Вы находитесь на странице: 1из 437

Bhart²haris V¢kyapad¤ya

Versuch einer vollständigen deutschen Erstübersetzung nach der


kritischen Edition der M¦la-K¢rik¢s

von

WILHELM RAU _

2000
INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort von Albrecht Wezler


Übersetzung: I. Brahmak¢½Îa (¨gamasamuccaya)
II. V¢kyak¢½Îa
III. Padak¢½Îa
III.1 J¢tisamudde¡a
III.2 Dravyasamudde¡a
III.3 Sa¾bandhasamudde¡a
III.4 Bh¦yodravyasamudde¡a
III.5 Gu½asamudde¡a
III.6 Diksamudde¡a
III.7 S¢dhanasamudde¡a
III.8 Kriy¢samudde¡a
III.9 K¢lasamudde¡a
III.10 Puru¼asamudde¡a
III.11 SaËkhy¢samudde¡a
III.12 Upagrahasamudde¡a
III.13 LiËgasamudde¡a
III.14 V²ttisamudde¡a
I. Brahmak¢½Îa
(¨gamasamuccaya)
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 5

Brahmak¢½Îa (¨gamasamuccaya)

an¢dinidhana¾ brahma ¡abdatattva¾ yad ak¼aram |


vivartate 'rthabh¢vena prakriy¢ jagato yataÀ || 1 ||
Ohne Anfang und ohne Ende ist das brahman, welches das unvergängliche
wahre Wesen des Wortes darstellt, aus dem sich die Hervorbringung der Welt
durch die Entwicklung zu Dingen entfaltet -

ekam eva yad ¢mn¢ta¾ bhinna¡aktivyap¢¡ray¢t |


ap²thaktve 'pi ¡aktibhyaÀ p²thaktveneva vartate || 2 ||
welches, von der Tradition als nur Eines gelehrt, weil es verschiedene Kräfte
in sich einschliesst, auch bei Nicht-Getrenntheit von den Kräften gewissermas-
sen als ein Getrenntes da ist, -

adhy¢hitakal¢¾ yasya k¢la¡aktim up¢¡rit¢À |


janm¢dayo vik¢r¢À ¼aÎ bh¢vabhedasya yonayaÀ || 3 ||
an wessen Kraft 'Zeit', der man [fälschlich] Teile zuschreibt, angelehnt die
sechs Seinsweisen Entstehung usw. die Quellen für die Vielfalt der Dinge sind, -

ekasya sarvab¤jasya yasya ceyam anekadh¢ |


bhokt²bhoktavyar¦pe½a bhogar¦pe½a ca sthitiÀ || 4 ||
und wessen Dasein als des Einen, das aller Dinge Samen enthält, hier vielfältig
unter der Gestalt von Geniesser, zu Geniessendem und unter der Gestalt des Ge-
nusses auftritt, -

pr¢ptyup¢yo 'nuk¢ra¡ ca tasya vedo mahar¼ibhiÀ |


eko 'py anekavartmeva sam¢mn¢taÀ p²thak p²thak || 5 ||
als Mittel zu dessen Erreichung und als dessen Abbild ist der Veda von gros-
6 Wilhelm Rau

sen Sehern, obwohl er nur einer ist, wie einer, der viele Wege hat, jeweils ge-
trennt überliefert worden.

bhed¢n¢¾ bahum¢rgatva¾ karma½y ekatra c¢Ëgat¢ |


¡abd¢n¢¾ yata¡aktitva¾ tasya ¡¢kh¢su d²¡yate || 6 ||
In dessen Zweigen sieht man Wegevielfalt der Abteilungen, dass sie Teile ei-
nes und desselben Rituals sind, und dass die Aussagekraft der Worte streng fest-
gelegt ist.

sm²tayo bahur¦p¢¡ ca d²¼¿¢d²¼¿aprayojan¢À |


tam ev¢¡ritya liËgebhyo vedavidbhiÀ prakalpit¢À || 7 ||
Und die vielgestaltigen sm²tis, welche sichtbaren wie unsichtbaren Zwecken
dienen, sind von Vedakennern, indem sie sich eben auf ihn [d.h. den Veda] stütz-
ten, aufgrund von Beweismitteln dargelegt worden.

tasy¢rthav¢dar¦p¢½i ni¡rit¢À svavikalpaj¢À |


ekatvin¢¾ dvaitin¢¾ ca prav¢d¢ bahudh¢gat¢À || 8 ||
Auf dessen [d.h. des Veda] Formen der Zweckerklärung gestützt, sind aus ei-
genem Ermessen entsprossene Lehren der Monisten und der Dualisten vielfältig
überliefert.

