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In fünf Minuten geht mein Bus. Jetzt noch schnell die Geldbörse eingesteckt,
Buskarte nicht vergessen, Hausschlüssel... Wo ist der nun wieder hin? Eben
hat er noch auf dem Tisch gelegen, jetzt ist er spurlos verschwunden. Und der
Zeiger der Uhr rückt unerbittlich weiter. Furchtbar! Jeder kennt solche Situa-
tionen und ärgert sich darüber.
Ich habe noch keinen Menschen getroffen, dem es Freude bereitet hätte, nach
verschwundenen Dingen zu suchen. Es ist einfach lästig und nervenaufrei-
bend - verplemperte Lebenszeit. Der Spruch "Wer Ordnung hält, ist nur zu
faul zum Suchen" stimmt jedenfalls nicht. Suchen macht keinen Spaß, mit
einer Ausnahme: Wenn jemand als Sammler unterwegs ist. Das blaue Match-
box-Auto, das in der eigenen Sammlung noch fehlt, auf Flohmärkten oder im
Internet zu suchen, kann wirklich Spaß machen. Aber das ist eine andere Art
von Suchen, eher eine Art von Entdecken. Und wenn das endlich erworbene
Sammlerstück im eigenen Sammlungs-Durcheinander nicht mehr auffindbar
sein sollte, hat auch der Sammler keine Freude am Suchen.
Das alles sind gute Gründe, sich einmal über das Suchen und das Finden
nachzudenken. Erfolgreich suchen - kann man das lernen? Lässt sich bereits
im voraus etwas tun, damit weniger gesucht werden muss? Um solche Fragen
soll es in diesem kleinen Traktat gehen.
Allen, denen dieses Heft in die Hände kommt, wünsche ich Vergnügen bei
der Lektüre und dass sie in Zukunft etwas weniger suchen müssen.
Holm Roch
Erfolgreich suchen – wie macht man das?
Wenn ein Gegenstand verschwunden ist, beginnt das Suchen. Dabei hat jeder
seine eigene Methode. Die einen suchen systematisch, die anderen intuitiv.
Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Systematisch Suchen
Theoretisch ist die Sache ganz einfach. Wenn ich alle Orte absuche, an denen
ein Gegenstand verborgen sein kann, muss ich ihn mit Sicherheit finden. In
der Praxis gestaltet sich die Sache etwas schwieriger. Einmal ist es recht zeit-
aufwändig, wirklich alle in Frage kommenden Orte abzusuchen. Das könnte
Tage oder Wochen dauern. Zum anderen stimmt der Satz nur, wenn ich abso-
lut gründlich suche – und wer kann das schon?
Ein weiteres Problem ist die Menge der Gegenstände, die wir besitzen. In ei-
ner abgelegenen Gegend Ostafrikas habe ich einmal den Hausrat einer viel-
köpfigen Familie vor der Hütte ausgebreitet gesehen. Das war ein großer
Topf, in welchem der Maisbrei (Ugali) gekocht wird und aus dem er auch
gegessen wird. Daneben lag eine aus Holz geschnitzte Schöpfkelle und drei
leicht angeschlagene Becher. Das war alles! In diesem Haushalt, zu dem
wahrscheinlich noch ein paar Decken und einige Bekleidungsstücke gehörten,
wird kaum etwas verloren gehen und wenn, ist es leicht zu finden. Bei uns da-
gegen sind die Wohnungen vollgestopft mit Gegenständen aller Art. Da gibt
es massenhaft Verstecke für Verschwundenes. Vielleicht ist ja das ständige
Suchen die Strafe für allzu üppigen Wohlstand, der Preis dafür ist es auf jeden
Fall.
Intuitiv suchen
Dass man auf diese Weise nicht alles finden kann, hat einen einfachen Grund.
