Вы находитесь на странице: 1из 32

Detecon Spotlight

Zurück zum Kunden


Zwischen Finanzdienstleistern und ihren Kunden steht nur
der Vertrieb

Eine wertorientierte Vertriebssteuerung für Banken und Versicherungsunternehmen


erschließt langfristig das volle Kundenpotenzial

Financial Services Banking & Insurance


Detecon Spotlight
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

Editorial

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,


kann der Vertrieb von Finanzdienstleistungen morgen noch so sein wie heute? Wir meinen nein.

Vorbei sind die Zeiten undifferenzierter Call-Center Marketing-Aktionen oder von Postwurfsen-
dungen, die lediglich zur Verärgerung der Klientel führen. Eine ungeschickte Ansprache der Kunden
mit spröden Produkten und Services und oftmals Unkenntnis ihrer Bedürfnisse und Wünsche ver-
hindern nicht nur eine vertrauensvolle, sondern vielfach auch eine profitable Kundenbeziehung.

Der Verdrängungswettbewerb in Deutschland hat begonnen, der Kampf um jeden einzelnen Kunden
tritt in ein neues Stadium. Gewonnen und gehalten werden Kunden aber nur mit zielgerichtetem
Marketing und Vertrieb, durch gute Kundenbetreuung sowie ein passendes Serviceangebot.

Ein reiner Preiswettbewerb reduziert heute die Margen drastisch. Bei den Möglichkeiten zur Kosten-
senkung werden mittlerweile Grenzen erreicht. Dennoch lassen sich in einer solchen Marktsituation
lukrative Gewinne mit Dienstleistungen erzielen, vorausgesetzt diese sind auf den Kunden zuge-
schnitten und dem Kundenwert angemessen. Wie hoch ist aber dieser Wert über die Gesamtdauer
einer Kundenbeziehung für das Unternehmen?

Sowohl Banken als auch Versicherungsunternehmen fehlt oft der Zugang zu der Gefühlsebene der
Kunden, obwohl die Themen Geld, Vorsorge, Versorgung oder Gesundheit genug Anlass bieten,
Kunden und Interessenten auch emotional statt nur sachbezogen anzusprechen. Derzeit mangelt
es an einer Kombination von Vertriebswegen, die auf die jeweiligen Kundengruppen zugeschnitten
sind, und an Services, die begeistern können. Und – aus unserer Sicht ganz kritisch – Banken und
Versicherungen wissen in der Regel nicht, wie sie ihren Vertrieb optimal steuern können, da sie
den langfristigen Wert ihrer Kundenbeziehung nicht kennen und ihrem Vertrieb nicht vermitteln
können.

Die gezielte Ausrichtung auf individuelle Kundenbedürfnisse wird aber in Zukunft wettbewerbs-
entscheidend. Daher plädieren wir für eine andere Art der Vertriebssteuerung, die das komplette
Kaleidoskop der Vertriebswege kombiniert. Mit der Vielzahl unterschiedlicher Vertriebswege allein
ist dabei noch kein Mehrwert geschaffen. Erst durch eine Steuerung der Vertriebskanäle, die den
langfristigen Wert eines Kunden für das Unternehmen in den Mittelpunkt stellt, gelingt das Aus-
schöpfen eines bisher brachliegenden Potenzials.

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr
Dr. Jörg Buisset
Head of Segment Financial Services
Detecon International

1
Zurück zum Kunden

Inhalt
1 Worum es uns geht 3

2 Banken und Versicherungsunternehmen fällt der Umgang 4


mit Kunden nicht leicht
• Das Handicap komplizierter Produkte
• Die Kluft zwischen Finanzdienstleistern und ihren Kunden
• Wo stehen Finanzdienstleister heute in Sachen Zufriedenheit und Vertrauen?

3 National und international wird der Zugang zum Kunden schwieriger 6


• Der nationale Markt wird enger
• Im Inland: Megatrends verändern die Kundengruppenstrukturen
• International ist die Vielfalt der Kunden noch weit größer
• In jede Kundenbeziehung sollte investiert werden - allerdings mit den passenden Mitteln

4 Heute stellen Banken und Versicherungen die Weichen für morgen: 9


Produktkonzepte – Vertriebswege – Vertriebssteuerung

5 Kundengruppenspezifische Produktkonzepte zeichnen sich ab 10


• Die Positionierung ergänzender Produkte im Portfolio
• Trends zielgruppenspezifischen Produktgestaltung

6 In Zukunft wird ein buntes Spektrum von Vertriebswegen eingesetzt 12


– ohne die Fixkosten zu erhöhen
• Käufer kaufen morgen anders
• Der strategische Umbau der Vertriebe hat bei vielen Anbietern bereits begonnen
• Die Vertriebskosten werden in Zukunft noch stärker variabilisiert
• Vertriebskanäle werden komplementär gestaltet - statt additiv
• Wie kombinieren Anbieter in Zukunft die Vertriebswege?

7 Die wertorientierte Vertriebssteuerung 19


• Kundenwertorientierung für Banken und Versicherungsunternehmen
• Komplexität einer richtigen Kundenwertermittlung
• Von der potenzialorientierten Kundenwertermittlung zur Vertriebsstrategie: Skizzen
• Eine effektive Steuerung erfolgt über die Entlohnung des Vertriebs
• Wohin führt die Rückbesinnung auf den Kundenwert?

8 Wie unterstützt Detecon? 27

2
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

1.
Worum es uns geht

Es geht uns um Kunden – von denen jeder einen Wert für


das Unternehmen darstellt. Dieser kann aktuell hoch oder
niedrig sein. Langfristig betrachtet ist er aber immer ein
Gewinn für Banken oder Versicherungen, vorausgesetzt,
die Vertriebskosten stimmen und der Kunde wurde von
Beginn an richtig eingestuft.

Es geht uns um Vertrieb, der zielgruppengerecht gesteuert


wird, um den Customer Equity, die Summe der Kunden-
werte für das Unternehmen, zu erhöhen. Entscheidend
ist, dass dabei der einzelne Kunde je nach seiner Bedarfs-
lage gleichzeitig mehreren Zielgruppen zugeordnet werden
muss.

Banken und Versicherungen benötigen Produkt- und


Risiko-Know-how sowie eine ausgeprägte Kompetenz,
um den Vertrieb nach Kundenwert zu steuern. Stimmt die
Kompetenz, muss dies nicht notwendigerweise der eigene
Vertrieb sein. Dann können Finanzdienstleister auch
fremde Vertriebswege kostengünstig kombinieren, um ihre
Zielkunden optimal zu erreichen. Einzige Voraussetzung
ist, die Steuerung der Vertriebspartner zu beherrschen, wie
es Automobilhersteller heute schon auf beeindruckende
Weise vorführen.

3
Zurück zum Kunden

2.
Banken und Versicherungsunternehmen fällt der
Umgang mit Kunden nicht leicht
Das Handicap komplizierter Produkte Leicht lässt sich im Produktbereich eine verwirrende
Vielfalt finden: Bei z. B. über 200.000 derivativen Wert-
Versicherungsprodukte fallen beim Verbraucher in die papieren verliert mancher Anleger verständlicherweise den
Kategorie des „notwendigen Übels“. Manche sehen den Überblick3 und der Ratsuchende wird oft nach Standard
Großteil der Verantwortung hierfür bei den Versicherungs- behandelt, ohne, dass auf ihn und seinen Bedarf eingegan-
unternehmen: Ein Geschäft, das bisher oft Ängste geschürt gen wird.4 Der Kampf um neue Kunden führt dabei im
hat, bei dem sich die Unternehmen als Administratoren Retail Banking manchmal zu Produktkonstruktionen, die
von Akten gegeben haben. bei Stammkunden Fragen aufwerfen dürften. Zahlt z. B.
eine Bank an Neukunden erhöhte Festgeldzinsen, so muss
Es gäbe genug Anlass, Versicherer positiv wahrzunehmen, sich doch der Altkunde irritiert fragen, warum nicht auch
wenn die Unternehmen erlebbare Assistance und Hilfe- er in den Genuss dieser Vorzugskondition kommt. Banken
stellung in den Vordergrund stellen würden. Dieses Feld verursachen die zunehmende Wechselbereitschaft ihrer
emotionaler Kundenbindung haben Versicherungsunter- Kunden oft selbst. Intransparente und schwer verständliche
nehmen unglücklicherweise lange Zeit anderen überlassen. Finanzdienstleistungsprodukte werden für Käufer auf lan-
Für den Außenstehenden schien oft die aus Unternehmens- ge Sicht aber nie attraktiv werden. Deshalb werden diese
sicht getriebene finanzmathematische Konzeption kompli- Produkte in Zukunft auch anders aussehen müssen.
zierter Produkte mit einer Vielzahl administrativer Klauseln
und Ausschlüsse zu dominieren. Für den Kunden allerdings Die Kluft zwischen Finanzdienstleistern und ihren Kunden
wäre eine einfache Problemlösung eventuell bedarfsge-
rechter gewesen. Selbst die Auswahl von im Grunde ein- Die Versicherung bezahlt! Wer aber kümmert sich um den
fachen Finanzdienstleistungen kann für den Konsumenten Kunden? Versicherungen haben seit jeher weite Bereiche
zur Qual werden. Wer sich jemals der Mühe unterzogen ihres Vertriebes an haupt- und nebenberufliche Außen-
hat, ein Wohngebäude zu versichern und sich beim Ver- dienstorganisationen, Makler, Mehrfachagenten oder
gleich der Angebote mit Details beschäftigen musste – wie Strukturvertriebe übergeben: Ein direkter Kundenkontakt
unterschiedliche Selbstbehalte, geänderten Bedingungs- zwischen Versicherungsunternehmen und Kunden findet
werke, abweichende Deckungssummen sowie Feinheiten nur noch zu relativ unerfreulichen Anlässen statt, wie zum
der Vertragsgestaltung (Versicherung von Abflussrohren Beispiel Rechnungsstellung, langwierige, eventuell nicht
unter dem Fundament? Ja oder nein?) – stößt schnell an zufrieden stellende Schadenregulierung, unverlangt über-
Grenzen, zumindest seiner Geduld.1 Der Kunde will sein sandte Versicherungsangebote oder lästige, für den Kunden
Eigentum versichert sehen, sich aber nicht zum Experten überraschende Call Center-Anrufe.
im Versicherungsvertragswesen weiterbilden.
Angenehmere Kommunikation oder willkommene Hilfe
Bei den Banken sieht das Bild nicht besser aus. Traditionelle im Schadenfall wird in der Regel durch den „Außen-
Filialbanken verkaufen weder systematisch noch konse- / Assistancedienst“ geleistet, sei er angestellt, frei oder
quent.2 Das Gros der Kundenkontakte resultiert aus ein- fremd. In der Tendenz gilt das auch für viele Kranken-
fachen Transaktionen – insbesondere im Zahlungsverkehr. versicherungen. Eine Beziehung zwischen „Konsument“
Nicht jeder Kunde hat Beratungsbedarf in komplexen Fra- und „Hersteller“ wird weder direkt noch durch attraktive,
gen – und wenn doch, scheitern Banken oft daran, diesen begehrenswerte Produkte hergestellt.
Bedarf adäquat zu befriedigen. Spätestens seit der Subpri-
me-Krise 2007/08 fragen sich ohnehin viele Kunden, ob Steuern Finanzdienstleister denn wenigstens ihren Ver-
Banken noch wirklich die Verästelungen aller Anlageformen trieb effektiv in ihrem Sinne? Unserer Erfahrung nach eher
beherrschen und welche Konsequenzen das für die eigenen nicht.
Anlagen bzw. Kredite hat.

