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Die Fragen des Onkels des Báb und das traditionelle Paradigma
Literatur
Schlüsselfragen:
• Wie führe ich jemanden, zu einem völlig neuen, revolutionär anderem Weltbild, wenn
er noch nie etwas davon gehört hat?
• Wie muss ich meinen Dialog bzw. Argumentation aufbauen?
• Wie gehe ich auf die Glaubenswelt meines Gegenübers ein?
• Wie binde ich ihn in den Dialog ein?
• Was kann ich das aus dem Kitáb-i-Íqán als „Best Practice“ lernen?
Wie
Wieist
istder
derKitáb-i-Íqán
Kitáb-i-Íqánaufgebaut?
aufgebaut?
Wie
Wiewirken
wirkensich
sichBahá’u’lláhs
Bahá’u’lláhsVerkündigungsabsichten
Verkündigungsabsichtenund
unddie
dievorgefundene
vorgefundenereligiöse
religiöse
Tradition
Traditionauf
aufden
denAufbau
Aufbauaus?
aus?
Quelle: 1) Hatcher: The Ocean of His Words, S. 247; 2) Bernabeo: Stichwort „Apologetics“ in Encyclopaedia of Religion; 3) Zirker:
Der Koran, S. 51ff.; 4) Schaefer: Heilsgeschichte und Paradigmenwechsel, S. 158ff.
Die Fragen des Onkels des Báb und das traditionelle Paradigma
Literatur
• Verfinsterung von Sonne, Mond und den Sternen (Mt 24:29f.; Mk 13:24f.)
Vorzei- • Erschütterungen der Erde und des Meeres (Lk 21, 25f.); Vergehen der Welt (677)
chen • Erscheinen des Antichristen (675); Bedrängnis; Verführung der Glaubenden (Mt 24, Mk 13)
• Zeichen des Menschensohnes am Himmel (Mt 24:30)
Wieder- • Sohn des Menschen kommt auf Wolken des Himmels (Mt 24)
kunft • Aussendung der Engel mit Posaunenschall (Mt 24)
Aufer- • Alle, die in den Gräbern sind, werden die Stimme des Sohnes Gottes hören und herauskommen
(Joh 5:28-29, zitiert in 1038)
stehung
• Sie werden mit ihren Leibern auferstehen (1059)
• Die Gerechten werden an Leib und Seele verherrlicht und für immer mit Christus herrschen (1042)
Reich • Neuer Himmel und neue Erde (1043); keine Klage, keine Mühsal (1044)
Gottes • Sichtbares Universum wird ebenfalls vollendet und hat an der Verherrlichung Teil (1047)
• Beseligende Schau wird sich den Auserwählten Gottes unerschöpflich öffnen (1045)
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf den Katechismus der Katholischen Kirche
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Was
Was die
die Menschen
Menschen glauben
glauben bzw.
bzw. denken,
denken, folgt
folgt oft
oft einem
einem Vorverständnis,
Vorverständnis, welches
welches
das
das Denken
Denken ihrer
ihrer Epoche
Epoche prägt:
prägt: das
das Paradigma
Paradigma
• Definition nach Thomas Kuhn: „Die ganze Konstellation von Meinungen, Werten, Methoden usw.,
die von den Mitgliedern einer gegebenen Gemeinschaft geteilt werden.“1)
• Beispiel: Übergang vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild
• Übertragung aus der Wissenschaftsgeschichte in die Theologie durch Küng in der christlichen
Theologie und Schaefer in der Bahá’í-Theologie
• Definition nach Schaefer: „Die Grundanschauung, die man von der Religion oder der Theologie
hat, das Deutungsmuster, das Konzept, in welchem religiös gedacht und die Vielfalt religiöser
Lebensäußerungen verstanden wird.“2)
• Paradigmenwechsel: Ablösung eines etablierten Paradigmas durch ein neues
• Definition nach Küng: „Immer wieder werden neue epochale Konstellationen der Zeit – der
Gesellschaft überhaupt, der Glaubensgemeinschaft, der Glaubensverkündigung und
Glaubensreflexion – dieses eine und selbe Zentrum [des Glaubens] neu interpretieren und
konkretisieren.“3) -> Neues Verständnis der „Grundsubstanz“ einer Religion
• Beispiel aus dem Christentum: reformatorisches Paradigma durch Luther
• Beispiel aus dem Islam: Übergang vom mu‘tazilitischen zum sunnitischen Islam durch al-Ash‘arí
• Die Entstehung des Christentums, des Islam, des Bahá’ítums ist kein Paradigmenwechsel nach
Küng
Quelle: 1) Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher
. Revolutionen, S. 186; 2) Schaefer: Heilsgeschichte und Paradigmenwechsel, S. 61; 3) Küng: Das Christentum –
Wesen und Geschichte, S. 88.
