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Adaptive ICT
Governance
2008 / 03
www.detecon.com
Adaptive ICT Governance
Inhaltsverzeichnis
1 Executive Summary ............................................................................................ 3
2 ICT-Governance als ständige Herausforderung.................................................. 4
2.1 Die drei wesentlichen Fragen der ICT Governance .................................... 4
2.2 Grundansatz erfolgreicher ICT-Governance ............................................... 5
2.3 Strategisches Alignment der ICT-Governance............................................ 5
3 Die fünf Determinanten der ICT-Governance- Entwicklung ................................ 7
4 Wirksamkeit und Machbarkeit der Umsetzung.................................................. 10
5 Empfehlungen ................................................................................................... 12
6 Der Autor........................................................................................................... 13
7 Das Unternehmen ............................................................................................. 14
1 Executive Summary
Auch heute scheitern immer noch mehr als die Hälfte der ICT-Strategien und strategischen
ICT-Programme in der Umsetzungsphase, wie Studien und Umfragen wiederholt belegen,
an einer schlecht eingestellten oder wenig wirksamen ICT-Governance. In einem durch
Globalisierung und Ressourcenverknappung ständig komplexer und dynamischer
werdenden Umfeld ergeben sich daraus für den CIO oder CTO deutliche Risiken und damit
Handlungsbedarfe.
Durch eine kontinuierliche und systematische Adaption der ICT-Governance eröffnen sich
signifikante Verbesserungspotentiale im ICT-Management. Zu berücksichtigen sind hierbei
die Spezifika und Umgebungsbedingungen der adressierten Marktsegmente, die
wesentlichen Dimensionen der Unternehmensstrategie, und insbesondere der gepflegte
Governance-Stil des Unternehmens. Die Adaption kann vom CTO oder CIO durch die aktive
Gestaltung weniger, aber entscheidender Governance-Determinanten über einen
gegebenen Planungszeitrahmen systematisch erfolgen. Durch die gezielte Berücksichtigung
von Umfeldfaktoren, welche die Wirksamkeit von Governance-Instrumenten limitieren,
können strategische Programme optimiert und die Erfolgswahrscheinlichkeit der Umsetzung
verbessert werden.
Detecon empfiehlt CIOs und CTOs, die kontinuierliche Diagnostik und gezielte Entwicklung
der ICT-Governance als systematische Disziplin des strategischen ICT-Managements in der
operativen Praxis zu etablieren und als wichtiges Differenzierungsinstrument zu nutzen.
Kein Entscheider bezweifelt heute die Rolle, die eine wirksame ICT-Governance für die
Gestaltung des geschäftlichen Wertbeitrages des Technologieeinsatzes hat. Trotzdem
scheitern immer noch mehr als die Hälfte der ICT-Strategien und strategischen ICT-
Programme in der Umsetzungsphase, wie Studien und Umfragen belegen, an einer schlecht
eingestellten oder mangelhaft realisierten Governance. Obwohl die ICT-Governance für
jeden CIO und CTO die professionelle Grundlage zielgerichteten, konsequenten und
letztendlich erfolgreichen Handelns darstellt, wird in der Praxis oft auf eine kontinuierliche,
systematische Optimierung verzichtet. Dadurch werden Spielräume eingeengt und
unbeabsichtigt Handlungsdruck in gerade den Phasen provoziert, in denen eigentlich
Aufmerksamkeit für andere Herausforderungen des Technologieeinsatzes notwendig wäre.
So werden immer noch Entscheidungen zur IT in kritischen Phasen zu oft von dafür
unzureichend geeigneten und wenig informierten Führungskräften getroffen – und die fast
zwangsläufig resultierenden Fehlschläge vertiefen die Kluft zwischen der Fachseite und der
IT-Abteilung weiter. Abhilfe schafft hier nur die gemeinsame, kontinuierliche Bewertung der
Realität der ICT-Governance im Unternehmen und die Adaption der Governance-Prozesse,
Instrumente und -Inhalte an die Dynamik des Kerngeschäftes. Es gibt kaum ein wirksameres
Management-Instrument zur Schaffung eines Blickes auf die tatsächliche Wirklichkeit der
ICT im Unternehmen.
Eine systematische Gestaltung und Entwicklung der ICT-Governance sollte mit dem
(idealerweise gemeinsam entwickelten) Verständnis der drei Haupthandlungsfelder
beginnen, die jeweils aus der Gesamtsicht des Unternehmens und der involvierten
Stakeholder betrachtet werden müssen:
O Die Balancierung zentraler und dezentraler Macht, und zwar vertikal innerhalb
eines Verantwortungsbereiches und horizontal zwischen benachbarten
Verantwortungsbereichen.