Unser Gehirn speichert die Sinneseindrücke sehr selektiv und bewahrt nur das
Wichtigste im sog. Langzeitgedächtnis auf. Es arbeitet also anders als eine
Überwachungskamera im Parkhaus. Bei dieser können wir nachträglich die
gesamte Aufzeichnung zurückspulen und der Assistent des Hauptkommissars
kann nachschauen, mit was für einem Wagen die Bankräuber aus der Tief-
garage geflüchtet sind. Das kostet allerdings, wie man aus dem "Tatort" weiß,
eine Menge Zeit, und wir sollten vielleicht doch froh sein, dass unser Gehirn
selektiv speichert - auch wenn wir dadurch manches nicht wiederfinden. An
der Arbeitsweise des Gehirns liegt es auch, dass die intuitive Suchmethode
am ehesten Erfolg verspricht, wenn das Gesuchte erst vor kurzem verschwun-
den ist.
Mama??!!
Viele Menschen suchen zunächst intuitiv, erst wenn das nicht hilft, suchen sie
systematisch. Das ist durchaus eine Erfolg versprechende Methode, aber nur,
wenn man beides auseinander hält. Schwierig wird es, wenn das systemati-
sche Suchen durch intuitive Elemente unterbrochen wird. Beispiel: Ich suche
im Papierkorb nach einer verschwundenen Überweisung, tue dies aber nur
oberflächlich (wie beim intuitiven Suchen). Wenn ich den ganzen Papierkorb
auf diese Weise durchsucht und dabei nichts gefunden habe, muss ich noch
einmal von vorn anfangen, diesmal gründlicher. Dabei kann man viel Zeit
verschwenden. Besser wäre es, gleich gründlich zu suchen, also jeden Zettel
einzeln in einen zweiten Behälter zu legen. Dann kann ich den Papierkorb
nach dem ersten Durchgang abhaken, darin ist das Gesuchte mit Sicherheit
nicht.
Dass eine Gruppe schneller etwas findet, als ein Einzelner leuchtet ein. Vier
Augen sehen bekanntlich mehr als zwei. Der Effekt ist jedoch meist längst
nicht so groß, wie erwartet. Um eine optimale Gruppenleistung zu erzielen,
müssen nämlich drei Vorbedingungen erfüllt sein:
Jeder muss selbständig suchen
Jeder muss den anderen ständig mitteilen, wo und mit welchem Ergebnis
er bereits gesucht hat
Das Suchergebnis jedes Einzelnen muss von allen anerkannt werden.
Ein Beispiel: In einem Garten sind Ostereier versteckt. Anstelle eines einzel-
nen Kindes schicken wir mehrere Kinder los, um möglichst viele Eier zu fin-
den. Wenn die Kinder nur dem Anführer hinterherlaufen, werden sie nicht
mehr Eier finden, als dieser Anführer auch allein gefunden hätte. (Hier liegt
übrigens ein Vorteil demokratischer Strukturen gegenüber dem sog. "Führer-
prinzip").
Wenn die Kinder sich nicht mitteilen, wo sie bereits gesucht haben, werden
manche Stellen doppelt abgesucht, wertvolle Zeit geht dabei verloren.
Schließlich muss auch noch jedes gefundene Ei als solches akzeptiert werden.
Bei Ostereiern ist das kein Problem, wohl aber bei Suchaufgaben anderer Art,
beispielsweise in der Politik. Da kann die Regierung gut behaupten, sie habe
die optimale Lösung, wie eine weitere Kostensteigerung im Gesundheitswe-
sen verhindert werden kann gefunden, die Opposition wird dieses „Osterei“
einfach nicht als Ei anerkennen, sondern behaupten, das sei überhaupt keine
Lösung.
Der Vorteil der Gruppe wirkt sich nur aus, wenn die genannten Bedingungen
eingehalten werden. Am deutlichsten ist er bei Suche nach verlorenen Gegen-
ständen wirksam. Lassen sie sich also ruhig von ihrer Partnerin bei der Suche
nach ihrem verlegten Schlüssel helfen, aber streiten sie nicht mit ihr darüber,
was am besten gegen den Klimawandel hilft.
