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C h r i s t i a n B a r t h o l o m a e , Der indogerm. Name der Plejaden.

35

Der indogermanische Name der Plejaden. 1 )


1. Im Jahre 1868 hat deLagarde in seinem BeitrBaktr
Lexikogr. 56 darauf hingewiesen, daß mit dem im jtingern
Awesta zu Yt. 8. 12 bezeugten Sternbildnamen, der in Wester-
gaards Ausgabe paoiryenyas[ca gesehrieben ist, das neuper-
sische Wort für das Sternbild der Plejaden parvin zu ver-
binden sei. Die Art freilich, wie er den Zusammenhang der
Wörter herstellen will — "pawriin ist in parwin umgesetzt
und zusammengezogen" —, kann nicht gebilligt werden, und
es mag dieser Erläuterung zuzuschreiben sein, daß spätere
Bearbeiter und Ubersetzer des Tistr-Yast (Yt. 8) — Geiger,
Pizzi, Geldner — deLagardes Aufstellung mit Stillschweigen
übergangen haben. Aber die Erkenntnis selber war richtig
und hätte nicht vernachlässigt werden sollen.
2. Die Weetergaardsche Lesung paoiryenyas[ca hat in
der Neuausgabe der von allen guten Handschriften gebotenen
Lesung paoiryaeinyas[ca weichen müssen. Es ist das der
Akk. Plur. eines Femininalstamms °nl-, der auf eine Vorform
*pary,iainl- (mit -ui-j o d e r *paruiiainl- (mit -uii-) zurückgeht,
vgl. GIrPh. la. 157 unter 44. Die letztere aber konnte sich im
Neupersischen nicht anders als zu parvin gestalten, und zwar
ist dies zunächst aus *paruen, weiter aber aus *pary,iien her-
vorgegangen 2). Zur "Zusammenziehung" von *parui\en — die
Zahl der übergesetzten Akzente soll die Stärkeverschiedenbeit
der Silbenakzente zum Ausdruck bringen — in *paruen ver-

1) Meinem Heidelberger Kollegen B o l l und meinem früheren


Straßburger Kollegen L a n d a u e r , die mich bei der Ausarbeitung
dieses Aufsatzes mit Nachweisungen freundlichst unterstützt haben,
spreche ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus.
2) Aus dem Mittelpersischen kann ich das Wort nicht nach-
weisen. Daß es aber hier *pary,en gelautet hat, — mit e, nicht
mit ϊ, — ergibt sich aus der daraus erwachsenen Namensform
*pary,ez (mpB. parviz, np. ρατυξζ)·, s. unten § 26.

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36 Christian Bartholomae,

gleiche man die von *£ahiiän 'Könige', worin sich der altiran.
Gen. Plur. *xsüya&iyänüm (ap. xsäyaßiyanam) fortsetzt — auf
indo-skytbischen Münzen ist das Wort in seiner dreisilbigen
Aussprache noch bezeugt als SAHIAN, s. Salemann GIrPh. la.
269 —, zu sähän, sowie die des in Inschriften und auf Siegeln
belegten yazatän 'Götter' (aus altiran. Hazatänam) zu yazdän;
s. dazu Bartholomae ZumAirWb. 53 Note 1.
3. Einen durchaus zwingenden Beweis für die angenom-
mene lautliche Gleichheit des jAw. und des np. Worts vermag
ich freilich nicht zu erbringen, insofern nicht etwa behauptet
werden darf, daß das np. parvln gar keine andere Grundlage
gehabt haben könne als die oben angesetzte. Aber bei allen
etymologischen Fragen spielt doch eben auch die Augenschein-
lichkeit eine recht erhebliche Rolle. Beide Wörter, das jAw.
und das np. sind Sternbildnamen. Die Lautgesetze gestatten,
sie einander gleichzustellen; also werden sie einander auch
wirklich gleich sein. Wenn sich jemand dagegen sträube»
sollte, die etymologische Gleichheit der Baumnamen lat. fagus
'Buche' und griech. φαγόο 'Speiseeiche' auzuerkennen, etwa
unter Berufung auf die nicht ganz zusammenstimmende Be-
deutung, so muß man ihn halt bei seinem Unglauben belassen;
denn ein bindender Beweis für die Gleichheit der Wörter
läßt sich nicht führen; die Anlautskonsonanten müssen eben
einander nicht gleichwertig sein, insofern das lat. f- idg. bh-
(ph-); dh- (th-); gh- (Jch·)1), d a s g r i e c h . φ - i d g . bh- (ph); gh-
(Jch) ) fortsetzen kann,.2) Die Zahl der Wortgleichungen, die
1

gegen jede Zweifelsucht gefeit sind, ist nicht gar groß.

1) Der labiovelaren Klasse.


