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„Jugend und Gemeinde" am SMuss der Nummer

FRANKFURTER ISRAELITISCHES
GEMEINDEBLATT

Amtliches Organ der Israelitischen Gemeinde


Das Gemeindeblatt erscheint monatlich und wird den Gemeindemitgliedern unentgeltl. durch die Po3t zugestellt. — Preis der Einzel¬
nummer 50 Pf g. — Schriftleitung u. Anzeigenverwaltung: Gemeindehaus, Fahrgasse 146. Fernspr : Sammel-Nr.
Hansa27544. — Postscheckkonto: Frankfurta.M.33521. — Anzeigen nach Tarif. — Anzeigenschluß für die nächste Nr :23.Febr.
Die Schriftleitung übernimmt für den Inhalt des Gemeindeblatts nur die preßgesetzl Verantwortung. Nachdr. nur mit Erlaubnis gest.
11. Jahrgang Frankfurt a. M., Februar 1933 Nr. 6

Aus dem Inhalt


Lehre und Leben........... 137 Jüdische Chronik........... 144
Die Behandlung biblischer Erzählungen im Koran Persönliche Nachrichten......... 145
(M. Pleßner)........... 137 Anstalten und Vereine.......... 146
Das Wunder der Minderheit (0. Driesen) .... 140 Veränderungen im Personenstand....... 149
Die Jüdische Hauspflege (M. Seelig)...... 141 Statistische Uebersicht......... 150
Anekdoten............. 142
Literarische Rundschau . ,....... 112 Gottesdienstlicher Anzeiger ......... 151
Amtliche Anzeigen des Gemeindevorstands .... 142 Beilage „Jugend und Gemeinde" (Jugend u. Sozialarbeit) 153

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„Jugend und Gemeinde 1' am Schluss der Nummer

FRANKFURTER ISRAELITISCHES
GEMEINDEBLATT

Amtliches Organ der Israelitischen Gemeinde


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11. Jahrgang Frankfurt a. M., Februar 1933 Nr. 6

Lehre und Leben


Im Jahrbuchder Jüdisch-LiterarischenGesellschaftfür t931<32ver¬ Später einmal will der Kaufmann eine lange Reise antreten,
öffentlichtEsriel Carlcbuch unter dem Titel „Mu s s a r" eine ruft den Vertrauensmann vorher zu sich, schreibt ihm alle
gröüere für die Geschichtedes ostjüdischenStudiumsder Thora und seine Pläne und Wünsche auf einen Zettel, übergibt de:i. sei¬
der praktischen Ethik sehr bemerkenswerteArbeit. Von den zahl¬
reichen Beispielensei hier ein Gleichniswiedergegeben,das aus der nem Angestellten und sagt: ..Diese Liste enthält das, worauf
berühmten Jeschiwavon Radin stammt: es mir int Geschäftsgang ankommt, achte auf sie!" Wie dann
Jeden Tag lesen wir z-weimal: ,.Du sollst lieben den Herrn nach langer Zeit der Kaufmann zurückkehrt und seine Ange¬
deine.i Gott." Aber wir denken auch nicht eine iiinute daran, stellten zusammenrufen läßt, erscheint unter ihnen auch der
wie wir Avirklich dazu gelangen können, Gott lieb zu haben. Vertrauensmann. Der Kaufmann fragt ihn, ob er auch jenes
Jeden Tag verkünden wir, daß er König über Himmel und letzten Gesprächs vor der Abreise eingedenk gewesen sei, und
Erde ist und denken gar nicht daran, ihn auch die Herrschaft der Angestellte sagt: „Ja. jeden Tag habe ich deinen Zettel
über unser Ich antreten zu lassen. andächtig durchgelesen."
Es ist das. wie wenn einer auf der Arbeitssuche zu einem „Durchgelesen'? Sonst nichtsV"
..Nein, sonst nichts."
reichen Kaufmann kommt, ihn fragt, ob er einen Angestellten
braucht, und hört, daß nur der Posten eines zuverlässigen Ver¬ So Israel, das einen Plan bekommen hat, auf dein alle
trauensmannes frei sei. Der Arbeitslose verspricht natürlich, Wünsche des Herrn der Welt aufgeführt sind, und meint, es
sich dies Vertrauen verdienen, alle Wünsche des Kaufmanns sei genug, den Wunschzettel durchzulesen. Ihn nun auch zu
befriedigen zu wollen, und er bekommt schließlich auch den erfüllen. — darauf vergessen sie ganz . . .
Posten."

Die Behandlung biblischer Erzählungen im Koran


Von Martin Pleßner
II.
In dem ersten Aufsatz (Januar 1933) haben wir versucht, Von der biblischen S c h ö p f u n g s g e s c h i c h t e hat Mu¬
dem Leser eine allgemeine Vorstellung von dem literarischen hammed nur einzelne Elemente aufgenommen. So kehrt die
Charakter des Korans zu geben und die Gründe zu erklären, Erinnerung an die Scheidung zwischen den Wassern (2. Schöp¬
aus denen die weitgehende Umgestaltung der biblischen Er¬ fungstag) mehrmals wieder; allerdings hält Muhammed die bei¬
zählungen im Koran zu verstehen ist. Speziell für die „Pro¬ den Wasser für das Süßwasser und das Meerwasser. Auch daß
phetengeschichten" haben wir auch darauf hingewiesen, daß die himmlischen Lichter der Zeitrechnung dienen sollen, wird
Muhammed mit ihnen besondere Zwecke verfolgte; darüber hin¬ im Korar. gesagt.
aus sind aber im Koran biblische Erzählungen zu finden, die
bestimmten theologischen oder historischen Ideen Muhammeds A d a nr) ist nach dem Koran aus Lehm, Ton o. ä. erschaffen
eine Stütze liefern sollen oder nur allgemein erbaulicher Natur worden. Die Engel hatten Gott gewarnt, den Menschen zu er¬
sind. Die Aufnahme dieser Erzählungen in den Koran bedarf schaffen, da er Unrecht tun werde. Gott erschuf ihn dennoch,
keiner besonderen Begründung. lehrte ihn die Namen aller Dinge und ließ ihn sie den Engeln
Wir wollen nun die biblischen Erzählungen des Korans nach verkünden, da sie selbst sie nicht wußten. Nun befahl Gott den
der biblischen Reihenfolge betrachten und' dabei besonders die Engeln, sich vor dem ihnen solchermaßen überlegenen Adam
Momente hervorheben, auf die im ersten Aufsatz eingegangen niederzuwerfen, nachdem sie sich vorher für besser gehalten
wurde. Die Länge der Geschichten macht in vielen Fällen eine hatten: sie gehorchten mit Ausnahme des Teufels, der dafür in
vollständige Nacherzählung an dieser Stelle unmöglich; der die Hölle verbannt wurde. Aus Adam wurde sein Weib er¬
interessierte Leser kann an Hand unserer Zitate den Text leicht schaffen. Obwohl sie auf ihre Bitte ein fehlerloses Kind gebar,
in einer Uebersetzung verfolgen. Häufig kehren dieselben Ge- beteten die Menschen in der Folge Götzen an, die nichts er¬
scltichten an verschiedenen Stellen des Korans in zum Teil ver¬ schaffen können. Gott ließ sie im Garten wohnen und verbot
schiedener Fassung wieder: wir müssen der Kürze halber in ihnen von dem Baum zu essen: der Satan aber verführte sie.
solchen Fällen eine aus den verschiedenen Fassungen kompo¬ daß sie es dennoch taten. Zur Strafe wurden sie vertrieben
nierte Darstellung geben. Dies ist zwar unwissenschaftlich, ge¬ und wurde die Feindschaft zwischen den Menschen eingeführt.
stattet aber einen Ueberblick,. über die mannigfachen und zum Darauf bekehrte Adam sich und empfing die göttliche Ver¬
Teil wechselnden Vorstellungen, die Muhammed von den bibli¬ zeihung. An anderer Stelle wird gesagt, Gott habe einen Bund
schen Begebenheiten hatte. Der Forscher wird an Hand der mit Adam geschlossen, den dieser jedoch vergessen halbe.
wissenschaftlich festgestellten chronologischen Reihenfolge der Die Geschichte von K a i n und A b e ls) erzählt der Koran
einzelnen Teile des Korans die Entwicklung verfolgen können, ohne Nennung der Namen. Dem Totschlag geht eine Diskussion
die die biblischen Erzählungen in Muhammeds Bewußtsein zwischen den Brüdern vorauf (vgl. Gen. 4, 8), in der Kain seine
durchmachten. 1) Tat androht und Abel ihn vor der Hölle warnt. Nach voll¬
x) Es sei darauf hingewiesen,daß die Erzählungenim Koran von dem brachter Tat erscheint ein Rabe, der durch Scharren auf dem
verstorbenenFrankfurter Professor Josef Horovitz einer eingehenden
Analyse besonders unter formgeschichtlichenGesichtspunktenunterzogen Boden Kain anzeigt, wie er seinen Bruder vergraben und die
worden sind (KoranischeUntersuchungen,1926). Eine Untersuchungdes Tat verbergen könne. Er liat aber keine Kraft dazu und zeigt
Inhalts und der Quellen der biblischenErzählungenhat Horovitz*Schüler Reue. Von dem in der Bibel anschließenden Gespräch Gottes
Heinrich Speyer- Breslau durchgeführt; der erste Teil, von der mit Kain, das die eigentliche Pointe der biblischen Erzählung
Schöpfungbis zur Sintflut, liegt als ungedruckte Frankfurter Disser¬ enthält, weiß der Koran nichts.
tation vor. Inzwischenhat Speyer, wie er mir mitteilt, die Analysealler
biblischenErzählungen vollendet; die Arbeit soll von der Akademie für
die Wissenschaftdes Judentums veröffentlichtwerden. Ich habe sie nicht 2) Suren 2, 5, 20, 38.
benutzt. 3) Sure 5 v 30—34.
Seite 138

Die an einer Stelle 4) auftretende Erzählung von dem Pro¬ seinem Gespräch mit den Sodomitern, wie es die Bibel erzählt,
pheten Idris, der von Gott „an einen hohen Ort erhoben" hat Muhammed die Darstellung eines warnenden Gottesboten
worden sei, bezieht die islamische Tradition ohne nachweis¬ gemacht. 10) Die Erzählung stimmt im allgemeinen mit dem
baren Grund auf den biblischen H e n o c h, der ja in den biblischen Bericht überein; entsprechend dem in der Bibel er¬
Himmel entrückt wurde. haltenen Gespräch ist der Hauptinhalt der Predigt Lots an die
An zahlreichen Stellen des Korans wird die Geschichte von Sodomiter eine Warnung wegen ihrer Perversion. Auch die
Noah erzählt. Unter anderem ist ihm die 71. Sure gewidmet, Anbietung der Töchter anstatt der Gottesboten (Gen. 19, 8) wird
die davon ihren Namen trägt. Diese Sure schildert zunächst berichtet. Daß bei der Zerstörung der Städte Lots Weib run¬
die Predigt, mit der Noah sein „Volk" wegen ihrer Sünden kommt, wird von den Boten vorhergesagt. Von der Zerstörung
warnte; doch blieben sie hartnäckig und wollten -nichts hören. wird im Anschluß an einen biblischen Ausdruck (Deut. 29, 22)
Noah beklagt sich bei Gott, worauf die Menschen ersäuft und mehrfach in der Weise gesprochen, daß das Oberste zu unterst
ins Feuer geführt wurden. Die Sure schließt mit einem Gebet gekehrt wird. Die Zerstörung selbst geschieht teils durch
Noahs. An anderer Stelle 5) wird gesagt, daß Noah 1000 Jahre Regen — offenbar in Verwechslung mit der Sintflutsage —,
weniger 50 unter seinem Volke verweilte, und zwar offenbar teils durch einen Wirbelwind, teils durch große Steine, die die
vor der Sintflut. Nach der Bibel aber lebte Noah dm ganzen Ungläubigen treffen.
950 Jahre. Von der Arche ist oft andeutungsweise die Rede; Von Jakob weiß der Koran nur, daß er seine Söhne auf
die Flutgeschichte selbst Avird6) ausführlich erzählt. Noah baut dem Totenbette versichern ließ, daß sie seinem Gott treu
die Arche auf Befeld Gottes: die Ungläubigen, die das sehen, bleiben werden. 11) An anderer Stelle 12) wird von einem Bund
verspotten ihn. Auf Gottes Geheiß bringt Noah von allem ein Gottes mit den Israeliten gesprochen und dabei zwölf Führer
Pärchen in die Arche: einer seiner Söhne glaubt sich auf einem des Volkes erwähnt, die offenbar mit den Söhnen Jakobs
Berge vor dem Wasser schützen zu können, ertrinkt abei. Nach¬ identisch sind.
dem die Arche auf einem Berge zum Stehen gekommen ist,
bittet Noah wegen dieses Sohnes um Verzeihung, welche Gott Am ausführlichsten wird die Josefsgeschichte be¬
dadurch gewährt, daß er den Sohn nicht zu Noahs Familie handelt:-ihr ist die ganze 12. Sure gewidmet, die auch Josefs
rechnet. Darauf verläßt Noah mit den Seinen die Arche. An Namen trägt. Für die Umgestaltung "durch Muhammed können
anderer Stelle wird von Noahs Weib als einer Sünderin ge¬ hier nur einige Beispiele gegeben Averden. Die Brüder Josefs
sprochen. fordern Jakob auf. Josef mit ihnen zum Spielen auf das Feld
Abraham nimmt unter den im Koran erwähnten bibli¬ zu schicken. Jakob fürchtef. daß ein Wolf ihn fressen werde;
schen Persönlichkeiten eine besondere Stellung ein: nach ihm sie aber verbürgen sich für seine Sicherheit. Abends, nachdem
heißt die 14. Sure. In der mekkanisehen Zeit werden einzelne Ge¬ sie ihn in die Zisterne geworfen haben, bringen sie dem Vater
schichten von ihm nach Bibel und Midrasch berichtet; seit dei das mit Blut gefärbte Hemd: dieser aber glaubt, sie hätten den
Prophet aber in Medina zu den dort, lebenden Juden in scharfen Tod Josefs erdichtet, Später in der Episode mit Potiphars
Gegensatz getreten ist. wird Abraham für ihn der Stifter der Frau ergreift die Frau das Hemd des Fliehenden und zerreißt
wahren Urreligion. die Muhammed erneuert und die die Juden es hinten. Daran erkennt Potiphar. daß sie der schuldige Teil
verleugnet haben. Insbesondere erseheint Abraham ais der Be¬ ist. weil das Hemd hinten nur auf der Flucht zerrissen worden
gründer des Kultes der Kaaba, der großen Moschee in Mekka sein kann. Die Frau kommt ins Gerede und lädt alle Weiber
mit dem eingemauerten schwarzen Stein, die das Zentralheilig¬ der Stadt ein. um ihnen Josef vorzuführen; wie sie ihn sehen,
tum des Islam und bis heutigen Tages das Ziel der alljährlichen schneiden sie sich beim Essen vor Erstaunen mit den Messern
Wallfahrt bildet, nach der sich auch der Muslim im Gebet hin¬ in die Hände und halten Josef für einen Engel. Frau Potiphar
wendet und auf die hin sämtliche islamischen Moscheen so sieht sich gerechtfertigt und droht Josef mit dem Gefängnis,
orientiert sind wie unsere Synagogen nach Misrach. Diese falls er ihr nicht zu Willen ist; er aber bleibt standhaft und
Dinge hier weiter auszuführen, liegt außerhalb unseres Themas-, kommt ins Gefängnis. Nun geht es weiter wie in der Bibel. Die
ebenso müssen wir die Geschichten von Abraham. Nimrod und Träume Pharaos 13) deutet Josef dem Schenken, der ihn im
dem feurigen Ofen, von der Gottesverehrung. zu der Abraham Kerker besucht. Pharao schickt darauf einen Boten ins Ge¬
nach vorheriger Gestirnverehrung gelangt, oder von der Zer¬ fängnis, um Josef an den Hof zu holen: er aber vermutet eine
trümmerung der Götzen seines Vaters, die aus dem Midrasch List der Frauen, die sich bei Frau Potiphar in die Hände ge¬
stammen, programmgemäß übergehen. schnitten hatten, und läßt den Boten zunächst mit der Frage
Daß Abraham sich von seinem Vater lossagte, weiß auch zurückkehren, was jene Frauen -vorhatten. Da die Sache nun
der Koran. Der Name des Vaters ist Asar. offenbar eine Ver¬ dem König kund wird, muß Frau Potiphar abermals gestehen.
wechslung mit Abrahams Knecht Elieser. Als seine Söhne Josef kommt nun vor den König und wird zum Ernährungs¬
werden mehrfach Isaak und Jakob bezeichnet: doch kennt der minister gemacht. Die Geschichte mit den Brüdern Josefs, die
Koran auch Ismael als Abrahams Sohn. Von den biblischen um Getreide nach Aegypten kommen, geht mit mancherlei Ver¬
Geschichten über Abraham erscheint zunächst") der B u vid wechslungen vor sich. Die Verhaftung Simons auf der ersten
zwischen den Opferstücken (Gen. 15). allerdings .in seltsamer Reise fehlt: doch fordert Josef die Brüder auf, ihren Bruder
Entstellung. Statt daß wie in der Bibel drei Säugetiere zer¬ (Benjamin) zu bringen. Als sie mit ihm kommen, nimmt .Josef
teilt und zwei unzerteilte Vögel dazugelegt werden, nimmt •ihn beiseite und gibt sich ihm zu erkennen. Dann folgt die
Abraham im Koran vier Vögel, von denen er „auf jeden Berg" Geschichte mit dem Becher. Rüben (!) schickt die übrigen
ein Stück legt. Wenn Abraham sie ruft, werden sie zu ihm allein zurück zu Jakob; wie sie ihm berichten, klagt er erneut
kommen, zum Zeichen, daß Gott die Toten erwecken kann (!). um Josef und befiehlt den Söhnen. Josef und seinen Bruder zu
Die Opferung des Sohnes erzählt der Koran 8) ohne Nen¬ suchen. Dann folgt die Erkennungsszene. Die Söhne kehren
nung eines Namens. Dies gab den Muhammedanern die Mög¬ zu Jakob mit Josefs Hemd zurück, das er am Geruch erkennt
lichkeit, die Erzählung auf Ismael zu beziehen, den bei ihnen (dieser Zug aus der Geschichte von Jakob und Esau vor Isaak!);
bevorzugten Sohn Abrahams, umsomehr als an der betreffenden man wirft es ihm übers Gesicht so daß er sein Augenlicht
Stelle die Ankündigung der Geburt Isaaks mit ausdrücklicher wieder erhält, Josef nimmt seine Eltern bei sich auf und setzt
Namensnennung unmittelbar auf die Opferungsgesehichte folgt. sie auf den Thron, nicht ohne darauf hinzuweisen, daß so sein
Die Opferung wird Abraham nach dem Koran im Traum be¬ eigener Traum (Gen. 37, 9—10) in Erfüllung gegangen ist. Mit
fohlen, zu einer Zeit, da der Sohn das arbeitsfähige Alter er¬ einem Gebet Josefs schließt die Geschichte.
reicht hat. Er teilt dem Sohn den Traum mit. der sich mit ihm Der letzte große Sagenkreis, der aus der Bibel in den Koran
in Gottes Willen ergibt. Die Unterbrechung der Opferhandlung übergegangen ist, betrifft Mose s; von nachmosaischen Persön¬
berichtet der Koran ohne Anführung von Einzelheiten: nur daß lichkeiten sind nur wenige und auch diese nur recht kurz be¬
ein Ersatzopfer stattfindet, wird erwähnt. Das Erscheinen der handelt. Die Mosesgeschichten kehren mit so viel Einzelheiten
Boten Gottes bei Abraham und ihre Bewirtung wird mehr¬ und an so vielen Stellen wieder, daß hier nur eine sachlich
mals 9) ausführlich erzählt. Besonderer Wert, wird auf den Zwei¬ geordnete Auswahl geboten werden kann. Die Geburts¬
fel an der Ankündigung Isaaks erwähnt, der einmal von Ab¬ geschichte 14) enthält alle wesentlichen Züge der Bibel; ebenso
raham, ein anderes Mal von seiner (ungenannten) Frau ge¬ weiß der Koran von dem Aegypter, den Moses erschlug, seiner
äußert wird; auch die Lachszene mit Sara (Gen. 18. 12—15) Flucht nach Midian und der Tränkung der Herden Jitros. Er
wird ausführlich beschrieben. Auch an anderer Stelle zeigt erhält eine der Töchter Jitros gegen achtjährige Dienste zur
Muhammed sich mit dem Umstand bekannt, daß Abraham erst Frau (aus der Jakob-Laban-Geschichte!). Daß den Anlaß zu
in hohem Alter Kinder bekam. Daß die Boten Abraham den Moses Errettung durch das Aussetzen im Wasser auf Pharaos
Untergang Sodoms verkünden und daß Abraham- für die Sünder Befehl zur Tötung der Knaben zurückzuführen ist, wird eben¬
bittet, ist auch dem Koran bekannt. falls berichtet; dieser Befehl Pharaos wird auch sonst an zahl¬
Eine, eigene Rolle als Prophet spielt L o t im Koran. Aus reichen Stellen zum Beweis von Pharaos Unglauben erwähnt.
<) Sure 19 v. 57—58. 10) Suren 7, 11, 15,26, 27, 29, 54.
°) Sure 29 r. 13. ") Sure 2 v. 126—27.
6) Sure 11 v. 27—50. 12) Sure 5 v. 15.
7) Sure 2, 262.
8) Sure 37 v. 96—111. *3) In der Sure heißt er stets „der König"; daß es sidi um einen
9) Suren 11, 15, 51. .Pharao" von Aegypten handelt, ist Muhammedunbekannt
14) Sure 20, 38—42;28, 6—28.
Seite 139

