Studienpraxis
Zusatzausbildungen
In dieser Reihe werden Möglichkeiten, sich neben dem Pflichtstoff mit weitergehenden juristischen The-
men auseinander zu setzen, dargestellt. Die Vorstellungen der Zusatzausbildungen „Versicherungrecht“,
„Journalismus und Recht“ (beide AL 4/2005), „Gewerblicher Rechtsschutz“ (AL 1/2006) und „Der Wirt-
schaftsjurist Bayreuther Prägung“ (AL 2/2006) sind unter www.adlegendum.com abrufbar.
Sandra Morales-Maag*
Die Fachspezifische Fremdsprachenausbildung für Juristin-
nen und Juristen (FFA)
Die „Fachspezifische Fremdsprachenausbildung für Ju-
ristinnen und Juristen“, kurz FFA genannt, hat in die-
sem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Bereits seit
dem Wintersemester 1995/96 leistet dieser vom Land
Nordrhein-Westfalen anerkannte Zusatzstudiengang
an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
einen wertvollen Beitrag zur Internationalisierung des
rechtswissenschaftlichen Studiums.
Als studienbegleitende Ausbildung richtet sich die FFA
an alle angehenden Juristinnen und Juristen und gibt
diesen die Möglichkeit, sich mit ausländischen Rechts-
ordnungen in den Fachsprachen Englisch und Fran-
zösisch auseinanderzusetzen. Ziel dabei ist, Studie-
rende der Rechtswissenschaft auf die Anforderungen
eines Arbeitsmarktes vorzubereiten, der heute in fast
allen Tätigkeitsfeldern fachspezifische Fremdspra-
chenkenntnisse verlangt. Nicht nur international täti-
ge Kanzleien und Behörden sowie der diplomatische
Dienst, sondern auch immer mehr kleinere Kanzleien
werden mit Fällen konfrontiert, die einen Auslandsbe-
zug aufweisen. Aus diesem Grund sollen die Teilneh-
merinnen und Teilnehmer der FFA dazu befähigt wer-
den, juristische Sachverhalte eines fremden Rechtssys-
tems verstehen, sowie mündlich und schriftlich in der
jeweiligen Fremdsprache erörtern zu können.
Zur Absolvierung dieses Zusatzstudiengangs ist eine
separate Immatrikulation erforderlich, die erst nach
der erfolgreichen Teilnahme an einem Eingangstest,
dem sog. C-Test, erfolgen kann. In Nordrhein-West-
falen wird der erfolgreiche C-Test von der ZVS als be-
sonderer wissenschaftlicher Grund anerkannt, durch
den sich die Chancen einer bevorzugten Berücksichti-
gung bei der Vergabe der Studienplätze für das Winter-
semester erhöhen können.
Die FFA ist auf vier Semester angelegt und umfasst
insgesamt 18 Semesterwochenstunden. Das Kurspro-
gramm setzt sich sowohl aus Lehrveranstaltungen der
Rechtswissenschaftlichen Fakultät als auch des Spra-
chenzentrums der Westfälischen Wilhelms-Universität
zusammen. Durch diese enge Kooperation soll die Ver-
mittlung vertiefter juristischer Kenntnisse in der ge-
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wählten Rechtsordnung ebenso gewährleistet werden
wie die entsprechenden allgemeinen und fachlichen
Sprachkenntnisse.
Besonderen Wert legt die FFA auf einen starken Praxis-
bezug. Neben sprachlich und juristisch besonders qua-
lifizierten Lehrbeauftragten des anglo-amerikanischen
bzw. französischen Rechtsraumes gelingt es jedes Jahr
dank der zahlreichen internationalen Kontakte, eine
Vielzahl von renommierten Gastprofessorinnen und
Gastprofessoren von angesehenen Universitäten aus
verschiedenen Ländern für FFA-Veranstaltungen zu
gewinnen. Die Studierenden haben dadurch die Mög-
lichkeit, verschiedene Rechtsgebiete wie z.B. „The
Law of War“, „International Business Transactions“,
„Company Law“, „International Commercial Arbit-
ration“, „International Market and Liberalisation“,
„European Law“, „Droit du Travail“, „Droit commer-
cial et des sociétés“ u.a. ihren Interessen entsprechend
zu vertiefen. Im Laufe der Zeit hat sich hieraus eine
enge Zusammenarbeit mit der University of Virginia
School of Law (USA) sowie mit der Université Paris X
– Nanterre (Frankreich) entwickelt.
Auch von einigen anderen Universitäten kommen re-
gelmäßig Gastprofessorinnen und Gastprofessoren
nach Münster, um im Rahmen der FFA zu unterrich-
ten, so von der Norwich Law School (Großbritan-
nien), von der University of the West of England in
Bristol und vom Georgetown University Law Center
(Washington D.C., USA). In den letzten Jahren kamen
noch Partnerschaften mit der Roger Williams Univer-
sity School of Law (Providence, USA) und der Lancas-
ter University Law School (Großbritannien) dazu.
Aber nicht nur Professorinnen und Professoren von
ausländischen Universitäten ist es zu verdanken, dass
alle juristischen FFA-Lehrveranstaltungen von Mut-
tersprachlerinnen und Muttersprachlern des jeweiligen
Rechtsraumes gehalten werden. Auch ausländische
Richter und Rechtsanwälte werden regelmäßig im
* Frau Morales-Maag, Ass.jur., ist Leiterin des Studiengangs
„Fachspezifische Fremdsprachenausbildung für Juristinnen
und Juristen an der Universität Münster.
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Rahmen der FFA tätig, wie z.B. Dr. h.c. mult. The Rt.