2) Ich benutze die Gelegenheit, die Frage öffentlich zu be-
antworten, — privatim habe ich es sofort getan, — die OSchrader
ZDW. 11. 7 (1909) oben an mich gerichtet hat. Schräder sieht nicht
ein, weshalb es verwehrt sein solle, für den mukri-kurdischen Baum-
namen büz, den ich IF. 9. 271 f. mit lat. fägus, ahd. buohha zusam-
mengestellt habe, eine idg. Grundform mit uü· im Anlaut anzu-
setzen, und er versteht es nicht, wie ich dazu gekommen bin, eine
solche Grundform für "ausgeschlossen" zu erklären. Ich antworte
darauf: D i e L a u t v e r b i n d u n g uü i s t n i c h t i n d o g e r m a n i s c h .
Das hat schon Wackeruagel ausgesprochen: AiGr. 1. 262. Ich
begnüge mich hier mit dem Hinweis auf die Tatsache, ohne näher
auf deren Ursache einzugehen, die mit dem Bau der indogerma-
nischen Urwörter ("Wurzeln") zusammenhängt. Wenn das den Ver-

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Der indogermanische Name der Plejaden. 37

4. Eine ganz erhebliche Unterstützung erhält nun aber


die behauptete Etymologie des np. partim durch den afgha-
nischen Plejadennamen perüne. Vom jAw. Wort wissen wir
nur, daß es ein Gestirn bezeichnet, nicht aber welches. Das
afgh. Wort hat genau die selbe Bedeutung, wie das np. Wort.
Die Wahrscheinlichkeit, daß diese lautlich eng zusammen-
gehören, ist somit an sich wesentlich größer. Aber die dort
bestehende Möglichkeit — der Aufstellung einer gemeinsamen
Vorform für das jAw. und das np. Wort — ist hier — für das
np. und afgh. Wort — nicht vorbanden Nichtsdestoweniger
besitzt das afgh. Wort doch eine entscheidende Bedeutung.
5. Wenn ich das Wort als afghanisch bezeichne, so will
ich damit nicht mehr sagen, als daß es dem afghanischen
Sprachschatz, und nur diesem, zugehört, nicht daß es ein

fechtern der osteuropäischen Urheimat der Indogermaneu ungelegene


kurd. büz aus dem Zusammenhang mit ahd. buohha usw., die auf
idg·. bh° weisen, gelöst werden soll, so empfehle ich, für das b des
kurdischen Worts eine Vorform mit b° (nicht bh°) anzusetzen. Ein
Beweis dafür, dass dieser Ansatz falsch sei, ist nicht zu erbringen.
Und noch auf eine zweite Frage Schräders will ich hier ant-
worten, die er Sprachvergl. und Urgesch.3 (1907) 2.173 Hoops und mir
vorgelegt hat: "Woher wissen die beiden Gelehrten, dass die ge-
nannten Baumnamen' — nämlich griech. φηγός ahd. buohha usw. —
'bei dem tatsächlichen Auseinandergehen ihrer Bedeutungen in der
Ursprache den Sinn von 'Buche' gehabt haben ?" Hierauf antworte
ich: Ich habe mein Wissen aus Schräder Sprachvergl. und Urgesch.*
(1890) 395 und aus Schräder Reallex. (1901) 117 bezogen, Bücher, die
dem Fragesteller doch nicht unbekannt sind. Dort habe ich gelesen:
"Da . . . einerseits die ursprüngliche Bedeutung dieser Wortreihe . . .
als 'Buche' feststeht, andererseits der griechische Bedeutungswechsel
sich sehr einfach aus der Tatsache erklärt, daß . . .", hier: "Da . . .
die vorhistorische Bedeutung dieser Wortreihe . . . als 'Buche' fest-
steht, so erhellt, daß die Griechen von ihr abgewichen sind". Jetzt
lesen wirs freilich anders; jetzt schreibt Schräder Die Indoger-
manen 157: " . . unsicher, weil ja die Urbedeutung 'Buche' wegen
4es griech. φηγόο 'Eiche' nicht feststeht". Es ist iedenfalls bemer-
kenswert und auffällig, wie sehr sich bei dem selben Gelehrten die
Wertung des griechischen Baumnamens φηγόε 'Speiseeiche' im Lauf
der Jahre verschoben hat. Ich kann des Eindrucks nicht loswerden,
daß es doch das kurd. büz gewesen ist, was den Umschlag herbei-
geführt bat, für einen so "sehr unsicheren Kantonisten" (Schräder
a. a. O.) eine recht tüchtige Leistung.
1) Von dem schließenden e des afgh. Worts, dem afgh. Femi-
ninalausgang, sehe ich dabei selbstverständlich ganz ab.

