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Schriftentstehung
Es gibt keine Evolution von einer primitiven zu einer Hochkultur. Diese ist plöt
zlich da. Bei archäologischen Grabungen in Ägypten staunt man, dass man bei Ausg
rabungen plötzlich auf die ägyptische Hochkultur mit ihren Tempeln, Pyramiden, P
haraonen und ihrer Hieroglyphenschrift stößt. Niemand kann das erklären. Ebenso
ist es in Mesopotamien. Da kann man ganz plötzlich ab etwa 3000 vor Christus nur
noch die weitere Entwicklung einer Hochkultur verfolgen. Dinge des täglichen Le
bens sind auf einmal selbstverständlich, und man betreibt Welthandel mit den Mit
telmeergebieten.
Aber wozu benötigt eine hochstehende Kultur die Schrift oder, genauer gesagt, di
e schriftliche Fixierung der Sprache? Nehmen wir an, ein Viehhändler erwirbt 100
Schafe in einer benachbarten Siedlung und bezahlt sie mit dem damals noch üblic
hen Zahlungsmittel, nämlich Gerste. Kurze Zeit später erscheint der Verkäufer, v
on dem er die Schafe erworben hatte, und beschuldigt ihn: Du hast mir 100 Schafe
gestohlen . Wie kann er nun beweisen, dass er sie doch gekauft hat? Oder der Bürge
rmeister der Stadt wundert sich plötzlich: Woher hat er denn die 100 Schafe?
Außerdem mussten die Bürger schon sehr früh für die öffentlichen Bauten wie Stad
tmauern, Straßen, Tempel, Polizei und anderes mehr Abgaben zahlen - wie konnten
sie beweisen, dass sie diese Abgaben schon bezahlt hatten? Man benötigte für sol
che Käufe und Verkäufe Zeugen. Das war solange kein Problem, wie die Kultur und
ihr geographischer Bereich relativ klein waren.
Aber Zeugen kann man ja nicht überallhin mitnehmen; sie sind auch nicht ständig
verfügbar und können lügen, bestochen werden oder sterben. Und so kam man zuerst
im alten Mesopotamien, genauer im südlichen Zweistromland, auf die Idee, einen
Verkauf oder Kauf durch eine Urkunde zu dokumentieren. Nach allem, was man aus d
en archäologischen Funden rekonstruieren kann, sahen diese Urkunden um 3200 vor Ch
ristus, also vor etwa 5200 Jahren, zunächst so aus, wie sie die Abbildung 1 zeig
t.
Diese fünf Zählsteine verwendete man als Stellvertreter oder tokens (amerik. Begri
ff) für zu registrierende Güter. Die Steine (2 x 1,5cm) haben kleine Löcher und
waren wahrscheinlich durch eine Schnur verbunden. Der Beamte oder Kaufmann, der
für einen Warentransport zuständig war, trug diese Steine an einer Schnur aufger
eiht bei sich. Die Form der Zählsteine gab über den Gegenstand Aufschluss, ob es
sich etwa um Vieh, Wolle oder Oliven handelte (manchmal schwierig zu identifizi
eren), die eingeritzten Striche bezeichneten die Anzahl der gelieferten Gegenstä
nde. Bei der Übergabe der Handelsware wurden diese Zählsteine sozusagen als Besi
tzurkunde dem Empfänger übergeben.
In der Tonkugel von Abbildung 2 waren Zählsteine ohne Löcher; außen wurde an Han
d von Einkerbungen das angegeben, was drinnen war - eben die Zählsteine. Zusätzl
ich wurde die Tonkugel mit Rollsiegeln versehen, also versiegelt. Dieses System
einer doppelten Urkunde, auf der also sowohl durch die Kerben außen als auch inn
en durch die Zählsteine ablesbar war, um welches Geschäft es ging, wurde bis in
viel spätere Zeiten aufrechterhalten. In unserer Zeit ist dies vergleichbar mit
dem Besitz von Fahrzeugschein und KFZ-Brief.
