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nachrichten g 3336 11.9.2003 19. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
Proteste gegen
Filbinger-Empfang Was damals schon Unrecht
Stuttgart. In Baden-Württemberg
dauert die Diskussion um den ge-
war, kann auch heute nicht
planten Empfang des früheren Mi-
nister-präsidenten Filbinger (CDU) am
Recht sein!
16. September im Landtag an. Am 14. September 2002 ver- von Baden-Württemberg zurücktreten.
Filbinger, der am 15.9. seinen 90. Ge- hinderte eine breite Aktions- Im Zuge dieser Auseinandersetzung
burtstag feiert, war im Januar 1945 als einheit eine von der Stadt äußerte er: „Was damals Recht war,
Anklagevertreter am Todesurteil gegen Freiburg erlaubte Demonstration der kann heute kein Unrecht sein.“ Besser
den Deserteur Walter Gröger beteiligt. NPD. Mitten in die Überlegungen, kann niemand seine Unbelehrbarkeit
„Wir sehen Filbinger als Mörder wie denn der Jahrestag begangen belegen. Deshalb darf man ihn einen
unseres Bruders an“, so die in Senften- werden könnte, platzte die Nachricht „furchtbaren Juristen“ nennen.
berg lebenden Schwestern des er- von der Einladung der Stadt Freiburg Filbinger war auch ein furchtbarer
mordeten Walther Grögers. Sie fordern und des CDU-Kreisverbandes zu Politiker: Als die Bevölkerung der Re-
die baden-württembergische Landes- einem Empfang anlässlich des 90. Ge- gion, insbesondere des Kaiserstuhls,
regierung deshalb auf, den Empfang burtstags von Prof. Dr. Dres. h.c. gegen Atomkraftwerke zunächst in
Filbingers abzusagen. Auch die VVN- Hans Karl Filbinger. Breisach, dann in Wyhl aufbegehrte und
BdA kündigte Proteste gegen den den Bauplatz besetzte, wurde sie von
Empfang Filbingers an, der auch Ini- Der regionale DGB-Vorsitzende Jürgen Filbinger beschimpft. Polizei marschierte
tiator des „Studienzentrums Weikers- Höfflin machte diesen Vorgang publik auf und vertrieb die Besetzer – bis sie
heim“ war. „Wir werden Filbingers und protestierte dagegen. Er teilte an die wieder vertrieben wurde.
negative Verdienste auf Flugblättern Presse mit: „Aus Achtung vor den Op- Nach seinem Rücktritt bekam
dokumentieren, kündigte der Landes- fern der NS-Justiz und als Vertreter einer Filbinger die „Studienstiftung Weikers-
geschäftsführer der VVN-BdA, Dieter Organisation, die von den Faschisten heim“, in der er sein Buch „Die ge-
Lachenmayer, an. hma ■ verfolgt wurde“, sage ich die Teilnahme schmähte Generation“ schrieb. Fortan
„an der von der trafen sich im Weikersheimer Schloss
Stadt Freiburg Politiker, Autoren, Journalisten und Stra-
geplanten Ge- ßenkämpfer von CDU über REP, DVU,
burtstagsfeier“ NPD, geistesverwandter Organisationen
ab. Ebenso und Kampfgruppen. Aus dem rechten
reagierte die Spektrum fehlte anscheinend nur der
Linke Liste. Verfassungsschutz.