saty¢ vi¡uddhis tatrokt¢ vidyaivaikapad¢gam¢ |


yukt¢ pra½avar¦pe½a sarvav¢d¢virodhin¢ || 9 ||
Dort [im Veda] ist die wirkliche Reinigung ausgesprochen, eben das Wissen,
welches nur in einem Worte überliefert, mit der Gestalt des pra½ava [d.h. mit
dem Laute o¸] verbunden ist, der zu keiner Lehre in Widerspruch steht.

vidh¢tus tasya lok¢n¢m aËgop¢Ëganibandhan¢À |


vidy¢bhed¢À prat¢yante jñ¢nasa¾sk¢rahetavaÀ || 10 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 7

Als aËga- und up¢Ëga-Werke zu diesem Schöpfer der Welten [d.h. dem Veda
= o¸] breiten sich die verschiedenen Wissenschaften aus, weil sie Ursachen für
die Verfeinerung der Erkenntnis [des Veda] sind.

¢sanna¾ brahma½as tasya tapas¢m uttama¾ tapaÀ |


prathama¾ chandas¢m aËgam ¢hur vy¢kara½a¾ budh¢À || 11 ||
Als nahe bei diesem brahman, als der Askesen höchste Askese, als das erste
aËga des Veda, bezeichnen die Weisen die Grammatik.

pr¢ptar¦pavibh¢g¢y¢ yo v¢caÀ paramo rasaÀ |


yat tat pu½yatama¾ jyotis tasya m¢rgo 'yam ¢ñjasaÀ || 12 ||
Dies ist der gerade Weg zu dem besten Auszug aus der nach Formen [d.h.
Lauten, Wörtern und Sätzen] gegliederten Rede, zu dem allerverdienstlichen
Licht.

arthaprav²ttitattv¢n¢¾ ¡abd¢ eva nibandhanam |


tattv¢vabodhaÀ ¡abd¢n¢¾ n¢sti vy¢kara½¢d ²te || 13 ||
Nur Wörter sind Behälter für Sachverhalte [Wahrheiten], die das Streben nach
einem Zwecke beinhalten. Die Kenntnis der wahren Bedeutung der Wörter ist
nicht ohne Grammatik möglich.

tad dv¢ram apavargasya v¢Ëmal¢n¢¾ cikitsitam |


pavitra¾ sarvavidy¢n¢m adhividya¾ prak¢¡ate || 14 ||
Diese [Grammatik] ist das Tor zur Erlösung, das Heilmittel für die Unreinhei-
ten der Rede, das Reinigungsmittel für alle Wissenschaften. Sie [die Grammatik]
leuchtet über [die anderen] Wissenschaften hin.

yath¢rthaj¢tayaÀ sarv¢À ¡abd¢k²tinibandhan¢À |


tathaiva loke vidy¢n¢m e¼¢ vidy¢ par¢ya½am || 15 ||
8 Wilhelm Rau

Wie alle Gattungen von Bedeutungen an die Gestalten von Wörtern gebunden
sind, so ist auch diese Wissenschaft [d.h. die Grammatik] in der Welt der
Wissenschaften das höchste Ziel.

idam ¢dya¾ padasth¢na¾ siddhisop¢naparva½¢m |


iya¾ s¢ mok¼am¢½¢n¢m ajihm¢ r¢japaddhatiÀ || 16 ||
Dies ist der erste Stützpunkt für den Fuss auf den Stufen der Treppe zum
Erfolge. Eben dies ist die gerade Königsstrasse für die, welche nach Erlösung
streben.

atr¢t¤tavipary¢saÀ keval¢m anupa¡yati |


chandasya¡ chandas¢¾ yonim ¢tm¢ chandomay¤¾ tanum || 17 ||
Hier [in der Grammatik] erblickt das über die Gegensätze hinausgelangte hym-
nenhafte Selbst den alleinigen Mutterschoss der Hymnen, den aus Hymnen be-
stehenden Leib.

pratyastamitabhed¢y¢ yad v¢co r¦pam uttamam |


yad asminn eva tamasi jyotiÀ ¡uddha¾ vivartate || 18 ||
Welche [d.h. Grammatik] die höchste Gestalt der Rede, deren Vielfalt ge-
schwunden ist, darstellt; welche sich in eben dieser Finsternis als reines Licht
verbreitet, -

vaik²ta¾ samatikr¢nt¢ m¦rtivy¢p¢radar¡anam |


vyat¤ty¢lokatamas¤ prak¢¡a¾ yam up¢sate || 19 ||
der Glanz [d.h. die Grammatik], welche(n) diejenigen verehren, die über das
Umgestaltete, an dem sich Form und Tätigkeit zeigen, hinausgekommen sind
[und] Helligkeit wie Finsternis hinter sich gelassen haben,

yatra v¢co nimitt¢ni cihn¢n¤v¢k¼arasm²teÀ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 9