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38 Christian Bartholomae,

afghanisches Echtwort sei. In der Tat scheint mir das höchst


fraglich. Denn e in perüne ist doch offenbar durch «-Epen-
these aus a — er aus art — hervorgegangen. Diese Erschei-
nung aber, im Neupersischen und in andern neuiranischen Dia-
lekten ganz gewöhnlich, dürfte dem Afghanischen abzusprechen
sein, Die "Spuren einer Vokalepenthese", die Geiger GIrPh. 1 b.
210 für diesen Dialekt anführt, sind jedenfalls überaus unsicher.
6. Wie dem nun auch sein mag, gleichviel ob das
afgh. perüne echt oder entlehnt ist: auf alle Fälle verlangt es
eine Vorform mit i in der zweiten Silbe, und zwar wegen des
np. parvln eine solche mit rui (nicht mit ri), also *parui°,
worin das zwischen r und $ eingepreßte u frühzeitig verloren
ging; s. dazu Bartholomae WZKM. 25. 394. Dieser für afgh.
perüne wegen np. parvln notwendige Ansatz leitet aber wieder
hinüber zum jAw. paoiryaeinyas[ca, wofür — s. oben § 2 —
eine Vorform *paruii° oder *parui° angenommen werden muß.
So wird die in dem Beweis für die Zusammengehörigkeit der
drei Wörter noch bestehende Lücke geschlossen.
7. Das jAw. und das np. Wort gehen auf *paruiiain°
zurück. Aber es ist nicht genau die Schnellform dazu — mit
t statt ii —, die im afgh. Wort enthalten ist. Das afgh. -ün-
weist vielmehr auf altes -än- (vgl. Geiger GIrPh. Ib. 207).
So erhalten wir für den Plejadennamen zwei im Ausgang von
einander abweichende iranische Wörter: *pary,iiain° (*par-
0
uiain ) und *paruiän°. Wie erklärt sich diese Verschiedenheit ?
8. W i r finden im jüngern Avesta neben paoiryaeinl-
nocli einen zweiten Stern- oder Sternbildnamen gleichen Aus-
gangs, nämlich tistryaeinl-, enthalten im Akk. Plur. tistr-
yaeinyas[ca, der an der nämlichen Stelle wie jener, Yt. 8. 12,
und außerdem Ny. 1. 8 bezeugt ist.
9. ainl- (jAw. aeinl) ist die femininale Stammform zu
aina- (aena-), einem iranischen Adjektivsuffix von scharf aus-
geprägter Bedeutung. Es bildet Adjektiva im Sinn von 'be-
stehend aus — S t o f f a d j e k t i v a wie 'steinern, silbern, hölzern,
irden' usw.; vgl. die altiranischen Belege in meinem AirWb.
1929/30a; dazu noch Hübschmann ZD MG. 41. 324. Ihnen
gesellen sich nun noch die beiden als Sternnamen verwendeten
femininalen Adjektiva zu, die AirWb. 1953/54 c unten verzeichnet
sind:. jAw. tistryaeinl- und paoiryaeinl-. Bei beiden scheint
dem Suffix eine durchaus abweichende Bedeutung zuzukommen.

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Der indogermanische Name der Plejaden. 39

10. Sicherlich beim ersteren. Denn tistryaena- (Fem. "yaeinl·)


k a n n unmöglich 'aus tistrya- bestehend' bedeuten, da mit tistrya-
ein bestimmter Stern, der Sirius, bezeichnet wird. So blieb denn
nichts übrig, als das Wort im Sinn von 'zum Tistrya gehörig',
im Femininum 'Gefährtin (od. dgl.) des Tistrya zu nehmen,
also ganz so wie früher — mit Recht — bei der Wester-
g a a r d sehen Lesung tistryenyas[ca\ darin durfte man das e auf
altes α zurückführen, so daß sich ein femininer Stamm auf änl-
ergab, w i e j A w . ahuräni-, ai. varunänt-, aranyäni- usw., wegen
deren Bedeutung man Pänini 4.1.49, Benfey VollstGramm. 287
§ 7 0 1 . 5 und Whitney Gramm. 2 § 1223b, sowie unten § 13 ver-
gleiche. Dadurch aber war es gegeben, auch den andern gleich-
artigen Sternnamen (paoir yaeinl-) in entsprechender Weise zu
erklären, und da bot sich als bequeme Grundlage das Adjektiv
paoirya- ( = ai. pürvyä-) 'der erste', das als Bezeichnung für
den Sirius, der als hellster Fixstern in den iranischen Astral-
mythen die hervorragendste Rolle spielt und zu Mx. 49. δ tat-
sächlich 'unter den Sternen am Himmel der erste Stern' (hac
stärdkan i ρ α asmän fratom stäralc) genannt wird, vorzüg-
lich zu passen schien. In Justis Hdb. 182 finden wir darum
als Bedeutung des Worts verzeichnet: 'Genossin des ersten
Sternes (des Tistrya)\ Ich habe mich im AirWb. 876 dieser
Herleitung angeschlossen, nicht zum wenigsten bestimmt durch
das zu Yt. 8. 12 unmittelbar vorausgehende upa.paoirtm, wo-
mit ebenfalls ein Stern gemeint ist, und zwar, wie ich an-
nahm, der Satavaesa als der 'auf den ersten —• Tistrya —
(dem R a n g nach) folgende' Stern, AirWb. 390. Vgl. § 24.
11. Wenn nun aber das jAw. paoiryaeinyas[ca richtig
bezeugt ist — und dafür sprechen nicht nur die besten Hand-
schriften, sondern auch, wie wir § 2 f. gesehen haben, das
np. parvln —, so kann die hergebrachte Erklärung des Worts,
die Zurückführung auf paoirya- 'der erste', wegen der be-
sondern Bedeutung des Adjektivsuffixes aina- nicht aufrecht-
erhalten werden, außer unter einer Bedingung, nämlich, daß
sich die Annahme begründen ließe, das Wort habe, nachdem
sich seine eigentliche Bedeutung verdunkelt hatte, eine Ver-
änderung seines ursprünglichen Ausgangs erfahren durch An-
schluß an ein anderes Wort. Selbstverständlich nicht an ein
beliebiges, sondern an ein zur selben Bedeutuhgsgruppe ge-
höriges ; denn nur eben ein solches würde diesen Einfluß haben

