EDITORIAL

FREDI WINKLER

Liebe Israelfreunde
Viele bibeltreue Christen stossen sich zu Recht daran, dass in biblischen Kommentaren
und Werken für das Land Israel immer wieder der Name «Palästina» verwendet wird.
Diese Bezeichnung wird heute von den Palästinensern als Gegenbegriff zum Staat Israel
gebraucht, da sie sich von den Philistern, den einstigen Erzfeinden Israels, herleiten
lässt. Leider wird auch in den beigefügten Karten neuerer Bibelausgaben das Land
Israel immer noch «Palästina» genannt. Diese Praxis mutet angesichts der heutigen
Situation im Heiligen Land geradezu antiisraelisch und antibiblisch an, und man fragt
sich, warum sich diese offensichtlich falsche Bezeichnung so hartnäckig hält. Dazu ist
zu sagen, dass das Land mindestens zweitausend Jahre lang so genannt wurde. Nach
allgemeiner Auffassung benannte Kaiser Hadrian nach dem zweiten Aufstand der Juden
gegen Rom unter der Führung von Bar-Kochba das Land in Palästina um. Dadurch sollte
die Verbindung des jüdischen Volkes zum Land seiner Väter unterbrochen werden.
▲

«Ich lasse dich

David Jacobson, ein jüdischer Gelehrter, hat jedoch eine ganz andere Theorie. Er
nicht los, es sei vermutet, dass der Name «Palästina» nicht von den Philistern abgeleitet ist, sondern
denn, du hast von dem Namen «Israel», der übersetzt «Gottesstreiter» bedeutet. Das griechische
mich vorher Wort für Kämpfer oder Ringer heisst «Palaistês». Deshalb soll nach der Auffassung
gesegnet» Jacobsons der Name «Palästina» nicht von den Philistern stammen, sondern von
«Palaistês», der griechischen Bezeichnung für Israel (Gottesstreiter), zumal der Aus-
druck «Palaistinê» von den Griechen bereits im fünften Jahrhundert vor Christus als
Name für das ganze Land und nicht nur für das Gebiet der Philister verwendet wurde.
Jüdische Schreiber wie Philo von Alexandrien und Flavius Josephus gebrauchten diese
Bezeichnung schon im 1. Jahrhundert nach Christus, also vor Kaiser Hadrian, wenn sie
das Land Israel erwähnten. Bemerkenswerterweise benutzten die griechischen Überset-
zer des Alten Testaments im 3. Jahrhundert vor Christus für das Gebiet der Philister
nicht etwa den schon bekannten Ausdruck «Palaistinê», sondern die Bezeichnung
«Gêton Philistieim» – Land der Philister.
Die erstaunliche Ähnlichkeit zwischen den griechischen Wörtern für «Ringer»
(palaistês) und «Palaistinê» für das Land Israel lässt eine direkte Verbindung stark
vermuten. Demnach hätte der Name «Palästina» gar nichts mit den Philistern zu tun.
Wenn David Jacobson mit seiner Theorie Recht hat, dann liegt darin die seltsame Ironie
einer Verwechslung, die im Laufe der Geschichte geschah. Eine weitere Ironie zeigt sich
in der Tatsache, dass um dieses Land bis zum heutigen Tag gerungen wird. Als Jakob
mit dem Engel Gottes rang, sagte er zu diesem: «Ich lasse dich nicht los, es sei denn,
du hast mich vorher gesegnet» (1.Mo 32,27). Dieses Festklammern am Herrn brachte
Jakob damals letztendlich den Sieg, obwohl er sich bei seiner Rückkehr ins Land vor
seinem Bruder Esau fürchtete. In ähnlicher Weise wird im Ringen um das Land nur das
Festhalten an Gott für Israel den Sieg und den göttlichen Segen bringen.
Auch wir wollen festhalten an Dem, an dessen Segen alles gelegen ist.
Es grüsst Sie mit einem herzlichen Shalom
FREDI WINKLER

3
Inhalt
November 2002

Historisches
Gesetz in den
USA
Nach jahrelan-
Archäologische Sensation in Israel
gen Auseinan-
Nach fast 2 000 Jahren wollen Archäo-
dersetzungen hat der amerikanische
logen den ersten greifbaren Beweis für
Kongress ein historisches Gesetz
die Existenz Jesu gefunden haben
verabschiedet. Darin wird Jerusalem
Seite 9
als die Hauptstadt des Staates Israel
bezeichnet
Seite 13

EDITORIAL
Wer repariert den
Schaden? 3 von Fredi Winkler
Wie bereits in
BIBLISCHE BOTSCHAFT
früheren Ausgaben
dieser Zeitschrift 5 Weltweite Erweckung – Frieden in Israel?
berichtet, sind an
den Steinen der HINTERGRUNDINFORMATIONEN AUS ISRAEL
südlichen Einfrie- 9 Archäologische Sensation in Israel
dungsmauer am Jerusalemer Tempelberg Besorgnis 9 Pannen bei der Jagd nach den Todespiloten
erregende Schäden aufgetreten
Seite 15 10 Libanon weiht Pumpstation am Wazzani ein
11 Anschlag auf Linienbus

Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis Stück- 11 Neue Statistiken

werk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverantwortlich 12 Wachsamkeit rettet Menschenleben
ihre persönliche Sicht dar.
12 Ein medizinisches Wunder
13 Historisches Gesetz in den USA
Nachrichten aus Israel
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14 War es wirklich «Glück»?
In memoriam: Wim Malgo
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16 Das Ende der nationalen Einheitsregierung
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Judaisierung von Nichtjuden

4
 B I B L I S C H E B O T S C H A F T

Weltweite Erweckung
– Frieden in Israel?
Träume sind Schäume, so
MICHAEL URBAN
lautet ein geflügeltes
Wort. Aber Israel, das in «So spricht der Herr der Heerscha-
unseren Tagen ständig ren: Hört nicht auf die Worte der
Propheten, die euch weissagen.
durch Selbstmordterror Sie täuschen euch, das Ge-
bedroht ist, wird einmal sicht ihres Herzens reden
sie, nichts aber aus dem
meinen, es träume, und Mund des Herrn. Sie
doch wird alles wahr sagen stets zu denen,
die mich verworfen
sein. haben: ‹Der Herr
hat geredet: Ihr
werdet Frieden ha-
ben›, und zu je-
dem, der in der
Verstocktheit sei-
nes Herzens lebt,
sagen sie: ‹Kein
Unglück wird über
euch kommen.› …
Der Prophet, der ei-
nen Traum hat, er-
zähle den Traum! Wer
aber mein Wort hat, rede
mein Wort in Wahrheit!
Was hat das Stroh mit dem
Korn gemeinsam? spricht der
Herr. Ist mein Wort nicht bren-
nend wie Feuer, spricht der Herr, und
wie ein Hammer, der Felsen zerschmet-
tert?» (Jer 23,16-17.28-29).
Was der Prophet Jeremia damals
seinem Volk und uns heute zu sa-
gen hat, geht zunächst aus Vers
28 hervor: «Der Prophet, der einen
Traum hat, erzähle den Traum! Wer
aber mein Wort hat, rede mein Wort in
Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Korn
gemeinsam? spricht der Herr.» Es besteht
ein gewaltiger Unterschied zwischen un-
seren Träumen und der Wahrheit des
Wortes Gottes. Viele erkennen das Wort
Gottes nicht, sie verkennen es. Sie ord-

5
B I B L I S C H E B O T S C H A F T
nen dem
Worte Got-
tes Ziele zu,
die es gar
nicht hat!
Gottes
Wort ist
• Trost –
aber kein
Trostpflaster bei Geburt, Taufe, Hochzeit
und Beerdigung
• Frieden – aber kein Stillhalteabkom-
men mit faulen Kompromissen
• Einssein im Geist – aber keine Ein-
heitskirche
• Liebe – aber keine Humanität
• Vergebung – aber keine billige Gnade
• Prophetie über unsere Zukunft – aber
nicht Vermutung, dass es so oder anders
kommen könnte
Redner, wie sie das Volk liebt
Merken wir, womit es Jeremia zu tun
hatte? Träume, wie man sich Gott, das
Leben und die Welt wünscht: «Sie sagen
stets zu denen, die mich verworfen haben:
‹Der Herr hat geredet: Ihr werdet Frieden
haben›, und zu jedem, der in der Verstockt-
heit seines Herzens lebt, sagen sie: ‹Kein Un-
glück wird über euch kommen›» (Jer 23,17).
Das ist die Situation bis heute. Belieb-
te Redner sprechen über Frieden und Har-
monie. Und das durch die Gnade Gottes
wieder erstandene Israel ist zwar – was
die Gebeine angeht (Hes 37,1ff.) am Er-
wachen, aber es träumt noch vom Frie-
den durch Menschen geschaffen.
Und die Gemeinde Jesu träumt auch
mehr und mehr von den Zauberworten
«Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung
der Schöpfung». Es ist bedenklich, dass
diese von der UNO propagierte Formel
heute in vielen Veröffentlichungen evan-
gelikaler Werke und Gemeindebünde auf-
taucht. Aber dieser grösste Traum der
Menschheitsgeschichte geht nicht auf
menschliche Weise in Erfüllung. Der
Traum vom Frieden ist in unseren Tagen
eher zu einem Alptraum und die Wege
zum Frieden sind für Israel zur Sackgas-
se geworden. Dabei hat der Prophet Jesa-
ja vor 2 700 Jahren geweissagt, wie Frie-
den wird: «Die Strafe liegt auf ihm, damit
wir Frieden hätten» (Jes 53,5). Es ist
furchtbar, wenn Gottes Wort nicht er-
6
kannt, sondern verkannt wird. Und es ist Reiches: Kein Weltfrieden ohne Religi-
noch schlimmer, wenn die, die sein Wort onsfrieden! Wenn er auch noch nicht er-
verkennen, sich als Kenner der Materie reicht ist, so wird er doch schon dauernd
ausgeben. Und ich meine jetzt nicht libe- beschworen.
rale Theologen – es geht um jeden, der
das Wort Gottes verkündigt und die Fra- Unberufene «Propheten»
ge: Verkündige ich das Wort Gottes, oder Israel lebt heute wie damals zur Zeit
tue ich meine Meinung über das Wort Jeremias: in der Zerreissprobe. Nebukad-
Gottes kund? Ist Gottes Wort unantast- nezar hatte die Oberschicht des Volkes
bar, oder muss ich es erst für meine Zwe- nach Babylon wegführen lassen. Das Volk
cke zurechtstutzen? Gottes Wort hat kei- war zerrissen im dauernden Wechsel der
nen Unterhaltungswert, es hat Ansprü- Herrschaftsansprüche. Hinzu kam eine
che an uns! weitere innere Belastung, nämlich die
Deshalb lieben wir das prophetische Auseinandersetzung zwischen men-
Wort, weil wir darin die Liebe Gottes zu schengefälliger Heilsprophetie und der
Seinem Volk und zu Seiner Gemeinde er- Prophetie im Namen Gottes, die ihren
kennen. Wir lieben es aber auch
deswegen, weil wir darin Gottes
Ansprüche an die Menschen, die
er liebt, erkennen.
Kommt jetzt der Welt-
Frieden?
Nicht wenige Schlagzeilen in
den Medien unserer Zeit gleichen
schwärmerischen Träumen, die
uns eine gesicherte Zukunft in
Frieden vorgaukeln. Die Garanten
eines neuen Zeitalters sollen Hu-
manität und soziale Gerechtigkeit
sein. Wenn wir uns auch als Ver-
sammlung des Herrn gegen Ein- Das durch die Gnade Gottes wieder erstandene Israel träumt
brüche des New Age in unser Le- vom Frieden durch Menschen geschaffen … Bild: Jitzhak Ra
ben verwahren, so stecken wir König Hussein besiegeln das Friedensabkommen zwischen Is
doch mitten drin. Wer dem Welt- Jordanien 1994
frieden oder dem Frieden in Isra-
el gegenüber skeptisch denkt, ist bereits Auftrag jenseits aller Menschengefällig-
ein Störenfried. Und wer in der Gemein- keit hat. Dabei muss noch erwähnt wer-
de Jesu anhand des Wortes Gottes auf den, dass Prophetie ja nicht nur die Vor-
Fehler im System hinweist, ist ebenfalls hersage von heilsgeschichtlichen Ereig-
ein Störenfried und eine Gefährdung des nissen ist, sondern prophetisch ist es
so schönen Gemeindefriedens. auch, unsere Gegenwart auf dem Hinter-
Die Geschichte Israels und die Ge- grund von Gottes Heilsplan richtig ein-
schichte der Gemeinde Jesu laufen in zuschätzen und unselige Entwicklungen
unseren Zeiten fast parallel. Es ist noch rechtzeitig zu erkennen. Fehlentwicklun-
nie so viel über Frieden, Liebe und Har- gen in der Gemeinde müssen nicht kurz
monie geredet worden, wie derzeit. Und vor ihrem Ende gestoppt werden, sondern
doch gab es noch nie so viele Spannun- in ihrem Beginn. Denn wenn ein Irrgeist
gen und offene kriegerische Auseinander- sich einmal eingeschlichen hat, ist er
setzungen weltweit, wie zur Zeit. Diese sehr schwer wieder einzufangen. Gottes
Friedensbemühungen gehören unabding- prophetisches Wort ist dem Zorn, dem
bar zum Globalisierungsmodell: Welt- Spott und der Gleichgültigkeit der sich
menschheit, Weltpolitik, Weltregierung in ihrer Ruhe gestörten Volksseele aus-
und Weltkirche. Und damit das verhäng- gesetzt. Und ich füge mit grosser Trauer
nisvolle Einläuten des antichristlichen und Betroffenheit hinzu – auch in der Ge-