Die Dornbuschszene wird vom Koran mehrmals 15) ohne wesent¬


liche Abweichungen von der Bibel, doch mit Mißverständnissen
in Einzelheiten berichtet. Am häufigsten, 10) kommt Muhammed Die Kultussteuer
natürlich auf Moses Auftreten vor Pharao und den Unglauben
der Aegypter zu sprechen. Die Zauberer, die Moses Wunder müsste unter den vielen Steuern, die heute zu zahlen
nachahmen sollen, bekehren sich zu Gott, nachdem Moses Stab sind, insofern eine Ausnahme bilden, als jeder sie gern
ihre Stäbe verschlungen hat, obwohl Pharao ihnen schwere bezahlen sollte, denn:
Maitern androht. Pharao bleibt verstockt und befiehlt Haman
(!), ihm einen Turm zu bauen (!), damit er zum Gott Moses 1) sie ist viel niedriger als die übrigen Steuern
hinaufsteigen könne, den er für einen Lügner hält. Ein gläubi¬ 2) durch die Zahlung der Kultussteuer ermässlgt sich die
ger Aegypter sucht Pharao von seiner Bosheit abzubringen, in¬ Einkommensteuer
dem er ihn auf Strafgerichte an früheren Völkern hinweist,
ganz in der Art, wie Muhammed seine Mekkaner warnte, doch 3) in der jetzigen Zeit ist es mehr als je dringend erfor¬
ohne Erfolg. Die zehn Plagen sind 'dem Koran unbekannt; er derlich, die Gemeinde als älteste und einzige Organi¬
spricht mir von insgesamt neun Zeichen, die Moses an Pharao sationsform, die alle Juden umfasst, zu erhalten. Dies
tut 17). Von den biblischen Plagen werden nur Heuschrecken. gilt besonders auch für alle, die von den Einrichtungen
Ungeziefer, Frösche und Blut genannt. Daß die Aegypter in
der Flut umkommen, berichtet der Koran an vielen Stellen; der Gemeinde nur geringen oder gar keinen Gebrauch
auch daß das Meer für die Israeliten geteilt wurde, ist Muham¬ machen, für die aber die Zugehörigkeit zur jüdischen
med bekannt. Interessant ist, daß in einem Berichte Pharao Gemeinschaft mehr als ein leeres Wort ist
sich kurz vor dem Ertrinken reuig zeigt und gerettet wird 18), 4) sie bietet der Gemeinde die einzige Möglichkeit, neben
während an anderen Stellen sein Untergang ausdrücklich be¬ ihren religiösen und kulturellen Verpflichtungen zu den
richtet wird. Die Spaltung des Meeres wird nach einer Stelle 1")
dadurch bewirkt, daß Moses das Meer mit seinem Stabe schlägt, gewaltig angestiegenen Lasten für soziale Aufgaben
offenbar eine Erinnerung an das Schlagen an den wasserspen¬ beizutragen
denden Felsen, der im Koran mehrmals erwähnt wird. An einer 5) die von der Gesamtgemeinde gewählte, alle Kreise der
isolierten Stelle- 0) betet die in der Bibel nicht erwähnte Frau Gemeinde vertretende Verwaltung bürgt für sachge-
Pharaos um einen Platz im Paradiese und um Rettung vor mässe und sparsamste Verwendung der Steuermittel.
Pharao - und den Ungläubigen.
Von der Speisung des Volkes in der Wüste durch das
Manna, die Wachteln und das Wasser aus dem Felsen ist
mehrfach die Rede. 21 ) Von der Offenbarung am Sinai sind Namen Schuaib führt. Er ist im Koran der zu den Midianitern
wenig Einzelzüge aufbewahrt 22 ): dagegen kommt der Koran gesandte Prophet, der seine Landsleute in der im Koran üb¬
ausführlich auf das goldene Kalb, das mehrfach sogar als lichen Weise vor Unglauben warnt 3 "'). Febrigens beruht die
lebendig bezeichnet wird, die Zertrümmerung der Tafeln und Gleiehsetzung des Schuaib mit Jitro lediglich auf der nach-
den Wunsch Moses, Gott zu sehen, zurück. 28 ) Einmal begehrt koranisehen Tradition: im Koran selbst findet sich dafür kein
auch das Volk, Gott zu sehen, nachdem Moses ihm eine Straf¬ Anhaltspunkr. und gerade an der Stelle, wo von Moses Ver¬
predigt wegen des Kalbes gehalten hat 24 ); an einer anderen heiratung nü* der Tochter des Midiauiteischeiehs die Rede
Stelle 21 ), wird das Volk wegen dieses Wunsches bestraft, und ist 30 ), kommt kein Name vor.
dann erst begeht es die Sünde mit dem Kalb. An weiteren Von nachinosaischen Persönlichkeiten wird zunächst Saul
Einzelheiten vom Wüstenzuge werden erwähnt die 70 Ael- und seine Erwählung zum König erwähnt. Allah prüft ihn mit
testen 2 "), das Murren des Volkes wegen des Essens 27 ), die Ent¬ einem Bach: das ist eine Erinnerung an die Gideon-Geschichte
sendung der Kundschafter und die Verurteilung zu der vierzig¬ (Richter 7. -1—7). Weiter wird Davids Kampf mit Goliath er¬
jährigen Wüstenwanderung 2 ") und der Aufstand Korahs 2'J ). wähnt 37 ). David lobsingt, von Bergen und Vögeln begleitet,
Schon die Verteilung dieser und der vorhergehenden Einzel¬ und kann Panzerhemden machen 38 ). Die Geschichte von den
heiten der Mosesgeselüchte über den ganzen Koran zeigt, wie zwei Streitenden, die Xatan nach 2. Sam. 12. 1—15 dem David
wenig Muhammed die innere Zusammengehörigkeit erfaßt hat. erzählt, um ihm seine Sünde mit Urias Weib vor Augen zu
welche alle diese Geschichten in der Bibel haben. Von den in führen, macht der Koran zu einer wirklichen Begebenheit 3'J ).
der Wüste verordneten Geboten ist kaum die Rede; einzig der Der Psalter ist nach dem Koran 4 ") die dem David geoffenbarte
Sabbat ist an mehreren der bereits zitierten Stellen erwähnt. Schrift, die also Moses Tora und Jesu Evangelium gleichsteht.
Dagegen gibt der Koran ausführlich das Gesetz über die rote Von Salomo spricht der Koran vornehmlich als von dem
Kuh (Num. 19) wieder 30 ), nach dem sogar die 2. Sure, die weisen Zauberer, dem die Geister Untertan waren 41 ), der die
längste des Korans, heißt. Als ihr Zweck wird angegeben, daß Sprache der Vögel beherrschte 42 ) und der Beziehungen zur
man durch Schlagen mit einem Stück von ihr einen Ermordeten Königin von Saba hatte, allerdings ohne daß von einem per¬
beleben konnte, dessen Mörder unbekannt war: das beruht auf sönlichen Zusammentreffen beider die Rede ist 43 ). Die nach¬
einer Erinnerung an das Kalb, dem das Genick gebrochen wird salomonischen Könige sind dem Koran unbekannt; von Elia
(Deut. 21, 1—9), während die uns hier schon zum zweiten Male wird, berichtet"), daß er das Volk vor dem Baal warnte, ohne
in biblischem Zusammenhang begegnende Totenerweckung über¬ weitere Einzelheiten, während Elisa, nur erwähnt wird. Von
haupt keine Stütze im Alten Testament hat. Schließlich wird den Schriftpropheten wird im Koran kein einziger erwähnt; der
auch die Uebergabe des Landes an die Israeliten im Koran mehrfach vorkommende Zacharias ist der Vater Johannes des
erwähnt 31 ). Täufers aus der christlichen Ueberlieferung. Dagegen wird an
Mirjam ist im. Koran teils die Tochter Amrams 32 ) — mehreren Stellen von der Geschichte Jonas berichtet: Jonas
Sure 3 heißt „die Familie Amrams (arabisch Imrans)" — und Namen trägt die 11). Sure. Gerade in dieser wird am wenigsten
die Schwester Arons 33 ), teils die Mutter Jesu 34 ); die 19. Sure von dem Propheten gesprochen: in Vers [)H wird nur gesagt,
trägt ihren Namen. Die Koranstellen lassen keinen Zweifel daß sein ..Volk" für eine Zeitlang vor der Strafe gerettet wurde,
darüber, daß Muhammed beide Frauen für eine und dieselbe weil es sich bekehrte. An einer anderen Stelle 45 ) wird der Un¬
Person gehalten hat. Aus Mirjams Leben werden keine Einzel¬ wille des ..Mannes mit dem Fisch" erwähnt, der sich beklagt
heiten berichtet, wohl aber aus Jesu Leben nach der christ¬ und aus der Finsternis betet. Am ausführlichsten steht die
lichen Ueberlieferung, die wir jedoch der Kürze halber über¬ Jona-Geschichte in Sure 37. 139—148: an einer späteren Stelle 40 )
gehen. -Von sonstigen Persönlichkeiten der Mosessage tritt im wird noch einmal darauf angespielt. Von E s r a glaubt der
Koran nur noch Moses Schwiegervater auf, der hier aber den Koran 47 ), daß die Juden ihn für Gottes Sohn halten wie die
Christen Jesus. Noch eine andere Stelle'"'), nach der jemand
15) Sure 20. 8—36, 45—50; 26, 9—16; 27, 7—12; 28. 29—55. an einer verwüsteten Stadt vorbeikommt und auf die Frage,
16)
17)
Suren
Sure
7, 10, 20, 26, 28, 40, 45 u. a.
7, 150—131; 17, 105—104.
ob sie wieder erbaut werden werde, von Gott in einen hundert¬
18) Sure !0, 90—92. jährigen Schlaf veisenkt wird, aus dem er erwacht und nur
19) Sure 26, 52—66. ■>
2°) Sure 66, 11. 3ä ) Suren 7, 11, 26. 29.
21) Sure 2, 54—57; 7, 160; 20, 82—84. 36) Sure 28. 22—28.
22) z. B. 2, 87: 7, 170; 57. 114—122. 37) 2, 247_252.
23) 7, 154—155; 20, 85—98. 38) Ü, 79—80 ; 34, 10.
24) 2, 51—52. 39) 58, 20—28.
25) 4, 152. 40) 4. 16!; 17, 57.
26) 7, 154. 4») 21, 81—82; 54. 11—13; 38, 35—57.
27) 2, 58. 42) 27, 16 ff.
28) 5, 25—29. «) 27, 20—45.
29) 28, 76—82; 29, 58. 44) 37, 123—132.
30) 2, 65—68. 21, 87—88; vgl. Jona 4 ii. 2. I ff.
31) 17, 106. 4«) 68, 48—50.
32) 5, 51; 66, 12. 47) 9, 30.
33) 19, 28—29. 4a) 2, 261.
*») 3, 40; 4, 156; 5, 109 ff.; 55; 43, 57 ff.; 61, 6. 49) 21, 83—84; 38, 40—44.
Seite 140

einen Tag geschlafen zu haben glaubt, wird von der naeh- sie sich auf die im Koran genannten Personen beziehen, auf¬
koranischen Tradition auf Esra bezogen: vgl. Nehem. 2,12 ff. In' genommen; in späteren Jahrhunderten hat sich auf diese Weise
demselben Koranvers findet sich eine Anspielung auf die Wie¬ die ..Prophetengeschichte" als eigene Gattung der islamischen
derbelebung toter Gebeine, wohl eine Erinnerung an Ez. 37. Literatur entwickelt. Interessant ist, daß manche der iflamdschrn
Schließlich'wird auch Hiob mehrmals 48) im Koran erwähnt; Prophetengeschichten ihrerseits auf das Judentum zurücK-
von seiner Geschichte werden nur die Hauptpunkte berichtet, gewirkt haben; so finden wir z. B. im Sefer ha-Jaschar, dem
im wesentliche]! in Uebereinstinunung mit der Bibel. bekannten Legendenbuch 50), biblische Erzählungen, die deutlich
Damit äst der Kreis der im Koran genannten biblischen Per¬ islamischen Einfluß zeigen.
sönlichkeiten erschöpft In nachkoranischer Zeit hat der Islam
noch zahlreiche weitere 'biblische Legenden, besonders soweit. so)Neuere Ausgabev. Lazarus GoldsdimiiH;Berlin 1923.

Das Wunder der Minderheit


Von Oberstuäienilirektor Dr. Otto Driesen
(Ansprache in der Chanukka-Feier des Phüanthropins am 21. Dezember 1932.*)

Die Klage, die WTeh-Klage, das Lied des Leides, das laute Dein Geist die Fesseln der Macht. Der Kampf des Geistes gegen
Weinen, der fassungslos, hemmungslos ausbrechende Schmerz, die Uebermacht der Massen, das war Deine Geschichte, das ist
das wilde Weil der Verzweiflung bis in seine letzten, lallenden Dein Schicksal, das ist der Sinn Deines Daseins, das ist Dein
Laute, seine schluchzenden Stöße, das war K u 11 u r der Antike, Anrecht auf die Zukunft. Das ist Deine Aufgabe in der Mensch¬
das war Religion der Antike, das war Kunst der Antike. heit,
Immer wieder hat es den Anschein, als sei Dein letztes
Der griechische Kriegsgott Ares, als er verwundet wird,
erhebt bei Homer seine fürchterliche Stimme zum Gebrüll von Stündlein angebrochen. Immer wieder will die Mehrheit, will
zehntausend Stieren. die Masse gleichgültig, oder gar, wenn nicht gefühllös, über¬
heblich über Dich hinweg.
Der Priester Laokoon, als ihm, zur Strafe dafür, daß
er die Trojaner vor dem Danaer-Geschenk des hölzernen Pferdes Immer wieder geschieht ein Wunder:
warnen wollte: Vorgestern waren es die M ak k ab ä e r, die paar Leutchen,
..Was es auch sein mag, ich fürchte die Danaer, selbst, deren Heldentum gegen alle Wahrscheinlichkeit, gegen allen
wenn sie Geschenke bringen/' — Verstand und alle Voraussicht der Weltgeschichte eine andere
Richtung gab.
der Priester Laokoon, als ihn und seine beiden Söhne zwei
Riesen-Giftschlangen umzingeln und beißen, schreit und weint Gestern, unmittelbar vor der zweiten Zerstörung des jüdi-*
wild auf. Sein Priesterstand verbietet ihm nicht das schreiende sehen Staates, war es ein Mann ohne die geringste äußere
Weinen. Macht, der der Geschichte eine neue Wendung gab, indem
er den siegreichen römischen Imperator bat, den Imperator, an
Ja, eine ganze griechische Tragödie, und keine der schlech¬ dessen Macht und Triumph noch heute in Rom der Triumph¬
testen, erzielt ihre erschütterndste Wirkung auf der Bühne
bogen des Titus erinnert, indem er den Imperator ganz be¬
durch die immer wieder aus der Stille einer einsamen Insel scheiden bat — und die Bitte erfüllt bekam — außerhalb Jeru¬
hervorbrechenden Schmerzensschreie eines von seinen Kriegs¬
salems, irgendwo im Lande — eine Schule gründen zu dürfen.
kameraden ausgesetzten unheilbaren Kranken, des mit Aussatz Dieser Mann ist R a b b i Joe h a n a n b e n S a k k a i. Ohne
heimgesuchten unsichtbaren P h i 1o k t e t. ihn-wären wir nicht mehr da!
Und so haben wir heute abend soeben von einem deutsch¬ Immer wieder, wenn alle Ausgänge versperrt erscheinen,
jüdischen Dichter unserer Tage, von Stefan Zweig, neu geschieht ein Wunder:
gefaßt, und in deutsche Worte gekleidet, die gewaltigste Klage Spanien wird um 1492 geschlossen. In demselben Jahr
an unser Ohr schlagen hören — gesehen haben wir niemand —
wird, gegen alle Voraussicht der Mehrheit, A m e r i k a ent¬
die gewaltigste Klage, die religiöse Dichtung der Juden, ja
deckt und eröffnet, ein ganzer Erdteil, den Juden unbegrenzte
wohl religiöse Dichtung überhaupt, aufzuweisen hat: Die
Möglichkeiten geistiger und kultureller Entfaltung.
Klage des Jereinia, des Jeremia, dessen Name in die
Welt-Literatur eingegangen ist als Ueberschrift für alles, was Gleichzeitig steigt der Staat der Türken zu einer vorher
jemals religiöse Dichtung an hochgestimmter, wuchtiger, Erde nicht geahnten Machtfülle auf, und aus den verfolgten spani¬
und Himmel erbeben machender Wehklage hervorzubringen im¬ schen Juden werden die hochgeachteten türkischen Spaniolen,
stande war! aus deren Reihen einer sogar ein selbständiges jüdisches Für¬
Heute abend, zur Feier eines Festes der Freude, ein stentom geschaffen hat.
Motiv der Klage? Die jüdische Ueberlieferung will und verlangt, So geschahen Wunder für unsere Väter, so geschehen Wun¬
daß auch in der Stunde der Freude das Gedenken nicht fehle der für uns. „In jenen Tagen bis in diese Zeit".
an Leid und Schmerz und Not. So wollen wir fernbleiben dem A uch 1938 können W under g e s c Ii e Ii en ! Wir
Uebermut, der Unbesonnenheit! So sollen wir uns hüten, durch müssen nur den Mut haben, sie nicht abzulehnen! Wir müssen
allzu selbstsichere Einschätzung das Schicksal herauszufordern. nur den Mut haben, sie zu wollen! Und daß wir, in unserem
Aber nun zu C-hanukka! Zum Weihefest! Was ist sein Kreis des P h i 1a n t h r o p i n s , jener Schule, die vor 128 Jah¬
Sinn? Es ist der T r i u m p h , es ist das Wunder der Min¬ ren zu gründen — mit einem einzigen Schüler zu gründen! —
derheit! Das Weihefest sagt uns: Die Mehrheit mag ein 24jähriger Kaufmann, .Siegmund Geisenheimer, den Mut hatte,
lärmen und glänzen und blenden. Sei es unter dem Adler des im Vertrauen auf die „Aufgehende Morgenröte" der Aufklärung
Zeus, oder der vergotteten römischen Imperatoren, sei es unter und der Humanität, daß wir hier in unserem Kreis den Mut
dem Kreuz, dem Halbmond, dem Hakenkreuz oder dem Sowjet- haben, auch in diesen traurigsten Zeitläuften der Weltpolitik
Stern! Je größer die Mehrheit wird, desto mehr hat sie Recht, und der Weltwirtschaft zu arbeiten, froh zu arbeiten, und. der
nur weil sie groß ist. Jugend mit Freude zu dienen, von ganzem Herzen, von ganzer
Seele und mit aller Kraft, das möge Ihnen der heutige Abend
Du aber, so unscheinbar und klein und verborgen Du da¬ beweisen, an dem sich Ihre Wünsche und unsere Wünsche ver¬
stehst, fürchte Dich nicht! Wie David gegen Goliath, so bricht einen in der Bitte:

*) Mit der Veröffentlichungdieser Ansprachewird einem vielfachge¬ Unser Gott und Gott unserer Väter: Segne und beschütze
äußerten Wunschentsprochen. Schriftleitung. und erhalte unsere Jugend, die Zukunft unserer Gemeinschaft!
Seite 141

