auf Rügen. Östlich. An der Ostseeküste. Auf ei- ner Landspitze, die in die Ostsee hineinragt. Da- her ist Göhren von drei Seiten von der Ostsee be- drängt. Oder umschlungen. Je nach Wetterlage. Daher hat der Rasende Roland hier auch eine Endstation. Weiter geht es nicht mit dem Rasen. Schluss, aus. Ohnehin muss der Rasende Roland, bevor er Göhren erreicht, einen Berg hinauf. Da- bei geht dieser Schmalspureisenbahndampflok fast die Puste aus.
Göhren hat viele gepflasterte Wege. Viele Ge-
schäfte. Hotels und Ferienappartements in klas- sischer Bäderarchitektur. Oder in nachgemachter klassischer Bäderarchitektur. Oder auch ganz normale Häuser. Und Kioske und Buden. Hier kann man alles Mögliche kaufen. Schnick- schnack. Wimpel und Fahnen. Bunte Drachen. Oder Erinnerungen.
Hinter einem Torbogen beginnt ein Landungs-
steg. Dieser Landungssteg ragt in die Ostsee hinaus. Viele Meter. Vielleicht 200 Meter oder noch mehr. Manchmal legen dort Schiffe an. Sie nehmen Passagiere mit, die zu den Kreidefelsen wollen. Oder sonst wohin.
Neben dem Torbogen steht ein Automat. Rechts
neben dem Torbogen. Fast unauffällig. Darauf steht: Erinnerung an Göhren. Bunte Schrift auf buntem Grund. Hier kann man sich eine Erinnerung an Göhren selber machen. Wie das geht? Ganz einfach.
Man legt eine Euromünze, also einen Euro, auf
den Schlitz einer Schublade. Daneben noch eine 5-Cent-Münze, auch auf einen Schlitz. Direkt daneben. Dann sorgt man dafür, irgendwie, dass der Automat die beiden Münzen verschluckt. Drücken oder schieben oder so. Nun dreht man eine Kurbel, etwa 20 mal im Kreis. Immerzu. Ob man mitzählen muss, weiß ich nicht. Vielleicht gibt es auch ein Fensterchen mit Zahlen, die bis 20 zählen oder von 20 ab rückwärts. Ich weiß es nicht.
Danach erhält man eine Plakette. Darauf steht:
Erinnerung an Göhren. Auf dem Bild mit der bunten Gebrauchsanweisung sieht es so aus, als würde der Automat aus dem 5-Cent-Stück eine Plakette machen. Und den Euro behalten. Als Dank. Vielleicht aber macht der Automat aus der Euro-Münze eine Plakette und behält die 5-Cent- Münze. Auch als Dank.
Wie auch immer. Darf man eigentlich Münzen
beschädigen? Ich meine, ohne vorher die Bundes- bank zu befragen? Auch wenn es nur ein 5-Cent- Stück ist? Es soll Leute gegeben haben, die sich eine Zigarette mit einem 100-Euro-Schein anzün- deten. Nur so aus Spaß. Ob die bestraft worden sind, weil sie Geld vernichtet haben?
Der Mann, dem der Plakettenprägeautomat
gehört, müsste es wissen. Wenn es verboten wäre, Münzen zu beschädigen, dürfte er diesen Automaten gar nicht erst aufstellen. Aber vielleicht umgeht er dieses Verbot auch ganz geschickt. Der Automat behält die 1-Euro- und die 5-Cent-Münze und schickt eine Plakette heraus, die die Aufschrift "Erinnerung an Göh- ren" trägt und so aussieht, als sei sie, die Plaket- te, vorher eine 5-Cent-Münze gewesen. Oder eine 1-Euro-Münze. Je nachdem.
Was ist eigentlich, wenn man statt der 5-Cent-
Münze diese Plakette wieder auf den Schlitz legt, wieder einen Euro dazu und die Kurbel wieder 20 mal dreht, vielleicht rückwärts? Wird dann aus der Plakette wieder eine 5-Cent-Münze? Ich hätte es so gerne ausprobiert. Man hätte dann 2 Euro investiert, aber seine 5-Cent-Münze zurück. Und keine Erinnerung an Göhren.