meinde Jesu! Jeremia spricht das Problem
offen an: Geschieht die Orientierung Is-
raels und der Gemeinde aus von Gott ge-
offenbartem Wort oder träumen wir bei-
de in unseren Untergang hinein?
Da, wo wir der falschen Heilsprophe-
tie unserer Tage erliegen, trifft uns die
Antwort Gottes aus Jeremia 23,20: «Nicht
wendet sich der Zorn des Herrn, bis er ge-
tan und bis er ausgeführt hat die Pläne sei-
nes Herzens. Am Ende der Tage werdet
ihr das voll verstehen.» Ja, es gibt auch
einen Zorn über der Gemeinde Jesu. Er
ist zum Beispiel beschrieben in Offenba-
rung 2,5. Es ist das Wegrücken des
Leuchters von seiner Stelle! Es ist die
Abnahme und Rücknahme der
Vollmacht! Und genau die brau-
chen wir am Ende der Tage! Ohne
Vollmacht der Gemeinde Jesu er-
liegen wir der Verführung. Und
das Nachlassen der Vollmacht –
auch im persönlichen Leben – ist
immer verbunden mit einem Nach-
lassen des Gehorsams dem Wort
gegenüber.
Der Vers aus Jeremia 6,14 darf
nicht auf uns fallen: «Sie heilen den
Schaden der Tochter meines Volkes
leichthin, indem sie sprechen
‹Friede,Friede!› wo doch kein Frie-
noch de ist.» Prediger und Zeugnisge-
bin und ber (im normalen Alltag), welche
rael und die Menschen in falschem Frieden
wiegen, laden eine furchtbare
Schuld auf sich. Sie heilen nicht,
sie vergrössern den Schaden. Paulus
schreibt dem Timotheus: «Predige das
Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder un-
gelegen» (2.Tim 4,2). Wie froh und dank-
bar müssen wir sein, dass Gottes Wort
sich nicht unseren Wünschen anpasst,
sondern uns trifft, um unseren Schaden
zu heilen.
Gottes Wort ist nicht an uns ergan-
gen, um uns beruhigend zuzurufen: «Bleib
so, wie du bist!», sondern: «Siehe, ich ma-
che alles neu!» (vgl. Offb 21,5). Das war
das Ziel Gottes mit Seinem Volk: Er woll-
te es neu machen – aufrütteln – erwe-
cken. Die falschen Heilspropheten dage-
gen erreichten genau das Gegenteil mit
ihrem Ruf: «Kein Unglück wird über euch
kommen!» Und das Schlimmste: Sie wa-
ren nicht einmal dazu berufen, zu reden!
Gottes Wort ist «brennend wie
Feuer» und «wie ein Hammer, der
Felsen zerschmettert» (Jer 23, 29)
B I B L I S C H E
«Ich habe die Propheten nicht gesandt, und
doch sind sie gelaufen. Ich habe nicht zu
ihnen geredet, und doch haben sie geweis-
sagt» (Jer 23,21). Sie hatten überhaupt
keine göttliche Vollmacht. Sie sprachen
von ihren Träumen, anstatt vom wahrhaf-
tigen und ewigen Wort Gottes.
Gibt es ein anderes Evangelium?
Auf den Kanzeln dieser Erde trifft man
viele Träumer an, die das Wort Gottes
der menschlichen Vorstellung von Frie-
den, Liebe und Gerechtigkeit anpassen.
Sie träumen davon, dass bald die grosse
Einheitskirche den Religionsfrieden welt-
weit bringen wird – auch wenn Gottes
Wort etwas ganz anderes sagt. Sie
schwärmen von einer grossen charisma-
tischen Erweckung, die bald über den
ganzen Erdball kommen werde – auch
wenn in der Bibel etwas ganz anderes
steht. Solche Träumer gaukeln ihren Hö-
rern auch vor, dass in Israel Frieden sein
könnte, wenn die Politiker sich nur mehr
anstrengen würden und wenn Jerusalem
internationalisiert wäre – auch wenn Got-
tes Wort etwas ganz anderes sagt. Die
falsche Heilsprophetie unserer Tage be-
gegnet uns überall, und wir können ihr
nur auf eine einzige Weise begegnen: Das
Wort Gottes muss in unser Herz geschrie-
ben sein!
Die Bandbreite der verschiedenen
Möglichkeiten in der Gemeinde steht
immer wieder vor der Alternative, ob es
um Christus oder Antichristus, das Evan-
gelium des Gekreuzig-
ten und Auferstande-
nen oder ein anderes
Evangelium geht. Das
Wort von den verschiedenen
Frömmigkeitsstilen, das man
in der evangelikalen Welt ge-
prägt hat, um die Beliebigkeit
des Christseins zu rechtferti-
gen, ist kein Begriff des Neuen
Testaments. Christus in dir,
Christus in mir, das bringt nicht
20 verschiedene Frömmigkeits-
stile hervor!
Das andere Evangelium
ist nicht immer sofort und
eindeutig als solches zu
erkennen. Es tritt
nicht zutage in der Ver-
B O T S C H A F T
neinung der Bibel oder in grobschlächti-
ger Verfälschung von biblischen Wahrhei-
ten. Nein, das andere Evangelium ist ge-
kennzeichnet durch eine grosse Fröm-
migkeit und Anständigkeit. Man kann
ihm kaum widersprechen. Denn um das
tun zu können, bedürfte es einer exak-
ten Kenntnis über die Bibel und ihrer
Aussagen. Was wir beklagen, ist die feh-
lende Kenntnis biblischer Zusammenhän-
ge, das Ignorieren des Volkes Israel als
Heilskörperschaft, den Verzicht auf bib-
lische Prophetie und die Abneigung ge-
gen die Verkündigung der Entrückung,
sowie die völlige Ahnungslosigkeit über
den Heilsplan Gottes – und das alles in
der Gemeinde Jesu!
Es ist uns persönlich zur Verherrli-
chung des Namens Jesu eine Ehre, wenn
wir als Endzeit- und Israelfanatiker be-
zeichnet werden – aber es tut uns in der
Seele weh, wenn anderen Glaubensge-
schwistern diese wichtigen Zusammen-
hänge vorenthalten werden.
Wozu Gott den Hammer Seines
Wortes gebraucht
Jeremia schreit seinem Volk förmlich
entgegen: Hört auf zu träumen, stellt
euch der Wirklichkeit eures Gottes! Und
wegen der falschen Propheten sagt der
Herr: «Hätten sie aber in meinem Rat ge-
standen, dann würden sie mein Volk meine
Worte hören lassen und es abbringen von
seinem bösen Weg und von der Bosheit sei-
ner Taten» (Jer 23,22).
Das Ziel des Wortes Gottes bis
heute ist: Menschen von ihrer
Bosheit abzubringen. Sein
Wort ist «brennend wie Feu-
er» und «wie ein Ham-
mer, der Felsen zer-
schmettert» (V 29).
Falsche Propheten
aber machen aus dem
Feuer einen gemütli-
chen Kamin und aus dem
Hammer eine Fliegenklatsche.
Als Hammer ist das
Wort Gottes nicht
dazu da, Menschen
kaputtzuschlagen,
sondern lediglich
ihre falschen Träu-
me, ihre falschen
7
B I B L I S C H E B O T S C H A F T
Wege und Was die Gemeinde Jesu heute spaltet,
ihre falsche ist nicht die Frage des Frömmigkeitsstils,
Gesinnung – sondern es ist die bewusste oder unbe-
ja auch ihre wusste Ablehnung des Heilsplanes Got-
heile Welt. tes mit Ihnen und mir und Seinem Volk.
Und da blei- Sollte Israel auch der Laststein für die
ben Trümmer Gemeinde Jesu werden? Sollte Jerusalem
zurück. Aber auch der Taumelbecher für die Versamm-
es wäre nicht lung der Gläubigen werden? Oh ja, da
unser Vater im Himmel, wenn er nicht aus wird Trennung sichtbar. Wir müssen aber
einem Trümmerhaufen ein festes und si- ganz klar unterscheiden zwischen Tren-
cheres Haus bauen könnte – Ihr neues nung und Spaltung! Gottes Wort trennt,
Leben in Jesus Christus. Und im 1000-jäh- Menschenwort spaltet!
rigen Reich baut Gott auf den Trümmern War nicht die Reformation die gröss-
der verlorenen Träume Israels sein Reich te Trennung in der Kirche seit Menschen-
der Verheissung. Und dann zeigt sich, gedenken? Und hat nicht Gottes Wort sie
dass Gott nicht träumt, nicht schläft noch ausgelöst? Allein die Gnade – allein der
schlummert (Ps 121,4), sondern dass er Glaube – allein die Schrift!
mit unnachahmlicher Kraft am Werke ist, Das «zweischneidige Schwert» trennt
schon jetzt und täglich in Israel. Leib, Seele und Geist – ja es unterschei-
Ich glaube, dass ein Teil des Gerich- det zwischen unseren Träumen und der
tes am Hause Gottes auch uns, die Ge- Wirklichkeit Gottes (Hebr 4,12).
meinde trifft (1.Petr 4,17). Es ist der Ver- Es ist noch niemand zu Schaden ge-
lust der Vollmacht und der Sendung, kommen, weil er Gottes Wort ohne Wenn
wenn wir uns ein eigenes Evangelium und Aber zu sich hat reden lassen. Der
zusammenträumen. Die Spannungen, Hammer, der Felsen zerschmettert, tö-
unter denen eine Gemeinde zu zerreis- tet nicht deine Seele, sondern nur deine
sen droht, sind nicht die, die sich aus falsche Selbsteinschätzung. Gottes Wort
dem Verhältnis von aussen und innen er- will uns vom Traum in den Wachzustand
geben und es ist längst nicht mehr die bringen. Es ist Fleisch geworden und
Entscheidung zwischen Jahwe und Baal, wohnt unter uns. In Christus, dem
es ist nicht der Verlust der Frömmigkeit fleischgewordenen Wort Gottes, sollen
innerhalb der Gemeinde – nein, es ist der wir Sehnsucht und Hunger bekommen –
Verlust der Bindung der Gemeinde an nicht nach den Träumen unserer Zeit,
ihre Wurzel, das Volk Israel und seinen sondern nach der Erfüllung einer Verheis-
König der Zukunft. Wie kann es sein, sung aus Psalm 119,105: «Dein Wort ist
dass wir keine Be- meines Fusses Leuch-
ziehung zu einem te und ein Licht auf
Volk haben, in dem meinem Wege.»
unser Retter und
Heiland Jesus Heute Bedräng-
Christus einmal Kö- nis, morgen Jubel
nig sein wird – nicht Für die Gemein-
symbolisch, son- de Jesu und das Volk
dern real? Israel sind schwere
Wie kann es sein, Zeiten angebrochen.
dass wir keine Be- Israel wird verfolgt
ziehung zu Jerusa- und die Gemeinde
lem haben, wo doch verführt. Das steht
in dieser Stadt der in Sacharja 12,2
Thron Davids von und in 2. Timotheus
Jesus Christus be- 3,13. Wie können
stiegen wird – nicht wir uns als Gemein-
symbolisch, son- de Jesu unsere Voll-
dern real? macht erhalten? Nur
Wie kann es sein, dass wir keine Beziehung zu Jerusalem haben, wo
8 doch in dieser Stadt der Thron Davids von Jesus Christus bestiegen
wird – nicht symbolisch, sondern real?
auf einem Weg: Wir müssen uns – in der
Abhängigkeit von unserem Herrn Jesus
Christus – binden lassen an den ganzen
Ratschluss Gottes, soweit Er ihn uns ge-
offenbart hat. Das bedeutet, mit dem
Träumen aufzuhören.
Und ein Zweites geht aus dem Kon-
text aller Propheten des Alten Testa-
ments hervor: Wir müssen uns distanzie-
ren von denen, die nur das halbe Evan-
gelium verkündigen. So sagt es auch der
Apostel Paulus: «Also lasst uns nun nicht
schlafen (und träumen) wie die Übrigen,
sondern wachen und nüchtern sein! … Denn
Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, son-
dern zum Erlangen des Heils durch unseren
Herrn Jesus Christus» (1.Thess 5,6.9).
Was ist zu tun? Sie müssen jetzt in
dieser Stunde allein Ihrem Herrn Jesus
Christus begegnen. Sie müssen Ihn in-
ständig bitten, dass Er Ihnen die Augen
öffnet über Sein Wort, aber auch über die
Zeit, in der wir leben.
Und Sie müssen sich fragen lassen:
Träume ich den Traum von Frieden und
Sicherheit oder stelle ich mich der Wirk-
lichkeit des Wortes Gottes? Kenne ich
den ganzen Ratschluss Gottes, soweit
Sein Wort ihn mir offenbart? Und wenn
nicht – dann müssen wir uns als Gläubi-
ge immer wieder treffen, um uns gemein-
sam von ihm die Augen öffnen zu lassen.
Die Zeit ist knapp und die Vollmacht un-
seres missionarischen Zeugnisses hängt
ab von unserer Bindung an das ewige und
heilige Wort Gottes. Verbringen Sie eine
Stunde des Tages mehr mit der Bibel und
sparen Sie diese Stunde beim Fernsehen
ein!
Fast hätte ich es vergessen: Einmal,
ein einziges Mal, wird es Israel erlaubt,
wie solche zu sein, die träumen: «Wenn
der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird,
werden wir sein wie die Träumenden. Dann
wird unser Mund voll Lachen und unsere
Zunge voll Jubel sein. Dann wird man unter
den Heiden sagen: Der Herr hat Grosses an
ihnen getan» (Ps 126,1-2). Diesen wahr-
haft göttlichen Traum wird Israel in sei-
ner irdischen Verheissung im 1000-jäh-
rigen Reich erleben und die Gemeinde
Jesu in ihrer himmlischen Verheissung
bei der Hochzeit des Lammes. Darauf
freue ich mich in grosser Hoffnung und
Zuversicht. ❏
 Keystone
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS
AUSISRAEL
➞
ISRAEL

