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((( RAUMKLANGFORMSCHALL 2OOO )))

Thema

"raumklangformschall" befasst sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Architektur, Klangkunst, Akustik, Musik und Design in einer Dokumentation
verschiedener Werke von Künstlern, Architekten und Ingenieuren, deren Medium gleichermaßen Raum wie Klang ist.

Situation

Genaugenommen sind wir ständig mittendrin: Wir befinden uns immer in irgendeinem Raum, ob im Gebäude, Fahrzeug, oder sei es im Freiraum, wir
sehen bzw. ertasten neben Licht und Farben permanent irgendwie geartete Formen samt ihren Oberflächen und unser Ohr ist laufend einer Mischung
aller möglichen Schallimmissionen aus Alltagsgeräuschen, Sprache, Signalen, Musik u.a. Klängen ausgesetzt.

Korrelationen zwischen Raum/Form und Schall/Klang

Aspekte des Raumes sind Licht, Farbe, Oberfläche, Geometrie, aber auch Klang und damit Zeit. Identifikation mit einem Ort tritt ein, wenn der Mensch ihn
aktiv in Besitz genommen hat, also durch Bewegung, Besichtigung und Hörerfahrung/Lautäußerung, und durch Berührung. Dem virtuellen, elektronischen
Raum oder Cyber Space fehlen hingegen (noch) haptisch/taktile sowie olfaktorische Eindrücke zur perfekten Imitation.
Klang wird neben Zeit, Lautstärke, Farbe, Dichte wiederum durch Raum als klangveränderndes Element determiniert.
Rhythmus, Wiederholung, Entfernung charakterisieren gleichermaßen den architektonischen Raum wie auch das Schallereignis, so kann beispielsweise
eine Fassade gehört werden, oder ein Klangereignis dreidimensional wahrgenommen werden.

Klang/Raumerfahrung durch Aufführungen an nicht dafür geschaffenen Orten

Trotz fulminanter Entwicklung des Orchesterapparats im 19.Jh. und massenhafter Tonträgerproduktion im 20.Jh. war die Trennung zwischen Visuellem
und Auditivem stetig und zugunsten des Auges vorangeschritten. In den barocken Kirchenräumen war zum erzeugten Klang der Hall getreten. Diesen
damals erwünschten Effekt der Überlagerung versuchte man in klassizistischen Konzerthäusern für die zunehmend klangfarbespezifischen Werke
auszumerzen. Mit den Möglichkeiten der Konservierung von Musik war der Raum dann ganz verschwunden. Riesenorchesterwerken, wie von Wagner,
Berlioz oder Mahler, wird auch in Wohnzimmern gelauscht, wobei der Kopfhörer das Raum-Klangerlebnis zumindest akustisch annähernd echt
reproduziert. Neue Wege, die von der Totstellung des Raumes in Form des Konzertsaales Abstand nahmen, wurden mit der Entwicklung der
elektronischen Klänge sowie mit der Verfremdung natürlicher Klänge (Musique Concrète, Pierre Schaeffer, Pierre Henry) beschritten. Der herkömmliche
Konzertsaal war spätestens bei der Aufführung von Karlheinz Stockhausens "Carré", in dem die Positionierung der Musiker choreographiert ist, in Frage
gestellt. Darbietungen und Aufnahmen von Musik in Räumen mit spezifischen akustischen Eigenschaften wie der Hall in Kirchen und Tempeln
bereicherten die sinnliche Erfahrung wie etwa das Flötenspiel Paul Horns im Tadj Mahal und in den Pyramiden von Gizeh. In noch extremerem Ambiente
wie der stillgelegten Hütte Meiderich im Landschaftspark Duisburg-Nord kamen wie dafür geschaffene Werke Edgar Varèses im Rahmen der IBA
Emscher Park zur Aufführung.

