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nachrichten g 3336 20.6.2002 18. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
Fortsetzung von Seite 1 Landsmannschaft Schlesien tritt ein für Deutschen nach 1945 aus den ehemali-
Wie der Presse zu entnehmen war, will die Freiheit der Heimat in einem freien gen Ostgebieten als Reaktion auf den
die niedersächsische Landesregierung Vaterland Deutschland in einem freien, Vernichtungskrieg des Nazi-Regimes be-
nunmehr wieder ihre „Verantwortung als geeinten Europa, aufgrund der Selbstbe- zeichnete. Interview-Reaktionen von
Pate“ für die Landsmannschaft wahrneh- stimmung und gemäß der Charta der Kundgebungsteilnehmern, die das ARD-
men und mit dem o.g. Betrag die Durch- deutschen Heimatvertriebenen vom Magazin „Monitor“ am 26.7.2001 sende-
führung des „Schlesiertreffens“ in Han- 5.8.1950. ... Sie vertritt die politischen, te, belegen außerdem, dass die akusti-
nover ermöglichen. wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen schen Ausfälle gegen Otto Schily nicht
Aus Anlass eines Festaktes zum 50jäh- Interessen Schlesiens und der Schlesier Überreaktionen Einzelner waren, sondern
rigen Bestehen der Patenschaft, zu dem ...“ das vorherrschende Meinungsbild des
die Landesregierung eingeladen hatte, be- In dem gleichen Tenor sind Passagen Publikums wiedergaben.
zeichnet die „Hannoversche Allgemeine in der Jubiläumsbroschüre zum 50jähri- Allein diese Tatsachen, denen aus
Zeitung“ (HAZ) am 6.11.2000 das Ver- gen Bestehen der LMS aus dem Jahr Platzgründen zahlreiche weitere nicht fol-
hältnis zwischen der Landesregierung 1999 gehalten. In einer Resolution aus gen können, sollten die Landesregierung
und der „Landsmannschaft Schlesien“ als dem Jahre 1993 heißt es dort: „Es gibt dazu bewegen, eine finanzielle Unterstüt-
„frei von Spannungen“ und „völlig un- keinen historischen, moralischen, recht- zung des für 2003 geplanten „Schlesier-
verkrampft“. lichen Titel Polens auf Ostdeutschland treffens“ nicht zu gewähren.
Dazu stellt die VVN-BdA Niedersach- jenseits von Oder und Neiße.“ Die VVN-BdA Niedersachsen fordert
sen fest: Wie der Antwort der Bundesregierung die niedersächsische Landesregierung
Weder hat sich die LMS irgendwelche vom 20.3.2002 (Ds 14/8604) auf eine außerdem auf, die Patenschaft mit der
Verdienste bei der deutsch-polnischen Kleine Anfrage der PDS-Fraktion zu ent- „Landsmannschaft Schlesien“ zu kündi-
Verständigung erworben, noch hat sich nehmen ist, haben beim „Schlesiertref- gen und damit auch jede weitere finan-
bei ihr ein Kurswechsel vollzogen, wie fen“ 2001 in Nürnberg sowohl die rechts- zielle Unterstützung für die Landsmann-
Innenminister Bartling in der HAZ vom extremistische Wochenzeitung „Der schaft und ihrer Heimatkreisvereinigun-
6.11.2000 inhaltlich wiedergegeben wird. Schlesier“ als auch der „Zentralrat der gen einzustellen.
Das Gegenteil ist der Fall: Die LMS vertriebenen Deutschen“, den die Wir halten es weiterhin für angebracht,
betrachtet sich weiterhin als rechtmäßiger Bundesregierung ebenfalls als rechtsex- dass die Landesregierung eine entspre-
Repräsentant „für Schlesien“, wie ein tremistisch einstuft, Stände aufgestellt. chende Aufforderung auch an die nieder-
Blick in das Handbuch des Bundes der Sowohl „Der Schlesier“ als auch das sächsischen Kommunen ausspricht, die
Vertriebenen (BdV) zeigt. In der aktuel- NPD-Organ „Deutsche Stimme“ haben Patenschaften mit Heimatkreisvereini-
len Ausgabe von 1996 heißt es: das „Schlesiertreffen“ – zum Teil wieder- gungen der „Landsmannschaft Schle-
„Die Landsmannschaft Schlesien – holt – angekündigt. sien“ pflegen.
