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DEUTSCHLAND WÄHREND DER WELTMEISTERSCHAFT

TOP ODER HOPP?

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 stand unter dem Motto „Zu Gast bei Freunden“ und
wird für lange Zeit das größte Sportereignis in Deutschland bleiben. Aber war die Fußball-
Welmeisterschaft 2006 auch ein Freund der Deutschlands, oder war es ein Feind?
In jeder Hinsicht war die WM in NRW ein großartiger Erfolg. In punkto Besucherzahlen,
Sicherheit, Tourismus, Gastfreundschaft, Infrastruktur, dem gesamten Ablauf, der Organisation
und einem großartigen Rahmenprogramm mit vielen musikalischen Darbietungen wurden die
hoffnungsvollen Erwartungen weit übertroffen. NRW hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das
Bild Deutschlands in der Welt positiv verändert wurde.
Für viele Besucher überraschend, zeigten die Deutschen nicht nur die erwartete
Perfektion in der Organisation eines Großereignisses, sondern sie haben Emotionen gezeigt und
sich in bisher nicht gekanntem Ausmaß zu ihrem Team und ihrem Land bekannt. Dieser
Patriotismus wirkte unverkrampft, selbstverständlich und freundlich und war somit durchweg
positiv für Deutschland. Diese neue Welle des unverkrampften Patriotismus, symbolisiert durch
die deutsche Nationalflagge und Hymne, zeigte ein Gemeinschaftsgefühl, das über nationale
Grenzen hinausgeht: Hier feierten Deutsche getreu dem Motto friedlich mit Menschen aus aller
Welt.
Neben dem "Wo wird berichtet" interessiert natürlich insbesondere das "Was wird
berichtet". METIS identifiziert für jeden Beitrag mit Blick auf die WM das Thema und die
Berichterstattungstendenz. So wird zum einen sichtbar, mit welchen Aspekten der WM sich die
Presse besonders intensiv beschäftigt und wie diese Aspekte bewertet werden. Auch zeigt sich in
diesem Zusammenhang, dass die WM im September noch häufig "im Schatten" anderer Themen
besprochen wird, d.h. sie ist in der Hälfte der Beiträge nicht Hauptthema der Artikel, sondern nur
Nebenthema. Dabei wird die WM insbesondere im Zusammenhang mit zwei Oberthemen
erwähnt. Die Berichterstattung zur Internationalen Funkausstellung in Berlin thematisiert sie
positiv: Es wird erwartet, dass das Event für einen Boom in der Unterhaltungselektronik sorgt. In
der Diskussion um den Einsatz der Bundeswehr im Kampf gegen Terror oder Katastrophen wird
die WM häufiger negativ als Ziel potentieller Angriffe thematisiert. Generell gilt: Die
Sicherheitsdiskussion stiehlt allen anderen Themen die Show – Sicherheit ist das Top-Thema in
der Berichterstattung zur WM. Neben der Diskussion um den Einsatz der Bundeswehr spielen
Artikel über Sicherheitstrainings in diesem Kontext eine wichtige Rolle. Die negative Bewertung

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zeigt, dass trotz der Bemühungen, das Event bestmöglich abzusichern, insbesondere durch die
Berichterstattung über Terrorgefahren das Thema kritisch diskutiert wird.

Im Themenkreis Wirtschaft finden sich Wirtschaftsprognosen, sowie Beiträge, die sich


mit der Tourismusbranche beschäftigen. Auch der Bereich "WM als Marke" ist hier vertreten.
Die positive Tendenz zeigt, dass der WM positive ökonomische Effekte zugetraut werden.
Das Thema Technik subsumiert insbesondere Beiträge, die sich mit der zukunftsträchtigen
Übertragungstechnologie HDTV beschäftigen. Eine wichtige Rolle spielt auch die
Kommunikation. Aspekte sind hier beispielsweise die Kampagne "Du bist Deutschland", die
Welcome-Events und das Buch "Fußball unterm Hakenkreuz". Das Organisationskomitee selbst,
das WM-Kulturprogramm und die Infrastruktur – also Stadien und Personennahverkehr – sind
allenfalls Randthemen in der Berichterstattung.
Auffällig ist: Es gibt kein Thema, zu dem keine Negativstimmen vorhanden sind.
Besonders auffällig ist diese pessimistische Tendenz bei dem Sicherheitsthema und so macht
auch die zusammenfassende Grafik deutlich: Die Deutschen freuen sich zwar auf die WM.
Dennoch ist immerhin ein Drittel der Berichterstattung zur WM im Tenor negativ. Kann das
Thema Sicherheit den WM-Spaß gefährden?

