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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 11.8.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

Verbot jeder Art der


Verherrlichung von
NS-Gewaltherrschaft!
Ein sofortiges gesetzliches Verbot je-
der wie immer gearteten Verherrli-
chung von Organisationen und Aus-
drucksformen der NS-Gewaltherr-
schaft hat der Präsident des Zentral-
komitees der deutschen Katholiken
und frühere sächsische Wissen-
schaftsminister, Prof. Dr. Hans Joa-
chim Meyer, gefordert. „Wenn sich
der Bundesgerichtshof nicht in der
Lage sieht, der klaren Festlegung des
Grundgesetzes im Artikel 18 zu fol-
gen, dass jeder die Freiheit der Mei-
nungsäußerung verwirkt, wer sie zum
Kampf gegen die freiheitliche demo-
Urteile geben Neofaschisten
kratische Grundordnung missbraucht,
dann muss der Gesetzgeber handeln.“
Aufwind
Werner Pfennig, Vorsitzender der Rechte freuen sich über Freispruch für die Parole „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“
und Aufhebung des Trommelverbots bei Aufmärschen in Hamburg
VVN-BdA erklärte: „Der BGH hat
mit seiner Entscheidung eine dem „Da Trommeln in Hamburg wieder nungsbild von Neonaziaufmärschen künftig
Sinn des Grundgesetzes und der ein- eingesetzt werden dürfen, ist das wieder prägen.
schlägigen Rechtsvorschriften wider- Mitbringen von Trommeln (und ge- Komplizierter stellt sich die Rechtslage in
sprechende Entscheidung getroffen. übten Trommlern) erwünscht“, hieß es in ei- Bezug auf die Verwendung der Parole
Neofaschisten werden geradezu er- nem Aufruf des neofaschistischen Aktions- „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“ dar. Be-
muntert, NS-Begriffe und Parolen neu bündnisses Norddeutschland zu einem Auf- reits einen Tag nach dem Urteil des Bundes-
zu mixen. Dass auch eine nur sprach- marsch in der Hansestadt am vergangenen gerichtshofs (BGH) vom 28. Juli erklärte
lich veränderte NS-Parole eine NS- Wochenende. Dahinter steht eine Entschei- die Naumburger Generalstaatsanwaltschaft,
Parole bleibt, ist für jeden offensicht- dung des Verwaltungsgerichts Hamburg dass das öffentliche Skandieren der Parole
lich. Die Bemühungen der Mehrheit vom 15. Juni (Az. 9 K 1053/04), das sich „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“ nach ihrer
der Bürgerinnen und Bürger, Initiati- gegen ein generelles Trommelverbot aus- Rechtsauffassung strafbar ist und in Sach-
ven und Organisationen die Verherrli- sprach. In den letzten eineinhalb Jahren hat- sen-Anhalt verfolgt würde. Zwar erfülle die
chung des Nazismus einzudämmen, te sich das Trommelverbot bundesweit in Parole nicht, wie der BGH entschieden hat-
werden dadurch deutlich erschwert. den Versammlungsbehörden durchgesetzt te, den Straftatbestand des Verwendens von
Faschismus ist eben gerade keine to- und war neben dem Verbot der Uniformie- Kennzeichen verfassungswidriger Organi-
lerierbare Meinung. Es muss jetzt von rung und dem Verwenden verfassungsfeind- sationen (Paragraph 86 a StGB), so Spre-
Seiten der Politik Vorsorge getroffen licher Symbole Bestandteil der üblichen cher Klaus Tewes. Sie könne aber durchaus
werden, dass die Verwendung von Auflagen geworden. Die bundesweite Pra- dem Tatbestand des am 1. April 2005 neu
NS-Parolen nicht ausufert. xis stützte sich dabei auf eine Eingabe der eingeführten Paragraphen 130 Absatz 4
Umso wichtiger ist es, am 20. Au- Hamburger Innenbehörde vom 19.1.2004, StGB (Volksverhetzung durch Verherrlichen
gust in Wunsiedel ein Zeichen zu set- die anlässlich eines in Hamburg angemelde- der NS-Herrschaft) unterliegen. Das BGH-
zen und sich der Verherrlichung von ten Naziaufmarsches gegen die Wehr- Urteil habe sich auf einen Sachverhalt aus
Rudolf Heß durch Neonazis entge- machtsausstellung das Mitführen von dem Jahre 2001 bezogen und darum die Ge-
genzustellen.“ Trommeln untersagte. Die Innenbehörde setzesänderung nicht berücksichtigt.
PM ZdK 29. Juli 2005 begründete das Verbot mit einer „sich auf- Angeklagt waren Neofaschisten aus Süd-
PM VVN-BdA 29. Juli 2005 drängenden Assoziation zum System des deutschland, die die Parole über das „Natio-
e-mail: bundesbuero@vvn-bda.de, Dritten Reiches“. Dagegen hatte das Nord- nale Infotelefon Karlsruhe“ verbreitet hat-
Internet: www.vvn-bda.de ■ deutsche Aktionsbüro Rechtsmittel einge- ten. Der Vorsitzende Richter des BGH-Se-
legt. nats, Klaus Tolksdorf hatte den Freispruch
Die Neonazis feiern das Urteil, und schon damit begründet, dass die Wortfolge „Ruhm
Inhalt: kursiert die Aufforderung an die Aktivisten und Ehre der Waffen-SS“ „keine hinrei-
Sudetendeutscher Rat: in anderen Städten und Bundesländern, chende Ähnlichkeit mit der Formel der Waf-
Hoffnung auf Rückenwind „sich die Mühe (zu) machen, das generelle fen-SS (,Unsere Ehre heißt Treue‘) oder der,
für aggressive Forderungen . . 7 Verbot von Trommeln durch Fortsetzungs- der Hitler-Jugend (,Blut und Ehre‹) auf-
Afghanistan: (K)eine Lizenz feststellungsklagen aufzuheben“. Damit weist“. Nach dem Gesetz seien aber ledig-
zum Töten . . . . . . . . . . . . . . . . 9 könnte das martialische Auftreten mit Fah- lich „verwechslungsfähige Parolen“ straf-
nenblock und Trommlerreihe das Erschei- bar. Wolfram Siede ■
: meldungen, aktionen
vergangenen Jahren – zumeist zu Be-
währungsstrafen – verurteilt worden.
Ganze zwei Tage nach dem „Kontras-
Landesparteitag der NPD in wissen“ zu vereinbaren“, wird dort ge- te“-Bericht, feierten 200 Neonazis ein
Heinsberg fragt. In ihrem Kampf gegen die „Homo- Rechtsrockkonzert in einer Disko-
sexuellen-Lobby“ und die Linke gehen Scheune im obersächsichen Borthen. Die
Heinsberg. Ungestört konnte die neofa- die Anhänger der Priesterbrüder nun so- Polizei war mit 40 Beamten vor Ort. „Es
schistische NPD am 31. Juli ihren NRW- gar auf die Straße. handelte sich um eine geschlossene Ver-
Landesparteitag in Heinsberg durchfüh- 109 ihrer Anhänger, darunter 12 Pries- anstaltung, die Teilnehmer hatten schrift-
ren. Das Örtchen Dremmen wurde dabei ter, demonstrierten am 18. Juni im liche Einladungen“, sagt Kießling, Spre-
nicht zum ersten Mal zum Treffpunkt der Schweizer Luzern gegen die von etwa cher der Polizeidirektion Oberes Elb-
extremen Rechten, wie Anwohner schon 10 000 Menschen besuchte „GayPride“- tal/Osterzgebirge. Die Polizei habe alles
in der Vergangenheit festgestellt hatten. Parade. Angeschlossen hatten sich dem kontrolliert – Gaststättenordnung, Not-
Mit der Aufstellung der Landesliste für Protest der christlichen Fundamentalis- ausgänge, Autos. „Wir dürfen aber erst
die Bundestagswahl läutete das Wahl- ten auch einige Mitglieder der „Jungen eingreifen, wenn Verstöße oder Strafta-
bündnis von NPD, DVU und Teilen der SVP“ („Schweizerische Volkspartei“) ten vorliegen, zum Beispiel Nazi-Parolen
sogenannten „Freie Nationalisten“ auch des Kantons Luzern um Pirmin Müller. zu hören sind.“ Die Fortsetzung verbote-
gleich seinen Wahlkampf ein. Der soll Der trat in der Vergangenheit bereits ner Vereinigungen wie das Blood & Ho-
„offensiv und kraftvoll“ geführt werden, mit muslimfeindlichen Traktaten in der nour-Netzwerk und der SSS gehörte of-
wie DVU-Chef Gerhard Frey und NPD- Öffentlichkeit auf. Ebenfalls Mitte Juni fensichtlich wieder nicht zum Repertoire
Vorsitzender Udo Voigt in ihren Reden musste in Polen eine Demonstration der Strafverfolgungsbehörde.
ankündigten. Neben den beiden Partei- Homosexueller für Toleranz und Gleich- kun ■
chefs finden sich auf der NPD-Landes- berechtigung von der Polizei gegen ge-
liste der DVU-Landesvorsitzende Max walttätige Neofaschisten geschützt wer- Schon jetzt Ideen sammeln
Branghofer und der DVU-Stadtrat Axel den.
Thieme (beide Dortmund) sowie der Im Stammland des „Opus Dei“, in Jena. Die NPD hat für das kommende
„freie Nationalist“ Rüdiger Kahsner (Ha- Spanien, demonstrierten hunderttausen- Jahr (17. Juni 2006) auf dem Seidelpark-
gen). Die restlichen Plätze auf der fast de Spanier gegen das geplante Partner- platz in Jena erneut ein „Fest der Völker“
frauenfreien Liste teilen sich NPD-Akti- schaftsgesetz. Darunter auch zahlreiche angekündigt und sucht den Flopp von
visten: Stephan Haase (Lüdenscheid), konservative Politiker, ein Kardinal und diesem Jahr vergessen zu machen. Für
Claus Cremer (Bochum-Wattenscheid), 18 Bischöfe. hma ■ den 11. Juni hatten der sogenannte „Na-
Willibert Kunkel und Oliver Harf (beide tionale Widerstand Jena“ (NWJ), eine
Stolberg), Dennis Witt und Bernd Tatort Sächsische Schweiz Freie Kameradschaft innerhalb des mili-
Cremer (beide Essen), Wolfgang Mond tanten Neonazi-Netzwerkes „Thüringer
und Andreas Fritz (beide Hagen), Erwin Pirna. Das ARD-Magazin „Kontraste“ Heimatschutz“ (THS), und der Jenaer
Kemna (Ladbergen), Timo Pradel (Iser- wirft der sächsischen Polizei schwere NPD-Kreisvorsitzenden Ralf Wohlleben
lohn), Sabine Kaiser (Minden), Markus Versäumnisse im Kampf gegen die die Kundgebung und das Rechtsrocklon-
Schumacher (Hattingen), Ingo Hallen rechtsextreme Szene in Pirna vor. Am 28. zert angemeldet. Die Stadt Jena hatte das
(Inden bei Düren), Bruno Kirchner Juli berichtete das Magazin über die fort- Fest der Völker mit der Begründung, es
(Köln) und Frank Theissen (Duisburg). gesetzten Aktivitäten der 2001 verbotene handele sich nicht um eine Kundgebung,
Ursprünglich sollte der NRW-Parteitag Neonazi-Gruppierung „Skinheads Säch- verboten. Das Oberverwaltungsgericht
in Stolberg durchgeführt werden. sische Schweiz“ (SSS) in Pirma. Mehre- wies das Verbot kurzfristig zurück.
hma ■ re Opfer hatten vor der Kamera von Neo- Schließlich wurde die Veranstaltung am
nazi-Überfällen berichtet. Jedes- mal sei Griessplatz in Jena-Ost durch eine er-
„Untergang des Abend- die Polizei der Kreisstadt, die in 15-mi- folgreiche Blockade verhindert und von
nütiger Autobahnentfernung nordwest- den Veranstaltern kurzfristig nach Lobe-
landes“ lich von Dresden liegt, untätig geblieben. da verlegt. Von den erwarteten Tausen-
Stuttgart. Das „Mitteilungsblatt“ der Die örtliche Polizei verkenne die Gefahr den Nazis aus ganz Europa und den USA
„Priesterbruderschaft St. Pius X.“, in der und schaue entweder absichtlich weg waren ohnehin nur wenige Hundert ge-
sich die Anhänger des traditionalisti- oder sei überfordert, so die Schlussfolge- kommen. An Protesten gegen das Fest
schen Erzbischofs Marcel Lefevbre orga- rung der Journalisten. beteiligten sich bis zu 8.000 Menschen.
nisiert haben, wartet in seiner neuesten Ganze vier Tage nach dem Fernseh- Für das kommende Jahr wolle man
Ausgabe mit einem „Appell an Bundes- beitrag hatte das sächsische Innenminis- „schon jetzt darüber nachdenken, wie
präsident Prof. Dr. Horst Köhler“ auf. terium Strafverfahren wegen Strafverei- wir damit umgehen“, zitiert die Thürin-
„Wir brauchen Moral in der Politik! Kei- telung im Amt und Nötigung eingeleitet: gische Landeszeitung Rainer Hartmann
ne „Homo-Ehe“! Kein „Homo-Unter- „Von den Ergebnissen wird abhängen, ob vom Koordinierungsbüro des Runden Ti-
richt“ in den Schulen! Kein Adoptions- und welche Maßnahmen gegen Polizei- sches Jena. kun ■
recht für Homosexuelle!“ wird dort u.a. beamte eingeleitet werden“, lässt sich
gefordert. Die „Erfolge der Homosexuel- Ministeriumssprecher Andreas Schu- Nazi-Jacke und NS-Gürtel:
len-Lobby“ gingen auf die Absichten mann in der Presse zitieren.
„linker Politiker und Medien zurück, de- Die SSS war 1996 im Raum Pirna ge- Fußball-Fan muss 1400 Euro
nen es um die Zerstörung der christli- gründet und 2001 vom damaligen sächsi- Geldstrafe zahlen!
chen Wurzeln unseres Landes geht“, schen Innenminister Klaus Hardraht Wolfsburg/Ahaus. Bei 1400 Euro liegt
wird dort behauptet und Deutschland (CDU) verboten worden. Ihr sollen zeit- der Tarif für die Verwendung von Kenn-
müsse „mit diesem Verfall endlich weise bis zu 80 Mitglieder angehört ha- zeichen verfassungswidriger Organisa-
Schluß machen“. Heftig kritisiert wird in ben. Angelastet wurden der Vereinigung tionen in Tateinheit mit besonderer
dem Blatt auch eine „Anbiederung“ der unter anderem Überfälle auf politisch Dummheit. So viel musste ein 23-jähri-
CDU an die „Schwulenlobby“. Ist die Andersdenkende und ein Bekenntnis gern Koch aus Hamburg für seinen Aus-
Wahl einer „solchen Partei noch vor Gott zum Nationalsozialismus. In mehreren flug zum VfL-Braunschweig nachträg-
zu verantworten“ und „mit seinem Ge- Prozessen waren SSS-Mitglieder in den lich berappen. Am 19. Februar hatte die

