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Bachelorarbeit
im Studiengang „Medienbildung - visuelle Kultur und Kommunikation“
1 Einleitung 1
2.3 Orientierungswissen 6
4.2 Das Muster des Scheiterns - (Maruhi) shikijô mesu ichiba (1974) 27
5.3.2 Ai (Topâzu) 84
6 Fazit
94
6.1 Zusammenfassung
94
Das Zitat zeigt, dass das Leben der Prostituierten keinesfalls leicht ist. Von
daher ist es um so interessanter, anhand des japanischen Films Lebensent-
würfe, Orientierungsleistungen und Bildungsfiguren der Prostituierten heraus-
zuarbeiten. Auf der forschungspraktischen Seite handelt es sich bei dem von
mir untersuchten Feld um eine Forschungslücke. Das liegt vor allem im theo-
retischen Charakter der Arbeit begründet. So gibt es zahlreiche Arbeiten über
Prostituierte in Japan, welche ich vor allem für das Verständnis von Prostituti-
on in Japan nutzte. Die Einzigartigkeit dieser Arbeit besteht aus dem in ihr
verwendeten strukturalen Bildungsbegriff und einer entsprechenden Form-
analyse des Filmmaterials.
Daher werde ich am Anfang der Arbeit einen kurzen Überblick über die Prosti-
tution in Japan geben und anschließend die strukturale Medienbildungstheo-
rie vorstellen. Auf Grundlage soziologischer Literatur über Japan werde ich
zudem ein japanisches Verständnis von Moderne, Identität und Reflexivität
vorstellen, um möglichst genau die Bildungsfiguren herauszuarbeiten. Nach-
dem die theoretischen Grundlagen der Arbeit erläutert sind, möchte ich den
Prozess der Einschränkung des Untersuchungsfeldes und der Konkretisierung
der Fragestellung nachzeichnen, so dass das Forschungssample klar umris-
Im Hauptteil der Arbeit soll, basierend auf diesem Modell, eine Analyse von
acht Filmen stattfinden und zunächst Entwicklungsmuster der Prostituierten
herausgearbeitet werden. Hierbei geht es mir darum, die „Verlaufskurven“ der
Prostituierten nachzuzeichnen und entsprechend zu ordnen.
In einem Fazit möchte ich die Arbeit und deren Ergebnisse zusammenfassen
und diskutieren. Insbesondere die Frage, in wie fern der von mir gewählte Bil-
dungsbegriff im japanischen Film anwendbar ist, soll hierbei zentral sein. Zum
Abschluss der Arbeit möchte ich kurz die offenen Fragen diskutieren, welche
in dieser Arbeit entstanden und zudem einen Ausblick auf weitere Arbeiten
geben.
Prostitution ist einer der zentralen Begriffe in meiner Arbeit. Wie in vielen an-
deren Ländern der Erde hat auch die Prostitution in Japan eine lange Ge-
schichte. In der westlichen Welt ist vor allem der Begriff Geisha geläufig, wenn
es um das Thema Prostitution in Japan geht. Jedoch ist dies ein historisch
gewachsener Irrtum aus der Zeit der amerikanischen Besatzung in Japan, als
sich normale Prostituierte als Geishas aus Geschäftsgründen bezeichneten.
Geisha bedeutet wörtlich übersetzt Kunst-Person. Daher stehen bei einer
Geisha die Kunst der Konversation, des Tanzes und der Musik im Vorder-
grund. Beischlaf erfolgt nur mit ausdrücklichen Einverständnis und Vertrauen
der Geisha und gehört nicht zu ihren normalen Tätigkeiten. Das, was eine
Geisha und eine Prostituierte eint, ist die Zuordnung dieser zum miza-shobai,
dem Wasser-Handel. Dieser Begriff umfasst jedoch auch Mitarbeiter des The-
aters, der Bars oder Badehäuser (vgl. Braw/Gunnarsson 1982: 195). Es wird
deutlich, dass die Werteorientierung und Kategorisierung der Japaner eine
andere ist, als die der christlich geprägten westlichen Welt.
1 Nach dem zweiten Weltkrieg gab es unter der MacArthur-Administration ein Verbot
der Prostitution bis 1952, welches keine Wirkung hatte. Erst 1956 wurde die Bordell-
bezirke offiziell seitens der japanischen Regierung aufgelöst (vgl. Braw/Gunnarsson
1982: 223).
Diese bei der Prostituierten liegende Straflast verdeutlicht auch, dass Japan
eine von Männern bestimmte Gesellschaft ist. Dies resultiert aus einem kon-
fuzianischen Gesellschaftsverständnis2 , welches auch heute noch vor-
herrscht. Frauen können in dieser Gesellschaft für den Mann daher nur zwei
Positionen einnehmen: die zu achtende Mutter bzw. Ehefrau oder die nicht zu
achtende Frau, zu welchen Prostituierte gehören (vgl. Morley 1999: 110). Der
konfuzianischen Bestimmtheit des Mannes steht jedoch im heutigen Japan
eine vaterlose Gesellschaft entgegen. Diese ist Resultat einer starken Institu-
tionalisierung der Gesellschaft auf mehreren Ebenen 3.
Ein zentrales Ziel dieser Arbeit soll sein, die Orientierungsleistungen der
Prostituierten qualitativ zu erfassen bzw. zu prüfen, in wie fern ein westlich
geprägter Bildungsbegriff überhaupt auf den japanischen Film anwendbar ist.
Hierzu ist es notwendig, den in dieser Arbeit verwendeten Bildungsbegriff
auszuführen.
Der grundlegende Bildungsbegriff dieser Arbeit ist der der strukturalen Bil-
dungstheorie, welche Marotzki (1990) in seiner Monographie Entwurf einer
strukturalen Bildungstheorie herausarbeitet. Hierbei erläutert Marotzki ausge-
hend von der These der Individualisierung (vgl. ebd.: 19f) und der These der
Kontingenzsteigerung (vgl. ebd.: 25f), dass Bildung nur struktural erfasst wer-
den kann, da moderne Biographien zum einen Relevanzstrukturen besitzen
und zudem auf Grund der Kontingenz der Moderne immer wieder reflektiert
werden müssen (vgl. ebd.: 29f). Daher muss sich das Individuum auch immer
wieder mit sich und der Welt ins Verhältnis setzen (vgl. ebd.: 41f).
In Bezug auf den Film 4 möchte ich die von strukturalen Bildungstheorie abge-
leitete strukturale Medienbildungstheorie von Jörissen und Marotzki (2009)
verwenden. Diese ist analog zur strukturalen Bildungstheorie zu verstehen, da
sie sich weniger Inhalte von Medien anschaut werden, sondern die Strukturen
4 Jörissen und Marotzki schreiben dem Film ein hohes reflexives Potential zu, da er
Fremdheitserfahungen inszeniert, nachvollziehbar und reflektierbar macht (vgl. Jöris-
sen/Marotzki 2009: 30).
2.3 ORIENTIERUNGSWISSEN
5In Bezug auf den Film verwenden Jörissen und Marotzki das Filminterpretationsmo-
dell nach Bordwell und Thompson (2008), welches ich in Kapitel 3.2 näher vorstellen
werde.
Ausgehend von der in Kants Logik gestellten Fragen Was kann ich wissen?
Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?, unterscheiden
Jörissen und Marotzki (2009) vier grundlegende Dimensionen lebensweltlicher
Orientierung: den Wissensbezug, den Handlungsbezug, den Grenzbezug und
den Biographiebezug (vgl. ebd.: 31f). Diese Dimensionen können für eine A-
nalyse von Bildungsprozessen fruchtbar gemacht werden.
Diese vier Dimensionen sind nicht als abgeschlossen oder starr zu verstehen,
da sie sich durchaus auch untereinander beeinflussen können. So kann zum
Beispiel eine Reflexion über Grenzen durchaus neue Relevanzstrukturen bil-
den, welche das Individuum veranlassen über die eigene Biographie zu reflek-
tieren.
Mit Beginn der Meiji-Restauration 1868 vollzogen sich in Japan starke struk-
turelle Veränderungen. Diese wurden vor allem durch die Einführung von Insti-
tutionen nach westlichem Vorbild erreicht. Damit gelang es Japan für lange
Zeit im asiatischen Raum die einzige moderne Industrienation zu sein (vgl. Ei-
senstadt 1999: 67f). Diese Transformation von einem feudalen zu einem mo-
Entsprechend dieser Ordnung von Institutionen zeichnet sich Japan durch ei-
ne besondere Art und Weise der Rationalität aus, welche als sekuläre Denk-
weise bzw. Reflexivität beschrieben werden kann. Dieser hochgradig pragma-
tische Rationalismus betont, dass die Gesellschaft naturgegeben und nicht
konstruiert sei (vgl. ebd.: 88). Diesen Widerspruch zwischen gesellschaftlich
natürlicher Ordnung und Bürokratie formuliert Maruyama folgendermaßen:
6 Max Weber, welcher die Entstehung des Kapitalismus im Zusammenhang mit großen
Religionen und Zivilisationen, den so genannten Achsen-Zivilisationen, untersuchte,
erkannte dass Japan nicht in dieses Schema passte. Japan hatte keine große Zivilisati-
on vorzuweisen und orientierte sich an der Staatsreligion des Shintoismus. Daher be-
zeichnete er Japan als nicht-axiale Zivilisation (vgl. Eisenstadt 1999: 67f).
Jedoch stellte sich heraus, dass diese Fragestellung für den Rahmen dieser
Arbeit noch zu weit gefasst war. Durch den Film Akasen Chitai von Kenji Mi-
zoguchi (1956) lenkte ich meinen Fokus auf Prostituierte, welche ich in Bezug
auf Individualität und Kontingenz sehr interessant fand. Ein weiterer Vorteil
war auch eine (zunächst) starke Reduzierung des Filmmaterials auf zunächst
drei Filme. dadurch war eine Recherche nach weiteren Filmen war aus Grün-
den der Validierung und die Herausarbeitung von Mustern unerlässlich.
7Hiermit ist vor allem das Zerbrechen der traditionellen Familien und der damit ver-
bundenen Orientierungskrisen gemeint, welche sich auf viele Bereiche des Lebens der
Protagonisten auswirken. Insbesondere Yasujiro Ozu beschreibt mit Filmen wie Tôkyô
monogatari (1953) oder Tôkyô boshoku (1957) sehr detailliert die feinen Risse in ja-
panischen Familien, die diese letztlich auseinanderbrechen lassen.
Um das Feld für diese Arbeit nochmals konkreter zu machen, habe ich in
meine Untersuchung nur Filme aufgenommen, welche die Prostitution nach
1945 behandeln. Dies schien mir vor allem unter dem Gesichtspunkt der
Wertepluralität und der Flexibilisierung der Gesellschaft eine sinnvolle Ein-
grenzung zu sein 10. In Bezug auf das Filmgenre habe ich keine Einschränkun-
gen vorgenommen. So finden sich im Forschungssample klassische Spielfil-
8Bei der Recherche fiel mir auf, dass sich der Kanon an Filmen von Übersicht zu Ü-
bersicht teils stark unterschied und ich somit aus vielen einzelnen Übersichten meine
potentielle Filmauswahl erstellen musste.
9 Hierbei handelt es sich um den Herausgeber der ältesten Zeitschrift für Filmkritik in
Deutschland „film-dienst“, mit einem entsprechend großen Archiv an Filmen
(http://cinomat.kim-info.de/). Für meine Recherche bot die Datenbank gute Ergänzun-
gen, auch wenn ich die Kritiken persönlich nur bedingt teile.
10 Historische Filme, wie Saikaku ichidai onna (Mizuguchi 1952), zeichnen sich vor
allem durch unüberwindbare Stände auf. Daher bleibt eine Prostituierte eine Prostitu-
ierte und muss sich den höheren Ständen fügen. In Filmen wie Shunpu Den (Suzuki
1965), welche Prostituierte im Krieg behandeln, gibt es für die Prostituierten keine
anderen Handlungsoptionen, da sie staatlich zur Prostitution gezwungen werden.
Aus diesem entstandenen Cluster entwickelte sich für mich die Frage, in wie
fern Prostituierte im japanischen Film reflexiv sind bzw. sich orientieren. Um
das herauszufinden bedarf es konkreter Methoden. Daher möchte ich das
Filmanalysemodell nach Bordwell und Thompson, als zentrale Methode zur
Analyse der Filme, in dieser Arbeit nun vorstellen.
Die Grundannahme des Modells ist die Trennung zwischen Plot und Story.
Der Plot beschreibt hierbei alles Seh- und Hörbare im Film, während Story die
Rekonstruktion dieser Elemente beim Rezipienten meint (vgl. ebd.: 76). Durch
eine Analyse der filmsprachlichen Elemente, den sogenannten Cues, ist es
daher also möglich herauszufinden, wie die Sinnzusammenhänge konstruiert
werden könnten, was den hermeneutischen Charakter dieser Methode ver-
deutlicht. Bordwell und Thompson teilen die filmsprachlichen Elemente, ent-
11Der „pinke Film“ ist eine Mischung aus klassischem Spielfilm und Softporno, wel-
cher einen künstlerischen bzw. ernsten Charakter aufweist.
Alles, was vor der Kamera geschieht, wird unter dem Begriff der Mise-en-
Scène (wörtlich übersetzt: in Szene setzen) zusammengefasst. Dazu zählen
das Setting, das Acting, Kostüme und die Ausleuchtung der Szene bzw. das
Licht (vgl. ebd.: 112f).
Die Kinematografie meint dagegen alles, was die Kameraarbeit betrifft. Hier-
bei sind zum einen Begriffe aus der Fotografie wie Einstellungsgrößen, Bild-
komposition, Perspektive, Tiefenschärfe, Belichtung bzw. Farbfilter zentral.
Zudem ist auch die Rahmung (framing) in den einzelnen Szenen wichtig. Hier-
zu zählen Begriffe wie die Kamerabewegung, die Erzählhaltung der Kamera,
Seitenverhältnisse oder Kadraturen (vgl. ebd.: 162f).
Durch das Editing bzw. die Montage in Form von Schnitten oder Blenden
werden Zusammenhänge zwischen einzelnen Einstellungen und den daraus
resultierenden Szenen geschaffen (vgl. ebd. 218f). Das populärste System
hierbei ist wohl das continuity editing, bei welchem durch establishment shots
und das Schuss-Gegenschuss-Verfahren eine Redundanz in den Bildern her-
gestellt wird, mit welchen Schnitte in einer Dialogsituation unsichtbar werden
(vgl. ebd.: 231f). Jedoch sind auch andere Formen wie die spatial oder tem-
poral discontinuity möglich, welche Schnitte sichtbar machen und mit Seh-
gewohnheiten brechen können (vgl. ebd.: 252f).
Als letztes Element arbeiten Bordwell und Thompson den Sound heraus. Die-
ser kann im Film zum Beispiel in Form von Offstimmen Orientierung schaffen
oder durch das Einfügen von Musikstücken bzw. Geräusche Szenen zusätz-
lich dramatisieren oder rhythmisch machen (vgl. ebd.: 264f).
Einer der ersten von mir betrachteten Filme nach der Ausarbeitung des For-
schungsdesigns war Akasen Chitai aus dem Jahr 1956. Dieser zeichnet das
Schicksal von fünf Prostituierten, welche jeweils verschiedene Wege gehen.
Das war in so fern komfortabel, da ich so sehr einfach vier Grundmuster an-
hand der Protagonistinnen herausarbeiten konnte. Im folgenden möchte ich
den Film daher näher betrachten und aus der Inhalts- und Formanalyse die
Muster herausarbeiten.
Story
Im Gegensatz dazu ernährt Hanae durch die Prostitution ihr Kind und ihren
kranken Mann. Die Situation spitzt sich im Verlauf des Films zu, als Hanaes
Mann sich erhängen möchte, da er sich wertlos fühlt. Jedoch verhindert sie
dies und mahnt ihren Mann, an das gemeinsame Kind zu denken. Durch die
finanziellen Schwierigkeiten muss die Familie im Verlauf des Films ihre kleine
Wohnung räumen und geht einer ungewissen Zukunft entgegen.
