E DITORIAL

Liebe Israelfreunde
Wenn es um Politik geht, dann können sich selbst die Gläubigen vor ihr nicht
ganz verschliessen, zumal auch sie in dieser Welt leben. Es gibt jedoch verschie-
dene Meinungen darüber, ob Gläubige sich aktiv in die Politik einmischen sollen,
und auf welcher Seite sie Stellung beziehen sollen. Dabei kommen wir schon zum
schwierigen Punkt in dem ganzen Fragenkomplex. Für Gläubige sollte es auf jeden
Fall klar sein, dass sie für Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden eintreten. Doch in
der Politik ist es oftmals nicht leicht zu erkennen, welches nun die vor Gott richtige
Entscheidung ist. Dies ist gegenwärtig in Israel der Fall, mit der Abtrennung vom
Gazastreifen. Auch die an Jesus gläubigen Juden sind in dieser Frage in Befürworter
und Gegner aufgeteilt. Die Politisierung einer solchen Frage wird jedoch gefährlich,
wenn dadurch sogar Gemeinden in gegnerische Lager zerrissen werden.
Paulus weist uns nun im ersten Brief an Timotheus in Kapitel 2, in den Versen
1 und 2, auf den besten Weg hin, auf dem wir auf das politische Geschehen Ein-
fluss nehmen können und sagt: «Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen,
Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige
und alle die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen
in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.»
Das Heil der Welt liegt nicht in einem politischen Programm, wodurch schon
viele glaubten, der Welt das Heil zu bringen, sondern in der Wahrheit des Wortes
Gottes, welches uns zeigt, dass der Mensch ohne Gott und ohne Seinen Sohn, den
Er in die Welt gesandt hat, orientierungslos und ferne von Gott bleibt.
In der Politik wird viel von einer neuen Weltordnung geredet, doch auch die-
ses politische Programm muss letztendlich fehlschlagen, weil es sich der «neuen
Weltordnung» Gottes widersetzt. Die neue Weltordnung, die ich meine und die
niemand wird aufhalten können, ist das Reich Gottes, das kommen wird, wenn
Das Heil der Welt Jesus wiederkommt. Und das «politische Programm» dieses kommenden Reiches,
liegt nicht in einem um diesen Ausdruck einmal zu gebrauchen, ist die Verkündigung des Evangeliums.
Es ist das einzige Programm, das sich seit nun bald zweitausend Jahren nicht ver-
politischen Pro- ändert hat. Darum muss auch für die Gläubigen, die Einfluss auf die Politik nehmen
gramm, wodurch wollen, das vorrangige Anliegen die Verkündigung des Evangeliums sein, denn
nur durch die Veränderung der Menschen durch das Wort Gottes kann wirklich
schon viele glaubten, echter Einfluss im politischen Geschehen erreicht werden. Und um auf diesem
der Welt das Heil zu Weg erfolgreich zu sein, ist nicht in erster Linie eine gute Organisation und die
richtige Propaganda und Taktik notwendig, sondern Gebet. Jesus selbst ist uns
bringen, sondern in darin zum grossen Vorbild geworden. Vor wichtigen Entscheidungen zog Er sich
der Wahrheit des jeweils zurück, um mit dem Vater allein zu sein im Gebet. Und so konnte Er zu
Petrus sagen: «Simon, Simon! Siehe, der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten
Wortes Gottes wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre»
(Lk 22,31-32). Der Herr erkannte die Gefahr, in der Petrus und die anderen Jünger
standen. Sein Fürbittegebet wurde in wunderbarer Weise erhört. Petrus wurde
zu einer der Säulen der ersten Gemeinde. Und durch die schwachen Jünger, für
die der Herr gebetet hatte, wurde das Evangelium hinausgetragen und die Welt
verändert. Darum lassen Sie uns die Macht des Gebetes viel mehr ausüben.
In der Macht des Gebetes verbunden, das die Welt zu verändern vermag, grüsst
Sie herzlich mit Shalom, Ihr
Fredi Winkler

3
I N H A LT J U L I 2 0 0 5
Nachrichten aus Israel • 7/2005

Nachrichten aus Israel®

Schweiz: Von «Kidnapping», Mord und Totschlag.
Beth-Shalom
Ringwiesenstrasse 12a
Selbst in Bethlehem, dem Geburts-
CH-8600 Dübendorf ort des Friedefürsten, kommt es
Tel. 0041 (0)44 952 14 17
Fax 0041 (0)44 952 14 19 ®
zwischen Christen und Muslims
E-Mail: beth-shalom@mnr.ch
immer wieder zu ernsten Ausei-
Deutschland:
Mitternachtsruf Zweig Deutschland e.V.
nandersetzungen mit teils tödli-
Abt. Beth-Shalom chem Ausgang. Seite 10
Kaltenbrunnenstrasse 7
D-79807 Lottstetten
Tel. 0049 7745 8001
Fax 0049 7745 201
E-Mail: beth-shalom@mnr.ch Terroropfer als Zeugen. Einhundert
Zeitschriften: israelische Terror-Opfer sind vom
Schweiz:
Beth-Shalom
amerikanischen Justizministerium
«Nachrichten aus Israel» und vom FBI in die USA eingeladen
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8600 Dübendorf worden. Sie sollen als Zeugen in
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einem Prozess gegen mutmassliche
E-Mail: nai@mnr.ch Terroristen auftreten. Seite 14
Deutschland:
Beth-Shalom
«Nachrichten aus Israel»
Kaltenbrunnenstrasse 7 Christliche Kirchen erkennen allmäh-
D-79807 Lottstetten
Tel. 0049 7745 8001 lich die Bedeutung Israels. Nach An-
Fax 0049 7745 201
E-Mail: nai@mnr.ch.
gaben eines jüdischen Wissenschaft-
lers hat sich die Haltung christlicher
Die «Nachrichten aus Israel» erscheinen auch in
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rumänischer, spanischer, und ungarischer Sprache.
Erscheinungsweise monatlich. und ihre Beziehung zu den Juden in
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länder EUR 18.–; Übersee EUR 24.–. Abonnemente laufen ein
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14 Persönliche Erinnerungen von Ulrich Sahm
16 Prominente Stimmen
Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis Stück-
werk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverantwortlich 16 Grundlegende Änderung der Sichtweise
ihre persönliche Sicht dar.
17 Einem Herzschrittmacher ähnlich
Initialen der Autoren und Quellenangaben in dieser Ausgabe:
BH = Brigitte Hahn; ZL = Zwi Lidar; CM = Conno Malgo; AN = Antje
17 Erstaunliche Entdeckung
Naujoks; US = Ulrich Sahm; MS = Markus Senn 18 Traurige Bilanz
Titelbild: NAI 18 Technik wird immer unheimlicher
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22 Grösste Meerwasserentsalzungsanlage der Welt
22 Israeltag am 19. Juni in Basel

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Der königliche
Bräutigam und
Seine Hochzeit
Meistens dreht sich in Liedern und Gedichten alles um die Braut. Im messianischen
Psalm 45 aber wird vornehmlich der Bräutigam besungen. Weshalb ist das so?
Norbert Lieth
In Psalm 45 lesen wir: «Dem
Vorsänger. Nach der Melodie ‹Lilien›.
Von den Söhnen Korahs. Ein Maskil;
ein Lied der Liebe. Mein Herz fliesst
über mit einem lieblichen Lied. Ich
sage: Meine Gedichte sind für den
König bestimmt, meine Zunge ist der
Griffel eines gewandten Schreibers. Du
bist schöner als die Menschenkinder;
Gnade ist ausgegossen über deine Lip-
pen; darum hat Gott dich gesegnet auf
ewig. Gürte dein Schwert an die Seite,
du Held, deine Majestät und deine
Pracht! In deiner Pracht fahre siegreich
einher für die Sache der Wahrheit, der
Sanftmut und Gerechtigkeit, und deine
Rechte lehre dich furchterregende Taten!
Deine Pfeile sind scharf, sie unterwerfen
dir die Völker; sie dringen ins Herz der
Feinde des Königs. Dein Thron, o Gott,
bleibt immer und ewig; das Zepter dei-
nes Reiches ist ein Zepter des Rechts!
Du liebst die Gerechtigkeit und hasst
die Gesetzlosigkeit, darum hat dich, o
Gott, dein Gott, gesalbt mit dem Öl der
Freuden mehr als deine Gefährten. Nach
Myrrhe, Aloe und Kassia duften deine
Kleider; Saitenspiel erfreut dich aus
Palästen von Elfenbein. Königstöchter
stehen in deinem Schmuck, die Gemah-
lin zu deiner Rechten in Gold von Ophir.
Höre, Tochter, schau her und neige dein
Ohr; vergiss dein Volk und das Haus
deines Vaters! Und wird der König deine
Schönheit begehren – denn er ist dein
Herr –, so huldige ihm! Und die Tochter
Tyrus wird kommen mit Geschenken;
die Reichsten des Volkes werde deine
Gunst suchen. Ganz herrlich ist die
BI BLISC H E BOTSC HAFT
Königstochter im Innern; aus gewirk-
tem Gold ist ihr Gewand. In gestickten
Kleidern wird sie dem König zugeführt;
die Jungfrauen, die sie begleiten, ihre Ge-
fährtinnen, sie werden zu dir gebracht.
Man führt sie mit Freuden und Frohlo-
cken, und sie ziehen ein in den Palast des
Königs. An die Stelle deiner Väter wer-
den deine Söhne treten, du wirst sie als
Fürsten einsetzen im ganzen Land. Ich
will deinen Namen verkünden in allen
Geschlechtern; darum werden dich die
Völker preisen immer und ewiglich.»
Wer schreiben kann und verliebt
war, hat ziemlich sicher schon ein-
Psalm 45 ist ein Lie-
besbrief in Form ei-
nes Liedes und ihm
gebührt unsere gan-
ze Aufmerksamkeit
mal einen Liebesbrief geschrieben.
Als ich während meiner Marinezeit
auf einem Schiff fuhr und wir längere
Zeit auf See waren, erhielten wir nur
Post, wenn uns ein Versorgungsschiff
belieferte. Dann aber bekamen wir oft
einen ganzen Stapel Briefe, jeder von
seiner Geliebten; von seiner Ehefrau,
Verlobten oder Freundin. Diese Briefe
hatten sich im Hafen angesammelt
und wurden uns jetzt durch das
Versorgungsschiff überbracht. An
Bord war es nie so still wie in den
Momenten, wenn jeder seine Briefe
empfing, unter Deck ging, sich auf die
Koje setzte und anfing zu lesen. Man
hat jeden einzelnen Brief mit ganzer
Aufmerksamkeit gelesen und nichts
war einem in dem Moment wichti-
ger, ja heiliger als die Briefe von der
Person, die man liebte.
Psalm 45 ist ein Liebesbrief in
Form eines Liedes und ihm gebührt
jetzt unsere ganze Aufmerksamkeit. Er
fliesst über von Gefühlen, Erregungen
und Gedanken, die man in Worte zu
fassen versucht. Der Verfasser ist
regelrecht aufgewühlt: «Mein Herz
fliesst über mit einem lieblichen Lied.
... Meine Gedichte sind für den König
bestimmt, meine Zunge ist der Griffel ei-
nes gewandten Schreibers» (Ps 45,2).
Bei diesem Liebesbrief handelt
es sich um die Schilderung einer
orientalischen Hochzeitszeremonie.
Ein königlicher Bräutigam und seine
vollendete Schönheit, seine erhabene
Majestät, seine Reinheit und Hoheit
werden beschrieben; ebenso die Liebe
zu Ihm, die Sehnsucht nach dem Tag
der Hochzeit und die Gedanken über
den Hochzeitsablauf. Nur steht hier
nicht die Braut, sondern der Bräuti-
gam im Zentrum.
Bräutigam und Braut gelten bei
einer jüdischen Hochzeit heute noch
als König und Königin.
Das Schöne an diesem Liebeslied
ist, dass es sich hierbei nicht um einen
vergänglichen Schlager, sondern um
hoffnungsvolle Wirklichkeit handelt.
Einst wird die Braut zur Hochzeit ge-
rufen und dem himmlischen Bräuti-
gam entgegengeführt werden. Dann
wird sie in Seine Gemächer einziehen
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BI BLISC H E BOTSC HAFT
Nachrichten aus Israel • 7/2005

