IN DIE ALTGRIECHISCHE GRAMMATIK 1

DAS GRIECHISCHE ALPHABET

Großbuchstaben Kleinbuchstabe
Schlussform Name Aussprache Transliteration
(Majuskel) (Minuskel)

A a Alpha a a

B b Bēta b b

G g Gamma g g

D d Delta d d

E e Epsilon kurzes e e

Z z Zēta ds z

H h Eta langes e ē

Q q Thēta th (wie engl.) th

I i Iōta i i

K k Kappa k k

L l Lambda l l

M m My m m

N n Ny n n

X x Xi ks x

O o Omikron kurzes o o

P p Pi p p

R r Rhō r r

S s " Sigma s s

T t Tau t t

U u Ypsilon y/ü y

F f Phi f ph

C c Chi ch ch

Y y Psi ps ps

W w Omega langes o ō
• g wird vor k, g, c, x wie ein nasales "n" ausgesprochen.
• s wird vor anderen Konsonanten immer extra ausgesprochen.
• Vokale am Anfang eines Wortes tragen ein Hauchzeichen (spiritus). Das rauhe Hauchzeichen
(" "J = spiritus asper) wird wie ein "h" ausgesprochen. Das sanfte Hauchzeichen (" "j = spiritus
lenis) wird nicht ausgesprochen. r trägt am Wortanfang einen spiritus asper.
• Der Apostroph (" *") am Ende eines Wortes zeigt an, dass ein Vokal verschluckt wurde.
• Es gibt drei Akzentzeichen: den Akut (" "v ), den Gravis (" "V ) und den Zirkumflex (" "' ).

