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Geldverbrennung und Protestkiau Seite 1 von 30

Geldverbrennung und
Protestklau
Risiken und Nebenwirkungen eines neuen Antimonetarismus

Am 6. Dezember 2003 verbrannten im Hamburger Schauspielhaus Teile des


Publikums bei einer Performance der Veranstaltungsreihe go create {TM)
resistance echte 10 EUR Scheine. lm Oktober 2003 besuchte Hamburg
Umsonst mit 70 Teilnehmerlnnen, selbst gemachten "Freikarten" und Konfetti
ein großes Kino, um einen Film umsonst anzuschauen.Umsonst-Gruppen gibt
es auch in Dresden, Berlin, Freiburg und Köln. [1] "Auf Bundesebene soll die
Praxis der Aneignung auf dem nächsten Kongress der Bundeskoordination
lnternationalismus (Buko), der vom 20. bis 23. Mai in Kassel stattfinden wird,
verfeinert und ausgebaut werden." t2l
Ende 2002, berichtet die ak, "fanden in Barcelona, Rom, Amsterdam, Milano
und London unterschiedlichste Klau-, Sabotage-Aktionen und Performances
statt, die im Kontext eines 'lifestyle with no money or creditcards' standen." [3]
Mit dabei: eine spanische Gruppe, die sich YOMANGO nennt und eine
"genussvolle Sabotage des Kapitals" propagiert. t4i
ln New York gibt es einen Trend des "Shoplifting", desgen Aktivistlnnen mit
antikapitalistischem Anspruch Ladendiebstähle begehen. tsl

Gemeinsam ist solchen Aktionen ein Unbehagen am Geld als


Zahlungsmittel. Unter diesem antimonetären Aspekt möchte ich im
Folgenden Geldverbrennungen und Protestklau von Waren oder
Dienstleistungen genauer untersuchen. t6l

Was genau passiert, wenn jemand oder eine Gruppe aus Protest Geld
verbrennt, sich Dienstleistungen ohne Bezahlung aneignet oder einen
Shop liftet? We müssen Subjekte funktionieren, um derartiges zu tun
und es so zu tun, dass ihnen ihr Tun als antikapitalistische
P rotestaktion erschei nt?

Was daran ist antikapitalistisch? lst daran überhaupt etwas


antikapitalistisch? Zur Aneignung fremden Eigentums zeigt sich auch
die Deutsche Bank befähigt. Geldscheine verbrennen kann auch der
Bilderbuchbonze, um sich eine Zigarre anzuzünden. Andererseits
könnten in der Verschmähung von Geld antisemitische Motive wirken.
Tun sie es?

Beim Nachdenken über diese Fragen bin ich zusammengefasst zu


folgendem provisorischen hoffentlich niemandem den Spaß
verderbenden Ergebnis gelangt:

http /lwrruw. unge sundleben. de/ge ld/gp.


: html 02.01.2010
a- Geldverbrennung und Protestklau Seite 2 von 30

Geldverbrennungen und Protestklau sind


1. eher pro- als antikapitalistisch
2. seltsamenueise nicht antisemitisch und dies ist ein neuartiges
Phänomen
3. geeignet, Wege zur Überwindung des Kapitalismus zu finden.

1. Antikapitalistisch?
Geld kann ich idealerweise auf zwei Arten verbrennen: Auf die erste
Art verbrenne ich einen bestimmten 10 EUR-Schein, nämlich genau
den Schein, mit dem ich genau dies oder jenes anfangen will oder
muss. Diesem Geldverhältnis, das sich mir unterhalb eines gewissen
Liquiditätsniveaus praktisch aufzwingt, liegt der gegen
Geldverbrennungen vorgebrachte Einwand zugrunde, das Geld sei
besser zu spenden als zu vernichten. Den Flammen zum Opfer fallen
potenzielle Güter, die man anderen oder sich selbst zugunsten eines
möglichenrueise erkenntnisfördernden, doch nicht unverzichtbaren
Polit-Events vorhenthält.

Anders fühlt es sich an, wenn ich Geld verbrenne als eine
Erscheinungsform von ehnras, dessen ich mich entledigen möchte.
Verbrannt wird nicht das Versprechen auf einen konkreten
Gebrauchswert, sondern "Geld für sich". t7l Wer den Geldschein
besitzt bzw. nicht bekommt, macht in diesem Verhältnis zum Geld
keinen relevanten unterschied. Das bürgerliche ldeal der Gleichheit
ist als realisiert unterstellt. lnsofern alle Subjekte gleich sind,
vermögen sie der Banknote, die sie in der Hand halten, keine
persönliche Note zu verleihen.

Um eine Banknote als "Geld für sich" in der Hand halten zu können,
muss ich alles das überwinden, was die Banknote zu einer
besonderen macht: Sehnsüchte, Bedürfnisse, Dankbarkeit, Entlastung
von einer Sorge etc. ln der Verbrennungshandlung bestätigt das
lndividuum seine Macht über das Geld und zugleich sich selbst als
reinen, allen individuellen Besonderheiten barer Geldbesitzer. t8l

\Me gleich die Subjekte als Geldbesitzer sind und wie dehumanisiert
in dieser Reduktion kommt recht eindrucksvoll in der Erklärung eines
in Berlin tätigen Dollarnoten-Abfacklers zum Ausdruck. Darin wird
argumentiert, dass angesichts der Dollarvernichtungen durch die
Europäische Zentralbank d ie Privatvernichtung ei niger Dollarnoten
vernachlässigenswert sei:

http :l/www. ungesundleben. de/geldlgp.html 02.01.2010


Geldverbrennung und Prote stklau Seite 3 von 30

"das, was ich auf lächerlich'kleiner Flamme'


symbolisch praktizierte, [ist] längst
umfangreiches Pro gramm einer konkurrierenden
noch unvollkommenen Staatsmacht Europa. Von
daher kommt mir das Verbrennen von einigen
Dollarnoten auch wieder ziemlich blöd vor. weil
ich mich zum Büttel dieses Programms mache".
Iel

Funktionieren kann der Vergleich, insoweit erstens die Geldscheine


der Bank mit denen, die der Autor des Textes verbrennt, identisch
gesetzt sind, und zweitens der Autor sich mit der Europäischen
Zentralbank als Geldbesitzer gleich macht. Ökonomisch gesehen ist
diese Gleichsetzung nicht zündend, denn die Europäische
Zentralbank beeinflusst mit ihren Geldvernichtungen im Unterschied
zu ihrem vermeintlichen Büttel die umlaufende Geldmenge so, dass
der Wert des im Umlauf verbliebenen Geldes spürbar steigt.
Psychologisch gesehen bringt die Gleichsetzung aber einen Nutzen.
Mit der Depersonalisierung tt0l des Verhältnisses zum eigenen Geld
entfallen unangenehme Fragen: ln die Oper oder jemandem eine
Weile lnsulin ermöglichen, damit die Füße noch eine Weile dran
bleiben? Zweitwagen oder immerhin wenigstens einen Menschen vor
dem Hungertod retten? Neues T-Shirt oder Spende an die Frau in der
U-Bahn, damit sie sich für ihre Droge nicht prostituieren muss? ... Mit
der Loslösung des Geldes aus seinem Bezug auf Gebrauchswerte
und mithin aus dem Bezug zu Menschen, die Gebrauchswerte nutzen,
werden solch grausame Entscheidungszwänge hinfällig.

Die Loslösung des Geldes aus seinem Bezug auf Gebrauchswerte


entspricht einer allgemeinen Entwicklung. ln Die Grenzen der
Globa|isierung sprechen Alfuater/Mahnkopf von einer "Entbettung des
Geldes", die sich u.a. darin zeige, dass nur noch 1% des Geldes als
Zirkulationsmittel im Warenhandel fungiert, 99% aber als
Zahlungsmittel bei finanziellen Transaktionen. tl 1l

Es ist bemerkenswert, dass die "Entbettung" einer Person aus ihrem


persönlichen Verhältnis zu ihrem Geld zugleich eine "Entbettung" aus
sozialen Zusammenhängen bedeuten kann. ttzl Ein erklärender
Hinweis dazu findet sich bei Marx:

"Das Geld ist nicht Sache, sondern ein


gesellschaftliches Verhältnis", ein

http ://www. ungesundleben. de/geld/gp.html 02.0i.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 4 von 3ü

"gesellschaftlicher Zusammenhang". - "Die


u'echselseitige und allseitige Abhängigkeit der
gegeneinander gleichgültigen Individuen bildet
ihren gesellschaftlichen Zusammenhang. Dieser
gesellschaftliche Zusammenhang ist ausgedrückt
im Tauschwert, worin für jedes Individuum
seine eigne Tätigkeit oder sein Produkt erst sine
Tätigkeit und ein Produkt für es wird; es muß
ein allgemeines Produkt produzieren - den
Tauschrvert oder, diesen für sich isoliert,
individualisiert. 6"14." I I 31

Nach Verfeuerung des gesellschaftlichen Zusammenhangs bleibt das


gleich gültige lndividuum zurück und meint, sich über den Geldfetisch
erhoben zu haben, während es ihn doch gerade bestätigt. Denn die
Distanzierung erreicht Empfindungsniveau allein in der Zerstörung der
wirklichen Sache. Mit Spielgeld wäre der Effekt nicht zu erzielen.