Die gefrorene Musik der Expressionisten, Pavillonarchitektur

Beeinflusst von der Kristallsymbolik Wagnerscher Mystik empfanden und entwarfen Architekten des Expressionismus, wie Poelzig, Scharoun,
Mendelsohn, Taut, Kohtz, Finsterlin, Fidus und Hablik Architektur als "gefrorene Musik", wie Goethe von der Architektur sprach. Skrjabin entwarf für seine
als Gesamtkunstwerke konzipierten Kompositionen einen in einem See sich spiegelnden Halbkugelbau, Wyschnegradsky griff um 1934 dieses Thema
wieder auf und präzisierte es zum "Projekt eines Lichttempels", in dem "die Farben singen".
Herausragendes Werk der Verbindung von Raum und Klang im 20Jh. wurde der Philips-Pavillon auf der Expo 1958 in Brüssel von Le Corbusier und
seinem Mitarbeiter, dem Architekten und Komponisten Iannis Xenakis. Die Grundlage des Entwurfes bildet die Komposition "Metastaseis", die ihrerseits
aus der klanglichen Umsetzung der mathematischen Definitionen hyperbolisch-paraboloider Flächen entstand. Als zweite akustische Überlagerung wurde
das "poème eléctronique" von Varèse in Verbindung mit Filmsequenzen und Farblichteffekten eingespielt. Während es Le Corbusier um die Kombination
visueller und auditiver Reize ging, versuchte Xenakis direkt Musikalisches in Architektonisches und umgekehrt zu verwandeln. Beide Haltungen fanden im
Philips-Pavillon zueinander. Mit dem Kugelauditorium der Expo 1970 Osaka von Bornemann und Mengeringhausen nach Vorgaben von Karlheinz
Stockhausen wurde der Effekt der Schallreflexion in die Kompositionen hineingenommen.
Die meist ephemere Architektur und der hehre Anlass der Weltausstellungs-Pavillons eignet sich besonders für die szenografische Einbeziehung
akustischer, optischer und kinetischer Elemente. So stellt sich auf der Expo 2000 in Hannover die Schweiz als Klangkörper dar, ein Holzschichtenbau,
entworfen von Peter Zumthor, vertont von D. Ott, mittels Licht beschriftet von P. Bachmann. Der Salzwasserpavillon von Kas Oosterhuis und Ilona
Lénárd, als Kombination von Raum, Video, Material und Klang bildet zusammen mit dem Süßwasserpavillon von NOX die animalisch anmutende H2O-
Doppelarchitektur.

Audiovisuelles von den Situationisten bis zu den Dekonstruktivisten

Von den Aktionen der Situationistischen Internationale (ca. 1957-72) um Benjamin Constant und Guy Debord, welche Städtebau und Architektur unter
dem Einfluss des Spielerischen, des Umherstreifens, bezogen auf Genüsse und Vergnügungen zu entwerfen gedachten, lassen sich Parallelen zu den
Entwürfen Bernard Tschumis ziehen, wie z. B. die dreiteilige Notation von Ereignis, Raum und Bewegung in "The Manhattan Transcripts". Sein Entwurf für
das japanische Nationaltheater verwendet die Notenschrift als Analogie zur Anordnung programmatischer Funktionsstränge.
Auch das Projekt "Bloch City" von Peter Cook baut auf einer Notation, in diesem Falle des Violinkonzertes von Ernest Bloch, auf. Linien und Noten
verweisen auf Autobahnen und Gebäude einer Bandstadt, zu deren beider Seiten Raum für Ruhe und Erholung bleiben sollte.
Nach Rem Koolhaas haben Räume mehr Dimensionen als Funktion, Konstruktion und Form, bzw. spielt die Akzeptanz eines (Neu-)Baus in der
Bevölkerung eine funktionelle Rolle, die spontane sinnliche Präsenz ist nur ungefähr prognostizierbar. Den Architekten legt er die Orientierung an Musik,
Sprache, Biologie, Kommunikation, Ökologie nahe. Ähnlich verarbeitet Alfredo Arribas Einflüsse von Film, Sound, Lifestyle, Mode, Science Fiction für
seine Discotheken-Atmossphären.
Klang/Raumerfahrung durch Installationen

