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352 Berichte und Mitteilungen f

ilšurgz flnkíinhigungen
Die Leitung der Schule Hellerau-Laxenhurg hat Dr. Hermann Scbercben
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als Mitarbeiter gewonnen. Scherchen wird mit der Tanzgruppe eine Reihe
von modernen Werken einstudieren. Genannt wird folgendes Programm:
„Les noces“ und „Die Geschichte vom Soldaten“ von Strawinsky, das Mono-
drama „Panthea“ von Melipiero, die Pantomime „Der verlorene Sohn“
von Prokofieff, „Die Legende des heiligen Sebastian“ von Debussy; ferner
Werke von Purcell, Beethoven und Mozart. Scherchen wird außerdem einen ' er.*e'iehung;;t^`§7ilı/ılttízzkorga
Kursus für Schlaginstrumente durchführen. V

Die spanische Rundfunkgesellschaft erläßt ein internationales Preisaus-

C\Q1› und t@.`hi1g_e[§gqıı/eien/cQf°
schreiben für symphonische Werke. Verlangt wird eine Overtüre für großes å -
Orchester von mindestens zehn, höchstens zwanzig Minuten Spieldauer. Ein-
sendungstermin 30. November 1932. Erster Preis etwa 1ıoo.- RM., 2 weitere 3. JAHRG_ /HEFT 9 L E l PZ I G DEZEMBER 1932
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etwa 6oo_- RM. Es dürfen nur bisher unveröffentlichte Werke eingereicht
werden. Einsendung unter Stichwort; Adresse und Name in besonderem
Umschlag. Einsendungen an: Union Radio, Avenida Pi v Margall xo, Madrid. *ıNHALT *_
Kurt Magnus, Direktor der Reichsrundfunkgesellschaft, teilt in einem Leo Kestenberg zum 50. Geburtstag _. _. _. _. ._ ._ _. _. __ ._
Artikel „Der Rundfunk als Musikp/leger“ (Rufer und Hörer II/5, S. 193 ff.) Von Staatsminister a. D. C. H. BECKER 4 _
folgende interessante Zahlen mit: „Im Jahre 1931 haben die deutschen
Rundfunkgesellschaften rund 500 Berufsorchester beschäftigt. Zu mehr als
Über Sinn und Schicksal der neuen Musikpädagogik _. _. _
zwanzig weiteren Orchestern stand der Rundfunk in einem engeren Ver- Von ERNST KRENEK _ › '
hältnis_` Ohne daß hier Einzelheiten gegeben werden sollen, kann be- Musikalische Erwachsenenbildung als Problem ._ __ _ _
hauptet werden, daß die Zusammenarbeit mit dem Rundfunk eine Anzahl Von HANS MERSMANN ` -
der oben angeführten Orchester vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch
bewahrt hat. ._ _ Im gleichen Jahre 1931 wurden von den deutschen Rund-
„Musikpolitik“ _. _. ._ ._ ._ ._ _.
funkgesellschaften an Gehältern für festangestellte Musiker über zweieinhalb J - Von PAUL BEKKER _ ~
Millionen Mark, an vorübergehend beschäftigte etwa 7ooooo Mark gezahlt. Von kindlicher Schöpterkraft _
Diese Summen gelten nur für Orchester, Kammermusiker und Solisten. Die _ Von SUSANNE TRAUTWEIN
Vergütungen für Chormitglieder und Unterhaltungskapellen sowie Orchester-
verstärkungen sind nicht einbegriffen_ An Theater und Konzertgesell-
Japanische Schulmu_sik _. _. _. ._ ._ _. _. ._ ._ _.
schaften flossen für Übertragungen über 850000 Mark, an musikalische Ur- Von GEORG SCHUNEMANN › -
heber, deren Not mit der Betätigung des Rundfunks in ursächlichen Zu- I Joh. Abraham' Peter Schulz als Musikorganisator ._ ._ ._ _.
sammenhang gebracht worden ist, hat der Rundfunk im jahre 1931 weit › Von EBERHARD PREUSSNER
über zwei Millionen Mark gezahlt.“
Aus einem unvollendeten Drama für Leo Kestenberg _. _. _.