Die jüdische Hauspflege in Frankfurt a. Main


Z u 111 2 5 j ä Ii r ig e n .1 u b i lä um der Jüdischen H a u s p fl e g e
Von Dr. Max S e e 1i g
Ein stilles J u b i 1 ä u m. kann, sollen hier einige Notizen mitgeteilt werden, die ein
Die Jüdische Hauspflege in Frankhirt a. M. konnte vor kur¬ grelles Licht auf die Verelendung des jüdischen Mittelstandes
zem auf eine 25jährige Arbeit im Dienste der jüdischen Gemein¬ werfen.
schaft zurückblicken. Sie hat. dem Ernst der Zeit gehorchend, Fall A: Früher angesehener Bankier, hat sein Vermögen
den Erinnerungstag nicht durch ein großartiges Jubelfest ge¬ völlig verloren, ist heute ohne Existenz, lebt in kläglichen
feiert, und sie hat nicht einmal die übliche ..akademische Feier" Verhältnissen. Seine Frau hat sich seit dem Zusammenbruch
veranstaltet. Ganz ohne Sang und Klang ist der Tag, von dem von ihm getrennt.
nur die Eingeweihtesten wußten, vorübergegangen, aber nun V a 1 i ¥>: Aelteres Ehepaar, war früher sehr reich (Villa,
soll er uns willkommenen Anlaß bieten, um den Schleier der Dienstpersonal, Kunstsammlung), heute mittellos, körperlich
Pescheidenheit etwas zu lüften und einen. Blick in ihre segens¬ heruntergekommen, auch seelisch, zusammengebrochen, jetzt
volle Tätigkeit zu gewähren. in einem Heim untergebracht.
V o m Sinn de r H a u s p f 1 e g e. V a i 1 C: Früher Mitinhaber einer großen Firma, besaß
Das Leben in der Großstadt bringt es mit sich, daß die mehrere Häuser, ist seit Jahren "leidend, bettlägerig. Frau
Familie, die Grundlage jeder sozialen Gemeinschaft, in ihrem ist durch Hautausschlag an schwerer Hausarbeit gehindert.
Bestand schwer bedroht ist. Erleidet die tägliche Arbeit der Ersparnisse sind u. a. durch Studium des Sohnes, der noch
Hausfrau eine Unterbrechung —■ durch Wochenbett. Krankheit, nichts verdient, aufgezehrt.
Unfall, Gebrechen, seelische Erschütterungen —, so gerät das Fall D: Früher guter Mittelstand. Mann ist schwer krank,
gesamte Familienleben aus dem Gleis, denn entweder gönnt sich Frau ist seit Jahren in einer Irrenanstalt. Tochter (Verkäu¬
die Hausfrau und Mutter nicht die nötige Schonung, dann ge¬ ferin) ernährt die Familie.
fährdet sie für lange Zeit ihre Gesundheit, oder Haushalt und Fall E: Mann war früher Vorarbeiter in einer großen
Kinder werden vernachlässigt, dann bedeutet das ein Hinab¬ Fabrik, ist heute über 7(i Jahre alt, besorgt den Haushalt.
gleiten in noch tiefere Armut. Frau ist völlig gelähmt. Sehr ärmliche Leute, haben nichts
in Frankfurt a. M. hat man diese Gefahr zuerst erkannt und zu essen.
im Jahre 1893 nicht nur den Begriff ,.Hauspflege" geprägt, son¬
F all F: Mann ist Reisender, verdient fast nichts. Frau
dern auch den ersten Hauspflegeverein begründet, der die Mittel
beschafft, um den g-est orten Haushalt durch bezahlte Haus- ist schwer asthmaleidend. hat 2jähriges Kind.
pfiegei'innen wieder in Ordnung bringen zu lassen. Fall G: Ostjiidische Familie. Mann ist arbeitslos, Frau
hat über 1 Dtzd. Wochenbetten hinter sich (7 Kinder sind
A u s d e r G e s c-h i c h t e d 'e r Jüdische n II a u s p f 1 e g e.
am Leben), leidet an Krampfadern, kann die Haushaltsarbeit
Auch in jüdischen Kreisen eiwies sich die Einrichtung einer nicht ganz schaffen.
Hauspflegeorganisation bald als Notwendigkeit, aber erst vor
25 Jahren ißt die „Jüdische Hauspllege"' durch die Frauen- Fall II: Ostjüdische Familie. Mann ist arbeitslos, küm¬
vereinigung der Frankfurt-Loge, also zunächst als reine Logen- mert sich wenig um die Seinen. 3 Kinder, darunter ein Säug¬
Institution, ins Leben gerufen worden. Sie war im Anfang ver¬ ling. Sehr fleißige Frau, steht früh um 4 Uhr auf, stillt das
hältnismäßig klein und die Geldquellen flössen reichlich. Die Baby, gellt tagsüber hausieren.
Arbeit hatte auch einen wesentlich anderen Charakter als heute. Fall J: Alleinstehende 70jährige Näherin, jetzt ohne
Man betreute nur ausgesprochen proletarische Familien, und Arbeit, hat Venenentzündung und Arm gebrochen.
diese waren im reichen Frankfurt der Vorkriegszeit dünn gesät. Eine Hauspflegerin erzählt:
Während des Krieges ging die Arbeit unausgesetzt weiter.
Die Inflation vernichtete das aufgesparte Vermögen, und so „Was für ein Elend heute in ehemals guten jüdischen
stand man 1924 vor dem Nichts. Aber die Frauen des Vor¬ Kreisen herrscht, ist kaum zu glauben. Man sieht es den
stands stellten ihre Organisation auf eine neue Basis. Die Ilaus- feinen Möbeln und den goldgerahniten Bildern noch an, daß die
pflege trat aus dem engen Kähmen der Loge heraus und warb Leute früher reich waren, aber die Eleganz ist abgeschabt,
in jüdischen Kreisen innerhalb und außerhalb der Logen Mit¬ die Wäsche verschlissen, es fehlt an Lebensmitteln, oft am
glieder, die durch monatliche Beiträge die Mittel aufbringen Notwendigsten. Wenn ich auch nur so viel verdiene, wie
mußten. Durch diese Umstellung gelang es, das Werk zu erhal¬ ich brauche, so langt es doch noch dazu, daß ich den Familien,
ten und auszubauen. Und das ward nötiger denn je! Auch der bai denen ich pflege, hie und da ein Stückchen Seife, ein
jüdische Mittelstand hatte ja durch die Inflation sein Vermögen Päckchen Persil ode. - 1 Pfund Reis mitbringen kann."
verloren und wurde auf fremde Hilfe angewiesen. Es war aber Nervus r e r u m!
nicht leicht, an diese verschämten Armen heranzukommen, die Ueber den Umfang, den die Arbeit der Jüdischen Haus¬
lieber hungerten und litten, als daß sie die öffentliche Wohl¬ pflege heute angenommen hat. lassen sich genaue Zahlen¬
fahrtspflege in Anspruch nahmen. Es hat mehrere Jahre ge¬ angaben leider nicht machen. Nur so viel läßt sich sagen,
dauert, bis das Vorurteil dieser Kreise überwunden war, und daß wöchentlich etwa 50 Familien zu betreuen sind und daß
erst die große Not der Wirtschaftskrise hat es mit sich gebracht, dies durch 4—5 hauptamtliche Hauspflegerinnen geschieht. Da
daß heute der früher wohlhabende Mittelstand einen wesent¬
jede von ihnen in der Woche durchschnittlich 40 Stunden
lichen Teil der Hauspflegearbeit bildet. arbeitet, so bedeutet dies, daß wöchentlich für mindestens
Von der 0 r g a n i s a t i o n. IM Arbeitsstunden (zu 50 Pfg.) zu zahlen sind.
An der Spitze, gleichsam als G e n e r a 1 s t a b, stehen zwei Wie schwer es fällt, den Jahresbedarf von rund 50Ü0 M.
Frauen, die ganz in ihrer Arbeit aufgehen: Frau B e 11 y Plaut in dieser Zeit der schweren Not aufzubringen, kann man sich
und Frau Flora R o s e n f e 1 d. Sie sind es, die seit Jahren vorstellen. Die Haupteinnahmequellen, die monatlichen Mit¬
mit hingebendem Eifer, mit vorbildlicher Umsicht und erstaun¬ gliedsbeträge, fließen immer spärlicher, sind doch in den bei¬
lichem Geschick die Geschäfte führen, für die nötigen Mittel den letzten Jahren etwa 150 Beitragzahler abgesprungen, und
sorgen und den wöchentlichen Arbeitsplan aufstellen. nur ein Stamm von wenig mehr als 100 Getreuen ist geblieben.
Die Hauspflegerinn.cn sind meist ältere Frauen, die Was Charles Hallgarten vor einigen Jahrzehnten aussprach
auf allen Gebieten der Hauswirtschaft — Kochen, Putzen. (..In Zeiten ökonomischen Niedergangs pflegen die wohlhaben¬
Waschen, Bügeln — Tüchtiges leisten. den Leute in erster Linie ihre Wohltätigkeitsausgaben zu be¬
Ihre Arbeit wird von einem Ausschuß, dem etwa schränken"), das hat sich heute in erschreckender Weise be¬
20 ehrenamtliche' Helferinnen angehören, beau f- stätigt. Dennoch ist es denn unverwüstlichen Optimismus der
sichtigt. Auch ihre Aufgabe ist nicht leicht; sie müssen die Führerinnen bisher stets gelungen, die notleidenden, Finanzen
ihnen zugewiesenen Schützlinge aufsuchen, sie müssen bemüht zu sanieren.*
sein, mit den zu betreuenden Familien in seelischen Kontakt Bedauerlich ist. daß man seit einiger Zeit sich genötigt sah,
zu kommen und gegebenenfalls andere Wohlfahrtsstellen — :üe
die Hauspflegearbeit einzuschränken. Zuweilen muß man auch
Gemeindeschwester, die Jüdische "Wohlfahrtspflege, die Tbc-
von Familien, die dazu in der Lage sind, für die geleistete
Fürsorge, die Berufsberatung — zur weiteren Betreuung Hatispfiege einen Zuschuß verlangen. Einen Fall an die
heranzuziehen.
städtische Hauspflege weiterzugeben, gelingt nur selten, denn
Dokumente des Elends. die Klienten der Jüdischen Hauspflege — teils Mittelstand,
Aus den Berichten dieser „Aufsichtsdamen", bei deren teils Ostjuden — kommen für die öffentliche Fürsorge kaum
Lektüre einen „der Menschheit ganzer Jammer" anpacken in Frage.
Seite 142
H e 1 it ! H e ] f t! Helft! mann. Isaak Halevy. Verfasser des „Dorot Harischonim", Rabbi
Wird die .Jüdische Hauspilege aber dem unerhörten An¬ I. M. Freimann in Ostrowo, R. Salomo Cohn in Halberstadt
sturm der Not gewachsen sein? Wird sie auch fernerhin die u. a. in. Von Thoragrößen des Ostens seien genannt: Rabbi
Mittel aufbringen, um helfen zu könnenV Diese Fragen darf Jizchok Elchonen in Kowno, Rabbi Samuel Mobilewer in
man getrost bejahen, "wenn alle Glaubensgenossen unserer Bialystok. R. Salomo Hakohen in Wilna, Rabbi Ch. Z. Mann¬
Stadt, die selbst noch nicht in Not sind und die sich eine heimer in Ungvar, der Lehrer des Verfassers, R. Jizchok Schmel-
Spur Verantwortungsgefühl für das Schicksal der Gesamtheit kes, der nachmalige Lemberger Raw und R. Elieser Deutsch,
bewahrt haben, sich zu solidarischem Handeln verbinden und der nachmalige Bonyhader Raw. beide Verfasser weitverbrei¬
der Jüdischen Hauspflege ein Jubiläumsgeschenk zukommen teter halachischer Werke.
lassen, das ihre Existenz und Weiterarbeit auf Jahre hinaus Unter den im „Matte Levi" behandelten Fragen fluiden wir
sichert. Werdet Mitglieder der Jüdischen Hauspflege! (Monats¬ in großer Zahl auch solche, die auch heute noch große Aktuali¬
beitrag 1 M.) Unterstützt sie durch eine Spende! (Anschrift: tät besitzen und tief in das religiöse Leben und in die Gemeinde¬
Frau Flora Rosenfeld, Eppsteinerstraße ö. Tel. 73593. Post¬ verhältnisse eingreifen. Auch auf die besonderen religiösen
scheck 34118.) Bräuche der F r a nkfu r t er K e h i 11 a wind vielfach Bezug
genommen. So auf das gemeinsame Kaddischsagen der Trauern¬
jd
Anekdoten den, a.uf das Unterbleiben des Kaddiseh nach dem )^by -Gebet,
auf den Text des Q^ton by -Gebets, auf das Weglassen des
\~P -Gebets am Sabbat vor &'-jn auf den in Frankfurt
. ' Das plützlidic Hinscheiden des Herrn
^Direktor Eduard Oppenheim weckt die herrschenden Brauch, an den Festtagen Bar Mizwa-Knaben
JBP r"'~~^%L Erinnerung an seinen Großvater niüt- nicht zur Thora aufzurufen und auf die Summe der Machazit
~ tJMf ' ^sL. lerlidierseits. J nda Samuel Adler Haschekel-Gabe. Der Verfasser erwähnt auch gelegentlich ein¬
JHe (J"94—1S66). der einstmals zu den be- mal, daß viele Rabbiner und Gameindevorsteher nach Frankfurt
""äf kannlesten Persönlichkeiten der Stadt
J. jäb^m gehörte. Unter den zahlreidien Anek-
kamen, um das nach seinen Weisungen und Anordnungen er¬
^■fe f 7 doten. die von ihm überliefert sind,
richtete Ritualbad zu besichtigen und die in. eigener Gemeinde
■■'■^^B^AX . sei hier eine wiedergegeben, die der zu schaffende Einrichtung in ähnlicher Weise zu gestalten.
ä^B/Bgmh^^^/^^^B^. sei. Herr Ed. Oppenheim mit beson- Daneben hatte noch der Verfasser Gelegenheit, die Rabbinen
a MM Blm l W derer Vorliebe zu erzählen pflegte: von Fürth. Holleschau, Prag, Hannover, Ansbach, Mannheim,
^^BjftBSSiijMk Vhk Eines Tages fragte Baron Anselm von Kissingen und Schrimm in teils umfassenden und tiefschürfen¬
'^^^wA Rothschild: ..Wann stehen Sie eigent- den halachischen Darlegungen beim Bau'oder der Umgestaltung
"^^^*^v*Bl^ '"'^ mc""B en s auf, Herr Adler?" Die
des Ritualbades halachisch zu beraten. In einem noch von
worauf der Baron entrüstet erwiderte: Gnesen datierten halachischen Briefe an seinen tief verehrten
..So spät, Herr Adler? Ich stehe jeden Morgen vor 7 Uhr auf!" Unver¬ Lehrer und Meister. Rabbi C h. Z. Mannheimer legt der
züglich entgegnete Adler: ..Wenn id) der Baron Rothschild wäre, würde Verfasser die Beweggründe dar, die ihn bestimmten, das Frank¬
idi audi so früh aufstehen, aber um Juddesdimul Adler zu sein, langt furter Rabbi na t anzunehmen, und spricht, von den Hoffnungen
es mir audi nodi um 9 Uhr." und Erwartungen, die er an seine Tätigkeit in Frankfurt knüpfte.
Auf dem Eisdimarkt. wo in früherer Zeit die ..Balbattim" den Sabbat- Das Werk enthält auch halachische Briefe an Frankfurter Thora¬
bedarf persönlich einzukaufen pflegten, madite der als geizig bekannte gelehrte. So an Rabbiner Dr. N. A. Nobel, damals noch in
Herr Juda K. Herrn J. S. Adler Vorwürfe, dafi er so viel Geld in Fisdien Hamburg, an Dr. H. Heinemann, Jacob und Wilhelm Posen.
anlegte. Worauf Adler erwiderte: Ja. ja, dem einen sind die Gulden Wiederholt beruft sich der Verfasser auf Rabbi Moses Mainz,
lieber und dem andern die Karpfen. — Von A. soll übrigens audi der
bekannte Aussprudi stammen: Die Gans ist ein unpraktisches Tier, für
dessen Gelehrsamkeit und Frömmigkeit er tiefe Verehrung zollt,
einen ist es zu viel und für zwei zu wenig.
und auch auf Lassar Mainz.
Das Werk wurde von dem Sohne des Verfassers, Rabbiner
Dr. Jakob H o r o v i t z , mit peinlicher Sorgfalt für den
Druck vorbereitet, eingeleitet und an mehreren Stellen durch
Literarische Rundschau gelehrte Notizen und Bemerkungen bereichert. Auch ein
interessanter halachischer Briefwechsel zwischen dem Heraus¬
geber und Rabbiner Dr. N. A. Nobel ist dem „Matte Levi"
beigegeben. — Die typographische Ausstattung des Buches ist
□"n mw b$ iroitpm mbm bbv w pbn v£ ntÄD mustergültig und macht dem Verlag alle Ehre.
pion mn n««D d"^2 pipo lfD"** by D^mm njn mvi Rabbiner Dr. Jakob Hoffmann
tSTOpm p"pl VST pimn ^bn -■371V Y"linß
R a b b i n e r - B i o g r a p h i e n. Herr Rabbiner S. Schapira
J. Kauf f mann Verl., Frankfurta. M.1932./ 139 S. .y,^ m3 by in Lemberg (Zolkiewska 25) hat den Plan, ein Nachschlagewerk
Das neue Responsenwerk des verewigten Frankfurter Rabbi¬ über sämtliche Rabbiner herauszugeben, und bittet hierfür um
ners Dr. Marcus H o r o v i t z s. A. ist als Fortsetzung des Uebersendung biographischen Materials.
vor 42 Jahren erschienenen ..Matt e L e v i" gedacht. Es zer¬
fällt in zwei Teile. Der erste Teil behandelt in systematischer
Gruppierung und meist für die religionsgesetzliche Praxis.
mE^D^I rob~b religiöse Fragen undProbleme. die zum Stoffgebiet Amtliche Anzeigen des Gemeindevorstands
des Schulchan Aruch Orach Chajim gehören. Der zweite Teil
behandelt in gleicher Gruppierung und mit gleicher Tendenz
zum Stoffgebiet des Sch. A. Jore Dea, gehörende Themen. Es
ist ein inhaltsreiches und für Kehner des talmudischen Schrift¬ Wahl von Synagogenvorstehern
tums und der Halacha ungemein anregendes und belehrendes Die Versammlung der Platzinhaber der Westendsynagoge
Werk. Begnügt sich doch der Verfasser nicht'damit, die von zur Neuwahl des Synagogenvorstandes findet Dienstag, den
ihm erbetenen halachischen Entscheidungen auf die Dezisoren- 7. März 1933, 18.30 Uhr, im Sitzungszimmer der Westend-
und Responsenwerke zu stützen. Er setzt sich vielmehr in den syngoge statt.
ineisten Fällen die Aufgabe, die halachischen Ergebnisse durch
selbständiges Denken aus den talmudischen Quellen¬
schriften herauszuarbeiten. Und dem Verfasser eignet die Ermäßigung der Pflegesätze
Kraft, selbst die schwierigsten und sprödesten talmudischen Das Pflegaimt des Krankenhauses der Israelitischen Ge¬
Stoffe mit Scharfsinn. Klarheit und überlegener Gelehrsamkeit meinde. Gagernstraße 36, teilt mit, daß es mit Rücksicht auf
zu meistern.
die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse die Pflegesätze
Diese Art der Behandlung der neu auftauchenden religiösen in der ersten und zweiten Klasse Avie folgt festgesetzt hat:
Fragen und Probleme war aber auch schon deswegen geboten,
weil viele dei Männer, die in schwierigen und zweifelhaften 1. Klasse je nach Zimmer . . von RM 14'.— an,
Fällen die Entscheidung des Verfassers anriefen, selber be¬ 2. Klasse je nach Zimmer . . von RM 9.-— an.
deutende Thoragelehrte waren, denen die einschlägigen Dezi¬
soren- und Responsenwerke wohl bekannt. waren. Ueberdies Mazzenbäckerei
pflegte er mit vielen berühmten und gefeierten T h o r a g r ö ß e n
d e s 0 s,t e n s halachischen Gedankenaustausch. Von deutschen Die automatische Mazzenbäckerei der Gemeinde, Heide¬
Thoragelehrten. an die der Verfasser halachische Briefe richtete, straße 79, wurde aufs gründlichste renoviert und auch für das
seien genannt — wir erwähnen nur Gelehrte, die nicht mehr am laufende Jahr der bewährten Leitung des letztjährigen Päcli-
Leben sind — Rabbi Esriel Hildesheimer, Rektor David Hoff¬ ters, Herrn I. Benjamin, unterstellt. Es ist alle Gewähr dafür
Seite 143

geboten, daß die Bäckerei nur Mazzen von hervorragender Be¬ der neuesten populärwissenschaftlichen und Unterhaltungs¬
schaffenheit liefert, so daß die Gemeindemitglieder keine literatur, regen Gebrauch zu machen. Auch Bücherspenden
Veranlassung haben, ihre Mazzen von auswärts zu beziehen. sind erwünscht.
Vermehrter Umsatz wird sich auch auf die Gemeindefinanzen B ü c h e r a u s 1e i h e :
günstig auswirken und daher mittelbar den Gemeindemitglie¬ Montag bis Donnerstag 12—13 und 16—17 Uhr:
dern zugute kommen. Es wird dringend gebeten, den Bedarf Freitag und Sonntag 12—13 Uhr.
nur aus der Gemeindebäckerei zu decken. (Vgl. auch die An¬ Lesezeiten: September bis März:
zeige in dieser Nummer.)
Samstag und Sonntag 10K—13. 15 K—18 Uhr;
Bestellungen werden in der Mazzenbäckerei, Heidestr. 79 Dienstag und D o n n e r s t a g 19—21 Uhr;
(1. Benjamin) und in den unter Aufsicht der Ritualkommission
Freitag nach Schluß des Gottesdienstes bis 19 Uhr.
stehenden Bäckereien entgegengenommen. (Vgl. auch die
Anzeige in dieser Nummer.)
Zuwendungen
Bekanntmachungen des Friedhofsamtes Das G e m e i n d e a r c h i v erhielt von Frau Direktor Ed.
Grabsteine Oppenheim ein Bildnis, von Herrn Emil Carl Oppenheimer drei
Dokumente zum Geschenk.
Auf unseren Friedhöfen, insbesondere auf den Friedhöfen
an der Rat-Beil-Straße und in Bockenheim, befinden sich eine
Anzahl Grabsteine, die nicht mehr standsicher sind, so daß Sdiluss der amtlidien Anzeigen
sie umzustürzen drohen. Die Verfügungsberechtigten sind haft¬
pflichtig und werden aufgefordert, die Standsicherheit der
Denksteine einer Nachprüfung zu unterziehen und die erfor¬
derlichen Maßnahmen schnellstens in die Wege zu leiten. So¬ Jüdische Chronik
weit dieser Aufforderung nicht entsprochen wird, müssen die
nicht standfesten Grabsteine durch das Friedhofsamt umgelegt
werden.
Meldung von Sterbefällen Deutschland.
Bei vorkommenden Sterbefällen ist »umgehende Benachrichti¬
gung des Friedhofsamtes (Fernspr.-Sammelnummer Zepp. 52041) Berlin. Im Hinblick auf die immer mehr um sich greifenden A u -
erforderlich. Soweit die behördlichen Formalitäten (ärztlich ausgefüllter griffe ii u f j ii di.se Ii e G e s e k Ufte hat der Reichsmiuister des
Todesschein, Anmeldung beim zuständigen Polizeirevier und Standesamt) rnnern verfügt, dal? ..gegen solche Störungen der öffentlichen Ordnung
nicht von den Hinterbliebenen erledigt werden können, wird dies auf die Polizei auf Grund ihrer allgemeinen Befugnisse zum Einschreiten
Wunsch vom Friedhofsamt besorgt. Die Vorlage dieser Dokumente ist berechtigt und verpflichtet sei". Diese Verordnung bezieht sich nicht
Vorbedingung für die Festsetzung der Beerdigung. nur auf tatsächliche Angriffe auf jüdische Geschäfte, sondern auch auf
Friedhofsgärtnerei Aufreizungen zum Boykott jüdischer Firmen. — Der P r e u ß i s e h e
Landtag lehnte die von den Nationalsozialisten eingebrachten An¬
Das Friedhofsamt der Israelitischen Gemeinde ist durch die mit allen
träge auf Entfernung aller Juden von den Staatstheatern und Staats¬
neuzeitlichen Anlagen ausgestattete Friedhofsgärtnerei in der Lage, sämt¬ kapellen, vom Rundfunk und von den Rundfunk-Beiräten ab; dagegen
liche vorkommenden gärtnerischen Arbeiten auf den Fried¬
nahm er den ebenfalls von den Nationalsozialisten gestellten Antrag an.
höfen der Gemeinde auszuführen. Es übernimmt die Neubepflan- das Staatsmiiiisterhim zu beauftragen, dem Landtag alsbald eine genaue
zung der Grabstätten mit Efeu, Sedum, Immergrün und Blumen,
Aufstellung aller bei den Staatstheatern und Staatskapellen beschäf¬
sowie deren dauernde und jähr weise Pflege. Fachmännische
tigten Ausländer, sowie aller derjenigen vorzulegen, die die deutsche
Beratung und Kostenberechnungen werden gebührenfrei durch die Fried¬
Staatsangehörigkeit erst nach 1918 erworben haben. — Am 8. 1. tagte
hofsgärtnerei, Eckenheimer LandstraGe 238 (Fernspr. Zeppelin 52041 und
unter dem Vorsitz von Dr. Siegfried Moses der Landesverband der
52042) oder durch das Gemeindebüro, Fahrgasse 146, Zimmer 37 (Fernspr.
,,Z i o n i s t i > c Ii e u V e r e i u i g u n g für Deutschland"; an dem¬
Hansa 27544) zur Verfügung gestellt.
selben Tage hielt auch das Landeskoiniteo des ..\V e 1 t v e r b a n d e s
Die Gemeindemitglieder werden gebeten, sich bei Bedarf an Topf¬ für S a b b a t Ii s c: h u t z" eine Sitzung ab. Ebenfalls am 8. 1. fand
pflanzen und Schnittblumen der auf den Friedhöfen befind¬ der Delegiertentug der revisionistischen Gruppe innerhalb der
lichen Verkaufsstellen zu bedienen. Nähere Auskunft erteilen die Pfört¬ deutschen Zionisten statt. — Au Stelle Professor Sobernheim's wurde
ner. Mit Rücksicht auf das Verkaufsverbot am Sonntag werden die Fried¬ Professor Eugen M i 11 w o c h, der Direktor des orientalischen Seminars,
hofsbesucher gebeten, ihre Blumenbestellungen bis spätestens Freitag zum Berater des Auswärtigen Amtes in jüdisch-politischen Dingen im
nachmittag in der Friedhofsgärtnerei aufzugeben. Ehrenamt ernannt. — Kurz nach Vollendung seines 75. Lebensjahres starb
Auf-dem neuen Friedhof an der Eckenheimer der um die Rechtswissenschaft und Rechtspflege hochverdiente Geheime
Landstraße werden laut Ge m e i ndebesch1uß alle iustizrat Dr. Albert P i n n e r. Ehrendoktor der dortigen Universität. —
Im Alter von 6t Jahren verstarb in Berlin Legationsrat Professor Dr.
gärtnerischen Arbeiten in eigener Regie des Fried¬
Moritz Sobernheim. Ein Schüler Sachaus war er. ein Orientalist
hofsamtes der Gemeinde ausgeführt.
von Weltruf, sein hauptsächlichstes Arbeitsgebiet die semitische Epi-
Oeffnungszeiten der Friedhöfe graphik, für die er Materialien auf seinen mannigfachen Reisen nach
Die Friedhöfe an der Rat Beil-Straße und an der Ecken¬ Syrien und Palästina und während der von der preußischen Regierung
iii Baalbeck veranlaßten Ausgrabungen sammelte. Seine wissenschaft¬
heimer Landstraße sind in der Zeit vom 1. November 1932 bis lichen Verdienste im Verein mit grofien gesellschaftlichen Verbindungen
15. Februar 1933 von l¥i bis 17 Uhr geöffnet. — Freitags wird machten sein Haus zum Mittelpunkt der Berliner Orientalisten, und so
wurde er. der ganze Jude und ganze Deutsche, sowohl von großen,
eine Stunde vor Beginn des Sabbats geschlossen. Samstags und namentlich jüdischen wissenschaftlichen und Hilfsorganisationen, wie der
an den jüdischen Feiertagen sind die Friedhöfe geschlossen. ..Vorderasiatisch-Aegyptischen Gesellschaft", dem ..Deutsch-Israelitischen
Gemeindebund" und der ..Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft
Gedächtnislichter des Judentums", an die Spitze, später von der preußischen Regierung
zum Referenten für jüdisch-politische Angelegenheiten in das Auswärtige
Zum Andenk e_n an Verstorbene können in den Gemeinde¬ Amt berufen. Sein unerwartetes Hinscheiden bedeutet einen schweren
synagogen Gedächtnislichter gebrannt werden. Die im Voraus zahlbaren Verlust für Deutschtum und Judentum. — In den letzten Wochen und
Gebühren betragen: Monaten fanden' in vielen Städten, vor den vers<hiedensten christlichen
tür ein Licht am Jahrzeit s tag Rm. 1.—
Personenkreisen und Berufsgruppen, aufklärende Vorträge durch den
für ein Licht während des Trauerjahres (11 Monate und am Centrai-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens statt,
ersten Jahrzeitstag) Rm. 75.— die überall lebhaften Widerhall fanden. — Sauitätsrat Dr. Simon
für ein ewiges Licht am Jahrzeitstag Rm. 100.— S c h e r b e 1 - Lissa. Verfasser bekannter populär-medizinischer Werke
für ein ewiges Licht am Jahrzeitstag einschließlich Ver¬ und des Buches .Jüdische Aerzte" beging am 27. Januar sein 5üjühriges
richtung des Kaddischgebets Rm. 200.— (Goldenes) Doktor-Jubiläum in seiner Heimatstadt Lissa i. P. Die
Berliner Universität überreichte ihrem ehemaligen Schüler aus diesem
Sprechstunden der Gemeinderabbiner Anlaß eine Ehrenurkunde. — In den früheren Räumen des Hospitals in
der Oranienburger Straße hat die Jüdische Gemeinde zu Berlin das erste
Dr. Hoffmann, Börneplatz 16, Fernspr. Hansa 22024, zentrale jüdische Jugendheim in Berlin errichtet. Am 2t. Januar
abends fand die feierliche Einweihung statt. — Am _'4. Januar übergab
15—16 Uhr — Dr. Horovitz, Staufenstraße 30, Fernspr. die Jüdische Gemeinde Berlin ihr Muse u m in seinen neuen Räumen
Maingau 77963, 15—16 Uhr (außer Montag; — Dr. Salz¬ mit einer Feier der Oeffentikhkeit. — Der Hilfs verein der
berg e r, Eschersheimer Landstr. 67, Fernspr. Zeppelin 56920, Deutschen Juden hielt am Montag, den F>. Januar, unter dem
Vorsitz von Generalkonsul Eugen Landau seine J a Ii r e s v e r s a in m -
1534—1634"Uhr — Dr. Seligmann, Böhmerstraße 9 pari., l u n g ab, die im Zeichen des Gedenkens au den verstorbenen Mit¬
Fernspr. 51184, 17—18 Uhr — Rabb. Kand. Dr. V o g e 1 s t e i n, begründer und Präsidenten. Dr. James Simon, stand. Der Vorsitzende
Altkönigstraße 10a bei Richter, Fernspr. Mainsau 74018, forderte die Versammlung auf. im Geiste seines Vorgängers zu arbeiten
9.15—10.15 Uhr (außer Mittwoch). und verlas Telegramme des Vizepräsidenten. Herrn Max M. Warburg.
Hamburg, und der Jewish Colonisatiou Association, die beide den
Rabbinatsassessor Kirschbaum, Eckenheimer- Wunsch nach erfolgreicher Arbeit aussprachen. Der Generalsekretär des
Landstr. 6, Fernspr. 58281, tägl. 14-15 Uhr; ferner in der Hilfsverein». Herr Dr. Mark Wischnitzer. erstattete den Bericht über
die Arbeit des Hilfsvereins im Jahre 1932. Nachdem noch einige Redner
Rabbinischen Lehranstalt „Jeschiwa" Theobaldstrasse 6, ihren Dank und ihre Bewunderung für die Arbeit des Hilfsvereins zum
Fernspr. 45673, Donnerstags 10—12 Uhr, Freitags 9—11 Uhr. Besten des Judentums und der leidenden Menschheit ausgedrückt hatten,
Andere Sprechzeiten können telephonisch vereinbart werden. wurde der Verwaltung Entlastung erteilt, woraufhin die Wahlen durch¬
geführt wurden. Mit tiefer Ergriffenheit hörte die Versammlung die
Gedenkworte von Max v. Wurburg über James Simon, eine Zeichnung
Wiedereröffnung der Gemeindebibliothek seines Lebens und Charakters, die mit einem persönlichen Bekenntnis
Ab 15. Dezember steht die Bibliothek der Israelitischen Ge¬ zum deutschen Vaterland tüul zum Judentum schlössen. — Giiterdirektor
S a 1 o in o n Dyk wurde aus der Geschäftsführung der Siedlungs- und
meinde den Besuchern wieder zur Ausleihe zur Verfügung. Die Treuhand G. m. b. H. entfernt, was durch Widerruf der Bestellung zum
Geschäftsführer durch eine Aiifsichtsratssit/uug gelungen ist. — Der Vor¬
Genieindemitglieder werden gebeten, von den reichen und viel¬ stand des Deutsdien Aerztebundes wendet >ich in einer Kundgebung i;egeii
seitigen Beständen der Bibliothek, vor allem auf dem "Gebiet nationalsozialistische Zersetzungsarbeit in der AerzteschaFt. — Im Alter
Seite 144

