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Der Staat als Lagerhalter am

Arbeitsmarkt?
Eine kritische Betrachtung des Vorschlags zur
Schaffung von Vollbeschäftigung durch die Bildung
einer Schwankungsreserve an Arbeitskräften

Hubert Hieke

1. Einleitung
Die gegenwärtige Debatte zur Reform des Sozialstaates und zur Vermin-
derung der Arbeitslosigkeit insbesondere im Niedriglohnsektor, oft zu-
sammengefasst unter den Schlagwörtern „Fördern und Fordern“, wird in
der Bundesrepublik von unterschiedlichsten Vorschlägen meist neoklas-
sisch orientierter Ökonomen begleitet, deren Thesen sich oft an angel-
sächsische Ansätze anlehnen, wenngleich bisweilen die besondere sozial-
staatliche Verantwortung herausgestellt wird. Daneben hat in den letzten
Jahren auch eine Gruppe meist amerikanischer Wirtschaftswissenschaft-
ler, die sich eher progressiven Strömungen zugehörig fühlt und gemein-
hin zur postkeynesianischen Schule gerechnet wird, alternative Ansätze
erarbeitet, die dem Staat eine entscheidende Rolle als „employer-of-last-
resort“ (ELR) zuschreibt, durch die gewissermaßen ein Automatismus
der Vollbeschäftigung garantiert scheint.
Ziel dieses Aufsatzes ist es herauszuarbeiten, inwieweit diese Vor-
stellungen einen potentiellen Lösungsansatz für das deutsche Beschäfti-
gungsproblem speziell im Niedriglohnsektor bieten und als Basis eines
Gegenentwurfs zu neoklassischen Dogmen angesehen werden können.
Dabei werden drei Aspekte besonders betrachtet. Erstens wird gefragt,
inwieweit sich die Ursachenanalyse der ELR-Protagonisten bezüglich des

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Anstiegs und der Persistenz der Arbeitslosigkeit von neoklassischen Be-


trachtungen unterscheidet. Danach wird das Konzept des Staates als ELR
in seinen wichtigsten Grundzügen zusammengefasst und die von seinen
Anhängern erwarteten Beschäftigungseffekte analysiert. Drittens werden
die Vorschläge in Bezug auf Effizienzgewinne und individuelle Beschäf-
tigungsqualität in ihren Eckpunkten auf den Prüfstand gestellt.
Angesichts der inzwischen fast unüberschaubaren Anzahl und Vari-
anten an neoklassischen Ansätzen zur Reform des Sozialstaates und der
Etablierung eines Niedriglohnsektors, werden hier exemplarisch die
Lohnsubventionsmodelle von Phelps (1994, 1997) und Sinn et al. (2002)
für einige wenige, aber essentielle Vergleiche des Mainstream mit dem
ELR-Programm herangezogen. Die Auswahl dieser beiden Ansätze er-
scheint angebracht, da die Protagonisten des ELR-Modells selbst wieder-
holt ihre Konzepte in Relation zum Lohnsubventionsmodell von Phelps
gesetzt haben, und Sinn et al. für die Bundesrepublik Vorschläge vorge-
legt haben, die bei einer breiteren Öffentlichkeit1 Beachtung fanden und
gerade bezüglich der hier im Vordergrund stehenden Aspekte den Kon-
zepten von Phelps nahe kommen, wenngleich Sinn et al., hauptsächlich
aufgrund der vermeintlichen Achtung des Sozialstaatprinzips, eine ge-
wissermaßen abgemilderte Variante der Phelpsschen Thesen anbieten.
Zusammenfassend zeigt das ELR-Konzept für die hier untersuchten
Bereiche in fast frappierender Weise Überschneidungen und Deckungs-
gleichheiten mit den Vorstellungen des Mainstream. Zwar rechtfertigt
dieser Tatbestand allein natürlich keineswegs eine abschlägige Beurtei-
lung des ELR-Lösungsansatzes. Vielmehr ist das alternative Beschäfti-
gungsmodell bei kritischer Betrachtung als Gegenentwurf zu neoklassi-
schen Ansätzen aber deshalb abzulehnen, da es zum einen auf dem in-
direkten, jedoch nicht überzeugenden Eingeständnis der Unmöglichkeit
des Erreichens von Vollbeschäftigung mit traditionellen nachfrageorien-
tierten Mitteln basiert, daneben, entgegen der Ansicht der ELR-Befür-
worter, nicht notwendigerweise die Sicherung eines Mindeststandards an
individueller Arbeitsplatzqualität gewährleistet und darüber hinaus eine
flexible Schwankungsreserve an Arbeitskräften zu nur vermeintlich fi-
xierten Niedrigstlöhnen institutionalisiert würde. Letzteres wäre sogar
Wasser auf die Mühlen derer, die weiterhin eine einseitig angebotsorien-
tierte Wirtschaftspolitik befürworten, da neuerliche Fehlschläge dieser

1
Insbesondere durch das Kapitel zur Sozialhilfe in Sinn (2003).

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Politik zwangsläufig durch den staatlich organisierten ELR aufgefangen


würden, der über seine Institutionen das ELR-Programm erweitern und
damit, rein statistisch betrachtet, Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt
jederzeit gewährleisten würde.

2. Ursachen von Langzeitarbeitslosigkeit und steigender Sozialhilfe

Ökonomen, die sich in ihren Arbeiten eher der Tradition von Keynes
verbunden fühlen, betrachten Anstieg und Umfang der in der Bundes-
republik existierenden Arbeitslosigkeit und den zunehmenden Anteil der
Sozialhilfeempfänger an der Gesamtbevölkerung in wesentlichen Teilen
als das Ergebnis jahrzehntelanger einseitiger angebotsorientierter Wirt-
schaftspolitik sowie einer ebenso verfehlten Fiskal- und Geldpolitik in
Deutschland und neuerdings auch innerhalb der Eurozone. Andererseits
ist nicht zu leugnen, dass als Resultat dieser Wirtschaftspolitik inzwi-
schen ein enormer Angebotsüberhang auf dem Arbeitsmarkt entstanden
ist, der insbesondere im Niedriglohnsektor zu den massivsten Verwerfun-
gen seit der Nachkriegszeit geführt hat. Es ist daher nicht verwunderlich,
dass gegenwärtig die Debatten um die Reform des gesamten Sozialstaats
und über eine fast endlose Liste von Vorschlägen zu Lohnersatzleis-
tungen, kommunalen Tätigkeiten für Sozialhilfeempfänger, Mindestlöhne
und Minijobs, um nur einige Stichwörter zu nennen, ein ungeahntes Aus-
maß erreicht haben.
Insgesamt widerstehen in Deutschland bisher die meisten der progres-
siv orientierten Ökonomen dem Trend zu sogenannten marktgerechten
Anreizmodellen wie Lohnsubventionen, die seit Jahren von neoklassi-
scher Seite favorisiert und propagiert werden, und auch ein allgemeiner
gesetzlicher Mindestlohn findet aus guten Gründen keine allgemeine Zu-
stimmung. Angesichts eines Rekordniveaus an Arbeitslosigkeit und So-
zialhilfeempfängern stellt sich dennoch die Frage, ob nicht selbst bei
progressiv orientierten Ökonomen bisher unkonventionelle Maßnahmen
und Vorschläge Gehör finden und möglicherweise die traditionellen
makroökonomischen Methoden und Konzepte teilweise neu überdacht
werden sollten.
Jenseits des Atlantiks ist dies in den letzten Jahren schon geschehen.
Ein Teil der der postkeynesianischen Schule zugerechneten Wissen-

