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H 11661
Meinerzhagen
Nummer 124
Jahrgang 2008
Zeitschrift für
aktive Christen
Ausrangiert!
Die Bahn rangiert das gedruckte Kursbuch aus – jenes bewährte Nachschlage-
Herausgeber werk mit endlosen Tabellen aller Zugverbindungen und Bahnhöfe. Über 150 Jahre
CLV
Christliche Literatur-
konnten Bahnreisen nur per Buch geplant werden. Ab jetzt geht das nur noch via
Verbreitung e.V. Internet oder CD. Die letzte gedruckte Ausgabe des Kursbuches erschien am 14.
Postfach 110 135 Dezember 2008. Als limitierte Luxus-Ausführung in vier Bänden mit Silberschnitt
33661 Bielefeld und hochwertigem im Schuber für 99 € plus Versandkosten. Echt ‚erste Klasse’!
Bankkonto Und warum gibt es den dicken Wälzer nun nicht mehr? Ganz einfach: Die Nach-
Postbank Hannover frage hat nachgelassen! Noch vor wenigen Jahren war das Kursbuch ja die ein-
Kt.-Nr.: 25 24 309 zige Möglichkeit, eine Bahnreise zu planen. Generationen gingen „mit dem Fin-
BLZ: 250 100 30
ger im Kursbuch“ auf Tour. „Es gehörte zur Kultur der Eisenbahn“, heißt es beim
Sonderkonto für Fahrgast-Verband Pro Bahn. „Gerade historische Kursbücher sind zum Teil richtige
Außenmission Schmuckstücke“, schwärmt dessen Vorsitzender, der selbst noch stolzer Besitzer
Für Lateinamerika, eines Exemplars von 1849 ist.
Russland, usw.:
CLV-Auslandshilfe
Eine ähnliche Sinnentfremdung erlebt zurzeit Gottes „Kursbuch“. Statt Leitfa-
Volksbank den für die Reise des Lebens zu sein, wird die Bibel für die Mehrheit bestenfalls zum
Meinerzhagen Kulturgut oder Sammlerstück herabgewürdigt. Wer plant seine Reise zur Ewigkeit
Kt.-Nr.: 101 216 0700 noch konkret anhand des alten Buches? Doch wir wissen: Gottes Buch wird ga-
BLZ: 45 86 16 17 rantiert nie ausrangiert! Es bleibt die verbindliche Auskunft für die Ankunft am
Bitte immer den Zielbahnhof – über die irdische „Endstation“ hinaus. Wir haben es, Gott sei Dank,
Verwendungszweck
schwarz auf weiß.
angeben und bei
Spendenbescheini- Hudson Taylor antwortete Tübinger Theologie-Studenten auf die Frage: „Wie
gungs-Wunsch auf können Sie noch an jedes Wort der Bibel glauben?“ – „Wenn ich morgen ab Frank-
eine vollständige
Absender-Anschrift
furt nach England reise, so schlage ich das Kursbuch auf und sehe nach, wann der
achten. Vielen Dank! Zug abgeht. Wenn da steht: 8.12 Uhr stelle ich keine weitere Untersuchung über
die Zuverlässigkeit des Kursbuchs an, sondern gehe gegen 8 Uhr an den Bahnsteig
Erscheint und finde dort den angegebenen Zug. Genau so habe ich es seit 50 Jahren mit der
Vierteljähr- Bibel gemacht und habe ihre Weisungen und Zusagen immer als richtig gefunden.
lich und kann
kostenlos bezogen
Handeln Sie ebenso und sie werden die gleiche Erfahrung machen.“
werden. Allen Lesern von „Fest & Treu“ wünschen wir, dass sie 2009 „auf Kurs“ bleiben.
„Denn ich setze meinen Fuß auf seine BAHN und halte seinen Weg und weiche
Schriftleiter und
Versandstelle nicht ab“ Hiob 23,11
Wolfgang Bühne Gottes Segen beim Lesen dieser Ausgabe!
Postfach 1126
58527 Meinerzhagen
Bestellungen,
Abbestellungen sowie
INHALT
Adressänderungen bitte
umgehend an folgende
Adresse senden:
A. Fett, Schoppen 1
58540 Meinerzhagen;
e-Mail: AF@clv.de Inhalt dieser Ausgabe:
C.H. Spurgeon … Satan hat uns gehindert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
William Kaal „Heilfroh“ – Harmonie in einer Komposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
J. Sidlow Baxter Disziplin zum Gebet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Carsten Görsch Die List der Gibeoniter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Wolfgang Bühne Kuba – nach „Gustav“ und „Ike“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Kurt Becker Bücher, durch die ich gesegnet wurde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Petra Halfmann Beispielhaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Thorsten Brenscheidt Wie sich die Zeiten ändern … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
NACHGEDACHT 3
… Satan hat
C. H. Sp urgeo n uns gehindert
Von der ersten Stunde an, wo das Gute mit dem Bösen in Streit geriet, hat
sich in der geistlichen Erfahrung der Gläubigen ununterbrochen gezeigt,
dass Satan uns hindert …
In den Stunden der Morgendämmerung, wie in der nächtlichen
Finsternis hindert uns Satan. Arbeiten wir auf dem Acker, so versucht
er uns die Pflugscharen zu zerbrechen. Bauen wir die Mauern Zions,
so wirft er hinterlistig alle Steine herab. Wollen wir unserem Gott im
Leid oder im Kampf dienen, überall hindert uns Satan.
Er versuchte uns zu hindern, als wir uns dem Herrn Jesus das
erste Mal näherten. Wir hatten schwere Kämpfe mit Satan durch-
zufechten, als wir zum Kreuz aufschauten und das neue Leben
empfingen. Jetzt, wo wir gerettet sind, versucht er das Wachstum
unseres inneren Menschen zu hindern.
Du gratulierst dir selbst und sprichst: „Ich habe bisher alles richtig
gemacht, niemand kann mir wegen meiner Frömmigkeit einen Vorwurf
machen!“ Aber hüte dich vor dem Rühmen, denn du wirst noch allerlei
Prüfungen zu bestehen haben. Der Satan richtet seine Angriffe gerade
gegen die Gnadengaben, um derentwillen du geliebt und geachtet wirst.
Hast du bis dahin im Glauben ausgeharrt, so wird recht bald dein Glaubens-
mut auf die Probe gestellt werden. Bist du demütig gewesen wie Mose, so mache
dich darauf gefasst, dass deine Zunge bald in Versuchung gerät, unbedacht heraus-
zufahren.
Die Vögel fressen von deinen reifsten Früchten und die wilde Sau durchwühlt mit
ihrem Rüssel deine köstlichen Reben. Satan versucht uns zu hindern, wenn wir im
Gebet vertieft sind. Er reizt uns zur Ungeduld und schwächt unseren Glauben, damit
wir womöglich den Segen verlieren.
Nicht weniger tätig zeigt sich Satan in der Hinderung christlicher Aktivitäten.
Nie hat jemals eine Neubelebung des christlichen Lebens stattgefunden, ohne
dass zugleich auch der Widerstand sich kräftig hervortat. Sobald Esra und Nehemia
anfingen zu bauen, wurden Sanballat und Tobia zornig und versuchten das Werk zu
hindern. Was tut das? Wir dürfen uns nicht darüber wundern, dass Satan uns zu hin-
dern versucht, denn das ist nur der Beweis, dass wir auf der Seite des Herrn stehen
und das Werk des Herrn ausführen.
„Heilfroh“ –
Harmonie in
einer Komposition William K aal
Werke großer Komponisten faszinieren nicht Gott verherrlichten und lobten über alles, was
nur beim aufmerksamen Hören, sondern auch sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen
beim genaueren Untersuchen der Partitur. Dann gesagt worden war.“
erst werden immer wiederkehrende Harmonien Immer wieder ist dieser Dreiklang aus Freude,
deutlich, musikalische Themen entdeckt und Heil und Anbetung im Lukas-Evangelium zu fin-
versteckte Motive entschlüsselt. So ähnlich den. Wie in großen Kompositionen lässt er sich in
Musikalisch ergeht es einem auch beim Studium der literari- verschiedenen Umkehrungen oder Anordnungen
schen Werke biblischer Autoren. finden, manchmal ist er ein wenig versteckt oder
ausgedrückt
Lukas ist der Schreiber, der am meisten zum verkürzt, aber sein Klang durchzieht das ganze
erklingt bei Neuen Testament beigetragen hat, aber auch Werk wie ein musikalisches Grundmotiv.