Oberbürgermei- Wenn also der Oberbürgermeister der
ster Salomon Stadt Freiburg einen Empfang für solch
musste erst mit einen Mann organisiert, kennt er nicht
der Nase darauf die beschriebenen Hintergründe oder,
gestoßen werden, was noch schlimmer ist, er findet die ge-
wer Filbinger war nannten Tatsachen nicht schlimm. Damit
und ist. sind dann manche Reden Makulatur wie
Schon früh auch manche Gemeinderats-Resolution,
rannte Filbinger wie die, die sich für die Aufnahme von
mit SA-Uniform Deserteuren ausspricht. Der serbische
in der Freiburger Deserteur Lari Pantovic z.B. wurde
Universität abgelehnt.
herum. Nach Dass der Kreisvorsitzender der Frei-
abgeschlossener burger CDU Filbinger für einen ehren-
Demonstration am 14.9.2002 Juristen-Ausbildung schaffte er es zum werten Mann hält, verwundert schon gar
Marine-Richter. Im Januar 1945 verant- nicht mehr.
wortete er ein Todesurteil gegen den huf ■
Aus dem Inhalt: Matrosen Gröger wegen versuchter
Fahnenflucht. Noch nach der Kapitu- Am 14. September findet um 19 Uhr
Hartes Urteil gegen lation der Nazi-Wehrmacht am 8. Mai im Historischen Kaufhaus am Müns-
Antifaschisten . . . . . . . . . . . . . 5 1945 verurteilte er einen Obergefreiten terplatz eine Veranstaltung statt, die
„Unser Hotel ist judenfrei“ zu 6 Monaten Gefängnis „zur Aufrecht- einen Rückblick auf die Aktionen am
– Untersuchung zum Bäder- erhaltung der Manneszucht“, wie es im 14. September 2002 verbindet mit
Antisemitismus in der Nazi-Jargon hieß. einer angemessenen „Würdigung“
Nazi-Zeit und davor . . . . . . . . 7 Als diese Vorgänge publik wurden, Filbingers durch den Historiker Wolf-
musste Filbinger als Ministerpräsident ram Wette.
: meldungen, aktionen zur Last gelegt, die Molotow-Cocktails
auf das Heim geworfen zu haben. Sie
sind wegen versuchten Mordes, ver-
suchter schwerer Brandstiftung, gefähr-
Feder trifft Gesell lichen durchsucht und u.a. dabei mehrere licher Körperverletzung und Sach-
PCs beschlagnahmt Zur Begründung beschädigung angeklagt. Sie haben nach
Stadt Blankenberg/Hennef-Sieg. Im diente der Vorwurf der „üblen Nachrede“
„Galerie-Hotel Sonnenschein“ in Stadt Ansicht der Staatsanwaltschaft den Tod
– gegen Nazis! der 69 Heimbewohner billigend in Kauf
Blankenberg soll vom 3. bis 5. Oktober http://antifa.frankfurt.org ■
ein „Symposium zur Wirtschafts- genommen. Den anderen wird Beihilfe
korrektur“ unter dem Titel „Interdis und und versuchte Beihilfe vorgeworfen. Die
Europäische Geldreformbewegung“ Diskussion über BFF Prozesstermine sind jeweils Mittwoch:
stattfinden. Zu den Referenten der Ver- abgeschlossen? 10., 17. und 24.9., 1., 8., 15., 22., 29.10.
anstaltung gehört Albert Lämmel Frankfurt. Auf dem Frankfurter attac- und 5. und 12. November, Beginn ist
(Thema: „Korrektur der Geldverteilung Plenum am 26. August 2003 wurde der jeweils 9 Uhr im Schwurgerichtssaal des
ab der Notenpresse – Volksgeld anstatt Beschluss gefasst, dass die Zusammen- Landgerichtes Gera.
Bankengeld) aus Rastatt. Lämmel vom arbeit mit dem „Bürgerbündnis für Am Auftakttag des Prozesses fand
„Arbeitskreis Demokratisches Geld- Frankfurt“ innerhalb der Kampagne eine Kundgebung vor dem Landgericht
Steuer-Bodenrecht“ war langjähriger „Rettet die U-Bahn“ für attac nicht trag- statt.