und sich in Ewigkeit Seiner Liebe er- sie lebendig ins Totenreich hinunter • «Darum, ist jemand in Christus,
freuen. Diese Liebe wird nie veralten, (V 31-33). Doch die Bibel hält fest: so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist
vielmehr wird sie sich steigern bis in «Aber die Söhne Korahs starben nicht» vergangen, siehe, es ist alles neu gewor-
alle Ewigkeit. (4.Mo 26,11). den!» (2.Kor 5,17).
Und eben diese Söhne Korahs sind • «… da ihr ja wisset, dass ihr
Die Schönheit des königlichen es nun, denen elf Psalmen in der Bibel nicht mit vergänglichen Dingen, mit
Bräutigams. Wenden wir uns nun zugeschrieben werden, worunter sich Silber oder Gold, losgekauft worden
den ersten beiden Versen von Psalm auch das Liebeslied in Psalm 45 befin- seid von eurem eitlen, von den Vätern
45 zu: «Dem Vorsänger. Nach der Me- det, in dem ihre enge Beziehung zu überlieferten Wandel, sondern mit dem
lodie ‹Lilien›. Von den Söhnen Korahs. Gott zum Ausdruck kommt. Waren kostbaren Blute Christi, als eines un-
Ein Maskil; ein Lied der Liebe. Mein die Eltern widergöttliche Rebellen, so schuldigen und unbefleckten Lammes»
Herz fliesst über mit einem lieblichen waren ihre Kinder Diener Gottes ge- (1.Petr 1,18-19).
Lied, Ich sage: • «… welcher
Meine Gedich- uns errettet hat
te sind für den aus der Gewalt
König bestimmt, der Finsternis
meine Zunge ist und versetzt in
der Griffel eines das Reich des Soh-
gewandten Schrei- nes seiner Liebe»
bers» (V 1-2). (Kol 1,13).
Wer beschreibt Dieses «hat»
dieses innige ist im griechi-
Liebesverhältnis schen Urtext
zum König Isra- ein so genann-
els? Ausgerech- ter Aorist, der
net die Söhne immer für eine
Korahs! Und das abgeschlossene
beinhaltet schon Handlung steht.
eine Botschaft Weiter heisst
für sich. es in Psalm 45:
Während der «Du bist schöner
Wüstenwande- als die Menschen-
rung des Volkes kinder; Gnade ist
Israel war der ausgegossen über
Levit Korah der deine Lippen;
Anführer eines darum hat Gott
Aufstandes, den dich gesegnet auf
ewig» (V 3).
Ihr Herz fliesst
Gott richtet Kinder gottloser Eltern nicht willkür- über, ihre Ge-
lich, sondern durch eine Bekehrung und klare
fühle versuchen
Trennung geschieht ein vollkommener Neuanfang
(Bild: FotoDisc)
sie in Worte zu
worden, die ihre Liebe zu ihrem Herrn fassen und sie sind überwältigt von
kundtaten und ihr Vertrauen völlig der Schönheit des Königs. Wer wird
er mit anderen einflussreichen Leu- auf Ihn setzten. Sie werden «Söhne hier angesprochen? Wen meinen die
ten des Volkes Israel gegen Mose Korahs» genannt, was die unendliche Söhne Korahs? Bei diesem König
und Aaron organisierte. Von Un- Gnade Gottes verdeutlicht. In Vers 11 und Bräutigam handelt es sich ohne
zufriedenheit, Missgunst, Neid und und Vers 17 schreiben sie: «… vergiss Zweifel um den Messias Israels, Jesus
Eifersucht getrieben, wiegelte Korah dein Volk und das Haus deines Vaters!» Christus.
viele im Volk gegen die von Gott bzw. «An die Stelle deiner Väter werden «Du bist schöner als die Menschen-
eingesetzte Führerschaft auf; damit deine Söhne treten …» Das bedeutet, kinder …» Jesus war ohne Sünde
aber rebellierten sie gegen den Herrn dass Gott die Kinder gottloser Eltern (2.Kor 5,21), weshalb Er schon
selbst: «Fürwahr, du und deine ganze nicht willkürlich richtet, sondern dass während Seiner Erdenzeit eine be-
Rotte, ihr rottet euch gegen den Herrn durch eine echte Bekehrung eine klare sonders ausdrucksvolle und anzie-
zusammen!» (4.Mo 16,11). Trennung geschieht und es einen voll- hende Persönlichkeit gewesen sein
Ihre Rebellion und Lästerung war kommenen Neuanfang geben kann. muss. Doch hier wird Er in Seiner
so schlimm, dass Gott die Erde unter Gott trägt nichts nach. So kam zum zukünftigen Herrlichkeit auf Erden
ihnen auftat, die Korah sowie die Beispiel der grosse und untadelige als der Schönste aller Menschen
anderen Aufrührer mitsamt ihrem Prophet Samuel aus der Nachkom- beschrieben. Dabei ist festzuhalten,
Hab und Gut und einem Grossteil menschaft Korahs (1.Chr 6,16-23). dass Schönheit im Altertum eine
ihrer Familien verschlang; so fuhren Neutestamentlich bedeutet das: Voraussetzung für die Königswürde

6

war. Saul muss von ausserordentli-
cher Schönheit gewesen sein (1.Sam
9,2); David hatte ein gutes Aussehen
(1.Sam 16,12); von Absalom heisst es:
«Aber in ganz Israel war kein Mann so
schön und so berühmt wie Absalom. Von
der Fusssohle bis zum Scheitel war kein
Makel an ihm» (2.Sam 14,25); und
auch Salomo war nach der Beschrei-
bung im Hohenlied von sehr schö-
nem Aussehen. Jesus Christus aber
wird alle je da gewesenen Menschen
sowohl was Seine Persönlichkeit als
auch Seine Schönheit anbelangt in je-
der Beziehung bei weitem übertreffen.
Prophetisch wird das schon im Ho-
henlied angedeutet: «Mein Geliebter
ist weiss und rot, hervorragend unter
Zehntausenden …» (Hld 5,10ff.; vgl.
1.Mo 49,11-12). Israel wird aus dem
Staunen nicht mehr herauskommen,
wenn sich bewahrheitet, was Jesaja
sagt: «Deine Augen werden den König
sehen in seiner Schönheit, du wirst das
Land erweitert sehen» (Jes 33,17). Das
aber gilt für einen jeden Menschen,
der an den Herrn Jesus glaubt. Wenn
wir Jesus Christus zum ersten Mal
sehen, wird das ein unübertroffener
Moment sein.
«… Gnade ist ausgegossen über deine
Lippen …» Als Jesus das erste Mal auf
dieser Erde war, heisst es über Ihn:
«… alle gaben ihm Zeugnis und wun-
derten sich über die Worte der Gnade,
die aus seinem Munde gingen …» (Lk
4,22). Und: «… das Gesetz wurde
durch Mose gegeben; die Gnade und
die Wahrheit ist durch Jesus Christus
geworden» (Joh 1,17). Gnade heisst
ja auch «Herablassung». So ist Jesus
Christus aus der Ewigkeit herabge-
stiegen, um uns die Gnade Gottes
zu bringen.
«… darum hat Gott dich gesegnet
auf ewig.» Jesus Christus hat das
Erlösungswerk am Kreuz vollbracht.
Er hatte als Menschensohn den voll-
kommenen Segen Gottes und ist uns
zum Segen gesetzt: «… du setzest ihn
zum Segen für immer, erquickst ihn mit
Freude durch dein Angesicht» (Ps 21,7).
Darum schrieb jemand im 20. Jahr-
hundert über Jesus Christus:
«Neunzehn Jahrhunderte sind ge-
kommen und vergangen, und heute
ist Er der Mittelpunkt der Menschheit
und der Anführer der Kolonne des
Fortschritts. Es ist mehr als berechtigt,
wenn ich sage, dass alle Heere, die je
marschierten, alle Seestreitkräfte, die
BI BLISC H E BOTSC HAFT
je aufgebaut wurden, alle Parlamente,
die je getagt haben, und alle Könige,
die je regiert haben, dass sie alle das
Leben der Menschen auf dieser Erde
nicht so machtvoll beeinflusst haben
wie das Leben dieses Einen.»1
Wenn der Herr Jesus wieder-
kommt, wird Er herrschen in Ewigkeit
und Sein Reich wird nie mehr unter-
gehen: «… sein Reich ist ein ewiges
Reich, und alle Mächte werden ihm
dienen und gehorchen!» (Dan 7,27).
Das Erscheinen des königlichen
Bräutigams
In Psalm 45,4-6 lesen wir: «Gürte
dein Schwert an die Seite, du Held, deine
Majestät und deine Pracht! In deiner
Pracht fahre siegreich einher für die
Sache der Wahrheit, der Sanftmut und
Gerechtigkeit, und deine Rechte lehre
dich furchterregende Taten! Deine Pfei-
le sind scharf, sie unterwerfen dir die
Völker; sie dringen ins Herz der Feinde
des Königs.»
Prophetisch geht es hierbei um
die Wiederkunft Jesu als siegreicher
Held, als König in Seiner Pracht und
Majestät. Einige Begriffe sind gera-
dezu herausragend wie: «Schwert»,
«Majestät», «Pracht», «siegreich»,
«Wahrheit», «Gerechtigkeit» und
«Deine Pfeile sind
scharf». Sie wei-
sen uns auf Of-
fenbarung 19,6- Wenn der Herr Je-
9 hin, wo es im
Zusammenhang
sus wiederkommt,
mit der Hoch- wird Er herrschen
zeit des Lammes
und dem Kom- in Ewigkeit und Sein
men des Königs
heisst: «Halle-
Reich wird nie mehr
luja! Denn der untergehen
Herr, unser Gott,
der Allmächtige,
ist König geworden! Lasst uns fröhlich
sein und frohlocken und ihm die Ehre
geben! Denn die Hochzeit des Lammes
ist gekommen, und sein Weib hat sich
bereitet. Und es wurde ihr gegeben, sich
in feine, glänzend reine Leinwand zu
kleiden; denn die feine Leinwand ist die
Gerechtigkeit der Heiligen. Und er sprach
zu mir: Schreibe: Selig sind die, welche
zum Hochzeitsmahl des Lammes beru-
fen sind! Und er sprach zu mir: Dieses
sind wahrhaftige Worte Gottes!» Über
die siegreiche Wiederkunft des Soh-
nes Gottes lesen wir: «… ich sah den
Himmel geöffnet, und siehe, ein weisses
Pferd, und der darauf sass, heisst der
Treue und Wahrhaftige; und mit Ge-
rechtigkeit richtet und streitet er. Seine
Augen sind eine Feuerflamme, und auf
seinem Haupte sind viele Kronen, und
er trägt einen Namen geschrieben, den
niemand kennt als nur er selbst. Und
er ist angetan mit einem Kleide, das in
Blut getaucht ist, und sein Name heisst:
‹Das Wort Gottes.› Und die Heere im
Himmel folgten ihm nach auf weissen
Pferden und waren angetan mit weisser
und reiner Leinwand. Und aus seinem
Munde geht ein scharfes Schwert, dass
er die Heiden damit schlage, und er wird
sie mit eisernem Stabe weiden, und er
tritt die Weinkelter des grimmigen
Zornes des allmächtigen Gottes. Und
er trägt an seinem Kleide und an seiner
Hüfte den Namen geschrieben: ‹König
der Könige und Herr der Herren›» (Offb
19,11-16).
Die Göttlichkeit des königli-
chen Bräutigams. In Psalm 45,7-8
finden wir einen Beweis dafür, dass Jesus
Christus Gott ist und Göttlichkeit für
sich beansprucht: «Dein Thron, o Gott,
bleibt immer und ewig; das Zepter deines
Reiches ist ein Zepter des Rechts! Du
liebst die Gerechtigkeit und hasst die
Gesetzlosigkeit, darum hat dich, o Gott,
dein Gott, gesalbt
mit dem Öl der
Freuden mehr als
deine Gefährten.
Psalm 46,11 sagt:
«Seid stille und
erkennet, dass ich
Gott bin; ich will
erhaben sein unter
den Völkern, ich
will erhaben sein
auf Erden.»
Dass der
45. Psalm messi-
anischer Natur ist und letztlich den
Herrn Jesus zum Thema hat, macht
der Hebräerbrief deutlich. Denn darin
werden die Verse 7 und 8 aufgegrif-
fen und auf Jesus gedeutet: «Von den
Engeln zwar heisst es: ‹Er macht seine
Engel zu Winden und seine Diener zu
Feuerflammen›; aber von dem Sohn:
‹Dein Thron, o Gott, währt von Ewig-
keit zu Ewigkeit. Das Zepter deines
Reiches ist ein gerades Zepter; du hast
Gerechtigkeit geliebt und Ungerechtig-
keit gehasst, darum hat dich, Gott,
dein Gott mit Freudenöl gesalbt, mehr
als deine Genossen!›» (Hebr 1,7-9).
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BI BLISC H E BOTSC HAFT
Nachrichten aus Israel • 7/2005
Die Hochzeit des königlichen Neuen Testament wiederfinden und
Bräutigams. Sie wird prophetisch die wir im Gesamtzusammenhang der
in Psalm 45,10-16 beschrieben: «Kö- Bibel betrachten dürfen.
nigstöchter stehen in deinem Schmuck, • Die Gemahlin. Der königli-
die Gemahlin zu deiner Rechten in Gold che Bräutigam erscheint mit seiner
von Ophir. Höre, Tochter, schau her und Gemahlin (Ehefrau), um jetzt auch
neige dein Ohr; vergiss dein Volk und die Königstochter zu sich zu rufen.
das Haus deines Vaters! Und wird der Mit der Ehefrau kommt Er zurück,
König deine Schönheit begehren – denn mit ihr ist Er bereits verheiratet und
er ist dein Herr –, so huldige ihm! Und sie steht Ihm zur Rechten. Woher
kommt sie so plötzlich? Weshalb
ist sie bei Ihm, wenn Er erscheint,
um die Königstochter zu rufen? Wo
war Seine Gemahlin vorher? Sie er-
scheint uns wie ein Geheimnis, und
es könnte sich dabei sehr wohl um
einen verborgenen Hinweis auf das
Geheimnis der Gemeinde handeln.
Aus dem Neuen Testament erken-
nen wir, dass Seine Braut vorher zu
Ihm geholt und mit Ihm vermählt
wurde (Entrückung, vgl. 1.Thess
4,16-17; Off 19,7). Deshalb war
sie bereits bei Ihm und kommt nun
mit Ihm zurück. Die Gemeinde ist
die Braut bzw. Gemahlin des Herrn
Jesus. So schrieb zum Beispiel Paulus
den Korinthern: «… ich eifere um euch
mit göttlichem Eifer; denn ich habe euch
einem Manne verlobt, um euch als eine
reine Jungfrau Christus zuzuführen»
(2.Kor 11,2). Und an die Epheser
richtete er die viel sagenden Worte:
«‹Um deswillen wird ein Mensch Va-
ter und Mutter verlassen und seinem
Weibe anhangen, und werden die zwei
ein Fleisch sein.›
Dieses Geheim-
Die Gemahlin ist zur Rechten des Bräutigams. nis ist gross, ich
Zur Rechten bedeutet: Sie ist dazu bestimmt, Mit- aber deute es auf
herrscherin und Mitregentin zu sein. (Bild: FotoDisc) Christus und auf
die Tochter Tyrus die Gemeinde»
wird kommen mit (Eph 5,31-32).
Geschenken; die Reichsten des Volkes Vergleichen wir dazu Epheser 1,22
werde deine Gunst suchen. Ganz herr- und 3,6, wo die Gemeinde als der
lich ist die Königstochter im Innern; «Leib» Christi beschrieben wird. So
aus gewirktem Gold ist ihr Gewand. In ist es ja auch in einer Ehe, in der
gestickten Kleidern wird sie dem König Mann und Frau zu einem «Fleisch»
zugeführt; die Jungfrauen, die sie beglei- bzw. Leib werden (Mk 10,7-8). Was
ten, ihre Gefährtinnen, sie werden zu jedoch die Jünger Jesu vor Pfingsten
dir gebracht. Man führt sie mit Freuden anbelangt, so verkörperten sie das
und Frohlocken, und sie ziehen ein in wahre Israel; darum bezeichnete der
den Palast des Königs». Herr sie als «Hochzeitsgäste» und
In diesen Versen werden vier ver- nicht als Braut (Mt 9,14-15).
schiedene Personengruppen genannt: In Römer 7 spricht Paulus über
die Gemahlin, die Königstöchter, die das Gesetz des Ehebundes und
Königstochter und die Jungfrauen. schreibt in Vers 4, dass wir – wenn
Sicher können wir in Bezug auf diese wir an den Sohn Gottes glauben
Verse nicht alles dogmatisch auswer- – Jesus zu eigen geworden sind. In
ten oder festlegen. Aber es handelt Offenbarung 22,17 hören wir den
sich hierbei um Bilder, die wir im Geist und die Braut rufen: «Komm!»
8
Der Geist Gottes bezeugt durch die
Gemeinde das Evangelium und ruft
durch sie zu Jesus.
Die Gemahlin zur Rechten des
Bräutigams ist geschmückt in Gold
von Ophir. Zur Rechten bedeutet: Sie
ist dazu bestimmt, Mitherrscherin
und Mitregentin zu sein. So wie
Jesus zur Rechten Gottes steht (Apg
7,56), so wird Seine Gemeinde zu
Seiner Rechten stehen. Das geht
sinngemäss auch aus Matthäus
25,33 hervor: «Er wird die Schafe zu
Seiner Rechten stellen.» Gold ist ein
Bild für die Herrlichkeit Gottes. Die
Gemeinde wird geschmückt sein mit
der Herrlichkeit Jesu: «Wenn Chris-
tus, euer Leben, offenbar werden wird,
dann werdet auch ihr mit ihm offen-
bar werden in Herrlichkeit» (Kol 3,4).
Ophir war bekannt als Herkunftsort
des reinsten Goldes, obwohl man
geografisch nicht genau bestimmen
kann, wo es lag. Eventuell ist auch
das eine Andeutung auf das Geheim-
nis der Erlösung in Christus und das
Geheimnis Seiner Gemeinde, die vor
Grundlegung der Welt erwählt ist.
Nun kommt der königliche
Bräutigam um die Königstochter zu
sich ins Innere zu rufen, aber er hat
bereits Seine Gemahlin dabei.
• Die Königstochter. Während
der königliche Bräutigam Seine
Tochter zu sich ruft, befindet sich
Seine Gemahlin bereits bei Ihm (Ps
45,10). Er sagt zu ihr: «Höre, Tochter,
schau her und neige dein Ohr; vergiss
dein Volk und das Haus deines Vaters!
Und wird der König deine Schönheit be-
gehren – denn er ist dein Herr –, so hul-
dige ihm! Und die Tochter Tyrus wird
kommen mit Geschenken; die Reichsten
des Volkes werde deine Gunst suchen.
Ganz herrlich ist die Königstochter im
Innern; aus gewirktem Gold ist ihr Ge-
wand. In gestickten Kleidern wird sie
dem König zugeführt …» (V 11.15).
Bei der Königstochter scheint es
sich um den erlösten und geheiligten
Überrest Israels zu handeln. Es geht
dabei ums Hören und um das Ohr,
um einen Ruf. Hierbei denken wir
an das Wort: «Um Mitternacht aber
erhob sich lautes Rufen: Siehe, der
Bräutigam kommt!» (Mt 25,6).
Mit den Worten: «… vergiss dein
Volk und das Haus deines Vaters!»
(V 11) wird die Königstochter zur
klaren Trennung von ihren Volks-
genossen und ihrer Blutsverwandt-

