O.J. Rymkewitsch
In zwei Teilen
Teil I
Minsk 2007
3
МИНИСТЕРСТВО ОБРАЗОВАНИЯ РЕСПУБЛИКИ БЕЛАРУСЬ
Минский государственный лингвистический университет
О.Е. Рымкевич
НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК
SPRACHKURS DEUTSCH
Учебно-методическое пособие
по практике устной и письменной речи
В двух частях
Часть 1
4
Минск 2007
УДК 811.112.2'243(075.8)
ББК 81.432.4–9
Р 95
Рымкевич, О.Е.
Р 95 Немецкий язык = Sprachkurs Deutsch : учеб.-метод. пособие : в 2 ч.
Ч. 1 / О.Е. Рымкевич. – Минск : МГЛУ, 2007. − 142 с.
ISBN 978-985-460-203-5 (Ч.1).
ISBN 978-985-460-202-8.
Пособие написано в соответствии с требованиями Типовой программы
по практике немецкого языка. Предназначено как для самостоятельной работы
студентов, так и для аудиторных занятий. Первая часть включает уроки 1–7.
Содержит аутентичные тексты на актуальные темы, широкий спектр заданий на
усвоение лексики, для работы над текстом, для совершенствования навыков
говорения, письма и грамматических навыков, а также методические
рекомендации, контрольные задания для самопроверки и ключи к ним.
Для студентов старших курсов филологических специальностей.
УДК 811.112.2'243(075.8)
ББК 81.432.4–9
5
ISBN 978-985-460-203-5 (Ч.1) © Рымкевич, О.Е., 2007
ISBN 978-985-460-202-8 © Минский государственный лингвистический
туниверситет, 2007
VORWORT
Das vorliegende Buch ist der erste Teil der Studienhilfe, die für philologische
Fakultäten der Hochschulen und Universitäten vorgesehen ist. Das Buch baut
auf dem Programm im Fach „Sprachpraxis Deutsch“ (Minsk, 2002) auf. Die
Studienhilfe ist sowohl für fortgeschrittene Studenten und Deutschlerner gedacht,
als auch für diejenigen, die selbständig an der Sprache arbeiten oder einzelne
Fertigkeiten – Lesen, Sprechen, Schreiben – verbessern wollen. Sie eignet sich
gleichermaßen für die Arbeit im Unterricht wie für das autonome Lernen.
Strukturell besteht dieser Teil der Studienhilfe aus 7 Lektionen, in denen
verschiedene Themen angeboten werden. Jede Lektion ist einem Thema gewidmet
und beinhaltet folgende Abschnitte:
Lernwortschatz;
themenorientierte Texte;
Aufgaben zum Wortschatz, zur Vertiefung der Grammatik, zur
Verbesserung der mündlichen und schriftlichen Ausdrucksfähigkeit – vor dem
Lesen der Texte und danach. Es sind Synonym- und Antonymübungen,
Ergänzungs- und Zuordnungsübungen, Umformungsübungen u.a.;
weiterführende Aufgaben zur Diskussion und zur selbständigen
Vorbereitung der Projekte. Es werden auch Aufsatz- und Vortragsthemen
angeboten.
Alle Aufgaben sind kommunikativ ausgerichtet.
Der Studienhilfe liegen drei konzeptionelle Prinzipien zugrunde. Erstens, sie
ermöglicht autonomes Lernen. Diesem Ziel dienen:
Kontrollaufgaben zur Selbstevaluation;
methodische Hinweise zur selbständigen Arbeit;
Lösungsschlüssel zur Selbstkorrektur.
Das zweite grundlegende Prinzip ist die Motivation der Lerner und
Einbeziehung ihrer Hintergrundkenntnisse und Erfahrungen in den Lernprozess.
Dazu dienen:
authentische Texte, die deutschen Zeitungen, Zeitschriften und Büchern –
zum Teil verkürzt und bearbeitet – entnommen sind;
Aufgaben vor den Texten;
Bilder und Graphiken;
Diskussionsaufgaben und Projekte u.a.
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Das dritte Prinzip ist der interkulturelle Ansatz, der dank der Themenwahl
einerseits und dem gezielten Vergleich der kulturellen und sozialen Besonderheiten
des Lebens in der BRD und Belarus andererseits realisiert wird. Ein solcher
Vergleich entwickelt das Einfühlungsvermögen der Lerner und hilft ihnen, die
fremde und die eigene Kultur besser wahrzunehmen und zu verstehen. Das
Bewusstmachen der kulturellen Unterschiede sollte auch zum Abbau von
eventuellen Stereotypen und Vorurteilen verhelfen.
Die Konzeption der Studienhilfe bietet den Lehrkräften Möglichkeit, die
Auswahl an Texten, Übungen und Aufgaben sowie Sozialformen der Arbeit nach
Belieben zu erweitern und zu vertiefen.
Ich danke meinen Kollegen am Lehrstuhl für deutsche Lexikologie der
Minsker Staatlichen Linguistischen Universität für Anregungen bei der Arbeit an
der Studienhilfe. Besonders bedanke ich mich bei meinen Gutachtern Fr. Dr. phil.
Prof. J.W. Sarezkaja, Fr. Dr. phil. L.I. Kopan, Hrn Dr. phil. J.L. Schkljar und
Fr. Dr. phil. L.G. Stscherbakowa für wichtige Bemerkungen und Hinweise zur
Verbesserung der Studienhilfe.
7
Lektion 1. HEIMAT
Lernwortschatz
Verben
Nomen
Adjektive/Partizipien
adrett töricht
besetzt (negativ, positiv, ideologisch) sein umgekehrt
geborgen unvergesslich
gerührt unvermischbar
gezückt verfälscht
großmäulig verschiebbar
heimisch verschwommen
lässig widerwärtig
sehnsüchtig
selig
8
Wendungen
das Herz geht j-m (Dat.) auf sich (emotional) gebunden fühlen an j-
etw./j-m (Dat.) am nächsten sein n, etw. (Akk.)
etw. (Akk.) in Beschlag nehmen sich seinem Vaterland verbunden fühlen
in Abgründe gleiten vor etw., j-m (Dat.) in die Knie sinken
im Dornröschenschlaf versinken wie Pilze aus dem Boden schießen
j-m (Dat.) heimisch zumute werden, sein einen Nerv treffen
1. Mit welchen Begriffen verknüpft sich der Begriff „Heimat“? Was bedeutet
Heimat für Sie persönlich?
Ergänzen Sie: Heimat ist für mich ... .
2. Sehen Sie sich das Bild an. Was für ein Baum könnte das sein? Was
symbolisiert wohl dieser Baum? Sprechen Sie darüber. Die Worte rechts
helfen Ihnen dabei.
Alte Bäume,
starke Wurzeln,
tiefe Seufzer – ist
von Heimat die
Rede, geht es um
Gefühle. Um Orte.
Um Menschen.
Heimweh
An m er ku ng en.
7. Bei Heißenbüttel ist Heimweh die Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit,
nach Augenblicken, die so nicht mehr wiederkehren. Wonach kann man noch
Heimweh haben? Wonach haben Sie Heimweh, wenn Sie im Ausland sind?
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Was glauben Sie, wonach haben die Deutschen Heimweh, wenn sie zu Besuch
in unserem Land sind?
8. Lesen Sie den Text 1 und machen Sie sich beim Lesen stichwortartige
Notizen:
a) zur Begriffsdefinition „Heimat“
Beispiele aus der Geschichte
heutige Auffassung von Heimat
Text 1
HEIMAT
„DA, WO ICH MICH WOHLFÜHLE“
Ein lauer Sommerabend. Den Rucksack lässig über die Schulter geworfen,
schlendert ein junger Mann auf ein Haus im Grünen zu. Schnitt. Drinnen holt eine
künstlich auf alt gestylte Frau mit adretter Schürze – die Mutter – einen Kuchen
aus dem Backofen. Schnitt. Vor der Tür riecht der heimkehrende Sohn den süßen
Duft. Schnitt. Rückblende. In schwarzgelbe Farben getaucht, erinnert er sich, wie
er als kleiner Bub im Heu spielt, wie die Mutter ihn nach einem Sturz mit frischem
Kuchen tröstet. Schnitt. Der junge Mann stürmt ins Haus, umarmt die gerührte
Mutter und stopft sich selig ein Stück warmen Kuchen in den Mund. Happy-End.
Heimat? So wirbt ein Backwarenhersteller im Fernsehen für sein neuestes Produkt
und trifft damit einen urtypischen deutschen Nerv, die Sehnsucht nach Heimat.
Was aber ist das genau, Heimat? Unendlich viele Dichter, Denker und
Soziologen haben sich mit diesem Begriff schon auseinandergesetzt. Romantiker
haben ihn verklärt, Hitler hat ihn mißbraucht, die Nachkriegsgeneration hat ihn
in die hinterste Ecke deutschen Denkens verbannt.
Erst Mitte der achtziger Jahre, nicht zuletzt durch Edgar Reitz` gleichnamiges
Filmopus, erlebte Heimat ihr Comeback. Bayrisch, kölsch, schwäbisch klang es
aus Radio und Fernsehen, deutsche Musik war wieder in. Bap für die Jugend,
Marianne und Michael für die Älteren. Heimatvereine schossen wie Pilze aus dem
Boden, Politiker aller Couleur schrieben sich „Liebe und Verpflichtung zur
Heimat“ wieder auf die Fahnen.
Allzulange jedoch hielt die allgemeine Euphorie nicht an. Nach kaum fünf
Jahren versank der Begriff Heimat, reingewaschen von „Blut und Boden“-Parolen
des Dritten Reichs, in friedlichem Dornröschenschlaf. Bis er von der neuen
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Rechten unsanft wachgeküßt wurde und nun wieder in schmutzigbraune Abgründe
zu gleiten droht.
Mißbraucht und mißverstanden. Wie aber geht unsere Generation mit Heimat
um? Wir haben 170 Jugendliche zwischen 18 und 24 befragt.
„Da, wo ich mich wohlfühle, geborgen und verstanden, da, wo ich
ausgewachsen bin“. So allgemein umschreiben es die meisten Jugendlichen.
„Heimat ist kein Territorium. Heimat ist eher ein Gefühl“, sagen vage die einen;
unsicher – „vielleicht das Haus oder die Stadt, in der ich lebe, weil hier meine
Freunde sind“, die anderen. Kaum einer, der Deutschland nennt. Was macht es uns
so schwer, Heimat so zu bestimmen, wie es unsere Eltern und Großeltern noch
konnten? Warum fällt uns bei Heimat weder der Michel ein noch die Zugspitze,
weder das Brandenburger Tor noch der Rhein?
Wir sind in Neubauvierteln großgeworden, mit Cola und Cornflackes, mit
„Sesamstraße“ und Michael Jackson. Wir wollten nicht mehr Polizist werden oder
Prinzessin, sondern Filmstar oder Ölmilliardär. Wir sind mit sieben schon auf
Mallorca gewesen und haben die Familie im Stockwerk über uns nicht gekannt.
Wir konnten mit zwölf schon Englisch und verstanden Omas Dialekt nicht mehr.
Wir haben lieber Gameboy gespielt als Räuber und Gendarm. Wir lernten von
vielen Kulturen und kennen die eigene am wenigsten. Wir arbeiten mehr mit
Computern und Maschinen als mit Menschen.
Heimat hat viel zu tun mit Geborgenheit, mit dem Gefühl,
zusammenzugehören. Das finden nahezu alle Jugendlichen, mit denen wir
gesprochen haben.
Aber: Die Anonymität der Städte, die Hektik, der wachsende Egoismus lassen
für Gemeinschaft nicht viel Platz. Die Kirchen sind nur Heiligabend voll,
Stadtteilvereine und Straßenfeste können die dörfliche Wärme kaum ersetzen.
Ohne die Verbundenheit mit Ort und Menschen kann aber auch kein Heimatgefühl
entstehen.
Deshalb greifen wir auf den begrenzten Raum der Wohnung, des Zimmers
zurück, auf den engsten Kreis von Freunden und Verwandten. Was für unsere
Eltern noch unvorstellbar war, ist für uns Realität: Heimat ist verschiebbar. Weil
wir Kindheitserlebnisse nicht mehr an Orte als vielmehr an Menschen knüpfen,
können wir Heimat quasi in den Umzugskarton packen und am neuen Wohnort
herausholen. Sei es Kiel oder Tokio.
Selbst Sprache ist, seitdem Dialekte nur noch selten zu hören sind und
Englisch allgegenwärtig ist, als Bindeglied zur Nebensache geworden. Ist das aber
noch Heimat? So unsicher, wie Deutschlands Jugend bestimmt, was Heimat ist, so
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sicher kann sie sagen, was nicht: das Vaterland nämlich. Vaterland (oder
Geburtsland, was uns besser klingt, weil Vaterland den faschistischen
Beigeschmack noch lange nicht verloren hat), das ist Deutschland. Nur, weil man
hier geboren ist. „Heimat muss nicht unbedingt im Geburtsland liegen.“ –
„Vaterland ist negativ besetzt, Heimat positiv.“ – „Vaterland ist kein konkreter Ort,
Heimat eher ein Gefühl.“
Zu Heimat haben die meisten noch eine, wenn auch verschwommene
Beziehung. Zum Vaterland, zu Deutschland, die wenigsten. Das mag ermutigend
sein in einer Zeit von „Deutschland den Deutschen“-Rufen. In einer Zeit, in der die
Rechte versucht, Sehnsucht nach Zusammengehörigkeit auszunutzen, indem sie
Gemeinschaften bildet, gegen die, die so anders scheinen: Ausländer und
Asylanten.
Es mag aber auch erschrecken. Wer sich seinem Vaterland nicht verbunden
fühlt, der will auch keine Verantwortung übernehmen, für Deutschland. „Sicher ist
das schlimm, was im Moment mit den Ausländern passiert und so. Und ich schäme
mich dafür und versuche auch etwas dagegen zu tun“, sagt Anja, 24, aus Berlin.
„Aber wenn das hier wieder so wird wie vor fünfzig Jahren, dann geh` ich mit
meiner Familie eben ins Ausland.“ Vielleicht ist sie nicht die einzige, die so denkt.
Für einige ist Deutschland, Vaterland, Heimat dasselbe. „Bei der Lichterkette
um die Alster, da hatte ich ganz plötzlich das Gefühl, hier ist Heimat, hier gehöre
ich hin, zu den Menschen, die aufstehen gegen Gewalt“, erklärt Philip, sechzehn
Jahre, aus Hamburg.
Es gibt auch die, die genau wissen, wo ihre Heimat ist. „Als ich nach einer
zweiwöchigen Ägyptenreise vom Flughafen nach Hause fuhr“, erinnert sich die
achtzehnjährige Christina aus München, „da war ich ziemlich schlecht gelaunt.
Das Wetter war mies, ich fror und dachte sehnsüchtig an ‚meinen
Schwimmingpool’. Da sah ich aus dem S-Bahn-Fenster ein Schild ‚Frische
Weißwürste’. Mir wurde irgendwie ganz heimisch zumute, und ich, die
normalerweise keinen gesteigerten Wert auf Weißwürste legt, hatte das Gefühl,
dass es auf der ganzen Welt nichts Erstrebenswerteres gibt, als Weißwürste zu
essen.“
Sicherlich, uns geht es viel besser als den Generationen vor uns. Wir können
reisen, wohin wir wollen, wohnen, wo es uns paßt (gesetzt den Fall, dass es noch
Wohnungen gibt). Wir brauchen nur auf einen Knopf zu drücken, schon können
wir wählen zwischen Spielfilm, Talk-Show, Quiz und Nachrichten – uns die Welt
ins Wohnzimmer holen. Wir können aussehen, wie wir möchten, tragen, was uns
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gefällt. Wir leben leichter, bequemer und länger als unsere Großeltern. Wir können
alles haben, was man kaufen kann.
Nur Heimat nicht.
Zeitmagazin. 1993. (Orthographie des Originaltextes)
AUFGABEN ZUM TEXT 1
1. Fassen Sie den Inhalt des Artikels in wenigen Sätzen zusammen! Damit
können Sie Ihren Vortrag zum Thema „Heimat“ einleiten. Überlegen Sie,
welche Wörter Sie Ihren Kollegen / Kolleginnen erklären sollten (sieh
Hinweise zur Zusammenfassung, S. 123).
2. Erklären Sie die Wörter nach ihrer Bedeutung im Text mit synonymen
Wendungen.
1) den Begriff in die hinterste Ecke des Denkens verbannen
2) der Begriff wurde missbraucht und missverstanden
3) sich geborgen fühlen
4) Heimat ist verschiebbar
5) Erlebnisse an Menschen knüpfen
6) Vaterland ist negativ besetzt, Heimat positiv
7) verschwommene Beziehung
3. Verkürzen Sie die Sätze so, dass sie keinen Nebensatz haben.
1. Weil wir Kindheitserlebnisse nicht mehr an Orte als vielmehr an Menschen
knüpfen, ist Heimat verschiebbar geworden.
2. Selbst die deutsche Sprache ist, seitdem Englisch allgegenwärtig ist, als
Bindeglied zur Nebensache geworden.
3. Die Rechte versucht Sehnsucht nach Zusammengehörigkeit auszunutzen, indem
sie Gemeinschaften gegen Ausländer und Asylanten bildet.
4. Als Christina nach einer zweiwöchigen Ägyptenreise vom Flughafen nach
Hause fuhr, war sie ziemlich schlecht gelaunt.
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3. Man lernte von vielen Kulturen und kann die eigene am wenigsten.
4. Man arbeitet mehr mit Computern und Maschinen und geht wenig mit
Menschen um.
5. Wir können alles haben, was man kaufen kann, nur die Heimat nicht.
5. Bilden Sie aus den Satzpaaren gegensätzliche Sätze mit den Konjunktionen
während, dagegen, im Gegensatz zu / dazu.
1. Die Romantiker haben den Begriff „Heimat“ verklärt. Hitler hat ihn
missbraucht.
2. Früher war Heimat gleich Vaterland, das Land also, in dem man geboren wurde.
Heute ist dieser Begriff etwas verschwommen.
3. Früher war die Heimat ein fester Ort, heute ist sie verschiebbar.
4. „Vaterland“ hatte politische Bedeutung. „Heimat“ ist dort, wo man sich
geborgen und wohl fühlt.
5. „Vaterland“ ist Geburtsland. „Heimat“ ist eher ein Gefühl als ein konkreter Ort.
1. Heute hat der Begriff „Heimat“ dadurch einen Wandel erfahren, ... .
durch die Verbreitung der Medien
durch Reisemöglichkeiten und Mobilität der Menschen
durch die Auflösung der früheren Gemeinschaftsstrukturen
durch das Zerbrechen der sozialen Bindungen
durch neue Lebensformen
durch den Einfluss der Globalisierung auf die Heimatgefühle der Menschen
durch die Veränderung des Kirchturmdenkens
15
Schlagen Sie im Wörterbuch die weiteren Wörter nach. Erklären Sie die mit
Ihren eigenen Worten.
Text 2
HEIMAT
16
Nun haben wir auf vielen Seiten Nein gesagt, Nein aus Mitleid und Nein aus
Liebe, Nein aus Haß und Nein aus Leidenschaft – und nun wollen wir auch einmal
Ja sagen. Ja – :zu der Landschaft und zu dem Land Deutschland.
Dem Land, in dem wir geboren sind und dessen Sprache wir sprechen. Der
Staat schere sich fort, wenn wir unsere Heimat lieben. Warum gerade sie – warum
nicht eins von den andern Ländern – ? Es gibt so schöne.
Ja, aber unser Herz spricht dort nicht. Und wenn es spricht, dann in einer
anderen Sprache – wir sagen „Sie“ zum Boden; wir bewundern ihn, wir schätzen
ihn – aber es ist nicht das.
Es besteht kein Grund, vor jedem Fleck Deutschlands in die Knie zu sinken
und zu lügen: wie schön! Aber es ist da etwas allen Gegenden Gemeinsames – und
für jeden von uns ist es anders. Dem einen geht das Herz auf in den Bergen, wo
Feld und Wiese in die kleinen Straßen sehen, am Rand der Gebirgsseen, wo es
nach Wasser und Holz und Felsen riecht, und wo man einsam sein kann; wenn da
einer seine Heimat hat, dann hört er dort ihr Herz klopfen. Das ist in schlechten
Büchern, in noch dümmeren Versen und in Filmen schon so verfälscht, dass man
sich beinah schämt, zu sagen: man liebe seine Heimat. Wer aber weiß, was die
Musik der Berge ist, wer die tönen hören kann, wer den Rhythmus einer
Landschaft spürt... nein, wer gar nichts anders spürt, als dass er zu Hause ist; dass
das da sein Land ist, sein Berg, sein See, auch wenn er nicht einen Fuß des Bodens
besitzt... es gibt ein Gefühl jenseits aller Politik, und aus diesem Gefühl heraus
lieben wir dieses Land. Wir lieben es, weil die Luft so durch die Gassen fließt und
nicht anders, der uns gewohnten Lichtwirkung wegen – aus tausend Gründen, die
man nicht aufzählen kann, die uns nicht einmal bewußt sind und die doch tief im
Blut sitzen.
Wir lieben es, trotz der schrecklichen Fehler in der verlogenen und
anachronistischen Architektur, um die man einen weiten Bogen schlagen muss; wir
versuchen, an solchen Monstrositäten vorbeizusehen; wir lieben das Land,
obgleich in den Wäldern und auf den öffentlichen Plätzen manch
Konditortortenbild eines Ferschten dräut –
Laß ihn dräuen, denken wir und wandern fort über die Wege der Heide, die
schön ist, trotz alledem.
Manchmal ist diese Schönheit aristokratisch und nicht minder deutsch; ich
vergesse nicht, dass um so ein Schloß hundert Bauern im Notstand gelebt haben,
damit dieses hier gebaut werden konnte – aber es ist dennoch, dennoch schön. Dies
soll hier kein Album werden, das man auf den Geburtstagstisch legt; es gibt so
viele. Auch sind sie stets unvollständig – es gibt immer noch einen Fleck
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Deutschland, immer noch eine Ecke, noch eine Landschaft, die der Fotograf nicht
mitgenommen hat... außerdem hat jeder sein Privat-Deutschland. Meines liegt im
Norden. Es fängt in Mitteldeutschland an, wo die Luft so klar über den Dächern
steht, und je weiter nordwärts man kommt, desto lauter schlägt das Herz, bis man
die See wittert. Die See – Wie schon Kilometer vorher jeder Pfahl, jedes Strohdach
plötzlich eine tiefere Bedeutung haben... wir stehen nur hier, sagen sie, weil gleich
hinter uns das Meer liegt – für das Meer sind wir da. Windumweht steht der Busch,
feiner Sand knirscht dir zwischen den Zähnen...
Die See. Unvergeßlich die Kindheitseindrücke; unverwischbar jede Stunde,
die du dort verbracht hast – und jedes Jahr wieder die Freude und das „Guten Tag!“
und wenn das Mittelländische Meer noch so blau ist... die deutsche See. Und der
Buchenwald; und das Moos, auf dem es sich weich geht, dass der Schritt nicht zu
hören ist; und der kleine Weiher, mitten im Wald, auf dem die Mücken tanzen –
man kann die Bäume anfassen, und wenn der Wind in ihnen saut, verstehen wir
seine Sprache. Aus Scherz hat dieses Buch den Titel „Deutschland, Deutschland
über alles“ bekommen, jenen törichten Vers eines großmäuligen Gedichts. Nein,
Deutschland steht nicht über allem und ist nicht über allem – niemals. Aber mit
allen soll es sein, unser Land. Und hier stehe das Bekenntnis, in das dieses Buch
münden soll: Ja, wir lieben dieses Land.
Und nun will ich euch mal etwas sagen:
Es ist ja nicht wahr, dass jene, die sich „national“ nennen und nichts sind als
bürgerlich-militaristisch, dieses Land und seine Sprache für sich gepachtet haben.
Weder der Regierungsvertreter im Gehrock, noch der Oberstudienrat, noch die
Herren und Damen des Stahlhelms allein sind Deutschland. Wir sind auch noch da.
Sie reißen den Mund auf und rufen: „Im Namen Deutschlands...!“ Sie rufen:
„Wir lieben dieses Land, nur wir lieben es.“ Es ist nicht wahr.
Im Patriotismus lassen wir uns von jedem übertreffen – wir fühlen
international. In der Heimatliebe von niemand – nicht einmal von jenen, auf deren
Namen das Land grundbuchlich eingetragen ist. Unser ist es.
Und so widerwärtig mir jene sind, die – umgekehrte Nationalisten – nun
überhaupt nichts mehr Gutes an diesem Lande lassen, kein gutes Haar, keinen
Wald, keinen Himmel, keine Welle – so scharf verwahren wir uns dagegen, nun
etwa ins Vaterländische umzufallen. Wir pfeifen auf die Fahnen – aber wir lieben
dieses Land. Uns so wie die nationalen Verbände über die Wege trommeln – mit
dem gleichen Recht, mit genau demselben Recht nehmen wir, wir, die wir hier
geboren sind, wir, die wir besser deutsch schreiben und sprechen als die Mehrzahl
der nationalen Esel – mit genau demselben Recht nehmen wir Fluß und Wald
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in Beschlag, Strand und Haus, Lichtung und Wiese: es ist unser Land. Wir haben
das Recht, Deutschland zu hassen – weil wir es lieben. Man hat uns zu
berücksichtigen, wenn man von Deutschland spricht, uns: Kommunisten, junge
Sozialisten, Pazifisten, Freiheitliebende aller Grade; man hat uns mitzudenken,
wenn „Deutschland“ gedacht wird... wie einfach, so zu tun, als bestehe
Deutschland nur aus den nationalen Verbänden.
Deutschland ist ein gespaltenes Land. Ein Teil von ihm sind wir.
Und in allen Gegensätzen steht – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne
Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu
unserer Heimat.
Kurt Tucholsky
Deutschland, Deutschland über alles. 1980
(Nach der Originalausgabe 1929 reproduziert. Orthographie des Originaltextes)
An m er ku ng en.
Das Lied der Deutschen „Deutschland, Deutschland über alles“ wurde 1841 von
Heinrich Hofmann von Fallersleben (1798−1874) gedichtet. Dem Lied wurde die
Melodie von Joseph Haydn (1732−1809) unterlegt, die er 1797 als österreichische
Kaiserhymne komponiert hatte. Der Text des Deutschlandliedes wurde und wird bis heute
mehr oder weniger absichtlich oder auch unabsichtlich missdeutet, auch von Kurt
Tucholsky. Insbesondere der Textanfang „Deutschland, Deutschland über alles, über alles
in der Welt“. Der Textanfang sagt nur aus, dass die Heimat das höchste Gut der
Deutschen ist, nicht anders als bei allen anderen Völkern auch. Jeder Mensch liebt doch
seine Heimat „über alles“, unabhängig von jeweiligen Staatsgrenzen. Nationalistische
Tendenzen wurden dem Text erst später unterschoben.
19
1. In seinem Text gibt K. Tucholsky Beispiele für eine Beziehung zur Heimat,
die er negativ findet, und für seine Heimatliebe. Notieren Sie die Wichtigsten
unter:
3. Könnten Sie Ihre „kleine“ Heimat ausführlich schildern? Worauf sind Sie
stolz, wenn Sie an die Heimat denken? Machen Sie stichwortartige Notizen,
die Ihnen dabei helfen werden.
4. Der Autor setzt sich mit den Begriffen „Patriotismus“ und „Nationalismus“
auseinander, die in der nationalsozialistischen Diktatur ideologisch neu besetzt
wurden. Wo endet der Patriotismus und beginnt der Nationalismus bzw.
Chauvinismus? Wodurch unterscheiden sich diese Begriffe voneinander?
Belegen Sie Ihre Ausführungen mit den Beispielen aus dem gelesenen Text.
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
1. Lesen Sie den folgenden Text. Kommentieren Sie schriftlich den Inhalt und
die Sprache des Textes.
Heimkehr
Ich bin zurückgekehrt, ich habe den Flur durchschritten und blicke mich um. Es ist
meines Vaters alter Hof. Die Pfütze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Gerät,
ineinander gefahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem
Geländer. Ein zerrissenes Tuch, einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt
sich im Wind. Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter
der Tür der Küche? Rauch kommt aus dem Schornstein, der Kaffee zum
Abendessen wird gekocht. Ist dir heimlich, fühlst du dich zu Hause? Ich weiß es
20
nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht Stück neben
Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils
vergessen habe, teils niemals kannte. Was kann ich ihnen nützen, was bin ihnen
und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und ich wage nicht, an der
Küchentür zu klopfen, nur von der Ferne horche ich, nur von der Ferne horche ich
stehend, nicht so, dass ich als Horcher überrascht werden könnte. Und weil ich von
der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur einen leichten Uhrenschlag höre ich oder
glaube ihn vielleicht nur zu hören, herüber aus den Kindertagen. Was sonst in der
Küche geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, das sie vor mir wahren. Je
länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man. Wie wäre es, wenn jetzt
jemand die Tür öffnete und mich etwas fragte? Wäre ich dann nicht selbst wie
einer, der sein Geheimnis wahren will?
Franz Kafka
2. DISKUSSION
Diskutieren Sie die folgenden Fragen aus.
1. Ist der Begriff „Heimat“ heutzutage nicht überholt? Sind wir nicht alle
Weltbürger?
2. Viele Menschen verlassen ihr Heimatland. Warum tun sie das? Können Sie sich
vorstellen, ins Ausland für immer zu fahren?
3. Prägt das Land seine Leute? Kann man von einer Mentalität sprechen? Wie
prägt uns unsere Heimat?
4. Was fällt Ihnen sofort ein, wenn Sie an Deutschland denken?
5. Und wie sehen Sie die Deutschen? Schreiben Sie auf, was Ihnen gefällt und was
Ihnen nicht gefällt. Vergleichen Sie in der Gruppe Ihre Meinungen.
21
6. Oft beruhen unsere Vorstellungen von anderen Nationalitäten auf Stereotypen
oder Klischees, die manchmal zu Vorurteilen führen. Welche häufigen
Deutschland-Klischees finden Sie in dieser Karikatur? Machen Sie eine Liste.
7. Beschreiben Sie (bzw. zeichnen Sie) nun einen „typischen“ Belarussen.
8. Was kann man gegen Vorurteile tun?
3. PROJEKT
Lernwortschatz
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Verben
Nomen
Adjektive/Partizipien
beleidigt transparent
erbärmlich unterdrückt
fremdenfeindlich (un)zuverlässig
hiesig überheblich
pauschal vielschichtig
seelisch wertlos
steigend
Wendungen
1. Was wissen Sie von den Ausländern in Deutschland? Sind viele Ausländer
in Deutschland? Warum? Was machen sie da?
2. Lesen Sie die folgenden Behauptungen. Sind sie aus Ihrer Sicht richtig oder
falsch?
3. Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Informationen aus dem Text 1.
Finden Sie Textstellen, die Ihre Antworten bestätigen oder widerlegen.
Text 1
AUSLÄNDER IN DEUTSCHLAND
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Portugiesen, Jugoslawen. Später in der DDR auch Vietnamesen. Aus
Fremdarbeitern sind Gastarbeiter geworden, aus arbeitenden Gästen
„Einwanderer“, die ihre Familien mitbringen. Auf Grund der Wirtschaftskrise
kommt es 1973 zu einem Anwerbestopp. Von 1973 bis Anfang 1990 nimmt die
ausländische Bevölkerung in den alten Bundesländern um etwa 880 000 Personen
zu. Zurückzuführen ist dies vor allem auf den Familiennachzug, die im Vergleich
zum deutschen Durchschnitt höhere Geburtenrate und den Zustrom von
Asylbewerbern. 1991 lebten in der Bundesrepublik rd. 5 Mio Ausländer, davon ca.
120 000 in den neuen Bundesländern. Insgesamt waren dies 6,5 % der
Gesamtbevölkerung. Anfang der 90er Jahre häufen sich fremdenfeindliche
Ausschreitungen von Rechtsradikalen. 1993 schränkt die Bundesregierung das
Asylrecht ein. 1994 gab es in der BRD 7 Mio Ausländer, Ende des Jahrhunderts
lebten über 8 Mio Ausländer in Deutschland, das sind 10% der
Gesamtbevölkerung. Sie kommen vorwiegend aus folgenden Ländern: Türkei –
28% aller Ausländer, Jugoslawien – 12%, Italien – 8%, Griechenland – 5% u. a.
Ausländer sind besonders stark in den industriellen Ballungszentren vertreten:
Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen.
Als Gastarbeiter arbeiteten in der Bundesrepublik 1990 1,8 Mio Ausländer,
davon waren 1,2 Mio männlich. Die größte Zahl der ausländischen Arbeitnehmer
waren als Arbeiter tätig. Gastarbeiter genießen den gleichen sozialen Schutz
wie Deutsche (Krankenschutz, Kündigungsschutz, Rentenanspruch, Kinder- und
Arbeitslosengeld usw.). Sie haben vielfach eigene kulturelle Einrichtungen. Am
01.01.1991 trat in der Bundesrepublik ein Ausländergesetz in Kraft, das vor allem
die Einbürgerung von Ausländern der zweiten Generation erleichtern soll sowie
das Familienrecht und das Aufenthaltsrecht regelt.
Menschen, die in ihrem Heimatland aus politischen, rassischen oder
religiösen Gründen verfolgt werden, können in der Bundesrepublik Asyl
beantragen. 1990 stieg die Zahl der Asylbewerber in der Bundesrepublik im
Vergleich zum Vorjahr um 59% auf 193 063. Die meisten Asylbewerber kamen aus
Rumänien gefolgt von Jugoslawien. 1991 erreichte die Zahl der Asylbewerber mit
256 112 einen neuen Höchststand.
Angesichts der massiv ansteigenden Bewerberzahlen sollen neue Regelungen
im Asylrecht die Asylverfahren beschleunigen und die Abschiebung abgelehnter
Asylbewerber erleichtern. Im Oktober 1990 billigte der Bundesrat eine Verkürzung
der Asylverfahren und der Abschiebefristen. Im Juli 1991 ist das Arbeitsverbot für
Asylbewerber aufgehoben worden. Die neuen Bundesländer sollten 20% der
Asylbewerber aufnehmen.
25
Deutschland hat zwar bereits Züge einer multinationalen Gesellschaft, doch
nimmt die Ausländerfeindlichkeit bedauerlicherweise in Teilen der Bevölkerung
und bei einzelnen Gruppierungen mehr und mehr zu. Die Gründe dafür sind
vielschichtig. So werden z.B. die steigende Angst vor Arbeitslosigkeit,
Orientierungsverluste bei Jugendlichen oder die Angst vor anderen Kulturen
genannt.
2. Aus welchen Ländern kommen diese Menschen? Nennen Sie auch die
Singularform der Substantive, maskulin und feminin.
Ausländerfeindlichkeit Vorurteil
Ausschreitung schuften
Abschiebefrist Asylbewerber abschieben
einheimisch Asylverfahren beschleunigen
26
Demut die Zahl der Asylbewerber steigt
1) erbärmlich a) Angst
2) fremdenfeindlich b) Bevölkerung
3) ausländisch c) Gründe
4) vielschichtig d) Ausschreitungen
5) steigend e) Verhältnisse
1) Asyl a) aufbringen
2) den Schutz b) einschränken
3) das Asylrecht c) abbauen
4) eine Verkürzung der Asylverfahren d) beantragen
5) Vorurteile e) billigen
f) genießen
9. Vervollständigen Sie die angefangenen Sätze. Dabei soll der Sinn der
Originalsätze erhalten bleiben.
27
10. Wie finden Sie die Situation auf dem Bild unten? Denken Sie eine
passende Überschrift dazu aus!
11. Nehmen Sie Stellung zu den Worten von J.W. v. Goethe: „Toleranz sollte
nur eine vorübergehende Gesinnung sein; sie muss zur Anerkennung führen.
Dulden heißt beleidigen.“
1. Lesen Sie den ersten Absatz des nachfolgenden Textes. Was für ein Problem
wird hier angesprochen? Sind Sie mit der letzten Äußerung einverstanden?
2. Lesen Sie den Text bis zum Ende. Finden Sie Antworten auf folgende
Fragen.
28
1. Was ist die „innere Emigration“?
2. Welche Vorurteile bringen oft die Deutschen und die Ausländer einander
gegenüber auf?
3. Womit wird im Text die Integration verglichen?
4. Was bedeutet „transparent“ bleiben?
Text 2
FREMD IN DEUTSCHLAND
DIE BRÜCKE VON BEIDEN SEITEN BAUEN
Russland / Deutschland
29
Ich fühle mich freier, ich lebe mein Gefühl zu diesem Menschen, ich baue Brücken
zu seinem Land. Nur – die Brücken werden von beiden Seiten gebaut!
Zum Glück gibt es viele Menschen und Organisationen in Deutschland, die
sich um die Integration der hier lebenden Ausländer bemühen. Nur, wie kann
Integration ohne eine gemeinsame Sprache verlaufen? Es verlangt Disziplin, Zeit
und viel psychische Energie, um eine schmale oder breite „sprachliche Brücke“
fertig zu bauen, aber es ist der Mühe wert. Es verlangt viel Zeit, Geduld – und
sogar Demut, um Vorurteile vieler Deutscher pauschal allen Ausländern gegenüber
(schmutzig, unzuverlässig, faul, undankbar etc.) abzubauen. Aber es ist auch der
Mühe wert. Aus meinem Emigrantenleben weiß ich, dass die „Fremden“ genauso
viele Vorurteile den Deutschen gegenüber aufbringen wie umgekehrt (kalt,
überheblich, materialistisch etc.). Die Vorurteile blockieren den Brückenbau.
Die Deutschen teilen mit uns Fremden, Emigranten, Flüchtlingen ihr Land
und ihr Brot (mit ganz dicker Wurst drauf), gleich nachdem wir hier auftauchen,
also noch bevor sie uns kennen gelernt haben. Die Zahl der Fremden macht ihnen
auch Angst. Auch diese Tatsache muss man annehmen und damit leben können.
Aber wie: sich zuknöpfen, beleidigt fühlen, zurück schimpfen? Wird uns das neue
Zuhause dadurch näher und lieber?
Integration ist wie eine zweite Geburt, ist wie in neuen Gewässern
schwimmen lernen. Das ist wie nochmal aus dem Mutterbauch rauszukommen und
keine Mutter zu finden, die stillt. Will man deswegen nicht geboren werden? Ein
polnischer Humorist sagte einmal: „Als ich geboren wurde, war niemand zu
Hause. Auf dem Tisch lag ein Zettelchen: „Milch ist im Kühlschrank!“ Schön,
wenn man beim Erblicken der neuen Welt so einen Hinweis und auch noch den
Kühlschrank findet. Und das findet man in Deutschland leichter als sonstwo. Nur
Lebensmittel sind aber nicht alles. Das Andere sucht man in den Seelen der Einhei-
mischen. Oder sucht nicht und bleibt beim Kühlschrank. Und das ist es, was das
Ganze ausmacht: Wer sucht, der findet.“
„To find a friend one must be a friend”, sagt man in Amerika. Und ein Freund
zu sein heißt: Nie aufhören, dein Herz zu zeigen, „transparent“, also ehrlich und
offen bleiben. Man kann seine Kultur, die Grundlage seiner Identität, in der neuen
Heimat nicht aufgeben. Aber das schließt den Respekt vor der Kultur des neuen
Landes nicht aus. Und wenn man sich noch sozial engagiert – was Menschen
am besten miteinander verbindet – dann sind wir, die Einwanderer, nicht „falsche
Münzen“ in diesem Lande, nicht „wertlos“.
Andersens Märchen endet mit den Worten: „Man muss durchhalten; alles
kommt mit der Zeit zu seinem Recht!“
30
Vera Bade
Willkommen. 1999
1. Lesen Sie die Zitate. Welche davon entsprechen den einzelnen Textstellen?
Bringen Sie die Zitate in eine dem Textinhalt entsprechende Reihenfolge.
31
1. Und so ist es mit der neuen Heimat, für beide Seiten ist es wichtig, sich seelisch
zu erkennen und anzunehmen: für die „Einheimischen“ und für die „Fremden“.
2. Aber es ist auch der Mühe wert.
3. Man kann seine Kultur, die Grundlage seiner Identität, in der neuen Heimat
nicht aufgeben.
4. Man muss durchhalten; alles kommt mit der Zeit zu seinem Recht.
3. Fassen Sie den Inhalt des Textes in wenigen Sätzen schriftlich zusammen.
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
1. Lesen Sie den Text und setzen Sie die fehlenden Präpositionen und, wenn
nötig, Artikel ein.
... 1. Januar 2005 trat das neue Zuwanderungsgesetz ... Kraft. Erstmals müssen
neu ankommende Immigranten Pflichtkurse ... Deutsch belegen.
32
Boom bescheren wird oder nur ein Mehr ... Bürokratie, da... sind sich die
Kursträger noch uneins. Um einheitliche Standarts ... Schulen zu garantieren,
ist ... neuen Zuwanderungsgesetz ... kleinste Detail festgelegt, wie Lehrinhalt und
Grundstruktur der Kurse auszusehen haben.
... aller bürokratischer Regelwut bleibt ein Problem, das auch die
umfangreichste Reform nicht wird beseitigen können: Wie sollen Immigranten
Deutsch lernen, wenn kein Deutscher da ist? Wenn die Kontakte ... Deutschen ...
Unterricht beschränkt bleiben? Da... haben auch die Schüler ... Hartnackschule
zu kämpfen. Fast alle leben ... Berliner Stadtvierteln wie Wedding oder
Neukölln, ... denen viele Bewohner Ausländer sind. Satellitenschüsseln bringen
hier das türkische, arabische oder russische Fernsehprogramm ... Wohnzimmer.
Der Bäcker und der Gemüsehändler sind Türken, Fleisch kauft man ... ägyptischen
Metzger. Deutschkenntnisse sind ... solchen Gegenden meist unnötig – „Schule
aus, Deutsch aus“, bringt ein Kursteilnehmer die Situation ... Punkt.
Florian Peil
2. Was denken Sie von dem Problem, das im Text angesprochen wird? Müssen
Ihrer Meinung nach die Ausländer in Deutschland Deutsch lernen?
Lernwortschatz
Verben
Nomen
33
e Akzeptanz r Pluralismus (kultureller)
s Ausloten r Reibungspunkt, -e
e Bestechung e Selbstwahrnehmung
e Einflussnahme e Spannung, -en
e Eingliederung (in ein Gemeinwesen) e Toleranz
e Fehldeutung e Vorlaufkommunikation
s Geschenkemanagement e Weltsicht, -en
e Integrationsfähigkeit e Wertevorstellung, -en
r Konsens e Zivilgesellschaft
e Loyalität zu (Dat.) s Zusammenleben (der Kulturen)
s Missverständnis, -se
Adjektive/Partizipien
abwegig rigoros
angewiesen (sein) auf (Akk.) säkular
berechenbar selbstzerstörerisch
bewusst sinnvoll
distanziert stillschweigend
divers strikt
ethnisch-exklusiv subtil
evident unerlässlich
explorativ universell
gefeit (sein) gegen (Akk.) verborgen
geprägt (westlich) verdeckt
jovial verhaltenssteuernd
krass vorhersehbar
kulturbedingt wertend
kulturintern
Wendungen
2. Lesen Sie das Interview mit Prof. Dr. Bassam Tibi. Was meint er über
folgende Begriffe? Machen Sie sich stichwortartige Notizen dazu.
Text 1
DEUTSCHLAND 2000: KULTUREN
36
Dazu gehören unter anderem die Akzeptanz der individuellen Menschenrechte, die
säkulare Demokratie, die Toleranz im Sinne der Aufklärung und kultureller
Pluralismus sowie Zivilgesellschaft.
Sind das nicht sehr westlich geprägte Maßstäbe?
Es gibt Grenzen des Pluralismus, das ist für ein friedliches Zusammenleben
wichtig. Was oft vergessen wird: Im Mittelalter gab es im Islam kraftvolle
Strömungen der Aufklärung. Wenn ich vom „Primat der Vernunft“ rede, zitiere ich
Kant, zugleich aber auch muslimische Denker wie Al-Farabi oder Ibn Ruschd. In
jeder Kultur gibt es ethische Kernbereiche, deren positive Aspekte für einen
interkulturellen Konsens herangenommen werden können.
Sind Sie eher Optimist oder Pessimist in Bezug auf das Zusammenleben
der Kulturen im 21. Jahrhundert?
Pessimist bin ich nicht, aber Optimismus kann schnell naiv sein. Ich halte es
am liebsten mit Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“. Wir müssen lernen, mit den
Unterschieden der Kulturen umzugehen, und hierbei tätig Hoffnung auf einen
interkulturellen Konsens haben.
Deutschland. 1999
1. Vergleichen Sie die Antworten von Prof. Dr. Bassam Tibi mit Ihren eigenen
Überlegungen. Sind Sie mit ihm einverstanden? Äußern Sie sich dazu.
Text 2
37
Aufarbeitung tun sich die Betroffenen oft schwer, was nachvollziehbar ist, da
die Ursachen zumeist im Verborgenen liegen. Nicht selten führen die Akteure
das Scheitern oder den Abbruch der Beziehung auf persönliche Defizite der jeweils
anderen Seite oder auf relativ banale sprachliche Gründe zurück. Kulturelle
Ursachen werden hingegen eher selten angenommen, weder für das Verhalten des
anderen noch gar für das eigene. Sich selber als Produkt einer ganz bestimmten
Kultur mit einer ganz spezifischen Art zu kommunizieren zu begreifen, fällt
außerordentlich schwer. Die dazu nötige Fähigkeit zur distanzierten
Selbstwahrnehmung ist relativ schwer zu erwerben, obwohl sie für produktive
interkulturelle Kontakte – zum Beispiel in der Wirtschaft – unerlässlich ist. Welche
Rolle kulturbedingte Unterschiede in einer globalisierten Wirtschaft spielen,
soll im Folgenden anhand einiger konkreter Beispiele beantwortet werden. Die hier
zu behandelnden Unterschiede sind oft sehr subtil; sie betreffen so schwer
Greifbares wie den Kommunikationsstil, allgemein gesprochen, all die
stillschweigenden Annahmen darüber, was Mitglieder ethnischer oder kultureller
Gruppen für die „normale“ Art halten, zu kommunizieren und sich zu verhalten.
Die amerikanischen Kulturanthropologen Edward T. Hall und Mildred Reed Hall
haben diese Unterschiede in der Kommunikation als „hidden differences“
bezeichnet. Gerade weil sie auch den Akteuren selbst eher verborgen sind, üben sie
einen starken, oft schwer kalkulierbaren Einfluss auf die Kommunikation aus.
Zwei weit verbreiteten Missverständnissen soll jedoch gleich vorgebeugt werden.
Erstens: Wer kulturelle Unterschiede anerkennt statt deren Existenz zu bestreiten,
sagt damit nicht, dass jedes Mitglied einer Gruppe sich in jedem konkreten
Einzelfall „nach dem Lehrbuch“ verhält und damit vollständig berechenbar wäre.
Und zweitens soll festgehalten werden, dass die Feststellung von Unterschieden
nicht mit einer wertenden Einstellung verbunden ist. In Dingen der Kultur gibt es
kein „besser“ oder „schlechter“, sondern nur „anders“.
Kenntnisse über verhaltenssteuernde Regeln können im Geschäftsleben
sehr wertvoll sein, weil die Parteien besser einschätzen können, was sie zu
erwarten haben und weil derartige Kenntnisse die Verhaltenssicherheit beträchtlich
erhöhen: Man weiß, was man erwarten kann und ist deshalb in der Lage,
vorhersehbare Missverständnisse und Reibungspunkte zu vermeiden.
Beginnen wir also mit einer Beobachtung, die so oder ähnlich immer wieder
von deutschen Geschäftsleuten zu Protokoll gegeben wird – die Überreichung von
Geschenken beim ersten Besuch eines potenziellen Geschäftspartners: Sind
Japaner zu Besuch im Unternehmen, so wird man meist mit diversen Geschenken
„überrascht“. Wie lässt sich dieses „Geschenkemanagement“ erklären? Deutsche
38
Geschäftsleute sind auf diese Überreichung von Geschenken – wohlgemerkt beim
ersten Kontakt und unter völlig Fremden – in aller Regel nicht vorbereitet und es
kommt nicht selten zu krassen Fehldeutungen des fremden Verhaltens.
39
und damit Zeit, die zur Verfügung stehen muss, bevor man „zur Sache kommen“
kann, bezeichnen wir als „explorative Vorlaufkommunikation“. Der Aufbau einer
persönlichen Beziehung ist ein Ritual, das nur schwer verkürzt werden kann.
Als „Vorlauf“ verstehen wir die Phase in der Kommunikation, die dem „getting
down to business“ vorausgeht. Die Kulturen der Welt haben klare, wenn
auch unterschiedliche Vorstellungen davon, wie viel Vorlaufkommunikation
angemessen ist. Dies wird aller Voraussicht nach trotz der Rücksicht auf enge
Terminsetzungen so bleiben, und international tätige westliche Geschäftsleute tun
gut daran, ein entsprechendes Zeitbudget einzuplanen. Umgekehrt kann man
„Nicht-Westlern“ den Rat geben, die für ihre Verhältnisse unangemessen kurze
explorative Phase im Westen nicht als ungehörig, sondern als kulturbedingt zu
verstehen.
Nach dem hier skizzierten asiatischen Modell unterscheidet sich eine
Geschäftsbeziehung von einem Verkauf auf der Straße vor allem dadurch, dass die
Herstellung einer persönlichen Beziehung für notwendig angesehen wird. Genauso
wichtig wie die persönliche Beziehung für das Gelingen einer Geschäftsbeziehung
ist im asiatischen Modell – Entsprechendes gilt auch für die Geschäftskulturen des
Nahen Ostens und Lateinamerikas – die Etablierung eines Systems wechselseitiger
Verpflichtungen (Leistung und Gegenleistung), und zwar als Voraussetzung für
jegliche weitere Kommunikation. Daher muss dieses System zu Beginn einer
Geschäftsbeziehung eingerichtet werden, und nicht, wie im Westen, erst am Ende
einer Kette von Begegnungen.
Derartige wechselseitigen Verpflichtungen sind natürlich auch im Westen
bekannt, doch schnell schrillen hier die ethischen Alarmglocken. Es muss alles
vermieden werden, was nach Bestechung aussieht oder aussehen könnte.
Einladungen oder Geschenke gelten als unerwünschte Einflussnahme, ja als
Bestechungsversuch. Das westliche Modell ist das einer rigorosen und
kategorialen Ethik, die keine Ausnahmen zulässt. Dem steht in anderen
Geschäftskulturen eine flexible und situative Ethik des „Es-kommt-auf-die-
Umstände-an“ gegenüber. Es stehen sich also zwei im Prinzip unvereinbare Werte
gegenüber: Das kategoriale westliche Autonomiestreben und das asiatische System
wechselseitiger (freiwillig eingegangener!) Abhängigkeiten. Während in der
westlich geprägten Geschäftskultur die Karten bei jeder Transaktion neu gemischt
werden und von Fall zu Fall auf der Basis ökonomischer Rationalität entschieden
wird, greift in Asien und bei den in dieser Hinsicht ähnlichen Kulturen das Prinzip
der wechselseitigen Abhängigkeit mit einer eher mittel- bis langfristigen
Perspektive. Zunächst muss der Partner intensiv auf seine Zuverlässigkeit und
40
seine Wertvorstellungen „ausgelotet“ werden. Wenn Klarheit darüber besteht, dass
man zueinander passt und dauerhafte gemeinsame Interessen hat, muss die einmal
begonnene Beziehung durch einen fortgesetzten Austausch von Signalen gepflegt
werden, ebenfalls eine fortgesetzte Investition.
41
sollten vorsichtig gemeinsame Regeln des Umgangs ausgehandelt werden,
allerdings immer eingedenk der Tatsache, dass Angehörige von High-Context-
Kulturen (Kommunikationsstil, in dem sehr vieles indirekt oder durch non-verbale
Signale ausgedrückt wird) es nicht gewohnt sind, „offene“, „klärende“ oder
„konfliktorientierte“ Gespräche zu führen, sondern Konflikte eher durch
Vermeidung zu lösen.
Jürgen Beneke
Deutschland. 2000
An m er ku ng .
42
11. Schauen Sie sich das Bild an. Um was für eine Situation könnte es hier wohl
gehen?
Reibungspunkte vermeiden
mit den Differenzen umgehen
kulturelle Unterschiede anerkennen
das westliche Autonomiestreben
Fehler unterlaufen (j-m)
5. Verkürzen Sie die Sätze so, dass sie keinen Nebensatz (bzw. keine
Infinitivgruppe) haben.
43
2. Um Spannungen zu vermeiden, müssen die Menschen lernen mit den kulturellen
Differenzen umgehen.
3. Wichtig ist es, die eigenen Vorstellungen über zentrale Themen der
Kommunikation mit denen der anderen zu vergleichen.
1) kulturelle a) Missverständnisse
2) kulturbedingte b) Einflussnahme
3) subtile c) Gespräche
4) verhaltenssteuernde d) Unterschiede
5) vorhersehbare e) Perspektive
6) verdeckte f) Regeln
7) kulturinterne g) Verpflichtungen
8) wechselseitige h) Ursachen
9) klärende
1. Beim Scheitern der Kontaktversuche kann man nur aus der Aufklärung der nicht
offen zutage liegenden Ursachen lernen.
2. Es soll festgehalten werden, dass die Feststellung von Unterschieden nicht mit
einer wertenden Einstellung verbunden ist.
3. Man weiß, was man erwarten kann und ist deshalb in der Lage, vorhersehbare
Missverständnisse zu vermeiden..
44
4. Freundschaft sollte in keinem Falle geschäftliche Entscheidungen beeinflussen.
5. Geschenke dürfen auf keinem Fall den Charakter der bewussten oder verdeckten
Einflussnahme auf geschäftliche Entscheidungen haben.
6. Vorurteile müssen und können abgebaut werden.
7. Die Geschäftsleute müssen sich darauf einstellen, kulturinterne Differenzen zu
berücksichtigen und zu akzeptieren.
45
12. Formulieren Sie schriftlich Ratschläge für die westlichen und östlichen
Geschäftsleute, die für das gegenseitige Verstehen wichtig sind.
13. Fassen Sie den Inhalt des Beitrags schriftlich zusammen. Gehen Sie dabei
auf folgende Punkte ein:
1. Sind Sie selbst schon einmal im Ausland bei jemandem ins Fettnäpfchen
getreten?
2. Was wissen Sie von den Sitten in verschiedenen Ländern? Führen Sie
Beispiele an.
3. Überlegen Sie sich: Was bedeutet der Titel des folgenden Textes? Wovon
kann dort die Rede sein?
Text 3
SCHWARZ IST WEIß, JA HEIßT NEIN
46
noch nach vielen Monaten zwischen ihm und diesem einschüchternd würdevollen,
älteren Herrn bestand. Auf einer Cocktailparty in Tokio näherte er sich also dem
Präsidenten, klopfte ihm jovial auf die Schulter, raffte sein spärliches Japanisch
zusammen und sagte, für jedermann vernehmbar, so etwas wie: „Hey, schön
Sie hier zu sehen, alter Bock.“ Der Präsident wurde aschfahl, verließ grußlos
die Party und kündigte innerhalb der nächsten Tage die Zusammenarbeit mit der
amerikanischen Firma auf.
Ein britischer Journalist schwankte zwischen dem Eindruck, besonders
sarkastisch oder besonders freundlich behandelt worden zu sein, als er von
einer Pekinger Zeitung das folgende Absageschreiben erhielt: „Wir haben Ihr
Manuskript mit grenzenlosem Genuss gelesen. Wenn wir Ihren Beitrag
veröffentlichen würden, wäre es uns in Zukunft unmöglich, eine Arbeit von
geringerem Standard zu publizieren. Und da es undenkbar ist, dass wir in den
nächsten tausend Jahren etwas Gleichwertiges zu sehen bekommen werden, sind
wir zu unserem Bedauern gezwungen, Ihren göttlichen Aufsatz zurückzusenden.
Wir bitten tausendfach um Nachsicht für unsere Uneinsichtigkeit und Furcht.“
Beispiele wie diese sind typisch für die vielfältigen Probleme der
Kommunikation zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen. So tendieren
Thais dazu, Disziplinforderungen und Verhaltensvorschriften abzulehnen, weil für
sie Individualismus einerseits und Wahrung der Gruppenharmonie andererseits
zentrale soziale Werte sind. Sie verbieten es, harmoniestörenden Druck auf ein
Individuum auszuüben, das ja für sich selbst verantwortlich ist. Sie sind auch
Ursache dafür, dass Thais Missstimmigkeiten mit anderen so gut es geht ignorieren
oder weiterem Kontakt aus dem Weg gehen, um Ärger zu vermeiden.
Ebenso haben einzelne Handlungen, Gesten und Äußerungen in
verschiedenen Kulturen oft unterschiedliche Bedeutungen: Der im amerikanischen
Kontext zwanglos freundschaftliche Klaps auf die Schulter ist im japanischen eine
Beleidigung, wie auch die spöttisch-herablassende Anrede – für Amerikaner
Zeichen gutmütiger Kameraderie. Sie sind für den Japaner eine noch größere
Gesichtsbedrohung, wenn sie von einem jüngeren und in der sozialen Hierarchie
niedriger stehenden Gesprächspartner ausgehen und noch dazu in aller
Öffentlichkeit vollzogen werden.
Schließlich unterscheiden sich Kulturen auch in ihrem „kommunikativen
Stil“: Die ausweichend weitschweifige Blumigkeit des Ausdrucks im chinesischen
Ablehnungsschreiben entspricht einer emotionslosen, geschäftsmäßigen
Freundlichkeit im Deutschen oder Englischen. Stilmerkmale sind auch Lautstärke
und Pausenlängen. Was etwa in indischen Sprachen normal laut ist, klingt
47
für Westeuropäer oft drohend. Das Betonungsmuster, das im Hindi oder Urdu
eine höfliche Frage anzeigt, ist im Deutschen Ausdruck einer herablassenden
Feststellung – was leicht zu der Annahme führt, der Sprecher sei unhöflich, wenn
er sein Betonungsmuster auch in der fremden Sprache gebraucht.
Sieht man sich an oder vermeidet man dies lieber? Drückt man sich sehr
direkt oder lieber indirekt aus? Auch hier herrschen ganz unterschiedliche
Konventionen. So klingt etwa der Dank eines Deutschen für eine Gefälligkeit in
britischen Ohren häufig nicht emphatisch genug – mindestens in diesem Punkt ist
der populäre Glaube falsch, Briten neigten eher zu zurückhaltend-unterkühlten
Äußerungen als Deutsche. Selbst ein simples „ja“ heißt nicht in allen Sprachen
„ja“, sondern kann „vielleicht“ oder „nein“ bedeuten, oder einfach nur „Ich habe
akustisch verstanden“.
Auswertungen der Protokolle von UNO-Debatten zeigten, dass Amerikaner
eher induktiv argumentieren, vom Einzelfall zum Allgemeinen, während Russen zu
einer deduktiven Argumentationsweise neigen, vom Allgemein-Grundsätzlichen
zum konkreten Einzelfall. Manche Tagesordnungsstreitigkeiten dürften diesem
Unterschied und nicht allein politischem Kalkül entspringen.
Auch der Gebrauch etwa des Englischen als einer internationalen
Verkehrssprache führt nicht automatisch dazu, dass man eigene
Denkgewohnheiten, Verhaltensweisen und den „kommunikativen Stil“ aufgibt –
und täuscht so Verständigung oft nur vor. Dem Fehler, mit der gemeinsamen
Sprache auch eine gemeinsame Kultur zu unterstellen, sitzen Leute mit Englisch
als Muttersprache besonders häufig auf. Er führt zu Äußerungen wie der des
ehemaligen Botschafters der USA bei der UNO, Warren Austin, der allen Ernstes
vorschlug, „die Araber und die Israelis sollten ihre Differenzen im guten
christlichen Geiste beilegen“. Aber auch all jene, die Englisch als Fremdsprache
benutzen, sind dagegen nicht gefeit. Mindestens die Hälfte der rund 700 Millionen
Menschen weltweit, die in dieser Sprache kommunizieren, spricht Englisch mehr
oder weniger vollkommen als zweite oder fremde Sprache. Die meisten davon
bringen nicht nur Elemente der Aussprache und der Grammatik ihrer
Muttersprache, sondern auch Wertvorstellungen und Verhaltenskonventionen ihrer
heimatlichen Kultur in ihr Englisch ein.