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40 Christian Bartholomae,

ausüben können. Daraus jedoch, daß die belegten Wörter


für 'Plejaden' zwei im Ausgang verschiedene Grundlagen vor-
aussetzen (s. oben § 7), ergibt sich, daß wir tatsächlich mit
solcher Ausgleichung zu rechnen haben.
12. Nun ist aber nur ein Wort nachgewiesen, dem das
jAw. paoiryaeinl- seinen Ausgang verdanken könnte, das ist
tistryaeinl-. Dies jedoch kann ganz gewiß den fraglichen
Ausgang nicht übertragen, es muß ihn selber vielmehr über-
nommen haben; s. § 9. Bei tiitryaeim- steht die Bedeutung
des dem abgeleiteten Adjektiv zugrunde liegenden Namens
völlig fest; sie konnte auch den Iraniern selber niemals
zweifelhaft sein. Für paoiryaeinl- besteht diese Sicherheit
keineswegs. Die hergebrachte Ableitung ist vielmehr als falsch
aufzugeben. Da nun das Wort seinen Ausgang, der es als ein
Stoffadjektiv bestimmt, nicht von andrer Seite her bezogen
haben kann, so muß es eben auch, als es diesen Ausgang
erhielt, wirklich als Stoffadjektiv empfunden worden sein.
13. Wir haben zwei im Ausgang verschiedene Stern-
bildnamen anzusetzen, beide feminin und nur im Plural üblich:
*tistriidni- und *pary(i)iaim-, ersteres eigentlich 'die Frauen
des Tiitria'l), letzteres 'die aus p° bestehenden' bedeutend.
Die begrifflichen Beziehungen der beiden Wörter veranlaßten
nun einen Ausgleich ihrer Ausgänge: so entstand einerseits
jAw. tistryaSinl-, anderseits afgh. perüne.
14. Es war wohl das feste Vertrauen in die Richtigkeit
der Deutung des jAw. paoiryaeinyas[ca, die es verhindert
hat, daß man nach etymologischen Verwandten in andern
Sprachen Umschau hielt. Sonst hätte man sicher an den
griechischen Namen des gleichen Sternbilds denken müssen,
wenn schon er im Ausgang abweicht: Πλειάς, gewöhnlich im
Plural gebraucht: Πλειάδες2). Sind doch die festen Bestand-
teile des zugrund liegenden Nominalstamms — sofern man
das iranische r gleich idg. I setzt, was ja ohne weiteres zu-
lässig ist, — in beiden Sprachen bei gleicher Reihenfolge ge-

1) Ob das jAw. tiitrya- die urirauische Namensform des Sterns


unverändert fortsetzt oder nicht, darauf kommt es hier nicht a n ;
vgl. dazu Bartholomae WZKM. 24. 149 Note.
2) D a s η des homerischen Πληιάδίο beruht nach WSchulze
Quaest. ep. 174 f. auf metrischen Gründen. — S. im übrigen GundeJ
D e stellarum appellatione 92 ff.

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Der indogermahische Name der Plejaden. 41

nau die gleichen: ρ , l, u, i. Der Unterschied besteht allein


darin, daß das iranische Wort ein idg. *paxluii (oder allen-
falls *pluii°), das griechische dagegen *pley,ii° voraussetzt.
Er ist bei weitem nicht so erheblich, daß er eine etymolo-
gische Trennung der beiden Wörter erforderte. Solche Ver-
schiedenheiten sind gerade bei «-Stämmen — und auf einem
solchen beruhen doch wohl die Wörter im letzten Grund —
keine Seltenheit; vgl. z. B. lat. genu, griech. γόνυ und got. kniu,
ferner griech. bopu und got. triu, die Walde LatEtWb. 2 243
unter einer "Wurzel" dereuo- 'Baum' vereinigt.
15. Im übrigen ist es gar wohl denkbar, daß die vor-
handene Verschiedenheit erst dadurch entstanden ist, daß eins
der beiden Wörter — allenfalls sogar alle beide — eine Um-
gestaltung erfahren hat infolge einer volkstümlichen Zurecht-
legung. Den überkommenen, aber unverständlich gewordenen
Namen eines Sternbilds irgendwie auszudeuten: das mußte ja
die Phantasie reizen. Neben dem homerischen αϊ iTXeiäbec —
Σ 486, e 272; an beiden Stellen findet sich ΤΤληιάδαο (am
Versanfang); vgl. dazu § 14 Note — erscheint (schon bei
Alknian) at TTeXeiäbec, d. i. 'die wilden Tauben'. Es liegt am
nächsten, anzunehmen, daß sieh der eine der beiden Namen
auf dem angegebenen Weg aus dem andern herausgebildet
hat. Ilberg bei Roscher LexGrßömMyth. 3. 2554 sieht in at
TTeXeiäbec die ältere griechische Form des Plejadennamens.
Das will mir nicht einleuchten. Das zeitliche Verhältnis der
Wörter zueinander spricht doch eher gegen die Herkunft von
TTXeiabec aus TTeXeiäbec. Was sich mir aber besonders dagegen
aufzulehnen scheint, das ist der Umstand, daß sich ja mit
dem Namen α'ι TTeXeiäbec eine ganz klare Vorstellung ver-
band. Sollte man da nachträglich die Anschaulichkeit des
Bilds durch Veränderung des Namens zerstört haben? Das
wäre ein ganz ungewöhnlicher Entwicklungsgang. Anderseits
ist es doch auch nicht angängig, TTXeiäbec und TTeXeiäbec als
zwei ganz unabhängig voneinander vollzogene volksetymolo-
gische Umgestaltungen einer dritten untergegangenen Wort-
form zu fassen. Ich meine, das verbietet sich wegen des
gemeinsamen Ausgangs, der bei diesem Wort doch gewiß nicht
alt ist, vgl. § 17. Also wird eben doch die aus älterer Zeit
bezeugte Namensform auch tatsächlich die ältere sein, wenn
auch der Zeitunterschied kein großer ist.