Auch Yasumi möchte aus der Prostitution entkommen. Ihr Vater veruntreute
Geld und ging ins Gefängnis, so dass sie gezwungen war, sich zu prostituie-
ren. Jedoch spart sie ihr Geld eisern und nimmt Kunden aus, welche wieder-
um ihre Firmen betrügen, um sich Yasumi leisten zu können. Als ein Kunde
sein Geld wieder haben möchte, eskaliert die Situation und er tötet sie beina-
he. Jedoch überlebt sie den Übergriff und steigt mit dem Ersparten in die
Kleiderbranche um, wo sie fortan distanziert die Prostituierten mit Kleidung
versorgt.
Mickey ist der Neuzugang im Bordell und nimmt sich heraus, Stammkunden
der anderen Prostituierten als eigene Kunden zu nehmen, was zu Streitereien
und Spannungen führt. Im Verlauf des Films wird deutlich, dass sie in die
Prostitution ging, da sie vor ihrem Vater fliehen wollte. Dieser hatte ihre Mutter
betrogen und ist nun ein angesehener Geschäftsmann. Als er Mickey aus
dem Bordell holen möchte, lehnt sie ab und schickt ihn fort.
Nachdem Yumeko und Yasumi am Ende des Films nicht mehr im Bordell ver-
weilen, sieht man wie ein neues Mädchen ins Bordell kommt. Ihr Vater kann
nach einem Unfall nicht mehr arbeiten und so hat sie keine andere Wahl als
ihren Körper zu verkaufen.
Narrationsstruktur
Die Narration ist eine Verwebung der einzelnen Lebenswege der fünf Prostitu-
ierten im Bordell. Daher entwickelt sich ein Pluralitätsmuster.
Die Formanalyse möchte ich bei diesem Film in einen allgemeinen und einen
musterbezogenen Teil aufteilen, um die formalen Charakteristika in Bezug auf
die Protagonistinnen und letztlich die Grundmuster präziser herauszuarbeiten.
Mise-en-Scène (Setting):
Kinematographie
Auffällig im gesamten Film ist die häufige Nutzung von Kadraturen im Film.
Dadurch wird zum einen eine voyeuristische Sicht erzeugt und die Immersion
beim Zuschauer gesteigert. Zudem wird diese Sicht auch für Point-of-view12
Einstellungen genutzt wie am Anfang des Film, als Suichi seine Mutter beim
Anschaffen beobachtet, nachdem sie ihn nicht sehen wollte (vgl. ebd.:
00:17:52f).
Neben den Kadrierungen sind auch Kamerafahrten ein zentrales Element der
Kameraarbeit. Durch diese wird ein Neurahmung der Szenen erreicht, was
wiederum erzählerische Akzente setzt. Beispielhaft für diese Art der Kamera-
arbeit ist eine Szene in welcher Yorie einen Kunden empfängt. Das Bild wird
durch eine Statue am rechten Bildrand gerahmt. Als Yorie hinter die Bar geht
und der Kunde sich neben Mickey setzt, bewegt sich die Kamera hinter die
Bar und ein Vorhang rahmt das Bild. So wird durch die Kameraarbeit deutlich,
dass der Kunde Yorie ausblendet und Mickey im Mittelpunkt seines Interesses
steht, was im Verlauf der Story zu einem Konflikt führt (vgl. ebd.: 00:18:00f).
Somit ist die Neurahmung durch eine Kamerafahrt wichtig, um Entwicklungen
im Film visuell zu verdeutlichen.
12 Point of View meint eine Einstellung aus der subjektiven Sicht eines Protagonisten.
Sound
Auffällig im Film ist der seltene Einsatz von Musik. Hierbei ist die Musik dis-
harmonisch gestaltet und unterstreicht Szenen, welche von Rückschlägen
bzw. Verzweiflung gezeichnet sind. Der auditorische Fokus liegt daher auf den
negativen Momenten im Film und trägt zu seiner pessimistisch anklagenden
Haltung bei. So wird zum Beispiel der Vertrauensbruch zwischen Yumeko und
ihrem Sohn oder die Verzweiflung Hanaes nach dem Selbstmordversuch ihres
Mannes mit disharmonischen Klängen unterlegt (vgl. ebd.: 00:16:06f und
00:45:13f).
Die zweite zentrale Szene zeigt, wie Suichi mit seiner Mutter Yumeko bricht.
Hierbei weichen seine Blicke denen Yumekos aus. In einer Halbtotalen sind
beide auf gleicher Höhe zu sehen, was den noch offenen Ausgang des Ge-
sprächs unterstreicht. Das Gespräch entwickelt sich jedoch zu einem Streit
und Suichi geht der Kamera entgegen und wird somit im Bild größer. Er nimmt
im Gespräch analog dazu die führende Rolle ein und schaut auf Yumeko he-
Suichi, welcher sehr emotional und gekränkt ist, sagt sich darauf von seiner
Mutter los. Hierbei macht die Kamera einen Schwenk nach links, so dass nur
er zu sehen ist. Yumeko versucht ihn festzuhalten, jedoch rennt er nach einem
Schnitt in einer totalen Einstellung in den Bildhintergrund. Yumeko schafft es
nicht ihm zu folgen und bleibt im vorderen Bereich stehen, während Suichi im
Hintergrund verschwindet. An dieser Stelle wird nach einem sehr nahem Ge-
spräch die maximale Distanz Suichis zu seiner Mutter sehr deutlich gemacht.
In Folge des Verlusts ihres Sohnes und somit ihrer einzigen Hoffnung für die
Zukunft, wird Yumeko letztlich wahnsinnig. In dieser Szene ist sie nie in einer
nahen Einstellung zu sehen, was ihre Abwesenheit deutlicher erscheinen
lässt. Zentral für die Visualisierung des Wahnsinns ist vor allem das Acting.
Zunächst sitzt Yumeko in einer halbtotalen mit dem Rücken zur Kamera mittig
im Bild in einer Ecke des Bordells und macht einen apathischen und einsa-
men Eindruck. Durch das Sitzen und die weite Einstellung wirkt sie hierbei
zudem klein, was den abwesenden und machtlosen Ausdruck Yumekos vers-
tärkt. Als sie aufsteht, nachdem sein Kunde zu ihr spricht, scheint ihr Gesicht
starr zu sein und auch ihr Gang ist kraftlos und stockend, was durch eine a-
merikanische Einstellung bis zur Hüfte verstärkt wird. Sie sieht sich darauf
nicht mehr als Prostituierte, sondern als Ehefrau ihres verstorbenen Mannes
13Dies ist im Film Akasen Chitai in Bezug auf Yumeko sehr markant. Durch diese
Macht der Blicke werden moralische Positionen verstärkt (vgl Elsaesser /Hagener
2008: 105f).
Zusammenfassung
Die Entwicklung hin zum Wahnsinn wird bei Yumeko vor allem durch das Ac-
ting (Scham, Verzweiflung, Abwesenheit) und disharmonische Klänge erreicht.
Die Einstellungen zeigen zudem immer wie emotional die Stimmungen zwi-
schen Yumeko und Suichi sind. Hierbei sind nahe Einstellungen bei Momen-
ten zu finden, welche den Protagonisten sehr nah gehen. Am Ende ist Yume-
ko allein und durch weite Einstellungen wird auch ihre eigene Abwesenheit
deutlich gemacht.
Aus der Logik des Muster des Scheiterns lässt sich ein maximal kontrastie-
rendes Muster entwickeln: das Muster der Abkehr. Hierbei entwickeln sich die
Prostituierten so, dass sie der Prostitution entkommen können. Dieses Muster
lässt sich in Akasen Chitai an Yasumi ausmachen, deren Entwicklung ich nun
anhand von drei markanten Szenen nachzeichnen möchte.
In der ersten Szene, welche ich beleuchten möchte, zählt Yasumi ihr über die
Jahre gespartes und verstecktes Geld. Die halbnahe Einstellung und die low-
key-Beleuchtung unterstützen die Heimlichkeit des Moments. Als die Haus-
hälterin zu ihr kommt und ihr Wechselgeld gibt, verdeckt sie zunächst den
Gegen Ende des Films trifft Yasumi sich mit einem Kunden, welcher sie heira-
ten möchte. Yasumi hatte dies vorher ausgenutzt um viel Geld von ihm zu be-
kommen. Um ihr dieses Geld zu geben, hatte der Kunde es zuvor in seinem
Unternehmen veruntreut. Nun möchte er sie heiraten, um mit ihr und dem
Geld zu fliehen. Beide werden in einer halbnahen Einstellung gezeigt. Jedoch
willigt Yasumi nicht ein und sieht die Liaison als Geschäft zwischen Prostitu-
ierter und einem Kunden. Ihre Ablehnung bringt sie durch ihr Aufstehen zum
Ausdruck. Die Kamera wechselt in eine Halbtotale, was ihre Distanzierung von
der Situation und den Kunden verdeutlicht. Sie versucht den aufdringlichen
Kunden abzuweisen. Jedoch wird dieser handgreiflich und würgt sie im Affekt
auf einem Flur in einer totalen Einstellung. Dabei bilden die Wände eine Kad-
rierung, was Yasumis hilflose bzw. isolierte Situation verstärkt. Als sie bewusst-
los wird, lässt der Kunde von ihr panisch ab und rennt davon, als ein Mann
die Szene im Flur bemerkt und einschreitet.
14Ich bezeichne solche Einstellungen als japanisch, in welchen die Protagonisten auf
dem Boden hockend ganz zu sehen sind. Der Körper reicht dabei vom unteren bis zum
oberen Rand des Bildes, so dass das Acting zentral ist. Die Kameraposition ist zudem
auf Sitzhöhe, so das stehende Protagonisten bis zum Bauch zu sehen sind.
Yasumi überlebt die Attacke des Kunden und kauft sich aus der Prostitution
frei und gründet ein eigenes Textilgeschäft. Hierbei beliefert sie das Bordell, in
welchem sie zuvor gearbeitet hat. Neben einer permanenten halbtotalen Ein-
stellung trägt auch ihre freundliche Höflichkeit zu einer maximalen Distan-
ziertheit zu ihrem Leben im Bordell bei.
Zusammenfassung
Die Entwicklung Yasumis ist geprägt von Einzelgängertum. Daher ist sie sel-
ten im Gespräch mit anderen Mitarbeiterinnen im Bordel. Wenn, dann werden
Kadrierungen benutzt, um Yasumi allein zu zeigen. Nahe Einstellungen sind
selten im Film, was ihre Distanz noch deutlicher macht. Nur als sie heimlich
das Geld zählt, scheint Yasumi sich als jene zu geben, welche sie ist. Dies
wird durch eine halbnahe Einstellung und eine Low-Key-Beleuchtung erreicht.
Nachdem ihr die abweisende und egoistische Haltung fast das Leben kostet,
schafft sie es eine Existenz als Textilhändlerin aufzubauen. Fortan wirkt sie
durch weite Einstellungen unnahbar und gibt sich auch ausschließlich als Ge-
schäftsfrau 15.
Ein weiteres Muster, welches der Film Akasen Chitai beinhaltet ist das Muster
des Alltags. Hierbei verbleiben die Frauen in der Prostitution. Somit bewegt
sich dieses Muster zwischen dem Scheitern und der Abkehr. Anhand der
Entwicklung der Prostituierten Hanae möchte ich nun dieses Muster näher
betrachten.
1. Szene: Hanae geht mit ihrem Mann essen (ebd.: 00:20:13 - 00:00:24:03)
Nachdem Hanaes Schicht im Bordell endet, geht sie in eine baufällige Neben-
straße, wo ihr Mann bereits mit dem Kind auf dem Rücken auf sie wartet. Auf
15 An dieser Stelle möchte ich auf den Aufsatz „Was man ist und was man tut“ von Ma-
ruyama/Seifert (1988) verweisen. Yasumi definiert sich im Film über ihre Tätigkeit und
ist daher ein gutes Beispiel für die Logik des Tuns, bei welcher nicht mehr Herkunft,
sondern Leistung zentral ist.
Hanae biegt in die Gasse ein, in welcher sie wohnt. Sie hört ihr Kind schreien
und fängt an zu rennen. Nach einem Schnitt sieht man in einer japanischen
Einstellung die Beine des Mannes auf einem Hocker, welcher sich erhängen
möchte. Links im Bild ist ein Hochzeitsbild und eine leere Flasche Alkohol zu
sehen, welche auf die Entscheidungsfindung, auf vergangene glückliche Tage
und die jetzige Verzweiflung des Mannes hinweisen. Als er versucht einen
Schritt nach vorn zu machen, geht die Tür auf und Hanae rennt in die Woh-
nung. Sie reißt ihren Mann zu Boden, wobei die Kamera leicht nach links
Hanae rettet ihren Mann, welcher im Bild kleiner wird. Hanae als starke Frau nimmt mehr Platz ein.
Zusammenfassung
Hanae lebt in der ständigen Gefahr, dass ihre Familie scheitert. Dies wird
durch das Setting, in welcher ihre Familie lebt, sehr deutlich. Sie lebt in armen
Verhältnissen und muss Mann und Kind versorgen. Ihr Mann ist dazu krank
und suizidgefährdet, was in seiner verzweifelten Mimik und seiner gekrümm-
ten Haltung deutlich wird. Hanae kämpft hingegen für ihre Familie und wird
aufrichtig dargestellt.
Nachdem nun die drei Grundmuster herausgearbeitet sind, möchte ich diese
durch weitere Filme empirisch stärken. Dies soll letztlich auch als Grundstein
für eine bildungstheoretische Analyse dienen, in welcher ich die Filme der ein-
zelnen Muster untereinander und in Bezug mit anderen Mustern diskutieren
und Bildungsfiguren herausarbeiten möchte.
Story
In einem japanischen Hafenviertel lebt die Prostituierte Tome, welche sich früh
von ihrer Mutter, welche ebenfalls Prostituierte ist, distanziert hat. Tome hat
eine Vorliebe für Killer entwickelt und findet die Fahndungsfotos anziehend.
Zudem trifft sie immer wieder auf einen gesuchten Killer, zu welchem sie eine
Beziehung aufbaut.
Tomes Leben besteht jedoch hauptsächlich aus dem Anschaffen, was sie ins
Visier eines Zuhälters bringt, welcher sie gerne für sich haben würde. Jedoch
bewahrt sie sich ihre Freiheit und wehrt sich gegen ihn. Tome gerät zudem in
Konflikt mit ihrer Mutter, als sie mit einem Stammkunden dieser schläft. Dabei
wird sie von ihrem geistig behinderten Bruder Taneo beobachtet, der
ebenfalls in der Wohnung der Mutter lebt. Die Mutter fordert immer wieder
das Geld von ihrer Tochter zurück, da sie es für eine Abtreibung benötige. Je-
doch sieht Tome nicht ein, warum sie ihr helfen sollte, da ihre Mutter eine sehr
egoistische und rachsüchtige Frau ist.
Im Verlauf des Films wird in einer Nebenepisode gezeigt, wie der Zuhälter,
nachdem er Tome nicht bekommen konnte, ein neues Mädchen gefügig
macht. Der Freund des Mädchens wird zunächst mit Geld und einer Gummi-
puppe ruhig gestellt. Jedoch schmerzt der Verlust ihn so sehr, dass er seine
Freundin wiederhaben möchte. Dies ist jedoch inzwischen sexuell abhängig
vom Zuhälter. Fortan verfolgt ihr Freund sie und den Zuhälter mit der Gummi-
puppe und möchte sie gern gegen seine Freundin zurücktauschen. In einem
stillgelegten Schornstein kommt es schließlich zum Höhepunkt des Konflikts,
als der Zuhälter die Puppe mit seiner Zigarre zerstören will. Jedoch hat der
Freund diese mit hochexplosiven Gas gefüllt, so dass er, der Zuhälter und
seine Freundin bei der Explosion sterben.
Während Tome gerade mit einem Kunden zusammen ist, hört sie ihre Mutter
von draußen. Sie wird von einem Mann festgehalten, welcher behauptet, sie
habe gestohlen. Tome beobachtet das Handgemenge ohne ihrer Mutter zu
helfen. Diese muss sich übergeben und eine Geburt kündigt sich an, worauf
Narrationsstruktur
Die Narrationsstruktur des Films weist durch den episodenartigen Aufbau ein
Pluralitätsmuster auf. Zudem findet gegen Ende des Films ein Flashback statt,
in welchen gezeigt wird, welche Konsequenzen der Beischlaf Tomes mit Ta-
neo hatte. Nachdem sich Taneo das Leben nimmt und Tome dem Killer nicht
folgen möchte, springt die Erzählung wieder in die Gegenwart.
