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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 15.6.2006 22. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

Aus dem Redebeitrag


Schalker Fan-Initiative „Der einzige Rechtsaußen,
Die Schalker Fan-Initiative und die ande-
ren Unterzeichner haben nicht nur zu
den wir hier sehen wollen,
dieser Demonstration aufgerufen, weil
die WM gerade läuft. Und weil die Welt
wirklich zu Gast bei Freunden sein soll.
ist Gerald Asamoah“
Wir sind hier, weil die Kundgebung
der NPD zu jeder Zeit eine Beleidigung
für Gelsenkirchen und für die Schalker
Fans ist. Auch wenn der Titel „Arbeit für
Millionen statt Profite für Millionäre“
harmlos klingt, wissen wir, was das Mo-
tiv hinter der Veranstaltung ist: Auslän-
der- und Fremdenfeindlichkeit. Das Mot-
to und die Reden richten sich nur vorder-
gründig gegen Kapitalismus und Globa-
lisierung. Wer in den letzten Monaten ge-
nau hingehört hat, weiss, dass es im Kern
um Nationalismus und eine „gesunde
deutsche Volksgemeinschaft“ geht. Ge-
rade in Gelsenkirchen und auf Schalke
ist das mehr als ein schlechter Witz. Die
Stadt und der Verein sind mit Migranten
groß geworden. Die Einflüsse aus ver-
schiedenen Ländern haben uns geholfen. Dem Aufruf des linken „Bündnis gegen Rechts“ (siehe letzte Antifa-Nachrich-
Unsere Sprache, unsere Gedanken, unser ten) gegen die NPD folgten am 10. Juni rund 1.000 Personen. Während sich der
Essen sind reicher geworden. Wir haben Demonstrationszug durch die Innenstadt bewegte, versammelte sich auf der an-
Vielfalt statt Uniformität. deren Seite des Hauptbahnhofes der braune Haufen. Nahezu zwei Stunden mussten
Die Stadt gehört uns, die Straßen gehö-
die knapp 130 Nazis ausharren, umringt von Bürgern meist türkischer Herkunft, die
ren uns, und der Fussball gehört uns. Denn:
Der einzige Rechtsaussen, den wir hier se- wenig Wohlwollen an den Tag legten, bis sie dann ihre Demonstration antreten konn-
hen wollen, ist Gerald Asamoah. ■ ten. Aufgrund der Gegenwehr der Bevölkerung kamen sie allerdings nicht mehr als ein
paar hundert Meter und mussten, geschützt durch eine allzu martialisch auftretende
Polizei, unverrichteter Dinge den Rückzug antreten. Dort und bei einem Polizeikessel
Aus dem Redebeitrag DIDF an anderer Stelle kam es zu einigen Festnahmen von Antifaschisten.
In unserem Ruhrgebiet, das bekannt ist Währenddessen versammelten sich rund 2 - 3000 Menschen vor dem Musiktheater
für sein multikulturelles Leben, ist es um an der Veranstaltung der bürgerlichen „Demokratischen Initiative“ teilzunehmen.
nicht das erste Mal, dass die Neofaschis- An einer Demonstration der MLPD beteiligten sich rund 300 Menschen. tja ■
ten aufmarschieren ... Dass wir heute,
Deutsche und Migranten, gemeinsam
den Nazis die Stirn bieten, ist schon al-
lein ein Beweis gegen die Lügen von
Rasse und Unvereinbarkeit der Kulturen.
Diejenigen, die Hass predigen, sollen se-
hen, dass wir Menschen über nationale
und religiöse Grenzen hinweg Demokra-
tie und Freiheit verteidigen ... Die Nazis
sind nicht nur Feinde von so genannten
Ausländern, sie sind Feinde eines jeden
Bürgers in Deutschland, sie sind Feinde
der Demokratie! ■

Aus dem Inhalt:


NPD-Demonstration am 1. Juli
in München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Die Islamkontroverse im
Rechtsaußenspektrum . . . . . . . . . . 9
: meldungen, aktionen
gekündigt – wird dieser zur Förderung
von Fußballspielern durch die Bundes-
wehr befragt.
Die Welt in Frankfurt – Darunter Menschen denen wegen Homo- Blättert man eine Seite weiter, findet
zu Gast bei Nazis? sexualität, Konversion zum Christentum sich Werbung für den „Deutsche Stimme
oder mißliebiger politischer Betäti- Verlag“ der NPD, der u.a. ein Werk des
Frankfurt. Für den 17. Juni gung Folter und Tod drohen, wie bundesweit bekannten Neonazis Ralph
2006 kündigt eine Gruppe den Abschiebenden ganz Tegethoff über die „Ritterkreuzträger des
„Nationaler Sozialisten“ ei- genau bekannt ist. So Panzerkorps Großdeutschland“ anpreist.
nen Aufmarsch in Frankfurt zuletzt am 4. April Außerdem eine Werbung für die Postille
Sachsenhausen an. Zum 2006. „Der Freiwillige“, die seit vielen Jahren
Spiel der iranischen Fuß- Die Abschiebun- die Waffen-SS abfeiert Ebenfalls in der
ballnationalmannschaft sollen gen von Zahra Kameli Ausgabe zu finden ist ein wohlwollendes
dabei Äußerungen des irani- und Andre Aragoli konnten „Soldatenportrait“ des SS-Standarten-
schen Staatspräsidenten bejubelt Aufgrund breiter Proteste in führers und belgischen Faschistenführers
werden, den sie anscheinend als Kron- letzter Sekunde verhindert werden. Leon Dégrelle.
zeugen ihres mörderischen Antisemitis- Gemeinsam mit den meisten Opposi- Die DMZ arbeitet seit ihrer Gründung
mus, ihrer Leugnung des Holocaust und tionellen im Iran wollen wir keinen kontinuierlich an der Heroisierung der
ihrer Bestreitung des Existenzrechts des Krieg gegen Iran und lehnen jede deut- deutschen Wehrmacht sowie einer Revi-
Staates Israel heranziehen wollen. sche Beteiligung daran ab. sion der bundesdeutschen Geschichtspo-
Hinter den als Veranstaltern einer Ju- aus Frankfurter Info ■ litik. Unter den Anschein der Wissen-
beldemonstration für Ahmadinedschad schaftlichkeit versucht sie den Lesern,
genannten „regionalen freien Nationalis- Zu Gast bei Freunden? ihr extrem rechtes Geschichtsbild zu ver-
ten“ verbirgt sich niemand anders als die mitteln.
„Freien Nationalisten Rhein-Main“, von DFB-Präsident Theo Zwanzi- „Schleichend“, wie es Theo Zwanzi-
denen einige vor wenigen Tagen wegen ger als Gesprächspartner ger ausdrücken würde. Bei einem nicht
Körperverletzung (Überfall auf Antifa- der extremen Rechten unwesentlichen Teil ihres Leserpotenti-
schistInnen im April 2005 im Ebbelwei- als indes wäre ein „Schleichen“ gar nicht
Quartier Frankfurt-Sachsenhausen) zu Gelsenkirchen. „DFB-Präsident Theo notwendig.
Arrest- bzw. Haftstrafen zwischen zwei Zwanziger kündigte eine harte Haltung Wo die DMZ diesen Teil nicht zu Un-
Wochen und eineinhalb Jahren ohne Be- gegen Rechtsextremisten an. 'Der DFB recht vermutet, zeigt eine DMZ-Werbe-
währung verurteilt wurden. Ihre Füh- wird sehr entschieden gegen jede Form anzeige in der aktuellen Juni-Ausgabe
rungskader Wöll, Müller und Elser leben von Rassismus und Fremdenfeindlich- der bundesweiten NPD-Zeitung „Deut-
in Butzbach-Hochweisel. Marcel Wöll keit vorgehen. [...] Das schleichende Gift sche Stimme“.
ist Anmelder der Demonstration und des Rassismus kann sehr gefährlich wer- „LOTTA –
zentrale Figur der „Freien Nationalis- den“, zitierte kürzlich der „Kölner Stadt- antifaschistische Zeitung aus NRW“ ■
ten“. anzeiger“ den DFB-Präsidenten Theo
Gegen deren Butzbacher „Nationales Zwanziger. Mitten in Witten
Zentrum“ hatte es im vergangenen Jahr Und auch am 10. Juni, wenn NPD und
und am 28. Januar diesen Jahres Infor- andere Neonazis einen Tag nach dem Witten. In Witten haben Neonazis erneut
mationsveranstaltungen und eine De- Start der WM in Gelsenkirchen aufmar- einen Überfall begangen. Zwei 18jährige
monstration mit breiter Beteiligung ge- schieren wollen, wird er vor Ort sein, um Schüler mit deutscher Staatsangehörigkeit
geben. Die Freien Nationalisten Rhein- sich an einer „breiten Front gegen [den] trafen am Abend des 27. Mai auf eine
Main verfügen über weitreichende Kon- NPD-Aufmarsch“ zu beteiligen. achtköpfige Gruppe von Neonazis. Zwei
takte zu militanten Neofaschisten in Hes- Doch Zwanziger – und nicht nur er – der Männer im Alter von etwa 20 bis 25
sen und darüber hinaus. wäre gut beraten, in seiner umtriebigen Jahren attackierten die beiden Schüler
Für den 17. Juni nennen sich die „Frei- Sorge um das anlässlich der WM so er- ohne jegliche Vorwarnung und verletzten
en Nationalisten“ nun offen „Nationale sehnte „Ansehen Deutschlands im Aus- diese.
Sozialisten“. Es soll dokumentiert wer- land“ einmal selbstkritisch zu beäugen, In der Vergangenheit hatte es immer
den: man darf sich unter Berufung auf welchen rechten Kreisen er selber Gele- wieder Pöbeleien und Übergriffe von
Meinungs-, und Demonstrationsfreiheit genheit gibt, sich zu profilieren. rechten Skinheads in der Stadt gegeben.
ungestraft und mit behördlicher Duldung Alle zwei Monate steht in den Regalen Noch am 22. Februar hatte eine Au-
als Nationalsozialist bezeichnen. Alles vieler Bahnhofskioske eine neue Ausga- genzeugin im unteren Bereich der Bahn-
Gerede von einem staatlichen oder gesell- be der Hochglanzzeitschrift „Deutsche hofstraße eine Gruppe von 7 bis 10 Ju-
schaftlichen antifaschistischen Grund- Militärzeitschrift“ (DMZ). gendlichen aus der Skinhead-Szene be-
konsens ist im Ernstfall völlig folgenlos. Geboten werden dem Leser nicht nur obachtet, die volksverhetzende Lieder
Dementsprechend hat das Frankfurter extrem rechte Geschichtsfälschung und gesungen hatten. Die Polizei stellte da-
Ordnungsamt die Anmeldung der De- die Verehrung vermeintlicher soldati- raufhin deren Personalien fest. Im Ju-
monstration unter diesem Namen wider- scher Helden des Zweiten Weltkriegs, gendhilfeausschuß der Stadt hatte ein
spruchslos angenommen. sondern auch Interviews mit Persönlich- Vertreter der Polizei zu Beginn des Jah-
Es hat in den vergangenen 15 Jahren keiten aus Politik und Kultur. res berichtet, das Neonazis an Wittener
bundesweit 150-200 Todesopfer „Sturm auf Moskau 1941“ titelt die Haupt- und Gesamtschulen gezielt Mäd-
neofaschistischer Gewalt gegeben. Die- DMZ in ihrer aktuellen Ausgabe Nr. 51, chen rekrutieren würden. Mädchen seien
ses Spektrum ist das eigentliche terroris- (Mai/Juni 2006) und präsentiert zusätz- ihnen als Multiplikatoren an Schulen von
tische Potential der bundesdeutschen Ge- lich auf ihrem Titelblatt als Inter- Nutzen. Nicht zuletzt als Köder für neue
sellschaft. Es ist nicht auf den Bereich viewpartner eben jenen Theo Zwanziger. junge Männer. Neben der Gruppe rechter
der neuen Bundesländer beschränkt, Als Ergänzung des Artikels „Angriff und Skinheads gebe es noch eine Führungs-
ganz im Gegenteil. Verteidigung – Militärfußball gestern gruppe, die aus einer Handvoll Männer
Nach wie vor werden aus Frankfurt und heute“ – auf dem Titelblatt mit im Alter von 25 bis Mitte 30 Jahren be-
Flüchtlinge in den Iran abgeschoben. „Deutsche Soldaten stürmen wieder“ an- stehe, die eine durch und durch gefestig-

2 : antifaschistische nachrichten 12/2006


München. Die Proteste gegen und
die Berichterstattung über den ge-
planten NPD-Aufmarsch konzentrie-
NPD-Demonstration
ren sich derzeit leider hauptsächlich
nur auf den Zeitpunkt der Demonstra-
tion und ihren möglicherweise für das
am 1. Juli in München
Ansehen Münchens im Ausland schäd- heimlichen Zustimmung des rassistischen benes Antiquariat in Würzburg ist schon
lichen Ausdrucks. Teils der gesellschaftlichen Mitte Deutsch- wieder geschlossen.
lands sicher glaubt“, meint Uli Schumann, Meenen gründete 1991 zunächst als
Der rassistische Hintergrund dieser neona- Sprecher des A.I.D.A.-Archivs. Partei später dann als Verein den „Bund
zistischen Veranstaltung kommt dagegen Die Demonstration durch die Münchner Frankenland“. Laut Verfassungsschutz
kaum zur Sprache. In den kurzen Texten Innenstadt wurde von Norman Bordin an- Bayern verfolgt der BF als Ziel die Besei-
zur „Kampagne 2006: Deutschland in gemeldet. Bordin, Anführer der Kamerad- tigung des Grundgesetzes und der parla-
Frieden und Freiheit“ der NPD kommen schaft Süd bzw. München, macht derzeit mentarischen Demokratie.
alle nazistischen Klischees und ideologi- eine beachtliche Funktionärskarriere. Zusammen mit u.a. Horst Mahler grün-
schen Vorstellungen wenig verhüllt zum Ende April wurde er in einer außerordent- dete er das „Deutsche Kolleg“.
Ausdruck. lichen Mitgliederversammlung der Jungen Mit Thomas Wulff tritt eine Person auf,
Unter der Schlagzeile „Masseneinwan- Nationaldemokraten/JN Bayern, der Ju- die als langjähriger Weggefährte Christian
derung ist Völkermord“ macht die NPD gendorganisation der NPD, zu deren Vor- Worchs nun für die Integration bzw. die
die Schuldigen für eine angebliche „Ver- sitzenden gewählt. Zusammenarbeit der sogenannten „Freien
nichtungspolitik gegenüber dem deut- Am 21. Mai schließlich rückte er auf dem Nationalisten/Freie Kameradschaften“ mit
schen Volk“, in der „von den Besatzern NPD-Landesparteitag im mittelfränki- der NPD steht.
eingesetzten Medienmafia“, hinter der das schen Gremsdorf als Beisitzer in den Lan- Im September 2004 erklärte Wulff zu-
internationale Großkapital stehe, sowie in desvorstand. Als Redner werden derzeit sammen mit einigen anderen prominenten
der „von den Alliierten umerzogenen“ Po- Uwe Meenen und Thomas Wulff angekün- Neonazis (auch Norman Bordin) seinen
litikerklasse aus. Eine Liberalismus- und digt. Der Würzburger NPD-Kreisvorsit- Beitritt zur NPD, um so den „Volksfront
Globalisierungskritik führt dann zum ei- zende Uwe Meenen tritt in letzter Zeit von Rechts“-Gedanken zu unterstützen.
gentlichen Kern der Kampagne, der For- hauptsächlich als Immobilienkäufer für Wulff ist seit Jahren einer der führenden
derung nach „Völkertrennung“ und kultu- die NPD in Erscheinung. Ende März er- Neonazis in Norddeutschland. Für Aufre-
reller Abschottung, also nichts anderes als warb Meenen treuhänderisch für die NPD gung sorgte sein Aufruf an alle „Nationa-
das Bestreben nach „nationalistischer in Cham, laut Zeitungsberichten für 1,2 len Sozialisten“, der WASG beizutreten.
Volksgemeinschaft“ und „rassischer Ho- Millionen Euro, ein Gelände, auf dem Par- Wulff war unter anderem Anführer der
mogenität“. teitage und Schulungen stattfinden sollen. verbotenen Neonaziorganisation „Natio-
Ganz praktisch und im Sinne ihres Mot- Ob es dazu kommt oder Meenen, wie nale Liste“ und nach deren Verbot 1994
tos „Rückkehr statt Integration“ fordert die schon im April 2005, als er 500.000 Euro kurzzeitig Mitglied der „Deutschen Liga
NPD dann noch die Einrichtung von Inter- für eine Halle in Grafenwöhr bot, wieder für Volk und Heimat“.
nierungslagern „für abgelehnte Asylbe- am Vorkaufsrecht der Stadt scheitert, ist
werber, wiederholt straffällige Ausländer gerade umkämpft. Von Meenen selber A.I.D.A. München, Dokumentations-
und langzeitarbeitslose Ausländer“. kann das viele Geld nicht sein. In einem und Archivstelle, München e. V.
„Es ist eben keine „gruselige Neonazi- Prozess 2005 gab er sein Einkommen als Postfach 400 123, 80701 München
Show“ wie manche derzeit kundtun, son- „selbstständiger Verlagskaufmann“ mit mail: gregor.lewin@aida-archiv.de
dern eine wohl kalkulierte neonazistische 600 Euro monatlich an. Ein von ihm seit Internet: www.aida-archiv.de
Propagandaaktion, die sich der klamm- Februar 2006 als Geschäftsführer betrie- ■