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GEMEINDEMITGLIEDER!
Wenn Ihr nicht wollt, dafj durch die Grippe-Epidemie Scharen jüdischer Kinder ge¬

fährdet werden, sendet noch heute Euer Scherflein an den

DS^AHLDlTDSCInliM MPIli^®!^ -' BIEICHSlftAUE


POSTSCHECKKONTO 48398

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von 54 Jahren verstarb in Berlin RcgierungsratAlphons Fedor C o Ii n. England. Auf der Tagung der ,,Anglo Jewisli Association"teilte
Referent für Skandinavienim AuswärtigenAmt. — Breslau. Vom 13.bis Sir Leonard L. Cohen, Präsident der „Jewish Colonisation Association
15. 1. hielt die „Arbeitsgemeinschaftjüdisch-liberaler Jugendvereine (ICA)" mit, daß diese Gesellschaftsich in Zukunft in verstärktem Maße
(Arge)" ihre diesjährige Delegiertentagungab. Hierbei konnte der Bres¬ an der Kolonisationin Palästina beteiligen werde. — Der König
lauer liberale Jugendverein..AbrahamGeiger" auf ein 20jiihrigesWirken
zurückblicken.— Darmstadt. Das hessische Innenministeriumhat den lon England ernannte den Generalgouverneurvon Australien, Sir Isaac
untergeordnetenBehördendie Anweisunggegeben,den Boykott jüdischer 1s a a c s. und denKunstsammlerund PhilanthropenSir Joseph D u v e e n.
Geschäftevon seiten der Nationalsozialistenmit allen Mitteln zu ver¬ einen der Kuratoren der „National Gallcry" zu Pairs von England. —
hindern. — Dessau. An dem vor einigen Tagen nach längerer Krankheit Au Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurückgetretenenO. E. d'Avigdor
im Alter von 64 Jahren verstorbenen Justizrat Dr. Hermann Cohn Goldsmidwurde Neville J. Laski zum Präsidenten des „Jewisli Board
verliert das deutsche Judentum einen seiner hervorragendsten Führer, of Dcputies" gewählt. — Salomon Abrahams, bisher Oberstaatsanwalt
die deutsche Demokratie einen ihrer fähigsten und stets opferbereiten
Vertrauensmänner und die deutsche Anwaltschafteines ihrer geschätz¬ von Uganda und früher Oberlichter von Zanzibar, ist nun zum Obersten
testen Mitglieder. Schon in jungen Jahren in die Verwaltung seiner Hiditcr in Uganda. Britisch-Ostafrika,ernannt worden.
Heimatstadt und ihrer jüdischen Gemeinde berufen, hat er nach der
Revolution in seinem engeren Vaterland das Amt eines Staatsrats be¬ Italien. Dem jüdisdien Maler Ulvi Licgi wurde die goldene
kleidet. Sein Tod reißt eine schwereLückein allen bedeutendenjüdischen Medailleder Provinz Livorno verliehen. — Advokat Angelo Sercni, der
Gesamtorganisationen,wie dem Centralverein deutscher Staatsbürger von 1895bis 1951an der Spitze der jüdisdien Gemeindein Rom stand,
jüdischen Glaubens, der deutschen Grofilogedes U. O. B. B. und allen wurde zu ihrem Ehrenpräsidentengewählt.
die deutsch-jüdischenGemeinden zusammenfassendenVerbünden. — In
Größen-Lindenbei Gießen wurde auf dem jüdischen Friedhof eine Griechenland. Nach einer Mitteilung des Generalgouverncurs
Schändungvon Gräbern entdeckt. von Saloniki haben im Jahre 19322000 Juden Saloniki verlassen; der
größte Teil derselben ging nach Palästina. — Das Gericht in Saloniki
verurteilte den Redakteur der „MakedoniaNea". Missolonghittis,wegen
Europa Ausland fortgesetzter judenhefzerischerVeröffentlichungen.
Oesterreich. Im Alter von 5" Jahren verstarb der ordentliche Türkei. Der jüdische Historiker der Universität Konstantinopel,
Professor für klassischePhilologiean der Universität Wien. Dr. Alfred Abraham Galaute, hat zwei bisher unbekannte jüdische Sekten entdeckt:
Kappelmacher,der durch seine ..Geschichteder römischenLiteratur" sich die eine, ein unter dem Namen „Pakraduni", in der Hauptsache in
einen bedeutendenNamen in der Fachwelterworben hat. — Der Wiener Konstantinopellebender, armenischerStamm, dei von den babylonischen
Polizeipräsidentveröffentlichtin der ..Keichspost"eine' scharfe Warnung Juden abstammenwill, und zwar christlichenGlaubensist, aber z. B. den
an jene Polizisten, die ' sich nationalsozialistischbetätigen, und Sabbat hält, sich des Genusses von Schweinefleischenthält, und Hin¬
kündigte ihre Entlassung aus dem Polizeidienstan. — Der langjährige unter sich heiratet: die andere, die sogenannten ..Juden-Kurden",die in
Präsident der Wiener IsraelitischenAllianz. Dr. Arttir Kiirand a-. ist der Stadt Sind in Turkestan wohnen und z. B. Pcssachund einige unter
im Alter von 80 Jahren verstorben. den heutigen Juden fast ganz vergessene jüdische Feiertage halten und
Niederlande. Der berühmte Physiker Dr. L. S. O r n s i e i n, am Pcssadi nur Mazzotessen.
Professor an der Staatsuniversität Utrecht, begeht am 26. März sein Polen. Aul Anordnung der Rabbiner der jüdischen Gemeinde
25jähriges Doktorjubiläum. Er ist Präsident des Kuratoriums der Krakau wurde der 26. Januar als Tag des Fastens und der Fürbitte um
HebräischenUniversität in Jerusalem. Linderung der Wi r t s e h a f t s n o t begangen.
Frankreich. Vom~.bis9. 1.veranstaltete der ..Verbandjüdischer Rumänien. Dem Verband der israelitischen Gemeinden
Gesellschaften Frankreichs" eine Konferenz, die die Vertreter der spaniolischenRitus wurde der Charakter einer Körperschaftöffentlichen
jüdischen Vereine in Paris und der Provinz mit den Bedürfnissen,ins¬ Hechtszuerkannt, das Obcrrabbinal wurde als zentrale religiöse Behörde
besondereden materiellen und kulturellen, der während der letztenJahre des Verbandes bestätigt.
in Frankreidi eingewanderten Juden vertraut machen wollte. Es wird
bezweckt,eine Annäherungder verschiedenenVereineim Interesse Frank¬
reichs und des französisdien Judentums herbeizuführen. — Nachdemin Amerika
Paris die Bnc B r i s s - L o g e ..France'" entstanden ist. ist nun auch
Amerika.
in Mülhausen eine zweite Loge. ..Alsace". begründet worden. Außer¬ Kaschruth-System Im Staate New York trat am 1. Januar das neue
dem steht in Aussicht,daß die Mitgliederder früheren ..Unitas"-Logein kosdieren Lebensmittelnin Kraft, wonachdie Herstellung und der Verkauf von
einer staalicheii Kontrolle unterworfen wurde.
Straßburg sidi wieder in irgend einer Form zu einer neuen Loge zusam¬ Diese Maßregel ist geeignet, dem Gesetz, wonach das Feilbieten von
menschließen. nicht-kosdierenLebensmittelnals „koscher" unter Strafe fällt, auf das
glücklichstezur Durchführung zu verhelfen.

Palästina
Palästina. Wie das Einwandcrungsbiuoder Jewisli Agencvmit¬
U &tchtaugFmutit.
Kk**rigiplagt.
M teilt, sind i. J. 19328819Juden in Palästina eingewandert. — Der

ttcJcrniimL
M M «ekml
Kilo»,
daleicht

gegenKopfschmerzen,
nnagl.M • ff/M/M

Zahnschmerzenv'Rheuma,
Emir von T r a n s j o r d a n i e n. Abdullah, veröffentlidit eine Erklä- .
rung. daß er den vor kurzem mit einer jüdischen Gemeinschaftabge-
sdilessencn Vertrag über die A'erpaditungvon 70000 Dunum Boden an
eine jüdische Gesellschaftfür ungültig erklärt. Abdullah gibt ausdrück¬
lich bekannt, daß die Annullierung des Vertrages unter dem Druck der
Hexenschuß,Grippe,Erkältung.B*oS^\^wJ^ft Palästinaregierungerfolgl. — Die Arabische Executive ließ dem
IbR6hrehen
zu«5PI.«0PI.o.IJ5RM.
Inallen
Apor-ieken. High Comissioner,Sir Arthur Waudiope,ein Memorandumüberreidien.
in dem der Erlaß einer Verordnung gefordert wird, nadi der es den
Juden verb.piensein soll, weiteren Boden in Palästina zu kaufen.
Seite 145

heim es doch verstanden, sich in überraschend kurzer Zeit in


dieses neue Arbeitsgebiet einzuleben, zumal auch hier in den
letzten Jahren die Probleme der Finanzverwaltung einen immer
stärkeren Umfang annahmen. Hier war er zuhause wie
wenige, seine wohlfundierte Sachkenntnis, sein ruhiges und
75. Geburtstag besonnenes Urteil, nicht zuletzt auch seine erstaunliche Per¬
11. Januar: Herr Carl Meyer, Scheffelstraße 15. sonenkenntnis brachten es mit sich, daß er in diesen wenigen
Jahren der Gemeinde unschätzbare Dienste leisten konnte. Der
60. Geburtstag Wert dieser Dienste lag nicht nur in ihrem materiellen Ertrag,
Eine schöne und tiefe Sitte bestimmt. Mensehen, die uns sondern vor allem in der beispielhaften Hingabe, mit der er
sich auch für die Bearbeitung von Einzelheiten aus der täg¬
wert sind, an ihren entscheidenden Tagen zu ehren. So dürfen lichen Arbeit, z. B. für Revisionen und Verhandlungen mit
wir den 4, Februar nicht ungegrüßt vorübergehen lassen: au Banken und Gemeindemitgliedern zur Verfügung stellte. Noch
ihm wird Herr Dr. J u 1 i u s Höxter G0 Jahre alt. Ein Leben in seinen letzten Lebenstagen gab er ein besonders eindrucks¬
tritt in sein siebentes Jahrzehnt, das, voll offenen und schaffen¬ volles Beispiel dieser Pflichttreue, als er in vielstündigen Be¬
den Sinnes für alle besonderen Aufgaben des jüdischen Men¬ sprechungen an der Regelung des Jahresultimo mitwirkte —
schen, in seiner gütigen Hilfsbereitschaft die universale Forde¬ nicht ahnend, daß der große ..Ultimo" seines eigenen Lebens
unmittelbar bevorstand Kein Wunder, daß seine Stimme in
rung des Judentums verwirklicht. Ein Umstand vor allem gibt der Gemeindeverwaltung besonderes Gewicht erlangt hatte, und
diesem Leben charakteristische Gestalt: daß es wie das Leben daß sein Rat in immer zunehmendem Maße eingeholt wurde.
eines Jungen und Junggebliebenen so auch ein Leben im Für die vielseitige und fruchtbare Arbeit, die er vor allem als
Dienste der Jugend ist. Als ehemaliger Schüler Julius Höxters Vorsitzender der Finanzkommission des Vorstands in diesen
weiß ich aus eigener Anschauung, was uns sein Unterricht be¬ letzten schweren Jahren geleistet hat. schuldet ihm die Ge¬
deutete. Dieser Mann hat die seltene Gabe, den Wissensstoff meinde unauslöschlichen Dank.
aller Fremdheit zu entkleiden, ihn in unmittelbarer Nähe vor Dieses Bild des Entschlafenen wäre jedoch lückenhaft, wenn
uns auszubreiten und ihm Beziehung auf unsere eigene Exi¬ nicht auch seiner hervorragenden menschlichen Eigenschaften
stenz zu sichern. Das sind nicht gleichgültige Daten irgend¬ gedacht würde. Eduard Oppenheim, den natürlicher Humor
einer Geschichte, sondern echte Ereignisse, aus deren Kenntnis und behagliche Erzählungsgabe auszeichneten, war einer der
sich uns das Bewußtsein eines über den Einzelnen hinaus- gütigsten und hilfsbereitesten Menschen, der uneigennützigste
greifenden jüdischen Schicksals ergibt. Und doch wird die Ratgeber, den man sich vorstellen kann, und dieser schöne
Wesenszug trat gerade in den letzten Jahren, als er selbst
überbetonte Romantik reiner Gesinnungssehwelgerei vermieden, nicht mehr über die reichen Mittel wie einst verfügte, besonders,
die leicht zusammenbricht, weil ihr kein klares Wissen um den stark in die Erscheinung. Er gehörte zu den selten an¬
Gegenstand zu Grunde liegt, auf den sich die Gesinnung rich¬ zutreffenden Menschen, die unter der Ungunst der wirtschaft¬
tet. Verstand und Herz des Schülers werden gleichmäßig erfaßt: lichen Verhältnisse nicht so sehr deshalb leiden, weil auch sie
hohe Vorbildlichkeit eines Unterrichts, hinter dem nicht nur selbst davon betroffen werden, sondern weil sie nicht mehr in
ein ganzer Lehrer, sondern auch ein Wissenschaftler, ein For¬ der Lage sind, so uneingeschränkt helfen zu können Avie früher;
scher von vielen Gnaden steht. So ist es mehr als persönliches es war aber ebenso bezeichnend für ihn. daß er die Konsequenz
Bekenntnis, wenn ich den Jubilar zu seinem Feste aus tiefer aus den veränderten Verhältnissen in viel stärkerem Maße bei
sich selbst zog als bei denen, die auf seine Hilfe Anspruch
Dankbarkeit grüße und beglückwünsche: ich glaube, für alle erhoben. Ein wahrer Wohltäter, dessen Name von vielen öffent¬
seine Schüler sprechen zu dürfen. Möge er weiter seine unge¬ lich und noch mehr in der Stille gesegnet wird, ist mit ihm
brochene Kraft den Idealen widmen, für die er bis heute so dahingegangen. Möge das Andenken an diesen hochverdienten
wirksam gestritten hat. Leo Hamburger und liebenswerten Mann seiner Gattin, der sein letztes Wort
galt, seinen Kindern und dem Enkelkind zum Segen gereichen,
und möge es unserer (iemeinde nie an solchen Männern
Eduard Oppenheim fehlen!
geboren 8. Juni 1861 In der Sitzung der (• e m c i u d e v e r t r e t u n g vom 4. Januar
— es wiiv die erste Sitzung im neuen Saal — widmete der Vorsitzende.
gestorben 4. Januar 1933
Herr Dr. Merzbnch. dem am gleidien Tu;; Heimgegangenen Worte herz¬
Jäh und unerwartet lichen Gedenkens und gab ein eindrucksvolles Bild von seiner umfassen¬
wurde die Gemeinde den Tätigkeit liir die (iemeinde, insbesondere auch als Vertreter lies
von einem schweren \ orstandes wir der Gemeindevertretung. Für den Gemeindevorstand ge¬
Verlust betroffen. Mit¬ dachte dessen stellvertretender Vorsitzender Herr Dr. Bacrwald des
ten aus unermüdlicher schweren Verlustes, den der Vorstand ein jalir naili dein Tod Julius
Arbeit ist das Mitglied Goldsdunidts nun durih den Heimgang Kduard Oppenheims, dieses vor¬
des Gemeindevorstands, bildlichen Mitarbeiters, erlitten habe.
Herr Bankdirektor Edu¬
Am Januar hielt der G e m e i n d e \ o r s t a n d eine Trauer¬
ard Oppenheim, aus die¬ sitzung, bei der Herr Justizrai Dr. Blau als Vorsitzender, sowie Herr
sem Leben abberufen
Willy Mainz als stellvertretender Vorsitzender der Vinaiizkommission und
worden. Aus Köln ge¬ Herr Syndikus Dr. Mayer liir die Beamten der Hauptverwaltung der
bürtig, war Herr Oppen- Persönlichkeit des Heiinge-guiigeneii in bewegten Worten gedachten.
heiin in jungen Jahren
nach Frankfurt gekom¬ Zu der I r a u e r T e i e r . die am 6. Januar auf dem neuen Friedhof
men, wo er vor einem stattiand. hatte sich, obgleich eine oMeiitüihe Ankündigung unterblieben
halben Jahrhundert bei war. eine überaus grolle Gemeinde von Trauernden eingefunden. Die
dem bekannten Bank¬ Trauerrede hielt Herr Rabbiner Dr. Salzberger. woran! Herr Juslizrat
haus v. Erlanger und \ Dr. Blau namens des Gcmeiiidevoistands Worte- des Abschieds sprach.
Söhne seine Laufbahn ' Sodann widmete Herr Justizrat Dr. Katzeuellenbogcu namens der l'ankier-
vereiti'unin:.' einen Nachruf.
begann Nach der Liqui¬
dation dieses Hauses
wurde er Direktor bei
der Dresdner Bank und
trat l^findie Leitung
der Deutschen Vereins-
bank über; vorübergehend hatte" er auch dem Vorstand der
Frankfurter Bank angehört. Eine große Anzahl bedeutender
Atifsichtsratsposteu zeugte von der Anerkennung, die sein ge¬
^ RADIO-APPARATE^
schäftliches Wirken Aveit über Frankfurt hinaus gefunden
hatte. NOCH NIE SO BILLIG!
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Dem Gemeindevorstami gehörte Herr Oppenheim erst seit moderner Geräte
Ende 1928 an, aber es ist bezeichnend für die außerordentliche
Intensität und Gewissenhaftigkeit seiner Arbeit, daß man den .EHREN FELE
Eindruck hatte, er sei Jahrzehnte lang mit den Geschäften der
Gemeinde verwachsen gewesen. Wenn auch die Verwaltung
der Gemeinde nach ganz anderen Grundsätzen geführt werden
muß, als ein geschäftliches Unternehmen, so hatte Herr Oppen¬
Zeil 104 direk t neben der Hauptpost Ä
Seite 146