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schaftler2 hat innerhalb der letzten Jahre das sogenannte ELR-Modell


entwickelt, das vermeintlich jedem Arbeitslosen zu einem Mindestlohn
staatlicherseits eine Vollzeitbeschäftigung garantiert. Dabei stellt sich
natürlich sofort die Frage, weshalb Post Keynesianische Ökonomen der-
artige Konzepte entwickeln statt alle Kräfte zu bündeln, um für ein-
schneidende Änderungen der vorherrschenden makroökonomischen
Wirtschaftspolitik einzutreten. Räumen diese Ökonomen einer expansi-
ven aktiven Vollbeschäftigungspolitik in der Tradition von Keynes keine
Chance mehr ein?
Forstater (2002, 5), einer der Protagonisten des ELR-Modells, stellt
fest, dass in Marktwirtschaften3 aufgrund von ständigen strukturellen und
technologischen Veränderungen, wie beispielsweise Änderungen des Ar-
beitsangebots, der Einführung von arbeits- und investitionssparenden
technologischen Prozessen oder Veränderungen der Nachfragestrukturen,
das Ziel der Vollbeschäftigung nur schwerlich zu erzielen und beizube-
halten ist. Diese Faktoren bedingen nach Forstater strukturelle Arbeitslo-
sigkeit und sind neben dem typisch keynesschen Problem der effektiven
Nachfrage die maßgeblichen Ursachen von Unterbeschäftigung. Darüber
hinaus betont Forstater, dass sich in letzter Zeit ein harter Kern einer am
regulären Arbeitsmarkt unvermittelbaren Bevölkerungsgruppe gebildet
habe4. Es handelt sich nach Ansicht von Wray und Forstater dabei um

2
Dabei handelt es sich im Kern um Ökonomen am Center for Full Employment and
Price Stability an der University of Missouri in Kansas City, USA, dem Jerome
Levy Economics Institute of Bard College in Annandale-on-Hudson, USA, und
dem Centre of Full Employment and Equity an der University of Newcastle,
Callaghan, Australien.
3
Wenngleich sich einige spezifische und exemplarische Aussagen der Vertreter des
ELR-Ansatzes mutmaßlich auf die US-Ökonomie beziehen, wird das Modell bei-
spielsweise auch in Australien unter der Bezeichnung Job-Guarantee (JG) u.a. von
Cowling et al. (2003) vertreten. Jedenfalls sind die Befürworter des ELR-Modells
nicht der Auffassung, dass sie ein spezifisches, nur auf amerikanische Verhältnisse
zutreffendes Konzept entwickelt haben, sondern dass es sich beim ELR um den
einzig praktikablen universellen Ansatz zur Vollbeschäftigung in kapitalistisch or-
ganisierten Ökonomien handelt. Dies soll auch der hier in Anlehnung an den von
Forstater im Englischen gebrauchten Terminus „in capitalist economies“ deutlich
machen.
4
Des Weiteren verweist Forstater auch darauf, dass Arbeitslosigkeit in kapitalis-
tisch organisierten Gesellschaften die Funktion einer Reservearmee im marxschen
Sinne erfülle.

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eine zunehmende Anzahl von erwerbsfähigen Personen, die sich entwe-


der ihr Einkommen durch Lohnersatzleistungen sichern und sich dadurch
indirekt dem Arbeitsmarkt entziehen und um Berufsfähige, die durch
längerfristige Arbeitslosigkeit de facto ihr Humankapital verlieren oder
Verhaltensweisen entwickeln, aufgrund derer sie auf dem regulären Ar-
beitsmarkt nicht mehr vermittelbar sind (Forstater 2002, 6; Wray 1997,
7).
Vollbeschäftigung aller verfügbaren Ressourcen, insbesondere am
Arbeitsmarkt, wenngleich erstrebenswert, ist für die ELR-Protagonisten
gleichzeitig ein essentielles Hindernis, auf strukturelle und technologi-
sche Veränderungen zu reagieren, da Verknappungen und Verkrustun-
gen, die speziell bei Vollbeschäftigung entstehen, Preis- und Lohninfle-
xibilitäten fördern und diese wiederum als Hauptursache inflationärer
Tendenzen betrachtet werden müssen. (Forstater 2002, 5).
Mit diesen Aussagen stehen Wray und Forstater innerhalb der Gruppe
der ELR-Befürworter nicht alleine. Unabhängig vom jeweiligen Autor
unterscheiden sich diese Befunde zur Ursache von persistenter Arbeitslo-
sigkeit in marktwirtschaftlich organisierten Staaten nur marginal in ihren
Inhalten5. Generell tritt das Problem einer unzureichenden effektiven ge-
samtwirtschaftlichen Nachfrage gegenüber anderen Ursachen als Erklä-
rungsansatz von Massenarbeitslosigkeit in den Hintergrund. Ein hoher
Beschäftigungsgrad impliziert zwangsläufig inflationäre Gefahren, denen
wiederum nur mit einer Reduktion der Beschäftigung zu begegnen ist.
Wenngleich ein Teil der gegenwärtigen Arbeitslosigkeit in den west-
lichen Industriestaaten durch strukturelle Ursachen bedingt sein mag, so
sind diese Argumente hier doch auch gleichzeitig willfährige Mittel zur
Rechtfertigung eines radikalen Umbaus des Sozialstaats. Dies auch des-
halb, weil für diese Gruppe von Post Keynesianern Vollbeschäftigung
fast zum unliebsamen Gebilde mutiert, das offenbar jede wirtschaftliche
Dynamik unterdrückt. So betont Wray (1997, 7), dass Arbeitslosigkeit
und Überkapazitäten an anderen Ressourcen in Marktwirtschaften der
gegenwärtigen Form hauptsächlich dazu dienen, inflationäre Tendenzen
in Schach zu halten. Die herkömmlichen keynesianischen Konzepte der
Nachfragestimulierung durch expansive Fiskalpolitik müssen daher nach
Wrays Ansicht weitgehend als gescheitert angesehen werden, da gerade