te Meinung haben. Zuletzt traten Witte- noch immer nicht zu einem Umdenken Wir Falken wehren uns:
ner Neonazis unter der Bezeichnung in Witten verholfen. Keine Verharmlosung rechts-
„Kameradschaft Oskar Dirlewanger“, hma ■ extremer Gewalttaten in
dem gleichnamigen SS-Mörder, auf und
im Verbund mit Gesinnungsgenossen aus Braunschweig.
Schulterschluß
der Nachbarstadt als „Ruhrpottkamerad- Braunschweig. Ein Artikel der
schaft Dortmund/Witten“. Seit der letz- Bad Kissingen. In der aktuellen Braunschweiger Zeitung vom
ten Kommunalwahl sitzt die NPD mit Ausgabe der neofaschistischen 20.5.2006 berichtet darüber, dass
zwei Vertretern im Rat der Stadt. Von Zeitschrift „Recht und Wahr- der Staatsschutz Ermittlungen gegen
921 BürgerInnen wurden sie gewählt. heit“ wird ein Beitrag von die Braunschweiger Falken aufge-
Anläßlich des Einzugs der NPD-Vertre- Dr. Hans Doerner abge- nommen hätte. Das war die Reaktion
ter in den Rat kritisierte das Wittener druckt. Doerner, vor 1945 De- auf unsere Mitteilung zu Vorfällen
„Sozialforum“ auch die örtliche Presse. zernent im Danziger Senat, war in der rechtsextremer Gewalt. Wir Falken
Diese habe die Pressemitteilungen der Vergangenheit Vorsitzender der freiwirt- hatten uns aufgrund zunehmender rechter
NPD so behandelt wie bei demokrati- schaftlichen „Sozialwissenschaftlichen Gewalt in Braunschweig an die Öffent-
schen Parteien und einfach alles abge- Gesellschaft“ und schrieb viele Jahre für lichkeit gewandt, um Aufmerksamkeit zu
druckt. Eine kritische Hinterfragung die Zeitschrift „Der Dritte Weg“ der erzeugen und Gegeninitiativen zu fördern.
habe nicht stattgefunden. Von Seiten der „Freisozialen Union“, heute „Humanwirt- Wir, die Sozialistische Jugend Deutsch-
Exekutive seien die Neonazis klein gere- schaftspartei“. In seinem Brief an „Recht lands – Die Falken (SJD - Die Falken) in
det worden. Die Umtriebe der Neonazis und Wahrheit“ bemerkt Doerner, das sein Braunschweig, sind empört darüber, im
in der Stadt sei von großen Teilen der Öf- Beitrag gut in deren Zeitschrift passen Fadenkreuz angeblicher Ermittlungen des
fentlichkeit keine Bedeutung geschenkt würde, „denn in unserer politisch korrek- Staatsschutzes zu stehen. Ist dies eine
worden. Anscheinend hat auch der Ein- ten Presselandschaft schreibt man so et- Strategie, die von einer begrenzt glaub-
zug von zwei Neonazis in den Stadtrat was nicht“. hma ■ würdigen Arbeit des Staatsschutzes ablen-

: antifaschistische nachrichten 12/2006 3


ken und somit einen Angriff auf die poli- rassistischen „Heidelberger Manifest“, radschaft Düsseldorf“ u.a. auch die „Na-
tisch fortschrittlichen Zusammenhänge das in der aktuellen Ausgabe der neofa- tionale Front Düsseldorf L-D-U“, die
darstellen soll? Dies kann zumindest ver- schistischen Zeitschrift „Nation und „Kameradschaft Rheinland“, die „Freien
mutet werden, wenn die Polizei noch nach Europa“ unter dem Titel „Rechtzeitig ge- Nationalisten Neuss“, die „Autonomen
veralteten Äußerlichkeiten einer längst warnt“ noch einmal ausgiebig gewürdigt Nationalisten Neuss“, die NPD Mett-
„modernisierten“ rechten Szene sucht, wird. mann, die „Autonomen Nationalisten
wie in der Braunschweiger Zeitung vom hma ■ Wuppertal/Mettmann“ sowie eine Gruppe
4. Mai 2006 berichtet wurde. Neonazis aus Düsseldorf-Garath und eine
Man übt Druck auf uns aus, weil wir „Lebensschützer“ in Berlin weitere aus Düsseldorf-Eller. Einmal
nicht sagen sollen, was Tatsache ist: mehr wird deutlich, dass es auch in Düs-
„Neonazistische und rassistische Über- Berlin. Sogenannte „Lebensschützer“ seldorf eine neonazistische Szene gibt, die
griffe gibt es Tag für Tag“. Doch scheinen wollen am Samstag, den 23.September, in über ein mobilisierbares Umfeld verfügt.
Verantwortliche so zu tun, als ob es nicht Berlin demonstrieren. Unter dem Titel Organisatoren der Demonstration wa-
gibt, was nicht sein soll! Gerade im Fuß- „1000 Kreuze für das Leben“ wollen der ren wie erwartet der Düsseldorfer Sven
ball-WM-Jahr will man sein Nest nicht „Bundesverband Lebensrecht e.V.“ und Skoda und der Grevenbroicher Christian
beschmutzen. „KALEB e.V.“ „an die hunderttausendfa- Malcoci, Anmelder der ehemalige Bonner
Dann werden wir erst recht die „Nest- che Tötung vorgeburtlicher Menschen“ NPD-Vorsitzende Hans-Robert Klug. Als
beschmutzer“ sein!!! Denn unsere eigene erinnern und gedenken, heißt es in dem Redner traten neben Sven Skoda noch
Geschichte lehrt uns, wer die Täter sind Aufruf. Beginnend am Alexanderplatz Marcel Wöll (NPD-Landesvorsitzender
und wer ihnen leichtfertig das Feld über- sollen eine Kundgebung, ein Schweige- Hessen) und Claus Cremer (Landesge-
lässt! Unser Ziel war und ist es, auf ver- marsch und ein Gottesdienst durchgeführt schäftsführer und stellvertr. NPD-Vorsit-
mehrte Aktivitäten der rechtsextremen werden. hma ■ zender der NPD NRW) in Erscheinung,
Szene in Braunschweig hinzuweisen, um als Einheizer betätigte sich Sascha Krol-
demokratisch gesinnten Menschen in un- Neonazi-Aufmarsch zig („Kameradschaft Hamm“, „Aktions-
serer Stadt diese Realität bekannt zu ma- büro Westdeutschland“). Politisch wurde
chen. Immer wieder konnten so in den massiv behindert seitens der Veranstalter, die den „Freien
letzten Jahren solche gefährlichen Aktivi- Düsseldorf. Über 2.500 Menschen nah- Kameradschaften“ zuzurechnen sind, ei-
täten und Strukturen öffentlich gemacht men am 3. Juni an unserer Demonstration nerseits ein deutlicher Schulterschluss mit
und mit Engagement vieler Demokratin- gegen den Naziaufmarsch in Düsseldorf der NPD unterstrichen, andererseits aber
nen und Demokraten bekämpft werden. teil und beteiligten sich im Anschluss da- auch betont, dass man sich nicht als „Na-
Dass es eine Zunahme der Aktionen ran, sich den Neonazis aktiv entgegenzu- tionaldemokraten“ verstehe, sondern als
mit rechtsextremem Hintergrund gibt, ist stellen. Auch wenn es letztendlich nicht „Nationale Sozialisten“ (Szenejargon für
für uns Falken weiterhin unumstritten! gelungen ist, den Aufmarsch komplett zu Nationalsozialisten). Auch viele Neonazis
Die eingeschlagene Scheibe unseres Kin- stoppen, gelang es, den Neonazis einen aus dem Kreis des NPD-kritischen „Akti-
derzentrums in der Böcklerstraße, die SS- Teil ihrer Route streitig zu machen. Auf- onsbüros Westdeutschland“ waren er-
Runen auf derselben und der Brandan- grund von insgesamt fünf Blockaden auf schienen.
schlag auf die Räumlichkeiten der DGB- der Route der Neonazis musste deren Zug Die Inhalte dieser Reden sowie Trans-
Jugend sind deutliche Anzeichen dafür. mehrfach von der Polizei angehalten wer- parente, auf denen indirekt Bezug auf den
Wir Falken protestieren entschieden den, insgesamt für etwa drei Stunden. Zu- Bombenanschlag im Juli 2000 genommen
dagegen, dass uns durch angebliche Er- dem musste wegen zweier Blockaden im wurde, signalisierten den Aufmarschteil-
mittlungen des Staatsschutzes die Rolle Bereich Oststraße/Tonhallenstraße die nehmer/innen, dass jede Form des „Wi-
von Tätern zugeschoben werden soll. Route der Neonazis verkürzt werden. derstandes“ – von Propaganda bis hin zu
Dass wir, die wir weiterhin unter Angrif- Mehrere Hundert Nazigegner/innen Anschlägen – begrüßt wird.
fen der rechtsextremen Szene zu leiden wurden im Bereich Bismarckstraße/Ost- Wir gehen davon aus, dass die lokale
haben, nun „der Vortäuschung von Straf- straße über fünf Stunden eingekesselt, und regionale Neonazi-Szene durch der-
taten“ verdächtigt werden, ist ein klares insgesamt 86 Gegendemonstrant/inn/en artige Aufmärsche gestärkt wird – sofern
Signal für eine bitter nötige Aufklärung, und Unbeteiligte in Polizeigewahrsam ge- sie ungestört ablaufen – und dass es nicht
auch bei den Strafverfolgungsbehörden. nommen bzw. festgenommen. Die Poli- bei diesem Aufmarsch bleiben wird.
Wir, die SJD - Die Falken, fordern Poli- zeitaktik beinhaltete offenbar nicht die Deshalb gilt es, den antifaschistischen
tik und Behörden dazu auf, endlich glaub- Option, den Neonazi-Aufmarsch auf- Widerstand in Düsseldorf auszubauen.
würdig aktiv zu werden gegen die zuneh- grund der vielen Blockaden abzubrechen, Jürgen Schuh ■
menden Aktivitäten der rechtsextremen wie in mehreren anderen Städten in NRW
Szene, anstatt einen demokratischen Kin- zuvor geschehen, sondern ihn auf jeden Ungewolltes Erbe
der- und Jugendverband höchst zweifel- Fall durchzusetzen, wenn auch auf einer
haft und haltlos unter Druck setzen zu verkürzten Route. Königswinter/Thale. Bauwerke, die
wollen. Sowohl wegen des Polizeieinsatzes als auf die Initiative der völkisch-religiösen
Kein Raum, keine Straße den Nazis! auch wegen der zugelassenen Nazi-Paro- Bewegung zurückgehen, sind seit Beginn
Sozialistische Jugend Deutschlands – Die len (u.a. „Multikulti ist Völkermord“) lie- des 20. Jahrhunderts Bestandteil der tou-
Falken in Braunschweig ■ gen mittlerweile mehrere Strafanzeigen ristischen Naherholungsgebiete Siebenge-
gegen die Polizeiführung und gegen ein- birge um den Drachenfels bei Königswin-
SDV in Fulda zelne Polizist/inn/en, unter anderem we- ter und das Bodetal bei Thale/Sachsen-
gen Volksverhetzung, Nötigung, Körper- Anhalt. Gemeint sind die 1901 bei Thale
Fulda. Der rassistische „Schutzbund für verletzung, Beleidigung, Verstoßes gegen erbaute Walpurgishalle und die 1913 bei
das deutsche Volk e.V.“ führt am 17.Juni das Versammlungsgesetz und Freiheitsbe- Königswinter errichtete Nibelungenhalle,
an einem nicht näher benannten Ort in raubung vor. deren Bau von dem völkischen Mythen-
Fulda eine Veranstaltung durch. Die Ver- An der Neonazi-Demonstration nah- Maler Hermann Hendrich (1854-1931)
anstaltung findet aus Anlaß des Gründung men 270 Personen teil, darunter mindes- initiiert wurde.
des SDV vor 25 Jahren statt. Die damalige tens 70 aus Düsseldorf und den angren- Thale im Harz war einer jener mythen-
Gründung des Vereins stand im Zusam- zenden Kreisen Mettmann und Neuss. Vor reichen Orte der Völkischen, deren Bewe-
menhang mit der Veröffentlichung des Ort anzutreffen waren neben der „Kame- gung durch das 1899 erschienene Buch

4 : antifaschistische nachrichten 12/2006


Hamburg. Der umstrittene Be-
kleidungsladen „Odin + Freya“
in unmittelbarer Nähe zur Ree-
Hamburger Nazi-
perbahn muss schließen. Mitte Mai er-
hielten die Betreiber des rechten Sze-
neausstatters in der der Talstraße die
boutique gekündigt –
Kündigung.
Nazimode bleibt Wachstumsbranche

