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Das RADIOPLAKAT 
ANALYSE UND BEWERTUNG

Technische Universität Wien

Institut „integriert studieren“

1040 Wien, Favoritenstraße 11/029

Berichtverfasser:

ao.Univ.Prof. Dr. Wolfgang L. Zagler

unter Mitwirkung von

Stefanie Guggenberger und Marco Castrucci

Wien, 2010-07-26

2010-08-03 1
ZUSAMMENFASSUNG

Was ist das?

Das „Radioplakat“ ist die Kombination aus einem seit Dezember 2006 auch in Österreich
lizenzfrei zugelassenen Kleinstleistungs-UKW-Sender und einem MP3-Player. Es dient dazu,
gesprochene Nachrichten im Umkreis von etwa 10m an jedes herkömmliche UKW Radio zu
übertragen. Weil damit gerechnet werden kann, daß heute 80 bis 90% der Bevölkerung über
ihr Mobiltelephon in der Lage sind, UKW zu empfangen, ergeben sich für breitgestreute In-
formationsvermittlung und Werbung neue ungeahnte Möglichkeiten.

Was bringt das?

Das „Radioplakat“ wurde zunächst dafür entworfen, blinden und hochgradig sehbehinderten
Menschen, die aufgrund ihrer Sehbehinderung keinen Nutzen aus gedruckten Plakaten zei-
hen können, einen alternativen Informationszugang in akustischer Form zu schaffen. Dieser
Bericht analysiert das Potential des „Radioplakates“ welches einerseits weit über die Ziel-
gruppe „blinde und sehbehinderte Menschen“ hinausgeht und andererseits Möglichkeiten
eröffnet, ein breites Spektrum an Informationen zu transportieren, von denen „Plakate“ nur
einen geringen Teil ausmachen.

Die Technologie, die hinter dem Radioplakat steckt, ist bestechend einfach und die Kompo-
nenten sind bereits jetzt schon zu äußerst günstigen Preisen am Markt erhältlich. Es ist da-
mit zu rechnen, daß ein „Radioplakat-Starterpaket“, das die für den Einstieg erforderliche
Hardware und Software enthält, zwischen 50 und 100 EUR angeboten werden kann und sich
in den meisten in Betracht kommenden Branchen in kürzester Zeit amortisiert. Außer der
Aktualisierung der Informationsinhalte fallen für den Betrieb (außer minimalen Energieko-
sten) keine Aufwände an.

Wie soll es weitergehen?

Der hier vorgelegte Bericht zeigt einerseits die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Techno-
logie für unterschiedliche Zielgruppen auf und bewertet die jeweilige Bedeutung. Weiters
wird eine Strategie für die Weiterentwicklung konkreter Prototypen und Kleinserien sowie für
ein erstes Marketing vorgeschlagen.

2010-08-03 2
INHALTSVERZEICHNIS

1. Die Idee .......................................................................................................................................... 5


2. Die Zielsetzung der durchgeführten Analyse ............................................................................ 6
3. Die bisher für das Radioplakat verwendete Technik und Komponenten ............................... 7
3.1 Die Rechtsgrundlage für das Radioplakat ............................................................................. 7
3.2 Technisches Grundkonzept ................................................................................................... 7
3.3 Am Markt befindliche Sendertechnik ..................................................................................... 8
3.4 Am Markt befindliche Empfängertechnik ............................................................................... 9
3.4.1 Mobiltelephone mit FM Empfänger.................................................................................... 9
3.4.2 Andere populäre FM Empfänger ..................................................................................... 10
4. Zielgruppen und Anwendungsszenarien ................................................................................. 10
4.1 Zielgruppen .......................................................................................................................... 10
4.1.1 Z1: Blinde Personen ........................................................................................................ 10
4.1.2 Z2: Sehbehinderte Personen........................................................................................... 11
4.1.3 Z3: Fremdsprachliche Personen...................................................................................... 11
4.1.4 Z4: Personen aus der „breiten Masse“ ............................................................................ 12
4.2 Typologie der Anwendungen ............................................................................................... 12
4.2.1 S1: Statische Anwendung................................................................................................ 12
4.2.2 S2: Statische Anwendung mit Auslösung durch Benutzer/-in ......................................... 13
4.2.3 D1: Dynamische Anwendung – Gesteuerte Inhalte......................................................... 14
4.2.4 D2: Dynamische und interaktive Anwendung.................................................................. 15
4.3 Beispielhafte Anwendunsszenarien ..................................................................................... 15
4.3.1 Schaukasten und Speisekarte ......................................................................................... 16
4.3.2 Schaufenster.................................................................................................................... 17
4.3.3 Dienstleistungen, Gastronomie, Orientierungspläne ....................................................... 18
4.3.4 Kreuzungen und Straßennamen...................................................................................... 19
4.3.5 Fahrplantafeln und Bahnsteigsmonitore.......................................................................... 20
4.3.6 Fremdenverkehr............................................................................................................... 22
4.3.7 Museen, Ausstellungen ................................................................................................... 23
4.3.8 Baustellen und Umleitungen............................................................................................ 24
4.3.9 Info-Screens und Video-Werbung .................................................................................. 25
4.3.10 Immobilien Marketing und öffentliche Ankündigungen................................................ 26
4.3.11 Bankomat und Info-Terminal ....................................................................................... 28
5. Stärken der bisher verwendeten Konzeption .......................................................................... 29
5.1 Preiswerte und zuverlässige Module ................................................................................... 29
5.2 Geringe Reichweite.............................................................................................................. 29
6. Schwächen der bisher verwendeten Konzeption.................................................................... 29
6.1 Stromversorgung.................................................................................................................. 29
6.2 Datengenerierung und Dateneinspeisung ........................................................................... 30
6.3 Statische Inhalte................................................................................................................... 30
6.4 Unklare Reichweite .............................................................................................................. 30
6.5 Mangelnde Bekanntheit und schlechte Ankündigung.......................................................... 30
7. Vorschläge zur schrittweisen Verbesserung der Technik ..................................................... 31
7.1 Sendetechnik Hardware: Drei Grundmodelle ...................................................................... 31
7.1.1 Standardmodell mit Versorgung von 230V ~................................................................... 31
7.1.2 Standardmodell mit Solartechnik mit Puffer-Akku ........................................................... 33
7.1.3 Dynamisches Modell mit Audio-Stream über WLAN ....................................................... 35
7.2 Sendetechnik Software: Einfach zu handhabendes Programm .......................................... 37
7.3 Empfängertechnik ................................................................................................................ 37
7.3.1 Auf Basis „Taschenradio“ ................................................................................................ 37
7.3.2 Empfänger im Ohrhörer oder Kopfhörer.......................................................................... 38
7.3.3 Eingebaut in einen Blindenstock...................................................................................... 38

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8. Vorschläge zur kommerziellen Umsetzung ............................................................................. 38
8.1 Erstellung eines Frequenzplan............................................................................................. 39
8.2 Verbreitung der Technik....................................................................................................... 39
8.3 Bekanntmachung und Logo ................................................................................................. 39
9. Anhänge....................................................................................................................................... 41
9.1 Rechtsgrundlagen ................................................................................................................ 41
9.1.1 Bundesgesetzblatt „Verordnung: Funkschnittstellen-Beschreibungsverordnung - FSBV41
9.1.2 Funk – Schnittstellenbeschreibungen - BMvit ................................................................. 42
9.2 Übersicht Sendertechnik ...................................................................................................... 44
9.3 Übersicht Empfängertechnik ................................................................................................ 46
9.3.1 Mobiltelephone................................................................................................................. 46
9.3.2 Gängige MP3-Player mit FM/UKW Empfänger ............................................................... 54
9.3.3 Taschenradios ................................................................................................................. 57
9.4 Intervierview-Transkripte...................................................................................................... 58
9.4.1 Daniele Merano (sehbehindert) ....................................................................................... 58
9.4.2 Mitarbeiter N.N. der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs .... 63

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1. Die Idee
Ende 2006 wurde durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
durch die Funkschnittstellen-Beschreibungsverordnung (FSB-LD068) der Betrieb von
Kleinstleistungssendern im UKW-Bereich zur allgemeinen Verwendung freigegeben. Diese
„Funkschnittstellen“ sollen in erster Linie dazu dienen, private Audiosignale (z.B. von MP3-
Playern, und Navigationsgeräten) auf vorhandene UKW Empfänger im Haushalt (Stereoan-
lage) oder im Auto (Autoradio) zu übertragen.

Weiters gehören UKW-Radios heute zur Standardausstattung der meisten Mobiltelephone


und MP3-Player, sodaß davon ausgegangen werden kann, daß die meisten Menschen, die
sich im öffentlichen Raum bewegen, im Prinzip in der Lage sind, mit den von ihnen mitge-
führten Geräten UKW-Signale zu empfangen.

Diese beiden Voraussetzungen zusammengenommen brachten Herrn Alexander Wacker


(Geschäftsführer von „paolo’s“, eines „Take-Away“-Restaurants“ für „panini, caffé, pasta und
insalate“) auf den Gedanken, Informationen, die normalerweise nur in schriftlicher Form vor-
liegen, als gesprochenen Text und mittels UKW-Ausstrahlung blinden und sehbehinderten
Personen zugänglich zu machen.

Abbildung 1: Logo von „paolo’s“

Das „Radioplakat“ war geboren. Als erste Anwendung und gleichzeitig Pilotversuch wurde
und wird die Speisekarte von „paolo’s“ via UKW im Eingangsbereich des Restaurants ange-
boten, sodaß sich blinde und sehbehinderte Gäste über das Angebot an Speisen und Ge-
tränken genauso informieren können wie sehende Besucher, denen die Speisekarte zur Ver-
fügung steht.

Abbildung 2: Logo „Radioplakat“

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2. Die Zielsetzung der durchgeführten Analyse
Die hier vorliegende Analyse zum Radioplakat soll eine Bewertung der mit dem ersten Ra-
dioplakat vorgestellten Technik liefern, die möglichen Einsatzgebiete sowie die damit ver-
bundenen Stärken und Schwächen diskutieren und eine Vorgehensweise für die künftige
Verbreitung und Kommerzialisierung vorschlagen.

Neben den direkt vom Institut „integriert studieren“ durchgeführten Arbeiten wurde das The-
ma „Radioplakat“ im Rahmen von Projektpraktika von zwei Studierenden der Medieninforma-
tik an der TU-Wien bearbeitet. In diesen Arbeiten wurden die hier vorgestellten Interviews
durchgeführt und analysiert sowie die verschiedenen Anwendungsszenarien entwickelt.

Zur praktischen Unterstützung der Interviews wurden vom Institut mehrere unterschiedliche
FM-Transmiter angeschafft und getestet und unter Verwendung des brauchbarsten Trans-
mitters ein mobil einsetzbarer Prototyp des Radioplakates gebaut (Abbildung 3 und
Abbildung 4).

Abbildung 3: Portabler Prototyp des Radioplakates (Vorderseite)

Abbildung 4: Portabler Prototyp des Radioplakates (Rückseite)


Am linken Rand oben: Batteriebox: unten: FM-Transmitter

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Vorliegender Bericht ist wie folgt aufgebaut:

• Vorstellung der bisher verwendeten Technik und Komponenten (Kapitel 3)

• Zielgruppen und Anwendungsszenarien (Kapitel 4)

• Stärken der bisher verwendeten Konzeption (Kapitel 5)

• Schwächen der bisher verwendeten Konzeption (Kapitel 6)

• Vorschläge zur schrittweisen Verbesserung der Technik (Kapitel 7)

• Vorschläge zur kommerziellen Umsetzung und für den weiteren Ausbau (Kapitel 8)

• Die umfangreichen Anhänge (Kapitel 9) beinhalten Auszüge aus der rechtlichen


Grundlage (Funkschnittstellenverordnung), die Tabellen zur Marktübersicht bei FM-
Transmittern und FM/UKW Empfängern sowie die Transskripte der aussagekräftig-
sten Interviews.

3. Die bisher für das Radioplakat verwendete Technik und


Komponenten
3.1 Die Rechtsgrundlage für das Radioplakat
Gemäß dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie wird das Radiopla-
kat als Kleinst-Leistungssender bezeichnet und ist für den FM-Rundfunk seit dem
27.12.2006 zugelassen. In der Funkschnittstellen-Beschreibungsverordnung sind unter der
Funkschnittstellenbeschreibung FSB-LD068 alle technischen Merkmale festgelegt. Diese
besagt, daß Kleinst-Leistungssender innerhalb eines Frequenzbereiches von 87,6 – 107,9
MHz zugelassen sind, daß der Verwendungszweck einer drahtlosen Audio-Funkanwendung
dient und daß die maximale Sendeleistung auf 50 nW e.r.p.1 beschränkt ist. Die belegte
Bandbreite beträgt weiters 200 kHz (siehe dazu Kapitel 9.1).

3.2 Technisches Grundkonzept


Das Radioplakat besteht in seiner ursprüngliches Konzeption aus 5 funktionellen Komponen-
ten, die jedoch je nach verwendeten handelsüblichen Baugruppen auch in weniger einzelne
Einheiten zusammengefaßt sein können (Abbildung 5):

• Speichermedium für Dateien im MP3-Format (USB-Stick oder SD-Speciherkarte).

• MP3-Player, liest Inhalt der MP3 Datei und gibt einen Audio-Stream aus.

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Die Effektive Strahlungsleistung (auch effektiv abgestrahlte Leistung, engl. effective radiated power,
ERP oder auch e.r.p.) ist das Produkt der in eine Sendeantenne eingespeisten Leistung multipliziert
mit deren Antennengewinn (relativ zu einem Halbwellendipol). Wenn keine Richtung angegeben
wird, gilt der Wert für die Hauptstrahlrichtung der Sendeantenne, in der gleichzeitig ihr Antennenge-
winn am größten ist. (Quelle WIKIPEDIA)

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• FM-Transmitter, strahlt über eine eingebaute Antenne den angebotenen Audio-
Stream als FM-moduliertes UKW Signal mit einer Leistung von maximal 50 nW e.r.p.
in einem Frequenzbereich zwischen 87,6 – 107,9 MHz ab.

• Stromversorgung für die oben genannten Komponenten (aus Batterien, Akkus, Netz-
teil oder mittels Photovoltaik).

• UKW Empfänger bei der Anwenderin oder dem Anwender (als FM-Radio in einem
Mobiltelephon, in einem MP3-Player, als eigenständiges UKW-Radio oder als speziell
für blinde Menschen konzipierter „Radioplakat-Empfänger“ – siehe später).

Abbildung 5: Blockschaltbild der Basisversion

3.3 Am Markt befindliche Sendertechnik


Seit der Erteilung der Betriebserlaubnis für private Funkschnittstellen im UKW-Bereich wer-
den am Markt zahlreiche passende FM-Transmitter angeboten. Die meisten dieser Geräte
sind für den Betrieb in Kraftfahrzeugen konzipiert, um ein von einem MP3-Player kommen-
des Audio-Signal an das Autoradio zu übertragen und somit über die Autolautsprecher wie-
derzugeben. Bei einigen Modellen kann als Quelle ein USB-Stick oder eine SD-
Speicherkarte verwendet werden. Der MP3-Player ist dann Bestandteil des Transmitters. Die
Stromversorgung erfolgt bei diesen Modellen direkt über den Zigarettenanzünder des Autos.

Andere Modelle sind hingegen für den Betrieb an der Stereoanlage zu Hause konzipiert. Die
Stromversorgung erfolgt daher über eingebaute Batterien oder über ein Steckernetzteil. Bei
diesen Modellen wird aber immer ein Audiosignal als Eingang verwendet, MP3-Player, die
von einem Speichermedium einlesen sind nicht eingebaut.

Schließlich finden sich am Markt auch bereits einige MP3-Player, die über einen eingebauten
FM-Transmitter verfügen. Im Zuge der Recherchen wurde auch ein Mobiltelephon mit einge-
bautem FM-Transmitter gefunden (LG KM900 Arena).

Die Preise für FM-Transmitter bewegten sich zum Zeitpunkt der Berichtlegung zwischen
4,90 EUR (einfachstes Modell ohne MP3-Player und ohne Anschluß für Speichermedium)

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bis etwa 44,00 EUR (Modelle mit MP3-Player und Fernsteuerung bzw. für Heimwendungen
mit Batterieversorgung).

Eine ausführliche Marktübersicht unter Berücksichtigung von 17 derzeit gängigen Produkten


inklusive Abbildungen und Preisen befindet sich im Anhang, Kapitel 9.2, „Übersicht Sender-
technik“.