Redakteur des Heftchens „Der bar ist. „Im Wahlprogramm des BFF – Antifaschistische Aktion Gera [AAG]
Schlüssel“. Seit einigen Jahren greift er Bürgerbündnis für Frankfurt finden sich u. FR 4.9.03 ■
auch für die NPD-Zeitung „Deutsche eindeutig ausländerfeindliche, anti- Hintergrundinfos & Aktuelles zum
Stimme“ zur Feder, so u.a. mit einem Ar- emanzipatorische und nationalistische Prozess: http://www.aag.antifa.net/htm/
tikel über den Finanztheoretiker der Forderungen“, heißt es im Beschluss. brandanschlag.htm
NSDAP, Gottfried Feder (1883-1941). „Attac wird umgehend im Bündnis
Feder war Verfasser des „Manifests zur „Rettet die U-Bahn“ den Ausschluss des Naziaufmarsch in Erfurt
Brechung der Zinsknechtschaft“, BFF beantragen.“ Zwischenzeitlich hatte geplant
welches auch bei Anhängern der Gesell- das BFF das Bündnis bereits verlassen. Erfurt. „Unter dem Motto „Volk steh
schen Freiwirtschaftstheorie auf Interes- Quelle: Frankfurter Info 18/03 ■ auf! Gegen Sozialabbau, Massenarbeits-
se stieß. Ein langjähriger Autor der losigkeit und Kriegsbeteiligung! Für
Freiwirte-Zeitschrift „Der Dritte Weg“ Prozess wegen Brand- soziale Gerechtigkeit und Frieden“ will
ist denn auch bei diesem Symposium als am 18. Oktober in Erfurt die rechts-
Referent vertreten: Prof. Johannes anschlag auf Asylbewerbe-
extreme Szene aufmarschieren. An-
Heinrichs (Thema: „Kann Geld doch ar- rInnenheim in Greiz melder der Demonstration ist Christian
beiten? Warum verleugnet die Freiwirt- Gera. In der Nacht zum Donnerstag, den
Bärthel (Ronneburg), stellvertretender
schaft den Kapitallohn als Zins-Ur- 30.1.03, warfen Neonazis zwei
Landesvorsitzender und Pressesprecher
sache?“). Heinrichs referierte nicht nur Molotow-Cocktails auf das Asylbe-
der Deutschen Partei (DP) in Thüringen.
bei der Friedensbewegung, sondern auch werberInnenheim in Greiz-Irchwitz. Die
Als Redner sind neben Bärthel, Ex-NPD-
beim Hamburger „Aufbruch 99“, der Täter, darunter zwei 18 und 19 Jahre alte
Kader, die Neonazis Gerd Ittner und
auch schon Horst Mahler zu Gast hatte und laut Polizei „einschlägig bekannte“
Christian Worch sowie Ralf Wohlleben,
und arbeitet im rechtslastigen „Arbeits- Neonazis aus Greiz, warfen die
NPD-Landesvorstandsmitglied Thürin-
kreis Demokratiereform“ mit. 1999 stell- Brandsätze glücklicherweise so, dass
gen, angemeldet. ■
te die Wochenzeitung „Junge Freiheit“ Schlimmeres verhindert werden konnte
Heinrichs in ihrem „Fragebogen“ vor. und die 69 Menschen im Heim, darunter
Letzter Referent ist Hans Kaegelmann 11 Kinder, unversehrt blieben. Ehemalige Zwangsarbeiter
(Thema: „Naturgesetzliche Ordnungs- Der erste Brandsatz wurde dem bleiben auf Stiftungsgelder
wirtschaft und ihre Fundamente. Die Wachmann des Heimes direkt in die angewiesen
nötige Bildung der Politiker“) aus Win- Arme geworfen. Dieser schaffte es, die Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof
deck. Todesmischung zurückzuschleudern. (BGH) in Karlsruhe hat erneut klar-
Kaegelmann, gehörte in den 70er Der zweite Molotow-Cocktail flog nicht gestellt, dass frühere Zwangsarbeiter An-
Jahren mit seinem Arztkollegen Max weit genug und blieb auf dem Rasen sprüche für ihre geleistete Arbeit nur an
Otto Bruker der „5 %-Block-Partei“ an, liegen. Da das Zimmer des Wachmanns die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung
die 1975 mit Unterstützung auch aus direkt im Gebäudekomplex integriert ist und Zukunft“ (EVZ) richten können. In
dem neofaschistischen (NPD u.a.) und und die meisten Flüchtlinge bereits dem am letzten Mittwoch veröffent-
freiwirtschaftlichen Spektrum (FSU) ge- schliefen, ist von versuchtem Mord aus- lichten Beschluss beurteilen die Bundes-
gründet wurde. hma ■ zugehen. Die Täter wurden nur wenige richter es als verfassungsgemäß, dass
Stunden nach der Tat festgenommen, das direkte Ansprüche an die IG-Farben aus-
Proteste gegen Hausdurch- Amtsgericht Gera stellte am 31. Januar geschlossen sind.
