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Ethnologie der Globalisierung

Julia Pauli

Ethnologie und
Globalisierung

Institut für Ethnologie


Universität Hamburg
WiSe 2014
Agora Raum
Hier finden Sie den Vorlesungs- und den Tutoriumsplan

Hier finden Sie alle in der Vorlesung genannten Grundlagentexte

Name des Raums: Globalisierung Wise 14/15


Passwort: Appadurai
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Leistungspunkte:
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auf
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b) die ausgewählten Schlüsseltexte (siehe Seminarplan)
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o Ich trage die Ergebnisse in Stine ein
o D.h., dass Sie sich in Stine anmelden müssen
Letzte Sitzung

• Definitionen von Globalisierung


• Entwicklung(en) von Globalisierung
• (Falsche) Annahmen über Globalisierung
• Einschätzungen der Globalisierung
• Eriksens Dimensionen von Globalisierung
Letzte Sitzung: Nachtrag

• Was ist mit Nummer 7? (Eriksens Liste)


ANTWORT: Es gibt keine Nr. 7; Die Liste hat nur 9 Punkte!

• Ein globaler Fall: Whiteness in Zimbabwe


Gegen Ende der heutigen Sitzung
Heutige Sitzung

• Ethnologie und Globalisierung


i. Fachgeschichtliche Verortung
ii. Theoretische Perspektiven
iii. Methodologische Perspektiven

• Ein globaler Fall: Whiteness in Zimbabwe


Ethnologie und Globalisierung
Perioden Zeit Fokus Paradigma Theoretiker

‘Formativ’ Ende 19 Jh. Von ‚Primitiv‘ Kulturevolutionismus Tylor, Frazer,


nach ‚Zivilisiert‘ Morgan
‚Klassisch‘ 1900-1945 Nicht staatliche Historischer Boas,
Organisationen Partikularismus; Malinowski,
(Bands, tribes, Struktur-Funktionalismus Radcliffe-Brown
chiefdomes)
‚Modern‘ 1945-1980 Bauern, Stadt, Modernisierungstheorie; Wolf, Harris
Slums, Dependenztheorie;
Entwicklungs- Weltsystemtheorie
länder
‚Übergang‘ 1980-1990 Ethnologie selber Interpretative Ethnologie; Geertz,
Kritische Ethnologie; Clifford&Marcus,
Postmoderne; Foucault
Poststrukturalismus
‚Global‘ 1990- Transnationale, Vokabular und Appadurai,
Diasporen, ausgewählte Theorien der Friedman,
Nationen, Postmodernen Ethnologie Kearney
Ethnien
Nach Kearney 1996 und Lewellen 2002: Kapitel 3
Ethnologie und Globalisierung

Enge Verknüpfung zwischen Globalisierungs- und Postmodernen-


Ansätzen in der Ethnologie

Was ist die Postmoderne?


Und was ist postmoderne Ethnologie?
Das postmoderne Paradigma
Aus Skepsis gegen alle Arten von "großen Theorien" hat sich in den
Geisteswissenschaften vor allem seit den 1980er Jahren die Postmoderne
verbreitet
Der französische Philosoph Jacques Derrida prägte den Begriff
Dekonstruktion (deconstruction):
• Kritische Hinterfragung von Theorien und Begriffen und Aufdecken
ihrer historischen Gebundenheit, was gleichzeitig jeglichen
Allgemeingültigkeitsanspruch unterminiert

Der französische Philosoph und Ideengeschichtler


Michel Foucault betonte die Machtbedingtheit in allen
Wissenssystemen, auch dem der Wissenschaft
Postmoderne Ethnologie
In der Ethnologie anfänglich vor allem in den USA (Marcus&Clifford 1986)

Begünstigt durch fachspezifische Erschütterungen:


- Auseinandersetzung mit kolonialer Rolle der Ethnologie
(Malinowski-Tagebücher, Mead vs. Freeman)
Konsequenzen:
- Dekonstruktion und Sezieren ethnographischer Klassiker
- Experimentieren mit neuen ethnographischen Schreibweisen

Sehr heftige Auseinandersetzungen in der Ethnologie (z.B.


Teilung des Department of Anthropology in Stanford)
in den 1990er und 2000er Jahren
Postmoderne heute, fast 30 Jahre nach Clifford&Marcus

• Annäherung der extremen Positionen


• Fortdauernde Reflektion des Kulturbegriffs
• „Pragmantic-postmodern“ (Lewellen 2002: 38)

„The values of postmodernism, especially for the study of globalization, lie in


its critique of the unwarranted reality claims of traditional ethnographies,
in making anthropologists aware of the processes by which cultures
negotiate reality (…)” (Lewellen 2002: 46)
Theoretische Perspektiven:
Schlüsseltext: Gupta, Akhil und James Ferguson 1992: Beyond "Culture":
Space, Identity and the Politics of Difference. Cultural Anthropology 7(1):6-
23.
Schlüsseltext: Gupta, Akhil und James Ferguson 1992: Beyond "Culture":
Space, Identity and the Politics of Difference. Cultural Anthropology 7(1):6-
23.

