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Thomas Noetzel
Dieser Zwang zur Sinnstiftung lastet auf den einzelnen und der
Gesellschaft. Die Modeme setzt ihre Subjekte frei, traditionelle
Orientierungen verlieren ihre Bindungskraft. Mit der Skularisierung des
christlich-abendlndischen Weltbildes und der Konstituierung des
atlantischen Projekts der auf sich selbst verwiesenen Individuen und
Gesellschaften ist eine Umstellung der politischen Semantik verbunden.
Von der vorgegebenen gttlichen Ordnung verschiebt sich die politische
Rede auf das Feld der menschlichen Selbstbehauptung, des
Daseinskampfes. Das unglckliche Bewusstsein von der Zuflligkeit der
menschlichen Selbstbestimmung setzt auf die Ausweitung von
selbstsichernden Wissensbestanden. Wissen und die Generierung von
immer mehr Wissen solI die Kontingenz aufheben und in Notwendigkeiten
verwandeln. Diese vielfltigen Versuche sind immanent hoch aggressiv
besetzt. Zur Modeme gehrt, in letzter Konsequenz, auch die Ordnung des
Genozids (von Bredow-Noetzel 1993a). Die Kontingenzbewltigung durch
die Vernichtung der anderen Seinsformen, des Fremden, Kranken etc. stellt
allerdings den Ausnahmezustand der Ordnung der Modeme dar. 1
Eine solche Vertreibung des Subjekts aus den zentralen Bereichen der
Moderne lst Unbehagen aus. Vielfaltig sind dann auch die Versuche der
Zeitgenossen Webers, diesem "sthlernen Gehuse" der
Rationalittsentfaltung zu entgehen, ohne auf die Leistungen dieser
"Intellektualisierung" durchgngig verzichten zu wollen.
3. Erotik
Weber sieht dann auch, dass diese Spannung gerade deshalb entsteht,
"weil die erotische Beziehung unter den angegebenen Bedingungen den
unberbietbaren Gipfel der Erfllung der Liebesforderung: den direkten
Durchbruch der Seelen von Mensch zu Mensch, zu gewahren scheint.
Allem Sachlichen, Rationalen, Allgemeinen so radikal wie mglich
entgegengesetzt, gilt die Grenzenlosigkeit der Hingabe hier dem
einzigartigen Sinn, welchen dieses Einzelwesen in seiner Irrationalitt fr
dieses und nur fr dieses andere Einzelwesen hat. Dieser Sinn und damit
der Wertgehalt der Beziehung selbst aber liegt, von der Erotik aus
gesehen, in der Mglichkeit einer Gemeinschaft, welche als volle
Einswerdung ( ... ) gefhlt wird" (ebd., Hervorhebung im Original).