schaft aufgerufen. Wenn Jesus ruft,
zählen keine familiären Bindungen
mehr, sondern nur noch der Ruf
des Bräutigams. Denken wir an die
Kinder Korahs. Wer aber nimmt
heute noch den Ruf Jesu ernst, der
manchmal recht schmerzhaft sein
kann?
Die Worte: «… wird der König
deine Schönheit begehren – denn er ist
dein Herr –, so huldige ihm» (V 12)
sind ein Aufruf zur Heiligung in An-
betracht der unmittelbaren Erschei-
nung des königlichen Bräutigams.
An jenem Ankunftstag soll alles of-
fenbar werden, muss alles ans Licht
kommen, nämlich sowohl zuvor bei
der Entrückung der Brautgemeinde,
als auch bei der sichtbaren Wieder-
kunft Jesu für Israel.
In Vers 13 wird der Königstochter
Belohnung und Ehre versprochen.
Die Nationen werden sich an jenem
Tag zum Volk Israel wenden und ihm
ihre Herrlichkeiten bringen. Israel
wird dann zum Haupt der Nationen
werden (5.Mo 28,13).
Die Königstochter wird ins In-
nere zu dem königlichen Bräutigam
gerufen (V 14-15). «… aus gewirktem
Gold ist ihr Gewand …», bedeutet,
dass sie nun auch herrlich und ge-
recht gemacht worden ist und dass
sie sich der Herrlichkeit des Herrn
rühmen kann. Manche Ausleger
sind der Meinung, dass am Ende,
wenn Gott alles in allem sein wird,
auch der gläubige Teil Israels in den
Brautstand eingeführt wird.
• Die Jungfrauen bzw. Königs-
töchter. «… die Jungfrauen, die sie
begleiten, ihre Gefährtinnen, sie
werden zu dir gebracht. Man führt sie
mit Freuden und Frohlocken, und sie
ziehen ein in den Palast des Königs»
(V 5-16). Da werden wir unweiger-
lich an das Gleichnis Jesu über die
zehn Jungfrauen erinnert. Denn die
Jungfrauen aus Psalm 45 scheinen
für die klugen Jungfrauen zu ste-
hen, die mit in den Königspalast
einziehen, heisst es doch: «… kam
der Bräutigam; und die bereit waren
(die fünf klugen Jungfrauen), gingen
mit ihm hinein zur Hochzeit; und die
Tür wurde verschlossen» (Mt 25,10).
In dogmatischer Hinsicht können
wir meines Erachtens die Jungfrau-
en nicht von den Königstöchtern
trennen; es sind lediglich zwei Fa-
cetten einer gleichen Sache. Diese
BI BLISC H E BOTSC HAFT
Jungfrauen werden auch in Psalm
68,25-26 erwähnt.
Die Herrschaft des königlichen
Bräutigams. Von ihr ist in prophe-
tischer Weise in Psalm 45,17-18 die
Rede: «An die Stelle deiner Väter wer-
den deine Söhne treten, du wirst sie als
Fürsten einsetzen im ganzen Land. Ich
will deinen Namen verkünden in allen
Geschlechtern; darum werden dich die
Völker preisen immer und ewiglich.»
Wenn der Herr Jesus Christus
mit Seiner himmlischen Braut, der
Gemeinde, wiederkommt, um nun
Israel in Sein irdisches Königreich zu
rufen, dann wird es zu einer völlig
neuen Generation im Land kommen.
«An Stelle deiner Väter werden deine
Söhne treten …» Seit 1948 haben
wir bereits eine neue Generation in
Israel; die alte ist 70 n.Chr. unter-
gegangen.
Aber nicht jeder Jude oder Israeli
wird automatisch an der Herrschaft
des königlichen Bräutigams teilha-
ben, sondern nur diejenigen, welche
sich rufen liessen, was ja auch das
Gleichnis über die zehn Jungfrauen
deutlich macht.
Diese neue Generation wird im
Millennium, dem Tausendjährigen
Reich, mitherrschen, und sie wird
ausziehen, um den Namen des Herrn
unter allen Nationen zu verkündigen,
und die Völker werden den Herrn Je-
sus Christus, den königlichen Bräuti-
gam, immer und ewiglich preisen.
Schlussgedanken. Im Hohelied
finden wir ein tiefgründiges Bild der
Hochzeit Salomos, das prophetisch
auf Jesus Christus hinweist: «Der
König Salomo liess sich eine Sänfte
machen, aus dem Holz des Libanon.
Ihre Säulen liess er aus Silber machen,
ihre Lehne aus Gold, ihren Sitz aus
Purpur, das Innere wurde mit Liebe
ausgestattet von den Töchtern Jerusa-
lems. Kommt heraus, ihr Töchter Zions,
und betrachtet den König Salomo mit
dem Kranz, mit dem seine Mutter ihn
bekränzt hat an seinem Hochzeitstag,
am Tag der Freude seines Herzens»
(Hld 3,9-11).
• Die Sänfte aus Holz bedeutet,
dass alles durch das Opfer Jesu am
Kreuz (Holz) getragen wird.
• Die Säulen aus Silber weisen
auf die Standfestigkeit, Sicherheit
und Festigkeit der Erlösung hin.
• Die Lehne aus Gold bedeutet,
dass man in Seiner Herrlichkeit zur
Ruhe kommt; auf einer Lehne ent-
spannt man sich.
• Der Sitz aus Purpur erinnert
uns an die Grundlage der Vergebung
im Blute Jesu.
• Das mit Liebe ausgestattete
Innere der Sänfte: Das Allumfas-
sendste ist die Fülle der Liebe, die
ewiglich bleibt, «denn die Liebe Got-
tes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns
(den Gläubigen an Jesus Christus)
gegeben worden ist» (Röm 5,5). Es
ist die Liebe Gottes, die Liebe in
Jesus Christus, die unser Innerstes
erfüllen will. In sie sind wir hi-
neinversetzt worden (Kol 1,13), und
von ihr werden wir getragen (1.Joh
4,8; Hebr 1,3).
Wir sind aufgerufen herauszu-
treten und uns in die Sänfte der
Ewigkeit hineinnehmen zu lassen.
Nur so werden wir den Herrn Jesus
Christus einmal in Seiner Erhaben-
heit, Schönheit und Herrlichkeit
sehen können. Und das entspricht
auch Seinem erhabenen Willen:
«Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch
die bei mir seien, die du mir gegeben
hast, damit sie meine Herrlichkeit
sehen, die du mir gegeben hast; denn
du hast mich geliebt vor Grundlegung
der Welt» (Joh 17,24). Wir sind auf-
gerufen, am Tag der Freude Seines
Herzens teilzunehmen!
In Psalm 45,11-12 haben wir
gelesen: «Höre, Tochter, schau her
und neige dein Ohr; vergiss dein
Volk und das Haus deines Vaters!
Und wird der König deine Schönheit
begehren – denn er ist dein Herr –, so
huldige ihm!» Sind Sie bereit, sich so
zu kleiden und so zu wandeln, dass
Sie Ihm huldigen können, wenn Er
Sie plötzlich zu sich ruft?
Wenn Sie mehr über die Ge-
meinde Jesu und Israel sowie über
das Gleichnis von den 10 Jungfrau-
en erfahren möchten, empfehlen
wir Ihnen das in unserem Verlag
erhältliche Buch von Norbert Lieth
«Die Ölbergrede Jesu – Zeichen
Seiner Zukunft» (Best.-Nr. 18790).
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1
Im Essay «One Solitary Life»; Fac-
tum 9/2004
9
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 7/2005
EINIGE REISEZEUGNISSE IN KÜRZE
Israelkongressreise vom 9.–19. Mai 2005
«Vorerst möchten ich und
meine Frau dem ganzen Team recht
herzlich danken für euren Einsatz
während der ganzen Reise. (…) Ihr
habt das wirklich super gemacht.
Wir sind durch diese 32. Beth-
Shalom-Kongressreise sehr gesegnet
worden und werden diesen Segen
in unseren Alltag mitnehmen. Der
grösste Dank aber gehört unserem
Herrn, Meister und Erlöser Jesus
Christus.» (F. Z.)
«Nochmals herzlichen Dank
für alles, was ihr Verantwortlichen
für die Reisegruppe in Israel getan
SCHIESSEREIEN ZWISCHEN CHRISTEN UND MUSLIMS
Von «Kidnapping», Mord und Totschlag
Selbst in Bethlehem, dem Geburtsort des Friedefürsten, kommt es zwischen Christen und Muslims
immer wieder zu ernsten Auseinandersetzungen mit teils tödlichem Ausgang.
«Sollte ich im Taxi sitzen bleiben
oder abtauchen», fragte sich Ute Dürr,
die Frau des Leiters der deutschen
Schule «Talitha Kumi» in Beit Jallah.
Es war 20.45 Uhr. Dürr kam vom Ara-
bisch-Unterricht in Bethlehem, als sie
10
AUS ISRAEL
Gesamte Reisegruppe beim Besuch im
Assaf-Harofeh-Krankenhaus
habt. Wir rufen den Leuten zu:
Macht euch mit Beth-Shalom-Rei-
sen auf den Weg ins Heilige Land.
Ihr werdet alle an Geist, Seele und
Leib aufgebaut und froh nach Hause
zurückkehren.» (N. V.)
«Ich denke noch jeden Tag an
die schöne Kongressreise zurück
und möchte euch ganz herzlich
für die sehr gute Organisation
danken und dass alles so wunder-
bar geklappt hat. (…) Ich habe alles
sehr geschätzt. (…) Ich danke für
die wunderbaren Andachten am
Morgen im Bus und unterwegs,
«eine Horde schiessender Menschen
sah, wie sie auf uns zukamen und auf
ein Haus auf der gegenüberliegenden
Strassenseite schossen.»
Ute Dürr erfuhr erst später, dass
sie in Unruhen hineingeraten war,
sie waren vom Herrn geführt.»
(L. R.)
«Auf der 32. Kongressreise wur-
den wir einmal mehr kulinarisch,
kulturell und vor allem geistlich
liebevoll verwöhnt und unser Wis-
sen mit Hintergrundinformationen
sowie biblisch fundiertem Wort
erweitert. Was wir über das prophe-
tische Wort hören durften, liess uns
einmal mehr erstaunen.
Alle Ehre gebührt dem Herrn!
Lob und Dank sei Ihm, dass wir
diese Israelreise mit vielen schönen
und ergreifenden Eindrücken erleben
durften. Und ein
herzliches Dan-
keschön auch
(Bild: NAI)
allen, die dies
tatkräftig ermög-
licht haben! (…) Danke, dass ihr mir
Israel lieb gemacht habt!» (S. S.)
«Wenn einer eine Reise nach Israel
unternimmt, dann am besten nur mit
Beth-Shalom ins Gelobte Land! Ich
reise schon seit Jahren mit dieser Or-
ganisation, weil die ganze Tour bis in
die kleinsten Einzelheiten durchorgani-
siert ist und Beth-Shalom durch Fredi
Winkler einen eigenen christlichen
professionellen Reiseführer hat, der
selber im Lande Israel wohnt.» (R. L.)
Wann kommen auch Sie einmal mit
einer Beth-Shalom-Reise nach Israel?
Gerne senden wir Ihnen den neusten
Prospekt mit verschiedenen Reisen
zu! CM
die seit Mitte Mai die Christen und
Muslims in der Gegend von Bethle-
hem austragen und die mindestens
35 verletzte Christen gefordert haben.
Auslöser des bewaffneten Streits war
eine gesellschaftlich nicht akzeptier-
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
te Liebschaft zwischen dem 24 Jahre
alten muslimischen Polizisten Fadi
Omar und der 16 Jahre alten christli-
chen Schülerin Adrian Sabat. Vor zwei
Wochen «verführte» der Muslim die
junge Christin und «kidnappte» sie.
Er brachte sie in ein Dorf bei Hebron,
wo sein grosser Familienclan lebt. Der
junge Mann behauptete, dass es sich
um eine «Liebesgeschichte» handelte,
dass die Schülerin ihm «freiwillig» ge-
folgt sei, zum Islam konvertieren und
ihn heiraten wolle. Die palästinensi-
sche Polizei akzeptierte seine Version.
Aber die Christen wandten sich an
das amerikani-
sche Konsulat,
an israelische
Behörden und an
das Lateinische
Patriarchat.
Am nächs-
ten Tag fuhren
amerikanische
Konsulatsbeamte
im gepanzerten
Wagen nach Heb-
ron. Sie wurden
beschossen, als
sie das Mädchen
abholten. Da sie
und ihre Familie
amerikanische
Pässe besitzen,
wurde Adrian bis
zu ihrer Abreise in die USA im Latei-
nischen Patriarchat beherbergt. Eine
Rückkehr nach Bethlehem hätte ihr
Leben gefährdet, hiess es dort. Der
«Liebhaber» oder «Entführer», je
nach Sicht der Dinge, wurde in die
jordanische Hauptstadt Amman ge-
bracht, um ihn aus dem Schussfeld
zwischen Christen und Muslims in
Bethlehem herauszuhalten.
Zeitgleich kam es zu mehreren
Morden wegen Schändung der
«Familienehre». Im Viertel Jabel
Mukaber in Jerusalem wurden zwei
muslimische Schwestern von ihren
Brüdern ermordet. In Ramallah er-
mordete ein christlicher Mann seine
22-jährige Tochter, die versucht hatte,
sich mit ihrem muslimischen Freund
nach Jordanien abzusetzen.
Für die christliche Minderheit sind
es schwer wiegende Zwischenfälle.
«Wir haben nichts gegen Muslime,
fürchten aber, zu einer immer kleine-
ren Minderheit an der Geburtsstätte
Jesu gemacht zu werden», meinte ein
AUS ISRAEL
Christ zur «Jerusalem Post», die als «israelische Propaganda» abgetan.
einzige israelische Zeitung über die Nachdem bei den Schiessereien in
Vorfälle berichtete. «Da geht ein Bethlehem mindestens 35 Christen
muslimischer Polizist straffrei aus, verwundet wurden, will Zahira Ka-
obgleich er eine Minderjährige ent- mal, die palästinensische Ministerin
führt hat. Hier wäre die Hölle los, für Frauenangelegenheiten, durch-
wenn ein Christ eine muslimische setzen, dass Frauen über 18 ohne
Frau entführt, getauft und geheiratet Zustimmung ihrer Familien heiraten
hätte. Die ganze christliche Gemein- dürfen. Die angesetzte sechsmonatige
schaft wäre dann nicht mehr ihres Haftstrafe für einen Mann, der wegen
Lebens sicher. » «Familienschande» eine Frau ermor-
Die betroffene Familie von Ad- det, soll erhöht werden. US/AN
rian Sabat wurde nicht zum ersten
Mal Opfer muslimischer Willkür. Kommentar: Immer häufiger hört
Zu Beginn der Intifada wurde der man, dass christliche Minderheiten in
islamischen Ländern oder islamisch
beherrschten Gebieten wie Bethlehem
verfolgt und angegriffen werden. Inte-
ressant ist, wie wenig unsere hiesigen
Medien darüber berichten. Das ist
kennzeichnend für unsere Zeit. Man
stelle sich vor, was passieren würde,
wenn diese Schiessereien unter israeli-
scher Herrschaft geschehen wären. Die
Welt könnte sich nicht genug ereifern,
um Israel an den Pranger zu stellen.
Dabei wäre es nicht mehr als recht,
wenn sich das christliche Abendland
endlich zu Wort melden und seinen
christlichen Brüdern in Gebieten, in
denen Verfolgung herrscht, helfen
würde. Aber da geschieht kaum et-
was. Die Muslims
Unruhen in Bethlehem sind keine Seltenheit dagegen protes-
(Bild: IPGO) tieren sofort
Grossvater des lautstark, wenn
Mädchens von einem von ihnen
unbekannten Schützen schwer ver- auch nur ein Haar gekrümmt wird.
letzt, weil er bei der Polizei eine Be- Das gleiche Paradox sehen wir in