Die Echtheit des Geldes lässt sich dabei als Falschheit interpretieren.
So bezeichnet erwähnter Dollarnoten-Abfackler Geld als "lächerliche
Papierzettel", deren Funktionsweise er sich als durch Gewalt gesetzte
denkt:

"um aus N'ertlosem Papier die berüchtigten,


gesetzlich vorgesclriebenen Zahlungsmittel zu
machen, urn die alle Welt legal und darum auch
illegal konkurriert. sind weder Finanzkapital
noch Konzeme in der Lage, sondern nur die
Gewalt des Staates leistet dieses Kunststtick. Der
Staat zwingt seine Untertanen zur Annahme
seiner exklusiven Zettel, erlaubt nur diese zum
Tauschen - und unterwirft sie damit der Macht
des Geldes, mit der Auflage lohnende Geschäfte
zu betreiben, an denen er sich bedienen kann".
ll-+l

Auch in Argumentationen aus dem Umfeld von Umsonst-Protesten


wird dem Staat bzw. seiner politischen Repräsentation eine über dem
Gesellschaftzusammenhang hinausreichende Macht zugeschrieben.
Wohl nicht nur FelS/AG Sozialer Widerstand von Berlin Umsonst traut
der BRD-Regierung zu, ihre Sparpolitik nicht aus einem "Sachzwang"
heraus betreiben zu müssen, sondern den Sachzwang bloß zur

http :l/wrvw. unge sundleben. deigeldlgp.htm I {}2.41.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 5 von 30

Tarnung vorzugebepl. It5l 1* Aufruf zum "Wir-Wollen-Alles-Block" der


Demo gegen Sozalabbau am 3.4,04 resultiert die kapitalistische
Produktionsweise aus staatlicher Gewalt:

"Tatsächlich ist es erst die staatliche Gewalt, die


die kapitalistische Verwertung in Szene setzt,
\,'enn sie die, die den gesellschaftlichen
Reichtum herstellen, vom Reichtum und der
Verfügung über die Produk tionsmittel
ausschließt und der gegenseitigen Konkumenz
unterrvirft." [16]

Kritik am Kapitalismus wird auf eine Kritik an den


Eigentumsverhältnissen heruntergebrochen: Eigentum am
produzierten Reichtum und Eigentum an Produktionsmitteln.ltrl Weil
alles eine Eigentumsfrage ist, genügt Gewalt, um es "in Szene" zu
setzen. Weil alles eine Eigentumsfrage ist, besteht die eigentliche
Problematik des Kapitalismus darin, dass die "Vertreter des Kapitals"
Eigentum an sich raffen. Produktiv sind die Unternehmen dieser
Raffgierigen allein, insoweit sich Geld scheffeln lässt:

"der einzige Zweck ihrer Produktion [ist] die


Vermehrung von 6*16tt [lBl

Von Wert ist das Geld in dieser Sichtweise, weil es Geld ist, d.h.
fetischisiert wird. Anders könnte seine Vermehrung der Produktion
keine Zwecke setzen.Itel ln seiner Selbstgenügsamkeit erscheint das
Geld als der Gesellschaft bloß aufgepfropft. Und wer pfropft? Der
Gärtner und das mit Gewalt!

"Indes ist diese Macht des Staats bloßer Schein.


Er mag beliebige Quantität Papierzettel mit
beliebigen Münznamen in die Zirkulation
hineinschleudem, aber mit diesem mechanischen
Akt hört seine Kontrolle auf. Von der
Zirkulation ergriffen, ftillt das Wertzeichen oder
Papiergeld ihren immanenten Gesetzen
unlt"i*" l2oi

"lmmanente Gesetze" wirken irgendwie unheimlich.

http ://www. ungesundleben. de/geld/gp.html 02.0i.2010


- Geldverbrennung und Protestklau Seite 6 von 30

Eine New Yorker Shoplifterin schreibt:

"ich [bin] umzingelt ... von Kräften, die ich nicht


kontrollieren oder begreifen kann". l2ll

Diesem Befinden setzt die Shoplifterin ein "Gefühl der Hochstimmung"


beim Ladendiebstahl entgegen und ein an keine Bedingungen
geknüpftes "leckeres Stück Schokolade". Der Ladendiebstahl
bedeutet für sie eine "selbstermächtigung" angesichts einer Welt
böser Super(markt)betreiber, denen zum Vorwurf gereicht, dass ihnen
"mein Wohlbefinden am Arsch vorbei geht" und dass sie, Rabeneltern
gleich, die Kundlnnen und Angestellten "geradezu dazu anhalten, ...
zu klauen". [22]

Verallgemeinert ergibt dieser Ansatz die Utopie einer Gesellschaft als


Hypermutter, deren Kinder nach dem Bockprinzip handeln dÜrfen,
ohne dafür mit Liebesentzug bestraft zu werden:

"... YOMANGO - spanisch für'ich stehle'- ...


propagiert Einklauen statt Einkaufen - a1s direkte
Widerstandsform gegen Kapitalismus : Essen
und Kleidung sind Grundrechte, die Menschen
nicht verwehrt werden dürfen, auch wenn sie
wenig oder gar kein Geld haben. Die Gruppe
tritt ein für einen direkten Austausch, der auf
gegenseitiger Achtung und Vertrauen zwischen
Produzentlnnen und Konsumentlnnen basiert,
auf freien Vereinbarungen statt
Zwangsverpflichtungen * ein Austausch, bei dem
die Akteure nicht sehen müssen wo sie bleiben,
sondem freiwillig Arbeit verrichten, die ihnen
Spass macht - und ein Austausch, bei dem nicht
grosse Teile der Menschheit aussen vor bleiben.
Also das direkte Gegenteil von unsersr
[23 ]
Markt+Warenwirtscha;1tt.

Das "Gegenteil" des Kapitalismus hat hier jedoch weniger mit dessen
Aufhebung zu tun als mit einer Sehnsucht nach "natürlichen", nicht
von Geld, Habsucht und Leistungszwang regierten
zwischenmenschlichen Beziehungen. Eine den Kapitalismus
aufhebende Utopie hätte die Alternative: "freie Vereinbarung" oder
"Zwangsverpflichtung" selbst aufzuheben, d.h. den Gegensatz

http :l/www. unge sundleben. de/geld/gp.html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 7 van 30

zwischen ihnen, zwischen lndividuum und Gesellschaft, als


produzierten zu begreifen.

Mit Fragen gesellschaftlicher Produktionen haben Klauprojekte wie


YOMANGO aber nicht allzu viel am Baseballcap. lhr Primäranliegen
ist die Aneignung von Konsumgütern, Dienstleitungen und
Bäckereien, nicht die Aufhebung der Ausbeutung und der damit
verbundenen Spaltung von Arbeits- und Freizeit. YOMANGO tordert
z.B. auf: "Erhöhe deinen mittelmäßigen Lohn, indem du sabotierst, wo
immer du kannst" und meint damit die nachträgliche Vüiederaneignung
der den Menschen im Produktionsprozess abgepressten Güter - kein
Wunder: ein die Stimmung aufhellender Widerstand im
Produktionsbereich zeichnet sich zur Zeit nicht ab. Auch in Hamburg
nicht:

"Die Aktion qurde von den Kinobesucherlnnen


zunächst mit Erstaunen aufgenommefl", heißt es
in einer Pressemitteilung von Hamburg Umsonst
zur eingangs erwähnten Kinoaktion."das bei
vielen schnell in Begeisterung umschlug. "Ich
arbeite auch in einem Call Center, das wird viel
zu schlecht bezahlt. ich finde die Aktion super",
sagte Antonia M. aus Hamburg Wandsbek" []li

FelSlAG Widerstand von Berlin Umsonst meint:

Außer in "Verteilungsfragen" hat die "Forderung


nach einem schönen Leben ... auch am
Ar"beitsplatz - ob der nun Betrieb oder F{aushalt
heißt - ihre Berechtigung".l:51

Um allerdings "ein schönes Leben" in kapitalistischen Betrieben zu


bewerkstelligen, wäre eine Beendigung der dem Kapitalismus eigenen
Bemühungen zur Erhöhung des Mehrwerts nicht unangebracht. lm
Rahmen dieser Bemühungen werden aus der Arbeitstzeit solche
Lebensäußerungen und Tätigkeiten, die nicht unmittelbar dem
Produktionsszweck dienen, herausgefiltert oder in verwertbare
Formen transformisrt.126l Solange Arbeit der Wertschöpfung dient,
findet das "schöne Leben" der Freizeit in einem Zeitgefängnis statt -
ganz egal, wie gerecht die Arbeitsprodukte verteilt werden, und ganz
egal, wie lieb wir zueinander sind.

http : l/wwrn'.ungesundleben. delgel d/gp.html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 8 von 30

Des "schönen Lebens" lgnoranz setzt an jener Grenze an, die


Reklame zwischen den angepriesenen produkten und ihrer
Produktion zieht, und die in der Trennung von Arbeits- und Freizeit
gelebt wird. Ein "schönes Leben" jetzt sofort erscheint als machbar,
weil Konsumtion und Produktion getrennt sind. weil aber Konsumtion
und Produktion getrennt sind, bleibt das "schöne Leben" schöner
Schein.

Hier wie bei der Geldverbrennung muss man sich gesellschaftliche


Zusammenhänge nicht erst angelesen haben, um sich ihrer
handgreiflich zu entledigen.

während sich beim warenkauf die subjekte ars Eigentümerlnnen


aufeinander beziehen, die mit gewissen Rechten ausgestattet sind,
deren gegenseitige AnerkennunE den Hander erst ermöglicht, erzeugt
Politklau ä la shoplifting, YOMANGO und Berlin umsonst ein
verhältnis der Nichtanerkennung und des Nichtrechts. [28]Anstelle des
gesellschaftlichen Verhältnisses tritt praktisch ein Verhältnis zu einer
Mutternatur, aus deren Kaufhausregalen man die Früchte
kapitalistischer Prod uktionsverhältnisse wie von Birn bäu men pfl ückt
und deren Klowasserfälle und waldgeister den Müll und die
Stoffiffechselprod ukte nach Konsum der "angeeig neten,' Güter hi nfort
schaffen.