Todesfälle Rabbinische Lehranstalt „Jeschiwa"


Das Sommersemester an der unter Leitung des Herrn Ge-
Kurz vor Vollendung: ihres 87. Lebensjahres verstarb Frau meinderabbiners Dr. Jakob H o f f m a n n stehenden „Jesdiiwa"' beginnt
Johanna 6 o I d s c h m i d t .<reb. Neumann. Frau GoLl- Mittwoch, den 1. Jjar/26. April 1953. Anmeldungen für alle vier
scbnridt, die zuletzt im Altersheim der Frauenkrankenkasse Abteilungen (Vorbereitungsklasse, Unter-, Mittel- und Oberstufe) werden
schon jetzt entgegengenommen. Der Unterricht erstreckt sich auf
wohnte, war wegen ihrer ausgezeichneten Charaktereigen¬ Pentateuch und die späteren biblischen Bücher mit Kommentaren, hebr.
schaften und als still** Wohltäterin in weiten Kreisen beliebt Grammatik, Mischna und Talmud mit Kommentaren, Dezisoren. Für den
und verehrt. Lehrgang in der Vorbereitungsklasse und der Unterstufe werden schul¬
entlassene Knaben und Jünglinge aufgenommen, die schon einige Vor¬
kenntnisse in Mischna und Talmud besitzen. Den Schülern ist eventuell
Aus Kassel kommt die erschütternde Nachricht vom plötz¬ Gelegenheit geboten, sich in profanen Fächern unter fachgemäßer Lei¬
lichen Hinscheiden des jungen Kunsthistorikers Dr. Rudolf tung fortzubilden. Anmeldungen, denen lückenloser Lebenslauf, sowie
Zeugnisse über bisherige Vorbildung beigefügt sein müssen, sind bis spä¬
Hallo. Auch mit Frankfurt verbanden Dr. Hallo rege Be¬ testens 2S. März an das Kuratorium, Frankfurt a. M., Theobaldstrafie 6,
ziehungen; er hatte zum Kreis Franz Rosenzweigs gehört und zu richten, welches zu jeder näheren Auskunft bereit ist.
war einige Zeit hindurch Geschäftsführer des Freien Jüdischen
Lehrhauses, auch unserem Gemeindeblatt war er ein stets ge¬ Talmud - Thora - Verein
schätzter Mitarbeiter. Seit Jahren am Landesmuseum in Kassel
E i n 1 a d u n g zur ordentlidien Generalversammlung des
tätig, hatte er im Rahmen seiner allgemeinen kunsthistorischen Talmud-Thora-Vereins am Sonntag, den 26. Februar 1933,
Arbeiten sein besonderes Interesse der Erforschung und Dar¬ nadi idem Abendgottesdienst im Hörsaal der Synagoge am Börneplatz.
Tagesordnung: Berichte des Vorstandes, des Kassenführers, der
stellung jüdischer Kunstdenkmäler gewidmet und eine Reihe Revisoren und Entlastung des Vorstandes, Neuwahl, Versdiiedenes.
wertvoller Arbeiten über dieses Sondergebiet, wie auch zur Anträge zur Generalversammlung müssen bis spätestens 13. Februar bei
Familiengeschichte und zur Kasseler Synagogengeschichte dem Sekretariat, Theobaldstraße 6, eingereidit sein.
verfaßt. Vor wenigen. Wochen erst ist in prächtiger Ausstat¬
tung der Band „Judaica" erschienen, der die Marburger Kehilla-Fest.
Sammlungen in erschöpfender und mustergültiger Weise be¬ Eine etwas verspätete Nadifeier des Jubiläums der Synagoge
handelt und nun zum ehrenvollen Denkmal des durch ein un¬ a in Börne platz in Gestalt eines Bunten Abends vereinigte am
faßliches Schicksal den Seinen und der Wissenschaft allzufrüh Samstag. 28. Januar d. J., die Synagogenbesudier und diejenigen, die
entrissenen Forschers geworden ist. Seiner jungen Gattin und sidi dazu zählten" im diditbesetzten großen Saal des Volksbildungsheims.
ihren Kindern wendet sich herzliche Teilnahme zu. Das auficrordentlidi reichhaltige Programm, das durchweg von eige¬
nen geehrten und bewährten Kräften bestritten wurde, brachte im ersten
Rothschild-Bilder. Bei den in der Dezembernlunmur veröffeiitliditen Teil ernste Darbietungen, die durch Gesänge des ausgezeichneten Syna-
Abbildungen waren ver.sehentlidi die Besitzer der Originale nidit ange¬ g o g e n c h o r s (Psalm 111) für Solo, Chor, Klavier und Orgel von Sulzer
geben: Das Bildnis der Gudula Rothschild war nach einem Klisdiee aus und Psalm 150 von Lewandowsky) unter der Leitung seines Dirigenten
der Sammlung der Gesellschaft zur Erforsdiung jüdisdier Kunstdenk- Herrn Dr. N. E h r c n r e i ch wirkungsvoll umrahmt waren. Ein von
nräler 'wiedergegeben, das der Baronin Hannah Mathilde nadi einem von Kantor M. lies gediditeter, von einem Chorknaben verständnisvoll ge-
H. Junior gesdienkten Photo im Rothsdiild-Museum. die ,,Fiinf Frank¬ sprodiener Prolog leitete die Veranstaltung ein, auf deren Zweck Herr
furter" nadi einer Origiuallitographie im Rothsdiildsdien Stammhaus.
II a b b i n e r Dr. Hoff m a n n in einer kurzen und eindringlidien
Luise von Rothschild nadi dem als Leihgabe des Philanthropins im Roth¬
sdiild-Museum aufbewahrten Original. M. C. von Rothsdiild nadi einer Anspradie hinwies: Es gelte, die Synagogenbesucher gerade in der jetzi¬
von Christian Riegel gesdienkten Photograpie im Rothsdiild-Museum. gen Zeit auch außerhalb der Synagoge einander näherzubringen und
W. C. von Rothsdiild nadi einer Photographie aus dem Besitz der Familie freundschaftliche Beziehungen untereinander anzuknüpfen und zu stär¬
W. Posen. ken. Der Vorsitzende des Chorvorstandes, Herr A. Lewiso h n .
gedadite des 50jährigen Chorjubiläums und warb für den Synagogendior
und für den religiösen Chorgcsang als Mittel wahrer religiöser Erhebung.
Herr Oberkantor E. Groß brachte in gewohnter Meisterschaft einen
..Jehi rozon" zur Neumondweihe (eigene Komposition) zu Gehör, der,
wenn das möglich wäre, in die Liturgie aufgenommen werden sollte, Herr
Kantor M. H e s erfreute durch den Vortrag des „Johschimcho" von
Lcwandowsky. Bei dem Weal diatöim für Violine und Klavier von
. Nobelstiftung J. Barnas fesselte die zarte Innigkeit des von Herrn E. Kuttner
durdigeführtcn Geigenparts, dem Herr Chordirigent Dr. N. Ehren-
Das Komitee der Nobelstiftung bittet, anläßlich der Jahr¬ reich, der audi die übrigen Solisten feinfühlig begleitete, plastischen
zeit für Rabbiner Dr. Nehemia Anton Nobel s. A. um Jahrzeit- Untergrund verlieh.
spe-nden für die Nobelstiftung an Frau Irene Darmstädter, Post¬ Der zweite Teil des Programms bradite nadi einer von Herrn Siegui.
scheck 46778 Frankfurt a. M. Aus den Erträgnissen werden Singer textlidi verbundenen, beifällig aufgenommenen Lichtbilder¬
Beihilfen zur Heranbildung jüdischer Religionslehrerinnen ge¬ revue aus der Gesdiidite der Börncplatz-Synagoge Vorträge verschieden¬
leistet. ster Art, wie Jargonlieder. vorgetragen von Herrn Jakob Herzog,

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Da audi durch Aufstellung eines abwechslungsreichen Büfetts und Langestraße 30 pt. " Tel. 26162 u. 28248.
einer gut ausgestatteten Tombola für materielle Genüsse gesorgt war
und, wie es schien, der Kassenerfolg zugunsten der Jüdischen
Wohlfahrtspflege ein guter war, kann die Veranstaltung, die | Weiblich j
sich bis in die Morgenstunden ausdehnte, als in allen Teilen gelungen Sprechstunde von 10—12 und 3—Uhr.
angesehen werden. J. AI-
Berufsberatung und Lehrstellenverinittlung: Mittwoch von 3—3 Uhr.
Wir empfehlen:
Vortrag Tüchtiges GesdiüHspersonal: Buchhalterinnen. Kontoristinnen, Fakturislin-
Im Rahmen der Arbeit für die Verständigung zwischen den Kon¬ nen, Verkäuferinnen, Stenotypistinnen (auch mit eigener Maschine).
fessionen veranstaltet die Ortsgruppe Frankfurt a. M. des Jüdisdien Schneiderinnen, Näherinnen und Flickerinnen, Modistinnen, Kunst-
Frauenbundes gemeinsam mit der Gesellschaft für Jüdische Volksbildung
am Samstag, den 18. Februar, 20M; Uhr, einen Vortragsabend im Saale stopferin mit guten Referenzen.
der Handelskammer, Börsenstrafle. Fräulein Mathilde Batten¬ Tüchtiges Hauspersonal: Stützen, Haushälterinnen. Haustöchter, Köchin¬
berg wird, unterstützt von Liditbildern, über „Die Illustrationen zu nen, Alleinmädchen, Kindergärtnerinnen, Kiiulcrf räulein. Kinder¬
den Legenden des Baal-Sdiem, ein Beitrag zur religiösen Mystik unserer
Zeit'" spredien. mädchen, Monatsfrauen.
Kranken- und Säuglingspflegerinnen.
Wir suchen:
Pnrimspiel
Die bekannte Jugenddichterin Irma Dresdner hat ein leicht auf- Lehrstellen in Samstag geschlossenen Geschäften!
iührbares, kindlich heiteres Purimspiel und Märdienstegreif für etwa acht Arbeitgeber im Bedarfsfälle: 25462!
Kinder verfaßt, das sich sehr gut zur Aufführung bei Purimfeiern in
Sdiulen,. Vereinen und privaten Zirkeln eignet. Manuskript und Auf- Arbeitsnachweis der Weiblichen Fürsorge, Langestrafie 3, Tel. 25462.
führungsredit können für Rm. 3.— durch die Verfasserin (Gausstraße 10,
Fernsprecher 41611) bezogen werden. Jüdische Leihkasse E. V.
Die Geschäftsstelle dieser gemeinnützigen Einrichtung befindet sich
Eschersheimer Landstraße 65, pt. Die Leihkasse bewilligt selbständigen
Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums Gewerbetreibenden und Handwerkern Darlehen in mäßigen Beträgen
Die diesjährige Mitgliederversammlung findet Mittwoch, gegen Bürgschaft zahlungsfähiger Personen. Geschäftsstunden: Dienstag und
den 15. Februar, 20.30 Uhr pünktlich, im Logenhaus, Berlin W 62, Kleist¬ Donnerstag, nachmittag.» von 4—6 Uhr.
straße 10, statt. Voraus geht um 19 Uhr im Großen Tempel des Logen¬
hauses eine Trauerfeier für den verstorbenen Vorsitzenden der Arnold Lazarus-Halle
Gesellschaft, Herrn Professor Dr. Moritz Sobernheim, zu der Karten Die Lese- und Aufenthaltsräume Königswai-ter c traße 26 sind bis auf
auf Wunsdi zur Verfügung stehen. Entsprechende Nadiricht wird an das weiteres täglich von 17—22 Uhr geöffnet. Tagesseitiirigen, Zeitschriften,
Büro der Gesellschaft, Berlin - Sdiöneberg 1, Beiziger Straße 46 II, 2 Unterhaltungslektüre und -spiele stehen den Besuchern zur Verfugung.
(Nathan) erbeten.

Tagesheim der erwerbslosen jüdischen Jugend,


Rituelle Speisehäuser Königswarterstrafie 26 pt., täglich geöffnet von V-y>—V-3Uhr (Leitung:
Der Verein zur Förderung ritueller Speisehäuser legt sein 192. Ver- Ph. Uochwerg, Rückertstraße 59 I., Tel. 45434).
zeidinis von Gaststätten im In- und Auslande nadi dem Stand vom Wochen program m : Sonntag, 3—6 Uhr: Tischtennis, Schreib¬
Dezember 1932 vor. Das Verzeichnis ist wiederum sehr reidihaltig und maschinen-Wettbewerb. — Montag, 5 Uhr: Deutschkurs, Leitung: Philip]»
wird Interessenten gute Dienste tun. Rodiwerg. — Dienstag, \'$ Uhr: Stenographie für Anfänger, Leitung:
Frau Postawelski. — 6 Uhr: Handfertigkeitskurs, Leitung: Frl. Lucic
Aschkenasy. — Mittwoch, 3 Uhr: Erwerbslosenveranstaltung im Volks¬
Chanukkafeier bildungsheim (Theater, Film, Kabarett oder Musik). — 8tägig, 5 Uhr:
Die Frauengruppe des Vereins selbst, israel. Hand¬ Sing- und Sprechchorkreis, Leitung: Kurt Nikolai. — 14tägig. 5 Uhr:
werker u. Gewerbetreibender veranstaltete wie alljährlich Arbeitsgemeinschaft über Wirtschaftsfragen. Leitung: Eugen Cohn. —
ihre Chanukkafeier am 26. 12. im Cafe Hauptwadie. Die 1. Vorsitzende Donnerstag, 5 Uhr: Turnen in der Annaschule, Leitung: Ed. Goldberg-
Frau Schwarzschild begrüßte die Anwesenden, Herr Bloch, der Leiter der liar Kochba.
Feier, sorgte für die nötige Stimmung. In bunter Reihenfolge brachten die Jeden Nachmittag kostenlose Verpflegung. Sdireibmasdiine zum Ueben
Kinder Gedidite und Lieder zum Vortrag, selbst die Kleinen von 3 bis 4 steht dauernd zur Verfügung. Zeitungen, Zeitschriften, Bücher. Schadi
Jahren sagten ihre Verschen her. Ein Theaterstück, dargestellt von vier¬ und sonstige Spiele.
zehn Kindern, fand lebhaften Beifall. Ein Kasperltheater, verfaßt und
gespielt von Siegmund Strauß, desgleichen von Frau Harris, fand ebenfalls Wohnräume
<0 viel Beifall. Frl. Fudis und Frl. Sommer erfreuten uns mit Liedervor- Die Wohnräume Bäckerweg 26, die jüdischen Frauen und Mädchen
•V trägen. Nach dem Entzünden des Lichtes hielt, wie alljährlich, Herr Rab¬ (in behagliches und schön eingerichtetes Heim mit und ohne Verpflegung
biner Dr. Horovitz die Festansprache und gedachte in seiner Rede des bei billigsten Preisen bieten, haben jetzt den neuen Fernsprech-
Silberhodizeitstages von Herrn und Frau Jos. Sdiwarzschild. Auch ein ■insdilnß 48296.
Chanukka-Mann fehlte nicht, und etwa 60 Kinder wurden beschenkt.

Verein Israelitischer Gehörloser E. V., Frankfurt a. M.


Jeden ersten Samstag im Monat, abends liO Uln-, Mouatsversamiiilung
im Cafe Hauptwadie, 1. Stock. Vorsitzender: Max Bhnnenthal. Porzellan¬
Jüdisdie Arbeitgeber! hofstraße 6.
Eine große Anzahl Frauen und Mädchen, die den Schabbos halten,
tüchtige Kräfte mit besten Referenzen, suchen dringend Arbeit. Viele Kriegsgräberfürsorge am Volksirauertag 1933
Mädchen, die Ostern die Schule verlassen, bangen um die Möglidikeit, Zu dem bevorstehenden Volkstrauertag (12. März 1933) wie zu Ostern
eine Lehrstelle zu finden. Helfen Sie uns! Melden Sie uns die Vakanzen und Pfingsten gibt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den
in Ihren Geschäften und Betrieben! Angehörigen der Gefallenen Gelegenheit, die Ruhestätten der Toten zu
schmücken. Die Beträge für* Bestellungen müssen bis zum 10. Februar,
Arbeitsnachweis der Weiblichen Fürsorge zu Ostern bis zum 12. April, zu Pfingsten bis zum 1. Mai d. J. auf dem
Langestraße 3 Telephon 25462 Postscheckkonto Kriegsgräberfürsorge Nr. 70 Frankfurt a. M. mit mög¬
lichst genauen Angaben über die Grabstätte eingegangen sein. Der Volks¬
bund erbittet Spenden für die Ausschmückung der vielen großen Kaino-
Jüdische Arbeitsvermittlung radengräber. «

Männlich

Arbeitgeber!
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nachweis, Tel. 26162 oder 28248, an.
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tüchtige, geschulte kaufmännische Angestellte wie: Detail- und Engros¬
verkäufer, Lageristen, Expedienten aller Brandien, Buchhalter, Steno-
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geprüfte Heizer für Privat- oder Geschäftshäuser.
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Seite 148