Zusammenhang von Raum und Kultur


Schlüsseltext: Gupta, Akhil und James Ferguson 1992: Beyond "Culture":
Space, Identity and the Politics of Difference. Cultural Anthropology 7(1):6-
23.
Theoretische Perspektiven:
Schlüsseltext: Gupta, Akhil und James Ferguson 1992: Beyond "Culture":
Space, Identity and the Politics of Difference. Cultural Anthropology 7(1):6-
23.

o Essentialisierung des Verhältnisses von Raum und Kultur:


Die Nuer leben in ‚Nuerland‘
o ABER: Raum ist immer konstruiert (From space to place)
o Durch Globalisierung löst sich der räumliche Bezug nicht auf
o Appadurai: Production of locality
Theoretische Perspektiven:
Schlüsseltext: Gupta, Akhil und James Ferguson 1992: Beyond "Culture":
Space, Identity and the Politics of Difference. Cultural Anthropology 7(1):6-
23.

„Instead of stopping with the notion of deterritorialization, the pulverization of


the space of high modernity, we need to theorize how space is being
reterritorialized in the contemporary world.

Physical location and physical territory, for so long the only grid on which
cultural difference could be mapped, need to be replaced by multiple grids that
enable us to see that connection and contiguity – more generally the
representation of territory – vary considerably by factors such as class, gender,
race, sexuality, and are differentially available to those in different locations in
the field of power.“ (S. 20)
Methodische Perspektiven:
Schlüsseltext: Marcus, George 1995 "Ethnography in/of the World System:
the Emergence of Multi-sited Ethnography." Annual Review of Anthropology
24:95-117.
Methodische Perspektiven:
Schlüsseltext: Marcus, George 1995 "Ethnography in/of the World System:
the Emergence of Multi-sited Ethnography." Annual Review of Anthropology
24:95-117.

Ausgangspunkt:
Ende der ‚single-sited ethnography‘, d.h. ein/e Ethnologe/in an einem Ort für lange
Zeit (wie Malinowski und Co.)
Ende des Abarbeiten an großen Theorien (Marxismus etc.)

Anstelle dessen:
Mobile Ethnographien, ‚multi-sited ethnography‘
Methodische Perspektiven:
Schlüsseltext: Marcus, George 1995 "Ethnography in/of the World System:
the Emergence of Multi-sited Ethnography." Annual Review of Anthropology
24:95-117.

Vorgehen?
1.Follow the People (Malinowski! Diaspora- und Transnationalismusstudien)
2.Follow the Thing (z.B. Warenketten, engl. commodity change; Pliz Matsutake)
3.Follow the Metaphor (S. Sonntag, Aids and its metaphors)
4.Follow the Plot, the Story, the Allegory (Lévi-Strauss Mythenanalyse)
5.Follow the Life or Biography (Ruth Behar: Translated Woman)
6.Follow the Conflict (online/offline Konflikte)

ABER:
Trotzdem weiterhin Teilnehmende Beobachtung!
„There is still no other means of gathering some
types of information in depth.“
(Lewellen 2002: 59)
Matsutake Worlds Research Group
(Timothy Choy, Lieba Faier, Michael Hathaway, Miyako Inoue, Shiho
Satsuka, and Anna Tsing)

http://www.matsutakeworlds.org/

• Idee der ‚starken Kollaboration‘ als Methode der multi-sited ethnography


• Zusammenarbeit von verschiedenen WissenschafterInnen und simultan an
unterschiedlichen Orten der Welt
• Die Pilze werden auch zu ‚Akteuren‘ (Latour)
Ein globaler Fall

Highes, David McDermott 2010: Whiteness in


Zimbabwe. Race, Landscape, and the Problem of
Belonging. New York.
Ein globaler Fall

Hughes Ausgangsfrage:

Wie konnten weiße Simbabwer sich als weiße Afrikaner fühlen?


The Art of Belonging
Wie konnten weiße Simbabwer sich als weiße Afrikaner fühlen?

„I had a farm in Africa where the views were immensely wide.


Everything that you saw made for greatness, and unequalled
nobility… your woke up in the morning and thought: Here I am, where
I ought to be.“
(Dinesen 1937:3-4; auch bekannt als Karen Blixen)
Leere Landschaften
‚Weiße Siedler‘ Kolonien:
Zimbabwe, Zambia, Kenia, Tansania, Namibia, Südafrika