Lukas das „F“ derjenige, der vielleicht wie kein anderer die
der Freude, künstlerische Seite des Menschen beschreibt. Die „Ouvertüre“
welches durch Sein Evangelium ist sicherlich das „mensch- Bereits im ersten Kapitel wird in einer Art
lichste“ der vier Evangelien. Er beschreibt den „Ouvertüre“ das große Thema der Freude in
das „C“ der
Herrn Jesus als den vollkommenen Menschen Miniaturform komprimiert vorgestellt. Auch hier
Errettung in und bei ihm steht der Mensch im Fokus. Oft kündigt ein Engel eine Geburt und die damit
Christus sind es Einzelpersonen, die uns Lukas vorstellt, verbundene Freude an: „Deine Frau wird dir
ergänzt und besonders solche, die am Rand der Gesellschaft einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen
durch das „A“ stehen: die Verachteten, die Armen und Kranken Johannes nennen. Und er wird dir zur Freude
– die einfachen Leute der damaligen Zeit. und zum Jubel sein, und viele werden sich über
der Anbetung
seine Geburt freuen“ (1,13-14). Und man muss
zu einem Das „Grundmotiv“ nur wenige „Takte“ abwarten, bis diese Freude in
Dreiklang ver- Ein Thema, das sich durch das ganze Lukas- Erfüllung geht, denn bereits am Ende des ersten
vollständigt wird Evangelium zieht, ist das der Freude. Am Kapitels schildert uns Lukas:
bekanntesten ist wohl seine Schilderung der „Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten,
Weihnachtsgeschichte, in der ein Engel den dass der Herr seine Barmherzigkeit an ihr groß
Hirten „große Freude“ verkündigt, die „für das gemacht habe, und sie freuten sich mit ihr“ (1,58).
ganze Volk sein wird“ (2,10). Den einfachen Zacharias freut sich natürlich auch sehr über die
Hirten wird hier eine große, sich ausbreitende Geburt seines Sohnes, nach neunmonatigem
Freude angekündigt. Und an dieser Stelle wird Stummsein löst sich seine Zunge, und er äußert
schon deutlich, dass die Freude, um die es Lukas seine Freude in einem kunstvollen Lied, in dem
geht, keine Freude im luftleeren Raum ist, son- er Gottes Heil lobt:
dern einen konkreten Grund hat: „… denn euch „Sogleich aber wurde sein Mund geöffnet
ist heute ein Erretter (Heiland) geboren, der ist und seine Zunge gelöst, und er redete und lobte
Christus, der Herr“ (2,11). Die Freude liegt in der Gott … ‚Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels,
Errettung, dem Heil begründet, oder noch kon- dass er sein Volk angesehen und ihm Erlösung
kreter, im Erretter, im Heiland, in Christus. Musi- geschaffen hat. Er hat uns ein Horn des Heils
kalisch ausgedrückt klingt bei Lukas das „F“ der aufgerichtet …‘“(1,64-68)
Freude nicht alleine, sondern wird durch das „C“ Diese konzentrierte Vorstellung des Themas
der Errettung in Christus ergänzt. Vervollständigt lässt erahnen, dass die im zweiten Kapitel ange-
wird der Dreiklang durch das „A“ der Anbetung kündigte Geburt ebenfalls, wenn auch in einem
und des Lobes: viel größerem Maß zur verheißenen Freude und
„Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge zum Lob Gottes führt. Schaut man sich den
der himmlischen Heerscharen, welche Gott lob- „Schluss-Takt“ des Buches an, sieht man tat-
ten und sprachen: Herrlichkeit Gott in der Höhe, sächlich die Erfüllung dieser Freude:
und Friede auf Erden.“ „Und sie warfen sich vor ihm nieder und
Und nicht nur die Engel, auch die Hirten lob- kehrten nach Jerusalem zurück mit großer
ten Gott: „Und die Hirten kehrten um, indem sie
BIBELARBEIT 5
Freude; und sie waren allezeit im Tempel, Gott die Erlösung Jerusalems. Woher hatten sie diese
lobend und preisend.“ (1,52-53) Erwartungen? Mit Sicherheit aus den Schriften
Aber zurück zum Anfang der Komposition. In des Propheten Jesaja, der angekündigt hatte:
„Staccato“-Abfolge berichtet Lukas von Men- „Brechet in Jubel aus, jubelt allesamt, ihr
schen, die sich über das kommende Heil freuen Trümmer Jerusalems! Denn der Herr hat sein
und dafür Gott anbeten: Volk getröstet, hat Jerusalem erlöst. Der Herr
Da ist Maria, die sich über die Botschaft des hat seinen heiligen Arm entblößt vor den Augen
Engels freut und ihrer Freude in einem ergrei- aller Nationen, und alle Enden der Erde sehen die
fenden Loblied Ausdruck verleiht, in dessen Rettung unseres Gottes.“ (Jes 52,9-10)
Auftakt schon der Dreiklang aus Lob, Freude und Gott entblößte seinen heiligen Arm, als er
Heil unüberhörbar ist. Jesus Christus auf die Welt kommen ließ. Das ist
„Meine Seele erhebt den Herrn, und mein der Trost für sein Volk, die Erlösung Jerusalems,
Geist hat frohlockt in Gott, meinem Heilande …“ auf die Simeon und Hanna gewartet haben.
(1,46-47) Jesaja macht deutlich, dass das ein Grund zur Immer wieder
Dann ist von einer ganz interessanten Bege- Freude und zum Jubel sein wird, und vervoll-
ist dieser
benheit die Rede: Johannes der Täufer freut sich ständigt damit den „Akkord“ um den fehlen-
als ungeborenes Kind im Bauch seiner Mutter den Grundton. Und wie Jesaja verheißen hatte, Dreiklang aus
über die angekündigte Geburt: ist das der Anfang einer Rettung, die bis an die Freude, Heil
„Denn siehe, als die Stimme deines Grußes in Enden der Erde sichtbar werden soll. Die Aus- und Anbetung
meine Ohren drang, hüpfte das Kind vor Freude breitung dieser Freude ist für Lukas durchgängi- zu finden.
in meinem Leib.“ (1,44) ges Leitmotiv.
Manchmal ist
Als wollte Lukas das ganze Spektrum
menschlichen Daseins abdecken, schwenkt er Die „Durchführung“ er ein wenig
von der „pränatalen“ Freude des Johannes zu Nach der grandiosen Einführung in das Thema in versteckt oder
zwei Personen im hohen Alter, die sich ebenfalls den beiden ersten Kapiteln, in denen Lukas von verkürzt, aber
über die Geburt des Retters freuen – Simeon sieben Personen oder Personengruppen berich- sein Klang
und Hanna: tet, die sich freuen und Gott loben, führt er das
durchzieht das
„Und siehe, es war in Jerusalem ein Mensch, Thema der Freude im Verlauf seines Evangeli-
mit Namen Simeon; und dieser Mensch war ums weiter aus. Im 10. Kapitel schildert er, wie ganze Werk
gerecht und gottesfürchtig und wartete auf Jesus seinen Jüngern den wichtigsten Grund
den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihrer Freude in Erinnerung ruft: „Doch darüber
ihm. Und es war ihm von dem Heiligen Geist freut euch nicht, dass euch die Geister untertan
eine göttliche Zusage zuteil geworden, dass sind; freut euch aber, dass eure Namen in den
er den Tod nicht sehen solle, ehe er den Chris- Himmeln angeschrieben sind“ (10,20). Sie sollten
tus des Herrn gesehen habe. Und er kam durch sich über ihre Errettung, ihr Heil freuen. Das war,
den Geist in den Tempel. Und als die Eltern das so zeigt uns Lukas danach, für den Herrn Jesus
Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm nach der selbst Grund zur Freude – und zum Lob Gottes:
Gewohnheit des Gesetzes zu tun, da nahm auch „In dieser Stunde jubelte Jesus im Geist und
er es in seine Arme und lobte Gott und sprach: sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels
„Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht, nach dei- und der Erde, dass du dies vor Weisen und Ver-
nem Wort, in Frieden; denn meine Augen haben ständigen verborgen hast, und hast es Unmün-
dein Heil gesehen, das du bereitet hast im Ange- digen geoffenbart. Ja, Vater, denn so war es
sicht aller Völker: ein Licht zur Offenbarung für wohlgefällig vor dir.“ (10,21)
die Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Jesus freut sich darüber, dass Gott in seiner
Israel.“ (2,25-31) Souveränität gerade die einfachen Menschen
Der greise Simeon lobt Gott, als er den Hei- errettet, die in dieser Welt nicht als Weise und
land der Welt in seine Arme nimmt. Ganz ähnlich Verständige gelten, und dafür lobt er ihn. Lukas
verhält sich die 84-jährige Hanna: ist der einzige Evangelist, der ausdrücklich sagt,
„Hanna … war eine Witwe von vierundachtzig dass Jesus sich gefreut hat, und interessanter-
Jahren, die wich nicht vom Tempel und diente weise klingen auch in dieser Szene Lob Gottes
Gott Nacht und Tag mit Fasten und Flehen. Und und Errettung mit an.
sie trat zur selben Stunde herzu, lobte Gott und In Kapitel 15 greift Jesus das Thema der
redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Freude selbst auf. In den drei bekannten Verlo-
Jerusalems warteten.“ (2,37) ren-Gefunden-Gleichnissen macht er deutlich,
Zwar steht bei beiden nicht direkt, dass sie dass Freude im Himmel ist, wenn Menschen
sich gefreut haben, aber es ist so offensichtlich, gerettet werden, aber auch, dass Menschen
dass Lukas es nicht erwähnen braucht, zumal es sich darüber freuen sollen, wenn andere zu Gott
im Alten Testament prophezeit ist: Simeon war- kommen, anstatt wie die Pharisäer darüber mür-
tete auf den Trost Israels, und Hanna wartete auf risch zu sein.