5
Für eine etwas abweichende Argumentationskette siehe Papadimitriou (1999, 6
ff.).

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durch eine Stimulierung der Nachfrage Preis- und Lohnsteigerungen ge-


fördert werden, meist sogar noch vor Erreichen des Vollbeschäftigungs-
ziels (Wray 1997, 7).
Betrachtet man diesen Befund, so scheinen sich die Kernaussagen der
ELR-Befürworter zu den Ursachen von Unterbeschäftigung nicht essen-
tiell von denen des Mainstreams zu unterscheiden. Allerdings halten sie
Unterbeschäftigung offensichtlich für ein permanentes immanentes
Problem von marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaften, wodurch
auch verständlich wird, weshalb die ELR-Anhänger Übergangslösungen
oder zeitlich befristete Konzepte zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit
abzulehnen scheinen6.

3. Beschäftigung und der Staat als Arbeitgeber der


Schwankungsreserve am Arbeitsmarkt
Konzeptionell ist das ELR-Modell so angelegt7, dass über staatlich orga-
nisierte, garantierte Beschäftigung zu fixierten Mindestlöhnen ein unend-
lich elastisches Vorratslager8 der Ressource Arbeitskraft geschaffen

6
Phelps (1994, 1997) und Sinn et al. (2002), die mit ihren Lohnsubventionsmodel-
len auf den Niedriglohnsektor fokussieren, betrachten Lohn- und Preisrigiditäten
offensichtlich nicht als systemimmanente Ursachen von Arbeitslosigkeit speziell im
Niedriglohnsektor. Vielmehr ist für sie die Unterbeschäftigung das Resultat der
staatlichen Außerkraftsetzung der Marktmechanismen durch Lohnersatzleistungen
und Einkommensgarantien. Sinn et al. führen darüber hinaus aus, dass aufgrund des
gegenwärtig zu hohen Lohnniveaus für einfache Tätigkeiten keine weiteren Arbeits-
plätze entstehen, andererseits wegen großzügig bemessener Lohnersatzleistungen
und Sozialhilfe der Anreiz fehlt, zu geringeren als den bestehenden Löhnen eine
Arbeit aufzunehmen (Sinn et al. 2002, 9).
7
Über die prinzipielle Konzeption und Funktionsweise des ELR-Vorschlags als
Vorratsspeicher herrscht unter den Protagonisten Übereinstimmung. Siehe dazu
beispielsweise Wray (1997), Forstater (2002), Cowling et al. (2003) und Papadi-
mitriou (1999). Unterschiede bestehen zwischen den Befürwortern des Programms
bei Details zur Implementierung des Konzepts.
8
Die ELR-Befürworter verwenden die Bezeichnung „buffer stock“. Der deutsche
Terminus Vorratslager mag dabei in seinem Bezug auf menschliche Arbeitskraft
unpassend erscheinen. Da aber beispielsweise Wray (1997, 7) explizit darauf hin-
weist, dass für das ELR-Modell die gleichen ökonomischen Kriterien und Gesetz-
mäßigkeiten Anwendung finden müssen, wie sie für herkömmliche Vorratslager
anderer Ressourcen gelten, ist diese Übertragung ins Deutsche durchaus gerechtfer-
tigt.

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wird, dessen jeweiliger aktueller Bestand sich als Residuum zwischen


dem Gesamtarbeitsangebot und der marktregulierten Arbeitsnachfrage
ergibt. Der aktuelle Bestand des Vorratslagers an Arbeitskräften ist dabei
von den jeweils vorherrschenden gesamtwirtschaftlichen Gegebenheiten
abhängig. Jedem Arbeitswilligen und Arbeitsfähigen wird jederzeit auf
Verlangen zum staatlich festgelegten Lohn von öffentlichen Institutio-
nen9 im Rahmen des ELR-Programms10 eine Vollzeitbeschäftigung ga-
rantiert. Damit erhoffen sich die Befürworter des Modells eine Einkom-
mensgarantie, gesamtwirtschaftliche Vollbeschäftigung bei gleichzeitiger
Arbeitsmarktflexibilität, einen humanen Lebensstandard der im Vorrats-
lager registrierten Personen11 und das Erlernen bzw. Erhalten von Fähig-
keiten, die zum Erlangen von Arbeitsstellen im ersten Arbeitsmarkt nütz-
lich sind. Schließlich erwarten sich die ELR-Anhänger daneben gesamt-
wirtschaftliche Wohlfahrtseffekte durch die zusätzliche Erstellung von
meist öffentlichen Gütern und Leistungen und Nachfrageeffekte aufgrund
des Einkommenserwerbs der im ELR-Bereich Beschäftigten.
Dabei hängt der Umfang der Beschäftigung maßgeblich von konjunk-
turellen und strukturellen gesamtwirtschaftlichen Einflüssen ab. Der ELR
garantiert eine unendlich elastische Arbeitsnachfrage am unteren Ende
der Lohnskala und steht schon deshalb scheinbar weder mit privatwirt-
schaftlich organisierten Tätigkeiten in Konflikt oder Konkurrenz, hält
andererseits aber i.d.R. genügend Arbeitskräfte vor, die bei Bedarf über
den geregelten Arbeitsmarkt abgerufen werden können. Aufgrund des
exogen fixierten Lohns kombiniert mit der Arbeitsangebotsgarantie des
Staates wird dieser absolute Niedrigstlohn bzw. Mindestlohn dann ge-
wissermaßen zur Ankerwährung für den gesamten Arbeitsmarkt, an dem
sich dann auch indirekt die Preise aller anderen Ressourcen, die zur Er-
stellung von anderen Gütern und Dienstleistungen benötigt werden, aus-
richten (Tcherneva 2004, 8)12. Offensichtlich handelt es sich bei diesem

9
Die ELR-Befürworter restringieren die Organisation dieser Tätigkeiten allerdings
nicht notwendigerweise auf staatliche Institutionen.
10
Das ELR-Konzept wurde ursprünglich von Minsky (1986) angedacht.
11
Neben dem über das ELR-Programm erzielten Einkommen haben die ELR-Be-
schäftigten auch Anspruch auf umfassende Sozialleistungen (Tcherneva 2003).
12
Durch diesen Mechanismus erwarten sich die Protagonisten des ELR-Modells
einen Automatismus zur Lohn- und Preisstabilität. Es ist im Rahmen dieser Arbeit
nicht möglich, auf diesen eher fragwürdigen antiinflationären Mechanismus näher
einzugehen. Allerdings zeigen die nachfolgenden Ausführungen, wie die ELR-Be-