„For the majority of people, whites, the whole point of living in this country is to
avoid the sight of other human beings…That‘s the whole point of going on
safari, isn‘t it?“ (Marciano 1999)
Die Illusion/Lüge der leeren Landschaften
„Rhodesians adapted to Africa through their imaginative project. They did so on
broadly environmental terms. By fixating on the land, white writers and their
readers put out of their minds the social exile in which they lived“ (Hughes
2010: 5)
- Die weiße Bevölkerung Nord-Rhodesiens, ab 1980 Zimbabwes, betrug zu
keinem Zeitpunkt mehr als 5 Prozent
- 2000 gab es ca. 4500 weiße Farmer in Zimbabwe; die 33 Prozent des
Landes ‚besaßen‘ (Gesamtbevölkerung: 12 Millionen Einwohner)
Die britische Sehnsucht nach dem See
Zimbabwe hatte vor den Eingriffen der weißen Siedler keine Seen
Zimbabwe liegt auch nicht an der Küste
„The lack of standing water virtually offended whites: it was an environmental
insult!“ (Hughes 2010: 21)
Der Kariba Damm staut den Zambesi
(erbaut zwischen 1955-1959; damals das größte Wasserreservoir der Welt):
Vertreibung der Menschen und eine ökologische Katastrophe
Die britische Sehnsucht nach dem See
Umdeutung weißer Farmer und Naturschützer der ökologischen Katastrophe:
Dort hat es vor tausenden von Jahren schon mal einen See gegeben!

Aneignung des Sees als ‚natürliches Afrika‘:


„The sparkling blue water against the hazy backdrop of the Matusadona
escarpments gives one a lovely ‚welcome home‘ feeling“ (Erinnerungen von
Margret Peach „My Place in the Sun“ 2003)
Hydrologies of Hope
• 1970er Jahre: Bürgerkrieg, den 1980 Mugabe gewinnt
• 1980er Jahre: 2/3 der Farmer verlassen das Land;
Mugabe lässt die restlichen Farmer weitgehend in Ruhe, wenn sie sich nur
auf die Landwirtschaft konzentrieren
• 1990er Jahre: verbleibende Farmen bauen jede Menge Dämme und
verändern damit die Landschaft substantiell; Hoffnung, so bleiben zu
können

• 2000er Jahre: Einige liberale Farmer unterstützen die größte


Oppositionspartei MDC (Movement for Democratic Change)
• Ab 2000: Beginn der Vertreibung der weißen Farmer durch die ZANU-FP
(Zimbabwe African National Union – Patriotic Front); 2002: von 4500
Farmen noch 500 da; 10 weiße Farmer und tausende (!) schwarze Arbeiter
wurden getötet
Naming and Global Belonging
„ “We will live in this place.”
“But this is the chiefdom of Neharawa,” said the Africans.
“And we will call it Salisbury.”
The white men named places after themselves, and after the women they
were with or the women whom they had left behind, after the men they
wanted to placate or impress: Salisbury, Muriel, Beatrice, Alice Mine,
Juliasdale, West Nicholson. And they gave some places hopeful names:
Copper Queen, Eldorado, Golden Valley. And obvious names: Figtree,
Guinea Fowl, Lion’s Den, Redcliff, Hippo Valley. And unlikely, stolen
names: Alaska, Venice, Bannockburn, Turk Mine.
In 1896 the Ndebele people had rebelled against this European–ness.”
(Fuller 2003 Don’t lets go to the dogs tonight. S. 27)
Paderborn, Libertas, Persephone, Pamela, Krenzhof….
Tabakfarmer in Virginia, Zimbabwe
Weiße Farmer: Tabakfarmen als eine ‚natürliche Form der Bearbeitung
afrikanischer Landschaft‘:
„They have succeeded in giving local meaning to even the most global aspects
of their history“ (Hughes 2010: 77)
- Weiße Siedler Ende 19.Jh.: Benennung der Region östliche von Harare in
‚Virginia‘
- Nicht benannt nach Virginia in den USA sondern nach dem Tabak, der dort
herkommt, und den die weißen Siedler dann auch dort anbauten
- Aber wo kam der Tabak her? Und wo der Name Virginia?
Tabakfarmer in Virginia, Zimbabwe
Tabak: aus Mexiko und Kuba (Cortés und Kolumbus)
Virginia: 1585 benennt Sir Walter Raleigh die von ihm eroberten Ländereien
nach seiner jungfräulichen Königen Elisabeth ‚Virginia‘
1616 der Engländer Rolfe experimentiert in Virginia mit dem Tabakanbau und
heiratet eine indigene Frau
Die beiden reisen nach England und verbreiten die neuen Tabaksorten als
‚Virginia strain‘
Globalisierung

„An Amerindian crop – grown by an English-Indian couple, popularized in


Europe, and transplanted to Africa – miraculously justifies white‘s position in
Zimbabwe.“ (Hughes 2010: 77)
Globalisierung

Hughes Arbeit und die heutige Ethnologie:


1. Konstruktion von Kultur und Raum (Production of Locality)
2. Multi-sited ethnography (und auch multi-method ethnography!)
Ethnologie der Globalisieurng
Julia Pauli

Beim nächsten Mal:


Von der Entwicklung zur Globalisierung

Institut für Ethnologie, Universität Hamburg

WISe 2014

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