¡abdap¦rve½a yogena bh¢sante pratibimbavat || 20 ||


in welcher [d.h. der Grammatik] die Triebfedern der Rede wie die Zeichen der
Buchstabenkunde durch die Anstrengung, welcher das Wort vorausgeht [d.h.
welche dem Worte nachstrebt], gleich einem Spiegelbild sichtbar werden,

atharva½¢m aËgiras¢¾ s¢mn¢m ²gyaju¼asya ca |


yasminn ucc¢vac¢ var½¢À p²thaksthitaparigrah¢À || 21 ||
in welcher [Grammatik] die vielgestaltigen Laute des Atharvan-, des AËgiras-,
des S¢ma-, des Úg- und des Yajurveda einzeln stehend begriffen werden, -

yad eka¾ prakriy¢bhedair bahudh¢ pravibhajyate |


tad vy¢kara½am ¢gamya para¾ brahm¢dhigamyate || 22 ||
nachdem man diese Grammatik, welche als eine durch die verschiedenen Bil-
deweisen [der Wörter] vielfach aufgeteilt ist, studiert hat, erreicht man das höch-
ste brahman.

nity¢À ¡abd¢rthasa¾bandh¢s tatr¢mn¢t¢ mahar¼ibhiÀ |


s¦tr¢½¢¾ s¢nutantr¢½¢¾ bh¢¼y¢½¢¾ ca pra½et²bhiÀ || 23 ||
Wort, Bedeutung und deren Verbindung sind von den grossen Sehern dabei als
ewig gelehrt worden, [d.h.] von den Verfassern der s¦tra samt den anutantra [=
v¢rttik¢] und der bh¢¼ya [also: P¢½ini, K¢ty¢yana, Patañjali].

apoddh¢rapad¢rth¢ ye ye c¢rth¢À sthitalak¼a½¢À |


anv¢khyey¢¡ ca ye ¡abd¢ ye c¢pi pratip¢dak¢À || 24 ||
Wörter und Bedeutungen, welche nur durch [grammatische] Auflösung [er-
kannt werden], und Bedeutungen, die feststehende Kennzeichen haben, und
Wörter, die erklärt werden müssen, und weiter, die erklärend sind,

k¢ryak¢ra½abh¢vena yogyabh¢vena ca sthit¢À |


10 Wilhelm Rau

dharme ye pratyaye c¢Ëga¾ sa¾bandh¢À s¢dhvas¢dhu¼u || 25 ||


Verbindungen, welche Wirkung und Werkzeug betreffen, Angemessenheit be-
zeichnen, und bei richtigen und falschgebildeten Wörtern in der Religion und bei
der Verständigung Hilfsmittel sind,

te liËgai¡ ca sva¡abdai¡ ca ¡¢stre 'sminn upavar½it¢À |


sm²tyartham anugamyante ke cid eva yath¢gamam || 26 ||
diese werden implicite und explicite in diesem Lehrbuch beschrieben; einige
werden auch aufgesucht, um entsprechend der Überlieferung eine sm²ti zu schaf-
fen.

¡i¼¿ebhya ¢gam¢t siddh¢À s¢dhavo dharmas¢dhanam |


arthapraty¢yan¢bhede vipar¤t¢s tv as¢dhavaÀ || 27 ||
Richtige, von den Gebildeten und von der Überlieferung gebilligte [Wörter]
sind ein Werkzeug zur Religion. Unrichtige aber sind das Gegenteil, obwohl
[auch] sie ihre Bedeutung vermitteln.

nityatve k²takatve v¢ te¼¢m ¢dir na vidyate |


pr¢½in¢m iva s¢ cai¼¢ vyavasth¢nityatocyate || 28 ||
Bei [angenommener] Ewigkeit oder [angenommener] Erschaffenheit [der
Wörter] wird kein Anfang für sie gefunden, und wie bei Lebewesen wird eben
dies 'Bestands- [= Gattungs-]Ewigkeit' genannt.

n¢narthik¢m im¢¾ ka¡ cid vyavasth¢¾ kartum arhati |


tasm¢n nibadhyate ¡i¼¿aiÀ s¢dhutvavi¼ay¢ sm²tiÀ || 29 ||
Niemand darf diesen 'Bestand' gegenstandslos machen. Daher wird von
Gebildeten eine sm²ti verfasst, welche die Richtigkeit [der Wörter] zum Gegen-
stand hat.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 11

na c¢gam¢d ²te dharmas tarke½a vyavati¼¿hate |


²¼¤½¢m api yaj jñ¢na¾ tad apy ¢gamap¦rvakam || 30 ||
Und die Religion besteht nicht ohne Überlieferung etwa nur durch Logik; so-
gar das Wissen der Seher setzt die Überlieferung voraus.