Setting:
Acting:
Das Acting spielt eine zentrale Rolle im Film, da es verdeutlicht, wie die Pro-
tagonisten zueinander stehen und fühlen. An dieser Stelle möchte ich nicht
nur das Acting, sondern auch kinematographische Aspekte betrachten, da
diese Emotionen und Prozesse verdeutlichen.
In Bezug auf die eher zurückhaltende japanische Mimik und Gestik spiegelt
der Film Emotionen sehr stark wieder, was die Charaktere letztlich begreifbar
macht 16. So ist die Mutter oft wütend über Tome, was in Handgreiflichkeiten
und Brüllen zum Ausdruck kommt. Tome hingegen ist oft ausdruckslos und
abwesend, was durch eine starre Mimik und hinnehmende Gestik (dh. findet
kaum Gegenwehr gegen körperliche Übergriffe statt) zum Ausdruck kommt
(vgl. Tanaka 1974: 00:18:09f). In diesen Momenten der Übergriffe und Abwe-
senheit ist Tome in weiten Einstellungen zu sehen, was Distanz schafft und
Tome mehr als Objekt erscheinen lässt.
Lediglich als ihre Mutter durch die anstehende Geburt ins Krankenhaus ge-
bracht wird und Tome anschließend mit einem Kunden schläft, sieht man sie
zutiefst aufgewühlt und weinend. Mit nahen Einstellungen, welche bis in De-
tailaufnahmen von Tomes Augen übergehen, wird dies unterstrichen. Die inne-
16Hier möchte ich auf den Formalisten Rudolf Arnheim hingewiesen, welcher seeli-
sche Vorgänge bzw. deren Inszenierung auf die Mimik und Pantomimik der Protago-
nisten zurückführt (vgl. Arnheim/Prümm 2004: 146f).
Von Halbnah auf Detail: Tome gelingt es nicht mehr Distanz aufzubauen und bricht zusammen.
Objektivierung Tomes:
Auffällig ist im Verlauf des Films auch die Objektivierung Tomes, wenn sie mit
einem Kunden schläft. Wird sie anfangs noch nur mit einem Kunden gezeigt,
so hat sie im Verlauf des Films einen Geldschein in der Hand und zuletzt wird
sie durch einen Aschenbecher verdeckt. Dieser wird der Metapher eines lee-
ren Behältnisses gerecht, als welches sich Tome am Ende des Films sieht.
Tome als Behältnis. Ein Kunde schläft mit ihr, jedoch ist im rechten Bild ein Aschenbecher zu sehen.
Auffällig im Film ist das Auftauchen eines Turms, welchen Taneo im Verlauf
des Films besteigt. Diesen deute ich als Symbol der Hoffnung, da er über das
heruntergekommene Viertel ragt. Er ist zusammen mit Tome am Anfang und
am Ende zu sehen. Während des Films verringert sich die Distanz zwischen
dem Turm und Tome. Sie ist ihm am nächsten, als Taneo den Turm besteigt.
Jedoch endet die Besteigung mit dem Selbstmord Taneos. Am Ende ist die
Distanz zwischen Tome und dem Turm wieder größer, was auf Tomes Aufgabe
der Erlangung von Glück hinweist. In einer zweiten Lesart könnte man den
Turm auch als Himmelspforte deuten, welche Taneo durchschreitet. Tome da-
gegen lehnt zum einen das Angebot des Killers ab forzugehen, was einen
Kinematographie
Im Gegensatz dazu werden Szenen, in welchen Tome durch die Stadt irrt,
meist in einer totalen Einstellung gezeigt, so dass sie zwischen Häusern und
Menschen unscheinbar wirkt. Dies entspricht auch dem Charakter ihrer Per-
son, welche sich nicht zu wehren vermag, immer mehr Bezugspunkte in ihrem
Leben verliert und am Ende allein ist. Die weiten Einstellungen machen also
auch deutlich, dass Tome ein Teil der Stadt ist bzw. sich mit dieser identifiziert
(vgl. ebd.: 00:42:25f und 01:19:59f).
Farbe:
Auffällig im Film ist der Wandel von schwarz-weiß auf Farbe ab Minute 69.
Dem geht eine Szene voran, in welcher Tome sich ihren geistig behinderten
Bruder hingibt und ihn als Mann sieht. Die bunte Szene zeigt Taneo, wie er mit
dem Huhn zunächst durch die Stadt irrt und dieses und sich erhängt. Diese
Szene wirkt durch ihren farbenfrohen und lebendigen Kontrast zum Rest des
Taneos Ausflug in Farbe. Der Wechsel auf bunt erfolgt in der gleichen Einstellung.
Editing
Die Schnitte in (Maruhi) Shikijo mesu ichiba sind häufig sehr weich. Hierbei
bilden diese Sinnzusammenhänge, welche die Story und insbesondere die
Entwicklung von Tome beschreiben. Auch die einzelnen Geschichten werden
durch weiche Schnitte hergestellt. So trifft der Freund mit der Gummipuppe
beispielsweise auf Tome und fragt, wo seine Freundin sei. Die Story wird an-
schließend auf ihn fokussiert und erzählt das tragische Ende seiner Liebe (vgl.
ebd.: 00:52:12f).
Beispielhaft für diese weichen Schnitte ist auch jene Szene, in welcher Tome
zu ihrem Kunden zurückkehrt, nachdem ihre Mutter ins Krankenhaus gebracht
wurde. Hierbei schaut Tome abwesend direkt in die Kamera. Nach dem
Schnitt schaut sie immer noch in die Kamera, jedoch schläft sie hierbei mit
dem Kunden und erklärt ihre Gefühle in einem Monolog, welchen der Kunde
scheinbar nicht hören kann (vgl. ebd.: 01:04:20f).
Sound
Auffällig im Film ist auch die nur selten eingesetzte Musik. Hierbei sind zwei
Szenen im Film zentral. In der ersten Szene singt ein Mann auf einem Dach
Die zweite Szene, welche Musik einsetzt, ist jene, in welcher Tameo sich zum
Turm begibt. Hierbei werden traditionelle Lieder aus dem Off (nicht-diege-
tisch 17) gespielt. Erst als Tameo die Tür zur Aussichtsplattform öffnet endet
die Musik abrupt und der (diegetische) Lärm der Stadt wird eingeblendet (vgl.
ebd.: 01:15:03f).
17Der Begriff der Diegese stammt aus der Erzähltheorie und unterscheidet „zwischen
der Welt der Erzählung und allem, was dieser nicht angehört“ (Elsaesser/Hagener
2007: 14). Daher ist die Musik eines zu sehenden Orchesters im Film diegetisch, wäh-
rend eingespielte klassische Musik nicht-diegetisch, und damit kein Teil der Welt der
Erzählung ist.
Story
Fusake, deren Mann nach dem Krieg verschollen ist, lebt in Armut und ver-
kauft ihre Kleidung, um Nahrung für ihren kranken Sohn zu beschaffen. Sie
lebt bei ihrem Bruder, welcher Frau und Tochter hat. Auf dem Markt erfährt
sie, dass sie anschaffen gehen könne, wenn sie dringend Geld bräuchte. Je-
doch widert sie der Gedanke daran an. Kurz darauf erfährt sie, dass ihr ver-
schollener Mann an einer Krankheit starb. Fusake ist Niedergeschlagen aber
bekommt eine Anstellung in einem Unternehmen als Chefsekretärin, dessen
Chef Kuriyama Fusakes Mann gut kannte. Das Glück hält jedoch nicht lang
an, da ihr Sohn an TBC stirbt.
Fusake trifft durch Zufall in der Stadt auf ihre Schwester Natsuko, welche sie
seit dem Krieg nicht mehr gesehen hat. Diese arbeitet als Tänzerin. Sie ziehen
zusammen in eine Wohnung. Auch die Tochter ihres Bruders Kumiko möchte
gern zu ihnen ziehen, jedoch schickt Fusake sie nach Hause. Kumiko ge-
horcht aber nicht und macht sich mit von ihren Eltern gestohlenen Geld auf,
um ein eigenes Leben zu beginnen. Dieser Traum endet jäh, als ihr Geld und
Sachen gestohlen werden und sie sich einer Prostituiertenbande anschließen
muss.
Derweil fängt Natsuko mit Kuriyama eine Affäre an, was Fusake sehr verletzt.
Ihr bleibt in Anbetracht der Situation nichts weiter übrig als ihre Schwester zu
verlassen und anschaffen zu gehen. Nachdem Natsuko auf der Suche nach
ihrer Schwester in einem Rotlichtviertel verhaftet wird, trifft sie in einem Frau-
engefängnis auf Fusake, welche verbittert wirkt. Bei der ärztlichen Untersu-
chung erfährt Fusake zudem, dass Natsuko schwanger ist und Syphilis hat.
Auf die Nachfrage, von wem das Kind sei, gesteht Natsuko Fusake, dass es
Kuriyamas Kind sei. Fusake flieht gekränkt aus dem Gefängnis und geht wie-
der anschaffen. Natsuko wird derweil dank Kuriyama aus dem Gefängnis ge-
holt.
Als Natsuko Kuriyma erzählt, dass sie ein Kind von ihm bekommt, drängt er
sie zur Abtreibung. Der Streit wird durch die Polizei unterbrochen, welche Kur-
Narrationsstruktur
Setting:
Die Story spielt sich in einer vom Krieg gezeichneten Stadt ab. Daher gibt es
viele Ruinen und Slums. Jedoch gibt es auch intakte bis luxuriöse Gegenden.
In Bezug auf die Protagonisten im Film ist zu sagen, dass sich deren sozialer
Status immer am Setting widerspiegelt. So sind Orte, in welchen Prostituierte
leben, im Film düster und meist vom Ruinen gesäumt. Im Kontrast dazu ste-
hen öffentliche Orte, welche meist modern und sauber wirken. Das Setting
trägt also eine implizierte Wertung in sich, und trägt besonders zur grundsätz-
lich ablehnenden Haltung des Films gegenüber der Prostitution bei.
Kostüme:
Analog zum Setting entwickelt sich insbesondere Fusakes Kleidung. Ist diese
am Anfang des Films noch traditionell mit einem Kimono bekleidet, so wech-
selt das Kostüm nach dem Verlust des Kindes und mit Umzug in die Wohnung
zu einem Manteloutfit. Mit dem Gang in die Prostitution ist Fusake mit einem
sehr amerikanischen Outfit bekleidet, welches mit Fusakes innerer Abkehr zur
Prostitution gegen Ende des Films dezenter wird.
In Bezug auf die Entwicklung von Fusako spielen die auftauchenden Kinder
eine wichtige Rolle für ihre persönliche Entwicklung. Zunächst ist ihr Leben
vom Verlust des Mannes und des eigenen Kindes geprägt, was letztlich dazu
führt, dass sie in die Prostitution geht. Schließlich erfährt sie im Frauenge-
fängnis, dass Natsuko schwanger ist. Zudem sieht sie dort eine Mutter mit
Kind, woraufhin sie zunächst flieht (vgl. ebd.: 00:47:21). Gegen Ende des
Films wird das Muster sehr stark, indem es in zwei Ebenen des Films auf-
taucht. Zum einen beschützt Fusake Kumiko wie ihr eigenes Kind und will sie
aus der Prostitution herausholen. Hierzu nimmt sie in kauf, von den anderen
Prostituierten geschlagen zu werden. Zu dieser Handlungsebene kommt
durch das Setting einer zerbombten Kirche mit einem ein Marienbildnis, eine
ikonographische Ebene hinzu. Diese lädt die Szene nochmals moralisch in
Starke Symbolik: Das Mutter-Kind-Muster als Symbol von Leben und Hoffnung.
Kinematographie
Die Dialoge im Film werden fast alle in einer halbnahen Einstellung der Prota-
gonisten gezeigt. Auffallend ist hierbei, dass die Tiefenschärfe genutzt wird,
um Dialoge und Handlung hervorzuheben. Emotionen nehmen einen eher
kleinen Teil ein und sind meist beim unscharfen Protagonisten zu finden (vgl.
ebd.: 00:43:13 und 01:01:09).
Editing
In Yoru no onnatachi wird bei einem Ortswechsel häufig mit einer schwarzen
oder weichen Blende gearbeitet. Hiermit wird das Vergehen von Zeit im Film
visualisiert und zudem ein weicher harmonischer Storyfluss erzeugt.
Größtenteils sind im Film diegetische Musik und Töne zu hören. Dadurch wird
der Fokus auf das Acting und die Dialoge gelegt. Lediglich an christlich ge-
prägten Orten, wie dem Frauenhaus oder der Kirche, wird Musik aus dem Off
eingesetzt, um die Dramatik bei der Fehlgeburt oder dem Entkommen von
Fusake aus der Gewalt der anderen Prostituierten zu unterstreichen (vgl. ebd.:
00:58:08f und 01:11:56f).
Nachdem Fusake Mann und Kind verloren hat und erkennt, dass ihre
Schwester mit ihrem Chef fremdgeht, begibt sie sich in die Prostitution. Sie
lebt fortan in kargen unsicheren Verhältnissen, welche ihr nichts ausmachen.
Jedoch wird sie mit ihrer schwangeren Schwester mit deren Fehlgeburt und
dem Schicksal von Kumiko konfrontiert, was sie letztlich dazu bringt Prostitu-
tion abzulehnen. Letztlich wird sie in ihrer Entscheidung durch andere Prosti-
tuierte bestärkt, welche ihr ein Leben in Würde wünschen. Fusake hat sich
aus der Prostitution befreit und ist somit dem Muster der Abkehr zuzuordnen.
Story
Ai ist eine Prostituierte welche sich auf SM und andere Fetische ihrer Kunden
spezialisiert hat. In einer Exposition liegt sie am Anfang des Films gefesselt
auf einer Bank bei einem Kunden. Ihr werden die Augen verbunden und sie
wird geknebelt. Darauf hin injiziert ihr der Kunde eine Droge.
Nach dieser Exposition sitzt Ai im Park und macht Singübungen, als ihr Pie-
per sich meldet und sie einen Auftrag für den Abend des Tages bekommt.
Zwischenzeitlich geht sie in Cafe, in eine Spielhalle und einer Wahrsagerin.
Durch deren Weissagung entschließt sich Ai einen Ring mit einem rosa Topas
zu kaufen.
Am Abend geht sie zu einem Kunden, welcher Kokain zu sich nimmt und sie
in einem sadomachistischen Spiel immer mehr erniedrigt. So soll sie zunächst
Als sie vor dem Hotel steht merkt sie, dass sie ihren Ring vergessen hat und
muss ins Hotel zurückkehren. Jedoch öffnet der Kunde nicht mehr die Tür. Die
Suche in ihrer Tasche bleibt auch erfolglos. Beim Ausräumen der Tasche auf
einer Toilette stiehlt eine Brautgesellschaft einen Vibrator von Ai. Als diese aus
der Toilette kommt, wird sie vor der Gesellschaft bloßgestellt. Eine Dame der
Gesellschaft jedoch gibt ihr den Vibrator zurück und sie verlässt gedemütigt
das Hotel.
Am nächsten Tag trifft sie in ihrem „Club“ einer Kollegin und erzählt vom Vor-
fall des letzten Abends. Sie kaufte nur den teuren Ring, da sie dachte er wür-
de sie glücklicher machen, so wie die Wahrsagerin es prophezeit hatte. Ge-
meinsam mit ihrer Kollegin erhält sie einen Auftrag und muss wieder in das
gleiche Hotel des Vorabends. Als sie nochmals versucht ihren Ring zu be-
kommen, wird sie in das Zimmer gezerrt und sieht dort eine sehr befremdliche
Szene, in welcher die Frau des Kunden geknebelt und an einen Tropf ange-
schlossen ist. Ai ist das zu viel und sie flieht aus dem Appartement zurück zu
ihrer Kollegin. Gemeinsam begeben sich zum nächsten Kunden, welcher dro-
genabhängig ist. Er verlangt, dass er stranguliert wird und stirbt dabei fast.
Die Mädchen verlassen den Kunden und versuchen gemeinsam den Ring
wieder zu bekommen. An der Tür steht die gezeichnete Frau des Kunden und
händigt Ai den Ring aus.
Als Ai wieder allein Zuhause ist wird deutlich, dass sie allein ist und einer gro-
ßen Liebe nachtrauert, welche sie im Fernsehen sieht. Es war einer ihrer Kun-
den. Am Abend sitzt sie mit einem Kunden in einem Restaurant und fühlt sich
einsam. Später am Abend offenbart der Kunde seinen Wunsch, eine tote Frau
zu vergewaltigen und möchte, dass Ai diese Rolle einnimmt. Jedoch kann Ai
diesen Wunsch nicht erfüllen, da sie um ihr Leben fürchtet.