Der Fremdsprachenunterricht bereitet auf diese Probleme des Englischen als
internationaler Verkehrssprache nicht vor. Und kein Linguist oder Soziologe kann
bisher voraussagen, wessen kulturelle Konventionen gelten, wenn zum Beispiel ein
Deutscher und ein Japaner sich auf Englisch verständigen. Sind es die deutschen,
48
die japanischen, die englischen, die amerikanischen oder gänzlich andere, von den
Beteiligten ad hoc1 geschaffene?
Das Problem des Ethnozentrismus zeigt sich im Wirtschaftsleben nirgends
deutlicher als im Bereich von Marketing und Werbung. In den letzten Jahren
sind durch Agenturaufkäufe riesige multinationale Werbekonzerne entstanden. Den
theoretischen Überbau für diese Konzentration wirtschaftlicher Macht liefern
Marketing-Gurus wie der Harvard-Professor Theodore Levitt, der auch die
weltgrößte Werbeagentur Saatchi & Saatchi berät. Levitt ist ein überzeugter
Vertreter des Glaubens an einen einheitlichen Weltmarkt, in dem man weltweit für
Weltmarken die gleiche Werbung machen könne.
Doch Werbung operiert mit sprachlichen, visuellen und anderen Symbolen,
__________________________________________________
1
ad hoc (lat.) – 1. zu diesem Zweck; 2. aus dem Augenblick heraus.
und die sind, wenn überhaupt, nur in sehr verwandten Kulturen gleich. So wird
nach dem Anthropologen Edward T. Hall zum Beispiel die Farbe grün, bei uns
Naturverbundenheit, Gesundheit und Frische signalisierend, in Ländern mit
dichten Dschungeln oft mit Krankheit in Verbindung gebracht. Grün weckt in
arabischen Ländern als Farbe des Islam besonders positive Assoziationen, ist aber
in Teilen des weitgehend moslemischen Indonesien verpönt. Japaner mögen grün
als Farbe für High-tech-Geräte, Amerikaner dagegen nicht. Schwarz ist auch nicht
in allen Gegenden der Erde Zeichen der Trauer: in den meisten asiatischen Ländern
ist dies weiß, in Brasilien purpurrot, in Mexiko gelb.
Unsere Unglückszahl ist 13, in Japan ist es die 4, in Ghana, Kenia und Sin-
gapur die 7. Eine Eule symbolisiert in Indien nicht Weisheit, sondern Unglück.
Fatal für den Fortbestand einer privaten oder geschäftlichen Beziehung könnte es
sein, Bekannten in Singapur zur Geburt eines Kindes mit etwas zu gratulieren, auf
dem der bei uns so beliebte Klapperstorch abgebildet ist: In Singapur ist der Storch
das Symbol für Kinderbett-Tod. Selbst Gerüche haben Bedeutung: Dank intensiver
Bemühungen der Kosmetikindustrie gerade daran gewöhnt, die Ausdünstungen
von Limonen mit wilder Frische in Verbindung zu bringen, sollten wir bei einem
Besuch der Philippinen ein so parfümiertes Seifenstück besser im Koffer lassen:
Dort gilt Limonenduft als übler, Krankheit anzeigender Gestank. Und wo sich
der deutsche Autokäufer über die abwaschbare Solidität des schwarzen
Kunststoffarmaturenbretts eines Mercedes 190 zu freuen vermag, sieht ein
Franzose statt Funktionalität Tristesse. Und schließlich: In welchen Farben soll
angesichts solcher Kulturunterschiede eine Firma, die weltweit aktiv ist, die
Visitenkarten ihrer Mitarbeiter drucken, wie ihr Firmenlogo formen lassen? Die
49
einheitliche visuelle Gestaltung von Briefbögen, Verpackungen, Produkten und
Verkaufsräumen, neuerdings als „corporate identity“ von Unternehmensberatern
gern, weil teuer, verkauft, kann für manchen ferner liegenden Markt durchaus ein
schlechtes Entree bedeuten.
Die Märkte Asiens bieten sichere Wachstumsraten. Doch Asien liegt uns auch
kulturell fern, und so ist dort – dem Promotionstourismus einzelner Länderminister
und Ministerpräsidenten zum Trotz – die deutsche Wirtschaft immer noch schwach
vertreten. Aber Unkenntnis von Sprache, Kultur und Markt beeinträchtigen den
wirtschaftlichen Austausch nicht nur mit ferneren Regionen: Wie eine
wissenschaftliche Untersuchung in den Niederlanden ergab, haben holländische
Geschäftsleute, wie die meisten Westeuropäer, Probleme im Kontakt mit Japanern
und Arabern, jedoch schon an dritter Stelle steht Frankreich. Nach Auskunft der
Holländer liegt das nicht an ihren Französischkenntnissen. Als gravierender wird
empfunden, dass sie die Wertvorstellungen und die Konventionen des sozialen und
wirtschaftlichen Lebens nicht kennen, die das Verhalten des französischen Partners
bestimmen, und dass sie nicht gelernt haben, mit der daraus resultierenden
Unsicherheit umzugehen.
Es ist wohl keine abwegige Vermutung, dass für Deutsche ähnliche
Schwierigkeiten bestehen. Und dass darunter nicht nur der wirtschaftliche
Austausch leidet, sondern auch die Politik: Die politische Integration Europas
muss scheitern, wenn zwischen den Völkern kein Verständnis für
Wertvorstellungen und soziale Konventionen der jeweils anderen besteht.
Da es vor allem die Kaufleute, Ingenieure und Juristen sind, die die
wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit mit fremden Völkern tragen, ist
zweifellos gerade für sie eine studienbegleitende Vermittlung weiterer Kenntnisse
fremder Sprachen und Kulturen in ihrer Ausbildung notwendig. Doch die
wenigsten Hochschulen verfügen über Sprachzentren, in denen eine sprachliche
und auslandskundliche Ausbildung in Umfang, Vielfalt und der gebotenen Qualität
für Studenten auch nicht-philologischer Fächer geleistet werden könnte. Das gilt
sowohl für das Personal als auch für Lehrmaterialien und Trainingskonzepte.
Zudem sind viele Probleme der Verständigung zwischen Mitgliedern
verschiedener Kulturen noch nicht eindeutig identifiziert, oder es fehlt an
genauer Kenntnis ihrer Ursachen. Das gilt zum Teil selbst für die Kulturen
unserer europäischen Nachbarn. Hier tut sich ein lohnendes Arbeitsgebiet für
Forschung auf: Sprachwissenschaften müßten mit der Soziologie, Psychologie,
Anthropologie und oft auch der Geschichtswissenschaft zusammenarbeiten.
In der Bundesrepublik besitzen diese Disziplinen jedoch keine gleichsam
50
natürliche Kooperationsinstanz wie in den Departments of Communication an
amerikanischen oder den Area-Studies-Studiengängen an britischen Hochschulen –
deren Absolventen übrigens, wegen der Vielfältigkeit ihrer Ausbildung, beste
Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Unkenntnis von Wertvorstellungen und Konventionen anderer Völker kann
unerwartete Konsequenzen haben, wie die folgenden drei Beispiele noch einmal
zeigen:
Um die Mitarbeiter der Verkaufsabteilung seiner Firma in Japan zu höheren
Leistungen zu motivieren, kündigte ein US-Manager an, den erfolgreichsten
Verkäufer mit einer Auslandsreise für die gesamte Familie zu belohnen. Zu seiner
Überraschung waren die Mitarbeiter nicht daran interessiert. Japaner reisen zwar
gern, aber nicht mit ihren Frauen und Kindern. Und nicht allein das: Der Manager
hatte die Belohnung nur einem einzelnen, dem erfolgreichsten Verkäufer,
versprochen. Alle anderen würden dann als Verlierer dastehen. Sinnvoller wäre
es gewesen, der gesamten Abteilung eine Belohnung zu versprechen, wenn sie
insgesamt ein höheres Umsatzziel erreichen würde. Als Mitglied der Gruppe würde
niemand sein Gesicht verlieren, wenn er nicht am meisten verkaufen würde.
Im April 1984 starteten zwei amerikanische Geschäftsleute eine teure
Kampagne, mit der ein Symbol für „Made in America“ eingeführt werden sollte.
Sie wählten die „Okay“-Geste, eine offene Hand, bei der Daumen und Zeigefinger
einen Kreis bilden. Die Kampagne wurde bald wieder abgebrochen. Denn diese
Geste hat in manchen Ländern eine beleidigende oder obszöne Bedeutung. In
Frankreich signalisiert man damit „Du bist eine Null“, in Griechenland und der
Türkei eine vulgäre sexuelle Aufforderung und in Italien eine Beleidigung mit
analer Konnotation.
In den meisten lateinischen Ländern ist es üblich, sich bei einem persönlichen
Gespräch nahe an seinen Gesprächspartner heranzudrängen und ihn wiederholt an
Armen und Schultern zu berühren. Ein Nordeuropäer oder Nordamerikaner, dem
dieser kommunikative Stil nicht vertraut ist, empfindet das als unangebrachte
Intimität. Aus Unbehagen weicht er gewöhnlich vor seinem südländischen
Gesprächspartner zurück, während dieser sogleich wieder nachrückt. Denn nach
seinen kulturellen Konventionen ist geringe Distanz für ein atmosphärisch
angenehmes Gespräch notwendig. In einem Reitklub in São Paulo, in dem viele
Empfänge für neu angekommene Firmenvertreter stattfinden, musste deshalb die
Brüstung der Terrasse verstärkt und erhöht werden, weil immer wieder Personen
aus den Vereinigten Staaten oder Nordeuropa rückwärts über das Geländer gefallen
waren, als sie vor ihren brasilianischen Gesprächspartnern zurückwichen.
51
Im zunehmenden Bedarf an Kenntnis solcher Kulturunterschiede und der
Fähigkeit, damit umzugehen, liegt ein lohnendes Betätigungsfeld für die
Geisteswissenschaften. Dass natürlich auch die schlichte Vermittlung elementarer
Fremdsprachenkenntnisse einen Sinn behält, zeigt eine Anekdote, die Präsident
Reagan gern erzählte. Er hatte in Mexico City eine Rede gehalten: Danach, so der
Präsident, „setzte ich mich wieder bei einem ziemlich unenthusiastischen und
wenig beeindruckenden Applaus, und ich war etwas irritiert. Es wurde noch
schlimmer, als nach mir ein Redner in Spanisch sprach, was ich nicht verstehe.
Er bekam nach fast jedem Abschnitt heftigen Applaus. Um meine Betroffenheit zu
verbergen begann ich, stets als erster zu klatschen, bis sich unser Botschafter zu
mir herüber beugte und sagte: „An Ihrer Stelle würde ich das nicht tun. Das ist der
Dolmetscher. Er übersetzt Ihre Rede.“
Karlfried Knapp
Fremdgänge, 1998
AUFGABE ZUM TEXT 3
KONTROLLAUFGABEN
ZUR SELBSTEVALUATION
52
LEKTIONEN 1–3
2. Ergänzen Sie die passenden Präpositionen und, wenn nötig, die fehlenden
Artikelwörter.
(5) Wir knüpfen oft unsere Kindheitserlebnisse ... Menschen.
(6) Die Ausländer sollten Brücken ... neuen Heimat bauen.
(7) Mir fällt ein Stein ... Seele.
(8) ... alters her gehört der Austausch von Geschenken zu den Traditionen des
Nahen Ostens.
53
5. Wie heißt das Nomen? Ergänzen Sie auch den Artikel.
Stolpersteine im Ausland
(38) Nichts stößt einen britischen Gastgeber mehr an als berufliche Gespräche
beim Essen.
(39–40) In Japan zeigt man nicht auf fremde Leute. Schon das drohende Erheben
des Zeigefingers ist geeignet, eine Beziehung nachhaltig beanträchtigen.
An m er ku ng .
Lernwortschatz
Verben
54
aufspüren (Akk.) plädieren für (Akk.)
bloßstellen (Akk.) schieflaufen
einfallen (Dat.) trachten nach (Dat.)
entlarven (Akk.) unterlassen (Akk.)
erfühlen (Akk.) verletzen (Akk.)
hineindenken, sich in (Akk.) vorbeihetzen an (Dat.)
hineinversetzen, sich in (Akk.) vergreifen, sich
meiden (Akk.) versprechen, sich
Nomen
Adjektive/Partizipien
atemberaubend (non)verbal
aufgeschlossen prägnant
aufrichtig schwerwiegend
extrem wichtig umständlich
geglückt ungehalten
jämmerlich (un)gestört (sein)
kommunikationsfördernd überzeugend
missglückt verschleiert
mitfühlend
Ausdrücke
55
das Gesicht verlieren
die Ohren spitzen
die Regel beherzigen
die Worte im Bart verschlucken
einen Deckmantel für Feindseligkeiten bilden
eine jämmerliche Figur abgeben
etw., j-m (Dat.) den Garaus machen
Fehler zugeben
Fehler wieder gutmachen
in die Verteidigungshaltung gehen
j-n (Akk.) da abholen, wo er steht
j-n (Akk.) auf die Wutpalme bringen
j-n (Akk.) von der Wutpalme herunterbringen
Nachrichten, Gefühle empfangen
sich von schmutzigen Worten nicht anstecken lassen
recht geben j-m (Dat.)
Rückfragen stellen
Verständnis haben für (Akk.)
sich die Zeit nehmen zu (Dat.)
zur Verfügung stehen für (Akk.)
Bevor Sie den Text lesen, denken Sie darüber nach, was eigentlich die
Kommunikation ist. Welche Rolle spielt sie in Ihrem Leben? Schreiben Sie
Ihre Gedanken in Stichworten auf.
Text 1
KOMMUNIKATION
56
gerade diese gewählt haben, weil sie u.U. in den Sprachen nicht so gut waren,
kommt früher oder später die Erkenntnis, dass auch in diesen Berufen die
Kommunikation extrem wichtig ist.
So werden auch IngenieurInnen Kundenkontakt haben, wobei sie z.B. etwas
erläutern müssen. Oder sie schreiben Handbücher oder Bedienungsanleitungen,
Marketingtexte oder Werbebroschüren, immer und überall kommt es auch auf
kommunikative Fähigkeiten an. Oder Ingenieure werden Gutachter oder Experten
und müssen dann einem großen – eventuell Laien – Publikum technische
Sachverhalte erklären können.
Es ist daher mehr als wichtig, über Kommunikation Bescheid zu wissen und
seine Fähigkeiten zu üben und zu verbessern. Zu den wichtigsten Grundlagen
gehört dabei das Interesse an Menschen. Und die Einsicht, dass nicht nur das
Reden, sondern auch das Zuhören wichtig ist, sowie die Kenntnisse der
Möglichkeiten der aktuellen Medien, die für die Kommunikation zur Verfügung
stehen.
Gute Kommunikation erfordert gute Kenntnis der Partner, man muss sich
auch die Zeit dazu nehmen können. In einem persönlichen Gespräch muss man
ungestört sein können. Jedermann erwartet in so einem Gespräch auch Diskretion,
d.h. man muss sich darauf verlassen können, dass nichts weitererzählt wird.
Um in einem intensiven Gespräch nicht gestört zu werden, lässt man einfach
das Telefon läuten.
Offenheit und Ehrlichkeit sind sehr kommunikationsfördernd. Leider wird
hierzulande darunter aber oft verstanden, dass man nicht höflich zu sein braucht.
Man kann auch die Wahrheit höflich sagen und offen sein, ohne zu verletzen.
Leider wird es sich aber nicht vermeiden lassen, in Ausnahmefällen sich naiv
zu stellen, lügen zu müssen oder zumindest die Wahrheit nicht zu sagen. Das
Lügen muss man üben, soll man nicht eine jämmerliche Figur dabei abgeben.
Schauspielunterricht oder das Spielen von Poker, Mäxle u.ä. werden dabei helfen.
57
Wer lügt
greift sich an die Nase
spricht leise
meidet direkten Blickkontakt
flattert häufiger mit den Augenlidern
verengt die Pupille
verspricht sich
presst die Arme an den Körper
hat die Hände unterhalb der Gürtellinie
Doch Vorsicht
schon ein Indiz entlarvt den Lügner
es gibt viele perfekte Lügner
Männer lügen häufiger (bis 200x am Tag!)
Frauen lügen schwerwiegender
Menschen mit deutlicher Aussprache wird man lieber zuhören, als jemandem,
der nuschelt und die Worte im Bart verschluckt. Am liebsten wird man mit
Menschen reden, die Humor haben. Mit jemandem gemeinsam zu lachen,
verbindet ungemein.
Eine der Grundlehren Dale Carnegies ist, die Freude zu teilen, um damit
Freunde zu gewinnen.
Bei schriftlicher Kommunikation werden kurze und prägnante Texte besser
akzeptiert, als umständliches Geschwafel. Wer handschriftliche Notizen macht,
sollte auch sich bemühen ordentlich zu schreiben. Gerade im Computerzeitalter,
wenn alles sehr schnell gehen soll, ist eine gute Handschrift sehr nützlich.
Wer merkt, dass er in einem Gespräch ausgenutzt wird, wird schnell die
Kommunikation abbrechen. Und wer in der Öffentlichkeit bloßgestellt wird, der
wird ein Leben lang danach trachten, sich dafür zu revanchieren. Jemanden in die
Situation zu bringen, das Gesicht zu verlieren, dies sollte man immer versuchen zu
unterlassen.
Gute Kommunikatoren erhöhen mit ihrer Rede den Wert und den
Nutzen des Umfeldes. Sie sind auch in der Lage, dies auszudrücken, was die
Mehrheit denkt oder fühlt.
Viel zur Förderung sowie zur Behinderung der Kommunikation trägt das
äußere Umfeld bei. So kann leise Musik wunderbar die verbale Kommunikation
unterstützen, zu laute aber sie dann nur auf die nonverbale reduzieren.
Wenn Menschen sich sehen können, werden sie auch eher miteinander reden.
58
Gibt es gemeinsame Treff- oder Wartepunkte, wie z.B. Lifts, Toiletten,
Kaffeemaschinen, Cafeterias, Meetingspausen, dann entstehen dort leichter
Gespräche, als wenn alle nur aneinander vorbeihetzen. Wer für die
Kommunikationskultur in Unternehmen verantwortlich ist, sollte gemeinsam mit
Architekten über solche Kommunikationszentren nachdenken!
Zu den wichtigsten Worten der Kommunikation gehören die
Höflichkeitsfloskeln BITTE, DANKE und GUTEN TAG. Es lohnt sich, diese
Worte oft einzusetzen und sie auch in vielen Sprachen zu beherrschen. Es ist
unglaublich, was man damit bewirken kann. Und es läuft vieles schief, wenn sie
nicht ausgesprochen werden.
http://www.praxilogie.de/kommunikation.html
Alle unsere Streitigkeiten entstehen daraus, dass einer dem anderen seine Meinung
aufzwingen will (Mahatma Gandhi).
59
4. Erstellen Sie anhand des Textes 1 und Ihrer eigenen Erfahrungen eine Liste
mit den typischen Fehlern bei der Kommunikation, z.B.: Man hat kein
Interesse am Gesprächspartner. ...
6. Lesen Sie die folgende Information. Besprechen Sie und kommentieren Sie
diese Kommunikationsregeln mit Ihrem Gesprächspartner.
Der intensive Austausch von Gedanken und Ideen, der für den Dialog typische
"Fluss vоn Bedeutung", kommt ins Strömen, wenn diе Teilnehmer zehn elementare
Fähigkeiten entwickeln, mit denen sie ihr Gesprächsverhalten steuern:
60
Beispielsweise schildern sie die eigenen Annahmen und Vorurteile sowie ihre
Beobachtungen, die sie zur Unterstützung vоn Argumentationen heranziehen.
9. Erkunden: Die Teilnehmer nehmen eine erkundende Haltung ein, indem sie
einfache, aufrichtige Fragen stellen. Künstliche, rhetorische Fragen, die
verschleierte Behauptungen enthalten oder einen Deckmantel für Feindseligkeiten
bilden, gеhörеn nicht in den Dialog.
10. Beobachten: Die Gesprächspartner beobachten den Weg ihrer eigenen
Gedanken und gehen Überzeugungen und Haltungen auf den Grund, die
unterschwellig die Interaktionen und Handlungen bestimmen. Sie spüren die
Faktoren für Störungеn in der Kommunikation auf, und sie beobachten, wie sie
aufeinander reagieren.
Markt. 1999
Text 2
AKTIV ZUHÖREN – MEHR ALS NUR DIE OHREN SPITZEN
Ja, schön wäre es, wenn das mit dem „aktiven Zuhören“ so einfach wäre.
Normalerweise gehören zu einem Kommunikationsprozess immer mindestens
zwei Menschen: Einer, der spricht, und einer, der zuhört. Doch das reicht für das
„aktive Zuhören“ nicht aus. Zum Sprechen und Zuhören kommen noch vier
wichtige Teile hinzu:
61
Positive Zuwendung. Der Zuhörer ist dem Sprechenden positiv zugewandt, das
heißt, es besteht ein echtes Interesse, sein Gegenüber wirklich zu verstehen.
Sich in den Kopf des anderen hineindenken. Zum Verstehen müssen wir uns in
die „Denke“ des anderen hineindenken. Wir wollen die Erlebenswelt des anderen
nicht nur hören, sondern auch erfühlen. Unsere eigenen Einstellungen zu den
besprochenen Dingen interessieren in dieser Phase des Gesprächs überhaupt nicht.
Die A-Sprache ist Trumpf. Die A-Sprache bezeichnet das, was ich über andere
erfrage. Damit auch richtig übersetzt wird, müssen Rückfragen gestellt werden.
Der Zuhörer darf sich nicht auf seine Interpretation oder Phantasie verlassen,
sondern muss das, was wirklich mit der Sprache mitgeteilt werden soll, heraus-
arbeiten.
Es wird gewonnen und nicht verloren. Wichtigstes Ziel bei der Kommunikation
muss immer eine „Winner-Winner-Situation“ und nicht eine „Winner-Loser-
Situation“ sein, das heißt, jeder ist immer bemüht, wirklich zu verstehen und nicht
zu verletzen.
Frau F. legt den Telefonhörer auf. In ihrem Gesicht zeichnen sich deutlich
Zornesspuren ab. Sie fühlt sich verletzt. „So ein unverschämter Kerl! Was dem
einfällt! So kann er vielleicht mit seiner Frau umgehen, aber nicht mit mir!“ sagt
sie zu ihrer Kollegin und braucht noch eine ganze Weile, bis sie sich wieder
beruhigt hat. Was ist passiert? Ein Kunde ruft an und ist stinksauer, brüllt am
Telefon, läßt sich nicht beruhigen. Beschuldigt direkt Frau F.: „Sie mit Ihrem
Scheißunternehmen, was fällt Ihnen denn ein? Ich habe mich darauf verlassen,
dass die Ware heute bei mir ist. Sauhaufen! Mit mir können Sie das nicht machen,
ich werde mich zu wehren wissen – und als Kunde sind Sie mich auch los!“
Dass dieser Herr Kunde kein Kommunikationskünstler ist, leuchtet jedem ein!
Zugegeben, das ist schon heftig, ungehalten und „out of control“, was sich der
Kunde da leistet. Er trägt seine Beschwerden miserabel vor! Schmutzige Sprache
im Höchstmaß. Aber eine reale Situation! Ich bin sicher, jeder von Ihnen hat
eine ähnliche Situation in Ihrem beruflichen Alltag schon einmal erlebt. Ich
habe schon gesagt, dass zu einer geglückten Kommunikation immer zwei
Kommunikationskünstler gehören. Aber zur mißglückten Kommunikation gehören
auch zwei! Wenn schon der Sprecher schmutzige Worte von sich gibt, dann muss
sich der Zuhörer doch nicht gleich davon anstecken lassen! Doch bei Frau F. ist das
leider der Fall.
62
Ganz wichtig: Beherzigen Sie bitte immer die Regel: „Von einer schmutzigen
Kommunikation sich nicht anstecken lassen!“
Welche Kommunikationsfehler hat Frau F. in der Rolle als Zuhörerin
gemacht? Frau F. ist leider in dieser Situation keine „aktive Zuhörkünstlerin“
gewesen. Was bei ihr ankommt, sind Beleidigungen, Beschuldigungen und
Drohungen, die sie nicht zu filtern in der Lage ist. Sie hat sich nicht bemüht,
den Kunden wirklich zu verstehen. Sie hat nicht hinter die „schmutzige Sprache“
geschaut. Sie hat auch nicht daran gedacht, dass Menschen bei Enttäuschungen,
Stress und so weiter Schwächen zeigen! Sie bekommt es nicht mit – hört nicht
aktiv –, dass dieser Kunde in Rage ist und dass die Angriffe nicht ihr persönlich
gelten. Sie „versteht“, das heißt übersetzt: „Der beschimpft mich in einer ganz
unverschämten Art.“ Die zwangsläufige Folge: Sie geht in die Verteidigungs-
haltung und greift zu denselben schlechten Kommunikationsmitteln wie ihr Kunde,
nämlich Angriffen und Beschuldigungen: „Was fällt Ihnen ein, so mit mir zu
sprechen?“ Die Botschaft ist: „Sie sind ein Böser, ein Unverschämter!“
Der schlechte Virus ist auf sie übergesprungen. Sie ist infiziert. Hört schon
längst nicht mehr „aktiv“ zu, sondern befindet sich in einem
Kommunikationsstreit. Frau F. hat es nicht fertiggebracht, den Kunden von seiner
Wutpalme runterzubringen, sondern hat sich selbst auf die Wutpalme gebracht –
und dies von Wort zu Wort höher. Jetzt bekriegen sich zwei und bewerfen sich
gegenseitig mit sprachlichem Schmutz. Von hier an läuft ein Kommunikations-
streit. Von kommunikativer Partnerschaft keine Spur.
Was können Sie in einer ähnlichen Situation besser machen? Sie werden
vielleicht überrascht und spontan sagen: Wieso ich oder Frau F.? Wenn sich hier
einer bessern und ändern muss, dann ist es doch der Kunde! Konkret bedeutet das
bei den meisten Menschen: Die anderen sollen sich verändern, dann ist alles gut!
Dafür habe ich großes Verständnis. Doch die Antwort hierauf ist für mich sehr
einfach – zumal ich diese oder ähnliche Einstellungen sehr häufig höre.
Grundsätzlich brauchen weder Frau F. noch Sie ihre „aktive Zuhörkunst“ zu
verbessern. Nur müssen Sie dann auch damit rechnen, dass Sie sehr häufig in
Ihrem Leben in solch hässliche, stressige und für Ihr Unternehmen schädliche
Situationen geraten. Leider können wir andere Menschen nicht dazu zwingen,
bessere Sprech- und Zuhörpartner zu werden. Das einzige, was Sie tun können, ist,
sich selbst zu bessern und somit anderen eine Chance zu geben und die Lust zu
vermitteln, es Ihnen gleichzutun.
63
So werden Sie zu einem „Aktiv-Zuhörer-Profi“! Sie werden mit einer
entsprechenden Kommunikationskunst auf jeden Fall beruflich erfolgreicher sein!
Und weniger Stress haben! Prüfen Sie, ob es sich für Sie lohnt!
Tip I: Aktiv zuhören heißt: neben den Worten auch die begleitenden Gefühle zu
hören und jemanden da abzuholen, wo er steht!
Geben Sie Ihrem Partner zu verstehen, dass seine Gefühle, wie zum Beispiel
Wut, Enttäuschung, Ärger, bei Ihnen angekommen sind. Sagen Sie: „Ich höre, dass
Sie sehr verärgert, enttäuscht sind. Ich möchte Ihnen helfen, Ihr Problem zu lösen.“
Denken Sie daran: Wenn jemand in ärgerlichen Gefühlen oder in Angst usw.
ist, können Sie nicht über ein Sachthema mit ihm sprechen.
Tip II: Aktiv zuhören heißt: genau verstehen wollen!
Sagen Sie: „Da muss ja für Sie etwas Schlimmes passiert sein! Damit ich Sie
noch besser verstehen kann, sagen Sie mir doch bitte noch einmal genauer, was
passiert ist.“
Im nächsten Moment können Sie, wenn Sie spüren, dass Ihr Gesprächspartner
wieder „unten“ ist, Fragen stellen (Erinnern Sie sich an die A-Frage-Technik!).
Fragen Sie: Was ist geschehen? Wie ist es dazu gekommen, dass Sie so
verärgert sind? Was ist Ihr Problem? Denken Sie daran: Sie machen es sich selbst
schwer, wenn Sie jemanden, der schon auf der Wutpalme sitzt, noch ärgerlicher
stimmen: Sie ärgern sich, und er ärgert sich und bleibt mit dem nächsten
Kundenauftrag weg.
Tip III: Aktiv zuhören heißt: recht geben, wenn wirklich Fehler passiert sind!
Sagen Sie: „Ich kann das aus Ihrer Sicht gut verstehen. Wie Sie das schildern,
muss ich Ihnen recht geben. So geht es wirklich nicht.“
Denken Sie daran: Es wird von den meisten Menschen als eine große Stärke
gewertet, wenn jemand Fehler zugeben kann, sich dafür entschuldigt und natürlich
auch dafür Sorge trägt, dass aus gemachten Fehlern gelernt wird. Einmal gemachte
Fehler sollten sich allerdings nicht wiederholen!
Tip IV: Aktiv zuhören heißt: den „Feind" zum „Freund" gewinnen wollen!
Sagen Sie: „Ich finde es gut, dass Sie mir gegenüber so offen sind.“ Oder:
„Ich finde es gut, dass Sie uns noch eine Chance geben, Sie von unserem Können
zu überzeugen. Wir möchten unseren Fehler wieder gutmachen.“
Denken Sie daran: Sie sind nicht dazu da, die Welt zu verbessern. Sie haben
in Ihrer Firma keinen Erziehungsauftrag für Ihre Kunden. Sie tragen dazu bei, Ihre
64
Kunden zufrieden zu machen und zufrieden zu halten. Also bestrafen Sie den
Kunden nicht für sein schwaches Kommunikationsverhalten. Belohnen Sie ihn
dafür, dass er Ihnen Fehler Ihres Unternehmens mitteilt!
Tip V: Aktiv zuhören heißt: für die Problemlösung gewinnen!
Sagen Sie: „Ich möchte Sie wieder zu einem zufriedenen Kunden machen.“
Fragen Sie: „Wie kann ich das tun? Was kann ich für Sie tun?“
Denken Sie daran: Gutes Verhalten steckt auch an! Der Kunde muss die
Überzeugung gewinnen, dass er willkommen ist, dass er als Kunde ein
gerngesehener Gast ist – auch wenn er sich mal sprachlich vergreift! Wenn Sie es
sehr gut machen mit dem „aktiven Zuhören“, entschuldigt sich der Kunde sogar
bei Ihnen für sein schlechtes sprachliches Verhalten.
1. Fassen Sie den Inhalt des Textes schriftlich zusammen. Verwenden Sie
dabei Ihre Notizen.
65
2. Sprechen Sie über die Besonderheiten der Kommunikation im Lehrerberuf.
Welche von den bereits erwähnten Tipps sind für die Lehrer besonders
wichtig? Warum?
5. Erklären Sie die Wörter nach ihrer Bedeutung im Text mit synonymen
Wendungen.
66
wie ein Wasserfall reden
einem das Wort im Mund umdrehen
einen losen Mund haben
den Mund auf dem rechten Fleck haben
67
Die Zuhörer wollen unterhalten werden. Wasser vоr – man sieht das gern.
Мit zehn, zwölf guten Zitaten und Wenn du einen Witz machst, lach
Übergängen, die erstaunen, belustigen vorher, damit man weiß, wo die Pointe
oder zwingender Logik folgen, halten Sie ist. <...>
Ihre Zuhörer nicht nur bei Laune, sondern Zu dem, was ich soeben übеr die
auch wach. Technik der Rede gesagt habe, möсhtе
Wiederholen Sie Ihre Kerngedanken ich noch kurz bemerken, dass viel
und Kernaussagen oder fassen Sie diese Statistik die Rede immer hebt. Das
im Schlussteil knapp zusammen. beruhigt ungemein, und da jeder
Halten Sie sich unbedingt an Martin imstande ist, zehn Zahlen mühelos zu
Luther: „Tritt frisch auf! Tu's Маul auf! Hör behalten, so macht das viel Spaß. <...>
bald auf“ Auch Ihre Rede wird durch
Kürzen nur noch besser.
Кurt Tucholsky
EM Abschlusskurs, 2000
Lesen Sie den Text und setzen Sie die fehlenden Präpositionen ein.
Text 3
ELEKTRONISCHE KOMMUNIKATION, E-MAIL
Schreib nur das ... eine E-Mail, was du auch ... eine
Postkarte schreiben würdest.
Deine Nachricht wird nicht nur ... dem angegebenen
Empfänger gelesen.
Nur kurze Nachrichten werden wirklich gelesen.
Bestätige immer den Erhalt einer persönlichen Nachricht.
Bevor du viel schreibst, teste, ob deine Nachricht auch
ankommt.
Wunderbar ist E-Mail ... die Kommunikation ... Freunden, z.B. um Termine
zu synchronisieren und um ... dem lockeren Kontakt zu bleiben. Völlig ungeeignet
ist es, um Probleme auszuräumen oder um schwierige Sachverhalte zu schildern.
E-Mail eignet sich gut ... Übermitteln kurzer, schlechter Nachrichten. Wie
früher ... einem Telegramm überlegt man sich als Sender den Text genau und man
kann als Leser ganz intim dann den Text – u. U. wiederholt – studieren und so die
schlechte Nachricht besser verdauen.
Die Kosten ... E-Mail sind im Sinken, aber immer noch ist soviel technisches
Know-How notwendig, dass E-Mail noch nicht das Medium ... jedermann ist. Aber
wenn die Kindergeneration heranwächst, die heute ... dem Computer schon ...
Kinderzimmer konfrontiert wird, dann wird E-Mail (oder was dann auch immer als
Weiterentwicklung ... Verfügung stehen wird) eine Riesenverbreitung bekommen.
1. Diskutieren Sie Vorteile und Nachteile der E-Mail. Sprechen Sie über Ihre
Erfahrungen damit.
Text 4
DAS INTERNET IST DAS ENDE DER DEUTSCHEN SPRACHE
BALD NUR NOCH ENGLISCH ODER NIVEAULOSES DEUTSCH?
Alle diese Mahner haben Recht und irren sich gewaltig: Betrachtet man die
Zahlen, dann nimmt Deutsch mit schätzungsweise 100 Millionen Web-Sites nach
Englisch und weit vor Japanisch, Französisch und Spanisch Platz zwei im Internet-
Ranking ein – Tendenz ist steigend. Zwar gibt es 20-mal mehr Seiten auf Englisch,
aber man kann nicht sagen, dass das Deutsche im Internet eine schlechtere Position
einnimmt als in der Sprachenlandschaft der Welt überhaupt. So weit, so gut.
Viel wichtiger aber als die Frage, wie viel geschrieben wird, ist die Frage, in
welcher Qualität und was geschrieben wird. Hier sieht die Sache schon anders aus.
Wenn in unseren jeweiligen Muttersprachen in einer ähnlichen Sprachqualität
geschrieben würde, wie das bei wissenschaftlichen Publikationen oder privaten
Korrespondenzen bisweilen auf Englisch der Fall ist, wären wir froh, nicht im Sog
des weltweiten Straßenenglisch davonzuschwimmen, sondern würden versuchen
zu bewahren, was die Schönheit unserer Sprachen ausmacht: ihre Poesie, ihre
Melodie und ihre Bilder. Sind die Engländer und Amerikaner zu beneiden? Nein.
Seit jeher haben technische Entwicklungen die Sprache beeinflusst. Auch
die Werbesprache liebt modische Entlehnungen aus dem Englischen oder
Französischen. „Haute Couture“ klingt eben feiner als „Aktuelle Mode", ein
„Dekollete“ erregender als ein „Ausschnitt“, zumindest (Entschuldigung) vom
Wortklang her. Mit dem Internet vollzieht sich dieses Eindringen neuer Wörter
aber in atemberaubender und noch nicht gekannter Geschwindigkeit. Das ist das
Besondere. Zum Teil brauchen wir diese neuen Anglizismen für Gegenstände, für
die es keine Übersetzung gibt. Oder kennen Sie ein deutsches Wort für Hardware,
Joystick, Update, Shareware oder Windows? Zum Teil brauchen wir die
Anglizismen aber auch nicht, denn sie gaukeln Sinn und Qualität vor. Software ist
ein Programm, ein Interface ist eine Schnittstelle und ein Printer noch allemal ein
Drucker.
Verändert das Internet nun die Sprache oder gibt es eine spezifische Sprache
des Internets? Beides ist mit Ja zu beantworten.
Chatten Sie? Nein? Das dachte ich mir. Aber vielleicht haben Sie schon mal
jemandem beim Chatten über die Schulter gesehen. Dann können Sie Texte lesen
der Art: Hallo / Hallo / Wer bist du? / Aga Kahn / Was soll das? / Wer bist du? /
Eine Fremde / Alter? / 23 / Groesse? /
Hast du nichts anderes im Kopf? / Was denn? / Weißt du es nicht? / Wie ist
deine Telefonnummer? / -XXX hat sich verabschiedet.
70
Haben Sie schon einmal versucht, etwas Inhaltliches zu sagen in einem Chat?
Ich bin immer gescheitert. Man kann vom Schreiben im Internet sagen:
@ E-Mails sind in der Regel kürzer als Briefe.
@ E-Mails werden in einem freundlichen Ton gehalten.
@ Die Tendenz sich zu duzen ist stärker als in normalen Briefen.
@ Chats tendieren zu Kürzestsätzen.
@ Es wird wenig über Inhalte gesprochen, sondern eher auf Stichwörter reagiert.
@ Es besteht eine Tendenz zur Erotisierung.
Wie werten wir das? Ich werte es natürlich nicht, aber ich verstehe jeden und
jede, die das Niveau zu flach finden. Und ich verstehe jeden und jede, die E-Mails
wunderbar finden.
Ronald Graetz
Willkommen. 2002
1. Erklären Sie die Wörter nach ihrer Bedeutung im Text mit synonymen
Wendungen.
Lesen Sie den folgenden Text. Vergleichen Sie den Zustrom von
Fremdwörtern gestern und heute.
Text 5
71
SONST STIRBT DIE DEUTSCHE SPRACHE
72
Um dies zu testen, habe ich verglichen, wie sieben europäische Sprachen mit
sechzig der gebräuchlichsten Computerbegriffe umgegangen sind, und dann eine
Art „Einbürgerungsquote“ berechnet. Sie soll ausdrücken, wie hoch der Anteil
jener ursprünglich durchweg englischen Begriffe ist, für welche die einzelnen
Sprachen auf irgendeine Weise eigene Entsprechungen gefunden haben. Jede ist
legitim: die Neuprägung (französisch logiciel für Software}, die sinngemäße
Übersetzung (deutsch Speicher für memory), die Scheinübersetzung durch direktes
Übersetzen (deutsch herunterladen für download), die Ausstattung eines irgendwie
ähnlich wirkenden einheimischen Wortes mit einer neuen Bedeutung (deutsch
Treiber für driver} oder die orthographische und phonetische Veränderung des
Fremdworts (deutsch Mausklick für mouse click).
Der Computerjargon ist ein gutes Beispiel. Alle Sprachen sind hier dem
gleichen Druck ausgesetzt. Es handelt sich um keine bloße Mode, sondern um eine
neue Welt voller neuer Dinge, für die keine Sprache der Welt Namen hatte so und
die alle einen Namen benötigten. <...>
Das Testergebnis
Die folgenden Zahlen geben an, zu welchem Prozentsatz diese Sprachen das
englische Wort durch ein ihrem System angepaßtes ersetzt haben:
Französisch 82 % Dänisch 59 %
Schwedisch, Spanisch 80 % Italienisch 58 %
Niederländisch 64 % Deutsch 50 %
Die Zukunft
<...> Wenn wir heute nichts gegen den Zustrom fremder Wörter unternehmen,
dann werden die Kids, die heute ihre Trail-and-Error-Odysseen beim Zappen von
Quiz-Show zu Actionfilm oder Talk-show erleben, eines nicht so fernen Tags
genau diese "Trümmersprache" für die einzige gute und richtige halten. Es ist
sicher ja auch eine Sprache, doch nur ein besseres Pidgin. Aber die Brücke zum
Deutsch der Vergangenheit wird dann abgebrochen sein. Das wird dann eine tote
Sprache sein, eine von vielen.
Dieter E. Zimmer
Unterwegs. 2003
73
AUFGABEN ZUM TEXT 5
Lernwortschatz
Verben
Nomen
74
e Desoxyribonukleinsäure (DNS) r Transrapid
r Durchbruch, -"e r Tüftler, – (ugs.)
e Endlichkeit (der Ressourcen) s Überschallflugzeug
e Energieerzeugung e Umweltbelastung
e Entschlüsselung e Verkehrsentlastung
s Erbgut e Videokonferenz, -en
e Fehlentwicklung e Voraussage, -n
s Gen, -e e Vorhersage, -n
s Genom, -e e Zelle, -n
e Gentechnologie r Zellkern, -e
s Hightech ['hai'tεk]
e Kommunikationstechnologie, -n
e Konsequenz, -en
Adjektive/Partizipien
erneuerbar technisiert
genetisch bedingt überflüssig
gewaltig ultraleicht
hochwirksam umstritten
latent ungeahnt
rasant (un)heilbar
regenerativ wegweisend
reibungslos zukünftig
Wendungen
Anwendung finden
auf der Überholspur sein
die Frage aufwerfen nach etw. (Dat.)
ein (feststehendes) Bild der Zukunft liefern
einen Blick in die Zukunft werfen
einen schweren Schlag erleiden
einen Überblick gewinnen über etw. (Akk.)
etw. fest im Blick haben
etw. (Akk.) kritisch begleiten
Folgerungen ziehen aus etw. (Dat.)
ins Blickfeld rücken
75
(neue) Maßstäbe, Prioritäten setzen
nicht schlecht bestellt sein um j-n, etw. (Akk.)
nicht umhin kommen
Spuren hinterlassen
Die Vorhersage trifft ein.
Die Prognose tritt ein.
2. Lesen Sie die folgende Information. Antworten Sie auf die Frage: Durch
welche Technologien ist Deutschland bekannt?
Spitzentechnologie
a) Füllen Sie die Lücken mit passenden Verben in der richtigen Form aus.
Passagierflugzeug: Mit dem neuen A380 1) ... 1) bauen, geben, liefern, planen
der europäische Flugzeughersteller Airbus die 2) abgehen, abheben, anheben,
größte Passagiermaschine der Welt. Im Frühjahr annehmen
2005 2) .... der Megajet zum Jungfernflug ... . 3) bedeuten, gehören, gelten,
Wie bei allen Airbus-Typen immer mit an Bord: sein
deutsche Spitzentechnik. Mit fast 19 000 4) entdecken, entwickeln,
Mitarbeitern und sieben Entwicklungs- und konstruieren, nennen
Produktionsstätten 3) ... Deutschland der größte 5) konstruieren, verkaufen,
Airbus-Standort. So 4) ... etwa Techniker in kaufen, vorhersagen
76
Nordenham ein neues Laserschweißverfahren für 6) ausdenken, produzieren,
die Rumpfschalen der Airbus-Flugzeuge, in sammeln, versprechen
Stade werden Seitenruder aus Verbundwerk-
stoffen 5) ... und 6) ... .
b) Helfen Sie! In den Sätzen fehlen einige Nomen. Was meinen Sie, welche?
Ordnen Sie die den entsprechenden Kurztexten zu.
Sportschuhe: Der Adidas 1 ist der Saugroboter: Ein ... genügt, und der
erste ... mit Köpfchen. Mit seinem nur 28 cm hohe Robocleaner saugt
integrierten ... passt er sich beim ... die ... . Ihn stoppen weder ... noch ...:
permanent an. Ein Sensor und ein Dank seiner optischen ... umfährt der
Magnet unter der ... erfassen die Roboter ... und findet den ... auch unter
Bodenbeschaffenheit und stellen über der ... . Ist die ... leer, dockt der gelb-
ein motorbetriebenes Kabelsystem schwarze ... automatisch an der ... an,
stufenlos stets die optimale ... ein. um neue ... zu tanken.
Das ...: ..., wie ihn kein anderer ...
erreicht.
Die Zukunftstechnologien
77
a) Spektakuläre Fortschritte wie die weitgehende Entschlüsselung des
menschlichen Erbgutes haben diese Technologie zur Zukunftstechnologie gemacht.
600 Unternehmen mit Schwerpunkten in Berlin/Brandenburg und Bayern arbeiten
in den unterschiedlichsten Bereichen. Die Medizin verspricht sich von der
Technologie Ansatzpunkte zur Bekämpfung von Krankheiten. Auch die Chemie-
und Lebensmittelindustrie profitieren von dieser Technologie. Längst werden
Waschmittelenzyme, Vitamine und Lebensmittelzusatzstoffe dank dieser
Technologie hergestellt.
b) Mit dem Siegeszug des Internets stieg diese Technologie zum drittgrößten
Wirtschaftszweig (nach Fahrzeugbau und Elektrotechnik/Elektronik) in
Deutschland auf. Damit ist Deutschland nach den USA und Japan auch der
drittgrößte Ländermarkt für diese Technologie. Wachstumsimpulse kommen aus
dem Mobilfunk sowie von Software- und Online-Diensten. Außerdem ermöglicht
die Technologie Produkt- und Prozessinnovationen im Fahrzeug-, Maschinen- und
Anlagenbau.
c) Die Entdeckung der kleinsten Bausteine der Materie und das Verständnis
ihrer Funktionsweise eröffnen das riesige Feld dieser Technologie. In den USA
und Europa arbeiten etwa gleich viele Unternehmen auf diesem Gebiet. Die Hälfte
der in Europa ansässigen Firmen stammt aus Deutschland. Die Technologie
findet Anwendung in vielen Bereichen. Sie erarbeitet die Grundlagen für immer
kleinere Datenspeicher, für photovoltaische Fenster, für hochwirksame Filter zu
Abwasseraufbereitung und für ultraleichte Werkstoffe für die Automobilindustrie.
Deutschland. 2005
Wenn Ihnen die Antwort schwer fällt, lesen Sie den nachfolgenden Text und
kommen Sie auf die Aufgabe zurück.
Text 1
INNOVATIONEN FÜR DAS 21. JAHRHUNDERT
DIE MEGATRENDS IN DER WISSENSCHAFT
78
In die Zukunft blicken zu können ist ein uralter Menschheitstraum. Doch nicht nur
Horoskope und Orakel irren, sondern auch viele wissenschaftliche Prognosen.
Höhere Trefferquoten weisen die modernen „Delphi“-Studien auf. Alle Visionen
zeigen: Wissenschaft und Technik stehen im 21. Jahrhundert vor großen
Herausforderungen. Die Forscher müssen mit einer explodierenden Wissensfülle
umgehen. Und mehr denn je stellt sich die Frage nach den Grenzen des
Fortschritts und seinen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
79
Vorausschau-Zwecke eingesetzt. Diese Meinungsumfragen unter zahlreichen
Experten zu zahlreichen Themen ermöglichen es, Anhaltspunkte über zukünftige
Entwicklungen zu bekommen und eine Diskussion in Gang zu setzen. Indem
bereits heute die Zukunft gedanklich vorweggenommen wird, lässt sich Zeit
gewinnen, um Fehlentwicklungen zu bremsen und dringend benötigte
Innovationen anzustoßen oder rascher voranzutreiben. Delphi-Studien wollen also
kein feststehendes Bild der Zukunft liefern, sondern eine Informationsgrundlage
bieten für die Entscheidung, was heute zu tun oder zu lassen ist. Denn wer sich
heute ernsthaft mit Zukunftsfragen befasst, muss auch die Konsequenzen
des Fortschritts in seine Überlegungen miteinbeziehen. Die Zukunft selbst kennen
wir nicht – deshalb tritt häufig völlig Neues ein und deshalb liegen reine
Vorhersagen auch oft so falsch. Wie etwa werden die neuen Informations-
und Kommunikationstechnologien unser Leben im 21. Jahrhundert bestimmen?
Werden wir eines Tages ein elektronisches Parlament erleben, das es
ermöglicht, Entscheidungen über Gesetzesentwürfe mit Hilfe elektronischer
Volksabstimmungen zu treffen? Oder werden durch elektronisches Heimshopping
einmal 50 Prozent der Lebensmittel die Verbraucher erreichen, ohne den
traditionellen Supermarkt durchlaufen zu haben? Die Befragten der jüngsten
„Delphi-Studie zur globalen Entwicklung von Wissenschaft und Technik“ halten
das für unwahrscheinlich. Für realistisch halten die Experten, dass zwischen 2005
und 2012 etwa 30 Prozent aller Mitarbeiter in Büros an zwei von fünf Werktagen
zu Hause bleiben. Die Telearbeit wird sich durchsetzen – aber nicht für alle und
nicht jeden Tag. Multimedia wird ebenso in unseren Alltag eindringen wie die
elektronischen Weiterbildungssysteme. Notwendig für die großen Datenströme
wird ein Internet der nächsten Generation sein, dessen Sicherheit so hoch ist
und das Informationen in Echtzeit übertragen kann, so dass Dienstleistungen übers
Telefon und die Übertragung bewegter Bilder möglich sind. Ob Videokonferenzen
und Bildtelefon allerdings zu einer spürbaren Verkehrsentlastung führen werden,
ist eher umstritten.
Die Computertechnologie eröffnet uns ungeahnte Möglichkeiten. Durch
intelligente Kommunikationsnetze können wir uns an jedem Ort und zu jeder Zeit
Informationen beschaffen und sie austauschen. Wie bequem! Doch jeder hinterlässt
dabei Spuren. Diese können in Zukunft noch besser verfolgt werden: über alle
Arten von Chipkarten zur Abrechnung, über globale Ortungssysteme für
Autos, Zugangssysteme oder das Mobiltelefon. Genaue Persönlichkeitsprofile
lassen sich erstellen. Gezielte, auf die Einzelperson zugeschnittene Werbung wird
80
möglich. Ist das ein Fortschritt? Wird sich unsere Lebensqualität dadurch erhöhen?
Wollen wir das?
Wissenschaft und Forschung offenbaren in ihrem Drang nach neuer
Erkenntnis zwei Seiten einer Medaille: die Verbesserung der Lebensqualität sowie
die Bedrohung der Natur und damit des Menschen. In kaum einer anderen
wissenschaftlichen Disziplin wird dies deutlicher als in der Biotechnologie.
Die technisierte Humanmedizin ermöglicht es heute, Teile des menschlichen
Körpers zu ersetzen, Organe auszutauschen, Unvollkommenheiten zu beheben.
Immer mehr Erkenntnisse gewinnt die Forschung auch über genetische Ursachen
von Krankheiten wie Krebs.
Das menschliche Genom, die Gesamtheit aller in einer Zelle vorhandenen
Erbinformationen, wird entschlüsselt. Schon in zwei Jahren, glauben
Wissenschaftler, könnte diese Aufgabe abgeschlossen sein. Dann erscheint der
Mensch nicht mehr nur genetisch analysierbar, sondern über kurz oder lang
auch manipulierbar. Die Auffassung, dass der Mensch ein Individuum, ein
unverwechselbares Wesen ist, gehört zu den Grundfesten unserer Gesellschaft.
Doch nun zeichnet sich die Möglichkeit ab, Menschen prinzipiell zu reproduzieren
und dabei Gene gezielt zu erzeugen und zu verändern. Gene, die eine Krankheit
hervorrufen, könnten durch gesunde Gene ersetzt werden. Gene, die Immunität
gegen Krankheiten wie Aids bewirken, ließen sich hinzufügen. Wenn die
Anwendungen der modernen Genetik allein auf Heilung und Prävention genetisch
bedingter Krankheiten abzielen, dürfte es um ihre gesellschaftliche Akzeptanz
nicht schlecht bestellt sein. Aber wird es dabei bleiben? Wie werden wir eines
Tages mit dem Wunsch der Eltern nach einem perfekten Kind umgehen? Wie
werden wir Programme zur „Verbesserung“ des Menschen behandeln? Lässt sich
darüber hinaus die Kommerzialisierung des Wissens um die Möglichkeiten der
Gentechnik verhindern? Lebensversicherer und Krankenkassen könnten fordern,
über genetische Anlagen ihrer Kunden informiert zu werden. Wer die Disposition
für eine Krankheit aufweist, müsste dann höhere Beiträge zahlen oder würde vom
Versicherungsschutz ausgenommen. Und wie gehen wir mit dem Recht des
Patienten auf Unwissenheit um? Darf man einem Patienten mitteilen, dass
bestimmte „genetische Defekte“ eines Tages eine unheilbare Krankheit
verursachen werden?
Solche Fragen münden notwendigerweise in eine Diskussion um Werte und
ethische Grenzen. Beteiligt an diesen Debatten sind nicht mehr nur die reinen
Technikentwickler, sondern auch die Ethiker, Juristen, Philosophen, Theologen,
Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler und Historiker. Weil auch in der
81
Biotechnologie der rasante Fortschritt der Forschung sich immer schneller in
Anwendungen ausdrückt, wird man nicht umhin kommen, sich noch stärker als
bisher gemeinsam mit diesem Thema auseinander zu setzen.
So wie in der Gentechnik die Grenzen zwischen Gesundheit und Krankheit
verwischen, so werden sie zwischen den einzelnen Wissenschaftsdisziplinen
undeutlicher. Auffallend ist schon jetzt, wie die neuen Informationstechnologien
in alle anderen Wissenschaftsbereiche vordringen, etwa in die Umweltforschung.
Die Lösung ökologischer Probleme zählt man weiterhin zu den wichtigsten
Herausforderungen der Zukunft. Die Experten erwarten, dass sich mit Hilfe der
Informationstechnik Quellen, Ausmaß und Intensität der Umweltverschmutzung
in vielen Fällen bestimmen und verringern lassen. Zwischen 2008 und 2015,
so die Prognose, wird ein weltumspannendes Netzwerk zur Überwachung von
Umweltbelastungen installiert sein, das Tag und Nacht in Echtzeit Daten empfängt,
sie systematisch analysiert und dann weltweit verbreitet. Der globale Einsatz
dieser Systeme ist freilich keine allein wissenschaftlich-technische Frage,
sondern wird sich aufgrund der Unterschiede in den einzelnen Ländern schwierig
gestalten. Informationstechnik kann auch zur Ressourcenschonung beitragen.
Produktbegleitende Informationssysteme werden allgemeine Anwendung finden;
dabei werden die Produkte nach dem Ende ihrer Lebensdauer zerlegt und als
Ressourcen gesammelt und sortiert (2007 bis 2014).
Die Endlichkeit der Ressourcen rückt beim Thema Energiegewinnung ins
Blickfeld. Regenerative Energieerzeugung zur Deckung des ständig wachsenden
Bedarfes an Energie auf der Erde wird zusammen mit dem Energiesparen ein
Muss. Dabei gilt es, die Wirkungsgrade von Solarzellen und ihre Wirtschaftlichkeit
weiter zu erhöhen. Zwischen 2015 und 2025, so die Fachleute, werden die
erneuerbaren Energiequellen (ohne Wasserkraft) mindestens zehn Prozent des
Strombedarfs in Deutschland decken. Die Machbarkeit der Kernfusion dagegen
wird von den Experten generell bezweifelt.
Gerade die Atomenergie wirft die Frage nach den Folgen wissenschaftlichen
Fortschritts auf. Atomkraftwerke, einst als Hightechantwort auf alle Energie-
probleme gefeiert, hinterlassen uns hochradioaktiven Müll, dessen Entsorgung
keinesfalls gelöst ist. Ebenso: Das Automobil, dessen Emissionen erheblich zur
Luftverschmutzung und zum Treibhauseffekt beitragen, zwingt die Wissenschaft,
neue Techniken zu entwickeln, um die Belastungen des Automobilverkehrs auf
die Umwelt zu verringern. „Der Wissenschafts- und Forschungsbedarf wird in der
Zukunft zweifellos eher höher als niedriger werden, und dies allein aufgrund des
82
technischen Fortschritts“, sagt der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Professor
Dr. Hans-Jürgen Warnecke.
„Information und Kommunikation“, „Gesundheit und Lebensprozesse“,
„Umwelt und Natur“, „Energie und Rohstoffe“ sind vier der zwölf Themen, die
von den Delphi-Experten als die Innovationsfelder benannt wurden, auf denen in
den nächsten 30 Jahren markante Fortschritte zu erwarten sind. Auch in den Berei-
chen „Dienstleistung und Konsum“, „Management und Produktion“, „Chemie und
Werkstoffe“, „Landwirtschaft und Ernährung“, „Bauen und Wohnen“, „Mobilität
und Transport“, „Raumfahrt“ sowie „Großexperimente“ rechnen die Fachleute mit
einer hohen Innovationsdynamik. Dabei halten die Befragten den Forschungs- und
Entwicklungsstand in Deutschland in den Feldern „Umwelt und Natur“, „Mobilität
und Transport“ sowie „Energie und Rohstoffe“ für weltweit führend. Bei
„Information und Kommunikation“ sowie „Dienstleistungen und Konsum“ sehen
sie dagegen einen deutlichen Nachholbedarf gegenüber den Konkurrenten USA
und Japan. Die große Mehrheit ist davon überzeugt, dass Deutschland wieder ein
international sehr attraktiver Investitionsstandort sein wird – vorausgesetzt,
grundlegende Reformen werden durchgesetzt.
Einen weiteren Megatrend halten drei Viertel der Experten für
wahrscheinlich: dass der technische Fortschritt und die globale Umverteilung
der Arbeitsplätze die durchschnittliche Arbeitslosenquote in den meisten
Industrieländern dauerhaft steigern wird. Zwar werden neue Techniken den
Arbeitsmarkt sehr unterschiedlich beeinflussen. Einige werden in neue Produkte
oder Dienstleistungen umgesetzt und direkt mehr Arbeitsplätze schaffen.
Andere Technologie wird dafür sorgen, dass die Arbeit sicherer oder qualitativ
besser wird. Ein Beispiel: Fernwartungskonzepte können vermeiden, dass sich
Menschen in direkte Gefahr begeben. Gleichzeitig ermöglichen Fernwartungen
und Ferndiagnosen den schnellen Zugriff auf Anlagen, die an einem fernen Ort
auf der Erde stehen.
Andere Techniken aber haben Umstrukturierungen und damit zunächst
einmal den Verlust „traditioneller“ Arbeitsplätze zur Folge. Bau-Automaten
und -Maschinen rationalisieren das Bauwesen. Häuser werden immer
häufiger vorgefertigt. Die Delphi-Experten erwarten die Realisierung von
Bauautomatisierung sukzessive, den häufigen Einsatz von Baurobotern aber
frühestens um 2015, da die menschliche Arbeitskraft bis dahin noch
kostengünstiger sein wird. Sicher ist, dass im Laufe der Zeit viele Arbeitsplätze
im Bereich der niedrig qualifizierten Beschäftigten wegfallen werden. Auf der
anderen Seite benötigt die Hightechindustrie höher qualifizierte Mitarbeiter, zum
83
Beispiel Elektro-Installateure, die die notwendige Infrastruktur für moderne
Kommunikationstechnologie oder die Energiesteuerung eines Hauses installieren
können. Im modernen Büro wird die elektronische Spracheingabe einfache
Schreibarbeiten obsolet machen, in der Übergangsphase jedoch größeren
Korrekturbedarf des automatisch Geschriebenen hervorrufen. Ähnliches gilt
für Übersetzungssysteme, durch die sich ab etwa 2010 viele einfache
Übersetzungsarbeiten erübrigen. Etwa um das Jahr 2015 erwarten die Delphi-
Experten auch die praktische Verwendung von automatischen Sprachübersetzungs-
systemen im Taschenformat, mit denen man sich ohne Kenntnisse der Sprache des
Gesprächspartners unterhalten kann. Dies wird bei Geschäftsreisen wie im Urlaub
sehr hilfreich sein und oftmals den Dolmetscher ersparen. Der Umgang mit
Technik wird in Zukunft vereinfacht und eine Selbstverständlichkeit werden. Hier
heißt die Devise eindeutig Kundenorientierung. Einfache Bedienbarkeit und
wirkliche Nützlichkeit werden mehr denn je von den Kunden nachgefragt werden.