6 BIBELARBEIT
Dr. J. Sidlow Baxter zeigte einmal einer Gruppe von christlichen Leitern, die Fragen bezüglich des Gebets
stellten, eine Seite aus seinem eigenen „Dienst“-Tagebuch. Er begann ihnen zu erzählen, wie er 1928 seinen
Dienst mit dem Vorsatz begonnen hatte, der „methodistisch-baptistischste“ Pastor aller Zeiten zu werden
– ein wirklicher Mann des Gebets. Kurz nachdem seine Verantwortung im Dienst anfing und die adminis-
trativen Verpflichtungen zunahmen, begannen die vielen kleinen Ausflüchte im Leben eines Pastors das
Gebetsleben zu verdrängen. Das ging so weit, dass er sich allmählich an diesen Zustand gewöhnte und
ausreichend Gründe fand, sich zu entschuldigen. Doch eines Morgens, als er vor seinem mit Arbeit belade-
nen Schreibtisch stand und auf seine Uhr sah, kam schließlich die Wende. Die Stimme des Heiligen Geistes
rief ihn zum Gebet. Zugleich aber machte sich eine andere Stimme schmeichelnd und sanft bemerkbar und
drängte ihn, doch vernünftig zu sein und besser die Briefe zu beantworten. Er sollte sich endlich eingeste-
hen, dass er eben keiner von der „geistlichen Sorte“ sei – nur einige wenige waren dazu berufen. „Dieser
letzte Gedanke“, sagt Baxter, „saß wie ein Dolchhieb. Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass das
wahr sein sollte.“ Er war entsetzt darüber, dass er fähig dazu war, die Grundlage der Vitalität und Kraft sei-
nes Dienstes durch rationale Argumente zunichte zu machen. An diesem Morgen blickte Sidlow Baxter tief
in sein Herz hinein und bemerkte, dass sich in ihm ein Teil befand, der beten wollte – ein anderer hingegen
nicht. Der unwillige Teil waren seine Gefühle, der willige sein Verstand und Wille. Diese Erkenntnis ebnete
den Weg zum Sieg. Dr. Baxter beschreibt dies auf seine eigene, unnachahmliche Weise:
Die Gefühle und das Gebet Aber es kam noch schlimmer, denn der Kampf
„Wie nie zuvor standen mein Wille und ich mit den Gefühlen tobte noch zwei oder drei wei-
selbst einander gegenüber, Auge in Auge. Ohne tere Wochen. Hätte man mich nach dieser Phase
Umschweife stellte ich meinem Willen die Frage: gefragt: ‚Hattest du eine ›gute Zeit‹ in deinen
‚Wille, bist du bereit zu einer Stunde Gebet?‘ Wille täglichen Gebeten?‘, so hätte ich bekennen müs-
antwortete: ‚Hier bin ich, und ich bin durchaus sen: ‚Nein, manchmal war der Himmel wie Erz,
Wille und ich
bereit, wenn du es bist.‘ Wille und ich reichten uns Gott wirkte zu weit entfernt, um mich zu hören, reichten uns
die Hände und drehten uns um, um eine Zeit des der Herr Jesus schien auf seltsame Weise unnah- die Hände und
Gebets zu halten. bar und meine Gebete bewirkten anscheinend drehten uns
Mit einem Mal begannen alle meine Gefühle in die nichts.‘ um, um eine
andere Richtung zu ziehen und protestierten: ‚Wir Und dennoch war etwas geschehen. Einerseits
kommen nicht mit!‘ Ich sah Wille ein wenig zögern, konnten Wille und ich den Gefühlen beweisen,
Zeit des
so fragte ich: ‚Wille, schaffst du es trotzdem?‘, wie völlig unabhängig wir von ihnen waren. Und Gebets zu
und Wille erwiderte: ‚Ja, wenn du es schaffst.‘ So eines Morgens, etwa zwei Wochen nachdem der halten. Mit
wandte sich Wille von neuem zum Gebet, wobei Wettstreit begonnen hatte – Wille und ich hatten einem Mal
wir die sich windenden und aufsässigen Gefühle uns gerade wieder zum Gebet vereinbart, bekam begannen alle
in uns mitzogen. Von Anfang bis Ende war es ein ich zufällig mit, wie eines meiner Gefühle den
Kampf. anderen zuflüsterte: ‚Kommt schon, Leute, es hat
meine Gefühle
Einmal, als Wille und ich uns inmitten einer ernst- keinen Sinn, weiteren Widerstand zu leisten; sie in die andere
haften Fürbitte befanden, entdeckte ich plötz- gehen ja trotzdem.‘ An diesem Morgen waren die Richtung zu
lich, dass eines dieser treulosen Gefühle meine Gefühle zwar weiterhin völlig unkooperativ, aber ziehen
Phantasie mit sich genommen und zum Golfplatz sie verhielten sich zum ersten Mal ruhig, weshalb
entführt hatte – nur mit Mühe konnte ich den Wille und ich ohne Ablenkung beten konnten.
ungehorsamen Bösewicht wieder einfangen. Und was glaubst du, geschah einige Wochen
Wenig später stahl sich ein anderes Gefühl mit später? Während einer unserer Gebetszeiten,
einigen unbewachten Gedanken auf die Kanzel, als Wille und ich ungefähr so intensiv an meine
zwei Tage vor der Zeit, um eine Predigt zu halten, Gefühle dachten wie an den Mann im Mond,
deren Vorbereitung ich noch nicht abgeschlossen sprang einer der feurigsten Burschen unerwartet
hatte! Hätte mich jemand am Ende dieser Stunde auf und rief: ‚Halleluja!‘, worauf alle anderen ein-
gefragt: ‚Hattest du eine ›gute Zeit‹?‘, so hätte ich stimmten: ‚Amen!‘ Und zum ersten Mal war mein
antworten müssen: ‚Nein, es war vom ersten bis ganzes Wesen – Verstand, Wille und Gefühle –
zum letzten Augenblick ein ermüdender Kampf vereint zu wohlkoordinierter Gebetsarbeit.“
mit widerstrebenden Gefühlen und einer umher- Aus dem vergriffenen Buch von R. Kent Hughes: „Mann mit
schweifenden Phantasie.‘ Profil“, mit freundlicher Genehmigung des CV-Dillenburg
8 BIBELARBEIT
Die List
der Gibeoniter Car sten Gör sc h
Das Problem mit der Barmherzigkeit mehr Gewicht als Weisheit und Ehre.“ (Pred 10,1).
Wir unterschätzen „die kleinen Sünden“ des
Die Eroberungsfeldzüge des Volkes Israel im Rauchens, des Trinkens, der Bequemlichkeit,
Buch Josua sollen zu einem nützlichen Hand- der Unbeherrschtheit, der Lüge, usw. in ihren
buch für den Glaubenskampf werden, der uns Auswirkungen auf unsere Brauchbarkeit für den
verordnet ist. Vor allem in den ersten zwölf HERRN. Bedenken wir aber, dass es ein Kopf-
Kapiteln stellt Gott uns die häufigsten Fehler stoß des großen Fußballers Zidane war, der sei-
und die gängigsten Fallen im Glaubensleben vor ner glorreichen Karriere ein schmähliches Ende
Augen. Die Schilderungen dieser Kapitel sind bereitete und der französischen Nationalmann-
lebende Lektionen aus längst vergangenen Zei- schaft bei der WM 2006 wahrscheinlich den Titel
ten. Damals abgefasst im Kampf gegen Fleisch kostete. „Ai“ redet heute noch …
und Blut auf historischen Kriegsschauplätzen,
sind sie uns heute auf den geistlichen Schlacht- Gibeon – mein Problem lös ich allein!
Die großen feldern unserer Herzen hilfreich, wo die Mächte Nicht die schwerste, aber wahrscheinlich die
Sünden der Finsternis jede List anwenden, um uns von nachhaltigste Niederlage kassierte Israel bei
einem siegreichen Glaubensleben abzuhalten. seiner Auseinandersetzung mit den Gibeonitern.
fallen zuerst, Diese handelten mit List gegen die Auserwählten
danach folgt Jericho, ein Problem – zu groß für Gottes (Jos 9,4). Kein Bogenschuss, kein Klin-
der ‚Feinschliff‘ mich! genschlag, noch nicht mal ein Handgemenge,
auf dem Uneinnehmbar lag die bis zum Himmel befes- nur eine List – und Israel büßte für immer heilige
Gebiet der tigte Kanaaniterstadt vor dem Volk der Hirten Vorrechte ein. Denn die Gegner bekamen durch
und Schafzüchter, die kaum über militärische einen voreiligen Schwur der Führer des Volkes
Charaktersün- Erfahrung verfügten. Ein scheinbar unlösbares Gottes ein dauerndes Bleiberecht in Israel. Wir
den. Oftmals Problem, dass der Herr der Heerscharen seinen werden diese List genauer studieren, um uns
dauert er lange Erlösten zumutete. Tatsächlich aber wollte er warnen zu lassen. Vorab aber sei der Klarheit hal-
und ist unan- ihnen seine Macht zeigen, als er sie der Über- ber gesagt, dass es der Selbstsicherheit der Füh-
genehm wie der macht der Kanaaniter gegenüberstellte. So auch rer Israels zuzuschreiben war, dass diese Kata-
heute: die großen Sünden fallen zuerst, wenn strophe passieren konnte, denn den Mund des
Bohrer des sich ein Mensch bekehrt, danach folgt der ‚Fein-
Zahnarztes schliff‘ auf dem Gebiet der Charaktersünden.