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staatlich organisierten Beschäftigungsmodell also gleichsam um eine Art


Schwankungsreserve am Arbeitsmarkt13.
Arbeitslose werden nach Einführung eines ELR-Programms bei ihren
Bemühungen zur Erzielung von Einkommen und Lebensunterhalt vor
nicht allzu viele Alternativen gestellt. Was die Notwendigkeit zur An-
nahme einer Beschäftigung betrifft, befürwortet Cowling et al. (2003, 7f)
die Einstellung sämtlicher Lohnersatzleistungen für arbeitslose, aber ar-
beitsfähige Personen im erwerbsfähigen Alter14. Papadimitrious Aussa-
gen hierzu sind dagegen etwas vorsichtiger gehalten, denn er sieht bei-
spielsweise auch weiterhin einen gewissen Bedarf für temporäre Hilfen
zum Lebensunterhalt (Papadimitriou 1999, 18). Dabei unterstreicht er
auch, dass es sich vorab nicht eindeutig bestimmen lässt, wer aufgrund
eines ELR-Programms aus den bestehenden Unterstützungsprogrammen
zwangsweise herausfällt und somit der Schwankungsreserve zuzuführen
ist. Dennoch stimmt auch er in den allgemeinen Tenor der ELR-Anhän-
ger ein, dass die Einführung des ELR-Modells zu einer substantiellen
Reduktion der bisherigen Unterstützungsprogramme führt und insbeson-
dere die Aufwendungen der Arbeitslosenversicherung offensichtlich ge-
genstandslos werden.
Bei Licht betrachtet, unterscheiden sich die Vorschläge der ELR-Be-
fürworter zum Aufbau einer quantitativ völlig elastischen Schwankungs-
reserve an Arbeitskräften allerdings kaum von neoklassischen Konzep-
ten; vielmehr könnten sie möglicherweise als nützliches Vehikel zu wei-
terer einseitiger, verfehlter Angebotspolitik dienen15. Wie lässt sich die-
ser Vorwurf erhärten?
Ein essentielles und erklärtes Ziel der ELR-Befürworter ist es, mit
dem Vorratsspeicher an Arbeitskräften ein marktkompatibles Instrument

fürworter den Bestand des Arbeitskräftelagers regulieren und eventuell eintretende


Unter- bzw. Überbelegungen des Arbeitskräftespeichers verhindern wollen.
13
Wie die weiteren Ausführungen zeigen, beschreibt die hier eingeführte Bezeich-
nung Schwankungsreserve doch recht anschaulich den Kern des ELR-Modells.
Unter Verwendung neoklassischer Bezeichnungen könnte man dann zu Zeiten „na-
türlicher Arbeitslosigkeit“, die Anzahl der im Arbeitsspeicher befindlichen Perso-
nen als „natürliche Schwankungsreserve“ auffassen.
14
Siehe dazu auch Mitchell (1998).
15
Die folgenden Aussagen lassen auch erkennen, dass möglicherweise einige wohl-
wollende Betrachter der ELR-Vorschläge, wie beispielsweise Prasch (2002), wich-
tige Inhalte des Programms in ihrer Dynamik verkennen oder unterschätzen.

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zu entwickeln. Dies wird dadurch erreicht, dass man einen vermeintlich


garantierten fixen Mindestlohn vorsieht, dieser andererseits aber entwe-
der unter den vorherrschenden marktüblichen Löhnen am Ende der Ent-
lohnungsskala zu liegen hat oder, logischerweise und wie indirekt von
Wray angedeutet16, die Arbeitsinhalte der einzelnen ELR-Programme
sehr unattraktiv zu gestalten sind17. Ein garantierter Mindestlohn dieser
Fasson wäre dann in der Tat als marktkonform zu betrachten, da er kaum
die Wirtschaftsabläufe außerhalb des Programms beeinträchtigen würde.
Den selbstgestellten Anspruch, daher neoklassischen Lohnsubventions-
modellen überlegen zu sein18, erfüllt der ELR-Ansatz dennoch nicht.
Denn die Tatsache, dass gegenüber dem Mainstream Vollbeschäftigung
und humane Mindestlöhne scheinbar gleichzeitig garantiert sind, wird
technisch nur dadurch erreicht, dass betroffenen Arbeitnehmern, welche
nicht über genügend Ersparnisse oder Vermögen verfügen, jegliche
Wahlmöglichkeiten entzogen werden, ihren Lebensunterhalt zu verdie-
nen. Entweder lassen sie sich wenigstens vorübergehend in den Vorrats-
speicher einlagern oder es bleiben ihnen als gesetzestreuen Bürgern Be-

16
Siehe Wrays Ausführungen in Glenn (2004, 4).
17
Letztes würde allerdings wiederum im Gegensatz zu den Aussagen zum Inhalt
der staatlicherseits angebotenen Tätigkeiten stehen, die ja die Beschäftigten nicht
nur in eine Warteschleife einfädeln sollen, sondern deren Zweck, wie schon zu Be-
ginn dieses Abschnitts dargelegt wurde, vermeintlich auch der Erhalt und der Er-
werb von Qualifikation sein soll (Forstater 2002, 5; Tcherneva 2003, 9).
18
Phelps (1994, 1997) und Sinn et al. (2002) sehen die Notwendigkeit für dauer-
hafte, aber marktkonforme staatliche Eingriffe in Form von Lohnsubventionen des-
halb als gegeben an, weil das zu erzielende Einkommen im Niedriglohnsektor, bei-
spielsweise für einfache Tätigkeiten, von ihnen als zu gering erachtet wird, um eine
gesellschaftlich akzeptable und materiell ausreichende Lebenshaltung zu führen. Im
Gegensatz zu Phelps, der den Staat grundsätzlich nur in der Rolle als ordnungspoli-
tischen Koordinator zur Schaffung eines marktkonformen Lohnanreizsystems sieht,
und längerfristig die Abschaffung von Lohnersatzleistungen fordert, sprechen sich
Sinn et al. daneben dafür aus, staatlicherseits Einkommensgarantien in Form der
Sozialhilfe, wenngleich auf drastisch reduziertem Niveau, weiter zu gewähren und
sie befürworten auch eine vorübergehende, öffentlich geförderte und organisierte
Arbeitsplatzgarantie (Sinn et al. 2002, 25ff.). Dabei geht es Sinn et al. speziell da-
rum, durch die reduzierte Sozialhilfe die Möglichkeit von Lohnsenkungen zu er-
reichen, und dennoch einen Korridor zwischen Löhnen für einfache Tätigkeiten und
Lohnersatzleistungen zu erhalten, der Arbeitsanreize gewährleistet.