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42 Christian Bartholomae,

16a. Aber auch dieses ältere TTXeuibec selber kann gar


wohl erst auf einer Umformung beruhen. Der Name klingt
an nlloc, πλεκκ voll1 — das nach Prellwitz EtWbGrSpr.» 369
aus *TrXr|Foc hervorgegangen ist — sowie an πλέω 'schiffe'
an. Beide Wörter könnten nach ihrer Bedeutung der Anlaß
zfur Unigestaltung einer früheren Namensform des Sternbilds
gewesen sein. Die große Anzahl, die F ü l l e dicht zusammen-
gedrängter Sterne ist ja ein bezeichnendes Merkmal der Ple-
jaden: es hat, wie ich annehme (s. § 29), in jüngerer Zeit zu
einer neuerlichen Umformung des Namens Anstoß gegeben.
In der Tat führt j a eine der gangbaren Etymologien von
TTXeiotbec das Wort auf das Adjektiv TtXetoc zurück; vgl. Ideler
Untersuchungen über den Ursprung und die Bedeutung der
Sternnamen 144, wo diese Etymologie des Namens gebil-
ligt wird, nach der "er einen gedrängten Sternhaufen (was
Manilius IV. 523 unter glomerabüe sidus versteht) be-
zeichnen soll". Weiteres bei Gundel a. a. 0 . 94.
16b. Aber mindestens ebensogut kann πλέυυ für die
Namensform der Plejaden verantwortlich sein. Die günstigste
Zeit für die Seefahrt in den griechischen Gewässern ist die,
solang die Plejaden am Himmel sichtbar sind. Ihr Aufgang
kündigt den Beginn, ihr Untergang das Ende der Schiffahrt
an. Und es hat ja ganz den Anschein, als ob der Zusammen-
hang zwischen dem Plejadengestirn und der Schiffahrt im
Namen des Sternbilds zum Ausdruck käme. Schon im Alter-
tum hat man den Namen TTXeiabec zum Verbum πλεΐν 'navigare'
gestellt, und Froehde BB. 3. 6, WSchulze Quaest. ep. 174,
Schräder Reallex. 827 u. a. sind neuerdings für diese Etymo-
logie eingetreten. Ist aber nicht vielmehr das enge lautliche
Zusammengehen der Wörter eine Folge des sachlichen Zu-
sammenschlusses, eine Folge rationalistischer Volksetymologie ?
Man muß sich davor hüten, bei Wörtern solcher Art auf die
etymologische Durchsichtigkeit zu bauen, da sie gar leicht
durch jüngere Vorgänge vorgetäuscht sein kann. Ich meine,
wir müssen bei methodisch richtigem Verfahren nicht nur mit
der Möglichkeit, sondern mit der Wahrscheinlichkeit rechnen,
daß der griechische Plejadenname auf die nämliche Vorform
zurückgeht — vom Ausgang sehe ich dabei selbstverständlich
ab — wie der iranische. Diese gemeinsame Vorform aber
dürfte dann mit *peluii° anzusetzen sein: vgl. unten § 23.

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Der indogermanische Name der Plejaden. 43

17. Was nun zunächst den Ausgang betrifft, so weise


ich wegen des griechischen darauf hin, daß wir an der ein-
zigen Iliasstelle, die den Namen der Plejaden enthält, Σ 486
ΤΤληιάίχκ θ'Ύάδαο τ€ vorfinden, den Plejadennamen in un-
mittelbarer Verbindung mit dem des Sternbilds der Hyaden.
Diese Tatsache begünstigt die an sich schon naheliegende
Vermutung in besonderem Maße, daß die bedeutungsverwandten
Wörter im Ausgang einander augeglichen worden sind.
18. Damit soll nun aber keineswegs etwa behauptet
werden, daß der awestische Plejadenname den ursprachlichen
Ausgang bewahrt habe im Gegensatz zum griechischen. E s
ist vielmehr anzunehmen, daß der zugrund liegende gemein-
same Name einfacherer Art gewesen und nachmals erst, da
und dort in verschiedener Weise, ausgebaut worden ist. Da-
für scheint mir, und zwar in entscheidender Weise, eine weitere
iranische Benennung des Plejadengestirns einzutreten. Im
Neupersischen kommt neben dem gewöhnlichen parvin auch
parv vor. Wie das Metrum zeigt, ist das Wort einsilbig
gesprochen worden, so daß als Vorform dafür ein zweisilbiges
*paru° (mit einem sonantischen Laut hinter u) anzusetzen ist;
es genügt für die Echtheit des Worts und für die angegebene
Aussprache auf den Sähnäma-Vers 154. 464 der Leidener Aus-
gabe zu verweisen, den sowohl Asadl (Lughat-i-Furs, ed.
Horn 114. 17) als SAbdulkädir (Lughat-i-Sahnäma, ed. Sale-
mann 50. 19 f.) als Beleg für das Vorkommen von pare im
Sinn von parvin angeführt haben.
19. In engstem Zusammenhang mit dem np. parv steht
meines Erachtens der Plejadenname bei den Balutschen,
nbal. panvar, insofern ich annehme, daß dieser aus älterem
*paru-an hervorgegangen ist. Die Verschiedenheit X und X-\-an
bei gleicher Bedeutung ist nicht gerade selten; vgl. np. carm
'Fell' : afgh. carman; nbal. daf 'Mund' : np. dahan; np. band
'Strick': ooss.bändän 2 ), u . a . m . ; vgl. noch Horn GIrPh. 1 b. 103.
Welches alte P a a r dieser Art für *paru — *paruan als Muster

