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Betreuungsrecht

Mit ausführlichen Informationen zur Vorsorgevollmacht


Betreuungsrecht
Mit ausführlichen Informationen zur Vorsorgevollmacht
Vorwort 5

Vorwort
Das Betreuungsrecht dient dem Schutz und der Un-
terstützung erwachsener Menschen, die wegen einer
psychischen Krankheit oder einer körperlichen, geis-
tigen oder seelischen Behinderung ihre Angelegen-
heiten ganz oder teilweise nicht mehr selbst regeln
können und deshalb auf die Hilfe anderer angewie-
sen sind. Jeder von uns kann durch einen Unfall, eine Neben Informationen zum Betreuungsrecht enthält
Krankheit oder am Ende des Lebens in eine derar- die Broschüre auch ein mit den Justizministerien der
tige Situation geraten. Bedarf es in diesem Fall der Länder abgestimmtes Muster für die Erstellung einer
Unterstützung in Rechtsangelegenheiten, wie z. B. Vorsorgevollmacht. Das Formular ist eine Empfeh-
der Gesundheits- oder Vermögenssorge, muss das lung und kann selbstverständlich durch individuelle
Betreuungsgericht auf Antrag der Betroffenen selbst Formulierungen ergänzt oder abgeändert werden.
oder von Amts wegen über die Betreuerbestellung Mit Unterzeichnung des ausgefüllten Formulars
entscheiden. Sind andere Hilfen oder die Unterstüt- können Sie eine rechtswirksame Vollmacht erteilen.
zung durch eine dazu bevollmächtigte Person Ihres Eine Betreuerbestellung ist dann grundsätzlich nicht
Vertrauens ausreichend, darf keine Betreuerbestel- mehr erforderlich.
lung erfolgen. Grundsätzlich gilt: Das Wohl des hilfs-
Ich möchte Sie ausdrücklich ermuntern, für den Fall
bedürftigen Menschen steht immer im Vordergrund!
der eigenen Hilfsbedürftigkeit rechtzeitig vorzusor­
Viele Menschen sind sich darüber unsicher, was eine gen und zu bestimmen, wer Ihre Interessen im Ernst-
Betreuung für sie bedeutet und wo sie Rat und Hilfe fall – als Betreuerin oder Betreuer, bzw. als Bevoll-
über deren Bedeutung und Möglichkeiten erhal- mächtigte oder Bevollmächtigter – vertreten soll.
ten können. Sie möchten auch wissen, inwieweit Die Broschüre, die auch weiterführende Beratungs-
sie selbst auf die Bestellung einer Betreuerin oder und Hilfsangebote aufzeigt, möge Ihnen dabei eine
eines Betreuers Einfluss ausüben oder wie sie eine Hilfe sein. Ich möchte Sie an dieser Stelle auch auf
Betreuerbestellung ganz vermeiden können. Diese die vom Bundesministerium der Justiz und für Ver-
und andere Fragen beantwortet die vorliegende braucherschutz erstellte Broschüre zur Patientenver-
Broschüre. Sie erläutert unter anderem die Voraus- fügung hinweisen. Mit einer Patientenverfügung kön-
setzungen und Auswirkungen einer Betreuung, sie nen Sie Vorsorge im Hinblick auf die Durchführung
beschreibt die Grundsätze der Betreuerauswahl und oder Unterlassung ärztlicher Maßnahmen treffen.
die Aufgaben und Tätigkeit der Betreuer, sie erklärt
auch deren Rechte und weist auf Hilfen durch Be-
treuungsbehörden und Betreuungsvereine hin. Diese
Broschüre ist damit ein Ratgeber sowohl für diejeni-
gen, die für den Fall ihrer eigenen Hilfsbedürftigkeit
vorsorgen wollen, wie auch für diejenigen, die sich
Dr. Katarina Barley
als Betreuerin oder Betreuer insbesondere ehren-
Bundesministerin der Justiz und
amtlich engagieren wollen.
für ­Verbraucherschutz
6 Inhalt

Inhalt

1. Worum geht es beim Betreuungsrecht?. . . . . . . . . . . 7 1.7 Welche Rechte kann der Betreuer
geltend machen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.1 Unter welchen Voraussetzungen wird
Ersatz von Aufwendungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
ein Betreuer bestellt?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Haftpflichtversicherung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Grundsatz der Erforderlichkeit bei der
Vergütung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Betreuerbestellung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Hilfe durch Behörden und Vereine. . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Andere Hilfen, Vorsorgevollmacht. . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Umfang der Betreuung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.8 Gerichtliches Verfahren.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Verfahren der Betreuerbestellung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
1.2 Auswirkungen der Betreuung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Verfahren in Unterbringungssachen. . . . . . . . . . . . . . . 32
Einwilligungsvorbehalt.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Kosten des Verfahrens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Eheschließung und Errichtung von
Testamenten, Wahlrecht.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2. Die Vorsorgevollmacht.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Dauer der Betreuung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.1 Fragen und Antworten.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
2.2 Registrierung der Vollmacht im Zentralen
1.3 Auswahl des Betreuers.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer.. . . . . . . . 44
Wechsel des Betreuers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.3 Ausfüllhinweise. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
1.4 Welche Aufgaben hat der Betreuer?. . . . . . . . . . . . 15
Zum Heraustrennen am Schluss der Broschüre. . . . . 46
Persönliche Betreuung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Formular einer Vorsorgevollmacht.. . . . . . . . . . . . . . . . . A
Wohl und Wünsche des Betreuten. . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Formular einer Konto-/Depotvollmacht –
1.5 Schutz in persönlichen Angelegenheiten.. . . . . . . 17 Vorsorgevollmacht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B
Untersuchung des Gesundheitszustandes, Formular einer Betreuungsverfügung.. . . . . . . . . . . . . . C
Heilbehandlung, ärztlicher Eingriff. . . . . . . . . . . . . . . . 18 Datenformular für Privatpersonen
Sterilisation.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Antrag auf Eintragung einer Vorsorgevollmacht. . . . . D
Unterbringung und ärztliche Zwangsmaßnahme. . . 21 Informationen zum Eintragungsverfahren
Freiheitsentziehende Maßnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . 23 für Privatpersonen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E
Wohnungsauflösung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer
Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter.. . . F
1.6 Tätigkeit des Betreuers in
Informationen zum Zusatzblatt
vermögensrechtlichen Angelegenheiten. . . . . . . . . . . 24
Bevollmächtigte/Betreuer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . G
Allgemeine Pflichten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Anlegung eines Vermögensverzeichnisses. . . . . . . . . 24 Hinweis
Rechnungslegung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Die vorgenannten Formulare können Sie sich auch aus
Geldanlage und Geldgeschäfte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 dem Internetangebot des Bundesministeriums der Justiz
Handlungen, die der Genehmigung durch und für Verbraucherschutz unter www.bmjv.de → Service
das Betreuungsgericht bedürfen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 → Formulare, Muster und Vordrucke ausdrucken.
Worum geht es beim Betreuungsrecht? 7

1. Worum geht es beim


Betreuungsrecht?

Das Gesetz zur Reform des Rechts der Vormund-


schaft und Pflegschaft für Volljährige (Betreuungs-
gesetz – BtG) vom 12. September 1990 (Bundes-
gesetzblatt Teil I S. 2002) ist am 1. Januar 1992 in
Kraft getreten. Es hat erhebliche Verbesserungen
für erwachsene Mitbürgerinnen und Mitbürger, die
früher unter Vormundschaft oder Gebrechlichkeits-
pflegschaft standen, gebracht. Betreuung als Rechts-
fürsorge zum Wohl des betroffenen Menschen ist an
die Stelle von Entmündigung, Vormundschaft für
Erwachsene und Gebrechlichkeitspflegschaft getre-
ten. Das Wesen der Betreuung besteht darin, dass
eine hilfsbedürftige Person Unterstützung durch
einen Betreuer erhält, der ihre Angelegenheiten in
einem gerichtlich genau festgelegten Aufgabenkreis
rechtlich besorgt. Das Selbstbestimmungsrecht des
betroffenen Menschen soll dabei gewahrt bleiben.
Die Wünsche des Betroffenen haben grundsätzlich
Vorrang gegenüber seinen objektiven Interessen,
wenn sie seinem Wohl nicht zuwiderlaufen.

Von Betreuung betroffen sind Erwachsene, die


aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer
körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung
ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht be-
sorgen können. Viele der Betroffenen sind alte Men-
schen. Die Regelungen werden für sie zunehmend
von Bedeutung sein. Der Anteil älterer Mitbürger an
der Gesamtbevölkerung wird sich in den kommen-
den Jahren wesentlich erhöhen. So ist heute bereits
jeder vierte Bundesbürger älter als 60 Jahre und
schon im Jahre 2030 wird es jeder Dritte sein. Für vie-
le kann dies bedeuten, dass sie im letzten Abschnitt
ihres Lebens auf die Hilfe anderer angewiesen sind.
8 Unter welchen Voraussetzungen wird ein Betreuer bestellt?

1.1 Unter welchen t Körperliche Behinderungen


Auch körperliche Behinderungen können Anlass

Voraussetzungen wird für die Bestellung eines Betreuers sein, allerdings


nur, soweit sie die Fähigkeit zur Besorgung der

ein Betreuer bestellt? eigenen Angelegenheiten wenigstens teilweise


aufheben oder wesentlich behindern. Dies kann
etwa bei dauernder Bewegungsunfähigkeit der
Fall sein. Zum Antragserfordernis in diesen Fällen
vgl. Ziffer 1.8 „Verfahren der Betreuerbestellung“.

Ein Betreuer kann nur bestellt werden, wenn bei der Zu der Krankheit oder Behinderung muss ein
betroffenen Person eine Hilfsbedürftigkeit vorliegt, Fürsorgebedürfnis hinzutreten: Ein Betreuer darf
die auf einer der folgenden im Gesetz (§ 1896 Absatz 1 nur bestellt werden, „wenn der Betroffene aufgrund
BGB) genannten Krankheiten oder Behinderungen dieser Krankheit oder Behinderung seine Angele-
beruht: genheiten ganz oder teilweise nicht zu besorgen
vermag“. Es kann sich dabei etwa um Vermögens-,
t Psychische Krankheiten
Renten- oder Wohnungsprobleme, aber auch
Hierzu gehören alle körperlich nicht begründ-
um Fragen der Gesundheitsfürsorge oder des Auf-
baren seelischen Erkrankungen; ferner seelische
enthalts handeln.
Störungen, die körperliche Ursachen haben, bei-
spielsweise als Folge von Krankheiten (z. B. einer
Hirnhautentzündung) oder von Verletzungen des § 1896 BGB
Gehirns. Auch Abhängigkeitserkrankungen (Sucht) Voraussetzungen
können bei entsprechendem Schweregrad psychi-
(1) Kann ein Volljähriger aufgrund einer psychischen
sche Krankheiten sein. Dasselbe gilt schließlich für
Krankheit oder einer körperlichen, geistigen oder see-
Neurosen oder Persönlichkeitsstörungen („Psy-
lischen Behinderung seine Angelegenheiten ganz oder
chopathien“).
teilweise nicht besorgen, so bestellt das Betreuungsge-
t Geistige Behinderungen richt auf seinen Antrag oder von Amts wegen für ihn
Hierunter fallen die angeborenen sowie die einen Betreuer. Den Antrag kann auch ein Geschäfts-
während der Geburt oder durch frühkindliche unfähiger stellen. Soweit der Volljährige aufgrund
Hirnschädigungen erlittenen Intelligenzdefekte einer körperlichen Behinderung seine Angelegenhei-
verschiedener Schweregrade. ten nicht besorgen kann, darf der Betreuer nur auf An-
trag des Volljährigen bestellt werden, es sei denn, dass
t Seelische Behinderungen
dieser seinen Willen nicht kundtun kann.
Dies sind bleibende psychische Beeinträchtigun-
gen, die als Folge von psychischen Erkrankungen (1a) Gegen den freien Willen des Volljährigen darf ein
entstanden sind. Auch die geistigen Auswirkun- Betreuer nicht bestellt werden.
gen des Altersabbaus werden hierzu gerechnet.
Unter welchen Voraussetzungen wird ein Betreuer bestellt? 9

Grundsatz der Erforderlichkeit bei der Andere Hilfen, Vorsorgevollmacht

Betreuerbestellung Ein Betreuer wird nur bestellt, wenn dies notwendig


ist, weil eine Person ihre Angelegenheiten ganz oder
Die Betreuung stellt eine wichtige Hilfe für die
teilweise nicht mehr besorgen kann.
Betroffenen dar. Sie kann von ihnen aber auch als
Eingriff empfunden werden, zumal wenn sie mit Dabei muss zunächst festgestellt werden, ob nicht
der Bestellung nicht einverstanden sind. Gegen den Hilfen tatsächlicher Art vorhanden und ausreichend
Willen des Betroffenen, wenn er diesen frei bilden sind. So können Familienangehörige, Bekannte oder
kann, darf ein Betreuer nicht bestellt werden. Für soziale Dienste die betroffene Person bei praktischen
alle Bereiche des Betreuungsrechts gilt außerdem Angelegenheiten des Alltags unterstützen. Sie können
der Grundsatz der Erforderlichkeit. Dieser bezieht beim Ausfüllen von Anträgen (Rente, Sozialleistun-
sich auf gen) oder der Steuererklärung helfen. Schuldnerbera-
tungsstellen können Vermögensfragen klären. Solche
t das „Ob“ einer Betreuerbestellung,
Hilfen sind vorrangig, reichen aber nicht aus, wenn
t den Umfang des Aufgabenkreises des Betreuers, auch eine rechtsgeschäftliche Vertretung der betrof-
fenen Person erforderlich ist. Die Bestellung eines
t die Auswirkungen der gerichtlichen Maßnahme
Betreuers kann allerdings dann vermieden werden,
und
wenn bereits eine andere Person bevollmächtigt
t die Dauer der Betreuung. wurde (zur Bevollmächtigung siehe Ziffer 2.1.3) oder
noch bevollmächtigt werden kann. Dies gilt nicht nur
in Vermögensangelegenheiten, sondern auch für alle
anderen Bereiche, etwa die Gesundheitsangelegenhei-
ten oder Fragen des Aufenthalts.

Wichtig
Wenn es nur darum geht, dass jemand rein tatsäch­
liche Angelegenheiten nicht mehr selbständig besor-
gen kann (etwa seinen Haushalt nicht mehr führen,
die Wohnung nicht mehr verlassen kann usw.), so
rechtfertigt dies in der Regel nicht die Bestellung
eines Betreuers. Hier wird es normalerweise auf ganz
praktische Hilfen ankommen (z. B. Sauberhalten der
Wohnung, Versorgung mit Essen), für die man keine
gesetzliche Vertretung braucht.

Jeder kann in gesunden Tagen vorausschauend für


den Fall der eventuell später eintretenden Betreu-
ungsbedürftigkeit einer Person seines Vertrauens
mit einer Vorsorgevollmacht die Wahrnehmung
einzel­ner oder aller Angelegenheiten übertragen.
Die so bevollmächtigte Person kann dann, wenn
dieser Fall eintritt, handeln, ohne dass es weiterer
Maßnahmen bedarf. Das Gericht wird nicht ein­
geschaltet. Nur dann, wenn sich eine Kontrolle der
10 Unter welchen Voraussetzungen wird ein Betreuer bestellt?

bevollmächtigten Person, zu der der Vollmachtgeber Umfang der Betreuung


nicht mehr in der Lage ist, als notwendig erweist,
Betreuer dürfen nur für die Aufgabenkreise bestellt
wird das Gericht befasst. Meist wird es dabei aus-
werden, in denen eine Betreuung tatsächlich er­
reichen, eine Person zu bestimmen, die anstelle des
forderlich ist (§ 1896 Absatz 2 BGB). Bereiche, die
Vollmachtgebers handelt und so die Rechte des
die Betroffenen eigenständig erledigen können,
Vollmachtgebers gegenüber seiner bevollmächtigten
dürfen den Betreuern nicht übertragen werden.
Person wahrnimmt, den sogenannten Kontrollbe-
Was die Betreuten noch selbst tun können und wo-
treuer (§ 1896 Absatz 3 BGB). Will die bevollmächtig-
für sie einen gesetzlichen Vertreter benötigen, wird
te Person in die Untersuchungen des Gesundheits-
im gerichtlichen Verfahren festgestellt.
zustandes, in eine Heilbehandlung oder in einen
ärztlichen Eingriff beim Betroffenen einwilligen, so
bedarf sie der Genehmigung des Betreuungsgerichts, § 1896 BGB
wenn die begründete Gefahr besteht, dass die be- Voraussetzungen
troffene Person aufgrund der Maßnahme stirbt oder
(2) Ein Betreuer darf nur für Aufgabenkreise bestellt
einen schweren und länger dauernden gesundheit-
werden, in denen die Betreuung erforderlich ist. Die
lichen Schaden erleidet und wenn zwischen bevoll-
Betreuung ist nicht erforderlich, soweit die Angelegen-
mächtigter Person und behandelndem Arzt über den
heiten des Volljährigen durch einen Bevollmächtig-
Willen des betroffenen Menschen kein Einverneh-
ten, der nicht zu den in § 1897 Absatz 3 bezeichneten
men besteht. Die Genehmigung des Betreuungsge-
Personen gehört, oder durch andere Hilfen, bei denen
richts ist auch erforderlich, wenn die bevollmächtigte
kein gesetzlicher Vertreter bestellt wird, ebenso gut wie
Person den betroffenen Menschen in einer freiheits-
durch einen Betreuer besorgt werden können.
entziehenden Weise unterbringen möchte; in diesen
Fällen muss die Vollmacht zudem schriftlich erteilt (3) Als Aufgabenkreis kann auch die Geltendmachung
sein und die genannten Maßnahmen ausdrücklich von Rechten des Betreuten gegenüber seinem Bevoll-
umfassen. Einzelheiten zur Vorsorgevollmacht wer- mächtigten bestimmt werden.
den unter Ziffer 2.1 erläutert.
Auswirkungen der Betreuung 11

1.2 Auswirkungen in erster Linie dem Schutz des betreuten Menschen


vor uneinsichtiger Selbstschädigung. Die drohende

der Betreuung Selbstschädigung muss gewichtig sein und sich als


wesentliche Beeinträchtigung des Wohls des Betreu-
ten in seiner konkreten Lebenssituation darstellen.
Auch hier gilt der Grundsatz der Erforderlichkeit mit
der Folge, dass der Einwilligungsvorbehalt je nach
den Umständen auf ein einzelnes Objekt oder eine
Die Bestellung eines Betreuers ist keine Entrechtung.
bestimmte Art von Geschäften beschränkt werden
Sie hat nicht zur Folge, dass der betreute Mensch
kann. Ein Einwilligungsvorbehalt kann z. B. auch
geschäftsunfähig wird. Die Wirksamkeit der von
angeordnet werden, um zu verhindern, dass der Be-
ihm abgegebenen Erklärungen beurteilt sich wie bei
treute an nachteiligen Geschäften festhalten muss,
allen anderen Personen allein danach, ob er deren
weil im Einzelfall der ihm obliegende Nachweis der
Wesen, Bedeutung und Tragweite einsehen und sein
Geschäftsunfähigkeit nicht gelingt.
Handeln danach ausrichten kann. In vielen Fällen
wird eine solche Einsicht allerdings nicht mehr vor-
Eheschließung und Errichtung von
handen sein. Dann ist der Mensch „im natürlichen
Sinne“ – unabhängig von der Betreuerbestellung – Testamenten, Wahlrecht
geschäftsunfähig (§ 104 Nummer 2 BGB).
Betreute können, wenn sie geschäftsfähig sind, ihre
höchstpersönlichen Rechte weiter wahrnehmen, z. B.
§ 104 BGB Geschäftsunfähigkeit heiraten. Ebenso können sie ein Testament errich-
Geschäftsunfähig ist … ten, wenn sie testierfähig sind, d. h., wenn sie in der
Lage sind, die Bedeutung ihrer Erklärung einzusehen
2. wer sich in einem die freie Willensbestimmung
und nach dieser Einsicht zu handeln. Die Betreuer-
ausschließenden Zustand krankhafter Störung der
bestellung hat darauf keinen Einfluss. Einen Einwil-
Geistestätigkeit befindet, sofern nicht der Zustand
ligungsvorbehalt hierfür gibt es nicht. Der Zustim-
seiner Natur nach ein vorübergehender ist.
mung des Betreuers für diese Handlungen bedarf es
deshalb nie. Auch das Wahlrecht behalten Betreute,
sofern nicht eine umfassende Betreuerbestellung für
Einwilligungsvorbehalt
alle Angelegenheiten erfolgt ist.
Von dem Grundsatz, dass das Betreuungsrecht kei-
nen Einfluss auf die rechtliche Handlungsfähigkeit Dauer der Betreuung
der Betroffenen hat, gibt es eine wichtige Ausnahme:
Die Betreuerbestellung und die Anordnung eines
Wenn das Gericht für einzelne Aufgabenkreise einen
Einwilligungsvorbehaltes dürfen nicht länger als
Einwilligungsvorbehalt angeordnet hat, tritt hier-
notwendig dauern. § 1908d Absatz 1 BGB schreibt
durch eine Beschränkung der Teilnahme am Rechts-
deshalb ausdrücklich vor, dass die Betreuung auf-
verkehr ein.
zuheben ist, wenn ihre Voraussetzungen wegfallen.
Der betreute Mensch braucht dann (von gewissen Die beteiligten Personen, insbesondere der Betreute
Ausnahmen, wie etwa bei geringfügigen Geschäften und der Betreuer, haben daher jederzeit die Mög-
des täglichen Lebens, abgesehen) die Einwilligung lichkeit, dem Betreuungsgericht den Wegfall der die
seines Betreuers. Einen Einwilligungsvorbehalt Betreuungsbedürftigkeit begründenden Vorausset-
ordnet das Gericht an, wenn die erhebliche Gefahr zungen mitzuteilen und so auf eine Aufhebung der
besteht, dass der betreute Mensch sich selbst oder Betreuung hinzuwirken. Ferner wird bereits in die
sein Vermögen schädigt. Die Maßnahme dient damit gerichtliche Entscheidung über die Bestellung des
12 Auswahl des Betreuers

Betreuers das Datum des Tages aufgenommen, an er vorschlägt, zwischen diesem Kind und einem wei-
dem das Gericht die getroffene Maßnahme über- teren Kind, bei dem der Betroffene sich gewöhnlich
prüft haben muss. Spätestens nach sieben Jahren aufhält, aber so erheb­liche Spannungen bestehen, dass
muss über die Aufhebung oder Verlängerung ent- die Regelung seiner wirtschaftlichen oder sonstigen
schieden werden. Verhältnisse wegen dieser Spannungen nicht gewähr-
leistet ist. Lehnt der betroffene Mensch eine bestimm-
Stirbt der Betreute, endet die Betreuung automa-
te Person ab, so soll hierauf Rücksicht genommen
tisch (siehe auch Ziffer 1.4). Der bisherige Betreuer
werden (§ 1897 Absatz 4 Satz 2 BGB). Diese Person darf
ist nicht mehr befugt, Verfügungen zu treffen. Diese
dann nur bei Vorliegen besonderer Gründe mit der
Befugnis geht auf die Erben über.
Betreuung beauftragt werden.