2 : antifaschistische nachrichten 16-2005


Polizei den Hansa Rostock Fan vor der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V.. begeben hatte, zerrten die Täter den Ju-
Arena mit einer Jacke der Marke „Thor Sie arbeitet seit langem gegen Rassis- gendlichen Gerüchten zufolge an den
Steinar“ erwischt. Das Marken-Logo be- mus, Neofaschismus, Antisemitismus Haaren über den Boden. Danach schlu-
steht aus Wolfsangel und Tyr-Rune – be- und Fremdenfeindlichkeit – tut Ihre Be- gen und traten sie auf ihn ein. Das erst
liebte Symbole in der NS-Zeit und heute hörde das auch? gegen 4:00 Uhr aufgefundene Opfer
verboten. Mit „rechten Kreisen“ habe er Die FIR ist von UNO und UNESCO wurde zunächst für betrunken gehalten
angeblich nichts zu tun. Das mochte der anerkannt, unter anderem als ,Botschaf- und unter in die Dusche gebracht. Erst
Richter nicht glauben. Schließlich trug ter des Friedens‘. Wie verhält sich Ihre später wurde die Situation klar und der
der Koch nicht nur die Nazi-Jacke, son- Klassifizierung als zugehörig zu einer Jugendliche wurde mit dem Rettungs-
dern auch einen Gürtel, dessen Schnalle Organisation mit ,linksextremistischen hubschrauber in ein Krankenhaus in
die „88“ zeigte. Bestrebungen‘ (und damit Ihrer Meinung Ludwigshafen gebracht, wo er aufgrund
Mit 600 Euro vergleichsweise günstig nach verfassungsfeindlich) zu diesen schwerster Verletzungen operiert wurde.
kam ein 28-Jähriger aus Ahaus wegen Tatsachen?“ kun ■ Das Opfer erwachte erst kürzlich aus
„Heil-Hitler“-Geschrei davon. Der zur dem Koma. Die Verletzungen bedingen
Tatzeit volltrunkene Mann beteuerte vor Naziklamotten auf sehr wahrscheinlich, dass das Opfer nie
Gericht, „kein Rechtsradikaler zu sein“. wieder laufen kann.
Aus Frust über den Rausschmiss aus ei- St. Pauli? Am auf den Übergriff folgenden Tag
ner Discothek habe er die herbeigerufene Hamburg. Anfang Juli informierten An- wurde beobachtet, wie ein bekannter
Polizei beschimpft. Die Beamten waren tifaschistInnen in der Nachbarschaft über Nazi aus Bad Bergzabern von der Polizei
Zeuge der rechtsradikalen Ausfälle. An einen Laden, der auf St. Pauli Nazikla- von seiner Arbeitsstelle abgeholt wurde.
genaue Einzelheiten konnte sich der An- motten verkauft. Im zweiseitigen Flug- Doch dieser kam kurz darauf wieder auf
geklagte nicht mehr erinnern. kun ■ blatt, welches auf deutsch und türkisch freien Fuß. Mittlerweile wurden drei Na-
verfasst ist, heißt es: „...Anfang Mai zis festgenommen und deren Wohnungen
Sinti und Roma fordern 2005 eröffnete in der Talstraße 17, direkt durchsucht. Ob diese sich in Haft befin-
neben der Heilsarmee, der Klamottenla- den, ist derzeit noch unklar. Bereits seit
erneut Bau eines Mahnmals den ,elite-style‘. Hier werden neben Pro- längerer Zeit hat sich in Bad Bergzabern
Der Zentralrat der Sinti und Roma hat er- dukten rund um die nordische Mytholo- eine Naziszene etabliert, deren Mitglie-
neut den Bau eines Holocaust-Mahnmals gie die Marken ,Thor Steinar‘, ,Walhall‘, der schon des Öfteren im Verlauf von
gefordert. Der Sprecher der deutschen ,Pro Violence‘ und ,Sportfrei‘ verkauft. körperlichen Auseinandersetzungen auf-
Holocaust-Überlebenden des Verbands, Alle vier Marken werden von Neonazis fällig wurden.
Hugo Höllenreiner, kritisiert die Bundes- für Neonazis produziert...“. Johannes Andreas Müller, ein Antifasprecher
regierung, die den Bau des Denkmals für Kahrs, Spitzenkandidat im Bezirk und hierzu: „Dieser traurige Vorfall bedeutet
die ermordeten Sinti und Roma weiter Mitglied im rechten Seeheimer Kreis, hat eine weitere Steigerung neonazistischer
verzögere. Bis heute stehe es nicht, weil erstaunlicher Weise diese Initiative auf- Gewalt in der hiesigen Region. In den
die Bundesregierung mit immer neuen gegriffen. In einer – in Tonlage und Stil Käffern um Landau bildet sich seit länge-
Ausreden den Bau verhindere, so Höl- der Antifa nahe kommenden – Presser- rem eine von der Öffentlichkeit weitge-
lenreiner. Die Bundesregierung und der klärung schlägt Kahrst eine breite Post- hend unbehelligte Naziszene. Es wird
Zentralrat streiten über die Inschrift des kartenaktion („St. Pauli wehrt sich!“) hier offenbar, dass nazistische Gewalt
noch zu bauenden Mahnmals. Der Zen- vor, die Innensenator Udo Nagel (partei- jede/n treffen kann, der/die sich nicht
tralratsvorsitzende Romani Rose lehnt los) und Justizsenator Roger Kusch dem Hegemonieanspruch des Nazilifest-
einen Kompromissvorschlag der Bun- (CDU) auffordert, „etwas gegen den Kla- yles unterordnet. Diese deutsche Realität
destagsfraktionen als diskriminierend ab. mottenladen unternehmen.“ gilt es entschieden zu bekämpfen!“
Berliner Morgenpost vom 4.8.05 ■ Im Antifaschistischen Bündnis Ham- Pressemitteilung vom 22.7.2005
burg, in dem auch die VVN mitarbeitet, Antifaschistische Aktion Landau ■
Antifaschismus ist nicht wachsen ähnliche Überlegungen. Zu-
sammen mit dem Fanprojekt des FC-St.
verfassungsfeindlich! Pauli wird dort eine Kampagne geplant,
Hamburg. Die Arbeitsgemeinschaft die dann auch praktisch eine Chance auf
Neuengamme e.V. hat sich mit einem Of- Umsetzung hätte. (Das Anwohnerflug-
fenen Brief an Otto Schily gerichtet und blatt kann über www.antifainfo.de>Ak-
weist den Vorwurf der Verfassungsfeind- tuelles>Ältere Meldungen runtergeladen
lichkeit gegen die FIR zurück. Schily werden). kun ■
wird zu einer öffentlichen Richtigstel-
lung aufgefordert, wobei eine Antwort Naziübergriff mit Schwerst-
des Bundesminister des Innern noch aus-
steht. Im Schreiben vom 26. Juli heißt es: verletzten
„Mit Empörung haben wir festgestellt, Landau. Am Samstag, 16. Juli 2005, Nazigasthof dicht gemacht
dass die „Internationale Föderation der griffen offenbar einschlägig bekannte Heilshoop. Seit Anfang des Jahres
Widerstandskämpfer – Bund der Antifa- Neonazis aus dem Raum Bad Bergza- herrschte unter den Bewohnern von
schisten (FIR) in Ihrem Verfassungs- bern auf einem Open Air in Vorderwei- Heillshoop helle Aufregung. Inmitten
schutzbericht 2004 mittelbar unter denthal (bei Landau/Pfalz) einen Jugend- des 650 Seelendorfes hatten sich Nazis
„linksextremistische Bestrebungen“ ge- lichen so schwer an, dass dieser wahr- breit gemacht. In der einstigen Hand-
führt wird. (...) Sie bringen keinerlei An- scheinlich den Rest seines Lebens quer- werkerkneipe mit Mittagstisch fanden
haltspunkte, geschweige denn Beweise – schnittsgelähmt sein wird. plötzlich Rechtsrockkonzerte und Kame-
ja, Sie spezifizieren Ihre Anwürfe noch Anscheinend kam es bereits im Ver- radschaftsabende statt. Die Antifa de-
nicht einmal. lauf des Abends zu einem heftigen Streit monstrierte durchs Dorf und die Anhän-
Wird hier wieder einmal reine Gesin- zwischen dem Betroffenen und einer ger von NPD und Freien Kameradschaf-
nung klassifiziert? (...) Die FIR setzt sich größeren Gruppe von Neonazis. Gegen ten koordinierten hier das Ausbringen
aus nationalen und internationalen Ver- 2.00 Uhr, nachdem sich das Opfer zu sei- der Stellschilder bei der Landtagswahl in
bänden zusammen, unter ihnen auch die nem Auto in der Nähe der Veranstaltung Schleswig-Holstein und starteten vom

: antifaschistische nachrichten 16-2005 3


Landgasthof aus ihre Lautsprechertouren
durch die Kreise Storman, Lauenburg. Provokation am Antikriegstag
Doch damit ist erst einmal Schluss! Neonazis wollen am 3. Sep- Weltkrieg auslösten, führten und ver-
Seit vergangenem Montag ist der Na- tember in Berlin um 11 Uhr, S- schuldeten, der über 50 Millionen Tote
zitreff „Landhaus“ geschlossen. Gegen- Bahnhof Landsberger Allee forderte und zudem Millionen Juden und
über der örtlichen Presse erklärte Sönke und in Dortmund um 12 Uhr, Haupt- Slawen in den Gas- und Erschießungstod
Hansen, Amtsdirektor des Amtes Nord- bahnhof (Nordausgang) demonstrie- führte, sie schleimen sich an die Kritiker
stormarn, dass der Pächter Dieter Kern ren. In Dortmund warnt die VVN/ der US-Kriegsführung an, indem sie in
sein Gewerbe zum 31. Juli abgemeldet BdA vor dieser Provokation: ihrem Aufruf den „US-Imperialismus“,
habe. Zudem soll der bisherige Pächter die USA und Israel angreifen und „Ag-
bereits den Umzug aus der Wohnung „Die neonazistische Bewegung „Freier gressionskriege“ kritisieren und angeb-
über der Gaststätte vorbereiten. Widerstand Dortmund“, d.h. die Nazi- lich für „freie Völker in einer freien
Auch davor war das Glück meist nicht Kameradschaften um Siegfried Bor- Welt“ eintreten. Die antisemitischen und
auf der Seite des notorischen Rechtsex- chardt, haben ausgerechnet zum Anti- völkerverhetzenden Absichten sind un-
tremisten und was zunächst als ein bun- kriegstag, dem Jahrestag des Überfalls verkennbar.
desweites Erfolgsmodell begann, schei- Hitlerdeutschlands auf Polen vor 66 Jah- Die Vereinigung der Verfolgten des
terte nicht zuletzt an der Person Dieter ren, zu einem Marsch durch Dortmund Naziregimes/Bund der Antifaschisten
Kern und den Rivalitäten in der Füh- unter dem Motto „Gegen imperialisti- appelliert an die Dortmunder Öffentlich-
rungsriege der norddeutschen Neonazis. sche Kriegstreiberei und Aggressions- keit, an die Gewerkschaften, die Jugend-
Erst war Dieter Kern zusammen mit den kriege – Für freie Völker in einer freien verbände, die antifaschistischen Bünd-
szenebekannten Hamburger Neonazis Welt“ aufgerufen. nisse und Initiativen, die Provokation der
Thomas „Steiner“ Wulff, Christian Die Schändung des Gedenktages 1. Neonazis vom 3. September nicht zuzu-
Worch und der NPD-Jugendorganisation September, der von den Antifaschisten, lassen. Sie fordert das Verbot des Nazi-
Junge Nationaldemokraten (JN) Grün- der Friedensbewegung und den Gewerk- aufmarsches. Sie ruft dazu auf, den Neo-
dungsmitglied und sogar Vorsitzender schaften seit Jahrzehnten unter dem Mot- nazis auch und gerade zum Antikriegs-
des bundesweit ersten neofaschistischen to „Nie wieder Krieg – nie wieder Fa- tag keinen Fußbreit Dortmunder Bodens
Wahlbündnisses. Anschließend stand das schismus“ begangen wird, kann nicht zuzugestehen.
„Bündnis Rechts für Lübeck“ Pate für größer sein als durch den Nazimarsch Der 1. September mahnt: Nie wieder!“
vergleichbare Formationen in Mecklen- vom 3. September durch Dortmund, der Dortmund, den 2. August 2005
burg-Vorpommern, München und Dres- bereits bei der Polizei angemeldet ist. Ulrich Sander,
den. Zwei Jahre nach der Gründung 1997 Die Nachfolger jener, die den Zweiten Sprecher der VVN-BdA ■
bewies sich, dass die Zusammenarbeit
von NPD, der Kameradschaftsszene und „Keinen Meter!“ – Naziaufmarsch verhindern!
dem nach rechts offenen Teil der REPs Oldenburg. Am 3. September hat die NPD auch einen Aufmarsch in Oldenburg angemeldet. Ihr Treff-
sich auch auf die Wahlergebnisse auswir- punkt ist 11.00 Uhr am Bahnhof. Es ist das erste Mal seit einem gescheiterten Aufmarschversuch im Okto-
ber 2001, dass Neonazis versuchen in Oldenburg auf die Straße zu gehen. Vor vier Jahren brachten die
ken kann. So erhielt das „Bündnis Rechts
GegendemonstrantInnen die Nazis mit zahlreichen Aktionen, Blockaden und Gemüsewürfen nach weni-
für Lübeck“ 1998 bei der Kommunal- gen hundert Metern zum. Wenn jetzt noch mehr Menschen auf die Straße gehen und wieder genauso
wahl in Schleswig-Holstein 3540 Stim- schnell und kreativ, entschlossen und durchhaltefähig sind, dann können wir dafür sorgen, dass die Nazis
men und erzielte mit 3,6 % einen Ach- gleich wieder nach Hause fahren müssen. Also kommt am 3. September, 10.00 Uhr zum Bahnhof.
tungserfolg. Unmittelbar im Anschluss Antifa-Bündnis „Keinen Meter!“, E-Mail: alhambra@alhambra.de, http://www.alhambra.de/nonazis/
kam es zum Krach und die regionalen Infotelefon: 0441/2488660 ■
Nazigrößen Jürgen Gerg und Jörn Lemke
verließen den Laden und gründeten – bis Szene umstritten und zum Vortrag des
zu dessen Verbot – das konkurrierende mehrfach vorbestraften Rechtsterroristen
„Bündnis nationale Sozialisten für Lü- Manfred Roeder am 12. Juni vergnage-
beck“. Parallel dazu rutschten bis 2002 nen Jahres fanden sich gerade einmal 40
und 2003 die Wahlergebnisse des Rest- Neonazis ein. Zum Rechtsrockkonzert
bündnisses um Dieter Kern auf 0,5 Pro- drei Monate später erschienen auch nur
zent. 50 Naziglatzen und ständig stand die An-
Einzelexemplar 3,10 Euro
Und auch beruflich ging es für Dieter tifa vor der Tür. Trotzdem blieben „öf- Abo 15,50 Euro (5 Ausgaben)
Kern anschließend nur noch abwärts. fentlich wahrnehmbare Proteste gegen
Konnte sich der Angestellte der Lübe- das muntere Treiben des Kneipenpäch-
cker Stadtverwaltung in den 90er Jahren ters“, wie das antifaschistische Musik-
noch erfolgreich gegen Kündigungen be- portal turnitdown schrieb, „von den An-
haupten, ereilte ihn im Dezember 2002 wohnern weitgehend aus“. Dort stimmte
doch noch der Rausschmiss, nachdem man lieber mit den Füßen ab und gegen-
Kern durch das Landgericht Lübeck we- über dem Eigentümer des Landhauses
gen der Verwendung von Kennzeichen beklagte sich Kern über sinkende Besu-
verfassungswidriger Organisationen cherzahlen und fehlende Gäste.
(§86a StGB) verurteilt worden war. Im Zusätzlich setzte ihm das Gewerbeamt
Organ der Wählervereinigung, „Lüb- zu, und verdonnerte ihn zum nachträgli-
scher Aufklärer“, hatte er eine Anzeige chen Einbau von Notausgängen und Si-
für T-Shirts mit einem SS-Totenkopf- cherheitstüren. Dabei ging Herrn Kern
ähnlichen Emblem veröffentlicht. Dazu offensichtlich die Puste aus. Jetzt sind
kam eine Pressemitteilung des „Bündnis alle erleichtert, und Ruhe soll wieder ein-
Rechts“, die Terroranschläge in den Ver- kehren. Einen neuen Pächter gebe es
einigten Staaten als „längst überfällige auch schon und der werde eine ganz nor-
Befreiungsaktion gegen die USA“ be- male Speisegaststätte im Sinne eines
wertete. Darauf folgte sein Gastspiel als Dorfkrugs betreiben. Na dann, mal
Gastwirt. Doch Dieter Kern blieb in der Prost! Wolfram Siede ■
: antifaschistische nachrichten 16-2005
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Naziaufmarsch in Hamburg am 30. Juli

„Trauermarsch“ ein Flopp –


Antifaschisten verstärken Zusammenarbeit
Zur Vertreibung der Obdachlo-
sen- und Drogenszene wird am
Hamburger Hauptbahnhof
klassische Musik abgespielt. Klasse
Idee, dachte sich Christian Wulff, Füh-
rungskader der norddeutschen Nazi-
szene, und beschallte den „Trauer-
marsch“ zum 62. Jahrestag der alli-
ierten Bombenangriffe auf Hamburg
mit Klaviergedudel.

