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Fach: Deutsch Musterinterpretation Klasse 10

Heinrich Heine: seiner Aussage wird zudem durch das ironische Lächeln seiner
Frau (Z. 3) herausgestellt. Dennoch erscheint seine Frau nicht
Sie saßen und tranken am Teetisch glaubwürdiger, da sie ihn „dennoch“ (Z. 4) vordergründig mit der
Sie saßen und tranken am Teetisch Interjektion „Ach“ (Z. 4) unterstützt, was andrerseits nur halbherzig
Und sprachen von Liebe viel. 75 klingt. Außerdem scheint die Hofrätin mit ihrem ironischen Lä-
Die Herren, die waren ästhetisch, cheln und ihrem „Ach“ (Z. 4) darauf anzuspielen, dass der „dürre
Die Damen von zartem Gefühl. Hofrat“ wohl nur deshalb für die platonische Liebe plädiert, weil es
5 „Die Liebe muss sein platonisch“, ihm in seiner Dürre, obwohl wollend, dennoch an der hinreichen-
Der dürre Hofrat sprach. den Männlichkeit fehlt. So wird die Hofrätin ihn vermutlich auch
Die Hofrätin lächelt ironisch 80 nur wegen des gesellschaftlichen Titels geheiratet haben. Bitter-
Und dennoch seufzet sie; „Ach!“ böse ist diese im leichtem Ton des Kreuzreims daherkommende
Kritik an der Doppelmoral Oberschicht.
Der Domherr öffnet den Mund weit:
10 „Die Liebe sei nicht zu roh. 3.3 Dritte Strophe
Sie schadet sonst der Gesundheit.“ Nach dem Hofrat, einem Ministerialbeamten, äußert sich nun ein
Das Fräulein lispelt: „Wieso?“ 85 weiteres Mitglied der kritisierten Oberschicht, ein Domherr. Seine
Die Gräfin spricht wehmütig: Ironisierung beginnt gleich im ersten Vers. Sein „weit“ (Z. 9) geöff-
„Die Liebe ist eine Passion!“ neter Mund, Zeichen der gespielten Entrüstung über den Dialog
15 Und präsentieret gütig zwischen Hofrat und –rätin, zeigt ihn übertrieben empört und kari-
Die Tasse dem Herrn Baron. kiert von Anfang an das, was er dann von sich gibt. Er „begründet“
90 die Forderung des Hofrates nach nur platonischer Liebe, indem er
Am Tische war noch ein Plätzchen;
behauptet, dass die nicht-platonische Liebe „roh“ (Z. 10) sei und
Mein Liebchen, da hast Du gefehlt.
außerdem der Gesundheit schade (Z. 11). Diese biologisch wider-
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
sinnige Position, hervorgehoben in einem Vers mit S-Alliteration
20 Von Deiner Liebe erzählt.
zwischen D-Anaphern der anderen drei Verse, wird von einem am
----------------------------------------------------------------------------------------- 95 Tisch sitzenden „Fräulein“ naiv lispelnd mit einem unverständigen
Interpretation „Wieso?“ (Z. 12) quittiert. Der Leser soll sich offenbar die Frage
1. Einleitung stellen, warum der Domherr von seiner „Tischdame“ so gar nicht
Heinrich Heines Gedicht „Sie saßen und tranken am Teetisch“ er- verstanden wird, erfreuen sie sich doch beide trotz ihres hinter
25 schien 1823 an hier unbekanntem Ort. Es thematisiert das damals den Kulissen vermuteten Treibens bester Gesundheit. Öffentlich
vorherrschende gesellschaftliche Verständnis von Liebe und Se- 100 Wasser predigen und heimlich Wein trinken, das ist das, was hier
xualität und kritisiert mit viel Ironie die prüde und von Doppelmoral der Kirche ironisch versteckt und ebenso deutlich vorgeworfen
geprägte Einstellung der Oberschicht, besonders die Kirche. wird.
2. Inhalt, Struktur und Form 3.4 Vierte Strophe
30 2.1 Form In der vierten Strophe äußert sich dann eine Gräfin als dritte An-
105 gehörige der Oberschicht „wehmütig“ (Z. 13) zum Thema. Sie at-
Das Gedicht besteht aus 5 Strophen mit jeweils vier Versen im testiert der Liebe in Worten das, was sie eigentlich nicht sein darf,
Kreuzreim (abab). Das Gedicht hat einen eher unregelmäßigen ginge es nach den zuvor gehörten Männern. Die Liebe sei eine
Rhythmus, es handelt sich um einen auftaktigen Dreiheber mit „Passion“ (Z. 14), eine Leidenschaft. Dieser Meinung widerspricht
einfachen oder doppelten Senkungen. die Gräfin anschließend in ihrer durch Enjambement (Z. 15-16)