dharmasya c¢vyavacchinn¢À panth¢no ye vyavasthit¢À |


na t¢¸l lokaprasiddhatv¢t ka¡ cit tarke½a b¢dhate || 31 ||
Und niemand erschüttert durch Logik die ununterbrochen bestehenden Pfade
der Religion, weil sie in der Welt allgemein anerkannt sind.

avasth¢de¡ak¢l¢n¢¾ bhed¢d bhinn¢su ¡akti¼u |


bh¢v¢n¢m anum¢nena prasiddhir atidurlabh¢ || 32 ||
Da ihre Kräfte nach der Verschiedenheit von Zustand, Raum und Zeit
verschieden sind, ist letzte Gewissheit über die Dinge durch Schlussfolgerung
äusserst schwer zu gewinnen.

nirjñ¢ta¡akter dravyasya t¢¾ t¢m arthakriy¢¾ prati |


vi¡i¼¿adravyasa¾bandhe s¢ ¡aktiÀ pratibadhyate || 33 ||
Auch wenn die Kraft eines Dings hinsichtlich dieser oder jener Wirkungsweise
völlig erkannt ist, wird diese Kraft behindert, sobald [das Ding] mit einem be-
stimmten [anderen] Ding zusammentrifft.

yatnen¢numito 'py arthaÀ ku¡alair anum¢t²bhiÀ |


abhiyuktatarair anyair anyathaivopap¢dyate || 34 ||
Selbst ein von geschickten Logikern mit Anstrengung erschlossener Sachver-
halt wird von anderen, noch fähigeren, in anderer Weise dargestellt.

pare¼¢m asam¢khyeyam abhy¢s¢d eva j¢yate |


ma½ir¦py¢divijñ¢na¾ tadvid¢¾ n¢num¢nikam || 35 ||
12 Wilhelm Rau

Die rechte Kenntnis von Amuletten, Silbermünzen usw. der Sachkenner ent-
steht nur durch Übung, ist anderen nicht mitteilbar und beruht nicht auf Logik.

pratyak¼am anum¢na¾ ca vyatikramya vyavasthit¢À |


pit²rak¼aÀpi¡¢c¢n¢¾ karmaj¢ eva siddhayaÀ || 36 ||
Die Zauberkräfte der Ahnengeister, der Dämonen und Gespenster, welche
über das Augenfällige und das logische Schliessen hinausgehend vorhanden
sind, stammen eben aus dem karman.

¢virbh¦taprak¢¡¢n¢m anupaplutacetas¢m |
at¤t¢n¢gatajñ¢na¾ pratyak¼¢n na vi¡i¼yate || 37 ||
Das Wissen um Vergangenes und Künftiges derer, denen ein Licht aufgegang-
en und deren Denkfähigkeit nicht beschädigt ist, unterscheidet sich nicht vom
Augenfälligen.

at¤ndriy¢n asa¾vedy¢n pa¡yanty ¢r¼e½a cak¼u¼¢ |


ye bh¢v¢n vacana¾ te¼¢¾ n¢num¢nena b¢dhyate || 38 ||
Das Wort derer, welche mit Seherblick die übersinnlichen, nicht mitteilbaren
Sachverhalte überschauen, wird durch Logik nicht angefochten.

yo yasya svam iva jñ¢na¾ dar¡ana¾ n¢ti¡aËkate |


sthita¾ pratyak¼apak¼e ta¾ katham anyo nivartayet || 39 ||
Wie könnte ein anderer den abwegig machen, welcher die Überzeugung eines
Dritten so wenig anzweifelt wie sein eigenes Wissen und auf Seiten des Augen-
fälligen steht?

ida¾ pu½yam ida¾ p¢pam ity etasmin padadvaye |


¢ca½Î¢lamanu¼y¢½¢m alpa¾ ¡¢straprayojanam || 40 ||
'Dies ist religiös verdienstlich, - das ist religiös von Übel! ' - bei diesem Satz-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 13

paar besteht unter den Menschen, hinab bis zu den ca½Î¢la, nur geringes Bedürf-
nis nach einem Lehrbuch.

caitanyam iva ya¡ c¢yam avicchedena vartate |


¢gamas tam up¢s¤no hetuv¢dair na b¢dhyate || 41 ||
Wer diese Überlieferung verehrt, welche wie das Bewusstsein ununterbrochen
besteht, der wird durch Lehren der Logik nicht angefochten.