Das geht aus einem Schreiben der städti- und drohte offen mit Verbindungen ins go befassen, es in mögliche Einzelteile
schen Rosenhof AG an die Bewohner der Kiezmilieu. gedanklich aufspalten, einzelne Teile ge-
Talstraße 17 hervor. Zuvor hatten diese Spätestens seit Fuchsens Auftreten danklich verdecken und zudem auf die
mit einer Sammelbeschwerde an den beim Stelldichein der Hamburger Nazie- Notwendigkeit der Veränderung seines
Hauseigentümer gegen den Naziladen lite (z.B. mit dem langjährigen Nazi-Ak- Blickwinkels um 45 Grad nach links hin-
„vor der eigenen Haustür“ protestiert. Im tivisten Thorsten de Vries) anlässlich der, gewiesen werden, um aus der Kombina-
Schreiben der Hausverwaltung, welches von den NS-Nostalgikern als „61. Jah- tion einer Tyrrune mit einer liegenden
durch Nachfrage des NDR bestätigt wur- restag der Niederlage des deutschen Rei- „Wolfsangel“ das verfassungswidrige
de, heißt es lapidar: „Hiermit teilen wir ches“ begangenen, Befreiung vom Fa- Kennzeichen der Doppelsig-Rune erken-
Ihnen mit, dass das Mietverhältnis zum schismus in diesem Jahr dürfte sich die nen zu können.“ Noch vor gut einem
30.09.06 gekündigt ist“. Der Raus- Schutzbehauptung des „unpolitischen Jahr kam das Amtsgericht Prenzlau zur
schmiss setzt vorläufig einen Endpunkt Geschäftsmannes“ erledigt haben. entgegengesetzten Einachätzung, stellte
unter die eineinhalb Jahre währende „HuNaRa!“ Der Schlachtruf „Hooli- das Firmenlogo unter Strafe und verur-
Auseinandersetzung um die Boutique für gan, Nazi & Rassist“ zu sein, wird auch teilte eine 23-jährige Frau in Neuruppin
Nazis, Hooligans und rechtes Rockermi- weiterhin ohne eine Naziboutique in der zu 300 Euro. Weitere Verurteilungen und
lieu. Geschmälert wird der Ausgang der Talstraße vor und nach Fußballspielen zu Stadionverbote folgten. Nach der Popu-
antifaschistischen Erfolgsgeschichte un- vernehmen sein, und deshalb will Volker larisierung der Nazimarke warten jetzt
ter anderem dadurch, dass die dreimona- Fuchs trotz Kündigung und Outing auch „Hooligans, Nazis & Rassisten“ – ein
tige Kündigungsfrist den Betreibern das weitermachen – so jedenfalls kündigte er wirtschaftlich nicht zu unterschätzendes
lukrative Geschäft während der Fußball- es gegenüber dem NDR an. Das Posing Käuferklientel – auf die Initiative regio-
WM im Juni und Juli noch ermöglicht. des rechten Bekleidungsspezialisten soll- nale Angebote für die neonazistische Be-
Im Mai 2005 hatte Volker Fuchs den te ernst genommen werden, zumal des- kentnisklamotte und diese, umgekehrt,
Laden eröffnet. Regelmäßig kam es vor sen finanzkräftigster Zulieferer, die Fir- auf regionale Anbieter.
dem Geschäft zu Bedrohungen, Pöbelei- ma „Thor Steinar“, bundesweit expan- kun ■
en und Angriffen gegen Linke, Passanten diert. Seit Ende letzten Jahres darf sie ihr
und Anwohner. Nach der großen De- ehemals verbotenes Logo weiter verwen- Weitere Infos zur Kampagne
monstration im September vergangenen den. Bereits am 12.9.2005 entschied der „gegen Naziläden“
Jahres gelang es dem Betreiber ge- 1. Strafsenat des brandenburgischen http://www.antifainfo.de
schickt, Angst und Verunsicherung zu Oberlandesgerichtes (mit dem reizenden (Antifaportal Hamburg)
verbreiten und die Kritik im partiell lin- Aktenzeichen 1 Ss 58/05), dass das frühe- http://www.stoppnazilaeden.de.vu
ken Wohnumfeld zum Verstummen zu re Markenzeichen nicht zwingend als (Schwerpunkt Sachsen),
bringen. Während Fuchs seine Kontakte Kombination verfassungswidriger Kenn- http://www.we-will-rock-you.tk
in die Naziszene leugnete, baute er seine zeichen aufzufassen sei: „Ein unbefange- (aus Berlin und Brandenburg),
Kontakte zu den Hells Angels ganz of- ner, durchschnittlicher und nicht genau http://www.turnitdown.de/
fensichtlich als Drohkulisse auf, verkauf- prüfender Betrachter ... müsste sich viel (bundesweites Forum für Musik/Kul-
te T-Shirts der verbotenen Rockergruppe mehr nicht nur näher mit dem Gesamtlo- tur/gegen Rechtrock).

von Houston Stewart Chamberlain („Die Hendrich gegründet hatte. Fahrenkrog, In der Sagenhalle im Riesengebirge, als
Grundlagen des 19.Jahrhunderts“), dem ein Verfechter des „großgermanischen „Schutzhalle deutscher Kunst“ bezeich-
Antisemiten und einer der ideologischen Gedankens“, war es auch, der 1934 auf ei- net, ließ Hendrich in seinen Gemälden
Urväter der Nazis, mächtigen Auftrieb er- nem Treffen völkisch-religiöser Gruppen den germanischen Wotan- mit dem Rübe-
hielt und den Gedanken der „germanischen die Auflösung des GGG zu Gunsten einer zahl-Sagenkreis verschmelzen. Ein eigens
Rassezucht“ in weitesten Kreisen des wil- von der SS protegierten „Deutschen Glau- gebildeter „Ehrenrat“, dem auch der Anti-
helminischen Bürgertums populär machte. bensbewegung“ bekannt gab. semit und Wagner-Fan Houston Stewart
Schon damals zogen die Mythen um Damit wuchs zusammen, was eigentlich Chaimberlain angehörte, sponserte die
Hexentanzplatz und Roßtrappe im Harz- schon immer zusammengehört hatte. Halle. Hendrich selbst gehörte 1907 zu
ort Thale die Völkischen in Scharen an. An der feierlichen Eröffnung der von den Mitgründern des „Werdandibund“,
Im Jahr der Errichtung der Nibelungen- Hendrich initiierten Walpurgishalle am der „das Besondere und die Seelenkraft
halle bei Königswinter tagte die antisemi- Rande des Hexentanzplatzes bei Thale des deutschen Volkes durch das Mittel der
tische „Deutschreligiöse Gemeinschaft“ hatte 1901 sogar Staatsminister Bötticher Kunst zu erhalten und zu stärken“ ver-
in Thale und benannte sich in „Germani- teilgenommen. In den zwanziger Jahren suchte. Ihn unterstützten zahlreiche völki-
sche Glaubensgemeinschaft“ (GGG) um. wird Hendrich zum Ehrenbürger der Stadt sche Künstler und Schriftsteller wie z.B.
Ein Jahr später wurde auf dem „Allthing“ Thale ernannt. Inzwischen hatte der völki- die Antisemiten H.S. Chamberlain und
der GGG in Thale Prof. Ludwig Fahren- sche Mythen-Maler auch die Halle Deut- Adolf Bartels sowie der jungkonservative
krog zum neuen „Hochwart“ der völ- scher Sagenring in Burg an der Wupper Publizist Arthur Moeller van den Bruck.
kisch-religiösen Gruppe gewählt. Als Ver- und die Sagenhalle in Schreiberhau, wo Auch dem „Tannenhäuser Kulturbund“
sammlungsort der GGG wurde auch der Maler zuletzt lebte, errichten lassen. gehörte Hendrich an, dessen Schirmherr
mehrmals das Harzer Bergtheater in Thale Diese beiden Bauten haben den von den General Erich Ludendorff sich 1923 an
genutzt, das GGG-Mitglied Dr. Ernst Nazis begonnenen zweiten Weltkrieg dem mißglückten Putschversuch von
Wachler mit Unterstützung von Hermann nicht überdauert. Adolf Hitler beteiligt hatte. l

: antifaschistische nachrichten 12/2006 5


l Dort wo heute noch Hendrich-Hallen 4. Europäisches Sozialforum in Athen:
stehen, in Thale und in Königswinter, geht
man recht sorglos mit diesem brisanten
Erbe um. In Thale wird die mit Runen
„Weniger aber besser“
verzierte Walpurgishalle, in der neben Ge-
mälden von Hendrich ein vorzeitlicher Das 4. Europäische Sozialforum (ESF) Rechtspopulismus“ vorgestellt. Die Ini-
Opferstein zu sehen sind, ganz offen und in Athen von 4.-7.Mai hatte zwar „ nur“ tiative setzt sich neben Informationsaus-
unkritisch eingebunden in den von der 35 000 TeilnehmerInnen. An inhaltlicher tausch und theoretischer Analyse zum
Stadt propagierten „Mythenweg Thale“ Tiefe übertraf es jedoch andere Sozialfo- Ziel, „auch praktische Schritte zu er-
rund um Bodetal, Hexentanzplatz und ren in der Vergangenheit. Das ESF fand leichtern“: ein Kristallisationspunkt ist
Roßtrappe. Dafür wurde die Stadt mit auf dem riesigen Gelände des alten Flug- der Versuch von rechts-rechten Parteien
dem „Mythen-Label“ des Harzer Ver- hafens statt. Es wimmelte nur so von bei den Europawahlen 2009 eine ge-
kehrsverein ausgezeichnet. Ergänzend Veranstaltungen, das man/frau in dem meinsame, europaweite Liste zu bilden
aufgestellt wurden vor dem Rathaus ein Riesenangebot unterzugehen drohte. (HC Strache und Andreas Mölzer sind
„Brunnen der Weisheit“, der den germani- Im Folgenden ist es daher nur möglich dabei die Strippenzieher).
schen Gott Wotan zeigt, und im Kurpark auf einige wenige „highlights“ einzu- Ein weiterer Publikumsmagnet: „So-
eine Skulptur von Wotans Pferd Sleipnir. gehn. ziale Bewegungen, linke politische Par-
Ein derartig unkritischer Umgang mit
den Frühformen des deutschen Faschis-
mus zieht zwangsläufig Anhänger der völ-
kischen Bewegung an.
Ein im Juli 2001 gegründeter Verein
„Nibelungenhort – Förderverein des Ma-
lers Hermann Hendrich e.V.“ mit Sitz im
westfälischen Billerbeck, westlich von
Münster gelegen, setzt sich für den Erhalt
der beiden Hendrich-Hallen und für das
heruntergekommene Wohnhaus des Ma-
lers in Schreiberhau ein.
Der Verein um Elke Rohling (1.Vorsit-
zende), Rüdiger Kemper (2.Vorsitzender),
und Yvonne und Markus Terfloth hat be-
reits ein Buch („Hermann Hendrich - Le-
ben und Werk“) und eine DVD veröffent-
licht, sowie eine Ausstellung über Hen-
drich erstellt, die eine unkritische Lobhu- Bei der Debatte über die „Bildung ei- teien und progressive Regierungen in La-
delei auf den völkischen Maler und sein ner sozialistischen Alternative zum kapi- teinamerika.“ Neurri Rosetto von der
nationalistisches und antisemitisches Um- talistischen Europa“ ging der Saal über. brasilianischen Landlosenbewegung
feld darstellen. Alex Callinicos, von der Socialist Wor- MST gab einen prägnanten Überblick
Die Ausstellung des Vereins aus Anlaß kers Party aus Grossbritannien und Le- über die versteinerten sozialen Verhält-
des 150jährigen Geburtstages von Hendrich once Aguirre von der Ligue Communist nisse in seinem Land und die enttäusch-
wurde im vergangenen Jahr erstmals in der Revolutionaire (französiche Sektion der ten Hoffnungen nach der Übernahme der
Walpurgishalle bei Thale gezeigt. Angebo- IV.Internationale) kreuzten in solidari- Präsidentschaft durch Lula.
ten wurden dort auch die Veröffentlichun- scher Manier die theoretischen Klingen. Der Sozialwissenschafter Michael
gen des Vereins. Materialien des Vereins Auf einem Riesen-Podium mit über 10 Löwy traf dabei eine wichtige Unter-
findet man aber auch auf rechten Musikver- TeilnehmerInnen (u.a. Jean Luc Melan- scheidung: „Die progressiven Regierun-
anstaltungen. So wurde z.B. das Buch über chon vom linken Flügel des französichen gen sind unterschiedlicher Natur: die so-
Hendrich im Januar 2002 auf dem „Flam- SP, die sozialistische Europaparlamenta- zialliberalen wie Lula oder Kirchner in
menzauber“ der rechten Neofolk-Homepa- rierin Francoise Castex, Bernard Cassen Argentinien machen zwar einige fort-
ge „Lichttaufe“ vorgestellt. 2003 wurde auf von Attac France,...) wurde das aktuelle schrittliche Reformen, akzeptieren je-
einem Festival des extrem rechten „Verlag neoliberale Europa kritisch hinterfragt. doch das neoliberale Modell. Anders ist
und Agentur Werner Symanek“ (VAWS) in Als letzter Redner setzte Horst Schmitt- es bei Evo Morales in Bolivien und Hugo
Gelsenkirchen für den Hendrich-Förderver- henner von der IG Metall klare Akzente: Chavez in Venezuela – sie streben einen
ein geworben. „Statt Privatisierungen geht es um den Bruch mit dem Neoliberalismus an und
Am 22. Juli will der Verein aus Anlaß des Ausbau des öffentlichen Sektors, um die optieren für einen „Sozialismus des 21.
75.Todestages von Hendrich eine Veranstal- Wiederherstellung eines „Wohlfahrts- Jahrhunderts“.
tung an der Nibelungenhalle in Königswin- staats“. Statt einem „Bollwerk Europa“ Die abschließende Demo umfasste
ter durchführen. Die Städte Königswinter und zunehmender Aufrüstung ist der 70000 TeilnehmerInnen – wobei das Sä-
und Thale wären gut beraten, ein Konzept Aufbau eines friedlichen Europas not- belrasseln gegen den Iran und die neoli-
zu entwickeln, wie sie die Bauwerke und wendig. Der Weg dort hin führt über Dis- berale Abbaupolitik („prekär arbeiten
deren brisanten historischen und politi- kussion und gemeinsame solidarische und leben“) im Zentrum standen.
schen Hintergrund künftig darstellen. An Aktion – von Gewerkschaften, sozialen Um sich einen Begriff von der Breite
einer Kritik der völkisch-religiösen Bewe- Bewegungen und der Linken“. der Sozialforums zu machen – nur ein
gung mit ihrem Nationalismus, Antisemi- Regen Zulauf fand eine Veranstaltung, Beispiel: beim Weg ins Pressezentrum
tismus und Rassismus und ihrer Bedeutung die sich dem aktuellen Rechtsextremis- drückt mir ein junger griechisch-othodo-
für die spätere Errichtung der Nazi-Diktatur mus/Rechtspopulismus in West- und xer Priester ein Flugblatt in die Hand:
geht dabei kein Weg vorbei. Ansonsten be- Osteuropa widmete. In ihrem Rahmen „Nein zum Krieg gegen den Iran!“ – un-
steht die Gefahr, das die Hendrich-Hallen wurde auch die – im Vorjahr in Köln ge- terzeichnet mit: „Die kämpferische Prie-
längerfristig wieder zu Wallfahrtsorten der gründete – internationale „Initiative ge- sterbewegung“.
extremen Rechten werden. hma ■ gen modernen Rechtsextremismus und Hermann Dworczak ■