4
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

Die Entpersonalisierung im Banking. Banken sind auf dem dem Charme einer Behörde, statt einer emotionalen, umsor-
Weg, die Distanz zu ihren Kunden weiter zu vergrößern: genden Kundenbetreuung wie beim „Lieblings-Italiener“.
Mit der kostengetriebenen Entpersonalisierung des Bank- Ausschließlichkeitsvertriebe und Makler kennen ihre Kun-
geschäfts – durch Ausbau des Internetbanking, durch den besser, sie sind aber meist nicht motiviert, dieses Wissen
Automaten für Standardtransaktionen (Geldautomaten, an „ihre“ Versicherungsunternehmen weiterzugeben.
Kontoauszugdrucker) und in Zukunft vermehrt Mobile
Banking sowie durch die erfolgte massive Ausdünnung Auch wenn eine im Auftrag des Bankenverbandes durch-
der Filialnetze – tritt der persönliche Kundenberater in geführte Studie nur 7% unzufriedene Kunden ausmachen
den Hintergrund.5 Der Kunde wird bei der Gestaltung will: Insbesondere wenn es etwas komplexer wird, lässt
der Vertriebskanäle oft nicht nach seinen Anforderungen die Zufriedenheit schnell nach; immerhin 18 % der Frei-
gefragt. Dadurch leidet natürlich die Kundenbindung.6 berufler – und damit mehr als doppelt so viel wie im
Bevölkerungsdurchschnitt – sind mit der Anlageberatung
Ein weiterer Nebeneffekt der verloren gegangenen per- ihrer Bank unzufrieden.9 Zu noch viel schlechteren Er-
sönlichen Bindung ist, dass der Wettbewerb zwischen den gebnissen kommt eine Untersuchung, nach der drei Vier-
Instituten in Ermangelung echter Differenzierungsfak- tel der Bankkunden in Deutschland mit den Leistungen
toren sich vielfach auf einen Preiswettbewerb reduziert. ihrer Bank nicht zufrieden sind. Sie kritisieren vor allem
Nach einer repräsentativen Untersuchung im Jahr 2007 hohe Gebühren, ungünstige Konditionen sowie die mäßige
suchen 43 Prozent, darunter überdurchschnittlich viele Beratungs- und Servicequalität. Rund 60 Prozent der Deut-
Besserverdiener in Deutschland, zum Abschluss von Finanz- schen fühlen sich als Kunden von ihrer Hauptbank nicht
produkten das preiswertere Geldinstitut auf. 7 wertgeschätzt. Bei der Messung der Kundenzufriedenheit
schneiden die Banken mit 27 % zufriedenen Kunden noch
Wo stehen Finanzdienstleister heute in Sachen Zufrieden- deutlich schlechter ab als Versicherungen (Gesamtzufrie-
heit und Vertrauen? denheit: 49 %).10
Das Interesse der Deutschen, sich aktiv und intensiv mit Unter dem Strich ist das Vertrauen der Kunden in die
dem Thema Versicherungen zu beschäftigen, nimmt seit Finanzdienstleister eher gering: Über die Hälfte der in einer
Jahren kontinuierlich ab. 36 Prozent kümmern sich um europaweiten Studie befragten deutschen Konsumenten
ihre Versicherungen nur so viel wie unbedingt nötig.8 Die glaubt nicht an eine faire Behandlung durch Finanz-
Versicherungs-‚Industrie’ von heute hat die intensive Bin- dienstleister. 11 Finanzmarketing ist jedoch in wesentlichen
dung zu ihren Kunden verloren. Abschreckend wirkt der Bereichen Beziehungsmarketing – und Beziehungsverkauf,
Umgang der Unternehmen mit den Kunden – zu oft mit der auf Glaubwürdigkeit beruht. 12

Das Vertrauen in Finanzdienstleister ist begrenzt

Italien = Stimme zu
= Stimme erheblich zu
Frankreich

UK

Schweden

Deutschland

Zwei Drittel der Verbraucher in sieben Spanien


großen europäischen Ländern glauben
nicht an eine faire Behandlung durch Niederlande
ihre Finanzdienstleister
Gesamtsumme 34%
Quelle: Forrester’s Consumer Technographics® 0 20% 40% 60% 100%
2005 European Study (Basis: 23095 Europäische
Verbraucher mit einer Hauptbankverbindung)

5
Zurück zum Kunden

3.
National und international wird der Zugang zum
Kunden schwieriger
Der nationale Markt wird enger. Im Inland: Megatrends verändern die Kundengruppen-
strukturen.
Die Anbieterkonzentration im deutschen Markt steigt. Die Kunden in den reifen westlichen Volkswirtschaften
1970 gab es noch 810 Versicherungsunternehmen in werden langfristig durch den Rückgang der Bevölkerung
Deutschland, 2005 nur noch 663, und der Trend setzt sich weniger. Die Bevölkerung altert, sie wird heterogener und
fort.13 Die 15 größten Schaden- und Unfallversicherer in multikultureller, die Spreizung zwischen Arm und Reich
Deutschland hatten 2005 einen Gesamtmarktanteil von nimmt zu. Die Bedürfnisse sind unterschiedlich und rei-
fast 54%. Damit hat die Konzentration mehr als 7 Pro- chen von der Grundausstattung mit Finanzdienstleistungen
zentpunkte gegenüber 1990 zugelegt.14 Ähnliches gilt für zum niedrigsten Preis bis hin zum beratungsintensiven Fi-
Banken mit 2301 Kreditinstituten im Jahr 2006 (gegenü- nanzdienstleistungskonzept für anspruchsvolle Kunden. Im
ber etwa noch 4800 in 1990), wobei der Löwenanteil des gesamten westeuropäischen Raum, auch in Deutschland,
Rückgangs hier auf die Konsolidierung im genossenschaft- gibt es auf drei Feldern Trends, die die Kundenbasis der Fi-
lichen Bereich zurückgeht. nanzdienstleister umformen werden. In Summe führen sie
dazu, dass Vertrieb individueller und anders werden muss.
In einem stagnierenden Markt führt diese Entwicklung un-
weigerlich zu einem verstärkten Verdrängungswettbewerb, Der Wandel in der Demographie und im sozialen Zusam-
mit der Konsequenz des Kampfs um jeden Kunden. Weitere menleben. Die projizierte Bevölkerungszahl in Deutsch-
Übernahmen von Finanzdienstleistern im deutschen Markt land sinkt um 8 bis 13 Millionen Einwohner, bis 2050
zeichnen sich ab, Merger werden stattfinden. Preisverfall, tritt eine Alterung der Bevölkerung ein, die insbesondere
Dumping und zumindest in Einzelfällen das Abwerben von die Altersvorsorge beeinträchtigt.15 Oft übersehen werden
hochqualifizierten Mitarbeitern vom Wettbewerb sind zu die regionalen Auswirkungen der Demographie und Über-
beobachten. alterung: Bereits knapp die Hälfte aller Regionen verliert an
Bevölkerung.16

Anteil der Haushalte am gesamten Nettovermögen (Deutschland)

Oberstes Zehntel
obere 50%

9. Zehntel
8. Zehntel
7. Zehntel
6. Zehntel
5. Zehntel Neben dem aktuellen Ein-
4. Zehntel kommen ist das Vermögen die
untere 50%

entscheidende Größe zur wirt-


3.Zehntel
 schaftlichen Klassifizierung von
2. Zehntel Kunden. Hier gibt es deut-

liche Unterschiede, die sich in
Unterstes Zehntel
Produktgestaltung und Vertriebs-
-100 0 100 200 300 400 500 600 700 ansätzen der Finanzdienstleister
Mittelwerte in 1000 € widerspiegeln sollten.

 Die „armen 3/10 der Haushalte haben weniger  Die Hälfte der Haushalte in Deutschland hat Quelle: Bundesregierung: Lebenslagen
als 6100 € Nettovermögen je Haushalt weniger als 35000 € Nettovermögen je Haushalt in Deutschland – 2. Armuts- und
Reichtumsbericht 2005, S. 36

6
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

Die Landflucht – besonders in den neuen Bundesländern einen Anteil von weniger als 4% am gesamten Nettovermö-
– und die Zuwanderung in Ballungsräume setzt sich fort. gen.21 Haben Finanzdienstleister Angebote für diesen Teil
Die Anzahl der Haushalte in der Bundesrepublik wird dage- der Bevölkerung? Gegebenenfalls sogar Produktkonzepte,
gen wegen der Abnahme der durchschnittlichen Haushalts- die sich einer Veränderung der wirtschaftlichen Situation
größe steigen. 2025 wird es 16,7 Millionen Haushalte der Zielgruppe anpassen lassen?
mit nur einer Person geben. Gründe sind die Zunahme
der Seniorenhaushalte, die weiterhin niedrige Geburten- Die zunehmende Vielfalt der Kulturen, Einstellungen und
rate, Partnerschaften mit getrennter Haushaltsführung Präferenzen. Langfristig wird es in den europäischen Län-
sowie eine wachsende berufliche Mobilität besonders bei dern eine viel stärkere Differenzierung von Kundengruppen
jungen Leuten.17 Alle diese Faktoren bleiben nicht ohne mit unterschiedlichem Bedarf und auch unterschiedlichen
Auswirkungen auf die Nachfrage und den Vertrieb von Präferenzen geben. Ende 2005 lebten z. B. in Deutschland
Finanzdienstleistungsprodukten: Neue Kundenpotenziale 6,8 Millionen Ausländer aus knapp 200 Nationen.22 Etwa
verlangen neue Produkte und möglicherweise auch eine an- 2 Millionen stammen aus EU, 70% aus anderen Staaten.
dere Art des Verkaufs. Knapp 1,9 Mio waren unter 25 Jahre alt, also per se ent-
wicklungsfähige zukünftige Kunden, mit speziellen Wün-
Die Polarisierung von Armut und Reichtum. Die schen an Financial Services-Produkte und Affinitäten für
Polarisierung zwischen armen und reichen Haushalten in bestimmte Vertriebsansätze.
der Bundesrepublik schreitet voran. 2003 galten 13,5 Pro-
zent der Bevölkerung bzw. rund 11 Millionen Menschen Dabei werden die langfristig lukrativen Kunden nicht ein-
als arm.18 19 Auf lange Sicht wird ein Wiederanstieg der fach zu erkennen sein: Der Verlustbringer von heute ent-
Altersarmut erwartet, weil Arbeitslose, Teilzeitbeschäftigte, wickelt sich möglicherweise in wenigen Jahren zu einem
Minijobber und Geringverdiener wegen geringerer Beiträge guten Kunden. Finanzdienstleister müssen sich also die
weniger Rente bekommen werden.20 Die Kluft wächst. Frage stellen, wie sie zukünftig aus einer großen Vielfalt
heraus entwicklungsfähige attraktive Kunden identifizieren
Wo wenig Einkommen – da ist in der Regel auch wenig und wie frühzeitig und wie viel sie in solche Kunden
Vermögen: 50% der Haushalte in Deutschland haben investieren möchten.

Ausländische Bevölkerungsgruppen nach Staatsangehörigkeit

Italien
8% Serbien und Montenegro
7%
(inkl. ehem. Jugoslawien)
26% 5%
Polen
5%
3% Griechenland

Kroatien
14%
32% EU-Staaten ohne Italien,
Griechenland und Polen

Sonstige Staaten

Türkei
Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge,
Ausländerzahlen 2005

7
Zurück zum Kunden

International ist die Vielfalt der Kunden noch weit größer Vertriebsansätzen ein. Um diese neue Vielfalt abzudecken,
werden Banken und Versicherungen – neben adäquaten
Banken und Versicherungen werden – nicht zuletzt wegen der Produkten – lokal akzeptierte Varianten des Vertriebes ein-
Reife ihrer nationalen Stammmärkte – immer internationaler. setzen.23
Ist die Heterogenität in den westlichen Ländern schon groß,
so wird sie von der Diversität in den Zukunftsmärkten für In jede Kundenbeziehung sollte investiert werden – aller-
Finanzdienstleister noch weit übertroffen. Mit Sicherheit dings mit den passenden Mitteln
werden die BRIC-Länder – Brasilien, Russland, Indien und
China – zu den Zukunftsmärkten der westlichen Finanz- Jeder Kunde ist entwicklungsfähig – jeder Kunde ist wichtig.
dienstleister gehören. Eine in der Finanzdienstleistungsbranche verbreitete
allzu kurzsichtige Bewertung von Kundenpotenzialen
Die Pro-Kopf-Einkommen sind dort zwar noch absolut verhindert den langfristigen Aufbau von profitablen Kun-
gering, sie sind jedoch gerechnet in Kaufkraftparitäten denbeziehungen: Im Mittelpunkt der Betrachtungen von
für das jeweilige Land schon recht ansehnlich. Und vor Banken und Versicherungen steht bisher zu oft die kurz-
allem: Sie steigen! Es wachsen nicht nur die Einkom- fristige Rentabilität von Kundenbeziehungen. Werden
men, sondern es entwickelt sich in diesen Ländern eine Kunden überhaupt gezielt ausgesucht, dann aufgrund von
neue, stark besetzte Mittelklasse, die ein ausgezeichnetes oft vage begründeten Potenzialüberlegungen oder groben
Kundenpotenzial bildet. Regionale und lokale Eigen- Bedarfseinschätzungen.
schaften abzudecken, gehört in Zukunft zu den täglichen
Herausforderungen von Banken und Versicherungen. We- In Zukunft wird es in der Branche zunehmend Ansätze einer
gen unterschiedlicher Rechtssysteme, Verbraucherschutz- langfristigen aktiven Entwicklung von Kundengruppen
richtlinien, Steuersysteme, Kreditvesicherungen ist es für sie durch Cross und Up Selling geben, auch unter Inkauf-
nicht möglich, global einheitliche Produkte zu entwickeln. nahme anfänglicher Verluste. Die Kundengruppen, ihr
Potenzial und die vertretbare Höhe des Investments sind im
Der Weg in die Zukunftsmärkte geht daher in der Regel Vorhinein möglichst exakt zu bestimmen und der Vertrieb
über nationale Tochtergesellschaften, und der Kontakt bzw. der Vertragsabschluss ist gezielt danach zu steuern. Die
zum Privatkunden bleibt stark national geprägt. Globale Steuerung der Vertriebe zu den unterschiedlichen Kunden-
Anbieter von Finanzdienstleistungen stellen sich auf neue gruppen kann nach einem einheitlichen methodischen An-
Kundengruppen mit neuen Produkten und mit anderen satz erfolgen: der wertorientierten Steuerung.