Als dann auch noch orkanartige Regen-


schauer auf die gerade einmal 140 statt
der 400 erwarteten Anhänger niederpras-
selten, lag die Stimmung der Nazis nahe
Null. Schließlich klappte noch nicht mal
das mit der musikalischen Abschreckung VVN und machte auf den Widerspruch ten „DGB und Einzelgewerkschaften“
und die Antifa kam trotzdem! Knapp aufmerksam, dass antifaschistisches En- eine eigene Anzeige, man hatte mit dem
1.000 Teilnehmer demonstrierten nach gagement wie auch die Organisationen Elmshorner IG-Metall-Bevollmächtigten
der Zählung der Veranstalter durch die und Verbände der Verfolgten des Nazire- Uwe Zabel einen thematisch versierten
Hamburger Innenstadt dem Versamm- gimes weiterhin als verfassungsfeindlich und der gewerkschaftlichen Repräsen-
lungsort der extremen Rechten entgegen. diffamiert werden, während sie zugleich tanz angemessenen Redner, und es betei-
Zeitgleich zog die WASG zusammen mit als wichtiges, ja organisatorisches Rück- ligte sich schließlich sogar ein kleiner,
grat des zivilgesellschaftlichen Wider- gewerkschaftlicher Block.
standes von Politikern gelobt und geru- Nach Abschluss der drei Demonstra-
fen werden. tionen, zu dessen Durchsetzung die Poli-
Im Vergleich zur Berichterstattung vor zei 1.500 Beamte und schweres Gerät
vier Wochen in Eidelstedt, fiel die Pres- einsetzt hatte, kam es am Hamburger
seberichterstattung am 30. Juli dürftig Hauptbahnhof noch zu Auseinanderset-
aus. Meines Erach-
tens zeigt sich da-
ran, dass die Innen-
behörde die Vorbe-
richterstattung noch
mehr auf polizeili-
che Opportunitäts-
gesichtspunkte aus-
gerichtet hat und
dass die gesamte
150 Anwohnern durch Hamm, einem der Presse – mit Aus-
von den Nazis heimgesuchten Stadtteile. nahme der taz-ham-
Auf der Abschlusskundgebung der burg – dabei mit-
Bündnisdemonstration an der Wartenau zieht. Zum anderen
wies Andrea Krieger für die Stadtteilini- ist festzustellen,
tiative Winterhude auf die Bedeutung dass der Versuch,
kontinuierlicher antifaschistischer Arbeit über eine größere
in den Stadtteilen hin, „gerade weil die politische Bandbrei- Foto: Jan Johanson
Polizei an diesem Tag wieder demons- te und die Beteili-
triert, wie Bürgerinnenrechte einge- gung von Prominen-
schränkt, und Zivilcourage behindert ten zusätzliches Gehör zu verschaffen, zungen und Festnahmen. Durch den
werden“. Der Redebeitrag von Avanti – nicht aufging. Weder der DGB, noch Bahnhof hallte es „Nazis raus“, und ver-
Projekt unabhängige Linke forderte das Gliederungen der SPD oder der Eims- einzelt kam es zu Handgreiflichkeiten.
unabhängige Antifa-Spektrum auf, über büttler Bürgerschaftsabgeordnete Niels Dabei wurde auch der 25-jährige Anmel-
das Reagieren auf Naziaufmärsche hi- Annen haben ihre „Unterstützung“ über der des rechten Aufzuges wegen Sachbe-
nauszukommen und „die eigene Arbeit die Presse verbreitet. Ergebnis: Die Ge- schädigung vorläufig festgenommen. In
längerfristiger auszurichten“. Und werkschaften spielten diesmal nur noch Kiel hatten Anhänger der rechten Szene
schließlich mahnte der Spitzenkandidat die Rolle einer Fußnote. Anders verhielt die Scheiben der Alten Meierei in den
der SPD in Eimsbüttel, Niels Annen, das es sich zuletzt vor vier Jahren, als die frühen Morgenstunden eingeschlagen
Erstarken der Rechten, „ob Stiefelnazi Nazis einen Aufmarsch vor der Roten und an der Fassade Feuer gelegt. Die
oder in Schlips und Kragen“, nicht aus Flora ankündigten. 5000 Menschen pro- Alte Meierei ist ein selbstverwaltetes
den Augen zu verlieren, und vertrat den testierten an der Sternschanze und später Zentrum mit angeschlossenem Hauspro-
Wunsch nach besserer Kooperation auf einer Spontankundgebung in Hamm jekt, das seit knapp 23 Jahren besteht.
glaubhaft. Wolfram Siede sprach für die gegen die Provokation. Damals schalte- WoS ■

: antifaschistische nachrichten 16-2005 5


Störaktionen liefen ins
Leere
Verwaltungsgericht Bayreuth
Leverkusen/Köln. Am Dienstag, 2.8. bestätigt Verbot von Hess-Marsch
und Mittwoch 3.8. fanden in Leverkusen
bzw. Köln Mobilisierungsveranstaltungen Das Verwaltungsgericht Bayreuth hat am jetzt auch das Verwaltungsgericht er-
zu den Protestaktionen gegen den Nazi- 27. Juli d.J. das Verbot der für den 20. kannt“, erklärte Pflug. Trotzdem entbin-
aufmarsch in Wunsiedel am 20.8. statt. August in Wunsiedel geplanten Demons- det ein mögliches Verbot den Widerstand
Gegen beide hatte Axel Reitz vom tration zum Todestag des Hitler-Stellver- gegen die Verherrlichung der NS-Verbre-
Kampfbund Deutsche Sozialisten (KDS) treters Rudolf Heß bestätigt. Das Gericht chen nicht von der Verantwortung, gegen
Gegendemos angemeldet. stellte sich damit hinter das Landratsamt den Hess-Marsch vorzugehen. Um fa-
Sowohl in Leverkusen als auch in Köln Wunsiedel, das am 4. Juli d.J. den dies- schistisches Denken, Handeln und Reden
wurde auf Bündnistreffen festgelegt, die jährigen Nazi-Aufmarsch unter dem unmöglich zu machen, braucht es eine
Veranstaltungen nicht zu verlegen, son- Motto „Gedenken an Rudolf Heß“ – Politik, die sich an den Ursachen orien-
dern wie geplant durchzuziehen und sich auch bekannt als „Hess Marsch“ – unter- tiert, nicht aber nur die Symptome in
gegen evtl. Störmanöver zu wehren. In sagt hatte. Die Pressesprecherin der Form von Verboten behandelt. Eine Aus-
Leverkusen waren es dann 50 Nazis, die Kampagne NS-VERHERRLICHUNG- einandersetzung mit Rassismus und Fa-
aufmarschierten und 200 Gegendemons- STOPPEN!, Korinna Pflug, sieht in der schismus dürfe nicht der Justiz überlas-
trantInnen, die Veranstaltung fand wie ge- Entscheidung eine Bestätigung der Poli- sen werden, sagte Pflug. Aus diesem
plant statt und die Mobilisierung nach tik der Kampagne. „Den Kriegsverbre- Grund wird die Kampagne „NS-Verherr-
Wunsiedel läuft bestens. Tatsächlich trau- cher Hess als Friedensflieger umzudeu- lichung stoppen“ auch weiterhin bundes-
ten sich Sven Skoda und seine „Kamera- ten, ist ein Versuch der extremen Rech- weit für den Antifaschistischen Aktions-
den“ bis vor das Tor des Kulturausbesse- ten, die Geschichte des Nationalsozialis- tag und die geplante Demonstration ge-
rungswerks, wo aber Schluss war, gerade mus umzuschreiben. Damit billigen die gen den sog. „Hess-Marsch“ am 20. Au-
noch rechtzeitig für die Nazis konnte die Teilnehmer des Hess-Marsches die na- gust d.J. nach Wunsiedel mobilisieren.
Polizei ihre Ketten dichter schließen. tionalsozialistische Gewalt- und Willkür- Pressemitteilung, 28.7.2005
In Köln dagegen wurde die Gegende- herrschaft und beeinträchtigen die Wür- Kampagne NS-Verherrlichung stoppen!
mo „aus organisatorischen Gründen“ ab- de der Opfer der NS-Herrschaft. Dies hat www.ns-verherrlichung-stoppen.tk ■
gesagt. Ob Axel Reitz überlastet war oder
ob’s an den Auflagen der Polizei lag (kei-
nerlei Lautverstärker = also nicht mal Me-
gaphon, 700m Route, 100m Sicherheits-
abstand zum Veranstaltungsort Alte Feu-
erwache, nur auf dem BürgerInnensteig), 20. august 2005 in wunsiedel
kann nur spekuliert werden.
Letzten Endes waren auf beiden Veran- glieder, die als Antifaschisten bei der hat sich bewährt und muss sich nun noch
staltungen jeweils über 100 Leute, inso- Kundgebung teilnahmen – der Manifesta- besser auf weitere Naziprovokationen –
fern: danke für die Mobilisierungshilfe, tion fernblieben und es auch nicht als nö- gefördert durch oberste Rechtssprechung
lieber Axel! Auf nach Wunsiedel! NS- tig erachteten, ein Gruß- oder Solidaritäts- und Ignoranz der politischen Stellen – in
Verherrlichung stoppen! schreiben zu übermitteln. Angesichts des Leverkusen einstellen.“
Antifa - 4.8.2005, indymedia ■ Jubiläums der Stadt hätte es gerade ihnen Kulturvereinigung Leverkusen e.V.
aber gut angestanden, den Lügen der Na- Am Stadtpark 68, 51373 Leverkusen E-
Wie die TAZ berichtete, kassierte Axel zis über Rudolf Hess als „Friedensapos- mail: KultLever@web.de ■
Reitz als Versammlungsleiter in Leverku- tel“, die konkreten Fakten des Nazismus
sen laut Polizeiaussagen noch eine Straf- in Leverkusen entgegenzuhalten, die bele- Prozesse
anzeige wegen „verspäteten Erscheinens gen das statt Frieden Krieg, statt Demo-
und nicht angemeldeter Ordner“. kratie, Terror stattfanden. Mindestens 27 Stralsund/Bochum. Dem Bundesvor-
Das Vorstandsmitglied der Kulturverei- Menschen aus Leverkusen wurden Opfer sitzenden der NPD Udo Voigt wird am
nigung Leverkusen e.V. und Mitorganisa- dieser faschistischen Politik, darunter 25.8. vorm Landgericht Stralsund der Pro-
tor der Kundgebung, Manfred Demmer Mitglieder des Stadt- und des Kreistages ( zess gemacht. Die Staatsanwaltschaft
erklärte zum Verlauf der Aktion: Franz Kail, Fritz Vollerthun ), des Provin- wirft Voigt vor, im August 1998 auf einer
„Trotz Sommerferien, kurzer Vorberei- ziallandtages und des Reichstages (Fritz Wahlkampfveranstaltung zum bewaffne-
tungszeit, mangelnder Medienunterstüt- Schulte). Angesichts dessen ist die Hal- ten Kampf aufgerufen zu haben. Das
zung und Problemen bei der Absprache tung der Stadt zu den Naziprovokationen Amtsgericht hatte Voigt freigesprochen,
im Bündnis war die heutige Manifestation nicht hinzunehmen. Ebenso muss kritisch die Staatsanwaltschaft ist aber in Beru-
erneut ein wichtiger Beitrag zum demo- vermerkt werden, das keine offizielle Re- fung gegangen.
kratischen Leben in der Stadt Rund ein- aktion der Gewerkschaften – obwohl die Vorm Landgericht Bochum findet ab 2.
hundert Antifaschisten und eine Menge Kulturvereinigung Leverkusen e.V. diese September ein Prozess gegen Axel Reitz
zuschauende Bürger machten sichtbar, aufgefordert hatte aktiv zu werden – fest- vom Kampfbund Deutsche Sozialisten/
das das Thema des Neonazismus nicht zu stellbar war. Jedoch waren unter den Teil- Kameradschaft Köln statt. Die Anklage
ignorieren ist, wie es skandalöser Weise nehmern Funktionsträger der verschiede- lautet auf Volksverhetzung und bezieht
erneut Oberbürgermeister Küchler emp- nen Gewerkschaften auszumachen. sich dabei auf eine Rede von Reitz beim
fahl. Diese dritte bewusste Naziprovokati- Trotz alledem wird diese Kundgebung Naziaufmarsch gegen den Bau einer Sy-
on innerhalb von zehn Monaten mit der als positiv einzuschätzen sein, besonders nagoge in Bochum. Für den 7., 8. und 9.
klar erkennbaren Absicht, die Geschichte die Tatsache, das der überwiegende Teil September sind weitere Termine ange-
zu verfälschen, die Naziverbrechen zu der Teilnehmer junge Menschen waren, setzt. Schon jetzt ruft Reitz auf der Websi-
leugnen , wurde in eindrucksvoller Weise die diszipliniert und bewusst gegen die te des „Aktionsbüro Westdeutschland“ die
von den Antifaschisten beantwortet. Be- Nazizusammenrottung agierten. Ihnen „Kameradinnen und Kameraden“ dazu
dauerlich war, das auch diesmal wieder und allen, die diese Kundgebung durch- auf, zahlreich zu diesen Terminen zu er-
offizielle Stadtvertreter – bis auf Ratsmit- führen halfen, gilt ein Dank. Das Bündnis scheinen. u.b. ■