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schäftigungen als Straßenmusikanten oder Bettler19. Dass Vollbeschäfti-


gung in diesem Modell nur über Zwang bzw. Nötigung erreicht wird, und
die ELR-Befürworter dies teilweise auch offen eingestehen20, ist in der
Tat eine Argumentationslinie, die von den meisten neoklassischen Be-
funden abweicht. Ob das Konzept deshalb aber trägt und zu präferieren
ist, scheint mehr als zweifelhaft.21
Dem Dilemma, einerseits einen humanen Lebensstandard zu garantie-
ren und andererseits aber weder bestehende marktwirtschaftliche Aktivi-
täten zu substituieren noch Löhne zu offerieren, die bestehenden Unter-
nehmen potentiell Arbeitskräfte entziehen, können sich die ELR-Anhän-
ger nicht entziehen. Zwar kalkulieren sie in ihren Modellrechnungen mit
Stundenlöhnen von rund $ 6.00 und entsprechenden Jahreseinkommen
von ca. $ 12.500, also einem Niveau, das gegenwärtig am unteren Ende
der Lohnskala liegt22. Sie beantworten damit aber dennoch nicht notwen-
digerweise die Frage, ob es beispielsweise bei einer weiteren Zunahme
struktureller gesamtwirtschaftlicher Verwerfungen, welche von den ELR-
Anhängern ja als wichtige potenzielle Ursachen von Unterbeschäftigung
betrachtet werden, zu einer Senkung des angeblich langfristig fixierten
Lohns im ELR-Sektor kommen müsste, um einfache Tätigkeiten am re-
gulären Arbeitsmarkt attraktiv zu halten23.
Weiterhin ist unklar, was mit Personen geschieht, die sich aus ver-
schiedensten Gründen aktiv oder passiv den ELR-Progammen zu entzie-

19
Dabei wird unterstellt, dass derartige Tätigkeiten nicht Bestandteil der ELR-Be-
schäftigungsprogramme sind.
20
Zwar wird dieses Eingeständnis teilweise wortreich verklausuliert, dennoch las-
sen sich dafür genügend klare Aussagen unter den ELR-Anhängern finden. Siehe
beispielsweise Cowling et al. (2003, 18f.), die betonen, dass einer der Vorzüge des
ELR-Modells gegenüber partiellen Lösungen darin liegt, dass der Zwang zur Arbeit
für alle Berufsfähigen besteht.
21
Angesichts der Tatsache, dass vielen Arbeitslosen sämtliche Wahlmöglichkeiten
genommen würden, erscheint es fast zynisch, wenn Papadimitriou (1999, 9) es als
einen der Vorzüge des Modells sieht, dass es auch lebenslange Karrieren innerhalb
des Vorratsspeichers ermöglicht.
22
Siehe Papadimitriou (1999, 19f.) und Wray (1997, 5 f.).
23
In einer bemerkenswerten Aussage stellt Wray fest, dass in Zeiten wirtschaft-
licher Expansion und der Gefahr des Abschmelzens des staatlichen Arbeitskräfte-
lagers durch Steuererhöhungen oder durch die Reduzierung der Staatsausgaben das
Wirtschaftswachstum gebremst und damit das Lager wieder aufgefrischt werden
könnte (1997, 7).

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hen versuchen. In einem Interview stellt Wray, offensichtlich beeindruckt


von den Regeln des amerikanischen Baseballs, klar, dass Teilnehmer
nach drei Verstößen gegen die allgemein gültigen Regeln von einem wei-
teren Besuch der ELR-Programme ausgeschlossen werden sollten. Aller-
dings setzen sich weder Wray noch andere der ELR-Befürworter explizit
mit der Frage auseinander, wie mit Arbeitskräften, die sich einen dritten
Regelverstoß, aus welchen Gründen auch immer, erlauben, weiter zu
verfahren sei. Werden diese Personen dann einem der Unterstützungs-
programme zugeführt, die auf Lohnersatzleistungen oder Einkommens-
garantien zum Lebensunterhalt basieren und für die einige wenige Ver-
treter des ELR-Konzeptes auch nach der Reform des Sozialstaats noch
Bedarf sehen?24
Ein weiteres Dilemma, vor dem die Anhänger des ELR-Konzepts
stehen, besteht darin, dass nur dann ein unendlich elastischer Arbeits-
kräftestock aufgebaut werden könnte, wenn tatsächlich allen berufsfähi-
gen Arbeitslosen jegliche Wahlmöglichkeiten in Form von Lohnersatz-
leistungen prinzipiell entzogen würden. Denn im Gegensatz zu der
scheinbar dogmatischen Auffassung aller ELR-Anhänger, die meist fast
wortgleich die Vorzüge eines unendlich elastischen Arbeitskräftespei-
chers beschreiben, gleichzeitig aber meist dennoch betonen, dass das
ELR-System auch bei Beibehaltung einiger weniger oder gar einer Viel-
zahl bestehender Sozialleistungen eingeführt werden könnte (Papadi-
mitriou 1999, Wray 1997, 3f.), ist dann eben die genaue Anzahl der bei-
spielsweise durch eine Rezession oder einen strukturellen Wandel dem
ELR-Programm zugeführten Arbeitskräfte nicht nur nicht mehr eindeutig
bestimmbar, wie Wray selbst an anderer Stelle einräumt (1997, 4), son-
dern darüber hinaus ist die Schwankungsreserve eben auch nicht mehr
unendlich elastisch.
Weshalb die Vertreter des Ansatzes dies nicht deutlich aussprechen
und teilweise sogar unerwähnt lassen, bleibt das Geheimnis der Befür-
worter des ELR-Konzepts. Möglicherweise wird diese Strategie aber des-
halb verfolgt, weil die Diskussion dieses Sachverhalts sicherlich das Mo-
dell für interessierte Wissenschaftler und Betroffene weit unattraktiver

24
Papadimitriou (1999) rechnet beispielsweise nicht mit der Streichung aller staat-
lichen Lohnersatzleistungen. Allerdings macht auch er, wie alle anderen Protago-
nisten des ELR-Konzepts, keine expliziten Aussagen zu dem hier diskutierten Sach-
verhalt.