Auch für das Verschließen aller möglicher Gefäße verwendete man Siegel. Damit ko
nnte der Besitzer den Inhalt geheim halten oder ein unbefugtes Verändern verhind
ern. Man bedeckte zum Beispiel ein Steingefäß mit einer Lehmschicht, auf die man
sogar mehrere Siegelungen aufbringen konnte. In ähnlicher Weise hat man auch di
e abgebildete Kugel mit den Zählsteinen darinnen von außen versiegelt.
Aus dem Steine-in-der-Kugel-und-außen-Kerben -System entwickelte man bald eine vere
infachte Methode. Statt dass man mit Kerben von außen auf den Inhalt der Kugel h
inwies und in ihrem Inneren Zählsteine die Warenmenge angaben, was natürlich seh
r urkundensicher war, hat man einfach eine flache Tontafel genommen, oben auf ih
r die Kerben angebracht und sie dann mit Stempelsiegeln versehen. Da die Kerben
aber nicht die Art der Gegenstände verraten, hat der mesopotamische Händler dies
e Tafel wohl unmittelbar mit der Ware zusammen übergeben.
In dieser Zeit trifft man noch häufiger Tafeln an, auf denen nicht nur die Anzah
l der gehandelten Gegenstände eingekerbt, sondern diese mit feinen Bildzeichen s
elbst dargestellt waren (Abbildung 3). Diese Tontafel sollte einen Verkaufsvorga
ng beschreiben. Zwar war das kein doppeltes Urkundensystem mehr, aber dafür eine
Art Kunstwerk. Man musste zu einem öffentlich anerkannten Schreiber gehen, um e
ine solche Urkunde anfertigen zu lassen, und der Schreiber beziehungsweise das K
unstwerk bürgte für die Echtheit. Es ging im Vorfeld der Schrift um Dokumentatio
n von Tausch- oder Handelsvorgängen.
Schriftentwicklung
Allmählich wurden die Zahlen durch abstrakte Keile ersetzt. Zuerst waren diese n
och als tokens im Lehm eingedrückt, dann aber machten auch die tokens -Eindrücke völl
ig abstrakten Keilen Platz. Man hat die Keile nicht mehr auf den Ton gemalt, son
dern in den Ton eingedrückt. Schließlich hat man die kunstvollen Keile digitalisi
ert , nämlich immer mehr abstrahiert.
Bei den Babyloniern gab es sehr viel Lehm. Daraus fertigte man Tafeln, und auf d
iese wurden die Keile eingedrückt. Ein geübter Schreiber konnte das sehr schnell
. Anfangs konnte man nur Urkunden fertigen, später aber hat man das immer weiter
verfeinert. Nicht nur Verkaufsvorgänge, sondern auch anderes wurde aufgeschrieb
en. Man kann anhand der archäologischen Funde verfolgen, wie sich die Keilschrif
t innerhalb kürzester Zeit entwickelt hat.
In der neuassyrischen Schrift gibt es zum Beispiel ganze Feldzugsberichte der as
syrischen und babylonischen Könige, auch darüber, wie sie Israel besiegt haben.
Nur wenig bekannt ist: Fast alle jüdischen Könige sind von den Assyrern und Baby
loniern irgendwann erwähnt worden.
Die Abbildung 4 zeigt für die Schriftentwicklung in einem Zeitraum von etwa 2000
Jahren sechs Zeitabschnitte:
um 3000 v.Chr. bestand die piktographische oder bildzeichenhafte Phase.
2800 v.Chr. man verwendet kleinere Tafeln; die Bilder sind leichter in den Ton z
u ritzen, wenn sie um 90° gedreht werden.
2800-2600 v.Chr. zunehmende Abstrahierung findet statt, wie bei Mund oder Fisch .
2600-2200 v.Chr. ist die Zeit des klassischen Sumerisch.
2100-1700 v.Chr. ist die Zeit des Königs Hammurapi; hier die Schrift seiner Gese
tzestexte.
1000-700 v.Chr. hier ist die Zeit der neuassyrischen Schrift.