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Islamische
Islamische und
und christliche
christliche Endzeiterwartungen
Endzeiterwartungen folgen
folgen demselben
demselben Denkmuster.
Denkmuster. Es
Es
ist
ist das
das traditionelle
traditionelle eschatologische
eschatologische Paradigma
Paradigma
Das traditionelle eschatologische Paradigma nach Abu’l-Fadl
.
Die Fragen des Onkels des Báb und das traditionelle Paradigma
Literatur
Themen-
Vier Fragen des Onkels schwerpunkte
1.Wird es eine leibliche Auferstehung geben? Wie
werden die Gerechten belohnt und die Ungerechten Eschatologie:
bestraft werden, wenn die Auferstehung in dieser Auferstehung, Gericht
Welt geschehen soll?
4.Wie lässt sich erklären, dass die in den Traditionen der Eschatologie:
Imame verheißenen Ereignisse offensichtlich nicht Zeichen der Wiederkunft
eingetreten sind? des Qá’im
Quelle: Balyuzi: Bahá’u’lláh, Der Herr der Herrlichkeit, S. 202.
Im Allgemeinen glaubt man, dass die verheißene Auferstehung in der nächsten Welt stattfinden wird,
dass die Erweckung und Versammlung der Toten, [das Überschreiten] der Brücke as-Sirát, . . . die
Abrechnung der Taten der Menschen und die Belohnung oder Bestrafung in jener Welt erfolgt. Wenn
[aber] all das in dieser Welt stattfindet und bereits [durch das Erscheinen meines Neffen] geschehen
sein soll, wenn die Zeit des Erscheinens jeder Manifestation Gottes – erhaben sei Ihr Gedenken –
bezogen auf die Zeit davor dem Jüngsten Tag entsprechen soll, hätte bei dieser neuen Offenbarung
etwas von der Bestrafung der Taten [der Menschen] zu sehen sein müssen [, was aber nicht der Fall ist].
Im Gegenteil, die Widerspenstigkeit und die Verderbtheit der Unterdrücker und Tyrannen haben
zugenommen. Wenn mit Lohn und Strafe die Nähe zu oder die Ferne vom Hofe Gottes gemeint ist, so
gilt dies in jeder Welt [Gottes] gleichermaßen. Das Volk Gottes genießt in dieser Welt die göttlichen
Gnadengaben, weil es vom Wohlgefallen Gottes umgeben ist. Äußerlich gesehen ist es von
Schwierigkeit umgeben. Es ist gefangen im Griff des Volkes der Tyrannei, das ihm Leid zufügt. Dem
Volk der Tyrannei ergeht es äußerlich gesehen wohl, obwohl es sich, weil es fern vom Hofe Gottes ist, in
Qualen befindet und sich wegen seiner Unwissenheit dieser Qualen nicht bewusst ist.
Wenn dies die verheißene Vergeltung, die versprochene Belohnung und Bestrafung der Taten der
Menschen sein soll und es keine andere Welt gibt, wo kann da das Unrecht, das der Unterdrücker an
dem Unterdrückten begangen hat, vergolten werden? Und wo werden jene, die eine Strafe verdienen,
leiden? Dies wäre nichts als die Verneinung der verheißenen Auferstehung. Diesen Sachverhalt habe
ich nicht richtig verstanden, es zu begreifen ist jedoch äußerst wichtig.