Bereits 2025: Neue Generationen mit hohem Einkommen in BRIC

Neue Generation mit einem


BRIC Einkommen über $15 000

Japan

Deutschland

Gesamt-
Großbritannien bevölkerung
2025
In wenigen Jahren bereits wird sich in
Frankreich den BRIC-Ländern eine Mittelschicht
mit Einkommen von lokal hoher
Kaufkraftetabliert haben. Allein diese
Italien Mittelschicht entspricht den kumulierten
Millionen Gesamtbevölkerungen von Deutschland,
0 50 100 150 200 250 Großbritannien, Frankreich und Italien.
BRIC= Brasilien, Russland, Indien, China
Goldman Sachs: The BRICs’ Path to 2050: A
Dramatically Different Global Economy, 2005

8
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

4.
Heute stellen Banken und Versicherungen
die Weichen für morgen: Produktkonzepte –
Vertriebswege – Vertriebssteuerung
Die zentralen Fragen für den Vertrieb von Finanzdienst- Vertriebskanalmix, der den Wert der Kunden
leistungen bleiben im Grunde immer gleich. Wer sind beziehung für das Unternehmen („Customer Lifetime
meine Zielkunden und welche operationalen Kriterien Value“), die Interessen des Vertriebes (Entlohnung)
beschreiben sie? Und: Wie erreiche ich diese Zielkunden und die individuellen Präferenzen des Kunden in
effektiv mit möglichst kostengünstigem Vertrieb? Grund- Deckung bringt. Das Ziel muss eine optimierte,
legende Neustrukturierungen des Vertriebes sind unserer wertorientierte Mischung sein aus Eigenvertrieb
Meinung nach anhand von drei Thesen zu durchdenken: Zukauf von Vertriebsleistung bzw. Fremdvertrieb
sowie Vertriebskooperationen.
• These 1: Neue ergänzende Produktkonzepte zur
Kundenbindung und für Neukunden müssen ent-
wickelt werden. Wie verwandle ich z. B. üblicher • These 3: Ein Spektrum verschiedener Vertriebstypen
weise als unlukrativ eingeschätzte Kunden in lang muss wertorientiert gesteuert werden. Der Aufbau
fristig profitable Kunden? Wie nutze ich dazu Preis- von Kundenbeziehungen muss als betriebswirtschaft
und Produktgestaltung sowie langfristige Bindung, lich kalkulierte Investition gesehen werden, die auch
Cross und Up Selling, Weiterempfehlungseffekte und Anlaufverluste beinhalten darf. Allerdings müssen die
andere Möglichkeiten? Ertragspotenziale quantifiziert sein und es muss ein
Konzept vorliegen, wie anfängliche Verluste zu
• These 2: Ein Anbieter braucht ein Spektrum begrenzen sind.
von kundengruppenspezifischen Vertriebs-
wegen . Um auf die „richtigen“ Kundengruppen
zusteuern, brauchen Finanzdienstleister einen

Drei Handlungsfelder für Financial Services-Anbieter

 Produktkonzepte
 Vertriebssteuerung

Vertriebswege

Produktgestaltung, Kenntnis des langfristigen


Kundenwerts und eine darauf basierende effektive  Kundenkenntnis
Vertriebssteuerung sind die drei Handlungsfelder
für Banken und Versicherungen. Der Vertrieb
selbst gehört nicht notwendigerweise dazu – er Kundengruppe
kann von Dritten wahrgenommen werden.

Quelle: Detecon 2008

9
Zurück zum Kunden

5.
Kundengruppenspezifische Produktkonzepte
zeichnen sich ab
Die Positionierung ergänzender Produkte im Portfolio unmöglich ist (Baufinanzierungen, Altersvorsorge, Private
Krankenversicherung, …). (Cluster III)
Bei den herkömmlichen Produktgruppen sind derzeit drei
Cluster zu beobachten, die sich unterschiedlich auf Banken Zwischen diesen beiden Gruppen befinden sich Produkte,
beziehungsweise Versicherungen verteilen. Es gibt auf der mit denen der Kunde eine “finanzielle Infrastruktur” für
einen Seite Produkte, bei denen der Kunde im Falle eines Transaktionen aufbaut und bei denen ein Wechsel zu ande-
besseren Angebots schnell zu einem anderen Anbieter wech- ren Anbietern zwar nicht unmöglich, aber lästig ist (Giro-
selt, wenn keine emotionale oder weitere Bindung besteht. konten, Kreditkartenverbindungen, Depots). (Cluster II)
(einfache Sachversicherungen, Ergänzungsversicherungen,
Festgeldkonten u. a.) Diese Produkte werden massiv von Die Entwicklung von Produkten für einen hypothetischen
vielen Anbietern beworben und sie binden Kunden kaum. Cluster IV sollte das strategische Ziel zukünftiger Pro-
(Cluster I) dukt- und Serviceentwicklungen für Finanzdienstleister
sein. Einfache und transparente Produktkonzepte, kombi-
Auf der anderen Seite stehen Produkte, für die Kunden ei- niert mit bedarfsgerechten Serviceangeboten, um Kunden
nen hohen Suchaufwand in Kauf nehmen, bei denen Prei- langfristig zu binden und zu entwickeln. Trends, wie diese
sunterschiede gravierende Konsequenzen haben und ein Produkte der Zukunft aussehen werden, zeichnen sich
Wechsel zu anderen Anbietern ohne finanzielle Verluste oft bereits jetzt ab.

Produktkomplexität und Kundenbindung Bank

III Versicherung
hoch Produkte mit hohem Such-
bzw. Abschlussaufwand für
Kunden bzw. Anbieter Neue
Produkte
Gewerbe- und Industrie-
Alters- versicherungen
Hypotheken- versorgung
II darlehen
PKV
Dauer des Auswahlprozesses/
Aufwand für Produktwechsel

Institutionelle Anker-Produkte Sparpläne


mit höherem Wechselaufwand Lebens-
versicherung

Konsumenten- Kreditkarten IV
kredit Zukunftsprodukte:
Transparente Produkte und Services
I Wertpapier-
depot mit hoher Kundenbindungsfähigkeit
Einfache, preissensitive Produkte Girokonto
mit geringem Wechelaufwand
Persönliche
Produktkonzepte
Festgelder Wohngebäude- Kranken-
versicherung Individuelle Financial
zusatz Services Communities
H- Hausrat-
Versicherung versicherung GKV White
Unfall-
Labels Heute gibt es primär drei
Kfz-
Versicherung versicherung Cluster von Produkten,
gering einfach austauschbare,
gering Kundenbindungsfähigkeit/Höhe der Wechselbarriere hoch komplexe langfristige
und Anker-Produkte.
Quelle: Detecon 2008

10
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

Trends zielgruppenspezifischer Produktgestaltung Die Kombination von Produkttransparenz und Beratung.


Schon eine grobe Betrachtung zeigt, dass kunden- Bei Anlageprodukten wird Vertrieb und persönliche Beratung
gruppenspezifische Produktkonzepte notwendig sind. weiterhin in hohem Maße gefordert. Transparente, verständ-
Hierzu lassen sich im Markt verschiedene – zum Teil auch liche Produkte und eine persönliche, vertrauensbasierte
gegenläufige – Trends beobachten. Die wichtigsten von Beratung sind hier die Schlüssel. Wichtig ist, einfach aber
ihnen sind: dennoch umfassend darzustellen, was das Produkt leistet,
wie die Geldbeträge angelegt werden und was der Kunde
Die Dualität der Nachfrage: Je nach Situation Discount letztlich erhält. Offenheit und Transparenz durch die nach-
oder Beratung. vollziehbare, zuverlässige und für den Anbieter verpflicht-
Ein und dieselben Kunden wünschen einmal ein einfaches ende Darstellung von Risiko und Gewinn für den Kunden
Produkt; in anderen Fällen benötigen sie tiefer gehende wird künftige Produktkonzepte prägen.
individuelle Beratung – je nach Bedarf, Produkt- oder
Transaktionstyp. Die Analogie ist verblüffend einfach: Die Bildung von Communities. Langfristig zeichnen sich
Manche Lebensmittel kaufen Haushalte ungeachtet ihrer im Anlagebereich sogar vollständig neue Konzepte ab, z.
Einkommenssituation bei großen Discountketten; ande- B. für eine Community-Bildung von Anlegern und Fi-
rer Bedarf wird vom selben Konsumenten im exklusiven nanzdienstleistern in gemeinsamen Projekten mit hohem
Feinkostladen gedeckt. Warum sollten sich diese Konsu- ethischen Anspruch: etwa die gemeinsame Finanzierung
menten beim Einkauf von Finanzdienstleistungen grund- und Betreuung von Förderprojekten in Entwicklungslän-
sätzlich anders verhalten? dern. Kundenbindung über die Erzeugung von Gemeinsam-
keiten: Genossenschaftsbanken, aber auch Versicherungsver-
Die Standardisierung von Produkten und Services. eine auf Gegenseitigkeit können bei diesem Thema an ihre
Standardisierung ist wichtig, wo der Kunde sie erwartet und Ursprünge anknüpfen – aktuelle Entwicklungen wie das
die schnelle, unkomplizierte Abwicklung voraussetzt (z. B. Web 2.0 unterstützen diesen Trend zur Bildung interaktiver
im Zahlungsverkehr). Einfache Abwicklung ist hier deutlich Gemeinschaften.
wichtiger als der persönliche Kontakt.
Der Weg vom Produkt zur Problemlösung. Für Altersvor-
Die Verbindung von Bank- und Versicherungsprodukten sorgeprodukte heißt Problemlösung zum Beispiel, der Kun-
mit Services und Produkten anderer Anbieter. de möchte nicht in erster Linie eine verzinsliche Anlage; sein
Es ist abzusehen, dass in der Sachversicherungswelt eigentliches Anliegen ist ein sorgenfreier Lebensabend. Für
eigenständige Policen in den Hintergrund treten werden. Versicherungen heißt das, der Kunde möchte keine nach-
White Label-Policen koppeln an die Primärprodukte anderer trägliche Entschädigung bei einem eingetretenen Schadens,
Industriezweige an: sondern Unterstützung bei der Schadenverhütung und
• Autoversicherung über den Automobilhersteller, praktische Hilfe bei der Beseitigung eines dennoch eingetre-
• Reiseversicherungen beim Reiseveranstalter, tenen Schadens. „Sicherheit“ kann er ohnehin nicht kaufen.
• Hausrat gekoppelt an die Produkte der jeweiligen Mit Assistanceleistungen können Versicherungen Kunden
Hersteller (Fahrrad, Fernseher, Laptops …), emotional binden. Bezahlen allein entfremdet. Insgesamt
• Gebäude-Assistance-Leistungen an Energieversorger, werden die Finanzdienstleister das Stadium der reinen Be-
reitstellung von lediglich pekuniärem Schadenersatz über-
• Ganze Versicherungsbündel an Kreditkarten
winden müssen: Die Bezeichnung Finanz“dienstleistung“
Finanzdienstleistungsunternehmen werden in Zukunft die wird für die Unternehmen zunehmend zum Programm wer-
Steuerung der unterschiedlichen Anbieter übernehmen müs- den, und die Services werden noch mehr als die Produkte an
sen, um das lukrative Geschäft nicht zu verlieren. Bedeutung für eine Bindung der Kunden gewinnen.