In Wien ist ein Emil-Hertzka-Preis für ein ernstes Musikwerk, gleichviel Von ERNST BARLACH '
welcher Art, in Höhe von zooo österreichischen Schillingen gestiftet worden. Mıısikpädagogisc/ze Gegenwartsfragen; V _
Das Preisgericht besteht aus den Herren: Alban Berg, Clemens Krauß, Ernst Über die Gestaltung von Volksmusikprogrammen. Von HERBERT `
Krenek, Franz Schmidt, Erwin Stein, Dr. Anton Wabern und Dr. h. c. Egon CONNOR. - Neue musikpádagogische Literatur. '
IWellesz_ Einsendungen sind bis zum r 5. Februar 1933 an das Sekretariat
der Stiftung Dr. Scheu, Wien I, Opernring 3 zu richten. _ 'Berichte und Mitteilungen ._ _. ._ _. _. ._ _. _. _. ._ _. _. ._' _. _; ._ ._ _. _. ._ _.
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InÜrrhimtimg mitder Wusilzabfeilun des

fiir Grziehu/ng und “Urıferridıíumd rgr e7ıitewsseııgernem= B
fihafi deutfiflıe,Chorgesangweseıv herausgegeben von
Di:Gberhaıxi Pırussner
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364 Hans Mersmamı
der mit dem Begriff einer musikalischen Erwachsenenbildung gegeben
ist. An ihm könnte sich der Sinn dieses Begriffs erfüllen. Wie weit
es dem Rundfunk gelingt, beim Hörer eine Gemeinschaftsbildung zu
erreichen oder zu befestigen, muß trotz einiger positiver Ansätze
aus den gleichen Gründen bezweifelt werden, aus denen dies vorher
geschah.
Es ist selbstverständlich, daß die hier ausgesprochenen Zweifel und
Fragen den Sinn unserer Arbeit in keiner Weise in Frage stellen soll-
ten; aber nur, .indem wir den Begriff einer musikalischen Erwachsenen-
bildung immer wieder auf seine letzten Voraussetzungen zurückführen,
können wir 'uns vor allzu festen Methoden und allzu schnellen Er-
folgen bewahren.
ssilmuflllilflutlli“ 'Øon ißaul šâzkktr
Das gegenwärtig wieder lebhaft in Aufnahme gekommene, na-
mentlich in der Tagespresse häufig verwendete Wort stammt ent-
weder von Hermann Kretzschmar selbst oder doch aus der Zeit
seiner musikorganisatorischen Bestrebungen. Es sollte sagen: wie in der
realen Welt Politik die Beziehungen der Gruppen zueinander regelt,
Ziele setzt, Wege ebnet und eine leitende Idee zu verwirklichen sucht,
so bedarf es in der öffentlichen Musikpflege einer Richtlinie und einer
Gesetzgebung, die den Kampf aller gegen alle beseitigt und gewisse
Grundregeln aufstellt_ Das Ziel dieser Musikpolitik ist, den Menschen
so nahe wie denkbar an die Kunst heranzuführen, die Kunst in ihm
so lebendig zu machen, wie seine eigene Lebensintensität es zuläßt, also
die Beziehung zwischen Kunst und Menschen so produktiv wie mög-
lich zu gestalten.
Das ist der Zweck der Musikpolitik, und zwar der einzige. Irgend-
eine parteiliche Bindung ist also nicht darin enthalten, kann auch
nicht darin enthalten sein, weil weder Platz noch Betätigungsmöglich-
keit dafür gegeben ist. Anders ist es, wenn man fragt, wie sich die
politischen Parteien ihrerseits zu dem Aufgabenkreis gestellt haben,
der hier beschlossen lag. Es ist zu konstatieren, daß die Parteien als
solche sich in diesem Fall wie gegenüber fast allen grundsätzlichen
Angelegenheiten der Kunst nicht nur neutral, sondern völlig passiv
verhalten haben. Immer wieder blieb es einzelnen kunstergebenen
Persönlichkeiten überlassen, sich um diese weltenfernen Dinge zu
kümmern. V deutschen Staatsbürger überhaupt erst zum Interesse an Gemeinschafts-
†__í_
it it Paul Bekker 365
Vor dem Kriege gab es solche Persönlichkeiten in der konser-
vativen und in der Zentrumspartei des preußischen Abgeordneten-
hauses. Namentlich der konservative Abgeordnete von Goßler war ein
Mann, der die Fragen der Musikpflege mit Ernst und aufrichtiger
Teilnahme behandelte, ohne indessen ausreichende Unterstützung der
Regierung zu finden. Nach dem Kriege ging die Führung dieser An-
gelegenheiten an Vertreter der Sozialdemokratie über. Hier waren über
die persönliche Interessiertheit hinaus zwei Momente gegeben, die
stärkere weltanschauliche Antriebe mit sich brachten: zunächst das
innere Gebot zum Handeln im Gegensatz zu der wohlwollenden Un-
tätigkeit der vorangehenden Regierungen. Zweitens die Erkenntnis des
gleichen Rechtes auf Kunst hei allen Menschen, daraus resultierend
die Verpflichtung, den Zugang zu ihr allen zu eröffnen, soweit dies
durch Mittel der Organisation möglich ist.