Nieder- und Oberschlesien – in der Auf diesem Treffen wurde auch Celle, 20. Juni 2002
Bundesrepublik Deutschland ist die Ver- Bundesinnenminister Schily ausgepfiffen Gerd Bornemann,
tretung Schlesiens und der Schlesier. Die und ausgebuht, als er die Umsiedlung der für den Landessprecherkreis ■
400 bis 500 Personen demonstrierten am 29. Juni gegen das rechtsextreme „Signal-Pressefest“ von Manfred Rouhs. In der
Kölner Innenstadt wurde das „Fest“ untersagt. So mussten die 80 Nazis sich am Rande eines Ackers in Köln-Widdersdorf ver-
sammeln, ohne Zelt und Stühle, nur 6 Toilettenhäuschen wurden ihnen zugestanden. Nur eine rechte Musikband erschien und
weigerte sich aufzutreten. Rouhs musste daraufhin die Veranstaltung abbrechen.
Nachdem tags zuvor der Ort bekannt wurde, unterrichtete das Bündnis „Köln stellt sich quer“ die Bevölkerung von Widders-
dorf. Die Evangelische Kirche, der Sportverein und ein Gesangsverein beteiligten sich am Protest. jöd, Fotos: Neumann/version
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höherer „Migrationsdruck“ ist für die wäre aber:
Zahl der „Illegalen“ verantwortlich, son- Wir bauen
dern umgekehrt das verschärfte Auslän- neue Mauern
derrecht in den EU-Staaten! um Europa.
Trotzdem sorgt gerade Deutschland Wichtiger ist
Info:
dafür, dass sowohl auf nationaler Ebene doch die
(Stichwort: Zuwanderungsgesetz) als Frage: Wie
auch auf europäischer Ebene (Stichwort: verhindern
Richtlinien) die Einwanderungsvor- wir, dass
schriften immer restriktiver gefasst wer- Jahr für Jahr
den. Besonders beschämend: Die Menschen an den Außengrenzen der EU keine Arbeit, keine Wohnung und keinen
schreckliche Diskussion um den Kinder- sterben? Zugang zur medizinischen Versorgung.
nachzug. Wenn das Recht von Eltern und Ruud Lubbers, der Hohe Flüchtlings- Um einen Pass bzw. eine Registrierung
Kindern auf ein Zusammenleben als Fa- kommissar der Vereinten Nationen, hat zu bekommen, sind sie gezwungen nach
milie drastisch beschnitten wird, hat das Recht, wenn er anlässlich des Welt- Tschetschenien zurückzukehren, in ein
mit der Idee von Europa als „Raum des flüchtlingstages mahnt: Europa muss Land, in dem willkürliche Verhaftungen,
Rechts“ nichts mehr zu tun. Fluchtburg werden, Verfolgten und Men- „Verschwindenlassen“, Vergewaltigun-
Das ursprüngliche Konzept, Entwick- schen in Not Schutz bieten. Europa darf gen und Misshandlungen von Zivilisten
lungshilfe mit „Wohlverhalten“ bei der nicht Festung zur Abwehr von Flüchtlin- an der Tagesordnung sind. Es sind meh-
Rückübernahme von Flüchtlingen zu gen sein. rere Fälle von zur Passbeschaffung zu-
verbinden, ist aufgeweicht worden: Nun Ulla Jelpke ■ rückkehrenden Tschetschenen bekannt,
sollen nur noch solche Staaten mit Ent- die zu Tode gefoltert wurden. Eine Ab-
zug von Entwicklungshilfe bestraft wer- Abschiebung tschetscheni- schiebung von Tschetschenen auch in an-
den, die besonders „renitent“ sind. Dafür dere Teile der Russischen Föderation
bedarf es eines einstimmigen Beschlus- scher Flüchtlinge sofort kommt damit einer Kettenabschiebung
ses des Rates. Aber: Was hat Entwick- stoppen gleich!