Haftbefehle aus. Mit dem Beschluss wurde eine Ent-
suchungen Zur Aufklärung des Anschlags richtete
Bad Homburg. Am 20. August statteten scheidung des Oberlandesgerichts
der Staatsschutz eine eigene Soko ein. (OLG) Frankfurt vom September 2002
AntifaschistInnen aus Protest gegen die Nach und nach stellte sich heraus, dass
„Kriminalisierung antifaschistischer Ak- bestätigt. Die Klage führenden
am Anschlag mehr als nur zwei Nazis ehemaligen Zwangsarbeiter hatten als
tivitäten“ der Polizei und dem Amts- beteiligt waren. Am 3. September begann
gericht Bad Homburg einen über- Häftlinge des Konzentrationslagers
nun der Prozess gegen insgesamt 9 An- Auschwitz zwischen 1942 und 1945 für
raschenden Besuch ab. In weiße Overalls geklagte, acht haben ihre Schuld einge-
gehüllt und mit Konfetti, Sirenen und die IG-Farben unentgeltlich Zwangs-
standen. Sie seien angetrunken gewesen, arbeit verrichten müssen. Hierfür wollen
Pfeifen ausgestattet enterten sie den Ein- sagte einer von ihnen am Mittwoch vor
gangsbereich der Polizeistation. Die sie die damals üblichen Löhne und zu-
dem Landgericht Gera. Den zwei 18 und sätzlichen Schadenersatz erstreiten. Sie
Polizei hatte zuvor Wohnungen von 19 Jahre alten Hauptangeklagten wird
antifaschistisch engagierten Jugend- wurden jedoch vor allen Gerichts-
Friedensbewegung lehnt
Bundeswehreinsatz in Kundus ab
Am 27. August 2003 sprach wehreinsatz zu finanzieren. Es gibt in Af- wurde eine der letzten großen Schlachten
sich in Berlin das „Sicherheits- ghanistan Regionen, in denen Hilfs- des Afghanistan-Krieges 2001 ge-
kabinett“ der Bundes- organisationen in einem sicheren Umfeld schlagen. Kundus war Ende November
regierung für die Ausweitung des Af- arbeiten können. Dazu gehört z.B. 2001 auch Schauplatz eines Massakers
ghanistan-Einsatzes der Bundeswehr Charikar, eine Stadt in der Provinz an gefangenen Taliban-Kämpfern. Es ist
aus. Für den Bundesausschuss Parwan. Deren örtliche Behörden sind also nicht ganz auszuschließen, dass das
Friedensratschlag gab dessen ausschließlich an Wiederaufbauarbeit Engagement der Bundeswehr in Kundus
Sprecher Peter Strutynski hierzu und weniger an Militär interessiert. „Für nur von begrenzter Dauer sein wird -
folgende Erklärung ab: die Sicherheit können wir selbst sorgen“, herausgeschmissenes Geld!