Entsprechend romantisiert o.g. New yorker shoplifterin den verlust


der Gesellschaftlichkeit ihres Handelns, indem sie sich als
steinzeitliche Jägerin und Sammlerin imaginiert:

Die Ladendiebin "nimmt ihr Leben in ihre


eigenen Hände, indem sie eine alte Methode auf
das Problem des modemen überlebens
anwendet: sie lebt durch urbanes Jagen und
Sammeln. ... Shoplifting versetzt uns zurück in
die physische Welt, wo die Dinge real sind, wo
die Dinge nicht mehr sind a1s ihre physischen
Charakteristika (Gewicht,Geschmack,...) und
nicht mit abergläubischen eualitäten befrachtet
wie'Marktu'ert' und'Gewinnspanne'. Shoplifting
zwingt uns, Risiken auf uns zu nehmen und das
Leben w-ieder aus erster Hand zu erfahren." [2'ji

Tat-sächlich nimmt die shoplifterin eine sache in die Hand: die ist ihr
Leben, ein zum Naturding verkehrtes Geseilschaftsprodukt, dessen

http :l/www. ungesundleben. delgeldlgp.html 02.41.2A1A


Geldverbreffilung und Protestklau Seite 9 vcn 30

Aneignung als ein Privateigentum ihr ein "Hochgefühl", ein Gefühl der
Freiheit verscha{ft.

Kollektiv-shoplifting wie YOMANGCI setzt anstelle des gemeinen


gesellschaftlichen Zusammenhangs einen netteren ein, einen, der auf
dem Willen der tseteillgten zur freien Vereinigung beruht. Es handelt
sich um einen Konsumentlnnen-Club, der sich von herkömmlichen
Konsumgenossenschaften darin unterscheidet, dass er nicht nur die
Sache, sondern auch das Recht auf die Sache in die eigene Hand
nimmt und es NichlClubmitgliedern nach mehr oder weniger
gründlich durchdachtem Gutdünken zu- oder abspricht. I30l Damit wird
eine Errungenschafi liquidierl, die sowieso seit einiger Zeitzur
Disposition steht und vom Protestklau bestätigend mitvollzogen wird:
die Unverfügbarkeit von Rechten. l31l

Klaukollektive, die politisch etwas auf sich halten, pflegen ihnen


assoziierte Greise und Krüppel mitzuversorgen bzw. "angeeignete"
Güter an Bedürftige zu verteilen. Almosen verteilt indessen auch die
Mafia. Strukturell ist diese Art der Versorgung immer hierarchisch und
auf Willkür beruhend. Ein unverfügbares Recht kann es in
Klaukollektiven nicht geben und kann durch Klaukollektive nicht
begründet werden, denn es handelt sich um unverbindliche, freie
Zusammenschlüsse bürgerlicher lndividuen in einer bürgerlichen
Gesellschaft. Alles hängt vom Wohlwollen der finzelnen ab und/oder
den Beschlüssen der Mehrhsil. lszl Die Unverfügbarkeit von Rechten
resultiert aber aus ihrer gesamtgesellschaftlichen Produktion, aus
deren Zusammenhängen man sich im Protestklau gerade entfernt.

Deshalb reicht die oben zitierte YOMANGOeske Utopie auch nicht


über Moralisierungen hinaus. "Essen und Kleidung sind Grundrechte,
die Menschen nicht verwehrt werden dürfen" bedeutet, dass es sich
um Rechte handelt, die verwehrt werden können. ln einer nicht
entfremdeten Gesellschaft wären Rechte auf Essen und Kleidung so
unnötig wie in vorindustriellen Zeiten Rechte auf die Atemluft. Dann
wäre auch die lnstitution unverfügbarer Rechte überflüssig" So, wie
die Dinge aber stehen, bedeutet ein Angriff auf die Eigentumsrechte
von Reichen zugleich eine Verwillkürlichung der Eigentumsrechte aller
- inklusive der Rechte von Armen auf das Nötigste. tr::

Das Recht der einen und das Recht der anderen sind untrennbar
miteinander verschmolzen, weil das Recht als solches auf einer Figur
beruht, in der die einen und die anderen gleich gesetzt sind und ohne
die es gar kein Recht im unterstellten Sinne gäbe.

http :l/wrrw. unge sundleben. de/geldlgp "html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 10 von 30

Wie in ... Ware-Geld-Beziehungen faktisch vom


Gebrauchswert der Waren abstrahiert wird, tritt
in ihnen an die Stelle des konkreten Individuums
mit seinen mannigfaltigen Eigenschaften die
"Abstraktion des Menschen überhaupt", das
Rechtssubjekt als "Wertform des Menschen".
Das Recht nimmt auf dieser Grundlage seine
spezifische abstrakt-allgemeine F orm der
universellen Anwendbarkeit und Geltung ohne
Ansehen der (konkreten) Person an. ...

Nur der Kapitalismus bringt "die am höchsten


enfw-ickelte, allseitigste und vollendetste
rechtliche Vermittlung" hervor. Nur
"turentwickelte und rudimentäre Formen"
derselben sind in vorkapitalistischen
Produktionsweisen zu finden. Im Feudalismus
beispielsweise "w.ird jedes Recht nur als
Zubehör eines gegebenen konkreten Subjekrs
oder einer begrenzten Gruppe von Subjekten
gedacht." Es existiert kein Recht im
'ausgebildeten' Sinne, sondern nur ein'Vorrecht',
ein Privileg. das Mitgliedern einer (meist
verwandtschaft lich verbundenen) Gruppe
anderen gegenüber zukommt. Hier gibt es nur
Stadtbürger, Leibeigene, Belehnte, Grundherren
ustr\.., nicht'den Staatsbürger' oder gar'den
Menschen' als Träger von Freiheiten und
Adressaten von Pflichten. Nun bringt das
Rechtsverhältnis aber, wie das Tauschverhältnis,
zugleich seine eigene Verkennung hervor. Die
Notwendigkeit, mit der der Mensch im
Kapitalismus zum Rechtssubjekt wird, kann der
bereits im Warenfetischismus befangenen
Vorstellung nur als Naturnotwendigkeit
erscheinen. "Von diesem Standpunkle aus ist es
dem Menschen ... eigen, Rechtssubj ekt m sein."
Das gesellschaftliche Phänomen der
"Herrschaftssphäre, die die Form des
subjektiven Rechts angenommen hat", also
Privatautonomie, exklusive Verfügung über

http :l/www. ungesundleben. de/ge ld/ep.html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 11 von 30

Gegenstände als Eigentum und Gleichheit der


Alcteure, erscheint als Eigenschaft der
Individuen... wie der Wert als Sacheigenschaft
der Waren erscheint, womit der
"Warenfetischismus [...] durch den
Rechtsfetischisrnus er gänzt" wird. iial

Wie bei der Geldverbrennung wiederholt die beim Protestklau


praktizierte Auflösung der WarelGeld-Beziehung, die im Kapitalismus
eine Aufhebung von Rechtsbeziehungen beinhaltet, auf der Ebene
der einzelnen Subjekte, was sich auf wirtschaftlicher Ebene als
Entbettung des Geldes aus dem Warenmarkt vollzieht. Bezogen auf
Bevölkerungsschichten, die von Wertpapier-Einkünften leben,
schreiben Altvater/Mahnkopf in Grenzen der Globalisierung:

"'Wenn die Vergesellschaftung über das Geid


und nicht mehr durch'vita activa', durch Arbeit
und kommunikatives Handeln hergestellt wird,
löst sich die Gesellschaft als
Solidargemeinschaft tendentiell in'verclubte
communities'und exkludierte Ghetfos auf. Die
Vermeidung der Beteiligung an den Kosten des
Gemeinwesens ist dann nicht rneh{ asozialer
oder gar krimineller Akt, sondern normale
Reaktionsw"i5.. t' [35i

So gesehen ist Protestklau - normal.

Zwangsläufig in die Normalität führen Ansätze, die "konkrete und


alltägliche Erfahrungen gesellschaft licher Zwänge zu m
Ausgangspunkt" nehmen, wie es z.B. FelSlAG Sozialer Widerstand
vorschwebl.ls0l p;6 Anrufung "konkreter Erfahrung" scheint mir genau
so bescheuert wie die Anrufung des "gesunden
Menschenverstandes".

Wer zum Beispiel nicht über einen Freibadzaun springen kann, gilt
FelS/AG Sozialer Widerstand entsprechend ihrer "konkreten
Erfahrung" als "beeinträchtigt", wird von d iesen "Beeinträchtigungen"
selbstverständlich "geplagt" - und ist krank:

"... einen Freibadzaun kann nur überwinden, wer


nicht von körperlichen Beeinträchtigungen

http : l/rn'rnw. unge sundleben. de/geld/gp.html 02.0i.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 12 von 30

geplagt wird. Mit anderen Worten: Die


bisherigen Aktionen der Kampagne sprechen
unmittelbar vor allem ein junges, gesundes
Publikum ... an." [371

Dass indessen jede Verkörperung eine Behinderung sein könnte,


erschließt sich nicht aus dem Anknüpfen an, sondern gerade aus der
Verneinung von "konkreten und alltäglichen Erfahrungen" - etwa mit
Hilfe von Phantastereien wie solchen: Hätten Spatzen und Tauben zu
bestimmen, erschiene die lnstallation von Rolltreppen in
Shoppingmalls - je nachdem - als unangebrachte
Ressourcenverschwendung oder als Werk mitfühlender Akzeptanz
körperlich eingeschränkter Mitlebewesen. Würde allein "die Praxis die
Fragestellung vorge[s6" [381 und nicht auch Fragestellungen Praxen
zum Fließen bringen, würden wir auf ein "Räsonnieren" in
phantasmatisch vom Kapitalismus "sauberen" Räumen verzichten:
Wie wäre die Behinderung angeblich "Behinderter" nicht als deren
Eigenschaft, sondern als Effekt von Beziehungen zwischen
verkörperten Körpern begreifbar? Wie könnten Praxen antizipiert
werden, die über den Ausschluss angeblich "Behinderted'durch deren
freundliche "l ntegration" hinausgingen?