Quelle: Faidí:
. Khánidán-i-Afnán, S. 38-40.
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Die
Die zweite
zweite Frage
Frage betrifft
betrifft die
die Seinsweise
Seinsweise des
des zwölften
zwölften Imam
Imam
Er [ist Gott].
Was alle Anhänger des schiitischen Islam von den Anfängen des Islam bis heute glauben, was noch
niemand bestritten oder bezweifelt hat, was die von den Imamen überlieferten Hadíthe,
. Gebete und die
Besuchsgebete uns sagen, ist, dass der zwölfte Imam aus dem Schoße seiner erhabenen Mutter
geboren wurde und dass er körperlich in dieser Welt gelebt hat und [solange noch] leben wird, bis er
[wieder] erscheint. Dieser Sachverhalt ist nicht zu leugnen und stimmt mit dem, was wir heute erleben,
nicht überein. Ich ersuche, diesen Anspruch zu erläutern, damit sich – so Gott will – vollständige
Gewissheit ergibt und ich zur Stufe völliger Gewissheit gelange.
Quelle: Faidí:
. Khánidán-i-Afnán, S. 38-40.
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Die
Die dritte
dritte Frage
Frage betrifft
betrifft die
die wörtliche
wörtliche oder
oder figurative
figurative Interpretation
Interpretation der
der
Heiligen
Heiligen Schrift
Schrift
Das Erscheinen dieser neuen Sache stimmt weder mit unserem [bisherigen] Verständnis der
Überlieferungen und Hadíthe,
. noch mit dem Glauben der Allgemeinheit überein. Die Traditionen aus der
Vergangenheit sind nicht zu leugnen, denn sie stammen von den Imamen – auf ihnen ruhe der Segen
Gottes. Die Menschen werden in ihren Herzen nicht zustimmen, dass alle diese Traditionen symbolisch
interpretiert werden.
Die Praxis der Imame bestand darin, die Menschen zu führen und ihnen den rechten Weg zu weisen.
Alle Worte [der Imame] danach zu interpretieren, dass die äußere [wörtliche] Bedeutung nicht gemeint
ist, entbehrt jeder Grundlage. Es wird nicht zur Ursache der Führung für das Volk der Gläubigen,
sondern es sorgt für [deren] Verwirrung. In manchen Fällen ist ein Hadíth
. überliefert, der nicht wörtlich
zu verstehen ist. Alle Hadíthe
. entgegen ihrer äußeren Bedeutung zu interpretieren, widerspricht jedoch
der Art und Weise der Imame, das Volk zu führen. Ich ersuche, mir die Güte zu erweisen, diesen
Sachverhalt in solcher Weise zu erläutern, dass es in den Herzen Gewissheit schafft und niemand Wege
des Zweifels aufzeigen kann.
Quelle: Faidí:
. Khánidán-i-Afnán, S. 38-40.
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Die
Die vierte
vierte Frage
Frage betrifft
betrifft die
die Erfüllung
Erfüllung der
der Zeichen
Zeichen der
der Wiederkunft
Wiederkunft des
des Qá‘im
Qá‘im
.
Unter den von dem Imamen überlieferten Hadíthen,
. die sich auf die Zeit des Erscheinens des Qá’im
beziehen, heißt es wohl, dass [bei seinem Erscheinen] ein Feind in Syrien ein Heer sammeln wird, um
gegen den Qá’im Krieg zu führen. An einem Ort, zwischen Mekka und Syrien, dessen Name
geschrieben steht, wird sich die Erde spalten und insgesamt 800.000 Soldaten werden darin versinken,
außer zwei, die in das Heer des Qá’im gehen und ihm die Nachricht überbringen. Es heißt außerdem,
der Qá’im wird herrschen und Kúfa zu seinem Herrschaftssitz machen, sein Heer wird so groß werden,
dass er die Moschee von Kúfa zerstören und eine Moschee errichten wird, an der Eintausend Türen
angebracht werden und so weiter. In den anerkannten Hadíth-Sammlungen
. sind zahlreiche solcher
Hadíthe
. niedergeschrieben, aber keines [der dort erwähnten] Zeichen ist eingetreten. Ich ersuche um
eine erschöpfende Erläuterung, die dem Herzen Gewissheit verleiht und ich – so Gott will – zu
vollkommenem Glauben gelange.