Einerseits haben sich also die Bilder abstrahiert, andererseits aber auch die Be
deutungen. Anfangs malte man einen Fisch und las auch Fisch = cha . Später schrieb man
nur noch cha und las auch nur noch cha . Das bedeutete nicht mehr Fisch , sondern war n
r noch eine bestimmte Silbe. Wasser hieß früher a , nachher stellte dieses Zeichen nu
r noch der Vokal a dar, den man benutzte, um neue Wörter zu kreieren. Die Keilschr
ift hat sich im zweiten Jahrtausend im ganzen Alten Orient durchgesetzt. Zuerst
haben die Sumerer diese Schrift erfunden und für ihre agglutinierende Sprache ve
rwendet. Dann haben die Babylonier dieselbe Schrift für ihren ganz anderen Sprac
htypus (semitisch) verwendet, ebenfalls die Assyrer. Sogar die Hethiter schriebe
n ihre indogermanische Sprache in Keilschrift. Das lag vor allem an ihren Vortei
len: Durch die Handhabung des Keils funktionierte das Schreiben ähnlich wie eine S
chreibmaschine; sie war schnell einzudrücken - auch Abstraktes konnte festgehalt
en werden; sie war mit billigem Material möglich und trotzdem dokumentenecht und
langlebig.
Etwas problematisch ist bei dieser Silbenschrift, dass man bis an die 500 Zeiche
n für die volle Ausschöpfung der Sprache benötigt; für den Alltags-Sprachgebrauc
h sind etwa 170 Zeichen nötig. Auch ist die Silbenschrift mehrdeutig; einer Silb
e oder einem Wortzeichen können bis zu 20 Bedeutungen unterliegen. Nur ein geübt
er Schreiber hat die Schrift beherrscht. Auch das Entziffern hat sehr viel Mühe
gekostet. Das hat ein Gymnasiallehrer in Deutschland geschafft, dessen Hobby es
war, Kreuzworträtsel zu lösen. Er hat angefangen mit einer Gedenktafel des König
s Darius, die in babylonisch, elamitisch und persisch auf einem Felsen geschrieb
en worden war. Aber nachher brauchte man noch viele Jahre, um alle Feinheiten he
rauszubekommen.
Öffentlicher Gebrauch
Etwa aus der Zeit Salomos, also nur knapp 200 Jahre später, hat man diese Schüle
rübung gefunden (Abbildung 15). Da werden die Monate des Jahres aufgezählt; es h
eißt am Anfang jeweils jarach ... (Monat) - ein Monat Flachsschnitt , ein Monat Gerste
nernte und ein Monat Getreideernte und Abmessen . Die Alphabetschrift hatte also das
ganze öffentliche Leben in Kanaan erfasst. Das bezeugen noch weitere Funde, zum
Beispiel auch Tonscherben, auf denen der Empfang eines Schlauches besonders rei
n gepressten Olivenöls quittiert wird. Dieser Fund stammt aus der Palastregistra
tur in Samaria.
Tonkrüge zerbrechen leicht, und außerdem mussten nach den jüdischen Vorschriften
kultisch verunreinigte Tonkrüge zertrümmert werden. Die Scherben konnte man lei
cht zur Beschriftung nutzen. Mit ihnen hat man Kurznotizen festgehalten. Man kan
n sich das so vorstellen: Leute bringen ihre Abgaben für den Tempel oder für den
König zum Palast. Dort steht ein Mann bereit und schreibt den Wareneingang kurz
auf eine Tonscherbe. Abends nimmt er den Sack voll Tonscherben und geht damit z
u einem Schreiber, der dann noch einmal alles sauber auf einen Papyrus abschreib
t. Diese Tonscherben waren also nur kurze Zeit in Gebrauch. Später wurden die To
nscherben zum Pflastern eines Hofes oder als Füllschutt benutzt.
