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Ich halte mich kurz und werde die Punkte einmal grob anschneiden:

---„ (…)echten Visionen zur Veränderung der Wirklichkeit beiträgt“.


Herzlich willkommen in der Utopielosigkeit und im Reform-Kapitalismus. Entweder hast du es
nicht gelesen oder nicht verstanden, aber: „"Das kleinere Übel ist die Ausrede aller Mitläufer.
Schlimmeres verhindert hat es nie, herbeigeführt immer." Wenn man scheiße grün anmalt, bleibt es
am Ende ein Haufen Scheiße. Ja, es ist gut, dass nicht mehr nach Afghanistan abgeschoben wird.
Das ist aber keine Leistung, ausnahmsweise einen Funken Anstand zu wahren, während alle
anderen Feinde der Menschlichkeit wüten. Pervers wird es dann, wenn es die gleiche Partei ist, die
in andere Länder munter weiterhin abschiebt. Und sich dann hinzustellen und sich für eine
„humanitäre Geflüchtetenpolitik“ feiern zu lassen, ist blanker Hohn in den Augen all der Familien,
deren Abschiebung durchgewunken wurde. Es ist an dieser Stelle schlicht und ergreifend verlogen.

--- „(…) Stückchen Veränderung in eine sinnvolle Richtung“.


Hier lügst du dich doch selber an. In welche sinnvolle Richtung bewegt sich denn bitte
irgendetwas? Wer bei aktuellem (Welt-) Geschehen einfach aus Prinzip seinen (grünen)
Idealismus, dass sich mit Reformen schon alles zum Guten wenden werde, und Optimismus
bewahrt, dem kann ich nicht mehr weiterhelfen.

--- „eine humanitäre Geflüchtetenpolitik“. Ich glaube, wir haben eine unterschiedliche Definition
von Humanität. Aber das geht bestimmt mit meinem Utopismus einher, ich bin einfach nicht real
genug.
Aber: Wenn auch nur eine einzige Abschiebung zugelassen wird, ist die Humanität so weit weg,
wie die Grünen von einer linken Partei. Aber gut, widmen wir uns dem Thema doch gleich mal
ausführlicher:
Sehen wir davon ab, dass es die Grünen waren, mit deren Hilfe Afghanistan möglich war und
weswegen es eben alles andere als eine Heldentat ist, Abschiebungen in dieses Gebiet zu
verhindern, gibt es abseits davon so einige welke (also braune) Stellen in der grünen Politik:
Soll ich mit dem „Aktionsplan Maghreb“ anfangen? Wie können Abschiebungen in die Maghreb-
Staaten besser funktionieren? Die Grünen wissen es besser als alle anderen: Schnellere
Abschiebung (48 Stunden um Menschen aus dem Leben zu reißen, wer bietet weniger?) und
Abschreckungskampagnen in den Herkunftsländern. Das ist ja beinahe linksradikal.
Oktober 2015: Das sogenannte „Asylpaket 1“ wird im Bundesrat besprochen. Auch die von den
Grünen mitregierten Länder stimmten mehrheitlich zu; Niedersachsen konnte sich nicht zu einem
Nein durchringen, sondern enthielt sich. Die Grünen sind an neun Landesregierungen beteiligt,
ohne sie wäre das Vorhaben im Bundesrat gescheitert.
Oder aktueller? Mit einem Anruf des Verwaltungsausschusses hätte im Juni dieses Jahres das
Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht zwar nicht verhindert, aber verzögert
werden können. Niedersachsen sah dazu keinen Anlass. Ähnlich war es übrigens im Februar letzten
Jahres.

--- „Aber man kann auch in seinem Elfenbeinturm sitzen und darauf warten bis Leute in Armut
versinken oder abgeschoben werden um dagegen dann ein bisschen zu protestieren (unbestritten ein
sehr wichtiger Protest) anstatt aktiv an der Veränderung der Verhältnisse zu arbeiten, dass eben
diese Dinge weniger bis irgendwann halt nicht mehr geschehen.“
Das ist, angesichts des Oberen, eine Frechheit. Und das nehme ich auch persönlich. Mir fällt nichts,
absolut nichts ein, was mit meiner eigenen Netiquette vereinbar ist. Ich hoffe du weißt immerhin,
dass du dich selber anlügst, wenn du so etwas schreibst. Dann weiß ich immerhin, dass du das
machst, um besser mit dem beschissenen Leben zurechtzukommen. Andernfalls…

---" Schade, dass durch diese Haltung, wo man doch in der Sache häufig in dieselbe Ricgtung geht,
einen Keil in linke Politik treibt. Toll, dass euch die akademische Selbstbefriedigung wichtiger
scheint als die Veränderung der Wirklichkeit.“
Die Frechheiten gehen direkt weiter. Aber zum Wichtigen: Oh nein, man geht nicht in dieselbe
Richtung. Man geht sich entgegen und steht sich dann gegenüber, wie Donnerstagabend der
radikale linke Block der Polizei. Das Kapital, das du reformieren willst, damit alles gut wird,
schlägt dann im wahrsten Sinne auf die „akademische Selbstbefriedigung“ in den Köpfen von
Menschen ein.