wurde der Vizegouverneur Khawja Atta Dass Bundeskanzler Schröder nicht bis
Die Absicht der Bundesregierung, den Mohammad Anfang August in der Presse zur Entscheidung des Bundeskabinetts in
Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan zitiert (FR, 6.8.2003). Eine Entwick- der nächsten Woche warten wollte, um
auf Kundus zu erweitern, wird von lungshelferin von der französischen seinen Beschluss über die Ausweitung
bedeutenden Teilen der Friedens- Organisation Acted, Rebecca Heuberger, des Einsatzes bekanntzugeben, ist un-
bewegung abgelehnt. Wenn es wirklich sagte: „Wir brauchen hier keine gewöhnlich. Ebenso ungewöhnlich ist die
darum ginge, Land und Leuten in Afgha- deutschen Soldaten“, dies sei die „falsche Einberufung des „Sicherheitskabinetts“
nistan beim Aufbau ziviler Strukturen zu Botschaft“. Gerade gestern wurde von heute: ein informelles Gremium, das
helfen, dann gibt es andere Möglich- bekannt, wie viele Hundert Millionen vom Kanzler zusammengerufen wird,
keiten, als einen weiteren teuren Bundes- Euro allein die Bundeswehrpräsenz in „wenn die Sicherheitslage oder die
politische Situation es erforderlich
macht“ (vgl. Homepage der Bundes-
regierung). Für diese Eile bestand über-
haupt keine Notwendigkeit. Zu vermuten
ist daher, dass es dem Kanzler
um eine politische Geste gegenüber
Washington geht: Einerseits sollen die
US-Truppen in Afghanistan entlastet
werden – sie werden verstärkt im Irak ge-
braucht!–; andererseits bekundet
Deutschland seine militärische Solidarität
mit den USA, auch wenn es sich zu
Recht weiterhin weigert, Truppen in den
Irak zu entsenden.
Bundeskanzler Schröder hat mit der
Entscheidung des „Sicherheitskabinetts“
auch deutlich gemacht, dass die Bundes-
wehr in jedem Fall nach Kundus gehen
wird, also auch wenn es kein erweitertes
UN-Mandat für ISAF geben sollte. Er
sprach zwar davon, dass er sich eine Teil-
nahme der Bundeswehr im Rahmen von
ISAF „wünsche“, er hat dieses Mandat
6. IMI-Kongress zum Thema „Globalisierung und Kabul kostet. Eine ähn- aber nicht zur Bedingung für den
Krieg“ liche Summe für eine Bundeswehreinsatz gemacht. Mit
Am 22./23.11.2003 findet der 6. Kongress der Informationsstelle fragliche Präsenz in anderen Worten: Wichtig für die Bundes-
Militarisierung in der Begegnungsstätte Hirsch in Tübingen statt. Kundus könnte einge- regierung ist allein das Prinzip Bundes-
Samstag 22. November:
spart und bereits an- wehreinsatz, nicht der konkrete politische
12.00 - 13.30: Referent: Dr. Ulrich Brand (BUKO) „Globalisierung,
Gewinner und Verlierer“
gelaufenen Infrastruktur- und militärische Auftrag.
14.00 - 15.30: Referent: Dr. Winfried Wolf „Die militärische Ab- projekten in sicheren Die Entscheidung des „Sicherheits-
sicherung der Globalisierung - Westliche Ökonomische Interessen und Gegenden Afghanistans kabinetts“ ist ein weiterer Schritt zur
Krieg“ zur Verfügung gestellt Gewöhnung der Öffentlichkeit an
16.00 - 17.30: Referent: Tobias Pflüger (IMI) „Ein Platz an der Sonne - werden. Bundeswehrauslandseinsätze, ganz im
Deutsche und europäische Interessen im Kontext der Globalisierung“ Kundus gilt als Sinne der im Mai von Verteidigungs-
Am Abend Vortrag zum Thema „Der „Krieg gegen den Terror“: Neuer „relativ“ sicher. Die Re- minister Struck erlassenen „Ver-
Kolonialismus?“ Näheres (Referent/in und Uhrzeit) folgen...