Ai will um jeden Preis in das Haus von Sudo und kehrt zu diesem zurück.
Nach einem misslungenen Einbruchsversuch wird sie von der Polizei aufge-
griffen. Die wahnsinnige Frau jedoch kann die Polizisten überzeugen sie lau-
fen zu lassen. Ai erkennt, dass ihre Liebe zu Sudo keine Zukunft hat und zer-
reißt ein Erinnerungsfoto mit ihm und ihr. Sie sieht in einer folgenden Vision,
wie Sudo sie verlässt und geht schließlich wieder ihrer Tätigkeit als Prostitu-
ierte nach.
Personenkonstellation in Topâzu
Die Narration des Films Topâzu ist linear gestaltet. Jedoch ist die zeitliche Dis-
tanz zwischen den Szenen unbestimmbar, so dass der Film episodenartig
wirkt und Szenen aus Ais Alltag zeigt. Diese lassen sich in zwei Szenenarten
einteilen: Szenen, welche das Privatleben Ais zeigen und Szenen, in welchen
Ai ihrem Beruf als Prostituierte nachgeht und den Kunden ihre Wünsche er-
füllt.
Mise-en-Scène
Setting:
Zentral für Ais Entwicklung im Film ist da Muster der Kirschblüte, welche am
Anfang des Films durch einen rosafarbenen Ring symbolisiert wird. Die
Kirschblüte ist Sinnbild für Ais große Liebe Sudo, welcher jedoch für sie uner-
reichbar ist und bleibt. Die Wichtigkeit des Ringes zeigt sich auch in jener
Szene, nachdem Ai den Ring gekauft hat. Sie geht mit dem eingepackten
Ring auf die Damentoilette und betrachtet den Ring nach dem Auspacken in
einer halbnahen Einstellung. Ihr Gesichtsausdruck wirkt hierbei traurig, was
durch einen starke Schattierung unterstützt wird (vgl. Murakami 1992:
00:09:32f).
Danach ist Ai allein in ihrer Wohnung und sieht nebenbei fern. In einem TV-
Beitrag ist Sudo zu Gast und erzählt von seinem Leben und seiner Familie. Ai
wirkt starr, als sie das Interview sieht. Sie setzt sich auf die Couch und legt ihr
Eis auf einen Teller. Nach einem Schnitt sieht man einen Kameraschwenk über
Ais Tisch in Form einer Detailaufnahme. Das Eis ist zerlaufen, was auf vergan-
gene Zeit hinweist. Daneben liegen Bilder mit ihr und Sudo auf einem Kirsch-
blütenfest. Nach einem weiteren Schnitt sieht man Ai in ihrem Schlafzimmer in
einer halbtotalen Einstellung allein sitzen. Durch einen Vorhang, eine Wand
und die Couch im Vordergrund des Bildes wird eine Kadrierung geschaffen,
welche Ai klein und verloren im Raum erscheinen lässt (ebd.: 00:48:40f). In
dieser Szene wird der Bezug zur Kirschblüte und somit zu Sudo visualisiert.
Licht und Schatten: Ring und Foto als Synonyme der Hoffnung, Sudo wiederzusehen.
Im weiteren Verlauf des Films wird immer wieder Bezug zur Kirschblüte ge-
nommen. Zum einen schaut sich Ai das Foto mit Sudo an, als sie sich bei Sa-
ki umzieht, was Ais ständiges Denken an Sudo deutlich macht (vgl. ebd.:
00:59:13f). Letztlich entschließt sie sich Sudo aufzusuchen um ihn zu sagen,
dass sie ihn noch liebt. Hierbei setzt sie sich für eine kurze Rast unter einem
blühenden Kirschbaum. Als sie ihr Blick auf die Blüten fällt, entschließt sie
Der Film arbeitet mit vielen Objekten, welche begehrt werden. Dadurch treten
vor allem soziale Aspekte in den Hintergrund. Zum einen macht die Wahrsa-
gerin Ai glaubhaft, dass sie durch das Objekt des Ringes glücklich werden
würde. Hierbei wird Ais Hoffnung Sudo wiederzusehen, förmlich in ein Objekt
projiziert. Zum anderen wird Ai in ihrer devoten Haltung selbst zu einem Ob-
jekt der Begierde. Das wird beispielsweise bei ihrem Besuch des zweiten
Kunden deutlich. Ai wurden Vibratoren umgeschnallt und sie bewegt ihr Be-
cken an einem Spiegel. Vor ihr nimmt der Kunde seine Freundin von hinten.
Im Spiegel ist hierbei nur der Kunde zu sehen, welcher scheinbar mit Ai
schläft (vgl. ebd.: 00:28:40f). Daher kommt es zu einer visuellen Verdopplung
der Manneskraft, was zur Objektivierung der Frauen zum Lustobjekt beiträgt.
Frauen als Objekte männlicher Begierde. Die Dopplung des Aktes und der Manneskraft im Spiegel.
Editing
Auffällig und markant im Film sind die harten Schnitte zwischen den Szenen.
Sie machen zum einen Zeitverläufe schwerer nachvollziehbar. Zum anderen
wird damit auch Ais Einsamkeit unterstrichen, wenn sie von einem zum ande-
ren Geschäft geht um sich abzulenken (vgl. ebd.: 00:06:50f).
Sound
Auffallend ist der seltene Einsatz von Musik im Film. Diese wird nur an weni-
gen dramatischen Stellen im Film eingesetzt, um diese zu unterstreichen.
Durch das Wegfallen von Musik in den meisten Szenen, wird der auditorische
Fokus auf die Geräusche und Gespräche der Protagonisten gelegt. In den
häufig sexuell aufgeladenen Szenen wird somit der intime und lustvolle Cha-
rakter hervorgehoben.
Topâzu zeigt das Leben der Prostituierten Ai, welche Liebe sucht, diese je-
doch in ihrem Alltag nicht zu finden vermag. Letztlich muss sie schmerzhaft
erkennen, dass ihre große Liebe Sudo unerreichbar ist und sie ihr Leben als
Nachdem ich nun die drei Grundmuster anhand von zwei Filmen pro Muster
ausgearbeitet habe, möchte ich nun das Muster des Ausflugs vorstellen.
Hierbei begeben sich die Protagonistinnen in oder in Randbereiche der Prosti-
tution. Jedoch gelingt es ihnen der Prostitution wieder zu entkommen, so
dass es sich um einen zeitlich eng begrenzten Rahmen in der Prostitution
handelt. In Bezug auf die bereits vorgestellten Muster grenzt sich das Muster
des Ausflugs vor allem gegenüber dem Scheitern und dem Alltag ab, da die
Protagonistinnen nicht in der Prostitution bleiben bzw. dieser Entkommen. Die
Abgrenzung vom Muster der Abkehr ist in sofern stark, da die Protagonistin-
nen in diesem Muster über einen längeren Zeitraum sich in der Prostitution
befinden. Zudem stellte ich bei der Untersuchung des Materials fest, dass
sich dieses Muster nur in Filmen der neunziger Jahre des zwanzigsten Jahr-
hunderts finden lassen. Diese zeitliche Beschränkung des Musters ist meiner
Meinung nach auf den zeithistorischen Hintergrund des enjo-kōsai19 zurück-
zuführen. Der erste Film welcher dieses Muster aufweist ist der Film Baunsu
ko gaurusu aus dem Jahr 1997, welchen ich nun vorstellen möchte.
Die japanische Teenagerin Lisa kommt aus New York zurück nach Tokio. Je-
doch wird deutlich, dass sie Japan so schnell es geht, wieder verlassen
möchte. Auf dem Bahnhof wird sie von einem Mann bedrängt. Kurz darauf
trifft sie auf Akijama, welcher sie durch die Stadt verfolgt und sie bedrängt.
Die Schülerin Maru sitzt derweil mit ihrer Freundin Raku in einer Abtreibungs-
klinik und lässt ein ungewolltes Kind abtreiben. Darauf folgend geht sie mit
ihrer Freundin in einem Laden einkaufen und wird von einem Kunden namens
Oshima abgeholt. Jedoch entpuppt sich dieser als Yakuza und droht ihr
Schlimmeres an, wenn sie weiter anschaffen geht. Er lässt sie gehen und be-
hält ihre Personalien. Zurück bei ihren Freundinnen, erzählt Maru, was pas-
siert ist und wird angehalten aufzuhören mit ihren Kunden zu schlafen.
Lisa verkauft derweil ihre Slips in einem Laden, um Geld für ihre Reise in die
USA zu bekommen. Da frische Slips mehr Geld bringen, wechselt sie zöger-
lich vor Ort diesen. Um noch mehr Geld zu verdienen empfiehlt ihr die Laden-
betreiberin es mit Videoaufnahmen zu versuchen. Beim Verlassen des Ge-
schäfts wird sie wieder von Akijama verfolgt, welcher ihr seinen Personalaus-
weis zeigt und sie lediglich beschützen möchte, da er um Lisas Geldnöte
durch den Besuch im Schlüpfergeschäft weiß. Lisa willigt ein und Akijama
geht mit ihr zu einem Videodreh, bei welchem sich Mädchen in Schulunifor-
men unschuldig geben. Beim Videodreh ist auch die Schülerin Raku anwe-
send. Der Dreh ist jedoch fingiert und drei Männer wollen das Geld der Mäd-
chen stehlen. Lisa kann mit Raku dank Akijamas Hilfe entkommen, verliert a-
ber ihr Geld.
Die Anführerin der Mädchenclique Jonko will für Maru Geld beschaffen, um
sie von ihrer Schuld bei Oshima zu befreien. Sie trifft auf ihn und er macht
deutlich, dass Prostitution sein Geschäft ist und Schülerinnen sich raushalten
sollen, da es sonst Tote gibt. Jonko versichert ihm, dass sie Kunden aus-
nimmt, ohne mit diesen zu schlafen, was Oshima verwundert.
Raku hilft Lisa neues Geld zu beschaffen, in dem sie Jonko anruft und ihre
Kontakte in Anspruch nimmt. Hierzu muss Raku sich selbst überwinden, da
Oshima erfährt von diesem Vorfall und lässt nach den Mädchen suchen. Maru
wird derweil von einem Kunden brutal niedergeschlagen und schwer verletzt.
Oshima lässt die Mädchen ins Krankenhaus zu Maru bringen, welche ein Au-
ge verloren hat. Er macht nochmals seine Forderungen deutlich. Jedoch über-
lässt er Anbetracht zu Marus Schicksal den Mädchen ihr Geld.
Am nächsten Morgen ziehen Lisa, Jonko und Raku durch die Stadt und fol-
gen Flugblättern, auf welchen „come back Lisa“ steht. Sie kommen beim
Slipgeschäft an und treffen darin auf Akijama, welcher Lisas Geld retten konn-
te, jedoch Verletzungen davon getragen hat. Die Besitzerin sitzt derweil ver-
steckt auf einer Treppe und hört den Teenagern melancholisch zu. Es stellt
sich heraus, dass sie für Oshima arbeitet und vor dieser Tätigkeit Prostituierte
war. Lisa verlässt trotz der Bitten ihrer neuen Freunde Tokio und fliegt am En-
de in die USA. Jonko und Raku finden wieder als Freundinnen zusammen.
Narrationsstruktur
Mise-en-Scène
Setting:
Der Film Baunsu ko gaurusu spielt in Tokio. Entsprechend ist das Setting
durch viel Bewegung zwischen Häuserschluchten geprägt, welche von vielen
Fahrzeugen und Menschen in den Szenen ausgeht. Lediglich Innenbereiche,
wie die Bar von Oshima und die Hotelzimmer, wirken durch wenige Protago-
nisten ruhig und sind Orte des Dialogs.
Außenbereiche sind im Film tags sowie nachts hell bzw. ausgeleuchtet und
weisen daher wenige Schatten auf. Dem gegenüber wirken Innenbereiche
düster. So ist das Hotelzimmer, in welchen sich Maru und Oshima treffen,
durch Vorhänge verdunkelt. Die Gesichter der beiden sind daher sehr schat-
tiert (vgl. Harada 1997: 00:14:31f). Auch das Restaurant in welchem sich Lisa
und Raku unterhalten und Jonkos Stammbar wirken rauchig und sind schattig
(vgl. ebd.: 00:50:10f).
Rote Fahnen:
In Oshimas Bar gibt es ebenfalls wenig Tageslicht. Jedoch ist die Farbe rot
dort sehr dominant, da überall rote Fahnen und Vorhänge aufgehangen sind.
Diese sind nicht nur Dekoration, sondern verweisen auch auf Oshimas sozia-
len und gesellschaftskritischen Charakter, da er die Mädchen zum einen
warnt und zum anderen in seiner Bar die japanische Gesellschaft kritisch be-
trachtet (vgl. ebd.: 01:16:10f).
Kinematografie
Ein auffälliges kinematografisches Muster im Film ist die Verwendung von na-
hen Einstellungen, um Ernsthaftigkeit zu inszenieren. Hierzu möchte ich kurz
zwei Szenen des Films unter kinematografischen Gesichtspunkten betrach-
ten, um die Funktionsweise des Musters deutlicher zu machen.
Als Jonko Lisa mit dem Professor allein lässt, werden beide in einer amerika-
nischen Einstellung gezeigt, was die Streitbereitschaft und unterschiedlichen
Auffassungen der beiden Protagonisten unterstreicht. Zu Beginn des Ge-
sprächs werden beide zunächst in einer halbnahen Einstellung gezeigt. Als
der Professor jedoch anfängt von seinen Taten zu erzählen, welcher er nicht
als Verbrechen empfindet, fährt die Kamera immer näher an Lisas Gesicht mit
Unausweichlich: Lisa wird mit den Grenzen ihrer moralischen Vorstellungen konfrontiert.
Editing
Harte Schnitte gibt es vor allem bei Szenenwechseln am Anfang. Diese unter-
streichen die Gleichzeitigkeit vieler Szenen, in welchen sie die Protagonisten
des Films noch nicht kennen (vgl. ebd.: 00:19:28f). Jedoch nehmen diese har-
ten Schnitte im Verlauf des Films ab und werden durch flüssige Übergänge
innerhalb der Szenen ersetzt. So gehen Jonko und Lisa auf ihrem Weg zum
nächsten Kunden an einem Restaurant in dem Akijama sitzt vorbei, zu dessen
Dialog mit einer Freundin somit flüssig übergeleitet wird (vgl. ebd.: 00:58:44).
Der Film wird in seinem Verlauf durch die Verwebungen der Handlungsstränge
in Bezug auf die Montage harmonischer, was auch das überwiegend gute En-
de des Films unterstreicht.
Lisa verliert ihr erspartes Geld einen Tag vor ihrer Abreise nach New York und
bekommt Hilfe von einer Mädchenclique, welche ihr Geld damit verdient sich
mit älteren Männern zu treffen. So gerät sie an die Grenze zur Prostitution,
welche das Cliquenmitglied Maru bereits überschritten hat. Durch Kunden,
welche Lisa moralisch verabscheut, wächst auch ihre Ablehnung gegen das,
was dort geschieht. Sie gibt lieber ihr Geld fort, als das ihren neuen Freundin-
nen etwas passiert. Dies erweist sich gute Entscheidung, da ihre neuen
Story
Hiromi, welche sich in den Schulferien befindet, wacht auf und geht zum
Frühstück. Ihre Mutter nimmt an einem Schwimmwettbewerb teil und ihr Vater
hat durch die Küche eine Modellbahnstrecke verlegt. Am Frühstückstisch er-
innert sie sich an ihren Traum, in welchen sie mit einem Mann Pilze sammelt.
Als sie einen rot-grünen Skorpion sieht, will sie ihn anfassen. Sie ignoriert die
Warnung des Mannes, dass der Skorpion tödlich sei. Hiromi denkt über den
Traum nach und stellt für sich fest, dass es in ihrem Leben keinen Wandel
gibt. Daher nimmt sie alles mit ihrem Fotoapparat auf, für den Fall es, dass
sich etwas wandelt. Sie fährt ins Vergnügungsviertel Shibuya, wo sie von
Männern, welche mit ihr ausgehen wollen, angesprochen wird.