Das zeigt, dass die Alphabetisierungsrate im Land sehr hoch war. Nicht nur solch
e Quittungen, auch andere Inschriften zeigen, dass die Israeliten eine besonders
Vorliebe zur Schrift, zum Schreiben und Lesen hatten. So ist zum Beispiel die A
nzahl der Siegel, die für alle Urkunden und Kaufverträge notwendig waren, nicht
nur unter angesehenen Leuten mit Titeln besonders hoch, sondern auch unter den e
infachen Bürgern. Herr Jedermann in Israel konnte nicht nur Siegel mit seinem Na
men anfertigen, sondern auch Gegenstände wie Besteck, Becher, Weinkrüge und ande
res mehr beschriften.
In der Bibel lesen wir von großen Wasservorkommen bei Gibeon (1. Sam. 2, 13; Jer
. 41,12). Bei Ausgrabungen hat man bei Gibeon viele Wasser- und Weinkrüge entdec
kt. Der Wein wurde in Krüge abgefüllt, von denen nur noch die Henkel erhalten si
nd, nach dem Herkunftsort etikettiert. Abbildung 16 zeigt eine solche Kruginschr
ift. Insgesamt hat man 62 beschriftete Krughenkel aus dem 7. Jahrhundert vor Chr
istus in Gibeon gefunden, die im Wesentlichen die 2 Typen von Aufschriften haben
: Gibeon-Distrikt: von Amarjahu oder Gibeon-Distrikt: von Ezerjahu .
Manche dieser Kruginschriften zeigen auch Schreibfehler, so etwa die Verwechslun
g von d und r oder ein spiegelbildlich verkehrter Buchstabe. Die hier ihre Namen
eingeritzt haben, waren also keine berufsmäßig ausgebildeten Schreiber, sondern
haben Lesen und Schreiben vielleicht in einer Art Schule gelernt und dann so ge
schrieben, wie sie es für angemessen hielten. Außerdem haben sie die Namen einge
ritzt, nachdem die Krüge gebrannt worden waren, und nicht, wie es bei einem köni
glichen Auftrag zu erwarten wäre, vorher. Auch der König hat seine Weinkrüge säm
tlich beschriftet, was natürlich nur Sinn ergibt, wenn es auch viele lesen könne
n und wissen: Aha, das gehört ins Königshaus - , allerdings vor dem Brennen: er ha
t also sozusagen eine hohe Auflage solcher Krüge in Auftrag gegeben.
Die Alphabetisierung war im Land also ziemlich weit fortgeschritten. Ein relativ
hoher Prozentsatz der Bevölkerung konnte schreiben und lesen. Aber wie sieht es
denn nun mit den Bibelhandschriften aus?
Biblische Einflüsse
Während die ältesten Funde von Bibelteilen aus dem 7. - 8. Jahrhundert vor Chris
tus stammen (vorexilisch) - ältere haben leider nicht überlebt - , können wir je
doch einen frühen Einfluss der Bibel nachweisen:
Von den etwa 1200 hebräischen Personennamen (PN) sind in den vielen gefundenen I
nschriften und Siegeln nur etwa 5-6% mit Gottesnamen heidnischer Herkunft belegt
(zum Beispiel Ischbaal, Meribbaal oder Paschchur). Die übrigen sind größtenteil
s mit dem aus dem Alten Testament bekannten Gottesnamen Jahwe gebildet worden. D
ie Bildung solcher PN fing übrigens nach der Bibel erst etwa mit dem Auszug der
Israeliten aus Ägypten an; vorher hat man seinen Kindern noch keine PN gegeben,
in denen der Gottesname des Gottes Jahwe vergeben wurde. Beispiele solcher Namen
sind Jirmiyahu, Josaphat, Jochanan, Ahazjahu.