lungshilfe eigentlich mit „Wohlverhal- Berlin. Erneut ist ein Tschetschene von Der menschenrechtspolitische Spre-
ten“ bei der Rückübernahme zu tun? München in die Russische Föderation cher der PDS-Bundestagsfraktion, Car-
Und: Welche Kriterien gibt es dafür? abgeschoben worden. Sein Verbleib nach sten Hübner fordert die Innenminister
Wann ist ein Staat nach Auffassung der Ankunft des Flugzeugs in Moskau ist der Länder und des Bundes auf, einen so-
Bundesregierung bei der Rückübernah- seitdem ungewiss, obwohl die Men- fortigen Abschiebestopp für aus Tschet-
me von Flüchtlingen so „renitent“, dass schenrechtsorganisation „Memorial“ ein schenien geflüchtete Frauen und Männer
ihm die Entwicklungshilfe gestrichen Mitglied zum Flughafen geschickt hatte, zu erlassen. Es ist nicht hinnehmbar,
werden muss? um ihn abzuholen. wenn sich deutsche Behörden für massi-
Interessant ist, dass gerade sozialde- Damit hat sich erneut bestätigt, dass ve Menschenrechtsverletzungen an
mokratische Regierungen (Deutschland die vom Auswärtigen Amt und den ein- Flüchtlingen mitschuldig machen.
und Großbritannien an der Spitze) die zelnen Bundesländern behauptete „inlän- Büro Carsten Hübner, MdB ■
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ist deutlich lockerer als in
Köln. Während rundum Kinder
spielen und lachen, bereiten die
Frauen und Männer unterdes-
sen eine Demo am Landtag
Info:
vor, bei der sie sich gegen die
rigiden Bremerhavener Verwal-
tungsabsprachen der Innenmi-
nister wenden wollen. Ob sie
von dort aus weiter nach
Strassburg zum Europaparla-
ment weiterziehen müssen,
stand an diesem Samstagmor-
gen noch nicht fest.
In Köln reiben sich derweil
die ver-“sterckten“ Biedermän-
ner die Hände. Sie kennen sich,
sie helfen sich. Sie sind sich
nicht fremd gegen Fremde.
breu
und Fotos Düsseldorf ■
Gegen das Geschäft mit Abschiebun- aus dem Saal und ging dabei mit äußer- Jan Hoffmann von „kein mensch ist ille-
gen protestierten AktivistInnen von ster Brutalität vor. gal“ an. „Wir haben in den vergangenen
„kein mensch ist illegal“ auf der Kritische Aktionärinnen und Aktionä- vier Jahren mit sehr großem Erfolg die
Aktionärsversammlung der Luft- re griffen in ihren Redebeiträgen die Ge- Öffentlichkeit auf die Brutalität der Ab-
hansa AG in Köln. schäftsleitung ebenfalls an und forderten schiebungen im Flugverkehr aufmerk-
den sofortigen Stopp von Abschiebun- sam gemacht mit sehr phantasievollen
Vor dem Eingang zur Kölnarena begrüß- gen. und vielfältigen Aktionen, auf interna-
ten „FlugbegleiterInnen gegen Abschie- „Solange die Lufthansa das Geschäft tionalen Flughäfen im In- und Ausland,
bungen“ die Lufthansa-Aktionäre bereits mit Abschiebungen nicht aufgibt, wer- in Niederlassungen des Konzerns, in
mit Sekt und Selters und informierten den wir unsere Aktionen gegen das de- Reisebüros, auf der Hauptversammlung
über den Widerstand gegen Abschiebun- portation-business fortsetzen“, kündigte des Konzerns und im Internet.“ ■
gen in der deportation.class. „Greifen
Sie ein, lassen Sie nicht zu, wenn Passa-
giere abgeschoben werden“, lautete die
Message eines Straßentheaters vor der
Kölnarena. „Ich bin der Oberbürger-
meister und grüße alle Kölner Abschie-
begegner und die von auswärts“ prangte
auf einem Transparent mit der Unter-
schrift Fritz Schrammas. Unbekannte
hatten das Transparent von der Balustra-
de des technischen Rathauses entrollt.