6 : antifaschistische nachrichten 12/2006


Methodische Vorbemerkung
Gerade so ein schillerndes Phäno- Moderner Rechtsextremismus
men wie der moderne Rechtsextre-
mismus bzw. Rechtspopulismus bedarf ei- und Rechtspopulismus am
ner differenzierten Betrachtungsweise.
Impressionistische Momentaufnahmen Beispiel Österreichs
helfen nicht weiter, ja führen geradezu in
die Irre. Was Not tut, ist eine umfassende, selbst hatte den kurzzeitigen wirtschaftsli-
„prozesshafte“ Analyse – wie sie etwa Ro- beralen FPÖ-Chef Norbert Steger in den
bert O. Paxton in seinem Standard-Werk 80er Jahren in die politische Wüste ge-
„Anatomie des Faschismus“ geliefert hat schickt.
(1). Die folgenden Thesen, die sich Den pseudoliberalen Anwandlungen
schwerpunktmäßig auf Österreich konzen- Haiders fehlt jegliches fundamentum in
trieren, orientieren sich an solch einer re. Das beträchtliche fremdenfeindliche
Sichtweise – auch wenn eine umfassende und rassistische Potenzial in Österreich nis werden durch solch eine allgemeine
Behandlung des Themas den Rahmen der fühlt sich durch die „alte“ FPÖ weit eher Einschätzung nicht oder nur unzureichend
abrisshaften Behandlung sprengen würde. angesprochen als durch das konturlose erfasst.
„orange“ BZÖ.
1. 7.
Vor einigen Jahren schien es so, als wür- 4. Infolge des Andauerns der – weltweiten –
den die Bäume des modernen Rechtspo- Bereits im 19. Jahrhundert versandete der neoliberalen Offensive im Besonderen und
pulisten Jörg Haider und seiner FPÖ gera- politische Liberalismus in Österreich der Zuspitzung der Widersprüche des aktu-
dewegs in den Himmel wachsen. Um die nach einem kurzen Aufflackern rapid. Im ellen Kapitalismus im Allgemeinen wer-
Jahrtausendwende ergatterte er bei den zwanzigsten Jahrhundert war er zumeist den wir weiter mit einer Fülle von rechts-
Nationalratswahlen 27 Prozent der Stim- stramm deutschnational – mit allen be- extremen bzw. rechtspopulistischen Politi-
men. Die FPÖ wurde zweitstärkste Partei kannten Folgen... kansätzen rechnen müssen – mit allen Auf
und bildete mit der konservativen ÖVP Es ist daher nur folgerichtig, wenn sich und Abs bzw. Zick-Zacks. Die individuelle
eine Koalitionsregierung. Nicht wenige Haider in letzter Zeit wieder verstärkt auf und kollektive Perspektivlosigkeit, die
internationale Beobachter befürchteten sein traditionelles Rabaukentum besinnt – „Prekarisierung der Arbeit und des Le-
eine „Haiderisierung Europas“. Nach etwa in der Frage der zweisprachigen bens“, ja das zunehmende Chaos, das die
nicht einmal sechs Jahren ist von dieser Ortstafeln in Kärnten, wo er offen die Ent- bürgerliche Gesellschaft produziert, ist der
vorgeblichen „Himmelsstürmerei“ kaum scheidungen des Obersten Gerichtshofs ideale Nährboden dafür. Der „Neoliberalis-
etwas übrig geblieben. Quer zu aller po- desavouiert. mus light“ der Sozialdemokratie bzw. der
pulistischen Rhetorik betrieb die FPÖ Grünen kann dem kaum etwas entgegen-
neoliberale Politik. Sie verlor mittlerweile 5. setzen. Wer dauernd soziale Kälte erfährt,
sämtliche Wahlen – mit der (wichtigen) Das Oszillieren des österreichischen mo- greift nur allzu gern nach den „Heimat“
Ausnahme Kärntens. Dort verhalf eine dernen Rechtsextremismus und Rechtspo- vorgaukelnden rechtsextremen und rechts-
politisch gänzlich orientierungslose Sozi- pulismus ist durchaus mit internationalen populistischen Identifikationsmustern.
aldemokratie Haider dazu, weiter das Amt Entwicklungen konform. Generell ließe
des Landeshauptmanns zu bekleiden. sich sagen, dass der Regierungseintritt 8.
von Rechtspopulisten bzw. die Unterstüt- Um hier politisch gewappnet zu sein, be-
2. zung von Mitte-Rechts-Kabinetten „von darf es zuallererst einer tiefen, nicht auf
Die neoliberale Realpolitik und die per- außen“ zumeist ihren Niedergang be- Oberflächenerscheinungen fußenden
manenten Wahldebakel führten in der schleunigt (Österreich, Niederlande, Por- Analyse. Solch eine Analyse kann nur im
FPÖ zu einer Formierung der rechtsextre- tugal,...). Aber in einigen Ländern ist dies internationalen Kontext erfolgen. Aus die-
men Hardliner (von Haider pikanterweise nicht der Fall: etwa Norwegen oder Blo- sem Grund wurde im Vorjahr in Köln die
als „Talibans“ bezeichnet), zur Spaltung cher in der Schweiz. – internationale – „Initiative gegen mo-
der FPÖ und zur Gründung des BZÖ dernen Rechtsextremismus und Rechtspo-
(„Bewegung für die Zukunft Öster- 6. pulismus „gegründet und auf dem 4. Eu-
reichs“) durch Haider & Co. Das BZÖ er- Ebenso könnte generalisiert werden, dass ropäischen Sozialforum in Athen (4.-
weist sich jedoch als das, was es von An- in Westeuropa die „große Stunde“ des 7.Mai 2006, s. auch Artikel S. 4 in dieser
fang war: als abgehobenes Reißbrettkon- Rechtspopulismus fürs erste vorbei ist. Ausgabe der AN) einer breiteren Öffent-
strukt. Es setzte eine Wahlniederlage nach Und dass eher wieder Rückgriffe auf klas- lichkeit vorgestellt.
der andern, in einigen Bundesländern sisch rechtsextreme Politikformen erfolgen Die Initiative versteht sich als offenes
reichten die Ressourcen nicht, um über- (NPD in der BRD, Strache-FPÖ, die Ver- Netzwerk (ohne jeglichen Alleinvertre-
haupt zu den Wahlen anzutreten... suche – insbesondere des FPÖ-Europaab- tungsanspruch!). Außer fundierter Analy-
Derzeit wird das BZÖ bundesweit bei ca. geordneten Andreas Mölzer – eine europa- se sind ihre MitstreiterInnen um die „Er-
3 Prozent gehandelt. Die „Alt-FPÖ“ unter weite rechts-rechts-Liste für die EU-Parla- leichterung praktischer Aktivitäten gegen
ihrem neuen „Führer“ Hans Christian mentswahlen 2009 zustande zu bringen – Rechtsextremismus und Rechtspopulis-
Strache konnte sich bei rund 9 Prozent inklusive des Front National Le Pens,...). mus“ bemüht. So wichtig Aufklärung und
stabilisieren (in Wien bei den Kommunal- Solch eine Generalisierung ist aber Ideologiekritik sind, sie allein werden kei-
wahlen 2005 waren es – mit einem offen selbst für Westeuropa (in Polen ist erst ne tragfähigen, politisch relevanten Ant-
rassistischen Wahlkampf – gar 15 Pro- jüngst der Rechtsextremismus/Rechtspo- worten von links ergeben.
zent!) pulismus zu Regierungsehren gekommen) „Die Waffe der Kritik, kann die Kritik
mit großer Vorsicht zu genießen: eine der Waffen nicht ersetzen.“ (Karl Marx).
3. durchaus mögliche neuerliche Konjunktur 26.5.06, Hermann Dworczak ■
Der relative „Erfolg“ der FPÖ und Stra- Le Pens bei den kommenden Präsidenten-
ches hat tiefe strukturelle Ursachen. Nach wahlen, das spezifische Phänomen Sarko- (1) Robert O. Paxton: Anatomie des Faschismus.
1945 war die FPÖ fast ausschließlich ein zy, der flämische Vlaams belang oder die Deutsche Verlags-Anstalt, München 2006. 447
Auffangbecken für Ewiggestrige. Haider weitere politische Entwicklung Berlusco- Seiten.

: antifaschistische nachrichten 12/2006 7


„Bozkurt“ an Kölner Schulen
Selbstethnisierung als Barriere zur gesellschaftlichen Partizipation
Während an Berliner Haupt- werde ich hier als Knoblauchfresser be- pauschalisierte Gewaltbild von jungen
schulen ein mediales Bedro- schimpft. So kann ich mich nicht an die Migranten, das Zuwanderungsgesetz, die
hungsszenario aufgeworfen deutsche Kultur adaptieren. Also, lieber Leitkultur, die Kopftuchdebatte, das
wird und Bildungspersonal schon den setze ich mich in eine türkische Klasse, Feindbild „Islam”, der Bau der Ehrenfel-
Konkurs angekündigt hat, haben an denn ich denke türkisch, lebe türkisch der Großmoschee u.ä. schaffen die Basis
Kölner Schulen türkische Rechtsnatio- und spreche türkisch. Hier lernen Ju- für eine gesellschaftliche Polarisierung
nalisten, die sich auch als „Bozkurt- gendliche, dass sie Türken sind. Richtige und den Rückzug in die „ethnischen Ni-
lar“ (Graue Wölfe) bezeichnen, Türken sollen sie werden.“ Der 17jähri- schen” bzw. in die Parallelgesellschaft.
längst ihre eigene Leitkultur etabliert. ge Schüler Alperen aus dem Idealisten- Die Konsequenzen dieser Distanz-
Zu beobachten ist, dass der Einfluss heim der Weltordnung in Köln-Ehrenfeld Ideologie sind gegenwärtig am stärksten
extrem rechter türkischer Organisa- sieht seine türkische Identität in der in den Schulen spürbar. So auch in zahl-
tionen wie ADÜTF/Türk Federasyon strikten Verbindung mit dem Nationalis- reichen Kölner Schulen mit hohem tür-
(Föderation der Idealistenvereine in mus: „… wenn man Türke sagt, dann kischsprachigen Migrantenanteil. Aus
Europa), ATIB (Türkisch Islamische muss es also nationalistisch sein. Türke den lokalen und überregionalen Medien
Union Europa) und ANF (Föderation ist jemand, der sein Volk, Koran, Allah, konnte entnommen werden, dass Jugend-
der Weltordnung in Europa) seit Mitte Stolz, Ehre, Traditionen, Land, Fahne, liche aus dem Umfeld der Grauen Wöl-
der 90er Jahre auch in Köln einen Zu- seine Vergangenheit kennt. Die Bedeu- fe/MHP (Nationalistische Bewegungs-
wachs verzeichnen. tung der 3-Halbmonde ist: Moral, Glau- partei in der Türkei) Lehrer provozieren,
be und Gerechtigkeit. Wenn alles zusam- bedrohen und den Unterricht torpedie-
Vor allem haben sich diese Organisatio- menkommt, dann ist man ein richtiger ren. Unter Druck stehen vor allem auch
nen und Netzwerke überall zu Selbst- Türke.“ Lehrer für den muttersprachlichen Tür-
hilfeorganisationen entwickelt, die star- Das Bild mit denen all diese Jugendli- kischunterricht sowie Lehrer kurdischer
ken Einfluss auf Fußballclubs, Mo- chen ihre Vorstellungen vom „idealen Abstammung, die von diesen Jugendli-
scheen, Ausländerbeiräte und das soziale Türken“ beschreiben, stützt sich auf die chen zur Zielscheibe gemacht werden.
Leben der türkischsprachigen Zuwande- Mythologie des Grauen Wolfs, jenes le- Immer mehr Lehrer berichten, dass mus-
rer ausüben und vor allem auch eine gendären Tiers, dass die Türkstämme vor limische Jungen und Mädchen gemein-
wichtige Basis unter Jugendlichen der der Unterjochung des Feindes gerettet same Schulaktivitäten verweigern. Wenn
jüngeren Generation gewinnen konnten. und es von China nach Kleinasien ge- Lehrer dies nicht dulden und ebenso den
Sie propagieren hier eine Selbstethnisie- führt hatte. „Der Graue Wolf passt ganz türkischsprachigen Mädchen außerdem
rung, die einen Rückzug in die eigenen zum Türken. Er ist unser nationales das Tragen des Kopftuchs verbieten, lau-
„ethnischen Nischen“ fördert und den Symbol. Den Wolf kann man nicht an- fen sie aber Gefahr, bei diesen Jugendli-
Begriff des „Europäischen Türkentums“ ketten oder einsperren, auch also den chen das Gefühl noch zu verstärken,
zur Kernideologie für die türkisch-natio- Türken nicht. Er lässt sich nicht anketten, nicht dazu zu gehören. Häufig beklagen
nale Identität in der Migration macht. befehlen und unterdrücken. Er würde Lehrer, dass es zu diesem Thema wenig
Ebenso werden aus dem Mutterland Tür- aufstehen und auf den Tisch hauen“ be- Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit
kei verbreitete nationalistische Ideolo- kräftigt der 17jährige Cem aus Bicken- gibt, so dokumentierte es auch die Köl-
gien gegen ethnische Minoritäten (Kur- dorf, der mehrere Male aus der Schule ner Mitgliederzeitung der Lehrergewerk-
den, Armenier u.ä.) verbreitet und zu flog und sich durch Gewalt Respekt ver- schaft GEW. Vielen Lehrern ist es nicht
Konfliktthemen gemacht. schafft. „Gelernt habe ich in dem Verein bewusst, was für politische Inhalte und
den Deutschen zu zeigen, dass wir Tür- Strategien sich hinter den Grauen Wöl-
„In Deutschland haben sie ken und Moslems sind, gelernt habe ich fen verbergen. Die meisten von ihnen
nicht zu fluchen und Respekt vor Älteren kennen nicht einmal die Symbole der
uns mit Zwang daran erin- zu haben und auch unsere wahre nationa- Grauen Wölfe oder MHP. Benötigt wird
nert, dass wir Türken sind.“ listische Geschichte habe ich gelernt“ er- gerade in diesem Zusammenhang mehr
„In Deutschland haben sie uns mit zählt er. Informations- und Aufklärungsmaterial,
Zwang daran erinnert, dass wir Türken das mit pädagogischen Präventions- und
sind. (…) Ich habe dann auch den Verein Chancenungleichheit führt Interventionskonzepten begleitet werden
Ülkü Ocagi kennen gelernt. Habe in die- muss.
sem Verein fünf mal die Woche Kampf- zum Rückzug in die Schlußfolgernd ist zu sagen, dass die
sport betrieben und hing hier viel rum. „ethnischen Nischen“ oben skizzierten Zusammenhänge eine
(…) Ich war damals 15 Jahre gewesen. Begleitet werden diese Jugendbiogra- neue Qualität von Rechtsnationalismus,
Dann habe ich hier Vereinsseminare be- phien von Ausgrenzungserfahrungen, nämlich den ethnischen Nationalismus
sucht und heute identifiziere ich mich Perspektivlosigkeit, Schuldefiziten und auf bundesrepublikanischem Terrain
ganz mit der Ideologie der Grauen Wöl- Chancenungleichheit auf dem Arbeits- etabliert haben. Nun kommt es darauf an,
fe“ erzählt der 24jährige Kalker Yusuf. und Ausbildungsmarkt. Erfahrungen ha- sich über die bisherigen Konsequenzen,
Für ihn sind es die vielfältigen Ausgren- ben ebenso gezeigt, dass Chancenun- Ursachen sowie Misserfolge bewusst zu
zungserfahrungen, die seinen Rückzug gleichheit und Diskriminierungserfah- sein und Jugendlichen wie Yusuf, Ahmet,
aus den Werten dieser Gesellschaft aus- rungen von Migrantenjugendlichen häu- Alperen u.a., die ihre Identität in eth-
gelöst haben. Für den 22jährigen Mülh- figer dazu führen, dass sie sich mehr nisch-nationalistischen oder islamis-
eimer Ahmet, der seine politische Identi- denn je aus der Mehrheitsgesellschaft tisch-fundamentalistischen Strukturen
tät als Jugendleiter im Türkischen Idea- und von ihren Werten abgrenzen, zurück- entwickelt haben, stärker für demokra-
listenheim in Köln-Mülheim gefunden ziehen und ihre „eigene Welt” in der eth- tisch-plurale Grundwerte zu gewinnen,
hat, sind es nahezu ähnliche Gründe: nischen Parallelgesellschaft suchen. Öf- die über nationale Grenzen und Leitkul-
„…weil ich erstens Türke bin. Also, das fentlich-politische sowie mediale Dis- turen hinwegschauen müssen.
steht fest. Schon seit meiner Kindheit kurse und Debatten wie z.B. über das Dr. Kemal Bozay ■