hastaspar¡¢d iv¢ndhena vi¼ame pathi dh¢vat¢ |


anum¢napradh¢nena vinip¢to na durlabhaÀ || 42 ||
Wer wie ein Blinder, der entsprechend dem Fühlen seiner Hand auf unebenem
Wege dahineilt, sich hauptsächlich auf logisches Schliessen verlässt, kommt
leicht zu Fall.

tasm¢d ak²taka¾ ¡¢stra¾ sm²ti¾ ca sanibandhan¢m |


¢¡rity¢rabhyate ¡i¼¿aiÀ s¢dhutvavi¼ay¢ sm²tiÀ || 43 ||
Daher wird von Gebildeten eine sm²ti begonnen, welche die Richtigkeit [der
Wörter] zum Gegenstand hat, wobei sie sich auf das ungeschaffene [d.h. ewige]
Lehrbuch [= die ¡ruti] und die sm²ti, samt ihrer Grundlage stützen.

dv¢v up¢d¢na¡abde¼u ¡abdau ¡abdavido viduÀ |


eko nimitta¾ ¡abd¢n¢m aparo 'rthe prayujyate || 44 ||
Zwei Wörter kennen die Wortkenner bei Wörtern, die zum Gebrauch dienen;
eins ist der Anlass für die Wörter, das andere wird im Sinne einer Bedeutung
verwendet.

avibhakto vibhaktebhyo j¢yate 'rthasya v¢cakaÀ |


¡abdas tatr¢rthar¦p¢tm¢ sa¾bhedam upagacchati || 45 ||
Ungeteilt entsteht das Wort, welches die Bedeutung ausdrückt, aus [geteilten]
14 Wilhelm Rau

Wörtern; dabei erfährt das Wesen der Bedeutungsgestalt eine Teilung.

¢tmabheda¾ tayoÀ ke cid ast¤ty ¢huÀ pur¢½ag¢À |


buddhibhed¢d abhinnasya bhedam eke pracak¼ate || 46 ||
Einige, welche von alten Zeiten singen, behaupten, zwischen diesen beiden ist
ein Wesensunterschied. Andere lehren einen [nur scheinbaren] Unterschied des
[an sich] Ungeteilten aufgrund eines Unterschieds im Erkenntnisvermögen.

ara½istha¾ yath¢ jyotiÀ prak¢¡¢ntarak¢ra½am |


tadvac chabdo 'pi buddhisthaÀ ¡rut¤n¢¾ k¢ra½a¾ p²thak || 47 ||
Wie das in den Reibhölzern befindliche Feuer die Ursache des anderen [d.h.
von ihm verschiedenen, sichtbaren] Feuers ist, so ist auch das im Erkenntnisver-
mögen befindliche Wort die Ursache für die [Wörter, soweit sie] Gehörseindrü-
cke [sind und dabei doch von ihnen] verschieden.

vitarkitaÀ pur¢ buddhy¢ kva cid arthe nive¡itaÀ |


kara½ebhyo viv²ttena dhvanin¢ so 'nug²hyate || 48 ||
Dieses [Wort] wird, zuerst vom Erkenntnisvermögen ersonnen, irgendwann
mit einer [bestimmten] Bedeutung verbunden, durch den aus den Sprechwerk-
zeugen hervorgegangenen Ton [vom Hörer] erfasst.

n¢dasya kramaj¢tatv¢n na p¦rvo na para¡ ca saÀ |


akramaÀ kramar¦pe½a bhedav¢n iva j¢yate || 49 ||
Und dieses [Wort] ist nicht etwa wegen der schrittweisen Entstehung des To-
nes früher oder später [d.h. es existiert nicht im Zeitablauf]; ohne zeitliche Ab-
folge entsteht es nur gleichsam unter der Gestalt zeitlicher Abfolge, als in Teile
geteilt.

pratibimba¾ yath¢nyatra sthita¾ toyakriy¢va¡¢t |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 15

tatprav²ttim iv¢nveti sa dharmaÀ spho¿an¢dayoÀ || 50 ||


Wie ein Spiegelbild an anderer Stelle [d.h. im Wasser] befindlich, aufgrund
der Bewegung des Wassers dessen Verhalten gleichsam folgt, so gilt dieses Ge-
setz [auch] für spho¿a und n¢da.