6 : antifaschistische nachrichten 16-2005


Eine Erneuerung der Obhutser- Erklärung des Sudetendeutschen Rates zur Bundestagswahl
klärung von 1950 für „die über
drei Millionen vertriebenen Su-
detendeutschen“ durch den Deutschen
Hoffnung auf Rückenwind
Bundestag „über Fraktionsgrenzen hin-
weg“ und einen „Gedenktag an die eige-
für aggressive Forderungen
nen Opfer von Flucht und Vertreibung“ von Renate Hennecke
forderte das Präsidium des Sudetendeut-
schen Rates1 in einer Erklärung zur Bun- auf seine Heimat. Der Deutsche Bundes- sungsgericht bestätigt und blieb bis 1990
destagswahl vom 13. Juli. Außerdem „er- tag erhebt deshalb feierlich Einspruch bei allen Verträgen, die die Bundesregie-
wartet“ der Sudetendeutsche Rat, dass gegen die Preisgabe des Heimatrechtes rung abschloss, offizieller Vorbehalt.
sich die neue Bundesregierung „für den der in die Obhut der Deutschen Bundes- Entsprechend erklärte der bayerische
direkten Dialog zwischen den gewählten republik gegebenen Deutschen aus der Ministerpräsident Max Streibl noch am
Repräsentanten der sudetendeutschen Tschechoslowakei und stellt die Nichtig- 3. März 1989 bei einer Veranstaltung
Volksgruppe mit den tschechischen keit des Prager Abkommens fest. Der zum sog. „Tag des Selbstbestimmungs-
Nachbarn einsetzt und sich als Vermittler Deutsche Bundestag begrüßt die Ableh- rechtes“ im Sudetendeutschen Haus in
und Unterstützer dieser Gespräche ein- nung des Prager Abkommens durch die München: „Die ganzen Ostverträge, die
bringt“.2 Die Sudetendeutsche Versamm- Hohen Kommissare.4 Er richtet an die Verträge mit der Sowjetunion, mit Polen
lung schloss sich der Erklärung an. Gesamtheit der freien Völker den Appell, und der Tschechoslowakei, haben nichts
Pünktlich zum 60. Jahrestag des Pots- im Geiste der Atlantik-Charta für eine an der völkerrechtlichen Lage Deutsch-
damer Abkommens bekräftigt die Sude- Friedensordnung einzutreten, in der die lands geändert. Sie sind Gewaltver-
tendeutsche Landsmannschaft (SL) da- natürlichen Rechte auch der Deutschen zichtsverträge und keine Grenzanerken-
mit ihr Festhalten an den provokatori- gewahrt sind.“5 nungsverträge völkerrechtlicher Art. Sie
schen revanchistischen Forderungen, die Diese Erklärung also wollen die Spit- haben auch keine politische Bindungs-
ihre Politik seit jeher bestimmen. zengremien der SL im Jahre 2005 – 15 wirkung, wenn es zu Verhandlungen
■ Die Obhutserklärung Jahre nach dem 2+4-Vertrag – erneuert über einen Friedensvertrag mit Deutsch-
haben. Und sie verbinden diese Forde- land und damit zu Verhandlungen über
Die sog. Obhutserklärung vom 14.7. rung in ihrer besonderen Art von Zynis- die Lösung der Deutschen Frage
1950 war die Antwort des westdeutschen mus mit der Erklärung ihrer „Bereit- kommt.“6
Bundestages auf die gemeinsame Erklä- schaft, im Geiste der Versöhnung und ei- ■ „Weder verpflichtet noch
rung der Regierungen der DDR und der nes fairen und gerechten Ausgleichs an berechtigt“
Tschechoslowakei vom 23.6.1950 (Pra- der Verbesserung des deutsch-tsche-
ger Erklärung). Darin anerkannte die chischen Verhältnisses mitzuwirken …“ Schon 1972 verwendete die SL aber
DDR-Regierung die historischen Gren- ■ SL fühlt sich an Verträge nicht gleichzeitig eine andere Argumentation.
zen der CSR und die Nichtigkeit des gebunden So begrüßte die Bundesversammlung der
Münchner Abkommens vom 29.9.1938 SL die Erklärung des Sudetendeutschen
„von Anfang an“. Weiter hieß es in der Die Forderung der SL-Gremien ist Rates zum Prager Vertrag von 1972, wies
Erklärung: „Unsere beiden Staaten ha- gleichbedeutend mit der Forderung nach aber selbst nicht auf die Zuständigkeit ei-
ben keine Gebiets- oder Grenzansprüche. Annullierung aller seither auch zwischen ner späteren gesamtdeutschen Regierung
(…) ihre Regierungen betonen ausdrück- der BRD und der Tschechoslowakei ge- für endgültige Regelungen hin, sondern
lich, dass die durchgeführte Umsiedlung schlossenen Verträge und Vereinbarun- betonte ihre eigene Zuständigkeit und er-
der Deutschen aus der CSR unabänder- gen, in denen ebenfalls die Grenzen an- klärte: „Die sudetendeutsche Volksgrup-
lich, gerecht und endgültig gelöst ist.“ erkannt werden und auf territoriale For- pe und das tschechische Volk werden
Damit wurden die Grundlagen gutnach- derungen verzichtet wird (ohne aller- durch den Vertrag zwischen Bonn und
barlicher und freundschaftlicher Bezie- dings das Münchner Diktat für null und Prag, über den die Geschichte hinwegge-
hungen zwischen der DDR und der CSR nichtig „von Anfang an“ zu erklären). hen wird, weder verpflichtet noch be-
gelegt. Das betrifft den „Vertrag über die gegen- rechtigt. Beide in Böhmen, Mähren und
In der BRD löste die Prager Erklärung seitigen Beziehungen zwischen der Bun- Schlesien beheimateten Partner sind und
heftigste Abwehrreaktionen aus. Der desrepublik Deutschland und der Tsche- bleiben in ihren Entschlüssen zur friedli-
Bundestag verabschiedete, mit den Stim- choslowakischen Sozialistischen Repu- chen Verwirklichung des Heimat- und
men aller Parteien außer der KPD, eine blik“ vom 20. Juni 1973, den Deutsch- Selbstbstimmungsrechtes ohne Rück-
wütende Entschließung – die „Obhutser- Tschechischen Nachbarschaftsvertrag sicht auf den Inhalt irgendwelcher ohne
klärung“ – mit folgendem Wortlaut: vom 27. Februar 1992 und die Deutsch- sie abgeschlossener Verträge völlig frei.“
„Die Scheinregierung der von russi- Tschechische Erklärung vom 21.1.1997. Diese Argumentation mit der angebli-
schen Truppen besetzten Zone Deutsch- Tatsächlich hat der Sudetendeutsche Rat chen alleinigen Zuständigkeit der SL als
lands hat der Preisgabe der deutschen gegen sie alle in der einen oder anderen Vertretung der „Volksgruppe“ bekam
Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie3 Form Einspruch erhoben und erklärt, nach dem Abschluss des 2+4-Vertrages
das Prager Abkommen vom 23. Juni dass er sich nicht an ihre Bestimmungen im Jahr 1990 eine ganz neue Bedeutung.
1950 folgen lassen, mit dem die völker- gebunden fühlt. Mit Blick auf den Ver- Denn die jetzige BRD-Regierung wird
rechtswidrige und unmenschliche Aus- trag von 1973 bemühte er dazu die fol- allgemein als „gesamtdeutsche Regie-
treibung der Sudeten- und Karpatendeut- gende Argumentation: „Die Bundesre- rung“ und der „Vertrag über die abschlie-
schen als ‚gerecht und unabänderlich‘ gierung schließt den genannten Vertrag ßende Regelung in Bezug auf Deutsch-
anerkannt wird. Der Deutsche Bundestag nur für die Bundesrepublik Deutschland land“ (2+4-Vertrag) als Ersatz für einen
erklärt aus diesem Anlass erneut, dass ab. Er gilt daher nicht für den gesamt- Friedensvertrag gewertet. Ein Verweis
jene Scheinregierung weder politisch deutschen Souverän und lässt die end- auf eine künftige gesamtdeutsche Regie-
noch moralisch befugt ist, im Namen des gültige Regelung der sudetendeutschen rung ist damit nicht mehr möglich, ohne
deutschen Volkes zu sprechen und Ab- Frage offen.“ (Erklärung vom 14. Juli sich offen zu Positionen zu bekennen,
kommen zu schließen. Das Prager Ab- 1973) wie sie in Kreisen der Neonazis üblich
kommen ist nicht vereinbar mit dem un- Dieser sog. „Deutschlandvorbehalt“ sind („das Deutsche Reich in den Gren-
veräußerlichen Anspruch des Menschen wurde kurz darauf vom Bundesverfas- zen von 1937/1939 besteht weiter, ist nur

: antifaschistische nachrichten 16-2005 7


zurzeit handlungsunfähig“). Die Argu- denten Edmund Stoiber, bereits am 11. war nicht nur von 1951 bis 1958 der ers-
mentation der Landsmannschaft musste Juli 2003 der Bundesrat ausgesprochen. te BdV-Präsident, sondern auch Bundes-
sich daher ändern. Der „Deutschlandvor- Erika Steinbach, Mitglied des CDU- tagskandidat der NPD (1969) und Akti-
behalt“ verschwand zugunsten des Vor- Bundesvorstands und Präsidentin des vist der neofaschistischen „Aktion Wi-
behalts, dass für Verhandlungen mit Prag Bundes der Vertriebenen (BdV) dazu: derstand“ (1970).
über „sudetendeutsche Fragen“ nur die Die Biografien der
SL zuständig sei. Dies ist der Hinter- Unterzeichner sollen
grund der heutigen Forderung nach ei- aber hier nicht zur De-
nem „direkten Dialog“. batte stehen. Fragen
■ SL versteht sich als Exilregierung wir lieber, wozu die
Glorifizierung eines
Die SL ist ein privater Verein, der die Dokumentes aus den
Zahl seiner Mitglieder seit Jahren unver- ersten Jahren des Kal-
ändert mit 250.000 angibt. Realistischer ten Krieges dienen
ist allerdings die Einschätzung des Bun- soll: Wenn es eine so
desvorsitzenden Bernd Posselt, wonach heroische Leistung
sich die Mitgliederzahl bald nicht mehr war, auf Rache und
in der Größenordnung von Hundert- oder Vergeltung zu verzich-
Zehntausenden, sondern nur noch von ten, waren dann nicht
ein paar Tausenden bewegen dürfte. Rache und Vergeltung
Nichtsdestotrotz halten die Führungsgre- die eigentlich normale
mien der SL die Fiktion aufrecht, sie sei- Hitlers Einzug in Eger Reaktion auf vorange-
en die – angeblich demokratisch legiti- gangene Leiden? Diese
mierte – politische Vertretung einer „Am 5. August 1950 wurde in der Villa Leiden will der BdV in dem geplanten
„Volksgruppe“ von dreieinhalb bis vier Reitzenstein, dem Sitz der Landesregie- „Zentrum gegen Vertreibungen“ aus sei-
Millionen Menschen. Dieses anmaßende rung von Baden-Württemberg, die Char- ner Sicht präsentieren. Eine Darstellung
Verständnis ist in Paragraf 1 der SL-Sat- ta der deutschen Heimatvertriebenen un- ohne Vorgeschichte und Kausalzusam-
zung folgendermaßen verklausuliert: terzeichnet und danach vor der Ruine des menhang, denn von Seiten des BdV und
„Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Neuen Schlosses in Stuttgart vor mehr seiner Mitgliedsverbände wird ein sol-
betrachtet sich als die Gestaltung der su- als 150.000 Vertriebenen aus Pommern, cher Zusammenhang ja ausdrücklich ge-
detendeutschen Volksgruppe außerhalb Schlesien, Ost-, Westpreußen, Danzig, leugnet. Wer dennoch die Ursache der
der Heimat“, also als quasi-staatliche den baltischen Ländern, aus Polen, Russ- Ausweisung der Deutschen aus den östli-
Struktur im Exil. Dies äußert sich in der land, aus Ungarn und Rumänien, aus Ju- chen Nachbarländern in der der Kriegs-
gesamten Organisationsstruktur der SL. goslawien und der Slowakei, aus dem politik des Dritten Reiches und in den
Es ist auch keine bloße Äußerlichkeit, Sudetenland und aus Mähren, aus dem Nazi-Verbrechen sieht, wird von Erika
dass die SL-Bundesversammlung Banat, der Batschka und aus Siebenbür- Steinbach und Ihresgleichen mit deutlich
(„Volksgruppenparlament“) ihre Sitzun- gen, verkündet. Schon damals, 1950, ha- antisemitischem Zungenschlag einer
gen in den Räumen des bayerischen ben die deutschen Heimatvertriebenen – „alttestamentarischen“ Blutrachementa-
Landtags durchführt und während der ein Jahr nach Gründung der Bundesrepu- lität („Auge um Auge, Zahn um Zahn“)
Sitzungen auf dem Dach des Münchner blik Deutschland ein herausragendes bezichtigt.
Maximilianeums neben der bayerischen Zeichen der Versöhnung gesetzt, in dem Die Deutschen als unschuldige Opfer
auch die sudetendeutsche Fahne auf- sie auf Rache und Vergeltung verzichte- einer Verschwörung von außen, die – der
zieht. Oder dass die SL ihr Büro in Prag ten und sich für ein geeintes Europa aus- Verzicht auf Rache und Vergeltung wur-
immer wieder als „Botschaft“ bezeich- sprachen, in dem die Völker ohne Furcht de nicht belohnt – bis heute andauert.
net. Ausdruck dieser Anmaßung ist auch und Zwang leben können.“ Der 5. Au- Eine denk-würdige Politik, die da als
das Verlangen in der jüngsten Erklärung gust, so Steinbach weiter, eigne sich des- „Versöhnungsbereitschaft“ verkauft
des Sudetendeutschen Rates, die Bun- halb ganz besonders als Gedenktag. Hin- wird.
desregierung möge (nicht als verhand- zuzufügen wäre, dass sich die Kundge- 1 „Der Sudetendeutsche Rat koordiniert die hei-
lungsführende Partei, sondern) als „Ver- bung vom 5. August 1950 ausdrücklich matpolitischen Bestrebungen der Sudetendeut-
mittler und Unterstützer“ eines „direkten gegen das Potsdamer Abkommen (vom schen mit den Auffassungen der im Bundestag
vertretenen Parteien. Sein Ziel und Zweck ist es,
Dialogs“ zwischen den „gewählten Re- 2. August 1945) richtete. den Rechtsanspruch auf die Heimat auf der
präsentanten der sudetendeutschen ■ Tag zur Förderung der Gewalt- Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes der
Volksgruppe mit den tschechischen bereitschaft? Völker durchzusetzen und dieses Ziel zu einer ge-
Nachbarn“ fungieren. samtdeutschen und europäischen Aufgabe zu ma-
chen.“ Die Sudetendeutschen – Eine Volksgruppe
Die tschechische Regierung vertritt Eine neue Stufe der Glorifizierung der im Herzen Europas, München 1995, Hrsg. Sude-
dem gegenüber den völlig legitimen „Charta der deutschen Heimatvertriebe- tendeutscher Rat
Standpunkt, dass ihr Verhandlungspart- nen“ wird also angestrebt. Schon heute 2 Sudetendeutsche Zeitung vom 15. Juli 2005
ner auf deutscher Seite nur die Bundesre- ist zu hören, die Vertriebenenverbände
3 Gemeint ist der Görlitzer Vertrag vom 6.7.1950
gierung sein kann – was die SL wieder- hätten sich mit der Charta als erste große zwischen der DDR und Polen, in dem die DDR
um zum Anlass nimmt, Prag mangelnde Friedensbewegung in der BRD erwiesen die Oder-Neiße-Grenze anerkannte.
Versöhnungsbereitschaft vorzuwerfen. und sie müssten dafür eigentlich den 4 Die USA und Großbritannien hatten Einspruch
■ Gedenktag am 5. August Friedensnobelpreis bekommen. Nun ha- gegen den Görlitzer Vertrag erhoben. Die polni-
ben es die damaligen Unterzeichner der sche Westgrenze sollte laut Potsdamer Abkom-
men endgültig erst in einem Friedensvertrag fest-
Sehen wir uns noch die Forderung nach Charta mit der Friedfertigkeit und dem gelegt werden. Der Abschluss des Friedensvertra-
Einführung eines „Gedenktages für die Gewaltverzicht vorher und nachher nicht ges wurde jedoch von Bonn hintertrieben, um ei-
Opfer von Flucht und Vertreibung“ näher sehr genau genommen. Die meisten von ner Regelung der Reparationsfrage zu entgehen.
an. Diese Forderung ist mit einem ganz ihnen waren Nazis gewesen, waren es 5 Die Sudetendeutschen – Eine Volksgruppe im
bestimmten Datum verbunden: dem 5. immer noch oder wurden es später. Linus Herzen Europas, München 1995, Hrsg. Sudeten-
August. Für diesen Tag hat sich, auf Be- Kather beispielsweise, dessen Unter- deutscher Rat, Seite 176
treiben des bayerischen Ministerpräsi- schrift als erste unter der Charta steht, 6 a.a.O., Seite 187