Unsichtbar wird ein Gegenstand auch wenn er unter einem anderen, größeren
liegt. Kürzlich habe ich verzweifelt einen kleinen Taschenkamm gesucht. Er
lag unter dem Rasierer. Es lohnt sich, gezielt nach solchen Verstecken zu
fahnden. Manchmal hilft dabei eine Phantasieübung: Wenn ich selbst der
gesuchte Gegenstand wäre, wo würde ich mich verstecken?
Einmal stand ich auf der Leiter und wollte eine Deckenlampe anschrauben.
Da fällt mir die Schraube herunter. Ich steige von der Leiter und suche den
Boden ab. Dort ist aber keine Schraube zu finden. Sie muss sich während des
Herunterfallens in Luft aufgelöst haben - ein Fall von Entmaterialisierung,
oder? Mit Hilfe der beschriebenen Übung habe ich sie dann aber doch gefun-
den. Das raffinierte Biest hatte sich im Umschlag meiner Hose versteckt.
Der Computer hat uns eine ganz neue Form von Suche beschert, die wahr-
scheinlich jeden Tag einen volkswirtschaftlichen Verlust von Millionen be-
wirkt: die Suche nach verschwundenen Dateien. Hier einige Tipps, wie sich
das Problem zwar nicht vermeiden, aber doch in Grenzen halten lässt:
Ein Beispiel: Sie haben ihren Urlaub in einem Hotel verbracht. Dort hat es
ihnen gut gefallen, bis auf den Umstand, dass im Speisesaal geraucht wurde.
Das hat ihnen den Appetit gründlich verdorben und deshalb beschweren sie
sich nachträglich bei der Leitung des Hauses. Unter welchem Namen wollen
sie ihren Beschwerdebrief abspeichern? Wenn sie "Raucher" nehmen, könnte
es Probleme geben. Jedenfalls dann, wenn sie meinen, die Datei "Nichtrau-
cher" genannt zu haben, was ja ebenso sinnvoll wäre. Also besser: Hotelbe-
schwerde.
Eine Datei, deren Namen sie nicht mehr wissen, werden sie kaum wiederfin-
den! Zwar bieten die verschiedenen Windows-Versionen eine Suchmöglich-
keit und listen alle Dateien auf, in denen eine von ihnen vorgegebene Buch-
stabenfolge vorkommt, aber dazu müssen sie den Dateinamen oder doch ei-
nen Teil davon kennen. Auch bei Schreibfehlern im Dateinamen hilft die
Suchfunktion nicht weiter. Also noch einmal: Eindeutige Namen vergeben!
Wenn sie unsicher sind, hilft die Überlegung: Nach welchem Stichwort würde
ich am ehesten suchen?
Vorsicht, wenn das Datum im Text selbst steht! Viele Textprogramme bieten
sog. Platzhalter für das Datum an. Sie müssen nur einen solchen Platzhalter in
den Text einfügen, das Programm setzt dann beim Aufruf der Datei das je-
weils aktuelle Datum ein. Wenn sie diese Datei speichern, wird aber nur der
Platzhalter und nicht das Datum gespeichert. Wird die Datei später wieder
aufgerufen, erscheint das aktuelle Datum. Wenn es darum geht, bestimmte
Fristen einzuhalten - wichtig bei Beschwerden, Reklamationen und Ähn-
lichem - können Sie also nicht mehr feststellen, wann sie das Original ge-
schrieben haben. Das Datum im Dateinamen löst dieses Problem.
2. Richten sie sinnvolle Unterverzeichnisse ein, nicht zu viel, aber auch nicht
zu wenig.