Um 10 Uhr trifft sich Hiromi mit ihrer Freundin Nao, welche von einem frem-
den Mann ein Telefon bekommen hat. Die beiden beschließen damit viel zu
telefonieren. Sie hinterlassen schließlich auf Mailboxen ihre Angebote für
Kunden und treffen in der Stadt auf Chie-chan, welche mit dem Telefon auch
eine Nachricht hinterlässt und von der frischen Trennung von ihrem Freund
erzählt. Letztlich treffen sie auf ihre Freundin Sachi, welche die Schule abge-
brochen hat, um Tänzerin zu werden. Hiromi stellt fest, dass sie und ihre
Freundinnen nur so gute Freundinnen sind, weil sie nicht weiterfragen, wenn
jemand von ihnen nicht antworten möchte. Nachdem sie sich getroffen ha-
ben, gehen sie zum gemeinsamen Einkaufen, um Bikinis für ihren Urlaub am
Strand zu kaufen. Dort entdeckt Hiromi einen Ring, welcher zu ihren frisch la-
Ihre Freundinnen übergeben Hiromi das Telefon des Unbekannten, sodass sie
die vereinbarten Dates der anderen wahrnehmen kann und somit Geld ver-
dient Ihr erster Kunde ist ein Bauarbeiter, welcher an einer Form des Tourette-
syndroms leidet und ständig spucken muss. Er will mit Hiromi in eine Video-
thek, um den Mitarbeitern zu zeigen, dass er auch ein Mädchen haben kann.
Jedoch nötigt er sie, ihn in der Videothek mit der Hand zu befriedigen. Als sie
sein Sperma in ihrer Hand sieht, rennt sie angeekelt davon und wäscht sich in
einem Park ihre Hand. Nachdem sie den Schock überwunden hat, zählt sie
das verdiente Geld und verabredet sich für das nächste Date mit einem Kun-
den namens Captain EO, welcher mit ihr ein in „Love-Hotel“ möchte. Hiromi
zögert zunächst, willigt dann aber ein. Auf dem Weg zum Hotel erzählt ihr der
Kunde von seiner Kindheit und zeigt ihr sein Stofftier „Fuzzball“, welches sei-
nen Schwanz verloren hat. Im Hotel angekommen repariert Hiromi Fuzzball.
Als Captain EO sie fragt, was ihr größter Wunsch sei, sagt Hiromi, dass sie
gern größere Brüste hätte. Sie geht anschließend ins Bad, um sich frisch zu
machen. Captain EO beseitigt derweil den Film ihrer Kamera mit seinen Bil-
dern und geht schließlich ins Bad. Er überwältigt sie und erklärt ihr eindring-
lich, dass sie nie wieder mit jemanden in ein „Love-Hotel“ gehen sollte. An-
schließend holt er einen Elektroschocker aus seiner Jacke und sagt ihr, dass
er diesen an ihr benutzen könnte und andere gerne mit einem toten Mädchen
schlafen würden. Letztlich lässt er von Hiromi ab, bittet sie zu gehen und gibt
ihr als Lohn vier Münzen, welche er auf ihre Brust legt. Hiromi geht und bringt
das Telefon seinem Besitzer zurück, welcher Drehbücher schreibt. Sie fragt
ihn, was Captain Eos Worte und Handlungen für eine Bedeutung hätten. Er
Als Hiromi nach Hause kommt, spielen ihre Eltern mit der Modelleisenbahn.
Sie beschließt früh ins Bett zu gehen und schaut auf ihre leere Hand. Beim
Entpacken des Rucksacks hofft sie den gewünschten Ring zu finden. Jedoch
bleibt dies nur ein Wunsch. Zudem entdeckt sie, dass ihr Film aus der Kamera
verschwunden ist. Als sie einen neuen Film einlegen möchte, lässt sie diesen
fallen. Hiromi macht sich Gedanken darüber, warum sie den Ring haben woll-
te. sie kommt zu dem Schluss, dass sie ihn aus Neid gegenüber ihren Freun-
dinnen haben wollte, welche in ihren Augen erwachsener sind.
In einem weiteren Traum geht Hiromi in einem dunklen Keller zu einem rosti-
gen Kühlschrank, in welchem Hunde eingefroren sind. Als sie einen der vor-
deren Hunde umarmt, taut der Hund auf und fängt an mit dem Schwanz zu
wedeln und glücklich zu bellen.
Narrationsstruktur
Wie aus der Story hervorgeht, bilden Hiromis Träume am Anfang und am En-
de des Films ein Klammermuster. Am Anfang des Films sind zudem viele
Flashbacks eingefügt, welche sich nahtlos in die Story einfügen. Daher ist es
schwierig Flashback und Gegenwart des Films zu trennen, was für die Ge-
genwärtigkeit der Gedanken und Erinnerungen Hiromis spricht. Lediglich
Mise-en-Scène
Love & Pop arbeitet mit starken Symbolen, welche gleichzeitig auch Muster
im Film sind. Symbolisch für Hiromis Entwicklung stehen ihre Fingernägel.
Diese sind am Anfang des Films lackiert und Hiromis ganzer Stolz (vgl. ebd.:
00:00:31f). In einem Flashback stellt sich heraus, dass sie sich auf Chie-chans
Rat hin die Nägel hat lackieren lassen (vgl. ebd.: 00:19:31f). Hier wird deutlich,
dass Hiromi erwachsen wirken möchte. Um diesen Eindruck zu verstärken,
möchte sie sich unbedingt noch einen Ring kaufen, um das Gesamtbild zu
perfektionieren (vgl. ebd.: 00:32:51f). Als sie das Geld für den Ring auftreiben
möchte, wird ihre Fixierung auf ihre Fingernägel durch einen Kunden gebro-
chen, welcher in ihre Hand onaniert (vgl. ebd.: 01:11:14f). Letztlich erkennt sie
Das zweite Symbol ist Hiromis Fotokamera, mit welcher sie Momente mit ih-
ren Freundinnen festhält, für den Fall, dass sich etwas ändert (vgl. ebd.:
00:04:42f). Daher ist sie immer mit einer Kamera zu sehen und macht ständig
Bilder. Auch von Captain EO macht sie Bilder. Jedoch nimmt er den Film aus
der Kamera und zerstört diesen. Durch das darauf folgende Ereignis, bei wel-
chem Hiromi bedroht wird, ändert sich ihre Einstellung zum Fotografieren. Sie
sieht ein, dass sie auf den Fotos Veränderungen in ihrem Leben nicht erkannt
hat und letztlich entgegen ihren Annahmen, das Leben eine ständige Verän-
derung ist (vgl. ebd.: 01:40:18f).
Das dritte Symbol des Films ist Sinnbild für diese ständige Veränderung.
Durch Züge, welche Hiromi zunächst als ständige Wiederholung sieht, wird
Zeit und Veränderung symbolisiert (vgl. ebd.: 00:05:45f). Jedoch wird beim
Treffen mit Captain EO deutlich, dass auch sie sich im Film verändert. Als
Captain EO sie auf einer Zugbrücke fragt, ob sie mit in ein „Love Hotel“ kom-
men wolle, fährt ein Zug unter ihnen entlang und trennt die beiden symbo-
lisch. Erst nachdem der Zug am Horizont verschwindet, willigt Hiromi ein und
will sich für den Ring prostituieren (vgl. ebd.: 01:18:36f). In der Traumebene
wird die gleiche Entwicklung nochmals gezeigt. Fährt die Kamera im ersten
Traum auf einer festen Schiene an verschiedenen Stationen vorbei (vgl. ebd.
00:03:28f), so löst sich diese Geradlinigkeit im zweiten Traum auf, in welchem
die Zugfahrt endet und die vier Freundinnen nebeneinander durch einen Ab-
flusskanal gehen (vgl. ebd.: 1:43:50f). Hiromi läuft daher nicht mehr ihren
Freundinnen und somit der Kontingenz in ihren Leben hinterher, sondern sieht
sich selbst als Teil dieser.
Sinnbild für Hiromis Angst vor dem Zerbrechen der Freundschaft sind „3 zu
1“-Konstellationen, welche auch in der Traumebene vorkommen. Im Traum
am Anfang ist Hiromi von ihren Freundinnen getrennt, was die Grundangst vor
dem Verlust der Freundinnen zeigt. Nachdem sie und ihre Freundinnen in der
Stadt zunächst geschlossen auftreten, scheint ihre Freundin Sachi, welche
Tänzerin werden möchte, diejenige zu sein, welche sich immer mehr entfernt
Kinematografie
In engen Räumen können somit Foki auf Protagonisten gelegt und zudem
auch die Umwelt mit dargestellt werden. So sind Hiromi und ihre Freundinnen
in der Schulbibliothek zentral im Vordergrund des Bildes zu sehen, als sie sich
unter Jubel zu einem gemeinsamen Urlaub entschließen. Am mittleren und
rechten oberen Rand des Bildes sieht man, wie Mitschülerinnen die vier
Freundinnen beim überdrehten Jubeln beobachten (vgl. ebd.: 00:28:05f). Der
Hintergrund wirkt hierbei noch ferner und die Distanz zwischen Freundinnen
und Mitschülerinnen wird verstärkt. Daher beeinflusst das Fischaugenobjektiv
auch die Tiefendistanzen, was vordere Objekte näher und hintere Objekte fer-
ner erscheinen lässt. Dadurch wirken Straßen im Film sehr lang und Gebäude
an den Rändern sehr hoch (vgl. ebd.: 00:24:00f). Zusammenfassend ist also
zu sagen, dass das Fischaugenobjektiv im doppelten Sinne fokussiert. Zum
einen werden Objekte in der Mitte des Vordergrunds vergrößert, während Ob-
jekte im Hintergrund analog dazu kleiner werden. Zum anderen wird durch die
Fischaugenobjektiv: Weitung des Raums und Zentrierung von Personen und Objekten
Lediglich bei den wenigen totalen Einstellungen, in welchen Züge oder leere
Straßen zu sehen sind, weitet sich das gedrungene Bild kurzzeitig. Zudem
wird die schwarze Fläche für einen Dialog in Gebärdensprache zwischen Hi-
romi und Captain EO genutzt, als diese sich das erste Mal getrennt durch ein
abgesperrtes Gleis sehen (vgl. ebd.: 01:17:23f).
Beinfokus
Markant für den gesamten Film sind Einstellungen, in welchen die Beine der
Mädchen gezeigt werden. Hierdurch bricht der Film mit normalen Sehge-
wohnheiten. Jedoch kann man über die Bewegungen der Füße auch Reaktio-
nen sehr gut darstellen. So sind beim Entschluss, dass Hiromi mit ihren
Freundinnen in den Ferien an den Strand fahren möchten, die sich aufgeregt
bewegenden Beine zu beobachten (vgl. ebd.: 00:27:38f).
Editing
Überlagerte Bilder für die Darstellung der Gleichzeitigkeit von Gedanken und Emotionen.
Sound
In Bezug auf die Ebene der Gedanken wird häufig klassische Musik zur Un-
terstreichung des Nachdenklichen einer Szene eingesetzt, während Hiromis
Stimme aus dem Off erklingt (vgl. ebd.: 00:03:49f oder 01:41:20f). Auch das
Auslassen des Tons kommt im Film vor. So etwa wie in dem oben bereits er-
wähnten Telefongespräch mit einem anonymen Kunden, in welchem Textta-
feln eingesetzt werden oder als Hiromi sich per Zeichensprache mit Captain
EO unterhält (vgl. ebd.: 01:17:32f).
Hiromi durchlebt ihrer Ansicht nach ein abwechslungsloses Leben ohne Ver-
änderungen. Jedoch wird in ihren Träumen deutlich, dass sie sich davor
fürchtet, den Anschluss an ihre Freundinnen zu verlieren. Sie lässt sich zu-
nächst die Fingernägel lackieren, um erwachsener zu wirken. Zudem fällt ihr
Interesse auf einen Ring, welcher ihrer Hand gut steht und welchen sie unbe-
dingt haben möchte. Dazu geht sie zunächst mit ihren Freundinnen zu einem
Kunden zum Karaoke, wo sie eine Muskatfrucht kauen müssen. Hiromi benö-
tigt jedoch mehr Geld für den Ring und lässt sich auf weitere Treffen ein. Beim
zweiten Treffen onaniert ihr ein Mann in die Hand erniedrigt sie somit. Das
dritte und letzte Treffen endet in einem Love-Hotel, wo ein Kunde namens
Captain EO sie nackt im Bad überwältigt und bedroht. Letztlich erkennt sie,
dass ihr Verhalten naiv und sie neidisch auf ihre reiferen Freundinnen war. Ihr
Erlebnis bleibt ein einmaliger Ausflug in die Prostitution.
Nachdem ich nun das Muster des Ausflugs anhand von zwei Filmen vorge-
stellt habe, möchte ich nun das fünfte Muster dieser Arbeit vorstellen, wel-
ches ich in Hinblick auf die Entwicklung der Protagonistinnen das alternieren-
de Muster genannt habe. Hierbei handelt es sich um ein Muster, dass das Le-
ben einer Protagonistin nachzeichnet. Hierbei wird gezeigt, welche Ursachen
dazu führen, dass die Protagonistin in die Prostitution gelangt und wie sie sich
von dieser abwendet. Interessant für die Entwicklungen im Muster ist, dass
die Entwicklungsverläufe von sehr positiven und sehr negativen Momenten
geprägt sind. Erst nach einem meist einschneidenden negativen Erlebnis gibt
es eine Neuorientierung im Leben der Protagonistin. Das Muster grenzt sich
von daher vor allem durch die Zeitspanne von den anderen Mustern ab. Zu-
dem wird nicht nur das Leben in der Prostitution thematisiert. Vielmehr stellt
Prostitution einen Lebensabschnitt in diesem zyklischen und biographischen
Entwicklungsmuster dar. Der erste Film, welchen ich in Bezug zu diesem
Muster untersuchen möchte, ist Kiraware Matsuko no isshô aus dem Jahr
2006.
Sho ist zerstritten mit seinem Vater und lebt in seiner eigenen Wohnung, in
welcher es chaotisch zugeht. Eines Tages kommt sein Vater zu ihm und bittet
ihn, das Appartement seiner verstorbenen Tante Matsuko aufzuräumen, wel-
cher er nicht gekannt hat, da sein Vater sich mit ihr verstritten hatte und sie
als nutzlose Existenz beschreibt. In der Wohnung angekommen trifft er auf
den Punk und Nachbarn Shuji, welcher Sho erste Informationen über seine
Tante gibt. Durch Fotos und einen Polizisten, welcher sagt, sie Lehrerin gewe-
sen sei. Sho bekommt er eine Ahnung, dass Matsukos Leben nicht bedeu-
tungslos gewesen sein kann. Fortan versucht er das Leben seiner Tante zu
rekonstruieren.
Sho trifft derweil auf einen narbengesichtigen Mann, welcher um die Wohnung
von Matsuko schleicht. Zudem erfährt er von seinem Vater, dass Matsuko als
Prostituierte gearbeitet habe und einen Mord begangen haben soll. In einer
Rückblende wird dargestellt wie sich Matsuko von Shos Vater Geld leihen will.
Er empfiehlt ihr Hostess zu werden. Das hatte sie bereits versucht, jedoch
konnte sie es aus Scham nicht tun. Zurück in ihrer Wohnung empfängt sie der
Agent ihres Freundes Tetsuya, welcher ein erfolgloser Schriftsteller ist und
Matsuko deswegen verprügelt. Sie nimmt es jedoch hin. Nachdem sie ihm
erzählt, dass sie ihre Familie um Geld gebeten hat und nun endgültig für ihre
Familie gestorben ist, bringt sich Tetsuya in der Nacht um. In einer Ab-
schiedsnotiz schreibt er „forgive me for being born“. Matsuko muss mit anse-
hen, wie er tödlich von einem Zug erfasst wird.
Im Alter von 26 hat sie einen neuen Freund, welcher sie ausnutzt und betrügt.
Als Matsuko ihn zur Rede stellt, da er ihr Geld veruntreut hat, eskaliert die Si-
tuation und sie bringt ihn im Affekt um. Sie flüchtet nach einem Selbstmord-
versuch aus der Stadt und findet beim Friseur Kenji einen neuen Freund, mit
welchem sie sich ein glückliches Leben aufbaut. Jedoch wird sie von der Po-
lizei gefasst und muss für 8 Jahre ins Gefängnis. Die Zeit übersteht sie, indem
sie sich das Leben mit Kenji ausmalt.