In dieser Überzeugung von der Berufung aller Menschen liegt das
beschlossen, was als sozialistisch in der gegenwärtigen Art unserer
Musikpolitik enthalten ist. Es besteht keine Veranlassung, diesen Kern-
gedanken zu verleugnen oder auch nur abzuschwächen. Er ist einfache
Pflichterfüllung, und es gibt keine politische Partei, sie stehe Wo sie
wolle, die in der Lage wäre, etwas anderes dafür einzusetzen. Nie-
mand kann das, weil dieser Sinn der Musikpolitik nichts zu tun hat
mit Parteigesinnung im Charakter realer Tagespolitik_ Er ist der natür-
liche und unveränderliche Ausdruck der strukturellen Grundlage jeg-
licher Art heutiger musikalischer Formgestaltung überhaupt.
Damm aber konnte wohl nur eine sozialistische Politik sich der
Lösung der Aufgabe unterziehen, „angewandte Musikpolitik“ zu trei-
ben. Denn der Unterschied zwischen heute und früher beruht darauf,
daß der Kreis der Teilnehmenden entsprechend den Veränderungen
der sozialen Struktur größer und weiter umfassend ist als früher und
dadurch auch die Blickpunkte des einzelnen sich verändert haben.
Diese Umgestaltung zu erkennen und ihr Rechnung zu tragen war
wiederum Aufgabe der Musikpolitik und wird - das ist mit Nach-
druck zu sagen - unveräıißerliche Aufgabe jeder ferneren Musik-
I
politik bleiben, gleichviel unter welcher Flagge sie segelt.
Es wäre sicher besser gewesen, das Wort „Musikpolitik“ zu ver-
meiden, um jeder falschen Deutung vorzubeugen. Vergessen wir darum
nicht seine Herkunft aus einer Zeit, in der man nicht nur auf dem
Gebiet der Kunst, sondern auch auf dem des realen Parteiwesens be-
müht war, den durch den Druck des Obrigkeitsstaates neutralisierten
I
366 Paul Beklaer it
fragen heranzuziehen, ihn für den Begriff Politik mobil zu machen.
Damals war Teilnahme hierfür nur in äußerst begrenztem Maße
vorhanden. Der übertragene Begriff Kunstpolitik war sozusagen ein
Lockmittel, durch den Hinweis auf Angelegenheiten der Kunstpflege
die Menschen für Fragen der Organisation, der geistigen Disziplinie-
rung und Weg-ebautechnik in Marsch zu setzen. Nun ist das Wort da,
es hat die beabsichtigten Dienste getan, unterliegt jetzt aber der Gefahr
der Mißdeutung_ Aus Musikpolitik soll polilisierte oder politische Mu-
sikpflege gemacht werden. j es gehört dorthin, wie es hierher nicht gehört. Handeln aber im
Hier steigt eine große Gefahr herauf. Lassen wir alles Persönliche
beiseite, so zeigt sich hinter dieser Verdrehung eine tendenziöse Unter-
stellung gegenüber dem bisherigen. Daraus scheinhaft gerechtfertigt
wird das Bemühen, die Politik der Musikpflege und Musikerkenntnis:
„Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker“ umzudeuten und zu
einer Politik der Parteipropaganda einzuengen.
Man könnte sich darüber trösten und denken: was auch geredet
und geplant sein mag - gelingen kann es auf keinen Fall, weil das
Objekt selbst, die Musi.k, es aus sich heraus nicht zuläßt. Nachdem
als erste praktische Ergebnisse einer Musikpolitik die Ideen der Ver-
allgemeinerung der Musikpflege, des Prüfungs- und Bildungswesens der
Lehrer, der amtlichen Fachberatung - um nur einiges zu nennen -
überhaupt einmal zum Durchbruch gelangt sind, müssen die damit
eingeschlagenen Wege zwangsläufig weitergegangen werden, die Farbe
der Wegmarkíerungen spielt dabei keine Rolle.