Leugner der Authentizität des

Ossuari-
en beigesetzt waren und wie
Antiker Knochenbehälter aus dem Jahr 63 n.Chr. – Auf dem Kalksteinbehäl- viele dieser Ossuarien In-
ter steht in Aramäisch: «Jakobus, der Sohn Josephs, der Bruder von Jesus» schriften trugen», schreibt Le-
maire in seinem Artikel. Sei-
ner Auffassung nach kam es
BEWEIS FÜR DIE EXISTENZ JESU GEFUNDEN?
selten vor, dass der Bruder
Neuen Testaments wird diese
Entdeckung ein schwer zu
verdauender Brocken sein.
Schon melden sich Kritiker
mit wissenschaftlich formu-
lierten Zweifeln wie der Fest-
stellung, dass es damals

Archäologische eines Verstorbenen in solchen

Sensation in Israel
Nach fast 2 000 Jahren wollen Archäologen den ersten
greifbaren Beweis für die Existenz Jesu gefunden haben.
Wie die israelische Presse
berichtet, handelt es sich um
eine Inschrift auf einem anti-
ken Knochenbehälter (Ossua-
rium) Seines Bruders Jako-
bus. Auf dem etwa auf das
Jahr 63 n.Chr. datierten Kalk-
steinbehälter steht in Aramä-
isch: «Jakobus, der Sohn Jo-
sephs, der Bruder von Jesus.»
Der Paläograph André Le-
maire von der renommierten
Pariser Sorbonne-Universität
untersuchte das Ossuarium,
das sich in der Privatsamm-
lung eines ungenannten isra-
elischen Antiquitätenhänd-
lers befindet. Seine Untersu-
chungsergebnisse veröffent-
lichte er in der Fachzeitschrift
Biblical Archaeology Review
(BAR). Bei einer Pressekon-
ferenz in Washington sagte
Hershel Shanks, der Chefre-
dakteur des Magazins, der
Fund bestätige die jüdische
Identität von Jakobus und Je-
sus. Seit dem ersten Jahrhun-
dert v.Chr. liessen Juden häu-
fig die Gebeine ihrer Verstor-
benen aus den Grabhöhlen
entnehmen und in Ossuarien
beisetzen. Nach der Zerstö-
rung des zweiten Tempels
hörte dieser Brauch auf.
Nach umfangreichen For-
schungsarbeiten kam Le-
maire zu der Schlussfolge-
rung, dass in dieser Epoche
etwa 20 Einwohner von Jeru-
salem als «Jakobus, der Sohn
Josephs, der Bruder von Je-
sus» bezeichnet wurden. «Man
kann jedoch keine gesicherte
Aussage darüber machen, wie
viele dieser 20 Personen in
Inschriften erwähnt wurde.
Dies könne ein Hinweis da-
rauf sein, dass Jesus, der Bru-
der des Jakobus, eine bekann-
te Persönlichkeit war.
Vor 15 Jahren erwarb der
israelische Antiquitätenhänd-
ler das Ossuarium für ein paar
hundert Dollar von einem ara-
bischen Händler. Der Kno-
chenbehälter soll aus Silwan,
einem Viertel in Ostjerusalem,
stammen. Israelische Wissen-
schaftler bestätigten nach ein-
gehenden Untersuchungen
die Authentizität des Ossua-
riums. FW/BH
Kommentar: Für uns als
Gläubige an Jesus und die
Botschaft des Neuen Testa-
ments ist kein greifbarer Be-
weis nötig, um die Authenti-
zität der Existenz Jesu vor
2 000 Jahren zu beweisen.
Trotzdem ist dieser Fund für
die Wissenschaftler ein Be-
weisstück von unschätzbarem
Wert. Besonders für Skepti-
ker und noch mehr für die
mindestens 20 Personen na-
mens Jakob gab, die einen
Vater namens Joseph und ei-
nen Bruder namens Jeschua
bzw. Jesus hatten. Diese Be-
hauptung scheint mir stark
übertrieben. Die Tatsache
nun, dass man bis heute nur
noch ein Ossuarium kennt,
auf dem auch der Bruder des
Verstorbenen erwähnt wird,
ist ein starkes Argument,
dass es sich hier um Jakobus,
den Bruder Jesu, handelt,
zumal Jesus für Seine Nach-
folger, zu denen auch Sein
Bruder Jakobus gehörte, von
überragender Bedeutung war.
Bemerkenswert ist auch, dass
dieses Fundstück zu einem
Zeitpunkt aufgetaucht ist, da
Israel, das Volk, zu dem Jesus
und Seine Familie gehörten,
wieder in das Land seiner
Väter zurückgekehrt ist. Im
israelischen Fernsehen wurde
das Ossuarium interessanter-
weise als nationaler Besitz
bezeichnet, da es sich um ei-
nen archäologischen Fund
handelt. FW ❏

Reuters

ISRAELISCHE AGENTEN WARNTEN VOR ANSCHLÄGEN IN DEN USA

Pannen bei der Jagd nach

den Todespiloten
Aus Presseberichten geht hervor, dass amerikanische Geheimdienste lange vor dem 11.
September 2001 von einer Bedrohung durch Terroranschläge wussten.
Es gab eine Fülle von Infor- wurden entweder ignoriert, schlüssiges Bild hätte erge-
mationen über Pläne der Ter- falsch interpretiert oder nicht ben können. So wies ein FBI-
rorgruppe Al-Qaida um Osa- in einer Weise zusammenge- Agent darauf hin, dass an
ma bin Laden, aber die Daten fügt, dass sich daraus ein amerikanischen Flugschulen