schwerde gegen einen muslimischen unseren Tagen auch daran, dass fast
Autofahrer einreichte, der seinen die ganze – auch christliche – Welt
Neffen getötet hatte. Der Grossvater sich über so genannte Koranschän-
verlor das Augenlicht. Die Palästi- dungen durch amerikanische Soldaten
nensische Autonomiebehörde (PA) aufregt. Aber wenn in arabischen Län-
bezeichnete Berichte über diesen dern Bibeln vernichtet werden, hört
Vorfall als «böswillige Propaganda». man kaum etwas darüber. Niemand
Seit Mitte Mai kam es immer reklamiert, dass es in Saudi-Arabien
wieder zu gewalttätigen Zusammen- verboten ist, eine Bibel zu besitzen. Da
stössen und sogar Schiessereien. Die sollte sich die westliche Welt einmal
Diskriminierung von Christen in zu Wort melden. Aber auf Kosten des
der Gegend von Bethlehem ist seit Christentums und Israels ignoriert
langem bekannt. Aus Angst reden man gerne die Wahrheit bzw. die Fak-
die Christen nicht darüber, sondern ten. Da werden wir unweigerlich an
ziehen es vor, auszuwandern. Allein das ernste Wort Jesu erinnert: «… wer
seit Beginn der Intifada haben etwa sich meiner und meiner Worte schämt
5 000 Christen das Land verlassen. unter diesem ehebrecherischen und sün-
Geheime Berichte über die Beschlag- digen Geschlecht, dessen wird sich auch
nahmung von christlichen Häusern, der Sohn des Menschen schämen, wenn
die Zerstörung christlicher Symbole, er kommen wird in der Herrlichkeit
Schändung von Frauen, Friedhöfen seines Vaters mit den heiligen Engeln»
und heiligen Stätten werden als (Mk 8,38). CM
11
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Nachrichten aus Israel • 7/2005
AUS ISRAEL
«TROJANISCHES PFERD» IN ISRAELISCHEN GROSSUNTERNEHMEN
Betrügereien im grossen Stil via Internet
Amnon Jakonte gehört nicht zu den berühmtesten Schriftstellern Israels. Gleichwohl wurde er
überschüttet mit Kritik an seinem neusten Buch «L – wie die Lüge». Einige Kapitel geisterten sogar
im Internet herum. Doch das Buch war noch gar nicht fertig und Jakonte glaubte, dass es nur auf
seinem Computer gespeichert sei.
Jakonte ahnte Schlimmes. Bei der Polizei äusserte er den
Verdacht, dass der Computerfachmann Michael Haefrati, der ehe-
malige Schwiegersohn seiner Frau, wegen Familienkrach nach sei-
ner Scheidung böse
Rache verübt haben
könnte. Haefrati sei
mit Hilfe eines so
genannten «troja-
nischen Pferdes»,
eines Computer-
virus, in seinen
PC eingedrungen.
Er habe nicht nur
den unfertigen
Roman, sondern
auch private Briefe
und Adresslisten
herausgeholt und
verbreitet.
Was ursprüng-
lich wie ein schlech-
ter Witz wegen
einer Privatfehde
aussah, entpuppte sich bald als die grösste Wirtschaftsspionage in
der Geschichte Israels. Alle verfügbaren Polizeiermittler der Abtei-
lung für Betrugsdelikte wurden eingesetzt, um sich nur noch um
das «trojanische Pferd» zu kümmern. Im Rahmen der «Operation
Pferderennen» wurden 18 Direktoren oder führende Mitarbeiter der
grössten und bekanntesten Firmen Israels festgenommen. Ein Polizei-
Team wurde nach Deutschland geschickt, weil wohl auch deutsche
Firmen betroffen sind. Wie sich nach wochenlangen geheimen
Ermittlungen herausstellte, spionierte der Importeur von Volvo
gegen Champion Motors, den Vertreter von Volkswagen in Israel.
Der Betreiber des Satellitenfernsehens «Yes» stahl die Kundenlisten
des Kabelnetzbetreibers «Hot». Die Handybetreiber «Cellcom» und
«Pelephone» spionierten die Computer ihres Konkurrenten «Orange»
aus. Die Liste ist lang und prominent. Die bekanntesten israelischen
Grossfirmen, Kaufhausketten und Verkäufer von Mineralwasser,
Nahrungsmittelhersteller und Computerfirmen werden entweder
als Spione oder als Opfer genannt.
Der gemeinsame Nenner ist ein «trojanisches Pferd», das der
oben genannte Schwiegersohn des Schriftstellers entwickelt und
anscheinend sehr Gewinn bringend an Detektivfirmen verkauft hat.
Die wiederum betrieben angeblich im Auftrag einiger Grossfirmen
Werkspionage bei den jeweiligen Konkurrenten. Das Virusprogramm
wurde per E-Mail oder über eine Präsentations-Disc mit verlocken-
den Angeboten verbreitet. Die Detektive konnten in die infizierten
Computer eindringen und deren Inhalte «wie im Spiegel» anschauen,
12
ohne dass die Betroffenen es bemerkten. So wurden vertrauliche
Adresslisten, geheime Daten über Produkte, Strategiepläne und
jede andere abgespeicherte Information der jeweiligen Konkur-
(Bild: FotoDisc) renten beschafft. Das von Michael Haefrati
entwickelte «trojanische Pferd» ist angeblich
so ausgeklügelt, dass es von keinem Anti-
Virus-Programm entdeckt wird.
Solche Informationen sind in dubiosen
Kreisen Gold wert. Den ausspionierten Un-
ternehmen sei Schaden in Milliardenhöhe
entstanden. Bei der israelischen Polizei gin-
gen Hunderte Anträge aus aller Welt ein,
das «trojanische Pferd» zu erhalten, um ein
Gegenmittel zu entwickeln. Niemand weiss,
wie viele Firmen Spionage betrieben haben
und wie viele Firmen Opfer wurden. Die
Reise eines israelischen Kriminalistenteams
nach Deutschland ist ein Hinweis dafür, dass
sich das Spionagenetz nicht nur auf Israel
beschränkt. Der Erfinder des «trojanischen
Pferdes» und seine Freundin, die angeblich
den «Vertrieb» der Erfindung übernommen
hat, sind auf Bitten der israelischen Polizei
in London verhaftet worden. «Die etwas eigentümliche Beschwerde
eines drittklassigen Schriftstellers bei der Polizei löste in der israeli-
schen Wirtschaft ein Erdbeben aus, mit noch unabsehbaren Folgen»,
kommentierte eine Zeitung den Skandal, dessen voller Umfang noch
unbekannt ist. US/AN
Kommentar: Es ist leider eine Tatsache, dass die Kriminalität
auch vor Israel keinen Halt macht. Solange sich das Volk nicht be-
kehrt, ist es wie andere Länder offen für das Böse. Immer wieder
beobachtet man, dass es Christen gibt, die nach Israel reisen und der
Auffassung sind, im Heiligen Land werde kaum gestohlen, gemordet
oder sonst keine grossen Verbrechen begangen. Die Realität sieht
aber anders aus.
Es gibt auch eine Kehrseite dieser Problematik: Einige Christen
können nicht stark genug betonen, wie schlecht Israel ist und dass
es eigentlich zu gottlos sei, um noch eine geistliche Zukunft zu ha-
ben. Auch hier ist die Realität eine andere, denn alle diese Fakten
ändern nichts an der Tatsache, dass Israel Gottes auserwähltes Volk
auf Erden ist und der Herr heute in, mit und durch Israel biblische
Prophetie erfüllt.
Es ist daher wichtig, dass wir nüchtern nach Israel gehen, dieses
Land und Volk mit einem gesunden Blick betrachten und weder
auf die eine noch auf die andere Weise das «Kind mit dem Bade
ausschütten». Bei allem ist das treue Gebet für Israel das Beste, was
wir in dieser Zeit für Gottes Bundesvolk tun können. CM
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
NOCH KEINE PLÄNE NACH RÜCKZUG AUS GAZA
«Hamas»-Bewegung – Feind Nr. 1
«Für die Zeit nach dem Rückzug aus Gaza haben wir noch keine Pläne, aber es ist klar, dass es
weitergehen wird», sagte General Giora Eiland, früher Leiter der Planungsabteilung der Armee und
heute Chef des Sicherheitsrates. In diesen Funktionen hat Eiland die militärischen Aspekte des Rück-
zugs aus Gaza und dem Norden des Westjordanlandes vorbereitet. Er sitzt am Kabinettstisch und ist
der militärische Berater von Ministerpräsident Ariel Sharon.
Eiland ist pessimistisch, was die
Chancen einer Lösung des Konflikts
zwischen Israel und den Palästinen-
sern angeht. «Aber die Kriegsmüdig-
keit der Menschen und der gegensei-
tige Respekt der Machthaber stimmen
mich hoffnungsvoll.» Eiland warnt
vor Fehlern beider Seiten, weil die
zum Ausbruch eines dritten Waf-
fenganges führen könnten. In seiner
Analyse vor Journalisten unterteilte er
den Konflikt in ein palästinensisches,
israelisches und bilaterales Problem.
Für die Palästinenser stelle die
Hamas-Organisation das grösste Prob-
lem dar. Sie sei keine herkömmliche
Oppositionspartei, sondern verhalte
sich ebenbürtig zur Regierung. Sie ver-
handle über einen Waffenstillstand,
aber als bewaffnete Miliz könne sie
jederzeit «positive Entwicklungen»
untergraben. Als «Terrororganisa-
tion» mit der Ideologie, nicht die
Besatzung zu bekämpfen, sondern
den Staat Israel zu zerstören, sei es
unmöglich, einen Dialog mit der
Hamas zu führen. «Es ist kein Kunst-
stück, wenn arabische Länder Israel
als Realität anerkennen, aber kein
einziger Araber hat bisher Israel als
jüdischen Staat anerkannt.»
Palästinenserpräsident Mahmoud
Abbas musste reagieren, nachdem
die Hamas seine Autorität in Frage
gestellt habe, etwa durch die Be-
freiung von Gefangenen aus dem
Gefängnis. Doch nutzte die Hamas
«Fehler» von Abbas aus. So musste
Abbas sich verpflichten, die Hamas
nicht zu entwaffnen, obwohl er in
Sharm el-Sheik gegenüber Sharon
geschworen hatte: «Ein Gesetz, eine
Waffe.» Abbas musste der Hamas zu-
gestehen, eine eigenständige militäri-
sche Macht zu bleiben. Die Hamas in
das politische System zu integrieren,
sei ein «Rezept für Instabilität». Die
Pläne der Hamas, nach dem Rückzug
einen dritten Waffengang auszulösen,
werden Abbas hindern, Versprechen
einzulösen.
Als «israelisches Problem» be-
zeichnete Eiland den «kontroverses-
ten Beschluss, den je eine israelische
Regierung gefasst habe.» Er befürch-
tet das Schlimmste, falls «Tausende
Rückzugsgegner in den Gazastreifen
strömen, Busse und Lastwagen mit
dem Rückzug beschäftigt sind und
Palästinenser Raketenangriffe star-
ten». Um das Leben der Demonstran-
ten und der räumenden Soldaten zu
schützen, könnte die «ironische Situ-
ation entstehen, dass wir erst einmal
Khan Younis ero-
bern müssen, um
uns ohne Verlus-
te zurückziehen
zu können».
Als «bilate-
rales Problem»
bezeichnet Eiland
die gegensätzliche
Einschätzung des
Friedensprozes-
ses. Die Osloer
Verträge seien
«vielleicht etwas
naiv» angelegt
gewesen, um
mittels eines po-
Abbas musste der Hamas zugestehen, eine ei-
genständige militärische Macht zu bleiben.
(Bild: Reuters)
litischen Prozesses palästinensische
Gewalt zu beenden. «Durch Frieden
sollten Israels Sicherheitsprobleme
gelöst werden.» Schon zu Zeiten
Rabins, und endgültig mit der Inti-
fada, sei diese Vorstellung hinfällig
geworden. Die «Roadmap» befolge
im Prinzip das gleiche Ziel, aber
in umgekehrter Reihenfolge. Laut
«Roadmap» könne nur ein Ende der
Gewalt den Frieden bringen. Solange
AUS ISRAEL
die Hamas nicht entwaffnet und die
«Infrastruktur des Terrors» nicht zer-
stört sei, «werde Israel eine Geisel des
guten Willens der Hamas bleiben.»
Umgekehrt behauptet Mahmoud
Abbas, die Demokratie umgesetzt,
die Sicherheitsdienste reformiert und
die Finanzen in Ordnung gebracht zu
haben. Jetzt benötige die Autonomie-
behörde israelische Konzessionen, um
den Terror bekämpfen zu können. Ei-
land ist ratlos, wie die palästinensi-
sche Vorstellung «Erst Zugeständnis-
se, dann Sicherheit» und die israeli-
sche Forderung «Erst Sicherheit, dann
Zugeständnisse»
überbrückt wer-
den könnten.
Für die Zeit
nach dem Rück-
zug bleiben viele
Fragen offen.
Unklar sei, ob
Israel dann noch
Verantwortung
für den Gaza-
streifen trage.
Sollte Israel den
Grenzstreifen
zu Ägypten räu-
men, was offen-
bar noch nicht
beschlossen ist,
könnte aller Wa-
ren- und Perso-
nenverkehr über
Ägypten und nicht mehr über Israel
abgewickelt werden. Aus «vielen
Gründen», die Eiland allerdings
nicht nennen wollte, werde Israel die
UNO nicht auffordern, den Rückzug
zu verifizieren, ob Israel sich wirklich
«hinter die Grenze» zurückgezogen
habe, wie es die UNO nach dem
Rückzug aus dem Libanon getan hat.
Gleichwohl könne damit begonnen
werden, die «Landkarten mit den
Nationalfarben zu bemalen». Es sei
klar, dass der Gazastreifen Teil des
13
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 7/2005
künftigen palästinensischen Staates
sein werde. «Wir wissen, dass die
Räumung kein Ende darstellt, aber
für die Fortsetzung haben wir einige
Vorbedingungen.» US/AN
Kommentar: Wenn man die
Äusserungen dieses Fachmannes
liest, könnte man um die Zukunft
Israels schlimme Befürchtungen
haben. Aber wie sagt es der Prophet:
«Fürchte dich nicht.» Denn genauso
AUS ISRAEL
könnte uns angst und bange werden,
wenn wir auf unser eigenes Leben bli-
cken. Was kommt noch alles auf uns
zu? Bin ich morgen vielleicht schwer
krank? Wie kann ich dem Herrn
immer treu bleiben? Wie wird sich
dieses oder jenes familiäre Problem
lösen? Wird sich mein Mann, mei-
ne Frau, werden sich meine Kinder
bekehren? Wenn es im Neuen Testa-
ment heisst, dass Der, der in uns das
gute Werk angefangen hat, es auch
vollenden wird (vgl. Phil 1,6), ist das
besonders für die Angefochtenen eine
grosse Stärkung. Diese Verheissung
gilt auf andere Weise auch für Isra-
el: Wenn Gott angefangen hat, Sein
Volk zurückzuführen ins jüdische
Land, wird Er auch alles Weitere tun:
die Bekehrung des jüdischen Volkes
sowie die Herbeiführung des wahren
Friedens für den Nahen Osten und
die ganze Welt, wenn Jesus Christus
nach Jerusalem wiederkommt. CM