Zusammengefasst: Für jede Kundengruppe das passende lichen Industrienationen Produkte für Bürger im Portfolio,
Produkt! Gibt es bei Finanzdienstleistern in Zukunft ein die unserer Vorstellung nach weit unter der Armutsgrenze
Angebot wie bei Automobilherstellern, das der Kunde sich liegen? Bieten Finanzdienstleister über einen differenzierten
je nach Kategorie oder Art individuell aus Modulen zusam- Vertrieb nicht eine Auswahl eines an den einzelnen Kun-
menstellen kann? 24 Oder gibt es Produkte mit angepasstem dengruppen orientierten Produkt- und Servicespektrums
Leistungsumfang, die sich auch einkommensschwächere an, bleibt der Kunde nur auf den Preis fixiert und auf dem
Kunden leisten können? Andere Branchen und andere Sprung zum nächstbesten Anbieter.
Länder machen es vor.
In Indien werden Ultra Low Cost Cars voraussichtlich Bald kommt das 1700-Euro-Auto.
einen Großteil des dortigen mittelständischen Marktes ero- Der indische Hersteller Tata will bereits Ende des kommenden
Jahres das billigste Auto der Welt auf den Markt bringen. Es soll
bern. Analog sind die indischen oder auch die chinesischen 1700 Euro kosten.
Finanzdienstleistungsunternehmen bereit, die neue Mittel- (Handelsblatt, Dezember 2007).
schicht zu bedienen. Haben Finanzdienstleister der west-

11
Zurück zum Kunden

6.
In Zukunft wird ein buntes Spektrum von Vertriebs-
wegen eingesetzt – ohne die Fixkosten zu erhöhen
Käufer kaufen morgen anders
Der Versicherungsvertrieb wird vielfältiger. Lediglich Vermittlern, Strukturvertrieben und des Direktvertriebs
50% der Versicherungskunden präferieren ausschließ- zurückgehen.26 Die Gründe werden in der zunehmenden
lich den herkömmlichen Vertrieb. Der Vertreterbesuch Komplexität der Produkte und in dem Wunsch der Ver-
verliert weiter an Bedeutung. Kunden lassen sich über braucher nach unabhängiger Beratung gesehen.
Versicherungen an verschiedenen Orten informieren und
beraten. Immer mehr Kunden bevorzugen einen Abschluss Multikanal-Banking wird zum Mainstream. Nur noch 55
in der Geschäftsstelle der Versicherung oder ihrer Bank. Prozent der Bankkunden gehören zum besonders ‚berater-
Auch die Direktabschlüsse im Internet und der Koppel- affinen’ Typ.27 Fast die Hälfte der Bankkunden zeigt sich
vertrieb mit Gebrauchsgütern (Autos, Laptops) in Koope- neuen Vertriebswegen gegenüber aufgeschlossen. 41 Prozent
ration mit deren Hersteller nehmen weiter zu.25 Grundsätz- nehmen mehrere Vertriebskanäle in Anspruch, sowohl die
lich zeigt sich die Hälfte der privaten Versicherungsnehmer Filiale als auch das Internet, wobei die Gewichtung der
in Deutschland aufgeschlossen für neue Vertriebskonzepte: beiden Vertriebswege offen bleibt. Jedoch wird sich das
13% verfügen über Erfahrungen mit den nicht-klassischen Schwergewicht in den nächsten Jahren weiter auf das Inter-
Vertriebswegen (bspw. via Internet oder direkt am Point of net Banking verlagern. Derzeit ist der Anteil ausschließlicher
Sale), 37% können sich für die Zukunft vorstellen, innova- Direktbankkunden mit 11 Prozent noch gering.
tive Vertriebswege zu nutzen.
Shop-in-Shop-Konzepte in Bankfilialen stoßen noch auf
Welche Vertriebskanäle werden gewinnen, welche verlieren? geringe Zustimmung, was allerdings auch durch das der-
Herkömmliche Prognosen der Entwicklung der Vertriebs- zeit noch geringe Angebot solcher Verkaufsstellen bedingt
kanäle für Bank- und Versicherungsdienstleistungen gehen sein kann. Die Konzepte zur Filiale der Zukunft sind noch
heute von einer weiterhin starken Stellung der unabhän- relativ jung und es ist zu erwarten, dass hier mit neuen Mo-
gigen Finanzberater aus (mehr als 1/3 im Jahre 2015). Ban- dellen eine intensivere Kundenbeziehung hergestellt wer-
ken als Vertriebskanal nehmen leicht zu (ein knappes Drittel den kann. Mobile Bankberater werden bereits von 28% der
2015). Diese Prognosen sehen die Anteile von abhängigen Befragten als Vertriebsweg akzeptiert. 28

Finanzdienstleister: Herkömmliche Schätzung der Marktanteile der Vertriebswege in


Deutschland 2015

Unabhängige 34% e
2015
Finanzberater 32%
2005
Außendienst- 26% e= estimated
organisation 27%

Banken 32% Sind wirklich nur Banken


25%
und unabhängige Finanz-
Struktur- 2% berater die Gewinner bei der
vertriebe 7%
Umverteilung der Anteile der
Direkt- 3% Vertriebswege?
Verkauf 6%

3%
Quelle: Tillinghast Channel
Sonstige
3% Survey, Industry Analysis, 27
September 2007. German IFAs
0 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% The road ahead – breakout from
structural stagnation?

12
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

Der strategische Umbau der Vertriebe hat bei vielen boxen. Eine lockere Atmosphäre in hellen Räumen und ein
Anbietern bereits begonnen einfacher Zugang zu allen Finanzthemen bestimmen das
Gesamtkonzept. Die Berater heißen Kunden-Manager und
Um einen neuen Ansatz im Vertrieb von Finanzdienst- handeln dementsprechend, auch abends und samstags. Auch
leistungen einzuführen, ist ein Eingriff in die Organisations- die Sparkassen investieren in den nächsten Jahren 2 Mrd.
struktur erforderlich. Notwendig ist die Ausrichtung von Euro in die Umsetzung der „Dialogfiliale“. Die Commerz-
Strategie, Infrastruktur und Vertriebssteuerung auf die neu- bank setzt auf neue Dienstleistungen in der SB-Zone: Ein-
en Marktverhältnisse. Etliche Finanzdienstleister probieren zahlautomaten für Münzen oder Bankterminals, an denen
bereits grundlegende Veränderungen im Vertrieb aus. man Geld überweisen oder seine Adresse ändern kann. 30

Beispiele Banken Beispiel 2: Mobiler Vertrieb – Schwäbisch Hall


Beispiel 1: Konzepte zur „Filiale der Zukunft“ Mit dem mobilen Vertrieb in einem schrumpfenden Markt
experimentierte die Bausparkasse Schwäbisch Hall. Aller-
Bank of America: Typisierung von Filialen nach Ziel- dings führte das Experiment in diesem Fall 2007 zur Ein-
gruppen. Basis dieser Konzeption waren experimentell- stellung des Vertriebes über bankenunabhängige Vertreter
wissenschaftliche Methoden zur Erfassung und Beschrei- (den Privatkunden Service), der auf die Neukundengewin-
bung des Kundenverhaltens und der Clusterung von nung spezialisiert war. Offensichtlich war der Erfolg dieses
Kundengruppen. Fünf Filialen der Bank of America in Vertriebskanals mit 450 freien Außendienstmitarbeitern
Atlanta wurden als Express Center umgestaltet, in effizi- hinter den Erwartungen zurückgeblieben31. Die Bauspar-
ente modernistische Gebäude, in denen Kunden schnell kasse mit einem Marktanteil von fast 30% in Deutsch-
und effizient ihre Standardtransaktionen, wie Ein- und Aus- land setzt weiterhin aber auf die Zusammenarbeit mit den
zahlungen abwickeln können. Weitere fünf Filialen wurden Genossenschaftsbanken bei der Neukundengewinnung.
zu Financial Centers: mit einem großzügigen Raumange- Darüber hinaus beschäftigt sie nach wie vor eine 4000-
bot und entspannter Atmosphäre, in der Kunden von gut köpfige Außendienstmannschaft aus freien Handelsvertre-
ausgebildetem Personal unter Zuhilfenahme fortgeschrit- tern.32 Weiteres Potenzial ist auch beim Versicherer R+V
tener Technologie anspruchsvollere Services in Anspruch angesiedelt, der ebenfalls zum genossenschaftlichen Ver-
nehmen (z.B. Aktienhandel und Portfoliomanagement). bund zählt.
Zehn Filialen wurden als Traditional Centers konfiguriert,
mit dem Erscheinungsbild herkömmlicher Filialen und Beispiel 3: Freiberufliche Bankberater
dem Angebot der üblichen Bankdienstleistungen, wenn Ein Beispiel für einzelhandelsnahe Finanzdienstleister auf
auch durch neue Technologien und gestraffte Prozesse neuen Wegen: KarstadtQuelle verweist in Stellenanzeigen
unterstützt.29 zur Suche selbstständiger Finanzberater, deren Büros in den
Warenhäusern der Konzernfirmen eingerichtet werden, auf
Deutsche Bank, Commerzbank, Sparkassen. Die Deut- das „unerschöpfliche Kundenpotenzial“ der Einzelhandels-
sche Bank entwickelt für sich das Konzept für die Filiale unternehmen im Konzern und auf bis zu 70 000 potenzielle
im 21. Jahrhundert: Gestaltung der Schalterhalle und Kontakte pro Tag. Insgesamt gibt es noch eine Unschärfe
Geschäftsphilosophie folgen neuen Ansätzen, die den Kun- der Definition eines „freiberuflichen Bankberaters“. Man-
den in den Mittelpunkt stellen. In Berlin und in Wuppertal che Banken setzen freie Berater ein, um ihre Filialbestände
befinden sich Prototypen. Berater und Kunde begegnen auf ungenutztes Akquisitionspotenzial zu durchforsten. Pri-
sich auf Augenhöhe im Forumsbereich. Für längere oder vate Finanzberater suchen freie Mitarbeiter, um am Boom
vertrauliche Beratungen stehen spezielle Räume zur Verfü- der Altersvorsorgeprodukte teilzuhaben. Und grundsätzlich
gung. Im Kids’ Corner wird der Nachwuchs betreut, wäh- nennen sich natürlich auch die Mitarbeiter von Struktur-
rend die Eltern ihre Bankgeschäfte erledigen. Die Lounge vertrieben Berater. Insgesamt scheint hier ein Berufsbild im
bietet Snacks, der Trendshop Designerprodukte. Der Kunde Entstehen zu sein. 33
findet Informationen zu den Finanzprodukten in Vorteils-

13
Zurück zum Kunden

Beispiel 4: Direct Marketing & Sales - ING Direct34 Unternehmen der AMB-Generali-Gruppe übertragen.
Die ING vertreibt fast ausschließlich über die Post, das Einer ähnlichen Überlegung folgt jetzt die Swiss Life. Das
Telefon und das Internet. 2005 hat die Bank etwa 450 Mil- Unternehmen plant, den Strukturvertrieb AWD zu über-
lionen € für Anzeigenmarketing ausgegeben, das meiste da- nehmen. Damit stärkt die Versicherung ihre Marktposition
von in Deutschland und den USA. Die ING gewinnt damit in Deutschland (bisher 2% Marktanteil) und ihre Stellung
die Kunden, die jede Bank gerne haben möchte. Für ihr er- im Markt für Altersvorsorgeprodukte.
folgreiches Cross Selling benutzt sie eine Kombination von
feststehenden Regeln und von Vorhersageanalytik, um ihre Beispiel 2: Die Nutzung der Vertrauensbasis – ADAC Kfz-
Kunden bei deren Kontaktaufnahme durch Telefon, E-Mail Versicherung. Ca. 15 Millionen Mitglieder hat der ADAC
oder Webseite gezielt anzusprechen. Entsprechend lag die in Deutschland. Ein gewaltiges Kundenpotenzial und dazu
Erfolgsrate für die Umwandlung telefonischer Angebote in profitiert der Verein als „Gelber Engel“ von einem nicht
Verkäufe über dem Durchschnitt normaler Call Center. Der zu unterschätzenden Vertrauensvorschuss. Seit 2007 bie-
methodisch-wissenschaftliche Ansatz des Marketings hat der tet der ADAC, bislang nur Vermittler von Autoversiche-
ING geholfen, Kundenakquisitionskosten unter Kontrolle rungspolicen, eine eigene Kfz-Versicherung an. Die ADAC
zu halten. Im Durchschnitt aller ihrer Märkte gibt die ING Autoversicherung AG gehört zu 49 Prozent dem ADAC
etwa 135 € pro Neukunde für Marketing aus. und zu 51 Prozent der Zurich Versicherung. In den ersten
drei Monaten seit dem Start im Oktober 2007 konnten 85
Beispiele Versicherungsunternehmen
000 Kfz-Versicherungsverträge abgeschlossen werden. Mit-
Beispiel 1: Die Auslagerung des Vertriebs – Aachen- telfristig soll der Bestand auf 600 000 ansteigen. Die ADAC
Münchener. Die AachenMünchener konzentriert sich Autoversicherung will in einem stagnierenden Markt über-
ausschließlich auf die Entwicklung von Produkten zur durchschnittlich wachsen – auch mit Hilfe zusätzlicher
privaten Vorsorge im Bereich der Lebens- und Sachversi- Serviceangebote bis hin zum Schadenmanagement.35 Hier
cherung, dem Gewerbegeschäft sowie auf den Kundenser- zeigt sich, dass mit der Kombination von Produkt und
vice. Die DVAG übernimmt den Vertrieb. Der bisherige attraktiven Services erhebliche Zuwachsraten in einem
Vertrieb über Makler und Mehrfachagenten ist auf andere schwierigen Markt zu erzielen sind.