3. Wenn eine Datei spurlos verschwunden ist, obwohl sie sicher sind, sie ab-
gespeichert zu haben, steht sie wahrscheinlich an einem anderen Ort, als sie
vermuten. Meist ist sie in ein übergeordnetes oder ein benachbartes Verzeich-
nis geraten, oft steht sie auch im sog Wurzelverzeichnis, also oberhalb der
Unterverzeichnisse. Es lohnt sich fast immer, dort nachzuschauen. Wenn sie
im Explorer ihre Festplatte oder einzelne Partitionen aufrufen (sie sind mit
Großbuchstaben von C an aufwärts, also C, D, E und so weiter, aufgelistet),
erscheinen im rechten Fenster alle darin angelegten Unterverzeichnisse. Am
Ende dieser Liste finden sie Einzeldateien, die es auf diese oberste Ebene ver-
schlagen hat.
Das weite Thema der Suche im Internet, das letztlich auch eine Suche nach
Dateien ist, möchte ich hier ausklammern. Es würde den Rahmen dieses Hef-
tes sprengen und es gibt darüber auch genügend Fachliteratur.
Ordnung, Ordnung liebe sie - sie erspart dir Zeit und Müh! Diesen Satz ha-
ben wir schon als Kinder gelernt. Die Sache ist aber nicht so einfach. Jeder
Mensch produziert seine eigene Art von Ordnung und was dem einen als Un-
ordnung erscheint kann für den anderen Ordnung sein. Ich kenne einen Pro-
fessor, in dessen Arbeitszimmer ein unglaubliches Durcheinander herrscht.
Auf dem Schreibtisch türmen sich Zettel, Bücher und Fotos und die Bespre-
chungsecke muss erst freigeschaufelt werden, bevor sich ein Besucher dort
niederlassen kann. Auf dem Fußboden sieht es aus, wie bei einer archäologi-
schen Grabungsstätte: Aufgetürmte Materialien, kleine Hügel, die wie Schutt-
berge aussehen, Gräben und Mäuerchen, dazwischen der Professor, in der Art
eines Storches von Lücke zu Lücke steigend. Man sollte meinen, dass der
Mann überhaupt nichts mehr findet.
Dem ist aber, wie seine Veröffentlichungen beweisen, nicht so. Was für an-
dere wie das absolute Chaos aussieht, ist für ihn produktive Unordnung und
wehe es fängt jemand an, hier aufzuräumen!
Solche scheinbare Unordnung darf man auf keinen Fall zerstören. Mit Grau-
sen denke ich an eine Frau, die vor vielen Jahren unsere Wohnung sauber
machte und - weil sie es besonders gut machen wollte - auf die Idee verfiel,
meine Bücher nicht nur abzustauben, sondern zusätzlich auch noch zu sor-
tieren und zwar nach der Größe. Es war furchtbar! Nach solchen Erfahrungen
habe ich mich immer geweigert, meinen Schreibtisch von anderen Menschen
sauber halten zu lassen. Zu groß ist die Gefahr, dass dabei doch etwas um-
sortiert wird - und schon findet man es nicht wieder.
Wenn man mit einem anderen Menschen zusammenlebt, sollte man die je-
weils eigenen Bereiche und die dort herrschende Ordnung respektieren. Das
mag Überwindung kosten, weil wir ja alle zu wissen meinen, wie die Dinge
"richtig" geordnet werden, es spart jedoch eine Menge Beziehungsstreß.
Da haben wir ja
den Fehler!
Wer schon etwas älter ist und Probleme mit dem Gedächtnis hat, kann sich
zusätzlich eine Erfahrung aus dem Gedächtnistraining zu Nutze machen.
