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DIE RHEINPFALZ − NR. 10 MARKTPLATZ KAISERSLAUTERN MITTWOCH, 13.

JANUAR 2010

KAIMC_02

Die VIP-Lounge an der Imbissbude MUT MACHT MIR...

... dass ich zwei Kin-


der habe, die mir viel
Seit Jahren öffnet Manfred Boll in der Nacht als erster seinen Stand auf dem Samstagsmarkt und versorgt die Nachtschwärmer Kraft geben. In man-
chen Bereichen hat
Vor zehn Jahren ist Manfred Boll dass er nebenan einen Bolch-Burger sich mein Leben
eher zufällig auf die Idee gekommen, aufmacht“, witzelt Anne-Marie. durch sie ganz schön
seinen Stand bereits nachts zu öff- „Arbeit? Nein, das ist eher ein geld- verändert, in anderen
nen. „In der Stadt war eine Veranstal- bringendes Hobby für mich“, charak- dagegen überhaupt
tung und es waren viele Leute unter- terisiert Manfred Boll das, was ande- nicht. So oder so be-
wegs. Da dachte ich mir: Mach doch re vielleicht als Knochenjob empfin- reichern die beiden
einfach mal ein wenig früher auf“, er- den würden. Stressig sei es nur wäh- Ramona mein Leben“, sagt Ra-
innert er sich und lacht: „Eine Stun- rend der Fußball-WM geworden erin- Müller mona Müller. (olk/Fo-
de später konnte ich wieder nach nert er sich. „Am Stand war so viel to: olk)
Hause fahren, weil alles ausverkauft los, dass an einem Tag gleich vier
war.“ Abgesehen von einem Jahr in Fernsehteams bei uns angehalten ha- Was macht Ihnen Mut? Sagen Sie es
dem Boll keine Marktlizenz bekam, ben und drehen wollten“, erzählt er. dem „Marktplatz Kaiserslautern“ un-
steht er seither schon in aller Frühe Obwohl die nächtlichen Arbeitszei- ter der Telefonnummer 0631
in der Nacht von Freitag auf Samstag ten anstrengend sind, genießen auch 3737222 oder mailen Sie an die
auf dem Markt, bevor die übrigen Be- die beiden Angestellten von Manfred Adresse stadtteilekl@rheinpfalz.de
schicker anfangen ihre Stände aufzu- Boll ihren Job. „Für mich ist das hier
bauen. ein Ausgleich“, erzählt Ulrike Martin, AUFLÖSUNG
Szenenwechsel: Am Samstagmit- die hauptberuflich mit schwer er-
tag um zwölf herrscht schon wieder ziehbaren Kindern arbeitet. „Es ist Gesucht: Fußgängerbrücke
Hochbetrieb – oder immer noch. einfach herrlich, die ganzen Leute
Manfred Boll steht seit Stunden hin- hier zu treffen“, fügt Anne-Marie hin- über die Lauterstraße
ter der Theke und brät seine Boll-Bur- zu. Denn unterschiedlicher könnte In der vergangenen Woche war der
ger. Auch Anne-Marie ist noch da. die Kundschaft bei der Imbissbude „Marktplatz Kaiserslautern“ in sei-
Verstärkt wird das Team jetzt von Ul- kaum sein: nachts die Lauterer Party- nem Foto-Rätsel auf der Suche nach
rike Martin, die erst seit einem Jahr gemeinde, tagsüber die üblichen der Fußgängerbrücke an der Garten-
dabei ist. Sie nimmt gerade die Be- Marktgänger, die beladen mit fri- schau über die Lauterstraße. Gewon-
Bei Wind und Wetter auf dem Messeplatz: Manfred Boll (rechts) bewirtet schon nachts die ersten Gäste, die stellung von Sebastian Bolch auf. schem Obst und Gemüse vorbei kom- nen hat mit der richtigen Lösung
hungrig aus den Kneipen der Altstadt kommen. FOTO: KIRCHER „Ich bin auch oft nachts hier, wenn men und nach der Bestellung neben- Aloys Brüch aus Kaiserslautern. (red)
ich durchgemacht habe“, verrät der an bei Gewürze Herrmann noch
VON MORITZ KIRCHER
für die Hungrigen des Lauterer ke der Imbissbude. Es ist die komplet- Student. „Er droht uns immer damit, schnell ein paar Kräuter besorgen.