Oftmals dauert er lange und ist unangenehm
wie der Bohrer des Zahnarztes. Jericho lehrt uns,
dass Gottes Macht und Weisheit ausreicht für
jedes Problem unseres Lebens – egal wie groß
es auch sei.
Herrn befragten diese nicht, als sie eine wichtige Wir sind keiner Not verpflichtet!
Sache zu beurteilen hatten. (Jos 9,15). Die List der Wir Menschen sind leicht zu erweichen, wenn wir
Gibeoniter warnt uns vor einer falsch verstan- Elend sehen. Gott sei es gedankt. Aber auch das
denen Autonomie, die Gott nicht braucht, um Erbarmen gehört unter die Zucht des Heiligen
Dinge unseres Lebens zu entscheiden. Sie warnt Geistes. Wir sind keiner Not verpflichtet, son-
uns davor, lediglich auf unsere Erfahrung, unsere dern nur unserem Herrn! Wir müssen nicht alle
Menschenkenntnis und andere vermeintliche Probleme der Welt beheben, genauso wenig wie Wir sind keiner
Stärken zu vertrauen, ohne aber Gott in unsere unser Herr nicht alle Kranken und Schwachen Not verpflich-
Probleme mit einzubeziehen. seiner Zeit heilte. Wir müssen nicht spenden, tet, sondern
nur weil das Anliegen der Missionsgesellschaft nur unserem
Verfolgung und Verführung herzerweichend vorgebracht wurde. Wir müssen Herrn!
Der List der Gibeoniter geht die Allianz der niemand in unsere Gemeinde aufnehmen, nur
Kanaaniter voraus. (Jos 9,1) Diese rotteten sich weil er angibt, in einer anderen schlecht behan-
zusammen, als sie von der Unbezwingbarkeit delt worden zu sein. Wir müssen die Charakter-
des Gottesvolkes hörten. Die Gibeoniter jedoch schwächen unserer Tochter oder unseres Sohnes
waren ihren Landsleuten einen Schritt voraus: nicht als eine Schutzbehauptung akzeptieren,
sie begriffen, dass gegen die Macht Gottes kein wenn sie benutzt werden, um sündiges Verhal-
„militärisches Kraut“ gewachsen war. Deshalb ten zu entschuldigen. Wir müssen nicht zum
griffen sie zur List. Allianz-Gebetsabend gehen, nur weil es um die
Bis heute spielt der Feind das gleiche Spiel: er Einheit unter den Christen so schlecht bestellt
verfolgt oder verführt. Wobei die Verfolgung ist. Wir müssen gar nichts – außer sterben.
der Gemeinde Gottes ihr erfahrungsgemäß Ansonsten sind wir freie Christenmenschen, die
besser bekommt als die Verführung. Es tut uns tun und lassen können, was Gott will.
gut, wenn der Druck auf uns wächst, wenn wir
unseren Glauben behaupten, erklären und ver- Der Geist der Zeit ist unglaublich
teidigen müssen. Es tut uns nicht gut, wenn wir „barmherzig“!
uns vor Langeweile „umhauen“ und durch die Der Geist der Zeit ist sehr „barmherzig“. Er hat
subtile Aufweichung von gesunden Denkweisen Mitleid mit dem armen alten Menschen, der im
kampfunfähig gemacht werden. Altenheim vor sich hin leidet. Deshalb darf man Wir verbünden
Mit Besorgnis beobachten wir, dass mitteleu- seit einigen Jahren in Holland ganz legal Men- und verbrü-
ropäische Christen so ziemlich in jedem Bereich schen töten. In den meisten Apotheken erhält dern uns mit
des Lebens wehrlos dastehen: ihre Kinder tan- man das „Kit für den süßen Tod“, dass es einem
zen ihnen auf der Nase herum, beim Bekenntnis Arzt erlaubt, mit einigen Narkotika einen Men-
Menschen,
kommen sie ins Stottern und bei Problemen schen von seinem Leid zu befreien aus lauter deren geist-
erwarten sie eher Hilfe von Menschen als von „Barmherzigkeit“. Eben dieselbe lässt der Gynä- licher Stand
Gott. kologe walten, wenn er das mehr oder weniger fragwürdig
stark behinderte Kind per Ausschabung aus dem ist. Oft ist uns
Auf die Tränendrüse drücken! Mutterleib in die Nierenschale befördert. Es wäre
Die Gibeoniter jedenfalls drückten auf die Trä- ja so oder so kein lebenswertes Leben gewesen,
quantitatives
nendrüse – und das mit Erfolg. Es sah schon weder für die Mutter noch für das Kind. Die glei- Wachstum
ziemlich erbärmlich aus, was sie da schauspieler- che „Barmherzigkeit“ ist es, die viele empfinden, der Gemeinde
ten: „Sie nahmen abgenutzte Säcke für ihre Esel, wenn eine Frau vergewaltigt oder ein Kind miss- wichtiger als
und abgenutzte und geborstene und zusam- braucht wird – nicht so sehr für die Opfer, son- qualitatives
mengebundene Weinschläuche, und abge- dern scheinbar oft für den Täter. Denn der hatte
nutzte und geflickte Schuhe an ihre Füße, und eine so schwere Kindheit. Der Geist der Zeit ist
abgenutzte Kleider auf sich; und alles Brot ihrer „barmherzig“ …
Zehrung war vertrocknet und war schimmlig.“
(Jos 9,4-5). Sie logen vor, von weither zu kom- Und die Gemeinde?
men, obwohl sie gleich von nebenan waren. Bekanntlich macht dieser Geist auch nicht vor
Sie heuchelten Unterwürfigkeit, nur um nicht den Pforten der Gemeinde Gottes halt. Manche
sterben zu müssen. Vor allem aber heuchelten abgedroschene Phrase kann man kaum noch
sie Glauben, wo doch keiner war: „Aus sehr fer- ertragen: „Wir dürfen nicht richten!“ „Das steht
nem Lande sind deine Knechte gekommen, um uns nicht zu!“ „Das muss man verstehen!“ „Er ist
des Namens Jehovas, deines Gottes, willen …“ nun mal so!“ „Sie kann nun mal nicht anders!“
(Jos 9,9) Dies alles beeindruckte Israels Leiter „Wir müssen auch für Neues offen sein!“, etc.
doch sehr. Sie waren bewegt. Sie schauten sich Sicherlich haben alle diese Aussagen ihren
alles genau an, ja sie nahmen sogar von dem Platz und ihren Sinn. Jedoch verwundert mich
Brot der scheinheiligen Feinde des Gottesvolkes. die Häufigkeit und die Einseitigkeit, mit der sie
Aber den Mund des Herrn befragten sie nicht! gebraucht werden. Vergessen scheinen die ein-
10 BIBELARBEIT
Kuba – nach
Wo l f ga n g B ühne „Gustav“ und „Ike“
„Sozialistische Ideale“
Nach wie vor gibt es einige wenige
Produkte auf Bezugsschein. Pro Per-
son und Monat: 2,5 kg Reis, 1 Stück Etwa 450.000
Seife, 1 kg Zucker, 1 kg Bohnen, 1 kg
zerstörte
Nudeln, ¼ Liter Öl, ¼ Liter Milch pro
Tag – aber nur für Kinder unter Häuser, da-
„Möglichst in den nächsten sieben Jahren. Es gibt keine Butter runter 5.000
Wochen und Monaten keine und keine Margarine. Schulen, waren
Ausländer einladen und vor Für jede Person gibt es pro Tag ein die traurige
allem keine Reisen in den Osten Milchbrötchen für zwei Cent, wobei
Bilanz der
des Landes planen!“ – diese Emp- man sich rechtzeitig vor dem betref-
fehlung wurde von den staatlichen fenden „Laden“ einfinden muss Wirbelstürme
Behörden an die Gemeinden in Kuba und sich folgendes Ritual „Gustav“
gerichtet, nachdem die Wirbelstürme „Gustav“ abspielt: und „Ike“
und „Ike“ im August und September über das „Bitte alle in einer Reihe
Land gefegt waren und es ruiniert hatten. Zwei aufstellen und das Heft mit
Drittel der Bananen- und Yucapflanzen, wie den Bezugsscheinen auf
auch die Zuckerrohr- und Tabak-Plantagen und Seite 16 aufschlagen!“ Danach
etwa ein Drittel der restlichen Ernte an Gemüse tritt jeder gehorsam vor, um die
und Obst wurden vernichtet. zugestandene Anzahl Brötchen für
Etwa 450.000 zerstörte Häuser, darunter die Familie in Empfang zu nehmen,
5.000 Schulen, waren die traurige Bilanz. „Eine die vorher auf dem Bezugsschein abge-
solche Katastrophe hat es in der Geschichte hakt wurde.