8 : antifaschistische nachrichten 12/2006


Anders als Teile des Front Natio- Frankreich:
nal, die auch Antisemitismus im
politisch-ideologischen Kampf
nicht scheuen, konzentriert sich Philippe
Die Islamkontroverse im
de Villiers’ Rassismus hauptsächlich, ja –
im öffentlichen Diskurs – fast ausschließ- Rechtsaußenspektrum
lich auf die moslemischen Einwanderer in
Frankreich und Europa. muslime praktiziert werde – führe zum Villiers hat inzwischen auch öffentlich zu-
In seiner Kandidaturerklärung zur kom- Schwindel erregenden Anstieg der Terro- gegeben, dass seine Quellenangabe – die
menden Präsidentschaftswahl im April rismusgefahr. So behauptet de Villiers: die Herkunft seiner „Studie“ dem RG zu-
2007, die er am 11. September 2005 – und „Ein Mitglied des Personals, das in den schrieb – falsch sei; und schob nunmehr
wohl nicht zufällig hatte er das Datum auf Sicherheitszonen arbeitet, kann ohne jegli- nach, dass er angeblich durch die DST in-
diesen Tag gelegt – prangerte Philippe de che Kontrolle ein Gepäckstück mit Spreng- formiert worden sei.)
Villiers scharf die von ihm behauptete „Is- stoff in den Gepäckraum eines Flugzeugs In dem Originaldokument der DST geht
lamisierung Frankreichs“ an. Unter diesen legen.“ Ferner behauptet Philippe de Vil- es auch überhaupt nicht um Terrorismus.
Begriff packt Philippe de Villiers unter- liers, Zugang zu einer geheimen Studie des Vielmehr hatte der Nachrichtendienst eine
schiedslos verschiedene Phänomene, von polizeilichen Nachrichtendiensts RG (Les Kanzlei für Wirtschaftsspionage bzw. -auf-
der bloßen Anwesenheit (einer „zu großen Renseignements Généraux ), der ähnliche klärung, C3P, damit beauftragt, über Dieb-
Zahl“) von Einwanderern aus überwiegend Aufgaben wahrnimmt wie die Verfas- stähle durch das Flughafenpersonal und
moslemisch geprägten Ländern über die sungsschutzämter in Deutschland, gehabt Vetternwirtschaft bei der Einstellungspra-
Pläne zu einem Eintritt der Türkei in die xis zu ermitteln. „Islamistische Propagan-
da/Missionierung ha-
ben wir nicht festge-
stellt“, erklärte C3P-
Direktor Patrick Sé-
guy ausdrücklich.
(vgl. Nouvelobs.
com, Homepage des
Wochenmagazins,
Nachricht vom 28.
April 2006).
Ganz im Gegensatz
zu dem, was Philip-
pe de Villiers später
behauptet!
Dass der Inlands-
geheimdienst sich für
solche Dinge interes-
siert, erklärt sich da-
raus, dass der gesam-
te Flughafenbereich
als „hoch sensible“
Zone gilt und des-
halb intensiv durch
unterschiedliche
Nachrichtendienste
durchleuchtet wird.
Infolge der Studie
konnten tatsächlich
einige Diebstähle
aufgeklärt werden, es
EU bis hin zu den Aktivitäten islamisti- zu haben. Dies wurde durch die RG jedoch kam zunächst zu 30 Verhaftungen, aber
scher und/oder terroristischer Bewegun- alsbald dementiert. sechs der Festgenommenen erwiesen sich
gen. Kritische Recherchen ergaben jedoch später als unschuldig. 4 Personen wurden
Im April 2006 knüpfte Philippe de Vil- ziemlich schnell, dass die präsentierten In- strafrechtlich verurteilt, gegen die übrigen
liers erneut öffentlichkeitswirksam an die- formationen hinten und vorne nicht stimm- Betroffenen halten die gerichtlichen Unter-
ses Thema an, indem er ein Buch im Verlag ten. Die moderate Boulevardzeitung Le Pa- suchungen an. Infolge der Ermittlungen für
Albin Michel veröffentlichte, das Ängste risien etwa zog in ihrer Ausgabe vom 28. den Nachrichtendienst erhärtete sich ferner
wecken und und schüren möchte. Unter April die Herkunft des Dokuments in der Verdacht, dass es bei bestimmten Fir-
dem Titel ,Les Mosquées de Roissy‘(„Die Zweifel, und das linke Wochenmagazin men, die vom Flughafenbetreiber als Sub-
Moscheen von Roissy“; in der Pariser Vor- L’Humanité Hebdo publizierte am 18. Mai unternehmen in der Gepäckabfertigung
stadt Roissy liegt der Flughafen Charles de 06 eine umfangreiche „Gegenrecherche“. eingesetzt werden, eine Einstellungspraxis
Gaulle-Roissy) breitete de Villiers sich auf Den vorliegenden Ergebnissen zufolge aufgrund von „Seilschaften“ gegeben hat-
250 Seiten darüber aus, welch immensen stammt die angebliche Studie, auf die Phi- te. Demnach wurden rund 100 Personen,
Gefahrenherd der Pariser Großflughafen lippe de Villiers sich berief, nicht von den die alle aus derselben algerischen Klein-
Roissy angeblich berge. Die „Islamisie- RG. Es handelt sich vielmehr um ein inof- stadt (Gazhaouet) stammen, bei derselben
rung“ des Personals – Philippe de Villiers fizielles Dokument, das im Auftrag des In- Subfirma eingestellt, da Familienmitglie-
spricht in diesem Zusammenhang wörtlich landsgeheimdiensts und Spionageabwehr- der oder ehemalige Dorfnachbarn sich für
von einer „religiösen und ethnischen diensts DST (Direction de surveillance du die Einstellung dieser Zuwanderer einge-
Apartheid“, die zu Ungunsten der Nicht- territoire) erstellt worden war. (Philippe de setzt hatten.

: antifaschistische nachrichten 12/2006 9


Bei Philippe de Villiers wird daraus je- rückgekehrt waren. Dadurch wurde dieser Am 11. Mai 2006 wurde Jean-Marie Le Pen
doch das terroristische „Netzwerk von Aufzug ideologischer Kämpfer auch in ferner in dritter und letzter Instanz wegen
Gazhaouet“, was völliger Unfug ist. Gene- Frankreich bekannt, aber sie am Pariser „Aufstachelung zum Rassenhass“ gerichtlich
rell lässt sich feststellen, dass die Methode Flughafen zu erblicken, dürfte kaum mög- verurteilt, weil er im April 2003 in einem In-
des Grafen de Villiers als Buchautor darin lich sein: Alle Mitarbeiter, sei es im Ge- terview das Bild eines zukünftigen Frank-
besteht, Fakten unterschiedlicher (sozialer, päckbereich oder anderen Sicherheitszo- reichs ausmalte, in dem „25 Millionen Mos-
ökonomischer) Natur in sein vorgegebenes nen des Flughafens, müssen nämlich spe- lems“ leben. Und in dem, laut Le Pen, „die
ideologisches Schema einzupassen und im zielle Sicherheitswesten mit Neonfarben gebürtigen Franzosen sich der Wand ent-
Sinne einer „moslemischen Verschwö- tragen, auf denen der Schriftzug ihrer Fir- lang drücken und mit gesenktem Blick vom
rung“ zu deuten. Aus der überdurschnitt- ma (oder Subfirma) deutlich zu erkennen Trottoir herunter steigen“, sobald ihnen ein
lich häufigen Einstellung maghrebinischer ist. Moslem entgegen kommt. Das Interview
Immigranten bzw. maghrebinischstämmi- wurde gegeben, als Philippe de Villiers noch
Abgrenzungsversuche des FN keinen ernst zu nehmender Konkurrenten für
ger Einwandererkinder mit französischem
Le Pen darstellte.
Pass, die sich leicht durch sozio-ökonomi- Dem fanatischen Feldzug des Grafen de
sche Faktoren erklären lässt (es handelt Villiers gegen Alles, was auch nur entfernt
sich um „undankbare“, schlecht bezahlte moslemisch wirkt, widersprechen auch Le dern um die Ablehnung von Zuwanderung
Jobs unter schlechten Arbeitsbedingungen, Pen und Parteifunktionäre des Front Natio- an und für sich.
die bei „gebürtigen Franzosen“ höchst un- nal. Ihnen kommt es freilich gerade recht, Das Stimulieren negativer Gefühle ge-
beliebt sind) interpretiert er ein angebli- so über eine argumentative Abgrenzungs- gen den Islam ist nicht zwingend, um das
ches „islamisches Komplott“ heraus. möglichkeit zu den Rechtskatholiken unter zentrale Anliegen der extremen Rechten
Im Übrigen abstrahiert de Villiers’ Dar- Philippe de Villiers zu verfügen. Im politi- (die „Reinheit“ des Landes durch Abwehr
stellung der Abläufe am Flughafen, wo schen Streit mit de Villiers und dem MPF von Zuwanderung zu erreichen, und/oder
80.000 Menschen arbeiten, doch sehr weit hebt die Le Pen-Partei so darauf ab, das eine soziale Hierarchie aufgrund von „Ras-
von den Realitäten vor Ort. Denn derart „der Islam doch gar nicht das Problem sen“zugehörigkeit durchzusetzen) ideolo-
„unkontrolliert“, wie Philippe de Villiers (sei), sondern die gesamte ungebremste gisch zu begründen. Auf mindestens zwei
behauptet, kann dort niemand wirken: Um Einwanderung“. ideologischen Ebenen kann die extreme
überhaupt im Sicherheitsbereich tätig sein Am 18. März 2006 rief Le Pen etwa bei Rechte auch „islam-freundliche“ Argu-
zu können, benötigt jeder abhängig Be- einer Debatte mit Sympathisanten in Ville- mente oder Gefühle einsetzen:
schäftigte eine spezielle maschinenlesbare preux (bei Versailles) zu diesem Thema Die eine Ebene ist das politisch-kultu-
Karte, die er am Arbeitsanzug befestigen aus: „Man kann die Probleme nicht darauf relle Erbe des französischen Kolonialismus
muss. Die Ausgabe wird in enger Abspra- reduzieren, dass es um die Islamisierung auf der Rechten: Der einstmalige Kolonial-
che mit den am Flughafen tätigen Polizei- gehe. Man muss die gesamte Massenein- rassismus war kein auf totale Trennung
kräften sowie dem polizeilichen Nachrich- wanderung aufhalten.“ Und in der rechts- zwischen den „Völkern“ bzw. „Kulturen“
tendienst (den RG) vorgenommen, ihr Be- extremen Wochenzeitung Minute vom 23. abzielender – sondern er hatte die Errich-
sitz wird streng kontrolliert. In der sozialen Mai 2006 erklärt der ehemalige MPF- tung einer sozialen Hierarchie und die
Praxis liegen die Dinge oftmals so, dass die Funktionär Pierre Audier, der frisch zum „Unterordnung“ der Kolonialsubjekte un-
Drohung mit dem Entzug dieser Karte – Front National übergelaufen ist, den ideo- ter die dominierende „weiße“ Bevölkerung
die der Arbeitgeber einer Subfirma durch logischen Unterschied zu seinen ehemali- zum Gegenstand und zum Ziel. Daher ist
einen einfachen Anruf bei der Polizei, die gen Parteifreunden: „Diese ,Islamisierung er eher ein „paternalistischer“ Rassismus,
den maschinenlesbaren Arbeitsausweis da- Frankreichs‘ ist ein falsches Problem, und aus dessen Sicht es auch den „guten Mos-
raufhin sofort sperrt, auslösen kann – als dieser Diskurs kann sich sogar als gefähr- lem“ gibt: Nämlich jenen Moslem, der die
probates Erpressungsmittel eingesetzt lich erweisen, indem man die Religionen (koloniale) Vorherrschaft der Europäer be-
wird. Es erspart den Arbeitgebern nämlich, gegeneinander (aufwiegelt). Ich bin rö- reitwillig duldet oder ihr gar positiv zu-
die Kündigungsschutzregeln einzuhalten: misch-katholisch, und ich mag es nicht, stimmt. Und der entweder die „für ihn be-
Wer einen unliebsam gewordenen oder dass man eine Religion stigmatisiert. Falls stimmten“ niederen Arbeiten verrichtet,
(etwa im Zuge eines Streiks) negativ auf- es eifernde Missionierungsversuche von oder aber auf Seiten Frankreichs im Kolo-
gefallenen Beschäftigten los werden Moslems in Frankreich gäbe, oder wenn nialkrieg kämpft wie die ,Harkis‘ im Alge-
möchte, braucht gar nicht erst ein Kündi- die Franzosen massenhaft konvertieren rienkrieg 1954/62. (Einige ,Harkis‘ oder
gungsverfahren einzuleiten, sondern sorgt würde, dann gäbe es ein großes Problem. ihre Nachfahren sind heute auch beim
einfach für die Sperrung des Sicherheits- Aber das ist nicht der Fall. Aber was Front National aktiv, etwa der Kommunal-
ausweises als unabdingbare Zugangs- stimmt, ist, dass manche Islamisten ihren parlamantarierer Sid Ahmed Yahiaoui in
voraussetzung zur Arbeit. Wer über dieses Lebensstil der französischen Gesellschaft Marseille.) Diese koloniale Form von Ras-
Zugangsmittel nicht verfügt, erfüllt die aufzwingen möchten. Aber, wenden wir sismus hat Jean-Marie Le Pen, der 1957
Einstellungsvoraussetzung nicht mehr, und unsere Gesetze an! Die Polygamie zum als Offizier der Fremdenlegion in Algerien
eine Kündigung muss nicht näher begrün- Beispiel ist auf dem Papier in Frankreich tätig war, in einer längeren Epoche seiner
det werden. Der/die Betreffende kann da- verboten. (...) Worauf warten wir, dass die Biographie geprägt.
gegen klagen, aber die Prozesse dauern Einwanderungsgesetze ebenfalls ange- Die andere Ebene ist der „ethnopluralis-
mehrere Jahre... wandt werden? Das wahre Problem ist tisch“-differenzialistische Rassismus, den
Vollends wilden Fantasien aufgesessen nicht das der Islamisierung, sondern das die intellektuelle Neue Rechte (Nouvelle
ist Philippe de Villiers dort, wo er in sei- der Schwäche unserer Regierung.“ Droite) in den 80er Jahren in das politische
nem Buch gar behauptet, es sei „geläufig, Auf diesem Wege versucht Jean-Marie Spektrum der Rechten neu eingebracht hat.
dass bärtige (Islamisten) in afghanischer Le Pen, die Diskussion um das „Islampro- In einem Teilbereich der extremen Rechten
Kluft“ auf den Flugzeugpisten arbeiten. blem“ von der Ebene der religiösen Kon- hat sie dadurch erheblich zur ideologi-
Als „afghanische Kluft“ bezeichnet man frontation (auf der Philippe de Villiers sich schen Modernisierung beigetragen. Denn
jene besondere Tracht (lange Pluderhosen, vorwiegend bewegt) herunter zu holen und der differenzialistische Rassismus versucht
wallender Bart...), die erstmals in den frü- den rassistischen Kern des Anti-Einwande- nicht, Hassgefühle auf Menschen zu schü-
hen neunziger Jahren durch bewaffnete Is- rungsprogramms der extremen Rechten ren, die „anders“ sind – wie bei primitiven
lamisten in Algerien eingeführt worden ist, klarer hervorzuschälen. Denn im Kern geht Ausdrucksformen von „spontanem“ Ras-
nachdem deren Kämpfer vom afghani- es ihr ja tatsächlich nicht so sehr um die sismus – oder den „falschen Glauben“ ha-
schen Kriegsschauplatz der 80er Jahre zu- Frage der Zugehörigkeit zum Islam, son- ben, sondern er erklärt dieses „Anderssein“