Ein FBI-Agent wies darauf hin, dass an amerikanischen

Flugschulen möglicherweise potentielle Terroristen das 9
Fliegen von Passagiermaschinen erlernten …
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
möglicherweise potentielle
Terroristen das Fliegen von
Passagiermaschinen erlern-
ten. Der Geheimdienst CIA
erfuhr, dass sich zwei bereits
als Al-Qaida-Anhänger be-
kannte Männer in den USA
aufhielten. Inzwischen stehen
die Namen auf der Liste der
19 Flugzeugentführer vom 11.
September. Bereits 1998 er-
hielten die Geheimdienste
Warnungen, nach denen eine
Gruppe nicht näher identifi-
zierter Araber plante, ein mit
Sprengstoff beladenes Flug-
zeug aus dem Ausland ins
World Trade Center zu fliegen.
Das FBI heftete die Warnung
bei anderen Bombendrohun-
gen ab. Im April 2001 kam
eine weitere Warnung aus ei-
ner nicht genannten Quelle:
Bin Laden interessiere sich
für Piloten der zivilen Luft-
fahrt als mögliche Terroris-
ten. Es seien «spektakuläre
und traumatische» Angriffe
nach dem Muster des ersten
Anschlags auf das World
Trade Center 1993 zu erwar-
ten. Auch diese Warnungen
wurden nicht beachtet.
Im April 2001 wurde in den
USA ein Spionagering ent-
tarnt. Nach einem Bericht der
amerikanischen Sicherheits-
dienste sollen 120 Israelis,
untergliedert in Zellen von
vier bis sechs Personen, ein
straff organisiertes Spionage-
netz gebildet haben. Bei eini-
gen der vermeintlichen Stu-
denten handelte es sich um
Abhör- und Funktechniker
oder Spezialisten für Terror-
abwehr. Die Israelis wurden
festgenommen, verhört und
aus den USA ausgewiesen.
Sowohl israelische als auch
10
amerikanische Behörden be-
mühten sich darum, den Fall
herunterzuspielen.
Erst nach den Anschlägen
vom 11. September ist die
mögliche Tragweite dieses
Spionagerings sichtbar ge-
worden. Offenbar hatten die
Agenten unter anderem auch
etliche Verdächtige beschat-
tet, die später an den Terror-
angriffen beteiligt waren. Die
Mossad-Agenten interessier-
ten sich auch für den Anfüh-
rer der Attentäter, Moham-
med Atta, und einen seiner
wichtigsten Komplizen, Mar-
wan al-Schehhi. Alles spricht
dafür, dass die Terroristen
ständig von den Israelis obser-
viert wurden. Der Chef der is-
raelischen Agenten quartier-
te sich ganz in der Nähe jenes
Postamtes ein, in dem die Ter-
roristen ihr Postfach hatten.
Ausserdem hatte der Mossad
Attas Komplizen Chalid al-
Midhar im Visier. Die CIA
wusste zwar von ihm, liess ihn
aber gewähren. Mehrmals soll
der Mossad die amerikani-
schen Partner vor den Terro-
risten gewarnt haben,
insbesondere vor Chalid al-
Midhar. Nach den Anschlägen
vom 11. September räumte die
amerikanische Regierung ein,
solche Warnungen erhalten zu
haben. Man sei jedoch davon
ausgegangen, dass Attentate
auf amerikanische Einrich-
tungen ausserhalb der USA
geplant wären.
Nach Informationen der
deutschen Wochenzeitung Die
Zeit hingegen übergab der is-
raelische Geheimdienst den
amerikanischen Behörden we-
nige Wochen vor dem 11. Sep-
tember eine Liste mit den Na-
men der Verdächtigen, die
sich zwecks Vorbereitung
von Anschlägen in den
Vereinigten Staaten auf-
hielten. BH ❏
Bereits 1998 erhielten die Ge-
heimdienste Warnungen bezüglich
eines Anschlages auf das World
Trade Center …
TROTZ ISRAELISCHER PROTESTE:
Libanon weiht
Pumpstation
am Wazzani ein
In der Oktober-Ausgabe haben wir unter dem
Titel «Wasser als Kriegsgrund?» (S. 12) bereits
über die angespannte Lage an der Nordgrenze
Israels berichtet. Mittlerweile hat sich die
Krise erneut verschärft.
Überall auf der Welt ist be-
kannt, dass man ein Feuer
mit Wasser löschen kann.
Doch in diesem Teil der Welt,
im Nahen Osten, ist es eher
umgekehrt: Wasser kann ein
Feuer entfachen und dieses
sogar zu einem grossen Flä-
chenbrand machen. Trotz der
Proteste der Regierung in Je-
rusalem haben libanesische
Politiker eine umstrittene
Pumpstation in der Nähe der
israelischen Grenze einge-
weiht. Sie soll für den Liba-
non Wasser aus den Quellen
des Wazzani-Flusses ableiten.
Als der libanesische Präsi-
dent Emile Lahoud und der
Parlamentsvorsitzende Nabia
Berri (einst Anführer der
Amal-Milizen) symbolisch die
Hähne aufdrehten und damit
die Pumpstation offiziell ein-
weihten, jubelten rund
20 000 Menschen. Unter den
Gästen waren auch Vertreter
der Vereinten Nationen (UN)
und der Europäischen Union
(EU). Die amerikanische Re-
präsentantin hatte ihre Teil-
nahme an der Zeremonie
kurzfristig abgesagt. In Wa-
shington hat man durchaus
dafür Verständnis, dass Isra-
el diese Situation nicht ein-
fach hinnehmen kann. Des-
halb haben die Amerikaner
den Libanesen bereits vorge-
schlagen, aus dem Wazzani
grössere Was-
sermengen als
bisher aus- Hisbollah-
Wazzani
schliesslich für
die Trinkwas-
serversorgung der umliegen-
den Dörfer ableiten zu dürfen.
Dennoch drohten die USA
dem Libanon, bei Nichteinhal-
tung dieser Bedingungen bis
auf weiteres alle Wirtschafts-
hilfen einzufrieren.
Von Jerusalem aus verfolg-
ten Vertreter der israelischen
Regierung die Zeremonie mit
Besorgnis. Aussenminister
Shimon Peres wies darauf hin,
dass Israel sich das Recht vor-
behalte, seine Wasserquellen
zu verteidigen. «Wir lassen
uns durch Zeremonien nicht
beeindrucken. Aber wir wer-
den nicht ignorieren, dass un-
ser Land in Gefahr ist», so Pe-
res. «Harte Worte und Dro-
hungen bringen nichts. Wir
werden die diplomatischen
Möglichkeiten ausschöpfen.»
Dr. Haim Gwirzman, der Vor-
sitzende der Israelischen Ver-
einigung für Wasserverwal-
tung, bestätigte, dass die vom
Libanon abgezweigten Was-
sermengen enorm sind.
Im Hinblick auf die Versor-
gung mit Trinkwasser ist der
Libanon Israel gegenüber
ohnehin im Vorteil. Das Land
könnte das Wasser des Lita-
ni-Flusses problemlos nutzen,
 Keystone
Kämpfer bewacht die Pumpstation am
(im Hintergrund Hisbollah-Fahnen)
denn er führt rund einhundert
Millionen Kubikmeter Wasser
jährlich, die grösstenteils un-
genutzt ins Meer fliessen.
Gwirzman sagte dazu: «In der
internationalen Rechtsspre-
chung wird eine solche Situa-
tion klar geregelt. Wenn ein
Land über eine alternative
Wasserquelle verfügt, so hat
es nicht das Recht, einen
Fluss abzuleiten oder abzu-
zweigen, der in ein Nachbar-
land fliesst.»
In Israel hat man bereits
daran erinnert, dass es in Af-
rika wegen eines ähnlichen
Falles beinahe zum Krieg ge-
kommen wäre. Äthiopien
wollte einen Staudamm er-
richten, um das Wasser des
Nils zu nutzen. Daraufhin
drohte Ägypten mit einem
Krieg. Zu ähnlichen Situatio-
nen ist es immer wieder zwi-
schen dem Irak und der Tür-
kei, zwischen Pakistan und
Indien sowie zwischen Syrien
und der Türkei gekommen.
Zwischen diesen Staaten,
aber auch zwischen Israel und
seinen Nachbarländern, kann
es wegen dieses Problems
immer wieder zu Reibereien
kommen. ZL/BH ❏
SCHRECKLICHE BILANZ: 14 TOTE, 65 VERLETZTE
Anschlag auf Linienbus
Der furchtbare Selbstmordanschlag auf einen Linienbus hat Israel in die traurige Wirklichkeit
zurückkatapultiert.
Interne Wahlkampfintri-
gen, Streiks und der Besuch
von Ministerpräsident Ariel
Sharon in den USA hatten in
Israel ein paar Tage lang für
Ablenkung gesorgt. Die Ter-
rorgruppe Islamischer Jihad
hat den Zeitpunkt für einen
erneuten Anschlag sorgfältig
gewählt, denn der amerikani-
sche Sonderbeauftragte Wil-
liam Burns soll im Nahen Os-
ten die stagnierenden Frie-
densverhandlungen wieder in
Gang bringen. Dass die paläs-
tinensischen Terrororganisa-
tionen genau das verhindern
wollen, wird wieder einmal
deutlich.
Für Israel war diese Tragö-
die eine brüske Erinnerung,
dass der Kampf gegen den
Terror nicht nachlassen darf,
bis alle Terrorgruppen ausge-
hoben sind. Statt dessen war
man damit beschäftigt, illega-
le Siedlungen zu räumen und
dadurch interne Zwistigkeiten
auszulösen. Der Anschlag
brachte ganz Israel zurück in
die politische Wirklichkeit.
Auf unsanfte Weise wurde den
Menschen klar, wer und was
der Feind Nummer eins des
Volkes und des Staates Israel
ist.
Die Terroristen brachten
die etwa 80 kg schwere Bom-
be in einem Jeep unbemerkt
über die «Grüne Grenze». Um
ein ungehindertes Eindringen
von Terroristen künftig zu ver-
hindern, wird von Israel der
Bau der Trennungslinie mit
Mauer, Zaun und Patrouillen-
weg vorangetrieben. Schon
beginnt die Mauer Gestalt an-
zunehmen. Die beiden Selbst-
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
mordattentäter liessen die das aktuelle Geschehen auch
Bombe in der Nähe von Par- Auswirkungen auf die Gesprä-
des Chana (nordöstlich von che haben, die William Burns
Hadera) direkt neben dem im Nahen Osten führen wird.
Bus und dicht am
Reuters
vollen Treibstofftank
explodieren. Der Li-
nienbus geriet in
Brand und explodier-
te schliesslich.
Durch diese Metho-
de der Terroristen
stieg die Zahl der
Opfer, weil viele bei
lebendigen Leib ver-
brannten.
Brennender Bus in Pardes Chana: Auf unsanfte Weise
Der schreckliche
wurde den Menschen klar, wer und was der Feind
Anschlag zeigt er-
Nummer eins des Volkes und des Staates Israel ist!
neut, dass mit allen
Mitteln ein Weg aus
diesem Teufelskreis gesucht Das vorrangige Ziel aller Sei-
werden muss. Eines ist jedoch ten in diesem Konflikt muss
auch klar: Derartige Verbre- jedoch eine klare Verurteilung
chen erfordern eine entspre- des Terrors und die Verweige-
chende Reaktion, denn im rung jeglicher Unterstützung
Kampf gegen den Terror darf von Terrorgruppen durch alle
es weder Kompromisse noch Konfliktparteien sein. Erst
Nachgiebigkeit geben, sei es dann kann man eine Basis für
auf militärischer oder auf po- ein friedliches Zusammenle-
litischer Ebene. Somit wird ben schaffen. FW ❏
DIE ISRAELIS SIND BEGEISTERTE AUTOFAHRER
Neue Statistiken
Im Oktober ist die Anzahl der Privatwagen auf
Israels Strassen bekannt gegeben worden.
Insgesamt sind in Israel 2 001 772 Fahrzeuge
registriert.
Nach den vom Verkehrsmi- wurden Anga-
nisterium vorgelegten Sta- ben zum öffent-
tistiken sind rund 1,5 Millio- lichen Trans-
nen dieser Autos als Privat- portwesen ge-
wagen zugelassen. Die Zahl macht. Auf den
der Firmenwagen beträgt Strassen des Landes verkeh-
286 000, rund 50 000 LKWs ren 28 535 Autobusse und
kommen noch dazu. Ferner 15 488 Taxis. ZL ❏
11
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

SELBSTMORDATTENTAT VERHINDERT

Wachsamkeit rettet Auszeichnung wegen besonderer Tapferkeit: Ministerpräsident Ariel

Menschenleben Sharon gratuliert dem Wachmann Michael Sarkisov, umrahmt von den
drei Wachmännern Assaf Marko, Gideon Zohar und Assaf Ben-Haim

Ein reaktionsschneller Wachmann und israelisches Sicher- pistole bewaffnete Wachmann nade noch immer abgesperrt,
heitspersonal der amerikanischen Botschaft haben am 11. packte die Hand des Attentä- als Sprengstoffexperten fie-
Oktober vor einem Café in Tel Aviv einen weiteren schlim- ters und schrie: «Terrorist!». berhaft versuchten, die rela-
men Terroranschlag verhindert. Erst am Vortag vereitelte der Der Mann riss sich jedoch tiv grosse Bombe zu entschär-
Busfahrer Baruch Neumann durch sein beherztes Eingreifen los und rannte in nördlicher fen. Erst am frühen Samstag-
eine Bombenexplosion in einem voll besetzten Bus. Richtung davon. Sarkisov morgen wurde sie an einem
blieb ihm dicht auf den Fer- sicheren Ort durch eine kon-
Mit einem 10 Kilo schwe- überrascht fest, dass der Me- sen und schrie immer wieder trollierte Detonation gezün-
ren Bombengürtel ausge- talldetektor am Rücken des «Terrorist, Terrorist!» Wach- det. Nach Angaben aus Poli-
rüstet, hielt der Attentäter an Verdächtigen ein Signal aus- männer der amerikanischen zeikreisen wäre die Zahl der
jenem Freitagabend auf der sandte. «Ich fragte ihn, was Botschaft eilten ihm zu Hilfe Todesopfer sehr hoch gewe-
überfüllten Herbert-Samuel- das sei, und er antwortete: ‹Es und versuchten, den Flüchti- sen, wenn der Attentäter sei-
Strandpromenade nach einem gehört mir›», berichtete Sar- gen 50 Meter vom Botschafts- nen Plan ausgeführt hätte.
Ort Ausschau, an dem er sich kisov. «Ich habe dich nicht gebäude entfernt zu stellen. Zum Vergleich: Die Bombe,
in die Luft jagen konnte. Als gefragt, wem es gehört, son- Einer der Sicherheitsleute die im März im Küstenort Ne-
er vor dem Tajelet-Café Halt dern was es ist»; der Sicher- schoss in die Luft, um Verstär- tanya 30 Menschen tötete und
machte, wurde er von Micha- heitsmann, ein früherer Offi- kung anzufordern. Schliess- das Park-Hotel schwer be-
el Sarkisov, dem Sicherheits- zier in der russischen Armee, lich warfen sie den Terroris- schädigte, wog nur sieben
mann des Lokals, angespro- blieb hartnäckig. Zu seinem ten zu Boden und hielten ihn Kilo.
chen und mit dem Metall-De- Entsetzen bemerkte Sarkisov, mitsamt dem Sprengsatz fest. Michael Sarkisov und die
tektor abgetastet. Der Ein- dass der Mann eine Hand in Als Sarkisov zu seinem drei Wachmänner Assaf Mar-
wanderer aus Turkmenistan, der Hosentasche hatte, aus Cafe zurückkehrte, wurde er ko, Gideon Zohar und Assaf
der erst vor 18 Monaten nach der Drähte heraus schauten. von den Gästen, denen er das Ben-Haim wurden von Minis-
Israel gekommen war, stellte Der nur mit einer Tränengas- Leben gerettet hatte, begeis- terpräsident Ariel Sharon we-
tert begrüsst. Stunden später gen ihrer Tapferkeit ausge-
war ein Abschnitt der Prome- zeichnet. INN/BH ❏
TERROROPFER AUS KRANKENHAUS
ENTLASSEN
Alona zur Rehabilitation ins gewesen, auch in den

Ein medizini- Beth-Levinstein-Krankenhaus

sches Wunder
Ein Jahr und vier Monate nach dem An-
schlag auf die Diskothek «Dolphinarium» in
Tel Aviv ist jetzt ein israelisches Terroropfer
aus dem Beth-Levinstein-Krankenhaus in
Ichilov-Krankenhaus
Ra’anana entlassen worden.
Als die damals 15-jährige Auge in ihr Gehirn eingedrun-
Alona Anfang Juni 2001 be- gen. Doch nach einigen Wo-
wusstlos auf der Intensivsta- chen erwachte sie aus dem
tion im Ichilov-Krankenhaus Koma. Ärzte sprachen von ei-
lag, hatte sie nach Einschät- nem «medizinischen Wunder»,
zung der Ärzte nur noch we- berichtete die israelische Ta-
nige Stunden zu leben. Eine geszeitung «Ma’ariv». Nach
Metallkugel war durch ein mehreren Operationen wurde
nach Ra’anana gebracht. Zu
diesem Zeitpunkt war sie voll-
ständig gelähmt und konnte
nicht sprechen. Etwa ein Jahr
nach dem Anschlag verbesser-
te sich ihr Zustand deutlich.
Sie lernte allmählich wieder
sprechen und gehen. Ihr Wort-
schatz umfasst zur Zeit etwa
30 Wörter. Kürzlich feierte
Alona mit Verwandten, Freun-
den, Ärzten und Kranken-
schwestern ihren 16. Geburts-
tag. Anschliessend wurde sie
aus der Klinik entlassen. Ihre
Mutter bedankte sich beim
Personal für die treue Pflege.
Sie sei immer optimistisch
schwersten Momenten. «Aber
ich weiss, dass der Weg mei-
ner Tochter noch lang ist»,
fügte sie hinzu. In den kom-
menden Wochen muss Alona
täglich zur Therapie ins Kran-
kenhaus zurückkehren. Doch
sie hat fest vor, wieder ein nor-
males Leben zu führen.
Am 1. Juni 2001 hatte sich
ein palästinensischer Selbst-
mordattentäter in einer War-
teschlange vor der Tel Aviver
Diskothek «Dolphinarium» in
die Luft gesprengt. Dabei ka-
men 21 junge Israelis ums Le-
ben, darunter auch Alonas
beste Freundin Katrin. INN/
BH ❏