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Neben dem hohen Anteil negativer Berichterstattung gibt es eine weitere Auffälligkeit:
den hohen Anteil ambivalenter Berichterstattung. Dieser spricht für eine detaillierte
Berichterstattung, die die Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken des Events
gleichermaßen berücksichtigt.
Eine Detailanalyse geht diesem Phänomen auf den Grund, indem sie nicht nur fragt: Ist
ein Beitrag im Tenor positiv, neutral, ambivalent oder negativ? Sondern indem sie jede einzelne
Aussage zur WM analysiert. So kann genau festgestellt werden, was wie kritisch gesehen wird,
wofür es wie viel Lob gibt und vor allem wer sich als Kritiker erweist.
In einem ersten Schritt werden in einer Clusteranalyse alle Aussagen zur WM inhaltlichen
Kategorien zugeordnet (Balken). Darüber hinaus zeigt der Mittelwert (Punkt) die
durchschnittliche Bewertung des Clusters auf einer Skala von +2 (eindeutig positiv) bis -2
(eindeutig negativ) an.

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Schlechte Noten gibt es für die Kommunikation des DFB, weil dieser sich zu Warnungen vor
einer vermehrten Einschleusung von Zwangsprostituierten zur WM 2006 nicht äußern will. Nur
spärlich ist ebenfalls die Auskunft auf Anfragen zu Schwierigkeiten mit dem WM-Rasen.
Die kommunikativen Anstrengungen rund um die WM 2006 könnten noch verstärkt
werden: Fehlt Deutschland das gastgeberische Selbstbewusstsein oder warum ist das
Organisations-Komitee so kommunikativ wie eine Auster, fragt die Presse.
Die WM 2006– selbst ein Kulturhighlight – wird begleitet von einer Bandbreite
kultureller Events unter der Leitung von André Heller. Zweifel an der Akzeptanz äußern
Feuilletonisten, die der Masse der Fußballfans mangelndes Interesse unterstellen.
Probleme mit dem Ticketing, die verpasste Chance der Fifa, die URL www.wm2006.de zu
reservieren und Probleme mit dem WM-Rasen werfen ein schlechtes Licht auf die Organisation.
Auf dieses Themencluster entfällt die schlechteste Bewertung.
Die ersten drei Cluster sind vergleichsweise schwach besetzt, was bedeutet, dass die
Aspekte Kommunikation, Kultur und Organisation zwar in der Berichterstattung zur WM
erwähnt werden, allerdings keine hervorstechende Rolle spielen. Aufmerksamkeitsstärker sind
die beiden folgenden Cluster Sicherheit und Effekte:
Innenminister Beckstein betont die angespannte Sicherheitslage während der WM 2006
und schließt den Einsatz der Bundeswehr nicht aus, da die Polizei überfordert sei.
Stärkstes und positivstes Cluster: Die WM 2006 soll Unternehmen und Konsumenten beflügeln
und stimulierenden Effekte für die schwache Wirtschaft haben. Eine besondere Rolle spielen
dabei neue Entwicklungen der Unterhaltungselektronik.
Damit ist klar geworden ist, was die Medien bewegt und was die positive beispielzweise
negative Stimmung evoziert.

Fazit
Auf dem Spielfeld der öffentlichen Meinung zur WM standen sich bereits im September
2005 zwei Lager gegenüber: WM-Pessimisten und WM-Optimisten. Auf der einen Seite stand
die politische Sicherheitsdebatte: Die WM sei im Sicherheits-Abseits (Image: Die Gefährdete),
so prominente Stimmen schon im September 2005.
Demgegenüber gaben optimistische Wirtschaftsvertreter aus Unternehmen oder Instituten
den Anpfiff für den Wirtschaftsaufschwung durch die WM (Image: Die Effektvolle).
Keinen prominenten Platz in der Arena der öffentlichen Meinung – und das ist es, was
verwundert – hatten die WM-Organisatoren. Wer, wenn nicht sie, hätte die Medien frühzeitig
durch aktive Kommunikationspolitik mit interessanten Informationen versorgen können. Wer,
wenn nicht sie, hätte dazu beitragen können, dass die WM in Deutschland ein positives Image

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hat. Dazu hätte auch gehört, kritische Themen wie die Ticket-Vergabe offen anzugehen.
Stattdessen war das Organisations-Komitee öffentlich nicht präsent, erwartete aber eine
wohlwollende Berichterstattung von der Journallie. Und auf verordneten Positivismus – das
musste auch Franz Beckenbauer erfahren – reagiert die deutsche Presselandschaft sehr
empfindlich.

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