10 : antifaschistische nachrichten 12/2006


sogar zum positiven Wert. Alle menschli-
chen „Kulturen“ (die freilich als solche als
homogene und unveränderbare Gesamthei-
ten betrachtet werden, so dass die Zugehö-
rigkeit zu ihnen dem freien Willen der
Menschen entzogen ist) hätten Anspruch
auf Respekt. Damit aber eine jede dieser
„Kulturen“ ihre Besonderheiten auch be-
wahren könne und respektiert sehe, müss-
ten sie sich eben am besten getrennt entwi-
ckeln. Dabei legen die Intellektuellen der
Nouvelle Droite selbst Wert darauf, dass es
sich um gar keinen Rassismus handele (ja
sogar um eine antirassistische Ideologie,
da sie ja allen „Kulturen“ vollen Respekt
entgegen bringe, im Gegensatz zu den uni-
versalistischen Ideologien, die „Gleichma-
cherei“ betrieben und denen es daher an
solchem Respekt gerade mangele). In
Wirklichkeit dient diese Ideologie im poli-
tischen Bereich aber nur dazu, mit schöne-
ren Worten und angenehmerem Auftreten
die Forderung nach „Rückführung der Im-
migranten in ihre Herkunftsländer“ zu be- ligiösen Kult, seinen Hobbys oder sogar erst recht. So erfreute sich anlässlich der 1.
gründen – da selbige dort wieder an ihre seinem Spleen in der Privatsphäre nachzu- Mai-Kundgebung des FN in diesem Jahr
„kulturellen Wurzeln“ anknüpfen könnten. gehen – ohne leugnen zu können, dass ein Stand besonderen Zulaufs, an dem sich
Beide Ideologien und ihre jeweiligen Frankreich eine Nation christlicher und hu- die FN-Satellitenorganisation SDF anpries.
Argumentationsstränge koexistierten lange manistischer Kultur ist.“ (Zitatende) SDF ist normalerweise die französische
Jahre hindurch innerhalb des Front Natio- In ihrer Essenz beinhaltet diese Rede Abkürzung für Obdachlose (sans domicile
nal, der ja eher ein Konglomerat unter- eher eine autoritäre Umdeutung der bür- fixe), steht aber in diesem Fall für „Solida-
schiedlicher rechtsextremer Ideologien gerlichen Staatsideologie in Frankreich, rité des français“ (Solidarität unter Franzo-
denn eine Organisation mit einheitlichem also des universalistischen Anspruchs der sen). Es handelt sich um eine kleine rechts-
Ideengebäude darstellt. Neben ihnen fan- Republik. Wobei letzterer freilich in Le extreme Pseudo-Wohltätigkeitsorganisati-
den und finden sich auch noch katholisch- Pens Umdeutung in einen Vorwurf an die on, die ab und zu an bestimmten Orten in
nationalistische Elemente wieder, für die Adresse der gesellschaftlichen Minderhei- Paris eine Art von Volksküchen veranstaltet
der Islam eher den „Glaubensfeind“ dar- ten gekehrt wird – während der ursprüngli- – einen Suppenausschank für Obdachlose
stellt. Seit der Parteispaltung des FN zwi- che bürgerlich-revolutionäre Universalis- und andere Arme, die dadurch für rechts-
schen Le Pen- und Mégret-Anhängern, mus ja einstmals gerade dazu dienen sollte, extreme Propaganda gewonnen werden
zum Jahreswechsel 1998/99, wurde jedoch auch den Minderheiten gleiche Rechte sollen. Diese „wohltätige Speisung“ wird
die intellektuelle „Neue Rechte“ in den (durch den gleichen Zugang zur öffentli- aber von der Bedingung abhängig ge-
Reihen des Front National erheblich ge- chen Sphäre) zu gewährleisten. macht, dass die Betreffenden Schweine-
schwächt. ,Beim „historischen“ Front Na- fleisch akzeptieren, denn auf dem Menü
tional, also der Rumpfpartei, überwogen Bilanz, Schlussfolgerung: stehen ausschließlich Speck und Suppe mit
nunmehr eher die traditionellen Katholiken Schweinefleischeinlage. Im Mittelpunkt
und Alt-Kolonialrassisten. Die Ideologie des Jean-Marie Le Pen ist im steht dabei selbstverständlich die Absicht,
Auch seine Kontaktaufnahmen zu Ver- Laufe der Jahre durchaus wandelbar, bzw. sowohl jüdische als auch moslemische
tretern des politischen Islam (unterschied- unterschiedlichen Einflüssen aus divergie- Menschen (sofern sie den Vorschriften ih-
licher Couleur, von Erbakan bis Teheran) renden Quellen innerhalb der (je nach Strö- res jeweiligen Glaubens folgen) fern zu
hat Jean-Marie Le Pen seitdem nicht er- mung: national-autoritären, religiösen und halten. Am Stand dieser kleinen Organisa-
neuert. Und in seiner 1. Mai-Ansprache nicht religiösen, postkolonial-paternalisti- tion am 1. Mai wurde auf Handzetteln für
von 2006 schlug der alternde Chef des FN schen, völkischen, rassistisch-biologisti- eine Feier am Ende des Monats Mai ge-
wiederum andere Töne an, die eher autori- schen usw.) Rechten ausgesetzt. Aufgrund worben, die passenderweise auf den Na-
tär-republikanisch und assimilationistisch der neu erwachenden Konkurrenz durch men „La fête du cochon“ (Das Fest des
klingen. Philippe de Villiers sieht Jean-Marie Le Schweins) getauft worden ist. Für solche
So führte Jean-Marie Le Pen beim dies- Pen sich derzeit unter Druck gesetzt. Aus Dinge begeistern sich die Anhänger, das
jährigen 1. Mai-Aufmarsch vor der Pariser diesem taktischen Moment heraus nimmt „Fußvolk“ Le Pens. Und Le Pen provozier-
Oper aus: „So wie die ungezügelte Immi- der Chef des FN zur Zeit den islamfeindli- te während seiner Ansprache – erwünschte
gration muss der Kommunitarismus, des- chen Diskurs sehr stark zurück, was ihm – Buhrufe, als er in einer Redepassage über
sen (Träger) eine Konkurrenz der Opfer dadurch umso leichter fällt, dass er über al- den historischen Werdegang seiner „Natio-
betreiben, deren Wehklagen die gebürtigen ternative ideologische Argumentations- nalheiligen“ Jeanne d’Arc ausführte, wel-
Franzosen zu Reparationsleistungen brin- und Deutungsmuster innerhalb der (hetero- che geschichtlichen Ereignisse gleichzeitig
gen soll (...) aufhören. Es ist höchste Zeit, genen) rechtsextremen Denktradition ver- zum Auszug dieser „Jungfrau von Orlé-
all diese Kommunitaristen an die Prinzi- fügt. Dabei kann er auch auf bestimmte ans“ in den 100-jährigen Krieg gegen die
pien der Einen und unteilbaren Republik Phasen seiner eigenen Argumentation in Engländer stattgefunden haben. Die Passa-
zu erinnern, die in der öffentlichen Sphäre der jüngeren Vergangenheit zurückgreifen. ge „Die Türken erobern Konstantinopel
weder Moslems noch Juden noch Schwule Dennoch wäre es falsch, anzunehmen, und besiegeln die Islamisierung des ge-
noch Lobbygruppen anerkennt, sondern dass Le Pen dadurch plötzlich zum samten Mittleren Osten“ quittierte seine
nur französische Staatsbürger und das Inté- „Freund der Moslems“ geworden sei. Eine Anhängerschaft mit Buhrufen.
rêt général. Wobei dem Individuum seine solche Annahme wäre absolut falsch, und
volle Freiheit überlassen bleibt, seinem re- seine Parteigänger betreffend wäre sie es Bernhard Schmid, Paris ■

: antifaschistische nachrichten 12/2006 11


: ausländer- und asylpolitik
Der Jugendliche wird an der Schulter ver-
letzt.

Alltag in antisemitischen Sprüchen. Laut Pressebe-


richten werden Hakenkreuze, SS-Runen
und Parolen wie „Scheiß Juden“ und „Wir
Obernkirchen, Niedersachen,
22. März:

Deutsch- kommen wieder“ auf die fast 700 Jahre


alte Kirche gepinselt, Der Pfarrer der Ge-
Unbekannte besudeln den jüdischen
Friedhof, der versteckt in einem Wäld-

land meinde vermutet einen Zusammenhang


mit einer Veranstaltung zum 100. Ge-
burtstag von Dietrich Bonhoeffer. Der
chen liegt, mit faschistischen Symbolen.
Bereits zuvor waren im Schaumburger
Land jüdische Gräber entweiht worden. In
Eine Chronik fremdenfeindlicher Vor- Theologe der Bekennenden Kirche hatte der Gegend, heißt es in einem Poli-
fälle in den vergangenen Monaten sich der Widerstandsbewegung gegen den zeibericht, komme es häufig zu Schmiere-
Nationalsozialismus angeschlossen und reien und Pöbeleien mit rechtsextremisti-
Müssen ausländische Besucher der Fuß- wurde 1945 im Konzentrationslager Flos- schen Hintergrund.
ball-WM in bestimmten Gegenden um senbürg ermordet.
Leib und Leben fürchten? Mit seiner War- Neuruppin, Brandenburg,
nung hat der frühere Regierungssprecher Suhl, Thüringen, 3. März: 24. März:
Uwe-Karsten Heye eine große Diskussion
ausgelöst. Dabei besteht leider kein Zwei- Gegen Mitternacht greifen etwa sieben Vier Rechtsradikale im Alter von 15 bis
fel daran, dass in der gesamten Bundesre- Neonazis zwei Punks in der Nähe eines 20 Jahren überfallen einen 27-Jährigen
publik rechtsradikale Übergriffe, antisemi- Einkaufszentrums an und schlagen sie zu- aus der linken Szene und schlagen mit ei-
tische Schmierereien und fremdenfeindli- sammen. nem Baseballschläger auf ihn ein.
che Attacken an der Tagesordnung sind. Wartende Passanten greifen nicht ein. Als
Nur: Viele Vorfälle finden kaum Aufmerk- einer der Punks hilfesuchend an die Tür Hagenow, Mecklenburg-
samkeit, die Berichterstattung beschränkt eines Busses klopft, reagiert der Bus- Vorpommern, 1. April:
sich auf die lokalen Medien. Die Süddeut- fahrer nicht.
sche Zeitung dokumentierte eine Auswahl Zehn Rechtsradikale zerren einen Ein-
alltäglicher Episoden aus den vergangenen Chemnitz, Sachsen, 8. März: wanderer aus Russland aus seinem Auto
Monaten. und schlagen ihn brutal zusammen. Er
Unbekannte aus der rechten Szene legen muss in ein Krankenhaus eingeliefert
Gräfenhainichen, nachts vor dem jüdischen Restaurant werden. Die Polizei kann später verhin-
Sachsen-Anhalt, 1. Januar: „Schalom“ einen Schweinskopf mit ei- dern, dass mit Knüppeln und Me-
nem Davidstern und der Aufschrift „Jude“ tallstangen bewaffnete Bekannte des Op-
Mit Holzknüppeln und Bierflaschen schla- ab. Der Staatsschutz ermittelt wegen des fers die Tat rächen.
gen sechs junge Rechtsextreme auf zwei Verdachts der Volksverhetzung.
Vietnamesen ein. Die 31 und 43 Jahre alten Hamburg, 1. April:
Asiaten tragen Blutergüsse und Schnittver- Arnstadt, Thüringen, 11. März:
letzungen davon. Die Angreifer flüchten, Beim Fußballspiel des Chemnitzer FC ge-
als Passanten einschreiten. In der Wohnung Bei einem Überfall wird ein junger Mann gen den FC St. Pauli randalieren rechtsra-
eines Tatverdächtigen beschlagnahmt die aus Südafrika verletzt. Unbekannte Täter dikale, gewaltbereite Hooligans aus Ost-
Polizei Munition, Schwarzpulver sowie beschimpfen den Mann indischer deutschland am Hamburger Millerntor
CDs mit rechtsextremistischer Musik. Abstammung zunächst wegen seiner und provozieren einen großen Polizeiein-
Hautfarbe. Später werden sie handgreif- satz. Schon vor dem Spiel kommt es zu
Hoyerswerda, Sachsen, lich und verprügeln den Südafrikaner, der Ausschreitungen, mit „Sieg-Heil“-Rufen
14. Januar: als Au-Pair in Arnstadt lebte. Die Täter stürmen Chemnitzer Fans in türkische Lä-
entkommen unerkannt, das Opfer verlässt den. Im Stadion stimmen rund 200 Hooli-
Täter aus der rechten Szene beschmieren bald darauf Deutschland. gans dumpfe ausländerfeindliche Gesän-
im Stadtgebiet von Hoyerswerda Gebäu- ge an, hissen Nazi-Fahnen und werfen
de mit Hakenkreuzen und SS-Runen und Cottbus, Brandenburg, Rauchbomben. Das Spiel muss unterbro-
kleben NPD-Aufkleber an Fassaden. Be- 18. März: chen werden.
troffen sind hauptsächlich Gaststätten
ausländischer Betreiber. Ein 28-jähriger Mazedonier wird in einem Cham, Bayern, 4. April:
Nachtbus von Rechtsradikalen belästigt
Backnang/Winnenden, Baden- und hin- und hergeschubst. Als der Mann Vier Neonazis im Alter von 16 bis 19 Jah-
Württemberg, 20. Januar: den Bus verlässt, folgen ihm mehrere Ju- ren beleidigen einen 36-jährigen Mann
gendliche und umringen ihn, an- aus dem Irak und greifen ihn an. Der
Sechs Jugendliche im Alter zwischen 16 schließend wird das Opfer zu Boden ge- Mann wird im Gesicht verletzt und muss
und 18 Jahren brüllen in einer S-Bahn schlagen. Der 28-Jährige kann sich wie- sich im Krankenhaus behandeln lassen.
ausländerfeindliche Parolen und beleidi- der in den Bus retten und muss seine Ge- Drei der vier Täter kann die Polizei Stun-
gen nach Polizeiangaben einige Passagie- sichtsverletzungen im Krankenhaus be- den nach dem Vorfall festnehmen.
re „verbal und mit obszönen Gesten“. Auf handeln lassen.
dem Bahnhof Winnenden bedroht ein 16- Essen, NRW, 17. April:
Jähriger einen Passanten mit einem Mes- Hildesheim, Niedersachsen,
ser und sprüht Tränengas. 22. März: Drei Männer beleidigen und misshandeln
einen Mann aus Sri Lanka. Der 31-Jährige
Büdingen, Hessen, 4. Februar: Ein 25-jähriger Skinhead wirft vom Bal- wartet in einer U-Bahn-Station, als er mit
kon in der dritten Etage eines Wohnhauses den Worten „Scheiß-Ausländer“ angepö-
Unbekannte besprühen die Büdinger Tonbrocken auf einen türkischstämmigen belt wird. Als er zu fliehen versucht, stel-
Marienkirche mit Nazi-Parolen und 16-Jährigen und ruft rassistische Parolen. len ihm die Angreifer im Alter von 17 bis