© 2004 Hagen Laube. Dieses Material steht bei www.2felsfrei.de zum Download zur Verfügung.
 KURZE EINFÜHRUNG IN DIE ALTGRIECHISCHE GRAMMATIK
A. SATZLEHRE
• Subjekt und Prädikat stimmen in Genus
(Geschlecht) und Numerus (Zahl) überein.
• Ausnahme ist ein Subjekt im Neutrum
Plural. Es wird von einem Prädikat in der
dritten Person Singular begleitet.
• Objekte, die am Satzanfang stehen, sind oft
(aber nicht immer) betont.
z.B. panta poieite chōris gongysmōn = "Tut alles
ohne Murren!"
• Punkt (".") und Komma (",") werden wie im
Deutschen verwendet. Der Hochpunkt (":")
ersetzt das deutsche Semikolon und den
Doppelpunkt. Das griechische Semikolon
(";") hat wiederum die Funktion eines
Fragezeichens.
B. SUBSTANTIV
1. Kasus
(a) Akkusativ
Beschreibt
2 das direkte Objekt
2 die Ausdehnung in Raum und Zeit (auf
die Frage wie weit? wie lange?)
2 die nähere Beziehung oder
Beschränkung einer Sache (auf die
Frage in welcher Beziehung?)
(b) Dativ
Beschreibt das indirekte Objekt, z.B.:
2 die beteiligte Person oder Sache
2 das Mittel oder Werkzeug
2 die Ursache
2 die Art und Weise
(c) Genitiv
Beschreibt insbesondere den Bereich zu
dem etwas gehört oder dessen
Ausgangspunkt, z.B.
2 den Besitzer einer Sache
z.B. ho amnos tou theou = "das Lamm Gottes"
(d.h., "das Lamm, das Gott gehört"; Jh 1,29)
2 den Inhalt einer Sache oder das
Material aus dem sie gemacht ist
z.B. potērion hydatos = ein Becher Wasser
2 die Eigenschaft einer Sache
z.B. kardia ponēra apistias = (wörtl.) "ein böses
Herz des Unglaubens" (Heb 3,12) meint "ein
böses, ungläubiges Herz"
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2
logois tēs charitos = (wörtl.) "mit Worten der
Gnade" (Lk 4,22) meint "mit gnädigen
Worten"
2 eine Gesamtheit von der etwas ein Teil
ist
z.B. hoi loipoi tōn anthrōpōn = "der Rest der
Männer" (Lk 18,11)
2 das Subjekt eines (Aktions-)
Substantives
z.B. hē epithymia tēs sarkos = "die Lust des
Fleisches" (1Jh 2,16) könnte sowohl "die
Lust auf das Fleisch" als auch "die Lust, die
das Fleisch hat" bedeuten. Im
Zusammenhang von 1Jh 2 ist offensichtlich
letzteres gemeint.
2 das Objekt eines (Aktions-)
Substantives
z.B. zēlon theou echousin = (wörtl.) "sie haben
Eifer Gottes" bedeutet hier "sie haben Eifer
für Gott"
tou pneumatos blasphēmia = "die Lästerung
des Geistes" (Mt 12,31) besagt natürlich
nicht, das der Geist lästert, sondern das
jemand den Geist verlästert.
Die Bedeutung des Genitivs ist sehr oft
abhängig vom Zusammenhang. Daher
lässt sie sich nicht immer völlig eindeutig
bestimmen.
z.B. apokalypsis Iēsou Christou = "Offenbarung Jesu
Christi" (Offb 1,1) könnte bedeuten:
"Offenbarung von Jesus Christus" (d.h., was Er
geoffenbart hat) oder "Offenbarung über Jesus
Christus".
"Dem aber, der euch zu stärken vermag nach
meinem Evangelium und der Predigt von Jesus
Christus…" (Röm 16,25) könnte sich auf das,
was Jesus gepredigt hat beziehen, oder auf das,
was über Ihn gepredigt wird.
Aufgrund dieser möglichen Mehrdeutigkeit
ist der Genitiv von besonderer exegetischer
Relevanz.
C. ARTIKEL
• Es gibt keinen unbestimmten Artikel (ein,
eine, usw.).
• Im Gegensatz zum Deutschen wird der
griechische Artikel u.a. auch verwendet im
Zusammenhang mit:
2 Pronomen
2 Eigennamen
z.B. eipen pros ton Simōna = (wörtl.) "er sagte zu
dem Simon"
2 Infinitiven
 KURZE EINFÜHRUNG IN DIE ALTGRIECHISCHE GRAMMATIK
• Im Griechischen wird der bestimmte Artikel
oft weggelassen, wenn zu dem Substantiv
eine Präposition gehört.