Quelle: Faidí:
. Khánidán-i-Afnán, S. 38-40.
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Da
Da christliche
christliche und
und islamische
islamische Endzeiterwartungen
Endzeiterwartungen auf
auf das
das gleiche
gleiche (Paradigma)
(Paradigma)
aufbauen,
aufbauen, können
können die
die Fragen
Fragen des
des Onkels
Onkels aus
aus christlicher
christlicher Sicht
Sicht formuliert
formuliert werden
werden
Islam1) Christentum2)
Der Tag der Auferstehung: Wird es eine Der Tag der Auferstehung: Tritt dieses Ereignis phy-
leibliche Auferstehung geben? Wie werden die sikalisch ein? Wie wird das in Offb 20:12-13 vorher-
Gerechten belohnt und die Ungerechten gesagte „Richten“ ablaufen? Wenn das in Mt 24:14 er-
bestraft werden, wenn die Auferstehung in wähnte „Ende“ bereits gekommen ist, wo ist dann das
dieser Welt geschehen soll? „Gericht“ (2 Pet 2:9)?
Der zwölfte Imam: Wie können die Traditionen, Die Auferstehung Christi: Das Neue Testament sagt,
die bestätigen, dass er in Verborgenheit weiter- Jesus habe den leiblichen Tod besiegt und Er würde
lebt, erklärt werden? weiterleben. Jedoch lehrt das Bahá’ítum, dass die
Auferstehung Christi eine geistige Bedeutung hat, dass
es kein körperliches Ereignis war. Wie ist diese Sicht zu
erklären?
Interpretation der Schrift: Wie lässt sich die Interpretation der Schrift: Viele Stellen in der Bibel
wörtliche Interpretation der Schrift mit der unter werden nach der Tradition nach dem Literalsinn
den Bábí verbreiteten Interpretation in Einklang interpretiert. Das Bahá’ítum lehrt jedoch, dass diese
bringen? Stellen symbolisch zu interpretieren sind. Wie ist das zu
erklären?
Zeichen des Qá’im: Wie lässt sich erklären, Prophezeiungen und Zeichen: Nach Aussage der
dass die in den Traditionen der Imame Schrift müssen bestimmte Ereignisse bei der
verheißenen Ereignisse offensichtlich nicht Wiederkunft Christi eintreten (Verdunklung der Sonne).
eingetreten sind? Offensichtlich ist keines dieser Ereignisse eingetreten.
Wenn Bahá’u’lláh der Verheißene ist, wie lässt sich das
Ausbleiben dieser dramatischen Vorfälle erklären?
Quelle: 1) Balyuzi: Bahá’u’lláh, Der Herr der Herrlichkeit, S. 202; 2) Sours: Understanding Biblical Evidence, S. 75 ff. (auszugsweise und verkürzt übersetzt)
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Inhalt
Inhalt
Die Fragen des Onkels des Báb und das traditionelle Paradigma
Literatur
9)
• Religionen bezichtigen ihre Vorgänger der „Verfälschung“ der Schrift (tahríf)
.
• Sie verspielen ihre Glaubwürdigkeit gegenüber den areligiösen (säkularen) Betrachtern, die derzeit die
Mehrheit der Menschheit stellen. Alle Religionen erscheinen als „verdächtig“10)
Quelle: 1) Abu’l-Fadl:
. Fará’id, S. 323; 2) Schneider: Handbuch der Dogmatik, Bd. II, S. 377; 3) Zirker: Religionskritik, S. 63; 4) Ibid., S. 121; 5) Abu’l-Fadl:
. Fará‘id, S.
208; vgl. The Brilliant Proof, S. 35-41 und Küng: Das Judentum, S. 463; 6) Artikel „Ahmad“
. in Encyclopaedia of Islam; 7) Patriarch Timotheus I in einem Gespräch mit
dem Kalifen al-Mahdí, zit. in Gaudeul: Clashes & Encounters, Bd. II, S. 250; 9) Artikel „tahríf“
. in Shorter Encyclopaedia of Islam; 10) Schaefer: Heilsgeschichte, S. 67.