35 2.2 Struktur und Inhalt 110 hervorgehobenen Handlung: Sie serviert brav und unterwürfig ih-
Das Gedicht ist in drei Sinnabschnitte gegliedert. rem Herrn Baron den Tee. Auch hier wird der Widerspruch zwi-
Die erste Strophe führt in die Teegesellschaft der Oberschicht ein, schen Denken und Handeln, eben die Doppelmoral der Ober-
in der viel über das Thema Liebe gesprochen werde. schicht deutlich. Zumindest aber lässt die Gräfin die „Wahrheit“
anklingen.
In den folgenden drei Strophen werden dann unterschiedliche Po-
40 sitionen zum Thema Liebe vorgeführt. 115 3.5 Fünfte Strophe
So bekräftigt in der 2. Strophe ein „dürrer“ Hofrat seine Position, Das leitet – unter dem Motto: Frauen sagen dazu eher die Wahr-
dass die Liebe „platonisch“ zu sein habe, was seine Frau ironisch heit – gut zur abschließenden Strophe über. Hier tritt nun der iro-
mit einem seufzenden „Ach“ kommentiert. nische Grundton mit mehreren Diminuitiven wieder verstärkt in
den Vordergrund. Das geschieht jedoch nur zum Schutz der ei-
In der 3. Strophe wendet sich ein dümmlich entrüsteter Hofrat ge-
120 gentlich klar gemeinten Abschlussaussage vor der Zensur. Das ly-
45 gen die Rohheit der körperlichen Liebe und unterstellt ihr Gesund-
rischen Ich, sehr nah mit Heine verwandt, stellt sich vor, was an
heitsschädlichkeit. Das kommentiert eine offenbar trotzdem ge-
einem „Plätzchen“ (Z. 17) am Teetisch, sein „Liebchen“ (Z. 18)
sunde Tischdame mit spitzem „Wieso?“.
und „Schätzchen“ (Z. 19) gesagt hätte. Kenner des Heineschen
In der 4. Strophe äußert sich eine Gräfin „wehmütig“ für die „Pas- Lebenswandels und seines Liebeslebens ahnen dabei, dass Hei-
sion“ plädierend, während sie unterwürfig dem Baron den Tee 125 ne von seiner Geliebten ein offenes Bekenntnis zu a l l e n Freu-
50 reicht. den der Liebe erwartet.
In der 5. Strophe lässt Heine seine Position indirekt zu Tage tre- 4. Zusammenfassung
ten, indem er andeutet, was seine Geliebte offenbar voller Passi-
on erzählen könnte. Insgesamt wird hier deutlich der Doppelmoral der Oberschicht ei-
ne schallende Ohrfeige erteilt. Das geschieht jedoch ironisch ver-
3. Sprachlich inhaltliche Analyse 130 steckt, so dass Heine dafür nicht direkt juristisch hätte belangt
55 3.1 Erste Strophe werden können. Am stärksten richtet sich seine Kritik in der zent-
Die erste Strophe leitet ins Thema ein. Präsentiert wird eine Tee- ralen mittleren Strophe gegen die Kirche, deren dümmstes Argu-
gesellschaft, die klar in ihrer Zeit einer „arbeitsfreien“ Oberschicht ment für die platonische Liebe er dort aufs Korn nimmt. Er unter-
(Alliteration in Z. 1, „sie saßen“) zugeordnet wird. Diese spreche stellt dabei in guter Kennerschaft der damaligen Verhältnisse,
„von Liebe viel“ (Z. 2). Mit der hier gebrauchten Inversion beginnt 135 dass nicht einmal die Kirchenfürsten sich selbst an ihre eigenen
60 die Ironisierung der Beteiligten. Diese wird fortgeführt und ver- Gebote halten und diese nur zur eigennützigen Beherrschung des
stärkt in den folgenden durch Alliteration (Z. 3) und Anapher (Z. 3 Volkes nutzen. So verbirgt sich hinter dem lockeren Ton des
und 4) in der Bedeutung hervorgehobenen Versen. Den Herren kreuzgereimten Gedichtes eine scharfe Kritik an der Oberschicht,
wird ironisch das Ästhetisch-Sein und den Damen das zarte Ge- derentwegen Heine im Pariser Exil lebte.
fühl abgesprochen. Gleich von Anfang an stehen so die Beteilig-
65 ten als Mitglieder einer Oberschicht da, die anders denken und
handeln, als sie reden.
3.2 Zweite Strophe
Hier, zunächst durch Alliteration (Z. 2) und durch Inversion in sei-
ner Aussage (Z. 1) ironisch hervorgehoben, fordert „der dürre Hof-
70 rat“, dass die Liebe platonisch zu sein habe. Die Unaufrichtigkeit

Heine Sie saßen und tranken am Teetisch.doc Peter Löcher Seite 1 von 1

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