Академический Документы
Профессиональный Документы
Культура Документы
Patientenvorsorge
durch Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung,
Behandlungswünsche und Patientenverfügung
Handreichung
und Formular
der Deutschen Bischofskonferenz
und des Rates der Evangelischen Kirche
in Deutschland in Verbindung mit
weiteren Mitglieds- und Gastkirchen
der Arbeitsgemeinschaft Christlicher
Kirchen in Deutschland
Christliche Patientenvorsorge 3
Inhalt
Kapitel 1 Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1. Wie können Sie unter den geltenden gesetzlichen Voraussetzungen
Vorsorge treffen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.1 Wer soll an Ihrer Stelle über Ihre medizinische Behandlung entscheiden,
wenn Sie dazu nicht mehr imstande sind ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.2 Was haben Vertrauenspersonen und Ärzte bei Ihrer
medizinischen Behandlung zu beachten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.3 Welche rechtlichen Grenzen müssen Sie beachten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.4 Welche Form der Vorsorge ist für Sie am besten geeignet ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Willen eines entscheidungsfähigen Menschen im eine Handreichung anzubieten, die sich in be-
Vorfeld einer Erkrankung oder des Sterbens zum sonderer Weise dem christlichen Glauben ver-
Ausdruck. Sie werden wichtig, wenn der Patient pflichtet weiß. CHRISTLICHE PATIENTENVOR
entscheidungsunfähig wird, d. h. aufgrund einer SORGE bedeutet allerdings nicht, dass sie nur
Erkrankung oder Verletzung außer Stande ist, von Christen benutzt werden kann, wohl aber,
seinen aktuellen Willen zu äußern. dass sie von christlichen Überzeugungen geprägt
ist, so beispielsweise von der deutlichen Ableh-
Die CHRISTLICHE PATIENTENVORSORGE glie-
nung der Tötung auf Verlangen und der ärzt
dert sich in die Handreichung mit insgesamt vier
lichen Beihilfe zur Selbsttötung.
Kapiteln und das dazwischen geheftete Formular.
Der Text der Handreichung ist so angelegt, dass Der christliche Glaube schenkt uns die Gewiss-
die wesentlichen Gesichtspunkte in den Kapiteln heit, dass das Leben in der Gemeinschaft mit
1 und 2 konzentriert sind. Die Kapitel 3 und 4 sind Jesus Christus durch den Tod hindurch Bestand
eine ergänzende Hilfe für den Umgang mit dem hat. Als Christen bezeugen wir, was in der Heili-
Formular. Die Kirchen, die die CHRISTLICHE gen Schrift gesagt ist: »Gott wird in ihrer Mitte
PATIENTENvORSORGE veröffentlichen, empfeh- wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er,
len, sich frühzeitig und intensiv darüber Gedan- Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von
ken zu machen, welche Vertrauenspersonen als ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr
Bevollmächtigte und Betreuer benannt werden sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.
können und welche medizinische Behandlung Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf
gewünscht wird. Die Kirchen empfehlen darüber dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles
hinaus eine ärztliche Beratung beim Ausfüllen neu.« (Offb 21,3–5)
des Formulars, auch wenn diese gesetzlich nicht
Die Gegenwart Jesu Christi gibt Menschen den
vorgeschrieben ist.
Mut und die Hoffnung, selbst in den schwierigs-
Die Kirchen tragen mit der von ihnen heraus ten Situationen ihres Lebens Zeichen des kom-
gegebenen CHRISTLICHEN PATIENTENVERFÜ menden Reiches Gottes wahrzunehmen und wei-
GUNG seit 1999 und nunmehr auch mit der hier terzugeben. Sie gibt auch die Kraft, Menschen
vorliegenden CHRISTLICHEn PATIENTENVOR auf der letzten Wegstrecke ihres Lebens zu be-
SORGE der vielfältig geäußerten Bitte Rechnung, gleiten.
Das deutsche Recht bietet verschiedene richt Folge zu leisten. Das Gericht be-
Möglichkeiten an, mit deren Hilfe Sie für stimmt, für welche Aufgabenkreise der
den Fall Ihrer Einwilligungsunfähigkeit im rechtliche Betreuer zuständig ist (Nä
Rahmen einer schweren oder tödlich ver- heres siehe Abschnitt 3.1.2).
laufenden Krankheit Vorsorge treffen kön-
nen. Sie berühren unterschiedliche Fragen: 1.2 Was haben Vertrauenspersonen
und Ärzte bei Ihrer
1.1 W
er soll an Ihrer Stelle über medizinischen Behandlung
Ihre medizinische Behandlung zu beachten?
entscheiden, wenn Sie dazu
Vertrauenspersonen und Ärzte haben stets
nicht mehr i mstande sind?
Ihren Willen als Patient zu beachten. Sie
Wir empfehlen Ihnen, eine Person Ihres können Ihr Selbstbestimmungsrecht auf
Vertrauens zu bestimmen, die Sie persön- verschiedene Weise für den Fall vorsorg-
lich kennt und der Sie die Aufgabe anver- lich ausüben, dass Sie nicht mehr selbst
trauen können, Ihre Wünsche und Interes- entscheiden können:
sen im Rahmen Ihrer medizinischen Be-
► So können Sie konkrete Behandlungs
handlung und den damit verbundenen Fra-
wünsche über Art, Umfang und Dauer
gen zu vertreten. Ihre Vertrauensperson
sowie die Umstände Ihrer Behandlung
wird an Ihrer Stelle mit entscheiden, falls
äußern. Diese Behandlungswünsche
Sie selbst dazu nicht mehr imstande sind.