gion steht unter dem teidigungspolitischen Richtlinien“. Der
Sonntag 23.11.2003: 9.30 - 11.00: Referentin: Claudia Haydt (IMI)
„Die wirtschaftliche „Logik“ von Globalisierung - Armut - Krieg“ Einfluss des amtierenden Bundesausschuss Friedensratschlag
11.15 - 12.30: Referent: Christoph Marischka (IMI) „Kongo - Prototyp afghanischen Ver- appelliert an Regierung und Bundestag,
eines Globalisierungskonfliktes“ teidigungsministers diesen gefährlichen und kostspieligen
13.00-14.45: Podium: Dr. Ulrich Brand / Tobias Pflüger / weitere Teil- Fahim. Dennoch: Als Weg deutscher Soldaten in alle Welt nicht
nehmer/innen folgen, Moderation: Claudia Haydt: „Internationalismus paschtunische Enklave weiter zu unterstützen, sondern um-
der Menschen gegen die Globalisierung der Konzerne und Staaten“ ist Kundus umgeben von zukehren.
Ort des IMI-Kongresses: Tübingen, Alten- und Begegnungsstätte tadschikischen und us- Bundesausschuss Friedensratschlag
Hirsch, Hirschgasse 9
bekischen Milizen. Dort Kassel, den 27. August 2003 ■
Abschiebeknast
Glasmoor schließt
Nach Informationen des Info allem Proteste gegen die rassistischen
Archivs Norderstedt und der Lager zu verhindern.
Hamburger Glasmoorgruppe Massive Proteste gegen Abschie-
wird der Abschiebetrakt der JVA beknast Glasmoor
Glasmoor zum Jahresende ge-
schlossen. Wie die Hamburger Speziell im Fall Glasmoor ist dieses
Justizbehörde vermutlich schnell be- Konzept gründlich daneben gegangen.
stätigen wird, erfolgt nach der ur- War die Inbetriebnahme des Hauses 3
sprünglich für das Jahr 2005 vor- der JVA Glasmoor im Februar 1994 noch
gesehenen Schließung eine Ver- relativ störungsfrei über die Bühne ge- Kein Grund zum Feiern also für die
legung der Abschiebehäftlinge in das gangen, entwickelte sich nach einer Ge- vielen antirassistischen Initiativen, die
Hamburger Gefängnis „Santa Fu“. fangenenrevolte im November selben seit 1994 gegen die Abschiebehaft in
Jahres eine breite Protestbewegung, die – Hamburg und Schleswig-Holstein an-
Voraussichtlich wird die Behörde von leicht geschwächt – bis heute Widerstand gehen, selbst wenn sie durch andauernde
Justizsenator Roger Kusch nach der gegen die Abschiebehaft organisiert. Proteste mit zu diesem Schritt bei-
jetzigen Veröffentlichung der Schließung Alleine rund 200 sogenannte „Sonntags- getragen haben dürften.
spaziergänge“, vier Aufgrund des repressiven Besuchs-
größere Demons- rechts der Hamburger Haftanstalten
trationen mit bis zu dürfte der Kontakt zwischen Antiras-
700 Teilnehme- sistInnen und Gefangenen künftig erheb-
rInnen und diverse lich erschwert werden, zudem werden
„außerordentliche“ Abschiebungen wegen der Flug-
Aktionen waren die hafennähe der Fuhlsbüttler Anstalt zü-
Folge. Überdies ge- giger durchführbar. Und auch ein Wei-
lang rund einem teres werden sich die Abschiebe-
Dutzend Ge- spezialistInnen der Hamburger Rechts-
fangenen die Flucht Rechts-Regierung erhoffen: ein Ab-
aus Glasmoor. nehmen der Proteste.