Nachtlebens. te Belegschaft einer Kneipe aus der
Es ist mitten in der Nacht, von Frei- „Einen Boll-Burger bitte“, kommt Altstadt, fünf Männer und drei Frau-
tag auf Samstag. Es ist kalt, es es fast synchron aus den Kehlen der en. „Wir warten schon den ganzen
schneit und auf dem Stiftsplatz dre- Nachtschwärmer. Sie können es Abend auf unseren Boll-Burger“, ver-
hen zwei Kehrfahrzeuge ihre Run- kaum erwarten, bis die Kalorienbom- rät Theker Ralf Kaschner. „Das ist
den, damit der Wochenmarkt statt- be mit zwei Scheiben Fleisch und jede Woche unser Feierabendritual.
finden kann. Sie sind allerdings Käse, gebratenem Bacon, Zwiebeln, Die Leute bei uns reißen sich fast
nicht die Ersten bei der Arbeit. Aus Tomate, Salat und einem Ei oben- schon um die Freitagsschichten“,
einer Bude riecht es schon lecker drauf fertig ist. Doch obwohl sie früh fügt seine Kollegin Esther Wirth hin-
nach Bratwürsten, Frikadellen, Cur- da waren, sind ihnen schon zwei an- zu.
rywürsten und Hamburgern. Man- dere Kunden zuvor gekommen. Sie nehmen an dem kleinen Steh-
fred Boll hat seinen Imbissstand be- Schlotternd, im T-Shirt, warten sie tisch Aufstellung, der mit einer Plane
reits aufgemacht. Ein Stimmungs- auf ihren Bollburger zum mitneh- abgehängt ist, um gegen den eiskal-
bericht. men. Das Auto steht in unmittelba- ten Wind zu schützen. Auf dem
rer Nähe zur Imbissbude und läuft Tisch prangt ein Schild mit der Auf-
Fünf Nachtschwärmer sind auf dem warm. schrift „VIP-Lounge“ und sorgt all-
Weg von der Lauterer Altstadt zum Doch Manfred Boll lässt sich von seits für Erheiterung. Gerade als die
Stiftsplatz. „Der ist heute bestimmt alldem nicht aus der Ruhe bringen. Gruppe ihre Großbestellung abgibt,
nicht da. Es ist so schlechtes Wetter“, „Heute ist ja nichtmal viel los“, kommt Verstärkung in die Imissbu-
sagt einer. „Natürlich ist er da. Der brummt er gut gelaunt, den Kopf de. Alle kennen sie nur als Anne-Ma-
kommt immer“, ist ein anderer über- über einer Pfanne mit bratenden rie. Sie arbeitet seit fünf Jahren bei
zeugt. Die Gruppe geht um den Ho- Spiegeleiern gebeugt. „Es kommt Boll. Ihren Nachnamen verrät sie IMPRE S S UM
telrohbau herum und biegt auf den nicht oft vor, dass ich hier fehle“, leis- nicht, was auch halb so wichtig ist.
Stiftsplatz ein. Der Zuversichtliche tet er etwaigen Vermutungen vor- Denn Anne-Marie ist sowieso mit Marktplatz Kaiserslautern
behält Recht. Wie in jeder Nacht von schub. „Höchstens mal, wenn ich fast allen Gästen per Du. Sofort be- Redaktion: mssw Print-Medien Service Südwest
Freitag auf Samstag treffen sie Man- krank bin. Aber das ist sehr selten.“ ginnt sie eine lebhafte Unterhaltung GmbH, „Marktplatz Kaiserslautern“, Pariser Stra-
fred Boll auf dem Stiftsplatz an, der Die ersten Bestellungen sind kaum mit der Kneipenbelegschaft, wäh- Ein deftiges Frühstück: Sebastian Bolch unterhält sich bei einem Burger ße 16, 67655 Kaiserslautern, Kirsten Reuschen-
bach (knr/verantw.), Sandra Hartmann (saha)
mit seiner Imbissbude mutterseelen- erledigt, da füllt es sich allmählich. rend sie sich nahtlos in die Arbeit ein- und einem Kaffee mit Manfred Boll. Im Hintergrund bereitet Ulrike Mar- Anzeigen: Ulf Spannagel (verantw.), Thomas Vorländer
allein dort steht. Er bruzelt Snacks Die nächste Gruppe steht an der The- klinkt. tin das Essen vor. FOTO: KIRCHER

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