14
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

Beispiel 3: Die Zentralisierung von Kundenbetreuungs- Beispiel 5: Kooperation mit Herstellern, Handel oder
funktionen – ein starkes Rückgrat für den Vertrieb. Die Dienstleistern. Vielfach wird gar kein klassischer Ver-
Allianz-Versicherung stärkt mit Direkt-Elementen und trieb mehr stattfinden, da in Kooperation mit Herstellern,
zentraler Infrastruktur ihren Vertrieb: Zusammenfassung Handel oder Dienstleistern die eigentliche Finanzdienst-
der Sparten, Konsolidierung der IT mit den Daten der leistung als Additiv zu - in den Augen des Verbrauchers
20 Millionen deutschen Versicherungskunden, Zentra- - begehrenswerteren Produkten angeboten werden (z. B.
lisierung der 31 Millionen eingehenden Postsendungen die Kfz-Versicherung im Autohaus). Versicherungen wer-
und Zentralisierung der telefonischen Vermittlerbetreu- den heute bereits über Tchibo-Filialen, Penny-Märkte oder
ung. Damit schafft sie eine übergreifende, einheitliche C&A angeboten. Neben den Point-of-Sale-Konzepten
Kundensicht - als erste Stufe der Ermittlung des Kunden- sind innovative, erweiterte Agentur / Filial-Konzepte oder
werts – und eine effiziente Plattform zukünftig für das der verstärkte produktnahe Versicherungsvertrieb in der
gesamte Europageschäft, die erhebliche Kostenvorteile in Erprobung. Diese Ansätze werden in Zukunft den statio-
der Produktion ermöglichen wird. nären, den mobilen Vertrieb und den zentral unterstützten
Direktvertrieb ergänzen.
Beispiel 4: Langfristige Investition in Kunden und
Kundenbeziehungen – Allianz und Stuttgarter Leben. Be- Wahrscheinlich werden Finanzdienstleister auch mit völlig
reits 1928 gründeten Allianz und Stuttgarter Lebensversi- neuen Vertriebsformen experimentieren. Anleihen werden
cherungsbank eine Niederlassung in Delhi. Der Landeschef sie dabei gerne aus anderen Branchen nehmen, wie zum
der heutigen Bajaj-Allianz: „Wir sind eine gigantische Ver- Beispiel der Lebensmittelindustrie: Unilever forciert den
treter-Fabrik“. Monatlich werden 6.500 Vertreter ausgebil- Verkauf von Low Budget-Produkten in Indien über einen
det, von denen 4.500 in den Vertrieb gehen. Dennoch ist so genannten „Graswurzel-Ansatz“: Verkäuferinnen mit
„der Fachkräftemangel der einzige Faktor, der den Markt lokalem und emotionalem Bezug zur Kundschaft werden
ernsthaft bremsen kann.“ Die Allianz investierte damit flächendeckend eingesetzt, jeweils kleine, niedrigpreisige
langfristig in einen Zukunftsmarkt für Versicherungen. Sie Gebinde von Produkten zu verkaufen. Der Kundenstamm
verfolgte ein rationales Kalkül, das ebenso für die Entwick- wächst.
lung von Kundengruppen im Heimatmarkt Anwendung
finden kann. 36

15
Zurück zum Kunden

Die Vertriebskosten werden in Zukunft noch stärker Darüber hinaus wird sich die Entlohnung des Ver-
variabilisiert triebes ändern. Derzeit wird vornehmlich nach Stück-
zahl, Versicherungssumme oder generell nach verkauftem
Erforderlich ist ein Umbau des Vertriebes, um mit einem Volumen entlohnt. Die zukünftige Steuerung des Ver-
Kaleidoskop von unterschiedlichen Vertriebsmöglichkeiten triebes jedoch erfordert eine Provisionierung nach dem
näher an die Kunden in den verschiedenen Kundengrup- Wertbeitrag, den das Unternehmen aus der (langfristigen)
pen heranzukommen. Kundenbeziehung erhält.

Heute: Noch ist der Vertrieb in der Regel eng an den Vertriebskanäle werden komplementär gestaltet – statt
Produktgeber angebunden. Dies gilt sehr stark für die Ban- additiv
ken (abgesehen vom Vertriebsweg der Vermögensberater),
mit einigen Einschränkungen ebenso für Versicherungen. 37 Bei der zukünftigen Gestaltung des Vertriebes ist u. E.
ein differenzierterer Ansatz notwendig. Eine Multikanal-
In Zukunft: In Zukunft kaufen Finanzdienstleister in strategie, verstanden als bloße Migration möglichst vieler
bestimmten Bereichen Vertriebsleistung von anderen Kunden auf den kostengünstigsten Kanal, greift deutlich
Marktteilnehmern hinzu. Banken und Versicherungen nut- zu kurz. Je nach Kundengruppe sind individuelle Ansätze
zen in Zukunft ein ganzes Spektrum von Vertriebswegen, des Vertriebes erforderlich: Manchmal wird weiterhin die
ohne sich jedoch mehr als nötig mit Fixkosten für Ver- intensive persönliche Betreuung erforderlich sein (Außen-
triebskanäle zu belasten. dienst, mobile Beratung, Makler, fremde Vertriebe), ein

Entwicklung für die Art und Entlohnung des zukünftigen Finanzdienstleistungsvertriebes


– illustrativ –

Entlohnung
Finanzdienstleistungsvertrieb
nach Wertbeitrag
wird in Zukunft weit mehr
nach dem Wertbeitrag für
das Unternehmen entlohnt
– gleichzeitig wird Vertrieb 2020
mehr von Externen geleistet.

2015
In house outgesourct
Zwei grundlegende Struktur-
elemente des Vertriebes von
2010 Finanzdienstleistungen werden
sich in den nächsten Jahren radikal
Beispiele 2008: ändern: Produktgeber lagern den
• AachenMünchener / DVAG Vertrieb aus; Vertriebsleistung
Heute • Credit Suisse / AWD wird zunehmend wertorientiert
entlohnt.
Herkömmliche Entlohnung
Quelle: Detecon 2008

16
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

anderes Mal der effiziente, direkte Zugang zum Kunden Wie kombinieren Anbieter in Zukunft die Vertriebswege?
(Internet, Call Center). Alle diese Kundengruppen (noch
Der Mehrwert entsteht nicht durch die gleichzeitige Nut-
weiter differenziert nach wirtschaftlichem und sozialen
zung aller möglichen Vertriebswege. Erst durch eine an-
Kriterien, heute und in Zukunft) wollen auf die eine oder
forderungsgerechte Kombination und eine Steuerung der
andere Weise individuell angesprochen werden. Dabei sind
Wege über den Kundenwert lassen sich Potenziale erschlie-
sie jeweils für verschiedene Vertriebsarten offen. Entschei-
ßen. Grundlage für eine effektive Steuerung ist, dass der An-
dend ist hier, dass ein Kunde mehreren Kundengruppen
bieter den Kundenwert und das Kundenpotenzial kennt.
zugeordnet werden kann. In der Vergangenheit wurden
verschiedene Vertriebswege einfach nebeneinander gestellt.
Ein langfristiges Vertriebsmanagement muss Kundengrup-
Damit wurde die Organisation des Vertriebes komplexer,
pen entsprechend ihrem Wert (Customer Lifetime Value)
das Back Office und die IT-Infrastruktur mussten ausge-
während der gesamten Kunden-Lebensbeziehung mit dem
baut werden, die Fixkosten stiegen.
jeweils optimalen Mix von Vertriebswegen bedienen. Dabei
spielen die Zugangsmöglichkeiten der Vertriebsart zur je-
Wir meinen, Finanzdienstleister können hier gegensteuern:
weiligen Kundengruppe eine wichtige Rolle, ebenso wie die
• „Komplementäre“ Vertriebskanäle heißt, verschiedene spezifischen Kosten eines Vertriebsweges (im Wesentlichen
Kundengruppen mit unterschiedlichen, oftmals „frem- die Art und Höhe seiner Entlohnung).
den“ Vertriebskanälen mit lediglich variablen Kosten
anzusprechen. Finanzdienstleister werden das ganze Eine Vielzahl von Möglichkeiten kann zum Einsatz kom-
Kaleidoskop des Vertriebes nutzen, allerdings nicht men: Angestellter oder freier Außendienst? Eigener oder
notwendigerweise jede Vertriebsart in eigener Regie. fremder Vertrieb? Zweig- und Geschäftsstellen, gestützter
Der Zukauf oder das partnerschaftliche Zusammen- oder Mobiler Vertrieb? Zielgruppenspezifischer oder All-
spiel bei Vertriebsleistung wird die Regel sein; round-Vertrieb? Dezentrale Infrastruktur oder zentral orga-
Auslagerung des Vertriebes üblich. nisierter (Direkt-)vertrieb?

• Bei Kundengruppen mit geringem Customer Lifetime Um verschiedene Vertriebsarten optimal miteinander kom-
Value wird auf preiswerten Vertrieb geachtet. Kunden binieren zu können, müssen Angaben über den zukünftigen
mit hohem Potenzial wird mehr Betreuungsaufwand Ertrag, der über sie mit den einzelnen Kundengruppen er-
zugestanden. Dabei wird es keine starre Zuordnung zielt werden kann, vorhanden sein.
eines Vertriebsweges zu einer Kundengruppe geben.
Vielmehr können Kunden die unterschiedlichen Hierzu brauchen die Finanzdienstleistungsunternehmen
Zugangswege frei auszuwählen, kombinieren und Informationen über die langfristigen Kundenpotenziale,
nutzen. die mit Hilfe der verschiedenen Vertriebe erschlossen wer-
den können. Genau dies ist der Anfangspunkt einer wert-
orientierten Vertriebssteuerung.

17
Zurück zum Kunden

Übersicht: Eignung von Vertriebsarten für Kundenklassen

Einstiegs- Vermögende Industrie


Kundenklassen Standardkunden Privat- und
kunden
kunden Gewerbe
Profitable Reife Private
Vertriebsart Kosten Start ups Under- Aufsteiger Kunden, Mass Kunden, Wealth, Gewerbe /
treiber performer Industrie
Affluent Affluent Topkunden
Call Center Inbound/ Fixkosten
Customer Contact Center /Provision + + + + + - -
Kooperation mit Hersteller
(Güter, Kfz) Provision + + + + - - -
Kooperation mit Service-
dienstleistern Provision + + + + - - -
(ADAC, AvD, ….)
Nutzung sozialer
(Online-)Netzwerke Provision + + + + - - -
Fixkosten
Shop in Shop /Provision + + + - -
Internet Fixkosten + + + - - - -
Zentraler Direktvertrieb Fixkosten + + + - - - -
Fixkosten
Call Center Outbound /Provision + + + - - - -
Kooperation mit Einzel-/
Versandhandel / Post
Provision + + + - - - -

Nebenberufliche Provision,
Agenturen Maintenance + + - - - - -

Mehrfachagenten Provision + + - - - -
Customer Service Points,
Automaten
Fixkosten + + - - - -
Kooperation mit
Versorgern, Telcos
Provision + + - - - -
Strukturvertrieb Provision,
(eigen/fremd) Maintenance - - + + - - -

Außendienst (ausgelagert) Provision - - + + - - -


Fixkosten
Filialen, Geschäftstellen
/Provision + + +
Hauptberufliche Provision,
Agenturen Maintenance + + +
Fixkosten
Mobiler Außendienst
/Provision - - + + + +
Persönliche Fixkosten
Kundenbetreuer /Provision - - + + + +
Fixkosten
Angestellter Außendienst
/Provision - - + + + + +

Makler Provision - - + + + + +

+ = Geeignet = Weniger - = Ungeeignet

Bereits eine pragmatische Zuordnung von klassischen Vertriebsarten zu groben Kundenklassen zeigt
Stärken und Schwächen. Wie viel effizienter könnte ein wertgesteuertes Bündel von Vertriebswegen
ausgerichtet auf fein granulierte Kundengruppen arbeiten?
Quelle: Detecon 2008