sind dann verbindliche Richtschnur für Eine Person
Für die Auswahl und die Bestellung einer
Ihre Vertrauensperson. Ihre Vertrauens- Ihres Vertrauens
Vertrauensperson kommen in Betracht:
person hat Ihre Wünsche gegenüber
► die Vorsorgevollmacht, mit der Sie Ärzten und Pflegepersonal geltend zu
selbst Vertrauenspersonen zu Ihrem machen und durchzusetzen (Näheres
Vertreter (Bevollmächtigten) in Angele- siehe Abschnitt 3.2.1);
genheiten Ihrer Gesundheit und Ihres
► Sie können als einwilligungsfähige, er-
Aufenthalts bestellen. Der oder die Be-
wachsene Person schriftlich eine Pa
vollmächtigte handelt als Ihr Beauftrag-
tientenverfügung verfassen. Mit die-
ter (Näheres siehe Abschnitt 3.1.1);
ser können Sie selbst im Vorhinein in
► die Betreuungsverfügung, mit der Sie bestimmte ärztliche Maßnahmen, die
das Betreuungsgericht bitten, die von in Zukunft aus ärztlicher Sicht erfor-
Ihnen vorgeschlagene Vertrauensper- derlich werden mögen, einwilligen oder
son zu Ihrem Vertreter (Betreuer) zu diese untersagen (Näheres siehe Ab
bestellen. Ihrem Vorschlag hat das Ge- schnitt 3.2.2).
8 Christliche Patientenvorsorge Kapitel 1
Sie können sich auch Ihrer Vertrauens Als Patient können Sie verlangen, dass
person bzw. den behandelnden Ärzten an- Maßnahmen zur Verlängerung Ihres Le-
vertrauen und ihnen die Aufgabe überant- bens in der Sterbephase unterlassen oder
worten, die in der jeweiligen Situation an- beendet werden, wenn diese lediglich den
gemessene Art und Weise Ihrer ärztlichen Todeseintritt verzögern und sich die
Behandlung festzulegen. Vertrauensper- Krankheit in ihrem zum Tode führenden
Ihr Wille zählt son und Ärzte haben nach Ihrem mut Verlauf nicht mehr aufhalten lässt. Das be-
maßlichen Willen zu handeln, d. h. der zeichnet man als Behandlungsverzicht
Behandlung dann zuzustimmen, wenn Sie bzw. Behandlungsbegrenzung oder auch
es nach Lage der Dinge selbst in dieser »passive Sterbehilfe«. In einem juristisch
Situation auch getan hätten. Dafür sind weit gefassten Sinn wird verschiedentlich
u. a. Ihre früheren Äußerungen, ethischen auch dann von passiver Sterbehilfe gespro-
und religiösen Überzeugungen und Wert- chen, wenn der Sterbeprozess oder das
vorstellungen heranzuziehen. Im Zweifels- Endstadium einer tödlich verlaufenden
fall werden Vertrauensperson und Ärzte Krankheit noch nicht begonnen hat und
davon ausgehen, dass Sie den ärztlich ge- eine lebenserhaltende medizinische Maß-
botenen Maßnahmen zustimmen würden. nahme nicht durchgeführt oder beendet
wird, weil der Patient seine Einwilligung in
die medizinische Maßnahme nicht erteilt
1.3 Welche rechtlichen Grenzen
oder widerrufen hat. Dies kann besondere
müssen Sie b
eachten?
ethische Probleme aufwerfen (Näheres
Sie können keine Anordnung treffen, die siehe Abschnitt 2.3).
gegen ein gesetzliches Verbot verstoßen
Davon grundlegend zu unterscheiden ist
würde; so können Sie z. B. nicht verlangen,
die Beihilfe zur Selbsttötung, die auch
dass der Arzt Ihnen ein Medikament verab-
»assistierter Suizid« genannt wird. Da
reicht, das Sie tötet. Eine solche Tötung auf
runter versteht man die Unterstützung
Verlangen – auch »aktive Sterbehilfe« ge-
eines Menschen bei der Durchführung
nannt – ist die gezielte Tötung eines Men-
seiner Selbsttötung. Dies kann durch die
schen. Sie ist in Deutschland gesetzlich
Beschaffung tödlich wirkender Mittel
verboten und wird strafrechtlich verfolgt.
erfolgen oder auch durch die Anleitung zu
Zulässig ist dagegen die Gabe von Schmerz- ihrer Handhabung. Sie ist nicht nur auf die
mitteln oder anderen Medikamenten, unmittelbare Sterbephase beschränkt,
wenn sie zur Leidensminderung medizi- sondern findet oft schon nach der Diagno-
nisch angezeigt sind und der Patient bzw. se einer schweren Erkrankung oder der
sein Bevollmächtigter oder Betreuer ihrer Prognose eines belastenden Krankheits
Verabreichung zustimmt. Das gilt auch in verlaufes statt. Aus ethischer Sicht ist die
den Fällen, in denen diese Medikamente Beihilfe zur Selbsttötung, die in manchen
als unbeabsichtigte Nebenwirkung das Ländern (z. B. Schweiz oder die Nieder
Leben des Patienten verkürzen können lande) von so genannten Sterbehilfe-Orga
(»indirekte Sterbehilfe«). nisationen praktiziert wird, abzulehnen.
Christliche Patientenvorsorge 9
2.1 D
er letzten Lebensphase hasen verantwortlich zu gestalten. Dazu
P
ihre eigene Würde erhalten gehört, sowohl für das tätige Leben als auch
für das Sterben Vorsorge zu treffen.
Die fortschreitende Ausweitung der medi-
Bis zuletzt soll ein Leben als lebenswert
zinischen Möglichkeiten wirft zunehmend
und sinnvoll erfahren werden. Dazu ge-
Fragen auf, die sich früher so nicht gestellt
hört: teilhaben zu können an dem, was in
haben: Ist die Ausschöpfung aller Möglich-
Familie, Nachbarschaft und Welt ge-
keiten zur Lebenserhaltung in jeder Le-
schieht, Entscheidungen treffen zu dürfen,
bensphase gleichermaßen geboten? Oder
Zeit zum Durchdenken und Klären von
sollen wir darauf verzichten, wenn die be-
Fragen zu haben, Abschied zu nehmen von
absichtigte Lebensverlängerung zu einer
den uns lieben und wichtigen Menschen
belastenden Sterbeverlängerung zu führen
und den eigenen Tod annehmen zu lernen.