Es gibt auch PN, die nicht im Alten Testament vorkommen. Einige dieser PN können
nur erklärt werden, wenn das AT bereits bekannt war und die Leute dieses gelese
n haben; auch kommen diese Namen nicht im Kontext heidnischer Gottheiten vor. Da
s bezeugt etwa der Name Dalatyahu (Abbildung 17). Er heißt übersetzt: Du hast mich
emporgezogen, Jahweh . Dieser Vers steht in einem Psalm: Ich will dich erheben, Jah
we, denn du hast mich emporgezogen ... (Ps. 30, 2). Diesen Namenstyp gibt es im g
anzen Alten Orient nicht, aber in Israel hat man solche Namenstypen gefunden. Au
ch den Namen Yachmolyahu , übersetzt Jahweh hat Mitleid . Das führt zurück auf den Sat
z: Und der HERR eiferte für sein Land, und er hatte Mitleid mit seinem Volk (Joel
2,18).
Als drittes Beispiel soll ein weiblicher Name gelten, der auf einem Siegel steht
. Es gibt nur sehr wenige Siegel von moabitischen, ammonitischen oder Frauen aus
den Nachbarländern Israels. Hier ist ein jüdisches Siegel mit dem Namen Immadiya
hu , der Tochter des Azaryahu (Abbildung 18). Immadiyahu (= Yahweh ist mit mir ) ist ei
hnlicher Name wie Immanuel (= Gott ist mit uns ). Das leitet sich von der Ankündigung
ab: Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird s
chwanger werden und einen Sohn gebären, und wird seinen Namen Immanuel heißen (Je
s. 7, 14).
In diesen PN zeigt sich also eine traditionelle Verehrung Gottes. Denn wir wisse
n aus der Bibel ja auch, wie oft die Leute ihre Götzen angebetet haben. Solche ya
hwistischen PN finden sich auch in den Grußformeln der präexilischen althebräisch
en Briefe (7. Jahrhundert vor Christus). In Lachisch beginnen sieben Briefe so o
der ähnlich: Es möge hören lassen Jahwe meinen Herrn jetzt und heute Nachrichten
des Guten.... . Oder eine andere Inschrift heißt: An meinen Herrn, Elyaschib: Jahwe
sehe nach deinem Wohlergehen.
Solche Briefe zeigen doch, dass nicht nur der wahre Gott des Alten Testamentes,
der sich den Israeliten mit seinem Namen Jahwe kundgetan hatte, im öffentlichen
Leben eine große Rolle spielte, sondern dass dieses Volk als ein Volk gelten mus
s, das Sprache, Schrift, Redewendungen und Begriffe aus dem AT übernommen hat. M
an kann auch sagen: Manche Namen und Redewendungen des AT haben sich verselbstän
digt; man findet sie sogar auf Schülerübungen, um die Briefe in der rechten Weis
e schreiben zu können. Eine schöne Scherbe mit Alphabetübungen aus dem 8. Jahrhu
ndert vor Christus ist die in Abbildung 19 gezeigte. Den oberen Teil hat der Leh
rer, den unteren der Schüler geschrieben.
Das Eigenartige an diesem Alphabet ist, dass seine Reihenfolge an einer Stelle a
nders ist. Hier kommt nämlich p vor o. Diesen Umtausch kannte man bisher nur aus
den Klageliedern 2, 16; 3, 46. 48 und noch aus anderen Stellen. Da ist das Alph
abet enthalten, und zwar beginnt jeder Vers mit einem anderen Buchstaben des Alp
habets. Aber auch da sind o und p vertauscht. Während die einen behaupteten, es
sei falsch überliefert, und andere einen Redaktor verantwortlich machten, findet
man nun auf einmal diese Tonscherben. Damit sind die oben genannten Theorien hi
nfällig geworden. Offenkundig gab es eine bestimmte Zeit oder Gegend in Israel,
in der das o mit dem p vertauscht wurde.
Auch Weihinschriften auf Steintöpfen zeigen den Einfluss der Bibel. Da stehen Se
genswünsche drauf wie Möge Jahwe dich segnen . Eine andere Inschrift auf einem Stei
ntopf lautet: Von Obadyahu, dem Sohn Adnahs: Möge er von Jahwe gesegnet sein!