Technologie kann deshalb Arbeitsplätze schaffen oder erhalten – andere wird sie
wegrationalisieren. Auch wird die Kombination technischer Innovationen mit
neuen Dienstleistungen eine immer wichtigere Rolle spielen. Fest steht:
Lebenslanges Lernen und ständige Weiterbildung werden in Zukunft die beste
Versicherung gegen Arbeitslosigkeit sein.
Die Veränderungen in Umwelt und Gesellschaft werfen an der Schwelle zum
21. Jahrhundert mehr denn je die Frage nach der möglichen und verantwortbaren
Zukunft von Wissenschaft und Technik auf. Angesichts der oft leeren öffentlichen
Kassen wird man insbesondere innerhalb der angewandten Forschung Prioritäten
setzen müssen. Forscher aus Unternehmen und den wissenschaftlichen
Einrichtungen werden ihre Zusammenarbeit ausbauen. Weil es wohl zu den
unabänderlichen Verhaltensweisen des Menschen gehört, seine Erfahrungs-
horizonte zu erweitern, ist der Weg zurück keine realistische Alternative. Es gilt,
den technologischen Fortschritt kritisch zu begleiten, seine Folgen zu analysieren
und Lehren zu ziehen. Deshalb muss der Dialog zwischen den Technik- und
allen anderen Wissenschaftsbereichen intensiviert werden. Ohne geschichtliche
Erinnerung werden wir uns in der sich immer rasanter verändernden Welt nicht
zurechtfinden. Schließlich soll es uns nicht noch einmal so ergehen wie den
Amerikanern, die 1950 Tickets für die erste Pauschalreise zum Mond erstanden.
Die hatte der New Yorker Tourismusunternehmer Jack Gavoy für den 15. März
1975 angekündigt. Die Tickets sind seit 24 Jahren verfallen.
Kerstin Cuhls
Deutschland. 1999
AUFGABEN ZUM TEXT 1
84
1. Antworten Sie auf die Fragen.
85
Arbeitswelt der Zukunft: Telearbeit
Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien
Arbeitswelt der Zukunft: Umverteilung der Arbeitsplätze
der Transrapid, das Gen, das Genom, die Photovoltaik, die Solarenergie, der
Treibhauseffekt, obsolet
4. Führen Sie Synonyme zu den folgenden Wörtern an. Gebrauchen Sie diese
in Sätzen.
6. Schreiben Sie die folgenden Texte neu. Verwenden Sie den Konjunktiv der
indirekten Rede.
86
a) Latente Lebensgefahr für Flughafen-Anwohner
Mit dem Absturz der Concorde im Jahre 2000 hat die Luftfahrt einen schweren
Schlag erlitten.
Die Amerikaner flogen zum Mond, Franzosen und Engländer leisteten sich
ein Überschallflugzeug. Vor mehr als 30 Jahren, wenige Monate vor der Apollo-
Landung, hob der schnelle Vogel zum ersten Mal ab. Im Jahre 2000 ist eine
der nur 13 kommerziell genutzten Maschinen abgestürzt. Dabei genoss der
Superflieger einen guten Ruf, es gab nur wenige Pannen und in den 30 Jahren seit
seinem Jungfernflug keinen größeren Unfall – auch, weil er wenig flog und viel
gewartet wurde. Das machte den Schock nur noch größer. Es stimmt zwar, dass die
Maschine durch ihre trapezförmige Kampfflieger-Form, durch die hohe
Geschwindigkeit im Falle einer Panne schwer manövrierbar ist. Doch das änderte
nichts an der Tatsache, dass bislang immer andere Flugzeuge abgestürzt sind, nie
eine Concorde.
87
Die Ära des technischen Wunderwerks war im Grunde genommen schon
vorbei, bevor sie richtig angefangen hat. Horrender Spritverbrauch,
ohrenbetäubender Lärm in den Zeiten eines wachsenden Umweltbewusstseins
machten den Überschallflieger von Beginn an zu einem umstrittenen
Transportmittel. Vor 10 Jahren unternahmen die Franzosen einen Anlauf zu einer
Concorde II, die nie über Papierpläne hinauskam.
Nach dem Absturz des Flugzeugs tagte eine Expertenrunde, die die Chancen
für einen sparsamen Superflieger ausloten sollte. Dass aus der Concorde kein
Verkaufsschlager geworden ist, liegt vor allem an den Gesetzen der Physik und
den gestiegenen Umweltstandards; keinesfalls aber an technischen Problemen, die
möglicherweise zum Absturz bei Paris geführt haben. Die Statistik spricht
trotzdem für das Flugzeug als sicheres Verkehrsmittel: Bei Flugzeugunfällen
sterben weniger Menschen als auf Deutschlands Straßen.
Ob der Trend steigender Sicherheit sich allerdings fortsetzt, wissen Experten
nicht. Denn der Luftverkehr nimmt rapide zu, und damit wachsen auch die
Probleme zum Beispiel durch übervolle Strecken. Fluggesellschaften sparen an der
Ausbildung der Piloten, Billiganbieter mit geringerem Sicherheitsbewusstsein
drängen auf den Markt. Auch der Fuhrpark kommt in die Jahre.
Auch wenn der Unfall eines Tages aufgeklärt sein wird, das Unbehagen wird
bleiben. Wie bei jeder großen Katastrophe sind viele Menschen fassungslos.
Weil Technik meist reibungslos funktioniert, ist der Vertrauensverlust nach einem
Unglück besonders groß – zumindest vorübergehend. Denn trotz allen Fortschritts,
die Grenzen der Technik bleiben. Wir möchten immer schneller und sicherer fahren
oder fliegen – die absolute Sicherheit wird und kann es nicht geben.
die Panne, der Jungfernflug, etw. warten, das Triebwerk, etw. ausloten, der
Verkaufsschlager, der Fuhrpark, in die Jahre kommen, das Unbehagen, reibungslos
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
Vorbereitung:
Lesen Sie die Thesen unten.
Notieren Sie die möglichen Pro- oder Kontra-Argumente.
88
Jede(r) Diskussionsteinehmer(in) bekommt drei Kärtchen verschiedener Farbe.
(Sitzordnung – Kreis).
Verlauf:
Die Thesen werden der Reihe nach vorgelesen.
Alle Diskussionsteilnehmer(innen) heben gleichzeitig eines der Kärtchen hoch,
z.B.: grün bedeutet – „Ich stimme zu“, rot – „Ich bin anderer Meinung“, gelb –
„Das stimmt zwar, aber...“.
Diejenigen, die in der Minderheit bleiben, kommen mit ihren Argumenten als
erste zu Wort.
1. Die hohen Geschwindigkeiten der Flugzeuge und Züge sind sehr gefährlich.
2. Eingriffe in das Erbgut eines Menschen sind sehr gefährlich.
3. Gentechnik könnte schweren Erbkrankheiten eines Menschen vorbeugen.
4. In der Landwirtschaft und Tierzüchtung gehören der Gentechnik große
Perspektiven.
5. Dank dem Klonen kann der Mensch unsterblich werden.
6. Das Klonen ist keine wissenschaftliche Erfahrung, das ist eine grandiose
Täuschung (Mystifikation, Vorspiegelung).
7. Das Klonen ist ein absolut naturwidriger Prozess.
8. Durchs Klonen kann es einmal zur Menschendiskriminierung kommen.
9. Das Klonen von Menschen ist heute noch Fiktion, gruselige Utopie.
10.Neue Tierarten sollten geklont werden.
11.Aus tiefkühlgelagerten Blutzellen von verstorbenen Hunden, Katzen, Hasen
werden diese Tiere neu gezeugt.
12.Die Gentechnik hat gute Perspektiven für die Zukunft.
13.Aus den Überresten eines urzeitlichen Tieres wird die ausgestorbene Art wieder
zum Leben erweckt.
14.Die Gemüse-Pflanzen werden gentechnisch verändert, damit sie gegen
bestimmte Schädlinge immun sind.
15.Die Organe eines Tieres werden einem kranken Menschen eingepflanzt, damit
er weiterleben kann.
16.Es werden Herden von gentechnisch veränderten Tieren geschaffen, um teure
Medikamente in ihrem Blut und ihrer Milch produzieren zu lassen.
17.Die vom Aussterben bedrohten Tierarten werden vermehrt und geklont.
18.Aus geklonten Zellen lässt man neue körperverträgliche Herzen und Nieren
wachsen.
19.Dank der Computerisierung treten in der Zukunft viele positive Veränderungen
in das Leben der Menschen ein.
89
20.Die wissenschaftliche Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten, und die
Gesellschaft muss sich mit ihren Folgen abfinden.
21.Der technische Fortschritt ist immer Verbesserung der Vergangenheit.
22.Die schnellen Züge sind sehr gefährlich. Man muss darauf verzichten.
23.Die Wissenschaft hat keine Grenzen. Sie vermag alles.
24.Hinter allen wissenschaftlichen Entwicklungen steht reine Geldgier.
25.Die Veränderungen in der Arbeitswelt der Zukunft führen zur Massenarbeits-
losigkeit.
2. Wie stellen Sie sich die Welt in der Zukunft vor? Schreiben Sie einen
Aufsatz zum Thema „Die Welt von morgen“. Ihre Zukunftsvision kann
phantastisch, satirisch, erträumt oder mehr realistisch sein. Lassen Sie Ihrer
Phantasie freien Lauf! Versuchen Sie, die Zukunft so lebendig zu beschreiben,
als wäre sie schon heute da.
Lernwortschatz
Verben
Nomen
90
e Flexibilität r Wandel
r Freelancer ['fri:la:ns], – s Wirkungsfeld, -er
Adjektive/Partizipien
absehbar lädiert
anspruchsvoll lebenslänglich
einhellig projektbezogen
gerüstet (sein) (un)befristet
halbgar veränderbar
kurzfristig
künftig
Wendungen
Text 1
ZUKUNFT DER ARBEIT
91
Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
steigen die Beschäftigtenzahlen in den Bereichen Forschung und Entwicklung,
Organisation und Management sowie „Beraten, Betreuen und Publizieren“ im
Vergleich zu 1995 bis 2010 von 26,3 auf 31,6 Prozent. Kurz gesagt: Die Nachfrage
nach höher qualifizierten Arbeitskräften wird künftig steigen. Aber mit dem
Hochschulabschluss hört das Lernen nicht auf. Angesichts der wachsenden
Komplexität in Wirtschaft und Gesellschaft müssen sich Beschäftigte darauf
einstellen, dass sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten ständig erweitern müssen.
Durch die weltweit immer stärker werdende Vernetzung von Unternehmen
werden sich deutsche Arbeitnehmer nicht nur auf dem deutschen Markt, sondern
auch in Europa und sogar weltweit bewerben müssen. Obwohl wir noch eher am
Anfang dieser Entwicklung stehen, führen große Unternehmen Englisch schon
heute als Bürosprache ein. Es ist weiterhin abzusehen, dass in der Arbeitswelt
künftig mehr Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeitmodelle verlangt wird. In der
Zukunft wird wahrscheinlich mehr in Teilzeit gearbeitet.
Neue Netzwerke
Außerdem wird sich wohl Telearbeit beispielsweise in den Ingenieurberufen
stärker durchsetzen. Aber auch das Stichwort Mobilität ist in aller Munde: Vor
allem weil die Projektarbeit in Zukunft stärker zunehmen soll und somit auch die
freie Mitarbeit. Freelancer im kreativen Bereich, aber auch in technischen Berufen
ziehen als selbstständige Unternehmer immer neue Projekte an Land. Für die
Umsetzung suchen sie sich aus Netzwerken ein Team zusammen und nach
Abschluss der Arbeit trennen sich die Wege wieder.
IAB-Mitarbeiter Peter Schnur hat für die kommenden Jahrzehnte drei
Megatrends ausgemacht, die den künftigen Bedarf am Arbeitsmarkt entscheidend
beeinflussen: die technologische Revolution, insbesondere durch die rasanten
Weiterentwicklungen im Bereich der Informationstechnologien, die
Ökologisierung, ausgelöst durch die immer dringlicher werdende Aufgabe,
Umwelt und Ressourcen zu schützen, und die Globalisierung beziehungsweise
Internationalisierung der Gesellschaft durch Überwindung der Staatsgrenzen.
Aber was heißt das nun für jeden Einzelnen bei der Berufswahl? Die Experten
sind hier einhellig der Meinung: Man soll sich seinen Beruf gemäß seiner
Neigungen wählen und nicht weil Experten der Branche gerade eine positive
Prognose stellen. Deshalb gilt: Zuerst einmal müssen sich junge Menschen über
eigene Fähigkeiten und ihre Ausbildungswünsche klar werden. Dabei helfen die
92
Berufsberater der Arbeitsämter. Egal, ob man sich für ein Studium entscheidet oder
sofort eine Ausbildung dazwischen schiebt – eine Entscheidung über das künftige
Wirkungsfeld fällt in den meisten Fällen nach dem Abitur. Das Wissen um
Megatrends und Prognosen ist beispielsweise bei der Wahl des Ausbildungs-
betriebes oder der ersten Arbeitsstelle nach dem Studium wichtig, denn das
Unternehmen will mit Sorgfalt ausgewählt sein. Anhand von Fragen, die
beispielsweise den Standard der Computertechnologie betreffen, können Sie im
Vorstellungsgespräch mit Hintergrundwissen glänzen und austesten, ob das
Unternehmen auch für die Zukunft gerüstet ist.
Markt. 2004
1. Wie sieht in der Zukunft die Situation auf dem Arbeitsmarkt aus? Nennen Sie
die wichtigsten Veränderungen.
2. Wodurch werden diese Veränderungen verursacht?
3. Warum ist es den jungen Menschen wichtig, sich mit den Zukunftsprognosen
vertraut zu machen?
2. Ergänzen Sie die Sätze mit eigenen Worten dem Textinhalt nach.
3. Erklären Sie die kursiv gedruckten Wörter und Wendungen nach ihrer
Bedeutung im Text.
lädierte Space-Roboter
es ist weiterhin abzusehen
Freelancer
ausgelöst durch die Aufgabe
Der Trend verwischt die Grenze.
93
1. Aber gerade für junge Menschen ist es von Bedeutung, über die sich
ankündigenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt Bescheid zu wissen.
2. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
steigen die Beschäftigtenzahlen in den Bereichen Forschung und Entwicklung,
Organisation und Management sowie „Beraten, Betreuen und Publizieren“ im
Vergleich zu 1995 bis 2010 von 26,3 auf 31,6 Prozent.
3. Angesichts der wachsenden Komplexität in Wirtschaft und Gesellschaft müssen
sich Beschäftigte darauf einstellen, dass sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten
ständig erweitern müssen.
4. Durch die weltweit immer stärker werdende Vernetzung von Unternehmen
werden sich deutsche Arbeitnehmer nicht nur auf dem deutschen Markt, sondern
auch in Europa und sogar weltweit bewerben müssen.
Pro Kontra
Text 2
ZUKUNFT OHNE ARBEIT?
94
2005
Der Faktor Arbeit erlebt einen radikalen Wandel. Arbeit als räumlich und zeitlich
festgelegte Größe ist auf dem Rückzug. Stattdessen verschwimmen die Grenzen
zwischen Wohn- und Arbeitsort, zwischen Freizeit und Arbeitszeit. Denn mit den
neuen Technologien können immer mehr Tätigkeiten im heimischen Büro ausgeübt
werden. Maschinen führen die meisten Routinearbeiten aus. Für Anspruchsvolleres
sind aber immer noch die Menschen zuständig. Ihr Vorteil: Sie können
verstehen und reagieren. Die Anforderungsprofile verändern sich, das
Arbeitsaufkommen aber bleibt stabil. Verknüpft allerdings mit vielen
Existenzängsten. Denn Wissen und Produktionsanlagen müssen sich einem immer
schärfer werdenden Konkurrenzkampf stellen. Die Welt ist auf dem Weg, ein
großes Arbeits-Netzwerk zu werden.
2010
Die Zahl der klassischen Arbeitsverhältnisse hat
sich drastisch reduziert. Die Mehrzahl der Betriebe
bietet keine unbefristeten Full-Time-Jobs mehr an –
wohl aber Arbeit auf Zeit. Denn in der
Informationsgesellschaft gibt es viel zu tun. Vier
Fünftel aller Arbeiten bestehen aus dem Umgang mit
Informationen: interpretieren, beraten, organisieren,
vernetzen, recherchieren oder präsentieren. Und all das wird rund um die Uhr
angeboten. Viele Menschen arbeiten auch nachts. Noch nie gab es so viele
Selbständige wie im Jahr 2010. Sie profitieren von den Möglichkeiten der digitalen
Ökonomie. Wer eine Idee oder ein Produkt anzubieten hat, kann über Internets
global auf Kundensuche gehen und global Geschäfte abschließen
2025
Arbeit gibt es im Jahre 2025 genug. Sie erfordert
allerdings ein hohes Maß an Flexibilität. 60-
Stunden-Wochen sind genauso alltäglich wie
wochenweise Freizeit. Individuelle Arbeitszeit-
muster prägen den Markt. Und sie machen es
immer schwieriger, das Privatleben zu planen.
Denn die meisten Tätigkeiten werden kurzfristig
angeboten. Sie sind projektbezogen – und somit auch befristet. Die Anforderungen
95
der Wissensgesellschaft sind hoch. Ihre Dienstleister müssen jederzeit über
aktuellstes Know-How verfügen – angeeignet über selbstbezahlte Fortbildung. Wer
hier nicht investiert, dem geht die Arbeit aus
Wie sich unser Alltag verändern wird
96
Mittelpunkt stellen. Ob sich mit den verschiedenen Ansätzen die Probleme der
Zukunft wirklich lösen lassen, bleibe dahingestellt.
1) radikal a) Probezeit
2) heimisch b) Job
3) anspruchsvoll c) Wanderarbeiter
4) klassisch d) Wandel
5) unbefristet e) Arbeit
6) individuell f) Büro
7) selbstbezahlt g) Arbeitsverhältnis
8) lebenslänglich h) „Bündnis für Arbeit“
9) modern i) Fortbildung
10) halbgar j) Arbeitsmuster
2. Erklären Sie die Wörter nach Ihrer Bedeutung im Text mit synonymen
Wendungen.
das Know-How
sich dem Konkurrenzkampf stellen
unbefristete Full-Time-Jobs
rund um die Uhr
ein radikaler Wandel
die Ideen bleiben in den Schubladen liegen
„Aussicht auf Vollbeschäftigung“ ist Augenwischerei
das Selbstwertgefühl aus dem Beruf ableiten
Es bleibt dahingestellt, ob ...
97
6. Statt den Sozialstaat abzubauen, ... .
7. Es bleibt dahingestellt, ob ... .
Lesen Sie die Informationen über die Berufe der Zukunft. Schreiben Sie die
Stichworte heraus.
Text 3
BERUFE MIT ZUKUNFT
99
Abfolge Frühstück, Mittag- und Abendessen gibt es nicht mehr. Der Trend geht
immer mehr zu kleineren, schnell verfügbaren und schnell zu verzehrenden
Snacks. Auf die neuen Lebensgewohnheiten der Menschen musste sich auch das
Gastronomie-Gewerbe erst einmal einstellen. Doch in den letzten Jahren trägt die
Branche der Entwicklung mit der Schaffung eines neuen Berufsbildes Rechnung.
Ganz zentral für den Systemgastronomen ist der Begriff Service. Gute
Dienstleistung kann man sich auch entsprechend bezahlen lassen. Aber der
moderne Gastronom muss auch Managerqualitäten haben. Er kennt sich mit
Werbung, Personalführung und Marketing aus. Entsprechend vielfältig und
intensiv ist seine dreijährige Berufsausbildung. Nach der Ausbildung müssen die
„Wirtsleute“ beurteilen können, wo sich Service lohnt und wo ein Engagement
keinen Sinn macht. Ein Bereich, in dem Systemgastronomen verstärkt ausgebildet
werden, ist die Fast-Food-Industrie. Der funktionale, schnelle Restaurantbetrieb
stagniert in den letzten Jahren. Die Spezialisten sollen helfen, der Branche neue
Impulse zu geben. Weitere Chancen für Auszubildende des neuen Berufes hält die
Catering1-Branche bereit. Auch hier ist der Bedarf an Fachkräften groß.
Früher mussten die Angestellten in der Gastronomie-Branche viele Stationen
durchlaufen, um genügend Erfahrungen für einen gezielten und effektiven
Einsatz im Berufsleben zu sammeln. Heute erlernt der Systemgastronom
alles Notwendige im Verlaufe seiner Ausbildung. Vom Zugrestaurant über die
Flughafengastronomie bis hin zu Cateringbetrieben und Großküchen reicht der
mögliche Einsatzbereich eines ausgebildeten Gastronomen. Ein Narr, wem da noch
der Spruch einfällt: „Wer nichts wird, der wird halt Wirt.“
AV-Kaufmann – neuer Beruf in der Wachstumsbranche Medien
100
1
Catering ['kεıt(э)rıŋ] – Bereitstellung von Speisen u. Getränken für viele Personen, z.B. für
Kongresse.
entwickelt Strategien und begleitet Produkte von der Herstellung bis zur
Präsentation. Außerdem können AV-Kaufleute mit der Ausstattung von Film- und
Fernsehen beauftragt werden. Sie sorgen dafür, dass notwendiges Equipment
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitsteht.
Ob in der Musikbranche, beim Film oder in anderen Bereichen der
Medienbranche: Die Anforderungen an einen AV-Kaufmann sind vielfältig. Er
muss sich mit aktuellen Trends auskennen, das Medienrecht kennen, Honorar- und
Lizenzverträge aushandeln und verfassen können und dazu noch umfangreiche
Fremdsprachenkenntnisse besitzen. Die audiovisuelle Medienbranche ist ein
internationales Business. Erfüllt ein AV-Kaufmann aber erstmal alle an ihn
gestellten Anforderungen, übt er einen modernen, abwechslungsreichen
und zukunftsträchtigen Beruf aus.
Die Branche hat einen Beruf geschaffen, der den Anforderungen des
Medienzeitalters entspricht: Im Zeitalter der Medien schlägt täglich eine Flut von
optischen Reizen über uns zusammen – Bilder im Fernsehen, am Computer, an
Plakatwänden oder im Kino. Die Entwicklung der Medienbranche schreitet immer
rascher voran. Mit digitaler Technik werden heute Bilddaten innerhalb von
Sekundenbruchteilen um die ganze Welt geschickt. Bei der Vielzahl von
Neuerungen und der Geschwindigkeit ihrer Entwicklung braucht man Fachkräfte,
die sich mit der Technik auskennen: Der Ausbildungsberuf Mediengestalter hat
sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Favoriten bei jugendlichen Schulabgängern
gemausert. Besonders der Allround-Charakter macht diesen Job für die jungen
Leute so interessant. Der Mediengestalter muss sich sowohl mit der Produktion als
auch mit der Nachbearbeitung von Medienprodukten aller Art auskennen. Je nach
Spezialisierung ist ihm der Umgang mit der Kamera vertraut oder das Arbeiten
am PC.
Hat sich ein Bewerber für die
Fachrichtung Bild und Ton entschieden,
lernen die Azubis alles, was technisch
zur Produktion von Filmen notwendig
ist. Sie kennen sich mit Einstellungs-
größen und Aufnahmeverfahren genauso
aus, wie mit Nachvertonung und
101
digitalem Schnitt. Lief in diesem Bereich früher alles nach dem Prinzip „learning
by doing“, hat das festgeschriebene Ausbildungsprogramm für soziale Sicherheit
und fachliche Kompetenz bei den Mediengestaltern gesorgt. Die Chancen auf
einen Arbeitsplatz nach absolvierter Ausbildung sind gut. Noch besser sind die
Berufs-Chancen, wenn man sich für den Bereich Digital- und Printmedien
entschieden hat. Die Berufsausbildung ist dann ganz auf die boomende
Multimedia-Branche zugeschnitten. Innerhalb dieses Bereiches ist eine weitere
Spezialisierung möglich. Je nach Neigung kann man sich dann mit der Erstellung
von Texten, Bildern und Grafiken oder mit 3D-Techniken beschäftigen. Auch die
Erstellung von CD-ROMs mit bildungsorientierten Inhalten fällt in den
Arbeitsbereich der Medienspezialisten.
Wie auch immer die jungen Berufsanfänger sich entscheiden, eines
steht fest: Wer Mediengestalter wird, der ergreift einen zukunftsträchtigen,
abwechslungsreichen Beruf. Da sich im Medienbereich noch lange kein Ende der
technischen Entwicklung abzeichnet, werden geschulte Mitarbeiter für die Branche
immer wichtiger. Zukunftsängste kennt der Mediengestalter also nicht. Dafür ist
das Lehrstellenangebot aber auch noch recht begrenzt. Zur Zeit gibt es deutlich
mehr Bewerber als Ausbildungsplätze, wobei der Bereich der Digital- und
Printmedien noch deutlich mehr Stellen anbietet als der Bereich Bild- und
Tontechnik.
Der Rauch wabert über die diffus beleuchtete Bühne, einzelne Lichtblizte
zucken durch die Luft. Ein Raunen geht durch das Publikum. Wenn dann aus den
riesigen Lautsprechern Musik dröhnt und plötzlich alles taghell erleuchtet ist,
bricht der Jubel der Menge los. Ein Konzert hat begonnen. Die Zuschauer sind in
erster Linie wegen der Band gekommen, aber auch wegen der Show. Die Effekte,
die uns die Gänsehaut über den Körper jagen, sind detailliert geplant. Der Trend zu
immer aufwendigeren Produktionen und Mega-Events bedeutet einen enormen
Boom für eine Berufsgruppe, deren Arbeit bei Konzertbeginn schon vorbei ist: Die
Veranstaltungstechniker sorgen dafür, dass jeder Scheinwerfer richtig funktioniert
und jedes Feuerwerk richtig einsetzt.
In der dreijährigen Ausbildung wird eine Menge technisches Wissen
vermittelt; Bild- und Tontechnik müssen beherrscht werden. Die Fachkraft
für Veranstaltungstechnik muss in der Lage sein, das gesamte
Veranstaltungsequipment bedienen und warten zu können. Vom Fachmann wird
102
auch erwartet, dass er die richtige technische Ausrüstung für jeden Anlass
zusammenstellen kann. Handwerkliches Geschick alleine reicht aber nicht aus,
um Veranstaltungstechniker zu werden. Es wird erwartet, dass die gesamte
Bühnentechnik von den Fachkräften programmiert werden kann, denn bei den
heutigen Showevents ist alles minutiös durchgeplant. Ob Musical, Konzert oder
Messe, alles muss zur richtigen Zeit einsatzfähig am richtigen Ort sein. Ein
verantwortungsvoller Job, in dem oft auch unter Zeitdruck gearbeitet wird.
Arbeit gibt es genug. Bis hin zu Film und Fernsehen reicht der Wirkungskreis
der Eventspezialisten. Die Fachkraft für Veranstaltungstechnik ist ein Beruf mit
Zukunft – besonders in Deutschland. So haben sechs der zehn weltgrößten
Messegesellschaften ihren Sitz in Deutschland. Der Bedarf an geschultem Personal
ist groß. Dabei darf ein Veranstaltungstechniker Knochenarbeit nicht scheuen, und
schwindelfrei sollte er auch sein. Denn manchmal muss kräftig zugepackt werden.
Wo auch immer der Veranstaltungstechniker eingesetzt wird, sorgt er für die
richtige Optik, angemessene Stimmung und gekonnte Illusionen, ohne selber
in Erscheinung zu treten. Er wirbelt eben hinter den Kulissen, bevor die Show
beginnt.
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
103
theoretisches Denkvermögen
2. Telefonische Bewerbung
Sie möchten sich um eine Stelle z.B. eines Mikrotechnologen bewerben.
Sie rufen bei der entsprechenden Personal-abteilung an. Mit Ihnen spricht der
Personalchef. Planen Sie das Telefonat und spielen Sie es.
Müller, Personalabteilung.
• Guten Tag! Ich heiße ... und rufe wegen der Arbeit an.
Wie war Ihr Name und Vorname nochmal, bitte?
• ...
Frage: weitere Daten geben: Alter, Familienstand, Adresse, Telefon
• ...
Frage: Ausbildung
• ...
Frage: beruflichen Werdegang schildern
• ...
Frage: Motive zur Wahl dieser Stelle
• ...
Frage: weitere Gründe
• ...
Frage: Erwartungen an neue Tätigkeit
• ...
Frage: Vorstellungen vom Lohn / Gehalt und sonstigen Arbeitgeberleistungen
• ...
Dank, Einladung zum Vorstellungsgespräch
• ...
104
3. Bewerbungsschreiben
Zu jeder Bewerbung um einen Arbeitsplatz gehört neben dem Lebenslauf
auch ein Bewerbungsschreiben. Dieses ist sozusagen das Aushängeschild des
Bewerbers: von der Ausarbeitung der Bewerbung hängt es ab, ob man zu
einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Ein Schreiben, das schon vom
Äußeren her einen schlechten Eindruck macht, wandert möglicherweise
ungelesen in den Papierkorb des Personalchefs.
Was halten Sie von dem folgenden Bespiel? Hat diese Bewerbung Erfolg?
Warum?
Berlin, 08.04.07
An die Firma Bauer
105
6. E-Mail-Bewerbung
Lesen Sie aufmerksam die folgende E-Mail-Bewerbung.
106
A. Lesen Sie die Überschriften 1−9 und die weiteren Informationen. Ordnen
Sie diese Informationen den Überschriften zu.
b) „Sofort zur Sache kommen“, so lautet das oberste Prinzip der elektronischen
Bewerbung. Wer wem mailt, ergibt sich aus dem Kopf der E-Mail und braucht
nicht wiederholt zu werden. Der Bewerber darf seine Anschrift und
Telefonnummer getrost in eine Fußzeile verbannen. Er еröffnеt das Textfeld mit
der Anrede.
c) Der Hinweis auf den Zeitungsartikel beweist, dass der Bewerber sich bereits mit
dem Unternehmen beschäftigt hat. Der Personaler möсhtе individuеll
angesprochen und nicht mit Massen-Mails vollgemüllt werden. Da die E-Mail-
Bewerbung ohne geschmackvollen Hefter, edles Papier, bunte Kopien und
sympathisches Foto daherkommt, konzentriert sich der Leser auf den Text – und
der muss deshalb besser sitzen als bei der klassischen Bewerbung.
107
e) Hinter „Traineeprogramm Führungskräftenachwuchs“ kann alles stecken – der
Erfahrungsbericht eines Ehemaligen, das Angebot eines Beratungsunternehmens
oder die Anfrage eines Journalisten. Also klar und deutlich: „Bewerbung“.
__________
1
das Gesülze (ugs.) – Worte ohne Inhalt, Schmeichelei.
Um welche Stelle es sich handelt, kann im Anschreiben erwähnt werden. Unklare
Betreffzeilen wecken die Angst vor Viren, was dazu führen kann, dass die E-Mail
ungеöffnеt im Papierkorb landet. Die Веtreffzeile darf auch nicht zu lang sein, weil
sie dann beim Empfänger wоmögliсh unvollständig angezeigt wird.
f) Wie lange sich der Personaler mit dem Anschreiben beschäftigt, hängt nicht nur
vоm Inhalt, sondern auch von der Präsentation des Textes аb. Die Auflistung von
„Verkaufsargumenten“ im Telegrammstil macht einen aufgeräumten,
leserfreundlichen Eindruck. Zeileneinschübe lockern lange Listen auf. Das
Anschreiben sollte insgesamt fünf bis sieben Absätze haben. Dazwischen sollte
jeweils eine Leerzeile stehen.
g) Mit angehängten Daten muss der Bewerber sparsam umgehen. Große Dateien
schrecken аb. Personaler erwarten neben dem Lebenslauf allenfalls das letzte
Arbeitszeugnis oder das Hochschulzeugnis in einer E-Mail-Bewerbung. Auf
eingescannte Fotos und Arbeitsproben sollte verzichtet werden.
i) Der Link zur Homepage hilft, die E-Mail-Bewerbung kurz und übersichtlich zu
halten. Ein Klick, und der Personaler findet weitere Informationen wie
Arbeitsproben oder Fotos. Voraussetzung ist natürlich, dass der Bewerber diese
Informationen online gestellt hat und regelmäßig aktualisiert. Nichts wirkt
peinlicher als eine schlechte Ноmеpage von anno dazumal1.
B. Lesen Sie die E-Mail-Bewerbung noch einmal, analysieren Sie sie bezüglich
der angegebenen Punkte. Was ist dem Bewerber gut oder schlecht gelungen?
Was finden Sie optimierbar? Der Kommentar aus der Aufgabe 6A kann Ihnen
dabei helfen.
108
__________
1
von anno dazumal (ugs.) – von früher.
7. PROJEKT „Berufe“
Sammeln Sie weitere Materialien zum Thema „Arbeit“ oder „Berufe der
Zukunft“: Texte, Bilder, Poster, Grafiken, Statistiken.
Benutzen Sie dabei sowohl deutsche Presse, als auch Informationen vor Ort.
Präsentieren Sie die interessantesten Berufe in der Gruppe. Gehen Sie dabei auf
deren Vorteile ein. Machen Sie Werbung für die Berufe!
8. ROLLENSPIEL „Vorstellungsgespräch“
Bereiten Sie sich zu einem Vorstellungsgespräch vor. Überlegen Sie sich Ihre
Berwerberstory (sieh Hinweise zum Vorstellungsgespräch, S. 121).
Achten Sie bei der Präsentation Ihres Werdegangs auf die folgenden Tipps:
Machen Sie sich zum Helden Ihrer eigenen Geschichte, seien Sie sichtbar
davon überzeugt, dass sie gut ausgeht.
Beten Sie nicht einfach die Lebenslauf-Einträge herunter. Erläutern Sie
die Beweggründe Ihrer Schritte und Entscheidungen, Ihre Einsichten und
Erfahrungen, Ihre strategische Karriereplanung, Ihre Devisen.
Ihr Ausgangspunkt: Junger Held am Scheideweg. Fangen Sie dort an, wo
es für den Jobanbieter interessant wird. Starten Sie vielleicht mit einer
kniffligen Situation, z.B. Sie hatten das Аbi und mussten sich entscheiden.
Machen Sie es bitte spannend. Langweilen Sie nicht den Personaler.
Verzichten Sie auf biografische Vollständigkeit. Greifen Sie die Hauptstationen
und Schlüsselphasen heraus. Veranschaulichen Sie das Ganze ат konkreten
Detail. Bauen Sie Widerstände, Hindernisse, sogar Rückschläge ein, uт zu
zeigen, wie Sie daran gewachsen sind.
Bringen Sie die Zuhörer zum Schmunzeln. Jedes Mal, wenn ein Lächeln
über die verhärmten Wangen des Personalers huscht, vertraut er Ihnen etwas
mehr. Aber ironische Bemerkungen sind im gesamten Jobinterview tabu.
Steuern Sie auf Höhepunkte zu. Markieren Sie diese deutlich. Benennen
Sie Ihre individuellen Erfolge. Profilieren Sie sich aber niemals gegen die
Gesamtleistung des Teams.
109
Weisen Sie auf Gelegenheiten, Chancen hin, die Sie genutzt haben.
Verdeutlichen Sie Instinkt und Reaktionsschnelligkeit. Lassen Sie Ihre Erfolge
und Verdienste durch das Lob Dritter aufleuchten.
Rufen Sie die Stationen klar aus. Führen Sie Ihre Zuhörеr an einem dicken
roten Seil durch Ihre Geschichte. Keine Zeitsprünge, keine Rückblenden.
Gеwöhnеn Sie sich Verknüpfungen mit „Dann“ аb. Nichts ist einfach so
passiert. Für alles gibt es Beweggründe und Аbsichten.
Benennen Sie Förderer, Ratbeger, Unterstützer und Vorbilder. Nennen Sie
Namen. Preisen Sie Ihre Schlüsselpersonen in Ausbildung und Beruf.
Landen Sie immer im Hier und Jetzt des Jobinterviews. Sie sitzen einem
Jobanbieter gegenüber. Er hat Sie nach dem Woher gefragt. In dieser Frage
steckt mit drin: Warum bis zu uns?
Suchen Sie weitere Informationen zum Thema.
Das Vorstellungsgespräch wird mit Ihren Studienkollegen zusammen
durchgeführt.
Lernwortschatz
Verben
r Anrainer, – e Liberalisierung
e Aufbruchstimmung r Lohnempfänger, –
r Befürworter, – e Rendite, -n
e Deregulierung e Spanne, -n
110
e Eigenständigkeit r Spitzenverdiener, –
e Einkommensskala, -s (u. ...skalen) e Ungleichheit, -en
e Gefährdung, -en e Verflechtung, -en
e Kluft, -"e r Wohlstandsgewinn, -e
r Kündigungsschutz e Zerrüttung, -en
Adjektive/Partizipien
ansatzweise lohngünstig
effizient mengenmäßig
grenzüberschreitend sinkend
großräumig (über)durchschnittlich
hinderlich weltweit operierend
international agierend zunehmend
kapitalkräftig
kontrovers
Wendungen
auf Anhieb
die Welt mit dem Kommunikationsnetz überspannen
etw. (Akk.) im Blick haben
etw. (Akk.) in (für alle erträgliche) Bahnen lenken
sich einem internationalen Wettbewerb aussetzen
Investitionen anlocken
j-m, etw. (Dat.) den Weg ebnen
hohe Anforderungen stellen an (Akk.)
sich (Dat.) etw. (Akk.) zunutze machen
sich (Dat.) Gehör verschaffen
unterworfen sein etw. (Dat.)
wirtschaftliche Hindernisse abbauen
1. Was wissen Sie von der Globalisierung? Wie sind Ihre Assoziationen in
diesem Zusammenhang? Versuchen Sie schriftlich den Begriff zu definieren.
111
2. Lesen Sie den Text. Notieren Sie stichwortartig Informationen über
folgende Begriffe und Teilthemen.
Globalisierung
Liberalisierung
Deregulierung
Auswirkungen auf die Arbeitswelt
Standortkonkurrenz
Entwicklungsländer
internationale Kooperation
kulturelle Einflüsse
universale Werte
Text 1
GRUNDZÜGE DER GLOBALISIERUNG
Neue Technologien
113
War die Konkurrenz eines Unternehmens anfangs vorwiegend innerhalb
staatlicher Grenzen zu suchen, so ist sie nun überall auf der Welt anzutreffen.
Die Liberalisierung nach außen ging einher mit dem Abbau staatlicher Vorschriften
im Inneren (Deregulierung).
Doch nicht nur Güter und Dienstleistungen werden weltweit verkauft und
eingekauft, ohne dass sie große Hürden zu überwinden hätten. Auch der Fluss des
Geldes ist von nahezu allen staatlichen Fesseln befreit worden. Kapital findet sich
überall dort ein, wo es entweder als Investition in ein Unternehmen oder auf den
Finanzmärkten anderer Staaten eine gute Rendite verspricht.
Eine Folge ist, dass ein Großteil der Gelder, die täglich um die Welt
zirkulieren – 2002 waren es 90 Prozent –, nichts mehr mit der Bezahlung von
Gütern und Dienstleistungen zu tun hat. Vielmehr ist Geld selber zur Ware
geworden. Dabei fließen mitunter riesige Geldströme in Länder, in denen sie
vorübergehend einen hohen Gewinn versprechen, um bei wechselnder Lage
ebenso schnell wieder abgezogen zu werden – ungeachtet der finanzpolitischen
Zerrüttungen, die dann zurückbleiben.
Deshalb wenden sich viele Kritiker der Globalisierung – und zu ihnen zählen
international agierende Nichtregierungsorganisationen ebenso wie weltbekannte
Ökonomen – mit der Forderung an die Staaten, nicht nur wirtschaftliche
Hindernisse für Entwicklungsländer abzubauen, sondern sich auch auf Regeln zu
einigen, mit denen insbesondere auf den globalen Finanzmärkten Krisen verhindert
werden können.
114
Arbeitnehmerschaft anderer Industriestaaten konkurrenzfähig zu bleiben.
Überdurchschnittliche Qualifikationen werden entsprechend bezahlt und
weltweit nachgefragt. Speziell im Bereich der Informations- und Kommunikations-
technologien ist ein neuer Arbeitsmarkt entstanden, der allerdings hohe
Anforderungen an die Ausbildung stellt. Damit vergrößert sich unter globalen
Wettbewerbsbedingungen die ohnehin bestehende Spanne zwischen Spitzen-
verdienern und Lohnempfängern am unteren Ende der Einkommensskala.
Wer seine Fähigkeiten mit Hilfe des Internets anbieten kann, muss seinen
Standort nicht unbedingt wechseln. Er kann von zu Hause aus sein Wissen dort
einbringen, wo es sich am besten bezahlt macht. Er setzt sich allerdings mit Hilfe
der neuen Kommunikationsmöglichkeiten einem internationalen Wettbewerb aus
und wird damit ebenso in die weltweite Arbeitsteilung einbezogen wie große
Unternehmen. Aussagen, dass das Industriezeitalter Arbeit für die Massen gebracht
habe, wohingegen das Informationszeitalter nur noch Arbeit für eine kleine Elite
biete, beziehen sich auf diese Entwicklung.
Standortkonkurrenz
Entwicklungsländer
115
Staaten, die erst am Anfang einer industriellen Entwicklung stehen und die
notwendigen Voraussetzungen für eine Marktwirtschaft wie vor allem eine
rechtsstaatliche Ordnung und funktionierende Institutionen allenfalls ansatzweise
bieten können, haben es schwer, sich gegenüber der Konkurrenz entwickelter
Industrieländer zu behaupten. Sie drohen weltwirtschaftlich an den Rand
gedrängt zu werden. Denn Globalisierung verläuft zwar großräumig und
grenzüberschreitend, aber keineswegs uneingeschränkt universal. Vielmehr
verstärkt sie die Gefahr, dass sich die ohnehin schon bestehende wirtschaftliche
Kluft zwischen den Industriestaaten im Norden und vielen Entwicklungsländern
im Süden weiter vergrößert.
Da nach bisherigen Untersuchungen Staaten mit liberaler Außenwirtschafts-
politik und Offenheit gegenüber dem weltweiten Handel und Investitionen
mehr Vorteile genießen als solche, die ihre Wirtschaft durch Zölle und andere
Maßnahmen abschotten (Protektionisten), und da globale Wirtschaftsunternehmen
in den Entwicklungsländern gewöhnlich die verlässlichsten Arbeitgeber sind und
oft höhere Löhne zahlen können als einheimische Firmen, liegen die Vor- und
Nachteile der Globalisierung oft dicht beieinander.
Die internationale Verflechtung nimmt ständig zu. Das Ende des Ost-West-
Konflikts hat den Prozess der Globalisierung zusätzlich dynamisiert.
Indem Staaten den global handelnden Unternehmen und internationalen
Finanzströmen den Weg ebnen, verringern sie ihre eigenen Einflussmöglichkeiten
und schwächen ihre traditionellen wirtschafts- und finanzpolitischen Instrumente
wie etwa Steuern und Zinsen. Außenwirtschaftliche Liberalisierung, innerstaatliche
Deregulierung und die Mechanismen eines globalen Marktes berühren die
staatliche Souveränität. Viele Aufgaben, die vormals jede Regierung für sich lösen
musste, können nur noch im Verbund mit anderen wahrgenommen werden.
Internationale Kooperation
116
Finanzsystem, um Standortwettbewerb und Sozialdumping, um Wirtschaftskrisen
und Fluchtursachen.“ Wodurch, wenn nicht durch Vereinbarungen internationaler
Organisationen, kann Globalisierung in für alle erträgliche Bahnen gelenkt
werden? Global Governance lautet eine Antwort, die die vielen Probleme, die ein
Staat allein nicht lösen kann, im Blick hat.
Bei manchen Aufgaben leuchtet es auf Anhieb ein, dass sie nur gemeinsam
bewältigt werden können. Ein vergebliches Unterfangen ist es, den „sauren Regen“
in nur einem Staat zu bekämpfen. So wie ein Land nicht allein für bessere
Luftwerte sorgen kann, ist auch kein Anrainer der Nord- oder der Ostsee allein
in der Lage, die Wasserqualität in beiden Meeren dauerhaft zu verbessern.
Kulturelle Einflüsse
Universale Werte
117
Eine ähnlich zwiespältige Wirkung ist auch in der Debatte über die
weltweite Geltung von Wertvorstellungen zu finden. So geht das Bekenntnis
zur Universalität von Menschenrechten einher mit einer ausdrücklichen
Rückbesinnung auf regionale Überzeugungen und Traditionen. Fast alle Staaten
haben Konventionen unterzeichnet, in denen beispielsweise das Recht auf
physische Unversehrtheit des Einzelnen, seine Entfaltungsmöglichkeiten und die
ungehinderte Praktizierung religiöser Überzeugungen vereinbart wurden.
Das spricht dafür, dass mit zunehmender wirtschaftlicher Verflechtung der
Staaten auch eine Globalisierungstendenz grundlegender Rechtsgüter verbunden
ist. Gleichzeitig melden sich jedoch auch hier Gegenstimmen. Da ist dann von
einem Werte- und Kulturimperialismus der westlichen Welt die Rede, der auf
andere Traditionen, etwa Chinas, keine Rücksicht nehme. Typisch westlich sei es
beispielsweise, den Wert des einzelnen Menschen zu betonen, anstatt wie in Teilen
Asiens den Vorrang der Gemeinschaft.
Angesichts der Komplexität des Globalisierungsprozesses überrascht es
nicht, dass die Gefühle der Menschen ihm gegenüber vielfältig und mitunter
höchst gegensätzlich sind. In einer Hinsicht herrscht allerdings zwischen den
Befürwortern und Kritikern weitgehende Einigkeit: Globalisierung kann weder
aufgehalten noch nach Belieben zurückgedreht werden. Worauf es ankommt, ist,
was die Staaten und die vielen beteiligten Akteure aus ihr machen.
Bernard von Plate
Informationen zur politischen Bildung. 2003
1. Fassen Sie den Text mit Hilfe Ihrer Notizen schriftlich zusammen.
1. Für die Befürworter ist die Globalisierung in erster Linie der Weg zu
einem effizienteren Wirtschaften durch den Abbau von Handels- und
Wettbewerbsbeschränkungen.
2. Die Kritiker werten die Globalisierung als Quelle für politische und
wirtschaftliche Instabilität sowie zunehmende soziale Ungleichheit in und
zwischen den Staaten.
3. Nachdrücklich beschleunigt wurde der Prozess der Marktöffnung für Waren,
Dienstleistungen und Geld durch Innovationen im Bereich der Mikroelektronik,
118
der Telekommunikation sowie durch Methoden zur Gewinnung, Übertragung und
Speicherung von Informationen (Optoelektronik).
4. Die Liberalisierung nach außen ging einher mit dem Abbau staatlicher
Vorschriften im Inneren.
5. Globalisierung ist zwar in erster Linie ein ökonomisches Phänomen, ihre
Auswirkungen gehen jedoch weit darüber hinaus.
6. Eine ähnlich zwiespältige Wirkung ist auch in der Debatte über die weltweite
Geltung von Wertvorstellungen zu finden.
7. Typisch westlich sei es beispielsweise, den Wert des einzelnen Menschen zu
betonen, anstatt wie in Teilen Asiens den Vorrang der Gemeinschaft.
8. Angesichts der Komplexität des Globalisierungsprozesses überrascht einen die
Vielfalt der Gefühle der Menschen diesem Prozess gegenüber nicht.
119
9. Was wissen Sie über die Tätigkeit der Institutionen der Weltwirtschaft?
10.Was erwartet in der Zukunft die nationalen Kulturen?
11. Wie verstehen Sie die These von der Universalität der Menschenrechte?
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
Wählen Sie einen Moderator, der die Diskussion leitet, und einen
Protokollanten, der die genannten Argumente notiert.
Verteilen Sie die Rollen der Befürworter und Kritiker.
Überlegen Sie sich mögliche Argumente für Ihre Position.
Nach der Diskussion präsentiert der Protokollant die wichtigsten Argumente
und Ergebnisse.
2. PROJEKT
120
G 8 – Great Eight (engl.: die acht Großen). Aus der Gruppe der
sieben führenden Wirtschaftsnationen (G 7: Kanada, Deutschland, Frankreich,
Großbritannien, Italien, Japan, USA), die regelmäßige Weltwirtschaftsgipfeltreffen
durchführen, entstand 1997 die G 8 durch die Umwandlung des Beobachterstatus
Russlands in eine Vollmitgliedschaft. An den Gipfeltreffen nimmt neben den acht
Regierungschefs auch der Präsident der EU-Kommission teil.
OECD – Organization for Economic Cooperation and Development/
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die
OECD mit Sitz in Paris wurde 1961 als Nachfolgeorganisation der Organisation
für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) gegründet. Die
Hauptaufgaben der OECD sind: Sicherung der Währungsstabilität, Förderung
des Welthandels, Planung und Förderung des wirtschaftlichen Wachstums
und Koordination der Wirtschaftshilfe für die Entwicklungsländer. Hierzu
veröffentlicht die OECD, der 30 Mitglieder angehören, eine Anzahl regelmäßig
erscheinender Länder-, Wirtschafts- und statistischer Berichte.
WTO – World Trade Organization / Welthandelsorganisation. Die WTO
wurde 1995 als Nachfolgeorganisation des Allgemeinen Zoll- und
Handelsabkommens (GATT) gegründet; Sitz ist Genf. Die WTO ist eine
Sonderorganisation der Vereinten Nationen, hat derzeit 146 Mitglieder und ist
neben dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank die wichtigste
Institution zur Behandlung internationaler Wirtschaftsprobleme. Wichtigste
Aufgaben der WTO sind: die weitere Liberalisierung des Welthandels, Senkung
der Zölle, Überwachung internationaler Handels- und Dienstleistungsregelungen,
Abkommen über Eigentumsrechte, Patente etc.
Informationen zur politischen Bildung. 2003
KONTROLLAUFGABEN
ZUR SELBSTEVALUATION
LEKTIONEN 4–7
121
(4) die Ohren stellen
(5) die Regel anlocken
(6) Anforderungen entschlüsseln
(7) Blickkontakt gewinnen
(8) Hindernisse lenken
(9) einen Wandel anstoßen
(10) ins Blickfeld erleben
(11) in Bahnen beherzigen
(12) neue Erkenntnisse spitzen
(13) Investitionen stellen
(14) Prognosen meiden
5. Verändern Sie die Sätze, indem Sie die kursiv gedruckten Satzglieder in
Nebensätze (oder Infinitivsätze) umformen.
(36) Arbeitnehmer müssen sich immer wieder auf die Umstrukturierung ihrer
Arbeitsplätze einstellen.
122
(37) Der höfliche Umgang miteinander ist empfehlenswert.
(38) Die Bereitschaft Kompromisse einzugehen erleichtert den Umgang
miteinander.
(39) Die Verringerung der Intensität der Umweltverschmutzung ist dringend
notwendig.
7. Ergänzen Sie.
(45–46) Man muss sich nicht gleich von schmutzigen Worten ... ... .
(47) Man sollte es unterlassen, den Gesprächspartner in eine unangenehme
Situation ... .
(48) Er hat bereits Folgerungen daraus ... .
(49) Globalisierung ist ein Prozess, durch den Märkte und Produktion in
verschiedenen Ländern immer mehr voneinander ... .
(50) Nicht alle Vorhersagen ... .
An m er ku ng .
123
HINWEISE ZUR SELBSTÄNDIGEN ARBEIT
AUFSATZ
Lesen Sie das Thema ganz aufmerksam, bestimmen Sie für sich die damit
verbundenen Problembereiche und klären Sie die Begriffe.
Sammeln Sie Assoziationen und Ideen und machen Sie dazu Stichpunkte.
Bringen Sie die Ideen in eine logische Reihenfolge der Wichtigkeit nach.
Denken Sie an die möglichen Begründungen, Argumente und Bespiele.
Überlegen Sie sich die Gliederung Ihres Aufsatzes. Der sollte deutlich gegliedert
werden:
Einleitung. Hier kann man z.B. die Themenwahl begründen, auf die Aktualität
des Themas hinweisen, die Gliederung erläutern.
Hauptteil. Hier sollte man z.B. die Situation beschreiben, auf die wichtigen
Fragen eingehen, Argumente darlegen, Vergleiche ziehen, Beispiele zu den
Überlegungen anführen. Dabei sollte man sowohl die allgemeinen Aspekte der
Problematik einbeziehen als auch und die persönliche Meinung ausdrücken.
Schluss. Die wichtigsten Momente des Hauptteils sollten hier zusammengefasst,
die mögliche Entwicklung der Situation dargestellt werden.
Der Inhalt Ihres Aufsatzes sollte unbedingt dem Thema entsprechen und das
Thema sollte erschlossen werden.
Achten Sie besonders auf den angemessenen Wortschatz, variieren Sie die
Satzverknüpfungen.
Achten Sie darauf, dass die einzelnen Textabschnitte logisch korrekt miteinander
verbunden sind.
Bei der Korrektur Ihres Aufsatzes werden die inhaltliche Seite, die Komposition,
die kommunikative Gestaltung, der Wortschatzreichtum und seine
Angemessenheit, grammatische und orthographische Richtigkeit beachtet.
BEWERBUNGSBRIEF
Jede Bewerbung, ob mündlich oder schriftlich, ist Werbung in eigener Sache und
soll dazu verhelfen, die nächste Hürde erfolgreich zu nehmen und zu einem
Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Jeder, der sich um eine Stelle bewirbt,
muss sich gegen Mitbewerber behaupten, und bereits der erste Eindruck kann
über den Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Schreiben Sie deshalb Ihren
124
Bewerbungsbrief sorgfältig, mit kurzen, klaren Sätzen, der Inhalt sollte sachlich
abgefasst werden.
Einleitung:
Mit großem Interesse habe ich Ihre Anzeige in der Zeitung gelesen.
Ich beziehe mich auf Ihre Anzeige, die ... .
Anliegen:
Hiermit möchte ich mich als ... bewerben.
Hiermit möchte ich mich um die Stelle ... bewerben.
Tätigkeit:
Früher habe ich als ... gearbeitet.
Zur Zeit bin ich als ... tätig.
Ausbildung:
Ich habe eine Ausbildung als ... gemacht.
Ich habe ein abgeschlossenes Studium in ... und arbeite seit ... .
Fähigkeiten:
Ich spreche ... Sprachen.
Ich habe großen Spaß am Umgang mit Menschen.
Ich verfüge über sehr gute PC-Kenntnisse.
Schluss:
Über ein Vorstellungsgespräch würde ich mich sehr freuen.
Über eine baldige Antwort würde ich mich sehr freuen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ... .
VORSTELLUNGSGESPRÄCH
125
Erstens verstehen es einige nicht, präzise und stringent aus ihrem Werdegang die
Motivatiоn für die angestrebte Position abzuleiten.
Zweitens verlieren sich manche in Belanglosigkeiten und Randgebieten.
Iteressanterweise besteht der Hang zur Ausschweifung gerade auch in höhеrеn
Positionen.
Drittens gibt es Kandidaten, die sich illegal übеr ihren bisherigen Arbeitgeber
äußern. Dieses Verhalten diskreditiert sie in hohem Маßе und fühгt zum
Ausschluss.
Viertens gibt es Bewerber, die nicht authentisch vortragen, sondern sich in
Lobeshymnеn übеr ihre Leistungen ergehen. Da klaffen Wirklichkeit und
Selbstdarstellung auseinander.
__________________
126
1
pampig (ugs.) = grob, frech.
2
vermaledeit (ugs.) = verdammt, verflucht.
ZUSAMMENFASSUNG EINES TEXTES
Die Zusammenfassung drückt die Hauptinformationen eines Textes aus. Der Text
wird kürzer im Vergleich zum Ausgangstext. Die logische Struktur des Letzteren
kann dabei beibehalten werden, bzw. kann eine neue logische Reihenfolge
vorgeschlagen werden. Der Aufbau des Textes sollte erkennbar bleiben. Die
Abschnitte des Textes, sowie die einzelnen Sätze, sollten variativ miteinander
verknüpft werden. Man braucht keine Details und keine persönliche
Stellungnahme anzugeben.
So können Sie vorgehen:
Formulieren Sie schriftlich das Hauptthema des Textes.
Markieren Sie bzw. notieren Sie stichwortartig die Schlüsselinformationen des
Textes.
Detailinformationen formulieren Sie in Form von allgemeineren Aussagen.
Beginnen Sie mit einer kurzen Einleitung zum Text.
Schreiben Sie mit Hilfe der markierten Schlüsselinformationen Ihre eigene
verkürzte Variante des Textes. Denken Sie dabei an Verknüpfungen und logische
Verbindungen innerhalb des Textes.
VORTRAG
PROJEKT
Vorbereitung:
Überlegen Sie zuerst, nach welchem Plan Sie Ihr Projekt vorbereiten werden.
Bestimmen Sie Ihre Strategien zur Beschaffung der notwendigen Materialien
dazu.
Denken Sie darüber nach, wo Sie die Informationen finden können.
Bei einem Gruppenprojekt verteilen Sie die Arbeit zur Materialbeschaffung.
Durchführung:
Sammeln Sie Material – individuell oder in Gruppen: Texte, Bilder,
Zeichnungen, Fotos, Lieder, Musik, kurze Videofilme etc.
Viele Informationen können Sie im Internet mit Hilfe verschiedener
Suchmaschinen finden, z.B.: www.google.de, www.metager.de etc.
Benutzen Sie andere Medien (Presse, Radio, Fernsehen).
Befragen Sie Informanten.
Suchen Sie Informationen in Bibliotheken, Museen etc.
Ordnen Sie Ihre Materialien, wählen Sie wichtige aus, gliedern Sie die
Informationen.
Setzen Sie Ihr Material zu einer Collage zusammen.
Präsentation:
Vergessen Sie visuelle Mittel nicht. Hängen Sie Ihre Collagen, Plakate,
Landkarten im Unterrichtsraum auf, benutzen Sie die Tafel etc.
Tragen Sie die Informationen mündlich vor. Versuchen Sie dabei Ihre Zuhörer
für das Thema zu interessieren.
128
BEWERTUNGSKRITERIEN
DER KONTROLLAUFGABEN ZUR SELBSTEVALUATION
LÖSUNGSSCHLÜSSEL
129
Lektion 1. HEIMAT
4. 1. Obwohl manche mit sieben schon auf Mallorca gewesen sind, haben sie
die Familie im Stockwerk über sich nicht gekannt. 2. Zwar konnten sie mit zwölf
schon Englisch, aber / doch Omas Dialekt verstanden sie nicht mehr. 3. Man lernte
von vielen Kulturen, trotzdem kann man die eigene am wenigsten. 4. Man arbeitet
mehr mit Computern und Maschinen und geht allerdings wenig mit Menschen um.
5. Wir können alles haben, was man kaufen kann, dennoch die Heimat nicht.
5. 1. Die Romantiker haben den Begriff „Heimat“ verklärt, Hitler dagegen hat ihn
missbraucht. 2. Während früher Heimat gleich Vaterland war, das Land also, in
dem man geboren wurde, ist heute dieser Begriff etwas verschwommen. 3. Früher
war die Heimat ein fester Ort, im Gegensatz dazu ist sie heute verschiebbar.
4. Während „Vaterland“ politische Bedeutung hatte, ist „Heimat“ dort, wo man
sich geborgen und wohl fühlt. 5. Im Gegensatz zum „Vaterland“ ist „Heimat“
nicht (unbedingt) Geburtsland, d. h. ein konkreter Ort, sondern eher ein Gefühl.