Direkt vor dem Eingang zur Kölnarena
parkte ein „Infomobil“ mit der Auf-
schrift: „Lufttransaction-Special – Stop
Deportation-Class“.
Während der Hauptversammlung
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„Der Nerv ist schon lange taub, auf dem Naziverbrechen weh tun“
„Vertriebene“ hoffähig
Bundestag berät über Einrichtung eines „Zentrums gegen Vertreibung“
Kommenden Donnerstag wird Innenminister Otto Schily nutzen jede tions-, Germanisierungs- und Vernich-
der Bundestag über drei Anträ- Gelegenheit zu Auftritten. Kritik aus den tungspolitik.
ge zur Errichtung eines „Zen- Reihen der Regierung an der Forderung Ein solches Zentrum wäre ein Mahn-
trums gegen Vertreibung“ beraten nach einem „Recht auf Heimat“ und nach mal deutsch-völkischer Verbohrtheit,
und abstimmen. Die Debatte ist ein Rückgabe deutschen Eigentums müssen Kultstätte für Rechtsextremisten und
weiteres Indiz dafür, welchen Einfluss die „Vertriebenen“ nicht fürchten. steingewordener Beweis für Geschichts-
die revanchistischen Vertriebenen- Im Sommer 2000 war der Bund der fälschung und Bagatellisierung deutscher
verbände haben. Vertriebenen (BdV) mit seiner Forderung Verbrechen. Aus Osteuropa kam deshalb
nach einem „Zentrum gegen Vertrei- sofort scharfe Kritik. Aus Polen verlaute-
Schon die von Ministerpräsident Edmund bung“ an die Öffentlichkeit getreten. „In te, das Zentrum solle in Wroclaw errich-
Stoiber (CSU), der Sudetendeutschen zentraler Lage Berlins“ solle das Zentrum tet werden. Damit sollte das Thema „Ver-
Landsmannschaft und FPÖ-Chef Jörg „mit zirka 11000 Quadratmeter Nutzflä- treibung“ in direkten Zusammenhang mit
Haider angezettelte Debatte, die Tsche- che“ errichtet werden, Kosten: 160 Milli- der Nazigermanisierungspolitik gestellt
chische Republik solle die Benes-Dekrete onen DM. Träger soll ein „Förderkreis“ werden. Der BdV lehnte ab.
widerrufen, hat den giftigen Einfluss die- sein, für den der BdV den SPD-Politiker Auf meine Anfrage an die Regierung,
ser Verbände und ihren Schulterschluss Peter Glotz und den ungarisch-jüdischen wie sie sich zum Plan des BdV verhalten
mit CDU und CSU erneut gezeigt. Aber Schriftsteller György Konrád gewann. In wolle, kam damals von SPD und Grünen
auch SPD und Grüne biedern sich dieser der Konzeption des BdV findet sich im hinhaltend Nebulöses. Wegen Födera-
völkischen Klientel zielstrebig an. Abschnitt „Warum Vertreibungen“ kein lismus sei eine 50prozentige Beteiligung
Bundeskanzler Gerhard Schröder und Wort zu den Verbrechen der Naziokkupa- des Landes Berlin erforderlich und die
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(Stand 26. Juni)
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