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Der
Der Kitáb-i-Íqán
Kitáb-i-Íqán ist
ist eine
eine universelle
universelle Antwort
Antwort auf
auf vier
vier spezifische
spezifische schiitische
schiitische bzw.
bzw.
messianistische
messianistische Fragen
Fragen
Der Älteste Onkel des Báb fragt, warum die verheißenen „Zeichen“ beim
Schiitische Erscheinen des Báb nicht eingetreten sind, wenn er der Qá’ím sein soll. Der Fokus
Sicht seiner Frage ist sehr spezifisch: schiitische bzw. islamische Eschatologie.
spezi-
fisch
Diese Fragen des Ältesten Onkels beschäftigen aber auch Christen, die auf das
Christliche zweite Kommen Christi (Parusie) warten. Auch aus deren Sicht sind die „Zeichen“
Sicht noch nicht eingetreten. Das Problem ist also ein universelles Problem.
Quelle: Abu’l-Fadl,
. Fará’id, S. 204-207. Sours: Understanding Biblical Evidence, S. 75 ff.
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Im
Im Kitáb-i-Íqán
Kitáb-i-Íqán formuliert
formuliert Bahá’u’lláh
Bahá’u’lláh das
das Einheitsparadigma
Einheitsparadigma
Die Fragen des Onkels des Báb und das traditionelle Paradigma
Literatur
Was ergibt sich daraus für die Eigenschaften der in der Schrift
werden die Gerechten belohnt und die Ungerechten Eschatologie:
bestraft werden, wenn die Auferstehung in dieser Auferstehung, Gericht
Welt geschehen soll?
Universeller Teil
Wahr-
Teil I
eschatologischer Vergangenheit nicht alle Verheißungen
heits- Menschen alle Manifes-
Vorstellungen • Verständnis der Sprache
beweis
tationen Gottes erkannt? der Offenbarung
für den • Vermittlung der Stufe
Báb der Manifestationen
Einheit der 2. Was ist die wahre Stufe
Offenbarer der Manifestationen • Stufe der Manifestationen
Gottes? Einheit der Offenbarer
• Wahrheitsbeweise für den
Teil II
• Wahrheitsbeweise für 3. Wie kann man erkennen, Báb
Spezif. Teil
• Die Einteilung nach Shoghi Effendi orientiert sich an den Ähnlichkeiten zwischen
dem Aufbau des Kitáb-i-Íqán und des Bayán
• Die Einteilung nach Abu’l-Fadl
. folgt apologetischen Gesichtspunkten
Quelle: 1) Abu’l-Fadl,
. Fará’id, S. 207; vgl. auch Sours: Understanding Biblical Evidence, S. 14-15; 2) Hatcher: The Ocean of His Words, S. 252.
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Die
Die Einteilung
Einteilung nach
nach Shoghi
Shoghi Effendi
Effendi knüpft
knüpft an
an die
die Ähnlichkeit
Ähnlichkeit zwischen
zwischen dem
dem
Kitáb-i-Íqán
Kitáb-i-Íqán und
und dem
dem Bayán
Bayán an
an
Quelle: Saiedi: Logos and Civilization, S. 116; Muhammad-Hossein: The Báb, S. 871-872; Lights of Guidance Nr. 544
2.Wie können die Traditionen, die bestätigen, dass „Wiederkunft“ ist die Wiederkehr der Namen
er in Verborgenheit weiterlebt, erklärt werden? und Eigenschaften von den Offenbarern,
deren Gefährten und deren Gegnern.