3.4 Am Markt befindliche Empfängertechnik


3.4.1 Mobiltelephone mit FM Empfänger
Der Erfolg des Radioplakates ist davon abhängig, wie groß die Chancen sind, daß Personen
auf ihren täglichen Wegen ein FM-Radio mit sich führen und so überhaupt in der Lage sind,
das Angebot „Radioplakat“ bei Erledigungen und Einkäufen zu nützen.

Aus dem aktuellen Angebot an Mobiltelephonen (einerseits solchen, die ein Telekom-
Provider als Vertragsgeräte anbietet, andererseits aus dem Angebot von vertragsfreien Mo-
biltelephonen des Versandhauses Amazon) wurde eine Stichprobe von etwa 80 Geräten
gezogen. Anhand der Produktbeschreibung wurde festgestellt, wie viele davon mit einem
FM-Radio ausgestattet sind.

Dabei konnte eindeutig festgestellt werden, daß die überwiegende Mehrheit der angebote-
nen Mobiltelephonmodelle, nämlich 59 von 78 über einen FM-Empfänger verfügen, das sind
rund 75%. Nur 19 der untersuchten Modelle werden ohne UKW-Radio angeboten. Hierbei
handelt es sich insbesondere einerseits um bewußt einfach gehaltene Geräte, wie sie für
Senioren und Seniorinnen angeboten werden oder ältere Modelle, die zu einem besonders
günstigen Preis erhältlich sind (unter 30 EUR). Eine zweite Gruppe, in der auch oft kein FM
Empfänger vorhanden ist, sind einige Smart-Phones in der oberen Preisklasse wie die von
Apple und einige Modelle von Blackberry. Beim iPhone G3s ist der UKW Empfänger nur als
gesonderte Applikation erhältlich. Zwischen diesen beiden Extremen ist es aber keine Frage
des Preises, ob ein FM-Empfänger vorhanden ist. Somit kann man davon ausgehen, daß bei
etwa 80% bis 90% der im Umlauf befindlichen Mobiltelephone ein FM-Empfänger vorhanden
ist.

Hier muß allerdings auch noch auf einen Umstand hingewiesen werden, der bei der Befra-
gung von Passanten/-innen deutlich zu Tage getreten ist: Nur die wenigsten Benutzer/-innen
von Mobiltelephonen verwenden das eingebaute UKW-Radio, vielen ist es sogar nicht ein-
mal bekannt, daß ihr Mobiltelephon über dieses Ausstattungsmerkmal verfügt.

An dieser Stelle ist auch anzumerken, daß bei fast allen Mobiltelephonen der Radioempfang
nur bei angeschlossenem Kopfhörer möglich ist, da die Kopfhörerleitung gleichzeitig als An-
tenne für das UKW-Band verwendet wird. Es genügt daher im allgemeinen nicht, nur das
Mobiltelephon mit sich zu führen (wie es heute die meisten Menschen tun), sondern auch
noch den zum Gerät passenden Kopfhörer. Vereinzelt kommen aber in letzter Zeit Mobiltele-
phone auf, die für den Radioempfang keinen angeschlossenen Kopfhörer als Antenne benö-
tigen (siehe dazu auch die Anmerkungen in der Tabelle in Kapitel 9.3.1).

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Es wird sicher differenziert werden müssen, ob es sich bei den anzusprechenden Zielperso-
nen um Menschen aus „der breiten Masse“ handelt oder um blinde und sehbehinderte Men-
schen. Letztere werden bei entsprechendem Radio-Plakat-Angebot wohl eher bewußt einen
FM-Empfänger mit sich führen.

Die Übersicht der durchgeführten Erhebung über UKW-Empfangsmöglichkeit bei aktuell an-
gebotenen Mobiltelephone ist im Anhang, Kapitel 9.3.1 zu finden. Die Tabelle ist nach dem
Richtpreis (ohne Vertragsbindung) sortiert.

3.4.2 Andere populäre FM Empfänger


Nicht nur Mobiltelephone verfügen in zunehmendem Maße über eingebaute FM-
Empfangsteile, auch portable MP3-Player werden häufig mit FM-Radios ausgestattet. Somit
vergrößert sich der Kreis derer, die mit einem voll tauglichen FM-Radio im Alltag unterwegs
sind. Bei den MP3-Playern wird in den meisten Fällen ohnehin der Kopf-/Ohrhörer verwen-
det, sodaß sich das Antennen-Problem nicht stellt.

Eine Übersicht über derzeit gängige MP3-Player mit UKW-Radiofunktion ist im Anhang dar-
gestellt (Kapitel 9.3.2).

Zusätzlich wurde auch noch kurz untersucht, welche Möglichkeiten aus heutiger Sicht beste-
hen, ein Radioplakat auch ohne die Verwendung eines Mobiltelephons oder MP3-Players mit
FM-Radio zu empfangen. Mit anderen Worten: Welche UKW-Taschenradios für den einfa-
chen, mobilen Einsatz werden derzeit angeboten? Die Antwort darauf kann direkt der Tabelle
„UKW-Taschenradios“ im Anhang entnommen werden (Kapitel 9.3.3). Solche einfachen
UKW Empfänger werden bereits ab 8,80 EUR angeboten. Damit ist klar, daß auch für Per-
sonen, dis bisher keinen UKW-Empfänger (eingebaut in ihr Mobiltelephon oder ihren MP3-
Player) mit sich führen, sehr attraktive Alternativen zur Verfügung stehen.

4. Zielgruppen und Anwendungsszenarien


In diesem Kapitel werden die möglichen Zielgruppen, die durch das Radioplakat angespro-
chen werden können beschrieben und ihre Besonderheiten diskutiert. Weiters wird versucht,
die gegenwärtigen und zukünftigen Anwendungsmöglichkeiten in vier Grundtypen einzuteilen
und verschiedene Anwendungsszenarien für die erwähnten Zielgruppen zu beschreiben.
Zielgruppen und Anwendungstypen wurden mit Kurzzeichen versehen, auf die in den An-
wendungsszenarien Bezug genommen wird.

4.1 Zielgruppen
4.1.1 Z1: Blinde Personen
Die primäre Zielgruppe, von der die Entwicklung des Radioplakats ihren Ausgang genom-
men hat, sind blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen, also solche Personen, die
auch trotz Verwendung einer (vergrößernden) Lesehilfe nicht in der Lage sind, Informatio-
nen, die üblicherweise visuell angeboten werden (Plakate, Speisekarten, Beschilderungen
u.s.w.), wahrnehmen zu können.

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Als Alternative für diesen Personenkreis bietet sich eine alternative Darstellung solcher In-
formationsinhalte entweder in taktiler (Blindenschrift) oder akustischer (Vorlesen) Form an.

Blindenschrift ist jedoch nur bei früh erblindeten Personen einsetzbar, man rechnet also von
einer Nutzbarkeit bei maximal 20% bis 30% der erblindete Bevölkerung.

Weiters ist auch die in einigen Bereichen bestehende gesetzliche Verpflichtungen zum An-
bieten von Information in alternativen Formaten (2-Sinne Prinzip) in Betracht zu ziehen, die
durch das Behindertengleichstellungsgesetz entsteht. Hier stellt das Radioplakat sicher die
kosteneffektivste Lösung dar.

Die Bekanntmachung, wo für blinde Menschen Informationen über ein Radioplakat verfügbar
sind, kann entweder durch „Insider-Informationen“ erfolgen (blinde Menschen, insbesondere
die jüngeren, sind im allgemeinen sehr gut vernetzt und planen ihre Wege im voraus) oder
durch entsprechende taktile Hinweise an typischen, vereinbarten Anbringungsorten, die von
blinden Manschen leicht aufgefunden werden können (z.B. bei einer Türschnalle oder dort,
wo die Hinweise auf akzeptierte Kreditkarten angebracht werden). Wichtig ist nur, daß sich
dafür rasch ein gewisser Standard einbürgert.

4.1.2 Z2: Sehbehinderte Personen


Im Prinzip gilt hier das gleiche, was vorher bereits für blinde Menschen ausgesagt wurde.
Einziger Unterschied besteht darin, daß hier Blindenschrift im allgemeinen keine Alternative
darstellt (weil nicht erlernt) und daß die Fähigkeit zum Lesen visueller Informationen eben
stark vom Grad der Sehbehinderung in Verbindung mit der aktuellen Situation (Beleuchtung,
Kontrast, Schriftgröße) anhängig ist. Generell wird aber ein Großteil der sehbehinderten Per-
sonen eine akustische Alternative oder Unterstützung begrüßen und bereitwillig annehmen.

Hier kann die Ankündigung eines Radioplakates durch ein vereinheitlichtes Logo erfolgen
(auf ausreichende Größe und Kontrast ist dabei unbedingt zu achten, eventuell durch ein
attraktives Lichtsignal unterstützen).

4.1.3 Z3: Fremdsprachliche Personen


Eine weitere für das Radioplakat interessante Zielgruppe sind Personen mit fehlenden oder
mangelhaften Kenntnissen der ortsüblichen Umgangssprache sowie Personen mit Sprach-
problemen (Analphabetismus, Dyslexie, Aphasie), die also durch geschriebene Texte nicht
oder nur schwer informiert werden können.

Das Radioplakat kann fremdsprachliche Personen in ihrer Muttersprache oder einer ihnen
bekannten Fremdsprache ansprechen (hier muß allerdings ein klares Konzept bei der Zutei-
lung von Sendefrequenzen zur jeweiligen Sprache gefunden werden). Andere können durch
das parallele Angebot aus geschriebenem und gesprochenem Text Nutzen beim Verstehen
ziehen.

In diesen Fällen sollte darauf geachtet werden, daß auf die schriftlich präsentierte und die
auditiv angebotene Information von gleichen Standort zugegriffen werden kann, damit beide
Medien einander unterstützen können.

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Auch bei Veranstaltungen (Kino, Public-Viewing etc.) könnte ein meinst ohnehin vorhande-
ner „Zweikanal-Ton“ in einem bestimmten Bereich der Veranstaltung per „Radioplakat-
Technik“ in einer anderen Sprache angeboten werden, ohne daß Verkabelungen und Kopf-
hörerstecker erforderlich werden.

4.1.4 Z4: Personen aus der „breiten Masse“


Jener Teil der Bevölkerung, der in keine der drei bisher erwähnten Kategorien fällt, wird wohl
an schwersten über das Radioplakat angesprochen werden können, da in den meisten Fäl-
len keine Veranlassung dazu besteht, eine Alternative zu einem visuellen Informationsange-
bot zu verwenden.

Ausnahmen bestehen dort, wo die visuelle Aufmerksamkeit von anderen Dingen in Anspruch
genommen wird. Ein Beispiel dafür wären Erklärungen von Exponaten in einer Ausstellung
oder einem Museum, wo sich die Besucher/-innen in erster Linie auf die ausgestellten Ge-
genstände konzentrieren wollen und nicht auf gedruckte Erklärungstexte. Weiters besteht
u.U. auch dort ein Bedarf an auditiver Informationsvermittlung, wo wegen eines größeren
Andranges vor einer plakatierten Information der Zugang nur schwer möglich oder mit War-
tezeiten verbunden ist.

Eine weitere Anwendung für das breite Publikum könnte überall dort gegeben sein, wo au-
diovisuelle Informationen angeboten werden sollen, der Ton aber aus bestimmten Gründen
nicht über Lautsprecher übertragen werden kann. Als Beispiel dafür seinen die „Info-
Screens“ in U-Bahn Stationen genannt, die verständlicherweise nur als „Stummfilm“ ablaufen
können. Der fehlende zugehörige Ton könnte den wartenden Personen aber individuell per
„Radioplakat“ nachgeliefert werden. Auch findet man in Schaukästen und Auslagen immer
häufiger visuelle Präsentationen, die über „Digital Picture Frames“ oder andere Flachbild-
schirme angeboten werden. Es könnte durchaus von Interesse sein, dazu einen Ton über ein
„Radioplakat“ anzubieten.

4.2 Typologie der Anwendungen


4.2.1 S1: Statische Anwendung
Unter der „statischen Anwendung“ sei die einfachste und auch in den bisherigen Prototypen
verwendete Präsentation der Informationen verstanden. Der gesprochene Text ist als MP3-
File gespeichert und wird während der gesamten Betriebszeit des Radioplakates permanent
in einer Endlosschleife präsentiert. Die Person, die das Radioplakat nützt hat keinerlei Ein-
fluß auf die Präsentation. Sie steigt sozusagen rein zufällig in den dargebotenen Text ein und
muß unter Umständen darauf warten, bis die Präsentation wieder am Anfang beginnt.

Für kurze Texte aber auch für solche, die ein Hören vom Beginn nicht zwingend nötig ma-
chen, ist diese Art der Präsentation aber durchaus ausreichend. Auch bei längeren Texten,
die so aufbereitet sind, daß sie in kurze, für sich eigenständige Abschnitte gegliedert sind,
sind keine besonderen Probleme zu erwarten. Mit anderen Worten, wenn eine längere Spei-
sekarte in Vorspeisen, Suppen, Hauptspeisen, Beilagen, Nachspeisen und Getränke geglie-
dert ist, wird es kein Problem sein, wenn der Zuhörer / die Zuhörerin an einer beliebigen Stel-

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le einsteigt. Es wäre aber anzuraten, die einzelnen Abschnitte klar zu trennen (also sozusa-
gen Überschriften einzubauen) und an den Kapiteltrennungen eine knappe Inhaltsangabe
(im Sinne einer „site-map“) einzufügen.

Ungeeignet erscheint die „statische Anwendung“ dort, wo der zu präsentierende Inhalt nur
dann didaktisch sinnvoll aufzunehmen ist, wenn er vom Anfang an gehört wird (Beschrei-
bung von Rundgängen, Erklärung geschichtlicher Fakten, Bedienungsanleitungen etc.).

Eine Anwendung vom Typ S1 kann ohne weitere Modifikationen aus dem bestehenden An-
gebot an Komponenten (FM-Transmittern und MP3-Playern) realisiert werden.

4.2.2 S2: Statische Anwendung mit Auslösung durch Benutzer/-in


Im Unterschied zur Präsentation in Endlosschleife (Anwendung S1) wartet das Radioplakat
in der Ausführung S2 (Statische Anwendung mit Auslösung durch Benutzer/-in) mit dem Ab-
spielen der Nachricht auf die Auslösung durch ein externes Ereignis.

Eine Auslösung durch einen Bewegungsmelder hätte dabei den Vorteil, daß die Wiedergabe
in dem Moment automatisch startet, wenn sich eine Person im Empfangsbereich eines Ra-
dioplakates aufhält. Zu allen anderen Zeiten würde keine Ausstrahlung erfolgen, was sich bei
batteriebetriebenen Anwendungen wiederum auch äußerst günstig auf den Stromverbrauch
und damit auf die Batterie-Lebensdauer auswirken würde.

Der Nachteil besteht aber darin, daß alleine die Anwesenheit einer Person im Empfangsbe-
reich noch keine Garantie darstellt, daß es sich dabei um jemanden handelt, der/die das Ra-
dioplakat hören will oder schon bereit ist, die Aufzeichnung abzuhören, d.h. seinen/ihren
UKW Empfänger schon betriebsbereit auf der richtigen Frequenz eingestellt hat. Wird zu
spät eingeschaltet oder erst der Frequenz-Scan begonnen, sobald das Radioplakat ein Si-
gnal liefert, ist erst recht der Anfang der Aussendung verpaßt und die vermeintlichen Vorteile
sind verspielt.

Ein weiterer nicht zu behebender Nachteil ist das Eintreffen mehrerer Personen vor dem Ra-
dioplakat, da der Beginn der Übertragung nur durch das Eintreffen der ersten Person festge-
legt wird und alle weiter hinzukommenden Personen trotzdem den Anfang der Übertragung
versäumen. Daher ist eine solche Ansteuerung über einen Bewegungsmelder nur für Situa-
tionen mit geringer Personenfrequenz ratsam und auch dort sollte durch die Anordnung und
die Auslegung des Bewegungsmelders sichergestellt werden, daß Personen, die lediglich
vorbeigehen, das Radioplakat nicht starten (Beispiel: Nur Personen, die vor einem Schauka-
sten oder einer Auslage tatsächlich stehenbleiben starten die Wiedergabe).

Alternativ dazu könnte ein bewußtes Starten der Informationsübertragung durch einen vom
Anwender / von der Anwenderin zu betätigenden Schalter oder Drucktaster erfolgen. Hier sei
ein zweistufiger Prozeß vorgeschlagen: Im Ruhezustand läuft eine kurze Nachricht als End-
losschleife ab, über die das Radioplakat sozusagen seine Anwesenheit bekannt gibt, zur
Betätigung des Start-Tasters auffordert und auch eine Anleitung dazu gibt, wo sich dieser
Schalter befindet (Schalter ist hier auch im übertragenen Sinn zu sehen, denn das kann
durchaus auch eine größere Berührungsfläche, wie z.B. die gesamte Glasscheibe eines
Schaukastens oder einer Auslage sein). Nach Auslösung über diesen Schalter beginnt die

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eigentliche (längere) Informationsdurchsage. Danach wird wieder der Ruhezustand mit der
kurzen Ansage in Endlosschleife eingenommen.