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erscheinen ließe, aber vielleicht auch daher, weil die Argumente der
ELR-Protagonisten gegen neoklassische Varianten von Lohnsubventio-
nen notwendigerweise an Schlagkraft verlieren würden. Denn nur bei
Ausschluss aller Lohnersatzleistungen wäre zu gewährleisten, dass Voll-
beschäftigung über den Staat als ELR garantiert würde. Sollten aber
Wahlmöglichkeiten für Nichtvermögende erwerbsfähige Arbeitslose be-
stehen bleiben, so stehen die ELR-Protagonisten vor demselben Dilemma
wie Phelps (1997)25, dem man seitens der ELR-Befürworter ja gerade
vorwirft, dass die quantitativen Beschäftigungseffekte26 seines Lohnsub-
ventionsmodells nur schwerlich eingeschätzt werden könnten27.
Zusätzlich ist es fast eine Ironie des Modells des Staates als ELR, dass
ihre Vertreter einerseits die herkömmlichen Mittel der Fiskal- und Geld-
politik als unzureichend, wenn nicht gar schädlich zur Erzielung von
Vollbeschäftigung ansehen, gleichzeitig aber eine Feinsteuerung des Ar-
beitskräftelagers mit eben diesen Instrumenten befürworten! So führt
Wray beispielsweise aus, dass bei Gefahr der Überfüllung des Lagers der
Staat anderweitige Ausgaben außerhalb des ELR-Bereichs tätigen sollte,

25
Die folgenden Ausführungen gelten auch für den Ansatz von Sinn et al. (2002),
die ja, im Gegensatz zu Phelps, Lohnersatzleistungen explizit befürworten und da-
mit stärker in das Marktgeschehen eingreifen als dies bei Phelps der Fall ist. Sinn et
al. betonen, dass ihr Vorschlag, aus Gründen des Sozialstaatsgebots weiterhin die
Unterstützung durch Sozialhilfe für alle Berufsfähigen, aber nicht Berufswilligen
vorsieht. Wie schon festgestellt, sind diese Sozialleistungen aber auf ein äußerstes
beschränkt (Sinn et al. 2002, 43). Ähnlich dem ELR-Modell garantiert der Staat
nach den Vorstellungen von Sinn et al. allen Berufsfähigen und Berufswilligen ein
fixiertes Einkommen, welches über dem gesenkten Sozialhilfesatz liegt. Darüber
hinaus, wie im Phelpsschen Modell, wird reguläre Arbeit im Niedriglohnsektor über
eine Steuergutschrift subventioniert (Sinn et al., 2002, 43f.).
26
Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes nicht möglich, die Finanzierungsaspekte des
ELR-Modells zu beleuchten. Zu dieser Frage und der teilweise kontroversen Dis-
kussion siehe Aspromourgos (2000).
27
Es ist festzuhalten, dass der Vorwurf der ELR-Anhänger nur teilweise berechtigt
ist, da es sich offensichtlich um eine ansatzweise rhetorische Frage handelt, da
Phelps selbst eine genaue Quantifizierung der Beschäftigtenzunahme nicht explizit
proklamiert hat. Daneben wird Vertretern von Lohnsubventionsmodellen seitens
der ELR-Anhänger meist vorgeworfen, dass sie, entgegen ihres eigenen Anspruchs,
kein marktkompatibles System vorweisen, da Marktverzerrungen durch hohe Mit-
nahmeeffekte seitens der Unternehmen in Form von Substitution von regulären
durch subventionierte Arbeitskräfte nicht auszuschließen sind, und darüber hinaus
inflationäre Tendenzen nicht vermieden würden (Papadimitriou 1999, 13f.).

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Der Staat als Lagerhalter am Arbeitsmarkt? 257

um so die Nachfrage nach Arbeitskräften am freien Arbeitsmarkt zu sti-


mulieren und den Arbeitskräftestock abzuschmelzen (Wray 1997, 11).
In Anbetracht dieser Aussagen und bei genauem Augenschein handelt
es sich beim Konzept des Staates als ELR also offensichtlich um einen
Vorschlag, der eine Nachfragesteuerung mit traditionellen Mitteln der
Fiskal- und Geldpolitik als insgesamt gescheitert ansieht und deshalb
durch die Vordertür hinauskomplimentiert, diese Instrumente aber gleich-
zeitig für eine Feinsteuerung zur Bestandsregelung eines staatlich organi-
sierten Arbeitskräftepolsters für angemessen hält und daher durch die
Hintertür wieder hereinbittet? Wenn dem so ist, handelt es sich beim
ELR-Konzept um nichts anderes, als eine „progressive“ Variante der
natürlichen Arbeitslosenrate neoklassischen Stils, die mit traditionellen
keynesianischen Mitteln zu stabilisieren ist28!

4. Effizienzgewinne, sozialer Status und individuelle


Beschäftigungsqualität

Im Grundsatz stehen die soziologischen Begründungen der Anhänger des


ELR-Ansatz, weshalb jedem erwerbsfähigen bedürftigen Arbeitslosen ein
Tätigkeit zuzumuten ist, im Einklang mit Erklärungen und Rechtferti-
gungen der Vertreter von Lohnsubventionsmodellen des Mainstream.
Wie bei letzteren ist auch die Argumentationskette der ELR-Protagonis-
ten äußerst rudimentär und zeigt deutlich, dass man sich auf unbearbei-
tetem Terrain befindet. Insgesamt wird fast axiomatisch bzw. dogma-
tisch29 festgestellt, dass Arbeit für den Einzelnen als intrinsisch befriedi-
gend anzusehen ist und eine berufliche Tätigkeit als eine Teilnahme am
großen sozialen Ganzen betrachtet werden kann, der sich kein Berufsfä-
higer entziehen sollte und durch die ein Individuum persönliche Bestäti-

28
Unter Verwendung neoklassischer Termini könnte man dann zu Zeiten natür-
licher Arbeitslosigkeit die Anzahl der im Arbeitsspeicher befindlichen Personen als
natürliche Schwankungsreserve auffassen.
29
Inzwischen setzen sich einige der ELR-Befürworter näher mit alternativen Ein-
kommensgarantiemodellen auseinander. So beispielsweise Cowling et al. (2003)
und Tcherneva (2003). Im Rahmen dieser Arbeit, kann aber darauf nicht näher ein-
gegangen werden.