Schlägt der betroffene Mensch niemanden vor, so ist

1.3 Auswahl des Betreuers bei der Auswahl des Betreuers auf die verwandtschaft-
lichen und sonstigen persönlichen Beziehungen, ins-
besondere auf die Bindungen zu Eltern, Kindern oder
Ehegatten sowie auf die Gefahr von Interessenkonflik-
ten Rücksicht zu nehmen (§ 1897 Absatz 5 BGB). Aus-
führungen zu Ehegatten gelten hier und im Folgenden
Der Betreuer wird vom Betreuungsgericht bestellt.
auch für Lebenspartner, die ihre Lebenspartnerschaft
Dabei muss nach Möglichkeit eine einzelne Person
nicht in eine Ehe umgewandelt haben.
ausgewählt werden (§ 1897 Absatz 1 BGB). Dies kann
eine dem betroffenen Menschen nahestehende
Person, ein Mitglied eines Betreuungsvereins, ein § 1897 BGB
selbständiger Berufsbetreuer, aber auch eine bei Bestellung einer natürlichen Person
einem Betreuungsverein angestellte oder bei der
(1) Zum Betreuer bestellt das Betreuungsgericht eine
zuständigen Behörde beschäftigte Person sein. Bei
natürliche Person, die geeignet ist, in dem gerichtlich
der Auswahl sind die vom Betroffenen geäußerten
bestimmten Aufgabenkreis die Angelegenheiten des
Wünsche, wer die Betreuung übernehmen soll, zu
Betreuten rechtlich zu besorgen und ihn in dem hierfür
berücksichtigen. Abgesehen davon haben die Perso-
erforderlichen Umfang persönlich zu betreuen.
nen Vorrang, die geeignet und zur ehrenamtlichen
Übernahme der Betreuung bereit sind. (2) Der Mitarbeiter eines nach § 1908f anerkannten
Betreuungsvereins, der dort ausschließlich oder teilwei-
Bei der Auswahl des Betreuers kommt den Wünschen
se als Betreuer tätig ist (Vereinsbetreuer), darf nur mit
des betroffenen Menschen große Bedeutung zu.
Einwilligung des Vereins bestellt werden. Entsprechendes
Schlägt er eine bestimmte Person vor, die bereit und
gilt für den Mitarbeiter einer in Betreuungsangelegen-
geeignet ist, diese Aufgabe zu übernehmen, so ist das
heiten zuständigen Behörde, der dort ausschließlich oder
Gericht an diesen Vorschlag gebunden. Eine Ausnah-
teilweise als Betreuer tätig ist (Behördenbetreuer).
me gilt nur dort, wo die Bestellung der vorgeschla-
genen Person dem Wohl des betroffenen Menschen (3) Wer zu einer Anstalt, einem Heim oder einer sons-
zuwiderlaufen würde (§ 1897 Absatz 4 Satz 1 BGB). tigen Einrichtung, in welcher der Volljährige unterge-
Dies ist nur dann anzunehmen, wenn Gründe von bracht ist oder wohnt, in einem Abhängigkeitsverhält-
erheblichem Gewicht die konkrete Gefahr begründen, nis oder in einer anderen engen Beziehung steht, darf
dass die vorgeschlagene Person die Betreuung nicht nicht zum Betreuer bestellt werden.
zum Wohl des betroffenen Menschen führen kann
(4) Schlägt der Volljährige eine Person vor, die zum
oder will. Letzteres kann etwa der Fall sein, wenn der
Betreuer bestellt werden kann, so ist diesem Vorschlag
Betroffene eines seiner volljährigen Kinder als Betreu-
Auswahl des Betreuers 13

zu entsprechen, wenn es dem Wohl des Volljährigen führen und eine Vergütung erhalten. Nur in be-
nicht zuwiderläuft. Schlägt er vor, eine bestimmte stimmten Fällen kann ein Verein oder die Betreu-
Person nicht zu bestellen, so soll hierauf Rücksicht ungsbehörde selbst mit der Aufgabe betraut werden
genommen werden. Die Sätze 1 und 2 gelten auch für und dies auch nur so lange, bis die Betreuung durch
Vorschläge, die der Volljährige vor dem Betreuungs- eine Einzelperson möglich ist (§ 1900 BGB). Durch
verfahren gemacht hat, es sei denn, dass er an diesen diesen Vorrang der Einzelbetreuung soll erreicht
Vorschlägen erkennbar nicht festhalten will. werden, dass sich zwischen Betreutem und Betreuer
ein Vertrauensverhältnis entwickeln kann.
(5) Schlägt der Volljährige niemanden vor, der zum
Betreuer bestellt werden kann, so ist bei der Auswahl
des Betreuers auf die verwandtschaftlichen und sons- § 1899 BGB
tigen persönlichen Bindungen des Volljährigen, insbe- Mehrere Betreuer
sondere auf die Bindungen zu Eltern, zu Kindern, zum
(1) Das Betreuungsgericht kann mehrere Betreuer
Ehegatten und zum Lebenspartner sowie auf die Gefahr
bestellen, wenn die Angelegenheiten des Betreuten
von Interessenkonflikten Rücksicht zu nehmen.
hierdurch besser besorgt werden können. In diesem
(6) Wer Betreuungen im Rahmen seiner Berufsaus- Fall bestimmt es, welcher Betreuer mit welchem Auf­
übung führt, soll nur dann zum Betreuer bestellt gabenkreis betraut wird. (…)
werden, wenn keine andere geeignete Person zur
(3) Soweit mehrere Betreuer mit demselben Aufgaben-
Verfügung steht, die zur ehrenamtlichen Führung
kreis betraut werden, können sie die Angelegenheiten
der Betreu­ung bereit ist. Werden dem Betreuer
des Betreuten nur gemeinsam besorgen, es sei denn,
Umstände bekannt, aus denen sich ergibt, dass der
dass das Gericht etwas anderes bestimmt hat oder mit
Voll­jährige durch eine oder mehrere andere geeignete
dem Aufschub Gefahr verbunden ist.
Personen außerhalb einer Berufsausübung betreut
werden kann, so hat er dies dem Gericht mitzuteilen. (4) Das Gericht kann mehrere Betreuer auch in der Weise
bestellen, dass der eine die Angelegenheiten des Betreuten
(7) Wird eine Person unter den Voraussetzungen
nur zu besorgen hat, soweit der andere verhindert ist.
des Absatzes 6 Satz 1 erstmals in dem Bezirk des
Betreuungsgerichts zum Betreuer bestellt, soll das
Gericht zuvor die zuständige Behörde zur Eignung § 1901c BGB
des aus­gewählten Betreuers und zu den nach § 1 Schriftliche Betreuungswünsche,
Absatz 1 Satz 1 zweite Alternative des ­Vormünder- Vorsorgevollmacht
und ­Betreuervergütungsgesetzes zu treffenden Fest-
Wer ein Schriftstück besitzt, in dem jemand für den
stellungen anhören. Die zuständige Behörde soll die
Fall seiner Betreuung Vorschläge zur Auswahl des
Person auffordern, ein Führungszeugnis und eine
Betreuers oder Wünsche zur Wahrnehmung der
Auskunft aus dem Schuldnerverzeichnis vorzulegen.
Betreuung geäußert hat, hat es unverzüglich an das
(8) Wird eine Person unter den Voraussetzungen Betreuungsgericht abzuliefern, nachdem er von der
des Absatzes 6 Satz 1 bestellt, hat sie sich über Zahl Einleitung eines Verfahrens über die Bestellung eines
und Umfang der von ihr berufsmäßig geführten Betreuers Kenntnis erlangt hat. Ebenso hat der Besitzer
Betreuungen zu erklären. das Betreuungsgericht über Schriftstücke, in denen der
Betroffene eine andere Person mit der Wahrnehmung
seiner Angelegenheiten bevollmächtigt hat, zu unter-
Das Gericht kann mehrere Betreuer bestellen, wenn
richten. Das Betreuungsgericht kann die Vorlage einer
dies zur Besorgung der Angelegenheiten nötig ist
Abschrift verlangen.
(§ 1899 Absatz 1 BGB). Allerdings darf dann in der
Regel nur ein Betreuer die Betreuung berufsmäßig
14 Auswahl des Betreuers

§ 1900 BGB Beziehung stehen (z. B. das Personal des Heimes, in


Betreuung durch Verein oder Behörde dem eine betroffene Person lebt), scheiden wegen
der Gefahr von Interessenkonflikten von vornherein
(1) Kann der Volljährige durch eine oder mehrere
für die Aufgabe der Betreuung aus (§ 1897 Absatz 3
natürliche Personen nicht hinreichend betreut werden,
BGB). Außerdem soll der Berufsbetreuer bei seiner
so bestellt das Betreuungsgericht einen anerkannten
erstmaligen Bestellung ein Führungszeugnis und
Betreuungsverein zum Betreuer. Die Bestellung bedarf
eine Auskunft aus dem Schuldnerverzeichnis vorle-
der Einwilligung des Vereins.
gen (§ 1897 Absatz 7 Satz 2 BGB).
(2) Der Verein überträgt die Wahrnehmung der Betreu-
Die Betreuerbestellung ist erst möglich, wenn die
ung einzelnen Personen. Vorschlägen des Volljährigen
ausgewählte Person sich zur Übernahme bereit
hat er hierbei zu entsprechen, soweit nicht wichtige
erklärt. Jeder Bürger und jede Bürgerin ist verpflich-
Gründe entgegenstehen. Der Verein teilt dem Gericht
tet, eine Betreuung zu übernehmen, wenn er oder sie
alsbald mit, wem er die Wahrnehmung der Betreuung
hierfür geeignet und die Übernahme auch zumutbar
übertragen hat.
ist (§ 1898 Absatz 1 BGB). Allerdings kann das Gericht
(3) Werden dem Verein Umstände bekannt, aus denen niemanden dazu zwingen. Wer die Übernahme einer
sich ergibt, dass der Volljährige durch eine oder meh- Betreuung ohne Grund ablehnt, ist aber für den
rere natürliche Personen hinreichend betreut werden Schaden verantwortlich, der dem betroffenen Men-
kann, so hat er dies dem Gericht mitzuteilen. schen durch die eingetretene Verzögerung entsteht
(§ 1908i Absatz 1, § 1787 Absatz 1 BGB).
(4) Kann der Volljährige durch eine oder mehrere
natürliche Personen oder durch einen Verein nicht
hinreichend betreut werden, so bestellt das Gericht die § 1898 BGB
zuständige Behörde zum Betreuer. Die Absätze 2 und Übernahmepflicht
3 gelten entsprechend.
(1) Der vom Betreuungsgericht Ausgewählte ist ver-
(5) Vereinen oder Behörden darf die Entscheidung über pflichtet, die Betreuung zu übernehmen, wenn er zur
die Einwilligung in eine Sterilisation des Betreuten Betreuung geeignet ist und ihm die Übernahme unter
nicht übertragen werden. Berücksichtigung seiner familiären, beruflichen und
sonstigen Verhältnisse zugemutet werden kann.

Als Betreuer ist eine Person nur dann geeignet, wenn (2) Der Ausgewählte darf erst dann zum Betreuer
sie in der Lage ist, den betroffenen Menschen in bestellt werden, wenn er sich zur Übernahme der
dem erforderlichen Umfang persönlich zu betreu- Betreuung bereit erklärt hat.
en (vgl. Ziffer 1.4 „Persönliche Betreuung“). Dies
kann im Einzelfall schwierig zu beurteilen sein. Der
Wechsel des Betreuers
Gesetzgeber hat bislang davon abgesehen, allge-
meingültige Kriterien für die Geeignetheit eines Für den Betreuten kann es nachteilig sein, wenn sein
Betreuers gesetzlich festzulegen, da die Fälle in der Betreuer ausgetauscht wird und er sich an eine neue
Praxis sehr verschieden gelagert sind. Das Gericht Person gewöhnen muss. Deshalb soll ein Wechsel in
wird aber etwa darauf achten, einem Berufsbetreuer der Betreuung nach Möglichkeit vermieden werden.
nicht unbegrenzt Betreuungen zu übertragen, weil Allerdings kann ein Betreuer, wenn ihm die Betreu-
dann die persönliche Betreuung nicht mehr gewähr- ung aufgrund neu eingetretener Umstände nicht
leistet ist. Diejenigen, die zu der Einrichtung, in der mehr zugemutet werden kann, seine Entlassung
der oder die Betroffene untergebracht ist, in einem verlangen. Genauso ist auch ein Betreuer, der seine
Abhängigkeitsverhältnis oder einer anderen engen Aufgabe nicht mehr sachgerecht erfüllt, vom Gericht
Welche Aufgaben hat der Betreuer? 15

zu entlassen. Schlägt der Betreute im Laufe der Zeit nicht einfach tätig werden. Er muss vielmehr das
jemand anderen vor, der gleich gut geeignet und zur Betreuungsgericht unterrichten und dessen Ent-
Übernahme der Betreuung bereit ist, so wird das Ge- scheidung abwarten. Nur in besonders eiligen Fällen
richt dem folgen, wenn es dem Wohl des betroffenen kann er als Geschäftsführer ohne Auftrag handeln.
Menschen dient. Ein Berufsbetreuer soll abgelöst Auch alle anderen Umstände, die im Hinblick auf
werden, wenn die Aufgabe künftig von einer geeig- den Erforderlichkeitsgrundsatz eine Einschränkung
neten ehrenamtlich tätigen Person übernommen oder Aufhebung der gerichtlichen Entscheidung
werden kann. ergeben könnten, hat er dem Betreuungsgericht mit-
zuteilen (§ 1901 Absatz 5 BGB). Ist sich der Betreuer
nicht sicher, ob eine bestimmte Handlung in seinen
1.4 Welche Aufgaben Aufgabenbereich fällt, empfiehlt sich eine Rückfrage
beim Betreuungsgericht.
hat der Betreuer?
§ 1902 BGB
Vertretung des Betreuten

In seinem Aufgabenkreis vertritt der Betreuer den


Je nachdem, welche Unterstützung für den Betrof- Betreuten gerichtlich und außergerichtlich.
fenen im Einzelfall erforderlich ist, können dem
Betreuer einzelne oder mehrere Aufgabenkreise,
Der Betreuer darf die Post sowie den Fernmeldever-
die im Gerichtsbeschluss ausdrücklich festzulegen
kehr des Betreuten nur dann kontrollieren, wenn
sind, übertragen werden. Mögliche Aufgabenkreise
das Gericht ihm diesen Aufgabenkreis ausdrücklich
sind beispielsweise die Aufenthaltsbestimmung,
zugewiesen hat (§ 1896 Absatz 4 BGB).
Vermögensverwaltung oder Gesundheitsfürsor-
ge. Das Gesetz lässt zudem auch die Anordnung
einer Betreuung in allen Angelegenheiten zu; diese § 1896 BGB
kommt aber nur in Ausnahmefällen in Betracht, Voraussetzungen
nämlich nur dann, wenn der Betroffene auf Grund
(4) Die Entscheidung über den Fernmeldeverkehr des
seiner Krankheit oder Behinderung keine seiner in
Betreuten und über die Entgegennahme, das Öffnen
der konkreten Lebenssituation anfallenden Angele-
und das Anhalten seiner Post werden vom Aufgaben-
genheiten (mehr) selbst besorgen kann. Für die ihm
kreis des Betreuers nur dann erfasst, wenn das Gericht
übertragenen Aufgabenkreise (und nur für diese)
dies ausdrücklich angeordnet hat.
hat der Betreuer die Stellung eines gesetzlichen
Vertreters; dies gilt auch, wenn er im Namen des
Betreuten Prozesse führt (§ 1902 BGB). Der Betreu- Stirbt der Betreute, so hat der Betreuer dies dem
te kann in diesen Aufgabenkreisen grundsätzlich Betreuungsgericht mitzuteilen. Die Bestattung des
weiterhin neben dem Betreuer rechtsgeschäftlich Verstorbenen gehört nicht mehr zu den Aufgaben
handeln (vgl. Ziffer 1.2 „Auswirkungen der Betreu- des Betreuers, denn dessen Amt endet mit dem Tod
ung“ und „Einwilligungsvorbehalt“). Von der Ver- des Betreuten. Grundsätzlich obliegt die Totensorge
tretungsbefugnis des Betreuers erfasst werden nur gewohnheitsrechtlich oder nach landesrechtlichen
die Handlungen innerhalb des ihm zugewiesenen Vorschriften den nächsten Angehörigen. Der Betrof-
Aufgabenkreises. Wenn er feststellt, dass der Betreu- fene kann zu Lebzeiten Wünsche und Vorstellun-
te auch in anderen Bereichen Unterstützung durch gen mit Blick auf seine Bestattung äußern, die von
einen gesetzlichen Vertreter braucht, darf er hier seinen Angehörigen zu beachten sind. Er kann zu
16 Welche Aufgaben hat der Betreuer?

Lebzeiten auch eine andere Person bestimmen, die Wohl und Wünsche des Betreuten
für seine Totensorge zuständig sein soll. Vorsorge-
Der Betreuer hat die ihm übertragenen Aufgaben
vollmacht, Bestattungsverfügungen, Bestattungsvor-
so zu erledigen, wie es dem Wohl des Betreuten
sorgeverträge und sonstige Vorsorgeverträge stellen
entspricht (§ 1901 Absatz 2 BGB). Dazu gehört auch,
verschiedene Möglichkeiten dar, die Bestattung und
dass nicht über seinen Kopf hinweg entschieden
damit zusammenhängende Vermögensangelegenhei-
wird. Vielmehr müssen betreute Menschen mit
ten zu regeln (siehe hierzu auch Ziffer 1.2 und 2.1.12).
ihren Vorstellungen ernst genommen werden. Es
Falls Angehörige nicht zur Verfügung stehen, dient ihrem Wohl, wenn ihnen nicht etwas aufge-
empfiehlt es sich, die örtliche Ordnungsbehörde zu zwungen wird, sondern wenn sie im Rahmen der
unterrichten, der regelmäßig eine Hilfszuständigkeit noch vorhandenen Fähigkeiten und der objektiv
für die Durchführung der Bestattung zukommt. gegebenen Möglichkeiten nach eigenen Wünschen
und Vorstellungen leben können. Der Betreuer muss
Persönliche Betreuung sich durch regelmäßige persönliche Kontakte und
Besprechung wichtiger anstehender Entscheidungen
Der Betreuer muss den Betreuten in seinem Aufga-
ein Bild davon machen, welche Vorstellungen der
benbereich persönlich betreuen. Er darf sich nicht
Betreute hat, was er gerne möchte und was er nicht
auf die Erledigung des anfallenden Schriftverkehrs
will. Danach muss er sich auch richten, es sei denn,
beschränken. Ein wichtiger Teil seiner Aufgabe ist
dies liefe eindeutig dem Wohl des Betreuten zuwider
vielmehr der persönliche Kontakt. Ist der Betreute so
oder wäre für den Betreuer selbst unzumutbar. Der
stark behindert, dass Gespräche mit ihm nicht mög-
Betreuer darf seine eigenen Vorstellungen nicht
lich sind, so muss der Betreuer ihn gleichwohl aufsu-
ohne zwingenden Grund an die Stelle derjenigen
chen, um sich einen Eindruck von seinem Befinden
des Betreuten setzen. So darf er nicht dem Betreuten
zu verschaffen. Innerhalb seines Aufgabengebietes
gegen dessen Willen eine knauserige Lebensführung
hat er grundsätzlich dafür Sorge zu tragen, dass die
aufzwingen, wenn ausreichende Geldmittel vorhan-
erforderliche Hilfe für den Betreuten organisiert und
den sind.
seine ihm verbliebenen Fähigkeiten gefördert und
Rehabilitationschancen genutzt werden. Führt der
Betreuer die Betreuung berufsmäßig, hat er nach Er- § 1901 BGB
messen des Gerichts zu Beginn der Betreuung einen Umfang der Betreuung, Pflichten des Betreuers
Betreuungsplan zu erstellen, in dem die Ziele der
(1) Die Betreuung umfasst alle Tätigkeiten, die erfor-
Betreuung und die zu ihrer Erreichung zu ergreifen-
derlich sind, um die Angelegenheiten des Betreuten
den Maßnahmen dargestellt werden (§ 1901 Absatz 4
nach Maßgabe der folgenden Vorschriften rechtlich
BGB). Mindestens einmal jährlich muss der Betreuer
zu besorgen.
dem Betreuungsgericht über die Entwicklung der
persönlichen Verhältnisse des Betreuten berichten. (2) Der Betreuer hat die Angelegenheiten des Betreuten
Dies kann schriftlich oder mündlich geschehen. so zu besorgen, wie es dessen Wohl entspricht. Zum
Wohl des Betreuten gehört auch die Möglichkeit, im
Rahmen seiner Fähigkeiten sein Leben nach seinen
eigenen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten.

(3) Der Betreuer hat Wünschen des Betreuten zu


entsprechen, soweit dies dessen Wohl nicht zuwider-
läuft und dem Betreuer zuzumuten ist. Dies gilt auch
für Wünsche, die der Betreute vor der Bestellung des
Schutz in persönlichen Angelegenheiten 17

Betreuers geäußert hat, es sei denn, dass er an diesen


Wünschen erkennbar nicht festhalten will. Ehe der
1.5 Schutz in persönlichen
Betreuer wichtige Angelegenheiten erledigt, bespricht
er sie mit dem Betreuten, sofern dies dessen Wohl nicht
Angelegenheiten
zuwiderläuft.

(4) Innerhalb seines Aufgabenkreises hat der Betreuer


dazu beizutragen, dass Möglichkeiten genutzt werden,
die Krankheit oder Behinderung des Betreuten zu be- Ein besonderes Kennzeichen des Betreuungsrechts ist
seitigen, zu bessern, ihre Verschlimmerung zu verhü- darin zu sehen, dass es die persönlichen Angelegen-
ten oder ihre Folgen zu mildern. Wird die Betreuung heiten der betroffenen Menschen gegenüber den Ver-
berufsmäßig geführt, hat der Betreuer in geeigneten mögensangelegenheiten in den Vordergrund gerückt
Fällen auf Anordnung des Gerichts zu Beginn der hat. Das persönliche Wohlergehen des ihm anvertrau-
Betreuung einen Betreuungsplan zu erstellen. In dem ten Menschen darf dem Betreuer – unabhängig von
Betreuungsplan sind die Ziele der Betreuung und die seinem Aufgabenkreis – nie gleichgültig sein.
zu ihrer Erreichung zu ergreifenden Maßnahmen
Werden einem Betreuer Aufgaben im Bereich der
darzustellen.
Personensorge übertragen, so wird es sich in den
(5) Werden dem Betreuer Umstände bekannt, die eine meisten Fällen um Angelegenheiten der Gesund-
Aufhebung der Betreuung ermöglichen, so hat er dies heitsfürsorge oder der Aufenthaltsbestimmung
dem Betreuungsgericht mitzuteilen. Gleiches gilt für handeln. Ist dem Betreuer die Gesundheitssorge
Umstände, die eine Einschränkung des Aufgabenkreises übertragen, sollte er sich unbedingt auch darüber
ermöglichen oder dessen Erweiterung, die Bestellung informieren, welcher Krankenversicherungsschutz
eines weiteren Betreuers oder die Anordnung eines für den Betreuten besteht. Für besonders wichtige
Einwilligungsvorbehalts (§ 1903) erfordern. Angelegenheiten in diesem Bereich (Untersuchung
des Gesundheitszustandes, Heilbehandlung, ärztli-
cher Eingriff – auch Sterilisation –, Unterbringung
Auch Wünsche, die der Betroffene vor Eintritt der
oder freiheitsentziehende Maßnahmen wie etwa
Betreuungsbedürftigkeit in Bezug auf die Person
das Festbinden altersverwirrter Menschen am Bett)
des Betreuers oder die Lebensführung zum Aus-
enthält das Gesetz besondere Vorschriften, die das
druck gebracht hat, sind beachtlich, es sei denn,
Handeln des Betreuers an bestimmte Voraussetzun-
dass er zwischenzeitlich seine Meinung geändert hat.
gen binden und ihn gegebenenfalls verpflichten,
Einzelheiten hierzu finden Sie in den Erläuterungen
eine gerichtliche Genehmigung einzuholen. In
zur Betreuungsverfügung unter Ziff. 2.1 Fragen und
diesem Zusammenhang gilt ein besonderer Schutz
Antworten zur Vorsorgevollmacht.
für den Fall der Wohnungsauflösung, die über den
Lassen sich die Wünsche des betreuten Menschen rein wirtschaftlichen Aspekt hinaus schwerwiegende
nicht feststellen, so sollte der Betreuer versuchen, Folgen für die persönlichen Lebensverhältnisse des
dessen mutmaßlichen Willen herauszufinden. Betreuten haben kann.
Hierfür sind Auskünfte nahestehender Personen
nützlich. Anhaltspunkte dürften sich auch aus der
bisherigen Lebensführung ergeben.
18 Schutz in persönlichen Angelegenheiten

§ 1904 BGB Untersuchung des Gesundheitszustandes,


Genehmigung des Betreuungsgerichts bei
Heilbehandlung, ärztlicher Eingriff
ärztlichen Maßnahmen
Schon lange ist in der Rechtsprechung anerkannt,
(1) Die Einwilligung des Betreuers in eine Untersu-
dass ärztliche Maßnahmen nur zulässig sind, wenn
chung des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung
der Patient in ihre Vornahme wirksam einwilligt,
oder einen ärztlichen Eingriff bedarf der Genehmi-
nachdem er hinreichend über die Maßnahme und
gung des Betreuungsgerichts, wenn die begründete
die mit ihr verbundenen Risiken aufgeklärt worden
Gefahr besteht, dass der Betreute auf Grund der
ist. Werden sie ohne wirksame Einwilligung vorge-
Maßnahme stirbt oder einen schweren und länger
nommen, so stellen sie u. U. einen rechtswidrigen
dauernden gesundheitlichen Schaden erleidet. Ohne
und strafbaren Eingriff in die körperliche Unver-
die Genehmigung darf die Maßnahme nur durch-
sehrtheit des Patienten dar. Auch wenn der Patient
geführt werden, wenn mit dem Aufschub Gefahr
einen Betreuer hat, kann nur er selbst die Einwilli-
verbunden ist.
gung erteilen, sofern er einwilligungsfähig ist, d. h.,
(2) Die Nichteinwilligung oder der Widerruf der Ein- sofern er Art, Bedeutung und Tragweite der beab-
willigung des Betreuers in eine Untersuchung des sichtigten Maßnahme erfassen und seinen Willen
Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder ei- hiernach bestimmen kann. Eine Einwilligung des
nen ärztlichen Eingriff bedarf der Genehmigung des Betreuers kommt dann nicht in Betracht. Aus die-
Betreuungsgerichts, wenn die Maßnahme medizinisch sem Grund muss sich der Betreuer, auch wenn sein
angezeigt ist und die begründete Gefahr besteht, dass Aufgabenkreis die betreffende ärztliche Maßnahme
der Betreute auf Grund des Unterbleibens oder des Ab- umfasst, vergewissern, ob der betreute Mensch in der
bruchs der Maßnahme stirbt oder einen schweren und konkreten Situation einwilligungsfähig ist und selbst
länger dauernden gesundheitlichen Schaden erleidet. entscheiden kann, ob er einwilligt. Zu beachten ist,
dass der Betreute im Hinblick auf unterschiedlich
(3) Die Genehmigung nach den Absätzen 1 und 2 ist zu
komplizierte Maßnahmen durchaus in einem Fall
erteilen, wenn die Einwilligung, die Nichteinwilligung
einwilligungsfähig sein kann, im anderen Fall dage-
oder der Widerruf der Einwilligung dem Willen des
gen nicht.
Betreuten entspricht.
Wenn der betreute Mensch nicht einwilligungsfähig
(4) Eine Genehmigung nach den Absätzen 1 und 2 ist
ist, hat der Betreuer nach hinreichender ärztlicher
nicht erforderlich, wenn zwischen Betreuer und be-
Aufklärung über die Einwilligung in die medizini-
handelndem Arzt Einvernehmen darüber besteht, dass
sche Maßnahme zu entscheiden. Einer schriftlich
die Erteilung, die Nichterteilung oder der Widerruf der
niedergelegten, den konkreten Fall treffenden
Einwilligung dem nach § 1901a festgestellten Willen
Patientenverfügung des Betreuten hat der Betreuer
des Betreuten entspricht.
Ausdruck und Geltung zu verschaffen (§ 1901a Ab-
(5) Die Absätze 1 bis 4 gelten auch für einen Bevoll- satz 1 BGB). Liegt keine Patientenverfügung vor oder
mächtigten. Er kann in eine der in Absatz 1 Satz 1 treffen die Festlegungen einer Patientenverfügung
oder Absatz 2 genannten Maßnahmen nur einwilligen, nicht auf die aktuelle Lebens- und Behandlungssitu-
nicht einwilligen oder die Einwilligung widerrufen, ation zu, hat der Betreuer die Behandlungswünsche
wenn die Vollmacht diese Maßnahmen ausdrücklich oder den mutmaßlichen Willen des Betreuten fest-
umfasst und schriftlich erteilt ist. zustellen und auf dieser Grundlage zu entscheiden
(§ 1901a Absatz 2 BGB). Ausführliche Informationen
zur Patientenverfügung finden sich in der Broschüre
„Patientenverfügung“, die Sie unter www.bmjv.de ->
Publikationen abrufen können.
Schutz in persönlichen Angelegenheiten 19

Es gelten auch hier die allgemeinen Regeln: Wichtige Einer solchen Genehmigung bedarf es in all diesen
Angelegenheiten sind vorher mit dem Betreuten zu Fällen nicht, wenn zwischen Betreuer und behan-
besprechen, sofern dies seinem Wohl nicht zuwider- delndem Arzt Einvernehmen darüber besteht, dass
läuft. Wünsche des Betreuten (auch solche, die in einer die Erteilung, die Nichterteilung oder der Widerruf
„Betreuungsverfügung“ festgelegt sind – vgl. hierzu die der Einwilligung dem nach § 1901a BGB festgestellten
Erläuterungen unter Ziff. 2.1 Fragen und Antworten Willen des Betreuten entspricht (§ 1904 Absatz 4 BGB).
zur Vorsorgevollmacht) sind zu beachten.