12 : antifaschistische nachrichten 12/2006


31 Jahren ein Bein. Der Mann stürzt, die
Männer treten auf ihr Opfer ein. Zwei der
Täter waren einige Wochen zuvor durch
Deutschland wird
einen ausländerfeindlichen Übergriff auf
einen Afrikaner aufgefallen. Abschiebeweltmeister
Berlin-Friedrichshain, 19. April: PRO ASYL startet
Kampagne: Rote Kar-
Ein 35-jähriger Mann jemenitischer Her- te für Deutschlands
kunft wird mittags von zwei 27 und 28 Abschiebetaktik. Appell an
Jahre alten Männern am U-Bahnhof War- den Deutschen Bundestag:
schauer Straße angegriffen. Einer der Tä- Bleiberechtsregelung ge-
ter schlägt dem Opfer eine Flasche auf setzlich beschließen!
den Kopf und verletzt es erheblich. Der
andere Angreifer bedroht ihn mit einem Nachdem die Konferenz der
Klappmesser. Die Täter können festge- Innenminister von Bund und
nommen werden. Ländern sich erneut nicht auf
eine Bleiberechtsregelung ei-
Görlitz, Sachsen, 21. April: nigen konnte, gehen Abschie-
bungen auch von langjährig
Unbekannte werfen die Fenster der jüdi- Geduldeten unvermindert wei-
schen Synagoge in Görlitz ein. Die im ter. PRO ASYL appelliert an
Jahr 1911 eingeweihte Synagoge ist die den Deutschen Bundestag,
einzige in Sachsen, die die Pogromnacht sich seiner Verantwortung zu
1938 unversehrt überstanden hat. Ihre stellen und eine gesetzliche
Wiedereröffnung ist für das Jahr 2008 ge- Bleiberechtsregelung zu be-
plant. schließen. Die nächste Gele-
genheit: die Beratungen des
Schwedt, Brandenburg, Bundestages über das Ände-
26. April: rungsgesetz zum Zuwande-
rungsgesetz. PRO ASYL ruft
Ein 15-jähriger Punk, der ein T-Shirt mit Flüchtlingsinitiativen dazu
dem Aufdruck „Arbeit ist scheiße“ trägt, auf, während der Fußball-WM
wird von drei Angehörigen der rechtsradi- Unterschriften für eine gesetz-
kalen Szene zusammengeschlagen und liche Bleiberechtsregelung zu sammeln.
dabei schwer verletzt. Bei der Vorstellung der Kampagne kriti- Spitzenstellung bei der Asylpraxis ein –
sierte PRO ASYL die rigorose Abschie- dies trotz der durch die Abschiebung im
München, Bayern, 28. April: bepraxis und forderte einen sofortigen europäischen Verbund extrem gesunke-
Abschiebestopp bis zum Inkrafttreten ei- nen Zugangszahlen. Seine Favoriten-
Drei stark alkoholisierte Skinheads im Al- ner Bleiberechtsregelung. Es sei uner- stellung im Kampf um den makabren
ter zwischen 16 und 20 Jahren greifen im träglich, dass langjährig Geduldete ge- Titel eines Abschiebeweltmeisters un-
U-Bahn-Zwischengeschoss am Haupt- genwärtig immer noch von Abschiebun- termauert Deutschland mit einer im eu-
bahnhof kurz nach Mitternacht zwei Kon- gen bedroht seien. Deutschland leiste ropäischen Vergleich einzigartigen
golesen an. Nach Pöbeleien wirft eine 20- sich den fragwürdigen Luxus, 200.000 Strategie. Einmal gewährtes Asyl wird
jährige Rechtsradikale eine Bierflasche Menschen – von ihnen mehr als 120.000 massenhaft widerrufen. Über 40.000
und verletzt den 18-jährigen Afrikaner da- länger als 5 Jahre im Lande lebend – auf Flüchtlinge waren hiervon in den letz-
mit an der Stirn. Eine stark blutende Wun- Abruf hier leben zu lassen: mit einer ten Jahren betroffen. Völlig unnötig
de ist die Folge. Der 25-jährige Kongolese Duldung, die die faktische Integration wird Flüchtlingen aus dem Irak, Koso-
kann mit seinem Handy die Polizei ver- nicht anerkennt. vo, Afghanistan usw. der zum Teil vor
ständigen. Passanten, die die Neonazi-At- Mit verschwindend geringen Aner- Jahren gewährte Schutz und damit häu-
tacke beobachtet haben, halten die Schlä- kennungszahlen im Asylverfahren fig das Recht auf Aufenthalt entzogen.
ger bis zum Eintreffen der Polizei in nimmt Deutschland auch eine negative PRO ASYL ■
Schach.

Berlin, Denkmal für die ermor- Abgeordnetenhaus, Giyasettin Sayan, tails in das Gebäude. Außerdem schmier-
deten Juden Europas, 16. Mai: wird Opfer eines fremdenfeindlichen ten sie Hakenkreuze an die Außenwände.
Überfalls. Zwei Männer attackieren den Der Brand wurde von der Feuerwehr
Kurz nach dem einjährigen Bestehen des türkischstämmigen Politiker Sayan und schnell gelöscht. Menschen wurden nicht
Holocaust-Mahnmals sprühen Unbekann- beschimpfen den 56-Jährigen als „Scheiß- verletzt“.
te die Parole „ Juda verrecke“ an eine der ausländer, Scheißtürken“. Dann schlagen
Betonstelen. Vermutlich wegen der vielen sie ihn mit einer Flasche nieder. Heute früh, 26.5. in den Nachrichten:
Besucher hat es in den vergangenen zwölf Drei Afrikaner aus Mosambik wurden in
Monaten aber nur wenige Schmierereien Ostdeutschland (Dresden?) von 8 Nazis
gegeben: Vier Davidsterne und einige Ha- n der SZ vom 24./25.5.06 heißt es au- zusammengeschlagen….
kenkreuz-Symbole.

Berlin-Lichtenberg, 19. Mai:


I ßerdem: „In der Nacht zu Dienstag
wurde ein Anschlag auf ein interkultu-
relles Zentrum gegen Rechtsextremismus
Quellen: Polizeiberichte und Dokumenta-
tionen von Beratungsstellen für Opfer
im Ostberliner Stadtteil Marzahn verübt. rechter Gewalt. Zusammengestellt von
Der migrationspolitische Sprecher der Die unbekannten Täter schlugen ein Fens- Albrecht Weisker/Nds. Flüchtlingsrat
Linkspartei PDS-Fraktion im Berliner ter ein und warfen zwei Molotow-Cock- ■

: antifaschistische nachrichten 12/2006 13


Niedersächsische Personen mit einem Charterflug nach seit längerem auf eine Bleiberechts-Lö-
Kommunen fordern Afrika abgeschoben.“ Zielländer waren sung drängt und die Innenministerkonfe-
Guinea, Benin und Togo. renz im Herbst 2006 einen Beschluss
Bleiberecht für Geduldete Die 24 Flüchtlinge blieben während fassen wird, bittet der Rat das Innenmi-
Hannover. Der Druck auf das nieder- des Abschiebeflugs gefesselt. Allen war nisterium, der Stadt Möglichkeiten auf-
sächsische Innenministerium wächst: In- ein Helm über den Kopf gezogen wor- zuzeigen, schon vorher aufenthaltsbeen-
zwischen fordern auch einige Kommu- den. Die Polizei behauptet, dass diese dende Maßnahmen zu vermeiden.
nen in Resolutionen und Petitionen ein Helme dazu dienen sollen, die Gefange- Gleichzeitig erwartet der Rat von der
Bleiberecht für langjährig geduldete nen vor Selbstverletzungen zu bewahren. Ausländerbehörde, dass sie „ihre Mög-
Flüchtlinge. Die Stadträte von Olden- 1999 war der Sudanese Aamir Ageeb bei lichkeiten und ihr Ermessen im Sinne
burg und von Dannenberg haben sich dem Versuch seiner Abschiebung mit dieses Antrages nutzt“.
einstimmig für eine entsprechende Rege- Helm und Verschnürung erstickt. Danach Der Beschluss ist ein Erfolg der Rats-
lung ausgesprochen und Forderungen an wurden solche Helme bei Abschiebun- gruppe der Linkspartei.PDS. Denn der
das niedersächsische Innenministerium gen verboten. Einer der Männer, der auf Kern des gemeinsamen Antrages der vier
gestellt. In Dannenberg war der Bürger- dem Abschiebeflug vor drei Wochen mit Fraktionen beruhte auf einem Antrag der
meister Peter Selber (CDU) Initiator des dabei war, hatte fast ein Jahr lang ehren- Gruppe der Linkspartei.PDS, den sie ge-
Ratsbeschlusses, in Oldenburg ging die amtlich als Altenpfleger gearbeitet und meinsam mit DKP und AUF auf die Ta-
Initiative von den Grünen und der Links- hatte gerade erst zwei Monate zuvor ein gesordnung des Rates gebracht hatte.
partei aus. Bemerkenswert ist, dass in Freiwilliges Soziales Jahr begonnen, als Ende April scheiterte in Essen die Ab-
beiden Stadträten alle vertretenen Partei- er aus seiner Wohnunterkunft geholt, ins schiebung der aus dem Libanon stam-
en dem getroffenen Beschluss (siehe un- Gefängnis gesperrt und abgeschoben menden Familie Khodre in die Türkei.
ten) zustimmten. wurde. Nachdem er zwei Tage in Haft in Die türkischen Behörden erkannten die
Auch die Stadträte in Münster und in Benin verbracht hatte, war es ihm mög- Passersatzpapiere nicht an und schickten
Freiburg haben die Bleiberechtsforde- lich, sich bei UnterstützerInnen in die Familie mit dem nächsten Flugzeug
rung bereits durch vergleichbare Be- Deutschland zu melden. Weinend sagt er, zurück nach Deutschland. Die Familie
schlüsse unterstrichen. er könne nicht essen und nicht schlafen. gehört zur Gruppe der libanesischen
Beschlossene Resolution zur Immer wieder sagt er „Ich bin kaputt!“. Flüchtlinge mit ungeklärter Staatsange-
Bleiberechtsregelung Und: „Ich will lieber nicht mehr leben hörigkeit, denen die Ausländerbehörde
beschlossen auf der Ratssitzung am als in Benin zu bleiben.“ Bei diesem Ab- seit Jahren mit erheblichem Aufwand
29.5.06 in Oldenburg schiebeflug waren auch zwei Ärzte an nachzuweisen versucht, mit falschen Pa-
Der Oberbürgermeister wird ausgefor- Bord, die diesem Flüchtling zwangswei- pieren eingereist zu sein.
dert, sich gegenüber dem Niedersächsi- se ein Medikament verabreichten, um sMit rund 1.700 Menschen stellen die-
schen Innenminister dafür einzusetzen, ihn ruhig zu stellen. Diese Ärzte machten se Flüchtlinge die größte Gruppe der seit
dass auf der nächsten Innenministerkon- sich folglich nicht nur zu Helfershelfern Jahren nur geduldeten Flüchtlinge in Es-
ferenz eine Bleiberechtsregelung für einer brutalen Abschiebemaschinerie. sen. Darunter befinden sich ca. 65 %
langjährig in Deutschland lebende Aus- Sie machten sich obendrein der Körper- Kinder und junge Erwachsene, die be-
länderinnen und Ausländer mit Dul- verletzung schuldig und handelten dem reits hier in Deutschland geboren bzw.
dungsstatus („Altfallregelung“) be- von ihnen abgelegten Hippokratischen aufgewachsen sind.
schlossen wird und in den Gremien des Eid zuwider, in dem es heißt: „[…] zum Aus Anlass der misslungenen Ab-
Niedersächsischen Städtetages auf eine Nutzen der Kranken will ich eintreten schiebung der Familie Khodre wurde das
entsprechende Entschließung hinzuar- und mich von jedem vorsätzlichen Un- Vorgehen der Ausländerbehörde gegen-
beiten. recht und jeder anderen Sittenlosigkeit über der Gruppe der „Ungeklärten“ ein-
Ziel ist es, für die Geduldeten, die fernhalten.“ mal mehr heftig im Integrationsbeirat
schon lange Mitglieder unserer Gesell- Der Anwalt des betroffenen Flücht- kritisiert. Der Rechtsanwalt der Familie
schaft sind, eine Regelung zu finden, die lings hat inzwischen Strafanzeige gegen stellte ausführlich die Fragwürdigkeit
sie aus ihrem weitgehend rechtlosen Sta- Unbekannt wegen Körperverletzung er- der aus der Türkei eingeholten Meldere-
tus befreit und ihnen die Chance zu ei- stattet. gisterauszüge dar, auf deren Grundlage
nem menschenwürdigen und gleichbe- Der Flüchtlingsrat Hamburg protes- die Passersatzpapiere ausgestellt werden.
rechtigten Leben in Deutschland ein- tiert aufs Schärfste gegen die zunehmen- Die Frage, warum die Melderegisteraus-
räumt. de Praxis der Sammelabschiebungen, bei züge zwar von der Ausländerbehörde an-
Der Entwurf war eingebracht worden denen Hamburg eine Vorreiterrolle erkannt werden, um damit Abschiebun-
von Fraktion der Linkspartei im Rat der spielt. Diese Art der Abschiebungen ist gen durchzusetzen, aber nicht vom Stan-
Stadt Oldenburg und gekennzeichnet durch immer brutalere desamt, wenn es um eine Heiratserlaub-
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ■ Methoden und den Ausschluss der Öf- nis geht, blieb im Integrationsbeirat (und
fentlichkeit. Wir fordern einen sofortigen im Stadtrat) unbeantwortet. Damit ver-
Stopp aller Abschiebungen und Bleibe- letzt Essen den Grundsatz des einheitli-
Rechtsbruch bei weiterer recht für alle Flüchtlinge! chen Verwaltungshandelns.
Flüchtlingsrat Hamburg ■ Der Integrationsbeirat beauftragte sei-
Sammelabschiebung aus nen Vorsitzenden, Muhammet Balaban,
Hamburg – Anwalt erstattet Bleiberecht für geduldete die Situation der „Ungeklärten“ im
Strafanzeige Stadtrat darzustellen. Pro Asyl wandte
Flüchtlinge sich in einem Schreiben an den Stadtrat.
Hamburg. In der Nacht vom 24. auf den Essen. Ende Mai beschloss der Essener Ein Aufruf von Pro Asyl, „Bleiberecht
25. April diesen Jahres fand in Hamburg Stadtrat nur gegen die Stimmen der REP für in Deutschland aufgewachsene und
zum wiederholten Mal eine Sammelab- einen Antrag von CDU, SPD, Grüne und geborene Flüchtlingskinder“, wurde in-
schiebung statt. Wie die Hamburger Aus- FDP, der die Landesregierung auffordert, zwischen von den Stadtsuperintendenten
länderbehörde in ihrer Pressemitteilung „langjährig hier lebenden Flüchtlingen Michael Heering, Irmenfried Mundt und
bekannt gab, wurden „in bewährter Zu- ohne gesicherten Aufenthaltsstatus ein Helmut Keuss, dem Domprost Otmar Vi-
sammenarbeit mit der Bundespolizei und Leben in Deutschland zu ermöglichen.“ eth, Rudi Löffelsend von der Caritas,
weiteren Bundesländern insgesamt 24 Vor dem Hintergrund, dass NRW schon dem DGB-Vorsitzenden Dieter Hille-