z.B. en kosmō = "in der Welt"
D. ADJEKTIV
• Steht entweder zwischen Artikel und
Substantiv
z.B. ho agathos anthrōpos = (wörtl.) "der gute
Mensch"
• oder nach dem Substantiv und einem
wiederholten Artikel
z.B. ho anthrōpos ho agathos = (wörtl.) "der Mensch
der gute"
• Stimmt mit dem entsprechenden Substantiv
in Kasus, Genus und Numerus überein.
E. VERBEN
1. Zustandsformen
• Neben dem Aktiv und Passiv (wie im
Deutschen) gibt es im Griechischen ein
Medium, welches eine Handlung
bezeichnet, in der das Subjekt für sich oder
auf sich bezogen handelt.
z.B. paideuō = Ich erziehe (Aktiv)
paideuomai = Ich erziehe mir (Medium)
paideuomai = Ich werde erzogen (Passiv)
2. Die vier Modi
• Indikativ beschreibt die Wirklichkeit.
• Konjunktiv drückt ein Begehren oder eine
Erwartung aus, deren Zustandekommen
unsicher ist.
• Optativ drückt einen Wunsch oder eine
Möglichkeit aus. Die Wahrscheinlichkeit
des Zustandekommens ist geringer als
beim Konjunktiv. Der Optativ kommt im NT
weniger als 70 mal vor.
z.B. "wenn ihr auch leiden solltet" (1Petr 3,14)
• Imperativ drückt einen Befehl aus. Er kann
sowohl in der 2. als auch in der 3. Person
verwendet werden:
z.B. "Dein Reich komme!" (Imp. 3. Pers.)
3. Das Partizip
• Kommt sehr häufig vor und ist dadurch ein
charakteristisches Merkmal der
griechischen Sprache.
z.B. Lk 9,1 (wörtl.): "Die Zwölf zusammengerufen
habend, gab er ihnen Kraft und Vollmacht…."
Offb 3,13 (wörtl.): "der Hörende sage: Komm!
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3
und der Dürstende komme, der Wollende
empfange Wasser des Lebens umsonst!"
• Kann u.a. als Substantiv, Adverb, Adjektiv
oder Imperativ verwendet werden.
4. Der Infinitiv
• Hat mehr Verwendungsformen als im
Deutschen (z.B. als Substantiv mit Artikel).
Wird aber trotzdem meistens als Infinitiv
übersetzt.
5. Tempora
• Während im Deutschen die Tempora
hauptsächlich verwendet werden, um die
Zeitstufe auszudrücken (Wann geschieht
die Handlung?), ist dies im Griechischen
nur beim Indikativ der Fall. Die anderen
drei Modi (Konjunktiv, Optativ und
Imperativ) sowie Partizip und Infinitiv
drücken nur die Aktionsart aus (Wie
geschieht die Handlung?). Der Indikativ
beschreibt also als einziger Modus
Aktionsart und Zeitstufe.
(a) Präsens
2 Beschreibt normalerweise lineare
Aktionsart.
2 Drückt die Dauer, die Wiederholung
oder den Versuch einer Handlung aus.
2 Für geschichtliche Erzählungen, die sich
in der Vergangenheit abspielen, wird oft
der sog. erzählende Präsens
verwendet.
(b) Imperfekt
2 Kommt nur im Indikativ vor.
2 Beschreibt wie das Präsenz eine lineare
Aktionsart, die jedoch in der
Vergangenheit liegt.
(c) Aorist
2 punktuelle Aktionsart
2 Entweder drückt der Aorist den Beginn
oder den Abschluß einer Handlung aus,
oder er sieht die Handlung als Ganzes
ohne Bezug auf ihre Dauer.
(d) Perfekt
2 resultative Aktionsart
2 Drückt den durch die abgeschlossene
Handlung bewirkten und bis in die
Gegenwart andauernden Zustand aus.
(e) Plusquamperfekt
2 resultative Aktionsart
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2 Drückt den durch die abgeschlossene
Handlung bewirkten Zustand aus und
betont, dass er in der Vergangenheit
anhielt.
(f) Futur
2 Kommt nur im Indikativ vor.
2 Beschreibt die Zukunft ohne näher auf
die Art oder Dauer der Handlung
einzugehen.
F. LITERATURANGABEN
• Black, David Alan. It's Still Greek to Me.
Grand Rapids: Baker, 1998.
• MacDonald, William G. Greek Enchiridion.
Peabody: Hendrickson, 1986.