18
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

7.
Die wertorientierte Vertriebssteuerung
Kundenwertorientierung für Banken und Versicherungs- primär noch auf Gesamterlösen oder Deckungsbeiträgen,
unternehmen da diese Größen verhältnismäßig leicht zu erfassen und zu
Für den bestmöglichen Einsatz der Ressourcen ist eine messen sind.
Optimierung und Ausrichtung des Vertriebes notwendig.
Bei diesen Ansätzen werden qualitative Elemente des zu-
Die Optimierung erfolgt durch den komplementären Ein-
kunftsbezogenen Kundenwerts, d.h. die Kundenpotenziale,
satz der Vertriebskanäle. Zur richtigen Ausrichtung des Ver-
völlig ausgeklammert. Zur Ermittlung des Gesamtbildes
triebes muss ein wertorientierter Ansatz zu Grunde gelegt
eines Kundenwertes ist jedoch die Integration monetärer
werden.
und qualitativer Aspekte notwendig. Das Ziel ist dabei
Dabei geht es gerade nicht nur um die aktuell ertragsstärksten eine systematische Abbildung der zukünftigen Kundenwert-
Kunden. Diese können auch mit einer simplen ABC-Analyse entwicklung.
oder intuitiv von jedem Filial- oder Geschäftsstellenleiter
mit einiger Berufserfahrung identifiziert werden.Vielmehr Für eine aussagekräftige Kundenwertermittlung ist u. a. die
geht es darum, einzelne, fein segmentierte Kundengrup- Einbeziehung des Empfehlungspotenzials eines Kunden
pen möglichst genau hinsichtlich ihrer aktuellen und ihrer erforderlich. So kann z. B. ein Versicherungskunde eine
zukünftigen Ertragskraft zu bewerten, um ungleich teure hohe Schadenquote (Schadenkosten/Prämie) aufweisen,
Vertriebskanäle und verschieden margenstarke Produkte aber als Meinungsbildner 38 neue Kunden zum Unterneh-
optimal steuern zu können, ganz unterschiedliche Kunden men bringen oder Cross und Up Selling ermöglichen. Um
zu akquirieren, zu entwickeln und an das Unternehmen zu den Gesamtwert eines solchen Kunden für das Unterneh-
binden. Diese Feinsteuerung einer „kundenwertorientierten men zu erfassen, wird dieses Referenzpotenzial in Geld-
Segmentierung“ hat sich im Finanzdienstleistungsbereich einheiten bewertet. Diese zukunftsorientierte Betrachtung
noch nicht durchgesetzt. Bisher beruhen die klassischen bildet auch den Hebel für einen zukünftigen Wettbewerbs-
Segmentierungsansätze von Banken und Versicherungen vorteil durch kundenwertorientierte Steuerung.

Bestimmungsfaktoren des Kundenwertes

Bestimmungsfaktoren des Kundenwertes

Quantitative Einflussgrößen (monetär) Qualitative Einflussgrößen (monetär)

Einnahmenrelevant Ausgabenrelevant
• Umsatzerlöse • Kosten für Beurteilung • Kooperationspotenzial
• Deckungsbeiträge und Auswahl des Kunden • Innovationspotenzial
• Kundengewinnungskosten • Referenzpotenzial
• Kundenbetreuungskosten • Informationspotenzial
• Kosten für Beendigung • Cross-Selling Potenzial
von Geschäftsbeziehungen
• Zufriedenheit des Kunden
• Bindungsintensität

Quelle: Detecon 2008

19
Zurück zum Kunden

Komplexität einer richtigen Kundenwertermittlung

In der Komplexität einer Berechnung von Kundenwerten und erforderlicher Genauigkeit bei der Ermittlung
und der Einführung von wertorientierten Steuerungs- des Kundenwertes einigen? Zuviel Aufwand gaukelt
konzepten liegt die eigentliche Herausforderung. Eine eine Scheingenauigkeit vor – zu wenig Aufwand
wertorientierte Vertriebssteuerung schätzt explizit den beschädigt möglicherweise die Akzeptanz des Ergeb-
Wertbeitrag jedes einzelnen (potenziellen) Kunden. Dabei nisses im Unternehmen.
werden die heutigen und zukünftigen Erträge aus einer
Kundenbeziehung bestmöglich prognostiziert.39 3. Kommunikation und Akzeptanz des Ergebnisses im
Unternehmen: Wie wird Sinn und Zweck des Pro-
Wesentlichen Einfluss auf die Kundenwertermittlung haben jektes im Unternehmen kommuniziert und wie wird
die folgenden vier Bereiche: sichergestellt, dass die Ergebnisse als Grundlage der
Vertriebssteuerung akzeptiert werden?
1. Verfügbarkeit und Qualität der Basisdaten:
Liegen die erforderlichen Daten in ausreichender 4. Aufwand und Dauer der Umsetzung in eine verbind-
Qualität vor, sind sie leicht zugänglich und konsolidiert liche Steuerungsfunktion für den Vertrieb der Bank
oder aus verschiedenen IT-Systemen zu extrahieren? oder des Versicherungsunternehmens: Wie werden die
analytischen Ergebnisse pragmatisch und effizient zu
2. Erforderliche und gewünschte Genauigkeit bei der Vertriebssteuerungsinstrumenten und auch mit der
Ermittlung des Kundenwertes: Kann sich das Unter- Entlohnung des Vertriebes verknüpft? Wie wird
nehmen auf das Optimum zwischen gewünschter der Erfolg zugeordnet und gemessen?

Kriterien für die Auswahl eines geeigneten Bewertungsmodells

Aussagekraft Komplexität
Die Aussagekraft und damit das Die Komplexität wird
Differenzierungspotenzial wird maßgeblich von folgenden
maßgeblich von folgenden Fak- Faktoren bestimmt:
toren bestimmt:
• Bewertungsmodell • Bewertungsmodell
• Datenverfügbarkeit • Datenerhebung /
• Datenqualität Kosten- -beschaffung
Nutzen- • Datenkonsolidierung
Relation • Infrastruktur
• Datenqualität

Nutzen Kosten

Quelle: Detecon 2008

20
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

Von der potenzialorientierten Kundenwertermittlung zur


„Fünf Goldene Regeln“ einer Systematik
Vertriebsstrategie: Skizzen
zur Kundenwertermittlung

Versicherungen. Der Lösungsansatz von Detecon zur  Zukunfts-/Potenzialorientierung


Ermittlung des Kundenwerts bei Versicherungsunterneh- • Keine rein vergangenheitsbezogene Bewertung
men bezieht sich auf definierte Kollektive von Versicherungs- • Einheitliche Betrachtung der Zeiträume
nehmern (Kundengruppen). In die Betrachtung fließen auf
der einen Seite die zu erwartenden Versicherungsbeiträge  Operationalisierbarkeit von Indikatoren
über die Laufzeit und die erwarteten Kapitalerträge ein. • Messgrößen und Wertebereiche identifizieren
Diesen werden die Abschlusskosten, die laufenden Ver- • Qualitative Komponenten ggf. über Scoring-
waltungskosten und ein statistischer Wert für zukünftige modell bewerten
Versicherungsleistungen gegenübergestellt. Ergänzt wird
die Betrachtung um Cross Selling-Potenzial und Empfeh-
 Einbindung der relevanten Mitarbeiter an den
Customer Touch Points
lungswert des Kunden, abgeleitet aus Kundenzufrieden- • Informationen aus direktem Kundenkontakt
heit, sozialer Vernetzung und Meinungsbildnerkompetenz. einbinden
Abgezinst auf den Gegenwartszeitpunkt ergibt sich ein Bar- • Kennzahlenbasiertes Verfahren zur Vermeidung
wert über den die einzelnen Kundengruppen miteinander von Subjektivität
verglichen werden können.
 Sicherstellung der Effizienz des Verfahrens
Wie könnte das Modell unter Berücksichtigung der Kun- • Fester Zeitrahmen zur Durchführung der
Bewertung vorgeben
denpotenziale in Zukunft aussehen? Der Barwert jedes
einzelnen Neuvertrages wird aus dem Standardbarwert des • Kundenwert nur in änderungsrelevanten
jeweiligen Kollektivs abgeleitet. Praktisch werden dann Zeiträumen ermitteln
einmal jährlich die Barwerte der angebotenen Tarife für
definierte Kollektive (Kundengruppen) ermittelt und den
 Gewährleistung der Vergleichbarkeit der Ergebnisse
• Vermeidung pseudo-genauer Werte durch
Vermittlern genannt bzw. in das Kaleidoskop der Vertriebs- klare Trennung von Messung und Schätzung
kanäle gespeist. • Bindung von Vertriebszielen an Kundenwert

Quelle: Detecon 2008

Prinzip der Kundenwertermittlung bei Versicherungen


Erwartung

KE
Kapitalerträge
Erlöse

Versicherungsbeiträge VB

Jahre
Verwaltungskosten VK
Kosten

Abschlusskosten AK
Der Kundenwert ergibt sich
aus den abgezinsten Ein- und Versicherungsleistungen VL
Auszahlungsströmen – und
der Länge des Betrachtungs-
zeitraumes. Barwert

Quelle: Detecon 2008

21
Zurück zum Kunden

Die Steuerungsebene richtet sich dabei nach der Granularität die einzelnen Key Accounts für den Gesamterlös hatten.
der Daten: Es können die Versicherungssparten sein, die Die ABC-Analyse konnte damit eine erste Indikation für
Kundengruppe, die Region oder sogar die einzelne Agentur den Kundenwert geben. Es blieb aber die Frage offen, ob
beziehungsweise der einzelne Vertrag. und wie profitabel die Umsätze mit diesem Kunden für die
Bank waren, da die vom Kunden verursachten Kosten nicht
Um das Verfahren möglichst einfach zu handhaben, wird in betrachtet wurden. Abhilfe schafft hier eine Betrachtung
der Regel ein pragmatischer Ansatz angewendet: der Deckungsbeiträge. Sie verlangt eine Zuordnung aller
1) zunächst Einführung eines einfachen Modells mit relevanten Kosten auf den Einzelkunden. Relativ unpro-
aktuell vorliegenden Zahlen blematisch ist die Zuordnung der direkten kunden- oder
produktbezogenen Kosten. Die Kostenblöcke „Personal“
2) im nächsten Schritt iterative Verfeinerungsstufen
und „IT“ z.B. sind jedoch nur über entsprechende Schlüssel
durch Einbezug von weiteren Daten
zuzuordnen.40
3) schließlich Schätzung des Entwicklungspotenzials
von Kunden in der Langfristbetrachtung mit Detecon hat einen Ansatz zur Kundenwertermittlung für
abdiskontierten Zahlen Banken entwickelt, der klar zwischen quantitativen Größen
(Deckungsbeitrag) und qualitativen Größen unterscheidet:
Banken. Über lange Zeit hat die Mehrzahl der Banken sehr Zunächst werden zur Ermittlung des aktuellen Kunden-
komfortabel mit der ABC-Analyse gearbeitet, die Kunden deckungsbeitrags von den direkten Erlösen die direkten
auf Grund ihres Vermögens (Assets under Management) Kosten abgezogen. Anschließend werden zur Berechnung
oder ihrer Erlöse einem Segment zugeordnet. Hierdurch des Kundendeckungsbeitrags weitere Gemeinkostenblöcke
wurde offensichtlich, welche Kundensegmente welchen abgezogen. Der so ermittelte direkte Deckungsbeitrag wird
Beitrag zum Bankerlös beisteuerten und welche Bedeutung fein kalibriert mit Faktoren, die das Zukunftspotenzial des

Berechnungsmodel des Kundenwertindex im Banking

Kunden-Deckungsbeitrag Kundenpotenzial Kundenwertindex


• Bruttoerlöse • Handelserlöse
• Zinserträge • Weitere Erlöse Der Kundenwert ergibt
• Erträge aus Kommissionen sich aus den abgezinsten
Kooperationspotenzial
./. • Einzelkosten des Kunden • Kommissionen
Ein- und Auszahlungs-
• Kapitalkosten • Weitere produkt- strömen – und der Länge
• Kosten bezogene Kosten des Betrachtungszeit-
raumes.
= Positionen-Deckungsbeitrag Innovationspotenzial
./. • Rabatte/Nachlässe • Provisionsnachlässe
• Zinsnachlässe • Weitere Sonder-
konditionen
= Transaktionen-Deckungsbeitrag x Referenzpotenzial =
./. Individuelle Kundenberatung
Allgemeine Serviceleistungen
= Kunden-Deckungsbeitrag
./. Center Management: Informationspotenzial
Marketing- und Vertriebskosten
Beschwerdemanagement
= Kundengruppen-Deckungsbeitrag
./. Kosten der Infrastruktur (IT, usw.)
Weitere Overhead-Kosten Cross-Selling Potenzial
= Center-Deckungsbeitrag

Quelle: Detecon 2008

22
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

Kunden schätzen. Die Kombination beider Wertgrößen er- Eine trennscharfe Segmentierung des gesamten
gibt den Kundenwert-Index; er ist Basis für alle weiteren Kundenstammes zur Vorbereitung segmentspezifischer
Kundenmanagement-Aktivitäten sowie für die Gestaltung Vertriebsmaßnahmen erfordert die Kombination von drei
aller zugrunde liegenden Unternehmensstrukturen. Dimensionen:
Dimension 1: Klassifikation der Kunden nach der Herkunft
Der ermittelte Kundenwertindex berücksichtigt noch nicht
ihres Vermögens (Unternehmer, Angestellter, Erbe usw.)
die Position des jeweiligen Kunden in seinem Lebenszyklus,
die seine aktuelle und vor allem seine zukünftige Nach- Dimension 2: Klassifikation nach verhaltensrelevanten
frage bestimmt. Deshalb wird der Kundenwert anschlie- Merkmalen (selbstständige Anlageentscheidungen, Über-
ßend noch mit soziodemographischen Kriterien (Alter, gabe des Mandats an die Bank usw.),
Geschlecht, Familienstand usw.), kundenbezogenen öko-
Dimension 3: Einteilung der Kunden nach Lebensphasen
nomische Kriterien (Einkommen, Einlagen usw.) und/oder
(Eintritt ins Berufsleben, Gründung einer Familie, Erwerb
dem Reifegrad der Kundenbeziehung (Eintritt ins Berufs-
einer Immobilie, Ruhestand, usw.)
leben, Erwerb einer Immobilie usw.) kombiniert.