MUTMASSLICHE TERRORISTEN SOLLEN ENTTARNT WERDEN

Terroropfer als Zeugen

Einhundert israelische Terror-Opfer sind vom amerikanischen Justizministerium und vom FBI in
die USA eingeladen worden. Sie sollen als Zeugen in einem Prozess gegen mutmassliche Terroristen
auftreten. Dieses Gerichtsverfahren ist das bisher wichtigste gegen Terroristen, seitdem die USA
dem internationalen Terrorismus den Krieg erklärt haben.
(Bild: Web)
Das Justizministerium hofft, dass die israelischen Terroropfer Bei der Vorberei-
und andere israelische Zeugen in diesem Prozess die Anklage un- tung des Prozesses
terstützen können. Die Staatsanwaltschaft versucht nachzuweisen, wurden bereits viele
dass vier Amerikaner arabischer Herkunft seit Jahren in den USA als hebräischsprachige
Verbindungsmänner für Terroristen der Gruppe Islamischer Jihad Dokumente nach
aktiv waren. Anführer der Terrorgruppe ist Prof. Sami Al-Arian, der Tampa (Florida)
früher an der Universität von Süd Florida lehrte. überstellt. Die meis-
Die israelischen Zeugen sind durch Terroranschläge des Islami- ten dieser Beweisstü-
schen Jihad in Israel verletzt worden. Zudem wurden auch Hinter- cke wurden bei den
bliebene von Terroropfern eingeladen. Unter den Zeugen befinden Ermittlungen über die entsprechenden Anschläge zusammengestellt. Es
sich auch Polizisten und Ermittler, die mit der Aufklärung dieser handelt sich um mehrere Terrorakte, bei denen insgesamt 67 Israelis
Anschläge beschäftigt waren. Ferner sind unter den geladenen ums Leben kamen und Hunderte verletzt wurden, so zum Beispiel ein
israelischen Zeugen auch Angehörige der Organisation ZAKA, die Selbstmordattentat im Tel Aviver Dizengoff-Einkaufszentrum im Frühjahr
für die Bergung und Identifizierung von Leichen nach Attentaten 1996, bei dem 13 Personen ermordet wurden, ein doppelter Selbstmord-
verantwortlich ist. anschlag an der Kreuzung Beit Lid im Januar 1995, bei dem 22 Israelis
Die Vorladung dieser Zeugen stellt einen Präzedenzfall dar, denn starben, sowie ein Anschlag an der Kreuzung Karkur im Oktober 2002,
zum ersten Mal in der Geschichte der USA werden ausländische Zeu- bei dem 14 Menschen ums Leben kamen. ZL
gen eingeflogen, um in einem Gerichtsverfahren auszusagen, bei dem
amerikanische Bürger vor Gericht stehen. Auch dass die Behörden die Zur Entlassung von Professor Al-Arian und zur Stellungnahme der
Einladungen von sich aus aussprachen und für alle Kosten aufkommen, University of South Florida siehe: http://w3.usf.edu/~uff/AlArian/
ist bis auf den heutigen Tag beispiellos. Current.html

DEUTSCHLAND – ISRAEL

Persönliche Erinnerungen von Ulrich Sahm

1965 nahmen die Bundesrepublik und Israel diplomatische Beziehungen auf. Ich war 15 Jahre alt
und besuchte als einziger Deutscher eine Schule für Diplomatenkinder in Sèvres bei Paris. Zufällig
waren ein Viertel meiner Klassenkameraden Israelis. Der Umgang mit ihnen war ungezwungen,
normale Jugendfreundschaften, auch wenn die Eltern eines Freundes erklärten: «Du bist der erste
Deutsche, der unser Haus betritt.»

Die deutsch-israelischen Be- der Fortsetzung des in Deutschland worden. Ganz subjektiv erwähne ich
ziehungen waren so mit unserem begonnenen Studiums der Theologie hier einige miterlebte «Höhepunkte»
ersten Besuch in Israel 1968 und auch ein Teil des eigenen Lebens ge- dieser komplizierten Beziehung.