Feier des 15. Schwat


sein. — Nach ergänzenden Ausführungen von Dr. Georg L u b i n s k i
Die Gesellschaft für jüdische. Volksbildung veranstaltet Samstag. (Reichsaussdiuß der jüdischen Landesverbände), der besonders die Auf¬
II. Februar d. J., IT Uhr. in den Räumen der Arnold Lazarus- (Toynbee-) gaben hervorhob, die der organisierten und unorganisierten jüdi¬
Halle, Königswarterstraße 26. eine Chamischo Ossor bi-Schwof-Feier für schen Jugend auf dem Gesamtgebiet gestellt sind, kamen vor allem die
die jüdische Jugend. Schüler und Schülerinnen sind dazu eingeladen. Aerlrcler der bisher eingerichteten und in der Durchführung befindlichen
jüdisdien Freiwilligen Arbeitsdienste zu Wort. Zunächst schilderte F o 1-
Filmvorstellung in u n n - L c i p z i g die dortige Tätigkeit des Freiwilligen Arbeits¬
Am 5. Februar lauft zugunsten des Mädchenclnbs im Roxy-Palast um dienstes, die sowohl männliche Jugendliche (vor allem Bodenarbeiten),
Jl Uhr früh der Kulturfilm ..Rom. die ewige Stadt" und .,Grodc. ein wie auch weibliche Jugendliche (Nähstube. Kochen und Haushaltung)
Küustlerleben". Karten zum Preise von 0.50. 0.75 und 1.— Rin. erhältlich umfaßt, und der Kurse zur geistigen Schulung angegliedert sind: Sodann
im Vorverkauf: Mädchenclub, Lcftgestraße 5, Frau Clem Cramer. Fellner¬
gab M o ch - N e u e n d o r f eine eingehende Darstellung des größten
straße 7, Frau Iiene Darmstädter, Hammansf rafie 10, und an der
jüdisdien Arbeitsdienstes im La n.d werk N e u e n d o r f bei F ü r -
Tageskasse. •
stenwaldc (das im wesentlichen zusützlidien landwirtsdiaftlichen
Schreibmaschine gesucht Meliorationsarbeiten dient). Turnen und Gymnastik, sorgfältig gegliederte
Wer stellt dem Mädchenclub für einen Erwerbslosen - Kurs Kurse zur geistigen Schulung ergänzen die Arbeit, die sich bisher voll
unentgeltlich eine Schreibmaschine zur Verfügung? bewährt hat. Dr. B e r g e 1- F r a n k f u r t a. M. berichtete von den in
'Frankfurt unternommenen Versuchen. Frau Falke nberg-Bcrli-n
legte Ziele und Stand des in Fangsdileuse bei Erkner von der Orts¬
gruppe Berlin des Jüdisdien Frauenbundes eingerichteten Freiwilligen
Arbeitsdienstes für Mädchen dar (im wesentlichen Näh- und andere In-
Winterhilfe-Lotterie
standsetzungsarbeit für die Winterhilfe, verbunden mit mannigfachen
Der Preußische Wohlfahrtsminisier hat am 10. November 1932 die
Kursen). Sodann gab Frau Dr. M e y e r - W e d e 1 1- H a m b u r g , die
Veranstaltung der 25. Volksw Tohl-Lotterie zugunsten der Winterhilfe ge¬
auf Veranlassung der Deutsch-Israel. Gemeinde in Hamburg anwesend
nehmigt. Der Reinertrag dieser Lotterie soll Verwendung finden zur
Unterstützung Notleidender im Sinne der Winterhilfe. Die jüdische war, eine umfassende Darstellung der besonders beachtlichen, bereits
Wohlfahrtspflege ist an der Winterhilfe-Lotterie außerordentlich weitgehend durchgeführten Einrichtung des jüdischen Freiwilligen
stark interessiert, da ihr der Erlös aus allen durch ihre Organe verkauften Arbeitsdienstes für männliche und weibliche Jugendliche in Wilhel-
Lose restlos zufließt. Die jüdischen Wohlfahrtsstellen, die sich am Los¬ m i n e n h ö h e bei H a m b u r g (die männlichen jugendlichen werden
vertrieb beteiligen, dürfen von jedem verkauften Los — Preis 1 Rm. —
in landwirtschaftlicher und gärtnerischer, die weiblichen in allen Formen
50 Pfennig für ihre Wohlfahrtsarbeit im Rahmen der Winterhilfe ein-
der Hausarbeit beschäftigt). Auf die körperliche Pflege, Turnen und Gym¬
behalten. Der Rest von 70 Pfennig ist an die Zentralwohlfahrtssiclle der
deutsdien Juden abzuführen, die diese Beträge insbesondere für die nastik, auf Kurse zur geistigen Ausbildung, vor allein auch auf Musik,
Unterstützung der Wohlfahrisarbeit leistungsschwacher Kleingcmeinden wird größter Wert gelegt. Schließlich berichtete Direktor Glaser-
zu verwenden beabsichtigt. Die Zentralwohlfahrtssiclle richtet den drin¬ Breslau in einem Ueberblick über die im Zusammenhang mit den
genden Ruf an alle jüdischen Gemeinden und Wohlfahrtseinrichtuiigen, Jugendorganisationen im Gange befindlichen Bestrebungen in Breslau.
diese außerordentlich günsiige Gelegenheit zur Ergänzung ihrer knappen
Mittel im Wege des Losvertriebs nidit vorübergehen zu lassen, sondern Im übrigen befaßte sich die Ausspruche eingehend mit den Möglich¬
baldigst Losbestellungen zum kommissionsweisen oder festen keilen einer weiteren Ausdehnung des jüdischen Freiwilligen Arbeits¬
Verkauf an die Zentralwohlfahrtsstelle der deutsdien Juden, Berlin- dienstes. Es bestand der allseitige Wunsch, daß eine solche nach Möglidi-
Charlottenburg 2. Kantsirafic 15S. zu richten.
keit angestrebt werde. Dabei fällt der Hauptslelle für jüdische Wander-
fürsorge und Arbeitsnachweise der Ausarbeitung und Durchführung
Freiwilliger Arbeitsdienst und Selbsthilfe der sachlichen Projekte, dem Reichsausschuß der jüdischen Jugeud-
verbündc die Heranziehung der arbeitslosen jüdischen Jugend und die
der jüdischen Jugend jugcndpflegerisdie Betreuung zu.
In Berlin trat unter dem Vorsitz von Landgerichtsrat Dr. Lilienthal Ueber den weiteren Verhandlungsgegenstund .,S e 1 b s t h i I fe¬
kürzlidi die A r b e i t s g e m e i n s dl a f t für F ü r s o r g c f r a g c n il e s t r e b u n g e n der j ü d i s ch e n J u g c n d" berichtete eand.
zu einer zahlreidi besuditen Beratung zusammen. Anwesend waren außer med. Hans J a e o b - B e r 1 i n. Aus seinem Bericht ergab sich, daß die
den Vertretern aller Mitgliedsorganisationen audi solche derjenigen Ge¬ Berliner Selbsthilfe — ein Zusammenschluß junger erwerbsloser jüdi-
meinden, weldie an den praktischen Arbeiten, die den 'Hauptgegenstand sdier Handwerker — zwar keinen sehr großen Umfang besitzt, dal! sich
der Tagesordnung bildeten, besonderen Anteil haben. Iis sind dies die
aber das Prinzip der Selbsthilfebestrebungen in den verschiedensten
Gemeinden: Berlin, Breslau, Frankfurt a. M., H a in bürg handwerklidien Bertifsgruppen durdiaus bewährt hat. Voraussetzung für
und Leipzig. Nach einer Begrüßung durch den Vorsitzenden gab Dr. diese Selbsthilfetätigkeit ist in besonderem Maße die Führung der
K r e u t z b c r g c r in Ergänzfing seines umfassenden, in der Zeitschrift Gruppe und die Begründung und Erhaltung persönlichen und wirtschaft¬
..Jüdisdic Wohlfahrtspflege und Sozialpolitik" (August-September-Heft) lichen Gemeinschaftslebens. In der Aussprache wies A d 1 e r - 11 u d e 1-
erstatteten Berichts und an der Hand der wichtigsten neueren Literatur Berlin u. a. auf die große Bedeutung der Einrichtung von Wohn-
einen U e b e r b I i ck über den gesamten gegenwärtigen genieinsdiaften hin, die sidi auch als wirksames Mittel gegen die schwe¬
Stand des Freiwilligen Arbeitsdienstes: Dr. Kreutz- ren Gefahren des Schlafstellenwesens bewährt hätten. In der Ausspruche
berger sdiiofi sidt nodi einmal erneut nadidrücklidi denjenigen Schrift¬ wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, eine. Klärung der heute noch
stellern an, die unter klarer Ablehnung <'inrr nach militä risdien Vor¬ weitgehend unbekannten soziologischen und psychologischen Bedingungen,
bildern einzurichtenden Zwangsoiganisation in dem Freiwilligen Arbeits¬ unter denen die jüdische Jugend in den größeren und initiieren, beson¬
dienst eine produktive Arbeitserziehung sehen wollen, wobei besonderes ders aber audi in den Klein- und Landgemeinden lebt, in systematischer
Gewicht auf die jugciidpflegerischen und jugendfürsorgi'iischen Werte, zu Weise anzuregen und durchzuführen, worin eine besondere Aufgabe
legen ist. Es wurde sodann die Reditslage dargestellt und die außer-
und Möglichkeit der Arbeitsgemeinschaft liege. Des weiteren wurde die
ordentlidie Erweiterung, die der Freiwillige Arbeitsdienst sowohl in per¬
Möglichkeit besprochen, ähnliche Selbsthilfezusuuinienschlüsse wie in Ber¬
sönlicher wie in sachlicher Beziehung inzwischen erfuhren hat; eine Er¬ lin, audi in anderen Großgemeinden ins Leben zu rufen.
weiterung, der nur leider finanzielle Grenzen gesetzt sind. Im Vorder¬
grund steht die Förderung der in A r b e i t s i a g e r u unfergebraditen
Teilnehmer; nur ausnahmsweise sollen sonstige Bestrebungen gefördert Achawa
werden. In neuerer Zeit wird vor allem — und das ist audi vom jüdi-
Zu Ende des abgelaufenen Jahres fand eine V e r w a 11 u n g s -
sdieii Standpunkt von besonderer Bedeutung — in Anknüpfung an Vor¬
a u s s e h u ß s i t z u n g der Achawa statt. Der erste Vorsitzende, Herr
schläge von Führerinnen der sozialen Frauenarbeit der Frage des Frei¬
Oberlehrer E. Gut, erstattete einen Bericht über die Tätigkeit ides- Ver¬
will i g e n A r l> e i 1 s: d i e n s t e s für M ä d dl e n größte Aufmerk¬
eins im abgelaufenen Jahre. Der Verein hat durch den Tod seines
samkeit zugewendet. Tis wurden hierüber besondere Rcichsrichllinien er¬
zweiten Vorsitzenden, des Herrn Julius Goldschmidt, der dieses Ehren¬
lassen, aus denen das folgende hervorgehoben sei: Nach dem gegenwär¬
amt seit Jahrzehnten imie hatte, einen schweren Verlust erlitten. Herr
tigen Stajid der Erfahrung werden ..Dienstleistungen für Hilfsbedürftige"
Bankdircktor Emil Simon berichtete über die Finanzlage. Er gab be¬
— die selbstverständlich gemeinnützig und zusätzlich sein müssen — als
kannt, daß zur Ausschüttung der Jahresquolen ein Betrag von M. 2600.—
der besondere Inhalt des Arbeitsdienstes der Frau angesehen. Besonde¬
zur Verfügung stehe. Eine Reihe Bezugsberechtigter haben durch Yer-
rer Wert wird auf die sozialpädagogisdic Ausgestaltung mit Hervor¬
zichtleistung auf ihreu Anteil dem Vorstand die Möglichkeit gegeben,
hebung der Bedeutung der Freizeiten, vor allein auch der Gruppcu- eine Anzahl Witwen, die ein besonders geringes Einkommen' haben,
gemeinsdiaft, gelegt. Audi liier sollen in erster Reihe Arbeitslager etwas reichlicher • zu bedenken. Die Kasse ist von den Herren " Julius
gefördert werden, bei denen naturgemäß die Fragen der Führerinnen Kaufmann und Dr. Ernst Kahu geprüft worden. Irgendwelche Beanstan¬
ihre besondere Wichtigkeit besitzen. dungen haben sich nicht ergeben. An der Höhe der Mitgliedsbeiträge
Als weitere Sonderfrage wurde die Anwendung des Freiwilligen wurde nichts geändert. Für Ehrenmitglieder beträgt der Mindestjahres¬
Arbeitsdienstes auf die S t u d e n i e n in Form des sog. W e r k - beitrag M. 6.—, für aktive Mitglieder M. 4.—. Die aktiven M i t'g 1 i e -
ja h res dargestellt. Wenn auch hier, schon aus finanziellen Gründen, der werden dringend gebeten, ihren Beitrag für 1953 ohne weitere
kaum mit der vollen Verwirklichung mancher Pläne zu rechnen',ist, so Aufforderung auf das Postscheckkonto der Achawa, Pensions- und
wird dodi, bei dem verhältnismäßig großen Anteil der jüdischen Jugend Hilfskasse israel. Lehrer Deutschlands, Nr. 47452 Frankfurt a. M., ein¬
an der Zahl der Studierenden jedem praktischen Ergebnis in dieser zuzahlen. — Aufragen beantwortet der Sdiriftführer. der Achawa,
Frage vom jüdischen Standpunkt .größte Aufmerksamkeit zuzuwenden Herr Studienrat Walther Rothschild, Hammanstraße 5. \
Seite 149

Jüdische Erziehungsberatungsstelle
Beratung für Eltern und Kinder bei Erziehungs- und Schulschwierig- Veränderungen im Personenstand
keiten, Eschersheimer Landstraße 65 (Jugendheim). Die Beratungen sind vom 15. Dezember 1932 bis 15, Januar 1933
unentgeltlich und streng vertraulich. Auskunft erteilen: die Leiterin Frau
Dr. Alice Schau niberg, Eckenheimer Ldstr. 17, Tel. 56561, sowie die
Mitglieder des pädagogisch-psychologischen Ausschusses des israelitischen
Lehrervereins, Mittelschullehrer Julius Flörsheim, Günthersburg-Allee 43, Barmizwa-Feiern
und Lehrer Alfred Speyer, Baustraße 5. Um unnötiges längeres Warten
in der Sprechstunde zu vermeiden, ist vorherige Anmeldung erwünscht. Synagoge am Börneplatz: Fritz Nathan Nußbaum, Bleichstraßu 4 —
Bertram Vorchhcimcr, Lersnerstraße 30 a.
Jugenddienst
Hiiuptsyiiagoge: Julius Jonas, Bornheimer Landstraße 50.
Die Zentralstelle Jugenddianst (nach jehendj FürsorgO des jüdischen Frauen¬ Westendsynagoge: Herbert Strebcl. Sachsenlager II — Gurt Gerd
bundes Frankfurt a. M. will allen alleinstehenden jugendlichen eine ba-
ratende Helferin zur Seite stellen. Anfragen und Mitteilungen an die Geschäfts¬ Joseph Cohn. .Schloßstraße 1IT.
stelle Frankfurt a M., Langesir 3. Synagoge Unterlindau: Walter Rosen stock. Bettinaplatz 65.
Trauungen
Jakob 1. i c h t c n s t e i n , Lorch in Hessen mit Meli R <>s c n t h a 1.
Turn- und Sportverein Schild
Beerfelden im Odenwald — Fred B r i n i t z e r . Hansa-Allee 4 mit
• Am 11. Februar wird im Volksbildungsheim ein Lumpen- und Apuchen-
ball veranstaltet. Kostümzwang. Gäste sind herzlich willkommen. llansi Höxter, Fellnerslr. 6 — Alfred Oden h c i m e t , Dannccker-
Karten ä Mk. 1.— sind in der Geschäftsstelle (Wäschchaus A. Fuld. straße mit Nelli Marx, Martin-May-Straße 26 — Hans W o Ii 1 f a r t Ii ,
Schäfergasse 52) und an der Kasse zu haben.
Grüneburgweg 5t mit Alice Wolf, Rotlintstraße 6 — Kurt Fischöl.
Juhnstr. IT mit Herta Bach a r a o h , Sandweg 6 h — Richard K u Ii n .
Apolda mit Ciaire Hermann. Künigstrußc S5 — Martin Löwen-
t h a 1. Berlin mit Hösel M a n t h e i in. Seilerstr. 8 -- Albert Ii 1 u in c n -
Vereins- und Versamnilitngskalendep i Ii a I . Baiimwcg I mit Alice K a h n . Biiumweg 1 — Max S e Ii n s t o r .
Seligenstadt mit Erna Israel. Seligenstadt ■- Julius I! e i n h i> I d .
(Mitteilungen für die nächste Nummer müssen spätestens am Mannheim mit Joanne D o r n a c h e r . Mannheim Siegfried II i r s c- Ii .
22. Februar bei der Schriftleitung vorliegen.) Saalgasse 9 mit Ricka Schuster, Zeil 16 —- Fritz H a g e d o r n .
Talmud Thora-Verein. Bingen mit Sara Bock, Bingen -- Arnold M r Ii in . Sobernheim mit
Jeden Samstag nach Mincha (4 Uhr) im Hörsaal der Synagoge am Liselotte R e y m a n n , Auf der Insel 1<> — i'gfried II i r s c h I e r .
Börneplatz, Lehrvortrag Dr. M. König: „Die Ethik des Judentums
nach Pirke Aboth". Giintlier-burg-AHee 21 mit Greta Marx. Mannheim — Saloinoii Sta-

Freitag, 5. Februar s / o w s k y . den Haag mit Ji-ka S t a s z e w s k i . Gwiiincrst raße 24 -


Talmud Thora-Verein. Vortrag Dr. M. König im Hörsaal der Josef Aron P r c j / c r o i v i c / . l.angostr. 5 mit Erna F r i e d in a n u .
Synagoge am Börneplatz. liedineigrabonsl ruße 19 -- Dr. Hein/ Sülfeld. Viktoria-Allee mit
Montag, 6. Februar Betty A h r e n s . Gagernst rafte 36.
Verband jüdischer Frauen für Palästinaarbeit. Vortrag Frau Paula Sterbefälle
Frenkel: „Reiseeindrücke in Palästina und Rumänien", Cafe Falk.
20.30 Uhr. Heinrich Schloß, Mittelweg 27. 63 J. Arnold Abraham Glücks-
in a n n . Neue Krame 8, 76 J. — Sehende! Zipa Selz m a n n ;rc':. Urim-
Mittwoch, 8. Februar
Verein Montefiore. Beginn der Vortragsreihe „Berufs¬ berg. Emil-Claar-Straße 5, 71 J. — Siegimind 1. i c h t e n s t e i n , Wöhlor-
aussichten für Juden in Deutschland". 3 Referate: Dr. Eugen straüe 7. 64 J. -,- Bertha Iv o s e n l> e r g geb. Hirsch. Im Trutz Frank¬
Stern, Ref. Bernd Mayer, cand. ehem. Hans May: furt 40. 39 j. — Bertha Ma y er geb. v. Gcrsou. Homburg v. d. IL. 83 J.
„Aussichten in den akademischen Berufen". Eschersheimer
Landstraße 65, 20.45 Uhr. •— Leopold F r o m b e r g . Ger\inusst raße 20. KS J. Mendel Grüuc-
l> a ii in . Fulda. 61 J. — Robert Möhler. Im Prüfling 25. 71 J. --
Jüdischer Jugendbund. Vortrag Kurt Heinemann :
„Abwehr des Antisemitismus". Eschersheimer Landstraße 65, Kosalie C o hnst a e d l gel). Stern. llaii«a-Alloc 32. 79 J. — Mina I. o v i
21 Uhr. geb. II a Ii n . Wittelsbacher-Allee 4. 79 J. — Leo Ii a c h e n Ii e i in e r .
Freitag, 10. Februar Weikmarkt 9, 45 J. — Sofia Reich, geb. üppeiilieiiner, Oherweg 2S.
Talmud Thora-Verein. Vortrag. 81 J. — Salonion M e 1 a m e d . Rechneigrabenstrafie 11, 59 J. — Emma
Sonntag, 12. Februar Adels berger geb. Obernzenner. Altkönigstraße 4. 85 J. — Hana
Talmud Thora-Verein. Tehillim-Vortrag Rabb. Dr. H o f f m a n n. S e h a 1n i k o w geb. Westorinann, Kleists! raße 32. 52 J. F.ls« Lovi
Mittwoch, 15. Februar geb. Kuhn. Mauerweg 50, 46 j. — Eduard O p p e n ii e i m . Beetlioven-
Verein Montefiore. Vortrag Phil. Rochwerg: „Notwerk der straße 48. 71 J. — Julius K a h n , Schumannstraße 45. 75 J. — Selma
Jugend" und „F. A. D.", Eschersheimer Landstraße 65, 20.45 Uhr.
\V e i ß b a c Ii o r geb. Kann, Bauuiweg 29, 42 J. —- Ludwig S i in o n .
Jüdischer Jugendbund. Vortrag Kurt G o 1d b c c k : „Der AVchr- Grünebiirgweg 23 a, 72 J. — Frieda F 1e c k e n s t e i n geb. Simon.
gedanke". Esaiersheimer Landstraße 65, 21 Uhr.
Freitag, 17. Februar KornMumengasse 1, 70 J. — Abraham Lanoil, Jerusalem, 15 J. --
Josef Adler. Eschersheimer Landstraße 245, 83 J. Josef G c» 1 «I -
Talmud Thora-Verein. Vortrag Dr. Ph. Schlesinger.
Mittwoch, 22. Februar s c Ii in i (i t . Eschersheimer Landstraße 132, 60 J. — Franziska T ra u -
gott geb. Hanau, Leerbachstraße 7". 75 J. — Berta Adler geb. Marx.
Verein Montefiore. Vortrag Arthur Levy : Aussichten in kaufmän¬
nischen Berufen". Eschersheimer Landstraße 65, 20.45 Uhr. Marlin Luther-Straße 1. 62 J.

Jüdischer Jugemlbund. Vortrag Edgar Gcrsou : „Die wirtschaftliche


Lage der Juden in Deutschland". Eschersheimer Landstraße 65, 21 Uhr.
Donnerstag, 23. Febiy.ar

Jüdischer Frauenbund. Arbeitssitzung, Langes!ruße 3, 10 Uhr.


Sonntag, 26. Februar

Talmud Thora-Verein. Generalversammlung im Hörsaal der Svnagoge


ain Börneplatz nach Mindia.
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I

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J Expedition dieses Blattes
Seite 150
Statistische Übersicht Dezember 1932
(VorläufigeZiffern)

K M Summe Dez. 31 Jüd. Ehen Mischehen Unehelich Dez.31 Jüd. Ehen Mischehen Unehelich Dez. 31
1. Geburten: K! M K M K M K M K M K.| M K M K M K| M
a) jüd. Eltern . . 4
— —
4
— 8 10 4 1. Kind _ _ _ '"a _ _ _ _
b) Mischehen. . . — — --
— —
— — 2. „
_3 3
_ _ _ 7
2 i 7. " _ _ _ _
6. Kind
__ _ _
1.jüd. Vater. .
— — —
— — —
3. „ 1 1
_ . __
2.jäd. Mutter .
c) unehel.Gebarten — — —
5. „
— —— — — 10. u ————- — —
Summe • 4 4 8 10 4 10 4 — -
Le b e n s 3h r e
IL Todesfalle: bis 1 1 1—3 | 3-6 6-15 | 15—20 20- 30 30—40 40- A' 50-60 60- 70 | 70-80 | 80—90|üb. 90| Summe Dez.31
a) Männer "' 11 ~~ _ _ — 1 1 5 1 4 1 1 12 _
-16
— 3 2 1 6 1 3 1 15 17
c) Todesursache: MännerFrauen MannerlFrauen
d) Bestattungsart: III. Einsegnungen:
1. Krankheit . (Barmizwos und Konfirmationen):
2. Unfall . . 1. Erdbestattungen .
3. Selbstmord. a) Knaben......
2. Feuerbestattungen
A 1t e r der Ehega Ifen Zahl Dez. Mlsdieben
unier 20 20--25 25--30 30-35 1 35—40 . 40—501 50—60 60--70 der Jude mif Jüdinmit Dez. 31
IV. Eheschliessungen: Ml F M F M F M| F 1 M | F MI F 1 M | F M1 F Ehen 1931 Nichtjüd.Nichtjude
_ _ 3 1 3 1 1 — 1 — - —
— —
a) Nach kons. Ritus ■ . . — — — 1 3 2
— 1 2
1- ~ — 1.— — — — 8 3
— — —
bj nach lib. Ritus ....
c) ohne Mitwirkung der Gem.
— 2 2
3
3
3
4 2
1
3 2-2 2 1 | 1
— — — 4
12
5
13 4 5 2 1
er Ehe atten Zahld. hiervonin
V. ^Ehescheidungen: 30—35 PN Schei- 2. Ehe ] 3.Ehe
M | F I M35y-40 | düngen MI F | M |
a) Nach kons. Ritus.....
b) nach lib. Ritus......
c) ohne Mitwirkung der Gemeinde
VI. Austritte: VII. Wiedereintritte:
a) aus dem Judentum .... a) in das Judentum.....
b) aus der Gemeinde..... 13 b) in die Gemeinde.....
c) von den Ausgetretenen gehören c) von den Eingetretenen gehören
einer 'anderen Gemeinde an . 3 einer anderen Gemeinde an
Ledige Verh a**»1e Summe
VUI. Aufnahmen: IX. Zuzüge und Wegzüge: M Zahl der Zahl d. Personen
Familien I F M | F
a) Zuzüge von auswärts
Summe Dez. 31 1. aas Deutschland. . . ■ .
2. ans dem Ausland ....
3. unbekannt.......
a) Männer b) Wegzüge nach auswärts
1. nach Deutschland ....
b) Frauen 2. nach dem Ausland ....
3. unbekannt.......
Sa. | 8 | 10| 212

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Seite 151
Abkürzungen: A = Abendgottesdienst J G = Jugendgottesdienst
Gottesdienstliclier Anzeiger V = Vormittagsgottesdienst
N = Nachmittagsgottesdienst
Pred. = Predigt
Lehrv. = Lehrvortrag

1933 5693 Wochen¬ Konservativer Ritus Liberal er Ritus


Febr./März Schwat/Adar abschnitt Bockenheim Krankenhaus
Börneplatz I lauptsynagoge Westendsynagoge

Freitag .... 3. 7. A 17 17 17 17.15 18


8. V 7 .I-G. Seligmann
Samstag . . . 4. Thoravorlesung:
Bau (.lugendchor)
(II.B.M.Kap.10,1 ff) „ 8.15 8.45 8.15 9.30 9.30
Haftoro: N 13 u. 16 16 17.15 16
Jerem.
(46, 13—27)
A 18.15 1815 18.15 18.15 19
Sonntag . . . 5. 9. V 7.15 6.30 7.30 7.30
N 17 16.30 19
Wochentage 6.—10. 10.-14. V 6.45 6.30 7.30 7.30
N 17 16.30 19
Freitag .... 10. 14. A 17.10 17.10 17.10 17.15 18
15. V 7 J.-G. Salzberger Pred. Seligniann
Samstag . . . 11. Thoravorlesung:
Beschallach
(II. B M. Kap. 18,17 ff.)
, 8.15 8.45 8.15 9.30 9.30
Haftoro: N 13 u. 16 16 17.25 16
Richter
(4, 4—24, 5, 1—31) A 18.25 18.25 18.25 18.25 19
Sonntag . . . 12. 16. V 7.15 6.30 7.30 7.30
N 17 16.30 19
Wodientage 13.-17. 17.-21. V 6.45 6.30 7.30 7.30
N 17 16.30 19
Freitag .... 17. 21. A 17.20 17.20 17.20 17.30 18
22. V 7 Lehrv. Vogelatein Pred. Salzberger
Samstag . . . 18. Thoravorlesung:
Jisrau
(II. B.M. Kap.18,1 ff.) 8.15 8.45 8.15 9.30 9.30
Haftoro: N 13 u. 16 16 17.35 16
Jes. (6,1— 13,7,1-6,
9,5-6 A 18.35 18.35 18.35 18.35 19
Sonntag . . . 19. 23. V 7.15 6.30 7.30 7.30
N 17.15 16.30 19
24.-28. V 6.45 6.30 7.30 7.30
Wochentage 20.-24.
N 17.30 17.30 16.30 19
Freitag .... 24. 28. A 17.30 17.30 17. 30 17.45 18
Samstag . . . 25. 29. Thoravorlesung: V 7 Lehrv. Vogelstein Pred. Seligmann
Mischpotim
(lI.B.M.Kap.21,1 ff) » 8.15 8.45 8.15 9.30 9.30
Parschas Schkolim Pred. Seligmann
Haftoro: N 13 u. 16 16 17.45 16
II. Könige
(12,1-17) A 18.45 18.45 18.45 18.45 19
Sonntag . . . 26. 30. V 7.15 6.30 7.30 7.30
N 17.30 16.30 19
Wodientage 27.-3. 1.-5. V 6.45 6.30 7.30 7.30
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Seite 152

Verzeichnis der unter Aufsicht Betr. Geflügel.