Der Vorteil einer solchen Anordnung besteht darin, daß durch die permanent laufende
Schleife im Ruhezustand das Auffinden des Radioplakates und der korrekten Frequenz (z.B.
auch der gewünschten Sprache) ermöglicht wird und die eigentliche Informationsvermittlung
dann beginnt, wenn der Anwender / die Anwenderin bereit ist und den entsprechenden
Schalter betätigt.

Eine Anwendung vom Typ S2 verlangt zumindest geringfügige Modifikationen bei bestehen-
den FM-Transmittern und MP3-Playern, damit die Umschaltung zwischen der Endlosschleife
des Ruhezustandes und der einmaligen Wiedergabe des eigentlichen Inhaltes durch ein ex-
ternes Signal erfolgen kann. Im einfachsten Fall wäre das ein „Anzapfen“ der Taste für „Next
Track“. Eine spezielle Neuentwicklung scheint hier nicht erforderlich sein.

4.2.3 D1: Dynamische Anwendung – Gesteuerte Inhalte


Unter einer „dynamischen Anwendung“ (Typ D1) wollen wir eine permanente und vom An-
wender / von der Anwenderin unbeeinflußbare Ausstrahlung von Informationen verstehen,
deren Inhalt aber durch äußere Ereignisse dynamisch verändert werden kann. Ein typisches
Anwendungsgebiet wäre die UKW-Übertragung von Display-Inhalten, wie sie auf Bahnstei-
gen oder bei Haltestellen angeboten werden. Blinde Verkehrsteilnehmer/-innen hätten dann
im Umkreis von etwa 10m einen akustischen Zugriff auf jene Inhalte, die sehenden Personen
über das Display angeboten wird.

Die Sendetechnik (also der eigentliche FM-Transmitter) könnte vollkommen unverändert von
den bisherigen Anwendungen übernommen werden (Verwendung der preiswerten am Markt
verfügbaren Komponenten). Die Erstellung der Audio-Inhalte muß für solche Anwendungen
neu konzipiert werden. Dabei erscheinen zwei Strategien möglich zu sein:

• Bei einer dezentralen Lösung würde ein Modul (z.B. embedded PC auf Linux-Basis)
erforderlich sein, das in der Lage ist, die dem Display angebotenen Texte und Daten
mittels Sprachsynthese (Text-to-Speech) in einen sich laufend wiederholenden Au-
dio-Stream zu übersetzen. Damit wird der im gleichen Modul befindliche FM-
Transmitter angesteuert, der diese gesprochene Nachricht als UKW-Signal aus-
strahlt. Das Modul könnte direkt in das Display integriert werden, sofern dabei die Di-
stanz zum Anwender / zur Anwenderin deutlich geringer als 10m ist (Bei Anzeigen
auf Bahnsteigen wird diese Bedingung üblicherweise leicht zu erfüllen sein).

• Bei einer zentralen Lösung erfolgt die Erzeugung der Audio-Signale in jenem Rech-
ner, der für die Anspeisung aller in einem Verbund arbeitenden Displays verantwort-
lich ist (z.B. jener Rechner, der alle Displays eines Bahnhofs ansteuert). Die Audio-
Signale können dann über die vorhandenen Datenleitungen (z.B. als VoIP) oder über
WLAN an die in den Displays montierten FM-Transmitter geleitet werden.

Beide Varianten sind nicht mit bestehenden Komponenten realisierbar und verlangen zusätz-
lich zu entwickelnde Hardware und Software. Die Nachrüstung bestehender Systeme wird
daher doch mit einigem Aufwand und Kosten verbunden sein. Bei einer Einplanung in neue

2010-08-03 14
Anlagen (z.B. Neu- und Umbau von Bahnhöfen oder Fahrgastinformationssystemen) scheint
der Mehraufwand eher gering zu sein und sollte daher unbedingt in Erwägung gezogen wer-
den.

Wie später noch besprochen werden wird, bietet ein Hersteller um rund 70 EUR einen
WLAN-Repeater mit eingebautem FM-Transmitter für den UKW-Bereich an. Der standard-
mäßige Einbau eines solchen Repeaters in Displays im öffentlichen Raum würde solche In-
stallationen kaum verteuern und jederzeit die Möglichkeit schaffen, ein Display bei Bedarf in
ein Radioplakat zu verwandeln.

Solche Anwendungen vom Typ D1 werden daher sicher nicht den ersten Einstig bei einer
Verbreitung der „Radioplakat-Technologie“ bilden, sollten aber schon von Anfang an (z.B. bei
der Erstellung eines Frequenzplanes) in die Gesamtkonzeption einbezogen werden.

4.2.4 D2: Dynamische und interaktive Anwendung


Unter der Erweiterung des dynamischen Konzeptes zu einer interaktiven Anwendung wollen
wir die Verbindung der Anwendungsfälle S2 und D1 ansehen. Von D1 wird die dynamische,
von einem Rechner gesteuerte Informationsdarstellung verwendet, von S2 wird die Möglich-
keit übernommen, daß der Anwender / die Anwenderin über einen Schalter oder sogar über
ein komplexes Tastenfeld mit dem System interagiert. Eine solche Konfiguration würde es
beispielsweise ermöglichen, daß blinde Menschen mittels Audio-Feedback Geräte wie Fahr-
kartenautomaten bedienen können. Alle Inhalte, die sehenden Personen am Display oder
am Bildschirm angeboten werden, werden in gesprochene Texte umgesetzt und als UKW-
Signal ausgestrahlt. Das Prinzip einer solchen Gerätebedienung über Audio ist (besonders in
den USA) durchaus üblich, nur muß dabei ein Kopfhörer angesteckt werden. Das „Radiopla-
kat“ wäre dann die drahtlose Variante dieser Technologie.

Allerdings darf eine wichtige Einschränkung dabei nicht unerwähnt bleiben: Vertrauliche Da-
ten, die über einen drahtgebundenen Kopfhörer unbedenklich sind (wie beispielsweise bei
der Bedienung eines Geldausgabeautomaten) können nicht einfach als FM/UKW übertragen
werden, da sie zumindest im Umkreis von 10m problemlos abgehört werden könnten.

4.3 Beispielhafte Anwendunsszenarien


Hier werden nun einige der möglichen Einsatzgebiete und die jeweils dafür erforderliche
Konfiguration des Radioplakates beispielhaft dargestellt.

In den Tabellen am Ende jedes Szenarios werden folgende Kennzeichnungen verwendet:

• ++ sehr gut geeignet, sehr zu empfehlen, erste Wahl für diese Anwendung
• + gut geeignet, günstig, zweite Wahl für diese Anwendung
• / nicht relevant, nicht zutreffend, nicht erforderlich
• - wenig geeignet, abzuraten
• - - ungeeignet

2010-08-03 15
4.3.1 Schaukasten und Speisekarte
Der „Schaukasten“, also z.B. die neben der Tür eines Restaurants angeschlagene Speise-
karte ist der Ausgangspunkt für die Entwicklung des Radioplakates gewesen. Die Zielgrup-
pen sind eindeutig alle jene Personen, die aufgrund einer Sehbehinderung die gedruckte
Speisekarte nicht lesen können. Kleiner Druck, schlechte Lichtverhältnisse oder eine spie-
gelnde Glasplatte können hier vielen Menschen bereits Probleme bereiten. Weiters werden
bei dieser Anwendung auch nicht viele Menschen gleichzeitig die Speisekarte lesen wollen,
sodaß einerseits eine geringe Reichweite kein Problem darstellt und andererseits ein Bewe-
gungsmelder zum Starten am Beginn des Textes leicht einsetzbar ist. Hier muß allerdings
darauf geachtet werden, daß Personen, die nur vorbeigehen, nicht erfaßt werden und daß
zum Auffinden der Position (Orientierungshilfe für blinde Gäste) permanent ein „Begrüßungs-
text“ ausgestrahlt wird.

Der Text wird aber im Allgemeinen ohnehin recht kurz sein (oder in kurze Abschnitte glieder-
bar), sodaß eine Auslösung durch den Benutzer / die Benutzerin gemäß Typus S2 nicht er-
forderlich erscheint.

Meistens wird zwar eine Stromversorgung vom Netz möglich sein, aber auch Lösungen mit
Solarenergie könnten manchmal von Vorteil sein (Abbildung 6, rechts).

Abbildung 6: Szenario „Schaukasten“ und „Speisekarte“

Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 ++ ++ + /
Anwendungstyp

S2 + + + /

D1 / / / /

D2 / / / /

Tabelle 1: Bewertung für Szenario „Schaukasten und Speisekarte“

2010-08-03 16
4.3.2 Schaufenster
Um vor allem sehbehinderten und blinden Menschen den Alltag zu erleichtern, könnte das
Radioplakat bei Schaufenstern eingesetzt werden. Dabei können beispielsweise die Produk-
te des jeweiligen Geschäfts oder auch nur die Produkte der Auslage, inklusive Preis vorge-
sprochen werden.

Hier kann verständlicherweise bei einem großen Angebot der vorzulesende Text ziemlich
lang werden und eine einfache Endlosschleife nach Typ S1 nicht ausreichend sein. Eine
Person, die zu einem Schaufenster kommt, müßte unter Umständen mehrere Minuten war-
ten, bis die Wiedergabe erneut von vorne beginnt. Hier sollte daher eher an einen Typ S2
gedacht werden. Die Anbringung sollte so erfolgen, daß das Signal entlang der gesamten
Auslage gut wahrzunehmen ist.

Außerdem ist hier zu berücksichtigen, daß sich mehrere, ja oft viele Menschen vor dem
Schaufenster befinden können, eine Auslösung der Wiedergabe nur bei Bedarf durch einen
Schalter könnte daher Vorteile bringen. Stromvorsorgung aus dem Netz ist höchstwahr-
scheinlich immer gegeben.

Abbildung 7: Szenario Schaufenster

Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 + + / /
Anwendungstyp

S2 ++ ++ / /

D1 / / / /

D2 / / / /

Tabelle 2: Bewertung für Szenario „Schaufenster“

2010-08-03 17
4.3.3 Dienstleistungen, Gastronomie, Orientierungspläne
Im Allgemeinen könnten all jene Betriebe oder öffentlichen Einrichtungen mit einem Radio-
plakat ausgestattet werden, wo etwas konsumiert oder eine Dienstleistung in Anspruch ge-
nommen werden kann bzw. wo blinden Menschen dadurch eine Orientierungshilfe gegeben
wird.

Beispiel 1: Die sprechende Speisekarte

Ein blinder Gast erhält alternativ zur gedruckten Speisekarte keine Version in Blindenschrift,
denn eine solche kann üblicherweise nur von max. 30% der blinden Bevölkerung gelesen
werden und müßte außerdem aufwendig bei jedem Angebotswechsel neu produziert wer-
den. Statt dessen wird ihm ein portables „Radioplakat“ zum Tisch gebracht, das er oder sie
über das Mobiltelephon abhören kann.

Abbildung 8: Szenario Speisekarte 2 (Innenraum)

Beispiel 2: Die Orientierung im Hotel oder in einem Amtsgebäude

Beim Betreten des Gebäudes erhält ein/-e blinde/-r Besucher/-in über ein „Radioplakat“ im
Eingangsbereich generelle Orientierungshilfen (Lage der Stiegenhäuser, der Lifte und
Stockwerkseinteilungen). Für das leichtere Auffinden eines bestimmten Zimmers entlang
eines Korridors (z.B. des eigenen Hotelzimmers oder der Toiletten) wird ein Radioplakat un-
mittelbar hinter der Türe plaziert und dient so als eine Art „akustischer Leuchtturm“ (mit dem
Vorteil, daß andere Besucher/-innen dadurch in keiner Weise gestört werden). Die geringe
Reichweite des „Radioplakates“ macht es möglich, daß das Signal nur in direkter Umgebung
der gesuchten Tür zu hören ist. So ein „Leuchtturm“ mit der Zimmernummer kann blinden
Gästen ohne besonderen Aufwand von der Rezeption eines Hotels ausgefolgt oder vom
Zimmerservice plaziert werden.

Abbildung 9: Szenario Gebäudeplan und Hotelzimmer

2010-08-03 18
Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 ++ + + /
Anwendungstyp

S2 / / / /

D1 / / / /

D2 / / / /

Tabelle 3: Bewertung für Szenario „Dienstleistungen und Gebäude-Orientierung“

4.3.4 Kreuzungen und Straßennamen


Einen weiteren Einsatzort des Radioplakats könnten Kreuzungen darstellen. Dabei können
beispielsweise die Straßennamen der jeweiligen Kreuzung sowie die Hausnummern und
Geschäfte, die sich entlang der jeweiligen Straße erstrecken, abgespielt werden. Neben der
Akustik einer Blindenampel, könnte zusätzlich das sprechende Plakat abgespielt werden.

Unter Verwendung des Typs D1 (dynamischer Inhalt) könnte bei einer für blinde Menschen
eingerichteten Verkehrsampel neben der Kreuzungsbeschreibung (Straßennamen, Ver-
kehrssituation, Anzahl der zu überquerenden Fahrspuren, Entfernungen) auch die Grünpha-
se angesagt werden. Allerdings ist das kein Ersatz für das übliche akustische Signal, wel-
ches aus einer bestimmten Richtung zu hören ist und damit auch die Gehrichtung anzeigt.

Außerdem könnte das Radioplakat als eine Art Navigationssystem dienen, indem es in re-
gelmäßigen Abständen entlang der Straße eingesetzt wird und Personen ebenfalls über den
Straßennamen, die Hausnummer und die nächsten Geschäfte informiert.

Abbildung 10: Szenario Straßenkreuzung und Ampel

2010-08-03 19
Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 ++ + / /
Anwendungstyp

S2 / / / /

D1 / (++)* / (+)* / /

D2 / / / /

Tabelle 4: Bewertung für Szenario „Kreuzungen und Straßennamen“


*) einsetzbar, wenn Ampelphase angesagt werden soll

4.3.5 Fahrplantafeln und Bahnsteigsmonitore


Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht darin, das Radioplakat bei öffentlichen Verkehrsmit-
teln (bei Haltestellen und auf Bahnsteigen) einzusetzen, um den Stationsnamen, die dort
verkehrenden Linien sowie die Abfahrtszeiten und Wartezeiten abzuspielen.

In manchen Städten werden Fahrplanauskünfte in Echtzeit über das Internet angeboten,


sodaß Personen, die über einen mobilen Internetzugang verfügen, solche Informationen di-
rekt bei der Haltestelle oder am Bahnsteig abfragen können. In Wien wird von den Wiener
Linien das Programm QANDO (Fluidtime) angeboten. Mit „Scotty Mobil“ bieten die ÖBB für
ganz Österreich eine Echtzeitauskunft im Bahnverkehr an.

Dabei darf aber nicht vergessen werden, daß die Möglichkeit der Informationsabfrage hier
auf jene Personen beschränkt ist, die ein datenfähiges Mobiltelephon mit sich führen und
auch einen Vertrag über Internetnutzung haben. Diese Personengruppe ist meist jünger und
auch heute noch eine deutliche Minderheit. Selbst für diese Personen ist es aber im Alltag
auch relativ aufwendig, für eine einfache Fahrplanansage eine Internetverbindung aufzubau-
en, das Programm zu starten und im Dialog die gewünschte Auskunft abzufragen. Aus eige-
ner Erfahrung sind dafür mehrere Minuten Zeitaufwand erforderlich.

Weiters muß der Ortsbezug durch den Nutzer / die Nutzerin selbst hergestellt werden. Es
muß die Haltestelle eingegeben werden, für die die Abfrage erfolgt bzw. es kann das Pro-
gramm nicht wissen, ob sich die anfragende Person tatsächlich auf dem Bahnsteig befindet,
für den die Auskunft erteilt worden ist.

Mit den Radioplakat kann für blinde und sehbehinderte Menschen aber auch für fremd-
sprachlichen Personen ein wesentlich vereinfachter Zugang zu solchen Informationen ge-
schaffen werden, die den sehenden Verkehrsteilnehmern/-innen über Anzeigetafeln und
Displays angeboten werden.

2010-08-03 20
Die geringe Reichweite des Radioplakats stellt automatisch den korrekten Ortsbezug her.
Nur die Informationen jener Haltestelle bzw. jenes Bahnsteigs, auf der sich der Benutzer / die
Benutzerin befindet ist hörbar. Damit wird die Informationsmenge und somit die Länge der
Durchsage deutlich eingeschränkt und gleichzeitig sichergestellt, daß sich die betreffende
Person auch am gewünschten Ort befindet.