Die Kilamuwa-Inschrift
Die Kilamuwa-Inschrift aus dem 8. Jahrhundert vor Christus. (Abbildung 20) zeigt
eine erstaunliche Parallelität zu biblischer Geschichte auf. Die Inschrift wurd
e 1902 in Nordsyrien entdeckt und steht heute in Berlin; sie hat 16 Zeilen, unte
rteilt in zwei Achtzeiler. Links oben steht König Kilamuwa, in assyrischer König
skleidung, der König des Königreichs von Yaudi in Nordsyrien. Er verweist auf vi
er Symbole am oberen Rand der Inschrift, nämlich auf 1. einen gehörnten Helm, 2.
einen Bogen, 3. eine geflügelte Darstellung der Sonne und 4. einen Halbmond. Di
e Inschrift wurde in einem besonderen literarischen Stil verfasst, der damals in
Kanaan üblich war. Die verwendeten Stilmittel sind AT-Lesern geläufig, besonder
s solchen, die eine wörtliche Übersetzung benutzen. Ihr Inhalt lautet wie folgt:
1 Ich bin Kilamuwa, der Sohn des Hayya
2 Gabbar war König über Yaudi, aber er tat nichts;
3
es gab auch Bamah, und er tat nichts, und es gab auch meinen Vater Hayya, und er
tat nichts, und es gab meinen Bruder
4 Saul, und er tat nichts. Aber ich, Kilamuwa, der Sohn Hayyas - was ich tat,
5
taten diejenigen, die vor mir waren, nicht. Das Haus meines Vaters war inmitten
mächtiger Könige.
6
Und jeder streckte seine Hand aus zum Kämpfen, aber ich war in der Hand der Köni
ge wie ein Feuer, das verzehrt
7
den Bart und wie ein Feuer, das die Hand verzehrt. Und der König der Danunäer üb
erwältigte mich,
8
aber ich mietete gegen ihn den Kö nig von Assyrien; da wurde eine Jungfrau für e
in Schaf gegeben und ein Mann für ein Gewand.
9
Ich bin Kilamuwa, der Sohn des Hayya, ich habe mich auf den Thron meines Vaters
gesetzt.
Diese Redewendungen vergleichen wir mit biblischen Berichten:
Der Königssohn Mephiboseth aus dem Haus Sauls sagte zu David: Denn das ganze Haus
meines Vaters war nichts anderes als Männer des Todes vor meinem Herrn (2. Sam.
19, 28).
Oder David rief Abisai zu: Verderbe ihn nicht! Denn wer streckte seine Hand gege
n den Gesalbten Jahwes aus und bliebe schuldlos? (1. Sam. 26, 9).
Mose schärfte seinem Volk ein: Denn Jahwe, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer,
ein eifersüchtiger Gott! (5. Mose 4, 23).
Mehrere Berichte geben über die Kriegstaktik von Ahas Auskunft, als der König de
s Nordreiches, Pekach, und der König von Syrien Jerusalem belagerten: Da sandte A
has Boten an Tiglath-Pileser, den König von Assyrien, und ließ ihm sagen: Ich bi
n dein Knecht und dein Sohn; komm herauf und rette mich aus der Hand des Königs
von Syrien und aus der Hand des Königs von Israel, die sich wider mich erhoben h
aben (2. Kön.16, 7). Ahas hat also genau dasselbe wie jener Kilamuwa getan, nämli
ch einfach eine fremde Macht gemietet. Die Assyrer waren damals die stärkste Mil
itärmacht, ähnlich den heutigen USA, und man konnte sie mieten, allerdings nicht
ganz billig. Diese Supermacht hat Jesaja als ein gemietetes Schermesser bezeichne
t (Jes. 7, 20). Dabei sagte er Ahas voraus, dass dieser sich mit diesem Schermes
ser selbst rasieren (das heißt verletzen) werde.
Auch die Redewendung Ich habe mich auf den Thron meines Vaters gesetzt kommt in de
r Bibel vor, nämlich als Antwort Salomos an Batseba: Und nun, so wahr Jahwe lebt,
der mich befestigt hat und mich hat sitzen lassen auf dem Thron meines Vaters D
avid und der mir ein Haus gemacht, so wie er geredet hat ... (1.Kön. 2, 24).