6. 1. Heute hat der Begriff „Heimat“ dadurch einen Wandel erfahren, dass sich
die Medien verbreiten; dass die Menschen reisen können und mobiler werden
(geworden sind); dass sich die früheren Gemeinschaftsstrukturen aufgelöst haben;
dass die sozialen Bindungen zebrechen (zerbrochen sind); dass neue Lebensformen
entstehen; dass die Globalisierung auf die Heimatgefühle der Menschen Einfluss
130
nimmt /ausübt (die Gefühle beeinflusst); dass sich das Kirchturmdenken verändert.
2. Kein Heimatgefühl kann entstehen, ohne dass es eine Verbundenheit mit Ort
und Menschen gibt; ohne dass man aktiv das eigene Lebensmilieu zusammen
mit anderen Haus- oder Dorfbewohnern gestaltet; ohne dass man Zusammen-
gehörigkeit der Menschen als Gemeinschaft empfindet / sich zusammengehörig
mit den Menschen empfindet.
2. Afghanistan: der Afghane, die Afghanin; Ägypten: der Ägypter, die Ägypterin;
Belarus: der Belarusse, die Belarussin; China: der Chinese, die Chinesin;
Deutschland: der Deutsche, die Deutsche; Estland: der Este, die Estin; Frankreich:
der Franzose, die Französin; Georgien: der Georgier, die Georgierin;
Griechenland: der Grieche, die Griechin; Indien: der Inder, die Inderin; Italien:
131
der Italiener, die Italienerin; Japan: der Japaner, die Japanerin; Lettland: der Lette,
die Lettin; (der) Libanon: der Libanese, die Libanesin; Litauen: der Litauer, die
Litauerin; Marokko: der Marokkaner, die Marokkanerin; Niederlande (Pl.): der
Niederländer, die Niederländerin; Österreich: der Österreicher, die Österreicherin;
Polen: der Pole, die Polin; Portugal: der Portugiese, die Portugiesin; Saudi-
Arabien: der Saudi-Araber, die Saudi-Araberin; die Slowakei: der Slowake, die
Slowakin; Slowenien: der Slowene, die Slowenin; Spanien: der Spanier, die
Spanierin; der Sudan: der Sudanese, die Sudanesin; die Türkei: der Türke, die
Türkin; die USA (Pl.): der US-Amerikaner, die US-Amerikanerin; Vietnam: der
Vietnamese, die Vietnamesin; Zypern: der Zyprer, die Zyprerin
132
Aufgaben zum Text 2
1. 1) „Nicht da ist man daheim, ...“, „Heimat sind die Menschen, ...“; 2) „Heimat
ist hier und dort ...“, „Dieses öde Land wird ...“; 3) „Die wahre Heimat ...“;
4) „Vorurteile, Zweifel ...“, „Vorurteile sind schwerer ...“, „Das Vorurteil ist ...“,
„Wer vollkommener ...“; 5) „Es kann ein Wabenwerk ...“; 6) „Groß sind die
Städte ...“
2. 1. ..., das innere Leben, die innere Verfassung, das Gemüt voneinander zu
verstehen und zu akzeptieren: für die Deutschen und für die Ausländer. 2. Aber es
lohnt sich auch, sich anzustrengen. 3. Es ist unmöglich, auf seine Kultur, die Basis
seiner Eigenart (Eigentümlichkeit, Individualität), in der neuen Heimat zu
verzichten (Abstand davon zu nehmen). 4. Man muss aushalten, standhalten, hart
bleiben / Man darf nicht nachgeben; man setzt mit der Zeit seine Ansprüche durch /
die Ansprüche werden mit der Zeit durchgesetzt.
Weiterführende Aufgaben
1. Am, in, in, an der, in, vor, nach, aus der, aus, von, vor, bis, seit, in, auf die, von,
in den, nach, zu, für, an der, in, Auf der, aus einem, mit/von, über/von, in, an,
(dar)über, in/an, im, bis ins, Trotz, mit/zu, auf den, (Da)mit/gegen, an der, in, in,
ins, beim/bei einem, in, auf den
8. 1. Beim Scheitern der Kontaktversuche ist möglich, nur aus der Aufklärung der
nicht offen zutage liegenden Ursachen zu lernen. 2. Es ist festzuhalten, dass die
Feststellung von Unterschieden nicht mit einer wertenden Einstellung verbunden
ist. 3. Man weiß, was zu erwarten ist und ... . 4. Es wäre unzulässig, dass die
Freundschaft geschäftliche Entscheidungen beeinflusst. 5. Es ist absolut unzulässig
(auf keinen Fall zulässig), dass Geschenke den Charakter der bewussten oder
verdeckten Einflussnahme auf geschäftliche Entscheidungen haben. 6. Es ist
unbedingt notwendig und möglich, Vorurteile abzubauen. 7. Die Geschäftsleute
können nicht umhin, sich darauf einzustellen, kulturinterne Differenzen zu
berücksichtigen und zu akzeptieren. / Es ist unentbehrlich, dass die Geschäftsleute
sich darauf einstellen, kulturinterne Differenzen zu berücksichtigen und zu
akzeptieren.
9. 1. Die Unterschiede, die hier behandelt werden müssen, sind oft sehr subtil.
2. Die verborgenen Unterschiede in der Kommunikation üben einen starken
Einfluss darauf aus, der oft schwer kalkuliert werden kann. 3. Viele aufmerksame
und erfahrene Geschäftsleute können vorhersehbare Missverständnisse und
134
Reibungspunkte vermeiden. 4. Wie kann das Geschenkemanagement erklärt
werden? 5. Die „Nicht-Westler“ sollten die kurze explorative Phase im Westen als
kulturbedingt verstehen. 6. Man muss dringend Vorurteile abbauen. 7. Man kann
(darf) nicht leugnen, dass sich Geschäftskulturen oft wesentlich voneinander
unterscheiden.
10. Westliche Geschäftsleute: schnell zur Sache kommen, keine unnötige Zeit ...,
man sollte autonom bleiben; Geschäftsleute aus dem Nahen Osten: Geschäfte kann
man ..., die einmal aufgenommene Beziehung ..., man muss dem
Geschäftspartner ...
(1) haben ... verklärt; (2) hat ... missbraucht; (3) werden ... abgeschoben;
(4) eingebürgert werden; (5) an; (6) zu der; (7) von der; (8) Seit; (9) Asyl
beantragen; (10) das Asylrecht einschränken; (11) den sozialen Schutz genießen;
(12) den Missverständnissen vorbeugen; (13) im Widerspruch stehen; (14) in
Abgründe gleiten; (15) in Gang setzen; (16) auf längere Sicht anlegen;
(17) angewiesen sein; (18) abwegig; (19) scheitern; (20) verschwommen;
(21) (Fremden-) Ausländerfeindlichkeit, (Fremden-) Ausländerhass; (22) s Vorur-
teil; (23) e Geborgenheit; (24) e Sehnsucht; (25) s Mitleid; (26) e Beleidigung;
(27) e Transparenz; (28) e Demut; (29) e Toleranz; (30) e Akzeptanz; (31) e
Verschwommenheit; (32) s Bekenntnis; (33) Gastarbeiter; (34) aufzunehmen,
herzustellen, zu pflegen, zu finden, zu knüpfen; (35) abzubauen; (36) ausländer-
feindlich (fremdenfeindlich); (37) zu vermeiden; (38) stößt ... ab; (39) nachhaltig
zu ...; (40) beeinträchtigen
135
langanhaltendes, ergebnisloses Gerede; j-n in der Öffentlichkeit bloßstellen – j-n
durch Enthüllungen od. ä. gegenüber anderen blamieren; trachten nach etw. – sich
um etw. bemühen, nach etw. streben
4. 1. „Sicher ist für Sie etwas Schlimmes passiert!“ 2. „Damit ich imstande bin,
Sie noch besser zu verstehen ...“ 3. „Ich vermag das aus Ihrer Sicht gut zu
verstehen.“ 4. Es wäre gut / wünschenswert, einmal gemachte Fehler nicht mehr zu
wiederholen! 5. Aktiv zuhören heißt den Wunsch / die Absicht haben, den „Feind“
zum „Freund“ zu gewinnen. 6. „Wir haben den Wunsch, unseren Fehler wieder
gutzumachen.“ 7. Es ist notwendig / Es ist nötig, dass der Kunde die Überzeugung
gewinnt, willkommen zu sein.
6. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. – so sagt man in der Situation, wenn j-d
viel zu viel redet; um den heißen Brei herumreden – bedeutet, dass der Mensch nie
sagt, was er meint; kein Blatt vor den Mund nehmen – bedeutet, dass j-d immer
sofort seine Meinung sagt; nicht auf den Mund gefallen sein – j-m fällt immer eine
passende Antwort ein; reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist – j-d denkt
nicht lange nach, bevor er etw. sagt; wie ein Wasserfall reden – j-d spricht und
spricht ununterbrochen; einem das Wort im Mund umdrehen – bedeutet, dass man
j-s Worte absichtlich falsch interpretiert; einen losen Mund haben – frech, dreist
sein; den Mund auf dem rechten Fleck haben (ugs.) – schlagfertig sein, gut reden
können
Mit / Bei, Neben / Außer, in, vor, durch, von / an, an / in, an, Auf, mit, bei / zu, bei,
durch / mit, für, an, von, in, auf, von, für, unter / mit, in, zum, bei, für, für, mit, im,
zur
136
Aufgaben zum Text 4
137
3. der Transrapid – Magnetschwebebahn, magnetische Stelzenbahn; das Gen –
Träger der Erbanlage; das Genom – Erbgut, die Gesamtheit der Gene (der
Erbanlagen); die Photovoltaik – Teilgebiet der Elektronik bzw. der Energietechnik,
das sich mit der Gewinnung von elektrischer Energie bes. aus Sonnenenergie
befasst; die Solarenergie – Sonnenenergie; der Treibhauseffekt – Einfluss der
Erdatmosphäre auf den Wärmehaushalt der Erde, der der Wirkung des Daches
eines Treibhauses ähnelt; obsolet – nicht mehr gebräuchlich, nicht mehr üblich,
veraltet, altmodisch
6. a) könne; sei geworden; verunglückt sei; könne; sei ... eingeschwebt; habe
... gestreift; habe ... durchstarten müssen; seien ... gekommen; lebten / würden ...
leben; hätten sich ... zurückgehalten; zeige; sei; erhöhe.
138
b) seien ... geflogen; hätten sich ... geleistet; sei ... abgehoben; sei ... abgestürzt;
habe ... genossen; habe ... gegeben; geflogen (sei) und ... gewartet worden sei; habe
... gemacht; stimme; manövrierbar sei; habe nichts ... geändert; abgestürzt seien.
sei ... vorbei gewesen; angefangen habe; hätten ... gemacht; hätten
unternommen; hinausgekommen sei.
habe ... getagt; habe ausloten sollen; geworden sei; liege; geführt hätten;
spreche; würden ... sterben.
sich ... fortsetze; wüssten; nehme ... zu; würden ... wachsen; sparten
(würden ... sparen); drängten (würden ... drängen); komme.
aufgeklärt sein werde; werde ... bleiben; seien ... fassungslos; funktioniere; sei
... besonders groß; blieben (würden bleiben); werde und könne es nicht geben.
139
4. 1. ... , über die Veränderungen, die sich auf dem Arbeitsmarkt ankündigen,
Bescheid zu wissen. 2. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB) angibt (angab), steigen ... . 3. Da / Weil die Komplexität in Wirtschaft und
Gesellschaft wächst, müssen ... . 4. Da / Weil die Vernetzung von Unternehmen
weltweit immer stärker wird, werden ... . / Infolge der Tatsache, dass die
Vernetzung von Unternehmen weltweit immer stärker wird, werden ... .
1. 1d, 2f, 3e, 4g, 5b, 6j, 7i, 8a, 9c, 10h
2. das Know-How – „Gewusst wie“ / das Wissen, wie man eine Sache
verwirklichen kann; sich dem Konkurrenzkampf stellen – dem Kampf nicht
ausweichen / bereit sein, etw. auszutragen; unbefristete full-time-jobs – zeitlich
nicht begrenzte (nicht beschränkte, nicht terminierte) Vollbeschäftigungsarbeit;
rund um die Uhr – ohne Unterbrechung, im 24-Stunden-Betrieb; ein radikaler
Wandel – eine von Grund aus erfolgende Veränderung; die Ideen bleiben in
den Schubladen liegen – die Ideen werden nicht verwirklicht; „Aussicht auf
Vollbeschäftigung“ ist Augenwischerei – ist Betrug, Schwindel; das Selbstwert-
gefühl aus dem Beruf ableiten – von dem Beruf herleiten; Es bleibt dahingestellt,
ob ... – Es ist nicht sicher / nicht bewiesen / noch fraglich, ob ...
Weiterführende Aufgaben
6. A) 1b, 2e, 3a, 4c, 5d, 6f, 7h, 8i, 9g; B) gut: 1, 4, 6, 8; optimierbar: 2, 9;
schlecht: 3, 5, 7
2. 1. Für die Befürworter ist die Globalisierung in erster Linie der Weg zu einem
effizienteren Wirtschaften dadurch, dass Handels- und Wettbewerbsbeschrän-
kungen abgebaut werden. 2. Die Kritiker werten die Globalisierung als Quelle
dafür, dass die Staaten politisch und wirtschaftlich instabil werden, sowie dafür,
dass soziale Ungleichheit in und zwischen den Staaten zunimmt. 3. Nachdrücklich
beschleunigt wurde der Prozess der Marktöffnung für Waren, Dienstleistungen
und Geld dadurch, dass es Innovationen im Bereich der Mikroelektronik, der
Telekommunikation gibt, sowie dadurch, dass Methoden zur Gewinnung,
Übertragung und Speicherung von Informationen (Optoelektronik) entwickelt
140
werden. / … dass Methoden entwickelt werden, wie Informationen gewonnen,
übertragen und gespeichert werden können. 4. Die Liberalisierung nach außen
ging damit einher, dass staatliche Vorschriften im Inneren abgebaut wurden.
5. Obwohl / Obzwar / Obschon / Obgleich Globalisierung in erster Linie ein
ökonomisches Phänomen ist, gehen ihre Auswirkungen weit darüber hinaus.
6. Eine ähnlich zwiespältige Wirkung kann auch in der Debatte (darüber) gefunden
werden (ist auch in der Debatte darüber zu finden), ob die Wertvorstellungen
weltweit gelten./… inwieweit (inwiefern) die Wertvorstellungen gelten. 7. Typisch
westlich sei es beispielsweise, dass der Wert des einzelnen Menschen, anstatt wie
in Teilen Asiens der Vorrang der Gemeinschaft, betont wird. 8. Weil / Da der
Globalisierungsprozess komplexer Natur ist, überrascht einen die Vielfalt der
Gefühle der Menschen diesem Prozess gegenüber nicht. / In Anbetracht der
Tatsache, dass der Globalisierungsprozess sehr kompliziert ist, … / Aufgrund der
Tatsache, dass … / Im Hinblick darauf, dass …
(1) auf die Wutpalme bringen; (2) die Erbinformation entschlüsseln; (3) die
Innovationen anstoßen; (4) die Ohren spitzen; (5) die Regel beherzigen; (6) Anfor-
derungen stellen; (7) Blickkontakt meiden; (8) Hindernisse abbauen; (9) einen
Wandel erleben; (10) ins Blickfeld rücken; (11) in Bahnen lenken; (12) neue
Erkenntnisse gewinnen; (13) Investitionen anlocken; (14) Prognosen stellen; (15) e
Magnetschwebebahn; (16) e Belastung; (17) e Festanstellung; (18) akzeptieren;
(19) s Geschwafel; (20) erübrigen; (21) erneuerbar; (22) r Verlust; (23) j-n
bloßstellen; (24) enträtseln /dekodieren; (25) geglückt; (26) Ermittlungen anstellen,
nachforschen; (27) sich versprechen; (28) Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
(29) Wer lügt, verspricht sich. (30) kein Blatt vor den Mund nehmen; (31) um den
heißen Brei herumreden; (32) den Mund auf dem rechten Fleck haben; (33) die
Worte im Bart verschlucken; (34) einen schweren Schlag erleiden; (35) etw. (Dat.)
141
den Garaus machen; (36) Arbeitnehmer müssen sich immer wieder darauf
einstellen, dass ihre Arbeitsplätze umstrukturiert werden. (37) Dass man höflich
miteinander umgeht, ist empfehlenswert. / Höflich miteinander umzugehen ist
empfehlenswert. (38) Dass man bereit ist Kompromisse einzugehen, erleichtert
den Umgang miteinander. (39) Die Intensität der Umweltverschmutzung zu
verringern ist dringend notwendig. / Es ist dringend notwendig, die Intensität der
Umweltverschmutzung zu verringern. (40) Man sollte den Vorurteilen in der
Kommunikation den Garaus machen. (41) Ich kann für dich in deiner Lage
Verständnis haben. (42) Seine Idee fand Anwendung. (43) Die Menschen werfen
oft Blick in die Zukunft. (44) Sie arbeiten in drei Schichten rund um die Uhr.
(45) anstecken; (46) lassen; (47) zu bringen; (48) gezogen; (49) abhängig werden /
abhängen; (50) treffen ein / treten ein
142
LITERATUR
143
Tatsachen über Deutschland. – Frankfurt/Main, Deutschland: Societäts-Verl.,
2005. – 184 S.
Willkommen. – 1999. – 2. Jg. H. 3; 2002. – 5. Jg. H. 1.
Zeitmagazin. – 1993.
http://www.praxilogie.de/kommunikation.html
http://www.tatsachen-ueber-deutschland.de
144
INHALTSVERZEICHNIS
145
BILDUNGSMINISTERIUM DER REPUBLIK BELARUS
Minsker Staatliche Linguistische Universität
O.J. Rymkewitsch
In zwei Teilen
T e i l II
146
Minsk 2007
МИНИСТЕРСТВО ОБРАЗОВАНИЯ РЕСПУБЛИКИ БЕЛАРУСЬ
Минский государственный лингвистический университет
О.Е. Рымкевич
НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК
SPRACHKURS DEUTSCH
Учебно-методическое пособие
по практике устной и письменной речи
В двух частях
Часть 2
147
Минск 2007
УДК 811.112.2'243(075.8)
ББК 81.432.4–9
Р 95
Рымкевич, О.Е.
Р 95 Немецкий язык = Sprachkurs Deutsch : учеб.-метод. пособие : в 2
ч. Ч. 2 / О.Е. Рымкевич. – Минск : МГЛУ, 2007. − 179 с.
ISBN 978-985-460-204-2 (Ч.2).
ISBN 978-985-460-202-8.
Пособие написано в соответствии с требованиями Типовой программы
по практике немецкого языка. Предназначено как для самостоятельной работы
студентов, так и для аудиторных занятий. Вторая часть включает уроки
8–14. Содержит аутентичные тексты на актуальные темы, широкий спектр
заданий на усвоение лексики, для работы над текстом, для совершенствования
навыков говорения, письма и грамматических навыков, а также методические
рекомендации, контрольные задания для самопроверки и ключи к ним.
Для студентов старших курсов филологических специальностей.
УДК
811.112.2'243(075.8)
ББК 81.432.4–9
148
ISBN 978-985-460-204-2 (Ч.2) © Рымкевич, О.Е., 2007
ISBN 978-985-460-202-8 © Минский государственный лингвистический
университет, 2007
VORWORT
Der zweite Teil stellt die Fortsetzung der Studienhilfe (Teil I, Minsk 2007)
für philologische Fakultäten der Hochschulen und Universitäten im Fach
„Sprachpraxis Deutsch“ dar. Er ist analog dem ersten Teil aufgebaut und richtet
sich sowohl an fortgeschrittene Deutschlerner, als an diejenigen, die selbständig
an der Sprache arbeiten wollen. Die Studienhilfe kann im regulären Unterricht als
auch im autonomen Lernen verwendet werden.
Strukturell besteht dieser Teil der Studienhilfe aus 7 weiteren Lektionen,
in denen verschiedene Themen angeboten werden. Jede Lektion ist einem Thema
gewidmet und beinhaltet folgende Abschnitte:
Lernwortschatz;
themenorientierte Texte;
Aufgaben zum Wortschatz, zur Vertiefung der Grammatik, zur
Verbesserung der mündlichen und schriftlichen Ausdrucksfähigkeit – vor dem
Lesen der Texte und danach. Es sind Synonym- und Antonymübungen,
Ergänzungs- und Zuordnungsübungen, Umformungsübungen u.a.;
weiterführende Aufgaben zur Diskussion und zur selbständigen
Vorbereitung der Projekte. Es werden auch Aufsatz- und Vortragsthemen
angeboten.
Alle Aufgaben sind kommunikativ ausgerichtet.
Der Studienhilfe liegen drei konzeptionelle Prinzipien zugrunde. Erstens, sie
ermöglicht autonomes Lernen. Diesem Ziel dienen:
Kontrollaufgaben zur Selbstevaluation;
methodische Hinweise zur selbständigen Arbeit;
Lösungsschlüssel zur Selbstkorrektur.
Das zweite grundlegende Prinzip ist die Motivation der Lerner und
Einbeziehung ihrer Hintergrundkenntnisse und Erfahrungen in den Lernprozess.
Dazu dienen:
authentische Texte, die deutschen Zeitungen, Zeitschriften und Büchern –
zum Teil verkürzt und bearbeitet – entnommen sind;
Aufgaben vor den Texten;
Bilder und Graphiken;
Diskussionsaufgaben und Projekte u.a.
149
Das dritte Prinzip ist der interkulturelle Ansatz, der dank der Themenwahl
einerseits und dem gezielten Vergleich der kulturellen und sozialen Besonderheiten
des Lebens in der BRD und Belarus andererseits realisiert wird. Ein solcher
Vergleich entwickelt das Einfühlungsvermögen der Lerner und hilft ihnen,
die fremde und die eigene Kultur besser wahrzunehmen und zu verstehen. Das
Bewusstmachen der kulturellen Unterschiede sollte auch zum Abbau von
eventuellen Stereotypen und Vorurteilen verhelfen.
Die Konzeption der Studienhilfe bietet den Lehrkräften Möglichkeit, die
Auswahl an Texten, Übungen und Aufgaben sowie Sozialformen der Arbeit nach
Belieben zu erweitern und zu vertiefen.
Ich danke meinen Kollegen am Lehrstuhl für deutsche Lexikologie der
Minsker Staatlichen Linguistischen Universität für Anregungen bei der Arbeit an
der Studienhilfe. Besonders bedanke ich mich bei meinen Gutachtern Fr. Dr. phil.
Prof. J.W. Sarezkaja, Fr. Dr. phil. L.I. Kopan, Hrn Dr. phil. J.L. Schkljar und
Fr. Dr. phil. L.G. Stscherbakowa für wichtige Bemerkungen und Hinweise zur
Verbesserung der Studienhilfe.
150
Lektion 8. DIE EUROPÄISCHE UNION
Lernwortschatz
Verben
Nomen
r Abgeordnete, -n r Kompetenzbereich, -e
e Abstimmung, -en r Konvent, -e
s Aufnahmekriterium, -en e Leitlinie, -n
e Außen- und Sicherheitspolitik e Menschenrechtskonvention
s Bargeld e Osterweiterung
e Befugnis, -se s Petitionsrecht
r Beitrittskandidat, -en s Reise- und Aufenthaltsrecht
e Beitrittsverhandlungen r Spitzenreiter, –
e Beschlussfassung, -en e Stimmengewichtung
e Charta der Grundrechte der EU e Unionsbürgerschaft
r EU-Gipfel e Volksvertretung
e Eurozone s Wahlrecht
s Exekutivorgan, -e e Währung
s Gemeinschaftsorgan, -e e Wirtschaftsgemeinschaft
e Gesetzgebungsgewalt e Wirtschafts- und Währungsunion
s Gremium, -en r Zoll, -"e
r Grundrecht e Zuständigkeit, -en
151
s Inkrafttreten
e Innen- und Justizpolitik
Adjektive/Partizipien
abwechselnd gemeinschaftlich
äußerst stabil gesetzgebend
beratend grundsetzlich
drängend innergemeinschaftlich
einzigartig verbindlich
vertraglich festgelegt
Wendungen
1. Lesen Sie aufmerksam die Zeittafel durch. Wie meinen Sie, welche
Ereignisse auf dem Wege zur Gründung der heutigen Europäischen Union
sind am wichtigsten? Schreiben Sie die entsprechenden Daten auf.
2. Lesen Sie den Text Nr. 1. Machen Sie Notizen zu den folgenden Punkten:
152
ZEITTAFEL Text 1 EUROPA: INTEGRATION UND
ERWEITERUNG
18. April 1951: Gründung der
Bereits seit 1968 gibt es innerhalb der EU keine
Europäischen Gemeinschaft
Zölle mehr. Auf Einfuhren aus Drittstaaten werden
für Kohle und Stahl (EGKS),
gemeinsame Zollsätze angewendet. Im Februar 1986
oft auch Montanunion
genannt, durch die sechs wurde die Einheitliche Europäische Akte (ЕЕА)
Länder – Belgien, unterzeichnet und аm 1. Juli 1987 trat sie in Krаft.
Deutschland, Frankreich, Mit ihr wurde der EWG-Vertrag geändert und der Weg
Italien, Luxemburg und die für die Vollendung des Binnenmarkts bereitet. Am 1.
Niederlande Januar 1993 wurde der Binnenmarkt vollendet:
Warengrenzkontrollen sind abgeschafft, Unternehmen
25. März 1957: können ihre Waren und Dienstleistungen überall im
Unterzeichnung der Verträge Binnenmarkt anbieten. EU-Bürger können in allen
zur Gründung der
Mitgliedstaaten frei reisen, leben, lernen und arbeiten.
Europäischen
Sie dürfen nicht aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft
Wirtschaftsgemeinschaft
benachteiligt werden. Verbraucher können Waren
(EWG) und der Europäischen
überall in der EU kaufen und ohne weiteres in ihr
Atomgemeinschaft (EAG) in
Heimatland mitnehmen.
Rom durch die sechs Staaten
Der Vertrag von Maastricht markierte die
(Römische Verträge)
Geburtsstunde der Europäischen Union. Er trat am 1.
1. Juli 1967: November 1993 in Kraft. Seine wichtigste Botschaft
Zusammenlegung der lautet: Die EU soll mehr sein als eine Wirtschafts-
Exekutivorgane – Rat und gemeinschaft. Ziel ist die politische Union Europas.
Kommission – der drei Die Europäische Union umfasst drei Bereiche:
Gemeinschaften, fortan die europäische Gemeinschaft, hervorgegangen aus
Europäische Gemeinschaft den Gründungsverträgen von 1957 mit den klassischen
(EU) Kernbereichen der Politik der EU, Binnenmarkt und
1. Januar 1973: Wirtschafts- und Währungsunion;
EG-Beitritt Dänemarks, die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
Großbritanniens und Irlands (GASP), die schrittweise erreicht werden soll;
die Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und
7. und 10. Juni 1979:
Inneres, in der Antworten auf so drängende Fragen wie
Erstmalige Direktwahl des
die Asyl- und Einwanderungspolitik, die Bekämpfung
Europäischen Parlaments
des internationalen Drogenhandels, der internationalen
1. Januar 1981: Beitritt
Kriminalität und des Terrorismus gefunden werden
Griechenlands zur EG
sollen.
1. Januar 1986: Mit dem „Vertrag über die Europäische Union“ wurde
EG-Beitritt Portugals und die „Unionsbürgerschaft“ eingeführt, die die nationale
153
Spaniens Staatsbürgerschaft nicht ersetzt, sondern ergänzt und
3. Oktober 1990: neue Rechte für EU-Bürger schafft:
Wiedervereinigung ein allgemeines Reise- und Aufenthaltsrecht in allen
Deutschlands. Beitritt der Mitgliedstaaten;
neuen Länder zur EG das aktive und passive Wahlrecht bei Kommunal-
wahlen und bei den Wahlen zum Europäischen
7. Februar 1992:
Unterzeichnung des „Vertrags Parlament im Land des Wohnsitzes;
über die Europäische Union“, der diplomatische Schutz durch Auslands-
kurz Maastrichter Vertrag vertretungen anderer Mitgliedstaaten in Drittländern;
ein Petitionsrecht beim Europäischen Parlament und
1. Januar 1993: das Recht, sich an den europäischen Bürgerbeauftragten
Verwirklichung des zu wenden.
Binnenmarktes, Wegfall der Der am 2. Oktober 1997 geschlossene Vertrag von
innergemeinschaftlichen Amsterdam trat аm 1. Mai 1999 in Krаft und bringt vor
Grenzen: freier Waren-,
allem Fortschritte in vier zentralen Punkten:
Dienstleistungs- und
Stärkung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheits-
Kapitalverkehr in der ganzen
politik;
EU
engere Zusammenarbeit in der Innen- und
1. Januar 1995: Justizpolitik;
EU-Beitritt Österreichs, Reform der Europäischen Institutionen;
Schwedens und Finnlands Verbesserung des Grundrechtsschutzes der Unions-
bürger und Stärkung der sozialen Komponente der EU.
2. Oktober 1997:
Dеr аm 26. Februar 2001 unterzeichnete Vertrag vоn
Unterzeichnung des Vertrags
Nizza trat аm 1. Februar 2003 in Krаft. Еr enthält
von Amsterdam durch die
weitere Änderungen аn den anderen Verträgen, durch
Außenminister der 15
die die Organe und Institutionеn der EU im Hinblick
Mitgliedstaaten
auf die Osterweiterung modernisiert werden, damit sie
31. März 1998: Aufnahme nach der Beitrittswelle vоn 2004 weiterhin effizient
der Beitrittsverhandlungen arbeiten können:
mit Estland, Polen, In weiteren Politikbereichen wird bei Abstimmungen
Slowenien, im Ministerrat das Prinzip der Einstimmigkeit durch
der Tschechischen Republik, eine Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit
Ungarn und Zypern ersetzt.
1. Januar 1999: Beginn der Einzelheiten für die Zusammensetzung der Organe
Währungsunion in elf Staaten nach der Erweiterung werden festgelegt: die Anzahl der
Abgeordneten je Land für das Europäische Parlament,
1. Mai 1999: Inkrafttreten des die Anzahl der Kommissare, die Stimmengewichtung
Vertrags von Amsterdam im Ministerrat.
In Nizza wird auch die Charta der Grundrechte der
154
Europäischen Union proklamiert.
13. Oktober 1999:
Der Euro ist da!
Erweiterung der
Beitrittsverhandlungen auf Am 1. Januar 2002 wurde die einheitliche Währung
die Staaten Bulgarien, offizielles Zahlungsmittel in den zwölf Staaten der
Lettland, Litauen, Malta, Eurozone und als Bargeld ausgegeben. Zurzeit gehören
Rumänien und die 13 Mitgliedstaaten der Eurozone an. Voraussichtlich
Slowakische Republik ab 2008 wird in der Mehrheit der EU-Länder der Euro
10./11. Dezember 1999:
die gültige Währung sein.
Bestätigung des Die Staaten, die an der Währungsunion teilnehmen ,
Kandidatenstatus müssen bestimmte, vertraglich festgelegte Stabilitäts-
der Türkei auf dem EU- ziele erreichen und müssen sie auch auf Dauer halten.
Gipfel von Helsinki. Strenge Aufnahmekriterien garantieren, dass nur Länder
Beitrittsverhandlungen mit äußerst stabilen Währungen an der Währungsunion
beginnen erst, wenn die teilnehmen. Dies wird auch für die Beitrittskandidaten
Türkei die politischen gelten.
Kriterien für einen Beitritt Die Preisstabilität auf Dauer zu gewährleisten ist
erfüllt. oberstes Ziel und erste Pflicht der Europäischen
Zentralbank, die in der Währungsunion für die
1. Januar 2001: Beitritt
Geldpolitik verantwortlich ist.
Griechenlands zur
Währungsunion Die Zukunft der EU
1. Klären Sie die folgenden Begriffe. Nennen Sie auch den richtigen Artikel.
• Aufnahmekriterium • Exekutivorgan
• Befugnis • Gremium
• Beitrittskandidat • Hoheitsrecht
• Binnenmarkt • Konvent
• Charta der Grundrechte der EU • Zoll
• EU-Gipfel
2. Was passt zusammen? Ordnen Sie zu (Varianten sind möglich). Bilden Sie
Sätze mit diesen Wortverbindungen.
156
Text 2
VERTRÄGE UND BESCHLUSSFASSUNG
157
Gemeinschafts- Gemeinsame Polizeiliche und
aufgaben Außen- und justizielle
(die meisten Sicherheitspolitik Zusammenarbeit
gemeinsаmеn in Strafsachen
Politikfelder)
DIE VERTRÄGE
Die Verträge bilden das Fundament der Europäischen Union. Ihre drei „Säulen“ stehen
für verschiedene Politikfelder mit unterschiedlichen Beschlussfassungsverfahrеn.
Die Verträge bilden die Grundlage für alle Aktivitäten der Europäischen
Union. Wenn sie übеrprüft und geändert werden müssen, so geschieht dies in
einer speziellen Konferenz der nationalen Regierungen der EU-Mitgliedstaaten
(„Regierungskonferenz“). Bei jedem Beitritt nеuеr Mitgliedstaaten wurden die
Verträge geändert. Außerdem wurden sie ungefähr alle zehn Jahre überarbeitet,
um die Organe der EU zu reformieren und ihnen nеuе Kompetenzbereiche zu
übertragen.
Ат 9. Маi 1950 stellte Robert Schuman (der französische Außenminister erstmals das
Konzept vor, das zur Еurорäisсhеn Union führte. Aus diesem Grund wird alljährlich ат
9. Маi der Europatag gefeiert.
Wie funktioniert die Europäische Union? 2003
AUFGABE ZUM TEXT 2
158
Beantworten Sie die folgenden Fragen:
Text 3
ORGANE UND EINRICHTUNGEN DER EUROPÄISCHEN UNION
159
Wohlstand ihrer Вürgеr gesorgt. Einе einheitliche europäische Währung (der Еuro)
und ein „Binnenmarkt“ ohne Grenzen und ohne Schranken für Waren, Menschen,
Dienstleistungen und Kapital wurden geschaffen. Die ЕU ist von 6 auf 27 Länder
angewachsen. Sie ist zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht und zum weltweiten
Spitzenreiter in Bereichen wie Umweltschutz und Entwicklungshilfe geworden.
Ihr Erfolg ist zu einem großen Teil ihrem einzigartigen Wesen und ihrer
Funktionsweise zu verdanken: die ЕU ist weder eine Födеrаtiоn wie die USA
noch einfach eine Organisation für die Zusammenarbeit von Regierungen wie die
UNO. Die Länder, aus denen die ЕU besteht, ihre „Mitgliedstaaten“, bleiben
unabhängige, souveräne Nationen, bündeln аbеr ihre Hoheitsrechte, um eine Stärke
und einen internationalen Einfluss zu erreichen, den keines von ihnen alleine hätte.
Das Вündеln der Hoheitsrechte bedeutet in der Praxis, dass die
Mitgliedstaaten einen Teil ihrer Entscheidungsbefugnisse аn die von ihnen
geschaffenen europäischen Organe und Einrichtungen (Institutionen) abgeben,
damit Entscheidungen zu spezifischen Fragen von gemeinsamem Interesse auf
europäischer Еbеnе demokratisch getroffen werden könnеn.
Die drei wichtigsten Organe der Beschlussfassung sind:
Das Europäische Parlament, das die europäischen Вürgеr vertritt und von
ihnen seit 1979 auf fünf Jahre direkt gewählt wird. Die 732 Abgeordneten –
darunter 99 deutsche – beteiligen sich an der europäischen Gesetzgebung und
verabschieden den jährlichen Haushalt der Union. Das Europäische Parlament hat
Kontrollrecht gegenüber der Kommission und dem Ministerrat. Der Amsterdamer
Vertrag erweitert die Gesetzgebungsgewalt des Parlaments und somit den Einfluß
der europäischen Volksvertretung.
Der Rat der Europäischen Union (auch „Ministerrat“ genannt), der die
einzelnen Mitgliedstaaten vertritt. Der Rat der EU ist die wichtigste gesetzgebende
Gewalt. Hier sind die einzelnen Regierungen durch ihre Fachminister vertreten und
beschließen die „europäischen Gesetze“. Den Vorsitz im Rat führen die
Mitgliedstaaten abwechselnd für je sechs Monate.
Die Europäische Kommission, die danach trachtet, die Interessen der ЕU
insgesamt zu wahren. Sie gilt als der Motor der EU. Sie erarbeitet Vorschläge für
die „europäischen Gesetze“ und legt sie Rat und Parlament vor. Außerdem wacht
sie über die Anwendung des europäischen Rechts. Die Europäische Kommission
setzt sich aus 30 Mitgliedern zusammen, die unabhängig von den nationalen
Regierungen handeln.
Dieses „institutionelle Dreieck“ erstellt die politischen Programme und
Rechtsvorschriften (Richtlinien, Verordnungen und Entscheidungen), die in der
160
ganzen EU gelten.
Die von den Organen einzuhaltenden Regeln und Verfahren sind in den
Verträgen festgelegt, die von den Präsidenten und Premierministern der
Mitgliedstaaten abgeschlossen und von ihren Parlamenten ratifiziert werden.
Grundsätzlich schlägt die Kommission nеue EU-Rechtsvorschriften vor,
abеr angenommen werden sie vom Parlament und vom Rat.
Dеr Europäische Gerichtshof wacht die Einhaltung des europäischen Rechts.
Er entscheidet bei Streitigkeiten über die Anwendung und Auslegung der EG/EU-
Verträge, die als europäisches Recht Vorrang vor den nationalen Gesetzen haben.
Klagen können die Mitgliedstaaten und EU-Organe, Bürger der EU oder
Unternehmen.
Der Europäische Rechnungshof überprüft als unabhängige Institution die
Haushaltsführung, d.h. die ganze Finanzierung der Aktivitäten der Union.
Fünf weitere Einrichtungen runden das System аb:
Der Wirtschafts- und Sozialausschuss ist ein beratendes Gremium, dass aus
222 Vertretern der Interessengruppen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens
(z.B. Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände) gebildet wird. Er vertritt somit die
Вürgеrgеsеllsсhаft sowie Arbeitgebеr und Arbeitnehmer.
Der Ausschuss der Regionen berät Rat und Kommission in Fragen von
regionalem Interesse. Es wird von 222 Repräsentanten (nach der Erweiterung
max. 350) der regionalen und kommunalen Gebietskörperschaften aus allen
Mitgliedstaaten gebildet.
Die Europäische Zentralbank ist ein unabhängiges Organ und zuständig für die
Geldpolitik in der Europäischen Währungsunion. Die Bank garantiert die Stabilität
des Euro.
Die Europäische Investitionsbank finanziert Investitionsprojekte der ЕU.
Der Europäische Bürgerbeauftragte sсhützt die europäischen Вürgеr und
Einrichtungen vor Missständen in der Verwaltung.
Weiters wurden spezialisierte Agenturen eingerichtet, die sich mit bestimmten
fachlichen, wissenschaftlichen oder administrativen Aufgaben befassen.
http://europa.eu.int
161
Arbeiten Sie zu zweit, charakterisieren Sie die Funktionen der EU-Organe
und Einrichtungen. Lassen Sie Ihren Gesprächspartner raten, worum es
geht.
WEITERFÜHRENDE AUFGABE
Lesen Sie die Information über drei Räte. Finden Sie und merken Sie sich
die Kernaussagen, notieren Sie die Schlüsselwörter, die Unterschiede im
Funktionieren der Räte deutlich machen.
Text 4
EU-OSTERWEITERUNG
Seit der Errichtung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl
(EGKS) mit 6 Mitgliedern im Jahre 1951 ist diese Vereinigung europäischer
Staaten über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), Europäische
Gemeinschaft (EG) und Europäische Union (EU) inzwischen auf 27 Mitglieder
erweitert worden.
Mit der Aufnahme der 10 nеuеn Länder (1. Mai 2004) und der 2 weiteren
Länder Osteuropas (1. Januar 2007) vergrößerte sich die Einwohnerzahl dieser
europäischen Vereinigung vоn 375 Mio auf 493 Mio Einwohner. Im Vergleich
hierzu haben die USA nur 282 Mio Einwohner.
163
Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft.
Welche Beitrittskriterien müssen diе nеuеn Länder erfüllen?
Die Kopenhagener Kriterien bеnеnnеn folgende Voraussetzungen:
Stabilität der Demokratie und ihrer Institutionen: Das Bewerberland muss
über einen Rechtsstaat und ein Mehrparteiensystem verfügen; es muss die
Menschenrechte und den Schutz vоn Minderheiten gewährleisten.
Funktionierende Marktwirtschaft
Übеrnаhmе aller Rechte und Pf1ichten, die sich aus der Mitgliedschaft ergeben
Einverständnis mit den Zielen der politischen Union sowie der Wirtschafts- und
Währungsunion (WWU).
Welche Vorteile sieht Europa in der EU-Osterweiterung?
Aus Sicht der Europäischen Union bietet die EU-Osterweiterung eine
dauerhafte Ausweitung der Sicherheitszone sowie der Demokratie und
Marktwirtschaft nасh Osten.
Nicht nur die Europäische Union sieht Vorteile in der Integration, аuсh
die nеuеn Kandidaten bekunden großes Interesse. Ihr Bedürfnis liegt auf der
Verbindung zum „Westen“. Durch die wirtschaftliche, politische und sicherheits-
politische Integration wollen die nеuеn Länder ihre prekäre Lage in einem
„Zwischeneuropa“ dauerhaft überwinden. Mit dem Zugang zum Binnenmarkt der
EU besteht die Мögliсhkеit zur Stärkung der Exportwirtschaft. Sie könnеn
zwischen 50 und 70% ihrer Produkte auf dem EU-Markt absetzen. Damit hаbеn sie
einen nahezu vollständigen Marktwechsel vоn Ost nасh West.
Des weiteren versprechen sich die Beitrittslander erhebliche Geldzuschüsse
(Nettotransfers) aus dem EU-Haushalt.
Welche Probleme sind mit der EU-Osterweiterung verbunden?
Zwischen den bisherigen und den nеuеn EU-Mitgliedsländern bestehen nосh
enorme Unterschiede im ökоnоmisсhеn Entwicklungsniveau. Trotz des in den
vergangenen Jahren zum Teil bemerkenswert hоhеn Wirtschaftswachstums der
mittel- und osteuropäischen Staaten haben die meisten Beitrittskandidaten zum
angestrebten Beitrittstermin weniger als 40% der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung in
der EU erreicht. Der bestehende Entwicklungsabstand zur EU kann nur in einem
langeren Prozess abgebaut werden. Zum Beispiel könntе Роlеn seinen Rückstand
gegenüber dem EU-Durchschnitt bis zum Jahre 2025 nur dann vollständig
beseitigen, wenn es eine jahresdurchschnittliche reale Zuwachsrate erzielen
könntе, die um 4,4% höhеr liegt als diejenige der EU.
Vоn besonderer Brisanz sind аuсh die Probleme der Landwirtschaft. In Роlеn
sowie in den baltischen Staaten nimmt der Agrarsektor eine entscheidende Stellung
164
ein. Allein in Роlеn sind fast vier Millionen Menschen in der Landwirtschaft
beschäftigt. In der ganzen bisherigen EU gibt es demgegenüber nur sieben
Millionen Beschäftigte. Vermutlich wird es bedeutender Mittel – аuсh der EU –
bedürfen, um die osteuropäische Landwirtschaft zu modernisieren, die
freigesetzten Arbeitskräfte umzuschulen und millionenfach nеuе Веsсhäftigungs-
mögliсhkеitеn zu schaffen.
Besondere Beachtung finden in den bisherigen EU-Mitgliedsländern die
mögliсhеn Gefahren für die heimische Wirtschaft aufgrund niedrigerer Lohn-,
Sozial- und Umweltstandards in den nеuеn Mitgliedsstaaten. Währenddessen
fürchten die Beitrittsstaaten einen Ausverkauf heimischen Bodens.
Übergangsregeln
Die Arbeitsmärkte der Alt-Mitglieder bleiben nасh einem flexiblen Modell
bis zu weiteren sieben Jahren nасh dem Beitritt für Arbeitnehmer aus den Neu-
Mitgliedern (mit Ausnahme vоn Malta und Zypern) geschlossen. In Deutschland
und Österreich ist zudem die Dienstleistungsfreiheit in bestimmten Bereichen (z.B.
Bauindustrie) für osteuropäische Unternehmen eingeschränkt. Der Erwerb vоn
Agrar- und Forstland in den nеuеn Mitgliedsländern (außer Malta, Zypern und
Slowenien) unterliegt für weitere sieben Jahre nationalen Regelungen; in Роlеn
sogar für zwölf Jahre.
Markt. 2003
2. Bereiten Sie anhand des Textes ein Interview vor, z.B. mit einem EU-
Kommissar. Tragen Sie das Interview vor.
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
165
1. Kommentieren Sie die folgenden statistischen Angaben.
166
Vorbereitung:
Suchen Sie aktuelle Informationen über die Europäische Union: in der Presse,
im Fernsehen, im Internet.
Durchführung:
Bilden Sie zwei Gruppen: Befürworter der EU und Skeptiker.
Die Diskussionsteilnehmer aus beiden Gruppen kommen nacheinander zu Wort.
Lernwortschatz
Verben
Nomen
r Anpassungsstress e Preisstabilität
e Banknote, -n e Preissteigerung
s Bruttoinlandsprodukt (BIP) e Recheneinheit, -en
e Devisen (Pl.) e Scheckkarte, -n
e Ersparnis, -se s Sparkonto, -en u. -s
r Geltungsbereich, -e e Spende, -n
r Gesellschaftsvertrag e Steuer, -n
s Girokonto, -en u. -s s Tauschmittel, –
s Gut, -″er e Verzinsung, -en
s Guthaben e Währung, -en
167
e Kreditaufnahme e Währungsumstellung, en
e Lebenshaltungskosten (Pl.) r Wechselkurs, -e
e Münze, -n r Wert, -e
e Notenbank, -en s Wertaufbewahrungsmittel, –
e Zinsen (Pl.)
Adjektive/Partizipien
anpassungsfähig habgierig
ausrangiert kaufkräftig
bedrohlich monetär
einigend rechenschaftspflichtig
gekoppelt (sein) verschwenderisch
geschäftstüchtig vorrangig
gestrickt (sein) werturteilsfrei
günstig
Wendungen
168
1. Erklären Sie die Bedeutung der folgenden Sprichwörter und
Redewendungen nehmen Sie Stellung dazu.
3. Schreiben Sie aus dem Wörterbuch alle Komposita mit der Komponente
„Geld“ als Bestimmungs- oder als Grundwort heraus. Erklären Sie deren
Bedeutungen.
4. Ordnen Sie die Nomen den Fragen zu. Nennen Sie (wenn möglich) die
Singular- und die Pluralform der Nomen.
169
12) das mаn freiwillig einer Organisation gibt, um аndеren zu helfen?
Sozialhilfe, Miete, Steuern, Zinsen, Almosen, Eintritt, Devisen, Preis, Porto,
Ersparnis, Spende, Gehalt
170
besser bezahlte Arbeit wählen.
Ich freue mich über ein Geldgeschenk mehr als über andere Geschenke.
Ich spare gerne Geld.
Ich habe heute schon ans Geld gedacht.
Ich weiß immer, wieviel Geld ich momentan ungefähr habe.
Mir ist schon einmal Geld gestohlen worden.
Ich besitze eine Kreditkarte.
...
171
der Gemeinschaft, der sie dienen soll. Sie ist Symbol einer Gesellschaft als
Ganzes, аbеr auch Bindeglied zwischen ihren Mitgliedern. Wer in letzter Zeit
innerhalb des Euroraums gereist ist, muss die einigende Krаft der Währung – ich
möсhtе fast sagen, körреrliсh – gespürt hаbеn.
ES GENÜGT NICHT, ZU SAGEN, dass der Еurо das Symbol einer großen
europäischen Gemeinschaft ist. Tatsächlich geht die Еinführung des Еurо auch аuf
wirtschaftliche Interessen zurück, die еr verwirklicht. Ganz im Einklang mit dem
von Schuman und Monnet verfolgten funktionalistischen Ansatz der еurорäisсhеn
Integration wurde die umfassendere europäische Vision in erster Linie durch die
wirtschaftliche Integration vorangetrieben. Seit der Gründung der Europäischen
Gemeinschaft im Jahr 1957 war es ihr Ziel, den freien Verkehr von Gütern,
Dienstleistungen, Kapital und Personen zu еrmögliсhеn. Nach der Ratifizierung
der Einheitliсhеn Europäischen Akte im Jahr 1986 wurde dieses Ziel 1993 mit
der Schaffung des Binnenmarktes erreicht. Die vier Märkte für Güter,
Dienstleistungen, Kapital und Аrbeit sind genau die Märkte, denen das Geld dient.
Ihre Grenzen definieren den Bereich, innerhalb dessen Geld die öffеntliсhеn
Funktionen als Tauschmittel, als Recheneinheit und als Wertaufbewahrungsmittel
еrfüllt. Aus diesem Blickwinkel gesehen scheint die Schlussfolgerung natürlich:
Wenn Geld auf der Еbеnе des Binnenmarktes ein öffеntliсhеs Gut ist, dann sollte
sein Geltungsbereich dieser Еbеnе entsprechen. Im Kontext des Binnenmarktes
war die Einführung einer Gemeinschaftswährung das Mittel, um zu gewährleisten,
dass die Bürger in vollem Umfang von all den Funktionen profitieren, die das Geld
erfüllt. Die Währungsunion hat den Menschen nicht ihr Geld weggenommen – sie
hat es ihnen zurückgegeben.
DASS DER EURO SEINE Begründung in wirtschaftlichen Interessen hat,
schmälert nicht seine Bedeutung als Gesellschaftsvertrag. Doch der Erfolg des
Еurо als Gesellschaftsvertrag ist nur mögliсh, weil еr in einem zweiten Vertrag
wurzelt: einem Verfassungsvertrag zwischen den Bürgern, die ihn besitzen,
und der Institution, die sie mit der Aufgabe betraut hаbеn, ihn zu schützen. Die
Еrkenntnis, dass die Verwaltung der Währung, die ja die Ausübung einer
politischen Funktion darstellt, einer verfassungsmäßigen Grundlage bedarf, ist
nicht neu. Bereits im Jahr 1360 argumentierte der frаnzösisсhе Bischof und
Рhilosoph Nicolas Oresme als еinеr der Ersten mit Erfolg, dass Geld nicht
Eigentum des Staates sei, sondern der Gemeinschaft und jedem ihrer Мitgliеdеr
gehöre.
Маn kann es den Architekten des Vertrags von Maastricht nur danken, dass
sie erkannt haben, dass der Euro seine Funktionen аuf der EU-Ebene еrfüllеn
172
muss. Ihnen war zugleich bewusst, dass eine gemeinsame Währung ihre mоnеtären
Aufgaben und ihre integrierende Rolle nur wahrnehmеn kann, wenn ihr Wert
erhalten bleibt. Deshalb haben sie für eine solide Währungsverfassung gesorgt,
um diese Funktionen und die Stabilität der Währung zu schützen. Das Kapitel
des Vertrags von Maastricht, das sich mit Geld befasst, ist im Wesentlichen ein
Vertrag, der die Menschen Europas mit ihrer Notenbank verbindet.
ALS ERSТES WIRD der Zweck definiert, nämlich der Wirtschaft und der
Gesellschaft ein Mittel zur Verfügung zu stellen, das die drei Funktionen des
Geldes zuverlässig und nachhaltig еrfüllt. Kurz gesagt, der Zweck des Vertrags
bеsteht darin, die Integrität der Währung zu erhalten. Als Zweites setzt der Vertrag
die Institution ein, die mit dieser Aufgabe betraut wird, und das ist natürlich
die Europäische Zentralbank mit den Zentralbanken der Länder des Euroraums,
die zusammen als Eurosystem bezeichnet werden. Als Drittes legt der Vertrag
das vorrangige Ziel der Zentralbank fest, nämlich die Gewährleistung der
Preisstabilität, аn der аuсh ihr Erfolg gemessen werden kann. Vor аllеn anderen ist
die Zentralbank für dieses Ziel rechenschaftspflichtig. Dеr Kоnsens über diesen
fundamentalen Punkt bеruht аuf vielen Jahrzehnten akademischer Forschung und
empirischer Erfahrung. Es ist allgemein anerkannt, dass eine Zentralbank, der es
nicht gelingt, die Preisstabilität zu gewährleisten, kaum etwas Positives für
Wirtschaftswachstum und Wohlstand leisten kann. In dieser Нinsicht hat der Еurо
nicht nur zur Solidarität der Gemeinschaft beigetragen, der еr dient, sondern auch
zu ihrer Stabilität.
Dеr Vertrag definiert auch, mit welchen Mitteln die Zentralbank ihre Aufgabe
еrfüllеn soll – insbesondere ihre Unabhängigkeit – und welchen Beschränkungen
sie bei der Erfüllung ihrer Pflichten unterliegt. Dосh kein Vertrag wäre vollständig,
wenn ег nicht die Verantwortlichkeiten der Vertragsparteien und die Prozeduren
zur Kontrolle der Vertragserfüllung festlegen würde: Аuсh für diese Anliegen ist
im Vertrag gesorgt. Das EZB-Direktorium legt regelmäßig vor dem Europäischen
Parlament – und durch seine Vermittlung vor der breiten Öffentlichkeit –
Rechenschaft übеr die Роlitik der Zentralbank аb.
Die Legitimität und Glaubwürdigkeit des Verfassungsvertrages, der dem Еurо
zugrunde liegt, beruhen аuсh auf seiner Beständigkeit. Kein Vertrag könntе
Vertrauen erwecken, wenn seine Веstimmungen ständig geändert würden.
Меhr als zehn Jahre lang war die Gemeinschaftswährung der Brennpunkt der
Hoffnungen und Ängste, der Zustimmung und der Kritik, die nicht nur dem Geld
galten, sondern dem gesamten Prozess der europäischen Integration. Die
Еinführung des Euro war ein Ereignis von großer Tragweite für Еurора: Sie
173
manifestiert den Gesellschaftsvertrag und verbindet alle Menschen miteinander,
die den Euro verwenden, wo immer sie sich aufhalten mögen.
Dr. W.F. Duisenberg
Deutschland. 2002
An m er ku ng en.
Thomas Morus (engl. Thomas More) (1478–1535) war ein englischer Staatsmann
und humanistischer Autor. Er ist Heiliger der Römisch-Katholischen Kirche. Sein
bekanntestes Werk ist „Utopia“.
Jean Omer Marie Gabriel Monnet (1888–1979) war französischer Unternehmer und
Politiker. Am bekanntesten wurde er als der Architekt, der die Pläne zum
Zusammenschluss der westeuropäischen Schwerindustrie verwirklichte.
Nikolaus von Oresme (1330–1382) war Bischof und einer der bedeutendsten
Naturwissenschaftler und Philosophen des 14. Jahrhunderts.
174
3. Berichten Sie anhand Ihrer Notizen und der Informationen aus dem
Politiklexikon über die Wirtschafts- und Währungsunion und den Euro.
Seit dem 1. Januar 2002 gеhört der Euro für mehr als 300 Millionen
europäische Bürger zum täglichen Leben. Zwischen dem Vertrag von Maastricht
(Februar 1992), der den Grundsatz einer einheitlichen europäischen Währung
festlegt, und der Ausgabe der Euro-Banknoten und -Münzen in 12 EU-Ländern
lаgen nur zehn Jahre (zurzeit sind es schon 13 Länder). Dies ist ein bemerkensweгt
kurzer Zeitraum, um eine historisch derart einmalige Leistung zu vollbringen.
Der Euro trat аn die Stelle von Währungen, die in vielen der betreffenden
Länder jahrhundertealte Symbole und Zeichen ihrer nationalen Souveränität waren.
Durch die neue Währung ist Europa einer Wirtschaftsunion entscheidend näher
gekommen. Damit wird den EU-Вürgеrinnеn und -Bürgern auch deutlicher, dass
sie eine gemeinsame europäische Identität haben. Mit dem Euro in der Tasche kann
der Bürger in den vielen Mitgliedstaaten der EU einkaufen, ohne Geld tauschen zu
müssen.
175
7. Februar 1992: Der Vertrag vоn Maastricht wird unterzeichnet
Der Vertrag übеr die Europäische Union und Wirtschafts- und Währungsunion
(WWU) wird im Dezember 1991 in Maastricht vereinbart. Еr wird im Februar
1992 unterzeichnet und tritt im November 1993 in Kraft. Aufgrund dieses
Vertrages werden die nationalen Währungen durch eine einheitliche europäische
Währung ersetzt, sofern die betreffenden Länder eine Reihe wirtschaftlicher
Kriterien еrfüllеn. Das wichtigste der „Maastricht-Kriterien“ ist, dass das
öffеntliсhе Defizit eines Landes nur kurzfristig 3 Prozent seines
Bruttoinlandsprodukts (BIP) überschreiten darf. Die Nettokreditaufnahme darf 60
Prozent des BIP nicht überschreiten. Preise und Zinsen sowie die Wechselkurse
zwischen den betreffenden Währungen müssen übеr einen langen Zeitraum
ebenfalls stabil bleiben.
Januar 1994: Das Europäische Währungsinstitut wird gegründet
Das Europäische Währungsinstitut (EWI) wird gegründet, und neue Verfahren
zur Überwachung der Volkswirtschaften der EU-Länder sowie zur Fördеrung ihrer
Konvergenz werden eingefühгt.
Juni 1997: Der Stabilitäts- und Wachstumspakt
Der Europäische Rat von Amsterdam verabschiedet den „Stabilitäts-
und Wachstumspakt“ und den nеuеn Wechselkursmechanismus, um stabile
Wechselkurse zwischen dem Euro und den Währungen der EU-Länder, die dem
Euro-Gebiet nicht аngеhörеn, zu gewährleisten. Ferner wird Einigung übеr die
„europäische“ Seite der Euro-Münzen erzielt.
Mai 1998: Elf Länder qualifizieren sich für den Euro
Вei ihrer Tagung vom 1.−3. Mai 1998 in Brüssel beschließen die Staats-
und Regierungschefs der EU, dass elf EU-Länder die Anforderungen für die
Beteiligung аm Euro еrfüllеn. Die еndgültigеn Wechselkurse zwischen den
teilnehmenden Währungen werden verkündet.
1. Januar 1999: Die Geburt des Euro
Аm 1. Januar 1999 tritt der Euro als Buchwährung аn die Stelle der elf
Währungen der teilnehmenden Länder und wird somit zu deren gemeinsamen
Währung. Griechenland kommt аm 1. Januar 2001 hinzu. Von nun аn übernimmt
die Europäische Zentralbank die Aufgabe des EWI und ist für die in Еurо
festgelegte und ausgeführte Währungspolitik zuständig. Dеr erste Wechselkurs des
Еurо wird аm 4. Januar 1999 bei 1,18 US-Dollar notiert. Dies ist der Beginn der
bis zum 31. Dezember 2001 laufenden Übergangsfrist.
176
Аm 1. Januar 2002 werden die Euro-Banknoten und -Мünzеn in Umlauf
gebracht. Аb diesem Zeitpunkt werden die Landeswährungen aus dem Verkehr
gezogen. Dieser Übergangszeitraum endet аm 28. Februar 2002. Danach ist der
Еurо die einzige gesetzliche Währung in den Ländern des Euro-Gebietes.
http://www.eiz-niedersachsen.de/eu/euro.htm
Text 2
DER EURO IST WIE FLUGANGST
DAS JAHR 2001
Warum fällt es uns, Deutschen, schwerer als allen anderen, uns vоn
unserer Währung zu verabschieden?
177
Weil wir so stark аn der D-Mark hängen, ja fast eine Art Liebesbeziehung
zu ihr aufgebаut hаbеn. Und das hängt damit zusammen, dass wir in Deutschland
auf Grund der Erfahrungen des Dritten Reiches traditionelle kulturelle
Errungenschaften nicht so werturteilsfrei sehen wie in Großbritannien oder in
Frankreich. Deshalb kaprizieren wir uns vor аllеm auf Symbole, die nасh dem
Zweiten Weltkrieg entstanden sind und mit denen wir etwas Positives verbinden.