• Stock, Leo. Langenscheidts Kurzgrammatik
Altgriechisch. Berlin, München:
Langenscheidt, 1981.
• Zodhiates, Spiros. Elberfelder Studienbibel
mit Sprachschlüssel: Das Neue Testament.
Bearbeitet von Philippus Maier. Wuppertal,
Zürich: R. Brockhaus, 1994.
G. ANHANG: LESEÜBUNG ZUM LERNEN
DES ALPHABETS
Anmerkung: Der folgende deutsche Text wurde
mit griechischen Buchstaben notiert, um den
Leser mit dem griechischen Alphabet vertraut
zu machen.
Da es nicht für alle deutschen Buchstaben eine
griechische Entsprechung gibt, wurden
folgende Buchstaben auf mehrere Arten
verwendet:
• f steht für "f", "ph" und "pf" aber auch für
"w"
• u steht für "y" aber auch für "u"
• i steht für "i" aber auch für "j"
• sc steht für "sch"
• gg steht für "ng" (s.a. Seite 1)
• Ein "h" nach Vokalen wird nicht
wiedergegeben.
jAl" fir ijn *Ierusalhm ajnkamen, bhreiteten ujn"
die Ghscfisthr ejinen hJrzlicen Hmpfagg.
Gleic ajm naecsten Tag macte Paulu" eijnen
Besuc bei *Iakwbu". Fir giggen mit, ujnd ajuc
ajlle *Aeltesten der *Ierusalhmer Ghmeinde
fanden sic bei *Iakwbu" eijn. Paulu" gruesste
die Fhrsammelten ujnd gab dann eijnen
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aujsfuerlicen Berict uejber da", fa" Gwtt durc
seinen Dienst ujnter den Nictiuden ghtan aJtte.
Seine Zu-oJerer priesen Gwtt fuer ajlle", fa"
sie ejrfuren. Dann sagten sie zu Paulu": Du
siest, lieber Bruder, das" ajuc bei den *Iuden
Tausende zum Glauben ajn *Iesu" Cristu"
ghkwmmen sind, ujnd ajlle aJlten sic feiter-iJn
stregg an da" Gesetz de" Mwse. U * eber dic
iejdwc aJt man ijnen ejrzaelt, du fuerdest die
*Iuden, die ujnter den ajnderen Foelkern leben,
samt und swnder" zum *Abfall fon Mwse
aujffwrdern, ijndem du lhrst, sie muessten ijre
Soene nict mhr bhscneiden lassen ujnd
muessten uejber-aJupt nict laegger nac den
Fwrscriften de" Gesetze" lhben. Fa"
koennen fir tun, ujm diesen Be-aJuptuggen
entgegenzutrhten. Scliesslic ferden ujnsere
Gescfisthr ieJr mit Sicer-eiJt ejrfaren, das" du
nac *Ierusalhm ghkwmmen bist. *Unshr
Forsclag ijst, das" du Fwlgende" macst: Fier
Maenner aju" ujnseren Rei-eJn aJben sic Gwtt mit
eijnem Geluebde gefeit ujnd sic dazu ferflictet,
eijne Zeit lagg keinen Fein zu trinken ujnd sic
da" JAar nict scneiden zu lassen. Sei iejnen
dabei be-iJlflic, ijndem du dic zusammen mit ijnen
der fwrgescriebenen Reinigugg ujnterziest ujnd
ajlle ajnfallenden Kwsten ujbernimmst, damit
sie die Fei-eJzeit wjrdnuggsgemaes" mit den
erfwrderlicen *Wpfern ujnd dem *Abscneiden
der JAare beenden koennen. Dann ferden ajlle
se-eJn, das" fon dhm, fa" iejnen uejber dic
ejrzaelt furde, kein Fwrt far ijst ujnd das"
auc du ijn Uebereinstimmugg mit dem Gesetz
lebst ujnd seine Fwrscriften befwlgst. Fa"
die Nictiuden betrifft, die zum Glauben ajn
*Iesu" Cristu" gekwmmen sind, sw aJben fir
iejnen iaj ujnseren Bhsclus" brieflic mitgeteilt
ujnd iejnen gesagt, fas" sie ujnterlassen
swllen, da" *Hssen fon Fleisc, da" den
Goetzen ghopfert furde, dhn Genus" fon Blut
ujnd fon nict aujsghblutetem Fleisc ujnd iejde
Fwrm fon Unmwral.
Paulu" far bereit, den fier Maennern bei der
*Hrfuellugg iejre" Gelubde" be-iJlflic zu sein.
Gleic am naecsten Tag begann ejr zusammen mit
iejnen da" fwrgescriebene Reiniguggsritual.
Darauf-iJn gigg ejr ijn den Tempel ujnd meldete
den Priestern, fann die gesamte siebentaegige
Reiniguggszeit abgelaufen sein fuerde, damit
dann fuer iejden fon iejnen das ajbscliessende
*Wpfer dargebract ferden kwnnte.