Am Samstag, 30. Kein Knast steht ewig !
August, fand in
diesem Zusammen- Zumindest was letzteres angeht, wird
hang eine größere ihnen jedoch ein Strich durch die Rech-
Aktion statt: Unter nung gemacht. Bereits gestern studierten
dem Titel „ZAUN- AntirassistInnen eifrig den Stadtplan und
CHECK“ spielten brüteten über Demonstrationsrouten in
ab 15 Uhr drei Ohlsdorf und Fuhlsbüttel. „Der Protest“,
neben freiwerdenden Kapazitäten in Musikbands vor dem Distanzzaun des so ein Sprecher des Info Archivs, „ver-
Fuhlsbüttel vor allem die Effektivierung Containerknastes und wollten an dieser lagert sich lediglich um etwa 6 Kilo-
der Hamburger Abschiebepolitik, die Stelle einmal überprüfen, ob der Zaun meter nach Süden. Die Ausländergesetze
größere Kapazität der künftigen Abtei- denn noch den allgemeinen An- in Deutschland und speziell die Ab-
lung in Santa Fu und die Baufälligkeit forderungen entspricht. (Bild) schiebehaft unterstützen Folter und Tod,
des Containerknastes in Norderstedt als Ab 2004: Santa Fu Hunger und Elend der betroffenen
Gründe für den Umzug der Ab- Menschen, dagegen wird kein Wider-
schiebehaft angeben. Ab 2004 sollen die Hamburger Abschie- stand verstummen.“
Erste Reaktionen begefangenen nun also nicht mehr nach In einem ironisch gehaltenen Offenen
Norderstedt transportiert, sondern mitten Brief bringt auch die Hamburger Glas-
In einer ersten Reaktion äußerten im Stadtgebiet der „Freien“ und Hanse- moorgruppe gegenüber dem „führungs-
SprecherInnen von Glasmoorgruppe stadt untergebracht werden – in der losen Abschiebeknast Glasmoor“ ihre
Hamburg und Info Archiv Norderstedt Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel (Santa Hoffnung darauf zum Ausdruck, dass
allerdings auch die Vermutung, dass das Fu). Dieser Schritt deutete sich in den „sich die Knasttore am 31. Dezember
Konzept des „Knastes auf der grünen letzten Monaten bereits an, als die Stelle 2003 für die Gefangenen öffnen
Wiese“ damit gescheitert sei. Seit der des Abteilungsleiters von Haus 3 in (werden) und wir sie in die Freiheit be-
Einführung dieser speziellen Haft für so- Glasmoor nicht mehr besetzt wurde. Als gleiten können“.
genannte „Zivilgefangene“, Menschen offizieller Grund für die Verlegung wird Vorerst fordert die Glasmoorgruppe
ausländischer Herkunft, die einzig und in wenigen Tagen genannt werden, dass allerdings, dass die Gefangenen für die
allein der „gesicherten Rückführung“ der durch die Ende Juni 2003 eingeweihte Dauer des Konzertes am kommenden
Häftlinge in ihre „Heimatländer“ dienen JVA Billwerder nun auch in Santa Fu Samstag Hofgang erhalten, damit sie das
soll, hatten sich die jeweiligen Verant- Kapazitäten freigeworden seien, die Konzert vor den Zäunen der Anstalt ver-
wortlichen stets darum bemüht, die Ab- einen Abschiebetrakt für 124 Häftlinge folgen können. Kein Knast steht ewig !
schiebehaftanstalten möglichst außer- ermöglichen – mithin 40 Haftplätze Infoarchiv Norderstedt ,
halb großer Städte im „Nichts“ zu er- mehr als im maroden Containerknast http://www.infoarchiv-norderstedt.org/
richten, um Fluchtversuche und vor Glasmoor. Bilder indymedia ■