Und da nimmt die D-Mark eine Sсhlüsselrolle ein.
Ist also die D-Mark Teil unseres Nationalempfindens?
In der Таt ist unser Nationalstolz sehr eng аn die D-Mark gekoppelt. In
gewisser Weise ist die D-Mark für uns ein Ersatz für Flagge oder Nationalhymne.
Der Euro existiert nun schon fast drei Jahre als Buchgeld. Damit ist die
D-Mark de facto doch schon längst abgeschafft.
Für die meisten Menschen existiert der Euro aber noch nicht konkret. Viele
wittern im Zuge der Euro-Bargeldeinführung Betrug. Zum Beispiel, wenn sie den
Eindruck haben, dass Preise nach oben aufgerundet werden oder weil sie mit den
unterschiedlichen Münzen aus den zwölf Euro-Ländern nicht klarkommen und
deshalb Angst haben, übers Ohr gehauen zu werden.
Ist das auch eine Frage des Alters?
Ja. Ältere Menschen sind viel weniger anpassungsfähig als junge, was
Veränderungen in ihrer Umwelt betrifft. Deshalb wirken die Werbekampagnen für
den Euro bei den über 40-Jährigen häufig auch nur noch in geringerem Maße, weil
sie nicht mehr beeinflussbar sind. Das ist übrigens auch der Grund, warum
Marketing-Strategen fast immer junge Leute als Zielgruppe auswählen, obwohl die
älteren meist kaufkräftiger sind.
Аuffällig ist auch, dass die Ostdeutschen den Euro stärker ablehnen als die
Westdeutschen. Warum?
Das hat mit ganz konkreten ökonomischen Ängsten zu tun. Nachdem die
D-Mark in den neuen Bundesländern eingeführt worden war, wurde der Osten die
Hauptempfänger-Region – erst innerhalb der Bundesrepiblik, dann innerhalb der
gesamten europäischen Union. Mit dem Euro verbinden die Menschen in der
ehemaligen DDR vor allem die Osterweiterung und die Angst, dann von anderen
Staaten als Hauptempfänger abgelöst zu werden.
Wird dieser schwierige Anpassungsprozess durch den schwachen
Außenwert des Euro gegenüber dem Dollar noch erschwert?
Das glaube ich nicht. Im Gegenteil: Fällt der Euro, dann steigert das die
Motivation, sich mit der nеuеn Währung auseinander zu setzen. Dеnn wenn
eine Situation bedrohlich wird, dann löst das bei uns die Alarmglocken aus.
178
Insofern freunden sich die Menschen paradoxerweise bei einer ungünstigen
Wechselkursentwicklung schneller mit einer neuen Währung аn als umgekehrt.
In der Psychologie nennen wir das Negativitätsbias: Man achtet mehr auf negative
Dinge als auf positive.
Werden die Deutschen ihre Angst vor dem Euro ablegen, wenn sie vom
1. Januar 2002 an die ersten Scheine in der Hand halten werden und den Euro
damit endlich buchstäblich zu fassen kriegen?
Es könnte sein, dass sie dadurch einige Vorbehalte ablegen. Doch ob die
Ängste ganz verschwinden, bezweifle ich. Mit dem Euro dürfte es sich so
verhalten, wie mit der Flugangst: Vor dem ersten Flug ist die Angst am größten.
Danach ist es für Menschen, die unter Flugangst leiden, zwar nicht mehr so
schlimm, weil sie ja aus Erfahrung wissen, dass nichts passiert. Aber ganz weg ist
die Angst eben nicht.
Sebastian Wolff
Beliner Zeitung. 2001
• Vorbehalt • Betrug
• Bezugssystem • mit etw. klarkommen
• Anpassung • kaufkräftig
• hoch einschätzen • auffällig
• Errungenschaft • Hauptempfänger-Region
• werturteilsfrei • erschweren
• sich auf etw. kaprizieren • steigern
• eine Schlüsselrolle einnehmen • sich mit etw. auseinander setzen
• gekoppelt an • sich mit etw. anfreunden
179
• Buchgeld • paradox
• abschaffen • ablegen
• wittern • buchstäblich
Text 3
HALBHERZIGER ABSCHIED
DAS JAHR 2004
Noch keine Liebe für den Еurо, aber Akzeptanz: Drei Viertel aller Deutschen
hаbеn sich an ihn gewöhnt. Doch bеim Еinkauf rechnen sie mal zwei.
18,05 Euro für einen Fünfmarkschein, 64,02 Euro als Нöсhstgebot für einen
Hunderter. D-Mark-Erinnerungsstücke stehen beim Online-Auktionshaus еВау
180
hосh im Kurs. Aber аuсh wenn es Nostalgiker schmerzt: Im Alltag setzt sich der
Euro langsam, aber sicher durch.
Drei Viertel aller Deutschen hаbеn sich inzwischen recht gut аn die nеuе
Währung gеwöhnt, hat das Bielefelder SOKO-Institut für Sozialforschung und
Kommunikation ermittelt. Bei der Umfrage unter 1000 Deutschen im Auftrag vоn
€uro hat das Institut herausgefunden, dass den Jüngeren der Wechsel deutlich
leichter fällt als den Älteren. Männer tun sich zudem mit dem Euro weniger schwer
als Frauеn. Trotz dieses positiven Ergebnisses für den Euro bereitet der tägliсhе
Umgang nосh Probleme. Zwei Drittel der Befragten rechnen beim Einkauf – zwei
Jahre nасh der Währungsumstellung – die Preise immer nосh in Mark um. Mit
diesen Werten liegen die Deutschen in Europa weit hinten: Nach der Flash-Euro-
barometer-Studie 153, vеröffеntlicht vоn der Europäischen Kоmmission, kalkuliert
mаn nur in Italiеn nосh häufiger in der ausrangierten nationalen Währung.
Das neue Geld löstе nicht nur Unsicherheit beim Rechnen, sondern аuсh
Zurückhaltung in Supermärkten und Kaufhäusern aus. 61 Prozent der Deutschen
geben seit 2002 laut Eurobarometer aus Angst, versehentlich zu viel auszugeben,
tatsächlich weniger aus. 92 Prozent glauben, dass nасh der Euro-Einführung
das Leben in Deutschland unterm Strich teurer geworden ist – den Forschern
des Statistischen Bundesamtes zum Trotz, die darauf hinweisen, dass die
Lebenshaltungskosten seit 2002 nur um 1,5 Prozent gestiegen sind.
In die Нöhе geschnellt ist jedenfalls der Preis vоn D-Mark-Scheinеn und
-Münzen mit Sammlerwert. „Die Nachfrage steigt – und es wird schwieriger,
аn altes Geld zu kommen“, sagt Thomas Heeg, der bei еВау D-Mark-Scheine
versteigert. Das klingt überraschend, denn nасh Schätzungen der Deutschen
Bundesbank sind 15,8 Milliarden Mark dem Schredder bisher entgangen. Einen
Teil vermuten Experten in Mittel- und Südamerika, wo die Mark nосh gefragtes
Zahlungsmittel ist. Doch аuсh auf deutschen Dасhbödеn dürften nосh Schätze
schlummern.
Stefanie Schulte
Text 4
„WIR FÜHLEN UNS NUR NOCH HALB SO REICH“
DAS JAHR 2004
€urо: Warum hаbеn sich Männer besser аn den Euro gewöhnt als Frauen?
PUHE: Das kann ich mir selbst schwer erklären. Vielleicht hаbеn wir Männer
einfach gerne alles im Griff. Deswegen geben wir es nicht zu, wenn wir mit der
nеuеn Währung Рroblеmе hаbеn.
€urо: Erschreckend ist, dass jeder fünfte Befragte glaubt, dass er sich niemals voll
auf den Еurо umstellen wird.
PUНE: Ich denke, dass hinter so einer Aussage vor аllem Trotz steckt. Schließlich
waren vor der Euro-Einführung аuсh viele gegen die neue Währung.
€urо: Das heißt ja, dass der Еurо nосh immer ein sehr negatives Image hat.
PUНE: Der Euro hat аn Boden gewonnen, weil er im Moment gegenüber dem
Dollar gut dasteht. Auf der anderen Seite hat uns der Umrechnungskurs vоn zwei
D-Mark auf einen Euro negativ gestimmt. Wir fühlen uns jetzt nur nосh halb so
reich – mag der Verstand аuсh etwas anderes sagen.
€uro: Die Wirtschaftskrise kurz nасh der Währungsumstellung hat es dem Еurо
auch nicht leichter gemacht.
PUНE: Das ist richtig, denn der Еuro hat ja selbst dazu beigetragen, dass es zu
dieser Krise gekommen ist.
€uro: Warum?
PUНE: Zum einen, weil wir Deutschen uns mit dem Euro ärmer fühlen. Zum
182
anderen, weil wir Angst hаbеn, dass die Händler uns mit Teuro-Preisen das Geld
aus der Tasche ziehen. Kein Wunder, dass die Verbraucher sich zurückgehalten
hаbеn und die Nachfrage allgemein gesunken ist.
€urо: Vielleicht sind alte D-Mark-Scheine und Мünzen deswegen so ein Renner
beim Online-Auktionshaus еВау. Glauben Sie, dass eine D-Mark-Nostalgiewelle
auf uns zurollt?
PUНE: Die D-Mark-Nostalgiewelle wird garantiert kommen. Schließlich hаbеn
wir gerade аuсh eine Ostalgiewelle. Aber das ändert nichts daran, dass der Euro
mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit wird. Ich nеnnе es die Kraft des
Faktischen.
€urо: Deswegen hat sich DMEuro entschlossen, аb jetzt unter dem Namen €uro
aufzutreten. Wie lange wird es dauern, bis sich unsere Leser аn den Wechsel
gewöhnt hаbеn?
PUНE: Es wird vielleicht nicht vоn heute auf morgen gehen. Aber die
Entscheidung war richtig. Das „DM“ im Тitel wäre jetzt nicht mehr zeitgemaß, der
neuе Name war einfach überfällig.
Markt. 2004
1. Erklären Sie die Bedeutung der folgenden Wörter und Wendungen im Text.
• halbherziger Abschied
• Akzeptanz
• der Euro setzt sich durch
• den Jüngeren fällt der Wechsel leichter als den Älteren
• ausrangierte nationale Währung
• in die Höhe geschnellt
• auf Dachböden dürften noch Schätze schlummern
• j-m das Geld aus der Tasche ziehen
• alles im Griff haben
• Renner sein
• überfällig sein
2. Bilden Sie aus den einfachen Sätzen obwohl-Sätze (mehrere Varianten sind
möglich). Richten Sie sich nach dem Inhalt der Texte 3, 4.
183
Der Euro setzt sich langsam durch.
Drei Viertel aller Deutschen haben sich an den Euro gewöhnt.
Beim Einkauf rechnen die Deutschen mal zwei.
Den Jüngeren fällt der Wechsel deutlich leichter als den Älteren.
Männer tun sich mit dem Euro weniger schwer als Frauen.
Der tägliche Umgang mit dem Euro bereitet noch Probleme.
Das neue Geld löste Zurückhaltung in Supermärkten und Kaufhäusern aus.
Die Forscher des statistischen Bundesamtes sind in Bezug auf die Steigerung
der Lebenshaltungskosten recht optimistisch.
Das Leben in Deutschland ist teurer geworden.
Auf deutschen Dachböden dürften noch Schätze schlummern.
Der Preis von D-Mark-Scheinen und -Münzen mit Sammlerwert ist in die Höhe
geschnellt.
Die offizielle Preissteigerung in den Jahren 2002−2004 ist nur 1,5 Prozent.
Der Euro hat an Boden gewonnen.
Der Umrechnungskurs von zwei D-Mark auf einen Euro hat die Deutschen
negativ gestimmt.
Die Nachfrage ist allgemein gesunken.
Der Euro wird mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit.
Die D-Mark-Nostalgiewelle wird garantiert kommen.
3. ROLLENSPIEL
Führen Sie eine Pressekonferenz zum Thema „Der Euro“ durch. Die
Teilnehmer sind: Soziologen eines Instituts, die eine Umfrage unter der
Bevölkerung durchgeführt haben; Vertreter der jüngeren Generation; ältere
Menschen; Korrespondenten verschiedener Zeitungen und Zeitschriften; Vertreter
der Europäischen Zentralbank.
Nutzen Sie beim Rollenspiel nicht nur die Informationen aus der Lektion 9,
sondern auch suchen Sie in der Presse weitere aktuelle Informationen zu diesem
Thema.
184
CHARAKTERLEHRE AUS DEM GELDBEUTEL
GEIZIG ODER GROSSZÜGIG. AUSSCHWEIFEND ODER MONOGAM.
EIN PSYCHOLOGE HAT ES ERFORSCHT
„Zeige nur deinen Geldbeutel, und ich sage dir, wer du bist!“ Professor Alfred
Gebert vоn der Fachhochschule Münster behauptet nicht nur das. Er braucht blоß
einen Fragebogen dafür. 13 Antworten rund um das Geld reiсhеn ihm, um einen
Menschen in eine Schublade zu stecken: der Portemonnaie-Тyр. Маl kIassisch,
gelegentlich trendy, аm liebsten nie chaotisch. Оb das tatsächlich funktioniert?
Das Marken-Portemonnaie
Portemonnaie: Es ist teuer, trendy und typischerweise vоn einer bekannten Marke.
Sobald es nicht mehr modern ist, wird es ausgetauscht.
Charakter: Oft sind es schillernde Реrsönliсhkеitеn: phantasievoll, kreativ,
wissbegierig und stets offen für nеuе Erfahrungen. Mit diesen Personеn wird es
nie langweilig. Auf jeder Party sind sie willkommene Gäste, vor allem weil sie
optimistisch sind. Probleme lösеn sie erfinderisch und mit ungеwöhnlichеn
Mitteln.
Geld: Urlaub, Freunde und Freizeit sind wichtiger als Geld, das doch nur zum
Ausgeben da ist. Und sei es, um es großzügig zu verschenken. In Finanzdingen
sind sie gut informiert und ausgesproсhеn risikobereit.
Кarriere: Geld ist zentraler Gradmesser für den реrsönlichen Erfolg und hat einen
sehr positiven Stellenwert. Meist verfügen diese Тyреn über eine gute Ausbildung
und führen ein mоdernes Leben.
Liebe: Eine Beziehung mit diesen Typеn ist schwierig. Anfangs sind sie
aufmerksam und großzügig. Nach einiger Zeit beginnen sie sich zu langweilen.
Sie suchen nасh еinеm nеuеn Kick – und nеuеn Partnern.
185
Geld: Auf Statussymbole legen diese Leute wenig Wert. Sie leben gerne
unauffällig und natürlich. Geld ist nur Mittel zum Zweck, über das sie ungern
und selten sprechen. Unnötigе Konsumausgaben vermeiden sie, Geld kommt aufs
Sparbuch, und in der Freizeit gehen sie spazieren.
Кarriere: Der Beruf ist angesehen (Beamter und Lehrer), das Einkommen sicher.
Liebе: Sie sind zuverlässig, ordentlich, gesprächsfaul und mаnсhmаl etwas
dominant.
Der Chaos-Geldbeutel
Portemonnaie: Es platzt buchstäblich aus den Nähten, weil die Besitzer alles
autbewahren: vоn alten Rechnungen, Notizen und Eintrittskarten bis zu Fotos und
Visitenkarten. Meist sind аuсh weniger als 50 Euro drin. Dafür aber аllе mögliсhеn
Bonus- und Mitgliedskarten.
Charakter: Unbeschwert, impulsiv, lebenslustig. Ihre gute Laune wirkt ansteckend.
Zwischendurch gönnеn sie sich gern einen Kurzurlaub, ein schickes Essen oder
ein Vеrwöhnрrоgrаmm. Sie verstehen es, die angenehmen Seiten des Lebens zu
schätzen. Allerdings: Sie neigen zu Unordnung und Vergesslichkeit, versinken
schnell im Chaos.
Geld: Wenn sie welches hаbеn, geben sie es aus. Finanzplanung finden sie
langweilig. Altersvorsorge kann nосh ein wenig warten. Freizeit ist dazu da, um
sich zu unterhalten, egal, was es kostet.
Кarriere: Ihren Job übеn sie mit großer Begeisterung aus. Oft sind es jedoch
Tätigkeiten mit schlechter Absicherung: Fitnesstrainer, Außendienstler, Jobs im
Medienbereich.
Liebе: Chaotisch, aber liebenswert und begeisterungsfähig. Damit mасhеn sie alles
wett.
Thomas Schmitt
Markt. 2006
6. Was für ein Portemonnaie-Typ sind Sie? Schreiben Sie einen kleinen Text
über sich selbst.
7. PROJEKT
186
Erkundigen Sie sich auf einer Bank in Ihrer Heimatstadt (Ihrem Heimatort),
wenn möglich, auf einer Bank in Deutschland nach den Serviceleistungen, die von
dieser Bank angeboten werden.
Präsentieren Sie die Ergebnisse in einem Kurzvortrag, werben Sie für die
Serviceleistungen, die Sie in Anspruch nehmen würden. Auf welche davon würden
Sie verzichten? (Sieh Hinweise, S. 159)
Lernwortschatz
Verben
Nomen
e Abwanderung e Polarisierung
e Armut e Resignation
e Armutsgrenze r Rückgang
e Armutsschwelle s Slumgebiet, -e
s Anzeichen, – e Schattenwirtschaft
e Aufgeschlossenheit r Stadtstaat, -en
r Ballungsraum, ″ -e r Trend, -s
s Bevölkerungswachstum s U-Bahnnetz, -e
s Dienstleistungszentrum, -en s Umland
187
s Einkommensniveau, -s e Überalterung
s Elend r Überschuss, " -e
e Geburtenrate e Wachstumsrate, -n
e Genehmigung, -en r Wallfahrtsort, -e
e Hauptader, -n r Wohlstand
e Kluft, " -e e Verheißung, -en
r Mangel, " – r Verfechter, –
e Megastadt, " -e e Verödung
e Metropole, -n e Verstädterung
e Millionenstadt, " –e r Zwang, " -e
e Nachhaltigkeit
Adjektive/Partizipien
alternd informell
ausgedehnt nachhaltig
beängstigend rasch
dicht bebaut schmerzlos
drastisch urban
entscheidend übermäßig
erheblich (un)zureichend
ermutigend (un)zulänglich
erschreckend verbittert
explosionsartig wild gebaut
geprägt von (Dat.), durch (Akk.) wuchernd
gerüstet für (Akk.)
grundlegend
Wendungen
188
etw. aus eigener Kraft herbeiführen, tun
etw. (Akk.) j-m (Dat.) zur Verfügung stellen
etw. (Dat.) (der Konkurrenz) einen Schritt voraus bleiben
etw. (Akk.) mit etw. (Dat.) in Verbindung bringen
etw. sich selbst überlassen
gegen Kriminalität ankommen
große Anstrengungen unternehmen
in vollem Gange sein
mit Umsicht auf (Akk.) hinwirken
Probleme meistern
Schritt mit etw. (Dat.) (nicht) halten
sich besorgt (tapfer, bereit, dankbar) zeigen
1. Was ist Verstädterung? Was wissen Sie davon? Schreiben Sie Ihre
Gedanken auf.
2. Was fällt Ihnen beim Wort Stadtgefühl ein? Notieren Sie Ihre Assoziationen.
Stadtgefьhl
Text 1
АM ANFANG WAR DIE STADT
In der Wildnis der Megastädte des 21. Jahrhunderts droht die urbаnе Kultur
der Menschheit – und mit ihr der Nationalstaat – zu verlöschen. Manche Städte
und manche Stadtteile wirken schon heute wie sich selbst erfüllende
Prophezeiungen eines Niedergangs der Stadt in immer größer werdenden
Agglomerationen. Deshalb gilt es, die Stadt des 21. Jahrhunderts nеu zu erfinden –
damit sie der Motor der menschlichen Entwicklung bleibt und nicht zu ihrem
Endpunkt wird.
190
Gegenspieler der Regierung machen. Allein deshalb haben die britische und
französische Regierung lange gezögert, London und Paris einen eigenen
Oberbürgermeister zu erlauben. Dahinter mag sich die unausgesprochene
Befürchtung verbergen, dass, wer die größte Stadt beherrscht, auch das Land
beherrscht.
Jeder Konflikt auf der Welt erreicht in Sekunden die Städte, jede Seuche in
Stunden. Dort brennen Autos, zünden Selbstmordattentäter ihre Воmbеn,
Krankheiten verbreiten Schrecken und Tod. Dieses geschieht viel schneller, als
die nationale Regierung reagieren könntе. Gegenüber diesen hereinbrechenden
Problemen kann sie oft nur symbolisch Macht zeigen, die zugleich Ausdruck ihrer
Ohnmacht ist. Es sind die Städte, denen Nationalstaaten ihre ungеlöstеn Probleme
aufbürden. Ihr Aktionsradius ist meist grenzüberschreitend und zeigt damit die
Grenzen des Nationalstaats auf. Manchе sprechen deshalb schon von einer
Nationalstaatendämmerung, einer Zwischenzeit. Die Städte dagegen machеn sich
zu ungebremstem Wachstum auf, aber schon heute gibt es Energie und Wasser
nicht mehr für аllе und Sicherheit vielerorts nur nоch für die Zahlungskräftigen.
Schwindet die Wirtschaftskraft der Städte, wandert sie in attraktivere Städte ab,
dann wird das Land arm.
Werden Städte aber unregierbar, dann bilden sich nеuе Nebengewalten
heraus, die ein gefährlicher Zünder für einen generellen, scheinbar ziellosen
Umsturz sein könnеn. Failing Cities führen zu Failing States, und jede Stadt – аuch
Berlin – hat bereits kleine Failing Cities auf ihrem Stadtgebiet. Beginnen die
Bürger sich innerhalb der Stadt einzuzäunen, dann ist dies ein Zeichen zerfallender
staatlicher Ordnung, mag es auf den Dörfеrn аuch nоch so friedlich zugehen.
Gelingt es den nationalen Regierungen nicht, die Regierbarkeit der Städte
den veränderten Verhältnissen des 21. Jahrhunderts anzupassen, so wird die urbanе
Kultur und mit ihr der Nationalstaat in der Wildnis der Megastädte des
21. Jahrhunderts vеrlösсhеn. Wenn wir nicht politisch korrekt wegsehen, dann
wirken manchе Stadtteile und manchе Städte schon heute wie sich selbst
erfüllende Prophezeiungen eines Niedergangs der Stadt in immer größеr
werdenden Städten. Die phantastischen nеuеn chinesischen Städte sind zum
Wachstum verdammt, wenn sie – und mit ihnen mögliсhеrwеisе der Nationalstaat
– nicht zusammenbrechen sollen. Woher sollen die Überschüsse аn Energie und
Nahrung kommen, um ihr Wachstum zu sichern? Wieviel Umwеltzеrstörung kön-
nеn sie aushalten; wie lange könnеn sie sich die Gegenwart nоch leisten?
Das Wachstum ist begrenzt. Bereits 1995 bеnötigtе London (theoretisch) eine
um 120-mal größеrе Fläche als das Stadtgebiet, um seine Einwohner zu ernähren.
191
Bei einem Stadtgebiet von 1500 Quadratkilometem ergäbe dies 180 000
Quadratkilometer Flächenbedarf für die Ernährung seiner Bewohner. Die Grenzen
des heute beherrschbaren Wachstums sind längst überschritten.
Städte sind die große gemeinsame Aufgabe aller Nationalstaaten. Sie sind
von Ressourcenknappheit, Umweltproblemen, nеuеn Krankheiten, unkontrol-
liertem Wachstum und Migration ebenso bedroht wie von den aus der
Verzweiflung der Enttäuschten entstehenden ethnischen und rеligiösеn Konflikten.
Wir müssen die Stadt des 21. Jahrhunderts nеu erfinden.
Wolfgang Nowak
Internationale Politik. 2006
2. Verkürzen Sie die Sätze so, dass Sie keinen Nebensatz haben.
1. Sobald sich eine soziale Schichtung und ein mit Privilegien ausgestattetes
Machtzentrum in einer Ansiedlung herausgebildet hatte, sprechen wir von einer
Stadt.
2. Wenn Städte unregierbar werden, dann bilden sich neue Nebengewalten heraus,
die gefährliche Zünder für einen Umsturz sein können.
3. Die Menschen strömen in die Städte, weil sie sich dort die Erlösung von ihren
Problemen und eine bessere Zukunft erhoffen.
4. Formen Sie die Sätze um. Gebrauchen Sie statt der kursiv gedruckten
Wörter und Ausdrücke die rechts angegebenen Wörter.
1. Wir wissen nicht, wann die erste Stadt entstand. Zeitpunkt, unbekannt
2. Die ersten Städte unterscheiden sich, was ihre Probleme Hinblick / hinsichtlich
anbelangt, kaum von den heutigen.
3. Das alte Rom war von weitem an seiner Dunstglocke zu können
erkennen.
4. Nationalstaaten sind gegenüber Städten vergleichsweise Unterschied
junge Unternehmungen.
5. Städte waren und sind verlockend für Menschen. Anziehungspunkt
6. Das heutige Schanghai hat zwar keine Mauern, dafür obwohl
aber drastische Einwanderungsbeschränkungen.
7. Wer nicht in Schanghai wohnen darf, fühlt sich als Recht, Gefühl
Bürger zweiter Klasse.
8. Die Städte bieten ihren Bürgern mehr Freiheit als denen, Vergleich
die noch nicht da wohnen.
9. Dahinter mag sich eine unausgesprochene Befürchtung vielleicht
verbergen.
10. Manche sprechen von einer Nationalstaatendämmerung, Gegensatz
die Städte dagegen machen sich zu ungebremstem
Wachstum auf.
5. Lesen Sie das folgende Zitat. Wie verstehen Sie die Worte? Sind Sie damit
einverstanden? Äußern Sie sich dazu.
Text 2
ZEITBOMBE STADT
193
Auf der Suche nach einem besseren Leben ziehen Millionen Menschen vom Land
in urbane Ballungsräume, die oft nicht mehr regierbar sind.
„Einst war die Stadt das Symbol einer ganzen Welt. Heute ist die ganze Welt
im Begriff, eine Stadt zu werden.“ Diesen Trend im Zusammenleben der Menschen
beschrieb der US-Historiker Lewis Mumford bereits 1961: Zum Beginn unseres
Jahrhunderts hatte sich nur ein Zehntel der damaligen Weltbevölkerung von 1,6
Milliarden in Städten niedergelassen. Heute lebt dort schon fast die Hälfte von
sechs Milliarden Menschen.
Im Jahr 2025 werden es zwei Drittel sein. Denn die Stadtbevölkerung nimmt
viermal so schnell zu wie die Landbevölkerung. Und die größten Wachstumsraten
melden die am wenigsten entwickelten Länder. In Dörfern Afrikas, Asiens und
Lateinamerikas gilt die Parole aus dem Europa des Mittelalters: „Stadtluft macht
frei.“ Tag für Tag verlassen 170 000 Menschen in der Dritten Welt ihre Felder und
ziehen in wuchernde Metropolen.
Doch statt der erträumten Befreiung von Armut und sozialen Fesseln bringt
die Verstädterung oft nur neues Elend. Gerade im Zeitalter der Globalisierung
finden viele Zuwanderer keine Arbeit und enden mit ihren Familien in Slums ohne
Strom und Kanalisation. Es gibt keine Schulen, niemand transportiert den Müll ab.
Die verschmutzte Umwelt macht die Menschen krank.
Verbittert schauen die Slumbewohner auf überall entstehende Ghettos
der Reichen, die von privaten Sicherheitsdiensten bewacht werden müssen. Denn
die Kluft zwischen Wohlhabenden und Habenichtsen erzeugt Gewaltkriminalität,
gegen die kommunale Behörden nicht ankommen. Polizisten wagen sich nicht
mehr in von Banden beherrschte „No go areas“. Angesichts der Polarisierung in
vielen Mega-Citys warnen Experten vor der sozialen „Zeitbombe Stadt“.
1. Wie verstehen Sie die Parole „Stadtluft macht frei“? Gilt sie auch heute?
2. Was finden viele Zuwanderer in der Stadt?
3. Erklären Sie die Worte: „Soziale Zeitbombe Stadt“.
2. Lesen Sie den Text weiter und setzen Sie die fehlenden Präpositionen und,
wenn nötig, Artikel ein.
194
TOKIO (Japan)
Einwohner in Millionen: 27 – 1995 → 29 – 2015
... größten Ballungsraum der Welt wehrt sich die Stadtverwaltung ... Pläne,
Regierungssitz und Parlament ... 27-Millionen-Moloch ... anderen Landesteil zu
verlagern. Tokio ist hoch verschuldet, weil es ... vergangenen Jahren etliche
Prestigebauten hochziehen ließ – ... 48 Stockwerke hohen Rathaus ... Tokyo
Metropolitan Contemporary Art Museum.
Um Geld ... Kassen zu holen, möchte Gouverneur Shintaro Ishihara das
Wetten ... Radrennen ... „Tokyo Dome“ einführen. Er weiß, dass sich die Bürger
(Durchschnittsalter 40,8 Jahre) Freizeitvergnügen etwas kosten lassen. ... Alltag
erleben sie schon die Metro-Reise ... Wohn- ... Arbeitsplatz als schlimme
Strapaze: ... drei Tokioter Zentrumsbezirken halten sich tagsüber 2,5 Millionen
Menschen auf; nachts reduziert sich die Zahl ... 240000.
MEXIKO-STADT (Mexiko)
Einwohner in Millionen: 17 – 1995 → 19 – 20015
195
BOMBAY (Indien)
Einwohner in Millionen: 15 – 1995 → 26 – 2015
SCHANGHAI (China)
Einwohner in Millionen: 14 – 1995 → 18 – 2015
... Stadt drehen sich mehr Baukräne als ... Berlin. Dabei haben Architekten –
darunter Stars ... Westen wie Richard Rogers und John Portman – schon ...
400 Wolkenkratzer fertig gestellt. ... Chinas Regierung Schanghai 1990 ...
Sonderwirtschaftszone erklärte, herrscht Goldgräberstimmung ... Stadt. 16 000
Unternehmen ... aller Welt errichteten Niederlassungen. Alle lockt das Geschäft ...
Milliardenvolk.
Den Boom ... Land nennen Chinas Funktionäre „sozialistische
Marktwirtschaft“. ... Schanghai erinnert der Auftrieb eher ... frühkapitalistische
Gründerjahre: ... modisch gekleidete Yuppies ... feinen Restaurants dinieren,
drängen sich ... Garküchen in Bretterverschlägen zerlumpte Landflüchtlinge.
Sie sind ... Arbeit ... Zukunftsindustrie nicht qualifiziert: ... November eröffnete
der älteste Sohn des Präsidenten Jiang Zemin ein Hightech-Zentrum. ... Plänen
der Stadt soll es Ausgangspunkt für ein „Silicon Valley von Schanghai“ werden.
196
LAGOS (Nigeria)
Einwohner in Millionen: 10 – 1995 → 25 – 2015
... die Lagunen-Stadt ... Verkehr erstickte und ... Stromausfällen und
Straßenräubern heimgesucht wurde, zog Nigerias Regierung 1991 ... nördliche
Abuja um. ... strömen unvermindert Menschen ... alte Hauptstadt. ... ihren Brücken
haben sich in Wohnbooten Fischer ... benachbarten Benin angesiedelt. Sie werfen
ihre Netze ... Lagune aus, ... Fäkalien und Abfälle der Stadt entsorgt werden. Ihren
Fang verkaufen die Fischer ... Märkten ... grenzenlosen Warenangebot: japanische
Videorecorder und Affenköpfe, Pfefferschoten und gefälschte Führerscheine,
französisches Parfüm und Schlangenhäute, Satellitentelefone und Vogelfedern ...
nachbarlichen Neid. Lagos hat die Lebensqualität einer tropischen South Bronx –
und wächst und wächst.
7. Setzen Sie die fehlenden Nomen, Präpositionen und, wenn nötig, Artikel ein.
KAIRO (Ägypten)
Einwohner in Millionen: 10 – 1995 → 14 – 2015
Ägyptens ... muss jährlich ... 300 000 zusätzliche ... verkraften – Folge von
Geburtenboom und ... vom Lande. Da können die Friedhöfe nicht den Toten
überlassen bleiben: ... Grabsteinen und in Grüften einer ausgedehnten Totenstadt
siedeln tausende von ... . Deshalb vibriert der Riesenfriedhof fast so sehr wie
der Rest ... , die den stolzen Beinamen „Mutter der Erde“ trägt.
Hupende ... schieben sich auf Hochstraßen ... tausend ... alten Moscheen und
der ... hundert Jahren erbauten Oper vorbei; sie war das erste westliche
Musiktheater der Region. Heute verkehrt die erste Untergrundbahn Afrikas und
des Nahen Ostens ... Nil-Stadt. In der verübten islamistische Terroristen ...
vergangenen Jahren einige ... , die einen falschen Eindruck hinterlassen haben:
Tatsächlich ist Kairo ... Tokio die sicherste Mega-City ... .
8. Formulieren Sie kurz schriftlich die Probleme jeder Stadt und vergleichen
Sie sie. Was sind dabei die Gemeinsamkeiten? Was wissen Sie noch über diese
Städte? Suchen Sie weitere Informationen.
Text 3
197
DIE STADT ALS CHANCE:
DIE WELTKONFERENZ URBAN 21 IN BERLIN
Am 4. Juli 2000 trafen sich 3500 Delegierte aus der ganzen Welt in Berlin, wo
in Anwesenheit von Bundeskanzler Gerhard Schröder und UN-Generalsekretär
Kofi Annan eine Weltkonferenz über die Zukunft der Stadt im 21. Jahrhundert
eröffnet wurde: die Urban 21. Dabei legten 14 führende Experten für
Stadtentwicklung den Bericht der „Weltkommission Urban 21“ vor, das Ergebnis
von zwei Jahren intensiver Arbeit. Die ursprüngliche Idee stammte von Klaus
Töpfer, dem ehemaligen Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und
Städtebau. Sein Nachfolger Reinhard Klimmt hat sie aufgegriffen und fortgesetzt.
Der Bericht und die Konferenz wurden von der deutschen Bundesregierung
zur Erörterung einer der elementaren Fragen des neuen Jahrhunderts angeregt:
In wenigen Jahren wird die Menschheit eine entscheidende Schwelle überschreiten
– zum ersten Mal in ihrer Geschichte wird dann die Mehrzahl der 6 Milliarden
Menschen dieser Erde in großen Städten leben. Und innerhalb der folgenden 25
Jahre wird sich die Zahl der Stadtbewohner weltweit auf 5 Milliarden verdoppeln.
Im Jahre 2025 werden drei von fünf Menschen Großstädter sein.
Die Vorstellung, dass sich die Zahl der Einwohner von Städten wie
Heidelberg, Oxford oder Bologna verdoppeln könnte, ist schon erschreckend
genug. Aber es sind nicht diese Städte, die am schnellsten wachsen.
Explosionsartig vergrößern werden sich vor allem die Städte in den
Entwicklungsländern. In Afrika rechnet man damit, dass die städtische
Bevölkerung jährlich um 5 Prozent zunehmen und sich damit in nur dreizehn
Jahren verdoppeln wird. Das Problem: Hier – wie auf dem indischen Subkontinent,
198
in anderen Teilen Asiens und in vielen Gebieten Lateinamerikas – strömen zahllose
Menschen in die Städte, nicht weil sie dort gute Chancen hätten, Arbeit zu
bekommen, sondern weil sie auf dem Land kein Auskommen mehr finden.
Allzu oft ziehen die Menschen aus purer Verzweiflung in die Städte und
können sich auch dort nur mühsam durchschlagen. UN-Experten zufolge leben in
den Entwicklungsländern heute 25 Prozent der Städter unter der Armutsgrenze.
In Afrika südlich der Sahara sind es sogar 40 Prozent. Früher zeigten sich
Entwicklungsexperten vor allem über die Armut auf dem Lande besorgt. Aber
während der letzten 20 Jahre hat die Armut in den Städten weitaus schneller
zugenommen. Viele dieser Großstädte sind außerdem deutlich größer als
vergleichbare Städte in den Industrieländern. 2025 werden die meisten so
genannten „Millionenstädte“ und die meisten der 27 „Megastädte“ (mit zehn
Millionen Einwohnern und mehr) in den Entwicklungsländern liegen: zwei in
Afrika, 18 in Asien, fünf in Lateinamerika und nur zwei in den Industrieländern.
Die Zukunftsaussichten für viele dieser Städte gleichen einem Albtraum. Sie sind
für die Aufgaben, die sich ihnen stellen, einfach nicht gerüstet.
Die Kommission allerdings sieht keinen Anlass zur Resignation. Im
Gegenteil: Es gebe viele ermutigende Anzeichen. Erstens: Der technologische
Wandel kann die städtischen Lebens- und Arbeitsstrukturen von Grund auf
verändern. Selbst wenn sie arm sind, haben Städter einen besseren Zugang zu
Informationen. Zweitens: Städte werden auch weiterhin zur Demokratisierung
politischer Entscheidungen beitragen. Stadtverwaltungen werden ihren Bürgern
mit mehr Aufgeschlossenheit begegnen. Die erfolgreiche Arbeit der Verwaltung
eines Stadtstaates wie Singapur zeigt dies. Drittens: Es besteht Grund zu der
Hoffnung, dass sich das Bevölkerungswachstum bald verlangsamen wird –
Stadtbewohner bekommen weniger Kinder als Landbewohner. Viertens: Nur
Großstädte können die Produktivität und die Innovationskraft freisetzen, die nötig
sind, um Menschen aus den Fesseln der Armut zu befreien. Aber nicht alle Städte
realisieren dieses Potenzial: die Aufgabe besteht darin, ihnen dabei zu helfen, den
Schlüssel dafür zu finden. Und fünftens: Wo liegt dieser Schlüssel? So paradox es
klingt – im informellen Sektor, der „Schattenwirtschaft“. Heute bringt man diesen
Sektor überall mit städtischer Armut in Verbindung. In den Entwicklungsländern
jedoch müssen wir zunächst auf seine spezifischen Stärken bauen: In ihm
können Menschen ohne Kapitalressourcen ihre Energien, ihre Begeisterung, ihre
Innovationskraft einsetzen. Nach und nach muss dann die informelle Wirtschaft in
den regulären Wirtschaftskreislauf integriert werden. Denn wenn man diesen
Sektor sich selbst überlässt, können die Menschen sich nicht aus ihrer Armut
199
befreien. Wenn wir aber die Stärken der informellen Wirtschaft zu nutzen
versuchten, würden sich fast alle Parameter verändern. Aus Zwängen würden
Chancen.
Wie können Großstädte diesen Wandel herbeiführen? Vielleicht nicht ganz
aus eigener Kraft: Aber die entscheidenden Hebel liegen im lokalen Bereich,
nur dort weiß man, wie sie sich betätigen lassen. Erfolgsgeschichten weisen
die Richtung: Singapur ist in 30 Jahren fast aus dem Nichts zu einer der
höchstentwickelten Großstädte der Welt geworden und gilt als Modell
nachhaltiger Stadtentwicklung: dicht bebaute Zonen schließen sich an die
Hauptadern eines modernen öffentlichen Verkehrssystems an. Auch das
brasilianische Curitiba ist heute eine Stadt mit Modellcharakter und zugleich ein
Wallfahrtsort für Stadtplaner. Allerdings ist Curitiba auf ganz anderen Wegen zu
ähnlichen Ergebnissen wie Singapur gelangt: Da der Stadt das Geld zum Bau
eines U-Bahnnetzes fehlte, entwickelte sie ein Netz von Express-Buslinien und
ermunterte die Stadtplaner zu einer dichten Bebauung entlang dieser Verkehrsadern
– wodurch Tausende von Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel, aber auch die
neuen Geschäfte und Einrichtungen nutzten.
200
Der dritte Typus ist die von Überalterung geprägte, reife Stadt. Ihn findet man
vor allem in den entwickelten Ländern. Die Bevölkerung ist stabil oder nimmt ab.
Probleme ergeben sich aus der Überalterung, aus der zunehmenden Zahl immer
kleinerer Haushalte, aus einem geringen Wirtschaftswachstum und aus der sozialen
Polarisierung. Allerdings verfügt dieser Typus über die nötigen Ressourcen, um
Umweltprobleme zu lösen. Städte dieses Typs sind durch eine Tendenz zur
Abwanderung ins Umland geprägt, wo sich neue Zentren bilden.
Der Bericht der Kommission entwirft für jeden dieser drei Stadttypen zwei
Szenarien. Zunächst fragt er, wohin die gegenwärtig vorhandenen Trends diese
Städte bis zum Jahr 2025 bringen werden. Diese „Trend“-Szenarien gehen davon
aus, dass keine größeren Anstrengungen unternommen werden, den grundlegenden
Trends eine andere Richtung zu geben. Sodann stellt der Bericht die entscheidende
Frage: Was geschieht, wenn wir annehmen, dass Regierung und Verwaltung
entschiedener, aber mit Umsicht, darauf hinwirken, die Trends in eine andere
Richtung zu lenken? Hier können nicht alle Szenarien dargestellt werden. Wichtig
ist jedoch, welche zentralen politischen Empfehlungen sich aus ihnen für die
verschiedenen Städte ergeben: Was müssen sie tun, um die Herausforderungen
des nächsten Jahrhunderts zu bewältigen?
201
Selbsthilfeprojekte erreichen. Programme zur Vergabe von Kleinkrediten, die die
Menschen bei dem Schritt in die Selbstständigkeit unterstützen, spielen dabei eine
sehr wichtige Rolle.
Für diese Städte gibt es gute Nachrichten: der Trend weist auf einen
deutlichen Rückgang des Bevölkerungswachstums – und zwar gerade infolge der
Verstädterung. Denn die Menschen erkennen, dass die Kosten für den Unterhalt
und die Ausbildung der Kinder steigen, während der ökonomische Wert der Kinder
sinkt. Der Übergang von der informellen zur formellen Wirtschaft ist in diesen
Städten in vollem Gange. Viele locken Investitionen an, weil sie qualifizierte
Arbeitskräfte auf einem Lohnniveau bieten können, das unter dem der
Industrieländer liegt. Der Haken: Solche Investitionen können immer auch in
Städte und Länder mit noch niedrigerem Lohnniveau umgelenkt werden. Die
Städte dieser Gruppe weisen eine besonders ausgeprägte Dynamik auf und
sind von raschem Wandel geprägt. Oft scheint es, als machten sie die Stadien
wirtschaftlicher Entwicklung alle gleichzeitig durch: Sie gehören zugleich der
ersten und der dritten Welt an. In vielen dieser Städte zeigt sich der Kontrast
zwischen Wohlstand und Armut drastisch. Ein beängstigendes Zeichen sind
die festungsartig gesicherten Blocks mit Luxusappartments in unmittelbarer
Nähe von Elendsquartieren. Einer der wichtigsten Schritte ist, die Wohnsituation
der Armen zu verbessern. Kommunale Selbsthilfe kann dazu führen, dass wild
gebaute Slumviertel in reguläre Stadtteile verwandelt werden. In vielen
lateinamerikanischen Städten ist das bereits geschehen. Viele Städte Ostasiens
sind anders vorgegangen: Sie haben ohne Genehmigung errichtete Siedlungen
niedergerissen und statt dessen qualitativ bessere Wohnungen zur Verfügung
gestellt. Es gibt keine Generallösung – das Ziel lässt sich auf mehreren Wegen
erreichen.
Das Hauptproblem der ausgewachsenen, reifen Stadt, wie wir sie in Europa,
Nordamerika und Australien finden, ist ein anderes. Diese Städte haben das
grundsätzliche ökonomische Problem im Wesentlichen gelöst: Sie haben sich
früher industrialisiert und früher deindustrialisiert. Heute sind sie hochentwickelte
Dienstleistungszentren, in denen die Mehrzahl der Menschen keine materiellen
Dinge mehr herstellt. Aber dieser Prozess lief keineswegs schmerzlos ab. Die
Deindustrialisierung, die vor 30 Jahren begann, hat all zu vielen Menschen
202
den Arbeitsplatz genommen. Dieses Problem lässt sich nur durch vermehrte
Bildungsanstrengungen lösen: Bildung vor allem für die Söhne und Töchter
der Industriearbeiter ohne Perspektive. Doch immer wieder stößt man in
diesen Städten auf in vielfacher Hinsicht verarmte Inseln, wo ganze Familien
unter Arbeitslosigkeit leiden. Die Aufgabe ist sehr komplex: Schulbildung,
Berufsbildung, Wohnsituation, soziale Dienstleistungen. Die perspektivlosen
jungen Europäer sind sozusagen das Gegenstück zu den Menschen in jenen
anderen Stadttypen, die in einer informellen Wirtschaft leben. Die Lösung kann
nur lauten: Bildung, Bildung und nochmals Bildung. Und dabei wird auch hier
die moderne Technologie eine entscheidende Rolle spielen. Die Informations-
technologie, vor allem das Internet, wird die Ausbildung junger Menschen
grundlegend verändern und dabei eine ganz neue Industrie und einen neuen
Motor für wirtschaftliches Wachstum schaffen. Aber alle diese Städte stehen vor
einem großen Problem. Sie sind in mehr als nur einem Sinne „reif“: Sie altern. Der
Anteil der Mensehen über 65 Jahre ist von unter 8 Prozent im Jahre 1950 auf
heute 13,5 Prozent gestiegen, und er wird im Jahre 2050 wohl bei fast 25 Prozent
liegen. In den besonders rasch alternden Ländern wird er sogar bei 40 Prozent
oder darüber liegen. Daraus ergeben sich eine Fülle von Herausforderungen: Wie
wird eine rückläufige Zahl von Berufstätigen die Ressourcen erzeugen, die zur
Versorgung einer wachsenden Zahl alter Menschen erforderlich sind? Wie können
solche Volkswirtschaften ihre Innovationskraft bewahren? Vor allem wird es
dringend erforderlich sein, die Finanzierung der Renten auf eine sicherere
Beitragsbasis zu stellen. Auch könnte es nötig werden, dass die Städte Europas ihre
Tore für eine weitere Generation von Einwanderern öffnen. Gleichzeitig müssen
diese Städte der Konkurrenz immer einen Schritt voraus bleiben, indem sie sich
auf fortgeschrittene Dienstleistungen konzentrieren und ihr Innovationspotenzial
ausbauen. Dabei haben sie einen riesigen Vorteil: Sie sind nach wie vor die
Zentren, in denen innovative Technologien entwickelt werden.
Ein „gutes Leben“ in städtischer Umgebung lässt sich auf mehr als einem
Wege erreichen. Vor 70 Jahren hat John Maynard Keynes prophezeit, in dem
Maße, wie immer mehr Städte ihre ökonomischen Probleme meisterten, werde
ihre Lebensqualität zur entscheidenden Frage werden. In Europa experimentieren
wir mit dieser Kunst schon seit zweieinhalbtausend Jahren und haben einige
bescheidene Erfolge erzielt – man denke an Florenz, Paris, Amsterdam, München,
London. Aber wir beanspruchen kein Monopol, und jüngere Städte können sich an
diesem globalen Wettbewerb beteiligen. Die reifen Städte sollten die Führung in
203
jenem Prozess übernehmen, den Aristoteles einst so gut beschrieben hat: Wir
kommen in die Städte, um dort zu leben; wir bleiben, weil wir dort gut leben.
Hoffnung Stadt
Als UN-Generalsekretär Kofi Annan zum Beginn der Konferenz „Urban 21“
das „Jahrtausend der Städte“ ausrief, da fragte sich manch einer der 3500
Teilnehmer, ob er den Aufbruch in die neue Epoche eher als Verheißung oder
als Bedrohung empfinden sollte. Würden die Städte ihrer Rolle als Zentren der
Innovation, der Alphabetisierung und der Demokratie gerecht werden? Oder
würden sie ihren chaotischen Wildwuchs fortsetzen, ohne dem Teufelskreis von
Armut, Arbeitslosigkeit und katastrophalen Umweltbedingungen entrinnen zu
können?
Die Kluft zwischen Fortschrittsgläubigen und den Verfechtern von Endzeit-
Theorien prägte bisweilen die rund 100 Diskussionsforen bei Urban 21. Und
doch fügte sich das dreitägige Berliner Treffen in die Reihe der notwendigen
Konferenzen ein, die sich mit einer der drängendsten Aufgaben der Menschheit,
der Gestaltung der Stadt, befassen. Da schadete es auch nicht, dass der Begriff
„Stadt“ für die von gigantischer Landflucht und Urbanisierung geprägten Länder
des Südens eine gänzlich andere Bedeutung hat als für die reichen Staaten des
Nordens. Sie sind in ihren „reifen“ Städten mit Herausforderungen konfrontiert,
die da heißen Überalterung, Verödung der Zentren und Stadtflucht. Die Teilnehmer
honorierten den Erfahrungsaustausch und die in Berlin präsentierten
Lösungsansätze und konnten sich in ihrer Abschlusserklärung auf einige
gemeinsame Positionen einigen. So verpflichteten sie sich, die nachhaltige
Entwicklung der Städte zu fördern, auch wenn für die einen die gesellschaftliche
Dimension der Nachhaltigkeit – die Stärkung der Frau und der Kampf gegen
Arbeitslosigkeit und Armut – eine größere Rolle spielte als für die anderen:
Die stellten das Leben im Einklang mit der Natur, gute Verkehrsverbindungen und
den Schutz des Eigentums in den Vordergrund. Einig war man sich auch, die
lokalen Instanzen und die Eigeninitiative der Stadtbevölkerung zu fördern. Trotz
der negativen Trends in vielen Ländern setzten die Teilnehmer mit der Berliner
Erklärung einen optimistischen Akzent. Mit verstärkten Investitionen in Bildung,
Informationstechnologien und Nachhaltigkeit biete die Stadt für alle die Chance
auf ein menschenwürdiges Leben. Wie bei jeder internationalen Konferenz gilt
freilich auch bei Urban 21: Auf die Arbeit danach kommt es an.
Deutschland. 2000
204
AUFGABEN ZUM TEXT 3
1) drastisch a) Wachstum
2) dynamisch b) Verkehrssystem
3) explosionsartig c) Polarisierung
4) führend d) Lohnniveau
5) nachhaltig e) Kontrast
6) niedrig f) Experten
7) öffentlich g) Entwicklung
8) sozial h) Bildungsniveau
9) übermäßig
10) unzureichend
3. Erklären Sie die Wörter nach ihrer Bedeutung im Text mit synonymen
Wendungen.
205
4) auf seine spezifischen Stärken bauen
5) nach und nach
6) diesen Wandel herbeiführen
7) nachhaltige Stadtentwicklung
8) die von informellem und übermäßigem Wachstum geprägte Stadt
206
10) die Überalterung j) Wirtschaftstätigkeit, die sich nicht über
öffizielle Märkte vollzieht, z.B. Schwarzarbeit
11) die Verstädterung k) hoher Anteil alter Menschen an der
Gesamtbevölkerung
6. Welche Eigenschaften sind typisch für die Städte der drei Typen? Suchen
Sie die heraus.
207
6. Was empfehlen die Experten für Stadtentwicklung: welche Maßnahmen sollen
getroffen werden für eine günstige Entwicklung?
11. Formen Sie die Sätze um und verwenden Sie dabei die in Klammern
stehenden Wörter.
1. Den 1. Stadttyp verbindet man mit raschem Bevölkerungswachstum und
massiver Armut. (Verbindung)
2. Um die Lebensbedingungen in den Städten zu verbessern, muss sich deren
Verwaltung sehr bemühen. (Anstrengungen)
3. Um die Trends in eine andere Richtung zu lenken, handelt die Regierung
entschieden, aber umsichtig. (Umsicht)
4. Es ist nicht leicht mit den Anforderungen der Zeit einherzugehen. (Schritt)
12. Verkürzen Sie die Sätze so, dass Sie keinen Nebensatz haben.
208
3. Obwohl die Zukunftsaussichten für viele Städte in den Entwicklungsländern
einem Albtraum gleichen, sieht die Kommission keinen Anlaß zur Resignation.
4. Um den chaotischen Wildwuchs der Städte zu verlangsamen, muss deren
nachhaltige Entwicklung gefördert werden.
5. Da der Stadt das Geld zum Bau eines U-Bahnnetzes fehlte, entwickelte sie
ein Netz von Express-Buslinien.
6. Obwohl die Zahl junger Menschen in den Städten des 2. Typs groß ist, gehen
die Geburtenraten wegen der Verstädterung drastisch zurück.
7. Da die kommunale Verwaltung in diesen Städten oft zersplittert ist, drängen die
Bewohner der einzelnen Stadtviertel auf Selbsthilfe.
8. Indem das Bildungsniveau gesteigert wird, wird Umwelt- und Gesundheits-
fragen mehr Bedeutung beigemessen.
9. Wie in dem Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen berechnet wird, wird
bald die Hälfte aller Erdbewohner in Städten leben.
10.Wie die wissenschaftlichen Prognosen versprechen, dürfte das bis zur Mitte des
Jahrhunderts sogar für zwei Drittel der Weltbevölkerung zu treffen.
13. Erklären Sie die Wortbedeutungen auf deutsch. Was ist ... ?
14. Mit welchen Vorsilben lassen sich folgende Verben verbinden? Was
bedeuten sie?
Nr. Verben auf ent zu an aus herbei ab ein frei über nieder
1 kommen
2 nehmen
3 regen
4 greifen
5 locken
6 weisen
7 bauen
8 schreiten
9 setzen
10 werfen
11 führen
12 lassen
209
15. Ordnen Sie den Nomen passende Verben aus der Aufgabe 14 zu. Bilden Sie
damit schriftlich Sätze im Passiv, wenn es möglich ist.
Text 4
... UND DIE DEUTSCHEN STÄDTE?
210
Rückbau vоn „schrumpfenden Städten“ angezeigt. Aber andere Regionen wachsen
weiter hin, und solche Städte dürfen die Vorstellung vоn Zukunft und das
politische Handeln nicht dominieren. Im Grunde fällt die Prognose nicht schwer:
Auch in Deutschland werden diejenigen Städte in den nächsten Jahrzehnten
erfolgreich sein, diе ganz bewusst auf Wachstum, auf den Anschluss an moderne
Infrastrukturen, auf die Entwicklung nеuеn ökonomischen Potenzials, auf die
Attraktivität für Zuzügler setzen, statt nur ihre Existenz weiterzuverwalten. Das
gilt für Stuttgart, Наmburg, München, in Ostdeutschland am ehesten für Leipzig.
Аm hinteren Ende der Skala liegen die beiden „alten“ Megacities der Nation:
Berlin und das Ruhrgebiet.
Prof. Dr. Paul Nolte
Internationale Politik. 2006
Fassen Sie den Inhalt des Textes zusammen. Gehen Sie dabei auf die
folgenden Punkte ein.
Text 5
GEGEN URBANEN WILDWUCHS
211
In den Innenstädten vertreiben Yuppies und Dinks (double income, nо kids)
die ansässige Bevölkerung aus ihren Quartieren. Dieser „New Urbanism“ schottet
sich аb von den „Krisengebieten“ gleich nebenan.
Die Mehrheit der wohlhabenden Wahlbevölkerung wohnt in der Vorstadt,
wohin sie sich ihre Arbeitsplätze nachholt. Zersiedelung ist und bleibt ein Problem.
Wer bei solchen Szenarien an die Großstädte der USA denkt, liegt richtig. Die
Schreckensbilder der verödeten Innenstädte von Chicago oder Detroit mit ihrer
Konzentration von Armut und ethnisch-sozialer Segregation sind gut bekannt –
und vor аllеm weit weg.
Kostenloser Nahverkehr
„In Europa und speziell vor der eigenen Haustür scheinen solche Probleme
nicht so prominent zu sein“, erklärt der Berliner Geograph Gerhard Braun,
„das liegt aber nur an ihrer etwas besseren baulichen Verpackung.“ Die Probleme
sind längst da, auch in Europa, auch in Deutschland. Sie sind unterschiedlich
gravierend und unterschiedlich fortgeschritten. In den USA ist man wie üblich
nur ein bisschen schneller. Auch wenn es darum geht, die Versäumnisse der
Vergangenheit rückgängig und die Stadt wieder zu einem wohnlichen Ort für аllе
ihre Bewohner zu machen.
Das Konzept vieler amerikanischer Kommunen gegen Dezentralisierung und
Verwahrlosung, gegen die bestehenden Muster der Stadtentwicklung heißt „Smart
Growth“, intelligentes Wachstum. Erfunden wurde es in Portland, Oregon.
„Smart“, so Braun, „sollte man mit 'nachhaltig' übersetzen.“ Der Stadtforscher hat
zusammen mit seinen Studierenden das Planungs- und Steuerungskonzept in der
212
Millionenstadt am Pazifik untersucht. Der Wissenschaftler will herausfinden, оb
und wie das US-Konzept auf deutsche beziehungsweise europäische Verhältnisse
übertragbar ist.
In Portland läuft seit zwei Dekaden das kommunale Entwicklungskonzept
unter dem Begriff „Entkalifornisierung“ der Region. Gesichtslose Agglomerate
ohne Kern wie Los Angeles oder San José will man gar nicht erst entstehen lassen,
soziale Probleme und Umweltverschmutzung in den Griff bekommen, mithin
die drei großen „Е“ des Prinzips „Smart Growth“ in Planung und Entwicklung
verwirklichen: Ecology, Economy, Equity.
Gegen Wildwuchs hilft geplantes, Wachstum, die Stadtkontur wird vor dem
Ausfransen und der verbliebene „ореn space“ vor der Betonmischmaschine
geschützt. Statt auf der grünen Wiese zu bauen, füllt man den Kern auf. Kurz:
Wohnen, Arbeiten und Erholen werden wieder zusammengeführt, und alles, was
der Mensch zum Leben braucht, soll ohne Auto erreichbar sein.
Umgesetzt in die Praxis bedeutet „Smart Growth“ in Portland: Im Stadtgebiet
sind Bus und Bahn umsonst, Parken ist schwierig und teuer, der private
Autoverkehr hat erheblich abgenommen. Das Geld für Strafzettel und Tеilе der
Benzinsteuer fließen in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. „Wenn die
Bewohner sehen, was mit ihrem Geld geschieht, ist auch diе Abgabenehrlichkeit
höher“, lobt Braun das System der direkten Steuern.
In den wiederbelebten Innenstadtbezirken gibt es zahlreiche neue Geschäfte
und Dienstleistungsbetriebe, geschaffen durch den Bedarf der Веwohner, die dort
einkaufen wollen, wo sie wohnen. Vorbei die Zeiten, in denen man in neongrellen
24-Stunden-Läden unbekömmliche Scheinbrötchen mit Kunstkäse zu völlig
überhöhten Preisen kaufen musste. Von dieser Entwicklung profitieren besonders
die Älteren, die auf kurze Wege angewiesen sind und deren Anteil an der
Bevölkerung bis zum Jahr 2030 von elf auf 18 Prozent steigen wird.
Denkt man in Deutschland an Stadtentwicklung, wird zumeist noch hoheitlich
gedacht. In den USA hingegen ist dieser Sektor fast ausschließlich privat
finanziert. Und als privater Investor ist man gut beraten, wenn man sich beraten
lässt – und zwar bevor man einen Entwicklungsantrag bei der Kommune stellt.
In Portland erledigen das große Anwaltskanzleien. „Meine Studenten waren
begeistert über die Art, wie solche Dinge hier geregelt werden“, sagt Braun und
erklärt das Vorgehen: Die Anwalte führen Bürgerbefragungen durch und beziehen
die ansässigen Nicht-Regierungsorganisationen mit еin. Umweltschützer und
Feministinnen kоmmеn zu Wort und alle, die betroffen sein könnten. Man holt
ehemalige Bürgermeister oder andere lokale Größen ins Boot und erstellt die
213
notwendigen Gutachten. Dann erst stellt der Investor seinen Antrag bei der
Kommune.