droht oder bereits geführt hat ? Was ist
Dies ist häufig ein schwieriger Prozess. Das
besser: in der vertrauten Umgebung zu
Bereitwerden zum Sterben kann durch
sterben, auch wenn dadurch nicht alle
starke Schmerzen, quälende körperliche
technisch-medizinischen Möglichkeiten
Symptome und nicht minder durch massi-
jederzeit verfügbar sind und eine Lebens-
ve medikamentöse Dämpfung erschwert
verkürzung die Folge sein kann, oder auf
werden. Schmerztherapie, Palliativmedi- Ihre Bedürfnisse
der Intensivstation so lange wie möglich
zin, Hospizarbeit, pflegerische Maßnah- stehen im
zu leben?
men, mitmenschliche und geistliche Be- Vordergrund
Solche Fragen lassen sich nicht immer ge- gleitung sollen die Voraussetzung schaf-
nerell beantworten. Dies mahnt auch zur fen, auch die letzte Lebensstrecke in Wür-
Vorsicht, im Einzelfall nur eine einzige de leben zu können.
Handlungsweise als christlich geboten an-
Wir können über unser eigenes Leben
zusehen. Letztlich muss die Entscheidung
nicht grenzenlos verfügen. Genauso wenig
aus der konkreten Lage des sterbenden
haben wir das Recht, über den Wert eines
Menschen heraus, von seinen Bedürfnis-
anderen menschlichen Lebens zu entschei
sen her und in Übereinstimmung mit sei-
den. Jeder Mensch hat seine Würde, seinen
nen Wünschen und Vorstellungen getrof-
Wert und sein Lebensrecht von Gott her. Er
fen werden.
ist darum ungleich mehr, als er von sich
Wir nennen die hier angebotene Hand selbst weiß. Kein Mensch kann genau wis-
reichung eine CHRISTLICHE PATIENTEN- sen, was er für andere bedeutet. Im Glau-
VORSORGE, weil sie sich von den Überzeu- ben an den Gott des Lebens wissen wir,
gungen des christlichen Glaubens leiten dass jeder Mensch mit seinem Leben – wie
lässt. Das Leben ist uns von Gott gegeben. immer es beschaffen ist – unentbehrlich
Er befähigt uns dazu, es in allen seinen und wertvoll ist.
12 Christliche Patientenvorsorge Kapitel 2
Wer sollte bevollmächtigt werden? In einigen besonderen Situationen kann der Be-
Eine Vorsorgevollmacht hat weitreichende Be- vollmächtigte nicht allein entscheiden, sondern
deutung. Sie sollten diese nur einer Person ertei- muss beim zuständigen Betreuungsgericht eine
len, der Sie besonders vertrauen. Sicherlich wird Genehmigung einholen. Dazu gehören zum einen
bei der Auswahl eine Rolle spielen, mit wem Sie die Unterbringung in einer geschlossenen Ein-
Ihre Vorstellungen am besten besprechen kön- richtung oder Abteilung oder die Einwilligung in
nen und wer voraussichtlich auch emotional mit andere, die Freiheit entziehende Maßnahmen wie
der eventuell später eintretenden Situation um- z. B. das Anbringen von Bauchgurten und Bettgit-
gehen kann. Bei der Auswahl der Person Ihres tern oder die Freiheitsentziehung mit Hilfe von
Vertrauens zum Bevollmächtigten kommen bewusstseinsverändernden Medikamenten.
neben Angehörigen (Ehepartner, Kinder, Ge- Zum anderen muss das Betreuungsgericht im
schwister) auch langjährige oder enge Freunde, Rahmen Ihrer medizinischen Behandlung ange-
vertraute Bekannte oder auch ein Arzt Ihres Ver- rufen werden, wenn
trauens in Betracht.
► Arzt und Bevollmächtigter sich nicht über den
Sie können auch mehrere Personen in der Weise Patientenwillen einig sind und
bevollmächtigen, dass jeder einzelne von ihnen
Sie vertreten kann (Einzelvollmacht). Damit kön- ► der Patient aufgrund der geplanten ärztlichen
Maßnahme oder aufgrund der Weigerung des
nen Sie sicherstellen, dass möglichst jederzeit
Bevollmächtigten, der vom Arzt vorgeschla-
ein Vertreter erreicht werden kann. Dabei ist al-
genen Maßnahme zuzustimmen, in die Gefahr
lerdings zu bedenken, dass die Personen im kon-
des Todes oder eines schweren und länger
kreten Fall verschiedener Meinung sein können
dauernden gesundheitlichen Schadens gerät.
und dadurch eventuell die Wahrnehmung Ihrer
Interessen gefährden. Die Bevollmächtigung
mehrerer Personen empfiehlt sich deshalb nur, 3.1.2 Die Betreuungsverfügung
wenn Sie davon ausgehen können, dass diese sich Was ist eine Betreuungsverfügung ?
untereinander abstimmen und einigen werden. Sollten Sie eines Tages aufgrund einer psychi-
Es kann sinnvoll sein, eine Ersatzperson zu be- schen Krankheit oder einer körperlichen, geisti-
nennen für den Fall, dass der oder die Bevoll- gen oder seelischen Behinderung Ihre Angele-
mächtigte ausfällt. genheiten ganz oder teilweise nicht mehr selbst
besorgen können und keine Vorsorgevollmacht
Was ist die Aufgabe eines Bevollmächtigten? ausgestellt haben, wird vom Betreuungsgericht
Der Bevollmächtigte hat die Aufgabe, im Rahmen für Sie ein Betreuer bestellt.
der erteilten Vollmacht Ihre Interessen in Gesund- Eine Betreuungsverfügung ermöglicht Ihnen, für
heits- und Aufenthaltsangelegenheiten wahr diesen Fall Ihre Wünsche hinsichtlich der Person
zunehmen. Sie sollten deshalb mit ihm über Ihre des Betreuers zu äußern. Das Betreuungsgericht
Vorstellungen reden. Je nachdem, in welchem prüft, ob die vorgeschlagene Person als Betreuer
Maße Sie sich Ihrem Bevollmächtigten anver- geeignet ist. Ist das der Fall, wird es die vorge-
trauen oder bestimmte Vorgaben machen wol- schlagene Person zum Betreuer bestellen. An-
len, können Sie Ihre Vorsorgevollmacht um Be- dernfalls wählt das Gericht eine andere geeigne-
handlungswünsche oder eine Patientenverfü- te Person aus, nach Möglichkeit aus Ihrem per-
gung ergänzen. sönlichen und familiären Umfeld.