Nach der "konkreten Erfahrung" sind "Behinderte" behindert, kommt


der Strom aus der Steckdose und wachsen die Dinge in den Regalen
wie die finanziellen Vermögen in der Zirkulationssphäre. Nach der
"konkreten Erfahrung" denkt sich die Shoplifterin t3el 61s Preisbildung
als Gewaltverhältnis:

"Supermärkte wissen" dass sie mir für Brot einen


Dollar abknöpfen können, weil ich verhungetn
würde, wenn ich bei ihnen nicht kaufe. Sie
rn'issen aber auch, dass sie keine vier Dollar
verlangen können, weil ich sonst u,'oanders
hingehe'" laol

Dass sich mit "konkreten Erfahrungen" als "Ausgangspunkt" keine


"Praxen" entwickeln lassen, die den Kapitalismus transzendieren
könnten, hängt mit dem "Totalitätscharakter des Kapitalismus"
zusammen. [41]

Wie bei der Geldverbrennung wird beim Protestklau die


vergesellschaftende Funktion des Geldes im Kapitalismus verneint.
Hier wie da bleibt, wenn das Geld seine Zweckbestimmung verliert,

http :l/www. ungesundleben. deigeldlgp. html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite i3 von 30

das a-soziale lndividuum zurück. Anders wie da bemühen sich


Klaukollektive um eine alternative Gesellschaftlichkeit. Diese bleibt
aber, weil die Vergesellschaftungsfunktion des Geldes unter den
gegebenen Bedingungen nicht ersetzbar ist, bürgerlichen
Romantizismen und Moralvorstellungen verhaftet.

Die Aufruferlnnen zum "Wir-Wollen-Alles-Block" der Demo gegen


Sozalabbau am 3.4.04, zu denen auch FelS gehört, "wissen, für alle
Menschen fia, wir meinen wirklich alle) wäre heute ein reiches Leben
mit wenig Arbeit möglich, allerdings nicht in dem, was Marktwirtschaft
genannt *1t6." [+2]

Um diese Möglichkeit zu "wissen", ist außerordentlich wichtig, denn


unter den Bedingungen materieller Mängel würde das Konstrukt "alle
Menschen" in Widersprüche zerfallen t+31. Das "Recht" auf ein
"schönes Leben" hat - wie in den bürgerlichen Verfassungen das
"Recht" auf "freie Entfaltung der Persönlichkeit" - seine Grenze am
"Recht" des anderen Menschen.

"Das Menschenrecht des Privateigentums ist ...


das Recht des Eigennutzes. Jene individuelle
Freiheit ... lässt jeden Menschen im anderen
Menschen nicht die Verwirklichung, sondern
vielmehr die Schranke seiner Freiheit
finden." l44l

Dass es sich in dem "Wir-Wollen-Alles" nicht um ein "Wir" handelt,


das die gegensätzliche Verfasstheit der lndividuen im Kapitalismus
aufheben könnte, fällt deshalb nicht auf, weil die Ressourcen dieses
Planeten als unbegrenzt unterstellt werden oder technologische
Allmachtsphantasien gegenwärtige und kommende ökologischen
Katastrophen als relativ problemlos zu bewältigen erscheinen lassen -
mit wenig Arbeit, versteht t1"6. tasi

Doch auch unter günstigsten Bedingungen käme das "Wir*wollen"


nicht über eine bloße Summation individueller "lch-will" hinaus, da
sich das "!A/ir" auf der Ebene der Verteilung von Privateigentum
herstellt. Eine ldee, weshalb dies anders nicht sein kann, vermitteln
vielleicht folgende Tilale von Marx:

"Das Privateigentum hat uns so dumm und


einseitig gemacht. dass ein Gegenstand erst der
unsrige ist, rvenn wir ihn haben, [er] also als

http /lwww.unge sundleben. de/geld/gp.html


:
02.01.2010
Geldverbrennung und Protestklau Seite 14 von 30

Kapital für uns existierf oder von uns


unmittelbar besessen, gegessen, getrunken, an
unserem Leib getragen, von uns bewohnt etc.,
kurz, gebraucht *1r6.tt l4iil

"Dies materielle, unmittelbar sinnliche


Privateigentum ist der materielle sinnliche
Ausdruck des entfremdeten menschlichen
Lebens. Seine Bew'egung - die Produktion und
Konsumtion - ist die sinnliche Offenbarung von
der Bewegung aller bisherigen Produktion, d.h.
Verwirklichung oder Wirklichkeit des
Menschen. Religion, Familie" Staat, Recht,
Moral. Wissenschaft, Kunst etc. sind nur
besondere Weisen der Produktion und fallen
unter ihr allgemeines Gesetz.Die positive
Auflrebung des Privateigentums, als die
Aneignung des menschlichen Lebens, ist daher
die positive Aufhebung aller Entfremdung, also
die Rückkehr des Menschen aus Reiigion,
Familie, Staat etc. in sein menschliches, d.h.
gesellschaftliches Dasein. Die religiöse
Entfremdung als solche geht nur in dem Gebiet
des Bewusstseins des menschlichen Innem vor,
aber die ökonomische Entfremdung ist die des
wirklichen Lebens - ihre Aufhebung umfasst
daher beide Seiten." [a7]

Exkurs
Weil es in Geldfragen bei Linken allgemein drunter und
drüber zu gehen scheint, schiebe ich diesen kleinen
Exkurs ein, in dem es eventuell auch drunter und drüber
geht.

http ://n'r.vw. unge sundleben. deigeld/gp.html 02.01.20r0


Geldverbrennung und Protestklau Seite 15 von 30

Allgemeine Preiserhöhungen, die nicht durch eine


Erhöhung des Mehnruerts abgedeckt sind, stellen nichts
weiter als inflationistische Geldentwertungen dar. Der
Dollar für das Brot ebenso wie die Geldmassen auf den
Finanzmärkten sind nur deshalb etwas wert, weil dafür
gearbeitet wird, bzw. nur solange etwas wert, wie
Aussicht besteht, dass dafür gearbeitet wird. Entstehen
Zweifel daran, kann es geschehen, dass die ganzen
schönen Wertpapiere schlagartig tatsächlich zu
"lächerlichen Papierzetteln" werden. Die Sparpolitik von
Regierungen und die Politik der Geldwertstabilität um
den Preis hoher Eruverbslosigkeit dienen u.a. dazu,
solche Zweifel im Zaum zu halten. Ein Crash wie 1929
würde die Ernährungslage und Energieversorgung in
den Metropolen gefährden, ein wirtschaftlicher
Neuaufbau würde Jahrzehnte dauern.

Die lllusion, ein "schönes Leben" für alle sei schon nach
geeigneten Umverteilungsmaßnahmen und ohne
Leiden machbar, speist sich - außer aus dern
glitzernden Warenangebot in den Metropolen - aus dern
Geldfetisc6 i+8i. Sofern das zur Produktion der allen
Menschen ein Leben in Wohlstand ermöglichenden
Güter nötige Kapital scheinbar der Zirkulationsshäre
entspringt, stößt seine Akkumulation auf keine
natürlichen Grenzen. t4elAlles erscheint dann möglich.
Mit dieser Ansicht verbunden ist eine Einschätzung der
Beziehung zwischen Arbeitsproduktivität und
Profitentwicklung, in deren Kontext die Gewinne nicht
auf den tatsächlich produzierten Mehrwert bezogen
werden.

Ein Großteil der in den letzten beiden Jahrzenten


entstandenen profitträchtigen Unternehmen lässt sich
mit der Ausverlagerung von Verwaltuns- und
Finanzfunktionen aus dem lndustriebereich erklären.
Nur oberflächlich gesehen wird durch diese
U nternehmen zusätzl iches Kapital akkumuliert. Schaut

man sich die Sache auf der Ebene der einzelnen Ware
an, wird deutlich, dass die Gewinne der
Dienstleistungsbranche meist Kosten darstellen und
dass ein Großteil der erhöhten Produktivität gerade
durch den wachsenden Aufirvand für Dienstleistungen
nivelliert wird, u.a. für Reklame, Finanzmanagement,
Organisation vernetzter Produktionen u.v.m. Unter den

hup : llwww. ungesundleben. de/geld/gp.html 02.0i.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 16 von 30

Bedingungen nicht mehr behebbarer Absatzkrisen ist


der Anteil der Tätigkeiten, der nötig ist, um den
Mehrwert einer Ware auf dem Markt zu realisieren,
enorm gestiegen.

Ein ernüchterndes Licht auf die reale durchschnittliche


Arbeitsproduktivität, mit der sich der Kapitalismus
reproduziert, wirft u.a. der Umstand, dass immer mehr
Lohnabhängige einen immer größeren Anteil ihres
Lebensunterhalts im "informellen Sektor", d.h. bei
äußerst niedriger Produktivität, erwirtschaften müssen,
um ihre Arbeitskraft zu reproduzieren. ln Lateinamerika
und Osteuropa liegt dieser Anteil bei 30-50%. Teilweise
handelt es sich um de-industrialisierte Produktionen;
Philips etwa lässt Gerätekomponenten in Heimarbeit
fertigen' tsol

Außer solchen "klinisch sauber" auf Papier gedruckten


lnformationen könnten auch "konkrete Erfahrungen" der
anderen Art erleuchtend wirken: Jede einzelne
Steinplatte unter unseren Füßen bzw. Rädern wurde
handverlegt und liebevoll festgeklopft. Eine Steckdose
ist vielleicht in Sekundenschnelle produziert, aber wie
mühsam ist es, so ein Ding in eine Wand zu bringen?
Jedes unverkaufte aus einem Shopregal gefummelte
Shirt wird normgerecht gefaltet und zurückgelegt. lrgend
jemand muss unser im Kino ordentlich in die dafür
vorgesehenen Behälter geworfenes Bonbonpapier
forttragen. Für jede einzelne der Erdbeeren in den
blauen Plastikdingern, die hoffentlich bald die Auslagen
der Gemüseläden zieren, hat sich jemand gebückt, sie
vom Strauch gepflückt und in einen Eimer oder Korb
gelegt.