In der Nachfolge von Musique Concrète (Pierre Schäffer et al.), Raumkomposition, LandArt, Happenings und der neuen Wertschätzung von vormals
industriellen Räumen entwickelte sich die Klangkunst mit den Variationen Klanginstallation, Klangperformance und Klangskulptur. Erklärte Absicht ist es,
über die Verknüpfung von optischen und akustischen Mitteln Räumliches und Zeitliches gleichermaßen zu aktivieren.
Klangkünstler nutzen und intensivieren das atmosphärische Potential von - oftmals anonymen - Architekturen wie Speichern, Bunkern, Industriebauten, U-
Bahn-Röhren, Brücken, Tunnels oder Kirchen, Ruinen, Museen und anderer urbaner Räume und Plätze. der jeweilige "Ort" fand sich auch in der freien
Landschaft.
Christina Kubisch erarbeitet Strukturanalogien zwischen natürlichen und technisch-künstlichen Räumen unter Einsatz zB. des elektromagnetischen
Phänomens der Induktion oder des faszinierenden Selbstleuchtens lumineszenter Pigmente wie in ihrer Installation "Klang Fluss Licht Quelle" von 1999.
Hans Peter Kuhn, Toningenieur und seit 1979 Klangspezialist in Robert Wilsons Theaterproduktionen, verwendet repetitive, minimalistische, im Raum
rasende Klänge und ebenfalls Licht, wie zur Illumination der Völklinger Hütte 1999, Rolf Julius interessiert die Wechselwirkung von Klang, Farbe,
Bewegung, Material, Raum aber unter Verwendung minimalistischer, der Arte Povera verwandten Stoffe wie Steine, Farbpulver, leise Geräusche, Glas.
Kyra Stratman-Witt setzt Text, Sprache, Schrift, Geschichte ein, um Stimmungen von Architekturen und Situationen herauszuarbeiten, sei es als textliche
Überlagerung der Raumes oder als "Gespräch über Architektur".

Klangarchitekturen

Für einige Künstler war das Neuschaffen von klingenden Räumen und Formen Inhalt und Ziel ihrer Ideen, so kann man nahezu von einer Typologie
Klangturm sprechen, wie die Spatiodynamischen Türme von Nicolas Schöffer und Pierre Henry oder die Música Para la Torre von Mauricio Kagel+C.
Janello belegen. Auch unter Andres Bosshards Klangraumarchitekturen findet sich neben Klangfeld und Klangstadt der Klangturm St. Pölten.
Bernhard Leitner ist als Architekt schon immer Schöpfer und Erbauer von Tonräumen, Tonfeldern, aber auch Ton-Architekturen dem "Blauen Wölben"
oder der permanenten Installation "Le Cylindre Sonore".

Geräusch und Lärm in der Stadt, Orte der Ruhe, Gestaltung des CitySoundScape

Radikale Konfrontation mit Stadtgeräuschen forderte John Cage mit seinem Werk 4'33'' für einen Klavierspieler heraus, als er für genau diese Zeitspanne
das Fenster öffnete und Geräusche vom Vogelgezwitscher bis zum Autolärm einließ, während das Klavier stumm blieb. Akio Suzuki minimalisiert 1996
diese Aktion in "Otodate" für Berlin, indem er Stehpunkte markiert, von welchen man in eine bestimmte Richtung konditioniert horchen sollte.
Als kritische Antwort auf John Cages Musikdefinition gründete Richard Murray Schafer das "WorldSoundScape"-Projekt basierend auf akustischer
Ökologie, Klangkonservierung, Lärmschutz. Klangliche Stadtgestaltung, Artikulierung des Raumes durch Klang, Entlastung des hörenden Menschen,
Refugien der Stille, Ruhezonen in akustisch geschützter Lage, dies sind Ziele auch für Rolf Julius und Max Neuhaus, der sich sogar mit der Gestaltung
von Polizeisirenen befasst hat. Problematisch an der heutigen Stadtakustik ist die Monotonie der Geräusche. Nach Pascal Amphoux gibt es nicht mehr
Lärm als um 1900, aber vor allem weniger Stille. Dies wird deutlich aus der ständigen Berieselung mit Geräuschen von Kleingeräten wie Computern,
Druckern, Telefonen, Fernsehern, Klimaanlagen, Lüftungen, Handys, Radios und dem Verkehrsrauschen sowie der Klangwolke Muzak in Kaufhäusern
und Restaurants. Hieraus erwuchs eine Übersensibilisierung gegenüber Lärm.
Das Erforschen von Klang vs. Raum mittels Computer am Institut für Musik und Akustik des ZKM ist Ziel der Arbeit von Pierre Dutilleux+Christian
Müller-Tomfelde, den Schöpfern des Architektur-Musik-Labors, das eine Matrix aus Klängen und unterschiedlichen künstlichen und natürlichen Räumen
als besucher-interaktives Programm präsentiert.

Christian Zachäus Müller

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