Sho, welcher immer mehr über das abwechslungsreiche Leben von Matsuko
erfährt, trifft auf den berühmten Pornostar Megumi, welche ihn beschatten
lies. Auch sie kannte Matsuko und erzählt wie sie sie im Gefängnis traf. Me-
gumi verdiente ihr Geld im Gefängnis mit Liebesdiensten, jedoch glaubte sie
nicht an Liebe. Matsuko jedoch glaubte immer fest an ihre Liebe, was Megu-
mi sehr beeindruckte. Sho beginnt nun wieder Matsukos Leben zu rekonstru-
ieren. Als Matsuko im Alter von 34 Jahren aus dem Gefängnis freikommt, er-
kennt sie, dass Kenji Frau und Kind hat. Sie wird Friseurin und trifft dabei
wieder auf Megumi, welche verheiratet ist und mit Pornofilmen Geld verdient.
Jedoch führt Megumis Ehe dazu, dass sich Matsuko von ihr distanziert. Als
Megumi Matsuko aus Sorge besucht, ist diese mit Ryu zusammen, welcher
sie einst in der Schule verraten und ihre Karriere als Lehrerin zunichte ge-
macht hatte. Matsuko steht zu Ryu und weist Megumi ab, obwohl Ryu sie
Durch seinen Vater erfährt Sho, dass er als kleiner Junge einmal seine Tante
getroffen hat. In diesem Zusammentreffen erfährt Matsuko von Shos Vater,
dass ihre kranke Schwester gestorben war, da sie Matsuko so vermisste. Dies
wirft sie aus der Bahn. Sie zieht sich in ihr Appartement zurück und lässt sich
gehen. Durch ihr ungesundes Leben und Alkohol leidet sie an Halluzinationen
und schreibt an eine Wand „forgive me for being born“. Sie beschließt zum
Psychiater ins Krankenhaus zu gehen. Dort trifft sie Megumi, welche sie wie-
dererkennt und ihr Hilfe anbietet und ihre ihre Visitenkarte gibt. Matsuko wirft
diese jedoch weg, als sie an einem Fluss sitzt Nach einer Vision beschließt
Matsuko wieder Friseurin zu werden und Megumis Hilfe anzunehmen. Jedoch
wird sie von Kindern mit einem Baseballschläger umgebracht, als sie die Visi-
tenkarte wiedergefunden hat. Sho erkennt letztlich durch die Rekonstruktion
ihres Lebens, dass dieses entgegen der Behauptung seines Vaters nicht sinn-
los war.
Narrationsstruktur
Der Film gliedert sich in drei Erzählebenen. Zum einen in die Rahmenhand-
lung, in welcher Sho Matsukos Leben zusammensetzt. Dann die Ebene der
Vergangenheit, in welcher Matsukos Werdegang erzählt wird und letztlich
Matsukos subjektive Sicht, in welcher viele Animationen und diegetische Mu-
sikstücke ihre Gemütszustände deutlich machen. Letztlich wird dadurch Mat-
sukos Leben rekonstruiert. Somit handelt es sich bei der Narrationsstruktur
des Films um ein Rekonstruktionsmuster.
Die Ebene der Subjektivität ist dagegen mit sehr grellen Farben und Animati-
onen gesäumt. Diese Ebene gibt dem Film einen Musical-Charakter, da hier
Matsuko und verschiedene Sängerinnen die Situation auf einer traumhaften
Metaebene beschreiben.
In Bezug auf Matsukos Entwicklung im Film spielen Farben und Farbfilter eine
wichtig Rolle und stellen ein wiederkehrendes Muster dar. Hierbei folgen diese
einem periodischen Schema, welches ich nun kurz vorstellen möchte.
Szenen, welche einen hohen Rotanteil haben, stehen für Matsukos Hoffnung
und Willen nicht aufzugeben. So trägt sie als kleines Mädchen ein rotes Kleid,
ist entsprechend fröhlich und geht offen auf die Welt zu (vgl. Nakashima 2006:
00:21:18f). Dass diese Hoffnung bei Matsuko nicht vollends erlischt wird mit
einem immer wiederkehrenden roten Fenstervorhang in Matsukos Wohnung
symbolisiert. Einzige Ausnahme ist die Szene, in welcher sie ihren Freund er-
sticht und der Fenstervorhang blau ist. Sie möchte sich aus dem Fenster
stürzen, jedoch greift ihre Hand das Geländer, da etwas in ihr nicht will, dass
sie stirbt. Dies wird durch rote Blumen am blauen Balkon dargestellt. Daher
verlässt sie niemals vollständig der Lebensmut (vgl. ebd.: 00:50:33f).
Szenen, welche negative Entwicklungen für Matsuko zeigen, sind mit einem
gelblichen Farbfilter überlegt. So sind zum Beispiel ihre Suspendierung vom
Schuldienst oder das brutale Zusammenleben mit Tetsuya mit diesem Filter
visualisiert (vgl. ebd.: 00:13:20f und 00:34:16f). Durch diesen wirken die Sze-
nen farblos und blass und lassen Rotes braun erscheinen, was die Trostlosig-
keit der Szenen verstärkt.
Eine weitere zentrale Farbe im Film ist Blau. Szenen, in welchen diese Farbe
dominant ist, sind Szenen der Trauer und des Todes. So sieht Matsuko, wie
sich Tetsuya das Leben nimmt. Hierbei wird durch einen blauen Farbfilter und
blaues Licht eine kühle Stimmung erzeugt (vgl. ebd.: 00:36:00f). Auch später
im Film kommt dieser Filter zum Einsatz als beispielsweise Matsuko ins Ge-
fängnis muss (vgl. ebd.: 00:57:06f).
Auf die blauen Trauerphasen folgen im Film Szenen, in welchen Grün oder
Rosa dominant sind. Grüne Szenen sind hierbei solche, in welchen Hoffnung
in Matsuko wieder aufkeimt. So beginnt Matsuko nach Tetsuyas Tod eine Af-
färe mit seinem Verleger und macht sich Hoffnungen mit ihm zusammen ein
neues Leben aufzubauen (vgl. ebd.: 00:36:58f). Rosa Szenen hingegen wei-
sen auf vorhandene Liebe hin. So wird nach Ryus Verhaftung Matsuko außer-
halb der Gefängnismauern rosa in Szene gesetzt (vgl. ebd.: 01:29:46f). Hierbei
hofft Matsuko auf Ryus Entlassung und somit auf die Erfüllung ihrer Träume.
Farben als Ausdruck der Stimmung: Hoffnung, Lebensmut, Rückschlag und Trauer.
In jedem neuen Lebensabschnitt hat Matsuko eine andere Frisur und andere
Kleidung. Das Äußere spiegelt daher die ständigen Veränderungen in ihrem
Leben wieder. Farblich ist die Kleidung dabei den jeweiligen Phasen ihres Le-
bens angepasst. So trägt sie ein grünes und rosa Outfit, als sie die Affäre mit
dem Verleger anfängt. Entsprechend ihren Vorstellungen sind ihre Haare sehr
streng und korrekt gehalten (vgl. ebd.: 00:37:17f). Im Gefängnis trägt sie einen
blauen Overall und die Frisur, welche Kunji ihr einst machte. Hier zeigt sich
zum einen die Trauer durch die blaue Kleidung. Jedoch ist ihre Frisur als
gleichbleibendes Element ein Indiz auf die Hoffnung, Kunji wiederzusehen.
Kinematografie
Editing
Sound
Die auditive Ebene des Films ist für Matsukos Entwicklung zentral. Zum einen
beschreibt Matsukos Offstimme ihre Gedanken in bestimmten Situationen. So
sagt sie nach Tetsuyas Tod, dass sie dachte, ihr Leben sei nun vorbei. Jedoch
leitet sie zu einer Szene, welche sechs Monate später spielt über, in welcher
neue Hoffnung in ihr aufkeimte (vgl. ebd.: 00:36:48f). Zum anderen werden
Matsukos Gedanken und ihre Entwicklung durch diegetische Musik beschrie-
ben. Hierbei wechselt die Spielfilmästhetik der eines Musikclips oder Musi-
cals. Beispielhaft dafür ist eine Szene, in welcher sie ihren Bruder in einem
Vergnügungspark um Geld bittet. Als er ihr rät Hostess zu werden, sagt sie,
dass ihr dies nie in den Sinn kommen würde. Die Sängerinnen welche bisher
im Hintergrund sangen treten nach einem Schnitt in den Vordergrund und sin-
gen, dass sie eine Lügnerin sei. Denn insgeheim hat Matsuko versucht
Hostess zu werden, hatte jedoch ein zu großes Schamgefühl. Als ihr Bruder
ihr kurz bevor er geht über den Tod des Vaters berichtet, wird Matsuko selbst
zur Sängerin und besingt ihre Sehnsucht geliebt zu werden (vgl. ebd.:
00:30:36f).
Kiraware Matsuko no isshô erzählt das Leben von Matsuko, welches durch
Höhen und Tiefen geprägt ist. Hierbei wird sie durch Niederschläge im Leben
Prostituierte, was anfangs viel Geld und Erfolg bringt, jedoch im Laufe der
Zeit auch die Vergänglichkeit von Erfolg in diesem Gewerbe zeigt. In Bezug
auf das Muster ergibt sich ein ständiges Auf und Ab in Matsukos Leben.
Story
Nippon konchuki erzählt die Geschichte der Prostituierten Tomé. Diese wird
im Winter 1918 geboren und ist ein uneheliches Kind. Der Bauer Chuji nimmt
sie dennoch als seine Tochter an, obwohl er weiß, dass sie nicht seine Tochter
ist, und erntet Spott im Dorf. Tomé wächst in der Dorfgemeinschaft als ver-
achtetes Kind auf und arbeitet schließlich 1942 in einer Fabrik in Tokio. Eines
Tages wird sie unter einem Vorwand in ihr Dorf gerufen. Ihr Vater soll gestor-
ben sein. Es stellt sich heraus, dass sie für den Großgrundbesitzer Shinzo ar-
beiten soll. Dieser vergewaltigt Tomé und sie wird darauf schwanger. Ein Jun-
ge sieht die Vergewaltigung und Tomé wird als Teufel im Dorf betrachtet. Bei
der Geburt wollen Tomés Mutter und Großmutter, dass das Kind stirbt und
fragen Tomé. Sie entscheidet sich jedoch für das Kind. Tomé entschließt sich
nach der Geburt des Kindes, wieder in die Stadt zu gehen. Dort arbeitet sie
voller Elan für einen Sieg Japans. Jedoch wird sie durch die Kapitulation Ja-
pans gezwungen zurück in ihr Dorf zu gehen. Während ihr Vater von eigenem
Land träumt, jedoch mittellos ist, verlässt Tomé ihre Familie um Geld zu ver-
dienen und der Familie zu entkommen. Zurück in der Fabrik wird Tomé Spre-
cherin eines Arbeiterkomitees und tritt für die Rechte der Frauen ein. Jedoch
wird sie aufgrund dieser Aktivitäten entlassen. Sie lässt ihre Tochter Nobuku
bei ihrem Vater und versucht woanders Geld für die Familie zu verdienen.
Sie wird Haushälterin auf einem US-Air-Force-Stützpunkt und passt auf das
Kind eines US-Soldaten und der Japanerin Midori auf. Jedoch stirbt das Kind
als Tomé nicht aufpasst bei einem Unfall. Von diesen Schicksalsschlägen ge-
beutelt, sucht sie ihr Heil in einer Sekte, welche ihr Erleuchtung und Frieden
verspricht. Sie arbeitet zunächst als Putzfrau in einem Bordell, dessen Besit-
zerin sie aus der Sekte kennt. Jedoch wird sie bald darauf selbst Prostituierte.
Nachdem sie wieder aus dem Gefängnis kommt, trifft sie sich mit Karasawa,
welcher sie abweist. Wieder zuhause bekommt sie Besuch von ihrer Tochter,
welche schon einen Monat in der Stadt ist. Sie erzählt ihr, dass sie eine Affäre
mit Karasawa angefangen hat und gern wieder auf dem Land mit ihr zusam-
menleben möchte. Jedoch hat Tomé Angst, dass ihre Tochter so enden könn-
te wie sie und ihren Traum von einer Farm aufgibt. Karasawa stellt darauf No-
buku vor die Wahl, ob sie bei ihm bleiben möchte und eine Boutique erhält
oder ob sie immer noch eine Farm möchte. Sie entscheidet sich unter Vor-
wand für die Boutique. Jedoch geht Nobuku mit dem Geld zu ihrem Freund
und nimmt letztlich Karasawa aus. Sie baut sich mit ihrem Freund eine ge-
meinsame Zukunft auf und ist am Ende des Films schwanger. Tomé zieht
schließlich störrisch aber entschlossen aufs Land zu ihrer Tochter.
Die Narration des Films ist chronologisch linear gehalten. Durch Texttafeln
werden größere Zeitsprünge deutlich und machen durch Jahreszahlen den
Bezug auf historische Ereignisse und Tomés Entwicklung sichtbar.
Mise-en-Scène
Der Film lässt sich in zwei verschiedene Handlungsräume trennen. Der Erste
ist der ländlich, dörfliche Raum. Hier ist das Innere der Hütten sehr schattig
und düster. Dies unterstreicht die häufigen negativen Erfahrungen in diesen
Räumen insbesondere mit ihren Verwandten. Lediglich Szenen mit ihrem Va-
ter sind in helleren Räumlichkeiten. Im Kontrast dazu sind Außenumgebungen
sehr hell und meist mit positiven Ereignissen und Arbeit besetzt, welche letzt-
lich auch Unabhängigkeit für Tomé bedeutet. Durch diesen Kontrast zeigt sich
sehr stark die Ambivalenz des Landlebens für sie.
Ambivalentes Landleben: innen dunkel und negativ, außen hell und freundlich.
Der zweite Handlungsraum ist die Stadt. Hier gibt es wenige dunkle Orte. Le-
diglich das erste Treffen mit Karasawa findet in einer dunklen Grotte statt.
Auch die Polizeistation ist düster gehalten. Beides sind Orte, an welchen Ver-
Ein wiederkehrendes Muster im Film ist die Statue der Berggöttin. Diese ist
am Anfang des Films Tomés und Chujis Schutzgöttin in ihrem Stall (vgl. ebd.:
00:06:28f). Als Tomé im Krankenhaus liegt, schickt ihr ihre Tochter Nobuku
einen Brief mit einem Foto der Statue. Sie lebt mit Chuji nun im Stall auf Ge-
heiß der Familie, die das Geld, das Tomé für sie schickt, für sich behält. Für
Chuji wird daher Tomé zur Berggöttin, welche ihr und ihre Tochter schützt.
Zum anderen hat Tomé nun einen symbolischen Bezug zu Vater und Tochter.
Dadurch keimt in ihr die Hoffnung auf ein Leben mit der Tochter, was sie ver-
anlasst die Regeln des Bordells zu brechen, um mehr Geld für eine gemein-
same Zukunft zu bekommen (vgl. ebd.: 00:50:44f). Jedoch entwickelt sich mit
dem Reichtum und der engen Verbindung zu Karasawa wiederum eine Kluft
zwischen der inzwischen städtisch geprägten Tomé und ihrer Tochter, welche
ländlich geprägt ist und dort ihre Zukunft sieht.
Kinematografie
Um das Acting der Personen in Dialogen hervorzuheben, wird häufig mit Tief-
enunschärfe gearbeitet. So ist bei einem Gespräch mit der Chefin des Bor-
dells diese unscharf und groß im Vordergrund zu sehen, während Tomé scharf
am linken Bildrand zu sehen ist (vgl. ebd.: 00:47:56f). Zum einen werden die
Machtverhältnisse in dieser Einstellung eindeutig hervorgehoben. Tomé muss
Die wohl auffälligste Ebene im Film ist die Ebene der Gedanken. Hierbei wer-
den Kommentare und Gedanken mit Standbildern verknüpft. Auf der auditiven
Ebene singt Tomé traurige Lieder, welche ihre Situation beschreiben oder es
werden Dialoge geführt. Die Einzelbilder lassen sich hierbei in die zwei Kate-
gorien emotionale und situative Bilder einteilen. Die emotionalen Bilder zeigen
Tomé in nahen Einstellungen, sodass eine Fokussierung auf ihre Emotionen
stattfindet und diese verstärkt werden. Situative Bilder zeigen Tomé in weiten
Einstellungen, so dass sie entweder mit anderen Protagonisten zu sehen ist
oder allein in der Weite des Raumes. Diese Art der Bilder visualisiert Tomés
Einsamkeit. Hierbei ist sie in Bezug auf die Bildrelation nur ein kleines Ele-
ment, sodass sie im Bild verloren wirkt. Zusammen mit den Kommentaren
und Dialogen findet eine Plausibilitätssteigerung statt, da durch verstärkte E-
motionen und Gedanken Tomés Handlungen begründet werden. So lehnt sie
zum Beispiel in einer Szene Nobukus Freund schroff ab und fordert sie auf,
sich bei ihr zu entschuldigen. In ihren Gedanken wünscht sie sich jedoch nur,
dass Nobuku durch ein uneheliches Kind nicht das gleiche Schicksal wie sie
erleiden muss (vgl. ebd.: 01:33:55f).