--- Nun zu deiner ganz eigenen Utopie: Mit einer neoliberalen grünen Partei etwas am globalen
Kapitalismus zu verändern: Ich halte das persönlich ja für Bullshit (ich erlaube mir dasselbe freche
Niveau wie du). Im Gegenteil: Ich halte die Grünen für eine Partei, deren moralischer Anstrich den
hiesigen Verwaltungsposten der Ökonomie sogar sehr gut in den Kram passt. Ausbeutung und
Leistungszwang klingt auch viel zu fies, da machen es so ein paar Ökobegriffe gleich viel besser
und man kann von Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit reden. „Der grüne Akkumulationstyp
versieht den Kapitalismus mit Moral. (…) Politik ist der Waffendeal mit den Saudis, Ethik ist der
private Kauf von Fair-Trade-Waren. (…) Ethik hat in der politischen Praxis nichts zu suchen, aber
die Menschen mögen davon hören“ (Rainer Tampert in konkret 7/17).
Nein, ich stelle nicht in Abrede, dass es einzelne Dinge gut sind und die Gesamtscheiße in
Einzelfällen (!) leicht erhellt. Aber am großen Ganzen ändert sich nichts und das wird es durch eine
bürgerliche grüne Partei auch nicht tun. Ein guter Text dazu:
https://strassenauszucker.tk/2012/06/lets-make-a-decision/

--- Und sonst so aktuell?


Cem Özdemir wünscht den Prügeldamen und -herren aus Hamburg (der Polizei) eine gute
Besserung, in einem offiziellen Statement eurer Führung heißt es „Sie (Anm.: gemeint sind die
Personen aus dem Schanzenviertel) haben kein inhaltliches Anliegen und dürfen mit ihren
sinnlosen Gewalttaten nicht den friedlichen und notwendigen Protest für Klimaschutz und globale
Gerechtigkeit diskreditieren.

Wir danken der Polizei und allen Rettungskräften für ihren Einsatz und wünschen allen verletzten
Polizistinnen und Polizisten und Rettungskräften eine schnelle und vollständige Genesung."

Das macht mich sauer. Und wenn ich jetzt noch einmal etwas von linker Partei höre, dann werde
ich richtig sauer.
Kretschmann (Ba-Wü), Tarel Al-Wazir (Hessen), Sylvia Löhrmann (NRW), RRG in Thüringen,
Bündnisse mit FDP und Union, ff. Und jetzt komm mir nicht mit irgendwelchen Erklärungen der
GJ. Euch nimmt doch auf dem Mutterschiff nur dann jemand ernst, wenn es um Wahlkampfhilfe
geht.
Ich schließe mit einem klugen Zitat, um mich daran akademisch selbstzubefriedigen (meine Hose
ist schon offen):
„Die Geschichte hat gezeigt, dass mit den Grünen alles zu machen ist, was dem ‚Standort
Deutschland‘ frommt – von der Repression gegen Arbeitslose (Hartz-Reformen) bis zum Krieg
(Jugoslawien, Afghanistan). Ihre Zustimmung zu rassistischen Sondergesetzen ist da nur
konsequent, ihre zur Schau getragene Weigerung, Algerien, Marokko und Tunesien zu ‚sicheren
Herkunftsstaaten‘ zu erklären nicht als Augenwischerei“ (http://www.konkret-magazin.de/hefte/id-
2016/heft-82016/articles/schliessen-wir-nen-kleinen-kompromiss.html)

Und ganz persönlich an dich Liam ein Tipp von Bodo an Leon, den ich dich selbst bitte gedanklich
umzuschreiben: „Wie wäre es denn, wenn die Jusos die Drohung des Ex-Kanzlers Schröder, sich
wieder aktiver in den Politbetrieb einbringen zu wollen, die ungezählten Fehltritte eines Gabriel,
die Abschiebe- Wirtschafts-, Bildungs- und Rüstungspolitik der SPD generell, die autoritären Züge
des Polizeistaatsministers Maas, die Verbalaussetzer des populistischen Spitzenkandidaten Chulz
und (nicht zu vergessen) das Handeln des Hamburger Senats zum Anlass nähme, die Politik des
Mutterschiffs endlich mal effektiv zu blockieren?

Warum nimmt man nicht Stellung zu diesen Sachen? Warum drohen die Jusos nicht mal mit einem
massenhaften Austritt aus der Partei? Warum verweigert man nicht die Organisierung und
Durchführung von Wahlkämpfen? Ich verstehe es nicht.“ Ich auch nicht.

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