In bestimmten Fällen bedarf die Einwilligung des § 1901a


Betreuers der Genehmigung des Betreuungsgerichts. Patientenverfügung
Dies ist dann der Fall, wenn die begründete Gefahr
(1) Hat ein einwilligungsfähiger Volljähriger für den
besteht, dass der Betreute aufgrund der Maßnahme
Fall seiner Einwilligungsunfähigkeit schriftlich festge-
stirbt oder einen schweren und länger dauernden
legt, ob er in bestimmte, zum Zeitpunkt der Festlegung
gesundheitlichen Schaden erleidet (§ 1904 Absatz 1
noch nicht unmittelbar bevorstehende Untersuchungen
Satz 1 BGB). Das Genehmigungsverfahren bezweckt
seines Gesundheitszustands, Heilbehandlungen oder
in solchen schwerwiegenden Fällen auch, den Be-
ärztliche Eingriffe einwilligt oder sie untersagt (Patien-
treuer mit seiner Verantwortung für den Betreuten
tenverfügung), prüft der Betreuer, ob diese Festlegungen
nicht alleine zu lassen. Eine begründete Todesgefahr
auf die aktuelle Lebens- und Behandlungssituation zu-
im Sinne der Vorschrift besteht z. B. bei einer Opera-
treffen. Ist dies der Fall, hat der Betreuer dem Willen des
tion, wenn das damit verbundene Risiko allgemeine
Betreuten Ausdruck und Geltung zu verschaffen. Eine
Gefahren, wie sie etwa mit jeder Narkose verbunden
Patientenverfügung kann jederzeit formlos widerrufen
sind, übersteigt. Ein schwerer und länger dauernder
werden.
gesundheitlicher Schaden ist z. B. im Falle des Verlusts
der Sehkraft, bei der Amputation eines Beines oder (2) Liegt keine Patientenverfügung vor oder treffen die
bei drohenden nachhaltigen Persönlichkeitsverän- Festlegungen einer Patientenverfügung nicht auf die
derungen anzunehmen. Die Gefahr eines solchen aktuelle Lebens- und Behandlungssituation zu, hat der
Schadenseintritts muss konkret und naheliegend sein; Betreuer die Behandlungswünsche oder den mutmaß-
nur hypothetische oder unwahrscheinliche Gefahren lichen Willen des Betreuten festzustellen und auf dieser
lösen keine Genehmigungspflicht aus. Bei Zweifeln Grundlage zu entscheiden, ob er in eine ärztliche Maß-
sollten sich die Betreuer an das Betreuungsgericht nahme nach Absatz 1 einwilligt oder sie untersagt. Der
wenden. mutmaßliche Wille ist aufgrund konkreter Anhalts-
punkte zu ermitteln. Zu berücksichtigen sind insbeson-
Keine Genehmigungspflicht besteht in Eilfällen,
dere frühere mündliche oder schriftliche Äußerungen,
wenn mit dem Aufschub der Maßnahme Gefahr
ethische oder religiöse Überzeugungen und sonstige
verbunden wäre (§ 1904 Absatz 1 Satz 2 BGB).
persönliche Wertvorstellungen des Betreuten.
Auch die Nichteinwilligung oder der Widerruf der
(3) Die Absätze 1 und 2 gelten unabhängig von Art und
Einwilligung des Betreuers in eine Untersuchung
Stadium einer Erkrankung des Betreuten.
des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder
einen ärztlichen Eingriff, bedarf der Genehmigung (4) Der Betreuer soll den Betreuten in geeigneten Fällen
des Betreuungsgerichts, wenn die Maßnahme medi- auf die Möglichkeit einer Patientenverfügung hinwei-
zinisch angezeigt ist und die begründete Gefahr be- sen und ihn auf dessen Wunsch bei der Errichtung der
steht, dass der Betreute aufgrund des Unterbleibens Patientenverfügung unterstützen.
oder des Abbruchs der Maßnahme stirbt oder einen
schweren und länger dauernden gesundheitlichen
Schaden erleidet.
20 Schutz in persönlichen Angelegenheiten

(5) Niemand kann zur Errichtung einer Patienten­ § 1905 BGB


verfügung verpflichtet werden. Die Errichtung oder Sterilisation
Vorlage einer Patientenverfügung darf nicht zur
(1) Besteht der ärztliche Eingriff in einer Sterilisation
Bedingung eines Vertragsschlusses gemacht werden.
des Betreuten, in die dieser nicht einwilligen kann,
(6) Die Absätze 1 bis 3 gelten für Bevollmächtigte so kann der Betreuer nur einwilligen, wenn
entsprechend.
1. die Sterilisation dem Willen des Betreuten nicht
widerspricht,
Sterilisation
2. der Betreute auf Dauer einwilligungsunfähig bleiben
Die Sterilisation stellt einen schweren Eingriff in wird,
die körperliche Unversehrtheit dar. Der dadurch
3. anzunehmen ist, dass es ohne die Sterilisation zu
herbeigeführte Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit
einer Schwangerschaft kommen würde,
kann oft nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Besonders problematisch ist dieser Eingriff, wenn 4. infolge dieser Schwangerschaft eine Gefahr für
über ihn nicht die betroffene Person selbst, sondern das Leben oder die Gefahr einer schwerwiegenden
ein anderer als Vertreter entscheidet. Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen
Gesundheitszustandes der Schwangeren zu erwarten
Früher haben Sterilisationen bei einwilligungsun-
wäre, die nicht auf zumutbare Weise abgewendet
fähigen Menschen in einer rechtlichen Grauzone
werden könnte, und
stattgefunden, weil es eine gesetzliche Regelung
nicht gab und die Rechtsprechung uneinheitlich 5. die Schwangerschaft nicht durch andere zumutbare
war. Das Gesetz enthält ein völliges Verbot der Mittel verhindert werden kann.
Sterilisation von Minderjährigen. Bei einwilligungs-
Als schwerwiegende Gefahr für den seelischen
unfähigen Volljährigen bedarf der Betreuer, wenn
Gesundheitszustand der Schwangeren gilt auch die
er den Eingriff durchführen lassen will, hierfür der
Gefahr eines schweren und nachhaltigen Leidens, das
Genehmigung des Betreuungsgerichts, die nur unter
ihr drohen würde, weil betreuungsgerichtliche Maß-
ganz engen Voraussetzungen in einem sehr strengen
nahmen, die mit ihrer Trennung vom Kind verbunden
Verfahren erteilt werden kann (§ 1905 BGB). Um
wären (§§ 1666, 1666a), gegen sie ergriffen werden
Interessenkollisionen auszuschließen, ist für diese
müssten.
Entscheidung stets ein besonderer Betreuer zu be-
stellen (§ 1899 Absatz 2 BGB). Zwangssterilisationen (2) Die Einwilligung bedarf der Genehmigung
darf es nicht geben. Außerdem haben alle anderen des Betreuungsgerichts. Die Sterilisation darf erst
Methoden der Empfängnisverhütung Vorrang. Die zwei Wochen nach Wirksamkeit der Genehmigung
Sterilisation ist nur noch zur Abwendung schwer- durchgeführt werden. Bei der Sterilisation ist
wiegender Notlagen, die mit einer Schwangerschaft stets der Methode der Vorzug zu geben, die eine
verbunden wären, zulässig. Eine solche Notlage kann Refertilisierung zulässt.
z. B. dann gegeben sein, wenn die Mutter von ihrem
Kind getrennt werden müsste und dies für sie ein
§ 1899 BGB
schwerwiegendes seelisches Leid zur Folge hätte.
Mehrere Betreuer

(2) Für die Entscheidung über die Einwilligung in eine


Sterilisation des Betreuten ist stets ein besonderer
Betreuer zu bestellen.
Schutz in persönlichen Angelegenheiten 21

Unterbringung und ärztliche Zwangsmaßnahme gerichts. Bei Zweifeln kann er sich allerdings vom
Betreuungsgericht beraten lassen. Beendet er die
Der Betreuer kann den betreuten Menschen unter
Unterbringung, so hat er dies dem Betreuungsge-
bestimmten Voraussetzungen mit gerichtlicher
richt unverzüglich anzuzeigen (§ 1906 Absatz 3 BGB).
Genehmigung in einer geschlossenen Einrichtung
(z. B. in einem psychiatrischen Krankenhaus) oder in Eine Untersuchung und Behandlung gegen den
einer geschlossenen Abteilung z. B. eines Kranken- Willen des Erwachsenen sind nur unter den in
hauses oder eines Altenheimes unterbringen. § 1906a Absatz 1 BGB genannten Voraussetzungen
zulässig. Danach muss dem Betreuten ein erheb-
Die Unterbringung ist allerdings nur unter den in
licher gesundheitlicher Schaden drohen, falls die
§ 1906 Absatz 1 BGB genannten Voraussetzungen
Untersuchung oder Behandlung unterbleibt. Weitere
zulässig, wenn beim Betreuten die Gefahr einer
Voraussetzung ist, dass der Betreute seinen Willen
erheblichen gesundheitlichen Selbstschädigung
krankheitsbedingt nicht (mehr) frei bilden kann –
oder gar Selbsttötung besteht oder wenn ohne die
dass er also wegen seiner Krankheit die Notwen-
Unterbringung eine notwendige ärztliche Maßnah-
digkeit einer Untersuchung oder Behandlung nicht
me nicht durchgeführt werden kann, mit der ein
erkennen oder nicht nach dieser Einsicht handeln
drohender erheblicher gesundheitlicher Schaden
kann. Außerdem muss die ärztliche Zwangsmaßnah-
abgewendet werden soll. Auch in diesem Zusam-
me dem in einer Patientenverfügung niedergelegten
menhang gilt: Gegen den freien Willen eines Er-
Willen des Betreuten, seinen früher geäußerten
wachsenen darf ein Betreuer grundsätzlich nicht
Behandlungswünschen bzw. seinem mutmaßlichen
bestellt werden. Soweit der Volljährige seinen Willen
Willen gemäß § 1901a BGB entsprechen.
frei bilden kann, umfasst das Recht zur Selbstbestim-
mung auch die Freiheit zur Krankheit. Ein Betreuer Eine ärztliche Zwangsmaßnahme ist stets das „aller-
darf in einem solchen Fall nicht bestellt werden, um letzte Mittel“. Zuvor muss mit dem nötigen Zeit-
für den Erwachsenen eine von seinem Umfeld für aufwand und ohne Ausübung unzulässigen Drucks
erforderlich gehaltene Untersuchung oder Behand- der ernsthafte Versuch unternommen werden, den
lung herbeizuführen. Betreuten von der Notwendigkeit der Maßnahme zu
überzeugen und ihn zur Aufgabe seiner Ablehnung
Die Unterbringung eines Erwachsenen aus lediglich
zu bewegen. Die zwangsweise Behandlung ist des
„erzieherischen Gründen“ ist nicht zulässig. Der Be-
Weiteren nur zulässig, wenn der drohende Schaden
treuer kann den Betreuten auch nicht deshalb unter-
durch keine andere den Betreuten weniger belas-
bringen, weil dieser Dritte gefährdet. Solche Unter-
tende Maßnahme abgewendet werden kann und
bringungen sind nicht Aufgabe des Betreuers, sondern
ihr Nutzen die zu erwartenden Beeinträchtigungen
der nach den Unterbringungsgesetzen der einzelnen
deutlich überwiegt.
Länder zuständigen Behörden und Gerichte.
Die ärztliche Zwangsmaßnahme darf außerdem
Ohne vorherige Genehmigung sind Unterbringun-
nur im Rahmen eines stationären Aufenthalts
gen durch den Betreuer nur ausnahmsweise zulässig,
in einem Krankenhaus durchgeführt werden. In
wenn mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist – die
diesem Krankenhaus muss die gebotene medizini-
Genehmigung muss dann aber unverzüglich nach-
sche Versorgung des Betreuten einschließlich einer
geholt werden (§ 1906 Absatz 2 BGB).
erforderlichen Nachbehandlung sichergestellt sein.
Der Betreuer hat die Unterbringung zu beenden, Eine ambulante Zwangsbehandlung ist unzulässig.
wenn ihre Voraussetzungen weggefallen sind, z. B. Schließlich bedarf die Einwilligung des Betreuers in
die früher vorhandene Selbsttötungsgefahr nicht eine ärztliche Zwangsmaßnahme stets der Genehmi-
mehr besteht. Er bedarf zur Beendigung der Unter- gung des Betreuungsgerichts (§ 1906a Absatz 2 BGB).
bringung nicht der Genehmigung des Betreuungs-
22 Schutz in persönlichen Angelegenheiten

§ 1906 § 1906a
Genehmigung des Betreuungsgerichts bei Genehmigung des Betreuungsgerichts bei
freiheitsentziehender Unterbringung und bei ärztlichen Zwangsmaßnahmen
freiheitsentziehenden Maßnahmen
(1) Widerspricht eine Untersuchung des Gesundheits-
(1) Eine Unterbringung des Betreuten durch den Betreuer, zustands, eine Heilbehandlung oder ein ärztlicher
die mit Freiheitsentziehung verbunden ist, ist nur zulässig, Eingriff dem natürlichen Willen des Betreuten (ärzt-
solange sie zum Wohl des Betreuten erforderlich ist, weil liche Zwangsmaßnahme), so kann der Betreuer in die
ärztliche Zwangsmaßnahme nur einwilligen, wenn
1. auf Grund einer psychischen Krankheit oder geisti-
gen oder seelischen Behinderung des Betreuten die 1. die ärztliche Zwangsmaßnahme zum Wohl des Be-
Gefahr besteht, dass er sich selbst tötet oder erhebli- treuten notwendig ist, um einen drohenden erhebli-
chen gesundheitlichen Schaden zufügt, oder chen gesundheitlichen Schaden abzuwenden,

2. z ur Abwendung eines drohenden erheblichen gesund- 2. der Betreute auf Grund einer psychischen Krank-
heitlichen Schadens eine Untersuchung des Gesund- heit oder einer geistigen oder seelischen Behinde-
heitszustands, eine Heilbehandlung oder ein ärztlicher rung die Notwendigkeit der ärztlichen Maßnahme
Eingriff notwendig ist, die Maßnahme ohne die Unter- nicht erkennen oder nicht nach dieser Einsicht
bringung des Betreuten nicht durchgeführt werden handeln kann,
kann und der Betreute auf Grund einer psychischen
3. die ärztliche Zwangsmaßnahme dem nach § 1901a
Krankheit oder geistigen oder seelischen Behinderung
zu beachtenden Willen des Betreuten entspricht,
die Notwendigkeit der Unterbringung nicht erkennen
oder nicht nach dieser Einsicht handeln kann. 4. zuvor ernsthaft, mit dem nötigen Zeitaufwand
und ohne Ausübung unzulässigen Drucks versucht
(2) Die Unterbringung ist nur mit Genehmigung des
wurde, den Betreuten von der Notwendigkeit der
Betreuungsgerichts zulässig. Ohne die Genehmigung
ärztlichen Maßnahme zu überzeugen,
ist die Unterbringung nur zulässig, wenn mit dem
Aufschub Gefahr verbunden ist; die Genehmigung ist 5. der drohende erhebliche gesundheitliche Schaden
unverzüglich nachzuholen. durch keine andere den Betreuten weniger belasten-
de Maßnahme abgewendet werden kann,
(3) Der Betreuer hat die Unterbringung zu beenden,
wenn ihre Voraussetzungen weggefallen sind. Er hat 6. der zu erwartende Nutzen der ärztlichen Zwangs-
die Beendigung der Unterbringung dem Betreuungs- maßnahme die zu erwartenden Beeinträchtigungen
gericht unverzüglich anzuzeigen. deutlich überwiegt und

(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten entsprechend, wenn dem 7. die ärztliche Zwangsmaßnahme im Rahmen eines
Betreuten, der sich in einem Krankenhaus, einem stationären Aufenthalts in einem Krankenhaus, in
Heim oder einer sonstigen Einrichtung aufhält, durch dem die gebotene medizinische Versorgung des Be-
mechanische Vorrichtungen, Medikamente oder auf treuten einschließlich einer erforderlichen Nachbe-
andere Weise über einen längeren Zeitraum oder regel- handlung sichergestellt ist, durchgeführt wird.
mäßig die Freiheit entzogen werden soll.
§ 1846 ist nur anwendbar, wenn der Betreuer an der
(5) Die Unterbringung durch einen Bevollmächtig- Erfüllung seiner Pflichten verhindert ist.
ten und die Einwilligung eines Bevollmächtigten in
(2) Die Einwilligung in die ärztliche Zwangsmaßnahme
Maßnahmen nach Absatz 4 setzen voraus, dass die
bedarf der Genehmigung des Betreuungsgerichts.
Vollmacht schriftlich erteilt ist und die in den Absätzen
1 und 4 genannten Maßnahmen ausdrücklich umfasst. (3) Der Betreuer hat die Einwilligung in die ärztliche
Im Übrigen gelten die Absätze 1 bis 4 entsprechend. Zwangsmaßnahme zu widerrufen, wenn ihre Voraus-
Schutz in persönlichen Angelegenheiten 23

setzungen weggefallen sind. Er hat den Widerruf dem kreis, insbesondere „Aufenthaltsbestimmung“)
Betreuungsgericht unverzüglich anzuzeigen. über die Einwilligung in die freiheitsentziehende
Maßnahme.
(4) Kommt eine ärztliche Zwangsmaßnahme in Betracht,
so gilt für die Verbringung des Betreuten gegen seinen Als freiheitsentziehende Maßnahmen kommen u. a.
natürlichen Willen zu einem stationären Aufenthalt in in Betracht: Bettgitter; Leibgurt im Bett oder am
ein Krankenhaus § 1906 Absatz 1 Nummer 2, Absatz 2 Stuhl; Festbinden der Arme und Beine; Abschließen
und 3 Satz 1 entsprechend. des Zimmers oder der Station, wenn die Öffnung auf
Wunsch des Bewohners nicht jederzeit gewährleistet
(5) Die Einwilligung eines Bevollmächtigten in eine
ist; Medikamente, die in erster Linie die Ruhigstel-
ärztliche Zwangsmaßnahme und die Einwilligung in
lung des Betreuten bezwecken (Gegenbeispiel: die
eine Maßnahme nach Absatz 4 setzen voraus, dass die
Ruhigstellung ist Nebenwirkung eines zu Heilzwe-
Vollmacht schriftlich erteilt ist und die Einwilligung in
cken verabreichten Medikaments). Bei Zweifeln über
diese Maßnahmen ausdrücklich umfasst. Im Übrigen
die Genehmigungsbedürftigkeit sollte das Betreu-
gelten die Absätze 1 bis 3 entsprechend.
ungsgericht befragt werden.

Der Betreuer hat zu prüfen, ob nicht statt eines


Freiheitsentziehende Maßnahmen
Bettgitters oder Ähnlichem andere Maßnahmen zur
Wenn Betreute außerhalb geschlossener Abteilun- Abwehr von Gesundheitsgefahren für den Betrof-
gen in Heimen oder sonstigen Einrichtungen leben, fenen möglich sind, die nicht mit Eingriffen in die
so ist dies an sich nicht genehmigungsbedürftig. persönliche Freiheit des Betreuten verbunden sind.
Der Genehmigung des Betreuungsgerichts bedarf Kommt es z. B. darauf an, den Betroffenen vor einem
es jedoch in allen Fällen, in denen einem Betreuten Sturz aus dem Bett zu schützen, ist als Alternative
durch mechanische Vorrichtungen, Medikamente zu einem Bettgitter beispielsweise zu überlegen, ob
oder auf andere Weise über einen längeren Zeit- ein so genanntes „Bettnest“ verwendet oder das Bett
raum oder regelmäßig die Freiheit entzogen werden abgesenkt werden kann, um damit eine Verletzungs-
soll (sog. freiheitsentziehende Maßnahmen, § 1906 gefahr zu verhindern.
Absatz 4 BGB). Das gilt auch dann, wenn der Betreu-
In Eilfällen, in denen zum Schutz des betreuten
te bereits mit gerichtlicher Genehmigung in einer
Menschen ohne vorherige Genehmigung gehandelt
geschlossenen Abteilung oder Einrichtung unter­
werden muss, ist diese unverzüglich nachzuholen.
gebracht ist.

Eine Freiheitsentziehung ist nicht anzunehmen, Wohnungsauflösung


wenn der Betreute auch ohne die Maßnahme gar
Mit der Auflösung der Wohnung verliert der Be-
nicht in der Lage wäre, sich fortzubewegen oder
treute seinen Lebensmittelpunkt, die vertraute
wenn die Maßnahme ihn nicht an der willentli-
Umgebung und vielfach auch den Bekanntenkreis.
chen Fortbewegung hindert (Beispiel: Zum Schutz
Er soll daher insoweit vor übereilten Maßnahmen
vor dem Herausfallen aus dem Bett wird ein Gurt
geschützt werden (§ 1907 BGB).
angebracht, den der Betreute aber – falls er das
will – öffnen kann). Eine rechtswidrige Freiheitsent- Zur Kündigung eines Mietverhältnisses über Wohn-
ziehung liegt auch nicht vor, wenn der Betreute mit raum, den der Betreute (oder für ihn sein Betreuer)
der Maßnahme einverstanden ist und er die ent- gemietet hat, bedarf der Betreuer der vorherigen
sprechende Einwilligungsfähigkeit besitzt. Nur bei Genehmigung des Betreuungsgerichts. Gleiches
nicht einwilligungsfähigen Betreuten entscheidet gilt für andere Erklärungen, die auf die Aufhebung
deren Betreuer (mit dem entsprechenden Aufgaben­ eines solchen Mietverhältnisses gerichtet sind (z. B.
24 Tätigkeit des Betreuers in vermögensrechtlichen Angelegenheiten

Aufhebungsvertrag zwischen Betreuer und Ver-


mieter/Vermieterin). Treten andere Umstände ein,
1.6 Tätigkeit des Betreuers
aufgrund derer die Beendigung des Mietverhältnis-
ses in Betracht kommt (z. B. Kündigung durch den
in vermögensrechtli-
Vermieter/die Vermieterin), so hat der Betreuer dies
dem Betreuungsgericht unverzüglich mitzuteilen,
chen Angelegenheiten
wenn sein Aufgabenkreis das Mietverhältnis oder die
Aufenthaltsbestimmung umfasst. Will der Betreuer
Wohnraum des Betreuten auf andere Weise als durch
Kündigung oder Aufhebung eines Mietverhältnisses
Allgemeine Pflichten
aufgeben (etwa durch Verkauf der Möbel, während
der Betreute im Krankenhaus ist), so hat er auch dies Sind dem Betreuer Angelegenheiten aus dem Be-
dem Betreuungsgericht unverzüglich mitzuteilen. reich der Vermögenssorge übertragen, so hat er bei
Will der Betreuer Wohnraum des Betreuten vermie- allen Handlungen zu beachten, dass er das Vermö-
ten, so bedarf er hierfür ebenfalls der Genehmigung gen nicht im eigenen, sondern allein im Interesse
des Betreuungsgerichts. Dies gilt etwa, wenn der des Betreuten verwaltet und dabei vor unberechtig-
Betreuer während eines Krankenhausaufenthalts des ten Vermögensabflüssen zu schützen hat. Für ihn
Betreuten dessen Eigenheim weitervermieten will. gilt insbesondere die Pflicht, Geld des Betreuten
nicht für sich zu verwenden. Er hat daher darauf zu
achten, dass sein eigenes und das Geld des Betreuten
§ 1907 BGB
auf getrennten Konten verwaltet werden. Außerdem
Genehmigung des Betreuungsgerichts bei der
darf der Betreuer im Namen des Betreuten nur Gele-
Aufgabe der Mietwohnung
genheitsgeschenke machen, wenn dies dem Wunsch
(1) Zur Kündigung eines Mietverhältnisses über Wohn- des Betreuten entspricht und nach dessen Lebens-
raum, den der Betreute gemietet hat, bedarf der Betreu- verhältnissen üblich ist. Im Übrigen sind Geschenke
er der Genehmigung des Betreuungsgerichts. Gleiches aus dem Vermögen des Betreuten unzulässig, es
gilt für eine Willenserklärung, die auf die Aufhebung sei denn, es handelt sich um ein Geschenk, das der
eines solchen Mietverhältnisses gerichtet ist. Anstand gebietet.