O Die Ausprägung der aus Unternehmenssicht erforderlichen strategischen
Kontrolle der Wertschöpfungskette des Unternehmens in seinen
Kernmarktsegmenten.
O Die Einbindung funktionaler Verantwortung für die Technologiepolitik und den
Technologieeinsatz (bezogen auf die ICT) im Unternehmen in die Gestaltung
und Umsetzung der Unternehmensstrategie.
Alle Aktivitäten zur Optimierung und Entwicklung sollten sich fokussiert an diesen drei
Handlungsfeldern ausrichten. Dies bedingt den engen Dialog zwischen der ICT- und der
Fachseite im Unternehmen. Jede Investition in die Herstellung einer gemeinsamen
Begrifflichkeit und eines gemeinsamen Verständnisses von „Governance“ ist hier
erfahrungsgemäß von hohem Wert und sollte in keinem strategischen ICT-Programm fehlen.
ICT-Governance kann nur dann nachhaltig wirksam sein, wenn die Entscheidungen zur
Technologiepolitik und Strategie des Technologieeinsatzes im Unternehmen einer
transparenten, objektiv belastbaren Ableitung aus den strategischen Umfeld-, Markt- und
Geschäftsanforderungen folgen. Um dies sicherzustellen, sollte in einem ersten Schritt die
Aufgabe („Mission“) zur Unterstützung der Unternehmensstrategie in strategischer,
organisatorischer, und finanzieller Dimension formuliert werden.
Bei der Formulierung dieser Aufgabe hilft eine spezielle Betrachtung des im Unternehmen
gepflegten „Governance-Stils“. Dieser Stil beschreibt die Art und Weise, wie das
Unternehmen grundsätzlich Funktionen steuert, kontrolliert, und strategische
Entscheidungen trifft. Hierbei ist die unternehmensweite organisatorische Abbildung der
Profit&Loss-Verantwortung sowie der Umgang mit Investitionsentscheidungen und dem
darauf aufsetzenden strategischen Controlling besonders relevant. Weiterhin wird der
Governance-Stil des Unternehmens natürlich durch die Governance- und Compliance-
Regularien des unternehmerischen Umfeldes sowie durch die Leadership-Auffassung und
den persönlich gepflegten Führungsstil der handelnden Top-Entscheider geprägt. Die
Formulierung einer schlüssigen und konsistenten „Mission“ wird nur dann auf Akzeptanz
stoßen, wenn eine konstruktive Einbettung in den Governance-Stil des Unternehmens
gelingt. Das ist die entscheidende Voraussetzung für den Erfolg des strategischen
Alignments der ICT-Funktion und der ICT-Governance am Kerngeschäft.
Zur erfolgreichen Operationalisierung dieses Alignments ist der Einsatz einer geeigneten
Ableitungssystematik (siehe Abbildung 1) für die spezifische Ausgestaltung
geschäftsrelevanter Metriken und Logiken im Rahmen von Entscheidungsmodellen,
insbesondere für eine priorisierte Investitionssteuerung und Ressourcenallokation in der
ICT, unabdingbar. Eine wirksame ICT-Governance-Praxis bedingt ein wettbwerbsfähiges
Alignment-Entscheidungsmodell als notwendige Grundlage. Umgekehrt kann die Umsetzung
getroffener Entscheidungen zur Ausrichtung der ICT an der Geschäftspolitik ohne wirksame
Steuerung und Aufsicht über die ICT nicht effizient und nachhaltig sein.
Centralized Interconnected
Resource Availability
structure teams
CIO Organizational Role Decentralized Decentralized
Organizational Complexity
entrepreneurs divisional
Platform Volume
Value chain strategy
Efficiency Efficiency
CIO Capability Model Solutions Differentiating
Value chain integration
Innovation Innovation
Enabling Maximum
Process Standardization
Platform Efficiency
CIO Architecture Governance Maximum Shared
Process Integration
Flexibility best-practice
Eine systematische Diagnostik über diese Determinanten erlaubt die strukturierte und
transparente Gestaltung des Zielbildes der ICT-Governance. Hierauf aufsetzend kann dann,
ausgehend vom Status quo, die Entwicklungsrichtung in jeder der Determinanten
ausdifferenziert und im Detail geplant werden.
G
shifting
L
organizational
G structure towards
initial shift O
L more centralized
in ICT capability C
O approach
model A
C 4
A governance
evolution path
3
1 G
L
0 2 O
milestones C
in governance A
G evolution G
L
L adjusting
O
O
leadership role Finally, adjusting
C
C
and architecture governance role
A governance for future to-be
A
today´s as-is ICT governance
ICT governance
Durch die gezielte Abfolge und geeignetes Timing der einzelnen Entwicklungsschritte
werden die Änderungen in einem Gesamtzusammenhang transparent und kommunizierbar.