Kubas noch nie gegeben“, sagte der Präsident Wer privat etwas kaufen oder ver-
Raúl Castro. kaufen möchte, setzt sich großer Gefahr
Doch die Kubaner sind ein stolzes Volk aus. In einem Hauskreis erfuhren wir von einer
und besonders der politischen Führung fällt Schwester, dass ihr Bruder verhaftet wurde, weil
es schwer, ihre Hilflosigkeit angesichts dieser er einige Kilo Rindfleisch „verschoben“ hatte
Katastrophe zuzugeben und den Westen um und nun mit einer Strafe von 6 Jahren Gefängnis
Hilfe zu bitten. rechnen muss.
Während die Hauptstadt Havanna wie durch „Es lebe die Revolution! Es lebe Fidel“
ein Wunder weitgehend verschont wurde,
herrscht besonders im Osten und Westen des
Landes der Notstand. Die Transportkosten sind
explodiert, Benzin kostet inzwischen fünfmal so
viel wie Diesel, die Läden sind leer und der bisher
blühende Schwarzmarkt wird von der Regierung
brutal unterdrückt, sodass niemand mehr wagt,
die verbliebenen Produkte an den Straßen anzu-
bieten.
Als wir in der letzten Novemberwoche dieses
Jahres Kuba besuchten, gab es weder Obst noch
Gemüse zu kaufen. Um Brot zu besorgen musste
sich unser Gastgeber auf die Suche begeben, um
in einer 5km entfernten Stadt einige Stangen zu
erwerben.
12 MISSIONSBERICHT
Aber der Einsatz lohnt sich, weil durch diese jah- Frau mitgegeben, die sie vor Jahren einmal in
relange Arbeit inzwischen eine kleine Gemeinde Havanna kennen gelernt hatte.
entstanden ist und wir am letzten Sonntag Ziemlich zentral gelegen fanden wir ein
im November miterleben durften, wie einige großes, altes Schulgebäude, dass zu einer Bap- Die Freude
Frauen, die durch diesen Hauskreis zum Glauben tistenkapelle umgebaut wurde. Dort trafen wir dieser Geschwi-
kamen, sich taufen ließen. den gesuchten Roberto und seine Frau Maria, ster … möchte
Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist die Frei- die schon über 40 Jahre ihren Dienst in die-
man gerne nach
heit für die Christen in Kuba größer geworden. ser Gemeinde tun, zu der über 800 Mitglieder
Die Verhältnisse dort sind vergleichbar mit den gehören. Deutschland
Zeiten der ehemaligen DDR. Die Christen wer- Auf meine Frage, zu welcher „Sorte“ Baptis- exportieren,
den geduldet und nicht bedrängt, so lange sie ten sie gehören, äußerte Roberto mit Nachruck: wo wir alle
sich nicht politisch verdächtig benehmen oder „Zu den Konservativen!“ „Dann haben wir in mehr oder
äußern. Freiversammlungen sind nur mit Geneh- C.H. Spurgeon einen gemeinsamen Freund, der
weniger
migung erlaubt, es gibt eine strenge Zensur für im nächsten Jahr ‚175 Jahre alt‘ wird“, war meine
religiöse Literatur, aber privat oder als Gemeinde Antwort, die ihn offensichtlich erfreute. materiell
wird man nicht daran gehindert, seinen Glauben Schließlich meinte er, er besäße ein wunder- übersättigt
auszuleben. Am letzten Sonntag unseres Besu- bares Buch: „Jesús nuestro destino“, von einem und geistlich
ches konnten wir daher auch auf einer Konfe- Deutschen, einem gewissen Busch, Wilhelm. Ob „unterernährt“
renz das Wort Gottes verkündigen, zu der etwa wir den kennen würden und ob er noch lebte?
sind
280 Geschwister aus nah und fern auf teilweise Als ich ihm darauf mitteilte, dass ich 1966 auf
abenteuerlichen Fahrzeugen angereist kamen. seiner Beerdigung war und ich diesem Mann
Die Freude dieser Geschwister, einander zu geistlich viel verdanke, gab es keine Barrieren
sehen, sich auszutauschen, miteinander auf mehr zwischen uns.
Gottes Wort zu hören und Gott durch frohen Mit bewegter Stimme erzählten sie uns, wie
und lauten Gesang zu loben, möchte man gerne schwer das Leben in Kuba ist, wie sie zur Zeit
nach Deutschland exportieren, wo wir alle mehr kein Geld mehr für die nötigen Medikamente
oder weniger materiell übersättigt und geistlich hatten und das Gott ihnen nun genau zu diesem
„unterernährt“ sind. Zeitpunkt die finanzielle Gabe der Schwester aus
Deutschland zukommen ließ.
„Kennt Ihr einen Wilhelm Busch?“ Nach einem herzlichen gemeinsamen Gebet
Kurz vor unserem Abflug hatten wir in Havanna verabschiedeten wir uns, um wenige Stunden
noch eine nette und ermutigende Begegnung. später in das Flugzeug zu steigen, das uns aus
Eine Schwester aus Deutschland hatte uns dem armen, aber warmen Kuba, in das reiche,
eine Gabe für einen Baptistenpastor und seine aber kalte Deutschland brachte.
14 BÜCHER
Gerne würde ich noch auf viele andere Bücher Bibelstellen wie z.B. 1Joh 2,20.27: „Ihr habt die
hinweisen, durch die ich gesegnet wurde. Doch Salbung von dem Heiligen und wisset alles …
anstatt einzelne Bücher anzuführen, möchte ihr bedürfet nicht, dass euch jemand belehre …“
ich ein ganz bestimmte Kategorie auswählen, Diese Bibelstelle nimmt aber Bezug auf die
zusammenfassen und Mut machen danach zu Lehre, nicht auf die Lehrer. Die Aussage ist hier:
greifen und sie zu lesen. Es handelt sich dabei Wir benötigen kein zusätzliches Wissen zu dem
um die Art von Büchern, die immer seltener in was uns Gott in seinem Wort geschenkt hat.
den Bibliotheken der Christen stehen, obwohl Wohl aber bedürfen wir Lehrer, denn der Herr Anstatt uns
sie unglaubliche Schätze zum Verständnis der hat solche der Gemeinde gegeben. „Und so hat über die zu
Schrift enthalten und das Lesen mit einem über- Gott etliche in der Gemeinde gesetzt … als Leh- freuen, die der
aus großen Segen verbunden ist. Ich möchte sie rer“ (1Kor 12,28; Eph 4,11). Herr begabt
die „Philippus“-Edition nennen. Ein weiteres Argument, das vor allem gläu-
bige Lesemuffel gerne verwenden, lautet: „Und
und zu allen
Die „Philippus“-Edition außerdem lass dich warnen, mein Sohn! Des Zeiten immer
Die Bücher, durch die ich gesegnet wurde, vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel wieder ge-
könnte man zusammenfassend als „Philippus“- studieren ermüdet den Leib“ (Pred 12,12) Oder: schenkt hat,
Edition bezeichnen, denn Philippus war der „Erkenntnis bläht auf“ (1Kor 8,1). Das letzte Zitat um uns auf die
Mann im Neuen Testament, der sich nicht nur ist aber unvollständig, denn es heißt weiter
darüber gefreut hat, dass jemand in den Heili- „aber die Liebe erbaut“. Was also gesagt wird ist,
Zusammen-
gen Schriften las, sondern ihm ging es vor allem dass Wissen alleine keinen Wert hat, wenn keine hänge und Be-
darum, dass der Lesende das Gelesene auch ver- Anwendung stattfindet, und zwar in Liebe und deutungen der
stand. Er war es, der den Mann aus der Fremde, Achtung. Schrift hinzu-
dem die Zeilen des Propheten Jesajas nicht nur Und was das Zitat aus Prediger 12 betrifft, weisen, runzeln
wegen der schlecht gefederten Achsen seines so sind damit die unzähligen, angeblich weise
Pferdewagens vor den Augen auf- und abspran- machenden Bücher dieser Welt gemeint, die
wir die Stirn
gen, schließlich die erlösende Frage stellte: Salomo erst verschlungen, dann aber verworfen und legen die
„Verstehst du auch was du liest?“ (Apg 8,30) Die hat, weil sie ihm bei den existenziellen Fragen Schrift beiseite
Antwort war kurz und ehrlich: „Wie denn, wenn des Lebens nicht weiterhalfen („ich richtete
mich niemand anleitet!“ mein Herz darauf, die Weisheit zu befragen und
Geht es uns nicht oft ähnlich, wenn wir mich bei ihr zu erkundigen über alles, was unter
beginnen in der Bibel zu lesen? Doch anstatt uns dem Himmel getan wird. Das ist eine leidige
über die zu freuen, die der Herr begabt und sei- Mühe … alles eitel und ein Haschen nach Wind“
ner weltweiten Gemeinde zu allen Zeiten immer Pred 1,13.14). In der Tat, es ist wirklich ermüdend
wieder geschenkt hat, um uns (auch mittels
Bücher) auf die Zusammenhänge und Bedeu-
tungen der Schrift hinzuweisen, runzeln wir die
Stirn und legen die Schrift beiseite.
