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07/2010
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Eine Veröffentlichung
von DotProperty
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Die Vermessung der Welt Google Maps kostenlos Objekte einstellen und
nach Kriterien wie Zimmeranzahl, Preissegment,
Wohnfläche und -lage kategorisieren, entspre-
Immobiliensuche Mit Spezialfahrzeugen hat Google im Laufe der
chend derer sich der Interessent seine potenziel-
letzten Jahre die Welt „gescannt“, hat Straßen
vom Sofa aus – und Wege mit der Kamera erfasst und zeigt uns
len Traumwohnungen auflisten lassen kann. Um
sich dann anhand der Karte weiter über die
mit 360° Original- jetzt – aufbauend auf Google Maps und Google
Wohngegend zu informieren: Habe ich Ein-
ansichten aus der Earth – Originalansichten mit Vor-Ort-Gefühl.
kaufsmöglichkeiten? Kann ich abends in einer
Genau dieses nämlich lassen die Rundum-Pano-
Straßenperspektive netten Bar an der Ecke sitzen? Gibt es in der
ramabilder entstehen. Was als nettes Spielzeug
Umgebung Schulen? Und wie lange braucht der
vor Ort für virtuelle Stadtrundgänge, die Besichtigung
nächste Pizza-Service in meine neue Wohnung?
der olympischen Ski-Abfahrtsstrecken in Whistler
oder zuletzt der WM-Stadien in Südafrika gestar-
Sogar in Deutschland sind schon einige Wohn-
tet ist, reift schnell zum wirtschaftlichen
objekte verfügbar. Diese sind allerdings nur über
Erfolgsfaktor heran.
die englische Version von Google Maps zu finden.
MAKLER 2.0
Datenschutzfragen in Deutschland
Zwar ist die Frage, ob Google Immobilien hierzulande unkenntlich
machen muss, derzeit wegen datenschutzrechtlicher Probleme noch
ungeklärt. Zu verschwommenen oder geschwärzten Häuseransichten
wird es jedoch vermutlich nicht kommen. Laut einem Rechtsgutachten
darf an der Häuserfassade lediglich kein „die Individualisierbarkeit der
sachlichen Verhältnisse von Personen erleichterndes Identifikations-
merkmal” – also beispielsweise eine Hausnummer – erkennbar sein.
Unter der Vorraussetzung der Anonymisierung solcher einen konkre-
ten Sach-Person-Bezug abbildenden Objekte seien die Aufnahmen
datenschutzrechtlich zulässig.
Street-View-Netz (blau)
in Google Maps
Der Eintrag der Immobilie, Informationen über Hauptumsatz des Konzerns. „Der Informations-
den Makler, all das kann nur nach präzisem bedarf überschreitet alle Grenzen“, ist im Unter-
Tagging der Adresse erfolgen. Ist durch Google nehmenprofil des Onlineriesen zu lesen, der regel-
Street View ein neues Zeitalter der Ehrlichkeit mäßig durch den „launch first – correct
angebrochen? Sicherlich kann der Makler ver- later“-Ansatz die um Jahre hinterherhinkenden
suchen, das Problem durch „Fälschung“ der Gesetzgeber und Gerichte aushebelt. Diese Phi-
Adresse, also etwa durch Angabe einer falschen losophie hat Google zum absoluten Marktführer
Hausnummer, zu umgehen. Aber man stelle sich gemacht. Doch darauf ruht man sich nicht aus.
den Kunden vor, der Objekt und Umgebung aus-
Google macht sich
giebig mit Google Street View visualisiert hat und Im Gegenteil: „Wachse oder stirb“ heißt es in
plötzlich vor einem anderen Gebäude steht. Das der schnelllebigen Internetbranche. Das scheint unentbehrlich. Was
Mindeste wird eine negative Bewertung online auch Googles Antrieb zu sein, denn der Konzern
nicht zu googeln
sein, die andere Interessenten abschreckt. Die entwickelt stetig neue Produkte. Die Street-View-
Community kennt keine Gnade. Für Makler in Fahrzeuge scannen Europa. Google sagt, der Ser- ist, existiert nicht.
den USA war die Offenlegung aller Daten von vice werde noch dieses Jahr auch in Deutschland
Immobiliensuche
Beginn an weniger problematisch: Im Gegensatz anlaufen.
zu Deutschland gibt es dort keine Nachweismak- mit Google ist
ler, die ihre Courtage bereits aufgrund der Bereit- Zuvor sollen allerdings noch eine „Reihe von Maß-
effektiv, trans-
stellung der Information erhalten, ohne aktiv zu nahmen umgesetzt werden“, so die Website des
vermitteln. Ohnehin sind in den USA verfügbare Konzerns. Sprich: Eine Reihe datenschutzrechtli- parent und mobil.