Der Eindruck vom "Verschwinden der notwendigen


Arbeit"tsll ergibt sich aus einer Gleichsetzung von
Arbeit, die kapitalistisch ven^/ertbar ist, mit Arbeit, die
zum Leben notwendig ist. Erwerbslosigkeit entsteht
nicht, weil weniger Arbeit nötig wäre, sondern weil es
sich für das Kapital nicht lohnt, ihre lntegration in den
Venruertungsprozess zu organisieren. Die Ausbeutung
von Arbeitskraft lohnt sich nicht deshalb nicht, weil ihr
Einsatz gesellschaftlich überflüssig wäre. Wäre es so,
dann könnte man zum Beispiel daraus, dass
Hausfrauen keine Erurerbstätigen sind, schließen, ihre
Arbeit sei gesellschaftlich überflüssig.

http :l/uryvw. ungesundleben. de/geld/gp.html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 17 von 30

"Proletarier aller Länder, legt die Beine hoch"? lszl Zur


Zeit ist für/von 840 Millionen Menschen nicht die
allernötigste Arbeit erbringbar: diese Menschen
hungern. Um Bedingungen dafür zu schaffen, dass die
Arbeit erbringbar wird, ist wiederum Arbeit nötig. Viele
Millionen Kinder leisten notwendige Arbeiten, die besser
Enruachsene leisten sollten. Für zwei bis drei Milliarden
Menschen wäre zusätzliche bzw. andere Arbeit nötig,
damit sie auf einigermaßen angenehmem Niveau leben
können. Ein hoher Bedarf an Arbeit entsteht durch die
weltweite Zunahme chronischer Krankheiten, durch die
Klimaveränderung, durch die Versalzung von Böden
u.a. nicht mehr abzuwendende Umweltprobleme. Die
Schaffung einer ökologisch verträglichen Wirtschaft und
die Transformation sinnloser Arbeit in sinnvolle würde
gigantische Umkrempelungsmaßnahmen erfordern. Um
allen Menschen ein "reiches Leben" zu ermöglichen,
wären wahrscheinlich die nächsten beiden
Generationen der Weltbevölkerung mit Lernen und
Arbeiten voll ausgelastet. Bei guter Organisation und
nicht allzu vielen Bocklosen hätten vielleicht in 15
Jahren alle einen Zugang zu sauberem Trinkwasser, in
30 alle eine ausreichende medizinische Versorgung und
in 50 alle - wenn dereinst die Bedürfnisstruktur des
'Jungen, gesunden Publikums" zur globalen Norm
herangereift ist - ein Kino um die Ecke. i53l

:',E-
t 1.. f'f
,i!,

,b..h -hL

Fangen wir an, uns ... den gesellschaftlichen Reichtum Schritt für Schritl
V.l.n.r.: zukünftige CDs, Kaffee, Deosticks

http /lwww. unge sundleben. de/geldi gp. html


:
02.01.2010
Geldverbrennung und Protestklau Seite 18 von 30

2. Antisemitisch?
Bei der Geldverbrennung und beim Protestklau werden Praktiken als
"befreiend" erlebt, die kapitalistische Verhältnisse und Entwicklungen
auf Subjektebene reproduzieren. Wenn sich daher aus diesen
Protestformen überhaupt antikapital istische, emanzipative Potienziale
entwickeln können, müssten diese in der Reproduktion der
kapitalistischen Verhältnisse und Entwicklungen auf Subjektebene
selber wurzeln. Wie wäre das möglich?

Herkömmlicherweise sind n icht-antikapitalstische Antikapitalismen mit


Antisemitismen verkn üpft .

Ist der Wert in die Geldform entäußert, schreibt


Moishe Postone, entsteht der "Schein, als
enthalte die Ware, die eigentlich sowohl Wert
wie Gebrauchswert ausdrückt, nur letzteren, das
heißt, sie erscheint als rein stofflich und
'dinglich'. Weil die gesellschaftliche Dimension
der Ware dabei entfrillt" stellt sich das Geld als
einziger Ort des Wertes dar, als Manifestation
des ganz und gar Abstrakten anstatt als
enläußerte Erscheinungsform der Wertseite der
Ware selbst. Die dem Kapitalismus eigene Form
vergegenständlichter gesellschaft licher
Beziehungen erscheint so auf der Ebene der
Warenanalyse als Gegensatz zw'ischen Geld als
Abstraktem einerseits und stofflicher Natur
andererseits. Die kapitalistischen
gesellschaftlichen Beziehungen scheinen ihren
Ausdruck nur in der abstrakten Dimension zu
finden - etwa als Geld und als äußerliche,
abstrakte, allgemeine'Gesetze'." [54]

Dies gibt nach Postone die Grundlage des modernen Antisemitismus


ab. Dass das Abstrakte in Klau- und Geldverbrennungsprotesten nicht
re-konkretisiert und im "Juden" verkörpert wird, ist
erklärungsbedürftig. Wie würden sich Geldkörpervernichtungen bei
gesellschaftlich wirksamer Formel "Jude = Geld" ausnehmen? Was
passierte mit Klauaktionen, erlangten gewisse antisemitische
Konstruktionen in den AnschauunEen über "Finanzkapital" und
"Handelbourgeoisie" hegemoniale Einflüsse?

http :l/www. ungesundleben. delgeld/gp.html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 19 von 30

Während Geldverbrennungen Geld als Abstraktum direkt


aktualisieren, stellt sich Geld als Abstrakum beim Protestklau über die
Negierung des Werts der Waren als deren "natürliche" Eigenschaft
her. Protestklau und Geldverbrennung lassen sich wie auch der
Antisemitismus als Versuche interpretieren, der Macht zu begegnen,
die das Abstrakte über das Subjekt ausübt.

Ehruas läuft aber anders.

Geldverbrennerlnnen, sozusagen die feinere Gesellschaft , verkörpern


das Abstrakte im Geld, indem sie wie oben beschrieben selbst zu
Verkörperungen reiner Geldbesitzer mutieren. ln einer Art
mimetischer Unterwerfung verleihen sie ihrer Subjektivität einen dem
Geldfetisch angemessenen Abstraktionsgrad und erlangen so eine
Handhabe gegen das Geldabstraktum auf entsprechend abstraktem
Niveau. Die Aktion ist zirkulär: Nur, insoweit die Subjekte sich dem
Geldfetisch angleichen, kann ihnen ein Geldschein als Gebilde
erscheinen, dessen Zerstörung "Befreiung" bedeutet. Ohne die
Fähigkeit zur Selbstabstraktion wären sie, um sich aus der Macht der
Moneten "befreien" zu können, wie gewöhnliche Antisemitlnnen auf
eine Konkretisierung des Abstraktums Geld angewiesen.

Protestklauerlnnen gehen geradezu entgegengesetzt vor: in


sachorientierter Praxis kämpfen sie um die Konkretisierung ihrer
Subjektivität angesichts eines unpersönlichen, die Menschen auf
ökonomische Charaktermasken reduzierenden Tauschverkehrs. Das
Abstrakte wird ganz und gar auf die Geldseite geschoben. Losgelöst
vom Warenkörper verliert es seine zwingende Macht und kann
schlichtweg durch Nichtachtung überwunden werden. Die
Konkretisierung der Subjektivität gelingt um den Preis ihrer Ent-
Vergesellschaftlichung, die mit einer praktischen (nicht unbedingt
theoretischen) Verdinglichung der Waren einher geht. Daher
erscheinen Preise und Sparmaßnahmen als reine Willkür. Eine im
Verborgenen sich durchsetzende'Jüdische Weltverschwörung" ist,
weil für das konkrete Subjekt nur die "physische Welt" real ist, für
diejenigen, die ihren Ungehorsam leben, überflüssig. Beide Formen
antimonetärer Rebellion beruhen auf der Fähigkeit zu einer
eigenmächtigen Subjektumkonstruktion.

Das Bedürfnis des bürgerlichen lndividuums nach Konkretisierung


abstrakter Mächte schien bislang unhinterfragbar. Moderner
Antisemitismus konnte daher unter den gegebenen Bedingungen
letztlich nur durch Aufklärung zurückgedrängt werden:
bewusstseinsmäßige Überwindung "konkreter Erfahrungen" im
Kapitalismus bzw. bewusstseinsmäßige Aufhebung der Gleichung
"Jude = Geld". Beim Protestklau und Geldverbrennen aber werden

http ://wwrn'.ungesundleben. de/geld/gp.html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 20 von 30

abstrakte Mächte durch selbst-dekonkretisierende bzw. selbst-


deabstrahierende Praktiken unmittelbar unterlaufen. Gibt es vom
Bewusstsein der Einzelnen unabhängige Gründe dafür, dass es trotz
zunehmender Virulenz des Antisemitismus weltweit zu einer
Antisemitisierung der hier besprochenen antimonetären Protestformen
nicht kommUnicht kommen kann? Wenn nicht, wären diese
Protestformen getährlich.

Ein antisemitisches Bewusstsein einfacher Art setzt biologistische


Diskurse der ldentitätskonstruktion voraus, gegen die sich "Juden"
abgrenzen lassen.

Bei der Geldfetisch-Mimesis fallen biologistische Fundierungen der


Selbstabstraktion zum Opfer. Geldverbrennen als Antisemitln geht
nicht, sobald der Entschluss dazu im Privaten gefällt und das
Unterlassen der Verbrennung nicht öffentlich markiert wird. Man
entscheidet sich unter diesen Umständen für oder gegen die
Verbrennung aus einer Einsamkeit heraus auf der Basis eines
individuellen Verhältnisses zum Geldschein. Die individuelle
Überwindung des Bezugs auf den Geldschein als konkretes
Gebrauchswertversprechen beinhaltet eine Überwindung des
antisemitischen Konkretisierungsbedarfs. I55l Oder umgekehrt: um
antisemitische Formen von Geldverbrennungen zu inszenieren,
müssten die Beziehungen der Einzelnen zu "ihrem" Geldschein de-
individualisiert werden. Geld zu verbrennen hätten nicht mehr
atomisierte bürgerliche lndividuen, sondern Mitglieder einer
"Gemeinschaft".