Diese Anwendung ist allerdings nicht mit den einfachen statischen Typen des Radioplakats
machbar, das hier eingesetzte Radioplakat muß vom Typus D1 (dynamische Inhalte) sein.

Abbildung 11: Szenario „Fahrplantafeln und Bahnsteigsmonitore“

Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 -- -- -- --
Anwendungstyp

S2 -- -- -- --

D1 ++ ++ ++ +

D2 / / / /

Tabelle 5: Bewertung für Szenario „Fahrplantafeln und Bahnsteigsmonitore“

2010-08-03 21
4.3.6 Fremdenverkehr
Abgesehen von Kreuzungen könnte auch in Betracht gezogen werden, Sehenswürdigkeiten
mit einem Radioplakat zu versehen. Neben der Bezeichnung der Sehenswürdigkeit, könnte
eine Erklärung beziehungsweise der historische Hintergrund und wenn vorhanden die Öff-
nungszeiten sowie der Eintrittspreis, abgespielt werden. Dadurch könnten sowohl Menschen
mit als auch ohne Sehbehinderung angesprochen werden.

Hierbei würde allerdings wieder das Problem der nicht individuell steuerbaren Endlosschleife
auftreten, wodurch Personen in der Mitte der Aufnahme einsteigen und somit das Ende ab-
warten müßten, ehe sie den Anfang abhören können. Die Verwendung des Radioplakates
vom Typ S2 und die Auslösung der Detailinformation mittels eines Schalters scheint hier die
beste Lösung zu sein.

Da hier auch vornehmlich Touristen als Zielgruppe in Betracht kommen, sind Aufnahmen in
mehreren Sprachen und die parallele Verwendung mehrerer Sendefrequenzen erforderlich.

Abbildung 12: Szenario „Fremdenverkehr und Stadtführer“

Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 + + + -
Anwendungstyp

S2 ++ ++ ++ +

D1 / / / /

D2 / / / /

Tabelle 6: Bewertung für Szenario „Fremdenverkehr und Stadtführer“

2010-08-03 22
4.3.7 Museen, Ausstellungen
Die Anwendung des Radioplakates im Museen und Ausstellungen entspricht weitgehend
dem oben beschriebenen Szenario „Fremdenverkehr und Stadtführer“, vor allem was die
Zielgruppe betrifft.

Der wesentliche Unterschied besteht darin, daß hier im Allgemeinen eine größere Anzahl
von Radioplakaten auf engerem Raum erforderlich sein wird, zumindest eines pro Raum
oder sogar eines für jede Gruppe von Exponaten. Es wird daher schwer sein, hier ein An-
wendungsszenario zu finden, das Vorteile gegenüber den bisher üblichen Techniken von
„Audio-Guides“ (z.B. auf Infrarotbasis oder mit vorher aufgezeichneten Texten) aufweist.

Der einzige auf der Hand liegende Vorteil dabei könnte sein, daß das Radioplakat auf Emp-
fängern aufbaut, die die Zielgruppe ohnehin bei sich trägt und daher die Ausgabe von spezi-
ellen Empfängern entfallen könnte (keine Registrierung, keine Kautionen, keine Rückgabe
etc.).

Ein klarer Frequenzplan für einender überlappende Bereiche und auch für die angebotenen
Sprachen ist jedenfalls erforderlich. Dynamische und zentrale Verwaltung der Präsentations-
inhalte ist bei häufig wechselnden Ausstellungsangeboten anzuraten (Einspielung der Au-
diodateien über WLAN oder Verwendung einer Streaming-Technik von einem zentralen Ser-
ver.

Abbildung 13: Szenario „Museen und Ausstellungen

Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 ++ ++ ++ +
Anwendungstyp

S2 / / / /

D1 ++ ++ ++ +

D2 / / / /

Tabelle 7: Bewertung für Szenario „Museen und Ausstellungen“

2010-08-03 23
4.3.8 Baustellen und Umleitungen
Für Baustellen bestehen in Österreich eindeutige Vorgaben hinsichtlich der Kennzeichnung
und Absicherung, damit blinde und sehbehinderte Personen nicht gefährdet werden
(ÖNORM-Richtlinie V 2104 "Technische Hilfen für blinde, sehbehinderte und mobilitäts-
behinderte Menschen").

Keine Lösung wird allerdings dafür angeboten, wie blinde und hochgradig sehbehinderte
Menschen bei Bastellen auf Gehsteigen über Umleitungen und alternative Wegführungen
informiert werden können.

Hier könnte an jener Stelle, wo blinde Menschen auf eine Baustelle im Gehsteigbereich sto-
ßen über ein Radioplakat ein Informationstext ausgegeben werden. Da Baustellen für die
Nacht mit Blinklichtern abgesichert werden müssen, könnte ein „Radioplakat“ relativ einfach
direkt in ein solches Blinklicht eingebaut und von dessen Batterie her versorgt werden.

Abbildung 14; Szenario „Baustellen und Umleitungen“


Warnlicht als Möglichkeit, ein „Radioplakat“ einzubauen

Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 ++ ++ / /
Anwendungstyp

S2 / / / /

D1 / / / /

D2 / / / /

Tabelle 8: Bewertung für Szenario „Baustellen und Umleitungen“

2010-08-03 24
4.3.9 Info-Screens und Video-Werbung
In einigen Fällen werden im öffentlichen Raum über sogenannte Info-Screens Video-Inhalte
präsentiert, allerdings ohne die Möglichkeit, dazu auch den passenden Ton anbieten zu kön-
nen. Abbildung 15 zeigt einige typische Anwendungen in Stationsgebäuden, in Fahrzeugen
des öffentlichen Verkehrs und in Auslagen von Handels- und Dienstleistungsbetrieben.

Ein Radioplakat, das den zum Bild gehörenden Ton direkt zu den Passanten und Passantin-
nen überträgt, könnte eine willkommene Ergänzung sein. In dieser Anwendung wird die
größte Chance zur Verbreitung des Radioplakates unter nicht-sehbehinderten Menschen
gesehen. Weil wir es einfach gewohnt sind, im Fernsehen zu Videobildern auch einen Ton
mitgeliefert zu bekommen, sind „Stummfilme“ heute eher ungewöhnlich. Hier besteht also ein
starker Anreiz, sich den Ton auf das Mobiltelephon zu holen.

Bei manchen Auslagen, die einen Monitor zeigen, ist dieser bei Sonnenlicht nur schwer les-
bar. Die Ergänzung durch Audio ist daher für alle vorteilhaft.

Abbildung 15: Verschiedene Info-Screens, v.l.n.r.:


Info-Screen in einer U-Bahn Station (in Polen)
Info-Screen in einem U-Bahn Zug (Hamburg)
Info Screen einer Hausverwaltung (Wien) – schlecht lesbar bei Sonne

Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 -- -- -- --
Anwendungstyp

S2 - - - -

D1 + + + ++

D2 / / / +*

Tabelle 9: Bewertung für Szenario „Info-Screens und Video-Werbung“


*) Interaktive Steuerung bei Monitoren in Auslagen zur gezielten Informationsabfrage

2010-08-03 25
4.3.10 Immobilien Marketing und öffentliche Ankündigungen
In den USA und auch in Kanada ist die Unterstützung von Immobiliengeschäften mittels FM-
Sender bereits seit Jahren gängige Praxis. Unter Bezeichnungen wie „SellFM“ oder „Talking
‘For Sale Sign’ FM Transmitter Announcement System“ werden „Radioplakat“-ähnliche Gerä-
te angeboten, die nähere Beschreibungen von zum Verkauf stehenden Objekten direkt ins
Autoradio eines/einer vorbeifahrenden potentiellen Kunden/-in liefern. Hier ein Bespiel:

Zitat 2: Apr. 10, 2007

“A new radio station is on the air in Vancouver but you won't hear any pop music or
the local news. Instead, SellFM broadcasts real estate information about properties
for sale using their 'Talking sign' feature. The 'For Sale' sign on the property directs
people to a radio frequency where, using an FM transmitter, information about a
property is broadcast.

For potential home and condo buyers driving by, all they need is an FM radio. "They
drive by the house and they get the information right away. They don't have to call
me, go back home and look it up on the internet," said realtor Rick Stonehouse, who
came up with the idea alongside entrepreneur Riel Roussopolos. In his studio,
Roussopolos creates a custom tailored commercial for each home, adding music and
suitable sound effects.

"This is 70-year-old technology for the most part," he said. "The only confusion is that
people think it's a radio station all over the place so we are adding stuff to the sign
that says one-block radius only." Stonehouse said the biggest benefit is for condo
sellers in the city's downtown core. We're "putting it in apartment buildings in down-
town where they don't allow signs," said Stonehouse. "(People) drive by and listen to
the listings selling in that building."

David Coates sold his home in two weeks after three open houses and the use of the
FM transmitter. "It's hard to say whether an FM transmitter broadcasting from the
house got us thousands of dollars more," said Coates. Either way, Coates is satisfied
as his home sold for $69,000 more than its original asking price.”

Die in USA und Kanada angewendete Technologie läßt sich nicht 1:1 in Europa einsetzen,
da die gesetzlichen Bestimmungen für den Betrieb privater FM Stationen jenseits des Atlan-
tiks viel großzügiger sind. Die erlaubten Sendeleistungen sind dort so hoch, daß ein ganzer
Häuserblock bzw. auch ein an einem Grundstück vorbeifahrendes Auto erreicht werden kön-
nen. In Europa sind die Reichweiten mit rund 10m begrenzt, sodaß nur eine etwas abgeän-
derte Stratege zum Einsatz kommen kann.

Der „ultra-low-power“-FM-Transmitter müßte daher direkt (solarbetrieben?) in das „Zu-


Verkaufen-Plakat“ eingebaut werden. Dann können Personen im Umkreis von 5-10m die
Informationen abhören. Sie müssen sich daher bewußt vor dem Plakat oder in dessen unmit-
telbarer Nähe aufstellen. Ein Vorbeifahren am oder Umhergehen auf dem Grundstück wird

2
http://www.ctv.ca/servlet/ArticleNews/story/CTVNews/20070410/real_estateRadio_070410/20070410

2010-08-03 26
nicht möglich sein. Trotzdem kann viel mehr Information vermittelt werden, als in gedruckter
Form auf dem Verkaufsschild dargestellt werden kann.

Da die angesprochene Personengruppe hier gezielt nach ausführlicher Information sucht, ist
die Präsentation längerer, in einer Schleife laufender Texte nicht weiter problematisch. Emp-
fohlen wird hier der Typ S1, allerdings mit Solartechnik, sodaß eine Aufstellung an jedem
günstigen Ort unabhängig von der Versorgung vom Stromnetz erfolgen kann.

Abbildung 16: Szenario „Immobilien Marketing“


oben: Verkaufsschilder, unten: Hardware aus USA und Kanada

Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 / + / ++
Anwendungstyp

S2 / / / /

D1 / / / /

D2 / / / /

Tabelle 10: Bewertung für Szenario „Immobilien Marketing“

2010-08-03 27
4.3.11 Bankomat und Info-Terminal
Die Übertragung von Audio-Informationen an blinde und sehbehinderte Menschen beim Be-
dienen eines Automaten wird allgemein empfohlen. Insbesondere werden im Ausland Ban-
komaten mit Audio Unterstützung eingesetzt, wobei allerdings ein Kopfhörer mit einer Steck-
verbindung (3,5 mm Klinke) direkt an das Gerät anzuschließen ist.

Die Verwendung der „Radioplakat-Technik“ würde zwar die Handhabung erleichtern, ist aber
aus Gründen der Datensicherheit und zum Schutz der Privatsphäre strikt abzulehnen.

Günstiger liegen die Verhältnisse bei allgemeinen Informationsterminals (Informations-


kiosken, ITMs = Information Transaction Machines), wo keine vertraulichen Daten am Bild-
schirm dargestellt werden. Hier wäre eine Übertragung des Bildchirminhaltes in gesproche-
ner Form über einen FM-Kanal unbedenklich.

Zur Anwendung kommt hier der Typ D2 (dynamisch mit User-Interaktion).

Abbildung 17: Szenario „Bankomat und Info-Terminal“

Eignung Zielgruppe
des
Z1 Z2 Z3 Z4
Szenarios
blind sehbeh. fremdspr. allgemein

S1 -- -- -- --
Anwendungstyp

S2 -- -- -- --

D1 - - - -

D2 ++ ++ + /

Tabelle 11: Bewertung für Szenario „Bankomat und Informationsterminal“

2010-08-03 28
5. Stärken der bisher verwendeten Konzeption
Bevor in Kapitel 7 detaillierte Vorschläge für die weitere Verbesserung der Technik des Ra-
dioplakates gemacht werden und in Kapitel 8 Strategien zur Verbreitung dieser Technologie
vorgeschlagen werden, soll hier noch einmal kurz auf die Stärken und Schwächen des Ra-
dioplakates eingegangen werden.

Die eindeutigen Stärken sind:

5.1 Preiswerte und zuverlässige Module


Das Vorhandensein äußerst preiswerter und zuverlässiger Module, aus denen die Basis-
version des Radioplakates aufgebaut werden kann ist von unschätzbarem Vorteil. Praktisch
ohne wesentliche Modifikationen (sieht man vom Einbau in ein gemeinsames Gehäuse und
der Bereitstellung einer geeigneten Stromversorgung ab) können am Mart befindliche Modu-
le (FM-Transmitter, MP3-Player und Speichermedien) in kürzester Zeit zu einem funktionie-
renden Radioplakat zusammengebaut werden. Der Preis der Komponenten liegt selbst beim
Einkauf in geringsten Stückzahlen in Summe nicht höher als 30,00 bis 50,00 EUR.

5.2 Geringe Reichweite


Die geringe Sendeleistung und die damit verbundene geringe Reichweite (im Vergleich zu in
den USA angebotenen Lösungen) ist nur ein scheinbarer Nachteil und erweist sich bei nähe-
rer Betrachtung sogar als ein doppelter Vorteil. Die geringe Reichweite bedeutet, daß An-
wender und Anwenderinnen einen ziemlich eng umrissenen Ortsbezug (Radius des Emp-
fangsgebietes abhängig vom Anbringungsort) zwischen 5 und 10 Meter erhalten. Damit
lassen sich einerseits für blinde Menschen brauchbare Orientierungshilfen realisieren und
andererseits können z.B. in Ausstellungen in größeren Räumen sogar mehrere Radioplaka-
te angebracht werden, ohne daß gegenseitige Störungen auftreten.

6. Schwächen der bisher verwendeten Konzeption


Die Schwächen der bisher als Prototyp vorgestellten Lösung sind gleichzeitig die Punkte, die
für eine Weiterentwicklung des Konzeptes verbessert werden sollten

6.1 Stromversorgung
Die Stromversorgung bzw. der Leistungsverbrauch der bisher eingesetzten Module muß kri-
tisiert werden. Alle MP3-fähigen FM-Transmitter der Prototypen waren ursprünglich für den
Einsatz im KFZ vorgesehen und wurden für das Radioplakat nur geringfügig modifiziert. Alle
waren auf die Versorgung durch das 12V Bordnetz (über den „Zigarettenanzünder“) ausge-
legt. Um auf die internen Betriebsspannungen zwischen 3V und 5V zu kommen, werden bei
diesen Modellen mehr oder weniger „Vorwiderstände“ (in Serie geschaltete Dioden) verwen-
det, in denen die überschüssige Spannung „verbraten“ wird. Außerdem sind die Displays
(meist LED) permanent in Betrieb, sodaß es insgesamt zu einem unnötig hohen Energiever-
brauch kommt und in dieser Form einen längeren Betrieb aus Batterien oder Akkus verhin-

2010-08-03 29
dert. Die eigentliche Elektronik des Radioplakates kommt mit deutlich weniger Leistung aus,
wie man aus den Datenblättern von MP3-Playern und FM-Transmittern entnehmen kann, die
von vornherein auf Batteriebetrieb ausgelegt sind.

In der Marktübersicht über FM-Transmitter im Kapitel 9.2 wird daher auch deutlich unter-
schieden, ob ein FM-Transmitter für KFZ-Betrieb oder für allgemeine Verwendung konzipiert
wurde.

6.2 Datengenerierung und Dateneinspeisung


Bei den Prototypen war es nicht erforderlich auf eine wirtschaftliche und effiziente Generie-
rung und Einspeisung der Audio-Dateien zu achten. Die MP3-Files wurden auf einem PC
oder Notebook unter der Verwendung herkömmlicher Programme wie „Audacity“ oder „Ado-
be Audition“ hergestellt. Das „Hochladen“ auf das Radioplakat erfolgte bei den Prototypen
durch Anstecken eines USB-Sticks oder Einlegen einer SD-Speicherkarte, auf die vorher die
gewünschten MP3-Files kopiert wurden.

