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Andreas-Salomé
Zum Typus Weib
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Als Vorlage diente:
Lou Andreas-Salomé
Zum Typus Weib
aus: Psychoanalytische Bewegung
3. Jg, 1931, Heft 2
Illustration nach einer Abbildung
des Gemäldes Frühling von Franz von Stuck.
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Lou Andreas-Salomé
Zum Typus Weib
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Lou Andreas-Salomé ist am 13. Februar 70 Jahre alt
geworden. Keiner Frau kommt der Ehrenname einer
»großen Europäerin« eher zu. Nicht nur, weil sich
in ihrer Herkunft Französisches mit Russischem
und Deutschem begegnet, sondern vornehmlich,
weil ihr hellsichtiges Verständnis, ihr revolutio-
näres Unbekümmertsein sich stets auf jenen Höhen
bewegte, die den Grenzen des Völkischen, des Fach-
lich-Schulmeisterhaften, des gerade in Mode Ste-
henden spotten, auf jenen Höhen, wo das Europä-
isch-Freie, Unzeitgemäße stets zu Hause war. Und
weil diese große Frau, die gerade vor einem halben
Jahrhundert Nietzsche exaltieren durfte (wodurch
allein sie sich schon in den Blättern der Geistesge-
schichte eingetragen hat), nicht nur eine geistvolle
Denkerin, sondern auch eine begnadete Dichterin
ist, konnte sie schon »Psychoanalytikerin« sein, ehe
sie Freuds Entdeckungen kannte. Mit diesen wurde
sie erst 1911 bekannt; aber z. B. der Roman »Ruth«
oder die feinfühligen fünf Geschichten über halb-
wüchsige Mädchen, die der gemeinsame Titel »Im
Zwischenland« umspannt, wurden schon früher ge-
schrieben. (»Im Rückerinnern will mir scheinen, als
ob mein Leben der Psychoanalyse entgegengewartet
hätte, seitdem ich aus den Kinderschuhen heraus
war«) Seit zwei Jahrzehnten zählt nun Lou Andreas-
Salomé zu jenen Dreihundert, die in den fünf Erdtei-
len als »offizielle« Anhänger Freuds »registriert«
sind, und daß es die »Wiener Psychoanalytische
Vereinigung« ist, der sich Frau Andreas-Salomé an-
geschlossen hat, weiß diese Vereinigung als Ehre zu
schätzen. (Es ist übrigens auch kein Geheimnis, daß
Frau Lou Andreas-Salomé zu jenen ganz wenigen
Zeitgenossen zählt, die in persönlich-privaten Be-
ziehungen zu Sigmund Freud stehen.) Die unten
namentlich angeführten psychoanalytischen Publi-
kationen dieser Psychoanalytikerin sind nicht zahl-
reich,1 erfreuen sich aber mit Recht einer besonde-
ren Wertschätzung, und auch wir können heute ih-
res 70. Geburtstages nicht würdiger gedenken, als
indem wir sie selbst zu Wort kommen lassen und
einen vor Jahren geschriebenen (zuerst in der
»Imago« III. Jg., 1914 erschienenen) kleinen Aufsatz
hier nochmals veröffentlichen. Wir Psychoanaly-
tiker kommen vielleicht in Versuchung, den Zug der
Psychoanalysefreundlichkeit im Porträt einer zeit-
genössischen Persönlichkeit zu überschätzen und
wir lassen wohl darüber, wie sich die Psychoanalyse
in das Lebensbild dieser edlen Frauengestalt ein-
fügt, am besten einer objektiven, außenstehenden
Person das Wort. Helene Stöcker schreibt über Lou
Andreas-Salomé in der »Neuen Zürcher Zeitung«:
»Stand Friedrich Nietzsche am Beginn ihrer gei-
stigen Produktivität, so Sigmund Freud am Ende
ihrer bisherigen Entwicklung.
Seit dem Beginn des Weltkrieges etwa hat Lou
Andreas-Salomé sich fast ausschließlich psycho-
analytischer Forschung und Behandlung hingege-
ben.
Das ist das Charakteristische für Lou Andreas-
Salomé; weder ihr philosophisches noch ihr künstle-
risches psychoanalytisches Schaffen ist von ihrer
Persönlichkeit zu trennen, wie es wohl bei andern,
scheinbar ›objektiven‹ schaffenden Künstlern mög-
lich ist. Darin liegt, wenn man will, die Grenze, zu-
gleich aber auch der einzigartige Reiz ihrer Kunst,
ihres Wesens. Schon in jener Zeit, als eine große
Zahl kämpfender, ringender Frauen durch man-
cherlei Härten, Einseitigkeiten und Fanatismen un-
gewollt ihrer schönen Idee Schaden zufügten, hat
sie den Typus einer ausgeglichenen, geistig schaf-
fenden weiblichen Persönlichkeit dargestellt.
Wir alle, für die am Ende das Leben selbst das
höchste Kunstwerk ist, an dem wir unverdrossen,
unbeirrt durch alle Hemmnisse, schaffen müssen,
werden heute mit Freuden und Dankbarkeit dieser
Frau und ihrer zur vollen Harmonie geklärten Per-
sönlichkeit gedenken, in der neben der Künstlerin,
der Philosophin in voller Ebenbürtigkeit die Frau,
die Lebenskünstlerin steht.«
St.
I