¢tmar¦pa¾ yath¢ jñ¢ne jñeyar¦pa¾ ca d²¡yate |


arthar¦pa¾ tath¢ ¡abde svar¦pa¾ ca prak¢¡ate || 51 ||
Wie im Wissen die Gestalt des Selbstes [d.h. des erkennenden Subjekts] und
die Gestalt des zu Erkennenden [d.h. des Objekts] erblickt wird, so offenbart sich
im Worte die Gestalt der Bedeutung und die eigene [Laut-]Gestalt.

¢½Îabh¢vam iv¢panno yaÀ kratuÀ ¡abdasa¾jñakaÀ |


v²ttis tasya kriy¢r¦p¢ bh¢ga¡o bhajate kramam || 52 ||
Die Kraft, welche 'Wort' genannt wird, ist gleichsam in den Zustand des Ei-
dotters eingetreten. Ihr Sein erlangt in Gestalt einer Handlung Teil für Teil eine
zeitliche Abfolge.

yathaikabuddhivi¼ay¢ m¦rtir ¢kriyate pa¿e |


m¦rtyantarasya tritayam eva¾ ¡abde 'pi d²¡yate || 53 ||
Wie die Gestalt einer anderen Gestalt [d.h. eines wirklichen Dings], zum Ge-
genstand eines Erkenntnisvermögens geworden, auf dem Tuch abgebildet wird,
so beobachtet man die Dreizahl [der Entstehungsstufen] auch beim Worte.

yath¢ prayoktuÀ pr¢g buddhiÀ ¡abde¼v eva pravartate |


vyavas¢yo grah¤t³½¢m eva¾ te¼v eva j¢yate || 54 ||
In derselben Weise wie das Erkenntnisvermögen des Sprechers sich zuerst in
Wörtern umsetzt, so vollzieht sich das Innewerden der Hörer bei eben diesen
[Wörtern].
16 Wilhelm Rau

arthopasarjan¤bh¦t¢n abhidheye¼u ke¼u cit |


carit¢rth¢n par¢rthatv¢n na lokaÀ pratipadyate || 55 ||
Bei einigen Wörtern verstehen die Leute die gängigen Bedeutungen, welche
der [Grund-]Bedeutung untergeordnet sind, nicht, weil eine andere Bedeutung
vorliegt.

gr¢hyatva¾ gr¢hakatva¾ ca dve ¡akt¤ tejaso yath¢ |


tathaiva sarva¡abd¢n¢m ete p²thag avasthite || 56 ||
Wie es beim Lichte zwei Kräfte gibt: Wahrnehmbar-Sein und Wahrnehmen-
Lassen, so sind auch diese [beiden Kräfte] bei allen Wörtern getrennt vorhanden.

vi¼ayatvam an¢pannaiÀ ¡abdair n¢rthaÀ prak¢¡yate |


na sattayaiva te 'rth¢n¢m ag²h¤t¢À prak¢¡ak¢À || 57 ||
Durch Wörter, welche nicht zu Gegenständen der Sinne werden, wird eine Be-
deutung nicht vermittelt: ungehört [oder: unverstanden] offenbaren sie durch ihr
[blosses] Dasein keine Bedeutungen.

ato 'nirjñ¢tar¦patv¢t kim ¢hety abhidh¤yate |


nendriy¢½¢¾ prak¢¡ye 'rthe svar¦pa¾ g²hyate tath¢ || 58 ||
Daher sagt man, wenn die Gestalt [eines Wortes] nicht erkannt ist: 'Was hat er
gesagt? ' Bei einem durch die Sinne zu vermittelnden Ding wird dessen Eigen-
gestalt nicht in dieser Weise begriffen.

bheden¢vag²h¤tau dvau ¡abdadharm¢v apoddh²tau |


bhedak¢rye¼u hetutvam avirodhena gacchataÀ || 59 ||
[Diese] zwei losgelösten Eigenschaften der Wörter werden als verschieden
erfasst. Ohne sich zu behindern werden die beiden zu Ursachen von unterschied-
lichen Wirkungen.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 17

v²ddhy¢dayo yath¢ ¡abd¢À svar¦popanibandhan¢À |


¢daicpraty¢yitaiÀ ¡abdaiÀ sa¾bandha¾ y¢nti sa¾jñibhiÀ || 60 ||

agni¡abdas tathaiv¢yam agni¡abdanibandhanaÀ |


agni¡rutyaiti sa¾bandham agni¡abd¢bhidheyay¢ || 61 ||
Wie die Wörter v²ddhi usw. in Gestalt ihrer eigenen Form mit Lauten, deren
Kenntnis durch ¢daic vermittelt wird, [und] die [so] eine Definition erhalten,
eine Verbindung eingehen, genauso geht auch das Wort agni in Gestalt seiner
eigenen Form mit dem Gehörseindruck agni, welcher die Bedeutung des Wortes
agni hat, eine Verbindung ein.