Wir reisen heute mehr als damals und um ein
Vielfaches bequemer und entspannter als der
Kämmerer. Wir haben digitalisierte Bibeln und
elektronische Geräte mit Hintergrundbeleuch-
tung zum Lesen derselben. Dank modernster
Technik und immer kleiner werdender Speicher-
und Wiedergabegeräte können wir alle Bücher
der Bibel samt Erklärung überall wo wir gerade
sind abrufen oder abspielen, aber wir nutzen
diese Möglichkeit kaum.
Ich habe noch nie jemanden in kilometer-
langen Staus stehen sehen, der die Bibel mit
verdutztem Gesicht las, und dessen Augen dabei
verzweifelt nach einer Erklärung suchten. Dabei
wäre es wesentlich effektiver, im Stau „verstan-
den“ als nur gestanden zu haben! Wer aber das
Gelesene nicht versteht, hört bald auf zu lesen.
all die zahlreichen Bücher zu lesen, die Gott aus- – entnehmen können, wird uns immer unver-
grenzen und uns zu unserem Glück ohne Gott gleichbar mehr bleibenden Nutzen bringen,
verhelfen wollen. als die unzähligen pseudowissenschaftlichen
Schade ist auch, dass viele meinen, Bücher, Weisungen des Prof. Dr. Dr. Plasma-Bildschirm,
Man neigt die zum besseren Verständnis der Schrift bei- und die zahlreichen selbstgestrickten Erfah-
selbst unter tragen möchten, seien naturgemäß auch schwer rungen und Antworten der psychologisierten
Christen heute verständlich geschrieben. Als ob alles was mit Coachs und Mentoren, die kreuz und quer durch
mehr dazu, den der Lehre der Bibel zusammenhängt kompliziert, den Äther funken. Ganz zu schweigen von dem
fragwürdig, und nicht mit letzter Gewissheit zu milliardenschweren Müll der Esoterik, Engels-
Kaffeesatz zu behaupten sei. Doch wer die Bibel beim Wort bücher, Sterbeerlebnisse usw. Man neigt selbst
lesen als ein nimmt, der hat eigentlich mit den vielen Pas- unter Christen heute mehr dazu, den Kaffeesatz
gutes Buch sagen, die er versteht, mehr Mühe, als mit den zu lesen als ein gutes Buch. Der Schaden, der
wenigen, die er noch nicht versteht. dadurch im persönlichen Leben entsteht, wird
Diese sollten jedenfalls niemals dazu führen, meistens erst dann wahrgenommen, wenn es
dass wir aufhören die Bibel zu lesen, oder anfan- leider schon sehr spät ist. Jemand hat einmal
gen, über ganze Kapitel und Bücher hinweg zu treffend gesagt: Die Menschen glauben alles. Es
lesen. darf nur nicht in der Bibel stehen!
Doch Bibellesen ist unersetzlich – es macht
Die häufigste Frage des Herrn: „Habt aber erst dann Sinn, wenn man versteht was man
ihr nicht gelesen?“ liest und im Leben umsetzt was man verstanden
Wer die Evangelien aufmerksam liest und einmal hat. Damit wir besser verstehen und zügiger
darauf achtet, welche Frage der Herr den Men- vorankommen, hat der Herr u.a. Lehrer befähigt,
schen seiner Zeit am häufigsten gestellt hat, die ihre Gabe einsetzen und der Gemeinde Got-
Wer die Bibel wird feststellen, dass es die vorwurfsvolle Frage: tes damit dienen sollen. Ihre Schriftkenntnisse,
beim Wort „Habt ihr nicht gelesen?“ war (z.B. Mt 12,3; 12,5; sowie ihre Hinweise und Erklärungen beschrän-
nimmt, der 19,4; 21,16; 21,42; 22,31). ken sich nicht auf Vorträge, sondern wurden und
hat eigentlich Ein Software-Hersteller wirbt mit dem Slo- werden auch immer wieder schriftlich festgehal-
gan: ‚Lesen ist Out – Telefonieren ist In‘. Allein in ten und als Bücher herausgegeben, um sie mög-
mit den vielen
der BRD wurden in den letzten drei Jahren mehr lichst vielen Gläubigen zugänglich zu machen.
Passagen, die als 100 Millionen Handys verkauft, mit denen Wer das Lesen solcher Bücher unterlässt, achtet
er versteht, im Jahr für rund 4 Milliarden € telefoniert wird. damit nicht wirklich, was der Herr uns in seiner
mehr Mühe, als Überall auf der Straße, in öffentlichen Verkehrs- Gnade und Vorsorge gegeben hat (1Thess 5,20).
mit den weni- mitteln, bei persönlichen Besuchen oder Einkäu- Zum Abschluss möchte ich eine kleine Aus-
fen in Geschäften wird man – ohne es zu wollen wahl solcher Bücher bzw. Buchreihen nennen,
gen, die er noch
– Zeuge von Unterhaltungen, die immer wieder die zu meiner eigenen „Philippus“-Sammlung
nicht versteht eins bestätigen: Wir leben im Zeitalter der Kom- gehören:
munikation, aber wir haben nicht wirklich etwas • Die fünf Bücher Mose (C.H. Mackintosh)
zu sagen. • Studien des AT (Warren W. Wiersbe)
Telefonieren mag wohl „In“ sein, aber das, • Kommentar zum NT (William McDonald)
was wir der Schrift – auch mit Hilfe von biblisch • Was die Bibel lehrt (Kommentarreihe ver-
fundierten, helfenden und erklärenden Büchern schiedener Autoren zu allen Büchern des NT)
© Photocase | Gerti G.
NACHFOLGE 17
Pet ra Ha l f m a n n Beispielhaft
Sie haben vieles investiert Sie ließen von sich selber los
ihr eig’nes Leben nicht geschont sie haben selbst nicht viel begehrt
ganz mutig sind sie losmarschiert kein Opfer war für sie zu groß
ihr Einsatz hat sich sehr gelohnt. die Sache Jesu war es wert.
Sie ließen alles hinter sich: Es gibt von ihnen manches Buch
vertraute Menschen, Hab und Gut das vielen Lesern imponiert
lebten für andre vorbildlich für andre bleibt’s ein rotes Tuch
haben dabei kaum ausgeruht. weil so ein Leben provoziert.
Sie hielten selber nichts für sich Schlägt mein Herz ernsthaft ganz für Gott?
und überlebten irgendwie Was ist mir wirklich lieb und wert?
doch niemals ließ Gott sie im Stich Ich leb’ in meinem Alltagstrott
und was Gott gab, das teilten sie. leb ich nicht oftmals ganz verkehrt?
»Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns
jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst
uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt, indem wir
hinschauen auf Jesus, den Anfänger und
Vollender des Glaubens«
Hebr 12,1.2
18 AKTUELLE STRÖMUNGEN
Atmosphäre“, „gute Musik“, „knackige Message“ schaft, sondern vor allem durch die bibeltreue Ver-
und „hinterher noch Snacks und jede Menge Fun“. kündigung echte Glaubensstärkung, Ermutigung
Eines Sonntags wurde dann ein besonderer und Korrektur bekommen.
„ERlebt-Brunch-Gottesdienst“ angekündigt. Es
gäbe zwar auch eine Predigt (Unmutsäußerungen Spiel, Spaß und Spannung
bei einigen Gottesdienstbesuchern), diese sei aber Doch wie ging es in der landeskirchlichen Gemein-
nur ganz kurz (Erleichterung bei selbigen). Im Pro- schaft weiter? Niemand erkundigte sich bei uns
gramm hieß es: „Sonntagmorgen einmal anders: nach dem Grund unseres plötzlichen Fernbleibens. Das Festhalten
Wir erleben einen köstlichen Brunch und einen Freundliche E-Mails von mir an zwei mitarbeitende
an den Vorga-
‚Mini-ERlebtgottesdienst’! Wir beginnen mit einem Ehepaare blieben unbeantwortet. Von einem dieser
ausgiebigen Frühstücksbrunch, süß und deftig. Paare übernahm eine Frau die hauptamtliche Lei- ben des Wortes
Unser anschließender Minigottesdienst besteht tung der Kinder- und Jugendarbeit. Im vierseitigen Gottes wich
aus Liedern, Gebeten und einer Minipredigt. Zum Rundbrief musste ich erneut feststellen, wie sehr einem Prag-
Abschluss stehen warme Speisen am Buffet.“ Spä- sich doch die Zeiten geändert hatten. Man liest matismus, dem
testens jetzt wurde mir klar, dass ich hier am fal- viel über Aktionen mit „Spiel, Spaß und Spannung“,
nahezu jedes
schen Platz war. Frustriert und enttäuscht fuhr ich einem „stylischen Gottesdienstraum, die Band
nach Hause. Dort angekommen entlud sich meine rockt ab“. Dann kommt es zu einem Einschnitt im besucher-
Traurigkeit in Tränen. Ich war völlig verzweifelt – Rundbrief: „Natürlich besteht meine Arbeit hier freundliche
zum einen, weil das geistliche Niveau immer mehr nicht nur aus irgendwelchen Events und Aktionen.“ Mittel recht
abzurutschen drohte und die Einzelnen mitzog und In der Erwartung auf einen geistlichen Aspekt lese war, um bloß
zum anderen, weil die Mitarbeiter nicht gesprächs- ich weiter: „Gerade persönliche Beziehungen zu
das Haus voll
bereit waren. den Teens aufzubauen ist mir sehr wichtig.“ Kon-
Sie haben sich eindeutig und unbelehrbar kret wird das durch „verrückte Sachen machen, wie zu kriegen
entschieden, mit Marketingmethoden à la Wil- Krawatten nähen, mit unserem GPS-Gerät Schätze
low-Creek die Gemeinde vor dem Aussterben zu suchen, gemeinsam Kochen, Klettern gehen und
bewahren und durch die oben erwähnten Stilmittel und und.“ Mit dem geistlichen Aspekt habe ich
Fremde anzulocken und die Jüngeren bei Laune zu also wieder einmal daneben gelegen. Auffallend ist
halten. Gehaltvolle Predigten waren einem „Evan- zudem, dass der Name Jesus auf vier DIN A 4-Sei-
gelium light“ gewichen, „deftige“ geistliche Kost ten nur ein einziges Mal vorkommt.