12
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

JERUSALEM – DIE HAUPTSTADT ISRAELS ein im Schnellverfahren ver-

abschiedetes Gesetz. Darin
Historisches Gesetz in den USA wird Jerusalem zur palästi-
nensischen Hauptstadt dekla-
Nach jahrelangen Auseinandersetzungen hat der amerikanische Kongress ein historisches riert und die internationale
Staatengemeinschaft aufgeru-
Gesetz verabschiedet. Darin wird Jerusalem als die Hauptstadt des Staates Israel bezeichnet.
fen, den Palästinensern beim
Bisher hatten die Vereinig- USA nunmehr ihre Botschaft de verabschiedet, obwohl Prä- Protest gegen den veränder-
ten Staaten Jerusalem von Tel Aviv nach Jerusalem sident Bush sich nachhaltig ten Status Jerusalems zur Sei-
lediglich «de facto»als Haupt- verlegen. Ferner wurde be- dagegen ausgesprochen hat- te zu stehen. ZL
stadt anerkannt. Das Gesetz schlossen, das amerikanische te. Er hat-
verpflichtet die amerikani- Konsulat in Ost-Jerusalem der te darauf
sche Regierung dazu, in je- Botschaft zu unterstellen. gedrängt,
dem offiziellen Dokument, in Derzeit ist das Konsulat, das den Sta-
dem Jerusalem erwähnt wird für die palästinensische Be- tus der
(wie z.B. auch auf Landkar- völkerung eingerichtet wurde, Stadt erst
ten), diese Stadt als israeli- dem Aussenministerium an- im Rah-
sche Hauptstadt auszuwei- gegliedert. Das Gesetz über men eines
sen. Ausserdem müssen die den Status von Jerusalem wur- endgülti-
gen Ab-
kommens
zwischen
ERFOLG BEI DER BEKÄMPFUNG DES TERRORS Israelis
und Pa-

Grosse Gefahr für lästinen-

Israel abgewendet
Der israelische Verteidigungsminister Ben-Eliezer hat
bekannt gegeben, dass 160 potentielle Selbstmordattentä-
ter von Sicherheitskräften festgenommen wurden.
Teilweise waren die Terro-
risten bei ihrer Verhaftung
bereits unterwegs, um ein
Selbstmordattentat zu bege-
hen. Ein hochrangiger Spre-
cher des israelischen Sicher-
heitsdienstes sagte einer Ta-
geszeitung: «Die Terrororga-
nisationen produzieren
täglich Selbstmordattentäter.
Es gibt eine Bereitschaft bei
Jugendlichen, Junggesellen,
Ehemännern und Frauen,
sich in die Luft zu sprengen.
Heutzutage ist es für Hamas
und andere Terrororganisati-
onen kein Problem, Selbst-
mordattentäter zu rekrutie-
ren.»
Zudem wies der Sicher-
heitsexperte darauf hin, dass
die palästinensischen Terror-
gruppen ihre Attentäter nicht
mehr mit Geld oder der Aus-
sicht auf 70 Jungfrauen im
Paradies ködern müssten:
«Heutzutage stellen sich jun-
ge Leute freiwillig für Selbst-
mordanschläge zur Verfü-
gung.» INN/BH
Kommentar: Auch wenn wir
in dieser Ausgabe vom schlim-
men Attentat bei Hadera be-
richten mussten, so dürfen
wir nicht vergessen, dass vie-
le Attentate verhindert wer-
den konnten, oft wie durch ein
Wunder, wie auch aus obigem
Bericht hervorgeht. Das darf
uns ermutigen, diesbezüglich
noch mehr für Israel zu beten.
Gott ist mächtig, jedes Atten-
tat zu verhindern! CM ❏
sern fest- Ein neues Gesetz verpflichtet die US-Regierung dazu, in jedem offi-
ziellen Dokument Jerusalem als Hauptstadt Israels auszuweisen
zulegen.
Im Weis-
sen Haus befürchtete man, die Kommentar: Es ist erfreulich,
Anerkennung Jerusalems als wie sehr sich Amerika unter
Hauptstadt des Staates Isra- Präsident Bush auf die Seite
el könne arabische Länder Israels stellt. Dass dies dem
verärgern. Auf die Unterstüt- Land zum Segen wird, ist un-
zung der arabischen Staaten bestreitbar. Dennoch dürfen
ist Bush im Falle eines Mili- wir uns auch von dieser pro-
tärschlags gegen den Irak je- israelischen Haltung der USA
doch angewiesen. Ausserdem nicht täuschen lassen, denn
stehen in den USA Anfang No- es kommt der Tag, an dem
vember Wahlen zum Kongress sich auch Amerika gegen Is-
an. Auch aus diesem Grund rael wenden wird. Dies geht
entschloss sich Präsident eindeutig aus Sacharja 12 und
Bush, das Gesetz dennoch zu 14 hervor.
unterzeichnen. Wir sollten uns jedoch fra-
Tatsächlich löste diese gen: Was ist das gegenwärti-
Entscheidung in den arabi- ge Geheimnis der USA? Wo-
schen Staaten heftige Kritik rin unterscheidet sich dieses
aus. Die Minister der Arabi- Land von den europäischen
schen Liga wurden zu einer Staaten? Meiner Meinung
dringenden Sondersitzung nach sind zwei Gründe
einberufen. Sie sollen eine besonders hervorzuheben:
übergreifende Stellungnahme 1. Die Christen: In keinem
zu diesem Gesetz erarbeiten. Land gibt es im Verhältnis zur
Die Palästinenser ergriffen Gesamtbevölkerung so viele
ebenfalls Gegenmassnahmen. Christen wie in den USA.
Jassir Arafat unterzeichnete Kürzlich wurde berichtet,

13
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
dass amerikanische Funda-
mentalisten (= wiedergebore-
ne Christen; d. Red.) in den
letzten Jahren 100 Millionen
Dollar für Israel gesammelt
haben. Auch in den beiden
Kammern des Parlaments
setzt sich eine proisraelische
Haltung durch. Es ist
durchaus vorstellbar, dass
sich nach der Entrückung die
Stimmung im Land gegen Is-
rael wenden wird.
Begräbnis eines ermordeten Soldaten
ZWEI JAHRE INTIFADA
Zahlen sprechen
Bände
Am 28. September 2000 besuchte Ariel Sharon den Tempel-
berg. Einen Tag später, also am 29. September, kam es im
Anschluss an das grosse Freitagsgebet der Muslime zu
gewalttätigen Auseinandersetzungen, die den Beginn der so
genannten «zweiten Intifada» markierten.
In den letzten beiden Jah-
ren ist viel geschehen. Sharon
wurde zum israelischen Minis-
terpräsidenten gewählt, und
das Land wurde von einer bei-
spiellosen Welle des Terrors
erfasst. Nach den Statistiken
der israelischen Sicherheitsbe-
hörden wurden im Laufe die-
ser zwei Jahre in Israel 14 267
14
2. Die Juden in Amerika: In
keinem Land der Erde, nicht
einmal in Israel, leben so vie-
le Juden wie in den USA. Ame-
rikanische Juden haben häu-
fig hohe Positionen inne und
geniessen beim Grossteil der
Bevölkerung hohes Ansehen.
Aus der Geschichte lernen
wir: Wo die Juden noch will-
kommen sind, geht es den
andern Menschen ebenfalls
besser. CM ❏
Reuters
Anschläge verübt, bei denen
622 Israelis umkamen und
4 582 Menschen verletzt wur-
den. Auch die Palästinenser
haben für Gewalt und Terror
einen hohen Preis gezahlt. Die
palästinensische Behörde für
Statistik gibt die Zahl der To-
ten mit 1 897 und die der Ver-
letzten mit 41 000 an. ZL ❏
NOCH EINMAL DAVONGEKOMMEN!
War es wirklich
«Glück»?
Die erfolgreiche Ausschaltung eines gesuchten Terroristen ist
in erster Linie einer guten nachrichtendienstlichen Arbeit
und einer klugen Planung zu verdanken. Doch der Fall von
Mohammed Deif hat gezeigt, dass dabei auch eine gehörige
Portion Glück eine Rolle spielen kann.
Israelische Nachrichten-
dienste, Armee und Luft-
streitkräfte hatten es auf einen
palästinensischen Terroristen
abgesehen, der ganz oben auf
der Fahndungsliste steht. Mo-
hammed Deif ist leitender «Of-
fizier» beim militärischen Arm
der Terrorgruppe Hamas. Der
Angriff auf Deif geschah im
Zentrum von Gaza-Stadt.
Zunächst verlief alles wie ge-
plant. Die nachrichtendienst-
lichen Erkenntnisse über sei-
nen Aufenthaltsort und seine
Pläne für die nächsten Stun-
den waren präzise und lücken-
los. So wusste man, dass Deif
in einem gelben Mercedes zu
einem ganz bestimmten Treff-
punkt unterwegs war und auf
welchem Platz er sass, näm-
lich rechts hinter dem Fahrer.
Es war gegen 14.30 Uhr.
Zwei israelische Kampfhub-
schrauber, die von einem un-
bemannten Aufklärungsflug-
zeug begleitet wurden, kreis-
ten bereits in der Luft. Der
Wagen, in dem Deif sass, konn-
te mühelos ausfindig gemacht
werden. Die Piloten der
Kampfhubschrauber passten
eine Wegstrecke mit möglichst
wenigen Zivilisten ab. Es wur-
den zwei Raketen abgeschos-
sen, die ihr Ziel auch erreich-
ten. Niemand aus der näheren
Umgebung kam zu Schaden.
Die drei Begleiter von Deif
waren auf der Stelle tot. Er
selbst konnte sich verletzt aus
dem Fahrzeug befreien, aber er
hatte ein Auge verloren. Pas-
santen zogen ihn von dem
brennenden Auto weg. Eine
Untersuchung der Vorgänge
ergab, dass alle Soldaten sich
an die vorab besprochene Stra-
tegie gehalten haben. Die is-
raelischen Hubschrauber hät-
ten auf den Wagen des Terro-
risten zwar Raketen mit grös-
serer Sprengkraft abfeuern
können, aber das Risiko, dabei
unbeteiligte Passanten zu ver-
letzen, war zu hoch gewesen.
Die israelische Armee hat Kon-
sequenzen gezogen, weil bei ei-
ner anderen Aktion etwa ein
Dutzend zumeist unbeteiligte
Zivilisten ums Leben gekom-
men waren. Mohammed Deif
hatte deshalb nicht nur Glück.
Israelische Nachrichtendiens-
te und Armee hoffen nun, dass
der Terrorist beim nächsten
Mal nicht entkommen wird,
denn er ist seit zehn Jahren für
die Entführung von Soldaten,
für Bombenanschläge auf Au-
tobusse und die Entsendung
von Selbstmordattentätern
verantwortlich. ZL
Kommentar: Israels Geheim-
dienste gehören bekanntlich
zu den besten der
Welt. Es ist daher
nur eine Frage der
Zeit, bis Moham-
med Deif noch
einmal getroffen
wird. CM ❏
Reuters

Vom Einsturz bedroht: südliche Einfriedungsmauer am Jerusalemer Tempelberg
GEFAHR AM TEMPELBERG
Wer repariert den Schaden?
Wie bereits in früheren Ausgaben dieser Zeitschrift berichtet, sind an den Steinen der
südlichen Einfriedungsmauer am Jerusalemer Tempelberg Besorgnis erregende Schäden
aufgetreten.
Der genaue Grund für die
Risse und Beulen in der Mau-
er ist nicht bekannt, auch
wenn israelische Experten
eine ganze Reihe von Fakto-
ren dafür verantwortlich ma-
chen. Wegen der Schäden
fand kürzlich eine Sondersit-
zung mit Ministerpräsident
Ariel Sharon, dem Jerusale-
mer Bürgermeister Ehud Ol-
mert und dem stellvertreten-
den Leiter der israelischen
Behörde für Altertümer statt.
Im Mittelpunkt der Gesprä-
che stand die Gefahr, das
Bauwerk könne wegen des
auf den Steinen lastenden
Drucks plötzlich zusammen-
Israelischer Hubschrauber-Angriff
auf den Wagen des Hamas-Terroristen
Mohammed Deif in Gaza
brechen. Uneinigkeit herrscht
jedoch über Zeitpunkt und
Ausmass der Schäden. Eini-
ge Experten halten es für
möglich, dass nicht nur ein
paar Steine herausbrechen,
sondern die ganze Mauer in
sich zusammensacken wird.
Doch man ist nicht nur um
dieses bedeutende antike
Bauwerk besorgt. Im Fasten-
monat Ramadan werden sich
Zehntausende Muslime auf
dem Tempelberg aufhalten.
Tausende werden in der Mo-
schee beten, die in den so ge-
nannten Salomonischen Stäl-
len eingerichtet wurde. Es
handelt sich hierbei um die
grösste Moschee Israels. Ihre
Aussenmauer ist jedoch die
beschädigte südliche Einfrie-
dungsmauer des Tempelber-
ges.
Die israelische Behörde für
Altertümer hat mittlerweile
eine genaue Untersuchung
der Aussenseite dieses Mau-
erabschnittes durchführen
lassen. Dabei sollte das ge-
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
naue Ausmass des Schadens
ermittelt und beurteilt wer-
den, welches Risiko für das
Bauwerk und sich in dessen
Umgebung aufhaltende Men-
schen besteht. Ferner wollte
man feststellen, wie die Schä-
den behoben werden können.
Nach Einschätzung von Ex-
perten der israelischen Behör-
de für Altertümer geht vor al-
lem von der Innenseite eine
grosse Gefahr für Menschen
aus. Ihrer Meinung nach müs-
sen auch auf der anderen Sei-
te dieser Mauer genaue Unter-
suchungen stattfinden. Doch
die Leitung des muslimischen
Waqf, der Aufsichtsbehörde
für die muslimischen Heilig-
tümer, verweigerte die Geneh-
migung und unterstellte Isra-
el, die Lage schlimmer darzu-
stellen als sie ist, um die mus-
limische Oberhoheit über
dieses Gebiet zu unterwan-
dern.
Israel wollte die islami-
sche Welt nicht in Aufruhr
versetzten, und so liess man
AUS ISRAEL
sich eine Alternative einfal-
len. Der israelische Aussen-
minister Shimon Peres nahm
Kontakt mit den jordanischen
Behörden auf. Dank seiner
Vermittlung traf inzwischen
eine Delegation jordanischer
Experten in Jerusalem ein.
Sie konnten sogar Bohrpro-
ben aus der Mauer entneh-
men. Eine Probe wurde Isra-
el zur Analyse überlassen, die
andere wurde in die jordani-
sche Hauptstadt Amman ge-
bracht. Trotz dieser Fort-
schritte bei der Untersuchung
der Schäden bereitet man
sich in Israel weiterhin auf
alle Eventualitäten vor. Es
gibt jedoch auch Pläne zur
Behebung der Schäden.
Zunächst wurde ein Stützge-
rüst errichtet, um der Mauer
zusätzlichen Halt zu verlei-
hen. Israelische Journalisten,
die sich unter die muslimi-
schen Betenden mischen
konnten und auf diese Weise
in die angrenzende Moschee
gelangten, hatten Interessan-
tes zu berichten. Auch der
Waqf hat ein Stützgerüst an
der Innenseite der Mauer er-
richtet und Baugeräte herbei-
schaffen lassen, die offenbar
für Ausbesserungsarbeiten
benutzt werden sollen. ZL
Kommentar: Vielleicht ist
dieser provokativ klingende
Gedanke erlaubt: Wer weiss,
ob durch die Risse in der
Mauer nicht plötzlich der Fel-
sendom in sich zusammen-
fällt, damit wieder ein Tem-
pel gebaut werden kann? Na-
türlich kann das auch ganz
anders ablaufen. Aber es ist
ja bekannt, dass die Muslime
dort unerlaubte Grabungen
und Bauarbeiten durchge-
führt haben, und diese Arbei-
ten haben offenbar die Stabi-
lität des Bauwerks beein-
trächtigt. CM ❏
15
 Reuters
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