Beispiele für die Positionierung von Kunden in einen Kundenlebenszyklus: Credit Suisse und UBS

Lebensphasenmodelle im Wealth Management

Quelle: Screenshots von Credit Suisse, 2008, (https://entry.credit-suisse.ch/csfs/p/b2c/de/lebensphasen/index.jsp) und


UBS, 2008, (http://www.ubs.com/1/g/ubs_ch/private/lifecycle.html)

23
Zurück zum Kunden

Bei einer englischen Bank ergab sich aus der Kombination • Cross und Up Selling in Kunden mit hohem Potenzial
dieser drei Dimensionen bspw. ein Würfel mit 48 Zellen Derzeit wird der Kundenwert eher geschätzt, da eine
einzelner Kundensegmente. Die anschließende Profitabili- Gesamtkundensicht die Ausnahme ist. Welche
tätsanalyse wies – wenig überraschend – nach, dass ca. 60% Produkte biete ich welchen Kunden zusätzlich
des Gewinns der Bank mit nur wenigen Kunden erzielt an? (Cross- / Up Selling).
wurde. Für diese Kunden wurden optimale Service- und
• Limitierung des Aufwandes für Kunden mit mittlerem
Produktlösungen zur Kundenbindung entwickelt; für die
Potenzial: Bei welchem Kunden lohnt sich ein inten-
restlichen Segmente leitete die Bank gezielt Maßnahmen
sives Beratungsgespräch innerhalb der Filiale oder
zur Profitabilitätssteigerung ein.41
ist ein Anschreiben, ein Anruf sogar eine E-Mail effizi-
enter? Oder übergebe ich ihn gezielt einem anderen
Wenn das Unternehmen in der Lage ist, die Kundenwerte
Vertriebskanal (Bank, Primärprodukthersteller, …)?
und langfristigen Kundenpotenziale zu bestimmen, legt
Wie lassen sich Vertriebs-, Service- und Marketing-
es in einem nächsten Schritt die Ziel-Kundengruppen
Strukturen anpassen? Wo ist die Grenze des Aufwandes
fest. Wen will es erreichen? Dann: Wie ist der Wert dieser
zu setzen? (Multi Channel Management).
Kunden beziehungsweise dieser Kundengruppe einzuschät-
zen? Wie werden unprofitable zu profitablen Kunden? • Effiziente Akquise und Betreuung von Kunden mit
Und schließlich: Wie viel möchte das Unternehmen lang- geringem Potenzial: Welche Kunden sollen
fristig in diese Beziehung investieren? gehalten – oder lieber bei nächster Gelegenheit
ziehen gelassen werden? (Churn Management)

Verteilung der Kunden auf Wertsegmente


h
c

1000 €
ho

1000 €
50% 50%
5% 5%
Reifer Topkunde Topkunde mit Potenzial

20%
lit
bi

10% 100 € 10% 7% 150 €


ta

Verteilung der
ofi

el

Kundenbasis auf
itt
Pr
m

Profitabler Topkunde Aufsteiger Wertsegmente


42%
Durchschnittlicher
2% relativer Deckungs-
-10% -50€ -10% -100€ beitrag eines
rig

Kunden im Segment
Underperformer Start up
ed
ni

Durchschnittlicher
niedrig mittel hoch absoluter Deckungs- Analysen zeigen die Vertei-
beitrag eines
Kunden im Segment lung der Kunden und die
Kundenpotenzial
Wertigkeit der Segmente

Quelle: Detecon 2008

24
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

Voraussetzung für eine valide Beantwortung dieser Fragen Eine effektive Steuerung erfolgt über die Entlohnung des
sind sehr gute Markt- und Kundendaten (Data Mining) Vertriebs
und ein praktisch-analytischer Ansatz zur Ermittlung des
Kundenwertes. Der erste Schritt einer Ermittlung der Ist- Notwendige Ergänzung einer Kundenwertbetrachtung ist
Kundenwerte ist dabei der leichteste. Aus der Klassifizie- die Entwicklung eines Entlohnungs- und Anreizsystems für
rung der Kundengruppen kann man dann Normstrategien den Vertrieb. Wie gestalte ich die Entlohnungs- und Pro-
für den Vertrieb ableiten bzw. bereitzustellende Service- visionierungsmodelle für meinen Vertrieb richtig, damit
Module definieren. Beispiele für kundenwertorientierte dieser seine Vorgaben erfüllt?
Vertriebsstrategien lassen sich wie in der Grafik „Kunden-
wertbasierte Vertriebsstrategien“ illustrieren. Der Markt für z. B. langfristige Finanzdienstleistungspro-
dukte (Lebensversicherung, Investmentprodukte) ist in
Hat das Unternehmen mit der notwendigen analytischen hohem Maße durch Vermittler geprägt. Der überwiegende
Genauigkeit den Wert seiner Kundenbeziehung bestimmt, Teil des Neugeschäfts in diesem Markt wird heute durch
so bleibt doch eine Aufgabe ungelöst: Selbst die besten und Finanzberater verkauft. Die Bindung eines Vermittlers an
erfolgversprechendsten Vertriebstrategien nutzen wenig, ein Unternehmen hängt aber nun wesentlich von den Pro-
wenn nicht der Vertrieb zwingend den sorgsam erarbei- visionierungsstrukturen der Branche ab.
teten Vorgaben folgt. Dies gilt umso mehr, je differenzierter
der Vertrieb und je unterschiedlicher die einzelnen Ver- Diese basieren im gegenwärtig vorherrschenden Entloh-
triebsarten sind. Und vor allem natürlich, wenn bei Fremd- nungssystem42 größtenteils auf Erstprovisionen. Zumindest
vertrieben die Entlohnung/Provisionierung in der Regel die für unabhängige Finanzberater lohnen sich Umschich-
relevante Maßgröße zur Beeinflussung des Verhaltens ist. tungen im Produktportfolio ihrer Kunden und deren
„Untreue“ gegenüber Banken und Versicherungen.

Kundenwertbasierte Vertriebsstrategien

Perspektiv-Kunden: Performance-Kunden: Blue-Chip-Kunden:


• schlechte Ergebnisse bei großem • mittlere Ergebnisse bei großem Potenzial • gute Ergebnisse bei immer noch großem
Potenzial Betreuungsstrategie: Potenzial
Betreuungsstrategie: • aggressive Betreuungsstrategie Betreuungsstrategie:
• aggressiv, wenn möglich • intensiv betreuen, fördern, Kunden binden
Potenzial ausschöpfen
• Zurückfahren
Mitnahme-Kunden: Selektiv-Kunden: Performance-Kunden:
Potenzial

• schlechte Ergebnisse bei beschränktem • mittlere Ergebnisse bei beschränktem • gute Ergebnisse bei beschränktem
Potenzial Potenzial Potenzial
Betreuungsstrategie: Betreuungsstrategie: Betreuungsstrategie:
• Kosten senken • Betreuungskosten steuern • Kundenbeziehung ausbauen bei gleich-
• Betreuungsaktivitäten zurück fahren • Kundenbeziehung ohne Mehrkosten bleibender Betreuungsintensität
ausbauen

Verzichts-Kunden: Mitnahme-Kunden: Abschöpfungs-Kunden:


• schlechte Ergebnisse bei bereits aus- • mittlere Ergebnisse bei ausgeschöpftem • gute Ergebnisse bei ausgeschöpftem
geschöpftem Potenzial Potenzial Potenzial
Betreuungsstrategie: Betreuungsstrategie: Betreuungsstrategie:
• Kunden verlieren wollen • Betreuungsaktivitäten zurückfahren • Betreuungskosten steuern
• Pricing-Modell überprüfen • Betreuungsaktivitäten wenn mögl. zurück-
fahren / Kunden halten
Ergebnis
Quelle: Detecon 2008

25
Zurück zum Kunden

Tendenziell gilt diese versicherungs-affine Argumentation


Beispiel Versicherungen: Von der Abschlussprovision – hin auch für Bankprodukte. Bei Anlageprodukten, wie Invest-
zur Ratenprovision
mentfonds und sonstigen langfristigen Anlagen, sind eben-
Abschlussprovision falls Einmalprovisionen üblich; bei anderen Bankprodukten
Höhe der jeweiligen
Abschlussprovision

wünscht sich mancher Bankenvorstand eine Entlohnungs-


form, die nicht nur den Verkauf fördert, sondern auch den
langfristigen Ertrag für das Unternehmen.
Veränderungen in diesem Markt erfolgen langsam. Aber es
1. Jahr 2.Jahr Heute n Jahr gibt Bestrebungen, die Entlohnungsstrukturen im Hinblick
auf eine Stabilisierung und Optimierung des Geschäftes
Summe der verschiedenen

Ratenprovision zu verändern. Dies könnte durch gebührenorientierte


Entlohnungsmodelle geschehen, oder durch eine Provisions-
Ratenprovision

struktur, die Dauer und Profitabilität der Kundenbeziehung


für den Produktgeber stärker berücksichtigt.43 Entscheidend
1. Jahr 2.Jahr Heute n Jahr ist die geeignete Operationalisierung der Werte zur Her-
= Provision = zukünftig erwartete Provision stellung einer Win-Win-Beziehung beim Einsatz der unter-
schiedlichen Vertriebsarten, damit die Steuerungsimpulse
der Wertorientierung auch praktisch umgesetzt werden.
Die Abschlussprovision bietet in der Regel nur kurzfristige Anreize
für einen Geschäftsabschluss. Sie berücksichtigt nicht den langfri- Die systematische und professionelle Nutzung einer Kun-
stigen Wert einer Kundenbeziehung. denwertorientierung bei der Vertriebssteuerung ist heute
Quelle: Detecon 2008 ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für Banken und
Versicherungen, weil sie die Kundenloyalität fördert und
Unabhängige Finanzberater sind verpflichtet, guten eine effiziente, zielgerichtete Nutzung der möglichen Ver-
Rat zu geben, und das bessere Produkt ist bekannt- triebeswege ermöglicht.
lich des guten Feind. Die heute dominierende einmalige
Wohin führt die Rückbesinnung auf den Kundenwert?
Abschlussprovision vernachlässigt nicht nur den lang-
fristigen Kundenwert für das Unternehmen, sondern ist Ziel der ganzen Bemühungen um einen kundenwertorien-
auch für den Vertrieb nicht unbedingt von Vorteil: Das tierten Vertrieb ist eine Verbesserung der Kundenbetreu-
aktuelle Einkommen des Vertriebes schwankt mit der ung. Eine bessere Kundenbetreuung bedeutet eine längere
Marktstimmung. Spitzeneinkommen werden durch Durst- Kundenbindung und damit langfristig mehr Erträge für den
strecken abgelöst. Ein konstantes langfristiges Einkommen Anbieter. Der Einsatz des richtigen Vertriebskanals für die
(Bonität des Vertriebes!) ist nur schwer nachzuweisen. Eine anvisierten Kundengruppen mit den richtigen Produkten
Ratenprovision vermeidet diese Nachteile für den Vertrieb – und die zeitgenaue Adressierung von Angeboten an den
und kann sich am langfristigen Kundenwert und der Dauer Kunden ist entscheidend. Dies bedeutet allerdings gegen-
der Kundenbindung orientieren. über der heutigen Situation einen Paradigmenwechsel.