Das von den Sdiäditern unserer Gemeinde gesdiäditete Geflügel trägt
der Rilualkommission stehenden Geschäfte. folgende Kennzeidicn:
Zur Beachtung! t) eine Plombe mit dem Monatsdatum und dem Zeidien der Ge¬
meinde,
Die Ritual-Kommission übernimmt die Gewähr für rituelle 1 u -
Tcrlässigkeit nur bei den nachstehend aufgeführ¬ 2) einen Zettel, auf welchem Tag und Stunde des Schächtens ver¬
ten Firmen. Im übrigen besteht Veranlassung, die Bezieher ritueller zeichnet sind.
Fleisdiwaren darauf hinzuweisen, dafl die Geschäftsankündi¬ Auf vorstehende Zeidien ist bei Kauf von Geflügel insbesondere
gung „koscher" nicht immer eine Gewähr für einwandfreie rituelle in nicht unter Aufsicht stehenden Geschäften genau zu achten, da das
Beschaffenheit der angebotenen Fleischwaren bietet. Geflügel, wenn mehr als dreimal 24 Stunden nadi dem Schäditen ver-
Es wird besonders darauf hingewiesen, daß die Ritual-Kommission für stridien sind, nicht mehr als kosdier betrachtet werden darf.
die rituelle Zuverlässigkeit der im Anzeigenteil des Ge¬
meindeblattes empfohlenen Waren keine Gewähr übernimmt, Ritualkommission der Israelitischen Gemeinde.
soweit es sich nicht um Geschäfte handelt, die ihrer Aufsicht unter¬
stellt sind. Geflügelsdiächten.
Restaurationen:
Restauration Rosiner, Zeil 44 I., H. 22710 Die Gcflügelschächtstelle befindet sidi im Keller der Markthalle Hasen¬
Frühstücksstube I. Kaiser, Weserstr. 17, Tel. 28510 gasse gegenüber dem Fischmarkt. Am Mittwoch 7%—9% Uhr und Freitag
Mensa Academica Judaica, Eschersheimer Landstraße 65 7—9% Uhr ist dort einer unserer Sdiöchter anwesend.
Milchhandlungen:
Max Grünebaum, Rechneigrabenstrafie 8 Zur Beachtung!
S. Einhorn, Ostendstrafle 1, C. 472S2 Es wird besonders darauf hingewiesen, daß die Ritual-Kommission der
Sch. Rorberger, Mainstraße 22 isr. Gemeinde für die rituelle Zuverlässigkeit der im Anzeigenteil des
Milchkuraustalt Gutleuthof, Gutleutstraße 335, Spessart 63996, Gemeindeblattes empfohlenen Waren keine Gewährung übernimmt, soweit
Kur- und Haushaltungsmileh in verschlossenen Flaschen es sidi nidit um Geschäfte handelt, die ihrer Aufsicht unterstellt sind.
Kolonialwarenhandlungen:
A. Metzger, Zeil 27, H. 21293
J. E. Schimmel, Fisdierfeldstrafie 20, Hansa 28829 Ende des redaktionellen Teils. Abgeschlossen 30. Januar 19:3:).
Bäckereien und Konditoreien: Die nächste Kummer erscheint tun 3. März. Annahmescliliiß für
Max Levi, Börneslraße 50 und Hanauer Landstraße 27, H. 29525
Julius Loeser, Gr. Esdicnheimerstr. 72, Hansa 27471 redaktionelle Hei träge 20., für Anzeigen 23. Februar.
Phil. Schönbach, Sandweg 37, C. 44164
J. E. Schimmel, Fischerfeldstraße 20, Hansa 28829
Eduard Stahl (S. Goldsdimidt Nadif.), Redineistraße 8, H. 25S58
L. Rokowsky, Am Sdiwimmbad 9, Hansa 24824
Metzgereien:
Simon Grünebaum, Börnestraße 1, Hansa 28529 Geschäftliche Mitteilungen
Adolf Heß, Langestraße 37, Hansa 23385 Auf die Anzeige des Israelitischen .Mäddienstil'ts, Rückertstraßc 49,
Hermann Kösteridi, Eschersheimer Landstraße 40, Z. 55772 wird besonders hingewiesen.
Sigmund Levita (J. Grün), Weberstraße 12, Zepp. 55555
B. Strauß, Wwe., Mainstraße 13, Hansa 25826 Warum heute erst redit wieder Dr. Thompson's Sdiwanpulver? Bereits
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Die unter unserer Aufsidit stehenden Metzgereien und Wurstlereien zwar mit „Perwadis"' bohnern, dehn „Perwachs" macht nidit glatt und
haben sich verpflichtet, ihre Fleisch- und Wurstwaren stets genau zu den verbreitet erfrischenden Tannenduft. Wie oft hat der Man« über das
jeweils von der Fleischerinnung veröffentlichten allgemein gültigen Preisen unangenehme Bohnern geschimpft, weil der Boden so sehr glatt war und
üble Bohuerlui't das Zimmer erfüllte. Bohnern Sie mit „Perwadis", Sie
madien bestimmt Freude. Mit „Perwachs" bohnern erspart Geld, Zeit
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Auftragen sofort poliert. Türen, Leder, Möbel. Stein- und Marmor¬
plauen, farbige und Lack-Schuhe erhalten ebenso wundervollen Hodi-
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Durchsicht empfehlen.
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seine angebliche
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Die Erklärung
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JUGEND UND GEMEINDE

Beilage zum Frankfurter israelitischen Gemeindeblatt


Herausgegeben von der Jugendkomm ission der Israelitischen Gemeinde _
Nr. 6 FEBRUAR 1933
Alle Artikel sind persönliche Meinungsäusserungen der Verfasser, die Schriftleitung der Beilage übernimmt nur die pressgesetzliche Ver¬
antwortung. — Beiträge für die Beilage und Zuschriften sind an den Schriftleiter der Beilage, Ernst Holzer, Corneliusstrasse 8, zu richten.

JUGEND UND SOZIALARBEIT

Sozialarbeit und politische Haltung


Es soll in diesem Aufsatz nicht über die praktischen Arbeils- Inzwischen haben sich aber die Verhältnisse wesentlich ge¬
möglichkeiten in der Fürsorge gesprochen werden, sondern es ändert. Die Zahl der .Menschen. ..die an der Aui'rechterhaltung
soll etwas darüber ausgesagt werden, mit welcher inneren des gegenwärtigen Wirtschaftssystems objektiv interessiert
Haltung man heute w,ohl au soziale Arbeit herangehen muß. sind", wird immer geringer. Nach einer Berechnung von Oskar
Als eine Selbstverständlichkeit erscheint es mir, daß Menschen, Fried gibt es unter den :ö'-.- Millionen Erwerbstätigen in
die sozial arbeiten wollen und können, eine bestimmte Haltung Deutschland nur rund luOC.iiu. ..die wirklich ohne Sorgen, aus¬
mitbringen, die sich kundgibt in dem Willen zur Hilfe- kömmlich und gut leben können'".*-) Die Jugendlichen
1 6 i s t u n g und in dem Bewußtsein der V e r a n t w o r t- ..Radikalisierung der Jugend" ist ja geradezu ein Schlagwort
lichkeit für ein menschenwürdiges Dasein der Mitlebenden. geworden —■ stehen zum weitaus größten Teil' nicht mehr auf
Ja, aus diesem Verantwortungsgefühl entspringt erst der Wille dem Boden des gegenwärtigen Systems. Die ungeheure wirt¬
zur Hilfe. Das ist wohl — mit dürren Worten angedeutet — schaftliche Not bedingt dies. Aeitere Menschen, vor allem
die eigentliche Grundhaltung des zur sozialen Arbeit bereiten solche, die aus dem Bürgertum kommen, und deren wirtsehalt-
Menschen. Aber .diese Haltung genügt nicht, sie genügt zum liche Lage völlig erschüttert ist. neigen trotzdem oft zu einer
mindestens heute nicht mehr. Stabilisierung der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung. Sie er¬
hoffen eine „Wiederherstellung" ihrer „geordneten" wirtschaft¬
In Zeiten des wirtschaftlichen Wohlstandes, in denen es
lichen Verhältnisse von ..früher", das Ziel ihrer Wünsche ist
noch eine verhältnismäßig breite Schicht von Menschen gab,
eine in die Zukunft projizierte Vergangenheit. Die meisten
die kaum materielle Sorgen hatten, empfanden es gerade je^e
Jugendlichen hingegen haben eine wirtschaftliche Sicherheit
Menschen als ihre Pflicht, Wohltätigkeit zu üben und das Elend
nie kennen gelernt, und selbst die Lage der wenigen wirtschaft¬
zu lindern. Man war „wohltätig", man „arbeitete sozial" - —
lich einigermaßen Gesicherten kann sich heute von einem auf
das war fast eine Selbstverständlichkeit. Man hatte gerade
den andern Tag fundamental ändern. Die selbstverständliche
in diesen Kreisen gar keine Veranlassung anzunehmen, daß
Folge davon ist. daß die Jugendlichen eine Lösung ihrer Not
das Elend in irgendeinem Zusammenhang mit der Wirtschafts¬
von dem Neuen erwarten, das geschaffen wertlen muß und
ordnung stünde. So entstand der Typ jener Menschen, die die
kommen wird.
Verpflichtung in sich fühlten, wohltätig zu sein, ohne die Fra^e
nach der Wurzel und dem Ursprung des Elends und damit Die wirtschaftliche Lage der Jugendlichen und die aus ihr
nach seiner Beseitigung zu stellen. Diese Menschen bejahten resultierende Einstellung zum gegenwärtigen Wirtschafts¬
bewußt oder instinktiv die G e s e 11 s c h a f t s o r d n u n g , in system bedingt aber auch ein.e veränderte Haltung zur Sozial-
der sie lebten, und glaubten durch Wohltätigkeit den Vorzug arbeit. Wenn wir heute Sozialarbeit leisten, so wollen wir
ihrer sozialen Lage verantworten zu können. Man isolierte die nicht lediglich helfen und ü.idern unter stillschweigender An¬
soziale Arbeit, betrachtete sie als ..rein menschliche" Aufgabe erkennung der Unveränderlichkeit des Wirtschaftssystems, in
und übersah, daß man diese Arbeit auch aus einer ganz be¬ dem wir leben, sondern wir leisten Sozialarbeit mit dem Willen
stimmten politischen Haltung heraus leistete. Man trennte die zur fundamentalen w i r t s c h a f 11 i c h e n V e r ä n d e r u n g.
Sphären des Sozialen und'des Politischen und glaubte, daß es Wir haben erkannt, daß die frühere, scheinbar unpolitische
so etwas wie eine unpolitische, neutrale Sozialarbeit gäbe. Mit „Caritas" bewußt oder unbewußt aus dem Gesichtspunkt der
dieser These von der Unabhängigkeit der Sozialarbeit von der Erhaltung des Bestehenden heraus geschah, und wir wissen,
politischen Einstellung verdeckte man die eigene politische daß die weltanschauliche Haltung, aus der heraus man Sozial¬
Haltung, deren man sich oft gar nicht bewußt war, die Hal¬ arbeit leistet, die Art der Arbeit grundsätzlich bestimmt. Wenn
tung nämlich, die auf die Erhalt u n g des bestehenden Wirt¬ gerade heute immer wieder auf die ..rein menschlichen" Quali¬
schaftssystems gerichtet war. Für den Menschen aber, der er- täten des Helfenden hingewiesen wird, darauf, wie sehr sich der
h alte n will, kann sich die Sozialarbeit nur auf das „Lindern" Fürsorger einleben muß in das Leben derer, denen er Hilfe
der Not und das „Ausbessern" beschränken: denn er will die bringen will, so können wir dein nur zustimmen. Andererseits
„Ewigkeit" der Gesellschaftsordnung, in der er aufgewachsen läßt aber gerade die Ueberbetonung dieser fast selbstver¬
ist, begründen, er ist am „Sein" orientiert und nicht am ständlichen Voraussetzung in unserer Zeit den Verdacht auf¬
„Werden". 1) Das ..Sein" seiner Zeit wird für ihn zum m e n s e h- kommen, daß die Menschen, die 1 e d i g lieh diese seelische
lichen Sein schlechthin, und so werden alle wesentlichen Haltung des Helfenden fordern, damit die ebenso w e s e n t -
Formen seines Lebens zu m e n s c h I i c h e n Formen liehe Forderung der weltanschaulichen und politischen Ent¬
schlechthin. In unserem Zusammenhang: die Fürsorgearbeit scheidung vergessen oder besser: verdrängen.
einer bestimmten Gruppe in einer bestimmten Zeit wird zu Wir verlangen also von dem Menschen, der soziale Arbeit
der Fürsorgearbeit überhaupt.
2) Vgl. Frdr. Pollcxk, Die gegenwärtige tage des Kapitalismus und
*) Vgl. dazu: M. Horkheimer, Bemerkungen über Wissenschaft und
die Aussichten einer planwirtschaftlithen Neuordnung, a. a. O. S. IT.
Krise. ZciUchr. f. Sozialforschung. Jhg. 1. 1952. Heft 1/2, S. 3.
Seite 154

leisten will, daß er nicht nur den -allerdings unbedingt not¬ heit gegenüber der Not jedes Mitmenschen und den Wallen
wendigen Willen hat, seinem Mitmenschen zu helfen, sondern zur Veränderung der Gesamtsituation. Wenn wir mit
daß er sich auch politisch entscheidet oder zum mindesten den dieser Haltung an die Arbeit herangehen, wird es uns klar
Willen zur politischen Entscheidung mitbringt. Die Sphären werden, wie sehr soziale Arbeit fast in jedem Einzelfall heute
des Politischen und Sozialen sind nicht von einander Stückwerk bleibt, wie wenig wir in Wirklichkeit tun können.
zu trennen — das beweist zum Beispiel jede Etatberatung in Gewiß, wir werden jede, auch die kleinste Möglichkeit zur
Reich. Ländern oder Gemeinden — und wer behauptet, ledig¬ Hilfe ausnützen — dazu gehört übrigens, nebenbei gesagt, eine
lich aus ..reiner Menschlichkeit" Sozialarbeit zu leisten, ganz gründliche Sachkenntnis; der Glaube aber an eine Bes¬
schafft sich damit eine Ideologie, die dazu dient, den eigenen serung und an ein erstrebenswertes Ziel wird uns davor be¬
Standpunkt zu verdecken und als den absolut richtigen und hüten, verzweifelt über unsere Ohmnacht dem Elend gegen¬
menschenwürdigen erscheinen zu lassen. Wir fordern damit, über die soziale Arbeit aufzugeben. Erst von unserem Ziel her
daß Menschen, die in der Sozialarbeit beruflich oder ehrenamt¬ erhält die Sozialarbeit heute ihren Sinn.
lich tätig sind, zweierlei mitbringen: Aufgeschlossen¬ Rosy Epstein

Vom Menschlichen
We.im man mit irgendwelchen Illusionen von Helfen¬ keine wirkliche Antwort. Von dem Augenblick an, wo wir
können und Aendernkönnen an die Menschen herankommen ernsthaft gespürt haben, daß uns das fremde Leben angeht
wollte und in diesem Glauben an die Arbeit — Fürsorge für und fordert, kommt es nicht nur darauf an, die Bedingtheit
gefährdete Jugendliche — gegangen ist, so ist die erste Aus¬ zu seilen und zu verstehen, sondern die Bedingungen, die zu
wirkung, daß einem diese Illusionen gründlich vergehen. Und all diesem Leid geführt haben, zu ändern. Sicher ist vieles
zwar so gründlich, daß nicht der 'kleinste Rest Glauben an erbbedingt, viel mehr aber milieubedingt. Man, braucht nur zu
den Sinn irgendwelcher Bemühung übrig bleibt. Ich sage ab¬ sehen, aus welchen Kreisen fast alle gefährdeten Mädchen
sichtlich „irgendwelcher", denn das Entsetzen, das einen da und die meisten Hilfsschulkinder kommend Wieviel Schuld hat
befallen kann, ein Entsetzen vor soviel Unwürdigkeit und Ent¬ an allen „Verfehlungen" das Leben in den engen, häßlichen,
artung, kann einen Zusammenbruch des ganzen bisherigen überfüllten Altstadtwohnungen? Und vor allem, wieviel Schuld
Welt- oder besser Menschenbildes veranlassen. Man will gar hat- der Druck der Arbeitslosigkeit, die — oft unbewußte —
nicht mehr helfen. Das ist ja so sinnlos. t Man möchte nur da¬ Verzweiflung über die Sinnlosigkeit eines Daseins, dem nicht
vonlaufen, weit weg. mehr die Möglichkeit gegeben ist, die eigene Existenz aus
Doch das geht nicht. All das läßt einen zunächst wider eigener Kraft zu erhalten? Nichts aber zerfrißt mehr Mut
Willen nicht mehr los. Aber je mehr man die tieferen Zu¬ und Glauben, Selbstvertrauen und Selbstachtung als das Ge¬
sammenhänge -erkennt, desto mehr sieht man ein, daß es einen fühl, nicht gebraucht zu werden, noch nicht einmal zur Be¬
ja auch nicht loslassen darf, daß es keine Dinge gibt, vor streitung des eigenen Unterhalts. Wieviel Schuld hat das
Nicht-mehr-Wissen wohin mit sich, und seiner freien Zeit? Und
denen man weglaufen darf, daß .man sich allem stellen muß
und versuchen soll, Antwort zu geben. Zunächst kann man zu all der inneren Ausweglosigkeit kommt noch der Hunger.
nur die Erfahrung registrieren, sein Bild vom Menschen um¬ Es ist eigentlich unnötig zu sagen, welche Konsequenzen wir
daraus ziehen müssen. Oder sollte dies alles uns etwa nicht
bauen und immer tiefer merken: dies alles gibt es, so trübe
sieht die Schattenseite aus und solche Möglichkeiten sind im dazu aufrufen, mitzuhelfen eine Wirtschaftsordnung
Menschen! Das führt aber schließlich immer stärker zu dem zu ändern, die zu solcher Not und Ausweglosigkeit geführt hat?
Bewußtsein: solche Möglichkeiten sind in allen Menschen, Kann man aber nicht mehr tun als Erfahrungen machen
auch in mir: denn je mehr man erfährt und lernt von dem und persönliche und politische Konsequenzen ziehen? Gibt es
Leben dieser Menschen, desto mehr weiß man, wie sehr alles also doch keine direkten Möglichkeiten in der Jugendwohl¬
bedingt ist, abhängig von Vererbung und Milieu. Wie wäre fahrtspflege? Zunächst meinte ich wirklich, es gäbe keine sol¬
ich, wenn ich dies alles erlebt hätte, wenn ich diese Eltern chen im heutigen Wirtschaftssystem. Aber immer mehr merke
gehabt und in diesem Milieu aufgewachsen wäre? Diese Frage ich, wie unwirklich eine solche Meinung ist. Ich glaube heute,
taucht dann notwendig auf. Von diesem Augenblick an ist das daß eine Antwort, die nur im Erfahrungen machen und daraus
Sichstellen kein bloßes Registrieren mehr. Durch die Erkennt¬ Konsequenzen ziehen besteht, nur eine halbe Antwort ist, selbst
nis der Bedingtheit jedes Menschen überwindet man mehr und wenn die Konsequenzen ernsthaft im Hinblick auf das Schick¬
mehr das sinnlose, ungerechte Sichdistanzieren und Abwenden¬ sal des andern gezogen werden (politische Arbeit). Dasein
wollen, das aus dem instinktiven Schrecken eines bürger¬ .-.und sich ganz zum.andern hinwenden und ihm das
lichen, wohlbehüteten Menschen kam und sieht dann im An¬ Bewußtsein geben, daß seine Not einen angeht, trotz dem
dern den Menschen, dessen Schicksal einen angeht. Und dieses Wissen, daß damit nur selten etwas geschieht, ist erst die
Bewußtsein wird umso stärker, je mehr man Menschen be¬ rechte Antwort. Wir wissen ja nicht, wann etwas geschieht.
gegnet und nicht nur Vorgänge aus Akten liest. Immer deut¬ Ich weiß nicht, ob nicht z. B. doch etwas damit geschehen
scher weiß man: all das, was der andere trägt, trägt er ja ist, daß ein kleines Mädchen, das ein sehr liebloses Zuhause
für mich mit. Es ist nicht mein Verdienst, daß ich nicht in hat, und mit dem ich mich einmal länger beschäftigte, als es_
diese schwierige Situation geboren bin. aber meine Sache ist auf seine Mutter wartete, mich jetzt immer freudig begrüßt,
es, mich davon anrufen zu lassen und damit fertig zu werden. wenn es mich auf der Straße sieht. Aber sich etwas zugute
Denn da all dies Dunkle, Schwere meistens nicht nur persön¬ tun auf seine -Wirksamkeit, ein Aufgehen in Vielgeschäftigkeit
liche Schuld ist, kann es auch nicht nur persönliches Schick¬ mit dem Gefühl, daß maa lauter wichtige und welterschüt¬
sal sein, sondern muß eine Frage an uns alle sein, an alle, ternde Sachen tut, das ist meiner Meinung nach das Schlimmste,
die die Welt im Sinn haben wollen und nicht ihr unwichtiges was es in der Wohlfahrtspflege geben kann. Immer dann, wenn
Kinzelleben. Eine Frage, die man beantworten muß, indem man man das Gefühl hat, man ist der gebende Teil, ist es schief
Konsequenzen aus dieser Wirklichkeit zieht. und der Wirklichkeit nicht -ent.T-piechend. Und dabei ist jene
Konsequenzen? Zunächst, indem man sich müht, dauernd gewisse „Menschlichkeit und Güte", die sich nicht zu dem
standzuhalten und sich treffen zu lassen. Man merkt dann, wie andern hinwendet, sondern zu dem armen Menschen „her¬
leicht man immer wieder ausweicht, und wie überall Menschen unterbeugt", so schief und entwürdigend und bewirkt ganz
ausweichen. Oder ist es kein Aus-deni-Wege-Gehen, wenn man das Gegenteil des Gewollten. Es ist nicht entwürdigend, sich
sich allmählich innerlich bedeckt hat mit einer Kruste von helfen 'zu lassen. Aber ahhäigig zu'sein, sijh helfen lassen
Gleichgültigkeit und Gewöhnung. Wenn n.m müssen von einem Menschen, der sich darauf etwas zugute tut,
„Fälle" sieht, die nur in den Dienststunden vorhanden sind, mit einer wohlwollenden Gönnermiene einem, dem man
und die in den Innenraiun in dem das „private" Leben sich ab¬ Recht und Menschenwürde gestohlen hat, das gibt, was nur
ein kleiner Teil des ihm Zustehenden ist, das ist entwürdigend.
spielt, nicht eindringen. Das ist keine besondere Eigenschaft Und ein paarmal schon habe ich, wenn ich außerhalb des
vieler Wohlfahrtsbeamter. Ueberall kann man ja mit der
Wirklichkeit zusammenstoßen, und überall haben Menschen Dienstes mit solchen Menschen sprechen konnte, den Haß er¬
Schutzvorrichtungen, um nicht getroffen zu werden. Es kommt lebt, der in ihnen durch eine gewisse „Behandlung" aufge¬
darauf an, dauernd wach zu sein. Wir dürfen also unsere so wacht ist, und der sie sich zuschließen und unnahbar machen
gegebene Situation nicht zu leicht nehmen, das ist die eine läßt, wenn sie hören, daß man von der „Fürsorge" kommt.
wichtige Konsequenz. Aber diese Konsequenz reicht nicht aus. Dies alles, was für die berufsmäßige Wohlfahrtsarbeit gilt,
Es kommt für uns ja nicht nur darauf an, unser persön¬ gilt natürlich auch für die freiwillige Hilfe. Auch hieT gibt es
liches Leben verantwortlich zu gestalten, das wäre noch Möglichkeiten. Aber immer, wenn wir Hortarbeit :r.:ic!:e.i, Pfleg-
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schatten oder Schutzaufsiehten übernehmen, und ähnliches tun, die mau bekommt, wenn man merkt, daß die Erfahrung, die
müssen wir zunächst einmal unsere Illusionen, unsere unbe¬ uns aus dem Wissen von dem Leben dieser Menschen kommt,
scheidenen Forderungen begraben. Wir müssen herangehen viel mehr ist als das, was wir im besten Falle tun.
mit dem deutlichen Wissen' um die Begrenztheit un¬ Helene Kahn
serer Möglichkeiten und mit der Bescheidenheit,