8 : antifaschistische nachrichten 16-2005


In den letzten Wochen und Monate
entwickelte sich eine rege Reisetä-
tigkeit zwischen Deutschland und
[K]Eine Lizenz zum Töten
Afghanistan. Mehr als 100 KSK-Soldaten KSK Killerkommandos jagen Drogenbarone in Afghanistan
brachen im Mai Richtung Hindukush auf,
demnächst folgen achthundert Soldaten Widerstand gilt nach der Entwaffnung der zu wiederholen. Anstatt z.B. den Bauern
zur Verstärkung des ISAF-Kontingents „regulären“ Milizen nun ausschließlich als Mindestpreise für ihre Weizenernte zu ga-
und zusätzlich reisen in diesen Tagen eini- kriminell oder terroristisch. In den so ge- rantieren, wird der Preis durch Hilfsliefe-
ge dutzend Beamte von Zollfahndung und nannten illegalen Milizen sind nach Schät- rungen gedrückt.
BKA nach Kabul um afghanische Polizis- zungen (UNAMA) ca. 120.000 Bewaffne- Letztes Aufgebot
ten(1) im Antidrogenkampf zu schulen. te in rund 1800 Gruppen organisiert.
Die Nervosität und Konzeptlosigkeit hin- Narkostaat Afghanistan Doch ursachenorientierte und langfristige
ter diesem Aktionismus ist kaum zu ver- Drogenpolitik steht nicht auf der Tages-
heimlichen. Zu gerne hätte die deutsche Besonders die Milizen, die als Privatar- ordnung der alliierten Besatzer in Afgha-
Regierung ein Erfolgsmodell für militäri- mee für Drogenbarone fungieren sind al- nistan. Die Devise scheint zu lauten, wo
sche Interventionen, das sich positiv ge- lem Anschein nach hervorragend ausge- Gewalt nicht hilft, da ist eben noch mehr
genüber dem US-Debakel im Irak abhebt. bildet und ausgerüstet. „Schwer bewaff- Gewalt notwendig. Geplant ist, dass der
Sowohl für die Wahlen in Deutschland nete Konvois, bis zu 60 Jeeps voller Opi- alte Bundestag noch vor seiner Auflösung,
wäre dies hilfreich als auch für den erhoff- um, Heroin und Morphinbase, rasen über wahrscheinlich am 7. September 2005,
ten Aufstieg auf der weltpolitischen Bühne die Ebenen im Westen Richtung Iran,“ be- über die Erhöhung des ISAF-Kontingents
mit Hilfe eines Sitzes im UN-Sicherheits- richtet der Stern (7.7.2005) und zitiert ei- auf 3000 Soldaten abstimmen soll. Zur
rat. Doch die schöne Fassade des zivil-mi- nen KSK-Mann mit der Aussage „wir Zeit stocken auch zahlreiche andere Staa-
litärischen Experiments bröckelt. Der Wi- wissen dass ehemalige Kräfte des austra- ten ihre Militärkontingente in Afghanistan
derstand in Afghanistan nimmt zu, die lischen und des britischen Special Airser- auf. Großbritannien, die Niederlande,
Kampfhandlungen der westlichen Trup- vice dabei sind.“ Militärisch sind die Dro- Australien und Spanien schicken jeweils
pen ebenso, der Drogenhandel floriert wie genkartelle kaum in den Griff zu bekom- hunderte von Soldaten – meist Spezial-
nie und das KSK erfüllt völkerrechtswidri- men. Schon seit Jahren versuchen die ira- truppen. Teilweise werden damit die
ge Tötungsaufträge. Von einer Normalisie- nischen Behörden – vergeblich – mit über ISAF-Kontingente aufgestockt, die Mehr-
rung scheint die Lage in Afghanistan noch 40.000 Soldaten und Polizisten sowie mit heit wird jedoch für den so genannten
Jahrzehnte entfernt und unter den dort ein- Milliardeninvestitionen in Grenzsiche- „Antiterroreinsatz“ Enduring Freedom
gesetzten Soldaten macht sich Frustration rung (Mauern, Gräbern, Überwachung) entsandt. Die offiziellen Begründungen
– und Angst – breit. den Drogentransit aus Afghanistan zu sind meist Sicherung der Parlamentswah-
Brüchiger Erfolg stoppen.(2) len im September. Parallel, aber durchaus
In Afghanistan wird 50% des Bruttoin- mit einander verknüpft, werden der ISAF-
In offiziellen Verlautbarungen der Endu- landsprodukts über Drogenanbau und - Einsatz und Enduring Freedom vorange-
ring Freeedom Allianz überwiegen die Er- handel erzielt. Die Rhetorik der westli- trieben. Der ISAF-Einsatz soll besonders
folgsgeschichten. Am 30. Juni 2005 ver- chen Staaten blendet aus, dass sehr viele mit Hilfe der Bundeswehrsoldaten schritt-
meldete das Verteidigungsministerium in Menschen in Afghanistan existenziell auf weise auf das ganze Land ausgedehnt wer-
Kabul das Ende der Entwaffnung der af- diese Einnahmen angewiesen sind und den. Verteidigungsminister Struck erklärte
ghanischen Milizen (dpa 30.6.2005). Im wie stark deswegen der Widerstand sein hierzu, es mache wenig Sinn, dass sich die
September wird in Afghanistan gewählt wird, wenn westliche Truppen – oder von Bundeswehr in Afghanistan räumlich so
und die Sicherheitslage ist angeblich so diesen eingesetzte afghanische Sicher- stark eingrenze(3). In Kunduz wird die
entspannt, dass Kriegsflüchtlinge seit ei- heitskräfte – die Mohnfelder vernichten. Bundeswehr in den nächsten Monaten
nigen Wochen laut Beschluss der Innen- Im Distrikt Rustak etwa kam es im Mai zu auch von 93 österreichischen Soldaten,
ministerkonferenz abgeschoben werden schweren Unruhen, nachdem zahlreiche überwiegend Elitesoldaten, so genannte
dürfen. Die Hamburger Behörden sind da- Mohnfelder niedergebrannt worden wa- Kaderpräsenzeinheiten unterstützt (Der
bei besonders eifrig und wollen nun neben ren. In der Weltbankstudie „Breaking the Kurier 29.7.2005). In Faisabad wird das
allein stehenden Männern auch verheira- conflict trap“ (2003) wird die begrenzte dortige Bundeswehrkontingent in „Sicher-
tete Paare abschieben. Dass gleichzeitig Umsetzbarkeit eines rein sicherheitspoli- heitsfragen“ von den Elitetruppen des
der Hamburger LKA-Dienststellenleiter tischen Ansatzes, der nur auf Verbot und Kommandospezialkräfte unterstützt. Die
Helmut Hedrich gegenüber dem Hambur- Zerstörung der Produktion ausgerichtet meisten Elitesoldaten der verschiedenen
ger Abendblatt (21.7.2005) vor dem Ab- ist, erläutert und darauf verwiesen, dass nationalen Kontingente befinden sich aber
flug zu seinem Einsatz in Kabul erklärte durch bloße Verbotspolitik Bürgerkriege im formal getrennten „Antiterroreinsatz“
„Wir werden dauerhaft Schutzwesten tra- geradezu herbeigeführt werden. „Das Enduring Freedom, der zur Zeit schwer-
gen, nachts nicht auf die Straßen gehen. Problem dieses produktionsorientierten punktmäßig die Rebellen in der Grenzre-
Schließlich ist Kabul das Zentrum einer Ansatzes ist, dass es Gebiete außerhalb gion zu Pakistan und die Drogenökonomie
echten Krisenregion,“ das erscheint den der Kontrolle einer anerkannten Regie- angreift. Im Rahmen dieser Auseinander-
deutschen Behörden nicht als Wider- rung enorm wertvoll werden lässt und so setzung kamen seit Anfang 2005 mehr als
spruch. automatisch dazu beiträgt Rebellionen zu 600 Menschen ums Leben, darunter Auf-
Zu einer realistischen Lagebeurteilung fördern.“ (S.144) Erfolgversprechender ständische, aber auch zahlreiche Zivilisten
ist scheinbar keiner der westlichen Alliier- erscheint es hier, die Kooperation der und rund 50 US-Soldaten. (vienna-online,
ten in der Lage. Noch im Winter erklärte Bauern durch ökonomische Alternativen 27.7.2005). Die häufigen Opfer in der Zi-
die US-Armee die Taliban für fast völlig zum Mohnanbau zu unterstützen und vilbevölkerung tragen sehr zur Verschlech-
aufgerieben, „doch seit dem Frühjahr lie- durch eine aufgeklärte Drogenpolitik in terung der Stimmung gegenüber den Be-
ferten sich die islamistischen Kämpfer den Abnehmerstaaten (z.B. kontrollierte satzern bei. Anfang Juli starben bei einem
heftige Gefechte mit afghanischen Solda- Abgabe von Heroin an Abhängige) die US-Luftangriff, vorgeblich auf terroristi-
ten und den sie unterstützenden multina- Gewinnspanne und damit die Attraktivität sche Ziele, in der Provinz Kunar im Osten
tionalen Truppen unter US-Kommando, des Handels zu senken. Überhaupt schei- Afghanistans 17 Dorfbewohner, überwie-
an der auch Bundeswehrsoldaten beteiligt nen sich in Afghanistan viele Fehler aus gend Frauen und Kinder. Aber nicht nur
sind.“ (spiegel-online 1.7.2005) Dieser früheren Phasen der Entwicklungspolitik die Stimmung gegen das US-Militär ist

: antifaschistische nachrichten 16-2005 9


schlecht, auch die deutschen ISAF-Solda- über dem Stern (7.7.2005) berichteten schossene Drogendealer hinterher immer
ten sind in der Bevölkerung keineswegs Soldaten davon, dass „der Einsatz in Af- auch Terroristen gewesen sein werden.
beliebt. Immer wieder gibt es gegen die ghanistan aufs Ausschalten von Hoch- Demokratische Kontrolle ausgeschlossen
deutschen Soldaten Anschlagsversuche wertzielen im Drogengeschäft hinaus
und Drohungen. Reuters berichtet am (läuft). Einige Offiziere haben uns nach Der Öffentlichkeit und wohl auch vielen
11.7.05 von einem Angriff auf einen Kon- Stabsbriefings klipp und klar gesagt, dass Parlamentariern bleiben im Moment
voi mit Bundeswehrsoldaten nahe Kabul. es um drug enforcement geht.“ Dass hier kaum mehr als Vermutungen und Indizien
Beim deutschen Stützpunkt in Kunduz nicht an rechtsstaatliche Prozesse gedacht über das, was das KSK tatsächlich tut. Auf
sollen Flugblätter mit der Forderung nach ist, ergänzen die Soldaten ganz offen: welcher Grundlage die Bundestagsabge-
dem Abzug der ausländischen Truppen „Wir sollen die Drahtzieher ausschalten, ordneten ihre Entscheidung über eine
verteilt worden sein. (Welt 28.6.2005) eliminieren.“ Ausweitung des Bundeswehrmandats
Schon im Jahr 2003 zitiert die Welt Seit Mai 2005 ist bekannt(5), dass KSK- treffen sollen, bleibt völlig unklar. Alle
(16.10.) einen Bundeswehrsoldaten mit Kommandos bei ihrem Einsatz im Südos- wichtigen Angaben zu den KSK-Einsät-
der Äußerung „Eigentlich wollen uns die ten Afghanistans in begrenztem Umfang zen sind Verschlusssache – obwohl genau
Menschen nicht.“ Im Internet sollen Erklä- über direkte Kampfhandlungen „direct diese Einsätze wesentlich zur Eskalation
rungen afghanischer Islamisten kursieren, action“ selbst entscheiden können. Um vor Ort und damit auch zur Gefährdung
in denen Bundeswehrsoldaten der Tötung was es sich dabei konkret handelt, ist er- der Soldaten beitragen. Es gibt keine In-
von Muslimen beschuldigt werden (Welt schreckend: „Nie habe man in Calw so formationen über den Umfang, über das
15.7.2005). Die Anwesenheit der westli- hart ‚Direct Action‘ trainiert wie in diesem Einsatzgebiet, über den genauen Auftrag –
chen Truppen scheint sich auch negativ auf Jahr, und zwar die dreckigen Varianten: noch nicht einmal über die gefallenen Sol-
die Arbeit von Hilfsorganisationen auszu- Mehrere Trupps landen verdeckt, überfal- daten. Und offensichtlich gab es tote
wirken. Dass „Helfer als Handlanger“ len mit großer Feuerkraft den Feind – kurz KSK-Soldaten, das Internetportal Ger-
wahrgenommen werden, lässt sich wohl gucken, eliminieren.‘“ Bundeswehrsolda- man-Foreign-Policy spricht von bis zu 12
aus den zunehmenden Anschlägen gegen ten üben Attentate, neudeutsch „Assasina- Toten. Eine Aussage, die der ehemalige
Hilfsorganisationen schließen. Dies liegt tionen“ – und führen diese wahrscheinlich Brigadegeneral Heinz Loquai indirekt be-
möglicherweise daran, dass einerseits auch durch. Als „Kommando Spezialkil- stätigt. Ihm sei schon vor einiger Zeit zu
Hilfsorganisationen – mehr oder weniger ler“ bezeichnet deswegen der Oberstleut- Ohren gekommen, „dass deutsche Solda-
freiwillig – immer stärker mit Militärs ko- nant der Bundeswehr Jürgen Rose das ten bei KSK-Einsätzen ums Leben ge-
operieren und andererseits die Besatzungs- KSK in einem Artikel (Freitag, 22.7. kommen sind und die Familienangehöri-
truppen selbst die Trennung zwischen zivil 2005). Die Tötungspraxis auf puren Ver- gen massiv unter Druck gesetzt werden,
und militärisch verwischen, indem sie ver- dacht, in der Regel wohl auf Denunziation um zu verhindern, dass die Medien darü-
suchen sich als Entwicklungshelfer zu prä- und Gerüchte hin widerspricht nicht nur ber etwas erfahren.“(7) Nach Angaben von
sentieren (Wiederaufbauteams!). Jürgen dem Grundgesetz sondern auch internatio- Spiegel-Online (21.5.2005) sind nicht ein-
Lieser, Leiter der Katastrophenhilfe von nalem Recht. Die Genfer Konvention (Ar- mal die Obleute der Bundestagsfraktionen
Caritas International, formuliert in einem tikel 3) regelt klar: „Personen, die nicht di- über den genauen Auftrag und den militä-
Positionspapier, das was viele Hilfsorgani- rekt an den Feindseligkeiten teilnehmen, ... rischen Befehl unterrichtet. Dennoch ist
sationen beschäftigt: „Hilfsorganisationen sollen unter allen Umständen mit Mensch- von den meisten Parlamentariern kein Wi-
müssen sich angesichts dieser Entwicklun- lichkeit behandelt werden ... Zu diesem derstand gegen diese Praxis zu erwarten.
gen fragen, ob sie nicht für politische Zwe- Zwecke sind und bleiben in bezug auf die Kritische Stimmen kommen allerdings
cke instrumentalisiert werden ...“ Enge oben erwähnten Personen jederzeit und je- verstärkt von Seiten der Bundeswehrsol-
Kooperation mit dem Militär stellt zudem denorts verboten: a) Angriffe auf Leib und daten und selbst der KSK-Soldaten vor
„die Unabhängigkeit der Hilfsorganisatio- Leben, namentlich Mord jeglicher Art, ... Ort, die sich „als Spielball der Politik se-
nen in Frage und führt auch zu einer kon- d) Verurteilungen und Hinrichtungen ohne hen“(8) und befürchten, für einen Sitz im
kreten Gefährdung der Helfer, weil diese vorhergehendes Urteil eines ordnungsmä- Weltsicherheitsrat von der Bundesregie-
von der Gegenseite mit den feindlichen ßig bestellten Gerichtes, das die von den rung verheizt zu werden.
Truppen identifiziert werden.“(4) zivilisierten Völkern als unerlässlich aner- Auch wenn die deutschen Todes-
Drug Enforcement mit Killerkommandos kannten Rechtsgarantien bietet.“ Dieser schwadronen als logische Konsequenz der
Schutz vor willkürlichen Hinrichtungen immer aggressiveren Außen- und Militär-
Zivil-militärische Zusammenarbeit auf ei- gilt übrigens völlig unabhängig davon, ob politik erscheinen: Kriegsverbrechen dür-
ner anderen Ebene stellt die Ausbildungs- es sich um mutmaßliche Drogenkriminelle fen niemals toleriert werden! Bundes-
hilfe deutscher Polizisten für afghanische oder um mutmaßliche Terroristen handelt. wehrsoldaten in Afghanistan sind keine
Sicherheitskräfte dar. Der Polizeieinsatz Da allerdings der Kampf gegen Drogen- Lösung – sie sind Teil des Problems.
ist der einzige bundesdeutsche Einsatz, kriminalität nicht vom Mandat des Bun- Claudia Haydt
der auch erklärtermaßen ein Antidrogen- destags gedeckt ist, scheint sich die Praxis http://www.imi-online.de ■
einsatz ist. Otto Schily informierte am einzuspielen, Drogenhandel mit Terroris- (1) Meldung des Bundesministeriums des Innern,
22.7.2005 die Öffentlichkeit: „Die Be- mus zu identifizieren. 21.7.2005.
kämpfung des Drogenanbaus und -han- Der Bundestagsbeschluss am 17.11. (2) Gouverneur, Cédric, Der Opiumkrieg an der Gren-
ze des Iran, in: Le Monde diplomatique, Nr. 6701 vom
dels ist eine der wichtigsten Aufgaben Af- 2001 begrenzt die Aufgabe auf Terrorbe- 15.3.2002.
ghanistans. Wir unterstützen Afghanistan kämpfung: „Ziel ist es, Führungs- und (3) Sipotec, 21.7.2005.
in diesem Kampf und werden es durch Ausbildungseinrichtungen von Terroristen (4) Lieser, Jürgen: Helfer als Handlanger? Humanitäre
professionelle Schulung seiner Sicher- auszuschalten, Terroristen zu bekämpfen, Hilfe in den Zeiten der neuen Kriege.
http://www.ageh.de/informationen/con_05/con_1_05/
heitsbehörden in die Lage versetzen, gefangen zu nehmen und vor Gericht zu Lieser-Caritas-mue.pdf
selbst effektiv gegen den Rauschgifthan- stellen...“(6) Der verteidigungspolitische (5) Haydt, Claudia / Pflüger, Tobias: Eskalation in Af-
del vorzugehen.“ All zu sehr scheint sich Sprecher der SPD, Rainer Arnold, erklärte ghanistan, 27.5.2005. http://www.imi-
die deutsche Regierung aber nicht auf die auf die Frage, ob KSK-Soldaten entgegen online.de/2005.php3?id=1174
(6)http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/aussen-
Fähigkeit oder Willigkeit der afghani- ihres Mandats auch gegen Drogenbosse im politik/friedenspolitik/abr_und_r/jab2002/1/1_2_
schen Behörden zu verlassen, es deutet al- Einsatz seien: „Da gibt es Überschneidun- html#1
les darauf hin, dass KSK-Soldaten und an- gen. Ein Terrorist kann sein Terrorgeschäft (7)Zitiert nach Rose, Jürgen: Kommandos Spezialkil-
ler, Freitag 22.7.2005.
dere Spezialtruppen seit Mai 2005 massiv über Drogen finanzieren.“(ddp 14.7.2005) (8)Rauss, Uli: Diesmal wird es Tote geben (Stern
Drogenbekämpfung durchführen. Gegen- Zynisch könnte man vermuten, dass er- 7.7.2005)