yo ya ucc¢ryate ¡abdo niyata¾ na sa k¢ryabh¢k |


anyapraty¢yane ¡aktir na tasya pratibadhyate || 62 ||
Sicherlich hat kein Wort, das ausgesprochen wird, einen Anteil an der Wir-
kung [dessen, was es bezeichnet]. Seine Kraft zur Mitteilung an andere wird
[indessen dadurch] nicht gehemmt.

uccaran paratantratv¢d gu½aÀ k¢ryair na yujyate |


tasm¢t tadarthaiÀ k¢ry¢½¢¾ sa¾bandhaÀ parikalpyate || 63 ||
Ein ertönendes [Wort] hat als Nebensache, weil es von etwas anderem
abhängt, keine Verbindung mit [realen] Wirkungen. Daher wird eine Verbindung
der Wirkungen [nur] mit den zu diesen gehörigen [realen] Dingen zugegeben.

s¢m¢nyam ¢¡rita¾ yad yad upam¢nopameyayoÀ |


tasya tasyopam¢ne¼u dharmo 'nyo vyatiricyate || 64 ||
Wird etwas an einem Gegenstand, mit dem verglichen wird, und an einem Ge-
genstand, der verglichen wird, gleichgesetzt, so bleibt an den Gegenständen, die
verglichen werden, eine Eigenschaft übrig [, welche an dem Gegenstand, mit
dem verglichen wird, keine Entsprechung hat].
18 Wilhelm Rau

gu½aÀ prakar¼ahetur yaÀ sv¢tantrye½opadi¡yate |


tasy¢¡rit¢d gu½¢d eva prak²¼¿atva¾ prat¤yate || 65 ||
Wird eine einen höheren Grad begründende Eigenschaft unabhängig festge-
stellt, so ergibt sich der höhere Grad allein aus einer [zweiten], dieser [ersten]
zukommenden Eigenschaft.

tasy¢bhidheyabh¢vena yaÀ ¡abdaÀ samavasthitaÀ |


tasy¢py ucc¢ra½e r¦pam anyat tasm¢d vivicyate || 66 ||
Steht ein Wort für die mitzuteilende Wesenheit eines [auszusprechenden Wor-
tes], so entsteht beim Aussprechen des [ersteren] dennoch eine Form [des Wor-
tes], welche [von der Grundform] abweicht, weil sie von der [mitzuteilenden
Wesenheit] verschieden ist.

pr¢k sa¾jñin¢bhisa¾bandh¢t sa¾jñ¢ r¦papad¢rthik¢ |


¼a¼¿hy¢¡ ca pratham¢y¢¡ ca nimittatv¢ya kalpate || 67 ||
[Schon] vor [seiner] Verbindung mit einem Namensträger lässt der Name, bei
dem Form und Bedeutung dieselbe sind, die Bildung eines Genitivs und eines
Nominativs zu.

tatr¢rthavattv¢t pratham¢ sa¾jñ¢¡abd¢d vidh¤yate |


asyeti vyatireka¡ ca tadarth¢d eva j¢yate || 68 ||
Dabei wird die Nominativ-Endung nach einem Namen-Wort vorgeschrieben,
[allein schon] weil es eine Bedeutung hat, und die Besonderheit 'dessen' [d.h.
des Genitivs] entsteht eben aus dieser Bedeutung.

sva¾ r¦pam iti kai¡ cit tu vyaktiÀ sa¾jñopadi¡yate |


j¢teÀ k¢ry¢½i sa¾s²¼¿¢ j¢tis tu pratipadyate || 69 ||
[Zu] sva¾ r¦pam [d.h. zu 1,1,68: sva¾ r¦pa¾ ¡abdasy¢¡abdasa¾jñ¢] wird
aber von einigen das Einzelding als der Name für die Gattung gelehrt. [Mit dem
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 19

Einzelding] verbunden aber wird die Gattung zum Träger von Handlungen.

sa¾jñin¤¾ vyaktim icchanti s¦tre gr¢hy¢m ath¢pare |


j¢tipraty¢yit¢ vyaktiÀ prade¡e¼¦pati¼¿hate || 70 ||
Dann wünschen andere, es solle in dem s¦tra [1,1,68] das Einzelding als Na-
mensträger verstanden werden: das durch die Gattung verdeutlichte Einzelding
dient bei Aussagen [als Träger des Satz-Inhalts].