Für den CIO oder CTO und die Stakeholder der Fachseite ergibt sich das „Drehbuch“ für ein
entsprechendes Aktionsprogramm mitsamt dokumentierbaren Meilensteinen und
Überprüfungsmöglichkeiten („Roadmap“). Somit wird beispielsweise die unternehmerische
Entscheidung zum Einstieg in ein neues Marktsegment oder die Berücksichtigung einer
segmentspezifischen Produktportfolio-Differenzierung durch den CIO oder CTO für die ICT
übersetzt und innerhalb von wenigen ICT-Planungszyklen durch gezielte Steuerung über die
Zeit durchgetaktet (siehe Abbildung 3).
Da jede Änderung der gelebten ICT-Governance eine Latenzzeit bis zur Wirksamkeit hat,
empfiehlt sich der Abgleich wesentlicher Implementierungsschritte mit Meilensteinen
innerhalb des normalen ICT-Planungszyklus. Hierbei können auch wichtige
Terminsetzungen des Executive Boards herangezogen werden – wichtig ist eine Bestätigung
und aktive Unterstützung der ICT-internen Stakeholder in der Anyalse- und Planungsphase,
sowie vor allem der externen Stakeholder und Sponsoren aus dem Top-Management in der
Implementierungsphase. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass evolutorische
Änderungen des Governance-Stils, d.h. eine organische, simultane Änderung in mehr als
zwei der fünf Determinanten, einen Zeitansatz von mindestens zwei kompletten
Planungszyklen der ICT bis zur ausreichenden Wirksamkeit benötigt. Erfordert das
unternehmerische Umfeld oder die Unternehmensstrategie aber einen gravierenden Wandel
in sehr kurzer Zeit, so sollte die Änderung der ICT-Governance in allen Determinanten im
Sinne eines „Relaunch“ mitsamt organisatorischer Konsequenzen „top-down“ innerhalb
eines verbindlich vorgegebenen Zeitfensters von wenigen Monaten angekündigt,
kommuniziert und durchgesetzt werden. Die Konzeption des Zielbildes und das Monitoring
der Implementierung kann in diesem Fall vorteilhaft mit externer Hilfe und einer
professionellen „outside-in“-Perspektive erfolgen.
Jeder Entwicklungsschritt sowie das Zielbild selber können in Bezug auf diese Faktoren
hinsichtlich erwarteter Wirksamkeit überprüft und justiert werden, um die
Erfolgswahrscheinlichkeit des Gesamtvorhabens zu maximieren. Speziellen Nutzen hat
diese Vorgehensweise insbesondere bei der Priorisierung von strategischen Initiativen oder
Programmen, zum Beispiel in der ICT-Standardisierung. Konkret bewertet man
beispielsweise jedes Standardisierungsprojekt anhand der abgeschätzten Wirksamkeit der
eingestellten ICT-Governance im Vergleich zur Zahl „proprietärer“ Realisierungsalternativen,
und priorisiert dann die Standardisierungsvorhaben entsprechend ihrer Erfolgsaussicht.
Grosskalibrige IT-Programme wie z.B. eine konzernweite ERM-Standardisierung erfordern
vorlaufend eine geeignete Segmentierung. Dazu wird der Governance-Stil als eine wichtige
Segmentierungsdimension zur Berücksichtigung besonderer Umgebungsbedingungen (z.B.
kulturspezifisch statt regional-/länderspezifisch) herangezogen. Nachfolgend wird für jedes
Segment ein handhabbares Portfolio von Einzelmassnahmen zur Entwicklung der
gewünschten ICT-Governance umgesetzt.
5 Empfehlungen
Etablierte CIOs oder CTOs sollten das Alignment der ICT-Governance am Kerngeschäft
durch eine regelmässige, proaktive Überprüfung entlang der vorgestellten Governance-
Determinanten auf Optimierungspotentiale für strategische ICT-Programme und –
Transformationen untersuchen. Diese Überprüfung sollte mit einer eher distanzierten
„outside-in“-Perspektive erfolgen. Weiter sollte in passenden Abständen durch eine
geeignete Governance-Diagnostik validiert werden, inwieweit die eingestellten Governance
Prozesse und –Inhalte der aktuellen und erwarteten Geschäftsmodellentwicklung (getrieben
z.B. durch Technologieschübe oder geänderte regulatorische Bedingungen), Struktur-
anpassungen durch antizipierte M&A-Prozesse, sowie durch weitere Portfoliodifferenzierung
des Marktsegment- und Produktspektrums genügen können.