Historische Ebene
Visuell auffällig ist auch die historische Ebene im Film. Diese wird durch das
Einsetzen von Originalaufnahmen visualisiert und zeigt meist Straßenschlach-
ten in totalen Einstellungen. Diese Aufnahmen sind direkt in die Narration ein-
gebettet, was zum einen die Authentizität des Films stärkt und zum anderen
Tomés eigene Einstellung zur Geschichte bzw. den Geschehnissen (A – in den
fünziger und sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts kam es in Japan
in Folge einer politischen Erstarrung und Aufrüstungstendenzen zu vielen
bäuerlichen und studentischen Protesten (vgl. Pohl 2002: 84f).) deutlich
macht. Daher trifft Tomé Demonstranten im Film und ein fließender Übergang
Am Anfang ist Tomé nur eine von vielen Arbeiterinnen in einer Fabrik. Nach
dem Krieg schließt sie sich einer Arbeiterbewegung an und kämpft für die
Rechte der Frauen. Im Bildaufbau einer Rede wird jedoch deutlich, dass ihre
Position eine sehr schwache ist. Hierbei sind die Arme der Arbeiterinnen und
die Maschinen unscharf im Vordergrund zu sehen, während Tomé in einem
kleinen Bildausschnitt in der Mitte zu sehen ist (vgl. ebd.: 00:28:06f). Die Grö-
ßenrelation und Kadrierung der Szene zeigt also auch die Machtverhältnisse,
welche in der nächsten Szene dazu führen, dass der Betrieb sie entlässt.
Die nächste Szene, welche ich betrachten möchte, ist das Treffen mit Midori.
Hierbei werden Tomé und Midori unscharf in einer Totalen auf einem Friedhof
gezeigt. Im Vordergrund des Bildes laufen im Kamerafokus die Demonstran-
ten mit Bannern und Fahnen am Friedhof vorbei. Nach einem Schnitt sind
Tomé und Midori in einer halbnahen Einstellung zu sehen, während im un-
scharfen Hintergrund die Demonstranten weiter am Friedhof vorbei laufen
(vgl. ebd.: 00:56:06f). In dieser Szene wird die zunehmende Distanz zwischen
Tomé und ihren politischen Idealen durch die verwendeten Einstellungsgrößen
deutlich. Tomés Interessen sind deutlich selbstbezogener.
In einer dritten Szene gegen Ende des Films gibt es wieder Proteste und
Tomé, welche in einem Taxi sitzt, wird aufgehalten. Sie ärgert sich über die
Proteste und sagt, dass dies nichts mit ihr zu tun habe und der Taxifahrer
doch weiterfahren solle. In dieser Szene ist Tomé in einer halbnahen Einstel-
lung im Mittelpunkt des Bildes zu sehen, während die Demonstranten durch
die Frontscheibe des Taxis unscharf und klein im Hintergrund des Bildes zu
sehen sind (vgl. ebd.: 01:34:28f). Das Verhältnis zwischen Arbeiterbewegung
und Tomé ist in dieser Szene maximal. Dies wird vor allem durch die Taxi-
scheibe deutlich, welche Bildvordergrund- und Hintergrund trennt. Letztlich
handelt Tomé in dieser Szene egoistisch und gereizt, was sich auch in den
folgenden Szenen zeigt und mit ihrer Verhaftung endet.
Editing
Auffällig bei der Montage des Films sind die harten Schnitte zwischen den
Abschnitten bzw. Szenen im Film. Durch Texttafeln mit Jahresangaben wird
eine chronologische Logik zwischen den Abschnitten aufgebaut. Jedoch hat
der harte Schnitt zur Folge, dass die Lebensabschnitte fragmentartig wirken
und Immersion gebrochen wird. So sitzt Tomé, nachdem sie erfahren hat dass
sie entlassen wird, an einem Fluss, und singt auf der Gedankenebene über ihr
Leid. Zudem wird eingeblendet, dass sich diese Szene im Sommer 1949 ab-
spielt. Nach einem harten Schnitt sitzt Tomé mit ihrem Vater in einem Bus und
möchte nach Tokio reisen (vgl. ebd.: 00:31:20f). An diesem Beispiel wird deut-
lich, dass durch den plötzlichen Schnitt die starke Immersion der Gedanken-
ebene beendet und in der Zeit nach vorn gesprungen wird, was den kontin-
genten Charakter von Tomés Leben unterstreicht.
Sound
Auffällig ist der seltene Einsatz von Musik, was den auditorischen Fokus auf
die Gespräche der Protagonisten und die Umgebungsgeräusche legt. Musik
kommt im Film immer dann zum Einsatz, wenn sich Tomé allein bzw. verlas-
sen fühlt und unterstreicht somit die einsamen Momente in ihrem Leben. So
spricht sie in ihrer Tätigkeit aus Haushilfe mit Midoris kleiner Tochter über Ein-
samkeit. Das Kind kann ihre Gefühle noch nicht verstehen. Jedoch wird durch
den Einsatz der Musik deutlich, dass Midori sich in einer extrem einsamen Si-
tuation befindet, weit weg von ihrem Vater und ihrer Tochter (vgl. ebd.:
00:35:42f).
Tomés Leben ist von starken Kontingenzen geprägt. So folgt sie dem auf-
kommenden Nationalismus blind, was dazu führt, dass sie nach dem Kriegs-
ende jeglichen Halt verliert und in ihr Dorf zurückkehrt. Auch in ihrer Rolle als
Gewerkschafterin scheitert sie und zieht nach Tokio. Dort baut sie sich ein
Leben als Prostituierte auf und wird schließlich selbst zur Betreiberin eines
Telefonklubs, welcher Prostituierte vermittelt. Durch diese stark schwanken-
den Entwicklungen bis ans Ende des Films lässt sich Tomés Entwicklung dem
alternierenden Muster zuordnen.
Ein zentrales Element für Yumekos Entwicklung ist das unerwartete Auftau-
chen ihres Sohnes Suichi in dem Bordell, in welchem sie arbeitet. An dieser
Stelle des Films entwickeln sich zwei entgegengesetzte Lebensentwürfe.
Suichi ist, nachdem er seine Mutter sieht und erkennt, dass sie ihn indirekt
abgewiesen hat, zutiefst gekränkt. Für Suichi ist klar, dass er in Zukunft nichts
mehr mit seiner Mutter zu tun haben möchte. Yumeko hingegen hegt auf
Grund von Suichis Besuch nun Hoffnungen, dass sie als relativ alte Prostitu-
Letztlich erfolgt seitens Yumeko keinerlei Flexibilisierung. Sie beharrt zum ei-
nen auf ihren Standpunkten zur Prostitution, welche einfache Arbeit für sie ist.
Zudem sieht sie in Suichi den kleinen Jungen, welchen sie jahrelang nicht ge-
sehen hatte. Auch ihre Vergangenheit spielt hier eine große Rolle. So trauert
sie immer noch ihrem Mann hinterher, den sie in Suichi wiedererkennt. Ihr ge-
samtes Streben richtet sich durch eine nicht stattgefundene Biographiearbeit
auf eine Rekonfiguration der familiären Verhältnisse. Aus modernisierungsthe-
oretischer Sicht, sehnt sie sich nach einer Rückbettung in traditionelle japani-
sche Familienverhältnisse20. Yumekos Entwicklung ist daher mit diesem Ziel
als affirmativ zu bezeichnen, da keinerlei Flexibilisierung oder Ansätze einer
Reflexion auszumachen sind und sie sich voll und ganz auf das Zusammenle-
ben mit ihren Sohn konzentriert, ohne dabei Kompromisse eingehen zu wol-
len. Als ihr Sohn endgültig mit ihr bricht, bricht auch der Orientierungsrahmen
ihres starren Lebensentwurfs zusammen. Sie wird schließlich wahnsinnig und
verfängt sich in den Erinnerungen an ihren Mann und ihre Jugend.
Tomes Verhalten ist am Anfang des Films rebellisch und insbesondere gegen
ihre egoistische Mutter gerichtet. Lediglich zu ihrem geistig behinderten Bru-
der hat sie eine gute Beziehung und nimmt ihn vor ihrer Mutter in Schutz. Zu-
dem trifft sie auf einen Killer, mit welchem sie sich gut versteht. Als ihre Mutter
trotz neuer Schwangerschaft anschaffen geht und des Diebstahls bezichtigt
wird, beobachtet Tome dies und stellt sich die Umstände ihrer Geburt vor. Sie
20 Eines der zentralen Theoreme Giddens in Bezug auf die Modernisierungstheorie, ist
die These der Entbettung. Hiermit meint Giddens „das ,Herausheben‘ sozialer Bezie-
hungen aus ortsgebundenen Interaktionszusammenhängen und ihre unbegrenzte
Raum-Zeit-Spannen übergreifende Umstrukturierung“ (Giddens 1997: 33). Jedoch
gibt es auch Rückbettungsmechanismen, die in Bezug auf Yumeko darin liegen, dass
sie eine traditionelle Form des Zusammenlebens anstrebt. Im traditionellen japani-
schen Familiengefüge ziehen ältere Menschen zu ihren Kindern, welche sich um sie
kümmern. Jedoch ist dies mit dem Zerbrechen der traditionellen japanischen Familie
hin zu Kleinfamilien problematisch.
Die Bildungsfiguren von Yumeko und Tome zeigen beide große Ähnlichkeiten.
Beiden gemein ist, dass sie an der Prostitution festhalten und ihr Leben nicht
hinterfragen. Daher ist ihnen auch eine geringe bzw. nicht erfolgte Biogra-
phiearbeit gemein, welche fragile Orientierungsrahmen schafft. Interessant ist
jedoch die Art und Weise wie die Protagonisten letztlich scheitern. Während
Yumeko durch den Bruch mit ihrem Sohn den wichtigsten Bezugspunkt ver-
liert und schließlich wahnsinnig wird, entwickelt sich Tome nach dem Verlust
ihres Bruders und des Killers hin zu einem Objekt, mit einem sinnentleerten
Leben. Beide sind gescheitert. Interessant ist jedoch, dass Yumeko in der
Vergangenheit verharrt, während Tome nur noch im Jetzt als Objekt existiert.
Die Entwicklung Yasumis, zeigt eine Frau, welche der Prostitution entkommt.
Hierbei ist im Gegensatz zu anderen Charakteren im Film die Distanziertheit
zu ihren Kolleginnen auffällig. Sie ist im Bordell eine Außenseiterin, welche nur
das Ziel hat, der Prostitution zu entkommen. Der Grund dafür liegt in ihrer
Vergangenheit. Durch ihren korrupten Vater kam sie in die missliche Lage sich
zu prostituieren. Daher erfolgt von ihrer Seite einerseits keine Integration in
Schaut man sich nun die Bildungsfiguren Yasumi und Fusake an, so ist zu er-
kennen, dass beide sich zwar von der Prostitution lösen können, jedoch völlig
entgegengesetzte Bildungsfiguren darstellen. Während Yasumi in ihrer Ein-
stellung und ihren Werten so bleibt, wie sie ist, und durch eine negative Ein-
stellung zur Prostitution dieser entkommt, ist Fusakes Abkehr von der Prosti-
tution durch eine Reflexion ihrer eigenen Werte und ihrer Einstellung zum Le-
ben geprägt, welche letztlich eine Neuorientierung möglich macht. Dieser
starke Kontrast macht auch deutlich, was es bedeuten kann, wenn Frauen
der Prostitution entkommen. Yasumi verdient ihr Geld nach der Abkehr, indem
sie Textilen an die Prostituierten verkauft. Dies zeigt, dass sie zwar selbst kei-
ne Prostituierte sein möchte, aber letztlich für die Branche weiter tätig ist. Da-
her sehe ich bei Yasumi lediglich einen Wechsel des Geschäftsmodells, je-
doch kein reflexives Moment. Bei Fusake hingegen steht Geld weniger im
Vordergrund. Vielmehr erkennt sie, dass Prostitution für sie und andere Frau-
en durch und durch negativ ist. Hier ist eine Veränderung der Wertvorstellun-
gen durch reflexive Prozesse also sehr deutlich.
Hanaes Leben ist von Armut gekennzeichnet. Sie ist die einzige, welche in ih-
rer Kleinfamilie arbeitet, da ihr Mann erkrankt ist. Beide haben bereits an Sui-
zid gedacht um ihrem armen Leben zu entfliehen. Jedoch hat Hanae durch
die Geburt ihres Kindes neuen Lebensmut bekommen und bringt ihre Familie
um jeden Preis durch. Ihr Mann ist hingegen weniger hoffnungsvoll, da er kei-
ne Tätigkeit ausüben kann und ihn das stark belastet. Dies führt letztlich dazu,
dass er sich das Leben nehmen möchte. Jedoch ist Hanae bemüht auch ihm
zu helfen. Hanae hält daher an ihrer Familie fest und nimmt für den Erhalt die-
5.3.2 Ai (Topâzu)
Das Leben von Ai ist vor allem durch Einsamkeit geprägt. Sie scheint keinerlei
soziale Bezugspunkte in ihrem Leben zu haben. Lediglich durch ihre Arbeit als
Prostituierte steht sie in Kontakt zu Menschen. Diese sind jedoch nur ge-
schäftlicher Natur. Das kompensiert sie durch Konsum und gibt ihr verdientes
Geld sofort aus. Dies zeigt auch, dass es keinen nachhaltigen Lebensentwurf
gibt. Lediglich ihre Liebe zu Sudo, einem Kunden, welcher außer Landes ist
und eine Familie hat, hält Ai in einer Suchbewegung nach ihm. Zunächst kauft
sie sich auf den Rat einer Wahrsagerin einen rosa Ring, welcher ihr Liebes-
glück bringen soll. Damit verbunden ist auch die Hoffnung Sudo wiederzuse-
hen. Die oberflächlich überwundene Sehnsucht nach Sudo keimt immer mehr
in ihr auf und die Suchbewegung wird konkreter. Jedoch scheitert Ai bei der
Suche nach Liebe. Sudo bleibt unerreichbar und somit auch die Hoffnung auf
eine Liebesbeziehung. Ais Lebensentwurf ändert sich nach diesen Vorkomm-
nissen nicht. Jedoch hat sich ihr Bezug zum Ring geändert. Hat sie am An-
fang des Films noch geweint, so lächelt sie am Ende des Films, als sie den
Ring anschaut. Dies kann man zum einen als Überwindung Sudos und zum
anderen auch als Nachtrauern und insgeheimes Hoffen auf ihn deuten. Wäh-
rend die zweite Lesart Ais Handlungsmuster affirmativ erscheinen lässt, wirft
die erste Lesart, die Überwindung Sudos, ein neues Licht auf sie. Hierbei ist
ihre Handlungsstrategie in ihren Zügen immer noch affirmativ. Jedoch würde
Ai sich neuorientieren, ohne hierbei im westlichen Sinne reflexiv zu sein bzw.
Biographiearbeit zu betreiben. Dies möchte ich daher als ein auf Rationalität
beruhendes Orientierungsmuster beschreiben.
Hanae wie auch Ai haben gemein, dass sie beide affirmative Handlungsstra-
tegien nutzen. Jedoch zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass es zwi-
Durch den Drang, an Geld für eine längerfristige Reise nach New York zu
kommen, entschließt sich Lisa, mit dem Verkauf ihrer getragenen Slips Geld
zu verdienen. Das folgende Einlassen auf einen Videodreh und Raku zeigt,
dass Lisa sehr zielstrebig ist und sich durchaus flexibilisieren kann.
