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Zwischen Emotion und Experiment –

Modulare Gebäudehüllen aus Glas

Between Experiment and Emotion –


Glass Cladding Systems

Roland Pawlitschko

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Neben vielen funktionalen und ganz prag- standardisierten Einzelmodulen. Dies gilt für le Weise unterstützt wird. Mit punktgehalte-
matischen Aufgaben kommt der Architektur das Stellwerk am Basler Bahnhof SBB mit nen Glasfeldern und offenen Fugen ist diese
seit jeher auch die Rolle zu, für Abgrenzung seiner eigenwilligen Ummantelung aus Kup- äußere Schicht konstruktiv unspektakulär
und Identität zu sorgen und die Menschen ferbändern oder die kalifornische »Dominus und unterscheidet sich auch nicht von ver-
emotional anzurühren. Sichtbar wird dies Winery« mit ihren steingefüllten Metallgitter- gleichbaren Standardfassaden. Einen un-
vor allem in der Inszenierung von Gebäude- körben ebenso wie für die bedruckten Glas- verwechselbar eigenständigen Charakter
hüllen. Dass es dabei sehr oft um weit mehr quadrate der Bibliothek der Technischen erlangt das Bauwerk jedoch durch die Be-
als nur um Oberflächen oder Oberflächlich- Universität Cottbus (Abb. 1– 3). Hier haben druckung mit übergroßen weißen Buchsta-
keiten geht, belegen die Arbeiten zahlrei- die Schweizer Architekten einen achtge- ben. So erscheint die Gebäudehülle nicht
cher Architekturbüros. Eine wesentliche Ei- schossigen Baukörper mit geschwungenem einfach transparent, sondern eher wie ein
genschaft beispielsweise der Projekte von Grundriss entworfen, der nicht zuletzt durch Vorhang – der Blick nach innen wird durch
Jacques Herzog und Pierre de Meuron ist seine ungerichtete Amöbenform symbolhaft Buchstaben, die kleinste Einheit der ge-
die gleichermaßen lustvoll wie klar struktu- für den nach allen Richtungen offenen Wis- schriebenen bzw. gedruckten Sprache,
rierte Materialästhetik der Gebäudehüllen. sensfluss stehen soll – ein Bild, das durch gefiltert. Im Gegensatz zur monolithisch
Eine wichtige Rolle hierbei spielt die Ausein- die vor eine raumabschließende Isolierver- hermetischen Außenwirkung der Bibliothek
andersetzung mit der Vervielfältigung von glasung gehängten Glasquadrate auf subti- eröffnet der Innenraum eine vollkommen
andere Perspektive, zum einen aufgrund
des unerwarteten Farbenreichtums, zum
anderen, weil die einzelnen Ebenen mit
ihren Sammlungs- und Lesebereichen durch
zahlreiche Lufträume zu einer spannungs-
vollen kommunikativen Einheit zusammen-
geschlossen wurden. Von dem je nach Ent-
fernung und Blickwinkel bisweilen festungs-
artigen Charakter des Rundlings ist von
innen jedenfalls nichts zu spüren.

Sinnlich
In Bilbao, lediglich einen Steinwurf vom
Guggenheim Museum entfernt, liegt die von
Rafael Moneo geplante Bibliothek der Uni-
versität Deusto (Abb. 4 – 6). Ähnlich wie in
Cottbus handelt es sich auch hier um ein
Bauwerk, das unverkennbar als eigenstän-
diges öffentliches Gebäude in Erscheinung
tritt. Allerdings war dem spanischen Archi-
tekten von Anfang an klar, dass ein Wett-
streit mit der mächtigen Titanskulptur von
Frank O. Gehry auf jeden Fall zu vermeiden
war. Stattdessen kümmerte er sich um eine
harmonische Kontinuität mit der benachbar-
ten Universität. Während es bei den Innen-
räumen der mit knapp 1 Million Bänden und
rund 1000 Leseplätzen größten Bibliothek
des Baskenlands durchaus um die Realisie-
rung von Superlativen ging, sollte die Ge-
bäudehülle eher von distinguierter Zurück-
haltung geprägt sein. Von Weitem präsen-
tiert sich das Gebäude daher als monochro-
3 matisch neutrales Bauvolumen, das unter-

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