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 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Die erste Einladung in die Resi-
denz des deutschen Botschafters in
Herzlija-Pituach nördlich von Tel
Aviv erhielt ich 1968, während ei-
ner dreimonatigen Rundreise durch
Israel. Der einarmige ehemalige
Wehrmachtsoffizier Rolf Pauls war
Botschafter. Zu seinen Gästen zähl-
te der «grosse» Staatsgründer David
Ben-Gurion. Der stellte sich als ein
knapp 1,60 Meter kleiner Zwerg he-
raus. Moshe Dayan mit der schwar-
zen Augenklappe stahl allen anderen
hochrangigen Gästen die Show. Er
war der Held des ein Jahr zuvor ge-
wonnenen «Blitzkriegs» von 1967.
Viele Jahre später, wie ein Diplomat
mit Schlips und Anzug verkleidet,
sollte ich als Journalist versehent-
lich am Gespräch einer offiziellen
deutschen Delegation bei Aussen-
minister Dayan teilnehmen. Nach
dem Besuch war die Rede von einem
«offenen Gespräch in positiver At-
mosphäre». Doch hinter verschlos-
senen Türen schwärmte Dayan vom
demokratischen Deutschland im
Zentrum Europas, von engen militä-
rischen Beziehungen, vom Vertrauen
Israels in die deutschen Partner. «Ich
wäre dafür, dass Deutschland, wie es
seiner Position und Stellung gebührt,
eine Atommacht sein sollte.»
Franz-Josef Strauss, der die
heimlichen Waffengeschäfte mit
Israel eingefädelt hatte, kam im-
mer wieder nach Israel. Der wahre
Umfang dieser Waffengeschäfte ist
nie veröffentlicht worden. Bis heu-
te ergehen sich die Verantwortlichen
lediglich in vagen Andeutungen.
Strauss begeisterte sich für die is-
raelische Technologie der Drohnen,
der unbemannten Flugzeuge zu Auf-
klärungszwecken. Als ich eingeladen
war, eine Cargomaschine mit israe-
lischen Blumen und Erdbeeren nach
Köln-Wahn zu begleiten, wurden in
Deutschland auch längliche Kisten
ausgeladen. Auf Hebräisch stand auf
den Kisten: «Drohnen.» Die hätten
wir nicht sehen dürfen.
Für einen Israel-Korresponden-
ten ist die Tagesschau eine tägliche
Revue «persönlicher Bekannter».
Von Willy Brandt über Helmut
Kohl, Gerhard Schröder, Johannes
Rau, Horst Köhler und bis Angela
Merkel macht es sich fast jeder
deutsche Politiker zur Pflicht, Israel
zu besuchen.
Menachem Begin, der Holocaust-
Überlebende, war als Oppositionschef
gegen die Wiedergutmachungsab-
kommen auf die Barrikaden gegan-
gen. 1977 hatte er aber geschworen,
als gewählter Ministerpräsident
«alle Israelis» zu repräsentieren.
Seine persönliche Antipathie gegen-
über Deutschen wollte er verbergen.
Ausgerechnet dem ehemaligen Bun-
despräsidenten
und Ex-Wehr-
machtssoldaten
Karl Carstens
drückte er als
erstem Deut-
schen die Hand.
Begin überwand
sich. Als ich
danach Begin
eine Frage stell-
te und mich als
deutscher Jour-
nalist vorstellte,
verweigerte er
allerdings die
Antwort.
Ulrich Sahm (Bild: WEB)
Die letzte akute Krise zwischen
Israel und Deutschland wegen der
Vergangenheit ereignete sich in den
Tagen Begins, als Helmut Schmidt
Bundeskanzler war. Ausgerechnet am
israelischen Holocaust-Gedenktag,
der wegen des jüdischen Kalenders
an wechselnden Daten stattfindet,
kehrte Schmidt aus Saudi-Arabien zu-
rück und verkündete, dass Deutsch-
land Leopard-Panzer an das extrem
israelfeindliche Wüstenkönigreich
verkaufen werde. Bei Begin brannten
damals alle Sicherungen durch, und
die Beziehungen zwischen beiden
Staaten stürzten zeitweise in eine
Krise.
Der erste Besuch von Helmut Kohl
in Israel war eine Katastrophe. Aus-
senpolitisch noch unerfahren kam er
mit der «Gnade der späten Geburt»
nach Israel, nichts ahnend, dass am
Abend vorher David Witzthum, Re-
dakteur des israelischen Fernsehens,
einen Filmschnipsel ausstrahlen liess,
wie Kohl in der Heide Panzerschützen
besuchte und protzte, als Fünfzehn-
jähriger bei der Flak mitgekämpft
zu haben. Sein Pressesprecher Peter
AUS ISRAEL
Bönisch marschierte im schwarzen
Ledermantel im «SS-Stil» durch die
Altstadt und beklagte sich über eine
israelische «Instrumentalisierung des
Holocaust». Dan Ashbel, der heutige
Botschafter in Wien, wollte nicht
glauben, dass Bönisch das gesagt
habe. Beim Staatsempfang in Tel Aviv
führten wir ihn zu Bönisch. Ashbel
fragte und Bönisch bestätigte.
Bemerkens-
wert war die
Reaktion der is-
raelischen Presse
auf diesen ver-
patzten Besuch.
Radio, Fernsehen
und die meisten
Zeitungen igno-
rierten ihn. Die
linksgerichtete
Zeitung «Haa-
retz» brachte an
dem Wochenen-
de nur ein Foto
von Kohl auf
dem Tempelberg,
umringt von
muslimischen
Geistlichen. Die
Bildunterschrift lautete: «Der deut-
sche Bundeskanzler mit dem Mufti
von Jerusalem, dessen Vorgänger mit
Hitler über die Endlösung der Juden
konferierte.» Zehn Jahre später absol-
vierte der gleiche Bundeskanzler Kohl
unter Ministerpräsident Jitzchak Ra-
bin souverän einen weiteren Staatsbe-
such, der ihm viel Hochachtung und
Respekt einbrachte.
Seitdem hat es eigentlich keinen
echten Skandal mehr gegeben, der
die ansonsten vorzüglichen Bezie-
hungen zwischen Deutschland und
Israel überschattet hätte. Einmal
wurde dem deutschen Botschafter
vorgeworfen, am Fastentag Jom Kip-
pur ein «lautstarkes Abendessen» für
eine deutsche Delegation veranstaltet
zu haben. Als Aussenminister Gen-
scher während des ersten Golfkrieges
nach Israel kam, um einen Scheck für
den Wiederaufbau von israelischen
Stadtvierteln zu überreichen, die ira-
kische Skud-Raketen zerstört hatten,
demonstrierten israelische Jugendli-
che mit auf dem Rücken geschnallten
Butangasflaschen mit der Aufschrift
«Made in Germany». Gleichwohl
war Botschafter Otto von der Gab-
lenz einer der wenigen Diplomaten,
15
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 7/2005
der trotz akuter Raketengefahr seine
Stellung am Kaminfeuer in der Resi-
denz hielt und so in Israel Pluspunkte
für Deutschland sammelte.
Nach etwa 30 Jahren Aufenthalt
als Deutscher in Israel ist die Bilanz
überwiegend positiv. Die Bundesprä-
sidenten Herzog, Rau und Köhler ab-
solvierten Staatsbesuche, ohne auch
nur in ein einziges Fettnäpfchen zu
treten. Köhlers deutsche Rede in der
Knesseth wurde in Deutschland zu
AUS ISRAEL
einem «unerhörten Skandal» hoch-
gespielt. Die Israelis ordneten es eher
als medienträchtige Profilierung von
zwei oppositionellen Hinterbänklern
in der Knesseth ein. Deutsche Besu-
cher, Politiker, Schülergruppen und
Touristen werden mit einer Unbe-
fangenheit empfangen, die jedes Mal
von Neuem die eher verklemmten
Deutschen verblüfft. Was vielleicht
in Deutschland am ehesten über-
rascht: Der Brand in der Synagoge
in Lübeck, die Kontroverse zwischen
Möllemann und Friedman, die anti-
semitischen Äusserungen von Hoh-
mann zum «Tätervolk» und die Er-
wähnung jüdischer «Heuschrecken»
wurden in Israel kaum oder gar nicht
wahrgenommen. Auch ohne es offen
einzugestehen, gilt Deutschland bei
den meisten Israelis als ein «normales
und freundlich gesinntes Land», das
neben den USA seinesgleichen sucht.
US/AN

DEUTSCH-ISRAELISCHE BEZIEHUNGEN

Prominente Stimmen
Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland
am 12. Mai 1965, vor 40 Jahren, nur 20 Jahre nach dem Ende des Holocaust, stösst auch in Isra-
el auf grosses öffentliches Interesse.

Die Universitäten und die deutschen politischen Stiftungen
veranstalten Seminare. In den Medien finden Diskussionsrunden
mit Forschern, Experten und ehemaligen Botschaftern statt.
Shlomo Aronson, Historiker und ehemaliger Journalist, betont,
dass der erste deutsche Botschafter Rolf Pauls bewusst ausgewählt
worden war, «weil er ein Wehrmachtsoffizier war, der durch seine
Heldentaten den Krieg verlängert hatte. Pauls wurde von Hitler
persönlich mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet». Aronson, seiner-
zeit Korrespondent in Deutschland, wurde ein Interview mit dem
scheidenden Adenauer verweigert, weil die engen Beziehungen mit
Israel, darunter die Lieferung amerikanischer Patton-Panzer der Bun-
deswehr, nicht öffentlich werden durften, solange Deutschland auf
die arabische Karte setzte und mit Israel Beziehungen nur «unter
dem Tisch» pflegte. Es gab eine «delikate» militärische Zusammen-
arbeit, auch im atomaren Bereich.
Benni Navon, ehemaliger israelischer Botschafter in Bonn, sagte
in einer Rundfunksendung: «Joschka Fischer erweist sich als einer
der treuesten Freunde Israels, aus rein moralischen Gründen. Er
half, wo immer er konnte, schon bevor er Aussenminister wurde.
Gleichzeitig ist das Ansehen Israels heute unter der deutschen Bevöl-
kerung, vor allem bei der Jugend, so schlecht wie nie zuvor. » Yechiel
Kadischai, ehemaliger Berater von Ministerpräsident Menachem
Begin, erinnert sich: «Das Timing des Rücktritts von Menachem
Begin hing zusammen mit dem Besuch von Kohl. Deutsche Flag-
gen hingen schon überall. Nach Deutschland wäre Begin niemals
gefahren. Aber als Ministerpräsident hat er Deutsche empfangen.
Carstens war der Erste.» In der Tat sassen die Journalisten schon
in ihrer Sondermaschine auf dem Flughafen von Frankfurt, als Me-
nachem Begin, wegen des gescheiterten Libanonkrieges in tiefe
Depressionen gesunken, ganz plötzlich seinen Rücktritt erklärte, ins
Auto stieg, nach Hause fuhr und nie mehr wieder gesehen wurde.
Wenige Stunden später sollte Kanzler Kohl zu einem offiziellen
Besuch nach Israel kommen. Der Besuch musste in letzter Minute
verschoben werden.
Der ehemalige ashkenasische Oberrabbiner Israel Meir Lau,
der als Kind in Krakau aufwuchs und damals dem späteren Papst
Johannes Paul II. begegnete, hat in Polen den Holocaust überlebt.
«Ich war in Berlin, traf Rau und Schröder. Aber ich habe nicht auf
deutschem Boden übernachtet. Ich will mein Haupt in Deutschland
nicht auf ein Kissen legen, weil ich keine Ruhe fände.» US/AN

CHRISTLICHE KIRCHEN ERKENNEN ALLMÄHLICH DIE BEDEUTUNG ISRAELS

Grundlegende Änderung der Sichtweise

Nach Angaben eines jüdischen Wissenschaftlers hat sich die Haltung christlicher Kirchen gegenü-
ber dem Judentum und ihre Beziehung zu den Juden in den letzten 50 Jahren stark gewandelt.

Moshe Auman widmete die
letzten vier Jahre seiner 35 Jahre
dauernden Tätigkeit im israelischen
Aussenministerium dem Studium
der jüdisch-christlichen und israe-
lisch-christlichen Beziehungen. Er
vermutet, dass viele protestantische
Kirchen mit der Wiedergeburt des
jüdischen Staates vor über 50 Jahren
nicht zurechtgekommen seien.
Bei genauerer Betrachtung, so
Aumann, stelle man fest, dass etli-
che traditionelle Kirchen – vor allem
die Presbyterianer, Lutheraner, Me-
thodisten oder die Episkopal-Kirche
– «keine Beziehung hätten zu den
heutigen Ereignissen in Israel (Wie-
derherstellung des jüdischen Volkes,
Wohlstand in Israel)». Diese christ-
lichen Gruppierungen nähmen das
moderne Judentum ganz einfach
«weniger ernst als die Evangeli-
kalen». Dennoch glaubt Auman,
dass die Landeskirchen gezwungen

16
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
worden seien, einige ihrer Dogmen
und Meinungen zum Judentum zu
überdenken. Eine solche Doktrin sei
die Enterbungs- oder Substitutions-
Theologie – die Auffassung, dass die
Verheissungen Gottes an die Juden
auf die Christen übergegangen sei-
en.
Gewisse christliche Kreise hätten
ihre Meinung korrigieren müssen,
«weil die Juden offensichtlich nicht
orientierungslos über die Erde wan-
derten und demnach nicht von Gott
völlig abgelehnt worden seien», wie
viele Christen einst glaubten. Für
AUS ISRAEL
(Bild: Corel)
diese Kreise gilt: «Ehre, wem Ehre
gebührt.» Sie hätten ihre Sichtweise
tatsächlich grundlegend geändert.
Aufgrund seiner Studien glaubt
Auman, dass viele Protestanten
endlich die wahre Bedeutung Israels
erkennen, auch wenn Evangelikale
das schon seit Jahren tun. Mehr zu
diesem Thema lesen Sie in Aumans
Buch «Conflict and Connection: The Je-
wish-Christian-Israel Triangle» (Gefen
Books, 2003). Chad Groening
Quelle: agape press
Übersetzung: MS

ELEKTRONISCHE AKTIVITÄT VON ZELLEN ENTSCHLÜSSELT

Einem Herzschrittmacher ähnlich

Die auf medizinische Geräte spezialisierte Hightech-Firma «Impulse Dynamics» hat ein System
entwickelt, das «Optimizer» getauft wurde. Es erkennt und entschlüsselt die elektronische Aktivi-
tät von Zellen unterschiedlicher Organe.