Das ist an sich sachlich richtig. Auch einige zu erwartende Tor-
heiten und sogar Rückschläge sind nicht zu überschätzen, sie werden
schließlich doch, sei es auch nur nachträglich, irgendeine gııte Auswir-
kung haben. Schlimm aber ist die Gefahr, die durch Verschlechterung
der Leistungsqualität droht, sobald diese eben nicht mehr unter den
Wertnıaßstab der Qualität, sondern der politischen Zweckmäßigkeit
gestellt wird. Man braucht nur an das jetzt aufkommende System
der Berufungen und Ablehnungen zu denken, um zu erkennen, was
bevorsteht. Wird doch schon gegenwärtig gar nicht mehr versucht,
die außersachlichen Gründe für oder gegen einen Menschen zu ver-
bergen. Hiermit verbunden zweite Gefahr: Übertragung des Zweck-
politischen auf Gebiete, die ihrer Natur nach der organisatorischen
Erfassung unzugånglich sind, unzugänglich bleiben müssen und bisher
auch geblieben sind. Im Hinblick hierauf also ist das schöne stille
Vertrauen auf die unzerstörbare Natur und die unabänderliche innere
Gesetzmäßigkeit im Weitergang der Musikpflege doch bedenklich und
› „Musièpolitik“ 367
das philosophische Überzeugtsein von der Selbstbehauptung der guten
Sache nicht ausreichend.
Damit gewinnt der erste der beiden Punkte, die vorher als der
Kunst gegenüber weltanschaulich bedingt genannt wurden, neue Be-
deutung: das Pflichtgehot zum Handeln. Handeln nicht im Sinne der
unausgesetzten Propaganda, des Schreiens und Anpreisens eines Uni-
versalrezeptes für „wahre“ Kunst, also Handeln nicht nach Odol-
prinzip. Das ist etwas, das den anderen überlassen werden darf, denn
Sinne tätiger Erkenntlichmachung, dauernder Aufstellung und Beant-
wortung der Frage: „Was ist dasi“, unausgesetzter Klärung der Dinge,
die eigentlich gemeint sind und auf die allein es ankommt. Vergessen
wir nicht: über alle offenkundigen Bösartigkeiten und Borniertheiten
hinweg gibt es noch immer wirkliche Mißverständnisse, für deren
Beseitigung es niemals zu spät ist.
Darin allein scheint mir die Aufgabe der Musikpolitik zu liegen:
dauernde Bewußtmachung jenes Zieles der produktiven Zugänglich-
machung der Kunst für jeden, dauernde Bekämpfung falscher Kasten-
und Begabungsbevorrechtung, dauernde Prüfung des Weges, der dahin
führt, und aktive Klärung aller Schwierigkeiten unter dem einzigen
Gesichtspunkt reiner Zielerfassung und des allein gültigen Leistungs-
Wertes.
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Im gegenwärtigen Augenblick, da die Not der Zeit bei uns in
Deutschland alles einschränkt, was nicht i.m gröbsten Sinne nötig ist
zum Fristen des nackten Lebens, erleidet, wie allgemein bekannt, auch
der Musikunterricht, sowohl der häusliche wie der in der Schule er-
teilte, eine bedauerliche Einengung. In der Schule fallen dem verkürzten
Plane Musikstunden zum Opfer, und im Hause streicht man, wenn
auch schweren Herzens, die Klavier-, die Geigen- oder Sologesang-
stunden als entbehrlich aus dem Ausgabenetat weg.
In Gesprächen, die über diesen Einzelzug des allgemeinen Kultur-
abbaus geführt werden, hört der Musiklehrer wieder und wieder von
den Eltern: „Glücklicherweise können 'unsere Kinder Radio hören. Und
wir haben auch selbst einen Vorrat guter Schallplatten zu Hause, den
wir bei jeder Gelegenheit zu ergänzen suchen.“ Somit - das ist offen-
bar der Sinn dieses Einwands ~ brauchen bei uns die musikalischen
Kräfte der Kinder denn doch nicht brachzuliegen.