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The Surface Of The Sun

“A man can no more diminish God's glory by refusing to worship him than a lunatic can put out the
sun by scribbling the word, 'darkness' on the walls of his cell.”

Lautlos glitt die Equinox durch das Vakuum des Weltraums, lediglich eine leichte Wärmesignatur
und ihre visuelle Erscheinung, die jedoch unmöglich zwischen all den Sternen auszumachen war,
zeugten von ihrer Existenz. Das Schiff war in seinen Ausmaßen eher klein, mit einer Länge von
gerade mal einhundert Metern, und einer Breite von achtzig Metern. Seine Form hatte fast etwas
von einem Vogel, der lautlos im Dunkeln auf die Jagd ging. Jedoch war die Equinox kein
Schlachtschiff, vielmehr ein Allrounder unter den Schiffen der Laqha, mit seinen großen
Triebwerken, den verschiedenen Forschungsinstrumenten und einem ganzen Arsenal an
Waffensystemen.

Um diese ganzen Module zu betreiben war ein stabiler Fusionsreaktor der neusten Generation von
Nöten, wie er sonst nur auf spezialisierteren Schiffen zu finden war. Die meiste Zeit verbreitete
dieser ein angenehmes Surren an Bord. Doch im Moment war er im Bereitschaftsmodus, in diesem
ruhigen Zustand reichte die Energie, die über die hoch entwickelten Solarzellen in die
Schiffsbatterien gespeist wurde, vollkommen aus. Alle fünfzehn Minuten konnte man den Reaktor
kurz anspringen hören, um die Schildbatterien aufzuladen, bevor er nach wenigen Minuten wieder
herunter fuhr. Die Nähe zur Sonne machte diesen Schutz bitter nötig, sonst würde selbst ein Schiff
wie die Equinox, mit ihrer mehrlagigen Panzerung, größere Schäden davon tragen. Zumeist an
Diagnosesystemen und Sensoren, und ohne diese war man wie auf einem Auge blind.

Vorsichtig berührte ich das Fenster im Frachtraum, dass mich und die Atmosphäre des
Schiffsinneren davor bewahrte, nach aussen gesogen zu werden. Das Fenster schien dünn, jedoch
war es durch ein spezielles Schildsystem geschützt, dass unabhängig vom Schutzschild der
Panzerung funktionierte und ein Zerbrechen verhinderte. Ich hatte das Gefühl ich könne in der
Ferne einen Planeten erkennen, jedoch war ich mir nicht sicher. Die Sonne konnte ich nicht sehen,
durch das geöffnete Schott wäre das auch viel zu gefährlich gewesen. Nur durch die Sensoren im
Cockpit des Schiffes konnte ich mir den Stern gefahrlos ansehen. Eine Weile starrte ich fasziniert
auf die Sterne, ein Anblick an den man sich nie gewöhnte. Schliesslich berührte ich rasch die
Konsole am Rand des Fensters und schloss das Schott mit wenigen Tastendrücken, um den
Frachtraum zu sichern bevor ich mich in den mittleren Gang begab, Spine, wie man ihn nannte.

Ich war allein an Bord, die Equinox war mein Schiff. Ich war gerade von der Erde zurück gekehrt,
eine seltene und sehr riskante Mission. Nur Wenige wagten sich so weit vom Allianz Raum weg,
vorallem wenn sie nicht so gut ausgestattet waren, wie ich es war. Seufzend warf ich einen Blick in
mein Quartier, während ich den Spine entlang schritt um das Cockpit zu betreten. Eine Menge
angefangener Bücher lagen auf meinem Bett, in letzter Zeit kam ich kaum dazu eines zuende zu
lesen. Als ich das Cockpit betrat schaltete sich das Licht automatisch ein, und vor dem
geschlossenen Sichtfenster leuchteten ein paar Panele auf, die mich mit Informationen rund um das
Schiff und einem Umkreis von etwa zwanzigtausend Kilometern versorgen. Die Nähe zur Sonne
und die daraus resultierende Energieberechnung lief ebenfalls stetig am unteren linken Rand des
Fensters ab. Ein flüchtiger Blick verriet mir, dass alles im grünen Bereich lag. Ich liess mich auf
den Drehstuhl fallen, der vor der Steuerkonsole angebracht war und legte die Beine auf diese. Im
Moment waren die Tasten gesperrt, es konnte also nichts geschehen. Die Arme vor der Brust
verschränkend starrte ich auf die Anzeige.

Schliesslich zog ich aus einem Fach an der Seite des Stuhls einen kleinen Touchscreen heraus, und
tippte ungeduldig darauf herum, bis sich das Schott vor dem Sichtfenster langsam öffnete und den
Blick auf den Stern Namens Sol frei gab. Die Sonne. Durch den Schutzschirm, der gleichzeitig auch
als Filter agierte, konnte ich mir die Oberfläche der Sonne genau ansehen. Ich betätigte den Zoom
auf meinem Touchscreen und schon öffnete sich ein weiteres Panel, dass an das Sichtfenster
geworfen wurde, um mir ein näheres Bild zu verschaffen. Sol unterschied sich nicht von anderen
Sonnen im Allianz Gebiet, dennoch vermittelte sie ein merkwürdiges Gefühl, wenn man sie ansah.
Dies war die erste Sonne, die die Menschheit je betrachtet hatte. Die erste Sonne die zu einem Gott
wurde, die angebetet wurde, die Leben spendete und Leben nahm. Alles Leben brauchte diese
Sonne, und alles sah zu ihr auf. Jedoch achteten sie nicht auf den Boden auf dem sie selbst gelaufen
waren.