Für einen professionellen Einsatz vieler „Radioplakate“ und bei häufigem Wechsel der Inhal-
te muß eine bessere Strategie entwickelt werden. In erster Linie wird ein Softwarepaket, das
die Erstellung und auch die Verwaltung der Audio-Dateien erleichtert, angeboten werden
müssen. Auch der Transport der Inhalte über ein mechanisches Speichermedium ist sicher
nicht immer die beste Lösung, auch wenn sie aus der Sicht der Hardwarekosten die billigste
ist. Konzepte zur Übertragung der Audiofiles vom Audio-Editor direkt zu den „Radioplakaten“
mittels WLAN oder Bluetooth sollten daher in das Konzept einbezogen werden.

6.3 Statische Inhalte


Die bisherigen Prototypen waren aufgrund der zugekauften Module nur in der Lage, Audiofi-
les als Endlosschleife wiederzugeben. Wir hatten diesen Typus als „Statische Lösung“ vom
Typ S1 bezeichnet (siehe dazu Kapitel 4.2.1).

Dieser Schwachpunkt der ersten Lösungen könnte bei weiteren Prototypen zumindest durch
eine intelligente Einbeziehung der bei einigen FM-Transmittern mitgelieferten Infrarotfern-
steuerung zumindest labormäßig ausgeschaltet werden.

6.4 Unklare Reichweite


Die bisher eingesetzten Prototypen zeigten eine sehr inhomogene Abstrahlung des
FM/UKW-Signals. Hier sind in Zukunft noch entsprechende Feldstärkemessungen angezeigt
und auch die Erarbeitung von klaren Regeln zum optimalen Anbringungsort. Auch die Frage
der bestmöglichen Polarisierung des UKW Signals (also ob vertikale oder horizontale Polari-
sierung besser ist) ist abzuklären.

6.5 Mangelnde Bekanntheit und schlechte Ankündigung


Noch ist das „Radioplakat“ nur wenigen Menschen bekannt. Den bis heute höchsten Be-
kanntheitsgrad hat es sicher in der Gruppe der blinden und sehbehinderten Personen. Keine
der befragten sehenden Personen konnte mit dem Begriff „Radioplakat“ etwas anfangen.
Hier sind eindeutig bessere und umfassendere Strategien gefragt.

2010-08-03 30
7. Vorschläge zur schrittweisen Verbesserung der Technik
In diesem Abschnitt sind die Anregungen der Berichtsverfasser hinsichtlich einer schrittwei-
sen Verbesserung der für das Radioplakat eingesetzten Technik (Hardware und Software)
zusammengefaßt. Sie sind auch als ein Stufenplan für die Entwicklung weiterer Prototypen
anzusehen, mit denen sich das Radioplakat in absehbarer Zeit zu einem produktionsreifen
Produkt entwickeln könnte.

7.1 Sendetechnik Hardware: Drei Grundmodelle


Es wird vorgeschlagen, als ersten Schritt drei Grundmodelle des „Radioplakates“ zu entwic-
keln, mit denen sich der Großteil der kurz- bis mittelfristig interessanten Applikationen ab-
decken läßt. Die Strategie ist nach dem „Pareto-Prinzip“ aufgebaut, sie versucht also 80%
der ersten Anwendungen (early adopers) mit 20% des Aufwandes zu bedienen. In dieser
Entwicklungsphase wird stark auf verfügbare Module zurückgegriffen, damit der Entwick-
lungsaufwand möglichst gering bleibt und vor allem noch keine aufwendigen Zulassungsver-
fahren für die Sendertechnik erforderlich werden.

7.1.1 Standardmodell mit Versorgung aus 230V ~


Bei diesem Modell handelt es sich um die direkte Verwendung der aus den bestehenden
Prototypen gewonnenen Erkenntnisse. Ein handelsüblicher FM-Transmitter wird herangezo-
gen und mit einer 230V Stromversorgung (Steckernetzteil) in ein gemeinsames Gehäuse
integriert. Klare Angaben zur Anbringung und Bedienung (auch für technische Laien ver-
ständlich) werden der „Plug-n-Play“ Lösung mitgegeben. Es handelt sich hier um eine stati-
sche Anwendung vom Typ S1 (Endlosschleife, Anbringung dort, wo 230V ~ zur Verfügung
stehen, seltener Inhaltswechsel).

Für die in Kapitel 4.3 angeführten Anwendungsszenarien ergibt sich folgende Eignung

++ geeignet

+ bedingt geeignet (nur wenn 230V ~ vorhanden)

- ungeeignet

2010-08-03 31
Eignung

techn. für bestimmte Zielgruppe

Z1 Z2 Z3 Z4
blind sehbeh. fremdsp. allgem.

Schaukasten und Spei-


+ ++ ++ + -
sekarte

Schaufenster
++ + + - -

Dienstleistungen u.
++ ++ + + -
Gbäude-Orientierung

Kreuzungen und Stra-


++ ++ + - -
ßennamen
Anwendungsszenario

Fahrplantafeln und
-
Bahnsteigsmonitore

Fremdenverkehr und
+ + + + -
Stadtführer

Museen und Ausstel-


+ ++ ++ ++ +
lungen

Baustellen und Umlei-


-
tungen

Info-Screens und Video-


-
Werbung

Immobilien
+ - + - ++
Marketing

Bankomat und Informa-


-
tionsterminal

Tabelle 12: Bewertung für Standardmodell mit 230V~ Versorgung

2010-08-03 32
7.1.2 Standardmodell mit Solartechnik mit Puffer-Akku
Für solche Einsätze, bei denen eine Versorgung aus dem 230V~ Nicht nicht vorhanden ist
oder nicht ohne Aufwand hergestellt werden kann, wird eine Variante des Standardmodells
vorgeschlagen. Hier kommen zur Stromversorgung Akkus zum Einsatz, die entweder über
ein Stecker-Ladegerät oder über Solarzellen aufgeladen werden sollen. Die Dimensionierung
der Akkus soll in jedem Fall so vorgenommen werden, daß ein Dauerbetrieb über 72 Stun-
den möglich ist. Das bedeutet, daß ein Nachladen der Akkus entweder nur alle drei Tage
erforderlich ist oder auch eine längere lichtarme Zeit überbrückt werden kann.

In jedem Fall aber soll diese Applikation nur an solchen Stellen zum Einsatz kommen, an
denen der Ausfall der Stromversorgung in keiner Weise ein Sicherheitsrisiko darstellt.

So wie beim in Kapitel 7.1.1 beschriebenen „Standardmodell mit 239V~ Steckernetzteil“ sol-
len auch hier handelsübliche Grundkomponenten zum Einsatz kommen. Eine Möglichkeit
wäre auf die in Abbildung 18 gezeigte solarbetriebene Freisprecheinrichtung zurückzu-
greifen, die neben dem FM-Transmitter auch noch eine Bluetooth-Verbindung aufweist.

Abbildung 18: Erhältlicher solarbetriebener FM-Transmitterf

Auch hier gilt wieder, daß für die Benutzung eine einfach zu handhabende „Plug-n-Play“ Lö-
sung angestrebt werden muß. Wie auch beim in vorangegangenen Kapitel 7.1.1 beschriebe-
nen „Standardmodell mit 230V~ Steckernetzteil“ handelt es sich hier um eine statische An-
wendung vom Typ S1 (Endlosschleife, seltener Inhaltswechsel).

Für die in Kapitel 4.3 angeführten Anwendungsszenarien ergibt sich folgende Eignung

++ geeignet

+ bedingt geeignet (weil Solartechnik nicht zwingend erforderlich)

- ungeeignet

2010-08-03 33
Eignung

techn. für bestimmte Zielgruppe

Z1 Z2 Z3 Z4
blind sehbeh. fremdsp. allgem.

Schaukasten und Spei-


++ ++ ++ + -
sekarte

Schaufenster
+ + + - -

Dienstleistungen u.
+ ++ + + -
Gbäude-Orientierung

Kreuzungen und Stra-


++ ++ + - -
ßennamen
Anwendungsszenario

Fahrplantafeln und
-
Bahnsteigsmonitore

Fremdenverkehr und
++ + + + -
Stadtführer

Museen und Ausstel-


+ ++ ++ ++ +
lungen

Baustellen und Umlei-


++ ++ ++ - -
tungen

Info-Screens und Video-


-
Werbung

Immobilien
++ - + - ++
Marketing

Bankomat und Informa-


-
tionsterminal

Tabelle 13: Bewertung für Standardmodell mit Solartechnik mit Puffer-Akku

2010-08-03 34
7.1.3 Dynamisches Modell mit Audio-Stream über WLAN
Bei den bisher besprochenen Modellen hat es sich um Radioplakate vom Typus S1 – also
Information in Endlosschleife – gehandelt. Die drei Szenarien „Fahrplantafeln“, „Info-
Screens“ und „Informationsterminals“, also rund 25% der hier vorgeschlagenen Applikatio-
nen, lassen sich damit nicht realisieren. Dadurch fallen aber wichtige Anwendungen für den
allgemeinen Markt weg, die für eine rasche Verbreitung der Radioplakat-Technologie von
Vorteil wären.

Aus diesem Grund soll das dritte Grundmodell, das möglichst bald zur Verfügung gestellt
werden sollte, vom Typus D1 bzw. auch D2 sein, und ein dynamisches Informationsangebot
ermöglichen. Der einfachste Einstieg dafür wären Info-Screens und Video-Webung, wo ein
Audiosignal für Streaming ohnehin schon vorhanden ist.

Auch hier kann für einen raschen Einstieg zunächst mit verfügbarer Technik gearbeitet wer-
den, auch wenn zu einem späteren Zeitpunkt die Entwicklung eines eigenständigen Produk-
tes bei entsprechender Nachfrage (Stückzahl) kommerziell sicher interessanter wäre.

Vorgeschlagen wird daher, Versuche mit dem von der Fa, AVM angebotenen „FRITZ!WLAN-
Repeater“ anzustellen. Primär ist das Gerät dafür gedacht, die Reichweite eines WLAN-
Netzes komfortabel auf Knopfdruck erhöhen. Zusätzlich beinhaltet der „FRITZ!WLAN-
Repeater“ einen UKW-Minisender, der es gestattet, Musik bequem an die Stereoanlage oder
an das Küchenradio zu übertragen.

Der FM-Transmitter arbeitet im Bereich 87,5 - 108 MHz und verfügt über eine Reichweite
von ca. 10 m. Der derzeitige Preis beträgt EUR 78,57 (Amazon, abgefragt am 2010-07-23)

Abbildung 19: FRITZ! WLAN-Repeater mit FM-Transmitter für Audio Streaming

++ geeignet

+ bedingt geeignet

- ungeeignet

2010-08-03 35
Eignung

techn. für bestimmte Zielgruppe

Z1 Z2 Z3 Z4
blind sehbeh. fremdsp. allgem.

Schaukasten und Spei-


-
sekarte

Schaufenster
+ + + - -

Dienstleistungen u.
-
Gbäude-Orientierung

Kreuzungen und Stra-


+ ++ ++ - -
ßennamen
Anwendungsszenario

Fahrplantafeln und
++ ++ ++ ++ +
Bahnsteigsmonitore

Fremdenverkehr und
-
Stadtführer

Museen und Ausstel-


++ ++ ++ ++ +
lungen

Baustellen und Umlei-


-
tungen

Info-Screens und Video-


++ + + + ++
Werbung

Immobilien
-
Marketing

Bankomat und Informa-


++ ++ ++ + -
tionsterminal

Tabelle 14: Bewertung für dynamisches Modell mit Audio-Stream über WLAN

2010-08-03 36
7.2 Sendetechnik Software: Einfach zu handhabendes Programm
Um eine rasche Verbreitung der Technologie sicherzustellen, sollte nicht nur die oben er-
wähnte Palette von FM-Sendern angeboten werden, sondern auch die für einen rationellen
Betrieb erforderliche Software bereitgestellt werden. Wichtig erscheint hier eine auch von
technischen Laien leicht zu verstehende und zu handhabende Softwarelösung, die alle
Schritte für die Erstellung der MP3-Files und auch deren Verwaltung beinhaltet. Dabei sollte
sowohl das Erstellen der MP3-Files auf einem Speichermedium (USB-Stick oder SD-
Speicherkarte) als auch das „Audio-Streaming“ über WLAN gleichermaßen unterstützt wer-
den.

Dieses Softwarepaket sollte ein integrierter Bestandteil einer Erstausstattung sein.

7.3 Empfängertechnik
Wie die Untersuchungen zu diesem Bericht ergeben haben, kann davon ausgegangen wer-
den, daß zwischen 80 und 90% der Bevölkerung mit einem Mobiltelephon oder MP3-Player
unterwegs sind, die den Empfang von UKW Sendungen ermöglichen. Viele kennen diese
Möglichkeit erstens aber nicht und zweitens wird das für den Radioempfang meistens erfor-
derliche Anschließen eines Kopfhörers als unangenehm empfunden.

Daher sollte auch überlegt werden, ob nicht auch mit der Einführung des Radioplakates
preiswerte und ggf. bereits voreingestellte UKW Empfänger angeboten werden können und
sollen. Solche Miniatur-Radios wurden bisher auch schon als „give-away“-Artikel z.B. am
Weltspartag verteilt.

Nachfolgend drei Vorschläge zur Erleichterung des kundenseitigen Einstiegs in die Radio-
plakat-Technologie:

7.3.1 Auf Basis „Taschenradio“


Taschenradios sind preiswert erhältlich und würden es ermöglichen, das Signal eines Radio-
plakates ohne Mobiltelephon und ohne Kopfhörer zu empfangen.

Abbildung 20: Pocket-Radio von Sony (Preis ca. 22,00 €)

2010-08-03 37
7.3.2 Empfänger im Ohrhörer oder Kopfhörer
Es werden auch UKW Empfänger in Kopf- und Ohrhörern angeboten, die den Vorteil hätten,
beim Abhören des Radioplakates die Hände frei zu haben.

Abbildung 21: UKW-Empfäner in Ohr- und Kopfhörern

7.3.3 Eingebaut in einen Blindenstock


Schließlich sei hier noch eine Idee für blinde Menschen angeführt, die sich mit Hilfe eines
Blindenstockes orientieren. Als Spezialprodukt für diese Personengruppe ist ein Blindenstock
mit eingebautem UKW-Empfänger denkbar, der den Blindenstock gleichzeitig als Antenne
benützt.

Abbildung 22: Blinde Person mit Langstock

8. Vorschläge zur kommerziellen Umsetzung


Folgende drei Maßnahmen werden als unbedingt notwendig erachtet, um die Idee „Radio-
plakat“ in den nächsten Jahren kommerziell umzusetzen:

2010-08-03 38
8.1 Erstellung eines Frequenzplan
Das Radioplakat kann nur dann sinnvoll betrieben werden, wenn auf seiner Frequenz kein
konkurrierender UKW Radiosender betrieben wird. Die Frequenzen für UKW Rundfunk-
Sender werden von der Behörde so vergeben, daß eine Frequenz innerhalb der Reichweite
eines Senders nur einmal vergeben wird (Überreichweiten, die unter bestimmten atmosphäri-
schen Bedingungen entstehen, müssen dabei berücksichtigt werden). Daher existiert für je-
den Staat ein streng reglementierter Frequenzplan, aus dem natürlich auch die für einen be-
stimmten Ort existierenden freien Frequenzen ersichtlich sind. Auf diesen Frequenzen kann
mit hoher Wahrscheinlichkeit der Betrieb eines Radioplakates ohne fremde Störungen erfol-
gen.

Daher sollte unter dieser Bedachtnahme eine Karte erstellt werden, die für jeden Ort eine
Anzahl von empfehlenswerten „Radioplakat-Frequenzen“ angibt. Es wird sich empfehlen, die
tatsächliche Verfügbarkeit dieser Frequenzen durch Messungen vor Ort zu verifizieren.

Innerhalb der freien Frequenzen sollte sodann für das Projekt „Radioplakat“ ein Plan ausge-
arbeitet werden, welche Frequenz für welche Anwendung bevorzugt eingesetzt werden soll
und für welche Sprache die Frequenz verwendet werden soll. Eine solche Regelung kann
natürlich nur als Empfehlung gegeben werden, denn der Gesetzgeber hat die Wahl der Fre-
quenzen für Funkschnittstellen im Bereich 87,6 bis 107,9 MHz dem Betreiber freigestellt.
Jedoch sollte es im Sinne der Hörerinnen und Hörer des Radioplakates gewisse Normen
geben, damit der gewünschte Dienst möglichst leicht zu finden ist.