10 : antifaschistische nachrichten 16-2005


: ausländer- und asylpolitik

Bleiberecht für Kriegsflücht- Auch in der Friedensstadt Augsburg keine Familie dafür aber im Bundesgebiet
linge sind ca. 20 Familien, die länger als 10 Jah- Angehörige mit dauerhaftem Aufenthalt
re hier leben, von der Abschiebung be- ... hat. Für den Irak wurde festgehalten,
Augsburg. Unter folgenden Appell sam- droht. „sobald es die Sicherheitslage im Irak zu-
meln der Augsburger Flüchtlingsrat und Wir fordern daher Bleiberecht und Ar- lasse, müsse mit der Rückkehr begonnen
die AFI derzeit Unterstützerunterschrif- beitserlaubnis für alle Flüchtlinge mit werden“. An erster Stelle der Abschiebun-
ten. „Gegen Ende der zweiten Amtsperi- langjährigem Aufenthalt. Die Augsburger gen stehen Personen „die schwere Strafta-
ode der rot-grünen Bundesregierung ist Behörden sind aufgefordert, ihren Spiel- ten begangen haben ...“. weitere folgen
der Flüchtlingsschutz in Deutschland am raum zugunsten der von Abschiebung be- mit Sicherheit. In Baden-Württemberg
Ende. Mit den wenigen Asylsuchenden, drohten Flüchtlinge so weit wie möglich sind über 20.000 Personen von der Ab-
die Deutschland überhaupt noch errei- auszuschöpfen und hiermit den Begriff schiebung bedroht.
chen, wird so rabiat umgesprungen wie eh „Friedensstadt Augsburg“ aktuell zu be- Gegen diese kalte technische Verwal-
und je. In gerade noch 2.067 Fällen wurde stätigen. Von der bayerischen Staatsregie- tungsbürokratie, die ohne Skrupel Men-
vom Bundesamt für Migration und rung fordern wir die Einrichtung einer un- schen aus einer gesicherten Existenz wie-
Flüchtlinge im Jahr 2004 ein Flüchtlings- abhängigen Härtefallkommission.“ der ins Nichts abschieben möchte, hat
status zuerkannt. Im selben Zeitraum wi- Wer bleiben will, soll bleiben! ■ sich bundesweit eine Bleiberechtskampa-
derrief das Bundesamt für 14.972 Men- gne etabliert, die auch breit von gesell-
schen, die oftmals seit Jahren anerkannt Über den Versuch in Süd- schaftlichen Gruppen (PRO ASYL, Kir-
waren, den Flüchtlingsstatus. chen, Gewerkschaften etc.) unterstützt
Betroffen sind nach der Innenminister- baden eine Bleiberechts- wird.
konferenz im Juni nun vor allem Flücht- kampagne zu starten! Die Kampagne fordert ein Bleiberecht:
linge aus Afghanistan und aus dem Koso- Freiburg. Am 24. Juni 2005 tagte die ◗ für Alleinstehende, die seit fünf Jahren
vo. Eine Abschiebung nach Afghanistan 178. Konferenz der Innenminister und in Deutschland leben,
bedeutet eine Abschiebung in den Krieg: -senatoren. Sie einigten sich unter ande- ◗ für Familien mit Kindern, die seit drei
Die Sicherheitslage in diesen Ländern ist rem auf Beschlüsse, dass zahlreiche Jahren in Deutschland leben,
geprägt von heftigen Kampfhandlungen Flüchtlinge „rückgeführt“ werden sollen. ◗ für unbegleitete minderjährige Flücht-
bzw. von Anschlägen auch auf die Zivil- Davon betroffen sind Minderheiten aus linge, die seit zwei Jahren in Deutschland
bevölkerung. Viele der von Abschiebung dem Kosovo, Flüchtlinge aus Afghanis- leben,
bedrohten Angehörigen der Roma- und tan, Einzelpersonen aus dem Irak. In an- ◗ für traumatisierte Kriegsopfer
Aschkali-Minderheiten können im Koso- dere Länder (Asien, Afrika etc.) finden ◗ für Opfer rassistischer Angriffe
vo ohne Lebensgefahr ihre Heimatstädte- täglich Abschiebungen statt. Laut Innen- Bleiberechtskampagne in Südbaden?
und Dörfer nicht mehr betreten. Angehö- minister Rech befinden sich 7.600 Ange-
rige dieser ethnischen Minderheiten müs- hörige von Minderheiten aus dem Kosovo Mittlerweile gab es auch in Freiburg erste
sen dann im Kosovo in von Soldaten be- in Baden-Württemberg, davon seien rund Treffen, bei denen über eine Bleiberechts-
wachten Lagern leben. 4.200 ausreisepflichtig. Weiterhin waren kampagne für Südbaden diskutiert wurde.
Aus diesem Grund demonstrierten am sich die Minister einig, „dass der Beginn Geeinigt hat man sich bei den Treffen da-
Samstag, den 11. Juni vor der Augsburger für die Rückführung nach Afghanistan ge- rauf, dass eine größere Versammlung vo-
Stadtmetzg 50 Menschen gegen die Ab- geben sei“. So müssen alle die BRD ver- raussichtlich am 17. September 2005 in
schiebung von Flüchtlingen aus dem Ko- lassen, „die wegen einer begangenen Freiburg mit von der Abschiebung betrof-
sovo. Das selbst von Bundesinnenminis- Straftat verurteilt wurden, gegen die Aus- fenen Menschen stattfinden wird. Der Be-
ter Otto Schily vorgeschlagene Bleibe- weisungsgründe vorliegen, die die Innere schluss der Versammlung soll einer Blei-
recht für seit langen Jahren hier lebende Sicherheit gefährden, die zu extremisti- berechtskampagne die gesellschaftliche
Kinder und ihre Familien, unterstützt von schen Organisationen Kontakt haben Legitimität geben. Nur, wenn bis dorthin
den Innenministern mehrerer Bundeslän- etc.“. Männliche alleinstehende Einzel- auch eine größere Bereitschaft zu einer
der, hat bei der Innenministerkonferenz personen, die sich noch keine sechs Jahre solchen Kampagne besteht, wird sie auch
keine Mehrheit gefunden. Die Folge: Es in der BRD aufhalten, sind ebenfalls be- beschlossen werden. Die Versammlung
gibt weiterhin Abschiebungen von Kin- troffen. Den Ausländerbehörden wurden soll dann auch das höchste Gremium sein,
dern, Jugendlichen und ihren Familien, verschiedene Abschiebekategorien in die die immer wieder über das weitere Vorge-
die seit fünf, zehn oder mehr Jahren in Hand gegeben. Bleiben darf z.B., wer am hen entscheidet. Sind bei den Abstim-
Deutschland leben. 24.6.05 das 65. Lebensjahr vollendet hat, mungsinhalten die von der Abschiebung

Rund 1000 Menschen protestierten am 23. Juli vor


der Ausländerbehörde in Ludwigshafen. Anlass war
die dohende Abschiebung der kurdischen Familie
Yildiz. Am Rande versuchte eine kleine Gruppe Na-
zis die Demonstration zu observieren. Antifaschis-
ten machten dem schnell ein Ende. Die kurdische
Familie wurde in den 90ern bereits einmal in die
Türkei abgeschoben und flüchtete, nachdem sie ge-
foltert wurde, erneut nach Deutschland. Vater und
Tochter erlitten eine schwere Traumatisierung, un-
ter der sie noch heute leiden.
Am Donnerstag, 11. August wird es eine weitere
Verhandlung im Asylverfahren der Familie Yildiz
geben. Dazu ist eine Demonstration zum Verwal-
tungsgericht Neustadt/Weinstraße, Treffpunkt 10.30
Uhr Hbf, geplant. Infotelefon Garfield ■

: antifaschistische nachrichten 16-2005 11


Bedrohten direkt betroffen, werden sie Essenspakete-Boykott: annehmen wollten, erhielten sie die alten
das letzte Wort haben. Aktionen einzelner Flüchtlingsprotest in Angst Pakete von letzter Woche. Das Brot und
unterstützender Gruppen sollen diese au- andere Lebensmittel waren mittlerweile
tonom durchführen können. Geeinigt hat erstickt abgelaufen und ungenießbar.
sich die Vorbereitungsgruppe ebenfalls da- Landsberg. Eine Woche lang boykottier- Möglich sind diese Repressalien, weil
rauf, dass ein Stufenplan zur Entwicklung ten Flüchtlinge in Landsberg im Rahmen das Privatleben von Flüchtlingen in staat-
einer Bleiberechtskampagne für Südbaden der Kampagne gegen Essenspakete die lichen Unterkünften weitgehend unge-
als Vorschlag ausgearbeitet wird, der ver- Paketversorgung. Die Repression folgt schützt ist. Die Lagerverwaltung hat un-
sucht alle schwierigen Momente einer sol- auf dem Fuße: AktivistInnen des Boykotts eingeschränktes Hausrecht und kann
chen Kampagne zu hinterfragen um be- wurden vom Lagerleiter ausgehorcht und mangels Kontrolle beliebig schalten und
reits im Vorfeld einige Antworten darauf unter Druck gesetzt, teilweise wurde mit walten, sie kann Umverteilungen einlei-
geben zu können. Der Stufenplan soll bei Verlegung in andere Lager gedroht. ten, und zu jeder Tages- und Nachtzeit un-
der Versammlung diskutiert und wenn die „Es soll verhindert werden, dass wir angekündigt die Zimmer kontrollieren.
Kampagne beschlossen wird strategisch uns organisieren und wehren können“, Ein Durchsuchungsbefehl wird dafür
für das weitere Vorgehen von Bedeutung steht für den Boykottinitiator Peter John nicht benötigt. Für Miriam Leitner von
sein. Er soll allen Beteiligen auch deutlich fest, der seinen richtigen Namen aus der Karawane für die Rechte der Flücht-
aufzeigen, in welche Richtung die Südba- Angst vor Repression nicht nennen möch- linge und MigrantInnen steht fest: „Das
den-Kampagne gehen wird und welche te. Denn die Lagerleitung der Asylunter- Lagersystem beinhaltet Kontrolle und Re-
Ziele erreicht werden sollen. Der Stufen- kunft in Landsberg reagierte mit Ein- pression. Damit werden Flüchtlinge mas-
plan soll erstmals bei dem Treffen am 17. schüchterung gegenüber BewohnerInnen, siv daran gehindert, ihr Recht auf freie
September 2005 öffentlich gemacht wer- die gegen Essenspakete protestiert hatten. Meinungsäußerung wahrzunehmen.“
den. was ■ Am 14. Juli hatten ca. 100 Flüchtlinge aus Pressekontakt: Tobias Klaus
Auszüge aus dem Aufruf dem Lager gegen ihre unmenschliche Un- (Karawane), kara-m@gmx.de
terbringung und Versorgung demonstriert. Matthias Weinzierl (Bayerischer
Jeden Tag verschwinden Menschen, wir Flüchtlingsrat), bfr@ibu.de ■
wollen was dagegen tun!
Jeden Tag verschwinden Menschen in Abschiebung kurdi-
Deutschland, die ehemals als Flüchtlinge
bei uns Schutz und sicheren Aufenthalt scher Flüchtlinge aus
gesucht haben. Es sind Menschen die Deutschland
schon jahrelang bei uns gelebt und gear- Am 28. Juni 2005 wurden in
beitet haben. Von einem auf den anderen den frühen Morgenstunden 70
Tag fehlen sie im Kindergarten, in der KurdInnen aus verschiedenen
Schule, am Arbeitsplatz oder im Freun- Städten in NRW ohne jegliche
deskreis. Obwohl sie nicht straffällig ge- Vorankündigung aus dem
worden sind, werden sie wie Kriminelle Schlaf gerissen, mit Hand-
behandelt und können bis zu 18 Monate und Fußschellen gefesselt und
im Abschiebegefängnis eingesperrt, oder vom Düsseldorfer Flughafen
unter Einsatz massiver Polizeigewalt ab- aus in die Türkei abgescho-
geschoben werden. ... Täglich finden, ben. Unter den Abgeschobe-
meist in den Morgenstunden, schreckliche Der Tag war gleichzeitig der Auftakt eines nen befinden sich auch Kinder. Men-
Szenen statt. Nur manchmal werden sie Boykotts von Essenspaketen, womit sie schen, die sich gegen diesen unrechtmä-
von der Öffentlichkeit wahrgenommen. sich einem Lager in München anschlos- ßigen Vorgang zur Wehr setzen wollen,
Verzweifelte Menschen und ganze Fami- sen, das zuvor zwei Monate lang die Pa- wurden zwangsweise Beruhigungsmittel
lien werden aus dem Schlaf gerissen und kete boykottiert hatte. verabreicht.
mit polizeilichem Zwang abgeführt. Das Während die Regierung von Oberbay- Ceni – Kurdisches Frauenbüro für Frie-
Zimmer bzw. die Wohnung, Aufenthalt ern in München gleich mit einer Polizei- den verurteilt diese Zwangsdeportationen
der letzten Jahre, werden sie inklusiv ih- razzia (angeblich gegen Fremdschläfer) aufs Schärfste: „Angesichts des fakti-
rem Hab und Gut nicht mehr wiederse- und der Umverlegung eines Aktivisten, schen Kriegszustandes in Nordkurdis-
hen. Bei Weigerung der polizeilichen An- der sich vor allem in Presseinterviews her- tan/Türkei sind wir um das Leben und die
ordnung ist der Schusswaffengebrauch vorgetan hatte, reagierte, nahm die Lager- Sicherheit der Abgeschobenen in tiefer
möglich. Sie werden zurück in ihr Her- verwaltung in Landsberg die Repression Sorge. Täglich erreichen uns Berichte
kunftsland – die soziale und politische selber in die Hand. Der Lagerleiter nahm über neue Menschenrechtsverletzungen
Verfolgung oder in Hunger und Elend – sich einen Aktivisten der Flüchtlingsinita- gegen KurdInnen in Nordkurdistan/Tür-
abgeschoben. Ihre Spuren verlieren sich tive „democratic harmony“ vor, da diese kei. Fast jeden Tag gibt es neue Todesmel-
schnell. zu den Protesten auf einem Flugblatt mit- dungen aufgrund von Angriffen durch tür-
Aktuell von Abschiebung bedroht sind aufgerufen hatte. Er fragte ihn aus, wer al- kische Sicherheitskräfte und Gefechte.“
in Deutschland über 200.000 Langzeitge- les an der Protest-Organisation beteiligt Während das Bundesamt für Migration
duldete, davon leben über 20.000 in Ba- sei und versuchte aus ihm herauszubrin- und Flüchtlinge im April 2005 von „posi-
den-Württemberg. Darunter Kinder, die in gen, wer sie unterstützt hätte. Anderen tive Veränderungen für Kurden in der Tür-
der BRD geboren und aufgewachsen sind wurde nach Angaben der BewohnerInnen kei“ sprach, mit denen es die Zwangsde-
und bereits mehr als zehn Jahre in der unverhohlen mit Umverlegung in andere portationen von kurdischen Flüchtlingen
Bundesrepublik Deutschland leben. Viele Lager gedroht. Weitere AktivistInnen sei- aus Deutschland rechtfertigen will, ist die
Betroffene leben in unserer Region. en ausgehorcht worden. Realität eine andere. Für einen demokrati-
Und weil wir uns nicht an das Ver- Die Selbstorganisation der Flüchtlinge schen Friedensprozess fordert Ceni - Kur-
schwinden von Menschen aus unserer wurde in Angst erstickt: Der Boykott wur- disches Frauenbüro für Frieden einen so-
Nachbarschaft gewöhnen wollen, rufen de schon nach einer Woche beendet, die fortigen Abschiebestopp für kurdische
wir zu einem Zusammenschluss und zu Versammlung der Flüchtlinge aus Lands- Flüchtlinge. CENI-
einer Kampagne gegen Abschiebungen berg trat bisher nicht wieder zusammen. Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.,
auf.“ Als die BewoherInnen die Pakete wieder www.ceni-kurdistan.de ■