1) Zwei heimische Wörterbücher verzeichnen im gleichen Sinn


auch parva, das die bekannte a(fc)-Er Weiterung aufzeigt.
2) Das erste und zweite Paar geht auf verschiedene Kasus-
bildungen aus dem selben Nominalstamm, das dritte Paar auf ver-
schiedene Nominalstammbildungen aus der selben 'Wurzel' zurück.

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44 Christian Bartholomae,

diente, ist begreiflicherweise nicht festzustellen; s. noch unten


§ 20. Wegen der "Metathese" von r und η könnte ich mich
j a einfach auf mpB. kanärak, Dp. kanära "Grenze' gegenüber
jAw. karana berufen; s. Salemann GIrPh. la. 269, Horn
GIrPh. Ib. 98. Ich glaube aber, daß Umstellungen solcher Art
doch eines besondern Anstoßes bedurften. Hier war er durch
das Verbum mpB., np. kandan 'graben' gegeben; das Wort,
das ursprünglich 'Grenze' überhaupt bedeutete, wurde als 'Grenz-
f u r c h e ' gedeutet. Dort dürfte die Vertauschung von η und r
durch einen andern auf -uar ausgehenden Sternnamen ver-
anlagt sein; bei Jaba-Justi Diet. 90 wird nach Lerch als kur-
discher Name eines Sterns — welcher damit gemeint ist,
erfahren wir leider nicht — peivir verzeichnet. S. dazu
oben § 11.
20. Jenes für das nbal. panvar vorausgesetzte *paruan
erschließt uns nun auch die Etymologie eines weiteren neu-
persischen Plejadennamens, nämlich paran. Man kann die
Gleichung aufstellen *pary,an ·. paran — mpT. harv : inpB. har.
Wie diese sind *paru ( = np. parv) und *parSatzdoppelformen;
vgl. Bartholomae WZKM. 25. 394. Das selbe Musterpaar aber,
das *pary, an erzeugte, hat auch par-an ins Leben gerufen;
s. § 1 9 .
21. Was bedeutet nun der indogermanische, im Iranischen
und Griechischen bewahrte Plejadenname eigentlich? Oder,
anders gesagt: Unter welchcm Bild hat sich der auffällige
Sternhaufen dem dargestellt, der den besondern Namen dafür
geprägt hat? Denn daß auf diesem Weg, auf dem Weg
naiver Vergleichung — "das sieht aus wie . — die ersten Stern-
bildnamen erwachsen sind, gilt mir für zweifellos. So hat
doch sicher auch das Sternbild Ursa maior seine verschie-
denen Benennungen erhalten: Wagen, Bahre, Bär.
22. Ich glaube nicht, daß es ungereimt ist, für den Ple-
jadennamen an jene Wörter zu denken, die wir bei Solmsen
KZ. 38. 443f. zusammengetragen finden; s. auch Fick Vgl
Wb.4 1. 83, 478 unter pelu, Brugmann Grdr.* 2a. 201, Walde
LatEtWb. 2 595 unter pollen. Die Wörter, die ich im Auge
habe, bedeuten 'Staub, Streu', weiter 'Mehl, Asche'. Mir scheint,
es liegt ihnen als gemeinsame Anschauung die von wirr sich
bewegenden kleinsten Körperchen zugrund. Nun vergegen-
wärtige man sich einmal das Bild, das die Sonnenstäubchen

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Der indogermanische Name der Plejaden. 45

