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Massenproteste in Hongkong
Selbst die Organisatoren der Proteste waren überrascht davon, wie viele Menschen
ihrem Aufruf folgten. "Wir hatten eine Ahnung, dass der Widerstand gegen das
Auslieferungsgesetz groß ist", sagt Avery Ng Man-yuen, der Vorsitzende der
Hongkonger Liga der Sozialdemokraten (LSD). "Aber das Ausmaß der
Demonstration übertraf unsere Erwartungen bei weitem."
Am Ende zählten die Organisatoren mehr als eine Million Teilnehmer. Damit war die
Demonstration in Hongkong in der Nacht zu Montag nach Einschätzung lokaler
Beobachter die größte seit dem Protest gegen die blutige Niederschlagung der
Demokratiebewegung am 4. Juni 1989. Hunderttausende gingen gegen ein
geplantes Gesetz auf die Straße, mit dem Auslieferungen nach China ermöglicht
werden sollen. Das geplante Gesetz würde den Behörden erlauben, auf Ersuchen
chinesischer Stellen Verdächtigte an die kommunistische Volksrepublik
auszuliefern. Demonstranten trugen Schilder mit "Keine Auslieferung nach China"
oder "Nach China ausgeliefert, für immer verschwunden".
Als einige Hundert Radikale versuchten, den Legislativrat und Regierungssitz zu Anmelden
stürmen, eskalierten die friedlichen Massenproteste: Die Polizei setzte
Schlagstöcke und Pfefferspray ein, nachdem Demonstranten Absperrgitter
eingerissen hatten. Auf beiden Seiten gab es Verletzte.
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Hongkong: Aufstand im Sonderverwaltungsgebiet
Der Protest belebt eine Opposition, für die es seit dem Scheitern der Occupy-
Bewegung von 2014 immer schwieriger geworden war, Massen zu mobilisieren.
Damals gingen in Hongkong Hunderttausende für Freiheit und Demokratie auf die
Straße, zumeist junge Aktivisten hatten das Zentrum der Wirtschaftsmetropole für
fast drei Monate lang lahmgelegt. Als Reaktion auf die Demonstrationen von 2014
zog Peking die Zügel enger. Die Spielräume der Hongkonger Regierung werden von
Jahr zu Jahr geringer, vom Erziehungs- bis zum Justizwesen.
Die Aussicht, Peking künftig nicht nur politisch, sondern auch juristisch immer
stärker ausgeliefert zu sein, rührt an einer Urangst vieler Hongkonger - weit über
das Milieu der Studierenden hinaus, welche die Occupy-Bewegung trugen.
Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China nach dem
Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" als eigenes Territorium autonom regiert. Die
sieben Millionen Einwohner der heutigen chinesischen Sonderverwaltungsregion
genießen größere Freiheiten als die Menschen in China, darunter das Recht auf
Versammlungsfreiheit.
Trotz des Widerstands und der Angst in der Bevölkerung vor dem
Auslieferungsgesetz hält die umstrittene Regierungschefin Carrie Lam daran fest.
"Ich habe keinerlei Anweisungen oder Mandat von Peking erhalten, den Entwurf
voranzubringen", beteuerte Lam. Vielmehr geht es aus ihrer Sicht darum,
Hongkongs Verpflichtungen im Kampf gegen grenzüberschreitende Verbrechen zu
erfüllen.
Reportage
Michael Meißner
Hatte es zuletzt so ausgesehen, als sei die Opposition ermattet und als könnte
Peking seinen Einfluss ungestört ausbauen, deutet der Protest vom Sonntag an,
dass die Hongkong-Frage keineswegs gelöst ist: Denn anders als auf dem
chinesischen Festland, wo Nachrichten von Protestbewegungen drastisch zensiert
werden, herrscht in Hongkong - noch - Meinungs- und Pressefreiheit. Chinas
Führung, zurzeit ganz auf ihr geopolitisches Ringen mit den USA konzentriert, hat
fünf Jahre nach ihrem vermeintlichen Sieg über die Occupy-Bewegung ein Problem
zurück, das sie bereits überwunden zu haben glaubte.
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