12 : antifaschistische nachrichten 16-2005


Vom 15. bis 21. August wird
Köln Schauplatz des 21. katho-
lischen Weltjugendtages. Hun-
Good Morning, Jugend der
derttausende Jugendliche aus aller
Welt werden in die Stadt kommen,
Welt – Give me Your Geld
um den neuen Papst zu „erleben“. Mit der Linie 5 fahrt Ihr vom Hauptbahn- gendtag steht, dass junge Menschen aus
Das Event beherrscht die Schlagzeilen hof in Richtung Ossendorf und steigt an über 140 Ländern in Köln erwartet wer-
der örtlichen Presse, langsam wird der vorletzten Station „Rektor Klein den.
auch klar, dass sicherheitsmäßig der Straße“ aus. Ihr steht dann direkt vor Erklärt sich diese Differenz zwischen
Ausnahmezustand herrschen wird, dem Kölner Gefängnis mit seinen 1100 180 und 140 Ländern dadurch, dass es
weder Fußgänger noch Radfahrer gefangenen jugendlichen und erwachse- eben nur ein katholischer Weltjugendtag
werden zeitweise die Rheinufer nen Frauen und Männern. Es ist ein ist? Oder hängt es damit zusammen, dass
wechseln können, die Brücken wer- Hochsicherheitsgefängnis. Schaut es es in manchen Ländern unmöglich ist,
den gesperrt. Kritische Stimmen ha- Euch an und lauft einmal drum herum. ein Visum zu bekommen?
ben es schwer durchzukommen. Der Und dann fragt während Eures Aufent- Bei Euren Spaziergängen durch Köln
Kölner Appell gegen Rassismus hat halts die Kölnerinnen und Kölner, wie werdet ihr jede Menge Reisebüros sehen
sich ein Begrüßungsflugblatt der be- die Jugendlichen hinter diesen Mauern und vielleicht mit vielen Kölnerinnen
sonderen Art überlegt, das wir im Fol- leben. Wir versichern Euch, Ihr werdet und Kölner das Gefühl teilen, als lebten
genden dokumentieren: enttäuscht sein, da Ihr niemanden oder wir in einer Weltgesellschaft, in der jeder
Ort der Welt für je-
In den Kölner Zeitungen den zugänglich ist.
stand, dass die hiesige In- Aber tatsächlich hat
dustrie- und Handelskam- die europäische
mer durch Euren Besuch Menschenrechtsor-
einen „wirtschaftlichen Ef- ganisation United
fekt“ von 160 bis 180 Mil- for Intercultural
lionen Euro erwartet. Und Action dokumen-
damit es an den Kassen tiert, dass in den
keine Gedrängel gibt, hat letzten zehn Jahren
die Stadt beschlossen, zwi- über 5.000 Men-
schen dem 17. und 22. Au- schen beim Versuch
gust die Läden bis 22 Uhr nach Europa zu
aufzulassen. kommen, im Meer
Für Euch gibt es viel- ertrunken oder in
leicht Gelegenheiten, die Containern erstickt
verantwortlichen Organi- sind.
satoren dieses Großein- Die Weltgesell-
kaufs zu fragen, was es mit schaft existiert
den Gerüchten auf sich hat, nur für eine
dass die öffentlichen Hän- Minderheit
de nach Eurer Abreise noch leerer sein nur ganz wenige findet, die das wissen. Wieso hat nur eine kleine Zahl von Men-
werden, als heute – mit der Konsequenz Es wäre Eurer Verdienst, wenn sich in schen das Recht, sich frei in dieser Welt
der weiteren Schließung und Einschrän- der Stadt ein Bewusstsein von dieser Un- zu bewegen?
kung von Kinder- und Jugendeinrichtun- wissenheit einstellen würde. Denn was Wieso unterliegen die Asylsuchenden
gen in Köln. ist das für eine Kultur, in der man mehr in Köln einer sogenannten Residenz-
Wir müssen vom Geld sprechen, weil über die Tiere im Zoo als über die Le- pflicht und dürfen Köln nicht verlassen?
wir in einer Zeit leben, in der die Rei- bensbedingungen der Menschen im Ge- Warum müssen Tausende von Menschen
chen reicher und die Armen ärmer wer- fängnis weiß? in Köln und Hunderttausende in
den. Und wir fragen Euch: which side Zehn Minuten zu Fuß vom Römisch- Deutschland und Millionen in Europa il-
are You on? Ist der Weltjugendtag Teil Germanischen Museum findet Ihr das legal leben und arbeiten? Warum sind Ju-
dieses Problems oder könnte er Teil sei- NS-Dokumentationszentrum oder auch gendliche mit Migrationshintergrund auf
ner Lösung sein? Unserer Stadt liegt we- El-De-Haus genannt. Ihr findet darin die unseren Gymnasien unterrepräsentiert
nig daran, dass Ihr Euch mit solchen Fra- Zellen der Geheimen Staatspolizei des 3. und in den Gefängnissen überrepräsen-
gen befasst. Auf der homepage der Stadt Reiches. Ihr könnt durch viele Fotos und tiert?
Köln werdet Ihr aufgefordert, den Dom, Dokumente sehen, wie die Nazi-Diktatur Warum werden ausländische Kinder
das Rathaus, das Römisch-Germanische funktioniert hat. Dadurch könnt Ihr ver- und Jugendliche, die gerne hier weiter
Museum und den Zoo zu besuchen. Da- stehen, dass es eine besondere Verant- zur Schule gehen würden, mit ihren Fa-
bei sollt Ihr in der „sympathischen wortung gegen Antisemitismus, Rassis- milien abgeschoben?
Stadt“, wie sie sich selbst nennt, 2000 mus, Antiziganismus (Feindlichkeit ge-
Jahre Kultur, rheinisches Leben und gen Roma und Sinti) und gegen Homo- Der Weltjugendtag sollte laut und
Weltoffenheit entdecken. sexuellenfeindlichkeit gibt. Ihr wisst, vernehmlich dafür eintreten, dass sich
Wir möchten Euch von diesem übli- dass all diese menschenfeindlichen Ein- alle Menschen auf dieser Erde frei be-
chen Köln-Besuchsprogramm natürlich stellungen nicht nur der Vergangenheit wegen können.
nicht abhalten, schließlich ist das alles angehören. Gleiche soziale und politische Rechte
wirklich sehenswert. Aber seid damit Eure Bewegungsfreiheit muss für für alle.
nicht zufrieden: alle gelten Kölner Appell gegen Rassismus
Wenn Ihr Euch z.B. anschaut, wie gut Körner Str. 77-79, 50823 Köln
es die gefangenen Tiere im Kölner Zoo Köln ist eine Stadt in der Menschen aus Tel. 9521199, Fax 9521197
haben, solltet Ihr auch herausfinden, wie über 180 Ländern zusammenleben. Auf Email koelner.appell@t-online.de,
in Köln gefangene Jugendliche leben. den „welcome“-Plakaten zum Weltju- http://www.koelnerappell.de ■

: antifaschistische nachrichten 16-2005 13


: neuerscheinungen, ankündigungen

Gegen den Helden- Gewerkschaften


ßig innerhalb der Gewerk-
mythos – eine fehlen gemeinsame schaften stärker vertreten ist
Täterbiografie Werte als in der Unterschicht. Aus
der Häufung von Gewerk-
Ende März 1945 Studie der FU attestiert ei- schaftsmitgliedern mit rechts-
herrschte Endzeit- nem Fünftel der Gewerk- extremen Einstellungen fol-
stimmung im Lande. schaftsmitglieder ein gern die Autoren, dass sich
Viele Menschen dachten an rechtsextremes Weltbild insbesondere die Mittel-
Selbstmord. Goebbels hielt schichten als Verlierer der
fest, besonders „die guten Ein unbequemes jüngeren sozioökonomischen
Elemente“ – womit er die Zeugnis stellen Prof. Veränderungen erleben: Sta-
überzeugten Nationalsozialis- Dr. Richard Stöss und gnierendes Einkommen und
ten meinte – seien „vielfach Prof. Bodo Zeuner den Ge- Angst vor Arbeitsplatzverlust
mit der Frage beschäftigt, wie werkschaften aus: Gut 19 untergrabe das Selbstwertge-
man anständig sterben könn- Prozent ihrer Mitglieder ver- fühl und führe zu hilfloser
te“. Tatsächlich ging das fügen über eine rechtsextre- Wut und Zorn „gegen die da
Ende des NS-Regimes mit ei- me Einstellung. Nach den oben“, so Michael Fichter von
ner Selbstmordwelle einher. hier angelegten Kriterien sind der Freien Universität Berlin.
Insgesamt sollen sich an die- allerdings auch 20 Prozent Die Empfindung den Verhält-
sem kollektiven Selbstmord Wilhelm Murr, NSDAP-Gauleiter
der Bevölkerung rechtsex- nissen wie ein Objekt ausge-
mindestens 100000 beteiligt und Reichsstatthalter Hitlers in trem eingestellt. Auf den ers- liefert zu sein, mindere die
haben – so jüngst der Histori- Württemberg ten Blick mag sich damit die Bereitschaft zum Widerstand
ker Wolfram Wette in einem These bestätigen, dass die und befördere den Ruf nach
Vortrag zum Symposium Basis der Gewerkschaften ein Autoritäten.
„Kriegsende 1945“. Beauftragten konnte in Würt- Spiegelbild der Gesellschaft Die vom DGB in Auftrag
Einer dieser Faschisten, temberg praktisch nichts abgibt. Doch die sozialwis- gegebene und von der Hans-
der durch Selbstmord endete, mehr geschehen. Der Mord senschaftliche Studie geht Böckler- und Otto-Brenner-
war der ranghöchste Nazi in an den Juden und an den über die rein quantitative Er- Stiftung wissenschaftlich be-
Württemberg, Wilhelm Murr. Geisteskranken konnte wegen fassung hinaus und schlüsselt gleitete Untersuchung hinter-
Bereits seit 1998 liegt eine Murrs bedingungsloser Aus- die befragten Werthaltungen fragt „rechtsextreme Werte
Biografie vor, verfasst von führung der Befehle von Füh- und Einstellungen nach der und Einstellungen“. Das ist
dem Historiker Paul Sauer. rer und Partei in Württemberg sozialen Zugehörigkeit der wohlweislich von Wahlent-
Angesichts der Tatsache, dass reibungslos vonstatten gehen. befragten Mitglieder auf. Auf scheidungen zugunsten popu-
in den Medien die Täter wie- Bekannt ist der so genannte 600-Seiten arbeitet die Studie listischer und extrem rechter
der in den Blickpunkt rücken, „Nero-Befehl“ Hitlers vom aus dem Fachbereich Politi- Parteien oder von der Teilnah-
lohnt es sich, das kleine Buch 19. März 1945, betreffend sche Wissenschaften der Frei- me am Rudolf-Hess-Gedenk-
wieder zur Hand zu nehmen. „Zerstörungsmaßnahmen im en Universität bedeutende marsch zu unterscheiden.
Zeigt es doch, wohin strikte Reichsgebiet“, in dem ver- Unterschiede heraus, denn in Denn hier werden rechtsextre-
Hörigkeit gegenüber Hitler langt wurde, dass „alle mili- bestimmten gewerkschaftlich mistische Werte- und Einstel-
und der Parteiführung führ- tärischen Verkehrs-, Nach- organisierten Einkommens- lungen gerade nicht über
ten. Wilhelm Murr war von richten-, Industrie- und Ver- und Bildungsschichten lassen Gruppenidentitäten und Zuge-
1933 bis 1945 Statthalter Hit- sorgungsanlagen sowie Sach- sich deutlich höhere Quoten hörigkeiten als vielmehr an-
lers in Württemberg. werte …, die sich der Feind rechtsextremer Einstellungen hand der vertretenen Ressen-
Begonnen hatte er seine … nutzbar machen kann“, zu als bei Nichtmitgliedern er- timents und Inhalte markiert
politische Karriere Mitte der „zerstören“ seien. kennen. und das schließt beispielswei-
Zwanzigerjahre als Ortsgrup- Murr bereitete für Stuttgart Demnach sind gewerk- se die Forderung nach Zu-
penleiter der NSDAP in sei- das Zerstörungswerk vor, er schaftlich organisierte einfa- wanderungsbegrenzung, die
ner Heimatstadt Esslingen am selbst aber floh am 19. April che Arbeiter ohne Ausbildung ja auch von den Volksparteien
Neckar, schon nach kurzer unter falschem Namen nach doppelt so häufig rechtsex- vertreten wird, ausdrücklich
Zeit stieg er zum Gaupropa- Vorarlberg, wo er von franzö- trem eingestellt wie Unorga- mit ein. Die Befragten konn-
gandaleiter und 1928 zum sischen Soldaten verhaftet nisierte der gleichen Katego- ten mit abgestuften Antwort-
Gauleiter des NS-Gaus Würt- wurde. Dem Kriegsverbre- rie. Während die überdurch- möglichkeiten auf Zustim-
temberg-Hohenzollern auf. cherprozess entzog er sich schnittlich hohe Zahl bei den mung zu oder Ablehnung von
Wer war dieser Mann, der in durch Selbstmord, zuerst sei- schlecht qualifizierten Be- Aussagen antworten und an-
Adolf Hitler den Heros der ne Frau, dann Murr selbst, schäftigten zumindest der zeigen, in wie weit sie zu
deutschen Nation sah, der ein starben durch mitgeführte gängigen Vorstellung des un- Fremdenfeindlichkeit, Antise-
blind ergebener Gefolgs- Giftampullen. Er endete terprivilegierten Protest- und mitismus und Ressentiments
manns des „Führers“ wurde ebenso kläglich wie sein Rechtswählers entspricht, neigen, autoritäre Grundein-
und es bis zu dessen jämmer- „Führer“. trifft dies auf die „Angestell- stellungen mitbringen
lichem Ende blieb? Reinhard Hildebrandt ■ ten in Verantwortungspositio- und/oder den Nationalsozia-
Trotz offensichtlichen in- nen“ nicht zu. Doch gerade lismus verharmlosen. Befragt
tellektuellen Defiziten konnte Paul Sauer: Wilhelm Murr. bei dieser „Mittelschicht der wurden 2000 Gewerkschafts-
er durch Intrigen und Macht- Hitlers Statthalter in Würt- Gewerkschaftsmitglieder“ mitglieder und 2000 Unorga-
kämpfe bis in die höchsten temberg. Silberburg-Verlag zeigt die Auswertung ein star- nisierte. Ergänzt wurde die
Ämter aufsteigen. Ohne Zu- Tübingen 1998. 176 Seiten. kes Gewicht rechtsextremer Erhebung durch Gruppendis-
stimmung Murrs oder seiner Preis: 9,90 Euro. Einstellungen, die zahlenmä- kussionen mit 53 Betriebs-