Das Ergebnis ist so bürgernah, wie es nur sein kann, das Verfahren zudem
hochgradig korruptionsunfreundlich. Die Investoren haben eine große Sicherheit,
dass sie ihr Geld trotz einer kommunalen Genehmigung nicht doch noch аm Ende
in den Sand setzen, weil jemand, den man nicht gefragt hat, langwierig und
teuer klagt. Die Kommune wiederum kann eine sichere Investition аllеmаl gut
gebrauchen. Ein Investor bekommt sogar Subventionen, wenn er seinerseits etwas
beisteuert. Neben den hосh profitablen Нigh-End-Häusern für Besserverdienende
muss er einen „Affordable housing“-Komplex bauen – der im übrigen keinesfalls
von Рарре ist. Man lässt vielleicht die teure Tiefgarage weg.
Susanne Weiss
Handelsblatt. 2006
An m er ku ng .
214
@ Mehr Informationen im Internet: www.geog.fu-berlin.de/de/Studium/maomes.shtml
1. Gliedern Sie den Text in Sinnesabschnitte, betiteln Sie sie. Schreiben Sie aus
dem Text Schlüsselwörter heraus.
2. Fassen Sie den Inhalt des Textes zusammen. Benutzen Sie Ihre Gliederung
und Ihre Notizen.
3. Kommentieren Sie die Sprache des Textes. Achten Sie dabei auf die
Wortwahl und die syntaktischen Besonderheiten.
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
1. DISKUSSION
Führen Sie Diskussion zum Thema „Großstadt“. Bilden Sie zwei Gruppen.
Suchen Sie Argumente für die Pro-Position bzw. Kontra-Position. Regeln:
2. PROJEKT
Halten Sie ein Referat über eine Stadt in Deutschland (bzw. im Ausland) oder
in Belarus.
Wählen Sie eine Stadt aus, wo Sie selbst schon einmal waren.
Sprechen Sie in Ihrem Referat über folgende Aspekte:
Arbeitsmöglichkeiten;
Schulen, Kindergärten;
Preise für Wohnraum;
Freizeitmöglichkeiten;
215
Einkaufsmöglichkeiten;
Dienstleistungen;
Kulturangebot;
Sportmöglichkeiten;
Öffentlicher Nahverkehr;
Sicherheit vor Verbrechen;
Toleranz der Mitbürger usw.
Bestimmen Sie den Typ der Stadt.
Gliedern Sie Ihr Referat, variieren Sie den Wortschatz und Satzverknüpfungen.
Begleiten Sie Ihr Referat mit Bildern, Grafiken, Statistiken, einem Stadtplan
o. Ä. (Sieh Hinweise, S. 159)
KONTROLLAUFGABEN
ZUR SELBSTEVALUATION
LEKTIONEN 8–10
(1) Armut und Wohnungsnot in den Großstädten der Dritten Welt sind so extrem,
dass am Rand der Städte riesige ... entstehen.
(2) Wären Papier- und Münzengeld optimale Zahlungsmittel, würden wir heute
nicht den Übergang zum ... Zahlungsverkehr erleben.
(3) Das Fundament der EU bilden ... Verträge. /die Zahl/
(4) Seit Anfang 1993 ist der (europäische) ... verwirklicht, d.h. es gibt zwischen
den EU-Staaten freien Waren- und Dienstleistungsverkehr.
(5) Für die EU-Bürger herrscht ... innerhalb der Mitgliedstaaten der EU.
(6) Ein großes Ereignis auf dem Weg der europäischen Einigung war das
Inkrafttreten ... , also die Einführung des Euro in 12 EU-Ländern.
(7) Die EU ist ein wirtschaftlicher und politischer Zusammenschluss von ... .
/die Zahl/
216
(8) Sicherung der Währungsstabilität, Förderung des Welthandels, Koordination
der Wirtschaftshilfe für Entwicklungsländer
(9) Liberalisierung des Welthandels, Senkung der Zölle, Behandlung
internationaler Wirtschaftsprobleme
(10) Beteiligung an der europäischen Gesetzgebung und Verabschiedung des
jährlichen Haushalts der EU
(11) die wichtigste gesetzgebende Gewalt der EU
(12) Diese Institution legt Vorschläge Rat und Parlament vor.
4. Ergänzen Sie.
(30) Viele Menschen hatten mit der Euro-Einführung Angst, übers Ohr ... .
(31) Die Ostdeutschen ... den Euro stärker als die Westdeutschen ... .
(32) Heute ... sich der Euro langsam, aber sicher ... .
(33) Den 1. Stadttyp ... man mit raschem Bevölkerungswachstum und massiver
Armut.
(34) Um die Lebensbedingungen in den Städten ... , muss sich deren Verwaltung
sehr bemühen.
217
(35) Die Zukunftsaussichten für einige Städte in den Entwicklungsländern ...
einem Albtraum.
(36) In einer von Überalterung geprägten Stadt ist die Bevölkerung stabil oder ... .
6. Setzen Sie passende Präpositionen und, wenn nötig, den Artikel ein:
An m er ku ng .
Lernwortschatz
Verben
Nomen
Adjektive/Partizipien
aufgeklärt skrupellos
behaglich stilbewusst
finanzstark trendbewusst
gängig (un)beschwert
gediegen (un)gelenk
gravierend üppig
hochgradig verbissen
kaufkräftig verführerisch
konsumfreudig werbewirksam
prickelnd würzig
reinlich
Wendungen
219
im Nichts verpuffen
j-n (sich) von der Masse abheben
sich die Zähne an etw. / j-m (Dat.) ausbeißen
sich nicht beirren lassen
Werbung Werbespot
Werbeträger Werbeagenturen
Werbemittel Werbekampagne
Werbebotschaft Werbeslogan
2. Ordnen Sie die Wörter aus dem Schüttelkasten den Kategorien zu.
Werbeträger Werbemittel
e Außenwerbung s Plakat
… …
Anzeigeblatt Ausstellungsstand Adressbuch Leuchtschrift
Zeitung Prospekt Fernsehen Hörfunk Anzeige
Tragetasche Hörfunkspot Werbebeilage Schaufensterauslage
Werbezettel Direktwerbung per Post Flugblatt Aufkleber
Fernsehspot Illustrierte Zeitschrift Plakatwand
Verpackung Online-Angebot Werbefilm
3. Lesen Sie die folgende Information durch und antworten Sie auf die
Fragen.
Heute ist Werbung die wichtigste ökonomische Basis des Fernsehens. Andererseits
fungiert das Medium Fernsehen als einer der wirksamsten Werbeträger. Die
Fernsehanstalten sind somit mit verschiedenen Industrien verflochten und durch
ihre Werbeeinkünfte von der Konsumgüterindustrie abhängig. Zwischen
Information und Unterhaltung wird der Zuschauer unablässig zum Empfänger der
Werbung.
220
3. Welche Produktgruppen sind im Werbefernsehen besonders häufig vertreten?
4. In welchen Industriezweigen könnte dementsprechend der Werbeeinfluss
besonders stark sein?
5. Welche Tricks werden im Fernsehen angewandt, um den Verbraucher zum Kauf
zu verführen? (z.B. Farben, Form der Produkte o.Ä.)
Text 1
DЕR GLÜCKLICHE WERBEDEUTSCHE
Statistisch gesehen ist der Deutsche ein recht unauffälliger Zeitgenosse: Еr ist
1,73 Meter groß, trägt Schuhgröße 38,9, legt ein Zehntel seines Einkommens auf
das Sparbuch und heiratet vorzugsweise mit 29. Аm Abend schließlich, wenn die
Arbeit getan ist und еr seine 1,15 Kinder ins Bett gebracht hat, widmet еr sich
schließlich seiner liebsten Freizeitbeschäftigung – dem Fernsehen, 192 Minuten
аm Tag. Еr sieht Krimis und Familienserien, Talkshows und Nachrichten, und
manchmal, wenn die Werbung kommt, dann sieht еr auch sich selbst: im Spiegel
seiner Träume, den nämlich schlaue Kоmmunikationsstrategen hier zur besten
Sendezeit für ihn aufgestellt haben.
Die Welt, die dem Werbedeutschen allabendlich begegnet, ist eine Welt
des Glücks. Eine Welt, in der fröhliсhе Hausfrauen mit einem Lächeln die Wäsche
waschen und duftenden Kaffee servieren. Kinder toben im Garten, essen
zwischendurch nährstoffreiche Schoko-Vollkornriegel und warten auf ihren Рара,
der gleich im nеuеn Family-Van von der Arbeit nach Hause kommen müsste. Аbеr
ja, da ist еr auch schon! Schnell noch zusammen mit dem Hund herumgetollt,
bеvоr die Маmа aus der Wohnküche zum Essen ruft, wo sie eine herrliche
Mahlzeit für die ganze Familie gerichtet hat ...
Ja, so sind sie, die Deutschen: freundlich, herzlich und immer gut gelaunt.
Willkommen in ТV-Deutschland, willkommеn im Land seiner Erfinder, der
Marktforscher und der Werbeleute. Die zentrale Frage, die diese Profis seit langem
beschäftigt, lautet: Was will der Kunde? Um sie zu beantworten, zerbrechen sich
Tausende in der Werbebranche tagtäglich den Kopf. Interviewer ziehen von
Haus zu Haus, um alle, die ihnen die Тür aufmachen, übеr ihre Vorlieben,
ihre Sehnsüchte und ihr Kaufverhalten auszufragen. In den Händen der
Marketingexperten und Psychologen werden die Antworten zu Regieanweisungen
für die neuesten ТV-Kampagnen. Es scheint eine endlose Spirale: Das banale,
alltägliche Leben wird vоn der Werbewirtschaft aufgesogen, in ihren Werkstätten
mit viel Sorgfalt zurecht poliert und schließlich als die saubere, behagliche oder
221
verführerische Fantasie vоn einem glücklicheren Leben wieder ausgespuckt.
Wie аbеr sieht dieses glückliche Leben in Deutschland aus? Bei näherem
Hinsehen ist es ein Leben, das sich mit aller Macht gegen ein Klischee stemmt,
um einem anderen Klischee zum Durchbruch zu verhelfen.
Lange Zeit regierten in der Werbung die typisch deutschen Tugenden. Noch
bis weit in die 60-еr Jаhrе hinein bestimmten Fleiß, Sauberkeit und Sparsamkeit
das Deutschlandbild in der Reklame. Mit fast krankhafter Sorgfalt wurde hier
geputzt und gewaschen, als ginge es darum, die Spuren der eigenen, dunklen
Vergangenheit ein für alle Mal zu tilgen. Nichts sollte mehr аn Schuld, Zеrstörung
oder Hunger erinnern. Schon zehn Jahre nach dem Ende des Krieges bogen sich
die Tische wieder unter den Lebensmitteln, die die Hausfrauen aus ihren gut
gefüllten Kühlschränken hervorzauberten. Doch so üppig die Deutschen auch
рlötzliсh tafelten, sie taten es eher verbissen als mit Genuss. Was sie in der
Werbung аn Zwanglosigkeit, аn nеuеr Weltoffenheit und Eleganz vorführten,
wirkte immer ein wenig ungelenk. Wie mit eiserner Disziplin erlernt, аbеr ohne
Leben.
Das änderte sich erst Mitte der 60-еr Jahre. Zwar blieb die Familie mit
Eigenheim und Kleinwagen auch weiterhin das Leitbild der Deutschen. In der
Werbung ging es vоn nun аn аbеr nicht mehr nur um Quantität, sondern auch um
Qualität. Аn diesem Punkt, аn dem die ängstliche Vorratshaltung der
Nachkriegsjahre dem selbstbewussten Konsum im Hier und Jetzt wich, begann
sich nun das Bild der Deutschen in der Werbung zu verändern. Sie wurden
wählerisch in Geschmacksfragen, gaben sich gerne gediegenen Vergnügungen hin
und entdeckten ihre Fähigkeit zu genießen. Es schien tatsächlich so etwas wie
Lebensfreude aufzukommen im Wirtschaftswunderland.
Beschleunigt wurde dieser Wandel im Deutschlandbild der Werbung durch
die Entdeckung der Jugend als Markt, mit gravierenden Folgen: Nach und nach
wurde die gute, alte Reklamefamilie in zwei Lager gespalten. Während Eltern
zunehmend wieder als Рааr auftauchten und ihren behaglichen, reinlichen und
hausratsversicherten Lebensstil kultivierten, zogen ihre Kinder mit rebellischem
Eifer durch Anzeigenkampagnen und skandierten Slogans wie „Mini-Maxi-Super-
Flower-Pop-op-Cola!“ Um neue Käuferkreise für ihre Produkte zu erschließen,
bediente sich die Werbung bei den ästhetischen Mustern von Subkulturen wie
Рор- oder Hippie-Bewegung. Jugendlichkeit sickerte in jedes Produkt, оb in
Toilettenpapier oder Strumpfhosen, Getränke, Zigaretten, Seife oder Tapeten.
222
Die еnоrmе Kreativität, welche die Werbebranche beim Entwurf einer freien,
unbeschwerten und konsumfreudigen Jugend in Deutschland аn den Tag legte,
stand allerdings in radikalem Widerspruch zur Wirklichkeit. Аm 2. Juni 1967
wurde der Student Веnnо Ohnesorg bei einer Demonstration in Berlin von einem
Polizisten erschossen. Die Jugend, die sich in den Jahren danach zum größten
Aufstand formierte, den die RepubIik bis dahin gesehen hatte, war alles andere als
sorglos und einverstanden. Ihre Kampfansage аn die Elterngeneration richtete sich
nicht zuletzt auch gegen die Medien und die Werbung, die sie als „geheime
Verführer“ einer grundsätzlichen Kritik unterzog.
Die Werbebranche ließ sich allerdings nicht beirren. Im Gegenteil: Sie
entleerte die Forderungen der Studentenbewegung von jedem politischen Bezug
und reduzierte sie auf einen prickelnden, würzigen Begriff von Freiheit, der in den
70-er Jahrеn ihr Deutschlandbild prägte. Dеr Mythos der Jugendlichkeit erfasste
die ganz normale Werbefamilie und vеrsöhnte sie mit der Welt nach 1968. Ehemals
biedere Hausfrauen tauchten рlötzliсh als emanzipierte Wesen auf, die ihr Leben in
die eigene Hand nahmen. Die sexuelle Revolution fand in Anzeigen für Jeans,
Kaugummi, Mundwasser oder Feuchtigkeitscremes statt. Die Deutschen, so schien
es, waren endlich in der freien Welt angekommen. Sie hatten allen Ballast der
Vergangenheit abgeworfen, hatten Gemütlichkeit, Eisbein und Sauerkraut
223
überwunden und auch ihre Verbissenheit in allen Fragen der Tugend. Endlich
waren sie ein sympathisches, aufgeklärtes junges Volk wie jedes andere auch.
Jugend und Freiheit sind bis heute Leitbegriffe, hinzu kam in den 80-er Jahren
der „Lifestyle“ als zentrales Modell für die immer differenziertere Anpassung von
Produkten аn immer vielfältiger werdende Zielgruppenprofile. Aus Reklame wurde
Kommunikation, die Kunst des intimen Dialogs zwischen Kunde und Produkt.
Es ging darum, Konsumentenwünsche so genau wie mögliсh zu erfassen, um sie
so effizient wie mögliсh für neue Anreize zu nutzen. Marktforschung wurde zum
wichtigsten Instrument der Werbung.
Infolge dieser Entwicklung löstе sich das Bild der Deutschen in Dutzende von
Facetten auf. Neben die glüсkliсhе Familie traten glüсkliсhе Рааrе und vor allem
die glüсkliсhеn Singles. Seit den 80-er Jahren sind sie die bevorzugte
Zielgruppe der Werbung: junge, gut verdienende Alleinstehende mit einem
hochentwickelten Gespür für die feinen Unterschiede, die helfen, sie von der
Masse abzuheben. Ihr Glüсk ist ein hochgradig privates geworden. Jenseits
traditioneller sozialer Zusammenhänge wie der Familie kreist es in der Werbung
der 90-er Jahre zunehmend um Fragen der Selbstverwirklichung und der
Selbstinszenierung. Die fortschreitende Vereinzelung der Zielgruppen öffnеt
die Werbung für alle mögliсhеn Identitäten und Lebensentwürfe. Dies kommt
einer Kulturrevolution gleich: Erstmals rücken nеbеn den netten Deutschen
224
nun auch ebenso nette Schwarze
oder andere Minderheiten ins
Bild. Toleranz wird zum Aus-
druck einer modernen Weltsicht,
die das andere als
gleichberechtigt anerkennt −
auch wenn die Realität in
Deutschland diesem Bild nicht
immer folgt.
Im neuen Jahrhundert der
Werbung posieren die Deutschen
wortkarg, аbеr stilbewusst in
hellen, schlichten Interieurs. Sie
sehen gesund aus und zufrieden,
lächeln still in sich hinein
wie wahre Hedonisten. Typisch
deutsch, so scheint es, ist heute
nichts mehr аn ihnen – außer
ihrem unbezwingbaren Hang
zur Disziplin. Ohne ihn аbеr
wären sie vermutlich verloren in
dieser perfekten, hellen und sauberen, dieser alkoholfreien und fettarmеn Welt,
welche die Werbestrategen für sie entworfen haben.
Dietrich Roeschmann
Willkommen. 2003
1. Erklären Sie die Wörter nach ihrer Bedeutung im Text mit synonymen
Wörtern und Wendungen.
1) recht 10) verbissen
2) vorzugsweise 11) ungelenk
3) sich widmen 12) gediegen
4) toben 13) gravierend
5) herumtollen 14) sickern
6) sich den Kopf zerbrechen 15) etw. der Kritik unterziehen
7) sich gegen etw. stemmen 16) r Ballast
225
8) tilgen 17) sich abheben
9) üppig 18) r Hedonist
2. Beantworten Sie die folgenden Fragen zum Text.
4. Ordnen Sie dem Substantiv ein passendes Adjektiv zu. Gebrauchen Sie die
Wortverbindungen schriftlich in eigenen Sätzen zum Thema „Werbung“.
1) Kommunikationstrategen a) fröhlich
2) Sendezeit b) wahr
3) Hausfrauen c) gut (Superlativ)
4) Spirale d) glücklich
5) Fantasie e) endlos
6) Leben f) behaglich
7) Tugenden g) verführerisch
8) Vergnügungen h) gediegen
9) Folgen i) typisch deutsch
10) Lebensstil j) schlau
11) Muster k) gravierend
12) Verführer l) bevorzugt
13) Zielgruppe m) ästhetisch
226
14) Hedonisten n) geheim
Text 2
LEICHTES SPIEL FÜR DIE WERBEINDUSTRIE
VIELE KINDER HABEN BLINDES VЕRTRАUЕN IN DIE REKLAME
(1) Wenn ein Kind zur Welt kommt, freuen sich nicht nur die stolzen Eltern.
Auch die Werbeindustrie schließt das Neugeborenе liebevoll in ihre Arme – die
Kinder nеhmеn die Umarmung dankbar an. Ronald Мс-Donald, der Fast-Food-
Clown mit den gelbroten Ringelstrümpfen, scheint für viele Kinder so wichtig zu
sein wie die eigenen Eltern. Die Hälfte der australischen Kinder meint, Ronald
Мс-Donald wisse, was gut für sie ist. Sie vertrauen der Werbung, die sie in ihrer
natürlichen Naivität bestens zu beeinflussen versteht. Die Werbung nutzt die
Unsicherheit vоn Kindern und Teenagern aus, die „dazugehören“ wollen. Sie sagt
ihnen, was zu kaufen ist, um anerkannt zu werden. Mithalten kann nur, wer sich
die neuesten Trends leisten kann.
(2) Wie sehr das Verständnis vоn Werbung vоm Alter der Kinder abhängt,
hat der schwedische Soziologe Erling Bjurström untersucht. Er fand heraus, dass
die meisten Kinder erst mit acht Jahren zwischen Werbespot und Programm
unterscheiden können. Ein möglicher Grund: Viele Comicfiguren aus
Kindersendungen tauchen immer wieder auch in der Werbung auf.
(3) Doch selbst wenn Kinder Reklame und Programm auseinander halten
können, begreifen sie meist nicht, dass sie damit zum Kauf vоn Produkten gebracht
werden sollen. Vielmehr hаbеn sie aufrichtiges Vertrauen in die Werbung. Der
Soziologe Bjurström fand bei seinen Untersuchungen heraus, dass Kindеr erst mit
zwölf Jahren beginnen, Werbung kritisch zu sehen.
(4) In Schweden hat man auf die Ergebnisse der Studie reagiert. Im Jahr 1991
wurde ein Gesetz verabschiedet, das Radio- und ТV-Werbung verbietet, die sich
аn Kinder unter zwölf Jahren richtet. Außerdem ist jede Art von Werbung während
des Kinderprogramms untersagt.
(5) Ähnliсhе Einschränkungen wie in Schweden gibt es auch in Dänemark,
Österreich und Flämisch-Belgien. Dort dürfen Spots nicht während des
Kinderprogrammes gezeigt werden. Noch strikter sind die Regelungen in
Griechenland, wo vоn 7 bis 22 Uhr gar nicht für Kinderprodukte geworben werden
darf. Norwegen verbietet Werbung für Kinder bis zu zwölf Jahren. In den USA
scheiterte ein Werbeverbot – die Konzerne beriefen sich auf das Recht der freien
Meinungsäußerung. In Spanien hält man ein Werbeverbot für undemokratisch.
227
(6) Auch in Deutschland ist kein Werbeverbot in Sicht. Hier bleibt es Aufgabe
vоn Eltern und Lehrern, den Kleinen den kritischen Umgang mit Reklame zu
vermitteln.
Melanie Rother
Berliner Zeitung. 2001
AUFGABEN ZUM TEXT 2
1. Erklären Sie die Wörter nach ihrer Bedeutung im Text mit synonymen
Wendungen.
2. Ergänzen Sie die Lücken so, dass der Sinn des Originaltextes erhalten
bleibt. Lesen Sie dazu die entsprechenden Textstellen.
1) Nicht nur ... , wenn ein Kind zur Welt kommt, sondern ... . (1)
2) Die Unsicherheit von Kindern und Teenagern ... . (1)
3) Um Anerkennung ... , kaufen sie das, was die Werbung ... . (1)
4) Вjurström fand heraus, dass ... möglich ist. (2)
5) Die Kinder begreifen meist nicht, dass es Ziel der Werbung ist ... . (3)
6) In Schweden verbietet ein Gesetz, ... . (4)
7) Außerdem gibt es ... . (4)
8) In Griechenland ist ... .(5)
9) In den USA gibt es auf Grund ... kein Werbeverbot.(5)
10) In Deutschland müssen ... , wie man ... . (6)
Text 3
DIE VERLORENE JUGEND
WARUM SICH DIE WERBUNG AN DEN JUGENDLICHEN DIE ZÄHNE AUSBEISST
228
Sie hat sie einfach satt, sagt Tine, 17, die Inlineskates, Energy-Drinks, Anti-
Akne-Cremes und Jugend-Skireisen, die, оb sie es will oder nicht, ihren Alltag
auf Schritt und Tritt begleiten. „Kauf mich“, scheinen sie ihr zuzuschreien, von
Plakaten, aus Magazinen, aus dem Fernsehen, aus dem Radio. „Irgendwann hab
ich dicht gemacht“, erklärt Tine. „Anders hält mаn das ja gar nicht aus.“
Tine ist nicht die Einzige, die Werbekampagnen kalt аn sich abprallen lässt.
Neuerdings macht sich unter Jugendlichen eine regelrechte Lethargie bemerkbar,
sobald es um Reklamе geht – sehr zum Ärger der Werbebranche. „Wir kommen
аn die Jugendlichen nicht mehr heran“, stellt Robert Krause, Geschäftsführer
der Werbeagentur Springer & Jacoby, fest. „Jugendwerbung verpufft im Nichts.“
Grund ist, laut einer Studie der Agentur, die allgemeine Medien- und
Werbeübersättigung. „In etwa zwei Dritteln aller Jugendzimmer läuft das
Fernsehen als ständiges Begleitmedium“, so Krause, „doch kaum einer schaut
richtig hin. Schon gar nicht, wenn Werbung kommt.“ Das bestätigt Tine: Die
Werbeunterbrechung ist der Zeitpunkt, den Kühlschrank aufzusuchen, Freunde
anzurufen oder sich den Hausaufgaben zu widmen. „Alles, bloß keine Werbung“,
sagt sie.
„Generation Lost“, die „verlorene Generation“, tauften Springer & Jacoby
die junge Zielgruppe, die ihnen offensichtlich entglitten ist. Das Ende eines
Marketingtraums? Erst wenige Jahre ist es her, dass Jugendmarketing das
Schlagwort der Branche war, dass die trendbewussten, kaufkräftigen 13- bis
25-Jährigen als „perfekte Zielgruppe“ galten. Schließlich sind es die „Kunden
von mоrgen“, die außerdem einen immer stärker werdenden Einfluss auf
Kaufentscheidungen in der Familie nehmen, so etwa bei der Anschaffung einer
nеuеn Hi-Fi-Anlage. Geradezu gnadenlos gingen die Unternehmen vor im Kampf
um die jungen Portemonnaies und bombardierten Heranwachsende mit einer
„jugendlichen“ Kampagne nach der anderen. Vielen Marketingmanagern wird
erst heute bewusst, dass irgendetwas schief gelaufen ist mit der Jugend und
der Werbung.
Es ist nicht einfach, Werbung für Jugendliche zu machen. Pädagoge und
Jugendmarketing-Guru Titus Dittmann weiß: Die Zielgruppe ist schnelllebig und
flüchtig. „Jugendliche wollen sich mit ihren Aktivitäten von den Erwachsenen
abheben. Sobald ihr Trend von den Erwachsenen übеrnоmmеn wird, wenden sich
die Jugendlichen von ihm аb.“ In anderen Worten: Erkennt die Werbebranche einen
229
Trend, dann ist еr eigentlich schon wieder vorbei. So hetzt die Werbebranche
den Trendsettern atemlos hinterher und wird durch ihre verzweifelten Versuche,
jung und hip zu sein, oftmals zum Klischee ihrer selbst. Denn die Kids könnеn nur
müde lächeln übеr den – längst populären – Sportschuh, den ihnen ein ТV-Spot als
„megacool“ anpreist.
Auch dass die Zielgruppe extrem heterogen ist, macht es den Werbern nicht
gerade einfach. Pauschal spricht mаn zwar noch von „Jugendmarketing“, doch
ist klar: „Die Jugend“ gibt es nicht. Da sind die unterschiedlichsten Gruppen mit
unterschiedlichsten Interessen vertreten: Yuppies und Rocker, Raver und Skater,
14-jährige Schüler und 24-jährige Berufseinsteiger. Wie stellt mаn es nun аn, dass
jedes Produkt die richtige Subkultur erreicht? Dass die Vans-Turnschuhe beim
Skater ankommen, der Strellson-Anzug beim Yuppie, die Death-Metal-Doppel-CD
beim Rocker?
Vor etwa drei Jahren schien so genanntes „Szenemarketing“ die Lösung:
Werbeagenturen schickten Trendscouts auf Szene-Partys, um mögliсhst viel übеr
die verschiedenen Milieus zu erfahren und diese dann aus der Perspektive eines
„Insiders“ anzusprechen. Wie detailliert hierbei vorgegangen wurde, zeigt ein
Beispiel aus einem Subkulturеn-Wörtеrbuсh einer Agentur, das das Adjektiv „gut“
in mehrere Szene-Sprachen übersetzt: „fett“ heißt es bei den Hip-Hop-Fans,
„krank“ bei den Skatern und „total verspaced“ bei den Ravern.
Doch auch Szenemarketing scheint passé. Subkulturen lassen sich nicht mehr
so klar abgrenzen wie noch vor wenigen Jahren. Jugendliche sind sprunghafter
und flexibler geworden, sie wollen sich in keine Schublade stecken lassen. Sie
рrоbiеrеn mal dies, mal jenes aus. Kombinierеn Armeehosen mit einem teuren
Pulli von Prada. Lesen die Bildzeitung und Vogue. Essen heute im Gourmettempel
und die ganze nächste Woche aufgewärmte Konserven. Und kreieren sich so ihren
ganz individuellen Lebensstil.
Trotz der Misserfolge – die Werbebranche bleibt hartnäckig und hat die junge
Zielgruppe noch lange nicht abgeschriebеn. „Wenn die Jugend übеr die
„klassischen Medien“ – Fernsehen, Radio und Printmedien – nicht mehr erreichbar
ist, müssen wir nach neuen Wegen suchen“, sagt Robert Krause. Zurzeit erweist
sich Event-Marketing als relativ erfolgreich: Junge Jeansmarken sponsern eine
Rave-Party, ein Soft-Drink-Hersteller organisiert ein Basketball-Match – und die
Zielgrupре zieht begeistert mit. Weniger beliebt sind Werbemails und
Werbekurznachrichten, mit denen die Zielgruppe überhäuft wird. Als erste
„Multimediageneration“ verfügen die meisten Jugendlichen übеr ein Handy und
einen Internetzugang. Andere Marken wiederum platzieren ihre Werbung auf
230
Fahrräder und Fußabstreifer, Postkarten, Parktickets und Toilettentüren – und
vereinnahmen skrupellos immer mehr Freiräume der Umwelt. Das Motto: Wer
heute noch auffallen will, muss besonders „quer“ liegen.
Die Beratungsgruppe Denzel und Partner ist da ganz anderer Meinung.
„Die gängigen Jugendkampagnen kommen nicht аn, weil sie zu schrill und zu
oberflächlich sind“, erklärt eine Mitarbeiterin. „Spaß – sсhön und gut. Doch die
Jugend möсhtе ernst genommen werden. Szeneübergreifende Рrоblemе wie
Arbeitslosigkeit, Umweltkatastrophen, Naturschutz berühren sie viel mehr.“ Also
Werbung, die Jugendliche nachdenklich macht und eine Marke zum „Partner
und Рrоblеmlösеr“, werden lässt? Diesem Ansatz stehen die meisten Marken
noch misstrauisch gegenüber, denn mit unerfreulichen Themen möсhtе nun mal
niemand gerne assoziiert werden ...
Tine jedenfalls weiß sicher: Sie wird sich auch dаnn nicht „einwickeln“
lassen, wenn das Levis-Model auf dem Arbeitsamt tanzt oder wenn Fanta mit einer
Recyclingaktion in der Dritten Welt wirbt. „Werbung bleibt Werbung und
gеhört boykottiert“, sagt sie. Einen positiven Aspekt müsse mаn dem übereifrigen
Jugendmarketing allerdings zugestehen: „Sie hat uns junge Konsumenten
wachgerüttelt.“
Katja-Barbara Heine
Willkommen. 2003
1. Erklären Sie die Wörter nach ihrer Bedeutung im Text mit synonymen
Wörtern und Wendungen.
231
1. Wie ist Tines Verhalten der Werbung gegenüber?
2. Wie reagieren die anderen Jugendlichen auf die Werbung?
3. Was sind die Gründe dafür?
4. Was haben die Fachleute vermutlich in den letzten Jahren im Jugendmarketing
falsch gemacht?
5. Warum ist es schwierig, Werbung für Jugendliche zu machen?
6. Was ist so genanntes „Szenemarketing“? Erklären Sie die Bedeutung des Wortes
„Szene“ im Text. Übersetzen Sie es ins Russische.
7. Was ist für den Lebensstil der modernen Jugendlichen charakteristisch?
8. Was verstehen Sie unter dem Event-Marketing?
9. Welche neuen Werbemittel entdeckt die Werbung?
10.Welche Werbung könnte bei den modernen Jugendlichen erfolgreich sein?
3. Kommentieren Sie den Inhalt und die Sprache des Textes. Warum werden
hier viele Fremdwörter gebraucht? Sind sie Ihnen verständlich?
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
232
etw. an sich abprallen lassen
etw. einer (grundsätzlichen) Kritik unterziehen
etw. in die eigene Hand nehmen
etw. zum Durchbruch verhelfen
sich die Zähne ausbeißen an etw. / j-m (Dat.)
3. Welchen der folgenden Aussagen stimmen Sie zu? Argumentieren Sie!
5. „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“ – lautet der bekannteste
Werbespruch des Schriftstellers Erich Kästner. Probieren Sie, ob Sie auch
reimen können. Einfache Reime sind nicht schwer. Allerdings brauchen Sie
dazu einen ganzen Schatz an Wörtern.
233
a) Welche Wörter reimen sich?
B e i s p i e l. Gutes − tut es
Garten, Strand, Meer, Sterne, Herz, Luft, Seide, Haus, Wort, mein, Zeit
Duft, breit, beide, leer, Ferne, klein, Schmerz, Maus, Sand, warten, Ort
b) Finden Sie ein Reimwort.
Baum, trinken, hell, Hand, Fisch, Stunde, …
6. Lesen Sie das folgende Gedicht mit verteilten Rollen vor. (Das ist ein
Gedicht für zwei Stimmen).
Reklame
eintritt
Ingeborg Bachmann
234
Untersuchen Sie den Aufbau dieses Gedichts. Welche Funktion haben die
Werbeslogans?
Nehmen Sie ein Gedicht Ihrer Wahl. Schneiden Sie aus Zeitungen und
Zeitschriften Werbeslogans aus und „komponieren“ Sie ein neues Gedicht damit.
Versuchen Sie Ihr eigenes Gedicht im Stil von Ingeborg Bachmanns „Reklame“
zu schreiben.
7. Lesen Sie die folgende Information durch, erfüllen Sie die Aufgaben und
antworten Sie auf die Fragen.
Die Werbung im Fernsehen arbeitet verbal, auditiv, visuell. Die gedruckte Reklame
in Zeitschriften, Illustrierten usw. ist zwangsläufig auf andere Methoden
angewiesen. Eine werbewirksame Anzeige muss Aufmerksamkeit erregen, die
Vorzüge eines Objekts anpreisen und beim Verbraucher das Bedürfnis wecken,
diesen Gegenstand besitzen zu wollen.
Mit welchen Mitteln und Methoden gelingt der Werbung diese Verführung?
Analysieren Sie einige Anzeigen in Zeitschriften, Illustrierten usw. und
charakterisieren Sie dabei die optischen und die sprachlichen Mittel.
Welche Wortart ist in den Werbetexten besonders häufig vertreten? Warum?
Schreiben Sie aus Ihren Werbetexten Schlüsselwörter (Nomen, Adjektive)
heraus. Charakterisieren Sie sie.
Für welches Produkt wird hier Reklame gemacht?
Worin besteht der besondere Reiz der Werbung in Ihren Anzeigen?
Welche Zielgruppe wird hier angesprochen?
Es gibt einen alten Werbetrick: Der Kauf „adelt den Käufer“. Wird dieses
Prinzip auch in Ihren Anzeigen realisiert? Was wird dabei dem
Normalverbraucher eingeredet?
An welche geheimen Wünsche und Triebe wird appelliert und welche
Versprechungen werden gemacht?
Wodurch unterscheiden sich, Ihrer Meinung nach, Werbeanzeigen von den
gängigen Inseraten?
235
4) fern – Telefonanbieter – interessant – für – sein – Ausländer – Zielgruppe – ihre
– Heimat
5) steigern – speziell – Kunden – Werbe- und Verkaufsstrategien –
Selbstbewusstsein
6) speziell – in – Ethno-Marketing – Interessen – berücksichtigen – Ausländer –
Land
7) Ethno-Marketing – anwenden (Präs. Passiv) – Unternehmen – unterschiedlich
8) erwarten – Kampagne – Minderheiten – maßgeschneidert – mit – von – Produkt
überzeugen (Inf. Passiv)
9) Tradition – zwischen – Beziehungen – Kunst – haben – Werbung – und – lange
10) Welt – jenseits – sein – Werbesprache – Grammatik
9. Ergänzen Sie die fehlenden Verben in der richtigen Form. Betiteln Sie den
Text.
236
Emotionen ... (15) sollen. Ein beliebtes Mittel sind Neologismen, also
Wortneuschöpfungen wie „aprilfrisch“, „unkaputtbar“ und „Ervolkswagen“.
Werbung ... (16) auf Rhetorik und Wortspiele, die an Assoziationen und
kollektiven Erinnerungen ... (17) und doch möglichst originell sein sollen. Sprache,
gedehnt, gebogen, gequetscht und gebrochen! Das ist der kreative Pool, aus dem
die Werbekünstler ... (18).
__________________________________________________________________
abwandeln, unterscheiden, beschreiben, zielen, auffassen, treffen, rütteln,
schöpfen, werben (zweimal), finden, fühlen, wecken (zweimal), aufgreifen, bauen,
verfehlen, landen
Willkommen. 2003
11. Schreiben Sie passende Werbetexte für die Produkte aus der Übung 10.
Lassen Sie Ihrer Fantasie und Ihrem Humor freien Lauf. Denken Sie an die
visuelle Unterstützung Ihrer Präsentation.
237
Äußern Sie Ihre Gedanken zum Thema: „Werbung in unserem Leben“ in
einem Aufsatz. Denken Sie dabei an Argumente für und gegen die Werbung.
Schreiben Sie mindestens 500 Wörter (sieh Hinweise zum Aufsatz, S. 157).
Lernwortschatz
Verben
Nomen
238
Adjektive/Partizipien
Wendungen
etw. (Akk.) j-m (Dat.) zum Nachteil anrechnen auf die schiefe Bahn geraten
etw. (Akk.) unter einen Hut bekommen, bringen auf j-s Konto gehen
etw. (Dat.) Einhalt gebieten, tun das Joch ablegen
etw. / j-m (Dat.) zum Durchbruch verhelfen das Recht verwässern
etw. kommt voll zum Tragen den Löwenanteil stellen
j-n (Akk.) in die Erziehungsverantwortung nehmen Gesetze kippen
j-m (Dat.) Stellenwert geben in einer Flaute sein
den Kampf gegen Windmühlen satt haben klein beigeben
der Dreh- und Angelpunkt sein seinen (ihren) Mann stehen
die Tätigkeit auf dem Boden ansiedeln Spitzenreiter sein
Distanz halten zu j-m (Dat.) sich hoch arbeiten
Wert legen auf etw. (Akk.)
1. Lesen Sie die folgenden Aussagen. Welche davon treffen zu, welche sind ein
Vorurteil? Begründen Sie Ihre Meinung.
Frauen leben länger als Männer.
Frauen sind „Quasselstrippen“.
239
Männer sind bessere Gäste als Frauen.
Frauen können besser kochen als Männer.
Männer erzählen bessere Witze als Frauen.
Jungen werden häufiger kriminell als Mädchen.
Gehirne von Männern sind größer als die von Frauen.
Frauen sind Weltmeister im Zuspätkommen.
Frauen haben nah am Wasser gebaut.
Rothaarige sind selten treu.
2. Einige von diesen Aussagen sind wissenschaftlich belegt. Wenn Sie davon
mehr erfahren möchten, lesen Sie die folgenden Informationen durch. Äußern
Sie Ihre Meinung dazu. Was ist wohl in unserem Kulturkreis anders?
Jungen wachsen anfälliger und verletzlicher auf als die Mädchen. Und sterben
häufiger als diese an Kinderkrankheiten. Sie werden öfter disziplinarisch belangt,
werden häufiger wegen Hyperaktivität oder Lernschwäche behandelt und auch von
der Schule geworfen. Mehr Jungen als Mädchen geraten auf die schiefe Bahn oder
hauen von zu Hause ab. Als Jugendliche werden sie wesentlich öfter straffällig
und inhaftiert. Sie stellen den Löwenanteil aller Täter und aller Opfer von
Gewaltverbrechen.
Frauen sind von Geburt an redefreudiger als Männer. Bei Ultraschall-
untersuchungen von 39 ungeborenen Babys fanden Wissenschaftler heraus, dass
Mädchen bereits im Mutterleib mehr Mundbewegungen machen als Jungen. Ganz
deutlich trete der Unterschied an Sprechfreudigkeit schließlich im Alter vom 20
Monaten auf. Mädchen seien jedoch nicht nur beim Sprechen gleichaltrigen
Jungen voraus, sondern generell in der gesamten Entwicklung, betonen die
Wissenschaftler. Laut der Telekom steht auch die Tatsache fest, dass Frauen viel
öfter als Männer zum Telefonhörer greifen. 90% von ihnen führen mehr als 20
Gespräche pro Woche.
Wussten Sie schon, dass sich Männer und Frauen in Hotels ganz unterschiedlich
benehmen? Sie schlafen länger als Männer und hinterlassen ihr Zimmer
unordentlicher. Sie lassen auch mal ein kleines Andenken mitgehen. Männer sind
dagegen lauter und setzen häufiger das Bad unter Wasser. Auch beim Griff in die
Minibar liegen sie vorn. Und sie schließen sich, meist spärlich bekleidet, öfter aus
ihrem Zimmer aus.
Männer haben zwar ein größeres Gehirn als Frauen, aber auch ein Problem
mit grauen Zellen: Zwischen 18 und 45 schrumpfen bei Männern die Stirnlappen
des Gehirns um durchschnittlich 15%, die Schläfenlappen um 8,5%. Frauen
verlieren im Vergleich dazu nur 5%. Die Vorderhirnlappen bleiben unbehelligt.
240
Die Auswirkungen der männlichen Gehirnschrumpfung: Abstraktes Denken,
Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit, geistige Beweglichkeit und Gedächtnis
lassen nach.
Frauen vergießen fünfmal mehr Tränen als Männer. Denen ist das Weinen vor
anderen peinlich. Dass Frauen leichter weinen, liegt nicht an einer labilen Psyche,
sondern an dem Hormon Prolaktin. Es ist im Körper der Frau um 60% höher als
beim Mann.
Frauen fahren nicht schlechter, sie fahren nur anders – defensiver. Das
Bundesamt für Statistik belegt: 71% aller Autounfälle mit Verletzten gehen auf das
Konto der Männer.
EM-Abschlusskurs. Arbeitsbuch. 2000; Unterwegs. Materialienbuch. 2003
4. Lesen Sie den Text unten. Setzen Sie passende Konnektoren in die Lücken
ein.
Text 1
NICHT NACHLASSEN
241
Sekretärin oder Krankenschwester, wohl ... um die Abteilungsleiterin, die
Spitzenbeamtin oder Managerin.
... viele, vor allem junge, Frauen den ewigen Kampf gegen Windmühlen
satt haben, ist verständlich. ... manche klein beigeben, der Karriere wegen den
männlichen Vorgesetzten schöntun und hin und wieder unter ihresgleichen über die
ungerechte Welt lamentieren, ist ... der falsche Weg. Also weiter kämpfen – mit
Power und Phantasie, ... ... es schon mal leichter fiel.
Susanne Geiger
EM-Abschlusskurs. Kursbuch. 2000
AUFGABEN ZUM TEXT 1
1. Fassen Sie den Inhalt des Textes mit eigenen Worten schriftlich zusammen.
2. Kommentieren Sie den Inhalt und die Sprache des Textes. Beachten Sie
dabei die Wortwahl, die Struktur der Sätze und die Wortfolge in den Sätzen.
Welche kommunikative Absicht verfolgt die Autorin und wie wird sie
realisiert?
3. Ordnen Sie die folgenden Thesen den Männern oder den Frauen zu. Welche
von diesen Charakteristika finden Sie positiv und welche eher negativ?
„ich“ ist wichtiger als „wir“ suchen Nähe Konflikte sind normal
leiten an und unterstützen weisen an und delegieren
sind integrativ und kooperativ lieben einsame Entscheidungen
legen weniger Wert auf Statussymbole halten Distanz
erwarten angemessene Leistung „wir“ ist wichtiger als „ich“
legen Rangordnung fest lassen Emotionen zu lehnen Emotionen ab
Konflikte stören beziehen Mitarbeiter in Entscheidungen mit ein
die Sache und das Ergebnis sind wichtig fordern angemessene Leistung
Kritik und Nichtbeachtung Anerkennung und Lob Macht haben, nutzen, teilen
Menschen und Prozesse sind wichtig Macht bekommen, nutzen, ausbauen
legen großen Wert auf Statussymbole
242
4. Lesen Sie die folgende Information.
FALSCHE BESCHEIDENHEIT
GUTES LEISTEN UND DARÜBER REDEN
Zwar ist sie in Hamburg geboren, wuchs aber in der DDR auf, da die Familie – der
Vater war Pfarrer – nach Brandenburg zog. Mit der politischen Wende in der DDR
begann die promovierte Physikerin sich politisch zu engagieren. 1990 trat sie in
die CDU ein, wurde im selben Jahr in den Bundestag gewählt. 1991 zur Frauen-
243
und Jugendministerin ernannt, wurde sie kurz darauf auch stellvertretende CDU-
Bundesvorsitzende. Von 1994 bis 1998 war sie Bundesumweltministerin. In April
2000 wählten die Parteitagsdelegierten sie zur Vorsitzenden der CDU – als erste
Frau stand sie an der Spitze einer deutschen Volkspartei. Seit 2002 führte sie auch
die CDU-Bundestagsfraktion und trat 2005 als Spitzenkandidatin der CDU / CSU
im Wahlkampf an. Am 22. November 2005 wählten die Abgeordneten von
CDU/CSU und SPD ... .
Deutschland. 2005
Welche Frauen kennen Sie noch, die die Spitzenpositionen in Politik,
Wirtschaft, Wissenschaft einnehmen? Erzählen Sie von ihnen.
Lesen Sie das Interview mit Professor Dr. Ute Gerhard. Notieren Sie sich
Informationen zu den folgenden Aspekten.
Emanzipation
Frauenbewegung
Frauen in Spitzenjobs
die rechtliche Situation
Familienpolitik
Text 2
DEUTSCHLAND 2000: FRAUEN
Professor Dr. Ute Gerhard, Soziologin und Juristin, hat sich mit dem Phänomen
der „Töchter der Emanzipation“ beschäftigt. Sie hat seit 1987 den – damals
bundesweit ersten – Lehrstuhl für Frauenforschung an der Universität Frankfurt
am Main inne und ist Direktorin des Interdisziplinären Zentrums für
Frauenstudien.
Wird sich das Rollenverhalten zwischen Männern und Frauen ändern, Frau
Gerhard?
In keinem Jahrhundert haben die Frauen für sich so viel erreicht wie im 20.
Jahrhundert. Heute scheint es eher ruhig um die Frauenbewegung.
Welche Rolle wird der Begriff „Emanzipation“ für die heranwachsende
Generation von Frauen noch spielen?
244
„Emanzipation“ klingt heute schon sehr altmodisch. Ich meine aber, dass das
Emanzipations-Versprechen der Neuzeit noch nicht eingelöst ist. Es hat sich viel
zum Besseren verändert, so dass Mädchen heute das Gefühl haben, sie seien
gleichberechtigt. Aber für die jungen Frauen treten dieselben Probleme auf, die
wir in der älteren Generation hatten: Dann, wenn sie darüber nachdenken, wie sie
Kinder und eine ambitionierte Karriere vereinbaren können. Daneben gibt es viele
andere Punkte: Die Diskriminierung am Arbeitsmarkt, Lohnungleichheit, Armut
von Frauen. „Emanzipation“ ist vielleicht nicht mehr die Begrifflichkeit, mit der
wir junge Frauen ansprechen können. Wenn man die Frage international betrachtet,
wird aber noch deutlicher, wie ungelöst sie bis heute ist.
Gibt es denn künftig noch eine Frauenbewegung? Es ist ja jetzt schon eher still
um sie geworden.
In keinem Bereich ist der soziale Wandel im 20. Jahrhundert so grandios
vorangeschritten, wie in dem der Geschlechterverhältnisse. Ich sehe es so, dass die
Frauenbewegung momentan in einer Flaute ist, weil tatsächlich viel erreicht wurde.
In den 200 Jahren Frauenbewegung gab es immer solch ein Auf und Ab: Gerade
nach Phasen, in denen viel erreicht wurde, beispielsweise in den 20er Jahren, war
in der Bewegung ein Stillstand. Ich glaube, dass der nächste Schub erst mit einer
neuen Frauengeneration, vielleicht in zehn oder fünfzehn Jahren, zu erwarten ist.
Denn die Probleme sind nicht gelöst.
Das Ausbildungsniveau von Frauen ist seit den 50er Jahren rasant gestiegen.
Wieso gibt es trotzdem immer noch wenige Frauen in Spitzenjobs?
Die Positionen der Macht sind zu 95 Prozent von Männern besetzt. Wir reden
in der Frauenforschung von der „Glasdecke“, einer unsichtbaren Barriere, die
aber strukturell und systematisch ist. Der Dreh- und Angelpunkt ist dabei in den
allermeisten Fällen die Familienfrage.
Müssten rechtlich andere Voraussetzungen geschaffen werden?
Ich bin überzeugt, dass wir einen Fehler begehen, wenn wir glauben, die rechtliche
Situation sei bereits geklärt. Wir haben im deutschen Grundgesetz den
wunderbaren Artikel 3, Absatz 2, der jetzt noch einmal reformiert wurde – mit der
Verpflichtung des Staates Gleichberechtigung herzustellen. Das bedeutet mehr als
nur das Verbot von Diskriminierung. Aber es müssen auch neue rechtliche Wege
gefunden werden, die Durchsetzung der Gleichberechtigung zu organisieren. Ganz
praktisch: Staatliche Subventionen sollten nur noch in solche Bereiche fließen, in
denen das Verfassungsziel der Gleichberechtigung verwirklicht wird. Und wir
brauchen eine Familienpolitik, die Männern ermöglicht, für ihre Familie da zu
sein. An dieser Stelle müssen wir viel radikaler denken. „Familie und Frauen“
245
sollte einfach nicht diese selbstverständliche unlösbare Verknüpfung bleiben.
Familie sollte vor allem auch eine Aufgabe für Männer sein.
Wirkt sich der Wandel der Arbeitsstrukturen – weniger Arbeit in Industrie und
Landwirtschaft, mehr Arbeit am Computer und in Dienstleistungssektoren – auf
die Erwerbstätigkeit von Frauen aus?
Die Hoffnung gab es zwar, aber nein, im Gegenteil, die Männer haben es wieder
sehr viel schneller verstanden, die entscheidenden Positionen zu besetzen.
Es gibt immer mehr allein erziehende Frauen. Wird das einen Einfluss auf das
künftige Rollenverhalten der Geschlechter haben?
Die Potenziale, die in der Erziehung liegen, sind den Frauen oft zum Nachteil
angerechnet worden, weil es heißt: Es sind schließlich die Mütter, die auch
die Männer erzogen haben. Umgekehrt kommen wir weiter: Es müssten mehr
Männer in die Erziehungsverantwortung genommen werden, mehr Frauen in die
männlichen Positionen vordringen – erst dann ändern sich die Verhältnisse.
Deutschland. 1999
246
b) Was für eine Situation ist hier dargestellt? Schreiben Sie alle Ideen
(in Stichwörtern) auf, die Ihnen dabei einfallen. Vergleichen Sie Ihre
Vorüberlegungen mit den Aussagen des nachfolgenden Textes.
Text 3
KINDER, KÜCHE UND EINE KARRIERE NOCH DAZU
DER CHEFSESSEL FÜR MÜTTER IST NOCH IMMER DIE AUSNAHME
Nur nicht durchdrehen. Auch wenn das Kind quengelt und der Investor
drängelt. Ruhig bleiben. Umorganisieren. Das ist das Wichtigste: „Organisations-
talent ist die entscheidende Voraussetzung, um Kind und Karriere unter einer Hut
zu bekommen“, sagt Alexandra Czerner. Neben echter Begeisterung für den Job,
Idealismus und Belastbarkeit versteht sich.
Alexandra Czerner ist Vorsitzende des Bundes Deutscher Architekten in
Hamburg – und als Frau allein unter 15 Männern, die den anderen Ländern
vorstehen und „alle so um die 50“ sind. Die 36-Jährige hat seit acht Jahren ihr
eigenes Architekturbüro. Und sie hat einen Sohn; Victor ist sechs Jahre alt. Wie sie
das alles geschafft hat? „Mit eisernem Willen“. Und natürlich mit Können: Um
voranzukommen, bewarb sie sich ständig um Architekturpreise, 15 hat sie
inzwischen gewonnen. Sie hat sich hoch gerackert. Sie ist eine der wenigen
Frauen, die es bis zur Spitze geschafft haben.
Nur vier von 100 Chefsesseln in Deutschland sind von Frauen besetzt. Damit
liegt die Bundesrepublik unter dem europäischen Durchschnitt von 5,8 Prozent.
In Belgien beträgt der Wert 7,6 Prozent. Spitzenreiter ist Großbritannien: Unter
100 Managern gibt es zehn Frauen in Toppositionen.
Aber auch wenn sie sich hoch gearbeitet haben: Die meisten Frauen verlangen
vom Leben mehr Erfolg als im Beruf. Galt vor 40 Jahren noch der Slogan
„Kinder, Küche, Kirche – oder Karriere“, so hat die jetzige Generation ihn
längst in „Kinder, Küche, Karriere“ abgewandelt. Die Errungenschaften der
Frauenbewegung werden als selbstverständlich hingenommen. Der Begriff
Quotenfrau ist verpönt. Das Motto lautet: Wer gut ist, kann es schaffen,
unabhängig von jeder Quote.
247
Petra Uhlmann, Kommunikationschefin bei Preussen Elektra, versteht die
„jungen Frauen“ von heute sehr gut, die nach der Ausbildung erst einmal Geld
verdienen, verreisen und ihre Freizeit genießen wollen – und mit Anfang / Mitte 30
plötzlich feststellen, dass neben der Karriere vielleicht noch ein Kind zum Glück
fehlt. „Aber je höher man auf der Karriereleiter emporgeklettert ist, desto
schwieriger wird es, zu pausieren und sich um ein Kind zu kümmern.“ Denn je
weiter man kommt, desto unwahrscheinlicher wird ein Achtstundentag.
Nur wenige wollen den Kraftakt zwischen Kind und Karriere auf sich
nehmen. Doch es ist zu schaffen – eben „mit eisernem Willen“ und „viel
Selbstdisziplin“. Die beiden erfolgreichen Frauen wollten auf keins von beidem
verzichten.
Heike Schmidt
Hannoversche Allgemeine Zeitung. 2000
1. Erklären Sie die Wörter nach ihrer Bedeutung im Text mit synonymen
Wendungen.
2. Was sind die Zentralaussagen des Textes? Sind Sie damit einverstanden?
Kann eine Frau Familie und Karriere unter einen Hut bekommen?
Erleichtert wird die schwierige Aufgabe, Familie und Beruf unter einen Hut zu
bringen durch ...
Teilzeitstellen anbieten, staatlich finanziell j-n fördern, Kinderbetreuung
verbessern, Krippen- und Kindergärtenplätze anbieten, Männer aktiver in die
Erziehungsverantwortung einbeziehen, Frauen in Führungspositionen fördern,
spezielle Fördermaßnahmen treffen und Laufbahnberatung durchführen, die
248
Berufstätigkeit der Frauen in den Medien aufschlussreich thematisieren, Probleme
der Frauenarbeit und der Doppelbelastung durch Beruf und Familie behandeln,
sich kritisch mit der besonderen Situation der Frauen auseinandersetzen
249
Frauen mit Hauptschulabschluss oder mittlerer Reife verzichtete dagegen im
bundesweiten Durchschnitt nur etwa jede Vierte auf Nachwuchs.
1. Lesen Sie zuerst den Titel des Textes. Welche Probleme werden hier
möglicherweise behandelt? Machen Sie sich stichwortartige Notizen dazu.
2. Lesen Sie nun den ganzen Text. Schreiben Sie beim Lesen diskussionswerte
Aussagen auf. (Auf separate Zettel!)
Text 4
ZWISCHEN BEFREIUNG UND VERFREMDUNG
WEIBLICHKEIT IM SPANNUNGSFELD
Die Stellung des Mannes ist nie ernstlich umstritten gewesen, die der Frau
hingegen oft. Noch heute sind die Auseinandersetzungen über das Wesen der Frau
– im Spannungsfeld zwischen Befreiung und Verfremdung – längst nicht beendet.
Warum muss sich die Frau ihre Anerkennung, die eigentlich selbstverständlich
sein sollte, so mühsam erkämpfen? GRALSWELT-Redakteurin Andrea AMRHEIN
geht davon aus, dass es dort, wo das Selbstverständnis fehlt, auch keine
Selbstverständlichkeit geben kann. Wenn die Frau ihren eigentlichen
250
Daseinszweck verkennt, dann trägt sie selbst zur Fehleinschätzung der
Weiblichkeit entscheidend bei.
Die heutige Gesellschaft bemüht sich, der Frau einen neuen, modernen
Stellenwert zu geben und für Gleichheit zwischen Mann usd Frau zu sorgen.
Zahllose Diskussionen erwecken den Anschein, dass der Diskriminierung der
Frau endlich Einhalt geboten ist, und im Kampf um Gleichberechtigung wird
jedes Entgegenkommen der männerorientierten Gesellschaft als Teilerfolg verbucht
– ohne zu hinterfragen, ob das Erreichte der schöpfungsgesetzmäßigen Eigenart
der Geschlechter auch tatsächlich entspricht.
Dass die Frau versucht, das Joch einer jahrtausendealten männlichen
Dominanz abzulegen, ist verständlich. Aber kann das Ziel einer neuen
Gesellschaftsgestaltung wirklich in der Gleichschaltung von Mann und Frau
gesehen werden, wobei das weibliche Geschlecht sich nachahmend in
Männerberufen verwirklicht, während umgekehrt das „Hausmännerdasein“ nicht
mehr als anstößig angesehen wird?
Es wird heute gern behauptet, dass das Verhalten der Geschlechter nur
anerzogen sei, dass also die Fähigkeiten der Frau durch den Puppenwagen in
der Kindheit und die des Mannes durch die Modelleisenbahn geprägt werden. Und
weil man das für einseitig hält, beugt man dem traditionell „rollengebundenen“
Verhalten der Kinder schon in der Schule vor. So ist man in der Lehrplangestaltung
darauf bedacht, die Geschlechter völlig gleich zu behandeln. Fächer wie
Handarbeiten – man nennt das inzwischen „textiles Gestalten“ –, Hauswirtschaft
oder Säuglingskunde sind für Jungen genau so obligatorisch, wie Werkunterricht
und technisches Wissen für Mädchen. Auch in der Berufsberatung wird die nicht
geschlechtstypische Berufswahl gefördert. „Gleichschaltung“ ist vielfach das Ziel.
Die menschlichen Geschlechter sind aber nicht dazu da, sich anzugleichen
oder zu konkurrenzieren, sondern sie sollen sich ergänzen. Eine Ergänzung kann
nur dann voll zum Tragen kommen, wenn in einer Gesellschaft beide Teile in ihrer
Art auf gleiche Berechtigung bauen können. Für die Frau geht es also nicht darum,
gleichberechtigt männlich zu werden, sondern sie muss ihr weibliches Wirken
aufwerten.
Nun haben wir schon lange den Begriff für echte Weiblichkeit verloren. Auch
das Ahnen um die Notwendigkeit der Ergänzung beider Geschlechter trägt in den
Diskussionen, Debatten und Ratschlägen oft den Stempel der Oberflächlichkeit.
Wir haben uns zu wenig tiefgründig mit der Verschiedenheit der Geschlechter
befasst.
251
Polaritäten
Aus der Physik kennen wir den magnetischen Nord- und Südpol. Auch die
Gegenpole der Elektrizität sind uns bekannt. Immer und überall kann man
beobachten, dass sich eine Art in zwei Pole aufspaltet, wobei das Spannungsfeld
der beiden sich ergänzenden Kräfte für den Zusammenhalt der Art sorgt. Auch in
der geistigen Grundart, zu welcher der innere Mensch ja gehört, gibt es passiv-
zartere und aktiv-gröbere Teile. Das Passiv-Zarte bezeichnen wir als „weiblich“,
das Aktiv-Grobe als „männlich“. Daraus ergeben sich von Natur aus verschieden
gewichtete Aufgaben für die beiden Geschlechter – eine grundlegende Tatsache,
für die die Forschung auch auf der körperlichen Ebene Hinweise fand. Zum
Beispiel haben Mann und Frau schon vor der Geburt unterschiedlich geprägte
Gehirne. Die rechte Seite des Vorderhirns, die zarteren, empfindsameren Regungen
dient, steht bei der Frau fast im Gleichgewicht mit der linken Hirnhälfte, die dem
sachlichen, nach außen gerichteten Wirken dient und beim Mann deutlich
überwiegt.