18 Christliche Patientenvorsorge Kapitel 3
Eine Betreuungsverfügung bedarf keiner be- Bettgittern oder die Freiheitsentziehung mit Hilfe
stimmten Form. Aus praktischen Gründen sollte von bewusstseinsverändernden Medikamenten.
sie aber schriftlich verfasst werden.
Zum anderen muss das Betreuungsgericht im
Eine Betreuungsverfügung kann jederzeit wider- Rahmen Ihrer medizinischen Behandlung ange-
rufen werden. Auch der Widerruf kann in jeder rufen werden, wenn
Form erfolgen. Es genügt, dass Ihre Willensände
► A
rzt und Betreuer sich nicht über den Patien
rung deutlich zum Ausdruck kommt.
tenwillen einig sind und
Wer sollte Betreuer werden? ► d
er Patient aufgrund der geplanten ärztlichen
Für die Auswahl eines Betreuers gilt grundsätz- Maßnahme oder aufgrund der Weigerung des
lich dasselbe wie für die Auswahl eines Bevoll- Betreuers, der vom Arzt vorgeschlagenen
mächtigten für die Vorsorgevollmacht. Sie kön- Maßnahme zuzustimmen, in die Gefahr des
nen die Person, die Sie für die Vorsorgevollmacht Todes oder eines schweren und länger dau-
bevollmächtigt haben, zugleich zum Betreuer ernden gesundheitlichen Schadens gerät.
vorschlagen. Es ist aber auch möglich, eine ande-
re Person als den Bevollmächtigten vorzuschla- 3.2 Bestimmungen für Ihre
gen. Außerdem können Sie Personen benennen, medizinische Behandlung
die Sie nicht als Betreuer haben möchten.
Wenn Sie konkret regeln wollen, was im
Was ist die Aufgabe eines Betreuers? Fall Ihrer Entscheidungsunfähigkeit im
Der vom Gericht bestellte Betreuer ist gesetz Einzelnen medizinisch getan werden soll,
licher Vertreter der betreuten Person. Ihm wer- können Sie Behandlungswünsche nieder-
den vom Gericht bestimmte Aufgabenkreise zu- legen und/oder eine Patientenverfügung
gewiesen. Der Betreuer muss sich um die Angele- ausfüllen.
genheiten und Wünsche der betreuten Person so
kümmern, wie es deren Wohl entspricht. In der Sie können auch Ihre Vorsorgevollmacht und/
Betreuungsverfügung können Sie dem zukünfti- oder Betreuungsverfügung um Behandlungs
gen Betreuer mitteilen, wie Sie sich Ihre Lebens- wünsche und/oder eine Patientenverfügung er-
gestaltung wünschen. Je nachdem, in welchem gänzen. Ihr Bevollmächtigter oder Betreuer hat
Maße Sie sich Ihrem Betreuer anvertrauen oder dann Ihre Patientenverfügung bzw. Ihre Wün-
ihm bestimmte Vorgaben machen wollen, kön- sche gegenüber Ärzten und Pflegepersonal gel-
nen Sie Ihre Betreuungsverfügung um Behand- tend zu machen und durchzusetzen.
lungswünsche oder eine Patientenverfügung er-
Behandlungswünsche und Patientenverfügung
gänzen.
unterscheiden sich darin, inwieweit Sie Ihrem
In einigen besonderen Situationen kann der Be- Bevollmächtigtem oder Betreuer Handlungsspiel
treuer nicht allein entscheiden, sondern muss raum einräumen wollen. Behandlungswünsche
beim zuständigen Betreuungsgericht eine Ge- sind eine Richtschnur für die Entscheidung Ihres
nehmigung einholen. Dazu gehören zum einen Bevollmächtigten oder Betreuers über Ihre Be-
die Unterbringung in einer geschlossenen Ein- handlung in der konkreten Situation. Demgegen-
richtung oder Abteilung oder die Einwilligung in über treffen Sie mit einer Patientenverfügung be-
andere, die Freiheit entziehende Maßnahmen reits selbst die Entscheidung über Ihre künftige
wie z. B. das Anbringen von Bauchgurten und Behandlung.
20 Christliche Patientenvorsorge Kapitel 3
ten. Es handelt sich hierbei nicht um eine ak- Die unter 1. getroffenen Verfügungen sol-
tive Herbeiführung des Todes, sondern um ein len über die dort genannten Situationen
Zulassen des Todes in dem Sinne, dass dem hinaus entsprechend auch gelten, wenn in-
Tod nichts mehr entgegengesetzt und auf »au- folge einer Gehirnschädigung meine
ßergewöhnliche Mittel« verzichtet wird. Eine Fähigkeit, Einsichten zu gewinnen und
Basisbetreuung ist selbstverständlich aufrecht Entscheidungen zu treffen, nach Einschät-
zu erhalten. Sollten Sie dies verfügen wollen, zung zweier erfahrener Ärzte aller Wahr-
bieten wir Ihnen hier einen Textbaustein, scheinlichkeit nach unwiederbringlich
den Sie so in das Feld »Raum für ergänzende erloschen ist und dieser Zustand seit ei-
Verfügungen« übernehmen können: nem Zeitraum von ……… (z. B. einem Jahr)
besteht oder eine akute Zweiterkrankung
hinzukommt, an der ich sterben könnte.