Neue CIOs oder CTOs sollten anstreben, zügig ein leistungsfähiges ICT-Governance-
Framework als Basis zu etablieren und die bewusste Gestaltungshoheit über alle ICT-
Governace-Determinanten zu gewinnen. Das Spektrum einzusetzender Governance-
Instrumente sollte auf die anzustrebende, mittel- und langfristige Positionierung des CIO
oder CTO im Unternehmen optimiert sein. Voraussetzung für den Erfolg ist das schnelle
Verständnis der vorgefundenen Situation im Unternehmen. Entscheider sollten mittels
geeigneter Governance-Diagnostik ein sicheres und durch die Perspektiven aller relevanten
Stakeholder validiertes Verständnis des Governance-Stils der Gesamtorganisation sowie
des Steuerungsansatzes der ICT und des Führungsverständnisses strategischer ICT-
Stabsfunktionen aufbauen. Auf einer so erhobenen, realistischen Startposition sollte dann
ein Weg konzipiert werden, der es innerhalb von maximal zwei Planungszyklen erlaubt, ein
Governance-Zielbild zu erreichen und sich dort zu verankern.
CFOs sollten den strategischen Dialog mit dem CIO oder CTO dazu nutzen, die Wirksamkeit
von Governance-Instrumenten für das Portfolio-Management von ICT-Invesititionen und –
Projekten sowie die Nutzung von geschäftsorientierten Alignment-Metriken zu hinterfragen
und bei der Gestaltung optimierter Werkzeuge fachseitig eine differenzierte, aktive und
passive Sponsorenrolle für die Verbesserung der relevanten Mess- und Steuer-Instrumente
übernehmen.
COOs sollten die Chance nutzen, über die Konzeption und Kommunikation einer Prozess-
Strategie für das Kerngeschäft wesentliche Eigenschaften und Fähigkeiten der ICT-
Gesamtarchitektur zu prägen. Der COO sollte dazu die Ableitung eines Capability-Modells
für die ICT-Funktion des Unternehmens als aktiver Sponsor unterstützen, bei der darauf
folgenden Operationalisierung der IT-Strategie als passiver Sponsor Rückendeckung
insbesondere für Harmonisierungsaufgaben in der Anwendungslandschaft sicherstellen.
Detecon empfiehlt damit allen CIOs und CTOs, die kontinuierliche Diagnostik und gezielte
Entwicklung der ICT-Governance als systematische Disziplin des strategischen ICT-
Managements in der operativen Praxis zu etablieren und als wichtiges
Differenzierungsinstrument zu nutzen.
6 Der Autor
Dr. Thomas Götz leitet als Managing Partner und Mitglied der Geschäftsleitung die
Competence Practice „Information Technology“ bei Detecon. In deren Fokus liegt die
Beratung von Technologiemanagement-Entscheidern zur strategischen Ausrichtung und
operationellen Exzellenz des Einsatzes von Informationstechnologie im Unternehmen. Seine
persönlichen Beratungsschwerpunkte sind das strategische Technologie- und Innovations-
management in den Sektoren ICT-Industrie, ICT-Dienstleistungen und Telekommunikation.
Thomas Götz ist erreichbar unter +49 228 700 1900 oder thomas.goetz@detecon.com
7 Das Unternehmen
Detecon International ist eines der weltweit führenden Unternehmen für integrierte
Management- und Technologieberatung und entstand 2002 aus der Fusion der beiden
Beratungshäuser DETECON und Diebold. Auf der Basis umfangreicher Kompetenzen im
Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (engl.: ICT) berät Detecon
Kunden aus allen Schlüsselbranchen. Im Fokus steht dabei der Aufbau neuer
Geschäftsmodelle, die Optimierung bestehender Strategien und die Steigerung der
Unternehmenseffizienz durch Strategie-, Organisations- und Prozessverbesserungen. In
Verbindung mit der herausragenden Technologie-Expertise von Detecon ermöglicht uns dies
eine Beratung entlang der gesamten Wertschöpfungskette unserer Kunden. Die Grundlage
unserer Dienstleistungen bilden das Branchen-Know-how unserer Consultants und unser
gewonnenes Wissen aus erfolgreichen Management- und ICT-Projekten in über 100
Ländern. Detecon ist ein Tochterunternehmen der T-Systems, der Geschäftskundenmarke
der Deutschen Telekom.
Dabei bietet Detecon sowohl horizontale Services, die sich an alle Branchen richten und
beispielsweise Architektur-, Marketing-, oder Einkaufsstrategien umfassen als auch vertikale
Leistungen, die tiefe Branchenkenntnisse voraussetzen. Die besondere Stärke von Detecon
in der ICT-Branche dokumentiert sich in zahllosen nationalen und weltweiten Projekten für
Telekommunikationsanbieter, Mobilfunkbetreiber und Regulierungsbehörden, bei denen der
Aufbau von Netzen und Märkten, die Evaluierung von Technologien und Standards oder die
Begleitung von Mergers & Akquisitions im Mittelpunkt stehen.