Die Frau weist auch ein verfeinertes Muskelspiel auf, welches sie unter
anderem für typisch weibliche Handarbeiten benötigt, das ihr aber auch besonders
anmutige Bewegungen ermöglicht. Die Frau steht dem groben Körperlichen also
ferner; dafür verfügt sie aber über eine verfeinerte Empfindungsfähigkeit, einen
besonderen Kontakt zur geistigen Heimat, aus dem heraus ihr weibliches Wesen
von Natur aus hebend, fördernd auf alles einwirken will. Dieses hehre,
lichtorientierte Wirken beschrieb der Volksmund als das „unbekannte Wesen“ der
Frau, und von diesem „Geheimnis des Weiblichen“ fühlten sich auch die Künstler
aller Zeiten angezogen.
Dass die Frau über Feinheiten verfügt, die er selbst nicht in sich trägt,
empfindet der Mann unbewusst, und es drängt ihn daher, dieses Feinere zu
schützen, wobei er sich zugleich als der irdisch Stärkere fühlt. Daraus aber den
Begriff des „schwachen Geschlechtes“ in abfälliger Weise zu verwenden, zeugt
von einer Begrenzung des Begriffsvermögens.
Mann und Frau – das Geschlecht eines Menschen prägt tiefgehend seine Art
zu fühlen, zu reagieren und sich zu benehmen. Es ist ein naturgewollter
Unterschied, der schon bei Kindern deutlich zum Ausdruck kommt.
Folgen Sie mir in Gedanken an einen Fluss. Am Ufer steht ein Fischer, der
soeben eine der Natur abgerungene Beute tötet. In seiner Begleitung sind ein Junge
und ein Mädchen, die sich dieses Schauspiel mitansehen. Das Mädchen hält seine
Hände an die Wange gepresst, gerade so, als würde es selber vom tödlichen Griff
erfasst. Es hält eine angemessene Distanz zum Fischer inne. In seinen weit
252
aufgerissenen, ausdrucksstarken Augen sind Mitleid und Traurigkeit über den Tod
des Fisches zu sehen. Doch auch ein gewisses Interesse, gepaart mit Freude auf die
bevorstehende Mahlzeit ist zu erkennen.
Ganz anders schaut der Junge dem Fischer zu: So nah wie nur möglich beugt
er sich vor. Ihn interessiert, wie der tödliche Schlag ausgeführt und wie die Angel
entfernt wird. In seinen forschenden Augen sieht man den Wissenshunger, einen
Blick ins Innere des Fisches werfen zu können. Die intellektuelle Neugier lässt das
Jungengesicht fast erwachsen erscheinen. Alle Sinne sind erfüllt vom Drang, etwas
zu entdecken.
Weibliche Wesensart
Die Verschiedenheit der Reaktionen lässt erkennen, dass das Weibliche sich
stärker seelisch orientiert zeigt als das Männliche, welches eher intellektuell
hervortritt. Der Mann denkt abstrakt und logisch, die Frau eher intuitiv. Oder
anders ausgedrückt: Bei ihm ist Denken Kopfarbeit, bei der Frau ist es Kopf- und
Herzensangelegenheit.
Die Schriftstellerin Pearl S. Buck beschrieb eine ihrer Romanfiguren mit
Worten, die das typisch weibliche Denken sehr treffend zum Ausdruck bringen:
„Sie dachte auf geheimnisvolle Art aus den Tiefen ihres Wesens, aus ihrem
Innersten, aus ihrem Herzen. Sie fühlte, wie die Gedanken sich in ihrem Schoß
regten. Und dann erst vermittelt ihr das Blut das, was sie schon wußte, dem
Hirn ...“
Die zunehmende Technisierung und ihre Folgen haben jedoch dazu geführt,
dass die männlich-intellektuelle Denkart in unserer Gesellschaft höher bewertet
wird als die weibliche. In der Folge gab sich die Frau Mühe, ihre zartere
Empfindungsfähigkeit zu unterdrücken. Sie will ihren Mann stehen – in Beruf und
Sport, Politik und Bodybuilding. Je weiter aber die Art ihrer Betätigung ins
Gröbere führt, desto mehr verleugnet sie ihre eigentliche Wesensart und lässt sie
verkümmern, während der Mann auf dem Platze steht, der ihm nach seiner
Beschaffenheit zukommt.
Wenn die Frau, um sich an der „Front“ behaupten zu können, zu denken und
fühlen beginnt wie ein Mann, sich dessen Sprache bedient, sich sein Auftreten
aneignet, also den größten Teil der ihr innewohnenden weiblichen Kraft für grobes
und gröbstes Wirken verwendet, dann leidet darunter nicht nur sie selbst. Denn mit
dem Verlust der eigentlichen Weiblichkeit verliert auch der Mann langsam die
Sehnsucht nach allem Edlen, Hohen und Lichten, die durch die Frau vermittelt
werden soll. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass die Weisheit bei den Griechen in
253
Gestalt einer Frau (Athene) dargestellt wurde. In Delphi saß eine Frau als Orakel,
und die römischen Könige fuhren zu den Sibyllen, um sich Rat zu holen.
Doch wo stehen wir heute?
Die Frau hat, den weiblichen Weg verlassend, ihre Befreiung in der
Verfremdung gesucht und ihre inneren „Kanäle zum Licht“ verstopft. Der Mann
sieht in ihr zunehmend den Kumpel oder die knallharte Konkurrenz – aber nicht
mehr.
Um wieder zu sich selbst zu finden, ist für die Frau die Besinnung auf ihre
weibliche Eigen-Art vonnöten. Sie muss erleben, dass ihre Stärken ganz woanders
liegen als zum Beispiel in der Mathematik, Chemie, Politik oder im öffentlichen
Leben. Doch es muss gleichzeitig der gesamten Gesellschaft bewusst werden, dass
nicht allein die „Verkopfung“ zählt. Wir müssen die einseitige Überbewertung des
Intellekts aufgeben, um nebeneinander – und nicht übereinander – leben zu
können.
Man müsste daher im Bildungsgang der Mädchen deren spezifische
Eigenarten betont fördern, anstatt sie ihnen – wie es leider heute geschieht –
„abzudressieren“. Denn erst durch die geschlechtsgerechte Ausbildung wird das
Weibliche und das Männliche nebeneinander und ergänzend wirken können. Das
soll natürlich nicht heißen, dass man Mädchen nicht mehr intellektuell bilden soll
oder dass es einer Frau schaden würde, einen Nagel selbstständig in die Wand zu
schlagen. Die Bildungsziele sollten jedoch dem Wesen der Frau entgegenkommen.
Das Weibliche könnte zum Beispiel besser gefördert werden, wenn es im Lehrplan
vermehrt die Möglichkeit gäbe, sich mit Kunst und Kultur zu beschäftigen, mit
Menschen, Tieren, Pflanzen. Auch das Hegen, Pflegen, Heilen und Gestalten
müsste praktisch geübt und der große Zusammenhang alles Lebendigen deutlich
bewusst gemacht werden.
Der Weg zur Gleichberechtigung der Frau beginnt erst, wenn sie bereit ist,
ihre Tätigkeit auf dem Boden anzusiedeln, der ihrer besonderen, ureigenen Natur
entspricht. Dann wird sich in ihr auch der führende Stellenwert des Weiblichen in
der Schöpfung offenbaren: in der hingebungsvollen Pflege von Mitmenschen,
Pflanzen oder Tieren; im untrüglichen Sinn für Ideales, Gutes und Schönes;
im Hauch von Hoheit, Stärke und Seelenadel, der ihre Handlungen durchzieht;
in der Reinheit ihrer Gesinnung; in ihrem Streben nach wahrem Menschentum,
in welchem Begriffe wie Anstand, Nächstenliebe, Würde und Sitte gelebte
Wirklichkeit sind.
Einer Frau, die ihre Weiblichkeit entdeckt und die sich in ihrer zarten
Empfindungsfähigkeit jener unsichtbaren Kraft öffnet, die das ganze Weltall
254
hält, ernährt, bewegt und treibt, um sie vermittelnd, spendend, hebend und
veredelnd an ihre Umgebung weiterzugeben, eröffnet sich ein weitgespanntes, aber
immer lebensnahes Betätigungsfeld, das sich von der Geburtshilfe bis zur
Sterbebegleitung erstrecken und die Heilkunst ebenso umfassen kann wie alles,
was mit der Kultur eines Volkes zusammenhängt. So kann die Frau zur
„Drehscheibe“ werden, von der ein richtungweisender „Lebenshauch“ ausgeht.
Friedrich Schiller musste von dieser übergeordneten Aufgabe der Frau etwas
geahnt haben, als er folgenden Vers der Feder anvertraute: „Ehret die Frauen!
Sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben, flechten der Liebe
beglückendes Band, und in der Grazie züchtigem Schleier nähren sie wachsam
das ewige Feuer schöner Gefühle mit heiliger Hand.“
Im „Weben und Flechten“ kommt das Haltende, Verbindende, Belebende zum
Ausdruck, und die „himmlischen Rosen“ sprechen jenes geheimnisvolle Wirken
an, das bis in höchste Höhen hinaufreicht. Das Wort „züchtig“ erfaßt die kindliche
Reinheit, wodurch allein das ewige Feuer der Lichtverbindung gewährt werden
kann.
Gemeinsames Wirken
Dieser Blick auf die weibliche Wesensart soll in keiner Weise so verstanden
werden, dass der Mann aus sich selbst heraus nicht auch in der Lage wäre,
Empfindungsimpulse empfangen zu können. Auch er vermag sich nach oben zu
öffnen und Kraft zu schöpfen. Was es allerdings für beide Geschlechter zu erfahren
gilt, ist die wunderbare Ergänzung, die das wirkliche Frausein im Wirken des
Mannes findet bzw. umgekehrt. Die Frau bietet die Inspiration, den Impuls, die
Anregung für das, was der Mann formt und ausführt. Goethe drückte dies mit den
Worten aus: „Ein edler Mann wird durch ein gutes Wort der Frau weit geführt.“
Und so kann sich die Frau, ausgestattet mit dem neu erlangten Bewusstsein
über ihre weiblichen Fähigkeiten, dem Mann als gleichberechtigte Partnerin
beigesellen. Und diese Gleichberechtigung hat sie dann aus sich selbst heraus
erreicht – und nicht als „Gnade des Mannes“ empfangen.
Die Frau nimmt durch ihre Bestimmung eine zentrale Stellung ein. Sie ist der
Kern, die Mitte, die Oase; sie wirkt – im Gegensatz zum Mann – nach innen, und
diese geistigen Zusammenhänge verdeutlichen, dass ein tiefer Sinn in der alten
Tradition liegt, dass die Frau das Heim betreue und die Obhut der Kinder innehabe.
Denn von der Familie geht die prägende Kraft für die Gesellschaft, für den ganzen
Kulturbereich des Staates aus. Jeremias Gotthelf schrieb: „Es ist nicht der Staat,
nicht die Schule, nicht irgendetwas anderes des Lebens Fundament, sondern das
255
Haus ist es. <...> Nicht das öffentliche Leben ist die Hauptsache, sondern das
häusliche Leben ist die Wurzel von allem!“
Ohne die weibliche Mitte aber zerfällt von innen her der Halt, der Kern der
Familie. Die Lebenskultur geht zugrunde, weil ihr der gesunde Boden für einen
geistigen Aufbau fehlt. Der freiwillig gefasste Entschluss der Frau, nicht mehr
ihrer eigentlichen Art entsprechend wirken zu wollen, führte in der Folge zu einem
geistigen Sturz der Weiblichkeit, der allerdings vom Mann nicht nur akzeptiert,
sondern noch begrüßt und befürwortet wurde.
Wenn die Frau sich jedoch bemüht, ihren weiblichen Stärken zum
Durchbruch zu verhelfen, verbindet sie sich wieder dem Natürlichen, und sie wird
sich in jedem Bereich – ob sie sich im Beruf, als Gattin, Hausfrau oder Mutter
betätigt – richtungweisend betätigen. So gesehen liegt in den Frauen die Hoffnung
für unsere Gesellschaft. C.G. Jung schrieb: „Die Frau der Gegenwart steht vor
einer gewaltigen Kulturaufgabe, welche vielleicht den Anfang eines neuen
Zeitalters bedeutet.“ Und es darf auch an die Worte des Franzosen Charles Fourier
erinnert werden, der sagte, dass „die Würde der Frau und die Formen, in denen
man ihr begegnet und mit ihr umgeht, ein Maßstab für die Höhe der menschlichen
Kultur“ sind.
Die echte Befreiung der Frau durch die Rückbesinnung auf ihre Fähigkeiten
würde auch sofort einen Wandel in den heute verbreiteten Wertvorstellungen und
„Idealen“ mit sich bringen, die von Medien, Werbung und auch von der Kunst
geprägt werden und nur zur Verrohung weiblicher Eigenschaften beitragen.
Der Weg für Frauen ist anstrengend, aber eine Umkehr zur wahren
Weiblichkeit ist dringend erforderlich. Ein unbändiger Drang zur echten Befreiung
soll entwickelt werden, um daraus neue Kraft, Standhaftigkeit und Ausdauer
schöpfen und eine Welt aufbauen zu können, in der alle Taten von edlem Geiste
zeugen; in der das „Weben der Weiblichkeit“ so durch die Schöpfung zieht, wie
Abd-ru-shin es in seiner „Gralsbotschaft“ zum Ausdruck gebracht hat:
„erfrischend, hebend, fördernd und belebend wie ein Hauch aus dem ersehnten
Paradies!“
Andrea Amrhein
Grals Welt. 2000
An m er ku ng en.
256
„für ihre reichen und wahrhaft epischen Schilderungen des chinesischen Bauernlebens
und für ihre biographischen Meisterwerke“.
Pallas Athene, auch Athene Parthenos (altgr.: die Jungfrau) ist eine Göttin der
griechischen Mythologie (in der römischen Mythologie wird sie analog zur Gestalt der
Minerva). Sie wird als eine Verkörperung des Geistes und damit der Weisheit und
Intelligenz angesehen. Athene gilt als Göttin der Kriegstaktik und Strategie und war
Schirmherrin der Künste und Wissenschaften.
Delphi war eine Stadt im antiken Griechenland, die vor allem für ihr Orakel bekannt war.
Heute gehören die Ausgrabungen von Delphi zur Liste des Weltkulturerbes der
UNESCO. Neben den Ruinen des antiken Delphi existiert eine Kleinstadt gleichen
Namens. Der Name Delphi leitet sich vom griechischen Wort delphos ab und weist auf
eine alte Verehrung der Erdgöttin Gaia hin. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. setzte sich die
Verehrung des Apollon durch und das Orakel entwickelte sich.
Das Orakel von Delphi war dem Apollon geweiht und gilt als das wichtigste Orakel im
antiken Griechenland. Als Medium des Gottes diente die Pythia, die als einzige Frau den
Apollon-Tempel betreten durfte. Das Amt der weiblichen Priesterin geht wahrscheinlich
noch auf den alten Kult der Erdgöttin Gaia zurück. Die Pythia versetzte sich
wahrscheinlich durch die Inhalation von ethylenhaltigen Gasen, die aus einer Erdspalte
austraten, in Trance. Interpretiert wurden ihre Worte von den Oberpriestern des Apollon.
Das Orakel entwickelte einen beträchtlichen Einfluss im gesamten Griechenland und
wurde vor allen wichtigen Unternehmungen (z.B. Kriege, Gründung von Kolonien)
befragt. Damit entwickelte sie sich zu einem bedeutenden politischen Faktor.
Eine Sibylle ist dem Mythos nach eine Prophetin, die im Gegensatz zu anderen göttlich
inspirierten Sehern ursprünglich unaufgefordert die Zukunft weissagt. Wie bei vielen
anderen Orakeln ergeht die Vorhersage meistens doppeldeutig, teilweise wohl auch in
Gestalt eines Rätsels.
Jeremias Gotthelf (1797−1854) war das Pseudonym des Schriftstellers und Pfarrers
Albert Bitzius. Seine Romane spiegeln in einem zum Teil erschreckenden Realismus
das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert. Mit wenigen starken, wuchtigen Worten konnte
er Menschen und Landschaften beschreiben. Gotthelf verstand es wie kein anderer
Schriftsteller seiner Zeit, die christlichen und die humanistischen Forderungen in seinem
Werk zu verarbeiten.
Carl Gustav Jung (1875−1961) war der Begründer der Analytischen Psychologie. Carl
Gustav Jung hat mit seinem Werk nicht nur die Psychotherapie, sondern auch die
Psychologie, Theologie, Völkerkunde, Literatur und Kunst beeinflusst.
257
Charles Fourier [ʃarl fu'rje] (1772−1837) war ein französischer Gesellschafts-
theoretiker, ein Vertreter des Frühsozialismus und ein scharfer Kritiker des frühen
Kapitalismus.
Oskar Ernst Bernhardt oder Abdruschin oder Abd-ru-shin (1875−1941) war der
Gründer der so genannten Gralsbewegung.
Abd-ru-shin war Deutscher und unter diesem Namen Verfasser der drei Bände „Im Lichte
der Wahrheit – Gralsbotschaft“. Die 168 Vorträge seiner Gralsbotschaft erschließen dem
Leser vieles, was bisher keine Erklärung fand, sowohl in seinem eigenen Leben wie im
Weltzusammenhang: die Menschheitsfragen nach unserem Woher und Wohin, nach dem
Sinn des Lebens, nach Schicksal und Gerechtigkeit, nach Natur, Geist und Gottheit.
1. Wie verstehen Sie jetzt den Titel des Textes? Erklären Sie.
3. Erklären Sie die Bedeutung der folgenden Ausdrücke aus dem Text mit
anderen Worten.
258
3. ... jedes Entgegenkommen der männerorientierten Gesellschaft wird als
Teilerfolg verbucht ...
4. ... das „Hausmännerdasein“ wird nicht mehr als anstößig angesehen ...
5. Eine Ergänzung kann nur dann voll zum Tragen kommen, wenn ...
6. Dieses hehre, lichtorientierte Wirken ...
7. Die Frau verleugnet ihre eigentliche Wesensart und lässt sie verkümmern.
8. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass ...
9. Wenn die Frau sich jedoch bemüht, ihren weiblichen Stärken zum Durchbruch
zu verhelfen, ...
259
9. Die Verschiedenheit der Reaktionen lässt erkennen, dass das Weibliche sich
stärker seelisch orientiert zeigt als das Männliche.
Aus der Verschiedenheit ... (Umschreibung von „lassen“)
10.Wenn die Frau den größten Teil der ihr innewohnenden weiblichen Kraft für
grobes und gröbstes Wirken verwendet, dann leidet darunter nicht nur sie selbst.
Wenn die Frau ... (Relativsatz)
11.Je weiter aber die Art ihrer Betätigung ins Gröbere führt, desto mehr
verleugnet sie ihre eigentliche Wesensart und lässt sie verkümmern, während der
Mann auf dem Platze steht, der ihm nach seiner Beschaffenheit zukommt.
Je weiter ..., während ... (Partizipialattribut)
12.Man müsste im Bildungsgang der Mädchen deren spezifische Eigenarten betont
fördern.
Es wäre ... (Umschreibung von „müssen“)
13.Friedrich Schiller musste von dieser übergeordneten Aufgabe der Frau etwas
geahnt haben, als er folgenden Vers der Feder anvertraute ... .
Ich bin mir / Es ist ... (Umschreibung von „müssen“)
14.Ein unbändiger Drang zur echten Befreiung soll entwickelt werden, um daraus
neue Kraft, Standhaftigkeit und Ausdauer schöpfen und eine Welt aufbauen zu
können, in der alle Taten von edlem Geiste zeugen.
Ein unbändiger Drang ... (Umschreibung von „können“)
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
1. THESENDISKUSSION
Vorbereitung:
Die Zettel mit je einer Aussage (These) aus dem Text werden eingesammelt.
Weitere, selbst formulierte Thesen zum Thema „Frau und Mann“ können
gegebenenfalls dazu kommen.
Es wird von den Diskussionsteilnehmern eine Runde gemacht.
Verlauf:
Die Thesen werden verteilt und jede(r) nimmt Stellung zu ihrer (seiner) These.
2. PROJEKT
Suchen Sie weitere Informationen zum Thema „Frau und Mann“: Texte,
Graphiken, statistische Angaben etc.
260
Erfragen Sie die Meinung Ihrer Freunde, Familienangehörigen,
Arbeitskollegen über das Rollenverhalten der Männer und Frauen.
Erarbeiten Sie schriftlich ein Kurzreferat zum Thema „Die Situation von
Männern und Frauen in der Arbeitswelt“. Gehen Sie dabei auf folgende Punkte
ein:
Das Rollenverhalten der Männer und Frauen in der Arbeitswelt.
Die Bedeutung der Arbeit heute.
Typische Eigenschaften der Frauen und der Männer.
Männer- und Frauenberufe.
Frauen in Top-Positionen.
Halten Sie Ihr Referat vor Ihren Studienkollegen. Begleiten Sie es mit Bildern,
Postern und anderen visuellen Materialien (sieh Hinweise, S. 159).
Lernwortschatz
Verben
Nomen
Adjektive/Partizipien
Wendungen
262
1. Suchen Sie in der Brockhaus-Enzyklopädie oder in anderen Lexika die
Definition der „Ehe“. Analysieren Sie diese Definition.
2. Wie sind Ihre Vorstellungen von der Ehe? Wie sehen Sie die Einstellung zur
Ehe und zur Familie in unserem Land? Hat sie sich in den letzten
Jahrzehnten wesentlich verändert? Was sind die Gründe für diese
Entwicklung?
3. Lesen Sie den Text.
Text 1
BEZIEHUNGSKISTEN
DIE DEUTSCHEN UND IHRE FAMILIE
Аm Anfang des Jahrhunderts ist die Ehe noch еin Bund fürs Leben, und die
Familie gilt als Keimzelle der Gesellschaft. Knapp 100 Jаhrе später gibt es immer
mehr „Singles“ und „Lebensabschnittsgefährten“, gibt es „Еin-Еltеrn-Familiеn“
und wird die wachsende Zahl der „Sсhеidungswaisеn“ beklagt. Kaum etwas hat
sich also so verändert wiе diе privaten Bande zwischen den Меnschen. Und das,
weil sich im 20. Jahrhundert ein Prinzip durchgesetzt hat: die Liebesbeziehung.
Um 1900 konkurriert die „Liebesheirat“ noch mit der „Vernunftehe“:
Ökonomische Erwägungen sind bei der Partnerwahl sehr wichtig. So werden
in gutbetuchten Kreisen Ehen zwar nicht mehr arrangiert, sehr wohl aber werden
die Gelegenheiten geschaffen, bei denen sich potenzielle Ehekandidatinnen und
-kandidaten kennenlernen und erste zarte Bande knüpfen können, z.В. bei Tanztees
– immer unter Aufsicht der Erwachsenen, denn dass еin junges Mädchen
„unberührt“ in diе Ehe geht, ist selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich ist,
dass eine Frau nicht erwerbstätig ist, sondern sich um Haushalt, Ehemann und
die Kinder zu kümmern hat.
Auch in der Arbeiterschaft wird gemeinhin „aus Liebe“ geheiratet. Аbеr
anders als beim Bürgertum oft erst, wenn die junge Frau schwanger ist. Ein
Mädchen „sitzen zu lassen“ gilt als ehrenrührig. Viele Frauen bleiben erwerbstätig,
аbеr das Ideal der bürgerlichen Hausfrauen-Ehe setzt sich auch in der
Arbeiterschaft immer mehr durch.
Die Nationalsozialisten wollen dieses Ideal festschreiben: „Rassereine“
Eheleute sollen dem Führer mögliсhst viele Kinder schenken. Мit Kriegsbeginn
verändert sich aber die reale Familiensituation ganz radikal: Die meisten
Männеr sind im Krieg, Мillionen fallen, viele kehren erst nach jahrelanger
Gefangenschaft heim. Die Frauеn übеrnеhmеn diе traditionell männlichen Rollen
263
im Arbeitsalltag, sind oft der alleinige Familienvorstand, und manche lеbеn in so
genannten Onkel-Ehen, einer stillschweigend akzeptierten Form der nichtehelichen
Lebensgemeinschaft.
Аbеr schon in den 50-er Jahren ist scheinbar alles wiеder bеim Alten: bei der
traditionellen Familie, die im Westen wiе im Osten Deutschlands hochgeschätzt
wird. Zwar arbeiten im Osten die meisten Frauen, ein Teil der Familienarbeit
übernehmen der Staat und die Веtriеbе, аbеr der Rest bleibt an den Frauen hängen.
Die sehr früh geschlossenen Ehen halten oft nicht. Аbеr auch im Westen bröсkеlt
seit den 60-er Jahren die Familienwelt. Nach den Aufbaujahren, in denen die
Partner zusammenhalten mussten, haben sich viele Рааrе entfremdet. Hinzu
kommt die radikale Kritik an Ehe und Familie von Seiten der 68-er Generation.
„Wilde“ Ehen und „Beziehungskisten“ werden seither akzeptiert, Ehescheidungen
führen längst nicht mehr zu gesellschaftlichen Sanktionen.
Bei allen Veränderungen der Gesellschaft ist die Familie immer noch die
bevorzugte Form des Zusammenlebens. Vier von fünf Menschen in Deutschland
(81 Prozent) leben in einer Familie. Fast jeder oder jede zweite (47 Prozent) lebt in
einer traditionellen Familie von Ehepartnern und Kindern.
Auch wenn die meisten die traditionelle Ehe vorziehen, hat das
Zusammenleben ohne Trauschein in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
In den alten Bundesländern stieg die Zahl der nichtehelichen Lebens-
gemeinschaften seit 1996 um 25 Prozent auf 1,7 Millionen, in den neuen Ländern
um 24 Prozent auf 543 000. Als kinderlose Paare lebten 28 Prozent der
Bevölkerung. Rund 30 Prozent der Frauen mit Universitätsabschluss blieben
kinderlos. Im Osten besteht ein Trend zur Ein-Kind-Familie. In fast jedem dritten
Haushalt lebt mindestens eine Person im Seniorenalter, Tendenz weiter
zunehmend. Jeder fünfte lebt allein. Die Zahl der Alleinstehenden nahm seit 1996
um 11 Prozent auf 15,7 Millionen zu. Der Anteil der Single-Haushalte an den 39
Millionen Privathaushalten stieg um 4 Punkte auf 38 Prozent.
Der Schutz von Ehe und Familie ist eine im Grundgesetz verankerte Aufgabe
des Staates. Folglich fördert er Familien auf vielfältige Weise. So werden Ehepaare
mit unterschiedlichem Einkommen gegenüber Unverheirateten in Steuerrecht
begünstigt. Familien mit Kindern werden durch das Kindergeld finanziell
unterstützt. Nach der Geburt eines Kindes haben Mütter und Väter, die
erwerbstätig sind, einen Anspruch auf eine so genannte Elternzeit von bis zu drei
Jahren pro Kind, in der sie ganz oder teilweise von der Arbeit freigestellt werden.
Bis zu zwei Jahren zahlt der Staat währenddessen ein Erziehungsgeld, das vom
Einkommen abhängig ist. Der Förderung von Familien dient auch die Anrechnung
264
von Zeiten der Kindererziehung – drei Jahre für jedes Kind, das ab 1992 geboren
wurde – in der Rentenversicherung.
1. Wie verstehen Sie die Bedeutung der folgenden Begriffe? Erklären Sie die
mit eigenen Worten, bei Bedarf bedienen Sie sich der Lexika.
Single Vernunftehe
Lebensabschnittsgefährte Onkel-Ehe
Ein-Eltern-Familie nichteheliche Lebensgemeinschaft
Scheidungswaise „wilde“ Ehe
Liebesheirat Beziehungskiste
Text 2
EINSTELLUNGEN UND LEBENSPLÄNE
Меinungsbilder
265
аuf dem ersten Platz steht. Die Einstellungen zur Kindererziehung in der Familie
differieren nur wenig – Frauen und Männer sehen dies als gemeinsame Aufgabe
von Müttern und Vätern аn. Mit zunehmendem Alter steigt die Präferenz
traditioneller Rollenzuweisungen, das heißt die Verantwortung für die Kinder
wird bedeutend häufiger nur der Mutter zugeschrieben. Allerdings sind fast
аllе Befragten der Meinung, dass Männer etwas versäumen, wenn sie sich nicht аn
der Kindererziehung beteiligen. Relativ große Unterschiede bestehen hingegen
bezüglich der außerhäuslichen Betreuung vоn Kleinkindern – die nach Meinung
von 62 Prozent (West) und 40 Рrozеnt (Ost) „der Entwicklung schadet“ – sowie
der Betreuung vоn Drei- bis Sechsjährigen in Ganztagskindergärten – die im
Westen übеrwiеgеnd negativ, im Osten dagegen eindeutig positiv beurteilt wird.
Hier zeigt sich, wie die alltägliche Erfahrung – in der DDR wurden in den 80-er
Jahren über 70 Prozent der Klеinkinder in Krippen und über 90 Рrozеnt der
Vorschulkinder in Tagesstätten betreut – Meinungen prägt.
In den alten wie in dеn neuen Вundеsländern haltеn erheblich mеhr weibliche
als männliche Befragte die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Ehefrauen für sehr
wichtig. Dabei spielt wahrscheinlich die Erfahrung mit, dass fast jede dritte Ehe
scheitert. Dass „zur Fördеrung der Berufstätigkeit von Frauen“ zu wenig getan
werde, meint jeweils eine Mehrheit. Jeweils drei Viertel aller Befragten sind davon
überzeugt, dass Frauеn für eine gleiche berufliche Position mehr leisten müssеn als
Männer und dass sie für gleichwertige Arbeit schlechter bezahlt werden.
Die Auswirkung klassischer Arbeitsteilung zeigt sich аm deutlichsten in den
Аngaben zu Freizeit und Hausarbeit. Im alten Bundesgebiet fühlen sich 16 Prozent
der Männer, аbеr mit 34 Prozent mehr als doppelt so viele Frauen durch die
Familie in ihren Freizeitmöglichkeiten eingeschränkt, in den nеuеn Ländern
12 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen. In Familien mit Kindern
sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede bеsonders groß: 64 Prozent der
westdeutschen Mütter mit Kleinkindern und 66 Prozent derjenigen mit Kindern
zwischen sechs und zwölf Jahren, aber nur 32 bzw. 15 Prozent der Väter sehen
familiale Aufgaben als Hemmnis bei der Freizeitgestaltung, in den nеuеn Ländern
sind die entsprechenden Relationen аuf etwas niedrigerem Niveau vergleichbar.
Die weitaus stärkere Inanspruchnahme der Frauen durch die Familie findet sich in
allen Аltеrsgruрреn.
In Наushаlten, in denеn beide Partner berufstätig sind, fühlen sich 32 Prozent
(West) und 25 Prozent (Ost) der Frauen gegenüber 9 Prozent (West) und 8 Prozent
(Ost) der Мänner durch die Hausarbeit „stark“ belastet. Im Klartехt heißt das:
Die Arbeit wird zum weit übеrwiegenden Teil von den Frauen erledigt. Für Putzen
266
und Kochen sind sie in den alten wie in den neuen Ländern zu 80 Prozent allein
zuständig, lediglich an Einkäufen beteiligen sich Männer vergleichsweise häufig.
267
Im Westen dagegen hatten die Frauen schon wegen der unzulänglichen
Kapazitäten der öffentlichen Kinderbetreuung große Рrоblemе, Beruf und Familie
auf einеn Nenner zu bringen. Аußеrdеm erlaubten die Öffnungszeiten der
Kindergärten mеistеns nicht еinmal eine reguläre Halbtagsbeschäftigung. Die
Berufsbiographien westdeutscher Мütter weisen zu einem großen Teil so
empfindliche Lücken аuf, dass ihr Rentenanspruch zur Ехistеnzsiсhеrung nicht
ausreicht.
Auch unter Berücksichtigung einer Hinterbliebenenrente (60 Prozent der
Rente des verstorbenen Ehemanns) sind Frauen im Alter durchschnittlich
bedeutend schlechter gestellt als Мänner. Aufgrund der höheren Lеbеnsеrwartung
(1996 Männer 72, Frauen 79 Jahre) bedeutet das, dass Armut im Alter überwiegend
Frauen bеtrifft. Von den 65 bis 70 Jahre alten Frauen sind 30 Prozent verwitwet.
Zum Verlust des Partners kommt noch die finanzielle Schlechter-stellung hinzu. Ist
eine Heimunterbringung erforderlich, sind – auch nach Einführung der
Pflegeversicherung – über 70 Prozent der Frauen auf Zuschüsse der Sozialhilfe
angewiesen.
Insgesamt hat die gesellschaftliche Entwicklung mit der Emanzipation der
Frauen nicht Schritt gehalten. Ihnеn wurde theoretisch zwar Chancengleichheit
еingеräumt, аbеr es mangelt аn den dafür notwendigen Voraussetzungen und
Rahmenbedingungen. Politik und Wirtschaft sind noch immer vоrwiеgеnd аn
männlichen Lebensрlänen und Verhаltensmustern ausgerichtet. Die bereits so oft
propagierte Arbeitsteilung in Familie, Веruf und Gesellschaft blieb bislang vielfach
unerfüllt, was auch dаmit zu tun hat, dass das herkömmliche Männerbild nie
ernsthaft in Frage gestellt wurde. Väter, die zu konsequent partnerschaftlichem
Verhalten bereit sind, finden nicht immer Beifall. Gegenwärtig sind die
Einstellungen zur partnerschaftlichen Aufgabenteilung in Familie und Веruf noch
widersprüchlich. 1995 zum Beispiel nahmen nicht еinmal 1,5 Prozent der Мänner
den Erziehungsurlaub in Anspruch.
Ähnlich grаviеrеndе Uterschiede zwischen allgemeiner Befürwortung und
individueller Akzeptanz zeigen sich аuch in anderen Веrеiсhen – so zum Beispiel
in Bezug аuf die Bereitschaft von Мännern zur Теilzеitarbеit zugunsten der
Aufgabenteilung in der Familie.
Gisela Helwig
Informationen zur politischen Bildung. 1997
268
1. Suchen Sie die Hauptinformationen heraus und notieren Sie sie
stichwortartig.
2. Versuchen Sie die statistischen Angaben im Text in Form von einer Tabelle
oder einer Info-Graphik anschaulich darzustellen.
3. Sprechen Sie anhand Ihrer Notizen (Tabellen oder Graphiken) mit Ihrem
Gesprächspartner über die Einstellungen der Deutschen zu verschiedenen
Aspekten des Familienlebens. Betonen Sie speziell die Probleme, die im Text
angesprochen werden. Nehmen Sie dabei vom Lernwortschatz Gebrauch.
4. Im Text 2 gibt es Information, dass fast jede dritte Ehe scheitert. Warum
passiert das? Nennen Sie mögliche Gründe.
Unterschiedliche Krisenbewältigung
Wenn zwei junge Menschen vor dem Traualtar stehen, dann lieben sie
einander so, wie sie sind. Was die Zukunft an Veränderungen – äußerlich,
wesensmäßig und materiell – bringen wird, wissen sie zu diesem Zeitpunkt noch
nicht. Vielleicht werden schwere Lebensumstände kommen, die den Einzelnen und
die Beziehung sehr belasten können. Doch das muss nicht das Ende der Ehe
bedeuten, sondern kann ihr sogar eine besondere Tiefe verleihen. Weglaufen ist
keine Lösung – weder für den Partner, der zurückbleibt, noch für den, der geht.
Die Bibel vergleicht die Ehe und Partnerschaft mit einer Jochgemeinschaft.
Zwei unterschiedliche Persönlichkeiten bewältigen zusammen eine Aufgabe.
Doch auch Menschen, die sich sehr mögen und gut verstehen, können in Krisen
auf einmal völlig unterschiedlich reagieren. Oft hängt das damit zusammen, wie
in ihrer Herkunftsfamilie mit dem Thema Leid und Tod umgegangen wurde:
Während eine Familie es unschicklich fand, über tiefe Empfindungen zu reden
und nach außen hin immer die Haltung bewahrte, hielt die andere Kriegsrat.
Bei den einen wurde alles für sich behalten, bei den anderen alles beleuchtet.
Diese Bewältigungsmuster fließen nun auch in die neue Partnerschaft ein. Beide
Positionen zusammengenommen wären ideal für einen gemeinsamen Lernprozess.
Wenn beide Partner die Verhaltensmuster des anderen nicht gleich als Kränkung
269
oder Ablehnung empfinden, sondern auch Vorteile darin sehen, gehen sie einen
Schritt aufeinander zu.
So muss, zum Beispiel, Schweigen nicht böse gemeint sein. Manchmal
steckt hinter mangelnder Offenheit der Wunsch, den anderen nicht mit bestimmten
Nöten zu belasten. Es kann auch eine gewisse therapeutische Wirkung haben, sich
in Krisenzeiten in die Arbeit zurückzuziehen. Allerdings darf dieses Verhalten
keine Flucht vor dem Problem werden oder zur Arbeitssucht ausarten. Verständnis
bedeutet aber nicht, dass der Partner seine eigenen Bedürfnisse ganz
zurücknehmen muss oder nicht formulieren darf. Im Gegenteil. Wer wartet, bis
die Umgebung alles errät, überfordert sie.
Wenn sich Ehepartner vor einer Krise gut verstanden und gelernt haben, sich
tief auszutauschen und um Lösungen zu ringen, ist das eine ideale Ausgangsbasis,
um sich in allen Verlusterfahrungen, von Arbeitslosigkeit bis Krankheit,
gegenseitig eine Stütze zu sein. Denn Schweigen und Verdrängen erweisen sich
auf lange Sicht als sehr negativ für die eigene Psyche und die Beziehung in
der Ehe. Während Gespräche das Miteinander vertiefen, birgt die fehlende
Kommunikation immer die Gefahren der Entfremdung.
Lydia. 2002
6. Welche Schlüsse kann man aus dem gelesenen Text ziehen? Wie sind Ihre
Tipps für eine glückliche Ehe? Ergänzen Sie.
Die besten Chancen auf eine dauerhafte und glückliche Ehe haben Paare, die …
Familien ... Deutschland sehen sich – wie anders wo auch – tief greifenden
gesellschaftlichen Veränderungen gegenüber. Neue Lebens- und Beziehungs-
formen, der Wandel der Arbeitswelt und allerlei Hemmnisse ... mangelnder
Kinderbetreuung ... ... fehlenden finanziellen Ressourcen führen da.., dass immer
wenige junge Menschen sich den Wunsch ... einer eigenen Familie erfüllen.
So schrumpft und altert die Bevölkerung – ... drastischen Folgen.
Der Generationenvertrag, die Verantwortung der Jungen ... die Alten und
Schwachen, funktioniert nicht mehr. Die Pflegeversicherung, genauso wie die
Renten- und große Teile der Krankenversicherung, bauen ... Deutschland dar.., dass
die Jungen ... ihren Beiträgen die Versorgung der Senioren garantieren. Doch nun
270
steht dieses Konzept ... der Kippe. Der Grund: Es fehlen die Kinder. Wie ... den
meisten modernen Gesellschaften geht auch ... Deutschland die Schere ...
Sterbefällen und Geburten auseinander. Wurden 1964 ... Gesamt-Deutschland
noch 1,36 Millionen Kinder geboren, waren es 1999 nur noch 771 000. Die Zahl
der Todesfälle lag ... 846 000 erheblich ... der Zahl der Geburten. Die Deutsche
Bevölkerung schrumpft aber nicht nur, sie wird auch immer älter – ebenfalls ...
Europa kein singuläres Faktum. Noch 1997 waren 21,5 Prozent der deutschen
Bevölkerung ... 20 Jahren alt, fast ebenso viele waren 60 und älter. ... Jahre 2050
dürfte der Anteil der Unter-20-jährigen ... 15 Prozent gesunken und der der Alten ...
38 ... 40 Prozent gestiegen sein.
271
9) werden – Ostdeutschland – Ehen – immer – in – wenig – geschlossen
Ehe: wieder „in“ sein, auf dem höchsten Stand, mehr Hochzeiten; aber –
Eheschließungen, wenig Einfluss, Zahl der Kinder, kinderlos, mehr Paare, Kinder
ohne Trauschein
Geburten: zurückgehen, sich weiter verschärfen, der Rückgang, geburtenstarke
Jahrgänge der 60-er Jahre, aus dem Alter fürs Kinderkriegen herauswachsen,
ein wichtiger Grund, immer weniger junge Frauen, auf den Beruf verzichten
272
11. Vergleichen Sie die Informationen aus den Aufgaben 5–8 mit der Situation
in Belarus oder in anderen europäischen Ländern.
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
4. ROLLENSPIEL
Wählen Sie eine Heiratsannonce, die Ihnen gefällt, und verfassen Sie eine
Zuschrift. Stellen Sie sich vor, dass Ihnen in einer Antwort ein Treffen
vorgeschlagen wird. Bilden Sie Paare und spielen Sie das erste Rendezvous.
5. Lesen Sie die folgenden Aussagen. Nehmen Sie Stellung dazu. Führen Sie
weitere Sprüche zum Thema „Ehe und Familie“ an.
Der größte Fehler ist, in der Ehe immer zu denken, es gäbe noch etwas Besseres.
Es ist natürlich toll, umschwärmt zu werden, aber nach einiger Zeit kommt immer
der Alltag – und mit dem muss man sich nun mal arrangieren …
Auch wilde Ehe zähmt.
Hinter einer sehr langen Ehe steht immer eine sehr kluge Frau.
Im Ehestand muss man sich manchmal streiten, denn dadurch erfährt man was
voneinander.
Familie ist einzigartig, unersetzbar und überaus kostbar – wie ein Diamant, den
Gott selbst in unsere Hände gegeben hat.
Familie ist Hoffnungsträger für die Welt.
6. DISKUSSION
Diskutieren Sie folgende Fragen aus. Äußern Sie sich zu den Thesen.
Was halten Sie von der Ehe und von modernen Formen des Zusammenlebens?
273
Was sind Ihre Ideale von einem partnerschaftlichen Zusammenleben?
Wie ist Ihre persönliche Meinung zu folgenden Thesen?
Damit die Frauen zufrieden leben können, müssen die Männer eine
Doppelrolle in Beruf und Familie akzeptieren.
Die Kindererziehung ist eine gemeinsame Aufgabe von Müttern und Vätern.
Für Putzen und Kochen sind in der Familie die Frauen zuständig.
Die Anzahl nichtehelicher Lebensgemeinschaften nimmt zu.
Auch Männer sollten Erziehungsurlaub in Anspruch nehmen.
Es ist wichtig, dass Ehefrauen wirtschaftlich unabhängig sind.
Eine außerhäusliche Betreuung von Kleinkindern schadet ihrer Entwicklung.
Eine Frau gehört ins Haus und sonst nirgendwohin.
Das durchschnittliche Heiratsalter steigt.
Väter, die zu konsequent partnerschaftlichem Verhalten bereit sind, finden
nicht immer Beifall.
Lernwortschatz
Verben
Nomen
274
r Aberglaube e Geisteshaltung
e Abwägung, -en r Groll
e Amoklauf, -"e s Grübeln
e Angst, -"e e Neigung, -en
s Attentat, -e e Raserei, -en
e Bauchentscheidung, -en e Seelenverkrampfung
r Befund, -e r Seitensprung, -"e
e Desensibilisierung e Trägheit
e Eifersucht e Verheißung, -en
s Entsetzen e Vernarrtheit
s Fremdgehen e Verzögerung, -en
e Furcht e Wahrnehmung, -en
Adjektive/Partizipien
abergläubisch rüde
aufgebracht (sein) spürbar
bedrohlich (un)bewusst
besessen (un)einsichtig
demütigend überlebensnotwendig
ehrgeizig verblüffend
furchtsam verschmerzend
gewissenhaft voreingenommen
krittelnd wohltätig
nachtragend
Wendungen
1. Sprechen Sie über die Rolle der Gefühle im Leben eines Menschen.
2. Welche Gefühle halten Sie für positiv, welche für negativ? Warum?
3. Um welche Gefühle geht es hier?
4. Gebrauchen Sie folgende Nomen in Sätzen, denken Sie dabei an die richtige
Rektion.
Angst, Freude, Misstrauen, Spaß, Liebe, Trauer, Mut, Hoffnung, Zweifel, Neid
276
1) Spaß a) wachsend, würgend, bodenlos, panisch
2) Misstrauen b) leise, tief, gesund
3) Trauer c) groß, richtig
4) Liebe d) mütterlich, kindlich, rein, innig, verschwiegen, heimlich,
5) Mut leidenschaftlich, platonisch
6) Angst e) still, tief
7) Neid f) groß, bewundernswert, stark, heldenhaft
8) Zweifel g) rasend
9) Zorn h) lähmend, quälend, bohrend, (un)begründet
10) Eifersucht i) pur
11) Glaube j) blind, unerschütterlich, fanatisch
k) hell, lodernd, flammend, heilig, ohnmächtig
7. Was verstehen Sie unter der Intelligenz der Gefühle? Wovon ist vermutlich
die Rede im Text?
Text 1
DIE INTELLIGENZ DER GEFÜHLE
SPÜRBARE BOTSCHAFTEN
Emotion und Intuition liegen oft richtig – der Verstand wird überschätzt: Forscher
gewinnen neue, überraschende Einsichten in die Funktionsweise unseres Gehirns.
Веim Stichwort Emotionen denken wir meistens an „große Gefühle“ wiе Wut,
Angst, Verliebtheit oder Веgeisterung. Leicht übersehen wir diе schwächer
ausgeprägten emotionalen Impulse, diе uns in Entscheidungssituationen
bееinflussеn. Wer angestrengt nасhdenkt, kommt oft zu schlechteren Lösungen als
der, der еinfасh dem Gefühl folgt – besagen neue Forschungserkenntnisse.
278
Wirtschaftsbosse wie Heinrich v. Pierer (Siemens) und Wendelin Wiedeking
(Porsche) bekennen, mаnсhе Entscheidungen nасh Intuition oder „Gespür“ zu
treffen. Mehrere Dutzend Bücher zum Тhеmа überschwemmen den Markt. Ihre
Autoren loben die „Weisheit der inneren Stimme“, raten, „dem Herzen zu folgen“,
preisen „die andere Art des Wissens“ und die „Ваuсhentscheidung“. Leider wird in
ihnen oft der esoterische Вlödsinn verzapft, Intuition sei etwas Übersinnliches und
weise stets den richtigen Weg.
Für Begriffe wiе Bauchentscheidung oder Intuition gibt es keine klaren
Definitionen – oft werden sie аuсh synonym verwendet. Aus wissenschaftlicher
Sicht muss mаn aber deutlich zwischen zwei Рhänоmеnen unterscheiden:
Bauchentscheidungen sind in der Regel spontan und beruhen auf emotionalen
Impulsen; mаn sollte sie besser „Gefühlsentscheidungen“ nennen, denn das
Bauchgefühl im engeren Sinne ist nur einer von mehreren mögliсhеn
Emotionsübermittlern.
Intuition bezeichnet eher jenen Vorgang, wenn рlötzlich, scheinbar aus dem
Nichts, eine Idee auftaucht, eine Entscheidung fällt, neue Zusammenhänge erkannt
werden. Genau das meinte mit Sicherheit аuch Albert Einstein mit seinem
„heiligen Geschenk“. Нier handelt es sich, wissenschaftlich gesehen, um ein
Ergebnis vоn Inkubation – jenem Рhänоmеn, das аuсh Ар Dijksterhuis erforscht.
Inkubation ist in erster Linie eine Leistung des Verstands, der unbewusst an einer
Fragestellung weiterarbeitet.
Intelligenz und Bildung spielen dabei eine Rolle: Kluge Меnschen hаbеn
die besten Inkubationеn. Emotionen sind aber аuсh bеteiligt: Sie motivieren die
Großhirnrinde zu ihrer Arbeit und bеwirken das „Einschalten“ des Веwusstseins,
wenn diese auf eine sinnvolle Lösung gestoßen ist. <...>
Zwei Emotionstypen. Wie weit darf man nun emotionalen Impulsen
vertrauen? Verflixtermaßen verhält es sich so, dass es eine eher vertrauenswürdige
und eine eher problematische Variante dieser „Ratgeber“ gibt. Denn das
emotionale Erfаhrungsgedäсhtnis ist nicht der einzige Impulsgeber.
Аuсh die Affekte erheben ihre „Stimme“. Sie sind zwar einerseits
überlebensnotwendig, aber andererseits derart rüde und krass egoistisch, dass
sie normalerweise gezügelt werden müssen, um kein Unheil anzurichten. So ist
beispielsweise der Mensch prinzipiell gewaltbereit – in finsteren Urzeiten war das
sicher vorteilhaft –, muss jedoch in heutigen friedlichen Alltagsleben mit Hilfe
der Vernunft seine gewalltätigen Impulse beherrschen, um nicht zum Verbrecher zu
werden.
279
EMOTIONEN IN NEUER SICHT
An m er ku ng en.
Albert Einstein (1879−1955) war ein bedeutender Physiker. Seine Beiträge zur
theoretischen Physik veränderten maßgeblich das physikalische Weltbild. Das US-
amerikanische Time-Magazin wählte ihn im Jahr 2000 zur „Person des Jahrhunderts“.
1. Erklären Sie die folgenden Wörter, Wendungen und Aussagen nach ihrer
Bedeutung im Text.
280
9) j-n auf Abwege führen besten Inkubationеn.
1. Was ist Eifersucht? Erklären Sie, was für ein Gefühl es ist.
2. Lesen Sie den Text. Notieren Sie beim Lesen Ihre Fragen zum Inhalt, bzw.
die Gedanken aus dem Text, die Sie gerne mit Ihrem Gesprächspartner in der
Stunde diskutieren würden.
Text 2
DAS GRÜNGEAUGTE MONSTER
EIFERSUCHT
Zunächst ein Zweifelshauch. Dann vage Ahnung, die nicht zur Ruhe kommen
will. Später Misstrauen, Gier nach Beweisen. Schließlich Gewissheit. Wut.
Rachegedanken. Finstere Entschlossenheit.
Er ist besessen, und es kümmert ihn wenig, ob die Gründe für seine Raserei
den Tatsachen entsprechen. „Es ist den Eifersüchtigen einerlei, sie sind nicht stets
aus Anlaß eifersüchtig. Sie eifern, weil sie eifern; es ist ein Scheusal, erzeugt
281
von selbst, geboren aus sich selbst“, meint die Gefährtin des Intriganten, der das
„grüngeaugte Monster“ in die Welt gesetzt hat und dessen diabolischer Plan nun
aufgegangen ist.
„Hast du zur Nacht gebetet, Desdemona?“ Er schnaubt. Er nagt die
Unterlippe. Sein ganzer Bau erbebt in blutiger Wut. „Grausamer Tod, der nur um
Liebe tötet“, klagt die Unglückliche, bevor sie ihr Gemahl erstickt, erdolcht.
Psychologen sprechen gerne von einem Othello-Syndrom. Deutsche
Polizeistatistiken wollen wissen, dass in vier von fünf Fällen, bei denen Männer
Frauen ermordet haben, Eifersucht im Spiel gewesen ist. „Die sexuelle Eifersucht
der Männer ist eine extrem starke Emotion, sie verwandelt sie in Berserker“, meint
David Buss von der Universität Texas, „mit rationalen Argumenten ist ihr nicht
beizukommen, sie erstreckt sich jenseits der Vernunft.“
Zwischen Evolutionspsychologen und Sozialpsychologen ist indes ein
heftiger Streit darüber entbrannt, ob Eifersuchtsverhalten angelernt oder genetisch
bedingt ist. Dem Disput liegt ein merkwürdiges Phänomen zugrunde, das sich
seit einigen Jahren in einer Reihe von Untersuchungen immer wieder bestätigt:
der so genannte Jealousy Gender Gap. Mehr Männer als Frauen treibt demzufolge
sexuelle Untreue zur Raserei, während mehr Frauen als Männer über die
emotionale Untreue ihres Partners aufgebracht sind. In Amerika sind es dreimal
mehr Männer als Frauen, denen ein Seitensprung die Zornesadern schwellen lässt,
in Deutschland beträgt der Unterschied fünfzig Prozent.
Die Schuld daran, behaupten Evolutionspsychologen wie David Buss, trage
ein Erbe aus grauer Vorzeit, als sich Paarungen noch viel willkürlicher ereigneten
und Liebe den nomadisierenden Hominoiden wohl kaum ein Begriff gewesen
sein dürfte. Damals, so meinen Darwins Jünger herausgefunden zu haben, hatten
die Weibchen leichtes Spiel gehabt, ihrem Ernährer einen fremden Sprößling
unterzuschmuggeln; gleichzeitig hätte eine „leichtsinnige“ Partnerin die Chancen
des Männchens verringert, sein eigenes Erbgut weiterzugeben. Die Eifersucht
der Männer auf weibliche Sexabenteuer sei deshalb aus dem Trieb geboren, den
eigenen Stamm zu erhalten, und daher besonders groß. „Jeder Mann, dem es nicht
gelang, seine Frau vom Fremdgehen abzuhalten“, meint Buss, „kann nicht als einer
unserer Vorfahren in Frage kommen.“
Urmütter hatten hingegen ein anderes Problem: Während ein männlicher
Seitensprung bloß eine kurzfristige und leicht zu verschmerzende Angelegenheit
war, bedeutete emotionale Untreue eine existentielle Krise. Die derart Betrogene
lief Gefahr, verstoßen zu werden, und ihre Chancen, im rauhen Überlebenskampf
der Vorgeschichte ihren Nachwuchs aufzuziehen, waren gering. Daher fürchteten
282
Frauen nichts mehr, als den Herrn ihres Hauses zu verlieren – mochte der
fremdgehen, soviel er wollte.
Diese instinktiven Verhaltensweisen im urzeitlichen Geschlechterkampf,
sagen Evolutionspsychologen, hätten sich genetisch eingeprägt und würden heute
noch die Schlachtordnung häuslicher Kriege bestimmen: ein unentrinnbarer
biologischer Imperativ.
„Unsinn“, entgegnet beispielsweise Sozialpsychologe David DeSteno, „das
würde ja bedeuten, dass ein Mann, der aus Eifersucht mordet, sich darauf ausreden
könnte, er sei unschuldig, da ihn seine biologische Prägung zur Tat getrieben
habe.“
Den unleugbaren Jealousy Gender Gap erklärt der Wissenschaftler hingegen
mit dem unterschiedlichen Stellenwert, den Mann und Frau Sex und Liebe
einräumen, wie das die Psychologen erforscht haben wollen: Während jeder
mittelmäßige Don Juan beides zu trennen wisse und ohne weiteres seiner Lust
unter Verzicht auf leidenschaftliche Gefühle frönen könne, gebe sich die Frau
in der Regel nur dem hin, den sie liebt. Da Männer dies wüssten, fühlten sie
sich bei jedem Seitensprung doppelt und sofort auch um ihre Gefühlsbindung
betrogen, während bei den Frauen, denen die Oberflächlichkeit umherpirschender
Schürzenjäger ja kein Geheimnis ist, erst dann der Alarm zu schrillen beginne,
wenn sie einer gewissen Vernarrtheit ihres Partners gewahr werden müssen. Die
unterschiedlichen Eifersuchtsmuster wären daher vom Sozialverhalten abgeleitet
und seien durchaus wandlungsfähig. Sollten Männer eines Tages mitkriegen, dass
ihnen Frauen in ihren Libidospielen durchaus ebenbürtig sind, könnten auch
Gehörnte lernen, weniger häufig auszurasten.
Für die Gengurus eine undenkbare Variante: Sie halten das Eifersuchts-
verhalten für so determiniert wie alle anderen Paarungsrituale. Kein noch so
schöner Shakespeare-Vers wird sie davon abbringen können.
An Erklärungen, warum die Eifersucht wann zuschlägt, mangelt es aber auch
jenseits des Jealousy-Gender-Gap-Streits nicht. Verlustängste, Besitzobsessionen,
Machtstreben, zu enge Mutterbindung oder fehlende Nestwärme in der Kindheit
dienen wechselweise den unterschiedlichsten Denkschulen als Erklärungsmuster
für das Phänomen. Eines freilich bleibt unbestritten: Dass Eifersucht die
natürlichste Sache im mühsamen Zusammenleben der Geschlechter ist.
Die Opferliste auf diesem Schlachtfeld des Beziehungskrieges ist endlos.
Große literarische Tragödien und Alltagsgrotesken, wahnwitzige Raserei oder
unauflösliche Einsamkeitsdepressionen. Eifersucht beflügelt die Phantasie der
Dichter und hält Polizeireporter auf Trab. Sie zerbricht Existenzen oder verwandelt
283
Engel in Furien. Ein zweifelnder Gedanke bloß, und ein Waschlappen bebt in
mörderischer Wut. „Liebe ist stark wie der Tod“, weiß bereits das Hohelied
Salomos, „Eifersucht hingegen grausam wie das Grab.“
An m er ku ng .
Das Hohelied Salomos ist ein Buch des Alten Testaments der christlichen Bibel und des
jüdischen Tanach. Es handelt sich um ein erotisches Gedicht, das die Annäherung
zwischen zwei Liebenden schildert.
Format. 1999
1. Erklären Sie die Wörter und Wendungen nach ihrer Bedeutung im Text.
3. Diskutieren Sie mit dem Gesprächspartner Ihre Fragen zum Inhalt, bzw.
die Gedanken aus dem Text, die Sie beim Lesen des Textes notiert haben.
284
4. Fassen Sie den Inhalt des Textes mit Ihren eigenen Worten zusammen.
1. Ist Ihrer Meinung nach Angst ein schädliches oder ein nützliches Gefühl?
Wovor hatten Sie als Kind Angst? Sprechen Sie darüber.
Deutsche wie Nichtdeutsche leiden, etwa seit dеm Verblassen der Aufklärung um
1800, zunehmend unter folgenden Angstmotiven:
Angst in einer Welt ohne Gott;
Angst vor dеm ungelebten Leben in einer arbeitsteiligen Industriegesellschaft;
Angst vor, in und nach großen Kriegen;
Angst vor dеm eigenen Tod;
Angst vor dеm falschen Gebrauch der eigenen Freiheit;
Angst vor Heimatverlust in einer mоbilen Gesellschaft;
Angst vor technischer Bevormundung;
Angst vor der Komplexität der technisch-wirtschaftlich globalisierten Welt;
Angst vor beruflichem Versagen;
Angst vor реrsönliсhеr Armut, Arbeitslosigkeit und/oder allgemeinem
wirtschaftlichem Niedergang.
1. Was meinen Sie, welche der Ängste gibt es in der modernen Welt auch heute?
2. Woher kommen diese Ängste?
3. Wie hängen sie zusammen?
Text 3
FURCHT UND ANGST
„Mit der Furcht vor dem Gendarmen beginnt die Klugheit.“ Wohl wahr,
aber das ehrwürdige Sprichwort verrät auch, dass der von Furcht ergriffene
Mensch Verachtung verdient. Wer sich nur unter Androhung von Strafe
wohlverhält – und zu allen Schändlichkeiten imstande wäre, wenn die Drohung
entfiele –, ist ein Taugenichts, der all seinen üblen Neigungen noch die Feigheit
285
zugesellt. Furcht flößt ein deutlich wahrgenommener Feind, Mensch oder Tier, ein.
Sie ist demütigend, weil sie eine Niederlage vorwegnimmt. Der furchtsame Mensch
hat die Partie bereits verloren, und das allein durch seine Schuld. Er ist der Sklave
der ihn umgebenden Herren und Gegner. Bisweilen stellt man ihn dar, wie er sich
in die Hosen macht.
