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Der Gedanke der mich heute umtreibt, ist in seiner Gesamtheit betrachtet ein sehr trivialer, denn er stellt
sich nur die Frage, wie werde ich glücklich?
Immer öfter beschleicht mich das Gefühl, dass genau folgender Satz maßgebend das Glücklich werden
beeinflusst: „Beati pauperes spiritu.“1 Man mag sich fragen wie ich darauf komme, dass Dummheit eine
Voraussetzung für Glücklich sein ist. Dieser Frage auf den Grund zu gehen, dazu bedarf es eines kleinen
Testszenarios, welches sich wünscht, repräsentativ zu sein.
Nun nehmen wir an, Jemandem aus der Unterschicht2 wiederfährt das Glück, dass jemand kennen gelernt
wird, der sich bei näherer Betrachtung, als Freund für mehr oder weniger intensive Stunden eignet. Diese
Person besteht nicht darauf, dass sie geistig eine höhere Stufe der Existenz erreich, so wie es von
Meditationen bekannt ist, sondern einzig, dass alles was jetzt im Moment im Focus liegt, so geartet ist, dass
man sich kurzfristig darüber freuen kann. Ein mögliches Scheitern wird indes als ein irgendwie notwendiges
Übel erachtet, was dadurch relativiert wird, da man bei geringen Ansprüchen ebenso schnell ein Substitut
findet, wie wenn es nur darum ginge, welche Farbe das Grau des Himmels hat, in den man einen Kolben
hineinschlagen wollte, um sich daran zu erhängen, einfach nur weil es der schönere Galgen ist.3
Dieselbe Szene jetzt mit einem Menschen bestückt, der mehr von der Welt möchte als einfach nur seine
Gene zu replizieren, also so jemand wie ich. Eben noch eine wunderschöne Frau kennen gelernt, die aber
nicht in der Lage ist, voll und ganz dem Bedürfnis des glücklich seins nachzukommen. Natürlich ist das
soeben eine sehr egoistische Betrachtung, denn warum sollte sie auch mein Glück ermöglichen, wo sie
doch um ihres streitet. Dieser Überlegung setze ich entgegen, wenn nicht so, wer fängt dann an mit Glück
verteilen? Sicherlich wird auch hier der Eine oder Andere geneigt sein, mir vorzuhalten, dass ich doch mit
den Synergieeffekten gut leben kann, sofern ich für andere Dinge andere Personen finde. Aber genau das
ist es ja, warum ist es nicht möglich mit einer Person glücklich zu sein, warum benötigt ein so vielfältig
gewachsener Geist, soviel mehr Zuwendung? Es ist fast so, als ob der Wahnsinn mit der zunehmenden
Reflexion über die Welt, in das Leben eines jeden einzelnen tritt, angefeuert durch die Schlachtrufe der
Erkenntnis. Doch wo bleibt in all diesen Weiten die Einsicht, von der Schönheit des Lebens?
Es ist fast so, als bliebe dem Pessimisten nur ein Zitat übrig:
Optimisten haben gar keine Ahnung von den freudigen Überraschungen, die Pessimisten erleben. ‐ Peter
Bamm
Das würde bedeuten, das Glück ist in unserem Falle, der Wimpernschlag in der die Überraschung zu Tage
tritt und verfliegt womöglich, wenn wir sich nicht in Ketten unseres egoistischen Glücksstrebens legen.
Keine schöne Vorstellung aber was soll ich auch sagen, wo der Himmel grau und die Innere Kälte durch
meine Adern kriecht? Es ist fast so, als wollte der Tod in all jenen Momenten „Hello World!“ sagen, in
denen das tiefe Glücksempfinden den Raum verlässt, fast so als ob sie beide nur eine unterschiedliche Seite
der selben Medaille seien.
Wohlan meine Leser, wir können nur Hoffen das es nicht so ist, aber es spricht auch nichts dagegen das es
so ist.
OG3r
1
Selig sind die geistig Armen. – Die Bibel, Neues Testament, Stuttgart 2006, S. 6
2
Dieses Wort wird als Differenzierung gebraucht und meint lediglich, dass die Person eine kindlich naive Weltsicht
hat, die eine Reflexion nicht oder nur sehr eingeschränkt zu lässt.
3
Vgl. Gespräch Woyzeck mit Hauptmann, Kapitel: Straße von Georg Büchner