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Hält ganz von selbst

Das Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung an


der Universität Stuttgart forscht an künstlichen granularen Materia-
lien und erprobt das Bauen mit den ungebundenen Teilchen.
Eine Sandburg besteht aus aberwitzig vielen klei- für das Projekt entworfen und im Spritzgussver- Die Aufbewahrungsboxen Institut
werden eine nach der ande-
nen, feuchten Sandkörnern. Sonst nichts. Damit fahren aus recyceltem Kunststoff industriell her- ICD – Institut für Computer-
ren geleert. Anschließend
die Sandburg nicht einstürzt, muss zwischen gestellt wurden. Insgesamt bilden circa 120.000 vom Roboter entlang der
basiertes Entwerfen und
Baufertigung, Universität
den einzelnen Sandkörnern nicht etwa irgendeine dieser Partikel den Pavillon aus. Da sie unver- Kanten des Pavillons abge-
Stuttgart
Verbundmasse, ein Klebstoff oder Mörtel, ver- bunden sind und nur über Kontaktflächen inter- legt, bilden sie die äußere
Achim Menges, Karola Die-
Schalung.
Der „ICD Aggregate Pavilon“ teilt werden. Nein, die lose Ansammlung der win- agieren, lassen sie sich wiederverwenden. richs
wurde im Sommer 2018 zigen Steinchen hält allein durch ihre Kontakt- Als Sandburgenbauer diente ein für das Pro-
aufgebaut. Die 7x5x3 Meter Wissenschaftl. Mitarbeiter
flächen. Stürzt die Sandburg dennoch ein, ist es jekt maßgeschneidertes Seil-Robotersystem.
große Installation wiegt Christian Arias, Bahar Al
2500 Kilo. Fotos: ICD Uni- auch nicht weiter schlimm – der Sand kann im- Ein kabelgebundener Parallelroboter wurde an Bahar, Elaine Bonavia,
versität Stuttgart mer wieder zum Sandburgenbauen benutzt wer- vier Wänden einer Lagerhalle befestigt, in der Federico Forestiero, Pedro
den. der Pavillon aufgebaut wurde. Der Roboter fuhr Giachini, Shir Katz,
Alexandre Mballa-Ekobena,
Mit diesem Bild vor Augen lässt sich das For- mit grauen Boxen, in denen die Partikel aufbe- Leyla Yunis, Jacob Zindroski
schungsprojekt von Achim Menges und Karola wahrt werden, zu einem exakt definierten Depo-
Dierichs vom Institut für Computerbasiertes Ent- sitionspunkt und ließ seine Ladung dort fallen. Seil-Roboter
werfen und Konstruieren (ICD) der Uni Stuttgart Eine parametrische Modellierungsumgebung Ondrej Kyjanek, Martin
Loucka
leicht verstehen. Seit zehn Jahren beschäftigen steuerte den Seilroboter. Ein Bildalgorithmus
sie sich mit der Entwicklung von granularen Ma- überwachte kontinuierlich die geometrische Ge- Fertigung
terialien und mit deren Eigenschaft, selbsttra- nauigkeit der Struktur. Wilhelm Weber
gend und vollständig rekonfigurierbar und damit Nicht nur der fertige Pavillon besteht aus lo-
wiederverwendbar zu sein. In der Natur sind sen Partikeln, sondern auch die übrigen Elemen- Unterstützung

solche granulare Substanzen beispielsweise der te, die für seinen Aufbau zum Einsatz kamen. Getty Lab, ITASCA

oben genannte Sand, aber auch Kies oder Schnee Zur Stabilisierung der Außenseiten des Pavillons
gehören dazu. Kann man ihr Verhalten nachah- während des Aufbaus dienten die sukzessive
men und für die Architektur adaptieren? entleerten Boxen. Als „Lehrgerüst“ im Innenraum
Der Versuch wurde mit der Realisierung des wurde ein weiteres granulares Element verwen-
„ICD Aggregate Pavilion“ unternommen. Er ist det: Mit Luft gefüllte Kunststoffkugeln. Als
sozusagen die erste Sandburg des Instituts. Mit Schalung sind sie besonders materialsparend,
dem sieben Meter langen, fünf Meter breiten und da das Verhältnis zwischen ihrem Volumen im
rund drei Meter hohen Objekt ist erstmals ein Ursprungszustand (nicht aufgeblasen) und als
allseitig umschlossener Raum realisiert worden, Schalung (aufgeblasen) sehr groß ist. Der „Sockel“ des Pavillons
besteht aus den zehnglied-
der allein aus einem künstlich hergestellten gra- Am Schluss wurden die 725 Kugeln eine nach
rigen Partikeln (Dekapode).
nularen Material besteht und ausschließlich über der anderen herausgerollt, damit sich der Pavil- Sie stabilisieren den Pavil-
losen Reibekontakt hält. lon selbst stabilisieren konnte. Das Ergebnis des lon, da sie besonders viele
Für den Bau des Pavillons verwendeten die aufwendig choreografierten Konstruktionspro- Kontaktflächen bieten.
Darüber liegen die sechs-
Forscher zwei ineinandergreifende sternförmige zesses ist bildlich eine ausgehöhlte Sandburg, gliedrigen, etwas größeren
Partikel: Hexapode und Dekapode, die speziell tatsächlich eine fast kristalline Struktur. BF Partikel (Hexapode).

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