gewähren. Ich meine, das unruhig glitzernde Bild der Ple-


jaden mit den vielen engzusammenstehenden lichtschwachen
Sternen steht dem recht nahe. Daß man aber in alter Zeit
tatsächlich Sternhaufen mit wirbelndem Staub verglichen hat,
dafür läßt sich aus Aratos Phainomena die Schilderung des
Perseus anführen, von dem Vers 252 gesagt wird:
ΐχνια μηκύνει κεκονιμένοε ev Διϊ πατρί,
in Voss' Übersetzung: 'längt er den. Schritt, hinstäubend in
Zeus Lichthöhen, des Vaters'. Man nehme dazu die erläutern-
den Bemerkungen des Scholiasten: κεκονιμένοο· ήτοι κόνιν εκ
τήο CTTObou έγείραιν και "Ομηροο κονιόντεε πεδίοιο κονιόμενοι*
και γάρ νεφελοειδεΰ: eici περί τούς rcobac αύτοΟ ευετροφαί και
κονιορτώδειε ατε του γαλαΗιου κύκλου γειτνιώντοε. Auf die
darin vorkommende Verbindung νεφελοειδεΐε cucxpocpai και
κονιορτώί>ειο, auf die ευετροφαί, die "aussehen wie" Nebel und
wie Staubwolken, mache ich noch besonders aufmerksam.
Und sollte nicht auch unser Ausdruck Heerstraße, der im
Sinn des gewöhnlicheren Milchstraße gebraucht wird, auf dem
Vergleich mit einem entfernten Straßenzug beruhen, der sich
dem Beobachter als solcher durch wirbelnden Staub zu er-
kennen gibt? Endlich mag noch darauf hingewiesen sein,
daß nach von den Steinens Mitteilung, Unter den Naturvöl-
kern Zentralbrasiliens 359, bei dem Volksstamm der Baka'iri
die Plejaden als "ein Haufen beiseite gefallener Mehlkörner"
betrachtet werden. Die Plejaden als Staubkörner und die Ple-
jaden als Mehlkörner — das ist gewiß kein großer Unterschied.
Vgl. noch Gundel Pauly-Wissowa Realenzykl. 7. 562 unten.
23. Alle bisher aufgezeigten indogermanischen Plejaden-
namen lassen sich auf einen Nominalstamm *pelui- zurück-
führen, der in lat. pulvis 'Staub' unversehrt erhalten sein kann;
•elu- wurde im - Lateinischen über -olu- zu -uly-; der oft be-
hauptete Ubergang von -Ιψ in -II- ist nicht erweisbar; vgl. ins-
besondere Solmsen KZ. 38. 437 ff.; weitere Literatur bei Stolz
LatGr. 4 139 f. mit Note 7; dazu noch Walde LatEtWb. 2 783;
zum ursprünglichen Stammausgang des lat. pulvis, pulveris
s. Walde a. a. 0 . 595.
24. Auf idg. *pelui-s (oder eine andere zweisilbige Kasus-
form aus jenem Stamm) geht das mp. *paru zurück, das sich
in np. parv direkt fortgesetzt und zu np.paran und nbal. panvar
die Grundlage abgegeben hat. Der selbe indogermanische Stamm

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46 Christian Bartholomae.

ist aber auch weiter im jAw. upa.paoirim enthalten (das wäre


idg. *upopeluim), womit ein großer Fixstern 'in der Nähe des
(himmlischen) Staubs' bezeichnet wird; ich vermute, der Alde-
baran.
25. Neben dem einfachen *parui-s wurde im Iranischen
eine Ableitung daraus als Plejadenname üblich, das Stoff-
adjektiv *paru(i)iaina-, eigentlich 'aus Staub bestehend', und
zwar in dessen femininen Pluralformen, wie man aus dem
Awestischen schließen darf, das eben allein die alten Aus-
gänge bewahrt hat; so jAw. paoiryaeinyas[ca, mpB. *parven
(bis jetzt noch nicht belegt), np. parvin\ s. oben § 4. Be-
stimmend für Geschlecht und Zahl war ein anderer iranischer
Sternbildname, das nur im Plural gebrauchte Femininum
Histriiäni , s. § 13. Die beiden Sternbildnamen beeinflußten
sich einander nicht nur in den Flexionsausgängen, sondern
auch in der vorausgehenden Silbe, und zwar auf verschiedenen
Sprachgebieten in verschiedener Richtung, wie einerseits das
jAw. tistryaeinyas[ca, andererseits das afgh. perüne erkennen
läßt; s. § 13.
26. Auf einer volksetymologischen Umgestaltung des
mitteliranischen Worts beruht mpB. parvez, np. parvez. Als
man noch *paruen sprach, mit e vor n, also in mitteliranischer
Zeit, — das ι in np. parvln gehört erst der neupersischen
Periode an; vgl. Hübschmann PSt. 141; u. a., — stellte sich
daneben *paruez (mpB. parvez, np. parvez) ein, weil man das
Sternbild der Plejaden einem Sieb (vgl. np. parvezan) verglich.
Dazu bedurfte es keiner ausschweifenden Phantasie 1 ).
27. Schwierig, aber nur wegen des Ausgangs, ist die
Bestimmung des kurdischen Plejadennamens, der bei Jaba-
Justi Diet. 86 verzeichnet und mit peirou umschrieben wird.
Ein gleichartiges Lautbild gewährt das mukri-kurdische merü
bei Houtum-Schindler ZDMG. 38 9 1 2 ) . D a s Wort bedeutet
'Ameise', gehört also mit np. mör usw. zusammen; vgl. Bartho-
lomae AirWb. 1152 mit der dort angeführten Literatur. Ich

1) Bei den Bakai'ri (s. § 22 a. E.) sieht man im Sternbild der Zwil-
linge die L ö c h e r einer großen Flöte, und ebenso werden fünf
Sterne im Perseus als Löcher gefaßt; s. vondenSteinen a. a. 0. 359ff.
2) In arabischer Schrift erscheinen für eirou und erü die
gleichen Zeichen. Vgl. zur Aussprache des e OMann Mundart der
Mukrl-Kurden i. XLI.