Hängen sie den Schlüssel nicht einfach an den Haken, sondern sagen sie da-
bei laut und deutlich "Ich hänge meinen Haustürschlüssel an seinen Schlüs-
selhaken." Es ist wichtig, den Satz laut auszusprechen, weil sich dann im Ge-
hirn leichter eine Verknüpfung ergibt, die dafür sorgt, dass sie in Zukunft den
Schlüssel immer am richtigen Platz suchen. Scheuen sie sich nicht dieses auf
Fremde seltsam wirkende Ritual durchzuhalten! Sollte sie jemand dabei er-
tappen, können sie ja erklären, warum sie das machen. Es ist „wissenschaft-
lich erwiesen“ dass diese Methode hilft!
Gesucht – und doch nicht gefunden!
Wenn die Suche vergeblich bleibt, müssen sie entscheiden, wie lange sie noch
weitersuchen wollen. Es hilft nichts, dass man sich "zu Tode sucht". Viele
Gegenstände lassen sich ersetzen und selbst das Verschwinden eines größeren
Geldbetrages wird sie nicht gleich ruinieren.
Manchmal taucht ja auch das Gesuchte von selbst wieder auf, nachdem man
die Suche bereits aufgegeben hat. Dann ist die Freude groß, verbindet sich
aber auch mit etwas Beschämung: Warum ist man selbst nicht darauf gekom-
men, an dieser Stelle zu suchen? Man kann dabei auch ein wenig Bescheiden-
heit lernen. Nach Meinung der Theologen ist nur Gott allwissend, braucht
also nie zu suchen, während uns Menschen Fehler unterlaufen - auch beim
Suchen.
Stall? Krippe??
Versuchen sie es mal
in dem Dorf dahinten!
Bisher war nur von verschwundenen Gegenständen die Rede. aber wir suchen
ja auch anderes, den Partner fürs Leben beispielsweise oder die beste Lösung
für soziale Probleme.
Fangen wir mit dem letzten an. Da geht es beispielsweise um die Frage, wie
sich die Arbeitslosigkeit verringern oder wie sich Anzahl der Fachhochschul-
absolventen erhöhen lässt. Gesucht wird kein Gegenstand, sondern eine Stra-
tegie mit der sich das Ziel am besten (am schnellsten, billigsten, nachhaltigs-
ten...) erreichen lässt. Die Lösung des Problems liegt nicht irgendwo herum,
so dass sie nur gefunden werden müsste, sie muss wahrscheinlich erst noch
entwickelt, also “erfunden“ statt „gefunden“ werden. Und - was die Sache
noch schwieriger macht - ob es wirklich eine gute Lösung ist, erweist sich
erst beim Ausprobieren. Nur wenn das Ziel erreicht wurde - die Zahl der Ab-
solventen steigt, die Zahl der Arbeitslosen sinkt - können wir die Suche für
beendet erklären. Und selbst dann werden sich noch Menschen finden, die
meinen, mit einer anderen Strategie hätte man mehr erreichen können. Vor-
sicht also, wenn uns jemand weismachen will, er hätte die Lösung unserer
Probleme. Vielleicht hat er eine gute Idee, ob sie aber wirklich zur besten
Lösung führt, muss erst noch bewiesen werden!
Auch wenn es um Suchaufgaben wie die Partnerwahl geht, zeigt sich erst im
Nachhinein, ob wir den oder die Richtige gefunden haben. Die Sache ist aller-
dings insofern einfacher, als wir selbst darüber entscheiden, ob unsere Suche
erfolgreich war. Wir messen das Ergebnis an unseren Erwartungen und sind
entweder zufrieden oder unzufrieden. Im letzteren Fall müssen wir entweder
weitersuchen oder uns damit abfinden, vielleicht nicht die optimale Lösung
gefunden zu haben (dafür müssen wir aber auch nicht weiter suchen!).
Kontakte
Und wenn nun gegen alle Wahrscheinlichkeit doch die große Liebe kommt?
Dann ist natürlich alles anders! Die kommt aber meist überraschend und ist
nicht durch emsiges Suchen herbei zu zwingen, allenfalls kann man ihr durch
Aufmerksamkeit ein wenig zuarbeiten.