Auch der Protestklau überwindet notwendig biologistische


Fundierungen der ldentitäten insoweit er gerade jene Aspekte der
Vergesellschaftung über Bord wirft, die letztere voraussetzen. Ohne
(ideologische) Verbindung zur Produktionssphäre ließe sich eine
antisemitische Klaugemei nschaft wahrscheinlich n icht formieren.
Kollektive wie YOMANGO und Berlin Umsonst konstituieren sich auf
der Basis eines egoistischen oder eines (nicht minder egoistischen)
altruistischen Verhältnisses gegenüber den Dingen einer Quasinatur.
Haben kann nur das vereinzelte lndividuum - je nachdem die Klauerin
selbst oder die Almosenempfängerin. Wie bei der Geldverbrennung
wird der Entschluss - hier zur Nichtanerkennung bestimmter
Besitzverhältnisse und lnkaufnahme bestimmter Risiken - aus einer
Einsamkeit hera us gefällt, d ie unaufgelöst bleibt. Gemeinschaft lichkeit
wird gerade nicht naturalisiert, sondern stellt sich her, indem die
lndividuen sie willentlich als freie bürgerliche (manchmal als
"anarchistische" idealisierte) herstellen. Isol

http /iwwrv. unge sundleben. de/geld/gp.html


: 02.01.2010
Geldverbrennung und Protestklau Seite 2i von 30

Einen eigenmächtigen und damit nicht-biologistischen Charakter


gewinnen die beschriebenen Subjektumkonstruktionen, insoweit sie
bei Subjektpositionen ansetzen, die aus gesellschaftlichen
Zusammenhängen herausgelöst sind. Die Möglichkeit der
Herauslösung ist gesellschaftlich produziert. Ohne einen gewissen
Verallgemeinerungsgrad zum Beispiel, den die Entfremdung affektiver
Produktionen und Kommunikationen [57] in post-fordistischen
Verwertungsprozessen erreicht hat, wäre eine wie im Hamburger
Schauspielhaus aus dem Stehgreif vollzogene Selbstabstraktion
kaum möglich. Die Weigerung, den Wert der Waren als deren
"natürliche" Eigenschaft anzuerkennen, und der Schein, das
Wertgesetz könne durch Gehorsamsverweigerung suspendiert
werden, haben eine ihrer ökonomischen Bedingungen in der
Aufhebung der Goldbindung des Dollars und der diese ersetzenden
"institutionell geregelten Knapphaltung" ts8l des Geldes.

Gerade in der bis zum Außersten gesteigerten Affirmation der


angedeuteten gesellschaftlichen Entwicklungen liegt das
selbstermächtigende Potenzial von Geldverbrennungen, YOMANGO
und Co. Der Kapitalismus produziert lndividuen, die befähigt sind, sich
einem individuellen Entschluss folgend am eigenen Schopf aus dem
Geld- bzw. Tauschverkehr zu ziehen - jedoch nur durch die
Komplettierung ih rer kapita listisch angetriebenen Atomisieru ng.

lsoliert schon im Ausgangspunkt bleiben die Proteste destruktiv,


zirkulär und unfähig, auf gesellschaftlicher Ebene antikapitalistische
Wrkungen zu entfalten. Praktisch erzwingen sie weder spezifische
Anpassungsleistungen "des Systems" (bestehende ökonomische
Zwänge und juridische Mittel genügen zu ihrer Kontrolle), noch
schaffen sie verallgemeinerbare Praxisfelder oder Modelle. Sind diese
Proteste also

3. Sinnlos?
Nein, meint FelS:

"Die ldee dabei ist, an individuellen Praxen


anzusetzen, die Regelverstöße darsteilen und
individuellen Unmut und Widerstand
ausdrücken: schr,r'arzfahren, im Schwimmbad
über den Zautklettem, Eintritt erschleichen
oder klauen. ...

http //www. ungesundleben.de/geldlgp.html


: 02.01.2010
Geldverbrennung und Protestklau Seite22 von 30

Diese Praxen sind weder besonders politisch,


noch weisen sie eine radikale Perspektive auf.
Zumal hier wie bei anderen Aneignungspraxen
viele ausgeschlossen werden:
Rollstuhlfahrerlnnen können nicht über Zäune
klettern und Illegalisierte sollten besser nicht
schwarzfahren. An diesen Praxen kann aber
politisch angesetzt werden: Wird das
Schwimmbad in einer kollektiven
Aneignungsaktion genommen, wird ein
kollektives Bedürfnis artikuliert und eine
Solidarität praktiziert. Ein schönes Leben wird
nicht auf den Kommunismus vertagt, sondern
der Anspruch im Hier und Jetzt formuliert.
Durch die praktische Infragestellung der
Zugangskriterien und Zwänge w'ird der
Spardiskurs durchbrochen. Themen werden dem
Reich der Notwendigkeiten entzogen. In der
eigenen Praxis werden aus einer revolutionären
Perspektive M?ingel nicht nur sichtbar, sondern
erfahrbar. Spätestens dann, wenn die Polizei
einen Kinofilm anhält, weil einige nichts davon
halten, eine Karte zu lösen. Es geht danrm, mit
den Grenzen offensiv umzugehen. Die These,
die hier zugrunde liegt, ist, dass die Menschen,
die angesprochen werden und mit denen ein
sozialer Prozess enhvickelt werden soll, nicht
die Einsicht haben, dass der Kapitalismus nicht
zu Tode reformiert rverden kann. ... Mit dieser
Praxis wird also mit der Kritik an einer
herrschenden Form von Aneignuilg, Produktion
und Verteilung ein Raum für die Diskussion
eröffnet, die nach Kriterien ftugt, wie es anders
sein könnte. Damit hat eine Debatte über die
dem Kapitalismus zugrunde liegenden
[5e1
konstituierenden Strukturen begonnen. "

Soweit meine Überlegungen in den vorangegangenen Abschnitten


einigermaßen hinhauen und verständlich waren, sollte klar sein, dass
das Meiste im obigenZilaleinigermaßen danebenhaut. Um es kurz
zusammenzufassen: Ein kollektives Bedürfnis artikulieren und
Solidarität praktizieren ist nicht für sich schon toll. So etwas machen

http ://www. ungesr.rndleben. deige ldlgp.html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 23 von 30

auch die Teilnehmerlnnen einer Aktionärsversammlung. Ansprüche


auf ein schönes Leben im Hier und Jetzt werden in jedem Werbespot
formuliert. Das zu reproduzieren und um die Forderung zu eniveitern,
die Ansprüche sollten gefälligst auch realisiert werden, ist weniger
radikal als naiv. t2zl Der Spardiskurs wird durchbrochen und Themen
dem Reich der Notwendigkeit entzogen, indem Sachzwänge illusionär
zu böswilligen Tarnungsmanövern umgedeutet werden. Die
Perspektive ist bürgerlich-romantisch, Die Praxen regen weniger zur
"Debatte über die dem Kapitalismus zugrunde liegenden
konstituierenden Strukturen" an als zur Debatte über eine von
geldgeilen Bonzen gelenkte Phantasiedespotie.

Sicherlich "geht [es] darum, mit den Grenzen offensiv umzugehen".


Aber mit welchen Grenzen? Ein offensiver Umgang mit Grenzen,
deren andere Seite bekannt ist, kann Verbesserungen bringen. Aber
die Verbesserungen werden einen reformerischen Charakter haben.
Revolutionäre Praxen lassen sich nur an Grenzen entwickeln, deren
andere Seite unbekannt ist. Kollektiv über einen Zaun zu steigen,
hinter dem sich ein Freibad befindet, ist vielleicht lustig und
aufregend. Revolutionär wird das Übersteigen eines Zauns, wenn
man keine Ahnung hat, was hinter dem Zaun liegt.

Ein solcher Zaun ist die ldentität. Man muss nicht unbedingt Beine
und Papiere haben, um sie zu überklettern.

Wenn sich ldentitäten nicht mit den Positionen, die ihre Subjekte im
Sozialgefüge einnehmen, zur Deckung bringen lassen t601, beginnen
die ldentitäten zu zerfallen oder sich aus Materialien neu zu formieren,
die dem Sozialgefüge entstammen. [6r]Wenn es sich bei diesen
"Materalien" nicht gerade um solche handelt, die ldentität verleihen
(Volk, Rasse, Gott, Geschlecht, Stand, Nation..-), dann ist die
Neuformierung der ldentitäten notwendig selbstrefl exiv. ldentität als
solche gerät in den Blick. Die "Natürlichkeit" von ldentitäten wird
hinterfragbar, ihre Konstruiertheit denkbar. [62j

ln diesem Zusammenhang sind in den letzten Jahren


"ldentitätspolitiken" unter scharfe Kritik geraten. Meist wird dabei an
Politiken gedacht, die sich auf wie auch immer naturalisierte
ldentitäten beziehen. Angesichts dessen, was mit der Frauen- und
später mit der Lesbenbewegung passierte, sah es So aus, als stünde
am Ende jeder ldentitätskonstruktion ihre Naturalisierung. Widerstand
gegen was auch immer ist aber ohne ldentitäten nicht möglich.
lrgendehruas an einer Person muss etwas als Angriff erfahren können,
um dagegen Widerstand leisten zu können. Es muss sich um etwas
Unflexibles handeln, um etwas, an dem etwas abprallen kann: etwas

http :l/www.ungesundleben.de/geldlgp.html 02.01.2010


Geidverbrennung und Protestklau Seite 24 von 30

WiderStändiges eben. Dies WiderStändige reflektiert im


Wderstandsgeschehen nicht auf sich selbst.