14 : antifaschistische nachrichten 16-2005


: ostritt
ratsmitgliedern und Gewerkschaftsfunk- „Mehr Eigenaktivität der Mitglieder
tionären. fördern und fordern, Ängste der Mitglie-
Unabhängig von Mutmaßungen über der ernst nehmen und in Versammlungen er Bund der Vertriebenen (BdV)
die Zuverlässigkeit der Erhebung sind
die Gewerkschaften gut beraten, den
Mainstream der Untersuchung sehr ernst
und in der Bildungsarbeit diskutieren,
die Gewerkschaften deutlich auch als
Wertegemeinschaften und nicht nur als
D lernt Latein. „Aussig: Furor
Czechoslovaka plebs“ titelt das
BdV-Blatt „Deutscher Ostdienst“ (DOD)
zu nehmen. Das Lamento über schwin- Arbeitsmarktparteien oder Dienstleis- in seiner Juli-Ausgabe – mit der altrömi-
denden Einfluss der Gewerkschaften, tungsunternehmen profilieren.“ schen Orthographie hapert’s noch ein
über den Sozialabbau stärkt möglicher- Wolfram Siede ■ wenig, und der Genitiv der konsonanti-
weise die Hilflosigkeit. Neue Wege der schen Deklination ist wohl erst in der
Partizipation der Mitglieder, gepaart mit Die 600 Seiten umfassende Studie nächsten Unterrichtsstunde dran. Aber
einer Stärkung gewerkschaftspolitischer ,Gewerkschaften und Rechtsextre- egal – auch fehlerhaftes Latein macht
Bildung, könnten ein guter Anfang sein. mismus’ der Freien Universität was her, es verleiht noch den wüstesten
In einem Interview empfiehlt Prof. Bodo Berlin ist im Internet zu finden unter: Behauptungen den Anschein gelehrter
Zeuner, Freie Universität Berlin den Ge- www.polwiss.fu-berlin.de Seriosität.
werkschaften als Konsequenz: „Vor 60 Jahren, am 31. Juli 1945“,
schreiben Adolf Wolf und Walter Strat-
mann im DOD, „begingen Tschechen in
Campus Verlag GmbH
Presse Wissenschaft der Stadt Aussig Massenmord an der
Kurfürstenstraße 49 deutschen Bevölkerung.“ Was war ge-
60486 Frankfurt/Main schehen?
Tel. 069 / 97 65 16 – 55 Einen guten Eindruck vermittelt ein
Fax 069 / 97 65 16 – 79 Zeitzeugenbericht, den die Deutsch-
presse-wiss @ campus.de
www.campus.de
Tschechischen Nachrichten vor drei Jah-
ren veröffentlichten. In Usti nad Labem
Samuel Salzborn („Aussig“) hatte damals die Explosion
Ethnisierung der Politik eines Munitionslagers Befürchtungen
Theorie und Geschichte des Volksgruppenrechts in Europa geweckt, deutsche „Werwolf“-Einheiten
Campus Forschung, Bd. 880 könnten einen Sabotagekrieg beginnen.
2005. 356 S., kartoniert
EUR 39,90/EUA 41,10/SFR 69,40 Schwere Unruhen waren die Folge, in
ISBN 3-593-37879-5 deren Verlauf – so der Zeitzeuge Dr. Vla-
dimir Novak – rund 30 Sudetendeutsche
Minderheitenkonflikte gehören in multikulturellen Gesellschaften zum politischen Alltag. ums Leben kamen: Die noch im Wieder-
Die Lösungsansätze reichen vom liberaldemokratischen Minderheitenschutz bis hin zum
völkisch-nationalen Volksgruppenkonzept, um dessen Durchsetzung sich rechte Akteure aufbau befindlichen Organe des von
seit geraumer Zeit bemühen. Deutschland zerschlagenen tschechoslo-
wakischen Staates waren zu schwach,
Unter dem Deckmantel der Menschenrechte setzten die Verfechter dieses antibürgerlich-
völkischen Volksgruppenkonzepts bei der Lösung von aktuellen Minderheitenkonflikten um den Aufruhr zu bändigen.
auf gesellschaftliche Desintegration, völkische Homogenisierung und ethnische Separati- Der aber sei durch die tschechoslowa-
on. Ihr antiegalitärer Gesellschaftsentwurf steht damit im völligen Gegensatz zu demo- kische Regierung gezielt angestachelt
kratisch-liberalen Minderheitenschutzkonzepten. worden, suggeriert der DOD: Denn diese
Samuel Salzborn zeichnet erstmals systematisch die Geschichte des Volksgruppentheo- habe größere Ziele legitimieren wollen.
rems vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart nach, analysiert dessen theoretische Schließlich habe sie schon seit Jahren die
Hintergründe, die politische Institutionalisierung und beschreibt die Akteure ethnischer Umsiedlung der Deutschen geplant. „Es
Politik in Europa. Dabei verknüpft er zeitgeschichtliche Analysen mit Aspekten der euro- wird notwendig sein“, zitiert das Blatt
päischen Integration und des Völkerrechts.
aus einem Text des Exilpolitikers Hubert
Der Autor: Ripka vom Juli 1941, „mit allen ange-
Samuel Salzborn studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Psychologie und Rechtswis- messenen Mitteln, eventuell auch durch
senschaft an der Universität Hannover und promovierte im Fach Politikwissenschaft an
der Universität zu Köln. Er war Promotionsstipendiat der Hans-Böckler-Stiftung und ist eine organisierte Anwendung des Prin-
derzeit Lehrbeauftragter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Gießen. zips der Umsiedlung von Bevölkerun-
gen, Deutschland an dem Mißbrauch sei-
ner nationalen Minoritäten für seine pan-
germanischen Ziele zu hindern.“
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. Dass diese Forderung ihre Legitimati-
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de on bereits aus dem Münchner Diktat und
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach der anschließenden Okkupation des „Su-
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, detenlandes“ bezog, stört die DOD-Au-
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, toren genauso wenig wie fehlerhaftes
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart,
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. Latein. Denn die politische Entwicklung
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. verleiht ihren Behauptungen Auftrieb.
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind Am 31. Juli 2005 ist in Usti nad Labem
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. eine Gedenktafel für die 60 Jahre zuvor
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- umgekommenen Sudetendeutschen ent-
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung hüllt worden, im Beisein des deutschen
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. Vizebotschafters, des US-Botschafters
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
und des stellvertretenden tschechischen
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., Außenministers. Ein „zukunftsweisen-
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke; Jochen Koeniger (Arbeitsgrup- des Signal“, kommentiert Bernd Posselt,
pe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der
Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereini-
der Vorsitzende der Sudetendeutschen
gung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di Landsmannschaft.
Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk. jk (nach: DOD 7/2005) ■

: antifaschistische nachrichten 16-2005 15


: aus der faschistischen presse
Menschen aus biologischen Gründen we-
senseigen sei, eine nicht abzulehnende
Erbschaft also: „Da Vielfalt durch Ab-
Vom „Abgrenzungs-Rassis- den sehen, wohin diese scheinbare Ent- grenzung entsteht, liegt es nahe, daß unse-
mus“ zum nationalen Sozia- ideologisierung führt. re der Abgrenzung dienenden Anlagen
lismus Zuerst wird wieder wissenschaftliches zwar nicht so tief verankert sind wie zum
Vokabular zur Definition benutzt: „,Ras- Beispiel Hunger (der Selbsterhaltung die-
Nation & Europa, Juli/August-2005 sen‘ seien dabei (bewußt unscharf) defi- nend) oder Sexualität (der Arterhaltung
In den Sommermonaten Juli und August niert als Fortpflanzungsgemeinschaften dienend), aber eben doch ziemlich tief –
geht „Nation & Europa“, wie viele andere (neudeutsch: Genpool), die in der biologi- vielleicht etwa so wie Eifersucht, Ehrgeiz
Zeitschriften auch, vom monatlichen Er- schen Systematik zwischen... Familien oder Besitzstreben“. Rassismus ist angeb-
scheinungsrhythmus ab und flattert den und... Arten liegen und die zudem sich äu- lich aber nicht nur natürlich und unabän-
Leser(innen) als Doppelheft ins Haus. Da- ßerlich erkennbar voneinander unter- derlich im Menschen angelegt, es soll
runter leidet zwar die Aktualität, was bei scheiden“.... Unter Umgehung des Rasse- auch gefährlich sein ihn zu bekämpfen:
einem Monatsmagazin zu verschmerzen Begriffs läßt ,Rassismus‘ sich auch defi- „Werden Menschen genötigt, wider ihre
ist, zum Ausgleich ist aber Raum für ideo- nieren als ein biologischer ,Gruppis- Natur zu leben, dann erhöht dies die Ge-
logische Artikel. In diesen Doppelheften mus‘... der sich auf eine Fortpflanzungs- fahr von Gewalttaten. Dies gilt insbeson-
wird das häufig (und meist zu Unrecht) gemeinschaft bezieht...“. Als Gruppismus dere für ,abstoßende‘ Fremdenfeindlich-
als rechtes Theorieorgan bezeichnete führt Schleip dann auch den „Spezismus“ keit. Kann Fremdenfeindlichkeit nicht zur
Blatt seinem Ruf hin und wieder gerecht. ein, einen Begriff, den Tierrechtler für die Wahrung bzw. Wiederherstellung von Ab-
Die Aufgabe der ideologischen Aufrüs- Haltung geprägt haben, die an der Höher- stand führen, dann erhöht sich die Gefahr
tung übernimmt im vorliegenden Heft Dr. stellung der Menschen gegenüber den von Gewaltexzessen bis hin zum Völker-
med. Holger Schleip mit „22 Thesen zum Tieren festhält. Deren Haltung wird in fol- mord“. Damit wäre dann ja wohl auch die
Rassismus“. gendem Satz deutlich: „...deswegen dür- Ursache des Holocaust erklärt!
Sinn der Ausarbeitung ist es, ein rassis- fen wir Menschen generell nicht töten, Da der Begriff aber trotz allem in den
tisches Weltbild als exakte wissenschaftli- auch neugeborene und geistig Schwerst- Augen der Menschen negativ besetzt
che Beschreibung natürlicher Phänomene behinderte nicht, wohl aber einen geistig bleibt, unterscheidet Schleip an dieser
darzustellen. Rassismus ist nach dieser höher entwickelten Schimpansen“. Als Stelle zwischen gutem und schlechtem
Auffassung also keine Ideologie, sondern weiterer Gruppismus wird außerdem der Rassismus: „...es ist sinnvoll ihn begriff-
eine dem Menschen eigene, bereits gene- „Familismus“, „jenes weit verbreitete lich aufzuspalten in (offensiven) ,Ausbeu-
tisch angelegte Verhaltensweise. Eine ent- Fühlen, Denken und Handeln, das Famili- tungs-Rassismus‘ und (defensiven) ,Ab-
sprechende Politik entspräche also der enbande in den Mittelpunkt stellt“ ge- grenzungs-Rassismus‘. Ersterer ist ausge-
menschlichen Natur. Um eine solche Hal- nannt. Wo alles eins ist, wird nichts mehr richtet auf die Übervorteilung fremder
tung, die nebenbei nicht unbedingt neu ist, als verwerflich wahrgenommen. Rassen. Er zeigte sich in krasser Form in
erfolgreich begründen zu können, ver- Folgt der nächste Schritt: „Familismus, der Versklavung von Menschen anderer
sucht der Autor zu Beginn aus der Sphäre Rassismus und Spezismus sind analog Rassen und zeigt sich heute versteckt und
der Ideologie wegzukommen und behaup- strukturiert... Das Fremdeln des Kleinkin- in milderer Form in ungerechten Handels-
tet ausschließlich über Naturwissenschaft des (= Familismus), das sich an der Haut- beziehungen zwischen ,weißen‘ Indus-
zu schreiben: „Deswegen definiere ich farbe entzündende ,Ausländer-raus‘ des triestaaten und ,farbigen‘ Agrarstaaten.
Rassismus ohne Vorverurteilung als den heterosexuellen jungen Mannes (= Ras- Letzterer zielt auf die Schaffung bzw.
sich auf ,Rasse‘ beziehenden ,ismus‘ - als sismus) und das ,Tiere-sind-keine-Men- Wahrung des Abstandes zwischen Ras-
ein Fühlen, Denken und Handeln, bei dem schen‘ des schnitzelessenden Menschen- sen“. Nach Auffassung des Autoren geht
Rasse (bzw. was darunter jeweils verstan- rechtlers (= Spezismus) – all dies sind es in der Diskussion über die Einwande-
den wird) eine zentrale oder zumindest Formen eines abstammungsorientierten rungspolitik um eine Auseinandersetzung
wichtige Rolle einnimmt“. Damit ist aus Distanzbedürfnisses, das sich verkürzt, zwischen beiden genannten Formen. Eine
einem Begriff, der in der Öffentlichkeit zu aber durchaus berechtigt, ,Fremdenfeind- liberale Einwanderungspolitik hole die
Recht negativ besetzt wird, auf einmal lichkeit‘ nennen läßt“. Menschenfeindli- Eliten der Emigrationsländer nach
eine weltanschaulich neutrale Bezeich- cher Rassismus (Ausländer raus!) soll Europa, die dort dann fehlten – sei also
nung geworden, über die nun in aller also wie Fremdeln eine entwicklungsbe- „Ausbeutungs-Rassismus“ und damit
Ruhe gesprochen werden kann. Wir wer- dingte, natürliche Haltung sein, die dem schlecht. Geschlossene Grenzen für Im-
migranten seien dagegen ein Fall von
„Abgrenzungs-Rassismus“ und damit na-
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
türlich und gut.
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: Bei dieser Pseudowissenschaft handelt
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich es sich um nichts anderes, als um einen
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
unwissenschaftlichen Rassismus der ganz
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
normalen Art und Weise, bei dem es nicht
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
wundert, dass er schließlich in folgendem
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro). Satz mündet: „Bei einer nationalen Revo-
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten
lution bzw. einem nationalen Sozialismus
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) geht eine Nation einen neuen, noch unbe-
kannten Weg, bei einer Weltrevolution und
Name: Adresse: einem internationalen Sozialismus tut dies
die ganze Menschheit“. Sicherheitshal-
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts ber scheint es dann doch besser zu sein,
erstmal die erste Option zu versuchen.
Unterschrift Diese Art von „Wissenschaftlichkeit“ un-
terscheidet sich letztlich nur wenig von der
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507
„Wissenschaftlichkeit“ eines Dr. Josef
Mengele in Auschwitz! tri ■

16 : antifaschistische nachrichten 16-2005

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