(2) Treten andere Umstände ein, aufgrund derer die


Anlegung eines Vermögensverzeichnisses
Beendigung des Mietverhältnisses in Betracht kommt,
so hat der Betreuer dies dem Betreuungsgericht Bei der Übernahme von Angelegenheiten der
unverzüglich mitzuteilen, wenn sein Aufgabenkreis Vermögenssorge ist zunächst ein Verzeichnis des
das Mietverhältnis oder die Aufenthaltsbestimmung Betreutenvermögens zu erstellen. Der Stichtag (beim
umfasst. Will der Betreuer Wohnraum des Betreuten Gericht erfragen!) ist auf dem Verzeichnis anzugeben.
auf andere Weise als durch Kündigung oder Aufhe- Auch das Aktenzeichen der Sache ist einzutragen.
bung eines Mietverhältnisses aufgeben, so hat er dies Wenn das Gericht für die Erstellung ein Formular
gleichfalls unverzüglich mitzuteilen. ausgehändigt hat, so sollte dieses verwendet werden,
wobei unzutreffende Spalten mit Negativzeichen zu
(3) Zu einem Miet- oder Pachtvertrag oder zu einem
versehen sind.
anderen Vertrag, durch den der Betreute zu wiederkeh-
renden Leistungen verpflichtet wird, bedarf der Betreu-
er der Genehmigung des Betreuungsgerichts, wenn das
Vertragsverhältnis länger als vier Jahre dauern oder
vom Betreuer Wohnraum vermietet werden soll.
Tätigkeit des Betreuers in vermögensrechtlichen Angelegenheiten 25

Beim Ausfüllen des Verzeichnisses ist zu beachten Rechnungslegung


Auch solche Ansprüche gehören zum Betreutenver-
Nach Einreichung des Vermögensverzeichnis-
mögen, die vor der Betreuerbestellung entstanden
ses wird vom Gericht der Abrechnungszeitraum
sind. Darauf sollte geachtet werden, vor allem im
für den Betreuer festgelegt. Für die Abrechnung
Hinblick auf die Zeit ab einer akuten Verschlechte-
sollte der vom Gericht übersandte Abrechnungs-
rung des Krankheitsbildes.
vordruck verwendet werden. Der Anfangsbestand
Grundstücke sind mit ihrer Grundbuchbezeichnung der Abrechnung berechnet sich aus dem Bestand
anzugeben. Sie müssen zum Zwecke der Wertangabe des Vermögens­verzeichnisses. Zwischenzeitliche
nicht amtlich geschätzt werden. Der Betreuer kann Einnahmen und Ausgaben sind in die dafür vorge­
den seiner Auffassung nach zutreffenden Verkehrs- sehenen Spalten einzutragen, wobei wiederkehrende
wert angeben. Beträge zusammengefasst werden können. Belege
sind beizufügen; sie werden vom Gericht zurückge-
Zu verzeichnen sind Giro- und Sparkonten. Nach-
sandt. Für Sparbücher und Depotauszüge reichen
weise sind beim Gericht mit einzureichen.
Ablichtungen, die sich auf den Abrechnungszeit-
Im Falle von Wertpapierangaben ist der Depotaus- raum erstrecken, aus.
zug zum Stichtag in Ablichtung beizufügen.
Vor Einreichung ist die Abrechnung auf ihre rech-
Wichtig nerische Richtigkeit zu überprüfen. Die Belege sind
Gleich zu Beginn der Betreuung sollte der Betreuer entsprechend den laufenden Nummern des Abrech-
die Heimleitung oder sonstige Helfer, falls möglich nungsvordruckes zu kennzeichnen. Um Rückfragen
auch den betreuten Menschen selbst fragen, ob Kon- zu vermeiden, sollten notwendige Hinweise schrift-
ten vorhanden sind. Bei den Banken sollte sich der lich beigefügt werden.
Betreuer – unter Vorlage seines Betreuerausweises –
Falls Probleme mit der Rechnungslegung entstehen,
vorstellen. Auch mit der Arbeitsstelle des Betreuten
kann Rat bei der Betreuungsbehörde oder beim
sowie mit den in Betracht kommenden Sozialbehör-
Betreuungsgericht eingeholt werden.
den (Agentur für Arbeit, Kranken-, Pflege-, Renten-
versicherung, Wohngeldstelle, Sozialamt, Integra­ Wichtig
tionsamt) sollte erforderlichenfalls Verbindung Der Abrechnung ist ein Bericht über die persönli-
aufgenommen werden, desgleichen mit Gläubigern chen Verhältnisse des Betreuten beizufügen: Wo
und Schuldnern. ist sein Aufenthalt? Wie häufig sind die Kontakte
zu ihm? Wie ist sein Gesundheitszustand? Wird die
Bei Angaben zu Hausrat und Gegenständen des per-
Betreuung weiter für notwendig gehalten? Sollte der
sönlichen Gebrauchs ist nur dann eine Einzelaufstel-
Wirkungskreis der Betreuung erweitert oder einge-
lung erforderlich, wenn die Gegenstände noch einen
schränkt werden? usw.
wirklichen Wert haben.
Falls der Betreuer Elternteil, Ehegatte oder Ab-
Ist das nicht der Fall, genügt eine Gesamtwertanga-
kömmling des Betreuten ist, besteht eine Pflicht
be, bei allgemeiner Wertlosigkeit ein Hinweis darauf.
zur laufenden Rechnungslegung nur dann, wenn das
Einkünfte können durch Kontoauszüge, Verdienst- Gericht dies ausdrücklich angeordnet hat. Der von
oder Rentenbescheide nachgewiesen werden. der Rechnungslegung befreite Betreuer muss aber
grundsätzlich alle zwei Jahre eine Bestandsaufstel-
lung des Vermögens beim Gericht einreichen. Im
Übrigen sollte beachtet werden, dass nach dem Ende
der Betreuung auch für befreite Betreuer eine Pflicht
26 Tätigkeit des Betreuers in vermögensrechtlichen Angelegenheiten

zur Schlussrechnungslegung besteht, auf die der Festgeld oder fälliges Wertpapiergeld (falls der
Betreute selbst sowie – im Falle seines Todes – dessen Betreuer nicht Elternteil, Ehegatte oder Abkömm-
Erben einen Anspruch haben. Deshalb empfiehlt es ling des Betreuten ist), weshalb das Betreuungsgericht
sich, über die Verwaltungsvorgänge Buch zu führen benachrichtigt werden sollte, sobald die Geldfälligkeit
und Belege und Kontoauszüge aufzuheben. von der Bank angekündigt wird.

Für eine Abhebung oder Überweisung von einem


Geldanlage und Geldgeschäfte
(nicht gesperrten) Giro- oder Kontokorrentkonto
Das Betreutenvermögen ist wirtschaftlich zu ver- braucht der Betreuer dagegen keine gerichtliche
walten. Geld, das nicht zur Bestreitung laufender Genehmigung mehr; seit 1. September 2009 kann
Ausgaben benötigt wird, ist verzinslich und mün- er über das Guthaben auf einem solchen Konto ge-
delsicher anzulegen. Mündelsicher sind alle Banken nehmigungsfrei verfügen. Übersteigt das Guthaben
mit ausreichender Sicherungseinrichtung (dazu auf dem Giro- oder Kontokorrentkonto des Betreu-
zählen alle Großbanken, Volksbanken und Raiff- ten den für dessen laufende Ausgaben benötigten
eisenbanken) und Kommunalbanken (Stadt- und Geldbetrag, hat der Betreuer den Überschuss aber
Kreissparkassen). Das Geld soll mit der Bestimmung ebenfalls verzinslich und mündelsicher anzulegen.
angelegt werden, dass es nur mit Genehmigung des
Betreuungsgerichts abgehoben werden kann (sog. Handlungen, die der Genehmigung durch
Sperrabrede). Auch die Geldanlage selbst muss vom
das Betreuungsgericht bedürfen
Gericht genehmigt werden.
Grundstücksgeschäfte
Als Anlageform kommen auch Wertpapiere in Be-
Hier bestehen umfangreiche Genehmigungs­
tracht, wenn diese mündelsicher sind (z. B. Bundes-
erfordernisse, nicht nur beim Kauf und Verkauf
oder Kommunalobligationen, Bundesschatzbriefe,
eines Grundstücks des Betreuten, sondern ebenso
Pfandbriefe deutscher Hypothekenbanken oder
z. B. bei der Bestellung von Grundschulden und
Sparbriefe von Banken). Der Anlagewunsch sollte
Hypotheken.
dem Gericht vorher mitgeteilt werden. Dabei ist auch
zu klären, ob und in welcher Weise eine Hinterlegung Wichtig
oder Verwahrung der Wertpapiere und gegebenen- Soll ein Vertrag zwischen dem Betreuer und dem
falls die erwähnte Sperrabrede erforderlich sind. Betreuten abgeschlossen werden, so ist die Vertre-
tung des Betreuten durch den Betreuer ausgeschlos-
Geld kann vom Betreuer auch in Sachwerten ange-
sen, z. B. wenn der Betreute beim Betreuer wohnt
legt werden, etwa in Gold. Der Wirtschaftlichkeits­
und dem Betreuer Miete zahlen soll. In diesen Fällen
grundsatz ist hier aber besonders zu beachten.
muss sich der Betreuer an das Gericht wenden, damit
Kostbarkeiten sollten bei Banken deponiert werden;
dieses für den Abschluss des Vertrages einen weiteren
das Gericht kann im Einzelfall die Hinterlegung an-
Betreuer bestellt.
ordnen. In jedem Fall ist eine Rücksprache mit dem
Betreuungsgericht empfehlenswert. Der Betreuer sollte sich in diesen Fällen stets recht­
zeitig an das Betreuungsgericht wenden, damit Zwei-
Anlagegenehmigungen sind nicht notwendig, wenn
fel oder Hindernisse ausgeräumt werden können.
der Betreuer Elternteil, Ehegatte oder Abkömmling
des Betreuten ist, soweit das Betreuungsgericht Zur Genehmigungspflicht bei der Kündigung
nichts anderes anordnet. oder Aufgabe von Wohnraum des Betreuten siehe
Abschnitt „Wohnungsauflösung“, vgl. Ziffer 1.5.
Abhebungen von gesperrten Konten müssen vor-
her genehmigt werden. Dies gilt auch für fälliges
Welche Rechte kann der Betreuer geltend machen? 27

Weitere genehmigungspflichtige Rechtsgeschäfte


sind z. B.
1.7 Welche Rechte kann
t Erbauseinandersetzungen der Betreuer geltend
t Erbausschlagungen
machen?
t Kreditaufnahme (dazu gehört auch die
Überziehung eines Girokontos!)

t Arbeitsverträge

t Mietverträge, wenn sie für längere Dauer Ersatz von Aufwendungen


als vier Jahre abgeschlossen werden
Der Betreuer braucht die mit der Betreuung ver-
t Lebensversicherungsverträge bundenen notwendigen Auslagen nicht aus eigener
Tasche zu bezahlen, vielmehr steht ihm insoweit Kos-
tenvorschuss bzw. -ersatz zu. Den entsprechenden
Geldbetrag kann er unmittelbar dem Vermögen des
Betreuten entnehmen, wenn der Betreute nicht mit-
tellos ist und dem Betreuer die Vermögenssorge für
den Betreuten übertragen ist. Die Frage der Mittello-
sigkeit beurteilt sich dabei nach den differenzieren-
den Bestimmungen des Zwölften Buches Sozialge-
setzbuch, über deren Einzelheiten der Rechtspfleger/
die Rechtspflegerin am Betreuungsgericht Auskunft
geben kann. Anrechnungsfrei bleiben beispielswei-
se kleine Vermögensbarbeträge; die Grenze hierfür
liegt grundsätzlich bei 5.000,– EUR. In Einzelfällen
können sich die Freibeträge noch erhöhen. Weite-
re anrechnungsfreie Vermögenswerte sind u. a. ein
selbst genutztes angemessenes Hausgrundstück oder
Kapital, das der zusätzlichen Altersvorsorge dient und
dessen Ansammlung staatlich gefördert wurde. In
diesen Fällen richtet sich der Anspruch auf Ersatz von
Aufwendungen gegen die Staatskasse. Der Betreuer
hat dabei jeweils die Wahl, ob er jede einzelne Aufwen-
dung abrechnen und entsprechend belegen will oder
ob er von der Möglichkeit Gebrauch machen will, zur
Abgeltung seines Anspruchs auf Aufwendungsersatz
eine pauschale Aufwandsentschädigung von jährlich
399,– EUR zu beanspruchen. Für beide Ansprüche gel-
ten kurze Erlöschensfristen. In Zweifelsfragen sollte
sich der Betreuer an den zuständigen Rechtspfleger/
die Rechtspflegerin beim Betreuungsgericht wenden.
28 Welche Rechte kann der Betreuer geltend machen?

Entscheidet sich der Betreuer für die Einzelabrech- 26b EStG). Diese Tätigkeiten sind also gegebenenfalls
nung, so gilt Folgendes: Für Fahrtkosten sieht das bei der Kalkulation des Freibetrags mit zu berück-
Gesetz ein Kilometergeld von 0,30 EUR/km vor. sichtigen. Weiterhin kann im Einzelfall die steuerli-
Bei größeren Strecken werden unter Umständen che Freigrenze von 256,– EUR (§ 22 Nummer 3 Satz
nur die Kosten eines öffentlichen Verkehrsmittels 2 EStG) eingreifen. In vielen Fällen führen darüber
erstattet. Einzelheiten sollten deshalb in solchen hinaus die weiteren im Einkommensteuergesetz
Fällen mit dem Betreuungsgericht geklärt werden. geregelten Freibeträge zu einer Minderung der Ein-
Der Anspruch auf Erstattung der einzelnen Auslagen kommensteuerbelastung.
erlischt, wenn er nicht binnen 15 Monaten ab Ent-
stehung der Aufwendungen geltend gemacht wird. Haftpflichtversicherung

Achtung Der Betreuer hat dem Betreuten gegenüber für


Auch für den Anspruch auf Geltendmachung der schuldhafte (vorsätzliche oder fahrlässige) Pflicht­
pauschalen Aufwandsentschädigung gibt es eine verletzungen einzustehen. Auch das Unterlassen
Ausschlussfrist! Sie beginnt mit dem auf die Bestel- einer Handlung kann eine Schadensersatzpflicht
lung des Betreuers folgenden Jahrestag; der An- auslösen. Aus diesem Grund ist für den Betreuer
spruch muss bis zum 31. März des folgenden Kalen- der Abschluss einer Haftpflichtversicherung rat-
derjahres geltend gemacht werden (§ 1835a BGB). sam. Der ehrenamtliche Betreuer kann die Kosten
einer solchen Haftpflichtversicherung (außer Kfz-
Beispiel
Haftpflicht) ersetzt verlangen. In der Regel wird er
Ist die Bestellung etwa am 15.01.2011 erfolgt, ist der
kostenlos in eine Gruppenversicherung einbezogen.
Anspruch am 15.01.2012 entstanden; er muss bis
Näheres ist beim Betreuungsgericht zu erfahren.
spätestens 31.03.2013 geltend gemacht werden. Bei
einer Bestellung am 20.12.2011 entsteht der An-
Vergütung
spruch am 20.12.2012, folglich erlischt er ebenfalls
am 31.03.2013. Das Datum 31. März ist deshalb für Betreuungen werden grundsätzlich ehrenamtlich
den Anspruch auf Aufwandsentschädigung wichtig. und damit unentgeltlich geführt. Sie werden jedoch
dann entgeltlich geführt, wenn das Gericht bei der
Erhält der Betreuer die jährliche pauschale Aufwands-
Bestellung des Betreuers festgestellt hat, dass der Be-
entschädigung, zählt sie zum steuerpflichtigen Ein-
treuer die Betreuung berufsmäßig führt. In diesem
kommen. Es kann sich deshalb empfehlen, alle Belege
Fall bestimmt sich die Höhe der Vergütung nach den
aufzubewahren, auch wenn man nicht die Einzelab-
Vorschriften des Vormünder- und Betreuervergü-
rechnung wählt, um ggf. gegenüber dem Finanzamt
tungsgesetzes (VBVG). Der Betreuer erhält je nach
die Höhe der Aufwendungen belegen zu können.
seiner beruflichen Qualifikation einen Stundensatz
Ab dem Veranlagungszeitraum 2013 sind die pau- zwischen 27,– und 44,– EUR; hierin ist der Ersatz für
schalen Aufwandsentschädigungen bis zu einem seine Aufwendungen sowie eine etwaig anfallende
Jahresbetrag von 2.400,– EUR steuerfrei. Der Freibe- Umsatzsteuer bereits enthalten (§ 4 VBVG). Ab Juli
trag honoriert das Engagement von ehrenamtlichen 2013 werden erbrachte Leistungen der gerichtlich
Betreuern und vereinfacht deren Arbeit. Ein ehren­ bestellten Betreuer grundsätzlich von der Umsatz-
amtlicher Betreuer kann mehrere Betreuungen steuer befreit (§ 4 Nummer 16 Buchstabe k UStG).
führen, ohne hierfür – bis zur Obergrenze des Frei- Für vor dem 1. Juli 2013 erbrachte Leistungen hat
betrags – steuerpflichtig zu werden. Zu beachten ist der Bundesfinanzhof die Steuerbefreiung nach
zudem, dass in den Freibetrag auch die Einnahmen EU-Recht bejaht. Ausnahmen gelten für Leistungen,
für sonstige ehrenamtliche Tätigkeiten (wie etwa bei denen es sich nicht um eigentliche Betreuungs-
Übungsleiter, Pflegekraft) einfließen (§ 3 Nummer leistungen handelt, wie z. B. die gerichtliche Prozess-
Welche Rechte kann der Betreuer geltend machen? 29

vertretung des Betreuten durch einen betreuenden den, sondern dass für sie ein zuverlässiges System
Rechtsanwalt oder das Anfertigen von Steuererklä- der Begleitung, Beratung und Hilfe vorhanden ist.
rungen für den Betreuten durch einen betreuenden
Möglichkeiten zur Beratung bestehen sowohl beim
Steuerberater.
Betreuungsgericht als auch bei der zuständigen
Für die Führung der Betreuung werden je nach Dau- Behörde sowie beim Betreuungsverein.
er der Betreuung und Aufenthalt des Betreuten in
Der Betreuer wird sich mit Fragen etwa aus dem
einer Einrichtung oder zu Hause pauschal zwischen
Bereich des Zivilrechts, z. B. im Zusammenhang mit
zwei und sieben Stunden pro Monat vergütet; ist der
Genehmigungsvorbehalten oder mit der jährlichen
Betreute nicht mittellos, sind im Monat pauschal
Rechnungslegung, eher an das Gericht wenden.
zwischen zweieinhalb und achteinhalb Stunden zu
Dagegen ist die zuständige Behörde der Hauptan-
vergüten (§ 5 VBVG). Bei Mittellosigkeit des Betreu-
sprechpartner, soweit es um eher praktische Fragen
ten ist die Vergütung aus der Staatskasse zu zahlen.
geht. Die Behörde wird dabei Hinweise auf mögli-
Wird die Betreuung nicht von einem Berufsbetreuer
che Hilfsangebote (z. B. allgemeiner Sozialdienst,
geführt, so kann das Betreuungsgericht dem Betreu-
Einsatz von Haushaltshilfen, fahrbarer Mittagstisch,
er ausnahmsweise gleichwohl eine angemessene
Gemein­deschwestern, Sozialstationen, Vermittlung
Vergütung bewilligen, soweit der Umfang oder die
von Heimplätzen) geben, vielleicht solche Hilfen
Schwierigkeit der vom Betreuer zu erledigenden
auch vermitteln können.
Geschäfte dies rechtfertigen und der Betreute nicht
mittellos ist (§ 1836 Absatz 2 BGB). Gerade am Anfang seiner Tätigkeit wird der Betreuer
auf Beratung besonderen Wert legen. Daher ist es
Soweit die Staatskasse Zahlungen an den Betreuer
wichtig, dass er in seine Aufgaben eingeführt wird,
erbringt, kann diese unter bestimmten Vorausset-
wobei die zuständige Behörde für ein ausreichendes
zungen Ersatz von dem Betreuten oder dessen Erben
Einführungs- und Fortbildungsangebot zu sorgen hat.
verlangen. Dies kommt insbesondere in Betracht,
Im Rahmen entsprechender Veranstaltungen kön-
wenn der zunächst mittellose Betreute später Vermö-
nen nicht nur Rechtsfragen der Betreuung und die
gen (etwa aus Anlass einer Erbschaft) erwirbt oder er
verschiedenen Hilfsangebote, sondern auch Regeln für
einsetzbare Unterhaltsansprüche hat. Einzelheiten
den Umgang mit den Betroffenen besprochen werden.
hierzu können vom zuständigen Rechtspfleger beim
Betreuungsgericht erfragt werden. Eine wichtige Rolle kommt nach dem Betreuungsge-
setz den Betreuungsvereinen zu. Hauptamtliche Mit-
Hilfe durch Behörden und Vereine arbeiter und Mitarbeiterinnen der Vereine sollen – in
Ergänzung des Angebots von Gerichten und Behör-
In der praktischen Arbeit mit den Betroffenen
den – die Betreuer beraten und sie bei der Wahrneh-
kommt es vor allem darauf an, möglichst viele ge-
mung ihrer Aufgaben unterstützen. Außerdem ist es
eignete Menschen für die Übernahme einer Betreu-
wünschenswert, dass den Betreuern die Möglichkeit
ung zu gewinnen. Es wird sich dabei vielfach um
gegeben wird, an einem regelmäßigen Erfahrungs-
Angehörige, Freunde, Nachbarn oder Berufskollegen
austausch mit anderen Betreuern teilzunehmen.
von Betroffenen handeln, teilweise aber auch um
Auskünfte über Betreuungsvereine wird die zustän-
Mitbürger und Mitbürgerinnen, die diesen mensch-
dige Behörde erteilen können.
lich überaus wertvollen Dienst für Personen über-
nehmen, zu denen sie zuvor keine Kontakte hatten. Die Beratungsmöglichkeiten bei Betreuungsver-
einen und Betreuungsbehörden stehen auch den
Es ist ein wichtiges Ziel des Betreuungsgesetzes, dass
Vorsorgebevollmächtigten offen.
die ehrenamtlichen Betreuer bei der Erfüllung ihrer
anspruchsvollen Tätigkeit nicht allein gelassen wer-
30 Gerichtliches Verfahren

1.8 Gerichtliches Als Verfahrenspfleger sollen vorrangig ehrenamtlich


tätige Personen bestellt werden, z. B. Vertrauens-

Verfahren personen aus dem Familien-, Freundes- und Be-


kanntenkreis. Soweit keine geeignete ehrenamtliche
Person zur Verfügung steht, kann zum Verfahrens-
pfleger auch bestellt werden, wer Verfahrenspfleg-
schaften berufsmäßig führt, insbesondere Mitarbei-
ter und Mitarbeiterinnen von Betreuungsvereinen,
Verfahren der Betreuerbestellung
Bedienstete der Behörden oder Rechtsanwälte/
Einleitung des Verfahrens Rechtsanwältinnen.
Der Betreuer wird vom Betreuungsgericht bestellt.
Persönliche Anhörung des Betroffenen
Der Betroffene kann dies selbst beantragen. Wer
Das Gericht muss vor einer Entscheidung in Betreu-
körperlich behindert ist, kann nur auf seinen Antrag
ungssachen den Betroffenen – von wenigen Ausnah-
hin einen Betreuer erhalten. In allen anderen Fällen
mefällen abgesehen – persönlich anhören und sich
entscheidet das Gericht auch ohne Antrag des
einen persönlichen Eindruck von ihm verschaffen.
Betroffenen von Amts wegen. Dritte (etwa Familien-
Dadurch soll sichergestellt werden, dass sich das
angehörige, Nachbarn oder auch Behörden) können
Gericht hinreichend über die Persönlichkeit des
dem Gericht eine entsprechende Anregung geben.
Betroffenen informiert. Den persönlichen Eindruck
Zuständiges Gericht soll sich das Gericht in der üblichen Umgebung des
Für die Betreuerbestellung ist in erster Linie das Betroffenen verschaffen, wenn er es verlangt oder
Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk der Betroffe- wenn es der Sachaufklärung dient. Gegen seinen
ne zur Zeit der Antragstellung seinen gewöhnlichen Willen soll der Betroffene jedoch nicht in seiner
Aufenthalt hat, wo er sich also hauptsächlich aufhält. Privatsphäre gestört werden. Widerspricht er daher
einem Besuch des Richters/der Richterin, so findet
Stellung des Betroffenen
die Anhörung im Gericht statt. In geeigneten Fällen
Der Betroffene ist in jedem Fall verfahrensfähig, d. h.
weist das Gericht den Betroffenen auf die Möglich-
er kann selbst Anträge stellen und Rechtsmittel gegen
keit der Vorsorgevollmacht hin (vgl. Ziffer 1.1 und
gerichtliche Entscheidungen einlegen. Der Betroffene
2.1) und erörtert mit ihm den Umfang des Aufgaben-
soll deshalb vom Betreuungsgericht über den mög-
kreises und die Frage, welche Person oder Stelle als
lichen Verlauf des Verfahrens unterrichtet werden.
Betreuer in Betracht kommt.
Bestellung eines Verfahrenspflegers
Zur Anhörung ist, sofern ein Verfahrenspfleger
Soweit dies zur Wahrnehmung der Interessen des
bestellt ist, dieser hinzuzuziehen. Das Gericht kann
Betroffenen erforderlich ist, bestellt das Gericht ihm
auch bereits in dieser Phase des Verfahrens einen
einen Pfleger für das Verfahren. Er soll den Betroffe-
Sachverständigen anhören.
nen im Verfahren unterstützen, z. B. ihm die einzel-
nen Verfahrensschritte, den Inhalt der Mitteilungen Das Gericht hat die zuständige Betreuungsbehörde
des Gerichts und die Bedeutung der Angelegenheit vor der Bestellung eines Betreuers insbesondere zu
erläutern. Erkennbare Anliegen des Betroffenen der persönlichen, gesundheitlichen und sozialen
hat er – soweit sie mit dessen Interessen vereinbar Situation des Betroffenen sowie zur Betreueraus-
sind – dem Gericht zu unterbreiten, damit diese wahl und der diesbezüglichen Sicht des Betroffenen
Wünsche in die Entscheidung des Gerichts mit anzuhören. Wurden im Interesse des Betroffenen
einfließen können. dessen Ehegatte, Eltern, Pflegeeltern, Großeltern,
Abkömmlinge, Geschwister oder eine Person sei-
Gerichtliches Verfahren 31

nes Vertrauens am Verfahren beteiligt, so sind diese sie zusammen mit dem Personalausweis zu verwen-
ebenfalls anzuhören. Auf Verlangen des Betroffenen den, da sie kein Lichtbild enthält. Die Urkunde sollte
ist darüber hinaus eine nicht am Verfahren beteiligte nicht im Original an Dritte übersandt werden; Ab-
Person seines Vertrauens anzuhören, wenn dies ohne lichtungen oder beglaubigte Ablichtungen reichen
erhebliche Verzögerung möglich ist. dafür in der Regel aus. Nach Beendigung der Betreu-
ung ist die Urkunde an das Gericht zurückzugeben.
Sachverständigengutachten
Ein Betreuer darf – von Ausnahmefällen abgesehen – Einstweilige Anordnung
nur bestellt und ein Einwilligungsvorbehalt darf Das beschriebene Verfahren, das eine umfassende
nur dann angeordnet werden, wenn das Gericht ein Ermittlungstätigkeit des Gerichts erfordert, nimmt
Sachverständigengutachten über die Notwendigkeit gewisse Zeit in Anspruch. Häufig muss jedoch rasch
und den Umfang der Betreuung sowie die voraus- gehandelt werden. Dann kann das Gericht in einem
sichtliche Dauer der Maßnahme eingeholt hat. Der vereinfachten Verfahren durch einstweilige Anord-
Sachverständige ist verpflichtet, vor der Erstattung nung einen vorläufigen Betreuer bestellen, einen
seines Gutachtens den Betroffenen persönlich zu vorläufigen Einwilligungsvorbehalt anordnen, einen
untersuchen oder zu befragen. Ein ärztliches Zeugnis Betreuer entlassen oder den Aufgabenkreis des be-
kann u. a. im Verfahren zur Bestellung eines Betreu- stellten Betreuers vorläufig erweitern. Eilmaßnahmen
ers genügen, wenn der Betroffene die Bestellung sind allerdings nur unter bestimmten Voraussetzun-
eines Betreuers beantragt und auf die Begutachtung gen zulässig und treten nach sechs Monaten außer
verzichtet hat und die Einholung des Gutachtens Kraft. Nach Anhörung eines Sachverständigen kann
insbesondere im Hinblick auf den Umfang des Auf- eine weitere einstweilige Anordnung erlassen werden,
gabenkreises des Betreuers unverhältnismäßig wäre. eine Gesamtdauer von einem Jahr darf jedoch nicht
Ebenso ist im Verfahren zur Betreuerbestellung die überschritten werden.
Verwendung eines bestehenden ärztlichen Gutach-
In besonders eiligen Fällen kann das Gericht anstelle
tens des Medizinischen Dienstes der Krankenversi-
eines Betreuers, solange dieser noch nicht bestellt
cherung möglich, wenn dadurch festgestellt werden
ist oder wenn er seine Pflichten nicht erfüllen kann,
kann, inwieweit bei dem Betroffenen infolge einer
selbst die notwendigen Maßnahmen treffen.
psychischen Krankheit oder einer geistigen oder
seelischen Behinderung die Voraussetzungen für Rechtsmittel
die Bestellung eines Betreuers vorliegen. Ein solches Als Rechtsmittel kommt die Beschwerde in Betracht,
Gutachten darf nur mit Einwilligung des Betroffe- die binnen einer Frist von einem Monat oder in be-
nen bzw. des Verfahrenspflegers verwertet werden. stimmten Fällen auch innerhalb einer Frist von zwei
Wochen eingelegt werden muss.
Bekanntmachung, Wirksamkeit, Betreuerurkunde
Die Entscheidung ist dem Betroffenen, dem Betreu- Gegen die Entscheidung des Beschwerdegerichts ist
er, dem Verfahrenspfleger und der Betreuungsbe- in Betreuungssachen zur Bestellung eines Betreuers,
hörde bekannt zu geben. Wirksamkeit erlangt die zur Aufhebung einer Betreuung, zur Anordnung
Entscheidung in der Regel mit der Bekanntgabe an oder Aufhebung eines Einwilligungsvorbehaltes und
den Betreuer. in Unterbringungssachen mit freiheitsentziehenden
Maßnahmen die Rechtsbeschwerde zum Bundes-
Der Betreuer wird vom Gericht (Rechtspfleger/
gerichtshof möglich. Gegen andere Entscheidungen
Rechtspflegerin) mündlich verpflichtet; er erhält
des Beschwerdegerichts ist die Rechtsbeschwerde
eine Urkunde über seine Bestellung. Diese Urkunde
nur nach Zulassung durch das Beschwerdegericht
dient auch als Ausweis für die Vertretungsmöglich-
statthaft.
keit. Sie ist sorgfältig aufzubewahren. Im Zweifel ist
32 Gerichtliches Verfahren