Das Gerät kann in den verschiedensten Bereichen der Medizin
eingesetzt werden. Dementsprechend hoch wird sein Marktpotenzial
eingeschätzt. Vorerst wurden für die unterschiedlichen Einsatzmög-
lichkeiten etwa 100 Patente beantragt. So kann das System zum
Beispiel elektronische Impulse an das Gehirn abgeben. Menschen,
die unter Essstörungen und Fettleibigkeit leiden, kann auf diesem
Weg ein Völlegefühl vermittelt werden. Zudem kann durch solche
Impulse auch die Muskeltätigkeit beeinflusst werden, ähnlich wie bei
einem Herzschrittmacher. Auch zur Beschleunigung von Geburtsvor-
gängen und zum schnelleren Abbau von Körperfett lässt sich diese
Erfindung nutzen.
Die Apparatur besteht aus einer kleinen Titanbox, die einem
Herzschrittmacher ähnelt und durch einen kleinen operativen
Eingriff implantiert wird. Gegenwärtig laufen die letzten klinischen
Testversuche, um das einwandfreie Funktionieren des Gerätes zu
gewährleisten und dessen Effektivität in weiteren Einsatzgebieten
zu erproben. Die Pharmafirma «Johnson und Johnson» hat bisher
rund 80 Millionen US-Dollar in die Entwicklung investiert. Zudem
sicherte sich diese Firma für eine Summe von 340 Millionen US-
Dollar das ausschliessliche Kaufrecht nach der Zulassung durch die
Gesundheitsbehörden.
Das Unternehmen «Impulse Dynamics» wurde von Prof. Shlomo
Ben Chaim zusammen mit seinem amerikanischen Kollegen Louis Pal
gegründet. Die beiden Wissenschaftler gelten als ausserordentlich
erfolgreiches Team im Bereich medizinischer Errungenschaften und
können bereits mehrere bahnbrechende Entwicklungen im Wert von
über einer Milliarde US-Dollar vorweisen. ZL
Weitere Informationen finden Sie unter
www.impulse-dynamics.com

«ÜBERLEBENSKÜNSTLERIN» AUS ISRAEL MIT DAVIDSSTERN-ZELLEN

Erstaunliche Entdeckung
Sie ist bekannt als Überlebenskünstlerin, die in Israel wild wachsende Blume, weil sie sich unter
extremen klimatischen Bedingungen am wohlsten fühlt.

Wie aber sehen die Zellen dieser
widerstandsfähigen Pflanze – einer
in Israel beheimateten Ranunkel-
Art – unter dem Mikroskop aus? Sie
haben die Form eines – Davidsterns.
«Das hat wirklich eine symbolische
Bedeutung», sagt Dr. Rina Kamenets-
ky, eine Forscherin am Volcani-Insti-
tut in Israel. Sie machte diese erstaun-
liche Entdeckung, als sie versuchte,
die Überlebensmechanismen dieser
unverwüstlichen Zwiebelpflanze zu
verstehen. Im Hebräischen ist die
Blume bekannt unter dem Namen
Nurit; ihr botanischer Name ist
Ranunculus asiaticus. Im letzten
Jahr nahm Dr. Kamenetsky ein paar
Exemplare mit, als sie sich zu einem
Forschungsaufenthalt an einer Uni-
versität in Kanada befand. Mit ihren
kanadischen Kollegen entdeckte sie,
dass die Speicherwurzeln dieser Blu-
mensorte über einen einzigartigen
Mechanismus für das Überleben in
trockener Hitze haben. Bisher ist
diese Eigenschaft bei keiner anderen
Pflanze gefunden worden. …
Aber Dr. Kamenetsky machte
eine weitere, überraschende Entde-
ckung: Unter dem Mikroskop sehen

17
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 7/2005
AUS ISRAEL
die Zellen der Wurzel aus wie sich zeln wirken wie ein Schutzschild. Im sehen», sagt Dr. Kamenetsky. «Das
überschneidende Davidsterne. «Als Winter, zur Zeit der ersten Regen- ist eine sehr seltene, vielleicht sogar
Professor Larry fälle, blockieren einzigartige Struktur.» Die Leiterin
Peterson, mein die Zellwände der Abteilung für ornamentale Blu-
kanadischer Kol- das plötzliche menzucht am Volcani-Institut plant
lege, das sah, rief Eindringen von eine Zusammenarbeit mit Forschern
er mich gleich Wasser, damit die aus Frankreich, Italien und Südafrika,
zu sich und sag- Zellen nicht plat- um die einzigartigen Überlebensme-
te: ‹Schau mal, zen. Gleichzeitig chanismen der in Israel heimischen
Rina, hier haben schützen sie die Ranunkelsorte zu erforschen. …
wir etwas Beson- Zellen vor dem «Wenn wir diese Mechanismen
deres für dich.› Austrocknen, in- verstehen, können wir andere Pflanzen
Ich war wirklich dem sie Wasser mit diesen Fähigkeiten ausstatten. Das
verblüfft.» Zum absorbieren. Die wird immer wichtiger in einer Welt,
ersten Mal sah Zellwände, die in der sich die Wüstengebiete ausdeh-
Dr. Kamenetsky, das ganze Jahr nen», erläutert sie. … «Wenn ich über
eine führende über als Schutz- diese Forschungsarbeit Vorlesungen
schild dienen, halte, gebe ich ihr den Titel ‹Wie man
sehen auch aus das stressige Leben in Israel meistert›.
Die «Nurit» mit ihren Davidsternzellen (Bild: Corel) wie ein Schild, Wenn es ums Überleben geht, könnte
nämlich wie der unsere Nurit den anderen Pflanzen in
«Schild Davids» der Welt etwas beibringen.»
Expertin für Blu- (Davidstern).
menzucht, Pflan- «Noch nie Quelle: www.israel21c.org
zenzellen in der Form von Davidster- zuvor haben wir bei Zellwänden Übersetzung und Zusammen-
nen. Die Zellwände der Speicherwur- von Pflanzen ein solches Muster ge- fassung: BH

GEFALLENE SOLDATEN DES STAATES ISRAEL

Traurige Bilanz
In den zwölf Monaten, die zwischen dem israelischen Unabhängigkeitstag 2004 und 2005 liegen,
sind insgesamt 232 Soldaten gefallen. Sie kamen bei Kampfeinsätzen oder Terroranschlägen ums
Leben.

Die Angaben über die gefallenen israelischen Soldaten werden
jedes Jahr am Vorabend des Unabhängigkeitstages veröffentlicht,
wenn das ganze Land der Gefallenen aus allen israelischen Kriegen
gedenkt.
Die Statistiken reichen bis ins Jahr 1860 zurück, als sich im Land
wieder Juden niederliessen und die Vorläufer jener Institutionen grün-
deten, die später vom Staat Israel übernommen wurden. Von 1860 bis
2005 fielen insgesamt 21 954 Soldaten und Soldatinnen. ZL
(Bild: FotoDisc)

EINE KAMERA, DIE DURCH WÄNDE HINDURCH SIEHT

Technik wird immer unheimlicher

Die israelische Firma «Camero-Tech» hat ein transportables
Ortungssystem entwickelt, das praktisch durch Wände hindurch
sieht. Bei dieser Erfindung handelt es sich um eine Art Kamera,
mit der man aus 20 Metern Entfernung beobachten und aufzeich-
nen kann, was sich hinter Hauswänden abspielt.

Dabei machten sich die Entwick- sich in Gebäuden verstecken. Das

ler eine neuartige Technologie zu-
nutze, die Elektrobreitband genannt
wird. Das System leitet die Daten an
einen transportablen Palmcomputer
weiter, der diese aufschlüsselt und so
Personen sichtbar machen kann, die
Bild gleicht in der Auflösung einem
Ultrasschallbild, ist jedoch wesentlich
schärfer. Industrie zum Einsatz kommen. ZL
Diese Innovation ist vielseitig
verwendbar, soll jedoch vorwiegend Weitere Informationen unter:
im militärischen Bereich und in der www.camero-tech.com

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 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N AUS ISRAEL
GIBT ES BALD KEINE LEBENSMITTELSKANDALE MEHR?

Ein «schlaues Etikett»

Die israelische Firma «Freshpoint» könnte vielen Lebensmittelskandalen ein Ende machen und den
Verbrauchern einen wichtigen Dienst erweisen. Sie entwickelte nämlich ein «schlaues» Etikett, das
chemisch kodiert und auf Lebensmittelverpackungen angebracht wird. Es zeigt an, ob ein Produkt
verdorben oder noch frisch ist.
Die Idee für diese Erfindung hat- schen Stoffe gehört und auf ultravio- Absicherung des Verbrauchers haben
te Prof. Yoav Eichen von der Fakul- lette Strahlen reagiert. Daher verän- die Entwickler sichergestellt, dass das
tät für Chemie an der Technischen dert sich die Farbe des Etiketts, wenn Etikett nicht erneut eingefärbt und
Hochschule in Haifa (Technion). Bei es Wärme ausgesetzt ist. Wird es auf somit gefälscht werden kann.
der Entwicklung des Etiketts arbei- Tiefkühlprodukten angebracht, die Derzeit sind die Forscher mit
tete er mit dem deutschen Physiker anschliessend aufgetaut und erneut Verfeinerungen der Erfindung be-
Prof. Dietrich Haarer zusammen. eingefroren werden, verändert sich schäftigt, um das Patent für dieses
Das Etikett wird mit einem che- die Farbe. Das ist für den Verbrau- Etikett auch auf Medikamente und
mischen Stoff behandelt, der zur cher ein eindeutiges Zeichen, dass Blutkonserven ausdehnen zu kön-
Gruppe der unschädlichen organi- die Ware verdorben ist. Zur weiteren nen. ZL

COMPUTERMAUS MIT SPEZIELLEN FÄHIGKEITEN

Wie Blinde «sehen» können

Die Jerusalemer Hightech-Firma «VirTouch» hat eine Computermaus entwickelt, die «TV-Player»
genannt wird. Sie ermöglicht es Blinden, eine grafische Darstellung auf dem Computerbildschirm
zu «sehen».
(Bild: FotoDisc)
Das Patent basiert auf einer ganz normalen Computermaus, in Für Blinde wurde
die zwei weitere, mit 16 kleinen Nadelköpfen bestückte Tastflächen zwar die Braille-Schrift
eingebaut wurden. Eine grafische Darstellung wird in einen Impuls entwickelt, doch welt-
umgewandelt, den blinde Menschen in diesen Tastflächen fühlen weit haben nur etwa
können. Auf diese Weise können sie eine grafische Darstellung «se- zehn Prozent von
hen». Darüber hinaus wurden bestimmte Programme mit besonde- ihnen diese Tastschrift
ren akustischen Effekten unterlegt, sodass beispielsweise Landkarten erlernt. Die Erfindung
sprachlich präsentiert und erläutert werden können. der beiden Israelis
An dieser Innovation arbeitete der vor etwa zwölf Jahren aus wurde im Jahr 2004
Russland eingewanderte Psychologe Prof. Roman Grossman. Bei mit dem Technologie-
der Entwicklung dieser Innovation arbeitete er mit seinem Kollegen Preis der Europäischen
Igor Krassin zusammen, der im Bereich der Mathematik tätig ist. Union ausgezeichnet.
Die Erfindung geht auf einen tragischen Unfall zurück, der ihn zur
Entwicklung von Hilfsmitteln für Blinde motivierte. Im Alter von 12 Mehr Informationen
Jahren verlor Grossmans Tochter durch einen Unfall teilweise ihr finden Sie unter:
Augenlicht. www.virtouch.com

ISRAELISCHE STAATSBÜRGERSCHAFT SOLL NICHT MEHR SO LEICHT ZU HABEN SEIN

Der jüdische Staat soll jüdisch bleiben

In Israel bereitet man sich auf weitreichende Änderungen der Einwanderungsgesetze vor. Nichtjuden
sollen nicht mehr so einfach israelische Staatsbürger werden können. Die Behörden wollen mit diesen
Massnahmen auch in Zukunft den jüdischen Charakter des Staates Israel wahren.