Die Azatiwada-Inschrift
Die Azatiwada-Inschrift gibt ebenfalls Aufschluss über die Redewendungen im Alte
rtum (Abbildung 21). Sie wurde 1947 bei Ausgrabungen der Universität Istanbul ge
funden. Dort, wo die Stadttore gestanden hatten, wurden verschiedene Monumental-
Inschriften gefunden, darunter die hier vorgestellte Inschrift in Phönizisch, di
e gegen Ende des 8. Jahrhunderts vor Christus aufgerichtet wurde und aus drei Or
thostaten A-C und einem beschrifteten Löwen besteht.
Zu Beginn berichtet Azatiwada aus seinem Leben, danach weist er auf all das Gute
hin, das er für sein Volk getan hat, auf Feldzüge, Bauvorhaben und anderes mehr
. Die Inschrift lautet:
1 Ich bin Azatiwada, der Abarakku des Baal, der Diener
2 Baals, den Urikku, der König der Danunäer, mächtig machte.
3 Baal machte mich den Danunäern zum Vater und zur Mutter.
4 Ich erweiterte das Land der Ebene Adana vom Aufgang der Sonne
5 bis zu ihrem Niedergang. Und in meinen Tagen hatten die Danunäer alles Gute
6 und Sättigung und Wohlfahrt. Und ich füllte die Kornspeicher von Pahar. Und ic
h
7 fügte Pferd auf Pferd, Schild auf Schild, Heer
8 auf Heer, durch die Gnade Baals und der Götter.
9 .....
10
Ich handelte freundlich mit den Nachkommen (wörtlich: der Wurzel ) meines Herrn
11 und ich ließ ihn auf dem Thron seines Vaters sitzen
12 .....
13 ... Und ich baute starke
14 Befestigungen in allen entfernten Gegenden an den Grenzen, überall dort, wo
15 böse Leute waren ...
16 ... Aber ich, Azatiwada, legte sie unter meine Füße
Einige Redewendungen sind Bibellesern bekannt, nämlich: Vom Aufgang der Sonne bis
zu ihrem Niedergang ... (Ps. 50, 1); oder ... der Wurzelspross Isais, nach ihm we
rden die Völker fragen (Jes. 11,10); oder Er hat mich sitzen lassen auf dem Thron
meines Vaters David (1.Kön.2, 24); oder ... bis Jahwe sie unter seine Fußsohlen l
egte (1. Kön. 5, 17 / Ps. 8, 7 / Mal. 4, 3). Alles das sind gängige Begriffe und
Redewendungen im Alten Orient. Wenn man noch mehr Funde macht, werden noch mehr
solcher Dinge ans Licht kommen, die davon reden, wie selbstverständlich die Welt
des Alten Testamentes gewesen ist.
Auf einem weiteren Orthostat (Abbildung 22) spricht Azatiwada einen Fluch über a
lle aus, die seine Stadt und die Stadttore zerstören. Die Inschrift lautet (Umsc
hrift und Übersetzung):
3 ... möge Baal(-Kirnatrysch)
4 Azatiwada segnen mit Leben und Frieden
5
und alle Götter der Stadt mögen Azatiwada Länge der Tage und zahlreiche Jahre ge
ben.
12 Wenn aber ein König unter Königen oder ein Prinz unter Prinzen, oder
13 irgendein Mann, der Mensch heißt, den Namen Azatiwadas auslöscht von diesem
14 Tor und seinen eigenen Namen einsetzt oder mehr als das
15 begehrt und dieses Tor niederreißt, das gemacht hat
16 Azatiwada, und ein anderes stattdessen anfertigt...
... dann werde ihm Schlimmes passieren. Azatiwada warnt also abschließend davor,
die Inschrift auszukratzen. Auch in dieser Inschrift finden wir Redewendungen,
die dem Bibelleser vertraut sein dürften. Begriffe wie Länge der Tage , Jahre des Le
bens und Friedens stehen zum Beispiel in Sprüche 3,2 oder Ich will meinen Namen ei
nsetzen ewiglich in 1. Kön. 21, 7.