BALD NEUWAHLEN IN ISRAEL?

Das Ende der Freude an der

Princetown-
nationalen Einheits- Universität
(USA):

regierung Prof. Daniel

Kahneman,
Nobelpreisträger
Es war von Anfang an klar, dass die Zusammenarbeit der für Wirtschaft
beiden grossen Parteien nur eine «Vernunftehe» war und
nicht bis zu den nächsten Wahlen halten würde. Als vor ein WIEDER EIN ISRAELI ALS NOBELPREISTRÄGER
paar Monaten die internen Parteitage stattfanden, war eine
Regierungskrise bereits vorauszusehen.
Eine hohe
Gemeinsame nationale In- Man kann nur hoffen, dass
teressen führten zur Bil-
dung der Einheitsregierung,
die zu erwartenden Rivalitä-
ten zwischen den einzelnen
Auszeichnung
während parteipolitische und Parteien des rechten Lagers Der in Tel Aviv geborene Prof. Daniel Kahneman hat den
persönliche Ambitionen de- nicht das grösste Problem diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaft erhalten.
ren Ende bewirkten. Arafat Israels, den Konflikt mit den
sagte: «Wir haben Barak zu Palästinensern, in den Hin- Prof. Kahneman ist der psychologischen Fakultät
Fall gebracht; wir werden tergrund drängen. Durch das fünfte israelische Nobel- der Hebräischen Universi-
auch Sharon zu Fall bringen!» Palästinenserproblem sind in preisträger. 1966 wurde der tät. Seit nunmehr neun Jah-
Indirekt ist ihm das tatsäch- den letzten Jahren die meis- Schriftsteller Shai Agnon ren ist er wieder in den USA
lich gelungen, denn einer der ten Regierungen zu Fall ge- mit dem Nobelpreis für Li- tätig, nimmt aber weiterhin
Hauptfaktoren bei der Regie- bracht worden. Beenden teratur ausgezeichnet. Spä- akademische Aufgaben in
rungskrise war die prekäre lässt sich dieses Problem je- ter erhielten drei israelische Israel wahr. Als israelischer
wirtschaftliche Lage auf- doch nur durch einen natio- Politiker den Friedensno- und amerikanischer Staats-
grund der Intifada. nalen Konsens, der bisher belpreis: Menachem Begin bürger sagte er, dass er sich
Ariel Sharon bleibt noch immer nur in Not- und Kri- im Jahr 1978 sowie Jitzchak in erster Linie wie ein Isra-
ein Ausweg, nämlich eine senzeiten zustande kam. Wir Rabin und Shimon Peres im eli fühle. Seine Kinder und
extrem rechtsgerichtete Re- wollen hoffen, dass auch im Jahr 1994. Die Forschungs- Enkelkinder leben in Isra-
gierung. Doch leider haben bevorstehenden Ringen um arbeit, für die Prof. Kahne- el; auch aus diesem Grund
auch im rechten Lager partei- die Macht in Israel die natio- man ausgezeichnet wurde, hält er sich mehrmals im
liche und persönliche Inte- nalen Interessen stärker sind führte er zusammen mit sei- Jahr dort auf. ZL
ressen einen hohen Stellen- als die persönlichen. Es ist nem israelischen Kollegen
wert. Diese Tatsache spricht jedoch bereits jetzt absehbar, Prof. Amos Taberski durch. Kommentar: Wir haben
nicht gerade für die Stabili- dass in Kürze Neuwahlen Der vor acht Jahren verstor- schon öfter darauf hingewie-
tät der neuen Regierung. stattfinden werden. FW ❏ bene Taberski galt weltweit sen, dass in den letzten 100
als Autorität bei der Erfor- Jahren rund 20 Prozent der

✉
schung von wirtschaftli-
chen Entscheidungsprozes-
sen.
Umgezogen? Der heute 68-jährige
Kahneman machte 1954 in
… dann geben Sie uns bitte Ihre Adressänderung bekannt den Fächern Psychologie
(Postkarte genügt). Vergessen Sie nicht, auch Ihre alte Adresse und Mathematik seinen ers-
samt Freundesnummer zu vermerken. Schreiben Sie beide ten Abschluss an der Heb-
Adressen deutlich, wenn möglich in Druckschrift! – Wenn die räischen Universität in Je-
Post die Adressänderung machen muss, kostet uns das jedes Mal rusalem. Anschliessend
CHF 2.–. Vielen Dank also allen, die uns ihre Adressänderung setzte er sein Studium in
beizeiten zukommen lassen. den USA fort. 1961 kehrte
Ihr BETH-SHALOM-VEREIN er nach Israel zurück und
lehrte mehrere Jahre an der
Nobelpreisträger Juden wa-
ren. Diese Tatsache spricht
bei einer jüdischen Weltbe-
völkerung von nur etwa 15
Millionen nicht nur für die
geistigen Fähigkeiten des
jüdischen Volkes, sondern
ebenso dafür, dass die Juden
als auserwähltes Volk Got-
tes auch auf intellektuellem
Gebiet gesegnet sind. Auch
der nebenstehende Bericht
ist in diesem Zusammen-
hang zu sehen. CM ❏

16
 HOHE AUSZEICHNUNG FÜR HOLOCAUST- HINTERGRUNDINFORMATIONEN
ÜBERLEBENDEN
AUS ISRAEL
Jüdischer Nobel-
preisträger für BLITZSCHNELLES HANDELN FÜHRTE ZUM ERFOLG

Literatur Eine filmreife

Der aus Ungarn stammende jüdische Schriftsteller Imre
Kertész wird mit dem diesjährigen Nobelpreis für Litera- Aktion
tur ausgezeichnet. Diese Ehrung erhält er wegen seiner
literarischen Arbeit über die Zeit des Holocaust. Die sorgfältig geplante Festnahme eines Saddam Hussein
nahe stehenden Aktivisten durch eine Elitetruppe der
Imre Kertész wurde 1929 tel «Kaddisch für ein nicht israelischen Armee ist mit grosser Präzision verlaufen.
in Budapest geboren und geborenes Kind».
1944 nach Auschwitz depor- Derzeit arbeitet der Rakad Salem ist Sekretär erreicht hatte, verloren die
tiert. Nach dem Krieg kehr- Schriftsteller an einem neu- der Arabischen Befreiungs- Soldaten keine Zeit. Sie ge-
te er nach Ungarn zurück en Buch, in dem er sich mit front. Sein Büro befindet sich langten durch das Treppen-
und arbeitete dort als Jour- der zweiten Generation, mit im dritten Stock eines Büro- haus ins dritte Stockwerk und
nalist. In seinem ersten Kindern von Holocaust- hauses im Zentrum von Ra- drangen in das Büro des Se-
Buch mit dem Titel «Roman Überlebenden, auseinander- mallah. Im Oktober gaben ei- kretärs der Arabischen Befrei-
eines Schicksallosen» schil- setzt. In Ungarn ist Kertész nes Morgens die israelischen ungsfront ein. Zunächst tra-
dert er seine Jugend als als Autor, aber auch als Jude Nachrichtendienste grünes fen sie auf eine Sekretärin und
Jude, nachdem er nach bekannt. Doch den Mitglie- Licht für einen filmreifen Son- zwei junge Männer. Ein Au-
Auschwitz deportiert wur- dern des schwedischen No- dereinsatz. Eine gemischte genzeuge berichtete: «Sie
de. Doch Kertész fand belpreiskomitees schien Spezialeinheit machte sich auf wussten ganz genau, nach
zunächst keinen Verleger. das nicht ganz klar zu sein: den Weg. In der Nähe des Bü- wem sie suchten. Sie liessen
Als das Buch 1975 erschien, «Kertész ist in Wahrheit rohauses fanden sich die als die Sekretärin und die beiden
gingen die Literaturkritiker eine Minderheit, die aus ei- Zivilisten getarnten Soldaten Männer links liegen. Sie sind
stillschweigend darüber hin- nem einzigen Menschen be- in einer Menschenmenge schnurstracks auf den Sekre-
weg. Dieser Misserfolg ent- steht, und sein Zugehörig- wieder, da die über Ramallah tär der Arabischen Befrei-
mutigte den Schriftsteller keitsgefühl zum Begriff Ju- verhängte Ausgangssperre ungsfront zugegangen, haben
jedoch nicht. Er schrieb ein dentum sieht er als eine De- vorübergehend ausgesetzt ihn geschnappt, und dann wa-
zweites Buch und setzte finition an, die ihm von worden war. ren sie auch schon wieder
sich wieder mit seinen Er- seinen Feinden aufgezwun- Als die Kommandotruppe weg. Alles ging sehr schnell.»
lebnissen auseinander. Das gen wurde.» Der Autor war den Eingang des Bürohauses ZL ❏
Werk erschien 1988 als bereits mehrmals in Israel.
zweiter Teil einer Trilogie, Zwei seiner Werke wurden
die er erst vor vier Jahren ins Hebräische übersetzt.
vollendete. Sie trägt den Ti- ZL ❏
DIE PRÄSENZ DES IRAKS IN DEN AUTONOMIEGEBIE-
TEN
Freude in Berlin: Imre Kertész, Nobelpreisträger für Literatur,
mit seiner Ehefrau Magda
Aufschlussreiche
Dokumente
Die Verhaftung von Rakad Salem, dem Sekretär der Arabi-
schen Befreiungsfront in Ramallah, ist ein grosser Erfolg für
Israel.