Jedoch wird beim Besuch des Professors deutlich, dass sie auch klare Gren-
zen und Werte hat, welche sie um keinen Preis aufgibt. Jedoch hört sie nicht
auf, weitere Kunden mit Jonko zu besuchen. Ich deute dies als tentatives Er-
kunden der eigenen Grenzen in Bezug auf Geld. Lisa reflektiert hierbei immer
und antizipiert gegebenenfalls. Die Bildungsfigur ist daher ein im westlichen
Sinne reflexiver Typ. Am Ende dieser Grenzerfahrungen entscheidet sich Lisa
trotz Bitten ihrer neuen Freunde, nicht in Japan zu bleiben. Auffällig ist hierbei
auch, dass Lisas Herkunft unbekannt bleibt. Es wird nur deutlich, dass sie
Jonko ist Anführerin einer Mädchenbande, welche mit Kunden gegen Geld
ausgeht. Daher ist sie ein durchsetzungsstarker Charakter. Das Ausnehmen
der Kunden, welches dank ihres Elekroschockers durchaus brutal sein kann,
wird von Jonko als Trotzreaktion gegen die Gesellschaft gesehen. Zudem wird
deutlich, dass sie selbst Opfer eines sexuellen Übergriffes wurde und sich
nicht mit ihren Eltern versteht. Entsprechend ihrem Charakter testet sie immer
wieder eigene Grenzen des Handelns aus. Insofern befindet sich Jonko in ei-
ner tentativen Suchbewegung, in welcher sie die Grenzen der Gesellschaft
und somit ihre Handlungsspielräume auslotet. Durch das Treffen auf Oshima,
trifft sie auf eine Grenze, welche sie nicht überschreitet, da ihr Leben und das
Leben ihrer Freundinnen dadurch in Gefahr gerät. Als Oshima ihr das deutlich
macht, testet sie danach jedoch auch Oshima, indem sie mit ihm Karaoke
singt. An dieser Stelle wird auch ein weiterer Charakterzug Jonkos deutlich.
Durch das Zusammentreffen mit Oshima will sie ihrer Freundin Maru helfen,
welche ihm Geld schuldet. Sie übernimmt daher auch Verantwortung für das,
was sie tut und hilft ihren Freunden. Bei Lisa wird dies noch deutlicher, da sie
ihr, ohne sie genauer zu kennen, zu Geld verhilft. Jedoch hat sie andere Wert-
vorstellungen als Lisa und hört zum Beispiel dem Professor widerspruchslos
zu, um an sein Geld zu kommen. Schaut man sich Jonkos Handlungsstrategi-
en an, so sind diese affirmativ und rational. Das heißt, dass Jonko in ihrer
Grundeinstellung ihr Verhalten gegenüber den von ihr negativ gesehenen
Kunden nicht ändert und diesen weiter ausnimmt. Jedoch ist sie gegenüber
neuen Menschen in ihrem Leben sehr offen und flexibel. So ist es für sie kein
Problem mit der unbekannten Lisa ihre Kunden zu besuchen. Auch die gebro-
chene Freundschaft zwischen ihr und Raku scheint ohne Hinterfragen oder
Aussprache wieder aufgenommen zu werden. Neuorientierungen sind daher
bei Jonko keinesfalls ausgeschlossen.
Ein zentraler Wert, an welchem Hiromi festhält, ist die Freundschaft zu ihren
Freundinnen, mit welchen sie sich regelmäßig trifft. Die Welt der Erwachsenen
ist für sie vor allem von Wiederholung geprägt. Ihr Leben scheint sich für sie
nicht weiter zu entwickeln. Durch das Element der Kamera, welche Verände-
rungen festhalten soll, kommt es zu einem Widerspruch in der Logik Hiromis.
Zum einen will sie in Bezug auf ihre Freundinnen, dass alles so bleibt, wie es
ist. Auf der anderen Seite jedoch gibt es eine Sehnsucht nach Abwechslung
im Leben. Dieser Widerspruch ist der zentrale Bearbeitungsgegenstand im
Film für Hiromi. Zunächst beendet eine ihrer Freundinnen im neuen Schuljahr
die Schule, um Tänzerin zu werden. Auch die anderen Freundinnen treffen
sich mit Jungen oder machen andere soziale Erfahrungen. Hiromi nimmt mit
ihrem beobachtenden Charakter innerhalb der Clique eine passive Rolle ein.
Um sich hervorzuheben wächst in ihr der Wunsch, einen teuren Ring zu kau-
fen. Jedoch will sie das Geld dafür ohne ihre Freundinnen zusammen be-
kommen. Mit diesem Alleingang, beginnt für sie eine unbestimmte Suchbe-
wegung, den selbst ein Kunde, der in ihre Hand onaniert, nicht unterbricht.
Ganz im Gegenteil geht sie mit einem Kunden namens Captain EO in ein
„Love-Hotel“ und dehnt ihre persönlichen Grenzen nochmals. Erst durch die
Offenbarung seiner Wut und seines Schmerzes wird Hiromi auf sich selbst zu-
rückgeworfen und erkennt, dass sie auf der Suche nach sich selbst ist. Zu-
dem reflektiert sie am Ende des Films darüber, dass sie und ihre Freundinnen
sich weiterentwicklelt haben, dies jedoch nicht zwischen ihnen stehen muss.
In diesem Sinne hat sich Hiromi neuorientiert und sich neue Handlungsräume
eröffnet. Die Bildungsfigur Hiromi möchte ich daher als westlich orientierte,
reflexive Bildungsfigur bezeichnen.
Im Vergleich der Bildungsfiguren möchte ich zunächst Lisa und Jonko gegen-
überstellen. Beide haben gemein, dass sie ihre Eltern ablehnen. Jedoch erge-
ben sich daraus verschiedene Handlungsstrategien. Während Lisa eher vor
ihren Eltern flieht und im Zuge des Geldverdienens mit ihren moralischen
Grenzen konfrontiert wird, versucht Jonko die Grenzen auszureizen, um ihre
Vergleicht man nun Hiromi mit Lisa und Jonko, so wird zunächst deutlich,
dass sie in Bezug auf Freunde eher konservativ ist. Sie versucht ihr soziales
Umfeld konstant zu halten. Diese konservativ, affirmative Haltung wird erst mit
der durch den Ring einsetzenden Suchbewegung aufgelöst. Sie ist allein und
reizt ihre persönlichen Grenzen aus. Hier wird deutlich, dass die Grenzauswei-
tung allen drei Bildungsfiguren gemein ist. Während Lisa letztlich Japan ver-
lässt und Yonko neue Freunde gefunden hat, wird Hiromi auf sich selbst zu-
rück geworfen, löst sich von ihren konservativen Vorstellungen und schafft
sich neue flexible Handlungs- und Erfahrungsspielräume. Vergleicht man die
Bildungsfiguren Lisa und Hiromi, so wird deutlich, dass beide auf unter-
schiedliche Art reflexiv sind. Während Lisa vor allem innerhalb einer affirmativ
wirkenden Fluchtbewegung darüber reflektiert, wie weit sie für Geld gehen
kann, ohne dass sie sich selbst untreu wird, entwickelt sich Hiromis affirmati-
ves Handlungsmuster hin zu einem flexibilisierten, reflexiven. Bei beiden wird
daher die Prozesshaftigkeit des Reflexiven sehr deutlich, welche mit Ende des
Films keinesfalls abgeschlossen ist, sondern sich weiterentwickelt.
Matsukos Leben ist von kleinauf nicht einfach, da ihre Schwester schwer er-
krankt ist. Daher erfährt sie selten Zuneigung von ihrem Vater, welchen sie
Tomé hat es als uneheliches Kind von Anfang an nicht leicht in ihrem Dorf.
Durch Rückschläge, wie dem für sie unbegreiflichen Kriegsende, wird sie im-
mer wieder gezwungen in ihr Dorf zurückzukehren. Das macht sie in Bezug
auf ihren Vater gern, jedoch nicht in Bezug auf ihre restliche Familie, welche
sie nicht respektiert. Schließlich geht sie nach Tokio und wird auf Umwegen
Prostituierte. Jedoch bilden ihr Vater und ihre Tochter immer wieder Bezugs-
punkte, welche sich in der Statue der Berggöttin ausdrücken. Tomé hegt da-
her zum einen den Wunsch, mit Vater und Tochter wieder vereint zu sein. An-
dererseits auf der anderen das Dorf wegen ihrer Verwandtschaft zu meiden.
Als sie jedoch selbst Geschäftsfrau wird und eine Telefonservice aufbaut,
nimmt die Zuneigung zu Tochter und Vater ab. Sie wirkt kühl gegenüber ihrer
Tochter. Als ihr Vater stirbt und sie ins Gefängnis kommt, ändert sich dieses
Verhältnis. Sie will mit ihrer Tochter zusammen in der Stadt leben, was für sie
einen bequemen Kompromiss darstellt. Jedoch will ihre Tochter auf dem Land
leben, was die Ambivalenz weiter aufrecht erhält. Auf filmsprachlicher Ebene
wird dieses ambivalente Verhältnis vor allem mit Standbildern und gesunge-
Die Bildungsfiguren Matsuko und Tomé weisen sehr viele Ähnlichkeiten auf.
So sind beide bereits in der Kindheit Außenseiter innerhalb ihrer Familien.
Auch in ihren Handlungsstrategien lassen sich Gemeinsamkeiten ausmachen.
Beide verharren so lang in einer Umgebung, bis diese aufgrund der eigenen
Unfähigkeit zur Veränderung, scheitert. Jedoch scheitern die Bildungsfiguren
nicht mit der Situation. Bei ihnen findet auf Grund rationaler Entscheidungen
eine Neuorientierung statt, welche meist in einem neuen Beruf und sozialen
Umfeld endet. Trotz dieser Kontingenzen und Werteänderungen ist beiden
auch gemein, dass die Sehnsucht nach einem familiären Umfeld konstant
bleibt und die zentrale Suchbewegung beider darstellt.
Aufbauend auf dem Vergleich der Bildungsfiguren möchte ich nun untersu-
chen, wie diese im Zusammenhang mit den Entwicklungsmustern zu verste-
hen sind und ob es Charakteristika in Bezug auf Entwicklungsmuster und Bil-
dungsfiguren gibt.
4. Die Entwicklungskurven von Lisa und Hiromi verlaufen ähnlich. Jedoch be-
findet sich Lisa in einer Fluchtbewegung und wird durch die Grenzerfahrun-
gen mit ihren Kunden in ihrer moralischen Haltung gestärkt. Bei Hiromi han-
delt es sich dagegen um eine Suchbewegung, welche durch ein Schockmo-
ment in eine Reflexion mündet. Beide Protagonisten sind also als reflexiv ein-
zustufen. Jonko hat ebenfalls eine ähnliche Verlaufskurve. Jedoch befindet sie
sich in einem Prozess des Auslotens von gesellschaftlichen Grenzen. In Be-
zug auf die Art der Orientierung, zeigt Jonko ein sehr pragmatisches Hand-
lungsmuster. Alle drei Bildungsfiguren eint, dass sie sich nicht aus reiner ma-
terieller Not sich in die Prostitution begeben. Vielmehr handelt es sich bei den
Ausflügen um Situationen, welche durch Grenzerfahrungen Orientierungsleis-
tungen möglich machen. Das zeigt sich auch darin, dass sich kein Muster
ausmachen ließ, welches den Weg in die Prostitution ohne Rückkehr zeigte.
Dies könnte vielleicht am zeithistorischen Hintergrund des enjo-kōsai liegen,
welches die Filme thematisieren.
Anders verhält sich bei den reflexiven Typen in dieser Arbeit. Hier ist eine Dif-
ferenzierung zwischen westlichen und japanischen Typen unerlässlich. Die
westlich reflexiven Typen zeichnen sich vor allem durch übergreifende, univer-
sale Wertvorstellungen- und Orientierungen aus. Das heißt, dass die Protago-
nistinnen sich mit der (universalen) Welt ins Verhältnis setzen. Zu diesem Typ
zählen die Protagonistinnen Fusake, Lisa und Hiromi. An dieser Stelle möchte
ich nochmals auf die qualitativen Unterschiede der Reflexionen hinweisen,
welche insbesondere bei Lisa und Hiromi trotz gleichem Entwicklungsmuster
deutlich werden.
Es wurde daher deutlich, dass es andere Formen der Orientierung und Refle-
xion im untersuchten Material gibt. Ich möchte nun kurz ausführen, was die
strukturale Medienbildungstheorie in Bezug auf diese Arbeit erfassen konnte
und was nicht. Zudem möchte ich auch zusätzliche Perspektiven auf die Bil-
dungspotentiale im Filmmaterial eröffnen.
Der Blick auf Filme eines fremden Kulturkreises kann grundsätzlich aus zwei
Perspektiven erfolgen. Der erste Blick ist sehr gut mit dem Begriff der Fremd-
heitserfahrung zu fassen, wenn Außenstehende mit ihrem Verständnis von
Welt auf Filme eines anderen Kulturkreises schauen. Aus Sicht der struktura-
len Medienbildung würde das also bedeuten, sich auf andere Sichtweisen auf
Selbst und Welt einzulassen. Durch die Erfahrung von Alterität werden Refle-
xionsräume geschaffen, welche es möglich machen, dass das eigene Selbst-
und Weltbild mittels Reflexion verändert werden kann. Hierbei ist die Fähigkeit
Der zweite Blick auf diese Filme, ist ein Blick mit Wissen über eine andere
Kultur. Diese Perspektive hat einen soziologischen Charakter, kann aber
ebenfalls für bildungstheoretische Betrachtungen fruchtbar gemacht werden.
Schaut man sich die Voraussetzungen der strukturalen Bildungstheorie an,
die These der Individualisierung und die These der Kontingenz, so wird
schnell klar, dass dieser Begriff von Bildung nicht unbedingt für den unter-
suchten Kulturraum Japan gültig sein muss. Aus der soziologischen Perspek-
tive ergibt sich zunächst, dass Japan zwar eine moderne Industrienation ist,
die Moderne mit der Institutionalisierung jedoch andere Konsequenzen für die
Menschen in Japan hat, was unter anderem auf die nicht-axiale Zivilisation
Japans zurückgeführt werden kann (vgl. Eisenstadt 1999: 67f).
In dem von mir untersuchten Filmmaterial zeigt sich ein ambivalentes Bild in
Bezug auf die strukturale Bildungstheorie. Es sind durchaus westlich reflexive
Bildungsfiguren im Material zu finden. Interessant ist dabei, dass diese in Be-
zug auf Institutionen der Prostitution (z.B. Bordelle oder Telefon-Clubs) keine
Bindungen zu diesen hatten. Vielmehr sind alle drei Charaktere in ihrer Ent-
wicklung ausgeprägt westliche Charaktere, mit westlichen Weltbildern, was
für die These der Individualisierung sprechen würde. Zudem gehen sie auch
mit Kontingenz im westlichen Sinne reflexiv um. Das Material zeigte hierbei in
seiner Struktur den prozesshaften Charakter dieser Orientierungsleistungen.
In dieser Arbeit wurde klar, dass es bei den Protagonistinnen durchaus unter-
schiedliche Orientierungsmuster und Formen der Reflexivität gibt. Daher gilt
es noch zu klären, wie man diesen Begriff von Reflexivität präzisieren könnte.
Hierzu könnte man das Feld auf den Bereich des „Wasserhandels“ ausweiten
und Hostessen (als relativ neue Erscheinung) und Geishas (als eher traditio-
nelle Erscheinung) mit in die Untersuchung einbeziehen. Denkbar wäre, dass
durch diese Weitung des Feldes reflexive Differenzen deutlicher werden könn-
ten. Im Zusammenhang mit dem Filmmaterial wurde auch ersichtlicher, dass
es in Japan westliche Einflüsse in Bezug auf Selbst- und Weltverhältnis gibt.
Das wirft natürlich die Frage auf, ob es reflexive Misch- bzw. Transformati-
onstypen gibt. In Anbetracht eines sekulären und eines universellen Weltbil-
des scheint diese Vorstellung nicht abwegig. Genau in der Bearbeitung dieser
Widersprüchlichkeit könnte eine interessante Form von Reflexivität auftau-
chen. Um diese Überlegungen zu prüfen, müsste man letztlich eine japani-
sche und eine westliche Lesart in Bezug auf die Relevanzstrukturen der Pro-
tagonisten entwickeln und verbinden.
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