(KI 156-160, insbes. KI 160. Vgl. auch KI 74)
3.Wie lässt sich die wörtliche Interpretation der Manifestationen reden in zweifacher
Schrift mit der unter den Bábí verbreiteten Sprache (KI 283-285): äußerlich und
Interpretation in Einklang bringen? verschleiert und verhüllt (KI 283)
Schluss von einem • Sowohl der induktive als auch der deduktive
Weg liefern dasselbe Ergebnis: Die Zeichen Schluss vom
besonderen auf ein
müssen allegorisch verstanden werden allgemeinen Prinzip
zugrunde liegendes
auf das Besondere
allgemeines Prinzip Konsistenz der Ergebnisse
Induktion Deduktion
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Die
Die mystische
mystische Einheit
Einheit Gottes
Gottes und
und der
der Offenbarer
Offenbarer ist
ist Grundlage
Grundlage des
des
Einheitsparadigmas
Einheitsparadigmas Bahá’u’lláhs
Bahá’u’lláhs
I
Schlüsselstellen für die Formulierung der Eckpunkte des Einheitsparadigmas
1. Allegorische Interpretation der Zeichen und Verheißungen Einzigkeit Gottes
II
Kritik an
• Beispiel: Zeichen der • Souveränität d. Off. = geis- • Gott verhüllt und
wörtlicher verborgen (104)
Interpretation Wiederkunft Christi (Mt 24) tige Überlegenheit (114)
• Kein Band unmittel-
• Sterne = relig. Gesetze (38) • Verehrung Muhammads
. (117) baren Verkehrs zu
• Propheten immer • fallende Sterne = Aufhe- • Auferstehung = Neubelebung Geschöpfen (104)
abgelehnt, da bung der Gesetze der alten durch schöpferisches Wort
Menschen Offenbarung (41) der Manifestation (117)
Zeichen nicht • Spaltung des Himmels = • visio beatifica = Gelangen Einheit der
verstanden (3-13) Offenbarer
Spaltung des Himmels der in die Gegenwart der
• Z. B. hat Christus Offenbarung (46) Manifestation (148-151)
die Zeichen • Vertreter Gottes
Seiner Wieder- (106)
kunft beschrie- • Spiegel des Lichts
ben (24) 2. Universeller Wiederkunftsbegriff Gottes (106)
• Aber die • Muhammad
. ist die Wiederkunft alter Propheten (160) • Träger von Gottes
angekündigten • Seine Gefährten sind Wiederkunft einstiger Gefährten Christi Namen und
Zeichen wurden (160); dto. für Seine Gegner (159) Attributen (110)
wörtlich ver-
standen (25) • In jeder Offenbarung Wiederkunft der früheren Off. (162)
Zwei Stufen
• So wurde z. B. • Wesenseinheit:
Muhammad
. 3. Fortschreitende Gottesoffenbarung Kein Unterschied
abgelehnt (25, (161-4;193)
26) • Manifestationen gleichzeitig „Erster“, „Letzter“, „Siegel“ (172-4) • Verschiedenheit:
• „Erster“ und „Letzter“ haben keine zeitliche Bedeutung (173) (194): Jeder Träger
• Sie erscheinen bis an „das Ende, das kein Ende kennt“ (171) einer neuen
Botschaft (161)
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Im
Im Verlauf
Verlauf des
des Textes
Textes beantwortet
beantwortet Bahá’u’lláh
Bahá’u’lláh die
die Fragen
Fragen des
des Onkels
Onkels im
im Rahmen
Rahmen
der
der Behandlung
Behandlung des
des traditionellen
traditionellen Paradigmas
Paradigmas
2.Wie können die Traditionen, die bestätigen, dass „Wiederkunft“ ist die Wiederkehr der Namen
er in Verborgenheit weiterlebt, erklärt werden? und Eigenschaften von den Offenbarern,
deren Gefährten und deren Gegnern.