Mit der Ausarbeitung der Geset- schuss für nationale Sicherheit unter glieder sollen anhand demografischer
zesänderungen wurde eine Sonder- Leitung von General Giora Eiland Daten Vorschläge ausarbeiten, die
kommission beauftragt, die der Aus- einberufen hat. Die Ausschuss-Mit- dann von den Gesetzgebern weiter-

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H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 7/2005
AUS ISRAEL
soll die Zuwanderung bestimmter
Bevölkerungsgruppen kontrolliert
werden», sagte General Eiland in
diesem Zusammenhang bei einer
eigens einberufenen Sitzung. «Sol-
che Gruppen können durchaus eine
Gefahr für die nationale Sicherheit
darstellen. Dazu zählt auch die Zu-
wanderung von Palästinensern zur
Familienzusammenführung. Die Pa-
lästinenser wollen damit – wie auch
durch die Erwirkung des Rechtes auf
Rückkehr – den
jüdischen Cha-
Der Staat Israel hat grosses Interesse daran, sei- rakter des Staa-
nen jüdischen Charakter zu wahren. Deshalb soll
tes Israel unter-
die Zuwanderung bestimmter Bevölkerungsgrup-
entwickelt wer- pen kontrolliert werden (Bild: NAI)
minieren.»
den sollen. «Der In einem
Staat Israel hat Arbeitspapier
grosses Interesse daran, seinen jüdi- wurden die ersten Vorschläge unter-
schen Charakter zu wahren. Deshalb breitet, die sich stark an die strikten
Einwanderungsbestimmungen der
EU anlehnen. In diesem Zusammen-
hang wurden vor allem die Gesetze
in Dänemark erwähnt, wo man zur
Einbürgerung eine Anbindung an
den Staat nachweisen muss. Darü-
ber hinaus muss man belegen, dass
man kein Sozialfall und in der Lage
ist, sich und seine Familie selbst zu
ernähren.
Ferner wurde vorgeschlagen,
das Verfahren für die Erteilung der
Staatsbürgerschaft bei nichtjüdischen
Ehepartnern zu ändern. Bisher erhal-
ten nichtjüdische Ehepartner von
Israelis innerhalb von fünf Jahren
automatisch die Staatsbürgerschaft.
Auch die automatische Vergabe der
israelischen Staatsbürgerschaft an die
Kinder solcher Ehepartner soll künf-
tig anders gehandhabt werden. ZL

AUSSTELLUNG ANLÄSSLICH 40 JAHRE DEUTSCH-ISRAELISCHER BEZIEHUNGEN

Qumran in Berlin
Die bis zu 3 000 Jahre alten Qumran-Rollen sind der wohl bedeutendste archäologische Fund im
heutigen Israel. Eine der in den 1940er- und 1950er-Jahren entdeckten Tempelrollen steht nun im
Mittelpunkt der Kunstausstellung «Die neuen Hebräer – 100 Jahre Kunst in Israel», die Ende Mai
im Berliner Martin-Gropius-Bau eröffnet wurde und bis zum 5. September gezeigt wird.
(Bild: Keystone)
Streng be- Verbote und Gebote. Da wird von Heuschrecken-Plagen und
wacht und im Amtsträgern berichtet, von Riten und Reinheitsregeln. «Es ist
Halbdunkel vor unsere Mona Lisa und ein Schlüssel zur Kultur Israels», sagte
schädigenden James Snyder, Direktor des Israel-Museums Jerusalem, bei der
Lichtstrahlen Eröffnungsfeier.
geschützt ist die Die Tempelrolle ist zwar das Juwel der Ausstellung, doch sie
3,60 Meter lange ist nur ein kleiner Teil der mehr als 700 Werke umfassenden
hauchdünne Per- Schau von rund 120 Malern, Architekten und Fotografen. Die
gamentrolle unter Präsentation in Zusammenarbeit der Berliner Festspiele und des
dickem Panzerglas Israel-Museums in Jerusalem spannt in 15 Kapiteln einen Bogen
ausgebreitet. Eine von der ersten Welle jüdischer Einwanderer nach Palästina Ende
Lektüre der heb- des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.
räischen Buchstaben bleibt wohl nur Experten vorbehalten. Neben Werken aus verschiedenen Epochen dokumentiert
Erst nach mühsamer Arbeit hatte der Wissenschaftler Yigael die Ausstellung die jeweiligen historischen und politischen Er-
Yadin den Text entziffert und damit die Sensation bestätigt: Die eignisse – vom ersten Zionistenkongress in Basel im Jahre 1897
Tempelrolle aus dem Jahre 120 v.Chr. gewährt einen Blick in und den Pogromen in Russland bis zum Bau der israelischen
den frühen jüdischen Glauben, auf die Regeln der Thora, auf Sicherheitsmauer gegen Terroranschläge in jüngster Zeit.

REKORDE DER ISRAELISCHEN ARMEE

Das Beste vom Besten

Anlässlich des Unabhängigkeitstages des Staates Israel veröffentlichte die israelische Armee eine Liste
mit Spitzenleistungen und solchen, die sogar ins Guinnessbuch der Rekorde eingetragen wurden.
Der älteste Soldat der isra- im Alter von 62 Jahren, der seinen Früher einmal war er Marinesoldat
elischen Armee ist ein Offizier Dienst bereits seit 44 Jahren versieht. und gründete die Abteilung für Un-

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 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
terwassereinsätze. Im Auftrag der
Armee taucht er auch heute noch
fast jeden Tag bis in eine Tiefe von
50 Metern und inspiziert unter an-
derem Schiffsrümpfe. Dabei sucht er
vor allem nach Sprengladungen. Im
nächsten Jahr soll er endlich in den
wohlverdienten Ruhestand gehen.
Dennoch hat er bereits angekündigt,
für Reservedienste bereit zu stehen.
Giora Epstein
Das zielgenaueste Luftgeschwa-
der der israelischen Armee trägt
die Nummer 101. Es hat nicht nur
die meisten Kampfeinsätze geflogen,
sondern auch am präzisesten getrof-
fen. Giora Epstein, einer der Generäle
in dieser Einheit, hat persönlich 17
feindliche Kampfjets abgeschossen.
Insgesamt ist dieses Luftgeschwader
für den Abschuss von 171 feindlichen
Kampfflugzeugen verantwortlich.
Das grösste Antiraketen-Schiff
der israelischen Armee ist sehr
massiv gebaut und 90 Meter lang. Es
wurde nach israelischen Bauplänen
in den USA konstruiert und ist mit
elektronischen Waffensystemen aus-
gestattet, die der breiten Öffentlich-
keit zumeist nicht bekannt sind.
Der meistbeschäftigte Reservist
der israelischen Armee ist Briga-
degeneral Benzi
Gruber, Leiter der
(Bild: Web)
Abteilung für den
Reservedienst. Er
AUS ISRAEL
leistet jährlich zwischen 100 und 150
Tage Reservedienst. Darüber hinaus hält
er in seiner Freizeit rund 100 Vorträge
über themenverwandte Bereiche. Gruber
ist 45 Jahre alt und selbständiger Compu-
teringenieur. Er ist verheiratet und hat
fünf Kinder. Als man ihn kürzlich fragte,
warum er so viel Zeit für die Armee auf-
bringe, gab er eine erstaunliche Antwort.
Seine Mutter habe zu jenen Zwillingen
gehört, an denen der SS-Arzt Mengele
in Auschwitz pseudomedizinische Ver-
suche vorgenommen hatte. Sein Gross-
vater wurde in Auschwitz vergast. Seine
Grossmutter musste an einem Todes-
marsch teilnehmen. Dabei trug sie die
Zwillinge auf dem Rücken. «Für mich ist
es eine grosse Ehre, in der israelischen
Armee zu dienen, den Reservedienst von
Tausenden von Soldaten zu organisieren
und zu koordinieren. Ich bin der israeli-
schen Armee für jeden Tag dankbar und
unendlich stolz darauf, etwas zu ihrem
Erfolg beitragen zu können.» ZL
Andere Informationen zur israeli-
schen Armee: www1.idf.il

«WIR WOLLTEN EINE DRITTE INTIFADA PROVOZIEREN …»

«Shabak» vereitelt Anschläge auf den Tempelberg

Der «Shabak» konnte im vergangenen Monat zusammen mit der israelischen Polizei zwei Unter-
grundorganisationen von Juden das Handwerk legen, deren Mitglieder Anschläge auf dem Tempelberg
geplant hatten. Deren Ziele waren nicht nur die muslimischen Heiligtümer, sondern eine Verhinde-
rung des israelischen Trennungsplans, das heisst der Räumung jüdischer Siedlungen.
(Bild: NAI)
Die eine in die Luft spren- dium der praktischen Umsetzung er-
Untergrund- gen. Darüber reicht, weil einige der Beteiligten vor
organisation hinaus hatten dessen Ausführung zurückschreck-
bestand aus sie geplant, die ten. Bei den Vernehmungen durch
fünf jungen anrückenden die Polizei gaben alle Verdächtigen
Juden, die einer Sicherheits- und an, dass sie mit ihrem Anschlag die
ultraorthodoxen Rettungskräfte Umsetzung des Trennungsplans zu-
J u ge n d b e we- mit Handgra- nichte machen wollten. «Wir woll-
gung angehö- naten an der ten eine dritte Intifada provozieren
ren. Es besteht Ausübung ih- und auch einen Krieg mit den Ara-
der Verdacht, rer Arbeit zu bern heraufbeschwören, um so den
dass zwei der hindern. Nach Trennungsplan zu verhindern.»
fünf Verhafte- vollbrachtem Der Anführer der zweiten Unter-
ten einen Rake- Werk, so hatten grundorganisation ist ein bekannter
tenanschlag auf sich die beiden Aktivist aus dem rechtsextremen
den Tempelberg abgesprochen, Spektrum. Der 61-Jährige aus dem
geplant haben. wollten sie sich Grossraum Tel Aviv beabsichtigte,
Dazu wollten sie mit einem Kopf- zunächst zur Provokation ein klei-
auf das Dach einer Talmudschule in schuss umbringen. nes Flugzeug mit einer Kamera über
der Altstadt klettern. Von dort aus Nach Angaben des «Shabak» sei den Tempelberg fliegen zu lassen. Im
hat man einen Blick auf den Tem- der Plan zwar recht genau ausgear- zweiten Durchgang, so sein Plan,
pelberg. Sie wollten den Felsendom beitet worden, hätte aber nie das Sta- wollte er ein mit Sprengstoff belade-

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H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 7/2005
nes Flugzeug über den Moscheen des
Tempelberges explodieren lassen.
Dem «Shabak» zufolge wurden
beide Untergrundorganisationen
zwar rechtzeitig aufgedeckt, die Ver-
haftungen zeigen jedoch deutlich,
dass rechtsextreme Juden tatsächlich
mehr und mehr mit der Planung von
Terroranschlägen und Sabotageakten
beschäftigt sind. ZL
Kommentar: Der Kampf um
Jerusalem spitzt sich zu. Dieser Be-
richt zeigt, was heute möglich ist
und was in den Köpfen jüdischer
AUS ISRAEL
Extremisten herumgeistert. Beim
Nahostkonflikt geht es im Grunde
genommen einerseits gegen Jesus
Christus bzw. Seine Wiederkunft
auf dem Ölberg und andererseits
gegen die wichtigste Stadt der Welt,
die zukünftige Welthauptstadt un-
ter der Herrschaft des Messias. Es ist
ein Kampf zwischen Judentum und
Islam, zwischen dem Gott Israels
und Allah, dem Gott der Muslims.
Dieser Streit tobt auch in der
unsichtbaren Welt. Satan möchte
um jeden Preis verhindern, dass
Jesus Christus nach Jerusalem zu-
rückkehrt. Auch wir als Christen
sind mit in diesen Kampf einbezo-
gen. Denken wir nur an den Text
in Epheser 6, wo wir von Fürsten
und Gewaltigen lesen, die sich
in der unsichtbaren Welt gegen
uns stellen. Diesselben Fürsten
kämpfen auch gegen Israel. Unser
gemeinsamer Gegner ist Satan, die
alte Schlange. Deshalb dürfen wir
den Kampf des Glaubens auch im
Hinblick auf Israel führen. Israel
braucht sowohl unsere geistliche
als auch unsere materielle Unter-
stützung. CM

KANAL VOM ROTEN ZUM TOTEN MEER

Grösste Meerwasserentsalzungsanlage der Welt

Kürzlich trafen sich wieder einmal Vertreter aus Israel und Jordanien sowie der Palästinensi-
schen Autonomiebehörde (PA), um über ein Grossprojekt zu beraten. Inzwischen haben sie einen
Vorvertrag unterzeichnet, der die Planung eines Kanals einleiten soll, durch den Wasser aus dem
Roten ins Tote Meer geleitet werden soll.

Das Projekt sieht die Beförderung von mehreren Millionen
Kubikmetern Wasser vor. Der Kanal soll entlang der israelisch-
jordanischen Grenze, auf jordanischem Hoheitsgebiet, angelegt
werden. Er wird insgesamt 180 Kilometer lang sein. Am südlichen
Ende des Toten Meeres soll zudem eine Entsalzungsanlage entste-
hen, durch die jährlich rund 800 Millionen Kubikmeter Wasser für
die Landwirtschaft in diesen Regionen gewonnen werden kann.
Laut Planung wird dies die grösste Meerwasserentsalzungsan-
lage der Welt werden. Das überschüssige Wasser, das im Kanal
transportiert wird, soll dem Toten Meer zugeführt werden, dessen
Wasserpegel schon seit Jahren drastisch zurückgeht. Da zwischen
dem Roten und dem Toten Meer ein enormer Höhenunterschied
besteht, sind entlang der Strecke mehrere Kraftwerke zur Strom-
gewinnung geplant. ZL

SOLIDARITÄT MIT ISRAEL

Israeltag am 19. Juni in Basel

Am diesjährigen Israel-Solidaritätstag des Beth-Shalom in Basel kamen mehr Besucher als in den
Vorjahren. Trotz grosser Hitze füllte sich das Stadtcasino Basel, in dem schon Theodor Herzl seinen
ersten berühmten Zionistenkongress hielt, mit mehr als 900 Beth-Shalom-Israelfreunden.
(Bild: NAI)
Die Zeugnisse der beiden Haupt- seine grosse Liebe für die Palästinen-
redner hinterliessen einen tiefen ser wie auch für sein eigenes Volk,
Eindruck auf die Anwesenden und weil auch er zum Glauben an Jesus
führten in ergreifender Weise vor Christus fand.
Augen, was die Liebe Jesu Christi und Die beiden Glaubensbrüder reisen
Sein vollbrachtes Werk am Kreuz von zusammen in der ganzen Welt umher,
Golgatha vermag: um ihr Zeugnis weiterzugeben. Da-
Zum einen sprach der ehemalige durch hinterlassen sie überall grosse
PLO-Scharfschütze Taysir Abu Saada, Segensspuren.
ein ehemaliger Freund Arafats und Die beiden Vorträge können als
damit Todfeind der Juden, der zum Doppel-CD (Best.-Nr. 13087) bei un-
Glauben an Jesus Christus fand und serem Verlag bestellt werden (bitte be-
heute ein Freund Israels ist, und zum nutzen Sie die Bestellkarte in der Mitte
andern der Israeli Moran Rosenblit, dieser Zeitschrift). Sie eignen sich in
früher bekannt für seine araberfeind- wunderbarer Weise zum Weitergeben.
lichen Äusserungen, heute aber für Machen Sie davon Gebrauch. CM

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