8.2 Verbreitung der Technik


Die im Kapitel 7.1 vorgeschlagenen Grundtypen vom FM-Transmittern sollten nach einer
ersten Erprobung mit ausgewählten Anwendern/-innen in Kleinserie gefertigt werden und
samt der zugehörigen Software als „Starter-Kit“ zu einem attraktiven Preis einem Kreis von
„Early Adopters“ aus den verschiedensten Wirtschaftbranchen zur Verfügung stehen.

8.3 Bekanntmachung und Logo


Schließlich muß das Radioplakat durch entsprechende Webemaßnahmen in der breiten Be-
völkerung bekannt gemacht werden. Dazu sollte den ersten Betreibern auch geraten werden,
für jene Kundinnen und Kunden, die das Radioplakat als Informationsquelle verwenden, ge-
wisse „Incentives“ bereitzustellen. So verspricht „paolo’s“ allen Kundinnen und Kunden des
Restaurants ein Sonderangebot, wenn sie bei der Bestellung ein nur über das Radioplakat
erhältliches Codewort mitteilen.

Es sollte dann auch ein zumindest Österreich-weites einprägsames und als Wortbildmarke
geschütztes Logo geben, mit dem alle Standorte eines Radioplakates einheitlich mit Angabe
der Frequenz markiert werden.

Langfristig könnte gemeinsam mit Herstellern von Mobiltelephonen auch an einem Konzept
gearbeitet werden, womit sich der FM-Empfänger im Mobiltelephon automatisch auf eine in
einem Barcode (QR-Code) verschlüsselte Frequenz einstellt. Der Anwender oder die An-
wenderin müßte dann nur die Kamera des Mobiltelephons auf das mit dem QR-Code ausge-

2010-08-03 39
stattete Logo richten und würde sofort die richtige Frequenz empfangen (Abbildung 23
rechts).

Abbildung 23: Angabe der Frequenz:


links: Beispiel aus den USA, kein Logo, nur Frequenzangabe
Mitte: Logo mit Frequenzangabe
rechts: Frequenzangabe und QR-Code zum Scannen mit Mobiltelephon

2010-08-03 40
9. Anhänge
9.1 Rechtsgrundlagen
9.1.1 Bundesgesetzblatt „Verordnung: Funkschnittstellen-
Beschreibungsverordnung - FSBV

2010-08-03 41
9.1.2 Funk – Schnittstellenbeschreibungen - BMvit

2010-08-03 42
2010-08-03 43
9.2 Übersicht Sendertechnik

Herstel- Modell Preis ausgelegt Eignung


für Auto allgemein
ler/Anbiete
r

Hama UKW- 4,90 ja


Funkübertragung
"RTR-10"

Xenon Digitaler FM Trans- 4,95 ja


mitter Batterien:
2 x AAA

Mumbi KFZ FM Transmitter / 5,99 ja


MP3-Player + Fern-
bedienung SD MMC
Slot USB Line - SD
Karten Slot & USB
Anschluss

NoName FM-Transmitter mit 6,30 ja


MP3-Player SD-Slot
& USB-Anschluß

Cetiner FM Transmitter mit 7,51 ja


integriertem MP3
Player

Belkin TuneCast II (FM 8,90 ja


Transmitter) für iPod, Batterien:
PDA, alle MP3-, CD- 2 x AAA
oder Kassetten-
Player

X4-TECH X-Mitter 9,95 ja


Batterien:
2 x AAA

2010-08-03 44
Herstel- Modell Preis ausgelegt Eignung
für Auto allgemein
ler/Anbiete
r

Technaxx FMT 100 FM Trans- 14,97 ja


mitter - USB und Au-
dioanschluss

Philips DLV 2007/10 FM- 15,72 ja


Transmitter Akku ein-
gebaut

Kensington LiquidFM 18,95 ja


Batterie,
14 h

Groove Trip II Mini-FM- 19,49 ? ?


Transmitter

Hama RTR-100 FM- 25,92 ja


Transmitter Batterie
1 x AAA

Technaxx FMT200BT 27,90 ja

dnt MusicFly Pro 33,98 ja

dnt MusicFly SD FM 34,97 ja

2010-08-03 45
Herstel- Modell Preis ausgelegt Eignung
für Auto allgemein
ler/Anbiete
r

dnt MusicFly Select 35,97 ja


High-End Auto FM-
Transmitter (F-Scan-
Funktion, SD-
Kartenslot, USB 2.0)

Belkin TuneCast III 43,98 ja


Batterien

Apple FM-Transmiter- k.A. ja


Zusatz für iPhone Versorgt
und iPad vom
iPhone

EZNEX (Ko- ENA-8000 ca. ja


rea) USD 1,5 V
15,00 AAA

EZNEX (Ko- ENA-7000 ca. ja


rea) USD Li-ion.
15,00 Akku

EZNEX (Ko- ENA-9000 – FM and ca. ja


rea) Bluetooth Handsfree USD Solar mit
– Solar Powered 55,00 Puffer-
batterie

FRITZ!Box WIFI Repeater mit 70,00 ja


FM-Transmitter, direkt aus
Streaming Audio 230V AC
über WiFi

9.3 Übersicht Empfängertechnik


9.3.1 Mobiltelephone
Preisstand vom 26. 6. 2010 bei Amazon

2010-08-03 46
FM RDS
Hersteller Modell Preis
ja/nein ja/nein

LG GU280 Popcorn k.A. nein nein

LG KP100 22,30 nein nein

Samsung E1100 22,97 nein nein

Samsung E1150 23,99 nein nein

Samsung SGH-C270 24,99 nein nein

Samsung E1310 25,95 nein nein

Nokia 1661 25,99 ja k.A.

Nokia 1208 27,04 nein nein

LG GB102 Sapphire 27,70 nein nein

2010-08-03 47
FM RDS
Hersteller Modell Preis
ja/nein ja/nein

Nokia 1616 31,27 ja k.A.

Samsung E1130 35,80 ja k.A.

Samsung SGH-E250i 42,35 ja k.A.

Sony Ericsson T280i 42,39 ja ja

Nokia 2323 classic 44,00 ja nein

Nokia 2330 51,88 ja k.A.

Sony Ericsson W205 ambient 56,50 ja ja

Nokia 2720 fold 58,08 ja ja

Samsung C3050 60,12 ja ja

2010-08-03 48
FM RDS
Hersteller Modell Preis
ja/nein ja/nein

amplicom PowerTel M5010 66,97 nein nein

„Seniorenhany“

Nokia 2700 71,91 ja ja

Nokia 2730 75,49 ja ja

LG KP500 Cookie 77,00 ja k.A.

LG KS 360 84,89 ja k.A.

Samsung B2100 Outdoor 88,39 ja ja

Doro PhoneEasy 338gsm 88,98 nein nein

„Seniorenhany“

Samsung S3650 Corby 89,90 ja ja

LG GS290 Cookie Fresh 93,89 ja ja


(arbeitet
auch ohne
Kopfhörer)

Emporia TALKpremium 95,72 nein nein

„Seniorenhany“

2010-08-03 49
FM RDS
Hersteller Modell Preis
ja/nein ja/nein

LG GD510 POP 97,78 nein nein

Samsung S5230 99,00 ja ja

LG KU990i Viewty 101,32 ja k.A.

Samsung B3410 103,59 ja ja

Nokia 2710 Navigation 109,00 ja ja

Samsung S3370 110,78 ja ja

Samsung C5212 Handy 118,00 ja ja

Nokia 6300 119,00 ja nein

Nokia 7230 119,20 ja ja

Nokia 6303i 121,21 ja ja

2010-08-03 50
FM RDS
Hersteller Modell Preis
ja/nein ja/nein

Nokia 3720 classic 125,02 ja k.A.

Emporia LIFEplus 126,89 nein nein

„Seniorenhany“

Samsung S7070 Glamour 127,90 ja ja

Doro PhoneEasy 410gsm 128,59 ja k.A.

Samsung S5560 Marvel 131,50 ja ja

Nokia 5230 Navigation 132,00 ja k.A.

Samsung SGH-F480i 135,10 ja k.A.

Sony Ericsson C510 136,95 ja k.A.

LG GS500 Cookie Plus 141,79 ja k.A.

Sony Ericsson W595 144,99 ja ja

2010-08-03 51
FM RDS
Hersteller Modell Preis
ja/nein ja/nein

Sony Ericsson Zylo 146,98 ja ja

Samsung S5620 147,98 ja ja

Sony Ericsson C902 Swift 166,89 ja k.A.

Samsung B5722 171,11 ja ja

Nokia 5530 XpressMusic 176,97 ja k.A.

LG KM900 Arena 186,90 ja k.A.


+ FM
Transmitter

Samsung B5310 Corby Pro 189,69 ja ja

Nokia 5800 197,00 ja k.A.

Samsung Omnia Lite 198,60 ja k.A.

Nokia 6700 209,89 ja k.A.

2010-08-03 52
FM RDS
Hersteller Modell Preis
ja/nein ja/nein

Samsung S8000 Jet 218,99 ja ja

BlackBerry Curve 8520 236,89 nein nein

Sony Ericsson W995 239,89 ja ja

Sony Ericsson X10 243,89 nein nein

Sony Ericsson W705 249,00 ja k.A.

LG GD880 Mini 267,89 ja k.A.

Samsung Galaxy Spica 268,00 nein nein

BlackBerry Curve 8900 280,00 ja k.A.

Nokia E71 288,89 ja ja

Nokia X6 298,98 ja k.A.

Samsung Wave S8500 326,89 ja ja

2010-08-03 53
FM RDS
Hersteller Modell Preis
ja/nein ja/nein

HTC HD Mini 339,97 ja k.A.

Sony Ericsson Vivaz Pro 339,99 ja ja

Nokia N87 368,00 ja ja

Motorola Milestone 385,51 nein nein

HTC Legend 409,99 ja k.A.

BlackBerry Bold 9700 413,96 nein nein

Samsung S I9000 Galaxy 469,00 ja ja

HTC Desire 479,99 ja k.A.

Apple iPhone 3Gs 689,88 nein nein


(zusätzliche
Application
erforderlich)

9.3.2 Gängige MP3-Player mit FM/UKW Empfänger


Preisstand vom 28. 6. 2010 bei Amazon, Preise von der jeweiligen Speicherkapazität ab-
hängig.

2010-08-03 54
FM
Hersteller Modell Preis
ja/nein
ja
Maxfield G-FLASH NG Tragbarer MP3-Player k.A. + FM
Transmit-
ter

ja
TechniSat TechniPlayer Tragbarer MP3- k.A. + FM
Transmit-
/Videoplayer ter

Intenso Music Walker 22,97 ja

Memup Koon Sport MP3-Player 27,97 ja

Teac MP 480 29,97 ja

Sandisk Sansa Clip+ Tragbarer MP3-Player 32,97 ja

ja
Archos Key MP3-Player 32,98 + FM
Transmit-
ter

Archos Vision A14VG MP3-Player 34,97 ja

Teac MP 211 39,97 ja

Teac MP 470 44,97 ja

2010-08-03 55
FM
Hersteller Modell Preis
ja/nein

Memup Koon Tragbarer MP3-/Video-Player 44,98 ja

Difrnce MP 1820 Tragbarer MP3/MP4-Player 46,62 ja

CMX McFly MP3-/Video Player 58,08 ja

Archos 2 Vision - Tragbarer MP3-/Video- 59,90 ja


Player

Creative ZEN MX FM Tragbarer MP3-/Video- 59,90 ja


Player

SanDisk Sansa Fuze - Tragbarer MP3-/Video- 59,97 ja


Player

Transcend MP 860 - Tragbarer MP3-/Video- 59,97 ja


Player

Creative ZEN STYLE 300 62,98 ja

Ja
Archos 3 Vision MP3-/Video-Player 64,90 + FM
Transmitter

Philips SA 3285 / 02 67,99 ja

Teac MP 540 69,97 ja

Sony Walkman NWZE 444 - Tragbarer 82,00 ja


MP3-/Video-Player

2010-08-03 56
FM
Hersteller Modell Preis
ja/nein

Creative Zen X-Fi2 Touch 89,97 ja

Teac MP 580 96,78 ja

Sony Walkman NWZS 545 - MP3-/Video- 100,33 ja


Player

Creative Zen X-Fi 103,98 ja

Philips GoGear Muse 157,57 ja

Sandisk Sansa e 250 203,00 ja

9.3.3 Taschenradios

Hersteller/ FM
Modell Preis
Anbieter ja/nein

KÖNIG FM Taschenradio 8,80 ja

First 10-Band Weltempfänger 8,99 ja

First Taschenradio 9,90 ja

2010-08-03 57
Hersteller/ FM
Modell Preis
Anbieter ja/nein

First Taschenradio 2-Band 9,99 ja

First 10-Band Weltempfänger 10,99 ja

First 2-Band Taschenradio 13,99 ja

Woerltronic UR 950 Tragbares Mini-Uhrenradio 17,10 ja


(Ladestation, USB 2.0)

9.4 Intervierview-Transkripte
Im Rahmen des Projektpraktikums „Radioplakat“ hat Stefanie Guggenberger einige Befra-
gungen durchgeführt. Die beiden aussagekräftigsten Interviews werden hier als Transkript
wiedergegeben. Durch Fettdruck wurden vom Verfasser dieses Berichten solche Passage
hervorgehoben, welche für die weitere Entwicklung des Radioplakates bedeutsam erschei-
nen. Außer diesen Hervorhebungen wurden keine Veränderungen vorgenommen, auch
wenn einige Aussage aus technischer Sicht nicht korrekt sind.

9.4.1 Daniele Merano (sehbehindert)


I = Interviewleiterin

M = D. Merano

I: Sie haben das Radioplakat getestet?

M: Ja, ich habe es im Geschäft Paolo’s getestet.

I: Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden? Wie haben sie das mitbekommen?

2010-08-03 58
M: Ich glaube eine Kollegin von uns hat das zufällig erfahren. Eine Kollegin hat erfahren, daß
es das gibt am Westbahnhof und dann haben wir einen Herren angesprochen und so weiter.
Dann hat sich das entwickelt.

I: Also über mehrere Ecken!?

M: Ja, eine Kollegin hat etwas darüber gelesen am Westbahnhof. Dann sind wir hingegan-
gen und haben auch den Geschäftsführer kontaktiert und die Idee ist immer größer gewor-
den.

I: Wie ist es Ihnen damit gegangen bei der ersten Benützung?

M: Sagen wir es so, ich war schon vorinformiert. Ich wußte, daß dieses Angebot dort ist und
ich bin nicht unbedingt dort hingegangen, um im Lokal etwas zu bestellen. Ich wollte sehen
wie das technisch funktioniert. Ich war nicht unbedingt ein Kunde, der das jetzt einschaltet
um sich das vorlesen zu lassen. Ich muß sagen, daß mein Zugang ein bißchen ein anderer
war.

I: Das heißt sie wußten auch, was für Geräte Sie dafür brauchen.

M: Richtig. Also ich hatte schon mein Handy vorbereitet und ich bin absichtlich dort hinge-
gangen. Ich wußte wie die Informationen abgespielt werden und ich war kein absichtlicher
Kunde.

I: Hätten Sie bei Ihrem Handy ohnehin die Radiofunktion?

M: Ja, hab ich. Ich höre überhaupt gerne Radio über mein Handy – das ist schon et-
was, was ich gerne tue.

I: Und wie war das mit der Frequenz?

M: Das Lokal ist relativ klein. Ich hatte kein Problem das Signal zu empfangen. Die Fre-
quenz mußte ich suchen, das war aber sehr schnell gemacht, also kein Problem.

I: Kennen Sie sonst noch jemanden, der das schon bewußt benutzt hat?

M: Es ist so, das Problem ist, daß es erst vor kurzem eingesetzt wurde und die Leute lernen
gerade erst zu erfahren, daß es das überhaupt gibt.

Es gibt in dem Zusammenhang zwei Themen, die man ansprechen sollte. Einerseits ist hier
ein blinder Mensch und der muß wissen, daß dieses Service angeboten wird. Wenn er hin-
kommt und es nicht in einer Art erfahren kann und ihn jemand nicht darauf anspricht, kann er
es nicht wissen. Und manchmal können es die Verkäuferinnen nicht sofort sagen, weil man-
che blinde Menschen kann man nicht sofort identifizieren. Jetzt ist das Thema, wie gebe ich
bekannt, daß dort überhaupt so etwas vorhanden ist.

I: Die Frage hätten wir uns auch überlegt gehabt. Weil es ist doch relativ schwierig.