Welches Rechtsmittel im Einzelfall in Betracht Kosten des Verfahrens


kommt, wo und auf welche Weise es einzulegen ist,
Für die Führung der Betreuung werden Kosten des
ergibt sich aus der Rechtsmittelbelehrung, die das
Gerichts (Gebühren und Auslagen, insbesondere
Gericht seiner Entscheidung beizufügen hat.
die Dokumentenpauschale und Sachverständi-
genauslagen) nur erhoben, wenn das Vermögen
Verfahren in Unterbringungssachen
des Betreuten nach Abzug der Verbindlichkeiten
Unterbringungssachen sind Verfahren, die die mehr als 25.000,– EUR beträgt. Nicht berücksich-
gerichtliche Genehmigung einer Unterbringung des tigt wird dabei ein angemessenes Hausgrundstück,
Betroffenen, einer freiheitsentziehenden Maßnah- wenn das Haus des betreuten Menschen von ihm
me (z. B. durch eine Fixierung) und einer ärztlichen selbst oder seinem nicht getrennt lebenden Ehegat-
Zwangsmaßnahme zum Gegenstand haben. Es gelten ten allein oder zusammen mit Angehörigen ganz
ähnliche Schutzvorkehrungen für den Betroffenen oder teilweise bewohnt wird und nach seinem Tod
wie im Verfahren der Betreuerbestellung; zum Teil weiter bewohnt werden soll. Als Jahresgebühr für
sind diese in Unterbringungssachen noch stärker eine auf Dauer angelegte Betreuung werden vom
ausgestaltet. Vor der Genehmigung einer Unterbrin- 25.000,– EUR übersteigenden Vermögen 10,– EUR
gungsmaßnahme ist ein Sachverständigengutachten für jede a­ ngefangenen 5.000,– EUR, mindestens aber
über die Notwendigkeit der Maßnahme einzuholen. 200,– EUR erhoben.
Der Gutachter hat den Betroffenen persönlich zu
Beispiel
untersuchen oder zu befragen. Der Sachverständige
Der Betreute verfügt über Vermögen in Höhe von
soll Arzt für Psychiatrie sein; er muss Arzt mit Erfah-
63.000,– EUR. 25.000,– EUR bleiben für die Berech-
rungen auf dem Gebiet der Psychiatrie sein. Bei der
nung unberücksichtigt. Für den darüber hinaus
Genehmigung einer Einwilligung in eine ärztliche
gehenden Betrag ergibt sich rein rechnerisch eine
Zwangsmaßnahme soll der Sachverständige nicht
Jahresgebühr von 80,– EUR, weil 5.000,– EUR acht-
der zwangsbehandelnde Arzt sein.
mal angefangen werden. Da dies weniger als die
Wenn es zur Wahrnehmung der Interessen des Betrof- Mindestgebühr ist, werden 200,– EUR erhoben. Bei
fenen erforderlich ist, bestellt das Gericht für ihn einen Vermögen von 200.000,– EUR beträgt die Jahres­
Verfahrenspfleger. Bei der Genehmigung einer Ein- gebühr 350,– EUR.
willigung in eine ärztliche Zwangsmaßnahme ist die
Ist Gegenstand der Betreuung nur ein Teil des Ver-
Bestellung eines Verfahrenspflegers stets erforderlich.
mögens, ist höchstens dieser Teil des Vermögens bei
Soweit die Landesgesetze über die Unterbringung der Berechnung der Gebühr zu berücksichtigen. Ist
psychisch Kranker dies vorsehen, sind auch auf das vom Aufgabenkreis nicht unmittelbar das Vermögen
gerichtliche Verfahren zur Anordnung einer Un- erfasst, beschränkt sich also der Wirkungskreis des
terbringung oder ärztlichen Zwangsmaßnahme die Betreuers z. B. auf das Aufenthaltsbestimmungsrecht,
Bestimmungen des Bundesrechts anzuwenden. beträgt die Gebühr 300,– EUR, jedoch nicht mehr als
die Gebühr, die für eine Betreuung (auch) hinsichtlich
Für Unterbringungsmaßnahmen sieht das Gesetz
des gesamten Vermögens zu erheben wäre.
grundsätzlich die Befristung vor. Die Dauer der Maß-
nahme richtet sich danach, ob eine Maßnahme im Zusätzlich zu den Gebühren werden Auslagen
Wege der einstweiligen Anordnung oder im Haupt- erhoben, insbesondere Dokumentenpauschale,
sacheverfahren ergeht, sowie im Einzelfall nach der Reisekosten für Auswärtsgeschäfte und Sachver-
Art der Maßnahme. Eine Verlängerung der Genehmi- ständigenauslagen. Deren genaue Bezifferung hängt
gung oder der Anordnung einer Maßnahme ist unter von den im Einzelfall anfallenden Kosten ab. Auch
bestimmten Voraussetzungen möglich. die an den Verfahrenspfleger gezahlten Beträge sind
Die Vorsorgevollmacht 33

Auslagen des Gerichts. Anders als die sonstigen Aus- t Wird dann mein Wille auch beachtet werden?
lagen, für die die oben genannte Vermögensober­
oder noch konkreter gefragt:
grenze von 25.000,– EUR maßgeblich ist, werden die
Auslagen für Verfahrenspfleger dem Betreuten in t Wer erledigt meine Bankgeschäfte?
Rechnung gestellt, wenn er nicht mittellos ist, also
t Wer kümmert sich um meine Behörden- und
über Vermögen, das über den sozialhilferechtlichen
Versicherungsangelegenheiten?
Schongrenzen (in der Regel 5.000 EUR) liegt, oder
über entsprechendes Einkommen verfügt. t Wer kümmert sich um mein E-Mail-Postfach
und meine sonstigen Online-Aktivitäten?
In Unterbringungssachen fallen keine Gerichtsge-
bühren an, Auslagen werden von dem Betroffenen t Wer organisiert für mich nötige ambulante
nur in sehr eingeschränktem Umfang und bei Hilfen?
entsprechender Leistungsfähigkeit erhoben. Wenn
t Wer sucht für mich einen Platz in einem
eine Betreuungs- oder Unterbringungsmaßnah-
Senioren- oder Pflegeheim?
me abgelehnt, als ungerechtfertigt aufgehoben,
eingeschränkt oder das Verfahren ohne Entschei- t Wer kündigt meine Wohnung oder meinen
dung über eine Maßnahme beendet wird, kann das Telefonanschluss?
Gericht die außergerichtlichen Auslagen des Betrof-
t Wie werde ich ärztlich versorgt?
fenen (insbesondere die Anwaltskosten) der Staats-
kasse auferlegen. Die Kosten des Verfahrens können t Wer entscheidet bei Operationen und
in diesen Fällen auch einem nicht am Verfahren medizinischen Maßnahmen?
beteiligten Dritten auferlegt werden, soweit er die
und überhaupt:
Tätigkeit des Gerichts veranlasst hat und ihn ein
grobes Verschulden trifft. t Wer kümmert sich um meine persönlichen
Wünsche und Bedürfnisse?

Dies sind nur einige von vielen Gesichtspunkten, die


2. Die Vorsorgevollmacht Sie beschäftigen sollten. Dabei sollten Sie bedenken,
dass die Situation, in der Sie auf Hilfe angewiesen
sind, jederzeit eintreten kann. Vorsorge ist also nicht
nur eine Frage des Alters.

2.1.2 Aber ich habe doch Angehörige! Mein Partner


2.1 Fragen und Antworten
oder meine Kinder werden sich doch um mich und
2.1.1 Wofür sollte ich Vorsorge treffen? Was kann meine Angelegenheiten kümmern?
schon passieren?
Natürlich werden Ihre Angehörigen Ihnen – hoffent­
Jeder von uns kann durch Unfall, Krankheit oder lich – beistehen, wenn Sie selbst wegen Unfall,
Alter in die Lage kommen, dass er wichtige Angele- Krankheit, Behinderung oder einem Nachlassen der
genheiten seines Lebens nicht mehr selbstverant- geistigen Kräfte im Alter Ihre Angelegenheiten nicht
wortlich regeln kann. Sie sollten sich für diesen Fall mehr selbst regeln können. Wenn aber rechtsverbind-
einmal gedanklich mit folgenden Fragen befassen: liche Erklärungen oder Entscheidungen gefordert
sind, können weder der Ehepartner/die Ehepart-
t Was wird, wenn ich auf die Hilfe anderer
nerin noch die Kinder Sie gesetzlich vertreten. In
angewiesen bin?
unserem Recht haben nur Eltern gegenüber ihren
t Wer handelt und entscheidet für mich? minderjährigen Kindern ein umfassendes Sorge-
34 Die Vorsorgevollmacht

recht und damit die Befugnis zur Entscheidung Eine ausdrückliche vertragliche Vereinbarung ver-
und Vertretung in allen Angelegenheiten. Für einen meidet auch Streit über die Rechte der bevollmäch-
Volljährigen/eine Volljährige können hingegen die tigten Person; sie dient damit sowohl dem Schutz
Angehörigen nur in zwei Fällen entscheiden oder des Vollmachtgebers (oder dessen Erben) als auch
Erklärungen abgeben: Entweder aufgrund einer dem Schutz der bevollmächtigten Person. So lässt
rechtsgeschäftlichen Vollmacht oder wenn sie ge- sich z. B. die – häufig streitige – Frage eindeutig re-
richtlich bestellte Betreuer sind. geln, unter welchen Voraussetzungen die Vollmacht
nur zur Verwaltung oder auch zur Veräußerung von
Grundbesitz genutzt werden darf.
Eine Vollmacht ist die durch Rechtsgeschäft einer
anderen Person erteilte Vertretungsmacht. Sie wird Von der Vollmacht zu unterscheiden ist eine Betreu-
im Regelfall durch Erklärung des Vollmachtgebers ungsverfügung. Diese berechtigt nicht zur Vertre-
(Sie) gegenüber der zu bevollmächtigenden Person tung bei Rechtsgeschäften. In ihr werden vielmehr
(Vertrauensperson) erteilt. Wie jedes Rechtsgeschäft Wünsche festgelegt für den Fall, dass ein Betreuer
setzt diese Erklärung die Geschäftsfähigkeit des Voll- bestellt werden muss, z. B. weil keine Vorsorgevoll-
machtgebers oder der Vollmachtgeberin voraus. macht erteilt wurde. Der Betreuer erlangt die erfor-
derliche Vertretungsmacht durch die gerichtliche
Die Vollmacht umschreibt das rechtliche Können
Bestellung.
der bevollmächtigten Person im Außenverhältnis,
also seine „Rechtsmacht“/Befugnis, Rechtsgeschäfte Unter den Fragen 2.1.16 und 2.1.17 finden Sie weitere
im Namen des Vollmachtgebers vorzunehmen. Bitte Erläuterungen zur Betreuungsverfügung.
beachten Sie, dass es im Außenverhältnis für die Fra-
ge, ob eine bevollmächtigte Person einen Vollmacht-
2.1.3 Was spricht für eine Vollmacht zur Vorsorge?
geber wirksam vertreten kann, grundsätzlich nur
auf den Inhalt der Vollmacht ankommt, nicht aber Die Vollmacht zur Vorsorge ermöglicht Ihnen ein
z. B. auf Absprachen zwischen dem Vollmachtgeber hohes Maß an Selbstbestimmung. Sie benennen
und der bevollmächtigten Person zum Gebrauch eine oder mehrere Personen Ihres Vertrauens, die
der Vollmacht. Solche Absprachen betreffen nur das bereit sind, für Sie im Bedarfsfall zu handeln. Hierbei
(Innen-)Verhältnis zwischen Vollmachtgeber und können Sie sich von Ihren persönlichen Wünschen
der bevollmächtigten Person. und Bedürfnissen leiten lassen sowie zusätzlich An-
weisungen geben, wie Ihre Angelegenheiten geregelt
Dieses Innenverhältnis ist rechtlich in der Regel ein
werden sollen. Es ist zweckmäßig, die gewünschte/n
Auftrag. Ein solches Auftragsverhältnis kann aus-
bevollmächtigte/n Person/en (z. B. Angehörige oder
drücklich, aber auch stillschweigend mit Erteilung
Freunde) nach Möglichkeit bereits bei der Abfassung
der Vollmacht begründet werden. Aufgrund des be-
der Vollmacht mit einzubeziehen. Die bevollmächtig-
stehenden Auftrags zwischen dem Vollmachtgeber
te Person wird nicht vom Gericht beaufsichtigt und
und der bevollmächtigten Person kann der Voll-
ist dem Gericht daher nicht rechenschaftspflichtig.
machtgeber der bevollmächtigten Person z. B. auch
Wenn Sie wünschen, dass die Person, die Ihre Angele-
Weisungen zum Gebrauch der Vollmacht geben. Auch
genheiten rechtlich besorgt, vom Gericht kontrolliert
der Auftrag sollte zweckmäßigerweise schriftlich mit
wird, können Sie statt einer Vorsorgevollmacht auch
der bevollmächtigten Person vereinbart werden, vor
eine Betreuungsverfügung erlassen (siehe Fragen
allem, wenn es um Vermögensangelegenheiten geht.
2.1.16 und 2.1.17).
Auf diese Weise kann der Vollmachtgeber die Rah-
menbedingungen für den Gebrauch der Vollmacht
festlegen.
Die Vorsorgevollmacht 35

2.1.4 Genügt eine Vollmacht „zur Vertretung in allen Person in den ersten drei Fallgruppen für ihre Ent-
Angelegenheiten“ zur Vorsorge? scheidung die Genehmigung des Betreuungsgerichts.
In den ersten beiden Fallgruppen ist diese Genehmi-
Mit einer Vollmacht können Sie eine Person Ihres
gung nicht erforderlich, wenn zwischen bevollmäch-
Vertrauens „zur Vertretung in allen Angelegenhei-
tigter Person und behandelndem Arzt Einvernehmen
ten“ ermächtigen. Eine solche allgemeine Formulie-
über den Willen des Vollmachtgebers besteht.
rung deckt aber mehrere wichtige Fälle nicht ab:
Es empfiehlt sich, in der Vollmacht genau zu be-
t Die bevollmächtigte Person kann an Ihrer Stelle
zeichnen, wozu diese im Einzelnen ermächtigen soll.
einer ärztlichen Untersuchung, einer Heilbehand-
lung oder einem medizinischen Eingriff nicht Grundsätzlich ist es möglich, die Vollmacht nur auf
zustimmen, wenn hierbei Lebensgefahr besteht bestimmte Aufgabengebiete zu beschränken (z. B.
(etwa bei einer Herzoperation) oder ein schwe- nur für den Gesundheitsbereich). Dies bedeutet aber,
rer, länger andauernder Gesundheitsschaden zu dass für die anderen Aufgaben möglicherweise eine
erwarten ist (z. B. bei einer Amputation). Betreuerbestellung erforderlich wird (vgl. unten zu
Frage 2.1.15). Selbst wenn die bevollmächtigte Per-
t Die bevollmächtigte Person kann an Ihrer Stelle
son vom Gericht auch für die ergänzenden Aufgaben
nicht die Ablehnung oder den Widerruf der
der Betreuung ausgewählt werden kann: Ein Neben-
Einwilligung in eine ärztliche Untersuchung, eine
einander von Vollmacht und Betreuung sollte besser
Heilbehandlung oder einen medizinischen Ein-
vermieden werden. Sind bevollmächtigte Person
griff erklären, wenn hierbei Lebensgefahr besteht
und Betreuer nicht dieselbe Person, kann dies auch
oder ein schwerer, länger andauernder Gesund-
zu Konflikten führen.
heitsschaden zu erwarten ist. Die bevollmächtigte
Person kann also insbesondere nicht die Fortset- 2.1.5 Muss eine solche Vollmacht eine bestimmte
zung lebenserhaltender oder lebensverlängernder Form haben?
Maßnahmen ablehnen und damit den Abbruch
Grundsätzlich gibt es für Vorsorgevollmachten keine
dieser Maßnahmen herbeiführen.
Formvorschriften. Schon aus Gründen der Klarheit
t Die bevollmächtigte Person kann an Ihrer und Beweiskraft ist jedoch zumindest eine schrift-
Stelle nicht in eine zu Ihrem Schutz notwendige liche Abfassung empfehlenswert. Dabei muss die
geschlossene Unterbringung, in eine ärztliche Vollmacht zur Vorsorge nicht handschriftlich ver-
Zwangsmaßnahme oder in eine andere freiheits- fasst sein (in diesem Fall wäre allerdings die Gefahr
beschränkende Maßnahme (etwa ein Bettgitter) der Fälschung geringer; außerdem lässt sich späteren
einwilligen. Zweifeln an der Geschäftsfähigkeit des Vollmacht-
ausstellers eher begegnen, wenn der Text vollständig
t Die bevollmächtigte Person kann an Ihrer Stelle
eigenhändig geschrieben worden ist). Sie können
nicht in eine Organspende einwilligen.
eine Vollmacht auch am Computer oder sonst mit-
In diesen Fällen verlangt das Gesetz, dass die schrift­ tels Textverarbeitung schreiben oder aber von einer
liche Vollmacht diese Befugnisse ausdrücklich be- anderen Person schreiben lassen. Schließlich können
zeichnet. In den ersten beiden Fallgruppen wird auch Sie sich auch eines geeigneten Vordruckmusters
verlangt, dass aus der Vollmacht selbst deutlich wird, bedienen. Die eigenhändige Namensunterschrift
dass die jeweilige Entscheidung mit der begründeten darf nicht fehlen. Es sollten auch immer Ort und
Gefahr des Todes oder eines schweren und länger Datum angegeben werden (beachten Sie bitte auch
dauernden gesundheitlichen Schadens verbunden die Ausfüllhinweise unter Ziffer 2.3).
sein kann. Eine allgemein erteilte Vollmacht genügt
also nicht. Außerdem braucht die bevollmächtigte
36 Die Vorsorgevollmacht

Gegebenenfalls haben Sie sich die Frage gestellt, der notariellen Beurkundung oder der öffentlichen
ob Sie Ihre Vorsorgevollmacht notariell beurkun- Beglaubigung finden Sie unter 2.1.6.
den oder öffentlich beglaubigen lassen sollten. Zur
Besonders häufig stellt sich die Frage der notariel-
Beantwortung dieser Frage ist es zunächst wichtig zu
len Beurkundung oder öffentlichen Beglaubigung
wissen, worum es sich hierbei jeweils genau handelt:
im Zusammenhang mit Immobiliengeschäften.
Mit der öffentlichen Beglaubigung Ihrer Vorsorge- Damit der Bevollmächtigte Grundstücksgeschäfte
vollmacht wird bestätigt, dass die Unterschrift auf gegenüber dem Grundbuchamt vollziehen kann,
der Vorsorgevollmacht von Ihnen stammt. Damit ist jedenfalls die öffentliche Beglaubigung der
können sich künftige Vertragspartner darauf verlas- Vorsorgevollmacht erforderlich, um die Vollmacht
sen, dass Sie die Vollmacht erteilt haben. Sie können gegenüber dem Grundbuchamt nachweisen zu
Ihre Unterschrift unter der Vollmacht kosten- können (§ 29 der Grundbuchordnung). Eine nota-
günstig durch die Betreuungsbehörde beglaubigen rielle Beurkundung ist grundsätzlich nicht erfor-
lassen. Selbstverständlich kann auch jeder Notar derlich. Denn grundsätzlich bedarf die Vollmacht
Ihre Unterschrift öffentlich beglaubigen. In einigen nicht derselben Form, die für einen Vertrag oder ein
Bundesländern kann eine Unterschrift auch durch anderes Rechtsgeschäft vorgesehen ist, zu dem die
andere Behörden beglaubigt werden (in Baden- Vollmacht den Bevollmächtigten ermächtigt. Davon
Württemberg auch durch den Ratsschreiber in Ge- gibt es aber Ausnahmen. Die wohl wichtigste Aus-
meinden, die einen solchen bestellt haben, in Hessen nahme ist eine unwiderrufliche Vollmacht, die auch
durch die Ortsgerichte und in Rheinland-Pfalz von zum Abschluss von Verträgen erteilt wird, die den
Gemeinde- und Stadtverwaltungen). Die notarielle Vollmachtgeber zum Erwerb oder zur Veräußerung
Beurkundung erfüllt den Zweck des Identitätsnach- von Eigentum oder Erbbaurechten an Grundstücken
weises ebenfalls, geht aber noch darüber hinaus. oder von Eigentum an Wohnungen verpflichten.
Denn bei der notariellen Beurkundung bestätigt Solche Verträge sind insbesondere Kaufverträge über
der Notar nicht nur, dass die geleistete Unterschrift Grundstücke oder Eigentumswohnungen. Für diese
wirklich von Ihnen stammt, sondern er befasst sich Verträge ist die Notwendigkeit der notariellen Beur-
auch mit dem Inhalt der Vollmachtsurkunde. Er kundung gesetzlich vorgeschrieben. Entsprechend
berät den Vollmachtgeber und sorgt für rechtssiche- ist eine unwiderrufliche Vollmacht zum Abschluss
re Formulierungen. Hierdurch können inhaltlich von Immobiliengeschäften notariell zu beurkunden.
fehlerhafte oder zu unbestimmt formulierte Voll-
Vorsorgevollmachten können als Generalvoll-
machten vermieden werden. Zudem ist der Notar
machten regelmäßig nicht unwiderruflich erteilt
verpflichtet, bei Zweifeln an der Geschäftsfähigkeit
werden. Wenn der Vollmachtgeber jedoch nach
des Vollmachtgebers Nachforschungen anzustellen
Erteilung der Vollmacht geschäftsunfähig wird, kann
und eine Beurkundung gegebenenfalls abzulehnen.
er die Vollmacht nicht mehr selbst widerrufen. Die
Daher kann eine notarielle Beurkundung auch als
Rechtsprechung hat die Frage, ob diese Konstellation
Nachweis der Geschäftsfähigkeit zum Zeitpunkt
ebenso zu beurteilen ist wie eine von Anfang an un-
der Bevollmächtigung dienen. Durch eine notari-
widerrufliche Vollmacht, bislang nicht entschieden.
elle Beurkundung können darüber hinaus spätere
Es gibt aber in der Literatur Meinungen, die anneh-
Zweifel an der Wirksamkeit der Vollmacht vermie-
men, dass dieser Fall einer von Anfang an unwider-
den werden, weil die notarielle Urkunde schon für
ruflich erteilten Vollmacht gleichzustellen ist und
sich allein beweist, dass Sie und niemand anderes
die Erteilung von Vorsorgevollmachten, mit denen
die Erklärungen in der Vollmacht abgegeben haben
der Erwerb oder die Veräußerung von Grundstücken
und nichts geändert oder hinzugefügt wurde (§ 415
oder Eigentumswohnungen möglich sein soll, daher
der Zivilprozessordnung). Hinweise zu den Kosten
der notariellen Beurkundung bedarf. In diesen
Die Vorsorgevollmacht 37