(KI 156-160, insbes. KI 160. Vgl. auch KI 74)
3.Wie lässt sich die wörtliche Interpretation der Manifestationen reden in zweifacher
Schrift mit der unter den Bábí verbreiteten Sprache (KI 283-285): äußerlich und
Interpretation in Einklang bringen? verschleiert und verhüllt (KI 283)
Die Fragen des Onkels des Báb und das traditionelle Paradigma
Literatur
Makroparadigmenwechsel Paradigmenwechsel
Urbotschaft: Neue Urbotschaft:
• Jahwe ist der Gott Israels und Israel Sein • Jesus ist die neue Mitte des Glaubens
Volk (und Land)
Neues (Makro-)Paradigma nach dem Neue Mitte des Glaubens, neue
Babylonischen Exil: Grundsubstanz:
1. Jahwe herrscht in der nachköniglichen 1. Personifikation des Glaubens in Christi:
Zeit auf Grund des Tempels und der Jesu Name steht zeichenhaft für das
Heiligen Schrift vermittelt und Gottesreich
institutionalisiert 2. Nicht mehr Land ist Ausdruck des (alten)
2. ‚Israel‘ ist jetzt nicht mehr Königreich, Bundes, sondern Jesus als „Messias“,
sondern Religionsgemeinschaft „Herr“, „Menschensohn“
3. Statt König Hohepriester als Stellvertreter 3. Wort und Werke Christi sind Wille Gottes
Gottes mit Tempelhierarchie als (Offenbarungshandeln)
Vermittlerin, Thora schriftgewordener
Wille Gottes
• Das Christentum ist eine Neudefinition der Mitte des Glaubens
• Es ist kein Makroparadigmenwechsel,1) sondern ein Wechsel desjenigen Paradigmas, das
„hinter“ allen Paradigmen des Judentums liegt: Ein Metaparadigmenwechsel2)
Quelle: 1) Küng: Das Judentum, S. 144; 2) Farrokhzad: Der Fluss der Wahrheit
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Um
Um die
die Entstehung
Entstehung des
des Christentums
Christentums und
und des
des Bahá’ítums
Bahá’ítums zu
zu beschreiben,
beschreiben, muss
muss
das
das paradigmentheoretische
paradigmentheoretische Modell
Modell Küngs
Küngs um
um Metaparadigmen
Metaparadigmen erweitert
erweitert werden
werden
Meta- Offenbarung eines neuen Zentrums oder einer neuen Grundsubstanz Erwei-
paradigma4) des Glaubens terung
Disruptiv Christus, Bahá’u’lláh
Quelle: 1) Küng: Das Christentum – Wesen und Geschichte, S. 145; 2) Farrokhzad: Der Fluss der Wahrheit
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Anders
Anders als
als die
die von
von Theologen
Theologen ausgelösten
ausgelösten Paradigmenwechsel,
Paradigmenwechsel, die die eine
eine Religion
Religion
betreffen,
betreffen, offenbart
offenbart der
der Kitáb-i-Íqán
Kitáb-i-Íqán eine
eine neue
neue Sicht
Sicht auf
auf die
die Mitte
Mitte aller
aller Religionen
Religionen
Luther1) Bahá’u’lláh2)
Gegen historisch etablierte (kirchliche)
Autoritäten, Traditionen und Gesetze Einheitsparadigma: neue Sicht auf
Primat der Schrift (sola scriptura) die Grundsubstanz der Religionen
Gegen Heilige und amtliche Mittler Heilsgeschichte ist ein Kontinuum:
zwischen Gott und Menschen: Primat nach vorne offen
Christi (solus Christus) Vermittlung der Stufe aller
Gegen kirchlich verordnete fromme Offenbarer
religiöse Vorleistungen (Werke): Primat Sprengt alle religiösen Traditionen
der Gnade und des Glaubens (sola (Meta-)Paradigmenwechsel, der
gracia, sola fide) alle Religionen umfasst
Paradigmatischer Wandlungsprozess
in „Theologie und Kirche“: eine
Religion
Wie das Wirken Christi und Muhammads
. löst Bahá’u’lláh mit dem Kitáb-i-Íqán
einen Metaparadigmenwechsel aus (anders als Luther oder al-Ash‘arí)
Quelle: 1) Küng: Das Christentum – Wesen und Geschichte , S. 616; 2) Farrokhzad: Der Fluss der Wahrheit
Aufbau und Struktur des Kitáb-i-Íqán