Die unter 1. getroffenen Verfügungen
Dies gilt für direkte Gehirnschädigung z. B.
sollen über die dort genannten Situatio-
durch Unfall, Schlaganfall oder Entzün-
nen hinaus entsprechend auch gelten,
dung ebenso wie für indirekte Gehirnschä-
wenn infolge einer Gehirnschädigung
digung z. B. nach Wiederbelebung, Schock
meine Fähigkeit, Einsichten zu gewin-
oder Lungenversagen.
nen und Entscheidungen zu treffen,
nach Einschätzung zweier erfahrener
Ärzte aller Wahrscheinlichkeit nach un- Die katholische Kirche stellt fest, dass aus ihrer
wiederbringlich erloschen ist und eine Sicht die erste Alternative dringend angeraten ist.
akute Zweiterkrankung hinzukommt,
an der ich sterben könnte. Dies gilt für 3.3 Unterschriften unter das Formular
direkte Gehirnschädigung z. B. durch der Christlichen Patienten
Unfall, Schlaganfall oder Entzündung vorsorge
ebenso wie für indirekte Gehirnschädi-
gung z. B. nach Wiederbelebung, Schock Wir empfehlen Ihnen, die Christliche
oder Lungenversagen. Patientenvorsorge in allen Teilen, die
Sie ausgefüllt haben, zu unterschreiben.
Für die Vorsorgevollmacht und die Patien
B. A uf der anderen Seite steht die Erfahrung,
tenverfügung ist es rechtlich notwendig,
dass in der Begleitung von Wachkoma-Patien
für die Betreuungsverfügung und die Be-
ten über ein Jahr, ja viele Jahre hinweg die
handlungswünsche aus praktischen Grün-
Frage auftaucht, ob es mit dem christlichen
den ratsam.
Glauben nicht durchaus vereinbar ist, durch
Behandlungsbeschränkung und/oder durch
Darüber hinaus raten wir, auch Ihre Vertrauens-
die Beendigung künstlicher Ernährung bei
personen durch ihre Unterschrift bestätigen zu
Beibehaltung des Stillens von Hunger- und
lassen, dass sie bereit sind, als Bevollmächtigte
Durstgefühlen das Sterben zuzulassen. Sollten
oder als Betreuer für Sie tätig zu werden.
Sie dies verfügen wollen, bieten wir Ihnen
hier einen Textbaustein, den Sie so in das Feld Wenn Sie Behandlungswünsche oder eine Patien-
»Raum für ergänzende Verfügungen« über- tenverfügung verfassen und insbesondere, wenn
nehmen können: sie den »Raum für ergänzende Verfügungen« aus-
füllen wollen, sollten Sie den Inhalt mit einem
Arzt Ihres Vertrauens besprechen und dies durch
Unterschrift bestätigen lassen.
4. Was ist noch wissenswert?
4.1 W ie sorgen Sie dafür, dass Ihre des Formulars der Christlichen Patienten-
Wünsche bekannt werden? vorsorge erhalten. Füllen Sie dieses Zweitex-
emplar entsprechend Ihren Angaben im Formu-
Notieren Sie bitte auf der Hinweiskarte lar aus und unterschreiben Sie es. Auch dieses
(siehe Rückseite Ihres persönlichen Formu Exemplar ist – im Unterschied zu einer Kopie –
lars), wo sich Ihre ausgefüllten und unter- wie die Erstschrift eine originale Vollmacht.
schriebenen Formulare der Christlichen Möchten Sie Ihre Entscheidung ändern und je-
Patientenvorsorge befinden, damit mand anderen zum Bevollmächtigten oder Be-
diese umgehend aufgefunden werden kön- treuer bestimmen, lassen Sie sich alle Exemplare
nen. Lösen Sie die Hinweiskarte von der zurückgeben und vernichten sie d iese.
Rückseite Ihres persönlichen Formulars
Darüber hinaus können Sie Kopien des Formu-
und nehmen Sie diese zu Ihren Ausweis
lars der Christlichen Patientenvorsorge
papieren. Die Hinweiskarte gibt einen Hin-
eventuell Angehörigen (Name, Adresse), einem
weis auf Ihre Patientenvorsorge und ge
Arzt Ihres Vertrauens oder dem Betreuungsge-
gebenenfalls auf Ihren Bevollmächtigten
richt geben.
oder Betreuer. Diese Personen und der
behandelnde Arzt setzen sich miteinander Sie können die Vorsorgevollmacht oder Betreu-
in Verbindung und beraten – in Ihrem ungsverfügung gebührenpflichtig bei dem
Sinne – über die zu veranlassenden Maß- Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotar-
nahmen. kammer (Bundesnotarkammer, Zentrales Vor
sorgeregister, Postfach 080151, 10001 Berlin;
Bei der Aufnahme ins Krankenhaus emp-
www.vorsorgeregister.de) registrieren lassen. Sie
fiehlt es sich, zu Beginn der Behandlung auf
können auch so verfahren, wenn Sie Ihre Vorsor-
die Christliche Patientenvorsorge
gevollmacht und/oder Betreuungsverfügung mit
hinzuweisen.
einer Patientenverfügung oder Behandlungs-
wünschen kombiniert haben. Damit stellen Sie
Für den Fall, dass Sie einen Bevollmächtigten be- sicher, dass das Betreuungsgericht von Ihrer Vor-
nannt haben, sollte dieser das Zweitexemplar sorgeverfügung erfährt.
24 Christliche Patientenvorsorge Kapitel 4
Sofern Sie im Formular die Betreuungsverfügung Selbstbestimmung. Sie können auch weiterhin
ausgefüllt haben, können Sie es in manchen darauf vertrauen, dass die Ärzte Sie unter Be-
Bundesländern beim Betreuungsgericht hinter- rücksichtigung Ihrer Lebenssituation nach bes-
legen. In anderen Bundesländern ist es den Ge- tem Wissen und Gewissen behandeln.
richten freigestellt, ob sie Betreuungsverfügun-
gen in Verwahrung nehmen. Eine entsprechende 4.4 Wie verhalten sich die C
hristliche
Information erhalten Sie bei Ihrem zuständigen Patientenvorsorge und ein
Amtsgericht. Organspendeausweis zueinander?