Fällen ist es empfehlenswert, sich vor Erteilung der sungen für deren Nutzung geben wollen. Hilfe bei
Vorsorgevollmacht rechtlich beraten zu lassen. der Formulierung einer Vollmacht können Sie auch
bei Betreuungsvereinen und Betreuungsbehörden
Unabhängig von Vorsorgevollmachten, die im
erhalten. Über deren konkrete Angebote informieren
Zusammenhang mit Immobiliengeschäften stehen,
Sie sich bitte vor Ort.
muss eine Vorsorgevollmacht auch in folgenden
Situationen eine bestimmte Form haben: 2.1.6 Welche Gebühren entstehen bei der notariellen
Beurkundung oder öffentlichen Beglaubigung
Eine öffentlich beglaubigte Vollmacht ist erforder-
lich, wenn die bevollmächtigte Person Erklärungen Die Gebühren für die Tätigkeit des Notars sind
gegenüber dem Handelsregister abgeben soll. Auch gesetzlich festgelegt und richten sich nach dem Ge-
zur Erklärung einer Erbausschlagung durch eine schäftswert der Vollmacht. Bei der Bestimmung des
bevollmächtigte Person (z. B. wegen Überschuldung Geschäftswertes sind der Umfang der Vollmacht und
des Nachlasses) ist eine öffentlich beglaubigte Voll- das Vermögen des Vollmachtgebers zu berücksich-
macht erforderlich. Mit einer öffentlich beglaubigten tigen. Der Geschäftswert darf die Hälfte des Vermö-
Vollmacht, die auch zur Vertretung bei Behörden gens jedoch nicht überschreiten. Die Mindestgebühr
ermächtigt, kann die bevollmächtigte Person in den beträgt 60,– EUR, die Höchstgebühr 1.735,– EUR. Die
gesetzlich geregelten Fällen auch einen Reisepass Höchstgebühr fällt an, wenn das Vermögen mehr
oder einen Personalausweis für den Vollmachtgeber als 2.000.000,– EUR (Geschäftswert 1.000.000,– EUR)
beantragen. beträgt. Bei einem Vermögen von z. B. 50.000,– EUR
beträgt der Geschäftswert maximal 25.000,– EUR.
Eine notarielle Beurkundung ist erforderlich, wenn
Die Gebühr für die Beurkundung einer umfassenden
die Vorsorgevollmacht zur Aufnahme von Verbrau-
Vorsorgevollmacht beträgt in diesem Fall 115,– EUR.
cherdarlehen berechtigen soll. Eine Vollmacht zur
Die Gebühren schließen die Beratung, den Entwurf
Aufnahme eines Verbraucherdarlehens kann zwar
und die Beurkundung ein. Für die Beglaubigung der
auch schriftlich erteilt werden, sie muss dann aber
Unterschrift fallen wertabhängige Gebühren zwischen
nach § 492 Absatz 4 Satz 1 BGB bestimmte Informa-
20,– EUR und 70,– EUR an (alle Angaben zuzüglich
tionen zu dem jeweiligen Verbraucherdarlehensver-
Umsatzsteuer). Die Betreuungsbehörde erhält für
trag erhalten, die erst gegeben werden können, wenn
eine Beglaubigung eine Gebühr von 10,– EUR.
schon über den Vertragsinhalt verhandelt wurde.
Eine Vorsorgevollmacht, die nur allgemein zu einer 2.1.7 Was ist bei einer Vollmacht zur Vertretung in
erst späteren Aufnahme von Verbraucherdarlehen Bankangelegenheiten zu beachten?
ermächtigen soll, kann solche Informationen nicht
Wollen Sie die Person Ihres Vertrauens mit der Wahr-
enthalten. Ferner ist eine notarielle Beurkundung
nehmung Ihrer Bankangelegenheiten bevollmäch-
dann sinnvoll, wenn Sie ein Handelsgewerbe betrei-
tigen, ist es ratsam, ergänzend eine Vollmacht auch
ben oder Gesellschafter einer Personenhandelsge-
gesondert auf dem von den Banken und Sparkassen
sellschaft oder einer GmbH sind.
angebotenen Vordruck „Konto-/Depotvollmacht –
Bei der Abfassung einer Vollmacht können Sie Vorsorgevollmacht“ (vgl. Muster B des Anhangs) zu
selbstverständlich anwaltlichen oder notariellen erteilen. In dieser Vollmacht sind die im Zusam-
Rat einholen. Dies ist besonders dann zu empfehlen, menhang mit Ihrem Konto oder Depot wichtigen
wenn Sie z. B. umfangreiches Vermögen besitzen, Bankgeschäfte im Einzelnen erfasst. Zu Ihrer eigenen
zur Vornahme von Grundstücksrechtsgeschäften Sicherheit sollten Sie die Vollmacht in Ihrer Bank in
bevollmächtigen wollen, mehrere bevollmächtig- Anwesenheit eines Bankmitarbeiters erteilen.
te Personen einsetzen oder der bevollmächtigten
Person zusätzlich zur Vollmacht Handlungsanwei-
38 Die Vorsorgevollmacht

Dieser Vordruck wurde mit den im Zentralen Kredit- und sowohl Passwörter als auch die Dokumenta-
ausschuss zusammenarbeitenden Spitzenverbänden tion in regelmäßigen Abständen zu aktualisieren
der Kreditwirtschaft, jetzt: Deutsche Kreditwirt- und so aufzubewahren, dass sie im Notfall durch
schaft, abgestimmt. Ihren Bevollmächtigen aufgefunden werden.

Ihre Bank/Sparkasse ist gesetzlich verpflichtet, den 2.1.9 Habe ich eine zuverlässige bevollmächtigte
Bevollmächtigten anhand eines gültigen Personal- Person oder muss ich einen Missbrauch der
ausweises oder Reisepasses zu identifizieren. Zur Vollmacht befürchten?
Erteilung der Konto-/Depotvollmacht suchen Sie
Eine Vollmacht zur Vorsorge gibt – je nach ihrem
daher bitte in Begleitung Ihres Bevollmächtigten
Umfang – der bevollmächtigten Person gegebenen-
Ihre Bank/Sparkasse auf.
falls weitreichende Befugnisse. Deshalb ist die wich-
Ihr Kreditinstitut wird Sie sicherlich gerne – auch tigste Voraussetzung hierfür Ihr Vertrauen zu der
telefonisch – beraten. Wenn Sie zum Abschluss eines Person, die Sie womöglich bis zu Ihrem Lebensende
Verbraucherdarlehensvertrages bevollmächtigen aufgrund dieser Vollmacht vertreten soll.
wollen, müssen Sie die Vollmacht notariell beurkun-
Person Ihres Vertrauens wird in der Regel ein An-
det erteilen (vgl. Frage 2.1.5).
gehöriger oder eine Ihnen sonst sehr nahestehende
2.1.8 Wie kann ich für meine Online-Aktivitäten Person sein. Sollten Sie erwägen, eine Person zu
Vorsorge treffen? bevollmächtigen, die eine solche Tätigkeit nicht un-
entgeltlich anbietet, muss sichergestellt sein, dass es
Wenn Sie ein E-Mail-Postfach haben, in sozialen
dieser Person nach dem Rechtsdienstleistungsgesetz
Netzwerken unterwegs sind oder viele Geschäfte
gestattet ist, solche Geschäfte wahrzunehmen. Dies
ausschließlich online abwickeln, sollten Sie auch für
ist z. B. bei einer Rechtsanwältin oder einem Rechts-
diesen Bereich Vorsorge treffen.
anwalt der Fall.
t Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick
Auch wenn Sie eine Vertrauensperson bevollmäch-
über Ihre Online-Aktivitäten und überlegen Sie,
tigen, sollten Sie nicht auf Vorkehrungen gegen
was damit im Vorsorgefall passieren soll. Wer soll
Missbrauch verzichten (z. B. Kontroll- bzw. Wider-
beispielsweise Zugang zu Ihrem E-Mail-Postfach
rufsrecht für Dritte oder Bestellung mehrerer bevoll-
oder zu Ihren Profilen in sozialen Netzwerken
mächtigter Personen vgl. unten zu Frage 2.1.10).
erhalten?
2.1.10 Kann ich auch mehrere Personen
t Dokumentieren Sie Ihre Entscheidung. Bevoll-
bevollmächtigen?
mächtigen Sie ggf. eine Person Ihres Vertrauens
mit der Fortführung oder Abwicklung Ihrer Es steht dem Vollmachtgeber frei, eine oder mehrere
Online-Aktivitäten. Personen zu bevollmächtigen. Einige Punkte sollten
dabei beachtet werden:
t Bei einigen Online-Diensteanbietern besteht die
Möglichkeit, Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Sie müssen festlegen, ob jede bevollmächtigte Per-
Informieren Sie sich bei den entsprechenden An- son allein handeln kann (Einzelvertretung) oder aber
bietern über Bedingungen und Gestaltungsmög- nur sämtliche bevollmächtigte Personen gemein-
lichkeiten und setzen diese ggf. entsprechend um. sam (Gesamtvertretung). Wenn Sie möchten, dass
jede bevollmächtigte Person für sich allein handeln
t In den meisten Fällen wird der Bevollmächtigte,
kann, sollten Sie jeder eine gesonderte Vollmacht
um Zugang zu Ihren Daten zu erhalten, Ihre Pass-
ausstellen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Sie für
wörter benötigen. Es empfiehlt sich daher, Ihre
verschiedene Aufgabengebiete (z. B. Gesundheitsfür-
Zugangsdaten und Passwörter zu dokumentieren
Die Vorsorgevollmacht 39

sorge und Vermögensangelegenheiten) jeweils eine Sie können in der Vollmacht auch vorsehen, dass die
eigene bevollmächtigte Person einsetzen. Dafür kön- bevollmächtigte Person weiteren Personen Unter-
nen Sie das am Ende dieser Broschüre abgedruckte vollmacht erteilen darf, die Sie dann im Bedarfsfall
Muster zur Vorsorgevollmacht mehrfach verwenden. vertreten können. Damit legen Sie die Entscheidung
über die Untervollmacht aber in die Hände Ihrer
Wenn Sie mehrere bevollmächtigte Personen mit
Vertrauensperson.
demselben Aufgabengebiet betrauen, ist zu beden-
ken, dass unterschiedliche Personen auch verschie- 2.1.11 Wo bewahre ich die Vollmachtsurkunde auf
dener Meinung sein können, was die Wahrnehmung und muss ich die Vollmacht registrieren lassen?
Ihrer Interessen gefährden kann.
Die Vollmacht sollte zu Ihrer Sicherheit so erteilt
Sie können eine Vollmacht auch so erteilen, dass werden, dass die bevollmächtigte Person die Voll-
Sie nur für einige Angelegenheiten bestimmen, dass machtsurkunde bei Vornahme eines Rechtsgeschäfts
Sie bei diesen nur durch mehrere bevollmächtigte im Original vorzulegen hat. Dazu ist ein entspre-
Personen gemeinsam vertreten werden können. Dies chender Hinweis in der Vollmachtsurkunde erfor-
können Sie etwa bei Angelegenheiten vorsehen, die derlich. Für die Vermögenssorge in Bankangelegen-
Ihnen besonders wichtig sind (Beispiel: Für die bei heiten sollten Sie auf die von Ihrer Bank/Sparkasse
einer Haushaltsauflösung notwendigen Rechtsge- angebotene Konto-/Depotvollmacht zurückgreifen
schäfte dürfen Ihre beiden Kinder nur gemeinsam (Muster im Anhang B, vgl. Hinweise unter 2.1.7).
handeln). Die bevollmächtigten Personen können
Vertretungsmacht hat die von Ihnen bevollmächtig-
Sie allerdings nur dann wirksam vertreten, wenn sie
te Person dann nur, wenn sie die Vollmachtsurkunde
sich einigen können.
im Original vorweisen kann. Sorgen Sie deshalb stets
Für den Fall, dass die von Ihnen bevollmächtigte dafür, dass die Vollmachtsurkunde dem/der Berech-
Person „im Ernstfall“ verhindert ist, sollte möglichst tigten zur Verfügung steht, wenn sie benötigt wird.
eine weitere Vertrauensperson als Ersatzbevollmäch-
Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
tigter zur Verfügung stehen. Dass diese Person nur
bei Verhinderung der eigentlichen bevollmächtigten t Sie verwahren die Vollmachtsurkunde an einem
Person für Sie handeln darf, sollte intern abgespro- im Ernstfall leicht zugänglichen Ort, den die
chen werden. Im Text der Vollmacht wäre eine solche bevollmächtigte Person kennt (z. B. in Ihrem häus-
Einschränkung fehl am Platz. Denn legt der Ersatzbe- lichen Schreibtisch).
vollmächtigte eine ausdrücklich bedingte Vollmacht
t Sie übergeben die Vollmachtsurkunde von
vor, so ist für den Dritten nicht erkennbar, ob die
vornherein der bevollmächtigten Person mit der
genannte Bedingung (Verhinderung der eigentlich
Maßgabe, von dieser nur in dem besprochenen
bevollmächtigen Person) tatsächlich eingetreten ist
Fall Gebrauch zu machen. Wie schon gesagt,
(vgl. auch die Hinweise unter Ziffer 2.1.2, 2.1.12 und
sollten Sie ohnehin nur jemanden bevollmäch-
2.3). Am besten gehen Sie also folgendermaßen vor:
tigen, dem Sie vorbehaltlos vertrauen können.
Sie erteilen Ihrer Vertrauensperson und derjenigen
Sollte diese Person absprachewidrig vorzeitig von
Person, die diese im Notfall vertreten soll (Ihrem
der Vollmacht Gebrauch machen, können Sie die
Ersatzbevollmächtigten) jeweils eine uneingeschränk-
Vollmacht widerrufen, die Vollmachtsurkunde
te Vollmacht, z. B. indem Sie das Musterformular
herausverlangen und Schadenersatz fordern.
mehrfach verwenden. Intern sprechen Sie mit Ihrer
bevollmächtigten Person und dem Ersatzbevollmäch- t Sie übergeben die Vollmachtsurkunde einer
tigten ab, dass der Ersatzbevollmächtigte nur handelt, anderen Vertrauensperson zur treuhänderischen
wenn die erste bevollmächtigte Person verhindert ist. Verwahrung mit der Auflage, sie der bevollmäch-
tigten Person im Bedarfsfall auszuhändigen.
40 Die Vorsorgevollmacht

t Bei einer notariellen Vollmacht können Sie auch Sie widerrufen möchten, sollten Sie dies in jedem Fall
an folgende Möglichkeit denken: Sie können den auch Ihrer Bank oder Sparkasse unverzüglich schrift-
Notar oder die Notarin anweisen, an die bevoll- lich mitteilen. Können Sie selbst die Vollmacht krank-
mächtigte Person nur dann eine Ausfertigung der heitsbedingt nicht mehr widerrufen, kann das Gericht
Vollmachtsurkunde herauszugeben, wenn diese einen Betreuer bestellen mit der Aufgabe, die bevoll-
ein ärztliches Attest vorlegt, wonach Sie die in der mächtigte Person zu kontrollieren und die Vollmacht
Vollmacht bezeichneten Angelegenheiten nicht zu widerrufen, wenn die bevollmächtigte Person hier-
mehr besorgen können. Sie können mit dem zu durch Pflichtwidrigkeiten einen wichtigen Anlass
Notar oder der Notarin absprechen, wie alt das gegeben hat. Widerruft der Betreuer die Vollmacht,
Attest sein darf und dass dessen Richtigkeit nicht wird das Gericht anstelle der bevollmächtigten Person
überprüft werden muss. eine geeignete Person zum Betreuer bestellen, die sich
dann um Ihre Angelegenheiten kümmert.
t Sie können bei dem Zentralen Vorsorgeregister
der Bundesnotarkammer Ihre Vorsorgevollmacht 2.1.13 Erlischt die Vollmacht mit meinem Tod?
und den Namen der bevollmächtigten Person/
Ob der Tod des Vollmachtgebers zum Erlöschen der
en registrie­ren lassen. Wird ein Betreuungsge-
Vollmacht führt, ist durch Auslegung zu ermitteln.
richt um eine Betreuerbestellung gebeten, kann
Um Zweifel nach dem Tod des Vollmachtgebers zu
es dort nachfragen und erhält so die Auskunft,
vermeiden, wird empfohlen, in der Vollmacht aus-
dass Sie eine bevollmächtigte Person haben. Ein
drücklich zu regeln, dass die Vollmacht über den Tod
Betreuungsverfahren muss nicht durchgeführt
hinaus gelten soll. Dann hat die bevollmächtigte Per-
werden, wenn die Vollmacht die Angelegenheiten
son auch nach dem Tod des Vollmachtgebers noch
umfasst, die geregelt werden müssen und die be-
Vertretungsmacht. Ihre Erklärungen berechtigen und
vollmächtigte Person bereit ist, die Vertretung zu
verpflichten die Erben hinsichtlich des Nachlasses.
übernehmen. Die Vollmachtsurkunde selbst wird
Die Erben können Rechenschaft von der bevollmäch-
nicht beim Vorsorgeregister eingereicht. (Nähere
tigten Person verlangen und die Vollmacht widerru-
Hinweise zur Registrierung beim Zentralen Vor-
fen. Erlischt dagegen die Vollmacht mit dem Tod des
sorgeregister finden Sie unter Ziffer 2.2).
Vollmachtgebers, kann es sein, dass bei Verwendung
2.1.12 Ab wann und wie lange gilt die Vollmacht? der Vollmacht zur Vornahme von Rechtsgeschäften
eine „Lebensbescheinigung“ verlangt wird. Weiterhin
Die Vollmacht gilt im „Außenverhältnis“ ab ihrer
ist die bevollmächtigte Person daran gehindert, nach
Ausstellung, d. h., sie ist sofort wirksam. Die bevoll­
dem Tod des Vollmachtgebers Geschäfte zu besorgen,
mächtigte Person darf von der Vollmacht aber
die nicht ohne Nachteile aufgeschoben werden kön-
keinen Gebrauch machen, wenn Sie mit dem
nen, bis der Erbe anderweitig Fürsorge treffen kann.
Vollmachtgeber im sogenannten Innenverhältnis
Möglicherweise ist dann auch eine Nachlasspfleg-
vereinbart haben, sie erst später zu nutzen (zu den
schaft erforderlich. Empfehlenswert ist es daher, die
Begriffen „Innen- bzw. Außenverhältnis“ vgl. Ziffer
Vollmacht über den Tod hinaus zu erteilen, damit die
2.1.2). Diese Vereinbarung wird wörtlich oder still-
bevollmächtigte Person in der Lage ist, Angelegen-
schweigend dahingehend lauten, dass von der Voll-
heiten im Zusammenhang mit der Beerdigung oder
macht erst Gebrauch gemacht werden darf, wenn
einer Wohnungsauflösung etc. regeln zu können,
Sie selbst nicht mehr handlungsfähig sind.
bevor die Erben das Erbe angenommen und seine
Sie können die Vollmacht jederzeit widerrufen. Verwaltung übernommen haben.
Hierzu müssen Sie alle ausgehändigten Vollmachts­
Gilt die Vollmacht über den Tod hinaus, kann der
urkunden zurückverlangen. Haben Sie eine „Konto-/
Vollmachtgeber dort zudem Wünsche mit Blick auf
Depot-Vollmacht – Vorsorgevollmacht“ erteilt, die
Die Vorsorgevollmacht 41

seine Bestattung äußern. Die bevollmächtigte Person 2.1.15 Was kann geschehen, wenn ich keine
achtet dann auf deren Einhaltung durch die Toten- Vollmacht erteilt habe?
sorgeberechtigten (siehe hierzu Ziffer 1.4). Alternativ
Wenn Sie infolge eines Unfalls oder einer Erkran-
kann der Vollmachtgeber der bevollmächtigten
kung oder auch aufgrund nachlassender geistiger
Person die Totensorge insgesamt übertragen.
Kräfte im Alter Ihre Angelegenheiten ganz oder
Unabhängig davon kann der Vollmachtgeber Details teilweise nicht mehr regeln können und Sie keine
zu seiner Bestattung noch zu Lebzeiten selbst regeln, Vollmacht erteilt haben, kann die Bestellung eines
indem er beispielsweise einen Bestattungsvorsorgever- gesetzlichen Vertreters („Betreuers“) für Sie not-
trag mit einem Bestattungsunternehmen abschließt. wendig werden. Hierfür ist das Betreuungsgericht
zuständig. Wird diesem z. B. durch Mitteilung von
2.1.14 Wie kann ich der von mir bevollmächtigten
Angehörigen, Ärzten und Ärztinnen oder auch Be-
Person meine Wünsche und Vorstellungen
hörden ein entsprechender Anlass bekannt, prüft es,
verdeutlichen?
ob ein Betreuer für Sie zu bestellen ist und welchen
Zunächst sollte beachtet werden, dass die Vollmacht Aufgabenkreis dieser dann haben soll. Hierzu müs-
eine für Dritte bestimmte Erklärung ist. Sie bezeich- sen Sie in jedem Fall vom Gericht persönlich ange-
net die Person des rechtsgeschäftlichen Vertreters hört werden. Außerdem ist regelmäßig ein ärztliches
bzw. der rechtsgeschäftlichen Vertreterin und be- Sachverständigengutachten einzuholen. Zudem wird
schreibt, was dieser/diese „im Außenverhältnis“ mit auch die Betreuungsstelle Ihrer Stadt oder Ihres
Rechtswirkung für Sie tun kann. Landkreises um Äußerung gebeten. Wenn Sie Ihre
Rechte nicht mehr selbst wahrnehmen können,
Deshalb sollten Anweisungen an die bevollmächtigte
kann das Gericht einen Verfahrenspfleger z. B. eine
Person zum inhaltlichen Gebrauch der Vollmacht
Ihnen nahestehende Person, aber ausnahmsweise
nicht in diese selbst aufgenommen werden.
auch einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin
Beispiel damit beauftragen.
Eine Vollmacht kann zum Abschluss eines Vertra-
Bestellt das Gericht einen Betreuer, wird dieser Ihr
ges nach dem Wohn- und Betreuungsvertragsge-
gesetzlicher Vertreter in dem vom Gericht festgeleg-
setz (ehemals: Heimvertrag) ermächtigen. Etwaige
ten Aufgabenkreis.
Wünsche, welche Einrichtung vorrangig in Betracht
kommt oder umgekehrt keinesfalls ausgewählt 2.1.16 Was ist eine Betreuungsverfügung?
werden sollte, gehören nicht in diese Erklärung mit
Das Gericht hört Sie auch zur Frage an, wen Sie gege-
Außenwirkung. Dies kann vorweg mit der bevoll-
benenfalls als Betreuer wünschen. Falls Sie sich nicht
mächtigten Person als „Auftrag“ vereinbart oder
mehr äußern können, hat das Gericht Wünsche,
auch in einer schriftlichen Handlungsanweisung,
die Sie zuvor festgelegt haben, zu berücksichtigen.
etwa einem Brief, niedergelegt werden.
Dies geschieht zweckmäßig in einer schriftlichen
Dasselbe gilt z. B. für die Aufforderung, bestimmte vorsorgenden Verfügung für den Betreuungsfall,
Angehörige an Geburtstagen, Weihnachten usw. zu auch „Betreuungsverfügung“ genannt (siehe auch
beschenken oder die bisherigen Spendengewohn- Muster Anhang C). Sie können darin bestimmen,
heiten fortzuführen. All dies sollte nicht in die Voll- wer mit Ihrer Betreuung beauftragt werden soll. Sie
macht, sondern in den Auftrag an die bevollmäch- können aber auch festlegen, wer keinesfalls für diese
tigte Person aufgenommen werden. Aufgaben in Betracht gezogen werden soll. In der
Betreuungsverfügung kann beispielsweise zudem
Welchen Inhalt der Auftrag im Einzelnen haben
festgehalten werden, welche Wünsche und Gewohn-
kann, hängt wesentlich von Ihren individuellen
heiten von Ihrem Betreuer/Ihrer Betreuerin respek-
Wünschen und Bedürfnissen ab.
42 Die Vorsorgevollmacht

tiert werden sollen, ob Sie im Pflegefall zu Hause bedarf es auch bei der Einwilligung in eine frei-
oder in einem Pflegeheim versorgt werden wollen heitsentziehende Unterbringung, in eine ärztliche
oder welches Alten- oder Pflegeheim Sie bevorzugen. Zwangsmaßnahme oder in freiheitsentziehende
Diese Wünsche sind für das Gericht und den Be- Maßnahmen. Die von Ihnen bevollmächtigte Per-
treuer und die Betreuerin grundsätzlich verbindlich, son steht – anders als der Betreuer – nicht unter
außer sie würden Ihrem Wohl zuwiderlaufen oder der Kontrolle des Betreuungsgerichts. Allerdings
Sie haben einen Wunsch erkennbar aufgegeben oder kann das Betreuungsgericht, wenn ihm ein ent-
die Erfüllung eines Wunsches kann dem Betreuer sprechender Anlass bekannt wird, für eine bevoll-
nicht zugemutet werden. mächtigte Person eine Kontrollperson bestellen.
Dieser Kontrollbetreuer hat nur die Aufgabe, die
Eine Betreuungsverfügung kann mit einer Vorsor-
bevollmächtigte Person zu überwachen, Ihre
gevollmacht verbunden werden. Dies ist z. B. für
Rechte gegenüber der bevollmächtigten Person
den Fall empfehlenswert, dass die Vollmacht eine
wahrzunehmen und die Vollmacht notfalls auch
bestimmte Geschäftsbesorgung nicht abdecken soll-
zu widerrufen. Wird das nötig, müsste das Gericht
te oder Zweifel an der Wirksamkeit der Vollmacht
dann einen Betreuer für den Aufgabenkreis be-
bestehen sollten. Im beigefügten Vollmachtsformu-
stellen, der zuvor der „ungetreuen“ bevollmäch-
lar können Sie deshalb auch verfügen, dass die von
tigten Person übertragen war.
Ihnen bevollmächtigte Person für Ihre Betreuung
ausgewählt werden soll, wenn trotz der Vollmacht t Wenn Sie hingegen niemanden haben, dem Sie
eine Betreuerbestellung notwendig werden sollte. eine Vollmacht anvertrauen wollen, empfiehlt
sich die Festlegung einer Betreuungsverfügung.
Auch Betreuungsverfügungen können im Zentralen
Damit nehmen Sie Einfluss, wer im Bedarfsfall
Vorsorgeregister registriert werden. (Nähere Hinwei-
für Sie zum Betreuer bestellt wird und wie er
se zum Zentralen Vorsorgeregister siehe Ziffer 2.2)
handeln soll.
2.1.17 Soll ich statt einer Vollmacht eine
Die Betreuungsverfügung ist nicht an eine bestimm-
Betreuungsverfügung errichten?
te Form gebunden. Es empfiehlt sich aber, sie aufzu-
Das lässt sich nicht allgemein beantworten: schreiben und zu unterschreiben, damit möglichst
keine Zweifel an der Echtheit Ihrer Verfügung ent-
t Ist eine Person, der Sie vollständig vertrauen
stehen. Wenn Sie also lediglich eine Betreuungsver-
können, bereit, sich im Bedarfsfall um Ihre An­
fügung errichten wollen, können Sie das gesonderte
gelegenheiten zu kümmern, dürfte eine Vorsor-
Muster Betreuungsverfügung verwenden.
gevollmacht vorzuziehen sein. Denn durch die
Erteilung einer Vollmacht vermeiden Sie das mit 2.1.18 Wer entscheidet über meine ärztliche
der Betreuerbestellung verbundene gerichtliche Behandlung und was ist eine Patientenverfügung?
Verfahren. Auch eine bevollmächtigte Person
Solange Sie als Patient einwilligungsfähig sind, ent-
bedarf jedoch bei bestimmten höchstpersönli-
scheiden Sie selbst nach ärztlicher Aufklärung und
chen Eingriffen einer Genehmigung durch das
Beratung über alle Sie betreffenden medizinischen
Betreuungsgericht – so liegt es bei der Einwilli-
Maßnahmen. Dies gilt auch, wenn für Sie ein Betreu-
gung in eine risikoreiche Heilbehandlung sowie
er mit dem Aufgabenkreis der Gesundheitsfürsorge
das Unterbleiben oder der Abbruch medizinischer
bestellt wurde.
lebenserhaltender Maßnahmen, wenn sich der
behandelnde Arzt und die bevollmächtigte Person Falls Sie aber nicht mehr entscheidungsfähig sind,
über den Willen des Vollmachtgebers nicht eini- vor allem Ihren Willen nicht mehr äußern kön-
gen können. Einer gerichtlichen Genehmigung nen, muss eine bevollmächtigte Person oder ein
Die Vorsorgevollmacht 43