Die Subjektpositionen in den Metropolen bewegen sich auf


Konstellationen hin, die zum Widerstand befähigte ldentitäten nicht
mehr zulassen. Es gelingt dem Kapitalismus immer weniger,
komplexere ldentitäten zu integrieren. Der Kapitalismus entbettet nicht
nur das Geld, sondern auch die Subjekte. ln der Folge wird
Substantielles virtualisiert, die Person wird zur Performance. Diese
Entwicklung befähigt Subjekte zu eigenmächtigen Umkonstruktionen
und damit auch zur Konstruktion widerstandsfähiger ldentitäten.

Woraus lassen sich aber revolutionäre Potenziale entwickeln, wenn


der Kapitalismus eine "Tota;;151" t63l 1s1?

Es gibt ein Rätsel, das geht ungefähr so: Du willst nach X, kommst an
eine Weggabelung und weißt nicht, welchen Weg du einschlagen
musst. An der Weggabelung hängen zwei Zwerge herum. Du hast
gehört, dass der eine Zwerg immer die Wahrheit sagt und der andere
Zwerg immer lügt. Du hast außerdem gehört, dass du nur einem
Zwerg eine Frage stellen darfst, die mit "Ja" oder "Nein" beantwortet
werden können muss. Andernfalls wirst du erschlagen.
Die Lösung dieses Rätsels besteht darin, einen der Zwerge zu fragen:
"!Uas würde der andere Zwerg sagen, wenn ich ihn fragte, ob dies der
richtige Weg nach X ist"?

Auswege aus geschlossenen Situationen ergeben sich aus der


Beziehung der Zwerge. Den Kapitalismus transzendierende
Potenziale können sich m.E. da entwickeln, wo es zu lnterferenzen
zwischen normalerweise voneinander geschiedenen
Subjektpositionen kommt, z.B. zwischen Konsumentlnnen- und
Produzentlnnen-Positionen, zwischen aufenthaltsmäßig legalisierten
u nd illegal isierten Positionen, zwischen intellektuellikultu rell

priveligierten und trivialisierten Positionen etc. Es ist dabei nicht


entscheidend, was die Beteiligten und ggf. ihre sozialpädagogisch
operierenden Avantgarden im Einzelnen vertreten, denken und
"wissen". Das Revolutionäre ist ein hyperindividuelles,
hyperkomplexes Geschehen.

Um Kollektive mit der Fähigkeit zur Erzeugung transsozialer bzw. -


kultureller Praxen zu bilden, sind Subjekte erforderlich, deren
ldentitäten nicht wesentlich auf 'Ausschluss und Verwerfung" [o+]
beruhen. Umgekehrt schaffen selbstreflexive Kollektive den Subjekten
Mög lichkeiten, WiderStä nd iges zu entwickel n, oh ne auf natural isierte
ldentitäten angewiesen zu sein. Etwas in diese Richtung passiert,
wenn Aktivistlnnen in Umsonst-Aktionen Spaß beim Verstoß gegen

http :l/www. ungesundleben. deigeldlgp.html 02.01.2010


Geldverbrennung und Prote stklau Seite 25 von 30

Regeln haben, ohne dass die Gruppe die Fähigkeit verliert, ihre
Beschränktheit zur Diskussion zu stellen und über den "eigenen
Tellerrand" [65] zu schauen.

Maike Arft-Jacobi, 04.04.A4 / 09.04.04


mi@unqesundleben.de

Anmerkungen
[1 I http:/ikommunikationsguerilla.lwodav. neUstorie-sl1 39422/

[2] Jungle World 7, 04.A2.A4, http://www.iunqle-


world. comlseitenl2004/06/2527. php

[3] YOMANGO, ak 479, S. 16

[a] ebd.

[5] ak 479, S. 15

[6] Etwas unter einem Aspekt zu untersuchen, heißt, es nicht unter anderen
oder allen möglichen Aspekten zu untersuchen.

pl "Geld für sich" im Unterschied zu "Geld an sich" wegen Kant: "Das Objekt
bleibt an sich selbst immer unbekannt..." usw. (Prolegomena $19). Es ist hier
kein transzendentales Zeug gemeint.

[8] nicht "Geldbesitzerln", weil das Allgemeine im Patriarchat männlich ist und
"Frauen" beim Geldverbrennen im Unterschied zu "Männern" auch dies "ln"
ablegen?

[9] Vom Geldwert zum Heizwert, Magistrale Berlin Juni 02


http /lwww. sta U[re
: u n d e. d e/q e dve rb re n n e n . ht m
I

[1 0] nicht Deindividualisierung

1] AltvaterlMahnkopf, Grenzen der Globalisierung, Verlag Westfälisches


[1
Dampfboot 1997, S. 159 (Mit dieser "Entbettung" hängt auch die rasante
Umlaufgeschwindigkeit des Kapitals zusammen.)

[12] nicht nohrvendig "muss": man muss schon ein bürgerliches lndividuum
sein, damit es gelingt

[13] Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S.90

[14] Vom Geldwert zum Heizwert,


http://www. staufreu nde. ds/ae_!dl,erbrennen. htm

http ://www.ungesundleben. de/geld/gp. html 02.01.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 26 von 30

[15] Berlin umsonst - Koste es, was es wolle, ak 479, S. 13

[1 6] http ://act. kre uzbers 36. com/actltxt/txt

[17] Nicht bloß um Eigentumsfragen geht es in diesem wundervollen Slogan:


Wir wollen nicht bloß den Kuchen, sondern ein anderes Rezept!

[1 8] http ://aci. kreuzbe rq 36. com/a cVtxVtxt. ph p?a id-Z0ElQ g 1'l 01

[19] Könnten raffgierige Menschen der Produktion Zwecke setzen: Weshalb


sollten sie Dinge erst verkaufen müssen, um sich in Reichtum zu wälzen?
Wozu ein Unternehmen Kinderwagen herstellen lassen, die Kinderwagen
verkaufen und sich von dem Erlös eine Segelyacht kaufen, wenn man die
Segelyacht auch gleich produzieren lassen kann? Wozu Kapitalist sein, wenn
man auch Despot sein kann? Meine Nachbarin hat gesagt: Vielleicht soll der
Aufruf keine Kapitalismusanalyse andeuten, sondern "die Leute da abholen,
wo sie sich befinden"" Ein pädagogischer Text also? Na, wenn das die
Zöglinge rauskriegen!

[20] K. Max, Kritik der Politischen Ökonomie, MEW 13, S.98

[21] Why I love shoplifting from big corporations, AK 479, S. 13 - im


englischen Originalzu finden unter
http. l/www. cri meth i n c. comll i bra rvlsh o pl ift i n g. htm L

[22] ebd.

[23] gefunden bei http://www.de.indymedia.orq/ Das Zitat spiegelt wider, wie


das Anliegen von YOMANGO rezipiert wird, nicht unbedingt, wie YOMANGO
sich selbst definiert.

l24l 24 1A.03, httB:l/de. indvmedia.org/2003/1 0/64042.shtml

[25] Berlin umsonst - Koste es, was es wolle, YOMANGO , ak 479, S. 16f
Einen witzigen Ausdruck findet die Verengung der Perspektive auf
Verteilungsfragen in dem "Wir-wollen-alles"-Aufruf, der im Lohn, nicht in der
Entfremdung der Arbeit, den Anlass zur Aufhebung der Ausbeutung sieht: "Da
der Lohn das Mittel ist, seine Empfänger von der Verfügung über den
gesellschaftlichen Reichtum auszuschließen, ist der Kampf erst gewonnen,
wenn die Lohnarbeit abgeschafft ist."

[26] lnteressierten, die erfahren haben, was es bedeutet, wenn die produktive
Nutzung der emotionalen und sozialen Fähigkeiten der "Mitarbeiterlnnen" zum
allgemeinen Arbeitsklima gehört, empfehle ich, vor der Lektüre von
HardUNegri's Empire ein Mittel gegen Brechreiz einzunehmen.

[27] "Naiv" (von lat. nativus - von Geburt) ist nicht als Schimpfiruort gemeint.
Assoziiere z.B. Naive Malerei (- Bildwerke, die nicht an hegemoniale
Kunstdiskurse anknüpfen und häufig "idyllische" Welten zeigen) mit der
"naiven Performance" am 06.03.2004 im Stadtbild von Hagen
(http://www.de.indymedia.org/2004/03/76400.shtrnl). Weitere produktive
Assoziationsmöglichkeiten z.B.: "Primitivismus" in der modernen europ. Kunst
- "urbaner Primitivismus" der Shoplifterin; Graffiti, Alphornblasen, Hadanger
Häkelarbeiten, maorische Hauspfostenschnitzereien usw. als Kultivierung
"natürlicher" Umwelten durch die "Ein-geborenen" (wobei Graffiti in dieser

http ://www.ungesundleben.delgeld/ep.html 02.01.2010


Gel dverbrennung und Protestklau Seite 27 von 30

Hinsichi der erste globale Ansatz ist, ein Novum in der Kulturgeschichte der
Menschheit oder eher: der Beginn einer Kulturgeschichte der Menschheit im
visuellen Bereich - ein Anfang kann in gewisser Weise nicht nicht "naiv"
sein) ...

[28] Außer dem politischen Diebstahl gibt es noch andere Formen des
Diebstahls, die praktisch schwer voneinander zu trennen sind. Hier ist in
idealisierter Weise nur vom politischen Diebstahl die Rede, und zudem nur
von einer bestimmten Form des politischen Diebstahls, der mit gewissen
Versprechungen der fordistischen Ara verknüpft ist.

[29] http:/iwww.cnimethincgqm/librarvlshopliftins. html


Vorsichtshalber das Original:
The shoplifter "takes her life into her own hands by applying an ancient
method to the problem of modern survival: she lives by urban hunting and
gathering. ... Shoplifting places us back in the physicalworld, where things
are real, where things are nothing more than their physical characteristics
(weight, taste, ease of acquisition) and are not invested with superstitious
qualities such as'market value' and 'profit margin'. lt forces us to take risks
and experience life firsthand again."