Eine besondere Situation im Zusammenhang mit
4.2 Was ist zu beachten, wenn man Behandlungswünschen und Patientenverfügung
bereits eine Christliche Patien stellt die gleichzeitige Verfügung über eine Or-
tenverfügung ausgefüllt hatte? gan- oder Gewebespende dar. Organe können nur
nach Feststellung des Hirntodes bei aufrecht er-
Sollten Sie bereits das Formular einer Christli-
haltenem Kreislauf entnommen werden. Eine Or-
chen Patientenverfügung der ersten Auf-
ganentnahme ist also nur möglich, wenn inten-
lage von 1999 (grüne Broschüre) oder der zwei-
sivmedizinische Maßnahmen beibehalten wer-
ten Auflage von 2003 (rote Broschüre) ausgefüllt
den. Dies kann im Widerspruch zu Behandlungs-
haben, empfehlen wir Ihnen, es durch das vorlie-
wünschen und zur Patientenverfügung stehen.
gende Formular der Christlichen Patien-
tenvorsorge zu ersetzen. Denn die Auflagen Aus diesem Grunde haben wir für den Fall, dass
von 1999 und 2003 entsprechen nicht mehr den Sie sich für eine Organspende entscheiden oder
neuen gesetzlichen Anforderungen an eine Pa bereits entschieden haben, eine gesonderte Ver-
tientenverfügung. Die alten Formulare bleiben fügung in den Formularteil »Behandlungswün-
zwar als Ausdruck Ihrer Wünsche für Ärzte, Be- sche und Patientenverfügung« aufgenommen.
vollmächtigte und Betreuer beachtenswert, ge- Sie trägt dieser Situation Rechnung und erlaubt
ben Ihnen aber im Ernstfall nicht die notwendige den kurzfristigen Einsatz intensivmedizinischer
Rechtssicherheit. Maßnahmen für die Organentnahme.
Seit 1997 gelten in Deutschland ein Transplanta-
4.3 Gibt es eine Pflicht, eine
tions- und seit 2007 ein Gewebegesetz, die die
Vorsorgeverfügung zu verfassen?
wesentlichen Vorgänge und Verantwortlichkei-
ten sowie die Frage der Zustimmung regeln.
Das neue Gesetz weist ausdrücklich darauf
Ohne ausdrückliche Zustimmung dürfen weder
hin, dass keine Pflicht besteht, eine Vor-
Organe noch Gewebe entnommen werden.
sorgeverfügung zu erstellen. Auch dürfen
weder Krankenhausaufnahmen noch Auf- Wenn Sie sich für eine Organ- und Gewebespende
nahmen in ein Pflegeheim von dem Vor- nach Ihrem Tode entscheiden möchten, empfeh-
handensein einer Vorsorgeverfügung ab- len wir Ihnen, einen gesonderten Organspende-
hängig gemacht werden. ausweis auszufüllen und bei Ihren Ausweispapie-
ren mit sich zu tragen. Sie erhalten einen Aus-
Auch die bewusste Entscheidung, auf eine Vor- weis und Informationen bei Sozialministerien
sorgeverfügung zu verzichten und sich dem ärzt- der Bundesländer, in Apotheken, Stadt- und Ge-
lichen Handeln anzuvertrauen, ist eine ethisch meindeverwaltungen und Arztpraxen. Weitere
verantwortliche Entscheidung und Ausdruck von Informationen erhalten Sie kostenfrei unter der
Christliche Patientenvorsorge 25
Telefonnummer (08 00) 904 0400 der Bundes- Entscheidungen, die im Rahmen einer Not-
zentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA, fallsituation getroffen wurden, müssen re-
siehe auch www.organspende-info.de) oder bei gelmäßig daraufhin überprüft werden, ob
der Deutschen Stiftung Organtransplantation sie weiterhin medizinisch angezeigt sind
(DSO) unter www.dso.de. und vom Patientenwillen getragen werden.
Die Entscheidung für oder gegen eine Organ-
transplantation können Sie auch Ihrer Vertrau- 4.6 Was umfassen Behandlung
ensperson übertragen. und Pflege am Lebensende?
Die christlichen Kirchen kennen keine moralische Wenn sich Patienten im Krankenhaus dem Tod
Verpflichtung zur Organ- und Gewebespende, nähern, stellt sich oft die Frage: Welches Ziel soll
sehen in ihr gleichwohl eine Möglichkeit, über die weitere Behandlung des Patienten haben?
den Tod hinaus Nächstenliebe zu praktizieren; sie Sollen Maßnahmen ergriffen werden, das Leben
treten zugleich für eine sorgfältige Prüfung der zu erhalten und zu verlängern, oder nur solche,
Organverpflanzung im Einzelfall ein (Näheres sie die auf weitere Lebensverlängerung verzichten
he in: Gott ist ein Freund des Lebens. Herausfor- und ausschließlich die Beschwerden lindern
derungen und Aufgaben beim Schutz des Lebens, (palliatives Ziel)? Das palliative Therapieziel lei-
hg. vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in tet sich von der so genannten »Palliativmedizin«
Deutschland und vom Sekretariat der Deutschen (von lat. pallium: der Mantel = ummantelnd, be-
Bischofskonferenz, Gütersloh/Trier 1989 u. ö., hütend) ab, die von der Diagnosestellung an auf
102–105; Organtransplantationen. Erklärung der eine umfassende Verbesserung der Lebensqua
Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der lität – insbesondere auch auf eine kompetente
Evangelischen Kirche in Deutschland, Gemeinsa- Schmerztherapie und die Linderung anderer
me Texte 1, Bonn/Hannover 1990). Symptome – ausgerichtet ist. Die Behandlung er-
folgt entweder ambulant oder in einer besonde-
4.5 Was passiert in einer ren Palliativstation eines Krankenhauses. Pallia-
Notfallsituation? tivmedizinische Maßnahmen versuchen, die
größtmögliche Linderung der Beschwerden von
In Notfallsituationen, in denen der Wille des
schwerstkranken Menschen in der letzten Phase
Patienten nicht bekannt ist und auch für die
ihres Lebens und damit die Verbesserung ihrer
Ermittlung individueller Umstände keine Zeit
Lebensqualität herbeizuführen. Darüber hinaus
bleibt, ist die medizinisch angezeigte Behand-
steht in der Palliativmedizin die intensive Einbe-
lung einzuleiten. Bei einer unsicheren Prognose
ziehung psychologischer, sozialer und spiritu
ist zunächst die Therapie angezeigt, die auf die
eller Aspekte der Krankheitsverarbeitung bei
Erhaltung des Lebens gerichtet ist. Hier darf der
Patienten und ihren Angehörigen im Vorder-
Arzt davon ausgehen, dass der Patient den
grund. Deshalb ist es hilfreich, sich bei der Diag-
ärztlich angezeigten Maßnahmen zustimmen
nose einer schweren Krankheit bereits im Vor-
würde.