M: Im Prinzip, ein blinder Mensch würde ein Logo – anhand des Beispiels bei der Anker-
Filiale, dort haben Sie ein Logo angebracht an die Wand. Für die Zukunft könnte man sich
vorstellen, man kreiert ein eindeutiges Symbol, wie bei den gehörlosen Menschen, wo
man es eindeutig kennzeichnet. Das wäre ein Thema, kann ich dort richtig kommunizieren,
habe ich auch dort diese Möglichkeit. Zum Beispiel für sehbehinderte Menschen ist es einfa-

2010-08-03 59
cher, wenn sie bei der Eingangstür ein kleines Zeichen haben. Für blinde Menschen, okay
da kann man kommunizieren, Merkur, Anker, Billa ist eine Sache der Kommunikation mit den
Medien, die sehbehinderte Menschen eh schon verwenden.

I: Haben Sie schon Erfahrung mit ähnlichen Technologien?

M: Nein, das ist etwas Neues.

I: Also das ist eine neue Form?

M: Ja, ich finde schon. Diese Form, daß man in ein Geschäft kommt und man etwas
vorgelesen bekommt, ist für mich etwas völlig Neues.

I: Und wie haben Sie die Länge empfunden bzw. haben Sie es gut verstanden?

M: Klar. Das Thema ist, wie soll ich sagen, das System ist jetzt sozusagen „dumm“ und ein-
fach.

I: Ja genau, es rennt in einer Endlosschleife.

M: Ja, und ich kann das nicht beeinflussen.

I: Genau.

M: Und das hat in sich eine Beschränkung, denn ich würde nicht eine zehn Minuten lange
Information abhören, um wieder zum Anfang zu gelangen. Weil was ist, wenn ich in der
Mitte komme und das einschalte. Das Limit des Systems ist das, daß man jetzt etwas su-
chen muß, das kompakt und prägnant zu kommunizieren ist, wie man es als sinnvoll erach-
tet. Zu lange würde ich es nicht machen, drei bis vier Minuten genügt glaube ich.

I: Das ist eben die Frage, wie die optimale Länge gewählt werden kann.

M: Ich glaube von mehreren Erfahrungsberichten, daß jeder selbst einen Test durchführen
muß.

I: Es ist auch geplant, daß diese Technik auch bei Kreuzungen und Straßenbahnstationen
installiert wird, damit man weiß welche Straße hier ist bzw. welche Querstraße hier ist und
wie lange die Straßenbahn noch brauchen würde. Das würde aber voraussetzen, daß man
die Kopfhörer immer oben hat. Könnten Sie sich das vorstellen?

M: Bevor ich darauf antworte, nur zu meinem Verständnis, Sie sagen Straßenbahnen, inwie-
fern? Weil es gibt das schon etwas, was die Wiener Linien anbieten in dieser Hinsicht, indem
Sie diese Echtzeitinformationen abrufen können wenn Sie eine Internetverbindung haben.
Was explizit öffentliche Verkehrsmittel betrifft beachte ich es als hinfällig, weil was Sie sagen,
das Zweite könnte schon bei der Kreuzung, daß ich hingeleitet werde, diese Straße
rechts, diese Straße gerade aus, das schon. Aber was die Verbindung im öffentlichen
Netz betrifft, das gibt es schon. Überlegen Sie, in diesem Bereich können Sie mittlerweile
auch schon in Echtzeit abrufen, mittels Handy. Wenn sie über die notwendige Technologie
verfügen können Sie sich das auch vorlesen lassen. Also ich würde sagen das System ist zu
dumm um das zu können, weil es kann keine Echtzeitinformationen erzeugen.

I: Stimmt, das müßte immer upgedated werden.

2010-08-03 60
M: Aber Informationen wie diese Straße linke, diese Straße gerade aus ist sinnvoll. Warum
nicht, das ist nicht schlecht. Oder, ich will nicht vorgreifen auf die Fragen, aber vielleicht
beim Gehen, links Geschäftseingang Merkur, dann nächstes Geschäft Hofer usw., das
könnte auch realisiert werden.

I: Ja das ist simple Navigation.

M: Sie lesen eine Tafel des Geschäftes, Sie als nicht blinder Mensch wissen, vor mir
steht das Geschäft Hofer, wenn Sie aber als blinder Mensch vorbeikommen, haben Sie
das Radio mit dem Ton Hofer, Hofer, Hofer, vielleicht so.

I: Aber da würde auch noch dazukommen, daß man die Kopfhörer immer oben haben müß-
te.

M: Ja.

I: Das wäre sicherlich störend oder da man dadurch sehr viele Umweltgeräusche verlieren
würde.

M: Das würde ich auch sagen, man muß aufpassen. Ich sage immer wenn ein blinder
Mensch immer alle Technologien anwenden würde, hätte er einen Computer und zwei Ta-
schen die er herumtragen müßte. Das würde ihn aus der Konzentration raus bringen, das
würde ich beachten.

I: Das heißt es wäre eigentlich optimal, so ein Kopfhörer der viele Geräusche durchläßt?

M: Oder ein einzelner Kopfhörer im Ohr. Ich kann es nicht glauben, daß man so mit einem
doppelten Kopfhörer herumgeht. Eine blinde Person braucht alle Informationen, um sich zu
orientieren. Je mehr sie ablenkt, umso schlechter ist es. Man muß dabei aufpassen, es muß
die Information dabei im richtigen Moment ankommen und sonst, wenn man den Mensch
ständig mit Informationen bombardiert, ist es auch zu viel. Aber ich möchte kurz zurück zu
dem was ich vorher sagte. Man muß aufpassen, daß neue Technologien viel spezifischer
sind. Also auch z.B. dieses Bluetooth, man muß wirklich aufpassen, daß man diese Techno-
logien einsetzt wo es Sinn macht und keine Alternative gibt und solche Systeme wie jetzige
Handys, die auch über Bluetooth solche ähnlichen Nachrichten erhalten könnten.

I: Ja, Bluetooth hätte natürlich den Vorteil, daß die Nachrichten immer am Anfang starten,
weil man eine Punkt-zu-Punkt Verbindung hat 3.

M: Wie könnte man dieses Radioplakat-Konzept, das müßte man untersuchen, diese Nach-
richt über Bluetooth senden. Dann haben Sie die Nachricht und die spielt sich vom Anfang
ab und Sie könnten auch vorspulen. Und Sie können bestimmen wann Sie es abhören
möchten. Wenn Sie die Botschaft empfangen haben, können Sie dann auch in das Geschäft

3
Diese Aussage gilt nur dann, wenn sich hinter dem „Bluetooth-Transmitter“ auch eine steuerbare
Audio-Quelle befindet. Lediglich einen Bluetooth-Tranmitter mit einem mp3-Player zu verbinden
bringt noch keine Verbesserung. Auch die weiteren Aussage setzen voraus, daß der gesamte Text
erst übertragen und im Empfänger gespeichert werden müßte, damit ein beliebiges Navigieren im
Text im Nachhinein möglich gemacht werden kann. In jedem Fall bedeutet das einen wesentlich hö-
heren technischen Aufwand, der mit der ursprünglichen Einfachheit des „Radioplakat-Konzeptes“
nicht vereinbar erscheint.

2010-08-03 61
reingehen. Ich habe die Nachricht auf meinem Handy und kann dann auch 20 oder 30 Meter
weitergehen und es mir in Ruhe anhören.

I: Hätten Sie abseits eines Restaurants oder einem Take-Away-Imbiss wie bei Paolo’s eine
Idee, wo das Radioplakat besonders sinnvoll wäre.

M: Ja, zum Beispiel bei Kulturstätten im Sinne von Museen. Okay, da gibt es Guides, aber
jedenfalls wo ich relevante Informationen haben möchte. Also nicht überall, aber zum Bei-
spiel beim Eingang eines Museums oder wo ich eine Dienstleistung in Anspruch neh-
me, also Eingänge von Geschäften, Museen, Tourismus oder wie gesagt, auf der Ecke
einer Straße, das finde ich nicht schlecht.

I: Das haben wir zwar schon am Anfang angesprochen, aber wie könnte man speziell seh-
behinderte Menschen auf das Radioplakat aufmerksam machen? Wenn man zum Beispiel
vom schlechtesten Falls ausgeht, daß man komplett erblindet ist, ist es sehr schwierig.

M: Wenn ich zum Beispiel auf der Straße bin, bei einer Kreuzung wo ein Ampel vorhanden
ist oder eine Blindenampel mit Akustik, dann könnte ich davon ausgehen, daß da auch ein
Radioplakat vorhanden ist und daß mir auch die Gasse durchgesagt wird. Also bei Blinden-
ampeln auch zusätzlich die Aussprache der Straße mit Radioplakat. Bei Geschäften, wie
gesagt ist es etwas schwerer.

I: Ja wir waren bei Paolo’s und wir dachten, daß es eigentlich recht schwierig sein dürfte,
wenn man es nicht explizit weiß, daß es dort in einem Bereich von fünf bis 10 Metern das
gibt.

M: Okay, Vorinformation ist wichtig. Sie müssen wissen, daß ein blinder Mensch sich zu
Hause bevor er fortgeht sehr gut vorbereitet, was er tut, wie er hinkommt. Also der Mensch
hat schon eine Mappe4 in sich bevor er startet. Er berücksichtigt wahrscheinlich alles, wo er
hingeht, bekommt er dort Hilfe. Er ist nicht so wie Sie oder ich, daß er jetzt wo spontan hin-
geht und in ein Geschäft reinschaut, er plant gezielt wo er hingeht. Ich geh davon aus, daß
er sich die Informationen darüber, das wird dann in der Szene dieser Betroffenen bespro-
chen, das ist bekannt. Also ich würde es nicht unbedingt mittels architektonischer Lösung
machen indem Sie einen Infocorner machen, das erscheint mir nicht realisierbar. Ich kann
mir nicht vorstellen, daß eine Anker-Filiale zustimmt einen Corner zu machen. Das ist auch
nicht schön. Machen wir einen spielerischen Gedanken, stellen Sie sich vor, jede Anker-
Filiale hätte einen Corner für blinde Menschen, wo er sich das abhören könnte, das ist auch
traurig. Es muß unauffällig sein. Ich würde so Sonderlösungen nicht anstreben, eher wird
man durch das Personal aufmerksam gemacht, wenn man blinde Menschen erkennt und sie
dann darauf aufmerksam macht. Ein Logo schon, für sehbehinderte Menschen ist es
nützlich, für blinde Menschen sind Vorinformationen nützlich zum Vorbereiten.

I: Glauben Sie, daß man das Radioplakat auch irgendwie für nicht sehbehinderte Menschen
attraktiv machen könnte, damit sie es auch nutzen? Wir haben bisher eine Umfrage ge-
macht, da war niemand wirklich begeistert. Bei vielen war auch das Problem, daß sie die
Radiofunktion des Handys wenig nutzen, wenig bis gar nicht.

4
Gemeint ist hier „mental map“ also innere LOandkarte.

2010-08-03 62
M: Ich glaub auch, das ist das Problem, obwohl es eine vorhandene Applikation ist, Sie
brauchen einen anderen Kopfhörer. Wir haben hier ein Projekt, das heißt Football4all und wir
ermöglichen Leuten die ins Stadion gehen Audio-Kommentare zu hören und dazu benötigen
sie ein Radio. Ein Radio kostet 14 bis 20 Euro und bisher haben wir das Geld auch zur
Verfügung gestellt aber die Einstellung ist ein Bißchen kompliziert. Jetzt ersuchen wir
diese Leute, daß sie sich das Radio selber kaufen und damit ins Stadion zu kommen und
auch das ist nicht selbstverständlich, ich dachte auch, heutzutage hat jeder ein Radio entwe-
der am Handy oder.. – das ist auch nicht so automatisch muß ich sagen. In Zukunft wird eh
alles über das Handy laufen. Für nicht Betroffene, ich weiß es nicht, weil es ist klar eine vi-
suelle Welt, bei einer Anker-Filiale schaut man schnell was es gibt. Aber man muß es mei-
nes Erachtens mit anderen Technologien vergleichen die das selbe leisten könnten. Sie ha-
ben mich vorher gefragt Straßenbahn, das braucht man nicht mit Radioplakat. Nur zu wis-
sen, daß hier der 1er oder 2er vorbeifährt, ist heutzutage nicht genügend. Die Theorie ist
schon fortgeschritten, daß man sich schon viel mehr erwartet und viel mehr bekommen
kann. Die Minute wann die nächste Straßenbahn einfahren wird. Es wurde ein Projekt ge-
macht, wo eine Interaktion mit Leuten die am Gehsteig warten und dem Fahrer, der blinde
Mensch will jetzt ein die 2er Linie einsteigen, er meldet sich an, der Fahrer bekommt die In-
formation der blinde Mensch wartet dort und der Fahrer hilft ihm beim Einsteigen. Weil das
Problem ist häufig bei den Doppelhaltestellen, wie kann jemand wissen, welche Straßenbahn
eintrifft. Es gibt hier schon auch eine Möglichkeit eine Lösung zu finden. Deshalb sage ich,
das Radioplakat in diesem Bereich ist zu wenig, man kann viel mehr. Es gibt sicherlich
manche Bereiche, wo es nützlich ist, ich will wissen dort ist ein Museum, dort ist das
Haus, dort finde ich das und jenes, das könnte ich mir vorstellen, das ist die Gasse so
und so. Ich glaube aber, das viel mittels Handy ablaufen wird. Wie gesagt, die Zukunft wird
über das Handy ablaufen.

9.4.2 Mitarbeiter N.N. der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Seh-


schwachen Österreichs
I = Interviewleiterin

B = Befragter

I: Was halten Sie prinzipiell vom Radioplakat?

B: Ich denke mal es macht Sinn wenn man es weiterentwickelt, wenn das so viele Loka-
le wie möglich dann auch aufgreifen und wenn, wie ich das sehe man sich auch Gedan-
ken macht, wie kann man das verbessern, wie kann man das leichtern zugänglich machen
der betroffenen Gruppe.

I: Wo wäre es einsatzfähig, wo würde es Sinn machen.

B: Absolut. Noch dazu die Kommunikation möglich mit dem Handy, weil sehr viele Handys
haben schon ein Radio, da konzentriert sich alles auf das Handy, das macht schon sicher
Sinn. Das ist in erster Linie für Menschen, die blind sind, die absolut überhaupt keine Mög-

2010-08-03 63
lichkeit haben die Informationen aus einer Speisekarte oder Getränkekarte herunterzuneh-
men. Wir haben ja diese Situation, daß wir aufgrund der gesetzlichen Vorgaben, die
Sache mit der Diskriminierung wieder, da gibt es ja auch ein Antidiskriminierungsge-
setz, daß durchaus eine behinderter Mensch sagen kann, ich bin in diesem Bereich
oder dort in diesem Alltagsleben bin ich benachteiligt und damit diskriminiert. Das
wäre zum Beispiel im weitesten Sinn, ein gefinkelter Jurist würde dann sagen, mo-
ment, der kann die Speisekarte nicht lesen, da müssen wir was machen, entweder ma-
chen wir es in Brailleschrift oder machen wir es entsprechend groß, da gibt es aber
leider wieder keine Vorgaben von Seiten vom Normungsinstitut es gibt zwar ein paar Ansät-
ze aber so wirklich nicht. Daher, das wäre eine sinnvolle Alternative über Radio die In-
formationen an diese Personengruppe weiterzugeben. Aus dieser Sicht gesehen abso-
lut berechtigt. Schade daß man nicht schon früher darauf gekommen sind. Es wird na-
türlich so sein, daß man in erster Linie die jüngere Generation ansprechen kann, die Weltge-
sundheitsorganisation meint, die Gruppen der alten Menschen so ab 70 oder 75 wird man
nicht mehr so ansprechen können, die setzen sich auch weniger mit den Handys, die ärgern
sich nur, daß sie nicht bedienbar sind weil sie so kleine Tasten haben, aber für jüngere Ge-
nerationen durchaus. Es ist auch so, daß bei steigendem Preisniveau, daß die Menschen
solche Örtlichkeiten, ob das jetzt ein Kaffeehaus oder ob das jetzt ein Geschäft ist, daß sie
sehr viel diese Bereiche frequentieren.

I: Ja, wir haben uns noch gedacht, welche Kriterien an Kopfhörer gestellt werden können.
Weil man nimmt ja dann dadurch die Umgebungsgeräusche weg, wenn man jetzt Kopfhörer
oben hat und man über die Radiofrequenz die Informationen abruft, das heißt es wären halt
eher solche Kopfhörer gefragt sein, die möglichst viele Umgebungsgeräusche durchlassen,
oder was meinen Sie?