14 : antifaschistische nachrichten 12/2006


: ostritt
brand sowie dem grüne Ratsherr Burak zung um ein Bleiberecht und ein deutli-
Copur als Erstunterzeichner unterstützt. cher Fingerzeig an die Ausländerbehör-
Angesichts der breiten Unterstützung de, sich mit Abschiebungen langjährig
der Bleiberechtsforderung standen die geduldeter Flüchtlinge zurückzuhalten. ie taz gibt Entwarnung. „Nach
Ratsfraktionen unter Druck und konnten
den Antrag der Gruppe der
Linkspartei.PDS nicht einfach ablehnen.
Vor allem die Vertreter der Flüchtlinge
aus dem Libanon fühlen sich in ihren
Anstrengungen, eine Lösung zu finden,
D jahrzehntelangem Streit zwischen
den Sudetendeutschen und der
tschechischen Regierung wegen der Ver-
Der nun gefasste Beschluss ist ein wich- bestärkt. triebenenfrage deutet sich eine Entspan-
tiger Fortschritt in der Auseinanderset- Gabriele Giesecke ■ nung an“, berichtet das Hausblatt der Grü-
nen über den Sudetendeutschen Tag, der
am Pfingstwochenende in Nürnberg statt-
Vorsichtig formuliert: fand. Zur Entspannung hat, das geht aus
mer öfter, dass es sich sowohl bei der dem taz-Artikel hervor, auch der Sprecher
Geschichts-Revisionismus DDR als auch beim deutschen Faschis- der Sudetendeutschen Landsmannschaft,
von Amts wegen mus um zwei ebenbürtige Diktaturen Johann Böhm, beigetragen. Böhm zer-
gehandelt habe ...“ streute, berichtet die Zeitung in ernstem
Die Bundesregierung hat eine Anfrage Soweit die zitierte und von der Bun- Ton, „tschechische Befürchtungen, bei ei-
zum aktuellen Verfassungsschutzbericht desregierung offensichtlich als verfas- ner Aussöhnung könnte eine Rückkehrwel-
beantwortet. Dazu erklärt Petra Pau, sungsfeindlich eingestufte Meinung von le einsetzen. Von den damals Vertriebenen
stellvertretende Vorsitzende der Frakti- Prof. Heinrich Fink. lebe heute nur noch ein kleiner Teil.“
on DIE LINKE. und Mitglied im Innen- Die mir übermittelte Antwort wurde Für Realsatire ist die taz immer gut: We-
ausschuss: vom parlamentarischen Staatssekretär der gibt es tschechische „Befürchtungen“
Im aktuellen Bericht des Bundesamtes Peter Altmaier unterzeichnet. Seine vor einer „Aussöhnung“, die im Sinne ei-
für Verfassungsschutz wird die Vereini- Rechtfertigung lässt darauf schließen, nes tschechischen Auf-die-Deutschen-Zu-
gung der Verfolgten des Nazi-Regimes - dass er die Gleichsetzung der DDR mit gehens ohnehin völlig fehl am Platz wäre,
Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) dem Hitler-Faschismus für legitim und noch ist in Tschechien unbekannt, dass die
erneut als linksextremistisch gebrand- eine Differenzierung zwischen beiden Ansprüche der Umgesiedelten nach deut-
markt. Das ist nicht neu. Systemen für verfassungsfeindlich hält. schem Recht bei ihrem Tod auf ihre Nach-
Noch schlimmer ist die Begründung Das nenne ich – vorsichtig formuliert kommen vererbt werden. Und was am
der Bundesregierung. Ich wollte wis- – Geschichtsrevisionismus von Amts Motto der Veranstaltung („Vertreibung ist
sen: Worin sieht die Bundesregierung wegen. Sie ist zugleich eine Verhöh- Völkermord“) auf „Entspannung“ deuten
die Verfassungsfeindlichkeit der nung jener Opfer des Faschismus, die soll, gehört auch zu den Geheimnissen der
VVN/BdA bei ihrem „Kampf gegen an- sich in der VVN-BdA engagieren. Redaktion. Die unsägliche Umdefinition
geblichen 'Geschichtsrevisionismus'“ Petra Pau ■ der Umsiedlung zum Genozid ist schlicht
begründet? Das Zitat und einfach die einzige Möglichkeit, dafür
stammt aus dem Be- zu sorgen, dass die Ereignisse von 1945 bis
richt des Verfassungs- 1947 von zukünftigen Gerichten als „nicht
schutzes. verjährbar“ eingestuft und entsprechend
Die Bundesregie- verfolgt werden können – ein höchst ag-
rung antwortete mir gressiver Akt.
heute und verweist auf Bemerkenswert ist auch, was der bayeri-
eine Aussage von Prof. sche Ministerpräsident über das Straffrei-
Heiner Fink (VVN- stellungsgesetz vom 8. Mai 1946 zu sagen
BdA) in der Tageszei- hatte. Das Gesetz – ein Jahr nach der be-
tung 'junge Welt' vom dingungslosen deutschen Kapitulation ver-
14./15. Januar 2006: abschiedet – stellt Handlungen von Strafe
„Parallel dazu propa- frei, die „in der Zeit vom 30. September
gieren Politiker der 1938 bis zum 28. Oktober 1945 vorgenom-
etablierten Parteien im- men“ wurden „und deren Zweck es war, ei-
nen Beitrag zum Kampf um die Wiederge-
winnung der Freiheit der Tschechen und
Slowaken zu leisten“. Auch Handlungen,
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. „die eine gerechte Vergeltung für Taten der
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach Ziele“ hatten, werden in dem Gesetz für
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, „nicht widerrechtlich“ erklärt. Das Gesetz
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, war nötig, denn sonst hätte man unter an-
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart,
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. derem den Anschlag auf den NS-Statthal-
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. ter Reinhard Heydrich juristisch verfolgen
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind müssen. Anderer Ansicht ist Edmund Stoi-
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. ber, der Hauptredner auf dem diesjährigen
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- Sudetendeutschen Tag: „In einem Europa,
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung das sich rechtsstaatlichen Werten verpflich-
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. tet fühlt, hat ein derartiges Gesetz keinen
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
Platz.“
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., Keine Frage, die taz hat Recht: Bei so
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke (MdB); Jochen Koeniger (Ar- viel Rechtsstaatlichkeit deutet sich gewalti-
beitsgruppe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vor-
standes der Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten);
ge Entspannung an. Und so titelt dann auch
Kreisvereinigung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter der Tagesspiegel: „Versöhnliche Töne bei
hbv in ver.di Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk. den Vertriebenen“. jk ■

: antifaschistische nachrichten 12/2006 15


: aus der faschistischen Presse

Erneuter Versuch
und Gleichheit. Freiheit im konservati-
Nationalismus und Elite- ven Sinn gründet sich auf das Recht der
wahn zu etablieren Differenz – darauf, dass alle Menschen
Junge Freiheit Nr. 22/06 vom 26. Mai 2006 aufgrund ihrer biologisch-genetischen
Das Nationalbewusstsein – vor allem das Herkunft ungleich in ihren Fähigkeiten
angeblich fehlende deutsche – ist regel- und Leistungen sind, woraus sich Eliten
mäßiges Thema im Blatt. Karlheinz und Hierarchien ergeben ... Die ,neuen’
Weissmann nimmt das zwanzigjährige Unterschichten (in Wahrheit die stets
Bestehen des Blattes zum Anlass, den existierenden, aber erst durch die Wirt-
Historikerstreit wieder auszugraben. Er schaftskrise wieder aufgedeckten alten
geht davon aus, dass es damals Haber- Schichten) sind somit Opfer in doppelter
mas und anderen gelungen sei, diese Hinsicht: zum einen wegen ihres Schick-
Identität umzuwidmen: „Die Kombinati- sals, zu den geistig Minderbegabten zu
on von Westbindung und Sonderwegtabu gehören, zum anderen aber wegen einer
auf der einen, Kollektivscham und dau- Politik, die die scheinbar menschen-
ernde Vergangenheitsbewältigung auf freundliche Gleichheitslüge zu einem
der anderen Seite bildet seit den achtzi- Dogma erhoben hat.“ Hinter Kunzes bio-
ger Jahren die Grundlage des deutschen logisch begründetem Herrschaftsan-
Selbstverständnisses.“ Doch Weissmann spruch steckt ein deftiges Interesse. Der ses ist dem Blatt gleich zwei Artikel wert
wittert Morgenluft: „Erst jetzt wird der ... Arme ist nicht nur arm, weil er dumm ist, – sie hoffen, der Nationalismus könne
entstandene Konsens in Frage gestellt, er soll in Zukunft auch mehr zahlen: grausliche Urstände feiern. Günter Zehm
aber nicht von einer zu Einfluss gekom- „Mit staatlichen Transferleistungen ist rezensiert: „Traditionen des Selbsthasses
menen Gegenelite, auch nicht von einer ein Sozial- und Wohlfahrtssystem ge- und der Selbstzerstörung gibt es nicht.
jungen Generation ... Die Infragestellung schaffen worden, das die Eigenverant- Sie führen ... zur Auflösung und schließ-
geht von der Veränderung der Lage aus. wortlichkeit der einzelnen untergraben lich zum Untergang. Natürlich gilt das
Die moralische Diskreditierung der USA und das Anspruchsdenken geweckt hat. auch für das deutsche Volk. Wenn solche
und der Kampf der Kulturen, die Un- Doch jetzt ist der scheinbar ewig spru- Erkenntnisse seit jüngstem auch in Krei-
möglichkeit, eine nationale Identität aus delnde Wunderquell versiegt. In Zukunft sen Raum finden, in denen sich Matus-
dem Geist permanenter Bußbereitschaft muss unten wieder einkassiert werden, sek üblicherweise bewegt, ist das ein gu-
erwachsen zu lassen, und die faktische was jahrzehntelang oben abkassiert wor- tes Zeichen. Viele Dinge sind zur Zeit im
zeitliche Entfernung zu geschichtlichen den ist.“ Derartige Begründungen für Fluss ... Doch im geistigen Untergrund
Ereignissen, von denen trotz ununterbro- Ausbeutung und Ausplünderung sind gärt es. Trendforscher halten den feuch-
chener Belehrung kaum noch etwas ge- nicht neu und die damit verbundenen In- ten Finger in den Wind und registrieren
wusst wird, das alles sind Faktoren, die teressen lange, hart und auch mit Erfolg unerwartete Richtungswechsel. Die Trias
zur Zersetzung des Selbstverständlichen von den Armen bekämpft worden. Sie ,Multikulti – Homoehe – Materialismus’
führen ... Das heißt auch, dass diejeni- sind nur lange nicht mehr so offen in ist ,out’, registrieren sie, ,Gott – Familie
gen, die in den intellektuellen Kämpfen rechten Blättern formuliert worden. – Vaterland’ sind wieder ,im Kommen’.“
eben unterlegen waren, in Zukunft trium- Und die Redakteurin Doris Neujahr titelt
phieren können.“ Ende des „Nationalmaso- „Ohne Nation geht’s nicht“ – was genau
Auf welcher Basis dieser Triumph ent- nicht „geht“, erläutert sie allerdings
stehen soll, erläutert Peter Kunze im chismus“ in Sicht? nicht.
Blatt – er ist der Auffassung, Gleichheit Junge Freiheit Nr. 23/06 vom 2. Juni 2006
sei eine Lüge und propagiert ungebro- Matthias Matussek, Chef des Spiegel- Auslandseinsätze der
chen biologisch begründete Elite- und Feuilletons, hat ein Buch mit dem Titel
Herrschaftsvorstellungen: „Dreh- und „Wir Deutschen. Warum uns die anderen Bundeswehr
Angelpunkt ist die Dialektik von Freiheit gern haben können“ veröffentlicht. Die- Junge Freiheit Nr. 24/06 vom 9. Juni 2006
„Holt unsere Soldaten heim!“ titelt das
Blatt – gemeint sind vor allem die Bun-
deswehrsoldaten, die Teil der internatio-
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
nalen Truppen in Afghanistan sind. Das
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: Blatt kritisiert bereits seit geraumer Zeit
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich die Auslandseinsätze der Bundeswehr –
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
nicht mit pazifistischen Begründungen,
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
sondern aus nationalistischen Gründen:
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
„Die Bundesregierung ist daher aufge-
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro). fordert, die Bundeswehrsoldaten in Af-
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten
ghanistan endlich nach Hause zu holen.
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) Unsere Soldaten dürfen nicht länger als
Ausputzer für Kollateralschäden des
Name: Adresse: amerikanischen Paninterventionismus
missbraucht werden.“ Diesem Argument
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts gegenüber sind die Klagen über die Ge-
fährdung der Soldaten demagogisch –
Unterschrift wäre der Zweck ein anderer, dürften sie
den angeblichen Heldentod sterben und
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507
würden vom Blatt gefeiert.
uld ■

16 : antifaschistische nachrichten 12/2006

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