feld über die Möglichkeit palliativer Versorgung
Im weiteren Verlauf einer Erkrankung sollte der und Begleitung zu informieren; zum Beispiel
Arzt nach einer Vorsorgeverfügung fragen und über den »Wegweiser Hospiz und Palliativme
sich mit dem Bevollmächtigten oder Betreuer dizin in Deutschland« (www.wegweiser-hospiz-
über die weitere Behandlung austauschen. und-palliativmedizin.de).
26 Christliche Patientenvorsorge Kapitel 4
Auch die in der Hospizbewegung engagierten rung und Flüssigkeit abzulehnen, bleibt ihre
Menschen möchten schwerstkranke und ster- Bereithaltung in dem Maße ethisch geboten, wie
bende Menschen mit ihren Angehörigen so be- sie sich als medizinisch angezeigt und wirksam
gleiten, dass – neben der medizinischen Betreu- erweisen, um das Leben zu erhalten oder die Ge-
ung – auch weiteren körperlichen, psychologi- sundheit wiederherzustellen. Die konkreten Ent-
schen, sozialen und seelischen sowie spirituellen scheidungen über Anwendung oder Nichtan
Bedürfnissen angemessen Rechnung getragen wendung bestimmter Maßnahmen müssen so
wird. Die Hilfe kann ambulant, teilstationär oder getroffen werden, dass sie in der Perspektive des
stationär erfolgen. Ambulant unterstützen eh- Ziels, nämlich des menschenwürdigen Sterbens,
renamtliche Helfer die Sterbenden und ihre An- erwogen und gewichtet werden. Eine Vorsorge-
gehörigen in ihrer gewohnten Umgebung, wir- verfügung kann sich daher sinnvollerweise nicht
ken der Gefahr sozialer Isolierung entgegen und auf isolierte Entscheidungen über den Einsatz
entlasten die pflegenden Angehörigen und oder Nichteinsatz bestimmter Maßnahmen be-
Freunde. Stationäre Hospize sind dort wichtig, ziehen, sondern nur auf den Zusammenhang von
wo schwerstkranke und sterbende Menschen Maßnahmen und Zielen.
ambulant nicht mehr versorgt werden können,
Informieren Sie sich bei dem Arzt Ihres Vertrau-
sie aber auch keiner Krankenhausbehandlung
ens oder einer Person aus dem Pflegebereich und
etwa auf einer Palliativstation bedürfen. Weitere
besprechen Sie die Problematik mit Ihren Ange-
Informationen erhalten Sie bei den diözesanen
hörigen. Ihre Wünsche, auch im Blick auf zeit
Caritasverbänden (www.caritas.de), den Diako
liche Begrenzungen, können Sie im Formular im
nischen Werken der Landeskirchen (www.
Feld »Raum für ergänzende Verfügungen« äußern.
diakonie.de) oder bei dem Deutschen Hospiz-
und Palliativverband (www.hospiz.net).
4.8 Gibt es einen Anspruch auf
seelsorgerlichen Beistand?
4.7 Wann und wie sind künstliche
Ernährung und Flüssigkeitszufuhr In Deutschland gewährleistet das Grundgesetz
geboten? den Patienten in öffentlichen Krankenhäusern
das Recht auf seelsorgerliche Betreuung. Der
Auch wenn Sie verfügen, dass Sie im Sterben
kranke Mensch kann den Beistand eines dafür
keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr
häufig besonders ausgebildeten Seelsorgers er-
wünschen, wird grundsätzlich eine so genannte
bitten. Dieser Beistand beinhaltet Gespräch, Ge-
»Basisbetreuung« durchgeführt, zu der auch das
bet, Zuspruch und das Angebot der Nähe Gottes
Stillen von Hunger- und Durstgefühlen auf natür-
im Abendmahl bzw. in den Sakramenten der
lichem Wege gehört.
Buße, Eucharistie und Krankensalbung. Die Er-
Die künstliche Ernährung über eine Magensonde fahrungen zeigen, dass seelsorgerlicher Beistand
durch den Mund, die Nase oder die Bauchdecke für viele Kranke eine große Hilfe darstellt, die
(mit einer so genannten PEG-Sonde) oder intra- schwere Lebenssituation besser zu bestehen. Da-
venöse Flüssigkeitszufuhr am Lebensende gelten her empfehlen die Kirchen, dieses Angebot zu
juristisch und in der medizinischen Wissenschaft nutzen.
und Praxis als therapeutische Maßnahme, in die
Patienten einwilligen müssen. Ungeachtet der
rechtlichen Möglichkeiten, lebensverlängernde
Maßnahmen wie z. B. die Zuführung von Nah-
Christliche Patientenvorsorge 27
Impressum
Herausgegeben vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland,
Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, www.ekd.de
und vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz,
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn, www.dbk.de
Die Publikation wird bei der Deutschen Bischofskonferenz
und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland
als Nr. 20 in der Reihe »Gemeinsame Texte« geführt.