Betreuer für Sie entscheiden. Ist weder eine bevoll- Über die Möglichkeiten, eine Patientenverfügung
mächtigte Person noch ein Betreuer bestellt, muss zu verfassen, können Sie sich ausführlich in der
bei eilbedürftigen Maßnahmen der Arzt/die Ärztin ebenfalls von uns herausgegebenen Broschüre
nach Ihrem „mutmaßlichen Willen“ handeln. Bei „Patientenverfügung“ informieren, abrufbar unter
nicht eilbedürftigen ärztlichen Behandlungen muss www.bmjv.de → Publikationen
gegebenenfalls ein vorläufiger Betreuer bestellt
2.1.19 Ist meine Vorsorgevollmacht auch im
werden. Ihr mutmaßlicher Wille ist maßgebend
Ausland wirksam?
für jede ärztliche Behandlung, zu der Sie sich selbst
nicht mehr äußern können. Es muss – gegebenen- Grundsätzlich regelt jeder Staat selbst, unter wel-
falls von Ihrer bevollmächtigten Person oder dem chen Voraussetzungen er eine Vorsorgevollmacht
Betreuer – ermittelt werden, wie Sie sich in der bei Auslandsberührung als wirksam ansieht und
gegebenen Situation entscheiden würden, wenn inwieweit er sie berücksichtigt.
Sie Ihren Willen noch kundtun könnten. Dies kann
In Fällen mit grenzüberschreitendem Bezug sieht
sehr schwierig sein, wenn Sie in der Vergangenheit
das Haager Übereinkommen vom 13. Januar 2000
niemals schriftlich oder auch nur mündlich, z. B.
über den internationalen Schutz von Erwachsenen
gegenüber Angehörigen, Ihre Vorstellungen für
(ErwSÜ) einheitliche Bestimmungen für Erwachse-
eine medizinische Behandlung, insbesondere in
nenschutzangelegenheiten vor. Zu den Vertragsstaa-
der letzten Lebensphase, geäußert haben. Wenn Sie
ten des Übereinkommens gehören bislang neben
sich mit der Erteilung einer Vollmacht beschäftigen,
Deutschland noch Frankreich, Finnland, Monaco,
sollten Sie sich auch Gedanken darüber machen, wer
die Schweiz, Österreich, die Tschechische Republik,
im Falle Ihrer Entscheidungsunfähigkeit für Sie in
Estland, Lettland und Großbritannien (hier terri-
eine ärztliche Behandlung einwilligen oder Ihren
torial eingeschränkt auf Schottland). Eine Übersicht
zuvor niedergelegten Patientenwillen durchsetzen
zum aktuellen Status der Vertragsstaaten finden Sie
soll. Dies kann in Form einer gesonderten Patienten­
unter der Adresse:
verfügung geschehen. Die Patientenverfügung ist
gesetzlich geregelt in § 1901a Absatz 1 BGB (vgl. die http://www.hcch.net/index_de.php?act=conventions.
Hinweise unter Ziffer 1.5). Mit einer Patientenverfü- status&cid=71
gung können Sie für den Fall Ihrer späteren Ent-
Das ErwSÜ regelt – soweit Behörden oder Gerichte
scheidungsunfähigkeit im Voraus festlegen, ob Sie
von Vertragsstaaten angerufen werden – die Be-
in bestimmte, zum Zeitpunkt der Festlegung noch
reiche der Zuständigkeit, des anwendbaren Rechts
nicht unmittelbar bevorstehende Untersuchungen
sowie der gegenseitigen Anerkennung und Vollstre-
Ihres Gesundheitszustandes, Heilbehandlungen oder
ckung von Maßnahmen zum Schutz betreuungsbe-
ärztliche Eingriffe einwilligen oder diese untersagen.
dürftiger Erwachsener.
Eine Patientenverfügung bedarf der Schriftform und
ist jederzeit formlos widerrufbar. Artikel 15 ErwSÜ bestimmt das anwendbare Recht
für die Vertretungsmacht, „die ausgeübt werden soll,
Wenn keine Patientenverfügung verfasst wurde oder
wenn dieser Erwachsene nicht in der Lage ist, seine
die in der Patientenverfügung beschriebene Situation
Interessen zu schützen“. Diese Bestimmung erfasst
nicht der konkreten Lebens- und Behandlungssitu-
somit Vorsorgevollmachten, welche den Schutz des
ation entspricht, hat der Betreuer oder die bevoll-
Betroffenen bei einer Beeinträchtigung oder Unzu-
mächtigte Person die Behandlungswünsche oder
länglichkeit seiner persönlichen Fähigkeiten be-
den mutmaßlichen Willen des Betroffenen festzu-
zwecken. Maßgeblich ist danach für deren Bestand,
stellen und auf dieser Grundlage zu entscheiden.
Umfang, Änderung und Beendigung das Recht am
gewöhnlichen Aufenthalt des Erwachsenen zur Zeit
44 Die Vorsorgevollmacht

der Bevollmächtigung, wenn nicht der Vollmachtge- 2.1.20 Wo kann die bevollmächtigte Person
ber eines der in Artikel 15 Absatz 2 ErwSÜ genann- Unterstützung bekommen?
ten Rechte gewählt hat.
Die von Ihnen bevollmächtigte Person soll Ihre
Für Nichtvertragsstaaten des ErwSÜ gibt es keine Angelegenheiten so erledigen, wie Sie das mit ihr
einheitliche Regelung zur Wirksamkeit von Vor- abgesprochen haben. Dennoch kann es im Vertre-
sorgevollmachten in Fällen mit Auslandsbezug. Im tungsfall Situationen geben, in denen die bevoll-
konkreten Einzelfall empfiehlt es sich daher, rechts- mächtigte Person auf Unterstützung angewiesen ist.
anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Um zu vermeiden, dass die von Ihnen ausgewählte
Vertreterin oder Ihr Vertreter aufgrund von Über-
Informationen zur Rechtslage in anderen europäi-
forderung in einem solchen Fall nicht für Sie tätig
schen Staaten zum Thema Vorsorge können zudem
werden kann, sieht es das Betreuungsrecht vor, dass
im Internet über das „Europäische Vorsorgeportal“
auch bevollmächtigte Personen sich von den Betreu-
(www.vulnerable-adults-europe.eu) abgerufen
ungsvereinen beraten lassen können. Wie ehrenamt-
werden. Diese – von europäischen Notaren mit Un-
liche Betreuer können bevollmächtigte Personen
terstützung der Europäischen Kommission erstell-
deren Hilfe in Anspruch nehmen. Ebenso können
te – Internetseite informiert über das in 22 Mitglied-
sich bevollmächtigte Personen an die örtliche Be-
staaten geltende Recht und liefert in vier Sprachen
treuungsbehörde wenden.
(DE, FR, EN, ES) Antworten auf Fragen, die sich
Rechtssuchende in Europa zum Themenbereich Vor- 2.1.21 Wo kann ich Unterstützung bei der
sorge stellen. Dank des nutzerfreundlichen Aufbaus Errichtung einer Vorsorgevollmacht bekommen?
der Datenbank finden sich schnell und einfach die
Bei Zweifeln oder Unsicherheiten sollten Sie un-
gewünschten Informationen zu folgenden Fragen:
bedingt anwaltlichen oder notariellen Rat suchen
t Gibt es in dem betreffenden Mitgliedstaat das oder die Hilfe der Betreuungsbehörde oder eines
Instrument der Vorsorgevollmacht? Betreuungsvereins in Anspruch nehmen. Die vor-
liegende Broschüre soll lediglich einen Überblick
t Gibt es in dem betreffenden Mitgliedstaat das
vermitteln.
Instrument der Patientenverfügung?

t Kann man in dem Mitgliedstaat mittels einer Be- 2.2 Registrierung der Vollmacht im Zentralen
treuungsverfügung Einfluss auf die Person eines
Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer
potentiell zu bestellenden Betreuers nehmen?
Die Bundesnotarkammer führt das Zentrale Vorsor-
t Welche Stelle ist für die Bestellung eines Betreu-
geregister. In diesem Register können Angaben zu
ers zuständig?
notariellen wie sonstigen Vollmachten zur Vorsorge
t Gibt es gesonderte Betreuer für die Lebensberei- eingetragen werden. Dort können Sie im Zusam-
che „Vermögensangelegenheiten“ und „Personen- menhang mit der Registrierung Ihrer Vollmacht
sorge“? auch eintragen lassen, ob Sie besondere Anordnun-
gen und Wünsche zu Art und Umfang medizinischer
t Welche Beschränkungen und Kontrollmechanis-
Versorgung haben. Auch Betreuungsverfügungen
men gibt es in dem Mitgliedstaat?
können im Zentralen Vorsorgeregister registriert
t Welches Recht gilt in einem Mitgliedstaat bei werden. Kommt es zu einem Betreuungsverfah-
grenzüberschreitenden Fällen? ren, kann das Betreuungsgericht durch Abfrage bei
dem Register Kenntnis vom Vorhandensein einer
Vollmacht oder einer Betreuungsverfügung erlan-
Die Vorsorgevollmacht 45

gen. Damit wird vermieden, dass ein Betreuer nur Die ausgefüllten Formulare senden Sie bitte an die:
deshalb bestellt wird, weil das Betreuungsgericht Bundesnotarkammer
von einer Vollmacht nichts wusste. Das Gericht kann – Zentrales Vorsorgeregister –
aufgrund der registrierten Daten beurteilen, ob eine Postfach 08 01 51
für das Betreuungsverfahren relevante Vollmacht 10001 Berlin
und/oder eine Betreuungsverfügung vorhanden ist
Für die Registrierung Ihrer Vollmacht fallen einma-
und es deshalb mit der bevollmächtigten Person
lig aufwandsbezogene Gebühren an, wobei in der
oder der von Ihnen als Betreuer gewünschten Per-
Grundgebühr die Eintragung der ersten bevollmäch-
son in Kontakt treten muss.
tigten Person enthalten ist.
Mit der Eintragung ist keine eigenständige Voll-
Weitere Hinweise, einschließlich der Informationen
machtserteilung verbunden. Die Angaben zur Voll-
zu den anfallenden Kosten, entnehmen Sie bitte den
macht werden nicht inhaltlich überprüft. Vor allem
unter E und G am Ende der Broschüre abgedruckten
wird nicht überprüft, ob eine wirksame Vollmacht
Anleitungen zu diesen Formularen. Bei Fragen zum
erteilt wurde. Die Vollmachtsurkunde wird auch
Zentralen Vorsorgeregister, zum Registerverfahren
nicht bei dem Zentralen Vorsorgeregister hinterlegt.
und zu Vorsorgeurkunden allgemein können Sie
Um dem Betreuungsgericht den Kontakt mit der sich auch an die kostenfreie Service-Hotline der
bevollmächtigten Person zu ermöglichen, sollten Bundesnotarkammer unter der Telefonnummer
Sie auf jeden Fall auch deren Daten registrieren 0800 / 35 50 500 (montags bis donnerstags von
lassen. Es empfiehlt sich, die Einzelheiten zuvor mit 7–17 Uhr und freitags bis 13 Uhr) wenden.
der bevollmächtigten Person zu besprechen, ins-
besondere zu klären, ob sie mit der Registrierung 2.3 Ausfüllhinweise
einverstanden ist.
1. Sie sollten das Vollmachtsformular doppelseitig
Die Registereintragung kann unmittelbar von dem verwenden, also entweder den in dieser Broschüre
Vollmachtgeber selbst beantragt werden. Der Antrag enthaltenden Vordruck benutzen oder die im In-
kann aber auch über den Notar oder Rechtsanwalt ternet (www.bmjv.de) abrufbare Download-Vorlage
gestellt werden, der bei der Erstellung der Vollmacht wenn möglich doppelseitig ausdrucken. In jedem
mitgewirkt hat. Zum Teil sind auch die Betreuungs- Fall sollten die Seiten fest miteinander verbunden
vereine und Betreuungsbehörden bei der Antragstel- werden.
lung behilflich.
Die in den Musterformularen vorgesehenen An-
Wollen Sie die Eintragung selbst veranlassen, kreuzmöglichkeiten und die Leerzeilen sollen Ihnen
können Sie dies online über das Internet unter eine individuelle Gestaltung der Vollmacht nach
www.vorsorgeregister.de tun. Das hat den Vorteil, Ihren Bedürfnissen ermöglichen. Dies bedingt aber
dass die von Ihnen eingegebenen Daten automatisiert auch, dass Sie sich jeweils für „Ja“ oder „Nein“ ent-
und somit wesentlich schneller weiterverarbeitet scheiden. Lassen Sie etwa eine Zeile unangekreuzt
werden können. Der Antrag über das Internet ist oder füllen versehentlich beide Kästchen aus, ist
zudem kostengünstiger als ein postalischer Antrag. die Vollmacht in diesem Punkt unvollständig bzw.
Außerdem entfällt eine nicht immer auszuschließende widersprüchlich und ungültig. Wollen Sie in die
Fehlerquelle bei der Erfassung schriftlicher Anträge. vorgesehenen Leerzeilen nichts eintragen, so sollten
Sie die Zeilen durchstreichen. Unangekreuzte Zeilen
Für die postalische Antragstellung können die dieser
oder Leerzeilen bergen die Gefahr einer unbefugten
Broschüre beigefügten Formulare (Datenformular
nachträglichen Veränderung. Sicherheitshalber kön-
für Privatpersonen „P“ und Zusatzblatt Bevollmäch-
tigte/Betreuer „PZ“) verwendet werden.
46 Die Vorsorgevollmacht Zum Heraustrennen am Schluss der Broschüre

nen Sie zudem jeden Absatz bzw. jede Seite mit Ihrer Auf den folgenden Seiten finden Sie
Unterschrift versehen. Formular einer Vorsorgevollmacht.. . . . . . . . . . . . . . . . . A

Sofern Sie weitere Textseiten einfügen wollen, soll- Formular einer Konto-/Depotvollmacht –
ten Sie diese ebenfalls nummerieren und kenntlich Vorsorgevollmacht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B
machen, dass diese Bestandteil Ihrer Vollmacht sind.
Formular einer Betreuungsverfügung.. . . . . . . . . . . . . . C
Bitte verwenden Sie Sorgfalt auf das Ausfüllen!
Datenformular für Privatpersonen
2. Eine Vollmacht, die zur Vertretung in Vermö- Antrag auf Eintragung einer Vorsorgevollmacht. . . . . D
gensangelegenheiten befugt, sollte in keinem Fall
Informationen zum Eintragungsverfahren
Zweifel am Eintritt ihrer Wirksamkeit zulassen. Sie
für Privatpersonen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E
sollten daher einleitend nicht etwa schreiben: „Für
den Fall, dass ich selbst einmal nicht mehr handeln Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer
kann, soll an meiner Stelle …“ o. Ä.. Damit bliebe Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter.. . . F
nämlich für den Rechtsverkehr ungeklärt, ob diese
Informationen zum Zusatzblatt
Voraussetzung wirklich eingetreten ist. Es wäre auch
Bevollmächtigte/Betreuer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . G
unzweckmäßig, die Gültigkeit der Vollmacht etwa
von ärztlichen Zeugnissen über Ihren Gesundheits- Hinweis
zustand abhängig zu machen. Dies würde wiederum Die vorgenannten Formulare können Sie sich auch
Fragen aufwerfen, z. B. wie aktuell diese Beschei- aus dem Internetangebot des Bundesministeriums der
nigungen jeweils sein müssen. Eine Vollmacht zur Justiz und für Verbraucherschutz unter www.bmjv.de
Vorsorge ist nur dann uneingeschränkt brauchbar, → Service → Formulare, Muster und Vor­drucke
wenn sie an keine Bedingungen geknüpft ist. ausdrucken.

3. Möchten Sie mehrere Personen bevollmächtigen,


beachten Sie bitte die Hinweise zu Frage 2.1.10 dieser
Broschüre.

4. Die Unterschrift der bevollmächtigten Person ist


keine Wirksamkeitsvoraussetzung der Vollmacht.
Die vorgesehene Zeile hierfür soll Sie nur daran erin-
nern, dass die frühzeitige Einbindung Ihrer Vertrau-
ensperson höchst sinnvoll ist.

5. Bei Zweifeln oder Unsicherheiten sollten Sie


unbedingt anwaltlichen oder notariellen Rat suchen
oder die Hilfe eines Betreuungsvereins in Anspruch
nehmen.
Vollmacht Seite 1 Vollmacht A

Vollmacht

Ich, (Vollmachtgeber/in)
Name, Vorname

Geburtsdatum

Geburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

erteile hiermit Vollmacht an

(bevollmächtigte Person)
Name, Vorname

Geburtsdatum

Geburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

Diese Vertrauensperson wird hiermit bevollmächtigt, mich in allen Angelegenheiten zu vertreten, die ich
im Folgenden angekreuzt oder angegeben habe. Durch diese Vollmachtserteilung soll eine vom Gericht
angeordnete Betreuung vermieden werden. Die Vollmacht bleibt daher in Kraft, wenn ich nach ihrer
Errichtung geschäftsunfähig geworden sein sollte.

Die Vollmacht ist nur wirksam, solange die bevollmächtigte Person die Vollmachtsurkunde besitzt und
bei Vornahme eines Rechtsgeschäfts die Urkunde im Original vorlegen kann.

Fortsetzung Seite 2
Formular Vollmacht – Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Stand: März 2018
A Vollmacht Vollmacht Seite 2

1. Gesundheitssorge/Pflegebedürftigkeit

Sie darf in allen Angelegenheiten der Gesundheitssorge entscheiden, ebenso über


ƒƒ
alle Einzelheiten einer ambulanten oder (teil-)stationären Pflege. Sie ist befugt,
meinen in einer Patientenverfügung festgelegten Willen durchzusetzen. ja nein

Sie darf insbesondere in eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine


ƒƒ
Heilbehandlung oder einen ärztlichen Eingriff einwilligen, diese ablehnen oder die
Einwilligung in diese Maßnahmen widerrufen, auch wenn mit der Vornahme, dem
Unterlassen oder dem Abbruch dieser Maßnahmen die Gefahr besteht, dass ich
sterbe oder einen schweren und länger dauernden gesundheitlichen Schaden erleide
(§ 1904 Absatz 1 und 2 BGB). ja nein

Sie darf Krankenunterlagen einsehen und deren Herausgabe an Dritte bewilligen.


ƒƒ
Ich entbinde alle mich behandelnden Ärzte und nichtärztliches Personal gegenüber
meiner bevollmächtigten Vertrauensperson von der Schweigepflicht. Diese darf ih-
rerseits alle mich behandelnden Ärzte und nichtärztliches Personal von der Schwei-
gepflicht gegenüber Dritten entbinden. ja nein

Solange es zu meinem Wohl erforderlich ist, darf sie


ƒƒ
über meine freiheitsentziehende Unterbringung (§ 1906 Absatz 1 BGB) ja nein

über freiheitsentziehende Maßnahmen (z.B. Bettgitter, Medikamente u. ä.) in


einem Heim oder in einer sonstigen Einrichtung (§ 1906 Absatz 4 BGB) ja nein

über ärztliche Zwangsmaßnahmen (§ 1906a Absatz 1 BGB) ja nein

über meine Verbringung zu einem stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus,


wenn eine ärztliche Zwangsmaßnahme in Betracht kommt (§ 1906a Absatz 4 BGB) ja nein

entscheiden.

ƒƒ

ƒƒ

ƒƒ

2. Aufenthalt und Wohnungsangelegenheiten

Sie darf meinen Aufenthalt bestimmen.


ƒƒ ja nein

Sie darf Rechte und Pflichten aus dem Mietvertrag über meine Wohnung
ƒƒ
einschließlich einer Kündigung wahrnehmen sowie meinen Haushalt auflösen. ja nein

Sie darf einen neuen Wohnungsmietvertrag abschließen und kündigen.


ƒƒ ja nein

Sie darf einen Vertrag nach dem Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz (Vertrag über
ƒƒ
die Überlassung von Wohnraum mit Pflege- und Betreuungsleistungen; ehemals:
Heimvertrag) abschließen und kündigen. ja nein

ƒƒ

Fortsetzung Seite 3
Formular Vollmacht – Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Stand: März 2018
Vollmacht Seite 3 Vollmacht A

3. Behörden

Sie darf mich bei Behörden, Versicherungen, Renten- und Sozialleistungsträgern


ƒƒ
vertreten. Dies umfasst auch die datenschutzrechtliche Einwilligung. ja nein

ƒƒ

4. Vermögenssorge

Sie darf mein Vermögen verwalten und hierbei alle Rechtshandlungen und
ƒƒ
Rechtsgeschäfte im In- und Ausland vornehmen, Erklärungen aller Art abgeben
und entgegennehmen sowie Anträge stellen, abändern, zurücknehmen, ja nein
namentlich

über Vermögensgegenstände jeder Art verfügen (bitte beachten Sie hierzu auch
ƒƒ
den nachfolgenden Hinweis 1) ja nein

Zahlungen und Wertgegenstände annehmen


ƒƒ ja nein

Verbindlichkeiten eingehen (bitte beachten Sie hierzu auch den nachfolgenden


ƒƒ
Hinweis 1) ja nein

Willenserklärungen bezüglich meiner Konten, Depots und Safes abgeben. Sie darf
ƒƒ
mich im Geschäftsverkehr mit Kreditinstituten vertreten (bitte beachten Sie hierzu
auch den nachfolgenden Hinweis 2) ja nein

Schenkungen in dem Rahmen vornehmen, der einem Betreuer rechtlich gestattet ist.
ƒƒ ja nein

ƒƒ

Folgende Geschäfte soll sie nicht wahrnehmen können:


ƒƒ

ƒƒ

ƒƒ

Hinweis:
1. Denken Sie an die erforderliche Form der Vollmacht bei Immobiliengeschäften, für Handelsgewerbe oder die
Aufnahme eines Verbraucherdarlehens (vgl. Ziffer 2.1.5 der Broschüre „Betreuungsrecht“).
2. Für die Vermögenssorge in Bankangelegenheiten sollten Sie auf die von Ihrer Bank/Sparkasse angebotene
Konto-/Depotvollmacht zurückgreifen. Diese Vollmacht berechtigt den Bevollmächtigten zur Vornahme aller
Geschäfte, die mit der Konto- und Depotführung in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Es werden ihm
keine Befugnisse eingeräumt, die für den normalen Geschäftsverkehr unnötig sind, wie z. B. der Abschluss von
Finanztermingeschäften. Die Konto-/Depotvollmacht sollten Sie grundsätzlich in Ihrer Bank oder Sparkasse
unterzeichnen; etwaige spätere Zweifel an der Wirksamkeit der Vollmachtserteilung können hierdurch
ausgeräumt werden. Können Sie Ihre Bank/Sparkasse nicht aufsuchen, wird sich im Gespräch mit Ihrer Bank/
Sparkasse sicher eine Lösung finden.