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258 Hubert Hieke

gung findet30. Gerade ein ELR-Programm, so seine Protagonisten, würde


garantieren, dass alle Erwebsfähigen teilhaben am Aufbau des Gemein-
wesens. Negative Externalitäten wie Kriminalität würden eingedämmt,
und daneben wichtige öffentliche Güter und Dienstleistungen geschaffen,
die der Allgemeinheit zugute kämen. In diesem Zusammenhang sehen
die Befürworter gerade im ELR-Konzept den besonderen Vorzug, da es
allen potentiell Arbeitslosen den sofortigen Eintritt in die ELR-Pro-
gramme erlaubt, womit Humankapital gesichert und erhalten werden
kann.
Beispielhaft werden einzelne Aktivitäten aufgelistet und auch Tätig-
keitsfelder aufgezeigt, die meist im Zusammenhang mit öffentlichen
Gütern und Infrastrukturmaßnahmen stehen und innerhalb des ELR-Mo-
dells erstellt werden könnten. Auch findet man Verweise zu Programmen
des New Deal oder international angelegten Engagements wie den ame-
rikanischen Peace Corps31. Zusätzlich sollen für die Mitglieder des
Arbeitskräftelagers Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen er-
möglicht werden, um einerseits die Qualität des Humankapitals der Ar-
beitnehmer zu erhalten und andererseits, gerade bei Personen, die sich
über Jahre dem Arbeitsmarkt entziehen konnten, soziales Verhalten und
ein Mindestniveau an Arbeitsethos zu entwickeln, welches die Einzelnen
befähigt, potenziell wieder dem regulären Arbeitsmarkt bei Bedarf zur
Verfügung zu stehen.
Derartige Allgemeinplätze mögen sich zwar in der Öffentlichkeit
offensiv vertreten lassen und auf Gehör stoßen; genauere Angaben zu Art
und Umfang einzelner Maßnahmen werden allerdings unterlassen. Als
Begründung wird dabei angeführt, es bestünde ein fast unübersehbares
Ausmaß an öffentlich organisierbarem und nützlichem Beschäftigungs-
potential (Wray 1997). Dabei sollte aber nicht außer Acht gelassen wer-
den, dass das Kriterium der Marktkonformität für die ELR-Anhänger

30
Phelps und Sinn et al. vertreten ebenso die These, dass längerfristige Arbeits-
losigkeit ganzer Bevölkerungsgruppen zu sozialen Spannungen führt und diese
Personen wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen sind, um über eine berufliche
Tätigkeit Selbstachtung zurückzugewinnen und die Möglichkeit zur eigenen Ein-
kommenserzielung zu bekommen (Phelps 1997, 3).
31
Derartige Programme scheint man auch in Deutschland im Rahmen von Hartz IV
anzudenken. So wurden kürzlich qualifizierte Arbeitslose von (halb)staatlichen
Stellen aufgerufen, an der Tsunami-Hilfe in Süd- und Südostasien teilzunehmen,
die durch öffentliche Gelder finanziert wird.

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Der Staat als Lagerhalter am Arbeitsmarkt? 259

höchste Priorität genießt. Wie erwähnt, verdeutlicht Wray beispielsweise


in einem Interview die Notwendigkeit, Tätigkeiten innerhalb des ELR-
Programms in ihrer Qualität absichtlich nicht besser zu stellen oder aus-
zustatten als die unattraktivsten Beschäftigungen, die von privaten Un-
ternehmen im freien Markt angeboten werden (Glenn 2004, 4). Wie dies
mit einer gleichzeitigen Bildung von Humankapital und Qualifizie-
rungsmaßnahmen einhergeht, mag sich dem Verständnis der ELR-Prota-
gonisten erschließen, vielen Außenstehenden dennoch rätselhaft bleiben.
Für die ELR-Anhänger, ganz im Einklang mit dem Mainstream,
scheint sich vielmehr eine detaillierte Auseinandersetzung oder Diskus-
sion zur individuellen Arbeitsplatzqualität geradezu zu verbieten. Dabei
besteht die Gefahr, dass die Aufnahme einer jedweden Tätigkeit im ELR-
Sektor zum herausragenden, wenn nicht einzigen Kriterium einer erfolg-
reichen Reform dieses staatlich organisierten Teilsegments des Arbeits-
markts wird, und die Effizienzgewinne nur an der Anzahl der Teilnehmer
und am Umfang von meist öffentlichen Gütern und Dienstleistungen ge-
messen werden, die Arbeitskräfte in ELR-Programmen erstellen und da-
mit vermeintlich zum Gemeinwohl beitragen.
Neben der Fragwürdigkeit der Lösungsansätze sowie der daraus ab-
geleiteten Maßnahmen, die zum Erreichen von statistischer Vollbeschäf-
tigung durch die Einführung eines staatlich organisierten ELR-Sektors
als notwendig angesehen werden, blendet diese rein ökonomische Sicht-
weise des beruflichen Verbleibs wichtige berufspädagogische Kriterien
explizit vollkommen aus. Dabei scheint diese verengte Perspektive einen
derart dominanten Einfluss selbst auf heterodoxe Ökonomen auszuüben,
dass auch sie sämtliche Ansätze jenseits des Mainstream geflissentlich
vernachlässigen.
Berufspädagogen und Psychologen32 betrachten eine Berufstätigkeit
als notwendige, aber keineswegs hinreichende Bedingung für eine erfolg-
reiche Eingliederung in die Arbeitswelt und die Berufstätigkeit. Die Ent-
wicklung der Persönlichkeit und die damit verbundenen Aspekte von
Autonomie, Kompetenz und sozialer Einbindung33 werden vielmehr als
weitere notwendige Determinanten erachtet, ohne die nicht von einem er-

32
Siehe dazu Deci und Ryan (1985, 1993), und Zimmermann (1999).
33
Nur dann, wenn die Bedürfnisse nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Ein-
bindung befriedigt sind, können die natürlichen Funktions- und Entwicklungspro-
zesse effektiv ablaufen.