Wie Jugend der Jugend helfen kann


In den Beziehungen der Menschen zueinander nimmt die die Fürsorgearbeit befruchtenden Ergebnis geführt werden. In
Sozialarbeit einen großen Raum ein. Jugend wird durch sie der Praxis wird diese Arbeit Schritt für Schritt vorwärts gehen.
erfaßt und will an ihrer Gestaltung mitarbeiten. In normalen Den Anfang bildet eine Besprechung des Gewollten, dann folgt
Zeiten fand die Wechselwirkung "zwischen Sozialarbeit und Kleinarbeit und dann erst ein allmähliches Hineinwachsen in
Jugend in der Schaffung von Organisationen der J u g end- die Arbeit.
pf lege ihren Ausdruck, die auch noch heute von den Förde¬ Die Bünde müssen sich untereinander verständigen, um je
rern der Sozialarbeit unterstützt werden. Die Erzieher übten
nach ihrer Einstellung Verbindung mit den Zöglingen der
und üben auch heute noch ihren Einfluß auf die Jugendvereine Heime zu erhalten. Es können außer Cnterhaltungsabenden
aus. Revolution entstand, als die Jugendbewegung jeden Ein¬ in allen Heimen Fahrten mit den Jugendlichen der Heime
fluß von außen ablehnte und den ,.W i 11e n zur eigene n unternommen werden. Auch eine große Anzahl von Kindern
Verautwort u n g" sich zur Devise machte. War bis zur und Jugendlichen, die nicht in Heimen untergebracht sind,
Entwicklung der Bewegung Jugend passiv, so wollte sie in¬ wäre durch gemeinsame Spaziergänge und Fahrten zu er¬
Zukunft aktiv, gestaltend, wirken. Nachdem jetzt Jugend¬ fassen. Daß man die bereits in die Bünde eingereihtem Er¬
pflege und J u g e n d b e w e g u n g derart ineinander über¬ werbslosen besonders behutsam betreut, ist ganz selbstver¬
gehen, nachdem die Jugend in einer chaotischen Zeit groß ständlich. In den Ferien können außer der Ferienkolonie - •
wurde uud die Sozialarbeit — Sozialpolitik und Fürsorge — die immer nur einem bestimmten Kreis von Nutznießern zu¬
Frage des täglichen Lebens geworden ist. ist in dieser Zelt gute kommt — Ferienveraust;>!tuügeu unter Eiebeziciituig der
Jugend mit Sozialarbeit unlösbar verbunden. Obwohl der Ge¬ Schüler und Jugendlieben KrwcrtMosen gemach; werden. Das
danke des Mitbestimmungsrechtes im Vordergrund stehen Erwerbslosenheim der jüdischen Jugend und der Freiwillig-
müßte, ist bedauerlicherweise festzustellen, daß heute praktisch Arbeitsdienst bieten noch eine Reihe von Möglichkeiten. Dar¬
die Jugend keinen Einfluß auf die Sozialarbeit hat. über hinaus muß aber auch erreicht worden, in der offenen
Gibt es nun in Fragen der Sozialarbeit für den j u n g e n Fürsorge mitzuwirken. Außer rein mechanischer Arbeit muß
Juden eine S o n d e r s i t u a t i o n? Aus pädagogischen', psy¬ das Paten- und Pflegschaftswesen ausgebaut werden. !>-t
chologischen und wirtschaftlichen Gründen ist diese Frage zu
bejahen. In der jüdischen sozialen Arbeit werden sowohl vor¬ jugendliche Einzelgänger, der den Weg der Fürsorgeerziehung,
des Asozialen, der Abkehrung' von der Genieinsehaft geht,
beugende als auch fürsorgende Maßnahmen getroffen, die durch muß erfaßt und in die Gemeinschaft gestellt werden, da-uiit
das ganze Leben gehen. Von den Maßnahmen für Jugendliche, die ihm fehlende ..Nestwärme" Aviedcrgewonnen wird. Audi
seien nur erwähnt: Heime, Erziehungsfürsorge. Erholungsfür¬ das Zusammenkommen mit Jugendlichen in Kleingemeinden
serge, Berufsberatung. Bei allem Willen der Jugendlichen zum gehört in den sozialen Aufgabenkreis der jüdischen Jugend.
-Helfen ist aber bis jetzt nur sehr wenig vorhanden. In einigen Das bereits in kleinen Anfängen Vorhandene - z. I!. Nach¬
wenigen Heimen gibt es Selbstverwaltung, in anderen l'nter- hilfeunterricht. Chamikkabesehenkimg. 1Muvhführuug von
haltungsabende durch Jugendliche. Es gibt die ..Selbsthilfe Sammelaktionen für Kleider und Lebensmittel. Mitnehmen von
der Jugend" im Kollektiv (beispielsweise in Berlin). Paten¬ Jugendlichen auf Fahrt — darf nicht genügen. Auch das
schaften (Betreuung Jüngerer in Heimen) und eine Reihe von Frankfurter ..Tagesheim für die erwerbslose jüdische Jug-nd"
Kleinarbeiten, bei denen jeder Bund seinen Weg geht. Daß ist hier nur ein. wenn auch erfreulicher Anfang.
dieses Wenige der Jugend nicht genügt, ist selbstverständlich.
Warum fällt es ihr so schwer, den guten Willen in die Tat Wichtig ist. daß die Wohlfahrisstellen den Bünden keine
umzusetzen? Hier muß eine Kritik an den jüdischen Für¬ Arbeit zuweisen dürfen, denen sie nicht ohne weiteres ge¬
sorgestellen ausgesprochen werden, wie sie sich bereits bei wachsen sein können, aber auch seitens der Bünde darf kein
dem Schulungskurs der jüdischen Sozialarbeiter im Winter Dilettantismus in der Fürsorgearbeit eintreten. Der Führer
1930 in Seesen zeigte. Es fehlt an geeigneten freiwilligen eines Bundes mag ein guter Führer sein, deshalb ist er noch
Kräften in der Fürsorge, aber man kümmert sich nicht genug kein Fürsorger. Der einzelne mag ein guter Kamerad im
um den Nachwuchs. Mit einigen Referaten ist es nicht Bunde sein, deshalb ist er es noch nicht dem von außen Kom¬
getan, es muß hier im Interesse der Jugend und der Sozial¬ menden. Auch die Jugendkommission der Israelitischen Ge¬
arbeit Bahn gebrochen werden zu neuen Formen. Es gilt, meinde kann nur Spitze, aber keineswegs alleiniger Träger
einerseits die Begeisterung der jungen Menschen zu wecken, der Arbeit sein. Die jüdische Jugend hat hier unbeschadet
zu erhalten und zu vertiefen, andererseits sich einordnen und ihrer sonstigen Interessen eine große Aufgabe. Will sie mit¬
nach und nach in die Arbeit einzudringen. Es muß dem jun¬ bestimmen, so muß sie sich schulen für die soziale Arbeit.
gen Menschen die Möglichkeit gegeben werden, sich mit dem Diese S c h u 1u n g kann nur erfolgen im Einvernehmen mit
Bestehenden auseinanderzusetzen. Die anzustrebende Wechsel¬ den sozialen Institutionen. Es ist zu wünschen, daß diese Ar¬
beziehung — bei der als günstiges Vorzeichen auf beiden beit an der Jugend sich bald für alle Teile zufriedenstellend
Seiten der Wille zum Helfen vorhanden ist — kann zu einem auswirken möge. M a 11y B e n j a m i r;

Erfahrungen eines jüdischen Jungarbeiters


Wenn sich heute zwei Arbeiter begegnen und fragen, wie die Sozialversicherung. Ich bekam daher gleich i\7i) Hm. ab¬
es geht, so hört man das Wort „notverordnungsgemäß". Dies gezogen. Bald darauf kam wieder eine Notverordnung, nun
charakterisiert die heutige Lage der sozialen Fürsorge. Ich hatte ich 9.80 Rm.. eine fürstliche Unterstützung, die zum Leben
bin 21 Jahre und habe das Bäckerhandwerk erlernt. Ich habe zu wenig und zum Sterben zu viel ist. Heute bekomme ich
auch andere Berufe ausgeübt, die mir aber nicht weiterhalfen, noch 9.40 Rm.. sonst nichts. Aber wo bleibt die Unterstützung
als bis zu der .großen Armee der Arbeitslosen. Als ich im von Seiten der jüdischen Wohlfahrtspflege? Eßkarten bekommt
Jahre 1930 arbeitslos wurde, hatte ich noch etwas Geld. Jeder man nicht mehr, die bekommt der Durchwanderer. Geldunter¬
Unterstützungsempfänger hatte damals eine Karenzzeit von stützung gibt es fast gar nicht. Warum? Man behauptet, es
drei Wochen durchzumachen, bis er seine Unterstützung be¬ gäbe noch Aermere als ich. Das ist absolut wahr, aber kann
kam. Ich hatte bald mein erspartes Geld aufgebraucht. Nach ein Mensch von 40 Pfg. pro Tag leben? Es gibt der Armen
der Wartezeit bekam ich eine Unterstützung von 13.80 Rm. viele, maßlos viele. Der amerikanische Journalist Knicker¬
Ich hatte die Woche 5 Rm. Miete zu zahlen, und mußte von bocker behauptet in einer Elendreportage durch Berlin, diß
den übrigen 8.80 Rm. meinen Unterhalt bestreiten sowie die Arbeitslosen mit solchen Unterstützungen höchstens 3 Vis
Wäsche und Kleider in Ordnung halten. Ich ging zu der jüdi¬ 10 Jahre leben können, und danach wird keine Medizin mehr
schen Wohlfahrtsstelle in der Langestraße. Dort bekam ich imstande sein, den Menschen vor dem Tode zu retten.
unentgeltlich Eßkarten für die Suppenanstalt und die Einhorn¬ Ich darf nur 1.40 Rm. die Woche verdienen, was mehr ist.
gasse. .bekommt man an der Arbeitslosen-Unterstützung abgezogen.
Aber das war alles einmal. Wie wurde es, und wie ist es Zuschüsse für Schuhe und Kleider gibt es nicht, nur bei Aus¬
jetzt? Mitte des Jahres 1931 kam die erste Notverordnung für nahmen. Mein Freund, ein Ausländer, der genau so arm ist
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wie ich, stellte einen Antrag für Schuhe. Das Wohlfahrtsamt den ganzen Mittag im Volksbildungsheim, um nicht zu frieren.
lehnte .dies ab mit der Begründuag: Du hast ja früher .daheim Kohlengeld und vieles andere habe ich nicht bekommen.
(in Rußland) auch keine Schuhe getragen. Dieser Fall ist Materielle Not ist auch geistige Not. Literatur, Geschichte,
einer von vielen. Musik und Theater — alles ist einem mehr oder weniger egal.
Wie lebe ich von :uei:ier ..großen" Unterstützung? Ich Die einzige Ausnahme bildet das Problem Arbeit. Es ist heute
gehe abends um 10 Uhr ins Bett, stelle mittags gegen 11 oder das aktuellste Thema für den Arbeitslosen. Der jüdische Ar¬
12 Uhr auf. Warum nicht früher'? Ich darf nicht, habe kein beiter ist größtenteils hoffnungslos, weil er auch nirgends mehr
Geld zum Frühstücken. Also schlafe, damit du keinen Hunger eine Beschäftigung erlangen kann. Die einzige Sehnsucht eines
verspürst. Um 12 Uhr gehe ich in die Suppeuanstalt essen. Arbeitslosen ist Arbeit und nochmals Arbeit. Wenn .diese nicht
Auch das Essen hat an Qualität nachgelassen. Früher bekam bald kommt und man uns nicht hilft, so wird aus dem. jungen
man es umsonst, heute bezahlt man 20 Pfg. dafür, alles ver¬ jüdischen Arbeiter ein energieloser Lumpenproletarier werden.
kehrt. Es wäre besser, wenn man uns das Essen umsonst geben Vermeidet das! Alfred Lorch
würde, da die Unterstützungen zu knapp sind. Ich sitze fast

Jüdischer Faschismus?
Diskussionsbeitrag zur Augustnummer von „Jugend und Gemeinde".

Die innerjüdische Auseinandersetzung ist um ein neues als eine faschistische zu betrachten. Nunmehr, nachdem vor¬
Schlagwort bereichert worden: „Kampf gegen den Jüdischen stehend klargestellt worden ist, was Faschismus bedeutet, er¬
Faschismus". Damit erheben sich die Fragen: was ist „Jüdischer kennt man ohne weiteres, daß diese Behauptung völlig gegen¬
Faschismus", gibt es überhaupt etwas Derartiges, und worin standslos ist. Das jüdische Volk kennt keinen Staat und kann
bestellt der Kampf dagegen? somit keine faschistische Bewegung haben. Insbesondere aber
Um auf diese Fragen eine Antwort zu geben, empfiehlt es lehnt die revisionistische Bewegung das hierarchische Prinzip wie
sich, vorderhand einmal auf©das einzugehen, was gemeinhin das Prinzip der korporativen Idee ab. Nichts bleibt also von einem
unter Faschismus verstanden wird. Faschismus ist in Italien jüdischen Faschismus übrig. Es kommt hinzu, daß kein Ge¬
entstanden und ist typisch italienisches Produkt. Mussolini hat ringerer als der Führer der revisionistischen Bewegung, Wladi¬
mehr als einmal erklärt, daß „der Faschismus kein Export¬ mir Jabotinsky, auf der vor kurzem in Wien veranstalteten
artikel" sei und nur unter den besonderen politischen Bedingun¬ revisionistischen Konferenz folgendes erklärt hat: „Ich halte
gen Italiens verstanden werden könne. Inzwischen scheint aber an der demokratischen Form der Organisation unbedingt fest,
so etwas wie ein Export des Faschismus nach dem übrigen und ich kann sagen, daß ich den Hitlerismus in jeder Form ver¬
Europa eingesetzt zu haben, und man spricht daher von den achte, eine Bewegung, die die Gleichberechtigung des jüdischen
verschiedenartigsten Faschismen in Europa. Was ist an all Volkes angreift." Zur Frage der Diktatur erklärt Jabotinsky
diesen Systemen gemeinsam? In erster Linie das Bekenntnis wörtlich: „Ich bedaure, wenn in der Außenwelt daraus eine
zum ..totalen S t a a t". Der Staat umfaßt alles, er ergreift Theorie des Staatslebens gemacht wurde." Kann man anderer¬
die individuelle Lebenssphäre des Menschen, welche ihm im seits stärker sich zur Demokratie bekennen als mit den Worten:
Zeitalter des Liberalismus zur freien Gestaltung überlassen war. „Ich würde lieber verschwinden, als eine Weltanschauung an¬
Der Staat wird Allmacht, und die Staatsgewalt wird die zen¬ nehmen, derzufolge mein Sohn und der Sohn eines anderen
trale Kraft des Zusammenlebens. Ohne Staat und ohne Staats¬ nicht gleichberechtigte Menschen sind: daß mein Sohn und mein
gewalt ist kein Faschismus denkbar: daher ist es absurd, bei Schuster nicht gleich sind."
Organisationen, die auf freiwilliger Grundlage aufgebaut sind, Wenn man also über die sehr durchsichtige Phrase von
und bei denen Menschen nur deshalb sich zusammenfinden, weil einem jüdischen Faschismus zur Tagesordnung gehen kann,
sie wollen, von Faschismus zu reden. Faschismus ohne zentrale muß andererseits festgestellt werden, daß häufig etwas als
Staatsgewalt, d. h. ohne die Möglichkeit einer Diktatur, ist faschistisch bezeichnet wird, was mit Faschismus nichts, aber
Widerspruch in sich selbst. auch gar nichts zu tun hat. Die revisionistische Bewegung
Hinzu kommt ein weiteres: Wesentlich für den Faschismus beispielsweise anerkennt uneingeschränkt die politische
ist der hierarchische Aufbau der Verwaltung. Keine nationale jüdische Idee. Sie fordert die politische Normalisie¬
Selbstverwaltung, kein Aufbau von unten nach oben, keine rung des jüdischen Volkslebens und des jüdischen Volks¬
demokratische Verantwortlichkeit, sondern Befehlsgewalt von charakters. Sie ist der Ansicht, daß eine derartig nationale
oben nach unten. Der Untergebene untersteht dem nächsten Lösung der jüdischen Frage nur durch Schaffung eines
Vorgesetzten bis zur höchsten diktatorischen Spitze. Auch jüdischen Staates möglich ist. Demzufolge ist der ganze Kampf
dieses System ist nur möglich in einer Staatsorganisation, nicht auf Schaffung irgend eines geistigen oder kulturellen
welche in der Lage ist, sich auf eine Macht zu stützen und Zentrums allein gerichtet, sondern auf Schaffung einer poli¬
ihren Willen notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Unmöglicli ist tischen Lösung der Judenfrage durch den jüdischen
eine derartige Verwaltungsstruktur in einer freiwilligen Staat. Sie erzieht den Menschen zu einer Staatsgesinnung und
Organisation, die von dem Vertrauen der breitesten Massen empfindet zugleich, daß der Kampf um ein derartiges Ziel mit
getragen werden muß. Und als Drittes muß bemerkt werden: ganz anderen aktivistischen Methoden geführt werden muß als
Dem Faschismus ist wesentlich die besondere Organisation der bisher. Sie bejaht das Irdische stark und verlegt die Schwer¬
Wirtschaft und des sozialen Zusammenlebens. kraft der Aktion von der Metaphysik in die Gegenwart. Sie ist
Aehnlich wie der kommunistische Staat, bekennt sich der sich andererseits darüber im klaren, daß ein derartiges Ziel die
faschistische Staat gewissermaßen zur klassenlosen Gesellschaft. Konzentration aller jüdischen Kräfte erfordert und betrachtet
Organisationen der Klassen werden zerschlagen und die soziale daher alle anderen politischen Wunschbilder nur mit distan¬
Organisation wird, da der Staat total alles erfaßt, vom Staate ziertem Interesse. Jede andere Einstellung — Sozialismus,
durchgeführt. Der faschistische Staat kennt keine Klassen, er Pazifismus usw. — hat sich dem Judenstaatsgedanken unter¬
kennt nur Berufe, und er organisiert diese Berufe vertikal in zuordnen, Synthesen sind undenkbar, da alle diese Bewegungen
Verbänden, denen er nur in einem beschränkten Maße eine die jüdische Schlagkraft lähmen, wenn nicht zuvor der Normal¬
Autonomie zugesteht. Die Zusammenarbeit mehrerer Berufs¬ zustand des jüdischen Lebens mit Schaffung des jüdischen
verbände miteinander, also die horizontale Verbindung, das ist Staates herbeigeführt ist. So erklärt sich auch der revisio¬
Sache des Staates und diese horizontale Zusammenarbeit nennt nistische Kampf gegen klassenkämpferische Zersetzungstenden¬
der Faschismus „Korporation". zen im jüdischen Volke, die nur geeignet sind, den Aufbau des
Wenn man sich nunmehr Klarheit darüber gemacht hat, jüdischen Lebens zu hindern. Das hat alles nicht das Geringste
was man gemeinhin unter Faschismus zu verstehen hat, dann mit faschistischen Ideologien zu tun, sondern entspricht einer
kommt man zwangsläufig zur Antwort auf die Frage: „Gibt es zionistischen Auffassung, wie sie klar- und heilig durch
einen jüdischen Faschismus?" Man ist in letzter Zeit häufig Trumpeldor proklamiert worden ist.
dazu übergegangen, die revisionistische Bewegung Dr. Paul Arnsberg

Schluss der Beilage. Verantwortlich für die Schriftleitung der Beilage: Ernst Holzer in Frankfurt a. M.
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