im wahrsten Sinne des Wortes einer 5-Minuten-
Terrine. Das Wort-Christentum musste einem EC – oder Emerging Church?
sinnlichen Christentum Platz machen und nach Wohin führt die Umformung dieser landeskirchli-
jahrzehntelanger pietistischer Ausrichtung wurde chen Gemeinschaft? Die Zugehörigkeit zum pie-
der schwärmerisch-charismatische Weg einge- tistischen EC (Entschiedenes Christentum) ist Ver-
schlagen. Das Festhalten an den Vorgaben des gangenheit, heute zählt das Vorbild eines anderen
Wortes Gottes wich einem Pragmatismus, dem „EC“, der Emerging Church. Äußeres Wachstum um
nahezu jedes besucherfreundliche Mittel recht war, jeden Preis hat im Inneren seinen Preis – den geist-
um bloß das Haus voll zu kriegen. lichen Niedergang! Ein „Evangelium light“ erzeugt
Dank der gnädigen Führung Gottes konnten wir oft Scheinbekehrte, die kaum etwas von Buße,
uns einer Brüdergemeinde anschließen, dort unsere Zerbruch und Heiligung gehört haben. Außerdem
Gaben einsetzen und nicht nur durch die Gemein- geschieht Absonderung nicht von der Welt, son-
dern von den bibeltreuen Gläubigen. Diese werden Gehaltvolle
als konservative, ewig gestrige Fundamentalisten
gebrandmarkt, die als angeblich Gesetzliche und Predigten
Pharisäer ihren Kritikgeist pflegen. waren einem
Unbiblische, weltförmige Zielvorgaben haben „Evangelium
aber keine Verheißung, zumindest keine positive, light“ gewi-
denn: „Wer die Welt in die Gemeinde holt, macht chen, „deftige“
die Gemeinde zur Welt!“
Dennoch baut unser Herr seine Gemeinde – geistliche Kost
auch heute! Diese hat nach wie vor die Verheißung im wahrsten
seiner Treue und seiner Gegenwart. Jeder Gläubige Sinne des
trägt aber mit Verantwortung, wie an Gottes Bau Wortes einer
gearbeitet wird: „Denn wir sind Gottes Mitarbei- 5-Minuten-
ter; ihr aber seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.
Gemäß der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe Terrine
ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein
anderer aber baut darauf. Jeder aber gebe Acht,
wie er darauf aufbaut.“ (1Kor 3, 9-10)
Clown statt Predigt, oder Predigt mit Clown …?
Termine 2009
im Freizeithaus Schoppen
Tasso ist noch ein Junge, als die drei Diese Neuerscheinung ist eine wichtige
römischen Legionen des Varus von Hilfe, um eine Übersicht und Beurtei-
den germanischen Stämmen vernich- lung der zahlreichen charismatischen
tend geschlagen werden. Der schwer Gruppen, Organisationen und einflussreichen Persönlichkeiten
verletzte römische Legionär, dem er unter einigem Einsatz das zu bekommen.
Leben rettet, begleitet ihn auf dem Weg des Erwachsenwer- In einer kurzen Einführung werden die biblischen Gnaden-
dens. Dabei ist und bleibt Tassos Leben ein ständiger Kampf: gaben kurz erklärt (hier bleiben allerdings einige Fragen offen,
Nach schweren Konflikten zerreißt seine Familie, er muss sich weil der Autor die Auffassung vertritt, dass auch heute noch alle
auf abenteuerlichen Fahrten bewähren, um das Leben des Mäd- Gnadengaben vorhanden sind!), dann wird kurz die Geschich-
chens kämpfen, das er liebt und Streitigkeiten innerhalb seines te der Pfingst- und Charismatischen Bewegung geschildert.
Stammes durchstehen. Schließlich wird er zum Krieger in den Im Hauptteil werden jeweils kurz, aber informativ die vielen
Schlachten gegen die Römer, die er nur knapp überlebt. Aber Verbände, Verlage und Ausbildungsstätten und schließlich von
dann flammen alte Stammes-Fehden wieder auf – und die Ge- A-W alle wichtigen Persönlichkeiten der charismatischen Be-
fahr für ihn, seine Familie und seine Freunde spitzt sich zu. In wegungen vorgestellt mit ihren Sonder- und Irrlehren. Hier
dieser brenzligen Situation taucht der römische Legionär wieder kann man sich auch über Personen informieren, die zur Zeit in
auf – mit einer erstaunlichen Botschaft und Antworten auf Fra- Deutschland für viel Verwirrung sorgen wie z.B. Helmut Bauer,
gen, die Tasso schon lange bewegt und gequält haben … Reinhard Bonnke, Benny Hinn, Wolfhard Margies, Joyce Meyer,
Ein spannender, gehaltvoller historischer Roman für Jugend- Derek Prince, Peter Wenz usw. Wolfgang Bühne
liche, Erwachsene und Außenstehende. Ulla Bühne
Michael Kotsch
Lawrence Elliott Die Charismatische Bewegung (Teil 2)
Der Mann, der überlebte Praxis – Theologie – Geistesgaben
George W. Carver Lichtzeichen, geh., 182 S., € 4,90
Aussaat, Pb., 222 S., € 12,95
In dieser sachlichen, fairen, sehr gut dokumentierten Arbeit
Die tief beeindruckende Biographie eines stellt der Autor den Frömmigkeitsstil sowie die in dieser Bewe-
Mannes, dessen Geburtsdatum nicht be- gung besonders betonten Geistesgaben, Sonderlehren und Irr-
kannt ist, der als Waisenkind aufwuchs, lehren vor.
seine Eltern nicht kannte und als „Nig- Der Autor zitiert viele Beispiele aus der Vergangenheit und
ger“ in seiner Kindheit und Jugend nur Gegenwart und beurteilt jeweils die Praktiken und Lehren an-
Verachtung, Demütigung und Hass erlebte. Diese Lebensge- hand der Bibel und macht deutlich, wo in der Charismatischen
schichte füllt eine Lücke in der Reihe derer, die jeder gelesen Bewegung die Bibel falsch verstanden, verdreht oder sogar
haben sollte. missachtet wird. Falsche, nicht eingetroffene Prophezeiungen
Hier wird das Leben eines Mannes geschildert, der nicht als von bekannten Charismatikern wie Oral Roberts, Benny Hinn,
begabter Evangelist oder Missionar auf Gott hingewiesen hat, Pat Robertson, Walter Heidenreich, Reinhard Bonnke usw. wer-
sondern der seine Gaben als Forscher, Erfinder, Wissenschaftler den aufgelistet und beurteilt, wobei der Autor sich nicht scheut,
und Künstler selbstlos und zum Wohl seiner Mitmenschen ein- gewisse „Propheten“ als Betrüger und Lügner zu beurteilen.
setzte und dadurch Gott ehrte. Hilfreich ist auch die Charakterisierung der charismatischen
Ein Mann, dem Ehre und Ruhm nichts bedeuteten und auf Frömmigkeit, die oft aus Defiziten „nichtcharismatischer“
dessen Grabinschrift zu lesen war: „Zum Ruhm hätte er den Christen oder Gemeinden entsteht. Sie präsentiert sich aber
Reichtum zufügen können. Da er beides nicht achtete, fand er oft peinlich niveaulos und verstandesfeindlich, weil nicht mehr
Glück und Ehre darin, ein Helfer der Menschheit zu sein.“ Gottes Wort und Gottesfurcht, sondern eine Erlebnisfrömmig-
In seinem späteren Leben wurde er ein Freund Henry Ford’s, keit gesucht wird, die mit einem vom Wort Gottes geprägten
ein Vertrauter des Präsidenten Roosevelt und stand mit Män- Glaubensleben wenig oder nichts zu tun hat.