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260 Hubert Hieke

folgreichen Verbleib gesprochen werden kann. Mit anderen Worten, eine


Tätigkeit im ELR-Sektor, die weder das Erleben von Autonomie und
Kompetenz beinhaltet noch eine soziale Einbindung des Einzelnen im
Berufsalltag fördert, kann eben nicht als eine erfolgreiche Beschäfti-
gungspolitik angesehen werden. Da die ELR-Vertreter hinsichtlich dieses
Aspekts aber keinerlei konkrete Abgrenzungen bzw. Einschränkungen
vornehmen, muss ihr Ansatz aus dem Blickwinkel der individuellen Be-
schäftigungsqualität und Persönlichkeitsentwicklung als unzureichend
angesehen werden.
In einem Essay für die Weltwoche hat der Schweizer Ökonom Bins-
wanger (2004) dargestellt, dass in der Tat ein nicht unbedeutender Teil
der bestehenden öffentlichen Ausgaben zur Finanzierung relativ sinnloser
Dinge verwendet wird. Das 6. EU-Rahmenprogramm, welches die Bil-
dung von Netzwerken fördert, sieht er als eine Variante der keynesschen
Straßengräben des modernen Industriezeitalters und argumentiert, dass
Vollbeschäftigung in der modernen Industriegesellschaft kaum durch
eine hochproduktive Privatwirtschaft und einem öffentlichen Sektor, der
staatliche Maßnahmen mit immer höherer Effizienz betreibt, zu erreichen
ist. Allerdings stellt Binswanger ebenso fest, dass viele dieser im Grunde
zwecklosen Tätigkeiten oft mit relativ hoher Energie verfolgt werden.
Durch die öffentliche Hand geförderte Forschungsaktivitäten in unter-
schiedlichsten Bereichen sind für ihn meist nichts weiter als idealtypische
keynesianische Beschäftigungsprogramme (Binswanger 2004, 69), wobei
hier sicherlich auch der Berufszweig der Wirtschaftswissenschaften nicht
vernachlässigt werden sollte, wo der Wettbewerb um Drittmittel aus ver-
schiedensten nationalen und supranationalen Töpfen staatlicher und ge-
meinnütziger Geldgeber mit hoher Energie betrieben wird.
Wenngleich die Befürworter des ELR-Modells betonen, dass sie der-
artige, relativ teure Beschäftigungsprogramme ablehnen, da diese recht
kostspielig und gleichzeitig in ihrer Wirkungsweise inflationäre Tenden-
zen beinhalten, sollte dabei allerdings nicht unberücksichtigt bleiben,
dass bei solchen Programmen i.d.R. eher gewährleistet ist, dass sich die
so Beschäftigten aus berufspädagogischer Sicht in ihrer Arbeit oft nicht
nur sozial eingebunden sind, sondern sich bei ihren Tätigkeiten meist
auch relativ autonom und ebenso kompetent fühlen. Da ökonomische
Effizienzkriterien dabei in vielen Fällen, wie von Binswanger exempla-
risch dargelegt, eine untergeordnete Rolle spielen, ist es relativ unver-
ständlich, weshalb nun das rein ökonomische Effizienzkriterium als her-

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Der Staat als Lagerhalter am Arbeitsmarkt? 261

ausragender Maßstab für Beschäftigungen von Arbeitslosen oder bisheri-


gen Sozialhilfeempfängern zu gelten hätte.
Ein ELR-Programm, das persönlichkeitsbildende Aspekte nur am
Rande rudimentär beleuchtet oder übergeht, gleichzeitig aber zwangs-
weise zur Anlaufstelle für Arbeitslose gemacht wird, verfehlt sein Ziel
auch aus berufspädagogischer Sicht. Der Staat als ELR wird dann tat-
sächlich und unmittelbar primär Lagerhalter und Verwalter eines Ar-
beitskräftestocks von am Markt überschüssigen Arbeitskräften.

5. Fazit

Ziel dieser Ausführungen war es, den Gegenentwurf eines ELR-Modells


zum Mainstream auf seine Tauglichkeit zu prüfen. Dabei hat sich ge-
zeigt, dass rein statistisch gesehen, eine Einführung des „employer-of-
last-resort“-Ansatzes das Phänomen der Langzeitarbeitslosigkeit mögli-
cherweise tatsächlich beseitigen könnte. De facto würde allerdings nichts
anderes als eine künstliche Vollbeschäftigung erzeugt, verbunden mit
gravierenden gesellschaftlichen und sozialen Einschnitten, die sich mit
der Feststellung seitens der ELR-Protagonisten, jedes Wirtschaftssystem
schaffe gewisse Zwänge, nicht notwendigerweise rechtfertigen lassen.
Es stellt sich die Frage, weshalb manche, den progressiven Strömun-
gen zugerechnete Wirtschaftwissenschaftler den Mainstream ohne Not,
gewissermaßen von rechts zu überholen versuchen. Sicherlich mögen
beispielsweise die gesamtwirtschaftlichen Bedingungen der ersten Deka-
den der Nachkriegszeit manchem als Fußnote der Wirtschaftsgeschichte
erscheinen. Vollbeschäftigung bzw. geringen Arbeitslosenquoten bei
recht stabilem Preisniveau scheinen besonders jenseits des Atlantiks
vielen Ökonomen als kaum mehr nachvollziehbar. Im sogenannten Zeit-
alter der Globalisierung mag auch einige progressive Ökonomen der Mut
verlassen, dass Vollbeschäftigung mit herkömmlichen Mitteln zu er-
reichen sei. Zu bedenken wäre aber, dass in der Bretton-Woods-Ära nicht
nur in Deutschland, sondern in fast allen westlichen Industriestaaten, eine
im Vergleich zur Gegenwart äußerst starke Wachstumsdynamik vor-
herrschte. Strukturelle und technologische Verwerfungen, die die ELR-
Vertreter als Ursache von persistenter Unterbeschäftigung sehen, gab es
auch in den frühen Dekaden der Nachkriegszeit. Allerdings verhinderte

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262 Hubert Hieke

eine international besser koordinierte, expansive Wachstumspolitik das


Aufkommen des Phänomens der Massenarbeitslosigkeit.
Insgesamt ist das ELR-Konzept kein praktikabler Gegenentwurf zu
neoklassischen Beschäftigungsmodellen und ist vielleicht auch deshalb
bisher aus guten Gründen von progressiven deutschen Ökonomen nicht
in den Forschungskatalog aufgenommen worden. Denn statt sich bei der
individuellen Persönlichkeitsbildung im Berufsleben als Wissenschaftler
mit Modellen zu beschäftigen, wie eine Schwankungsreserve am unteren
Ende des Arbeitsmarktes flexibel und marktkonform zu gestalten wäre,
sollten sich progressive Ökonomen im Allgemeinen und postkeynesiani-
sche Wissenschaftler im Besonderen auf dem Gebiet der Makroökono-
mie weiterhin eher mit nationalen und globalen Problemen, wie dem
internationalen Trend zur Substitution von Arbeitsplätzen bei gleichzeiti-
ger national und international verfehlter Struktur-, Fiskal- und Geldpoli-
tik befassen34. Anderenfalls wird der garantierte Mindestlohn des ELR-
Programms längerfristig in Beijing oder Hanoi ausgehandelt werden.

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34
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völlig verfehlte Konzeptionierung des EU-Stabilitätspakts.

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