Bei anderen Aktionen der hat sich die Vermutung bestä-

israelischen Armee wurden
zahlreiche Dokumente ent-
deckt, deren Inhalt sehr auf-
schlussreich ist. Durch die
Verhaftung in Ramallah und
die Informationen in den si-
Reuters
tigt, dass der Irak durch Mit-
telsmänner in den palästinen-
sischen Gebieten präsent ist.
Taha Jassin Ramadan, der
stellvertretende Präsident des
Iraks, bemühte sich während

chergestellten Schriftstücken der Intifada persönlich da-

17
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

rum, die Präsenz seines Lan-
des in den Autonomiegebieten
auszubauen und dafür zu sor-
gen, dass die irakische
Ba’ath-Partei auch unter den
Palästinensern populär wird.
Unter den sichergestellten
Dokumenten ist auch ein
handgeschriebenes, von Ra-
madan unterzeichnetes
Schriftstück, aus dem hervor-
geht, dass die palästinensi-
sche Intifada der irakischen
Ba’ath-Partei eine einzigarti-
ge Gelegenheit biete, ihren
Einflussbereich auszudehnen.
Ein weiteres, von Ramadan
angefertigtes Schriftstück,
enthält die Entschlüsselung
eines Codes, mit dessen Hilfe
sich die Iraker in den Auto-
nomiegebieten offenbar mit
ihrer Heimat in Verbindung
setzen konnten. So sollen In-
formationen über Terroran-
schläge als «Geburten im Krei-
se von Verwandten» bezeich-
net worden sein, ein Anschlag
im Gaza-Streifen als «Junge»
und ein Attentat im Westjor-
danland als «Mädchen».
WERBUNG
Darüber hinaus fielen den
israelischen Soldaten Listen
mit ausführlichen Informati-
onen über Selbstmordattentä-
ter und andere palästi-
nensische «Märtyrer»
in die Hände. Darin
sind unter an-
derem
die To-
desart
sowie
weitere
Details zu diesen Perso-
nen und ihren Taten fest-
gehalten. Diese Dokumen-
te wurden dem stellvertre-
tenden Präsidenten des Iraks
vorgelegt. Anhand der darin
enthaltenen Informationen
wurden grosse Geldsummen
in die Autonomiegebiete über-
wiesen.
Die Verhöre des verhafte-
ten Sekretärs der Arabischen
Befreiungsfront waren
ebenfalls sehr aufschluss-
reich. Er gab zu, für die Über-
weisung von Geldern aus
Bagdad zuständig zu sein,
und er habe auch regelmässig
Beträge an
Mitarbeiter
der paläs-
tinen-
Verwandte von Selbstmord-
attentätern erhielten vom
Irak zwischen 20 000 und
25 000 US-Dollar
sischen Medien gezahlt. Des
weiteren war er für die Zu-
sammenstellung der Listen
über die Selbstmordattentäter
zuständig. Er übergab die aus
dem Irak stammenden Geld-
summen an Angehörige von
Selbstmordattentätern. Auch
Familien, deren Angehörige
während der Intifada auf an-
dere Weise ums Leben kamen,
wurden auf seine Anweisung
hin vom Irak aus finanziell un-
Dollar. Ramadan machte ge-
naue Angaben, die sich an-
hand der sichergestellten Do-
kumente nachvollziehen las-
sen. Er hat insgesamt rund
fünfzehn Millionen US-Dollar
an palästinensische Familien
auszahlen lassen. Unter den
Begünstigten befinden sich
auch israelische Araber. Die
Angehörigen der-
jenigen, die bei
den Unruhen im
Oktober 2000 um-
kamen, erhielten
ebenfalls finanzielle
Unterstützung. ZL
Kommentar: Es ist
nicht überraschend, dass
der Irak versucht, auf die Ge-
biete der Palästinenser
immer mehr Einfluss auszu-
üben. Denn auch beim Irak-
konflikt geht es letztlich al-
lein um Israel. Auch wenn
das viele Politiker nicht wahr-
haben wollen: Im Grunde ge-
nommen kann man das Pa-
lästinenserproblem nicht von
der Irakkrise trennen. Für die
ungläubige Welt wären alle
Probleme gelöst, wenn nur
die Juden nicht da wären,
denn das jüdische Volk ist ein
sichtbarer Gottesbeweis auf
Erden. Es geht in Wahrheit

elden! terstützt. um den Konflikt zwischen

Jetzt anm Die Höhe der Beträge für
die Angehörigen dieser «Mär-
dem Gott Israels und dem
Gott des Islam, um die Aus-
tyrer» war unterschiedlich. einandersetzung zwischen
Verwandte von Selbstmordat- Wahrheit und Lüge. Auch
tentätern erhielten vom Irak wenn die satanischen Verfüh-
etwa 20 000 bis 25 000 US- rungsmächte wissen, wer das
Dollar. Die Familien, die bei letzte Wort haben und den
Zusammenstössen Sieg davon tragen wird, wol-
mit der israelischen len sie das mit aller Macht
Armee einen Ange- verhindern. Israel führt den
hörigen verloren physischen Kampf gegen die-
T H -S H A L OM-REISEN30 Pfäffikon ZH hatten, erhielten se Mächte, wir als Christen
BE H-83
h h o lz st r asse 38, C 9 5 2 1 4 1 9 im Durchschnitt kämpfen auf geistlicher Ebe-
Eic : 01
0 1 9 5 2 1 4 18 • Fax 8 0 7 L o tt st etten 10 000 US-Dollar, ne. Für uns geht es vor allem
Tel: -79
r: P o st fa ch 1162, D 5 /2 0 1 Schwerverletzte darum, dass wir Israel mit ei-
od e 077 4
l: 0 7 7 4 5 /8 001 • Fax: m .c h 1 000 und Leicht- ner starken Gebetsmauer
Te halo
a il : re is e n@beth-s verletzte 500 US- umgeben. CM ❏
E-M

18
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

DIE KRAFT DES GLAUBENS

Interview mit Rabbiner

Yochanan Fried
Der 61 Jahre alte Rabbiner Yochanan Fried ist in Jerusalem geboren und hat an
der dortigen Talmud-Thora-Schule «Merkaz HaRav» studiert. Während seines
Studiums galt diese Jeshiva als Zentrum für national-religiöse Aktivisten. Rabbi
Fried leitet seit 15 Jahren die Kulturabteilung des israelischen Erziehungsministe-
riums. Er ist für alle jüdischen Themen des ausserschulischen Kultursektors im In-
und Ausland verantwortlich. Nicht nur in Fachkreisen geniesst er hohes Ansehen.
Rabbi Fried ist verheiratet, hat drei Kinder und zwölf Enkelkinder. Er lebt in Beit
Meir in der Nähe von Jerusalem. Dort ist er auch als Rabbiner tätig.

ZWI LIDAR: Rabbi Fried, wir Ich weiss, dass es unsere Diese Wahrheit
führen dieses Gespräch in ei- Bestimmung war, in unsere verleiht der Seele
ner Zeit, da sich Israel auf ei- Heimstätte zurückzukehren, Kraft. Wir sind
nen Krieg vorbereitet. Man ist auch wenn das Leben in die- ein Teil von etwas
auf einen möglichen Angriff sem Land noch immer viele Grösserem, Gan-
des Iraks mit chemischen und Probleme und Schwierigkei- zem, Vollkomme-
biologischen Waffen gefasst. ten bereitet. Dennoch ist nem.
Das trifft doch Rabbi Yochanan Fried
Darüber hinaus zeichnet sich Folgendes festzuhalten: Wir,
auch im Norden Israels wegen das jüdische Volk, sind in un- wohl eher auf die
der Wasserkrise mit dem Li- sere Heimstätte zurückge- Gemeinschaft zu. Wie hilft Seite befinde ich mich auf ei-
banon eine kriegerische Aus- kehrt. Das ist ein historisch Ihnen das als Individuum? ner zeitlichen Ebene, und
einandersetzung ab. Zugleich bedeutender Prozess; die Ich empfinde mich selbst dann ist da auch noch die Ebe-
ist die Bedrohung durch pa- Probleme am Rand des Weges nun einmal als Teil dieser ne der moralischen Verpflich-
lästinensische Terroristen all- dürfen uns keinesfalls beun- Gemeinschaft, nicht als Indi- tung – die Pflicht, für einen
gegenwärtig. Hilft Ihnen in ruhigen. Wer glaubt, der hat viduum. Und wenn ich von ei- Freund einzustehen, für einen
einer solchen Situation Ihr Hoffnung. Wer glaubt, der nem grossen Ganzen spreche, Nachbarn, für die Gesell-
Glaube? sieht die Zukunft. meine ich das ebenfalls im his- schaft, in der ich lebe. Diese
YOCHANAN FRIED: Absolut. Ich möchte meine Frage ein torischen Sinn: Die Generati- Pflicht schafft keine Konfron-
Ich habe einen festen, allum- wenig präzisieren. Wie hilft onen der Juden, die Kette der tation, sondern gibt eine Rich-
fassenden Glau- Generationen, von tung vor und spendet zugleich
ben an den All- den Grosseltern zu auch Kraft.
den Enkeln. Haben die Palästinenser
mächtigen. Da- «Die Palästinenser haben Wie sehen Sie nach Ihrem Glauben ein Recht
rüber hinaus glau-
be ich auch an den
ein Recht im Land, jedoch aufgrund Ihres auf das Land?
Auftrag eines je- nicht auf das Land. Deshalb Glaubens die Paläs- Sie haben ein Recht im
tinenser und ihren Land, jedoch nicht auf das
den Juden, sich in können sie Einwohner und Kampf um das Land. Deshalb können sie
Seinem Namen
einzusetzen für die
Bürger sein, aber nicht die Land? Einwohner und Bürger sein,
Rechtmässigkeit Eigentümer» Ihre Frage muss aber nicht die Eigentümer.
des Weges, den ich auf verschiede- Erst vor kurzem haben ei-
das jüdische Volk nen Ebenen beant- nige Rabbiner dazu aufgeru-
geht, denn es ist in seine Ihnen Ihr Glaube, mit der worten. Auf der einen Seite fen, von Christen keine Spen-
Heimstätte zurückgekehrt Furcht vor einer mit chemi- glaube ich an das jüdische den anzunehmen. Befürworten
und hat sich dort eine Heimat schen Waffen bestückten Ra- Volk und seine Geschichte. Sie eine solche Haltung?
aufgebaut. kete umzugehen? Das ist, wenn Sie wollen, der Man sollte schon wissen,
Aber warum sind Sie so Mein Glaube sagt mir: «Er, Ansatz, die Geschichte im von wem das Geld kommt. Ich
ruhig? Welche Rolle spielt der ewige Ruhm Israels, kann Quer- und Längsschnitt zu bin gegen Strömungen, die
dabei Ihr Glaube? weder lügen noch betrügen.» betrachten. Auf der anderen missionieren. Und ich bin auch

19
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
dagegen, Spenden anzuneh-
men, wenn damit die Bedin-
gung verknüpft ist, seine Mei-
nung ändern zu müssen. Wer
über Geld verfügt, hat nicht
gleichzeitig die Wahrheit ge-
pachtet. Wenn jedoch auf-
grund eines beidseitigen Re-
spekts gespendet wird, sollte
man diese Hilfe annehmen.
Eine solche Spende erfolgt aus
einem positiven Gedanken
heraus, nicht als Vorschrift
oder Diktat, sondern als Hilfe
eines Menschen für seinen
Nächsten.
Habe ich zwischen den Zei-
len herausgehört, dass Sie sich
in gewisser Weise dennoch von
Christen abgrenzen?
Mein Verhältnis zu Christen
ist eine sehr komplexe Ange-
legenheit. Einerseits kann ich
nicht anders, als in ihnen Brü-
der zu sehen, die ebenfalls an
den einen Gott glauben. Von
der Weltanschauung her sind
sie meine Brüder. Anderer-
seits kann ich die Geschichte
nicht vergessen. Für uns Ju-
den ist es eine Geschichte der
Verfolgungen, die bereits in
der Frühzeit des Christentums
begannen. Wenn es um den
Antisemitismus ging oder heu-
te noch geht, haben die Chris-
ten nicht einfach untätig zu-
gesehen, sondern sich aktiv
daran beteiligt.
Und was halten Sie von
Christen, die sich selbst als die
wahren Christen bezeichnen?
«Ich weiss, dass es unsere
Bestimmung war, in unsere
Heimstätte zurückzukeh-
ren, auch wenn das Leben
in diesem Land noch immer
viele Probleme und
Schwierigkeiten bereitet»
20
Auch unter ihnen kam es
in der Vergangenheit zu anti-
semitischen Äusserungen.
Das Christentum hat dieses
Feuer begleitet, das im letz-
ten Jahrhundert im Versuch
einer Vernichtung des jüdi-
schen Volkes gipfelte. Ich
weiss, dass nicht alle es als
richtig und fair empfinden,
wenn man bei diesem Thema
mit Verallgemeinerungen um
sich wirft. Meine Haltung
dazu ist ambivalent, aber auch
sehr komplex.
Was erwarten Sie von den
Freunden des Beth-Shalom-
Vereins?
In erster Linie sollten sie
sich mit der reichen Geistes-
welt des Judentums und dem
Leben des jüdischen Volkes
in Eretz Israel sowie in der
übrigen Welt vertraut ma-
chen. Zudem erwarte ich von
ihnen eine Anerkennung der-
jenigen Werte, auf denen der
Staat Israel begründet wur-
de. Es ist ein jüdischer Staat
und ein Staat jüdischer Wer-
te. Ich würde mir wünschen,
dass sie uns auf dieser Ba-
sis bei der Aufklärung der
Weltöffentlichkeit helfen und
zur Seite stehen, wenn es um
den Aufbau unseres Landes
geht. Sie können dem jüdi-
schen Volk nach all den Jah-
ren in der Diaspora helfen,
sich in seinem Staat noch tie-
fer verwurzelt zu fühlen.
ZL ❏
SHARONS POLITIK FÜR MEHR FRIEDEN UND
SICHERHEIT
Besuch von Sharon
bei Präsident Bush
Der letzte Besuch von Ariel Sharon in den USA war der
siebte innerhalb seiner relativ kurzen Amtszeit. Auch das ist
ein weiterer Hinweis auf die engen und regen Beziehungen
zwischen den beiden Ländern.
Sharon folgte diesmal ei- ron im Weissen Haus war
ner Einladung von Präsident zudem die Bitte um erneute Fi-
Bush. Gründe dieses erneuten nanzhilfen in Milliardenhöhe.
Treffens waren erstens der Im Nahost-Friedensplan,
mögliche Angriff der USA auf den Präsident George W. Bush
den Irak und
zweitens die
Lage in Israel.
Über den In-
halt der Gesprä-
che wurde je-
doch so gut wie
nichts bekannt.
Allerdings war
nach dem Tref-
fen mit Präsi-
dent Bush unter
den Mitgliedern
der israelischen
Delegation eine
gewisse Hoch-
stimmung fest- ▲ Ariel Sharon im Gespräch mit US-Präsident George
zustellen. Ariel W. Bush und seinen höchsten Ministern und Beratern
Sharon nannte ▼ Gespräch unter Freunden: George W.
Bush und Ariel Sharon
Bush den besten Freund,
den Israel je im Weissen
Haus hatte. Er erwähnte,
dass die Zusammenarbeit
mit der jetzigen amerika-
nischen Regierung in allen
Bereichen so gut sei wie
noch nie zuvor. Der israe-
lische Regierungschef hat
in Washington seine Be-
reitschaft zu «baldigen»
Friedensverhandlungen
mit den Palästinensern
signalisiert, denn Präsi-
dent Bush will dem Frie-
densprozess neuen Schwung dem israelischen Ministerprä-
verleihen. Ein weiterer Grund sidenten vorgelegt hat, sind die
für den Besuch von Ariel Sha- folgenden Phasen vorgesehen:
Ariel Sharon über HINTERGRUNDINFORMATIONEN
S E R I E
Präsident Bush: «Der AUS
EIN BLICK AUS JERUSALEM: ISRAEL UNDISRAEL
JESHUAH
beste Freund, den
Israel je im Weis-
sen Haus hatte» DEIN VOLK IST MEIN VOLK