In einer Gesellschaft mit freier Partnerwahl kann man nie sicher sein, ob ei-
nem nicht doch noch ein besser geeigneter Partner (oder einer, der so aus-
sieht) über den Weg läuft. Was dann? Haben wir bereits geheiratet, ist der
Wechsel nicht so einfach und auch nicht gerade billig. Das bewahrt vor allzu
raschen Um-Entscheidungen. Und wer garantiert mir, dass ich nicht kurz da-
rauf einen Kandidaten finde, der noch besser zu passen scheint?
www.lustaufliebe.com
Die Gesellschaft hat dem ständigen Weitersuchen insofern einen Riegel vor-
geschoben, als sie eine lebenslange Bindung als Normalfall ansieht und der
Treue einen hohen Stellenwert einräumt. In manchen Subkulturen gibt es zu-
sätzliche Hilfskonstrukionen. Lange Zeit galt beispielsweise in der kirchli-
chen Jugendarbeit die Meinung, dass Gott für jeden schon den richtige Part-
ner "gebacken" hat. Man musste ihn also nur noch finden und hatte ihn dann
für immer. Angesichts zunehmender Scheidungszahlen eine kühne Theorie!
Man kann fragen, warum sich eine solche Konstruktion so hartnäckig hält,
obwohl die Lebenserfahrung dagegen spricht. Sie hat vermutlich eine Schutz-
funktion, ähnlich wie die Vorstellung von der "großen ewig dauernden Lie-
be", die im Trivialroman und im Fernsehen so beharrlich gepflegt wird. Bevor
wir uns den unangenehmen Realitäten stellen, verwischen wir lieber den Un-
terschied zwischen Ideal und Wirklichkeit. Das macht vieles einfacher.
Und wie ist das nun mit der Suche nach dem Sinn des Lebens, dem letzten
Grund, nach Gott? Dass es so etwas geben könne, vielleicht sogar geben müs-
se, ist wahrscheinlich eine angeborene Überzeugung. Kein Mensch kommt so
ganz ohne Antwort auf diese Fragen aus. Selbst der Atheist oder Nihilist hat
seine Antworten und wenn es nur die Überzeugung ist, dass wir darüber gar
nichts wissen können. Wie jeder zu seiner Antwort kommt, ist eine Frage der
persönlichen Verwurzelung und der eigenen Lebensgeschichte. Glücklich,
wer sagen kann:" Ich hab´s gefunden!" Wenn er dann auch noch offen bleibt
für neue Erkenntnisse und neue Antworten, hat er das Menschenmögliche
erreicht. Schwierig wird es immer, wenn jemand meint, seine Antworten
müssten auch für andere gelten.
In der Erzählung "Der Colombre" schildert Dino Buzzati wie ein Kapitän sein
Leben lang der Begegnung mit einem gefürchteten Seeungeheuer, eben dem
Colombre, ausweicht. Erst kurz vor seinem Tod ist er bereit, sich dem Unge-
heuer zum Kampf zu stellen. Das Untier will aber gar nicht mit ihm kämpfen,
sondern ihm eine Perle überreichen, die ihrem Besitzer „Glück, Macht, Liebe
und Seelenfrieden“ verleiht.Aber dafür ist es jetzt zu spät. Manchmal geht es
eben nicht ums Suchen, sondern darum, sich finden zu lassen.
Pressestimmen
Ein Buch, nach dem wir schon oft vergeblich gesucht haben.
Bröseldorfer Anzeiger
Verlorene Schlüssel, Kämme, Quittungen, das sind alles - mit Martin Luther
gesprochen - "weltlich Ding" und es wäre falsch, mit der Suche danach sein
Leben zu vertrödeln. Suchen wir lieber nach dem was droben ist.
Griesenbrauker Sonntagsgruß
Dieses Heft wird kostenlos vertrieben und darf auch nur kostenlos weitergegeben
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