[30] Ein passendes Gutdünken könnte so funktionieren: Ftwas verkaufen zu


wollen dünkt weniger gut als etwas gebrauchen zu wollen dünkt nicht
unbedingt weniger gut als etwas brauchen zu müssen - anders ergäben sich
unlustige Aktionsalternativen, z.B. zwischen Kaufhausüberfällen für
Fressparties u nd Apotheken ü berfäl len für unte rversorgte Al DS-Kran ke.

t31] Mit "Unverfügbarkeit" ist gemeint, dass die betreffenden Rechte zwar
missachtet, nicht aber durch menschliches Tun außer Kraft gesetzt werden
können - nicht durch demokratische Mehrheitsbeschlüsse und nicht durch
staatliche Erlasse oder was immer. ln den Debatten zur Stammzellenfrage
zum Beispiel stand die "Unverfügbarkeit" des menschlichen Lebens zur
Disposition (http:l/www. unqesundleben.de/s2. html).

[32] Einer vergleichbaren Problematik unterliegen auch andere


Rechtsetzungsversuche in linken/autonomen Kreisen, z.B. in Fragen
sexistischer Gewalt. Gegen anklagende Frauen und ihre Unterstützerlnnen
wird, sobald sie praktische Konsequenzen nach sich ziehen, immer wieder
der Vorwurf der Willkür erhoben. Ja, was sollte es denn sonst sein? M.E" gibt
es durchaus Gründe, Formen von Willkürherrschaft bürgerlichen
Rechtsformen vorzuziehen. lch kritisiere nicht die Willkür beim Protestklau,
sondern die Weihe als "höheres" oder "gerechteres" "Recht", die dieser
Willkür verliehen wird.

[33] Diesem Dilemma zu entgehen, ist es keine schlechte ldee, bei der
Produktion von Eigentum anzusetzen. Ein Recht auf ein Eigentum, das nicht
produziert wird, muss nicht abgesprochen und nicht zugesprochen werden.
Reicht aber die Vorstellungskraft nicht bis zur Aufhebung des
Privateigentums, sondern bloß bis zu seiner Umverteilung, so gewinnt es an
Plausibilität, wenn bürgerliche Antikommunistlnnen die einzige Alternative
zum Kapitalismus in einer Diktatur sehen. Günstigstenfalls (oder auch nicht)
handelt es sich dann um die Diktatur einer moralisch anspruchsvollen
Mehrheit über moralisch weniger anspruchsvolle Minderheiten.

http ://www".ungesundleben. delgeld/gp.html 02.0i.2010


Geldverbrennung und Protestklau Seite 28 von 30

[34] lngo Elbe:Warenform, Rechtsform, Staatsform. (Ein Text über Eugen


Paschukanis, der 1 924 veröffentlichte.
http://www. unet. univie. ac.at/-a9709070l9paschukanis. htm.)

[35] AltvaterlMa hn kopf , G renzen der G loba isierung, Verlag Westfä isches
I I

Dampfboot 1997, S. 164

[36] ak479, S. 13

[37] Berlin umsonst - Koste es, was es wolle, ak 479, S. 13

[38] FelS AG Sozialer Widerstand,23,11.2003,


httn:/lwww. nadir.orq/nadir/initiativffels/de/200311 1 /B4.shtml

[39] Ensteht der Eindruck des Absurden, den die ak ihrem Text zuschreibt,
am Ende, weil sie die Dinge genauer durchdenkt als Berlin Umsonst usw.?

[40] ak 479, S. 13 Supermärkte südlich der Sahara lassen sich durch


Verhungernde im Allgemeinen nicht zu Preissenkungen motivieren. Auf die
Spezifi k des Protestkla us als Phä nomen metropol ita ner G litzerwa renwelten
kann in diesem Text leider nicht eingegangen werden. Als ldee: Weshalb sind
zapatistische Dorfgemeinden damit beschäftigt, die Produktion zu
organisieren (AK 480), Protestklauerlnnen aber damit, sich die Ergebnisse
der Produktion anzueignen?

[a1 ] [a:ka] http://www. puk.de/aka/hauptseite. php?fahrenheit=n16

[42] http:#act. kreuzberq36. com/actltxVtxt. php?aid=200403 1 1 01

[43] ohne durch einen "Hauptwiderspruch" relativiert werden zu können wie


im klassischem ML

[44] Karl Marx, Zur Judenfrage

[45J "lm Sommer täglich ins Freibad? ... Wieso nicht einkaufen können, wo
man will und was man will? Geht alles gerade nicht, das gute Leben sollerst
später kommen. Wir wollen aber nicht mehr warten ..." (Dresden Umsonst,
http./lwr.vw. dresden-postplaiz.de/dresden
msonst4u

Andert sich nichts am Verbrauch, werden im Jahr 2025 zwei von drei
Personen in der Welt unter Bedingungen der Wasserknappheit leben. (UNEP
- United Nations Environrnent Programme, Global Environment Outlook 2000,
http./g rid2. cr, u sg s. g ov/qeo2 0004

[46] Quelle verschlampt

lATlzit. n. lstuan Meszaros, Der Entfremdungsbegriff bei Max, List Verlag,


München 1973, S.157

[48] genauer gesagt, aus dem Kapitalfetisch

[49] so z.B" Frank Deppe: "Der postmoderne Fürst", Fantomas 4, S. 10

[50] Altvater/Mahnkopf, Grenzen der Globalisierung, S. 282f, 305

[51] schöner leben Göttingen, http:l/www.schoener-leben-


qoettinqen.deifvlglelalienlAktionen/P E%20Eso/o20reichtl. pdf

http /lwww. unge sundleben. deigeld/gp.html


; 02.01.2010
Geldverbrennung und Protestklau Seite 29 von 30

[52] ebd.

[53] Zum besseren Verständnis der Dimensionen empfehle ich eine Weltkarte
in Peters-Pro.lektiqn.

[54] Moishe Postone, Nationalsozialismus und Antisemitismus


httpl/www. krisis. orqlm-postone nationalsozial ismus-und-a nti gemitismus. httnl

[55] Ohne Verbrennung echter Geldscheine im Hamburger Schauspielhaus


wäre ich kaum darauf gekommen.

[56] Dies alles bedeutet nicht, dass Protestklauerlnnen und


Geldverbrennerlnnen keine Antisemitlnnen sind oder sein können. Es
bedeutet lediglich, dass die besprochenen Arten zu klauen und Geld zu
verbrennen, nicht dazu geeignet sind, sie als Antisemitln zu praktizieren.

[5?] HardUNegri, Empire, Campus Verlag 2002 Die Entfremdung kommt


bereits in der Rede von der "Handhabung von Affekten" (S. 305) zum
Ausdruck.

[58] AltvaterfMahnkopf, Grenzen der Globalisierung, S. 80

[59] FelS AG Sozialer \y'iliderstand, 23.11.2003,


htto://www. nadir.oro/nadir/initiativ/fels/de1200311 1 l84. shtml
Atrnticfr Steffen Klausen von Berliner Umsonst, http:l/www.iunqle-
wcrld. cpmlseiten_/2004/06/?527. phB

[60] Beispiel. ZuZeiten des fordistischen Klassenkompromisses konnte ein


Mensch "Krankenschwester" und "ordentliche Staatsbürgerin" sein. Konflikte
zwischen diesen beiden Subjektpositionen mussten angesichts eines
halbwegs stetigen sozialen Fortschritts nicht innerhalb der Person
ausgetragen, sondern konnten in ein zeitliches Geschehen transformiert
werden. Heute wird von einer "Krankenschwester" verlangt, sich als
"ordentliche Staatsbürgerin" selbst zu verarschen. ln einigen Ländern haben
"Krankenschwestern" inzwischen zugunsten ihrer ldentität als
"Krankenschwestern" auf ihre ldentität als "ordentliche Staatsbürgerinnen"
vezichtet und werden dafür mit Gefängnisstrafen bedroht
(http :/lwww. u nqes u nd I e ben. de/strei ks. htm l).
Weitere H orrorszenarien fu r u n mög iche dentitäts-/S u bjektpositions-
I I

Konfigurationen sind z.B.: Arbeiterlnnen, die nicht arbeiten; Jugendliche ohne


Zukunft; Beamte, die wie niederes Angestelltengut in der "freien Wirtschafl"
herumgescheucht und kontolliert werden; eingewanderte Mittelständlerlnnen,
deren Ausbildung nicht anerkannt wird; Diabetikerlnnen, die nach der
"Gesundheitsreform" nicht mehr als chronisch krank gelten; Alte, deren
Ruhestand zum Schleudersitz wird ... Kaum eine ldentität in der BRD hat z.Z.
nicht mit sich zu tun.

[61] Deshalb hat der deutsche Faschismus einige "Materialien" aus dem
Sozialgefüge löschen müssen, z. B. Arbeiterlnnensportvereine. Eine
Arbeiterlnnenkultur konnte nie wieder aufgebaut werden.

[62] Darin, dass zu Beginn der lndustrialisierung ein ähnlicher ldentitätsverfall


bezogen auf weite Kreise der Landbevölkerung die Entstehung der

http ://www.unge sundleben. delgeldlgp. html 02.01.2010


Geldverbrenmrng und Protestklau Seite 30 von 30

Arbeiterlnnenklasse einleitete, liegt vielleicht eine Erklärung für die


erstaunliche "Postmodernität" Marx'scher Analysen.

[63] [a:ka] http://wrruw.puk.de/akaihauptseite. php?fahrenheit=n16

[64] Antke Engel, Wder die Eindeutigkeit, Campus 2A02,5.24

[65] Berlin umsonst - Koste es, was es wolle, ak 479, S. 13

http ://www. unge sundleben. de/geld/gp.html 02.u.24n

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