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Im
Im Kitáb-i-Íqán
Kitáb-i-Íqán interpretiert
interpretiert Bahá’u’lláh
Bahá’u’lláh die
die angekündigte
angekündigte „Spaltung
„Spaltung des
des Himmels“
Himmels“
als
als einen
einen Metaparadigmenwechsel
Metaparadigmenwechsel bzw. bzw. disruptive
disruptive Innovation
Innovation
„Gespalten“ bedeutet, dass die vorangegangene Das Gesetz Gottes wird auch mit der Heiligen
Sendung nunmehr abgelöst ist. Ich schwöre bei Gott! Stadt, dem Neuen Jerusalem, verglichen. Es ist
Das Spalten dieses Himmels ist für den Verständigen klar, dass das Neue Jerusalem, das vom Himmel
eine größere Tat als das Spalten des sichtbaren herniederkommt, keine Stadt aus Stein, Kalk,
Himmelsgewölbes. Denke eine Weile darüber nach: Ziegeln, Mörtel und Holz ist. Es ist das Gesetz
Eine göttliche Offenbarung, welche seit langem Gottes, das vom Himmel kommt und neu
sicher begründet war, unter deren Schatten die Gläu- genannt wird; denn es ist selbstverständlich,
bigen aufgewachsen und erzogen waren, durch dass das Jerusalem aus Stein und Mörtel nicht
deren erleuchtete Gesetze Generationen in Zucht ge- vom Himmel herabkommt und dass es nicht
halten wurden, deren erhabenes Wort sie von ihren erneuert wird. Was aber erneuert wird, ist das
Vätern vernommen hatten, so dass das menschliche Gesetz Gottes.
Auge nichts als das alles durchdringende Wirken
ihrer Gnade geschaut und das sterbliche Ohr nichts (Beantwortete Fragen, Kapitel 13)
als den erhabenen Widerhall ihrer Gebote gehört hat
– welches Geschehen ist gewaltiger, als wenn durch
Gottes Macht eine solche Offenbarung mit dem Er-
scheinen einer einzigen Seele ‚gespalten‘ und auf- • Neues ‚Lebensmodell
gehoben wird? Bedenke, ist dies nicht ein gewal- • Disruptiv
tigeres Geschehen als das, was diese elenden Toren
sich unter der „Spaltung des Himmels“ vorstellen?
(KI 46)
Die Fragen des Onkels des Báb und das traditionelle Paradigma
Literatur
Diese Präsentation besteht aus vereinfachenden Abbildungen, um dem Leser eine Orientierung in
dem komplexen Stoff zu ermöglichen und den Einstieg in das Thema zu erleichtern. Diese
Abbildungen konzentrieren sich lediglich auf die Grundlinien der eschatologischen Ereignisse und
stellen keinen systematischen Ablauf der Endzeit dar. Sie wollen und können dem komplexen und
zum Teil widersprüchlichen Quellenmaterial inklusive aller dogmengeschichtlichen Entwicklungen
nicht gerecht werden. Hier muss der Leser bedenken, dass die in solchen Darstellungen
durchgeführte scharfe Trennung der Ereignisse und Argumente(ngruppen) immer nur eine
bestimmte – vereinfachte – Sicht der Realität darstellt und keinen Anspruch auf eine vollständige
differenzierte Darstellung erhebt.
Dies gilt auch für die hier visualisierte Struktur und den Aufbau des Kitáb-i-Íqán. Je nach
Hintergrund und Interesse werden unterschiedliche Leser verschiedene Aussagen als ‚für sie
wichtig‘ herausstellen und den Text unterschiedlich segmentieren. Keineswegs sind die
Abbildungen dieser Präsentation als die Darstellung des Kitáb-i-Íqán oder der Endzeiterwartungen
im Christentum oder Islam schlechthin zu verstehen. Ebenso wenig will und kann diese Art der
Darstellung die geistigen Feinheiten eines offenbarten heiligen Textes, wie des Íqán, des Qur’án
oder des Evangeliums, wiedergeben.
Die vorliegende Präsentation kann und will also weder das Studium des Kitáb-i-Íqán noch der
herangezogenen Sekundärliteratur ersetzen. Vielmehr will sie den Leser dazu animieren.
babak.farrokhzad@gmail.com