Mit einem Tastendruck öffnete sich ein weiteres Panel neben dem Zoomfenster und zeigte mir die
Fotos, die ich von der Erde gemacht hatte. Der Planet war nicht mehr bewohnbar. Regelmäßig
wurde der Himmelskörper von Stürmen und Gewittern heimgesucht, wie sie beinahe kein
Lebewesen überleben konnte, dass sich nicht unter der Erde befand. Und diese Stürme waren
keineswegs zu unterschätzen, denn sie konnten die Größe von Kontinenten annehmen. Sich auf
diesem toten Planeten zu bewegen war ein Risiko. Jedoch konnte man dort unten noch immer
wertvolle Relikte aus der Vergangenheit finden, sogar Dinge, die längst in Vergessenheit geraten
waren. Bei dem großen Exodus von vor Jahrhunderten, war es den Menschen nicht gelungen alle
Aufzeichnungen und Daten die bis zu diesem Zeitpunkt existierten zu sichern und mitzunehmen. Es
waren einfach zu viele, zu viel wichtige und unwichtige, niemand wusste mehr genau, was man
retten musste, und was nicht. So kam es, dass man heute zwar wusste, welche Inhaltsstoffe früher in
einer Packung Frühstücksflocken enthalten waren, aber nicht mehr, wer die Erbauer der ersten
Fortbewegungsmittel waren.

Es war verrückt.

Der Planet war nicht mehr blau, er war nun grau. Das meiste Wasser befand sich in der Atmosphäre,
verseucht von Asche und Schwefel, den Erdboden kann man vom Weltraum aus nicht mehr sehen.
Regelmäßig peitschte diese ätzende Mischung auf den ehemaligen Heimatplaneten, ja, den
Geburtsplaneten der Menschheit nieder und machte das Navigieren und Überleben schwierig. Doch
für den entsprechenden Preis wagten sich immer wieder Schatzjäger in diesen Teil der bekannten
Galaxie. So auch ich, und ich hatte das Glück gehabt, ein paar uralte Datenträger sichern zu können.
Mit etwas mehr Glück waren darauf vergessene Informationen, und diese hatten den größten Wert
von allen Fundstücken im gesammten Allianzgebiet. Ich grinste leicht. Das Grinsen verschwand
jedoch gleich wieder, als ich ein Foto sah, dass ich von einem havarierten Schiff der Allianzflotte
gemacht hatte. Die Aussenhülle war beinahe komplett weggeätzt. Ich hatte keine Fotos vom Inneren
gemacht, erinnerte mich jedoch an die Leichen mehrerer Crewmitglieder. Ich seufzte kurz. Das war
das Schicksal derer, die nicht mit Bedacht vorgingen und auch sonst kein Glück hatten.

Ich schloss das Panel und sah wieder die Sonne an. Dieser Stern schien für niemanden mehr. Würde
sie vernichtet, so hätte es auf den Allianzraum so gut wie keinen Effekt. Vor Jahrhunderten war
dieser Stern alles, was die Menschheit am Leben hielt. Nun war sie weggeworfen, vergessen und
zurückgelassen. Nicht einmal Ausflüge oder Exkursionen fanden hier hin statt. Die dunkle
Vergangenheit, die man lieber vergessen wollte, übte keinen großen Reiz auf die Gesellschaft aus.
Wir hatten unseren Planeten vernichtet, wir waren vor unserem eigenen Werk geflohen und hatten
ein ganzes Sonnensystem voller Wunder wie Abfall zurückgelassen. Es war traurig.

Ich schloss das Schott wieder, ich hatte genug gesehen. Denn andererseits konnten wir uns das nun
leisten. Wir hatten viele Sonnensysteme in vielen Galaxien, viele Rassen teilten sich Lebensräume
und schlossen neue Bündnisse. Mit dem Tod der alten Menschheit hatte etwas Neues begonnen.
Und nun waren wir mittendrin in einer blühenden Zivilisation intergalaktischer Zusammenkünfte.
Schatzjäger wie ich suchten die Planeten des bekannten Galaxien nach Relikten vergangener
Lebensformen und Besucher ab, doch nur wenige zog es, wie schon erwähnt, in diesen Teil des
Raumes. Und vielleicht war es auch nicht allzu falsch, wenn man nicht zurück sah. Der Lebenssinn
von heute konnte die schwache Erinnerung von Morgen sein. Und manchmal musste man wohl den
Blick nach vorn richten um nicht zu verlieren. So hatte es die Menschheit wohl getan, und ich
denke wohl, dass sie aus ihren Fehlern lernte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Menschen
damals lebten. Doch ich war mir sicher, dass auch sie glücklich waren. So wie wir heute. Was sie
nun hatten oder nicht, spielt keine Rolle.

Mit einem leichten Schmunzeln fuhr ich den Fusionsreaktor hoch, das angenehme Surren kam
leicht im Cockpit an. Nachdem das System die Anschlüsse und den Reaktor überprüft hatte, liess
ich die Equinox einen leichten Schwenker machen, um sie wieder auf Kurs nach Hause zu bringen.
Wenn alles nach Plan verlief würde ich nur etwa zwei Wochen unterwegs sein, um den anderen Arm
der Galaxie zu erreichen. Während der Computer noch die Rotation berechnete, gab ich schon mal
einen leichten Schub, und als das grüne Licht mir die Kontrollen frei schaltete, drückte ich den
Hebel durch und sah das Sternenmeer auf dem Aussenmonitor rasch verschwimmen, und einem
seltsamen Wirrwarr aus Lichtblitzen weichen. Bei einer solchen Geschwindigkeit war man überall
und zugleich nirgendwo, und das war genau die Art wie Schatzjäger wie ich lebten.

Noch einmal verabschiedete ich mich von der alten Menschheit, so bald würde ich wohl nicht in
diesen Sektor zurück kehren.

Nicht mehr als vergessene Vergangenheit.

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