Heute Morgen
Einfach, nachvollziehbar, modular,
Leistungsangebot Kompliziert, Produktcharakter
serviceorientiert. Dienstleistung
„Antragsteller“, „Abnehmer“, „Leistungsemp-
Wahrnehmung der Kunden- fänger“, „Anspruchsteller“, „Geschädigter“, Kunde, Partner einer Gemeinschaft,
beziehung „Versicherungsnehmer“, „Bankkunde“, Fokus auf Problemlösung, Hilfe
„Depotinhaber“

Gestaltung der Kundenbeziehung Einfach Vielschichtig, individuell

Beschäftigung von wenigen Hauptvertriebs- Nutzung der Vertriebskapazität einer Vielzahl


Vertrieb
wegen in eigener Regie von Organisationen, zunehmend ausgelagert

Deckungsbeitragsorientiert, wertorientiert,
Vertriebssteuerung Stückprämien, Umsatzprovision
potenzialorientiert, Life Cycle orientiert

Quelle: Detecon 2008

26
Detecon Spotlight • Financial Services – Banking & Insurance

8.
Wie unterstützt Detecon?
Was müssen Finanzdienstleister jetzt tun?
Aus unseren Projekten und unserer Branchenerfahrung
haben wir verschiedene Imperative für die Finanzdienst-
leistungsunternehmen abgeleitet, die sich auf den kunden-
wertorientierten Vertrieb und seine Steuerung beziehen:

1. Die Produkte müssen einfacher, modularer und


kundengruppenadäquat konzipiert sein. Services
müssen Anbieter zusätzlich differenzieren.
2. Marketing, Vertrieb und Kundenbetreuung müssen als
organisatorisch eingespieltes Team die Kompatibilität
von Kundenwünschen, Vertriebsprovisionen und
Unternehmensprofitabilität sichern.
3. Der Vertrieb muss wertorientiert auf die richtigen
Kundengruppen gesteuert werden, deren spezifizierten
Kundenbedürfnisse er erfüllen kann.
4. Die Beziehungen des Unternehmens zum Kunden
müssen über Hilfestellung und Problemlösung
vielfältiger und emotionaler werden.
5. Das wesentliche Know how eines Finanzdienstleisters
betrifft das Risikomanagement, die Finanzprodukt-
kompetenz – und die wertorientierte Steuerung
der Kundenbeziehung. Der Rest ist Beiwerk. Völlig
unerheblich ist es, ob das Unternehmen einen eigenen
Vertrieb hat oder diese Leistung zukauft.
Lösungsansätze mit Detecon
Bei der Umsetzung von kundenwertorientierter Vertriebs-
steuerung unterstützt Detecon in vielfältigen Einzel-
aspekten. Hierzu gehören unter anderem:
• Kundenwertmodelle: Analytik
• CRM-Konzepte und Implementation
• Datawarehouse-Konzepte
• Wertorientierte Entlohnungssysteme zur Steuerung
des Vertriebes
• Reorganisationskonzepte zur Unterstützung der Neu-
aurichtung einer Kundenwertorientierung
• Ausrichtung der IT-Architekturen zur Unterstützung
von Vertrieb und Betrieb gemäß Kundenwert-
orientierung
• Verursachungsgerechte Kostenzuordnung für eine
Kundenwertermittlung (beispielsweise bei der IT
mittels Business Services Management)

27
Zurück zum Kunden

Detecon Spotlight Detecon International GmbH


‘Detecon Spotlight’ behandelt aktuelle Fragestellungen aus Detecon International ist eines der weltweit führenden
unterschiedlichen Branchen. Detecon-Experten zeigen, wie Unternehmen für integrierte Management- und Technologie-
Sie mit Hilfe modernster Informations- und Kommuni- beratung und entstand 2002 aus der Fusion der beiden
kationstechnologien aktuellen Marktentwicklungen Rech- Beratungshäuser DETECON und Diebold. Auf der Basis
nung tragen und damit neue Geschäftspotenziale erschlie- umfangreicher Kompetenzen im Bereich der Informa-
ßen können. tions- und Kommunikationstechnologie (engl.: ICT) berät
Detecon Kunden aus allen Schlüsselbranchen.
Detecon International GmbH
Redaktion Spotlight Im Fokus steht dabei der Aufbau neuer Geschäftsmodelle,
Frankfurter Straße 27 die Optimierung bestehender Strategien und die Steigerung
D-65760 Eschborn der Unternehmenseffizienz durch Strategie-, Organisa-
Fon +49-6196-903-132 tions- und Prozessverbesserungen. In Verbindung mit
spotlight@detecon.com der herausragenden Technologie-Expertise von Detecon
www.detecon.com ermöglicht uns dies eine Beratung entlang der gesamten
Wertschöpfungskette unserer Kunden.

Die Grundlage unserer Dienstleistungen bilden das


Branchen-Know-how unserer Consultants und unser ge-
wonnenes Wissen aus erfolgreichen Management- und
ICT-Projekten in über 100 Ländern. Detecon ist ein
Tochterunternehmen der T-Systems, der Geschäftskunden-
marke der Deutschen Telekom.

Copyright © 2008 Detecon International GmbH. All rights reserved. May 2008

28
1 21
Rationale Konsumenten beauftragen einen Vermittler ihres Ver- Die 50% der Haushalte in Deutschland mit dem geringsten Net-
trauens, das Puzzle aus Wohngebäude- und Hausratversicherung, tovermögen [unter 35000 Euro je Haushalt] hatten 2003 einen
Wohngebäude- und Gewässerschadenhaftpflicht günstig zusam- Anteil von weniger als 4% am gesamten Nettovermögen.
menzusetzen. Die entscheidende Voraussetzung hierbei ist jedoch: 22
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Ausländerzahlen 2005
Vertrauen zum Vermittler – wenn schon die Produkte kompliziert 23
sind. Adaptive-IT Study, Detecon 2008
24
2
Anders die Anbieter von Fondsprodukten und manche Direkt- Heute strengen sich die Anbieter jedoch eher an, einen Modulbau-
banken mit minutiös konzipierten Verkaufskampagnen. kasten an komplementären Bausteinen zu verhindern: Ihre Mittel
hierzu sind unübersichtliche Tarife, überlappende Deckungen und
3
Anleger achten vermehrt auf Sicherheit beim Investment, IAM unvariable Produktbausteine, bei denen Zusätze und Ergänzungen
2007 - Pressemeldung Nr. 10 / Juli 2007, http://iam-online.de zu teuren Doppeldeckungen führen.
4
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 20. Januar 2008: „Gu- 25
psychonomics AG, „Kundenmonitor Assekuranz 2005“ und VERSI-
ten Tag! Wie lege ich 50.000 € an?“ Der Artikel kommt zu dem CHERUNGSVERTRIEB DER ZUKUNFT
Schluss: Wer gute und individuelle Empfehlungen wünscht, muss 26
sich selbst helfen und auf eigene Faust investieren. Deutsche Bank, Industry Analysis, 27 September 2007. „German
IFAs The road ahead – breakout from structural stagnation?”, To-
5
2006 hat sich die Gesamtzahl der Zweigstellen von insgesamt wers Perrin Tillinghast “Tillinghast Channel Survey”.
44.100 um 3.768 Filialen bzw. 8,5 % auf 40.332 verringert. Ohne 27
Einbeziehung der Deutschen Postbank AG fiel die Gesamtzahl um „Treue“(30% ) und „Fordernde“ (25%) Bankkunden: Andere Typen
3,5 %. Seit 1995 wurden 40,6 % der Zweigstellen aller Banken- sind : „Unabhängige“, „Zugeknöpfte“ und „Eingeschränkte“, die
sektoren abgebaut. [Deutsche Bundesbank, 07.09.2007, Entwick- neuen Vertriebswegen offener gegenüber sind.
28
lung des Bankstellennetzes im Jahr 2007] 72 Prozent der Bankkunden in Deutschland haben bei ihrer Haupt-
6
Mittlerweile besinnen sich die Banken auf das Retail-Geschäft bank einen persönlichen Ansprechpartner. 38 Prozent aller Kun-
zurück. Unbeziffert bleibt, welchen Preis Banken für die Aus- den nutzen ausschließlich die Filiale. (psychonomics AG, Kunden-
dünnung des Filialnetzes in Form entgangener Umsätze zahlen monitor Banken 2006)
29
mussten. Stefan Thomke: R&D Comes to services: Bank of America’s Path-
7
TNS Infratest, repräsentative Telefonumfrage, Juli 2007. TNS kom- breaking Experiments, Harvard Business Review 2003
30
mentiert dieses Ergebnis als „nur mäßige Wechselbereitschaft der http://www.ftd.de
Deutschen“ 31
Trotzdem wird unserer Meinung nach dieser Trend sich fortsetzen,
8
psychonomics AG „Kundenmonitor Assekuranz 2005“ vor allem bei Allfinanzanbietern
32
9
Mannheimer Institut für praxisorientierte Sozialforschung (ipos), FAZ, 18.1.2008
http://www.die-bank.de 33
http://www.der-freie-bankberater.de
10
psychonomics AG, Kundenmonitor Banken 2006 34
Forrester, 2007, The Sources Of ING Direct’s Success,
11
Forrester’s Consumer Technographics 2005 European Study (Basis: 35
http://www.finanz-content.de
23095 europäische Verbraucher mit einer Hauptbankverbindung) 36
Michael Rajiv Shah, Finanzdienstleistung in Indien - Teil I
12
Eine Rückbesinnung der Finanzdienstleister auf diesen Sachverhalt 37
Traditionell haben Versicherungen ihren Vertrieb stärker aus-
ist eine Auszeichnung, die im Namen der österreichischen Ban-
gelagert als Banken, zum Beispiel über Makler, Mehrfachagenten
ken- und Versicherungskunden vergeben wird. Sie zeichnet nicht
38
die beste oder günstigste Bank oder Versicherung aus, sondern Ein Meinungsbildner kann dabei ganz praktisch auf zwei Wegen
die von den Kunden am meisten weiter empfohlene Institution. ermittelt werden. Direkt: Neukundenbefragung wie sie zum
Basis dieses“ Recommender Award“ ist der „Net Promoter Score“ Unternehmen gekommen sind, bzw. Bestandkunden was sie zum
der die Bereitschaft zu weiterer Empfehlung misst. financenet, Cross/Up-Selling bewegt hat. Indirekt: Errechneter Faktor aus
Wunderwaffe Net Promoter Score, 23.2.2007 Persönlichkeitsdaten des Kunden (z.B. ist man Vereinsmitglied, in
13
welcher Funktion, Beruf, gesellschaftliche Stellung)
Statistisches Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2006
39
14
WERNER GLEISSNER, Wertorientierte Unternehmensführung –
BAFIN, Statistik der Erstversicherungsunternehmen 2006
Kundenmanagement und Vertrieb einer Versicherungsgesellschaft
15
http://www.bmi.bund.de 40
Der Business Service Management Ansatz von Detecon ermöglicht
16
Prognos, Zukunftsatlas 2007 – Deutschlands Regionen im eine direkte Zuordnung der IT-Kosten zu den einzelnen Geschäfts-
Zukunftswettbewerb vorfällen.
17
In Zukunft werden noch mehr Deutsche allein wohnen, FAZ, 41
Wübker, Georg / Engelke, Jan / Meier, Anne-Kathrin: Segmentie-
21.12.2007 (Haushaltsvorausberechnung 2007 des Statistischen rung in der Finanzbranche – Kundenpotenziale erschließen. Er-
Bundesamtes) schienen in: Die Bank, 5/2007, S.44-50
18
Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2005. 42
Ähnliches gilt für Investmentgeschäfte und Vermögensverwaltung,
19
Der Dritte Armuts- und Reichtumsbericht soll im Frühjahr 2008 bei denen Vermittlungsprovisionen in erstaunlich unterschiedlicher
von der Bundesregierung verabschiedet werden. Höhe der Anlagesumme anfallen [FAZ 29.12.2007]
http://www.bundestag.de/aktuell 43
Datamonitor: Customer Loyalty in Long-term Financial Services
20
Lebenslagen in Deutschland – Der 2. Armuts- und Reichtumsbe- March 2007
richt der Bundesregierung
www.detecon.com

Вам также может понравиться