Fazit
Somit bleibt das AT ein bis in unsere Zeit äußerst glaubwürdig und sorgfältig üb
erliefertes Dokument, und zwar von den ältesten Büchern, die Mose etwa um 1500 v
or Christus niedergeschrieben hat, bis zu den Büchern Maleachi, Daniel-Esra-Nehe
mia-Chronika, die etwa im 5. Jahrhundert vor Christus verfasst wurden. Das gilt
auch, wenn wir leider aus der Zeit Mose oder aus der Zeit der Propheten selbst k
eine Manuskripte haben: Aber wir haben gesehen:
1) Die Israeliten hatten von Anfang ihrer Geschichte an eine äußerst niedrige An
alphabetenrate, ohne Beispiel im Alten Orient, begünstigt durch die Erfindung de
r phänomenal einfachen Alphabetschrift.
2) Schon vor dem babylonischen Exil, also vor 600 vor Christus, muss die Bibel u
nd ihr Inhalt bekannt gewesen sein, sonst hätte man sich nicht solche Personenna
men ausgedacht und auch nicht kleine Bibelröllchen an Hand und Stirn gebunden od
er ins Grab gelegt oder solche Briefköpfe geschrieben.
3) Die Überlieferung der ältesten Manuskripte von Qumran, ungefähr 200 vor Chris
tus, bis ins Mittelalter, ungefähr 1000 nach Christus, verlief praktisch ohne Fe
hler. Die Bibel, die wir heute haben, ist ohnehin eine exakte Reproduktion des T
extes, der um 1000 nach Christus vorlag. Somit können wir 2200 Jahre Bibelüberli
eferung überschauen. Anhand der Ketef-Hinnom Silberrolle mit dem Priestersegen k
önnen wir sogar, wenn wir wollen, 2600 Jahre Bibelüberlieferung überschauen - oh
ne Veränderung.
4) Das alles geschah trotz des babylonischen Exils, trotz der Eroberung Jerusale
ms durch die Römer und des Endes des jüdischen Staatswesens von 70 nach Christus
bis 1948, als die Juden trotz des Holocausts wieder einen nationalen Staat grün
den konnten. Das ist in der Weltgeschichte ohne Beispiel; selbst die nordamerkan
ischen Indianer sind nicht wie die Juden in aller Herren Länder zerstreut worden
, aber haben trotzdem keinen eigenen Staat.
Somit besteht kein Zweifel daran, dass die Heiligen Schriften des Alten Testamen
tes wortgetreu von Mose und den Propheten an bis in unsere Zeit überliefert wurd
en. Die Bibel ist Menschenwort - und zugleich Gotteswort. Meinen Sie etwa, die J
uden hätten die Bibel allein aus nationalem Interesse so genau überliefert? Wo d
och in dieser Bibel selbst zum Beispiel geweissagt wurde, dass die Juden selbst
in aller Herren Länder zerstreut werden? Nein, hier liegt ein unerklärliches Phä
nomen vor, das nur mit der jüdischen und christlichen Überzeugung einer übernatü
rlichen Eingebung dieses Wortes, eines Verschmelzens des Wortes Gottes und der W
orte der Propheten, erklärt werden kann.
Ich lade Sie ein, dieses uralte, bis auf unsere Zeit bewahrte Wort zu lesen und
es als Gottes Wort auf Ihr Leben anzuwenden. Denn was für die Form dieses Wortes
gilt, gilt umso mehr für den Inhalt: Es ist Gottes Wort, wie ein Hammer, der Fel
sen zerschmeißt (Jer. 23, 29). Dieses Wort, das letzten Endes aus Gottes Mund her
vorgegangen ist, wird nicht leer dorthin zurückkehren, wie der Prophet Jesaja sc
hon vor 2700 Jahren gesagt hat (Jes. 55, 11). Gottes Prophezeiungen werden zusta
nde kommen, und sein Angebot der Errettung gilt allen Menschen, damals wie heute
.