Deutsche
Bischofskonferenz
Christliche
Patientenvorsorge
durch Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung,
Behandlungswünsche und Patientenverfügung
Formular
der Deutschen Bischofskonferenz
und des Rates der Evangelischen Kirche
in Deutschland in Verbindung mit
weiteren Mitglieds- und Gastkirchen
der Arbeitsgemeinschaft Christlicher
Kirchen in Deutschland
pl hes
em lic
ar
Ex sön
r
Pe
Formular der Christlichen Patientenvorsorge
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
II. Betreuungsverfügung
Hiermit verfüge ich – gegebenenfalls in Ergänzung zur vorangehenden Vollmachtserklärung
– für den Fall, dass eine Betreuungsperson als gesetzlicher Vertreter bestellt werden muss,
folgende Person einzusetzen:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
Auf keinen Fall soll zum Betreuer oder zur Betreuerin bestellt werden:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
1. Für den Fall, dass ich meinen Willen nicht mehr bilden oder äußern kann und ich mich
entweder aller Wahrscheinlichkeit nach unabwendbar im unmittelbaren Sterbeprozess
oder im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befinde, verfüge
ich durch Ankreuzen Folgendes:
Ärztliche Begleitung und Behandlung sowie sorgsame Pflege sollen in diesen Fällen auf
die Linderung von Beschwerden, wie z. B. Schmerzen, Unruhe, Angst, Atemnot oder
Übelkeit, gerichtet sein, selbst wenn durch die notwendigen Maßnahmen eine Lebens-
verkürzung nicht auszuschließen ist.
Es soll keine künstliche Ernährung durch ärztliche Eingriffe (z. B. weder über eine Son-
de durch Mund, Nase oder Bauchdecke, noch über die Venen) erfolgen. Hunger soll auf
natürliche Weise gestillt werden, gegebenenfalls mit Hilfe bei der Nahrungsaufnahme.
Auf künstliche Beatmung soll verzichtet werden, aber Medikamente zur Linderung der
Atemnot sollen verabreicht werden. Die Möglichkeit einer Bewusstseinsdämpfung oder
einer ungewollten Verkürzung meiner Lebenszeit durch diese Medikamente nehme ich
in Kauf.
Es soll keine Dialyse durchgeführt werden bzw. eine schon eingeleitete Dialyse soll ein-
gestellt werden.
Auf die Gabe von Blut oder Blutbestandteilen soll verzichtet werden.
Diagnostische Maßnahmen oder eine Einweisung in ein Krankenhaus sollen nur dann
erfolgen, wenn sie einer besseren Beschwerdelinderung dienen und ambulant zu Hause
nicht durchgeführt werden können.
Wenn möglich, möchte ich zu Hause bleiben können und hier die notwendige Pflege
erhalten.
Wenn ich nicht zu Hause bleiben kann, möchte ich in folgende/s Krankenhaus / Hospiz /
Pflegeeinrichtung eingeliefert werden:
einen Hospiz-/Palliativdienst
Beruf
Formular
der Deutschen Bischofskonferenz
und des Rates der Evangelischen Kirche
in Deutschland in Verbindung mit
weiteren Mitglieds- und Gastkirchen
der Arbeitsgemeinschaft Christlicher
Kirchen in Deutschland
so ie
er r d
sp fü
n
en ar
au pl
rtr em
Ve itex
e
Zw
Formular der Christlichen Patientenvorsorge
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
II. Betreuungsverfügung
Hiermit verfüge ich – gegebenenfalls in Ergänzung zur vorangehenden Vollmachtserklärung
– für den Fall, dass eine Betreuungsperson als gesetzlicher Vertreter bestellt werden muss,
folgende Person einzusetzen:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
Auf keinen Fall soll zum Betreuer oder zur Betreuerin bestellt werden:
Name:
Geburtsdatum:
Straße, Hausnummer:
PLZ, Wohnort:
Telefon / Mobil:
1. Für den Fall, dass ich meinen Willen nicht mehr bilden oder äußern kann und ich mich
entweder aller Wahrscheinlichkeit nach unabwendbar im unmittelbaren Sterbeprozess
oder im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befinde, verfüge
ich durch Ankreuzen Folgendes:
Ärztliche Begleitung und Behandlung sowie sorgsame Pflege sollen in diesen Fällen auf
die Linderung von Beschwerden, wie z. B. Schmerzen, Unruhe, Angst, Atemnot oder
Übelkeit, gerichtet sein, selbst wenn durch die notwendigen Maßnahmen eine Lebens-
verkürzung nicht auszuschließen ist.
Es soll keine künstliche Ernährung durch ärztliche Eingriffe (z. B. weder über eine Son-
de durch Mund, Nase oder Bauchdecke, noch über die Venen) erfolgen. Hunger soll auf
natürliche Weise gestillt werden, gegebenenfalls mit Hilfe bei der Nahrungsaufnahme.
Auf künstliche Beatmung soll verzichtet werden, aber Medikamente zur Linderung der
Atemnot sollen verabreicht werden. Die Möglichkeit einer Bewusstseinsdämpfung oder
einer ungewollten Verkürzung meiner Lebenszeit durch diese Medikamente nehme ich
in Kauf.
Es soll keine Dialyse durchgeführt werden bzw. eine schon eingeleitete Dialyse soll ein-
gestellt werden.
Auf die Gabe von Blut oder Blutbestandteilen soll verzichtet werden.
Diagnostische Maßnahmen oder eine Einweisung in ein Krankenhaus sollen nur dann
erfolgen, wenn sie einer besseren Beschwerdelinderung dienen und ambulant zu Hause
nicht durchgeführt werden können.
Wenn möglich, möchte ich zu Hause bleiben können und hier die notwendige Pflege
erhalten.
Wenn ich nicht zu Hause bleiben kann, möchte ich in folgende/s Krankenhaus / Hospiz /
Pflegeeinrichtung eingeliefert werden:
einen Hospiz-/Palliativdienst
Beruf
Ort
Straße
Name
Christliche
Patientenvorsorge
durch Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung,
Behandlungswünsche und Patientenverfügung
Name:
Geburtsdatum:
Straße:
Ort:
Telefon / Mobil:
beim Betreuungsgericht in