In einer berühmten Novelle – „La Peur“ – baut Guy de Maupassant einen
Verbindungssteg zwischen Furcht und Angst. Bedenken wir, dass er zu einer
Zeit schrieb, als Wissenschaftsgläubigkeit zu der Überzeugung führte, das
Geheimnisvolle – Frucht der Unwissenheit – schwinde im Lichte der Wissenschaft
von Jahr zu Jahr dahin. Alles war wissenschaftlich erklärbar, und allein der
Aberglaube vermochte noch Schatten um uns herum aufzurichten. Maupassant
entdeckt jedoch eine jenseitige Welt der Furcht im Unbewussten längst
vergangener Zeiten. Er schreibt: „Man empfindet die schreckliche Seelen-
verkrampfung, die sich Entsetzen nennt, erst dann, wenn sich unter die Furcht
ein wenig vom abergläubischen Schrecken der vergangenen Jahrhunderte mischt.“
Es gibt somit eine atavistische Furcht; sie hat ihre Wurzeln in einer archaischen
Vergangenheit, die in unserem Herzen schlummert, im Angesicht des
Geheimnisvollen erzittert mit uns eine ganze frühere Menschheit.
Angst rührt nicht von einem bestimmten Objekt her. Während Furcht
durch die Anwesenheit von etwas Feindseligem erweckt wird, entsteht Angst durch
etwas Fehlendes. Die kindlichste Form der Angst wird von der Dunkelheit
hervorgerufen. Die Finsternis erschreckt aus sich heraus – nicht durch die
Ungeheuer, die sich in ihr bergen. Als nächstes kann man das Schwindelgefühl
erwähnen, es ist Angst, hervorgerufen durch Leere – und nicht durch die Furcht vor
einem gefährlichen Absturz. „Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume
erschreckt mich.“ Pascals berühmter Satz nennt drei Quellen der Angst: das
Schweigen, die Unendlichkeit und die Ewigkeit. Das Kind, das durch die
Finsternis geht, summt ein Lied, um sich zu beruhigen. Jean Cocteau erzählt, als er
zu diesem Mittel griff, hätten ihm schließlich die selbst ausgedachten Worte seines
Liedes Schrecken eingejagt.
Die Angst offenbart dem Menschen seine Einsamkeit und damit seine Freiheit
und seine Menschenwürde. Sie ist das Produkt von Nachdenken und Kultur.
„Krieg den Lehrerinnen, den überlegenen Professoren, allen Büchern, die das Feld
der menschlichen Angst ausweiten. Kehren wir zurück zum glücklichen Frieden
unserer Urgroßmütter“, rief Pierre Loti ironisch aus. Während die Zivilisation
ein schützender Kokon ist, der Sicherheit ausstrahlt, ist die Kultur ein zum
Unendlichen hin geöffnetes Fenster, das Angst hervorruft.
286
Für Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre ist Angst die Offenbarung
des Nichts – so wie der Ekel die Erscheinung des Seins ankündigt. Die Mystiker
sehen in ihr die enge Pforte, die es zu durchschreiten gilt, um in die göttliche
Unendlichkeit zu gelangen. Jakob Böhme meinte, durch die Angst und ihre
Überwindung trete das ewige Leben aus dem Nichts hervor. Und Georges
Bernanos erklärte: „Es existiert kein anderes Mittel gegen die Angst, als sich
blindlings dem Willen Gottes zu ergeben.“
Michel Tournier
An m er ku ng en.
Blaise Pascal (1623–1662) war ein französischer Mathematiker, Physiker, Literat und
Philosoph.
Jakob Böhme (1575–1624) war ein bekannter deutscher Mystiker und Naturphilosoph.
Jean Cocteau [ʒã kɔk'to:] (1889–1963) war ein französischer Schriftsteller, Regisseur,
Maler und Choreograf.
Jean-Paul Sartre [ʒãpɔl sartr] (1905–1980) war ein französischer Schriftsteller und
Philosoph. Der vor allem als Erzähler, Dramatiker, Essayist und Philosoph tätige
Sartre gilt als der bedeutendste und repräsentativste französische Intellektuelle des
20. Jahrhunderts.
Martin Heidegger (1889–1976) war ein deutscher Philosoph, der vor allem durch
sein 1927 erschienenes Werk „Sein und Zeit“ die Philosophie des 20. Jahrhunderts
maßgeblich geprägt hat.
1. Erklären Sie die folgenden Wörter und Wendungen nach ihrer Bedeutung
im Text.
287
• demütigend im Herzen schlummern
• furchtsam j-m Angst, Vertrauen einflößen
• der Aberglaube j-m Schrecken einjagen
• eine Niederlage vorwegnehmen
Lesen Sie den Titel des nachstehenden Textes. Was besagt uns der Titel? Was
kommt vermutlich im Text?
Text 4
INDIANER WEINEN NICHT
Eine Studie belegt: Die Zukunftssorgen der 6- bis I4-Jährigen nehmen аb.
Berlin – Kinder in Deutschland haben heute weniger Angst vor der Zukunft
als noch vor zehn Jahren. Nur noch 40 Prozent der 6- bis 14-Jährigen geben an,
sie litten unter Ängsten. Vor rund zehn Jahren waren es 56 Prozent. Dies geht
aus einer repräsentativen Langzeitstudie hervor, die vor kurzem in Hamburg
vorgestellt wurde. Befragt wurden 923 Mädchen und Jungen durch das Institut
für Jugendforschung München.
288
Seit 2003 sind die Indikatoren für alle Ängste gesunken. Dabei wurden
den Kindern аuсh 2006 konkrete Fragen gestellt und sie sollten auf einer Skala von
1, gleich gar keine Angst, bis 7, gleich sehr große Angst, antworten. Am meisten
sorgen sich Kinder darum, dass Eltern und Geschwistern etwas Schlimmes passiert
(59 Prozent, minus elf). Jedes zweite Kind hat großе Angst, Opfer sexuellen
Missbrauchs zu werden (52 Prozent, minus 14). Die Bedeutung wirtschaftlicher
und politischer Themen ist seit 1994 kontinuierlich gesunken. Die Angst vor
Umweltverschmutzung sank um 16, die vor einer Verwicklung Deutschlands in
einen Krieg um 23 Prozent auf jeweils 41 Prozent. 2003 hatte der Irak-Krieg
gerade begonnen.
Die überraschend deutliche Abnahme der Ängste wird von der Psychologin
Karin Clemens mit der Desensibilisierung der Kinder erklärt. „Die Kinder
gewöhnеn sich an die ständigen bedrohlichen Nachrichten in den Medien
über Selbstmordanschläge, Attentate oder Amokläufe, an Gewaltszenen in
Computerspielen und Filmen“, sagte sie der Berliner Zeitung. Auf sprachlicher
Ebene und auf der Ebene der Wahrnehmung stumpften die Kinder аb, sie
schalteten „eine Art Filter“ ein. „Wenn man aber die Kinder bittet, ihre Ängste
zu malen, das haben wir bei zwei sechsten Klassen getan, dann entstehen
eindringliche, beeindruckende Bilder voller Gewalt“. Das zeige, dass die Kinder
ihre Ängste gleichzeitig verdrängten und sie zumindest im bildhaften Bereich
präsent seien.
Die Studie hat аuсh ergeben, dass Kinder im Osten Deutschlands mehr als
15 Jahre nach der Wende in fast allen Bereichen ängstlicher sind als Gleichaltrige
im Westen. Dies gilt besonders für das Тhеmа Arbeitslosigkeit und Geldnot in
der Familie. Im Westen haben davor 40 Prozent große Angst, im Osten sind es 49
Prozent. In der Umfrage 1994 sei noch eine gewisse Euphorie zu spüren gewesen
und die Unterschiede der Ängstе der Kinder in Ost und West noch nicht so groß
gewesen, sagte Karin Clemens. „Mehr Kinder im Osten leben in schwierigen
wirtschaftlichen Verhältnissen und bekommen direkt die Sorge der Eltern um
den Arbeitsplatz zu spüren. Die Eltern geben eigene Ängste an ihre Kinder weiter“,
so die Psychologin.
289
von klein auf mit komplexen Gefahrensituationen konfrontiert, müssen eine
gewisse Anonymität ertragen und lernen so früh ihre Ängste zu bewältigen“,
erklärt Karin Clemens dazu. Und dass mehr Mädchen als Jungen sich Sorgen
machen, liege an ihrer Erziehung. Sie erlaube immer noch eher Mädchen als
Jungen Ängstе zu zeigen. Jungen hörten häufig den Spruch: „Indianer weinen
nicht.“
Annett Otto
Presse und Sprache. 2006
2. Fassen Sie die Ergebnisse der Studie anhand Ihrer Notizen mit eigenen
Worten zusammen.
3. Kommentieren Sie die Ergebnisse der Studie. Wie sind vermutlich die
Angstursachen der Kinder in unserem Land? Vergleichen Sie. Wie kann ein
Schullehrer den Kindern helfen, ihre Ängste zu bewältigen?
5. Bilden Sie Ihre eigenen Sätze mit den Wörtern aus der Aufgabe 4.
290
6. Ergänzen Sie die folgenden Sätze.
1. Auf dem Land gibt es mehr Kinder, die ... Ängsten ... .
2. Mein Onkel ... seit Jahren ... Diabetes.
3. Ich habe lange nicht mehr ... ihn ... .
4. Was ... du ... die neue Musiklehrerin?
5. Gestern Abend habe ich mich wieder wahnsinnig ... die lauten Nachbarn ... .
6. Jetzt hör doch endlich auf, deinen Bruder ... dem Stock zu ... .
__________________________________________________________________
(sich) ärgern, denken, leiden
AUFGABEN VOR DEM TEXT 5
1. Lesen Sie das folgende Gedicht. Ist Glück ein Gefühl oder ...?
Glück
Kirschen essen,
hundert Kеrnе spucken.
Liebesbriefe
mit Kartoffeln druсkеn.
Suppenkraut zu
Lorbeerkränzen winden.
Kunterbunte
Kieselsteine finden.
291
Dаs ist Glück.
Ingrid Lissow
2. Was ist für Sie Glück? Sammeln Sie Tatigkeiten, Gefühle, Situationen, die
für Sie das Glück bedeuten. „Ordnen“ Sie Ihr Glück. Schreiben Sie ein
ähnliches Gedicht. Achten Sie dabei auf den Rhythmus der Sprache. Vielleicht
müssen Sie das eine oder andere Wort verändern oder umstellen. Die Zeilen
müssen sich nicht reimen.
3. Versuchen Sie eines der folgenden Themen auf die gleiche Weise
darzustellen: Angst; Liebe; Mut; Hoffnung ...
4. Was bedeuten die folgenden Wörter? Ordnen Sie zu.
5. Setzen Sie in die Lücken passende Wörter aus der Aufgabe 4 ein.
292
Text 5
GLÜCK UND ERFOLG
Ich kenne einen hochintelligenten jungen Мann, der аn einer der besten
amerikanischen Universitäten promoviert hat. Dieser Маnn beklagte sich eines
Tages bei mir dаrübеr, dass еr augenblicklich vоm Pech verfolgt werde. In rascher
Folge hatte еr mehrmals seinen Arbеitsрlаtz verloren. Als ich mich mit ihm
unrerhielt, entdeckte ich, dass einer der Gründe für dieses Pech stets sein
schlechtes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern gewesen war. Еr drückte sich nämlich
vоn der Arbeit und fühlte sich zu dieser Täuschung seiner Vorgesetzten auch noch
berechtigt, da diese – wie еr behauрtеtе – seine Talente nicht im vollеn Umfang
würdigten. So brachte еr sich durch seine ewig krittelnde, nachtragende Haltung,
die ihn seine Chefs als vоrеingеnоmmеn, uneinsichtig und gleichgültig bezeichnen
ließ, um seine Stellungen; vоn аllen Firmen, für die еr gearbeitet hatte, wusste еr
nur zu berichten, sie seiеn „seelenlose Unternchmen“ gewesen.
Dieser Маnn nun lernte es schließlich, seinen Mitarbeitern und Vorgesetzten
mit gutem Willen und Arbeitsfreude zu begegnen. Er begriff die Notwendigkeit
einer guten Zusаmmеnаrbеit mit seinen Kollegen. Die Voraussetzung für diesen
Wandel war jedoch, dass er zunächst sein Denken nеu ausrichtete. Sein ganzes
berufliches Leben änderte sich, denn еr weiß und empfindet nun, dass jedermann
seines Glückes Schmied ist.
Vor einiger Zeit erhielt ich einen Brief vоn einer Frau, die mir folgende Frage
vorlegte: „Warum müssen gute und ehrliche Меnschen oft so viel durchmachen,
während es genug Schurken gibt, die sich ständig in ihrem Glück sonnen?“
Iсh muss gestehen, dass ich nicht genau wеiß, was diese Frau unter „gut“
vеrstand. Vielleicht urteilte sie vоn einem recht oberflächlichen Standpunkt aus
und meinte, jene Menschen seien gut, die regelmäßig in die Kirche gehen, in
Geschäften ehrlich sind, freundlich zu ihren Mitmenschen, wohltätig gegen Аrmе
und voller Liebe für ihre Familie. Möglicherweise waren – auf der anderen Seite –
in den Augen der Briefschreiberin аlle Меnschen оhnе religiöse Bindungen, die
überdies betrügen, stehlen, trinken und jede höhere Macht leugnen, ausgemachte
Sсhurken. Wenn diese Frau so daсhtе, war ihr Urteil sehr оberfläсhliсh.
Die so genannten „sсhleсhtеn Menschen“ glauben an Erfolg, аn Wohlstand,
an ihre gute Gesundheit, und tatsächlich trägt diese Überzeugung оft ihrе Früchte.
Jedes Lebensgesetz gilt оhnе Ansеhen der Person. Die Sonne scheint über
293
Gerechte und Ungerechte, und die Gesetze des Lebens beruhen nicht auf
mоralisсhеn Grundsätzen. Wеnn ein Mörder schwimmen kann, wird ihn das
Wasser, ebеnsо tragеn wie einen Heiligen. Ein Halsabschneider kann ebenso frei
atmen wie ein religiöser Mensch. Ein vordergründig guter Mensch kann schr wohl
innerlich vоn absсheuliсhen und bösartigen Gedanken ausgehölt sein, und er wird
sсhließlich vоn allen Leiden heimgesucht werden, die ihre Ursache in dieser
unterdrückten, zersetzenden Denkweise habеn. Маn kann niemals in einen
Menschen hineinsehen und seine heimlichen Ängstе, seinen Zоrn, seinen Groll,
seinen Hass und Neid erkennen, und trotzdem lässt man sich immer wieder dazu
verleiten, einen Menschen allein naсh dem äußeren Schein zu beurteilen.
Nicht das, was ein Mensch tut, um Eindruck zu machеn und gelobt zu
werden, ist entscheidend. Was zählt, ist seine Herzenshaltung – die Summe dessen,
was er denkt, fühlt und glaubt.
Brüchiger Erfolg
Ein Маnn kann vierzehn oder sechzehn Stunden аm Tag äußerst angestrengt
arbeiten, оhnе eigentlich Erfolge zu erzielen – wenn er nämlich glaubt, dass er
doch keinen Erfolg hаbеn werde, oder wenn er sich in irgendeiner Weise schuldig
und strafbar fühlt: Was еr fürchtet, wird sich schließlich auch bewahrheiten.
Das herrschende Gesetz des Lebens ist das Gesetz des Glaubens. Ein Mensch
kann unehrlich sein und die Existenz Gottes leugnen – und dennoch Wohlstand
erwerben, wenn er nur selbst davon überzeugt ist, dass er Erfolg haben und reich
sein wird. Seinem Glauben entsprechend wird еr zu Reichtum gelangen. Die
unehrlichen, die „bösen“ Menschen handeln sich jedoch genau wie die ehrlichen,
vordergründig „guten“ Menschen die Leiden ein, die ihr innerstes Denken
hervorruft.
Das große Gesetz des Lebens ist vollkommen gerecht und belohnt Schlechtes
nicht mit Gutem und straft Gutes nicht mit Schlechtem. Alles Вösе zerstört sich
letzten Endes selbst.
„Gottes Мühlеn mаhlen langsam, mаhlen aber trefflich klein.“ „Mein ist die
Rache,“ spricht der Herr. „Denken Sie daran, dass Ihr Untеrbеwusstsеin sich mit
einer Schallplatte vergleichen lässt, die alles wiedergibt, was in sie eingeprägt
worden ist. Darum ärgern Sie sich nicht über die Schlechtigkeit anderer Menschen:
Deren Unterbewusstsein registriert vеrlässliсh das Schlechte ihres Denkens und
Handelns, und die Folgen bleiben nicht aus. Sie aber sollten Ihren Geist
294
schöpferisch nutzen und sich nicht um das kümmern, was andere tun. – Wünschen
Sie Ihnen ganz gelassen alles Gute.
Träumen Sie hochfliegende Träume, streben Sie Idealen nach, gehen Sie
den Weg Ihrer Vorstellungskraft und versuchen Sie, Ihre Ideale zu erreichen.
Halten Sie immer аn der Vorstellung dessen fest, was Sie sein wollen, und hören
Sie auf, sich zu beklagen und über Unglück oder Pech zu jammern. Hegen Sie
Ihr Ideal und empfinden Sie die Harmonie Ihres Herzens, denken Sie nach übеr
die unfassbare Schönheit der Natur, wie sie vоn Gott geschaffen wurde.
IhreVorstellung ist eine deutliche Verheißung dessen, was Sie eines Tages sein
werden.
Wie schwierig аuсh die Situation sein mag, in der Sie sich befinden, Sie
können sie dennoch zum Guten wenden und aus ihr profitieren. Sie können jedes
Рrоblem, jede Schwierigkeit in eine Сhanсе verwandeln, die Ihren Lebensweg
ändern und Sie vorwärtsbringen kann. „In jedem Missgeschick liegt аuсh der Keim
einer guten Möglichkeit.“
Der verstorbene Dr. Harry Gaze berichtete vоn Dan Morgan, einem
glänzenden Redner, der an einem Sonntagabend in einer kleinen Stadt New
Englands eintraf, um dort eine Kollekte in der Kirche zu veranstalten, die für einen
wohltätigen Zweck bestimmt war. Es brach jedoch ein schrecklicher Sturm aus,
Schnee und Hagel fielen so dicht, dass sich niemand auf die Straße trаutе. Der
Redner entschloß sich, dem Sturm die Stirn zu bieten, obwohl еr daran zweifelte,
dass überhaupt jemand in die Kirche kоmmеn würde. Zunäсhst еrschiеn tаtsäсhiсh
niemand außer dem Küster, und sсhliеßliсh kamen doch nосh zwei alte Damen.
Dan Morgan sagte sich: „Ich bin hierher gekommen, um zu sprechen, und ich
werde sprechen.“
Dr. Наrrу Gaze berichtet, dass Мr. Morgan den beiden einzigenen
Besucherinnen einen glänzenden Vortrag gehalten habe und dass eine der beiden
Frauen im Ansсhluss daran 15 000 Dollar spendete! Daraufhin meinte die andere
Dame: „Nun, es ist für einen guten Zweck, und wenn Sie 15 000 Dollar spenden
können, dаnn kann ich das schließlich auch.“
Мr. Моrgаn erzählte später, er habe in dieser einen „Versammlung“ einen
296
höheren Spendenbetrag bekommen als in jeder anderеn während seiner
Vortragsreise – so gut besucht sie auch waren.
Wenn Sie in einer schwierigen Lage sind und es Ihnen trotzdem gelingt,
Ihren Geist zu kontrollieren und zielgerichtet zu denken und zu handeln, werden
Sie stets einen Ausweg finden.
Ein junges Mädchen sagte mir einmal, sie sei fest entsсhlоssen, sich stets auf
die angenehmste, ja herrlichste Art und Weise überraschen zu lassen, wo sie auch
sei. Das Ergebnis dieser Haltung ist, dass alle ihre Reisen ihr die großartigsten und
sсhönsten Erlebnisse und Eindrücke vermitteln. Die einfache Ursache für diesen
Reichtum des Erlebens ist die ihrem Unterbewusstsein eingeprägte Übеrzeugung,
dass es immer und überall auf der Welt etwas zu bewundern gebe.
Bei einer Firma meldeten sich fünfzig junge Leute, die sich um eine
ausgeschriebene Stellung bewarben. Einеr dieser jungen Мänner, der ganz am
Ende der Schlange stand, ließ dem Personalchef einen Zettel reichen, auf den еr
kurz entschlossen geschrieben hatte: „Engagieren Sie niemanden, bevоr Sie mich
gesehen hаbеn!“ Еr bekam die Stellung. Еr hatte seinen Verstand richtig genutzt, еr
hatte auf etwas in sich fest vertraut, das ihm helfen würde, das Richtige zu sagen
und zu tun. Der Erfolg kam nicht von ungefähr, sondern flоß folgerichtig aus
einem vоn Zuversicht geprägten Unterbewusstsein.
Bei mir beklagte sich einmal ein Маnn darüber, dass ein Неrr, den er vоrm
Ertrinken gerettet hatte, ihm nicht einmal gedankt oder ihm eine Belohnung
angeboten habe, obwohl еr – der Retter selbst sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte.
Ich konnte ihm darauf nur sagen, dass das Leben selbst ihn für diese Tat belohnen
wеrde; er dürfe nur nicht darauf warten, vоn einem bestimmten Мenschen dafür
belohnt zu werden. Die Belohnung für alles Gute, das Sie tun, muss nicht immer
aus dem Bereich kommen, in dem Sie sich verdient gemacht hаben.
Ein arabisches Sprichwort sagt: „Wirf einen glücklichen Маnn in den Nil, und
er taucht mit einem Fisch im Mund wieder auf.“
Im Glauben аn Gott und das Gute können Sie aus jeder Situatiоn gestärkt und
bereichert hervorgehen. Аll das, was Sie erstreben, wird Ihnen zufließen, wenn Sie
sich selbst über Ihre Ziele klar sind und ganz bewusst beanspruchen, was Sie
297
erreichen wollen. Begeistern Sie sich an Ihrem Streben, und Ihr Geist wird Ihren
Wünschen schließlich Erfüllung bringen. Die Gewissheit mit der Kraft des Geistes
alles Erstrebte erlangen zu könnеn, wird in Ihnen keinen Raum lassen für
überflüssigen Ballast wie Unsicherheit, Furcht, Zоrn oder Наss.
An m er ku ng en.
Kollekte (lat. collegere – sammeln) – eine Geldsammlung für kirchliche oder karitative
Zwecke, zum Beispiel die Sammlung während eines oder nach einem Gottesdienst in
der christlichen Kirche.
WEITERFÜHRENDE AUFGABEN
298
1. Schauen Sie sich die folgende Statistik an. Formulieren Sie schriftlich
einige Hauptaussagen dieser Statistik. Beschreiben Sie die Statistik und
kommentieren Sie sie.
2. Lesen Sie die Informationen unten. Antworten Sie auf die Frage: Welche
Folgen kann Misstrauen haben?
Seiner Umwelt vertrauen zu könnеn, fördеrt nicht nur das eigene Wohlgefühl,
sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung. Wo der Argwohn regiert, geht es
dagegen mit der Wirtschaft kaum voran: Zukunftssorgen ziehen die Konsumlaune
299
herunter, Skepsis gegenüber Verträgen еrschwert Geschäfte, und mangelndes
Vertrauen in den Staat führt zu mehr Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit.
Die negativen Eindrücke der letzten Jahre – beispielsweise als Folge der nicht
einhaltbaren Versprechungen beim Aufbau Ost („blühende Landschaften“) – haben
in Deutschland gerade das Ansehen jener Institutionen schwer beschädigt, die in
einer angespannten Lage wie derzeit besonders wichtig sind. So misstrauen etwa
81 Prozent der Menschen dem Bundestag und 77 Prozent der Europäischen Union.
Fast ebenso viele bringen weder den Gewerkschaften noch den großen
Unternehmen Vertrauen entgegen. Auch die Presse ist bei rund zwei Dritteln der
Bundesbürger schlecht angesehen. Neben dem privaten Bereich wie Freundes- und
Familienkreis verbuchen im Moment vor allem die Polizei und die Gerichte einen
Glaubwürdigkeitsbonus.
3. ROLLENSPIEL
Inszenieren Sie ein Gespräch mit
einem Ratgeber (Arzt, Psychologen,
Advokaten, Nachbarn u.a.). Stellen
Sie sich vor, Sie hätten ein Problem,
z.B. Schlafstörungen, Ihre Katze ist
krank, Sie können keine Arbeit finden
u.Ä. Übernehmen Sie dabei die Rolle
eines Pessimisten, der Ratgeber spielt
dagegen einen Optimisten. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf.
Ratgeber Ratsuchender
- Was führt Sie zu mir? - Ich habe da ein Problem, und zwar
- Wie kann ich Ihnen helfen? folgendes: ...
- Sie haben also Schwierigkeiten mit / bei ... - Wenn ich nur wüsste, wie ich ...
- Wissen Sie eigentlich, dass Ihr Problem - Immer passiert mir das Gleiche: ...
nicht so ungewöhnlich ist? ... - Ich schaffe es einfach nicht, ...
- Das ist überhaupt kein Problem. ... - Das habe ich schon auch probiert ...
- Das ist nicht so schlimm! ... - Das hat mir so gut wie gar nicht
- Es gibt Schlimmeres. ... geholfen.
- Ich kann nichts Schlimmes dabei / daran - Ich zweifle sehr daran, dass ...
finden. ... - Ich habe Angst, dass ...
- Wie wäre es, wenn Sie mal versuchen, ...? - Vielleicht haben Sie ja Recht und
300
- Sie sollten lieber ... ich sollte ...
- An Ihrer Stelle würde ich ... - Das sehe ich zwar ein, aber ...
- Am besten wäre, Sie ... - Es geht leider nicht. Ich habe
- In Ihrer Situation muss man schnell schon...
handeln. - Danke für die Ratschläge.
- Nutzen Sie diese Situation aus. ... Hoffentlich helfen sie mir. ...
- Ich möchte Ihnen für Ihr Vertrauen danken
und wünsche Ihnen ...
- Kommen Sie doch wieder einmal vorbei,
wenn Sie ...
4. Schreiben Sie einen Aufsatz zum Thema „Jeder ist seines Glückes Schmied“
(Umfang 500−550 Wörter). (Sieh Hinweise zum Aufsatz, S. 157)
KONTROLLAUFGABEN
ZUR SELBSTEVALUATION
LEKTIONEN 11–14
N
301
(13) die Spuren fallen
(14) Gefahr gewinnen
3. Setzen Sie passende Präpositionen und, wenn nötig, den Artikel ein.
Jeder Mensch verspürt ... ... (15) Gefahr Angst. Angst entsteht ... ... (16) Gefühl,
einer bestimmten Situation nicht gewachsen zu sein. Manche Menschen leiden
allerdings auch ... ... (17) großes Risiko unter Angstgefühlen. Angst ist jedoch
als Alarmsignal ... ... (18) Menschen unentbehrlich. ... ... (19) Anstieg der Angst
nehmen Wachheit und Sorgfalt zu. Diese brauchen wir ... ... (20) Abwehr einer
realen Gefahr.
(25) Die Werbung muss die Kunden zum Kauf der Produkte ... .
(26) Die Werbung ... oft die Wünsche der Jugendlichen.
(27) Viele Kinder haben blindes ... in die Reklame.
(28) Die entscheidenden Positionen in der Wirtschaft ... heute Männer.
(29) Männer sollten aktiver in die Erziehungsverantwortung ... werden.
(30) Viele Ehen ... heutzutage leider.
(31) Die Anzahl ... Lebensgemeinschaften nimmt zu.
(32−33) Für viele Frauen ist der Preis, den Job für eine Familie ... , zu hoch – ...
der Wunsch nach der eigenen Familie fast immer besteht.
302
7. Wie sind die entsprechenden Nomen-Verb-Verbindungen?
An m er ku ng .
Bewertungskriterien auf Seite 160
AUFSATZ
Lesen Sie das Thema ganz aufmerksam, bestimmen Sie für sich die damit
verbundenen Problembereiche und klären Sie die Begriffe.
Sammeln Sie Assoziationen und Ideen und machen Sie dazu Stichpunkte.
Bringen Sie die Ideen in eine logische Reihenfolge der Wichtigkeit nach.
Denken Sie an die möglichen Begründungen, Argumente und Bespiele.
Überlegen Sie sich die Gliederung Ihres Aufsatzes. Der sollte deutlich gegliedert
werden:
Einleitung. Hier kann man z.B. die Themenwahl begründen, auf die Aktualität
des Themas hinweisen, die Gliederung erläutern.
Hauptteil. Hier sollte man z.B. die Situation beschreiben, auf die wichtigen
Fragen eingehen, Argumente darlegen, Vergleiche ziehen, Beispiele zu den
Überlegungen anführen. Dabei sollte man sowohl die allgemeinen Aspekte der
Problematik einbeziehen als auch und die persönliche Meinung ausdrücken.
Schluss. Die wichtigsten Momente des Hauptteils sollten hier zusammen-
gefasst, die mögliche Entwicklung der Situation dargestellt werden.
Der Inhalt Ihres Aufsatzes sollte unbedingt dem Thema entsprechen und das
Thema sollte erschlossen werden.
Achten Sie besonders auf den angemessenen Wortschatz, variieren Sie die
Satzverknüpfungen.
Achten Sie darauf, dass die einzelnen Textabschnitte logisch korrekt miteinander
verbunden sind.
Bei der Korrektur Ihres Aufsatzes werden die inhaltliche Seite, die Komposition,
die kommunikative Gestaltung, der Wortschatzreichtum und seine Angemessen-
heit, grammatische und orthographische Richtigkeit beachtet.
303
ZUSAMMENFASSUNG EINES TEXTES
Die Zusammenfassung drückt die Hauptinformationen eines Textes aus. Der Text
wird kürzer im Vergleich zum Ausgangstext. Die logische Struktur des Letzteren
kann dabei beibehalten werden, bzw. kann eine neue logische Reihenfolge
vorgeschlagen werden. Der Aufbau des Textes sollte erkennbar bleiben. Die
Abschnitte des Textes, sowie die einzelnen Sätze, sollten variativ miteinander
verknüpft werden. Man braucht keine Details und keine persönliche
Stellungnahme anzugeben.
So können Sie vorgehen:
Formulieren Sie schriftlich das Hauptthema des Textes.
Markieren Sie bzw. notieren Sie stichwortartig die Schlüsselinformationen des
Textes.
Detailinformationen formulieren Sie in Form von allgemeineren Aussagen.
Beginnen Sie mit einer kurzen Einleitung zum Text.
Schreiben Sie mit Hilfe der markierten Schlüsselinformationen Ihre eigene
verkürzte Variante des Textes. Denken Sie dabei an Verknüpfungen und logische
Verbindungen innerhalb des Textes.
VORTRAG
304
Denken Sie auch an den passenden Wortschatz, die grammatische Korrektheit,
variieren Sie die Satzverknüpfungen. Der Vortrag sollte ungefähr 7-10 Minuten
dauern und frei (ohne Notizen) gehalten werden. Es wäre wünschenswert, Ihre
Worte mit Bildern, Graphiken, Collagen u.ä. zu begleiten.
PROJEKT
Vorbereitung:
Überlegen Sie zuerst, nach welchem Plan Sie Ihr Projekt vorbereiten werden.
Bestimmen Sie Ihre Strategien zur Beschaffung der notwendigen Materialien
dazu.
Denken Sie darüber nach, wo Sie die Informationen finden können.
Bei einem Gruppenprojekt verteilen Sie die Arbeit zur Materialbeschaffung.
Durchführung:
Sammeln Sie Material – individuell oder in Gruppen: Texte, Bilder,
Zeichnungen, Fotos, Lieder, Musik, kurze Videofilme etc.
Viele Informationen können Sie im Internet mit Hilfe verschiedener
Suchmaschinen finden, z.B.: www.google.de, www.metager.de etc.
Benutzen Sie andere Medien (Presse, Radio, Fernsehen).
Befragen Sie Informanten.
Suchen Sie Informationen in Bibliotheken, Museen etc.
Ordnen Sie Ihre Materialien, wählen Sie wichtige aus, gliedern Sie die
Informationen.
Setzen Sie Ihr Material zu einer Collage zusammen.
Präsentation:
Vergessen Sie visuelle Mittel nicht. Hängen Sie Ihre Collagen, Plakate,
Landkarten im Unterrichtsraum auf, benutzen Sie die Tafel etc.
Tragen Sie die Informationen mündlich vor. Versuchen Sie dabei Ihre Zuhörer
für das Thema zu interessieren.
305
BEWERTUNGSKRITERIEN
DER KONTROLLAUFGABEN ZUR SELBSTEVALUATION
LÖSUNGSSCHLÜSSEL
2. 1k, 2d, 3g (e), 4d, 5e, 6j (n), 7c, 8a, 9f, 10h, 11f, 12m, 13b, 14d, 15i, 16l
307
1. 1. Geizig sein. 2. (Viel) Geld verdienen. 3. Sehr reich sein. 4. Der Wert von etw.
ist unschätzbar hoch, unersetzlich. 5. Sein / Das Geld verschwenderisch ausgeben.
6. Sein / Das Geld schnell ausgeben. 7. Sein / Das Geld verschwenderisch, sinnlos
ausgeben. 8. Bei Geld ist es egal, merkt man nicht, woher es kommt. / Auch
unrechtmäßig oder auf unmoralischem Weg erworbenes Geld erfüllt seinen Zweck.
9. J-d, der Geld hat, kann fast alles erreichen, sich alles erlauben; nach der Moral,
dem Recht fragt meist niemand, und die Reichen bestimmen. 10. J-d kann mit
Geld nicht richtig umgehen. 11. Niemals. / Um keinen Preis. 12. Mit Geld ist fast
die ganze Menschheit käuflich, bestechlich. 13. Man muss (und kann) vieles nicht
mit Geld bezahlen, aber sich bedanken; einen Freundschaftsdienst anerkennen
kann jeder.
4. 1) e Steuer, -n; 2) s Almosen, -; 3) s Porto, -s; 4) s Gehalt, -"er; 5) e Miete, -n;
6) r Eintritt (nur Sg.); 7) e Zinsen (meist Pl.); 8) e Ersparnis, -se; 9) r Preis, -e;
10) Sozialhilfe (nur Sg.); 11) e Devisen (nur Pl.); 12) e Spende, -n
5. 1j, 2f, 3g, 4d, 5a, 6e, 7i, 8c, 9k, 10h, 11b, 12l
4. 1. Heute Mittag werde ich mich eine halbe Stunde aufs Ohr hauen. 2. Das ist
doch wieder typisch für meinen Sohn. Er ist eben noch nicht trocken hinter den
Ohren. 3. Er ist ein ganz schlauer Mensch. Er hat es faustdick hinter den Ohren.
4. Die Arbeitszeit beginnt pünktlich um 8 Uhr! Schreiben Sie sich das hinter die
Ohren! 5. Erzähl! Ich bin ganz Ohr. 6. Diese Woche habe ich wirklich keine Zeit.
308
Ich habe zur Zeit zu viel um die Ohren. 7. Du hast tatsächlich 300 Euro für die
Jacke bezahlt? Da haben sie dich aber übers Ohr gehauen.
2. Z.B.: Obwohl sich drei Viertel aller Deutschen an den Euro gewöhnt haben,
rechnen sie noch beim Einkauf mal zwei. <...>
309
der Straßenkrawall – Unruhe, Lärm, Krach, Aufruhr, Ausschreitung; zögern – mit
einer Handlung od. Entscheidung unschlüssig warten, etw. hinausschieben, nicht
sofort od. nur langsam beginnen, über etw. noch nicht entscheiden (wollen);
abgeschottet sein – isoliert sein (abschotten – j-n schützen, etw. dicht machen,
u. nichts von außen hereinlassen); zum Wachstum verdammt sein – zum Wachstum
„gezwungen“ / verurteilt sein, notwendigerweise wachsen müssen; j-m (Dat.)
Probleme aufbürden – j-m eine schwierige, belastende Aufgabe zumuten,
auferlegen
4. 1. Der Zeitpunkt des Entstehens (der Entstehung) der ersten Stadt ist (bleibt) uns
unbekannt. 2. Im Hinblick auf ihre Probleme unterscheiden sich die ersten Städte
kaum von den heutigen. / Die ersten Städte unterscheiden sich hinsichtlich ihrer
Probleme kaum von den heutigen. 3. Das alte Rom konnte von weitem an seiner
Dunstglocke erkannt werden. 4. Im Unterschied zu Städten sind Nationalstaaten
vergleichsweise junge Unternehmungen. 5. Städte waren und sind ein
Anziehungspunkt für Menschen. 6. Obwohl das heutige Schanghai keine Mauern
hat, hat es dafür drastische Einwanderungsbeschränkungen. 7. Wer kein Recht hat,
in Schanghai zu wohnen, hat ein Gefühl, Bürger zweiter Klasse zu sein. 8. Die
Städte bieten ihren Bürgern mehr Freiheit im Vergleich mit / zu denen, die noch
nicht da wohnen. 9. Dahinter verbirgt sich vielleicht eine unausgesprochene
Befürchtung. 10. Im Gegensatz zu den Nationalstaaten machen sich die Städte zu
ungebremstem Wachstum auf.
2. TOKIO
Im, gegen, aus dem, in einen, in den, von einem, bis zum, in die, bei den, im, Im,
vom, zum, In den, auf
3. MEXIKO
verpesten, raten … ab, ziehen, leiden, erhalten sind, niederzureißen
4. BOMBAY
von, nach einer, an der, in, unter, im, Weil zur, nach, im, von, deshalb, zur, für
5. SCHANGHAI
In der, in, aus dem, über, Seit, zur, in der, aus, mit dem, im, In, an, Während, in,
vor, für, in der, Im, Nach
6. LAGOS
310
Weil, im, von, ins, Dennoch, in die, Unter, aus dem, in der, in die, auf, mit einem,
gegen
7. KAIRO
Metropole, über, Bewohner, Zuzug, Zwischen, Familien, der Stadt, Autos, an,
Jahre, vor, in der, in den, Anschläge, nach, der Erde
1. 1e, 2a, 3a, 4f, 5g, 6d, 7b, 8c (e, g), 9a, 10h
2. 1n, 2k, 3e, 4a, 5l, 6c, 7h, 8i, 9b, 10m, 11f, 12j, 13d, 14g
3. 1) sich sehr schnell, rasch, rapide vergrößern; 2) sich Sorgen machen, in Sorge
sein; 3) völlig, radikal, gründlich; 4) sich verlassen auf, basieren auf, vertrauen
auf, rechnen mit; 5) allmählich, mit der Zeit, im Laufe der Zeit, Schritt für Schritt;
6) diese Veränderungen bewirken; 7) anhaltende, lange nachwirkende, dauernde;
8) gekennzeichnete
5. 1d, 2h, 3f, 4b, 5c, 6j, 7i, 8g, 9a, 10k, 11e
10. 1. Die Bevölkerung der Städte wächst schon jetzt weltweit jährlich um
rund 60 Millionen Menschen. 2. Europäische und amerikanische Großstädte gelten
als reife Städte. 3. Die Nachhaltigkeit in der modernen Stadtentwicklung ist
heutzutage als ein Kriterium der besonderen Art unverzichtbar. 4. Arbeit, Verkehr,
Wohnen bilden ein magisches Dreieck, worum sich die Lösungsansätze für eine
urbane Welt ranken. 5. Bald wird eine Milliarde Menschen in Slums wohnen und
diese Tendenz ist rapide ansteigend. 6. Den Menschen in den Slums der
Megastädte geht es besonders schlecht. 7. Vor allem in Asien und Afrika werden
Hyperstädte mit mehr als 20–30 Millionen Menschen wuchern.
311
11. 1) setzt man in Verbindung; 2) Anstrengungen unternehmen / machen; 3) mit
Umsicht; 4) Schritt zu halten
12. 1. Laut Mitteilung der Experten / Der Mitteilung der Experten nach ... .
2. In/ Unter der Annahme ... . 3. Trotz der Vergleichbarkeit der Zukunftsaussichten
mit einem Albtraum / Trotz der Gleichsetzung … mit … / Trotz der Angleichung ...
an einen Albtraum. 4. Zur Verlangsamung des chaotischen Wildwuchses ... .
5. Aus Mangel an Geld / Aus Geldmangel ... . 6. Trotz einer großen Zahl ... .
7. In Anbetracht der zersplitterten kommunalen Verwaltung ... . 8. Durch
eine Steigerung des Bildungsniveaus ... . 9. Nach Berechnungen des Siedlungs-
programms der Vereinten Nationen ... . 10. Nach / Laut wissenschaftlichen
Prognosen ... .
14. auf (1, 2, 3, 4, 6, 7, 9, 10, 11, 12); ent (1, 2, 5, 9, 10, 11, 12); zu (1, 2, 4, 6, 7, 8,
9, 10, 11, 12); an (alle Verben außer 8); aus (1, 2, 4, 6, 7, 8, 9, 1, 0, 11, 12); herbei
(1, 5, 11, 12); ab (alle Verben); ein (1, 2, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12); frei (1, 9, 12);
über (1, 2, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12); nieder (1, 6, 9, 10, 12)
15. Das Wachstum nimmt ab. Die Dynamik wird aufgewiesen. Der Bericht wird
angeregt. Die Idee wird aufgegriffen. Die Bevölkerung nimmt zu. Der Vorschlag
wird aufgegriffen. Das Innovationspotenzial wird ausgebaut. Die Investitionen
werden angelockt. Die Szenarien werden entworfen. Der Wandel wird
herbeigeführt. Die Energie (die Kraft) wird eingesetzt. Die Schwelle wird
überschritten. Die Siedlungen werden niedergerissen. Die Armut nimmt zu o. Ä.
312
16. Aufgeschlossenheit – Zurückhaltung, Verschlossenheit, Reserviertheit,
Introversion; Mangel – Überfluss, Überschuss, Fülle, Reichtum, Wohlleben;
Genehmigung – Ablehnung, Verbot; Resignation – Hoffnung; Armut – Reichtum,
Wohlstand, Fülle, Wohlleben, Üppigkeit, Pracht; Verheißung – Bedrohung;
Verfechter – Gegner; Verödung – Wiederaufbau, Wiederherstellung, Aufblühen;
dynamisch – langsam, verlangsamt; erheblich – unerheblich, unwesentlich,
unbedeutend; höchstentwickelt – wenig entwickelt, unterentwickelt, rückständig;
schmerzlos – schmerzhaft, qualvoll; Abwanderung – Zuwanderung, Zustrom
1. z.B.: a) Probleme der großen Städte in den USA; b) Die europäischen Städte /
Die europäischen Verhältnisse; c) Das neue US-Stadtentwicklungskonzept;
d) Finanzierung der Stadtentwicklung in Portland; e) Internationales Interesse
313
(z.B.: Zeitungen, Fernsehen, Post, Radiosender usw.); Werbemittel – konkrete
Ausdrucksmittel (z.B.:Anzeige, Werbegeschenk, Werbespot usw.); Werbebotschaft
– Inhalt der Werbung, bestimmt durch das Werbeziel; Werbespot – kurzer
Werbefilm oder Hörtext, ausgestrahlt im Fernsehen oder Rundfunk;
Werbeagenturen – Agenturen, die die Werbemittel gestalten und erstellen;
Werbekampagne – Gesamtheit aller Maßnahmen zur Bestimmung der Werbeziele,
Bestimmung und Gestaltung der Werbemittel und deren Einsatz in ausgewählten
Werbeträgern; Werbeslogan – Schlagwort: kurze Formulierung, Parole, die eine
Erscheinung o.Ä. treffend charakterisiert
4. 1j, 2c, 3a, 4e, 5g, 6d, 7i, 8h, 9k, 10f, 11m, 12n, 13l, 14b (Varianten sind
möglich)
1. 1) еinen Vorteil аus etw. ziehen; 2) genau so gut wie еin anderer sеin;
3) erscheinen; 4) den Unterschied von etw. erkennen; 5) etw. verbieten; 6) etw. als
Argument angeben; 7) in naher Zukunft mögliсh sеin
1. 1) überdrüssig sein, nichts mehr von etw. wissen wollen; 2) immer und überall;
3) nichts mehr mit etw. zu tun haben wollen; 4) keinen Einfluss / keine Bedeutung
mehr haben; 5) zwecklos, ergebnislos sein; 6) nur; 7) sich abwenden; 8) etw.
für etw. ansehen; 9) Kauf; 10) falsch entwickelt; 11) schnell verändernd;
12) unterscheiden; 13) vorbei sein / Vergangenheit sein; 14) schaffen, entwickeln,
kreativ sein; 15) hier: aufgegeben; 16) provokativ / besonders auffallend /
ungewöhnlich sein; 17) Prinzip, Gedanke, Idee; 18) sich überreden, gewinnen
lassen (ohne Überzeugung) / sich animieren lassen
Weiterführende Aufgaben
314
4. a-j, c-l, f-i, g-d, h-e, k-b
10. begeistert für (Akk.); beliebt bei (Dat.); bereit zu (Dat.); berühmt durch (Akk.),
bekannt bei (Dat.) für (Akk.); böse auf (Akk.) / mit (Dat.); dankbar für (Akk.);
eifersüchtig auf (Akk.); erstaunt über (Akk.); fähig zu (Dat.); fertig mit (Dat); frei
für (Akk.) / von (Dat.); freundlich zu (Dat.); froh über (Akk.); glücklich über (Akk.);
nachteilig für (Akk.); neidisch auf (Akk.); neugierig auf (Akk.); reich, arm an (Dat.);
stolz auf (Akk.); traurig über (Akk.); verantwortlich für (Akk.); vergleichbar mit
(Dat.); vorteilhaft für (Akk.)
4. Dann, allerdings, wenn, Doch, Da, Da, Da, Weil, Dabei, aber, Dass, Dass, aber,
auch wenn
315
nutzen, teilen; Menschen und Prozesse sind wichtig; Männer: weisen an und
delegieren; legen Rangordnung fest; legen großen Wert auf Statussymbole; fordern
angemessene Leistung; „ich“ ist wichtiger als „wir“; lehnen Emotionen ab; halten
Distanz; Konflikte sind normal; lieben einsame Entscheidungen; Kritik und
Nichtbeachtung; Macht bekommen, nutzen, ausbauen; die Sache und das Ergebnis
sind wichtig
3. ... durch das Angebot von / an Teilzeitstellen; durch die staatliche finanzielle
Förderung von Frauen (von Familien); durch die Verbesserung der
Kinderbetreuung; durch das Angebot an Krippen- und Kindergärtenplätzen; durch
die Förderung der Frauen in Führungspositionen; durch die aktivere Einbeziehung
von Männern in die Erziehungsverantwortung; durch das Treffen von speziellen
Fördermaßnahmen und die Durchführung der Laufbahnberatung von Frauen;
durch eine aufschlussreiche Thematisierung in den Medien der Berufstätigkeit
der Frauen; durch die Behandlung der Probleme der Frauenarbeit und deren
Doppelbelastung durch Beruf und Familie; durch die kritische Auseinandersetzung
mit der besonderen Situation der Frauen
3. 1. Wenn die Frau ihr wahres (echtes) Lebensziel (den wahren Sinn ihrer
Existenz) nicht richtig erkennt (falsch beurteilt, einschätzt), ... . 2. Die
Diskriminierung der Frau ist (durch energisches Entgegentreten) unterbunden /
eingedämmt / an der Ausbreitung gehindert / gestoppt. 3. ... jedes Zugeständnis der
männerorientierten Gesellschaft wird als Teilerfolg verzeichnet ... . 4. ... das
„Hausmännerdasein“ wird nicht mehr als jemandes Unwillen (Missfallen) erregend
316
(hervorrufend) betrachtet ... . 5. Eine Ergänzung kann nur dann wirklich wirksam
werden / Anwendung finden / realisiert werden, wenn ... . 6. Dieses erhabene /
Ehrfurcht gebietende, lichtorientierte Wirken ... . 7. Die Frau bekennt sich nicht zu
ihrer eigentlichen Wesensart und lässt sie sich nicht mehr richtig
weiterentwickeln / lässt sie nicht mehr recht gedeihen. 8. Es ist ja kein Zufall (nicht
zufällig), dass ...; 9. Wenn die Frau sich jedoch bemüht, ihren weiblichen Kräften
(ihrer besonderen Fähigkeit, ihrer Begabung) zu helfen, zur Entfaltung zu gelangen
(zu kommen) .../ Wenn die Frau sich jedoch bemüht, ihre weiblichen Kräfte (ihre
besondere Fähigkeit, ihre Begabung) so zu unterstützen, dass sie zur Entfaltung
gelangen (kommen) ... .
4. 1. Während die Stellung des Mannes nie ernstlich umstritten gewesen ist, ist die
der Frau hingegen oft. 2. Das Verhalten der Geschlechter soll nur anerzogen sein.
3. Wegen der Meinung, dass das einseitig sei (dass das Verhalten der Geschlechter
einseitig anerzogen sei), beugt man dem traditionell „rollengebundenen“ Verhalten
der Kinder schon in der Schule vor. 4. So ist man in der Lehrplangestaltung
auf die völlig gleiche Behandlung der Geschlechter bedacht. 5. Auch in der
Berufsberatung wird die Berufswahl gefördert, die nicht geschlechtstypisch ist.
6. Immer und überall ist möglich / besteht die Möglichkeit zu beobachten, dass
sich eine Art in zwei Pole aufspaltet. 7. Die rechte, den zarteren, emfindsameren
Regungen dienende Seite des Vorderhirns, steht bei der Frau fast im Gleichgewicht
mit der linken, dem sachlichen, nach außen gerichteten Wirken dienenden
Hirnhälfte, die beim Mann deutlich überwiegt. 8. Es drängt den Mann zum Schutz
des Feineren in der Frau. 9. Aus der Verschiedenheit der Reaktionen ist möglich
zu erkennen, dass das Weibliche sich stärker seelisch orientiert zeigt als das
Männliche. / An der Verschiedenheit der Reaktionen kann man erkennen, ... / Die
Verschiedenheit der Reaktionen bietet die Möglichkeit zu erkennen, ... 10. Wenn
die Frau den größten Teil der weiblichen Kraft, die ihr innewohnt, für grobes und
gröbstes Wirken verwendet, dann leidet darunter nicht nur sie selbst. 11. Je weiter
aber die Art ihrer Betätigung ins Gröbere führt, desto mehr verleugnet sie ihre
eigentliche Wesensart und lässt sie verkümmern, während der Mann auf dem ihm
nach seiner Beschaffenheit zukommenden Platze steht. 12. Es wäre notwendig /
nötig/empfehlenswert, im Bildungsgang der Mädchen deren spezifische Eigenarten
betont zu fördern. 13. Ich bin mir ziemlich sicher / Es ist höchstwahrscheinlich,
dass Friedrich Schiller von dieser übergeordneten Aufgabe der Frau etwas geahnt
hat, als er folgenden Vers der Feder anvertraute ... / Friedrich Schiller hat bestimmt
von dieser übergeordneten Aufgabe der Frau etwas geahnt, ... 14. Ein unbändiger
Drang zur echten Befreiung soll entwickelt werden, um die Frauen zu befähigen
317
(in die Lage zu versetzen, fähig zu machen), neue Kraft, Standhaftigkeit und
Ausdauer zu schöpfen und eine Welt aufzubauen, in der alle Taten von edlem
Geiste zeugen. / Ein unbändiger Drang zur echten Befreiung soll entwickelt
werden, damit die Frauen imstande sind (fähig sind, es vermögen), neue Kraft, ... .
9. 1. Eltern können seit dem 1. Januar 2001 die Elternzeit (den Erziehungsurlaub)
gemeinsam in Anspruch nehmen und gleichzeitig auf Teilzeitarbeit bis zu 30
Wochenstunden umsteigen. 2. Mangelnde Betreuungsmöglichkeiten für Kinder
sind eine der größten Hürden der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 3. Vor
allem in den alten Bundesländern ist das öffentliche Betreuungsangebot äußerst
dürftig. 4. Dabei wünschen sich 50 Prozent der Eltern für ihren Nachwuchs
eine Ganztagsbetreuung. 5. Im Osten Deutschlands profitieren die Frauen vom
noch immer dichten Netz an Krippen, Kindergärten und Horten. 6. Immer mehr
Menschen entscheiden sich für ein Leben ohne Ehe und Familie. 7. Die klassischen
Familienstrukturen bröckeln weiter. 8. Mehr als ein Viertel der Akademikerinnen
bekommt keine Kinder. 9. In Ostdeutschland werden immer weniger Ehen
geschlossen.
10. Die Ehe ist wieder „in“: Die Zahl der Eheschließungen ist auf dem höchsten
Stand seit dem Jahr 2000. Im Jahre 2004 wurde 396 000 Mal Hochzeit gefeiert –
je 1000 Einwohner waren das fast fünf Jaworte. Auf die Zahl der Kinder hat
das jedoch wenig Einfluss. Viele Ehen bleiben kinderlos, und immer mehr Paare
bekommen ihre Kinder ohne Trauschein. Die Zahl der Geburten geht seit
Jahrzehnten zurück. Und im Moment verschärft sich der Rückgang weiter, weil
die geburtenstarken Jahrgänge der 60-er Jahre allmählich aus dem Alter fürs
Kinderkriegen herauswachsen. Im Jahre 2005 wurden weniger als 700 000 Kinder
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geboren. Ein wichtiger Grund: immer weniger junge Frauen möchten auf ihren
Beruf verzichten, um sich den Kindertraum zu erfüllen.
4. Angst vor (Dat.), Freude über/auf (Akk.), Misstrauen gegenüber (Dat.), Spaß an
(Dat.), Liebe zu (Dat.), Trauer über (Akk.), Mut zu (Dat.), Hoffnung auf (Akk.), im
Zweifel sein über (Akk.), Neid gegenüber (Dat.)
5. 1c, 2b, 3e, 4d, 5f, 6a, 7i, 8h, 9k, 10g, 11j
1. 1) Ergebnisse hervorbringen, nach sich ziehen; 2) sich vom Gefühl leiten lassen,
nach dem Gefühl handeln; 3) Dem Verstand wird eine zu große Rolle beigemessen.
/ Der Verstand wird zu hoch eingeschätzt. / Die Rolle des Verstandes wird
übertrieben; 4) bemerkbare Signale / ausgeprägte Impulse; 5) tiefes, gründliches
Nachdenken über alle Gesichtspunkte / dauerndes intensives Grübeln über etw.;
6) höchst überraschende, erstaunliche Versuche; 7) besser erraten können; 8)
Wiederbelebung, Erneuerung erfahren; 9) j-n von der rechten Bahn abbringen / j-n
auf die falsche Bahn bringen, führen; 10) Gefühlsentscheidung; 11) Meinen
Sohn gewöhne ich daran, ... / Meinen Sohn lehre ich ... ; 12) Wir bemerken
(beachten) die Impulse nicht. / Wir achten darauf nicht; 13) Triebe und
Leidenschaften als starke, nicht gesteuerte Gemütsbewegungen sind grob
(ungesittet, rücksichtslos) und müssen zurückgehalten (beherrscht, gebändigt, unter
Kontrolle gebracht) werden, damit kein Unglück passiert; 14) Kluge Menschen
können auch unbewusst intensiver, effektiver über ein Problem, über Fragen
nachdenken und sie schneller lösen. Wenn sie auch manchmal lange über einem
Problem zu brüten brauchen, sie haben meistens Erfolg.
1. besessen sein – von etw. völlig beherrscht, erfüllt sein; einen Seitensprung
machen – fremdgehen; j-n in Erklärungsnotstand bringen – j-d ist gezwungen,
nach Ursachen von etw. zu suchen; j-n Erklärungen suchen lassen / zu suchen
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veranlassen; j-n zur Raserei treiben – j-n wütend (wahnsinnig) machen / j-n auf die
(Wut)palme bringen; ein Streit ist entbrannt – ein Streit ist entfacht / mit Heftigkeit
ausgebrochen; etw. prägt sich genetisch ein – etw. bleibt im (genetischen)
Gedächtnis haften, etw. ist im (genetischen) Gedächtnis tief verwurzelt; eine leicht
zu verschmerzende Angelegenheit – die Angelegenheit, die man leicht vergessen
kann / ein Erlebnis, das leicht zu bewältigen ist; Berserker – der Wahnsinnige /
ein kampflustiger, sich wild gebärdender Mann; e Obsession – [lat. obsessio =
das Besetztsein, Blockade] (Psych.): (mit einer bestimmten Furcht verbundene)
Zwangsvorstellung od. -handlung; e Vernarrtheit – wahnsinnige Verliebtheit;
Eifersucht ist im Spiel gewesen – Eifersucht ist an etw. schuldig. / Man hat aus
Eifersucht j-n ermordert.
6. 1) unter ... leiden; 2) leidet ... an; 3) an ... gedacht; 4) denkst ... über; 5) über ...
geärgert; 6) mit ... ärgern
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4. selig: 1) Steigerung von „glücklich“ / überglücklich; 2) nach dem Tod: glücklich
in einer anderen Welt; glücklich: 1) in Hochstimmung; 2) erfolgreich / günstig;
froh: 1) in guter Stimmung; 2) erfreulich; vergnügt: in sehr zufriedener Stimmung;
heiter: in harmonischer Stimmung (auch: blauer Himmel)
(1) Es ist nicht leicht, Kinder und Karriere unter einem Hut zu bekommen (zu
bringen). (2) Mehr Jungen als Mädchen geraten auf die schiefe Bahn. (3) Laut den
statistischen Erhebungen sind Frauen Spitzenreiter in diesem Beruf. (4) Bauchent-
scheidungen beruhen auf emotionalen Impulsen. (5) Einhalt gebieten, tun;
(6) einen Überblick gewinnen; (7) den Löwenanteil stellen; (8) j-m zum Durch-
bruch verhelfen; (9) j-m in den Schoß fallen; (10) seinen Mann stehen; (11) Wert
legen; (12) die Familienwelt bröckelt; (13) die Spuren tilgen; (14) Gefahr laufen;
(15) bei; (16) durch das; (17) ohne; (18) für den / für; (19) mit dem; (20) zur;
(21) Werbespot; (22) Werbeträger; (23) Erziehungsgeld; (24) Elternzeit (früher:
Erziehungsurlaub); (25) animieren / veranlassen / bewegen / motivieren / verführen
/ verleiten; (26) manipuliert; (27) Vertrauen; (28) besetzen; (29) einbezogen;
(30) scheitern; (31) nichtehelicher; (32) aufzugeben; (33) obwohl; (34) r Aber-
glaube; (35) e Eifersucht; (36) s Entsetzen; (37) e Bedrohung; (38) e Besessenheit;
(39) e Demut / e Demütigung; (40) r Ehrgeiz; (41) e Furcht; (42) e Gewissenhaf-
tigkeit; (43) e Gleichberechtigung; (44) r Mangel; (45) zur Ruhe kommen; (46) auf
der Hand liegen; (47) in Frage stellen; (48) in Anspruch nehmen; (49) Distanz
halten / Abstand halten; (50) eine Straftat / ein Verbrechen begehen
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LITERATUR
322
Format. – 1999. – Nr. 12.
Grals Welt. – 2000. – Nr. 17.
Handelsblatt. – 2006. – 19. April.
Hannoversche Allgemeine Zeitung. – 2000. – 04. März.
Informationen zur politischen Bildung. – 1997. – Nr. 254.
Lydia. – 2002. – Nr. 4.
Markt. – 2003. – 11. Jg. Ausg. 29; 2004. – 12. Jg. Ausg. 31; 2004. – 12. Jg.
Ausg. 32.
Presse und Sprache. – 2006. – 50 Jg. Nr. 1357.
Tatsachen über Deutschland. Auswärtiges Amt. – Berlin: Media Consulta
Deutschland GmbH, 2003. – 479 S.
Tatsachen über Deutschland. – Frankfurt/Main, Deutschland: Societäts-Verl., 2005.
– 184 S.
Wie funktioniert die Europäische Union? Ein Wegweiser für die Bürger zu
den Organen und Einrichtungen der EU. – Luxemburg: Amt für amtliche
Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften, 2003. – 47 S.
Willkommen. – 2003. – 6. Jg. H. 1.
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http://www.tatsachen-ueber-deutschland.de
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/vision/10283/
http://www.100deutschejahre.de
http://europa.eu.int
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INHALTSVERZEICHNIS
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