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Den
inneren
Schweinehund
überwinden
Gerade zum neuen Jahr nehmen sich viele Menschen vor, regelmäßig Sport
zu treiben. Doch oft bleibt es bei den guten Vorsätzen. Psychologen erfor-
schen, wie wir uns dauerhaft einen aktiven Lebensstil angewöhnen können.
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Vorabend eines Arbeitstags ins Bett gehe, stelle er sich wappnen, etwa wasserdichte Kleidung
Lieblings- ich den Wecker auf 6.30 Uhr. Wenn es um besorgen oder das Hindernis (Regen) von vorn-
sportarten sind 7.30 Uhr weder stürmt noch schneit, gehe ich herein als Ausnahmesituation definieren, in der
Alterssache! in den Fahrradkeller et cetera. Die Situation Plan B in Kraft tritt – mit dem Auto zur Arbeit
(»Wenn …«) dient als Auslöser und gibt den Im- und dafür nach der Arbeit ins Hallenbad fahren.
bis 19 Jahre:
puls für das beschlossene Verhalten. Psychologen bezeichnen das als Intentionsab-
Mannschaftssport wie
Fußball und Basketball Dass diese Methode erfolgreich ist, bewiesen schirmung: »gefährliche« Situationen und Hin-
Sheeran und Gollwitzer im Jahr 2006. Ihre dernisse frühzeitig erkennen und sich dann
20 bis 29 Jahre: Zusammenfassung von mehr als 90 Studien nachmotivieren, also etwa vergegenwärtigen,
Fitnesstraining zeigte: Wer seine Absicht in einem konkreten wie viel man durchs Radfahren schon abgenom-
30 bis 39 Jahre: Wenn-dann-Plan formuliert, wird sein Vorha- men hat. Und für den Fall, dass das nicht genügt,
Joggen ben viel eher in die Tat umsetzen. Warum das so Alternativen festlegen.
ist, haben Sheeran und sein Kollege Webb 2008
40 bis 59 Jahre: wiederum in einer Meta-Analyse herausgefun- SOS: Soll ich oder soll ich nicht?
Radfahren
den. Die Wirkung der Aktivitätspläne beruht Wenn sich Peter die SOS-Frage stellt (Soll-ich-
ab 60 Jahre: demnach darauf, dass sie helfen, potenzielle oder-soll-ich-nicht?), braucht er also nur noch
Gymnastik, Wandern, Auslösesituationen zu erkennen – also im geeig- auf eine schriftlich fixierte Strategie zurück
Spazierengehen neten Moment an die Absicht zu erinnern. zugreifen. Aber nicht nur solche Pläne bestim-
Christoph Breuer, Deutsche Natürlich ist auch ein solcher Plan kein Ga- men das Durchhaltevermögen, sondern auch
Sporthochschule Köln 2008, rantieschein: Es kann immer etwas dazwischen- der Glaube daran, Hindernisse überwinden und
nach einer Studie an 2360
Aktiven kommen. In Peters Fall beispielsweise, dass es sich nach Rückschlägen wieder am Riemen rei-
morgens regnet. Für solche Eventualitäten sollte ßen zu können. Das zeigten im Jahr 2008 der
Gesundheitspsychologe Ralf Schwarzer von der
Freien Universität Berlin und seine Kollegen in
drei Längsschnittuntersuchungen.
Modell zum Aufbau körperlicher Aktivität Das internationale Forscherteam befragte
insgesamt mehr als 800 Patienten in Rehabi-
Ob ich eine Absicht entwickle und sie letztlich auch umsetze, beeinflussen ver- litationseinrichtungen zunächst nach ihren
schiedene Faktoren. Zunächst bedarf es dafür zweier Überzeugungen: dass ich bisherigen körperlichen Aktivitäten und neu
das Ziel aus eigener Kraft erreichen kann (Selbstwirksamkeitserwartung) und gefassten Absichten, nach den erhofften Kon
davon profitieren werde (Konsequenzerwartung). Bei der Realisierung helfen sequenzen und den befürchteten negativen
möglichst detaillierte Pläne, die definieren, wann und wie ich meine Absicht in Folgen weiterer Inaktivität. Außerdem be-
die Tat umsetze. Tritt eine dort beschriebene Situation ein, erinnert sie an das stimmten sie die jeweilige Selbstwirksamkeits-
Ziel und gibt den Impuls, wie geplant zu handeln. Habe ich das schließlich tat- erwartung und die Überzeugung, nach einem
sächlich getan, ist es wichtig, dass ich den Erfolg (Absicht in die Tat umgesetzt!) Rückfall in die Inaktivität das Training wieder
als mein Verdienst ansehe. Denn nur dann glaube ich, dass mir das künftig wie- aufzunehmen. Danach lernten die Patienten,
der gelingen wird. Außerdem nehmen darauf noch zwei weitere Faktoren Ein- die mehrheitlich an Herz-Kreislauf-Erkrankun-
fluss: wie gut ich meine Pläne gegen etwaige Widrigkeiten abschirme und ob gen litten, detaillierte Aktivitätspläne aufzu
ich glaube, dass ich nach Misserfolgen einen neuen Anlauf starte. stellen.
Ein Jahr später überprüften die Forscher, wie
aktiv die Teilnehmer nun waren. Resultat: Die
erwartete Absicht befürchteten Risiken hatten nahezu keinen Ef-
erwartete
Verhaltenskontrolle (Intention)
Konsequenzen fekt auf die sportliche Betätigung gehabt, dafür
(Selbstwirk-
(mehr positive als
samkeits- aber die Güte ihrer Pläne sowie die Überzeu-
negative)
erwartung) Wenn-dann-Plan
gung, nach inaktiven Phasen trotzdem weiter-
(Implementierungs
intentionen) zumachen.
An der Universität Freiburg bieten der Sport-
psychologe Reinhard Fuchs und seine Kollegen
erwartete Misserfolgs- ein solches Interventionsprogramm unter dem
Auslösesituation
bewältigung
Kürzel LISA (Lebensstilintegrierte Sportliche Ak-
tivität) an. Dessen Schwerpunkt liegt darauf, die
Erklärung für körperliche Aktivität erlebte geschilderte Lücke zwischen Absicht und Ver-
erlebten Erfolg/ (Zielverhalten) Konsequenzen halten zu schließen. Zunächst besprechen je-
Misserfolg
weils sechs Teilnehmer mit einem Sportpsycho-
logen, mit welchen Zielen sie sich für das Pro-
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Es wäre nahe liegend gewesen, dass Opti-
misten besonders lange bei einer Sache bleiben,
weil sie an sich glauben. Tatsächlich aber ver-
weilten sie im Schnitt nur sieben Minuten bei
den unlösbaren Aufgaben, während sich die Pes-
simisten durchschnittlich ganze elf Minuten
vergebens abmühten.
Die beiden Forscherinnen schlussfolgerten,
Lisa Kyle Young / iStockphoto
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