Fortsetzung Seite 4
Formular Vollmacht – Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Stand: März 2018
A Vollmacht Vollmacht Seite 4

5. Post und Fernmeldeverkehr


Sie darf im Rahmen der Ausübung dieser Vollmacht die für mich bestimmte Post
ƒƒ
entgegennehmen, öffnen und lesen. Dies gilt auch für den elektronischen Postver-
kehr. Zudem darf sie über den Fernmeldeverkehr einschließlich aller elektronischen
Kommunikationsformen entscheiden. Sie darf alle hiermit zusammenhängenden
Willenserklärungen (z. B. Vertragsabschlüsse, Kündigungen) abgeben. ja nein

6. Vertretung vor Gericht


Sie darf mich gegenüber Gerichten vertreten sowie Prozesshandlungen aller Art
ƒƒ
vornehmen. ja nein

7. Untervollmacht
Sie darf Untervollmacht erteilen.
ƒƒ ja nein

8. Betreuungsverfügung
Falls trotz dieser Vollmacht eine gesetzliche Vertretung („rechtliche Betreuung“) erforder-
ƒƒ
lich sein sollte, bitte ich, die oben bezeichnete Vertrauensperson als Betreuer zu bestellen. ja nein

9. Geltung über den Tod hinaus


Die Vollmacht gilt über den Tod hinaus.
ƒƒ ja nein

10. Weitere Regelungen


ƒƒ

Ort, Datum Unterschrift der Vollmachtnehmerin/des Vollmachtnehmers

Ort, Datum Unterschrift der Vollmachtgeberin/des Vollmachtgebers

Letzte Seite
Formular Vollmacht – Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Stand: März 2018
Konto-/Depotvollmacht B

Konto-/ Depot-/ Schrankfachvollmacht – Vorsorgevollmacht


(Abgestimmt mit den in der Deutschen Kreditwirtschaft zusammenarbeitenden Spitzenverbänden)
Konto-/Depot-/Schrankfachinhaber/Vollmachtgeber Stand: November 2016
Name und Anschrift

Name und Anschrift


der Bank/Sparkasse

Ich (nachstehend der „Vollmachtgeber“ genannt) bevollmächtige den nachstehend genannten Bevollmächtigten
Name, Vorname Geburtsdatum
(auch Geburtsname)
Anschrift Telefon-Nummer

den Vollmachtgeber im Geschäftsverkehr mit der Bank/Sparkasse zu vertreten. Die Vollmacht gilt für alle bestehenden und künftigen
Konten und Depots des Vollmachtgebers bei der vorgenannten Bank/Sparkasse und für von dem Vollmachtgeber von der Bank/
Sparkasse gemietete Schrankfächer.
Im Einzelnen gelten folgende Regelungen:

1. Die Vollmacht berechtigt gegenüber der Bank/Sparkasse 3. Zur Erteilung von Untervollmachten ist der Bevollmächtigte
dazu nicht berechtigt.
• über das jeweilige Guthaben (zum Beispiel durch Über- 4. Die Vollmacht kann vom Vollmachtgeber jederzeit gegen-
weisungen, Barabhebungen, Schecks) zu verfügen, über der Bank/Sparkasse widerrufen werden. Widerruft
• Zahlungsaufträge und Einzugsaufträge zu erteilen, zu der Vollmachtgeber die Vollmacht gegenüber dem Be-
ändern und zu widerrufen vollmächtigten, so hat der Vollmachtgeber die Bank/Spar-
• Festgeldkonten und sonstige Einlagenkonten sowie Gi- kasse hierüber unverzüglich zu unterrichten. Der Widerruf
rokonten auf Guthabenbasis einzurichten, gegenüber der Bank/Sparkasse und deren Unterrichtung
• eingeräumte Kredite in Anspruch zu nehmen, sollten aus Beweisgründen möglichst schriftlich erfolgen.
• von der Möglichkeit vorübergehender Kontoüberziehun- 5. Die Vollmacht erlischt nicht mit dem Tod des Vollmachtge-
gen im banküblichen Rahmen Gebrauch zu machen, bers; sie bleibt für die Erben des verstorbenen Vollmacht-
• An- und Verkäufe von Wertpapieren (mit Ausnahme gebers in Kraft. Widerruft einer von mehreren Miterben die
von Finanztermingeschäften) und Devisen zu tätigen Vollmacht, so kann der Bevollmächtigte nur noch diejeni-
und die Auslieferung an sich zu verlangen, gen Miterben vertreten, die seine Vollmacht nicht widerru-
• Abrechnungen, Kontoauszüge, Wertpapier-, Depot- und fen haben. In diesem Fall kann der Bevollmächtigte von
Erträgnisaufstellungen sowie sonstige die Konten/De- der Vollmacht nur noch gemeinsam mit dem Widerrufen-
pots und Schrankfächer betreffenden Mitteilungen und den Gebrauch machen. Die Bank/Sparkasse kann verlan-
Erklärungen entgegenzunehmen und anzuerkennen, gen, dass der Widerrufende sich als Erbe ausweist.
• Freistellungsaufträge zu erteilen oder zu ändern, 6. Zur Auflösung der Konten und Depots und zur Kündigung
• für sich Debitkarten* und Zugang zum Online-Banking des Schrankfachmietvertrages ist der Bevollmächtigte erst
oder Telefonbanking zu beantragen sowie die ent- nach dem Tode des Vollmachtgebers berechtigt; bei meh-
sprechende Online-Banking- oder Telefonbanking- reren Konto-/Depot-/Schrankfachinhabern besteht diese
Vereinbarung zu ändern. Berechtigung für den von allen Konto-/Depot-/Schrankfachin-
2. Die Vollmacht umfasst auch den Zugang zu den von dem habern entsprechend bevollmächtigten Vertretern erst nach
Vollmachtgeber von der Bank/Sparkasse gemieteten dem Tode aller Konto-/Depot-/Schrankfachinhaber.
Schrankfächern.

*Begriff institutsabhängig, zum Beispiel ec- bzw. Maestro-Karte oder Kundenkarte.

Wichtige Hinweise für den Vollmachtgeber


Ab wann und unter welchen Voraussetzungen der Bevollmächtigte von dieser Vollmacht Gebrauch machen darf, richtet sich
nach den gesondert zu treffenden Vereinbarungen zwischen dem Vollmachtgeber und dem Bevollmächtigten. Unabhängig
von solchen Vereinbarungen kann der Bevollmächtigte gegenüber der Bank/Sparkasse ab dem Zeitpunkt der Ausstellung
dieser Vollmacht von ihr Gebrauch machen.
Die Bank/Sparkasse prüft nicht, ob der „Vorsorgefall“ beim Vollmachtgeber eingetreten ist.

Ort, Datum
Unterschrift des
Vollmachtgebers

Der Bevollmächtigte zeichnet:

Ort, Datum
Unterschrift des
Bevollmächtigten
= Unterschriftsprobe

Ihre Bank/Sparkasse ist gesetzlich verpflichtet, den Bevollmächtigten anhand eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses zu identifizieren. Zur Ertei-
lung der Konto-/Depot-/Schrankfachvollmacht suchen Sie daher bitte in Begleitung Ihres Bevollmächtigten Ihre Bank/Sparkasse auf.
B Konto-/Depotvollmacht
Betreuungsverfügung C

Betreuungsverfügung

Ich,
Name, Vorname

Geburtsdatum Geburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

lege hiermit für den Fall, dass ich infolge Krankheit oder Behinderung meine Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht
mehr selbst besorgen kann und deshalb ein Betreuer für mich bestellt werden muss, Folgendes fest:

Zu meinem Betreuer/meiner Betreuerin soll bestellt werden:


ƒƒ

Name, Vorname

Geburtsdatum Geburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

Falls die vorstehende Person nicht zum Betreuer oder zur Betreuerin bestellt werden kann,
ƒƒ
soll folgende Person bestellt werden:

Name, Vorname

Geburtsdatum Geburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

Auf keinen Fall soll zum Betreuer/zur Betreuerin bestellt werden:


ƒƒ

Name, Vorname

Geburtsdatum Geburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

Zur Wahrnehmung meiner Angelegenheiten durch den Betreuer/die Betreuerin habe ich folgende Wünsche:
ƒƒ

1. 2.

3. 4.

Ort, Datum Unterschrift

Formular Betreuungsverfügung – Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Stand: März 2018
C Betreuungsverfügung
Datenformular für Privatpersonen D

P
Datenformular für Privatpersonen

Antrag auf Eintragung der bestehenden Vorsorgeurkunde

Bitte senden Sie das ausgefüllte und unterschriebene Formular per Post an die
folgende Adresse zurück: Zentrales Vorsorgeregister, Postfach 08 01 51, 10001 Berlin.
Bitte senden Sie uns nicht die Vorsorgevollmachtsurkunde selbst!
Seite
Bitte Informationen beachten. Pflichtangaben sind mit * gekennzeichnet. 1 von 2

Daten der Vorsorgeurkunde

1* Datum der Vorsorgeurkunde

. .
2 Vollmacht zur Erledigung von
Vermögensangelegenheiten

Angelegenheiten der Gesundheitssorge


Maßnahmen nach § 1904 Absatz 1 Satz 1 und Absatz 2 und § 1906a Absatz 1 und 4 BGB ausdrücklich umfasst
Angelegenheiten der Aufenthaltsbestimmung
Maßnahmen nach § 1906 Absatz 1 und 4 BGB ausdrücklich umfasst
sonstigen persönlichen Angelegenheiten

3 Vorsorgeurkunde enthält Anordnungen oder Wünsche


für den Fall, dass das Betreuungsgericht einen Betreuer bestellt (Betreuungsverfügung)

hinsichtlich Art und Umfang medizinischer Versorgung (Patientenverfügung)

4 Weitere Angaben (z. B. Aufbewahrungsort der Vorsorgeurkunde)

Daten des Verfügenden / Vollmachtsgebers

5* Anrede 6 Titel
Herr Frau Professor Doktor
7* Vorname(n)

8* Nachname

9 Geburtsname

10* Geburtsort *11 Geburtsdatum

. .
12 Land

13* Straße *Hausnummer

14 Adresszusatz

15* Postleitzahl *Ort

16 E-Mail-Adresse
D Datenformular für Privatpersonen

P
Nachname des Verfügenden / Vollmachtgebers*

Geburtsdatum*
Seite
. . 2 von 2

Zahlungsweise* Lastschrift Überweisung

17 IBAN 18 BIC

19 Kontoinhaber

Hiermit ermächtige ich die Bundesnotarkammer, Gläubiger-Identifikationsnummer DE19REG00000101186, einmalig eine Zahlung von meinem oben
genannten Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der Bundesnotarkammer auf mein Konto gezogene
Lastschrift einzulösen. Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen.
Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Der Einzug erfolgt unter einer individuellen Mandatsreferenz, die mir mit
Rechnungserstellung mitgeteilt werden wird.


Ort, Datum Unterschrift des Kontoinhabers

Daten des Bevollmächtigten vorgeschlagenen Betreuers

20* Anrede 21 Titel


Herr Frau Professor Doktor

22* Vorname(n)

23* Nachname

24 Geburtsname 25 Geburtsdatum

. .
26 Land

27* Straße *Hausnummer

28 Adresszusatz

29* Postleitzahl *Ort

30 Telefonnummer

Ich - der Bevollmächtigte / vorgeschlagene Betreuer - bin mit der Eintragung meiner Daten einverstanden.


Ort, Datum Unterschrift des Bevollmächtigten / vorgeschlagenen Betreuers (nicht zwingend erforderlich - siehe Informationen)

Ich - der Verfügende / Vollmachtgeber - beantrage die Eintragung der vorstehenden Daten.


Ort, Datum Unterschrift des Verfügenden / Vollmachtgebers*
Informationen zum Eintragungsverfahren für Privatpersonen E

Informationen zum Eintragungsverfahren für Privatpersonen (P)


Die Bundesnotarkammer führt gemäß §§ 78 Abs. 2 Nr. 1, 78a der Bundesnotarordnung das Zentrale
Vorsorgeregister. Es dient der schnellen und zuverlässigen Information der Betreuungsgerichte über
vorhandene Vorsorgeurkunden (Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen, auch in Verbindung
mit einer Patientenverfügung). Dadurch werden unnötige Betreuungen im Interesse der Bürgerinnen
und Bürger vermieden, deren Wünsche optimal berücksichtigt und Justizressourcen geschont.

Eintragungsverfahren Sie beträgt für postalische Anmeldungen 16,00 €.


Mit der Eintragung im Zentralen Vorsorgeregister Wenn Sie nicht am Lastschriftverfahren
ist keine eigenständige Vollmachtserteilung bzw. teilnehmen, kostet es 18,50 €. Wird mehr als ein
Betreuungs- oder Patientenverfügung verbunden. Bevollmächtigter registriert, fallen für jeden
Alle rechtlichen Fragen klären Sie bitte mit Ihrem weiteren Bevollmächtigten zusätzlich 3,00 € an.
Notar oder Rechtsanwalt. Bei Internet-Meldungen ermäßigt sich die jeweilige
Grundgebühr um 3,00 € und der Zuschlag für
Wenn Sie eine wirksame Vorsorgeurkunde errich- jeden weiteren Bevollmächtigten um 0,50 €.
tet haben, können Sie den Antrag auf Eintragung
in das Zentrale Vorsorgeregister mit dem Datenfor- Daten der Vorsorgeurkunde (Ziffern 1 bis 4)
mular für Privatpersonen (Formular P) oder gebüh- Ziffer 1: Die Angabe des Datums der Vorsorge-
renermäßigt unter www.vorsorgeregister.de stellen. urkunde ist zwingend.

Für jeden Vorsorgenden ist ein eigenes Datenformular Ziffer 2: Die Angaben zum Umfang Ihrer Vorsorge-
auszufüllen. Füllen Sie bitte den Antrag deutlich und vollmacht erleichtern dem Betreuungsgericht, den
vollständig aus. Alle Pflichtangaben sind mit * Inhalt der Vollmacht frühzeitig zu beurteilen.
gekennzeichnet. Senden Sie den unterschriebenen
Antrag per Post an: ZVR, Postfach 08 01 51, 10001 • Vermögensangelegenheiten betreffen die Befugnis,
Berlin. Bitte schicken Sie uns keinesfalls Ihre über Vermögensgegenstände zu verfügen, Ver-
Vorsorgeurkunde selbst! bindlichkeiten einzugehen oder gegenüber Ge-
richten, Behörden und sonstigen (auch öffent-
Nach Eingang Ihres Antrages erhalten Sie eine lichen) Stellen in Vermögensangelegenheiten
Rechnung mit dem Datenkontrollblatt, aus dem Sie zu handeln. Sofern die Vorsorgevollmacht dem
die erfassten Daten ersehen und noch eventuelle Grundbuchamt vorzulegen ist, muss sie zumin-
Korrekturen vornehmen können. Nach Eingang der dest in öffentlich beglaubigter Form erteilt wor-
Eintragungsgebühr erfolgt die endgültige Speiche- den sein. Gleiches gilt, wenn die Vollmacht dem
rung Ihrer Vorsorgeurkunde, so dass die zuständi- Handelsregister einzureichen ist. Die Aufnahme
gen Gerichte Einsicht erhalten. Zum Abschluss des von Verbraucherdarlehen erfordert eine notariell
Verfahrens erhalten Sie eine Eintragungsbestäti- beurkundete Vollmacht.
gung und Ihre ZVR-Card.
• Angelegenheiten der Gesundheitssorge umfas-
Kosten der Eintragung sen beispielsweise die Einsicht in Krankenun-
Für die Registrierung werden aufwandsbezoge- terlagen und das Besuchsrecht. Die Befugnis
ne Gebühren erhoben. Die Gebühr fällt nur des Bevollmächtigten zur Einwilligung, Nicht-
einmal an und deckt die dauerhafte Registrierung einwilligung oder zum Widerruf der Einwilli-
und Beauskunftung der Gerichte ab. gung in eine Untersuchung des Gesundheits-

Telefon: (0 800) 35 50 500 (gebührenfrei) · Telefax: (0 30) 38 38 66 77


E-Mail: info@vorsorgeregister.de · Internet: www.vorsorgeregister.de
Postbank Berlin · IBAN: DE68100100100529940107 · BIC: PBNKDEFF
E Informationen zum Eintragungsverfahren für Privatpersonen

zustandes, eine Heilbehandlung oder einen ers an, sondern benutzen Sie die hierfür vorgese-
ärztlichen Eingriff bedarf nach § 1904 Abs. 1, henen Felder (Ziffern 20-30).
2 und 5 BGB bei bestimmten Gefahrenlagen
der ausdrücklichen Erwähnung in der Voll- Daten des Verfügenden / Vollmachtgebers
macht. Nach § 1906a Abs. 1, 5 Satz 1 BGB (Ziffern 5 bis 16)
kann der Bevollmächtigte in eine ärztliche Geben Sie die Daten zu Ihrer Person bitte beson-
Maßnahme gegen den natürlichen Willen des
ders sorgfältig an. Sie sind für die spätere Suche
Vollmachtgebers nur unter sehr strengen
nach der Vorsorgeurkunde unentbehrlich.
Voraussetzungen einwilligen. Die Ein-
willigung setzt voraus, dass sie erforderlich
ist, um einen drohenden erheblichen ge-
Angaben zur Zahlungsweise (Ziffern 17 bis 19)
sundheitlichen Schaden vom Vollmacht- Wenn Sie die anfallenden Gebühren im Lastschrift-
geber abzuwenden und dass diese Be- verfahren begleichen möchten, machen Sie bitte
fugnis von der Vollmacht ausdrücklich um- die erforderlichen Angaben. Sie können auch ge-
fasst ist. Dies gilt nach § 1906a Abs. 4 und gen Rechnung bezahlen. Hierfür fällt eine um 2,50 €
5 Satz 1 BGB auch für die Verbringung zu erhöhte Registrierungsgebühr an.
einem stationären Aufenthalt gegen den Willen
Daten des Bevollmächtigten / vorgeschlagenen
des Vollmachtgebers, wenn eine
Betreuers (Ziffern 20 bis 30)
ärztliche Zwangsmaßnahme in Be-
tracht kommt. Zudem bedarf die Einwil- Die Eintragung der Bevollmächtigten bzw. vorge-
schlagenen Betreuer ist dringend zu empfehlen, um
ligung in die vorgenannten Maßnahmen
grundsätzlich der Genehmigung des Betreu- diese im Ernstfall zügig ermitteln zu können. Zum
Schutze des Rechts auf informationelle Selbstbe-
ungsgerichts.
stimmung wird jede Ihrer Vertrauenspersonen über
• Angelegenheiten der Aufenthaltsbestimmung
die Eintragung im Zentralen Vorsorgeregister infor-
können auch freiheitsbeschränkende oder frei- miert und auf ihr Recht hingewiesen, die Löschung
heitsentziehende Maßnahmen umfassen (z. B.
der Daten jederzeit verlangen zu können.
freiheitsentziehende Unterbringung oder Frei-
heitsentziehung in einer Anstalt, einem Heim oder Auf Seite 2 des Datenformulars „P“ ist die Angabe
einer sonstigen Einrichtung durch mechanische
eines Bevollmächtigten bzw. vorgeschlagenen Be-
Vorrichtungen, Medikamente oder auf andere
treuers möglich. Falls Sie die Eintragung weiterer
Weise). Die Befugnisse des Bevollmächtigten,
Bevollmächtigter bzw. vorgeschlagener Betreuer
anstelle des Vollmachtgebers in eine freiheitsent- beantragen möchten, verwenden Sie hierfür bitte
ziehende oder -beschränkende Maßnahme ein- entsprechend viele Zusatzblätter Bevollmächtigte /
zuwilligen (§ 1906 Abs. 1 und 4 BGB), müssen
Betreuer für Privatpersonen (Formular PZ).
allerdings ausdrücklich in der Vollmacht erwähnt
werden. Zusätzlich ist die Genehmigung durch Spätere Änderungen
das Betreuungsgericht notwendig. Verwenden Sie für spätere Änderungen bitte die
Ziffer 3: Mit einer Betreuungsverfügung nehmen Sie Eintragungsbestätigung unter Angabe der mitge-
Einfluss auf den durch ein Gericht zu bestellenden teilten Register- und Buchungsnummer. Auch eine
Betreuer. Sie können darin auch Wünsche etwaige Adressänderung eines Bevollmächtigten
hinsichtlich der Lebensgestaltung bei der oder vorgeschlagenen Betreuers kann auf diesem
Betreuung festlegen. Mit einer Patientenverfügung Wege mitgeteilt werden, jedoch werden Änderun-
können Wünsche zur ärztlichen Behandlung für gen grundsätzlich nur auf Antrag des Vollmachtge-
den Fall geäußert werden, dass ein Zustand der bers entgegen genommen.
Entscheidungsunfähigkeit (etwa auf Grund von
Bewusstlosigkeit) vorliegt. Wenn Sie Ihre Vorsorgevollmacht widerrufen wollen,
müssen Sie dies gegenüber Ihrem Bevollmächtigten
Ziffer 4: Bei Bedarf können Sie hier den Aufbewah-
kundtun und eine ausgehändigte Vollmachtsurkunde
rungsort der Vorsorgeurkunde angeben. Geben Sie zurückverlangen. Der Widerruf kann und sollte auch
hier bitte keine personenbezogenen Daten des Be- zum Zentralen Vorsorgeregister gemeldet werden.
vollmächtigten und/oder vorgeschlagenen Betreu-
Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer – Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter F

PZ
Zusatzblatt Bevollmächtigte / Betreuer für Privatpersonen
Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter / Betreuer
zu einer bestehenden Vorsorgeurkunde

Bitte Informationen beachten!

1* Nachname des Verfügenden / Vollmachtgebers

2* Geburtsdatum

. .
Daten des Bevollmächtigten vorgeschlagenen Betreuers

3* Anrede 4 Titel
Herr Frau Professor Doktor

5* Vorname(n)

6* Nachname

7 Geburtsname 8 Geburtsdatum

. .
9 Land

10* Straße *Hausnummer

11 Adresszusatz

12* Postleitzahl *Ort

13 Telefonnummer

Ich – der Bevollmächtigte / vorgeschlagene Betreuer – bin mit der Eintragung meiner Daten einverstanden.


Ort, Datum Unterschrift des Bevollmächtigten / vorgeschlagenen Betreuers (nicht zwingend erforderlich – siehe Informationen)

Ich – der Vollmachtgeber – beantrage die Eintragung der vorstehenden Daten.


Ort, Datum Unterschrift des Vollmachtgebers*
F Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer – Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter
Informationen zum Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer für Privatpersonen G

Informationen zum Zusatzblatt für Bevollmächtigte / Betreuer (PZ)


Die Bundesnotarkammer führt gemäß §§ 78 Abs. 2 Nr. 1, 78a der Bundesnotarordnung das Zentrale
Vorsorgeregister. Es dient der schnellen und zuverlässigen Information der Betreuungsgerichte über
vorhandene Vorsorgeurkunden (Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen, auch in Verbin-
dung mit einer Patientenverfügung). Dadurch werden unnötige Betreuungen im Interesse der Bürge-
rinnen und Bürger vermieden, deren Wünsche optimal berücksichtigt und Justizressourcen geschont.

Eintragung von Vertrauenspersonen sinnvoll jedoch nicht möglich, ein Zusatzblatt „PZ“ mit
(Bevollmächtigte oder vorgeschlagene Betreuer) mehreren Datenformularen „P“ zu kombinieren.
Die Eintragung einer oder mehrerer Vertrauens-
personen zu der Vorsorgeurkunde ist zu emp- Zusatzblatt „PZ“
fehlen, um dem Betreuungsgericht eine mög- Wenn Sie mehr als einen Bevollmächtigten / Be-
lichst breite Informationsgrundlage zu bieten, treuer benennen und das Papiermeldeverfah-
anhand der es entscheiden kann, ob die Vor- ren nutzen möchten, füllen Sie bitte den Antrag
sorgeurkunde für das Betreuungsverfahren rele- deutlich und vollständig aus. Pflichtangaben sind
vant und wer die gewünschte Vertrauensperson mit * gekennzeichnet. Der Antrag muss vom Voll-
ist. Bei Eintragung des Bevollmächtigten bzw. machtgeber unterschrieben werden. Sofern der
vorgeschlagenen Betreuers ist zudem sicherge- Bevollmächtigte / Betreuer mit der Eintragung
stellt, dass er oder sie im Ernstfall zügig ermit- seiner Daten im Zentralen Vorsorgeregister ein-
telt werden kann. verstanden ist, kann er das Formular ebenfalls
unterschreiben. In jedem Fall empfiehlt es sich,
Zusatzblatt „PZ“ nur bei zwei oder mehr Ver- bei der Vertrauensperson nachzufragen, ob sie
trauenspersonen erforderlich bereit ist, für Sie im Ernstfall tätig zu werden.
Das Zusatzblatt Bevollmächtigte / Betreuer für
Privatpersonen „PZ“ ist nur erforderlich, wenn Ziffern 1 und 2: Das Zusatzblatt „PZ“ muss sich
Sie die Eintragung von mehr als einem Bevoll- stets auf ein Datenformular „P“, somit auf einen
mächtigten bzw. Betreuer beantragen möchten. Verfügenden bzw. Vollmachtgeber beziehen.
Denn auf dem Datenformular für Privatpersonen Deshalb müssen Sie unter Ziffern 1 und 2 die
„P“ selbst ist bereits die Angabe eines Bevoll- entsprechenden Angaben vom Datenformular
mächtigten bzw. vorgeschlagenen Betreuers „P“ übernehmen. Diese dienen der eindeutigen
möglich. Zuordnung des Bevollmächtigten / Betreuers zu
einem Verfügenden / Vollmachtgeber.
Der Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter /
Betreuer ist nur im Zusammenhang mit der Eintragung Übersenden Sie bitte das Zusatzblatt „PZ“ stets mit
der Vorsorgeurkunde (Datenformular „P“) möglich dem dazugehörigen Datenformular „P“. Anstelle
des Papierverfahrens ist die Online-Registrie-
Ein Datenformular „P“ kann mit mehreren Zu- rung jederzeit unter www.vorsorgeregister.de ge-
satzblättern „PZ“ kombiniert werden. Es ist bührenermäßigt möglich.

Telefon: (0 800) 35 50 500 (gebührenfrei) · Telefax: (0 30) 38 38 66 77


E-Mail: info@vorsorgeregister.de · Internet: www.vorsorgeregister.de
Postbank Berlin · IBAN: DE68100100100529940107 · BIC: PBNKDEFF
G Informationen zum Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer für Privatpersonen
64 Impressum

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und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger 03/2018
zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug
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regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen Publikationsversand der Bundesregierung
verstanden werden könnte. Postfach 481009
18132 Rostock

Telefon: (030) 18 272 272 1


Fax: (030) 18 10 272 272 1
Informationskarte Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung Zugang zu den Originalen meiner Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung hat:

Bitte schneiden Sie diese Karte aus und kreuzen Sie an, ob Sie über eine Vorsorgevollmacht, Name, Vorname oder Institution: Telefonnummer:
über eine Patientenverfügung oder über beides verfügen. Tragen Sie bitte alle nötigen
Angaben ein. Straße: Faxnummer:

Je konkreter Sie vermerken, wer zu den Originalen dieser Dokumente Zugang hat, Ort: E-Mail:
desto schneller kann im Ernstfall Ihr Wille berücksichtigt werden.

Tragen Sie die Karte möglichst immer bei sich! Die benannte Person ist meine bevollmächtigte Person – falls zutreffend bitte ankreuzen –
Informationskarte Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung Informationskarte Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung
Name, Vorname: Ort: Bitte schneiden Sie diese Karte aus und kreuzen Sie an, ob Sie über eine Vorsorgevollmacht,
über eine Patientenverfügung oder über beides verfügen. Tragen Sie bitte alle nötigen
Geburtsdatum und -ort: Telefonnummer: Angaben ein.
Straße: Je konkreter Sie vermerken, wer zu den Originalen dieser Dokumente Zugang hat,
Herausgeber: desto schneller kann im Ernstfall Ihr Wille berücksichtigt werden.
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