1. Bis Mitte 2003: die Ein-

Zwei falsche Wege:
stellung aller Terroranschlä-
ge, eine Reform der Palästi- Assimilierung von Juden und
nensischen Autonomiebehör-
de (PA), ein Einfrieren des
Siedlungsbaus sowie der Ab-
Judaisierung von Nichtjuden
zug israelischer Truppen aus DR. GERSHON NEREL sowie ihre Identität zu gestal- Jeshuah nicht «die Wurzel»
der Zone A. ten, weil sie im Verlauf der tragen, sondern von der Wur-
2. Bis Mitte 2004: Wahlen im Geschichte traurige Erfahrun- zel getragen werden. Nach
Machtbereich der PA sowie «Jeder bleibe in der Berufung, in gen machen mussten. Die den Worten des Apostels Pau-
die Einberufung einer inter- der er berufen wurde. … Liebe «Eintrittskarte» jüdischer lus ist «der wilde Ölzweig in
nationalen Konferenz über Brüder, ein jeder bleibe vor Gott, Gläubiger an Jeshuah in die den Ölbaum eingepfropft wor-
die Errichtung eines proviso- worin er berufen ist» (1.Kor meisten nichtjüdischen Kir- den» (vgl. Röm 11,17-24). Auf
rischen Palästinenserstaates. 7,20.24). chen und Gemeinden war eine diese Weise haben nichtjüdi-
3. Bis 2005 bzw. 2006: Ver- Die christlichen Gemein- allmähliche Assimilierung
handlungen über den in den Nationen haben in die jeweilige Gesell-
eine permanente Re- den einzelnen und anpas- schaft. Früher oder später
gelung unter Beteili- sungsbereiten jüdischen Gläu- endete dieser Prozess je-
gung anderer arabi- bigen an Jeshuah stets ohne doch mit einem Ausschluss
scher Staaten – auch zu zögern in ihre Reihen auf- aus der jüdischen Gemein-
über Jerusalem und genommen. Allerdings haben schaft. Deshalb behar-
das Flüchtlingspro- viele etablierte Kirchen und ren jüdische Gläu-
blem. Gemeinden eine ablehnende bige an Jeshuah
Die Hoffnung ge- Haltung gegenüber unabhän- heute darauf, dass
wisser Kreise, unter gigen Gruppierungen jüdi- sie nicht «konvertie-
Sharon werde nie ein scher Gläubiger und bezeich- ren» oder zu «Prose-
Palästinenserstaat nen diese sogar als «zu eigen- lyten» nichtjüdi-
entstehen, scheint ständig» oder als «schismati- scher Kirchen
sich nicht zu bestä- sche Abweichler». In der werden, sondern
tigen. Vielmehr ver- Regel hat diese Haltung ihre dass sie in ihrem
stärkt sich die von Ursprünge in einer falschen Messias die Vervoll-
Sharon von Anfang Auslegung eines Versteils aus kommnung und Erfüllung
an erklärte Bereit- Galater 3,28, in dem es heisst: ihrer eigenen Identität ge-
schaft zu ernsthaf- «Hier ist nicht Jude noch Grie- funden haben.
ten Gesprächen mit che …» Allerdings wird oft Zu den grössten
den Palästinensern. «vergessen», einen weiteren Fehlern christli-
Solche Verhandlun- Teil dieses Verses zu zitieren, cher Kirchen und
gen könnten nämlich die Aussage: «… hier Gemeinden zählt
letztendlich zu ei- ist nicht Mann noch Frau …» die «Entjudaisie-
nem palästinensi- Wo bleibt hier der Bezug auf rung» jüdischer
schen Staat und ei- den Textzusammenhang und Gläubiger an
nem friedlichen auch auf die Frage nach dem Jeshuah, die trotz Nach den Worten des Apostels Paulus ist «der wilde
Miteinander von Is- Unterschied zwischen Mann anders lautender Ölzweig in den Ölbaum eingepfropft worden»
raelis und Palästi- und Frau? Beteuerungen tat- (vgl. Röm 11,17-24). Auf diese Weise haben nicht-
nensern führen. Vor diesem Hintergrund sächlich stattge- jüdische Gläubige ihren Anteil an Israel.
Die begonnenen sind sich moderne Gläubige funden hat. Auch Bild: Ölbaum mit frischen Zweigen in Haifa
Zwangsräumungen an Jeshuah durchaus der Ge- heute noch folgen
illegaler Siedlungen fahr bewusst, dass sie ihre viele Kirchen ihren histori- sche Gläubige ihren Anteil an
weisen jedenfalls in jüdischen Wesensmerkmale schen Erfahrungswerten und Israel, denn als die Gemeinde
diese Richtung einer Politik verlieren könnten. Als Juden verschliessen sich der bibli- Jesu entstand, schlossen sich
für mehr Frieden und Sicher- versuchen Sie, ihre eigenen schen Wahrheit, nach der diese den jüdischen Gläubigen
heit. FW ❏ Verhaltensmuster als Gruppe nichtjüdische Gläubige an an, die zum «Ölbaum» gehör-

21
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
S E R I E
AUS
EIN ISRAEL
BLICK AUS JERUSALEM: ISRAEL UND JESHUAH
ten, und nicht umgekehrt.
Deshalb sollten christliche
Kirchen und Gemeinden auch
die besondere, in der hebräi-
schen Bibel verwurzelte
Identität jüdischer Gläubiger
an Jeshuah sowie die einzig-
artige Berufung ihrer Ver-
sammlungen anerkennen.
Moderne Gemeinden jüdi-
scher Gläubiger an Jeshuah
erkennen jedoch auch, dass
sie im umgekehrten Sinne
nicht versuchen sollten, ihre
nichtjüdischen Geschwister
zu Juden zu machen. Mit an-
deren Worten: Jüdische Gläu-
bige an Jeshuah haben keine
andere Wahl, denn gemäss
dem Neuen Testament kön-
nen sie von ihren Geschwis-
tern aus den Nationen nicht
fordern, die von Gott für das
jüdische Volk vorgesehenen
Riten und Bräuche einzuhal-
ten. Deshalb sind zum Bei-
spiel die Beschneidung oder
die Einhaltung heiliger Tage
für nichtjüdische Gläubige an
Jeshuah nicht obligatorisch.
Diese äusseren Zeichen sind
den Juden gegeben, damit sie
ihre einzigartige Identität be-
wahren können. Dieses Prob-
lem ist jedoch schon vor lan-
ger Zeit gelöst worden, und
zwar beim «Apostelkonzil» in
Jerusalem im ersten Jahrhun-
dert nach Christus. Die ers-
ten Jünger Jeshuahs erkann-
ten bereits, dass im Zeitalter
des Messias weder Juden
noch Nichtjuden durch zere-
monielle Handlungen die Ver-
gebung der Sünden erlangen
können. Seit dieser Zeit gilt
für beide gleichermassen,
dass Erlösung und ewiges
Leben nur aus der Gnade des
Herrn Jeshuah kommen kön-
nen (vgl. Apg 15,11).
Darüber hinaus ist ein
Übertritt nichtjüdischer Gläu-
biger an Jeshuah zum moder-
nen bzw. rabbinischen Juden-
22
tum durch die Übernahme
äusserer Praktiken oder
Traditionen kategorisch
abzulehnen. Im Umkehr-
schluss sollte man nicht
versuchen, jüdische Gläu-
bige an Jeshuah zu Nicht-
juden zu machen, indem
man ihnen das Recht ab-
spricht, als Gruppe die
gottgegebenen – nicht die
rabbinischen – Bräuche
des jüdischen Volkes ein-
zuhalten. Wenn deshalb
jüdische Gläubige an
Jeshuah in ihren eigenen
Gemeinden bleiben wol-
len, wollen sie durch die-
ses Verhalten ihre Loya-
lität gegenüber Israel als Na-
tion zum Ausdruck bringen.
Sie wollen damit nicht etwa
kundtun, dass sie etwas ge-
gen ihre nichtjüdischen Ge-
schwister im Glauben haben.
Deshalb sollten christliche
Kirchen und Gemeinden die-
ser Haltung mit Verständnis
begegnen.
In gleicher Weise wie es
in der Gemeinde Jesu natür-
liche Unterschiede zwischen
Mann und Frau gibt, sollte
zwischen jüdischen und nicht-
jüdischen Gläubigen an
Jeshuah unterschieden wer-
den. Im Hinblick auf das Ge-
meindeleben haben jüdische
Gläubige den eindeutigen
Auftrag, ihr Zeugnis über den
jüdischen Messias sowohl
der Kirche als auch der Syna-
goge zu verkünden. Während
es jedoch für Frauen kein bi-
blisches Gebot gibt, speziel-
le Gruppierungen innerhalb
der Gemeinde Jesu zu bilden,
enthält die Bibel klare Aus-
sagen über die immerwäh-
rende Berufung und Einzig-
artigkeit Israels. Anderer-
seits sollten sich Gemeinden
jüdischer Gläubiger an
Jeshuah nicht ausschliess-
lich aus Juden zusammenset-
Nur in Eretz Israel, dem Land Israel, können die Gemeinden jüdischer
Gläubiger an Jeshuah ihre biblisch-jüdische Identität entfalten und be-
wahren. Bild: Blick von der Altstadtmauer auf Jerusalem
zen. Nichtjuden, die sich sol-
chen Gemeinden anschlies-
sen, sollten jedoch eine ganz
bestimmte Einstellung mit-
bringen, und zwar die gleiche
Haltung wie die Moabiterin
Ruth. Sie sollten sich freiwil-
lig und offen dazu bekennen,
dass sie sich im Hinblick auf
die jüdischen Gläubigen an
Jeshuah so verhalten wie die-
se Frau: «Wo du hingehst, da
will ich auch hingehen; wo du
bleibst, da bleibe ich auch. Dein
Volk ist mein Volk, und dein
Gott ist mein Gott» (Rut 1,16).
Unter diesen Voraussetzun-
gen sollten genauso wie
damals Ruth nichtjüdische
Gläubige in den Gemeinden
jüdischer Gläubiger an
Jeshuah willkommen geheis-
sen werden. Auch wenn eine
bestimmte Gemeinde nichtjü-
dische Gläubige aufnimmt,
sollte sie ihre biblisch-jüdi-
sche (nicht aber eine rabbi-
nisch-jüdische) Identität bei-
behalten.
Heutzutage erleben wir,
wie jüdische Gläubige an
Jeshuah gerade durch ihre
Gemeinden und nicht als Ein-
zelpersonen nach und nach
sowohl auf die Welt- als auch
die Heilsgeschichte einen
Di
e
nachhaltigen Einfluss aus-
üben. Sie sind auf die Bühne
der Geschichte zurückge-
kehrt, um eine bedeutende
Rolle zu spielen in den end-
zeitlichen Geschehnissen,
die sehr bald stattfinden wer-
den. Heute sind die Gemein-
den der jüdischen Gläubigen
an Jeshuah lebende Beweise
für die Existenz eines einzig-
artigen «Überrests» sowohl in
Israel als auch in den Natio-
nen. Nur in Eretz Israel, dem
Land Israel, und nicht in der
Diaspora, der Zerstreuung,
können die Gemeinden jüdi-
scher Gläubiger an Jeshuah
ihre biblisch-jüdische Identi-
tät entfalten und bewahren.
Im jüdischen Staat Israel fin-
det auf Gemeindeebene
bereits eine Koexistenz zwi-
schen jüdischen und nichtjü-
dischen Gläubigen statt,
ohne dass die eine Grup-
pe von der anderen
verlangt, ihre Iden-
am
tität aufzuge-
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