nern wie Ghandi im Briefwechsel – lebte aber so bescheiden, Obwohl Michael Kotsch die Gefahren, Abirrungen und Ver-
dass man ihn oft für einen Wanderarbeiter oder Bettler hielt. Er irrungen messerscharf erkennt und benennt und auch vor dem
schlug jeden Gewinn aufgrund seiner Entdeckungen aus, weil Besuch charismatischer Veranstaltungen deutlich warnt und
er keine Belohnung für die Gabe annehmen wollte, die Gott ihm das Spaltungspotential dieser Bewegung darstellt, hält er er-
verliehen hatte. staunlicher Weise in einzelnen Fällen „eine begrenzte, projekt-
Eine Biographie, die beschämt, in Frage stellt und ein Heil- bezogene Arbeit“ als für „durchaus sinnvoll“ (S. 176). Auch die
mittel gegen Resignation und jedes Selbstmitleid ist. Bemerkung: „Der Idealfall wäre eine bereichernde Zusammenar-
Wolfgang Bühne beit charismatisch orientierter und anderer Christen in der Ge-
22 BUCHBESPRECHUNGEN
Kann nach zweitausend Jahren noch Auch wenn dieses Standardwerk sich
irgend eine Frage das Christentum er- in erster Linie an „berufsmäßige“
schüttern? Stehen Wissenschaft und Prediger richtet – was nicht unbe-
Glaube miteinander in Konflikt? Sind dingt dem neutestamentlichen Ideal
Wunder möglich? Warum lässt Gott das Böse und Leid zu? Ist entspricht – so bietet es doch wert-
die Bibel glaubwürdig? Sind Christen unrealistische Träumer? volle Hilfen und Anregungen für jeden, den Gott beauftragt und
Was ist mit den Ergebnissen der Archäologie? begabt hat, Gottes Wort zu verkündigen. Die Autoren – acht
Auf solche und weitere Fragen gibt der erfahrene Autor und Dozenten vom „Master’s Seminary“, Kalifornien, unter der Fe-
Evangelist fundierte und hilfreiche Antworten. Er möchte solche derführung von John MacArthur – machen im ersten Teil des
begleiten, die sich aufmachen, um die Wahrheit zu suchen. Buches die Notwendigkeit des textauslegenden Predigens deut-
BUCHBESPRECHUNGEN 23
lich. Im zweiten Teil beschreiben sie sehr praktisch und seelsor- eigene Wertschätzung und Würdigung dieses be-
gerlich, wie das geistliche Leben des Predigers aussehen sollte gnadeten Dieners Christi durchgehend deutlich werden zu
und bieten dann im dritten Teil Hilfen und Anregungen für die lassen und die Balance zu halten zwischen Respektierung und
Exegese, grammatische Studien, Bibelstudierhilfen und -me- Würdigung Darbys einerseits und behutsam kritischer Hinter-
thoden usw. In den beiden letzten Teilen geht es um die Ausar- fragung andererseits. Letztere ist zweifellos notwendig, wenn
beitung der Predigt und deren Präsentation. es um die negative Seite der Brüderbewegung mit ihren vielen
Manche Empfehlungen beziehen sich auf amerikanische Spaltungen und Trennungen geht, die ihre Grundlage eben auch
Verhältnisse, regen aber auf jeden Fall zum Nachdenken und in Darbys Gedanken, nämlich seinem Konzept der „Einheit in
Überdenken eigener Erfahrungen an. Reinheit“ durch „Trennung vom Bösen“ haben.
Viele ausgezeichnete Zitate und Beispiele bekannter Ver- Doch der Schwerpunkt der Untersuchung von Berthold
kündiger aus der Kirchengeschichte würzen die Ausführungen Schwarz liegt natürlich bei dem für Darbys Denken bestim-
und machen die große Verantwortung jeden Verkündigers sowie menden Gegensatz von „Gesetz und Gnade“, auf den der Unter-
die Chancen und Schwierigkeiten der Aufgabe deutlich. titel hinweist, und da wird man über weite Strecken des Buches
Wolfgang Bühne mit dem reichen Schatz und Erbe konfrontiert, das Gläubigen
verschiedener Denominationen weltweit so viel gegeben hat
Berthold Schwarz und bis heute zu geben vermag und das auch das eigentliche
Leben im Sieg Christi Kernstück des Brüdertums bleibt.
Die Bedeutung von Gesetz Unbezweifelt bleibt daher auch die Tatsache, dass der Ge-
und Gnade für das Leben des meinde Jesu durch die „Brüder“ unendlich viel Segen in der Er-
Christen bei John bei Nelson kenntnis des Heils und der Gedanken Gottes mit seiner Gemein-
Darby de gegeben worden ist. Leider, und das gesteht auch der Autor
Brunnen, Pb., 652 S., € 39,95 klar ein, hat die „Kehrseite der Medaille“, die so unglücklich und
leidvoll praktizierte „Trennung vom Bösen“, dem Ansehen des
Es musste ja einmal so kommen, dass Brüdertums auch sehr geschadet und dieses deshalb eher an
sich ein deutscher Theologe der wohl den Rand der Peripherie im Spektrum gemeindlich-kirchlicher
herausragendsten Persönlichkeit der Existenz gedrängt.
Brüderbewegung annimmt, um deren Theologie und Einfluss auf Man darf nicht irritiert sein, wenn der Autor im Zusammen-
die evangelische/evangelikale Welt bis heute gründlich zu un- hang mit seiner Untersuchung das Anliegen deklariert, die Dar-
tersuchen. Das ist gut, denn eine solche Arbeit lag bisher (abge- legung der Theologie der Brüderbewegung (auf der Grundlage
sehen von einem ersten Ansatz durch Erich Geldbach) von einem der Gedanken Darbys) als Beitrag zum interkonfessionellen bzw.
deutschen Autor noch nicht vor und war deswegen längst über- ökumenischen Dialog zu verstehen. Die Vorlage als Doktorarbeit
fällig. Berthold Schwarz, Dozent für systematische Theologie an der evangelischen Theologie verlangt solchen gesamttheolo-
der FTA Gießen, erweist sich jedenfalls als befähigt dazu. Eine gischen Bezug und solche Standortbestimmung. Allerdings darf
so tiefgehende Analyse der Gedanken Darbys und seiner Lehren die zum Schluss geäußerte Hoffnung, dass die Brüder bis in ihre
stand bisher dem deutschen Leser noch nicht zur Verfügung. exklusiven Kreise hinein an einem solchen Dialog teilnehmen
Was darf man von diesem 650 Seiten starken Werk erwarten? sollten, um ihrer Erkenntnis (wieder) eine größere Resonanz im
Man wird nicht enttäuscht, wenn man hofft, bis ins Detail Gesamtspektrum kirchlicher Theologie zu verschaffen, mit ei-
über das Denken Darbys und die Zusammenhänge und Fein- niger Skepsis betrachtet werden.
heiten seiner Hermeneutik, Soteriologie, Ekklesiologie und Dieses umfangreiche Werk zu studieren ist zweifellos eine
Eschatologie informiert zu werden. Akribisch wurden dazu seine große Herausforderung, zumal aus zahlreichen englischen Quel-
Originalschriften untersucht, und nicht nur das, auch fast sämt- len leider nur in der Originalsprache zitiert wird und die entspre-
liche bis dato erschienenen zahlreichen Untersuchungen über chenden Passagen nicht übersetzt werden. Das schmälert für
Darbys Theologie und Leben im englischen Sprachraum werden den sprachunkundigen Leser den Gewinn, weil sich u.U. wich-
in ihren grundlegenden Zügen und Absichten vorgestellt und tige Belege nicht so ohne weiteres in die Rezeption der Ausfüh-
ausgewertet. Der riesige Fußnotenapparat mit Quellennach- rungen aufnehmen lassen.
weisen und weiteren teils umfangreichen Erläuterungen macht Es bleibt zu wünschen, dass sich trotzdem viele die Mühe
deutlich, wie tiefgehend sich der Autor mit unzähligen Fragen machen, dieses hervorragende Werk zu studieren. Nicht um
und Details beschäftigt und wie viele Quellen er ausgewertet einem begnadeten Diener Gottes, der Darby zweifellos gewesen
hat. Gründlicher kann man es kaum machen. ist, die Ehre zu erweisen, sondern um mittels seiner Erkennt-
Wie schätzt der Autor nun die Bedeutung Darbys ein? Er nisse vermehrt die Tiefe der Heilsgedanken Gottes zu erfassen
folgt der schon von E. Geldbach vertretenen Einschätzung, und zu lernen, den treffend gewählten Titel des Werkes, nämlich
dass man die außerordentliche Bedeutung Darbys und seinen das „Leben im Sieg Christi“, für sich persönlich wieder neu – als
Einfluss auf evangelisches/evangelikales Denken kaum hoch Herausforderung und Geschenk zugleich – zu begreifen.
genug einstufen kann. Berthold Schwarz gelingt es dabei, die Joachim Pletsch
Diese Bücher können in jeder Christlichen Buchhandlung oder bei folgender Adresse bestellt werden:
Christliche Buchhandlung Wolfgang Bühne, Eisenweg 2, D-58540 Meinerzhagen, Tel.: 02354-709585
Wolfgang Bühne • Postfach 11 26 • D-58540 Meinerzhagen
PVSt. • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt! • VKZ H 11661
(Hudson Taylor)