Hon. the Lord Slynn of Hadley, ehem. Präsident des
EuGH, Richter am House of Lords und bis heute Privy
Counsellor der britischen Regierung, sowie Professor
Dr. h.c. Sir David A.O. Edward, ehem. Richter am Eu-
ropäischen Gerichtshof. Von den Anwälten seien u.a.
Frau Dr. Fabienne Kutscher-Puis, LL.M., Frau Migdalia
Castillo-Gerding, LL.M., Herr Dr. Richard Kreindler,
Herr Paul Barthélemy, LL.M. und Dr. Benoît Dumol-
lard, LL.M. genannt, die sich um die FFA besonders
verdient gemacht haben.
Die von den europäischen Bildungsministern in Bo-
logna erarbeiteten Zielvorgaben leiteten Veränderungs-
prozesse ein, die an einem international ausgerichteten
Studiengang wie der FFA natürlich nicht vorbeigehen
konnten. Sieht die Ausbildungs- und Prüfungsordnung
für die FFA von 2001 noch eine Abschlussprüfung nach
dem Vorbild der ersten juristischen Staatsprüfung vor,
bei der die Studierenden nach vier Semestern sowohl
einen schriftlichen als auch einen mündlichen Prüfungs-
teil zu absolvieren haben, hat der Fachbereichsrat der
Rechtswissenschaftlichen Fakultät in seiner Sitzung am
31.01.2006 eine Änderung der FFA-Prüfungsordnung
beschlossen, die auch die Abschaffung der Abschluss-
prüfung in ihrer derzeitigen Form umfasst.
Durch die Umstellung von einer zentralen Abschluss-
prüfung auf studienbegleitende Leistungskontrollen
orientiert sich die Fakultät nicht nur an den Zielvor-
gaben aus der Bologna-Erklärung der europäischen
Bildungsminister, sondern auch an den Empfehlungen
der Kultusministerkonferenz. Studienbegleitende Prü-
fungen führen zu weniger Lern- und Prüfungsbelastung
für die Studierenden und erhöhen die Lerneffizienz. Die
Studierenden werden dazu angehalten, von Beginn ih-
res Studiums an konsequent mitzuarbeiten und erhal-
ten nach jeder Leistungskontrolle ein direktes Feedback
über ihren Leistungsstand bei gleichzeitiger Aufwertung
ihrer Einzelleistungen.
Beibehalten wird das Erfordernis eines „für die fachspe-
zifischen Fremdsprachenkenntnisse förderlichen Prak-
tikums von mindestens drei Wochen Dauer“, das in ei-
Der Studienverlaufsplan im Überblick
Semester Common Law
1 • The Common Law Legal System
2 • Constitutional Law
• The Common Law of Tort
• Conversation and Presentation Skills for Law
3 • The Common Law of Contract
• Legal Research and Writing
4 • Legal Translating
• Vertiefungskurs (je nach Angebot)
Studienpraxis
ner Institution abgeleistet werden muß, die sich mit dem
gewählten Rechtsgebiet in der jeweiligen Fachsprache
beschäftigt und über welches ein Praktikumsbericht an-
zufertigen ist. Neben ausländischen Anwaltskanzleien
und Behörden kommen hierfür auch internationale Or-
ganisationen und Gerichte in Betracht. Darüber hinaus
kann das FFA-Praktikum ggf. auf eines der deutschen
Pflichtpraktika des regulären Jurastudiums angerechnet
werden. Durch das Praktikum erhalten die Studieren-
den nicht nur tiefere Einsichten in das Common Law
bzw. das französische Recht und in die Arbeitsweisen
der jeweiligen Anwälte und Richter, sondern es werden
zuweilen auch weiterführende berufliche Verbindungen
geschlossen, die weitere Praktika ermöglichen. Selbstän-
dige Teilprüfung ist schließlich eine mündliche Prüfung,
die an den Praktikumsbericht anknüpft.
Nach erfolgreicher Teilnahme wird den Absolventinnen
und Absolventen im Rahmen einer feierlichen Zeremo-
nie (Zertifikatsverleihung) ein zweisprachiges Zertifi-
kat überreicht. Zudem wird der abgeschlossene FFA-
Zusatzstudiengang nach § 25 II Nr. 4 JAG mit einem
Freisemester auf den Freiversuch angerechnet.
Die Palette der Vorteile und Möglichkeiten, die sich nach
der erfolgreichen Absolvierung der FFA bietet, ist groß.
Zum einen wird durch den Erwerb dieser Zusatzqualifi-
kation gegenüber etwaigen Mitbewerberinnen und Mit-
bewerbern auf dem Arbeitsmarkt ein Vorsprung erzielt.
Neben den sprachlichen und fachlichen Fertigkeiten
wird einem zukünftigen Arbeitgeber durch die Teilnah-
me an der FFA aufgezeigt, dass die Bewerberin/der Be-
werber bereit ist, sich übermäßig zu engagieren und sich
neuen Herausforderungen zu stellen. Zum anderen kann
die Absolventin/der Absolvent ihre/seine erworbenen
Kenntnisse durch ein Auslandsstudium oder ein LL.M.-
Studium vertiefen. Durch das zweijährige Studium des
Common Law und der englischen Rechtssprache sind
sie z.B. für das LL.M.-Studium im englischsprachigen
Ausland ausgezeichnet vorbereitet und werden von aus-
ländischen Hochschulen besonders geschätzt.
Fazit: Die FFA lohnt sich auf jeden Fall! Schauen Sie
einfach vorbei unter: www.jura.uni-muenster.de/ffa.
Droit français
• Introduction au droit français
• Droit constitutionnel et administratif français
• Méthodologie juridique française
• Français juridique: pratique de l’exposé et de
l’argumentation
• Droit des obligations français
• Français juridique: de la recherche documentaire
á la rédaction
• Traduction juridique
• Vertiefungskurs (je nach Angebot)