B: Zur Zeit beschränkt sich das ja auf überschaubare Informationen, eben zum Beispiel auf
eine Getränkekarte, auf das Angebot in der Getränkekarte. Aber wenn wir diesen Gedanken
jetzt weiterspielen, dann stellen Sie sich mal vor großes Einkaufszentrum, ich nenne ein Bei-
spiel, den Gerngross – hunderttausend Artikel in jeder Etage, das stellt sich die Herausforde-
rung dar, wie kann man in so einem Extremfall einem blinden Menschen es ermöglichen,
daß er genauso die Informationen bekommt wie ein sehender?

I: Wir haben uns gedacht durch einen Bewegungsmelder.

B: Genau, daß in einem bestimmten Bereich über den Kopfhörer sozusagen genau das
was in seinem Bereich ist, die Angebote aufgelistet sind akustisch und entsprechend
dann Preis und Produktbezeichnung angegeben werden.

I: Was würden Sie meinen, wie weit das auch ins Verkehrswesen integrierbar wäre? Also
das jetzt Straßennamen angibt bei einer Kreuzung bzw. ein Schritt weiter, Hausnummern.

B: Naja, das ist dann eher schon in einer anderen Richtung. Es gibt mehrere Projekte die zur
Zeit laufen aber das bezieht sich ja auf das Thema Verkehr. Da laufen ein paar Projekte, die
in diesem Jahr fertig gestellt werden und das Ziel von zum Beispiel zwei Projekten, das ist
ways4all und das ist MofA, MofA steht für Mobilität für Alle, wobei bei ways4all arbeitet die
Fachhochschule Joanneum Kapfenberg mit und diese beiden Projekte ergänzen sich dann

2010-08-03 64
irgendwo. Die Ausgangssituation ist die, daß alle Informationen innerhalb eines Stadtgebie-
tes aus dem Bereich des Verkehrswesens ein Sehender visuell erfassen kann, ob das jetzt
die Anzeigen sind bei der Bushaltestellen, bei der Straßenbahnhaltestelle oder bis hin zu den
Informationen von Displays, von Schirmen am Bahnhof, daß das alles in einem verpackt wird
und er das über das Handy abrufen kann, diese Information, das heißt sich selbständig in-
nerhalb eines Stadtgebiets bewegen kann. Zusätzlich noch, was noch dazu kommt, auch
die Gehwege, das ist ja das Spannende, weil er ja auch viele Wege zu Fuß zurücklegen
muß ganz einfach und hier kommt es darauf an, daß er weiß, wo ist er jetzt, wo bewegt
er sich, in welche Richtung, wo geht er hin und das ist ein Zusammenwirken mit einem
Satellitennavigationssystem. Aber das ist eine spannende Geschichte, das wird noch ein
paar Jahre dauern, bis man das komplett umsetzen kann. Aber die ersten Bausteine sind
schon zum Teil vorhanden und werden jetzt immer mehr zu einem Mosaik zusammenge-
setzt.

I: Ich glaube Kapfenberg macht das alles über Bluetooth und das läuft ja über FM. Bei der
Radiofrequenz ist es immer so, daß eine Nachricht in einer Endlosschleife abläuft und dabei
ist jetzt das Problem, wie macht man das verständlich. Was ist die maximale Länge die man
nehmen darf oder kann, zum Beispiel bei einer Speisekarte die 20 Seiten dick ist, ist das
eher ein Nachteil.

B: Das ist eine sehr komplexe Sache das Ganze, weil zum Beispiel auf Wegen müssen klei-
ne Computerchips in den Boden verlegt werden, in bestimmten Abständen als Art Referenz-
punkte, die werden dann angepeilt vom Satelliten und die Information kann man sich dann
über das Handy holen damit man immer genau weiß von dem Standort, in welche Richtung
gehe ich. Und weil sie gerade das Bluetooth angesprochen haben, das ist eine Variante,
aber letzten Endes welche Zukunftsmöglichkeiten sich ergeben werden, wird sich dann am
Ende des Projekts herausstellen. Wobei das ganze, ich würde es mal so ausdrücken, es ist
eine Grundlagenforschung. Ob die ganzen Dinge dann so umgesetzt werden oder nur teil-
weise obliegen letzten Endes, je nachdem wie die Ergebnisse bei diesen Projekten sind,
dem Verkehrssystemerhaltern und -betreibern. Aber das ist zum Beispiel genau dieses
sprechende Radioplakat, das ist im peripheren Bereich dieses ganzen komplexen
Themas ein wichtiger Aspekt. Wenn ich jetzt die Möglichkeit habe von meiner Woh-
nung mit öffentlichen Verkehrsmitteln in ein Kaffeehaus zu fahren, dort noch dazu den
Service daß ich über Handy die Getränkekarte abhören kann, das ist optimal. Was
macht das überhaupt für einen Sinn, wenn ich den Weg toll beschrieben habe und
locker dort hin komme, ohne fremde Hilfe, aber im Kaffeehaus immer noch sagen
muss zur Kellnerin, geh sei so lieb und lies mir das vor.

I: Könnten Sie sich andere Einsatzorte abseits vom Restaurant oder Einkaufszentrum vor-
stellen wo sich das bewähren könnte?

B: Ich glaube grundsätzlich mal dort, wo ich etwas konsumiere, wo ich Informationen
brauche, die Konsumationsmöglichkeiten, Einkaufsmöglichkeiten, was auch immer,
ob das jetzt in einer Apotheke ist zum Beispiel, Gut, bei der Apotheke kann ich nach-
schauen, ich weiß nicht wie weit die Apotheken sind, daß sie im Internet ihre eigene Home-
page haben und ins Internet stellen was sie alles anbieten, dann kann sich der blinde zu

2010-08-03 65
Hause mal über das Sortiment erkundigen bzw. die Schwierigkeit liegt darin, daß er seine
Rezepte nicht lesen kann die er vorher vom Hausarzt bekommt, dann hat er einen Scanner,
dort legt er es rein und dann liest im der Scanner das vor, kann er auch machen. Dann geht
er in die Apotheke mit MofA und ways4all und in der Apotheke kommt der nächste Punkt, er
gibt das dann hin zur Apothekerin und die rechnet ihm dann alles aus, jetzt will er aber wis-
sen, was gibt es alles noch, wenn ich in die Apotheke gehe und ich stehe in der Warte-
schlange, schaue ich mich um, was haben die alles da. Also sind auch diese Bereiche
überlegenswert. Das hat einen höheren Wertebereich, also anderswo, das ist nämlich le-
bensnotwendig, diese Dinge Medikamente usw. Also wenn ich jetzt sage, es geht nur um
das Thema Freizeitgestaltung, dann nehme ich etwas, wo es nicht unbedingt sein muß, aber
ich mache es weil es eine Lebensbereicherung ist, Beispiel Kaffeehaus, natürlich ich könnte
daheim auch einen Kaffee trinken.

I: Wir haben uns gedacht, dass es gut im Museum einsetzbar wäre.

B: Zum Beispiel.

I: Das wäre auch für nicht sehbehinderte Menschen interessant.

B: Aber da gibt’s schon was.

I: Ja? Ich kenne nur die.

B: Ja, ich weiß schon was Sie meinen, mit diesem Infrarotsystem gehen sie von einem
Raum zum anderen, da werden Ausstellungsobjekte werden dann beschrieben und erklärt.
Das gibt es schon. Das wäre aber auch zum Beispiel so ein Mosaikstein für das gesamte.

I: Im Freien würde es auch eventuell gehen, vor einem Monument oder einer Statue.

B: Was noch problematisch ist, das hat nur am Rande damit zu tun. Die jungen Menschen
gehen gerne ins Kino. Das Kino erlebt eine gewisse Renaissance, habe ich den Eindruck. Es
gibt aber bis heute keine Kinofilme, die mit Audioskript verfaßt sind, so wie wir das
kennen vom Fernsehen für Blinde. Da müßte es ein Kino geben, das ganz speziell da-
mit ausgerüstet ist, also daß Sessel genau diese Kopfhörer haben, die man einfach da
reinsteckt, so wie man es im Flugzeug kennt und dort wählt man per Knopfdruck ge-
nau diesen Audiotext zu diesem Film. Das gibt es leider noch nicht.

I: In Österreich noch gar nicht?

B: In Österreich noch nicht. Das wäre für Kino, wo sie sich zusätzlich spezialisieren oder zu-
sätzlich anbieten können. Im Fernsehen haben wir die zusätzliche Variante mit dem Zweika-
nalsystem. In der Fernbedingung gibt man das ein, schaltet das ein und dann habe ich eben
„Ein Fall für zwei“ – das ist ein beliebtes Beispielt. In Österreich gibt es viel zu wenige. In
Deutschland gibt es eine eigene Gesellschaft, eine Privatfirma die sich alleine zur Aufgabe
gestellt hat, Filme die von den Fernsehanstalten angeboten werden entsprechend mit Audio-
skripttexten zu versehen. Aber es gibt leider keine Kinofilme. Das ist auch wieder so ein Teil-
aspekt, ein Mosaik.

I: Ich kenne es nur im umgekehrten Weg, daß es über Spiegelsystem für gehörlose Men-
schen Untertitel gibt.

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B: Es gibt andere Fernsehanstalten, die das schon wesentlich intensiver machen als der
ORF. Aber das geht natürlich auch in die Richtung. Aber welche Lebensbereiche noch? Gute
Frage. Welche Situationen erlebt man im Alltag? Ich denke zum Beispiel so Dinge wie ein
Frisörbesuch ist nicht unbedingt notwendig. Beim Frisör habe ich zwar auch eine Preisliste
aber die wenigsten beachten das an der Tür – ich auch nicht, muß ich ehrlich sagen. Ich ha-
be meinen Frisör und weiß was ich zahl dafür, damit hat sich’s. Aber es macht sicher Sinn,
um den Gedanken der vollen Information, damit man über alle Preise Informationen be-
kommt. Das gibt es bei jedem Dienstleistungsbetrieb. Sei es beim Schuster, wo ich meine
Schuhe hintrage, beim Frisör, wo ich meine Haare schneide oder beim Schneider, gerade
ein sehbehinderter oder blinder Mensch, der leider selbst nicht die Möglichkeit hat gewisse
Dinge selber zu machen.

I: Wäre es grundsätzlich sinnvoller das im Außenbereich anzubringen, also das man noch
beim Schaufenster steht und das abhört?

B: Ja, ich würde sagen, wenn dieser Gedanke eines Radioplakats ausgebaut werden
soll oder dieses Thema erweitert werden soll, dann kann es auf viele Lebensbereiche.
Es beginnt mit der Situation von – ein Beispiel jetzt – ich bewege mich zwar in einem ge-
schlossenen Bereich aber ich habe keine Orientierung, Beispiel Krankenhaus, ich muß dort
einige Tage verbringen, habe aber keine Orientierung, werde normalerweise also auch nicht
behinderte Menschen, werden von Krankenpflegern von einem Pavillon zum anderen ge-
führt. Aber um diese Begleitperson zu entlasten gibt es auch Menschen, ich habe das auch
selbst erlebt voriges Jahr im Wilhelminenspital, ich kenne den Weg schon, jetzt gehe ich ihn
alleine. Aber wie ist es einem erblindeten Menschen möglich, daß er von Pavillon 21 zu 27
kommt? Da kommt es auch das Leitsystem wieder an und auf die entsprechenden Informa-
tionen. Aber das hat jetzt nicht unbedingt mit dem Radioplakat zu tun. Das sind wieder ande-
re Informationen die notwendig wären. Es müßte ein in sich geschlossenes Informationssy-
stem und -leitsystem gegeben sein. Aber grundsätzlich, ich glaube alles wo man etwas kon-
sumiert, wo man eine Bestellung aufgibt, oder wo man sich etwas ansehen möchte, sich in-
formieren möchte. Da geht jemand und sagt, er möchte sich einen Flachbildschirm kaufen,
ich bin zwar blind aber ich möchte einen Flachbildschirm. Jetzt geht er zum Saturn. Der Sa-
turn ist ja so unübersichtlich, im Gerngross. Bei dieser Unzahl an Produkten, wie soll er sich
da zurechtfinden? Ein Verkäufer kann ihn von einem Produkt zum anderen führen. Aber viele
Kunden gehen ja heute so, daß sie gar nicht mehr belästigt werden wollen von einem Ver-
käufer und erst dann wenn er wirklich Finaleinformationen sozusagen braucht. Wie ist es
jetzt einem sehbehinderten oder blinden Menschen möglich, daß er sich informiert? Wie
werden ihm diese Informationen von den Preisschildern mit all den technischen Daten
zugänglich gemacht? Da wäre es wieder schön mit einem Sensorsystem, wenn er sich
eben in einem bestimmten Bereich bewegt, aber dieser Bereich müßte sehr eng dann
sein, weil diese Geräte stehen ja eines nach dem anderen. Da gibt es viele Einsatz-
möglichkeiten, grundsätzlich ein Einkaufszentrum. Ein Kaufhaus ist natürlich eine gewal-
tige Herausforderung. Das wäre sozusagen das höchste was man erreichen kann. Anfan-
gen kann man mal beim Würstelstand oder beim Kebabstand.

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I: Hätten Sie dann eine Idee, wie man einem blinden Menschen informieren kann, daß es in
einem gewissen Radius ein Radioplakat gibt.

B: Gute Frage. Da muß man mal hinterfragen, welche Möglichkeiten sind offen, welche Ge-
gebenheiten sind bis jetzt da, auf was könnte ich zurückgreifen.

I: Herr Marano hat gemeint, daß es am einfachsten wäre, wenn das Personal hingeht und
der Person mitteilt, daß es das Radioplakat geben würde.

B: Ja, das mal auf alle Fälle. Das ist eine gute Frage, schwierig. Gehen wir mal davon aus,
zuerst muß man mal hinterfragen, was wäre für einen sehbehinderten Menschen noch visu-
ell erfaßbar an Informationen und ab wann braucht er dann spezielle Hilfe dazu. Da gibt es
dann immer diese Varianten, entweder mache ich es von vornherein es so erkennbar, daß
es noch ein schwer Sehbehinderter es noch lesen und erkennen kann ohne zur Hilfenahme
einer optischen Sehhilfe oder ich tu es ganz normal mit normaler Schriftgröße und ich biete
dem sehbehindertem Menschen die Möglichkeit, daß er durch eine optische Sehhilfe auch
diese Informationen lesen kann. Dann haben wir diese Gruppe aber jetzt haben wir noch die
andere Gruppe, die ist ja auch noch immer da, die mit optimaler Sehhilfe trotzdem nichts
mehr visuell erfassen kann. Der sich wunderbar zurechtfindet, sehr mobil ist, daß er in der
Lage ist, daß er unterscheiden kann welche Objekte sich da auf dem Weg befinden, ob das
jetzt ein Mensch ist oder ob das eine Schaufensterinformation ist. Die muß ich in diese Vari-
ante rein nehmen, nur über akustische Sprachausgabe oder über die alten Systeme Brail-
leinformationen, wenn man die Brailleschrift beherrscht. Braille ist insofern nur begrenzt ein-
setzbar, nur bei jenen Menschen die sie auch beherrschen. Akustik, hören tut ein fast ein
jeder. Daher kann man hier mit Akustik eine größere Gruppe von Betroffenen erreichen. Wir
arbeiten immer mit dem Zwei-Sinne-Prinzip im Verkehrsbereich wenn wir versuchen etwas
zu entwickeln, zu verbessern. Damit zumindest ein Sinn etwas erfassen kann, ob das jetzt
die Finger sind, die Füße, der Taststock oder eben eine größere Schrift nehme, damit ich
trotz meiner schlechten Sicht es noch visuell erfassen kann. Beim Radioplakat geht es
letzten Endes nur um einen Sinn, aber damit ist schon sehr viel erreicht. Da ist der hör-
behinderte Mensch wieder ausgeklammert, aber der hat wieder die Möglichkeit, daß er mit
den Augen wieder alles visuell erfassen kann. Der hat vielleicht wieder das Problem wenn er
näher in Kontakt tritt mit einer Verkäuferin und spezielle Informationen haben möchte, die
nicht ersichtlich sind, dann stoßt er an die Grenzen. Dann kann man nur sagen, liebe Ver-
käufer ihr müßt die Gebärdensprache lernen und das kann es auch nicht sein. Aber grund-
sätzlich immer das Prinzip des Zwei-Sinne-Systems. Ein Sinn sollte helfen. Ich habe viel-
leicht ein Beispiel übersehen. Es geht jemand in ein Zeitungsgeschäft oder eine Buchhand-
lung, es gibt letzten Endes Literatur nur im Druck, nicht in Hörbuchform. Wie kann sich jetzt
ein blinder Mensch in einer großen Buchhandlung informieren, wie kann er alle Informatio-
nen aufnehmen? Das würde auch wieder mit einem Sensor gehen. Er steht vor einem Buch-
regal und von links oben nach rechts unten werden alle Titel die geordnet sind vorgelesen.
Dann wäre es natürlich eine Möglichkeit.

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