Immobilien in einer zentralen Datenbank erfasst cher Probleme müssen gelöst werden. Zuletzt
und online zugänglich. hagelte es Kritik, als herauskam, dass Google im
Rahmen der Filmaufnahmen auch Daten ungesi-
Mit seinem Öffentlichkeitsprinzip fügt sich Street oder – wie Verbraucherschützer warnen – zur flä-
View nahtlos ins Google-Gesamtkonzept ein. Die chendeckenden Erhebung und Speicherung von
Maxime lautet, alle auf der Welt vorhandenen WLAN-Daten erfolgte, bleibt ungeklärt. In
Informationen zu organisieren und allgemein Deutschland wendet sich die öffentliche Mei-
zugänglich und nutzbar zu machen. Damit steht nung, angeheizt durch Kommentare aus der Poli-
uns als Usern ein unvorstellbare, ständig wach- tik, immer wieder gegen Google. Auch der Spie-
sende Datenmenge frei zur Verfügung. Die gel trug mit dem Artikel „Google will die
Wenigsten kommen heute noch ohne Suchma- Weltherrschaft“ zum Feindbild der „Datenkrake“
schine & Co. aus. Googeln ist Volkssport. Wer bei bei. Der Konzern hat einen Ruf zu verteidigen.
Google nicht vorkommt, existiert nicht. Der Preis Und versucht, die User durch feste Zusagen zur
dafür sind unsere Daten. Aus diesen nämlich Verschleierung persönlicher Daten und der Mög-
generiert Google zielgerichtete Werbung – der lichkeit zum Widerspruch zu beschwichtigen.
Sonntagmittag am Hauptbahnhof. Der Woh-
Alle Macht
nungssuchende aus Berlin konnte ausschlafen,
dem Google-Volk?! weil er aus dem großen Immobilienangebot über
Google Maps und Street View eine individuelle
An Google führt kein Weg vorbei. Der Konzern
Vorauswahl getroffen und die Termine bereits mit
hat Erfolg, weil er Informationen nicht nur sam-
dem Makler koordiniert hat. Unterwegs schaut er
melt, sondern sie anbietet, sie aufbereitet und
sich mit seinem Smartphone oder dem iPad noch
vermarktet, und zwar an alle. Und da wir von und
einmal die Grundrisse an und checkt, ob sein
mit Information leben, werden sich zukünftig
Flachbildfernseher an die Wand und das Sofa in
weder Anbieter noch Abnehmer der allgemeinen
den Raum passt. Um sicherzugehen, teilt er das
Googlemania entziehen können. Der Spiegel
Objekt mit seinen Freunden und sieht sich Bewer-
bemerkt: „Google ist dabei, sich unentbehrlich zu
tungen anderer Nutzer an. Währenddessen ent-
machen“, und das gilt auch für die Immobilien-
deckt er seine zukünftige Wohngegend virtuell
branche. Die Seite des Nutzers profitiert von der
und informiert sich noch einmal über die orts-
Vernetzung. Auch für den Anbieter bedeutet sie
spezifischen Immobilienpreise. Nach dem erfreu-
mittelfristig Aufwands- und Zeitersparnis. Immo-
lichen Besichtigungstermin sitzt er dann im Café
biliensuche via Google ist effektiv, transparent –
an der Ecke, das er kurz zuvor bei Qype gefunden
und mobil. Die stetige Weiterentwicklung von
hat. Ob bei Google wohl vergleichbare Objekte in
Web 2.0 und Mobilem Internet macht vor der
der Nähe eingetragen sind? Den Freunden aus
Immobilienbranche nicht Halt. Was technisch
Berlin könnte die Wohngegend doch auch gefal-
machbar ist, wird über kurz oder lang auch umge-
len.
setzt – in diesem Fall steht der Umschwung kurz
bevor.
ENDE
Thomas Gawlitta
Thomas Gawlitta ist Gründer und Geschäftsführer von DotProperty, dem
professionellen Online-Marktplatz für Anlage- und Gewerbeimmobilien.
Der Diplom Ökonom ist seit 2000 als Gründer, Manager und Berater von
Online-Unternehmen tätig. Er war unter anderem Gründer und stellvertre-
tender Vorstand des bundesweit tätigen Think Tanks „BerlinPolis“. Im Rah-
men dieser Tätigkeit hat er zusammen mit dem regierenden Bürgermeister
Berlins Klaus Wowereit die Initiative „e-City Berlin“ ins Leben gerufen und
geleitet. 2006 wurde er ausgezeichnet mit dem BMWi Gründerpreis „Mit
Multimedia erfolgreich gründen“. Abbildungen:
Wikipedia, Google