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Der indogermanische Name der Plejaden. 47

habe daselbst für das jAw. maoirlm, Akk. Sing., 'Ameise'


maurvay- als Stamm angesetzt, dementsprechend würde jetzt
f ü r das jAw. upa.paoirlm, gemäß der oben § 24 gegebenen
Deutung, ein Stamm upa.paurvay· anzusetzen sein. In beiden
Wörtern hat man somit er (eir, er) über ari auf arui zurück-
zuführen. Somit istjper in kurd. perü 'Plejaden' genau s o w i e
im gleichbedeutenden afgh. perüne entstanden; s. § 5 . Aber
das ü des kurd. Namens kann keinesfalls mit dem ü des
afgh. Worts in Beziehung gesetzt werden, das j a , wie wir
oben sahen, auf altes ä zurückgeht. Man muß sich wohl die
Entstehung von perü aus *per ähnlich denken, wie die des
np. paran aus *par; s. § 20. -a ist im Kurdischen ein recht
häufiger Nominalausgang.
28. Der älteste griechische Name unseres Sternbilds
TT\€(F)iabec (bei Homer Πληιάδες, s. § 14 Note) hat seine Um-
gestaltung im Innern volksetymologischem Anschluß an das
Adjektiv πλέοε oder wahrscheinlicher an das Verbum πλέω
zu verdanken, während er den Ausgang von dem Sternbild-
namen 'Yabec geborgt haben wird; s. § 17. Ob dieser Name
uralt ist oder nicht, ob er wirklich, wie man annimmt —
doch siehe die Warnung in § 16 b —, etymologisch mit dem
Verbum ίίει 'es regnet' oder aber mit dem Substantiv uc
'Schwein' zusammengehört oder nicht, spielt dabei keine
wesentliche Rolle. Daß 'Yabec hinsichtlich seiner Bildung
einen altertümlicheren Eindruck erweckt als Πλειάδες, dürfte
nicht zu bestreiten sein; man vergleiche die homerischen No-
mina auf ab- bei LMeyer VglGramm. 1 2. 104 und 560. Und
diese Tatsache genügt, die oben ausgesprochene Ansicht zu
rechtfertigen.
29. Daß man späterhin den Namen Πλειάδες, vom An-
klang bestimmt, durch ΤΤελειάδεο ersetzt und sich daran ge-
wöhnt hat, im Sternbild einen Taubenschwarm zu sehen,
wurde bereits oben § 15 erwähnt. Ein weiterer Name ist αί
ΤΤελειαί, der neben TTeXeidbec aufkam, im Anschluß an das mit
πελειάδεο gleichbedeutende πέλειαι, nur daß die Hochtonstelle
des älteren Namens beibehalten wurde. Dieses α'ι ΤΤελειαί ist
meines Erachtens die Grundlage des neugriechischen ή Πούλια,
das von Hatzidakis EinlNeugrGr. 109 und von GMeyer Anal
Graec. 20 (s. auch Thumb I F . 7. 36) verschieden gedeutet
wird. Die von Hatzidakis befürwortete Annahme einer Vokal-

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48 Christian B a r t h o l o m a e , Der indogerm.Name der Plejaden.

entfaltung (πουλ- soll aus πλ- in nXeäc entstanden sein) ist


gewiß abzulehnen. Es scheint mir kaum zweifelhaft, daß die
Lautgestalt des neugriechischen Worts ebenfalls wieder einer
volksetymologischen Ausdeutung und Anlehnung zu danken
ist. GMeyer verweist — allerdings in einem anderen Sinn,
als ich es meine — auf τά πουλιά 'die Küchlein'. Diese Ver-
k n ü p f u n g ist gewiß möglich. Bei uns wird Gluckhenne als
Name der Plejaden verwendet, und das Bild einer Henne mit
Küchlein schwebt auch den Plejadennamen anderer Völker
vor; vgl. Ideler a. a. 0 . (§ 16 a) 148, Grimm DMyth. 4 2. 607 f.
Man könnte aber bei der Fülle der im Sternbild der Plejaden
zusammengefaßten Steine auch an Ansehluß au TTOUXÜC 'viel'
denken. Auf der Einwirkung von πουλύς beruht ganz selbst-
verständlich die angebliche Anaptyxis eines ου in ngriech. πουλι-
oTepoc neben, πλιότερος (s. v. a. agriech. πλέων) bei Hatzidakis
a. a. 0 . Wegen des Geschlechts — ή Πούλια 'die Plejaden',
aber τά πουλιά 'die Küchlein' — scheint mir die letztere An-
nahme doch noch überzeugender. Man vergleiche die Zu-
sammenstellung femininer ta-Nomina bei Thumb HdbNgrVoIks-
spr. 2 50. Auf keinen Fall aber darf η πούλια vom agriech. πλειάς
und von den gleichbedeutenden neugriechischen Wörtern όπλειά,
άπλειά (bei Thumb I F . 7. 35) losgerissen werden, wie es Thumb
a. a. 0 . zu tun vorschlägt. D a ß das fragliche neugriechische
Wort, gerade wie die übrigen gleicher Bedeutung, die Laute
ρ und l enthält, kann nicht einem bloßen Zufall zugeschrieben
werden.

30. Bei Schräder Reallex. 826 lesen wir: "Idg. Bezeich-


nungen f ü r e i n z e l n e Gestirne lassen sieh, außer für S o n n e
und M o n d (. . .) und vielleicht für den B ä r e n . . . nicht nach-
weisen". Das Ergebnis der vorstehenden Untersuchung dürfte
sein, daß auch für die Plejaden bereits in indogermanischer
Zeit ein fester Name geschaffen und verbreitet war.
Heidelberg.

Christian Bartholomae.

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