k¢ryatve nityat¢y¢¾ v¢ ke cid ekatvav¢dinaÀ |


k¢ryatve nityat¢y¢¾ v¢ ke cin n¢n¢tvav¢dinaÀ || 71 ||
Bei [angenommener] Erschaffenheit oder bei [angenommener] Ewigkeit [der
Wörter] behaupten einige die Einheit [des Wortes]; bei [angenommener]
Erschaffenheit oder bei [angenommener] Ewigkeit [der Wörter] behaupten eini-
ge die Mannigfaltigkeit [des Wortes].

padabhede 'pi var½¢n¢m ekatva¾ na nivartate |


v¢kye¼u padam eka¾ ca bhinne¼v apy upalabhyate || 72 ||
Die Einheit der Laute hört auch bei einer Verschiedenheit der Wörter [, in de-
nen diese Laute vorkommen,] nicht auf; und selbst in verschiedenen Sätzen wird
[nur] ein [und dasselbe] Wort gefunden.

na var½avyatireke½a padam anyac ca vidyate |


v¢kya¾ var½apad¢bhy¢¾ ca vyatirikta¾ na ki¾ ca na || 73 ||
Und es gibt in Abtrennung von den Lauten kein anderes Wort. Und es gibt in
Abtrennung von den Lauten und den Wörtern keinen Satz.

pade na var½¢ vidyante var½e¼v avayav¢ na ca |


v¢ky¢t pad¢n¢m atyanta¾ pravibh¢go na ka¡ ca na || 74 ||
Im Worte gibt es keine Laute und auch in den Lauten keine Teile. Es gibt ganz
20 Wilhelm Rau

und gar keinen Unterschied zwischen den Wörtern und dem Satze.

bhinnadar¡anam ¢¡ritya vyavah¢ro 'nugamyate |


tatra yan mukhyam eke¼¢¾ tatr¢nye¼¢¾ viparyayaÀ || 75 ||
Man folgt dem Verfahren [der Grammatik], indem man sich [diese] wider-
sprüchliche Lehre zu eigen macht. Was dabei für die Einen die Hauptsache ist,
ist für die Anderen das Gegenteil [d.h. die Nebensache].

spho¿asy¢bhinnak¢lasya dhvanik¢l¢nup¢tinaÀ |
graha½op¢dhibhedena v²ttibheda¾ pracak¼ate || 76 ||
Die Verschiedenheit in der [Sprech-]Geschwindigkeit beim spho¿a, dessen
Dauer unveränderlich ist, der [aber] der Dauer des dhvani folgt, erklärt man
durch die Verschiedenheit der Bedingungen der Wahrnehmung.

svabh¢vabhed¢n nityatve hrasvad¤rghaplut¢di¼u |


pr¢k²tasya dhvaneÀ k¢laÀ ¡abdasyety upacaryate || 77 ||
Wegen der [ihm eigenen] Wesensverschiedenheit in kurzen, langen, überlan-
gen usw. [Silben] wird die Dauer des natürlichen Tones (dhvani) dem ¡abda (=
spho¿a) zugeschrieben, obwohl [dessen] Ewigkeit [und damit Unveränderlich-
keit] feststeht.

¡abdasya graha½e hetuÀ pr¢k²to dhvanir i¼yate |


sthitibhedanimittatva¾ vaik²taÀ pratipadyate || 78 ||
Als Ursache für die Wahrnehmung des Lautes wird der natürliche Ton postu-
liert; bei der Verschiedenheit der Sprechgeschwindigkeit bildet der abgeleitete
Ton die Ursache.

¡absasyordhvam abhivyakter v²ttibheda¾ tu vaik²t¢À |


dhvanayaÀ samupohante spho¿¢tm¢ tair na bhidyate || 79 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 21

Nach Erscheinung des Wortes [d.h. des spho¿a] erheben sich bei Verschieden-
heit der Sprechgeschwindigkeit die abgeleiteten Töne. Das Wesen des spho¿a
wird durch diese nicht verändert.

indriyasyaiva sa¾sk¢raÀ ¡abdasyaivobhayasya v¢ |


kriyate dhvanibhir v¢d¢s trayo 'bhivyaktiv¢din¢m || 80 ||
Von den Tönen (dhvani) wird eine Herrichtung des Sinnesorgans [d.h. des
Ohrs] oder des Wortes oder beider hervorgebracht: drei Ansichten gibt es bei
denen, welche die Erscheinung [des Wortes] lehren.

indriyasyaiva sa¾sk¢raÀ sam¢dh¢n¢ñjan¢dibhiÀ |


vi¼ayasya tu sa¾sk¢ras tadgandhapratipattaye || 81 ||
Eine Herrichtung allein des Sinnesorgans geschieht durch Aufmerksamkeit,
Augensalbe usw.; eine Herrichtung des Sinnesgegenstands hingegen [etwa durch
Zerreiben] dient zur Feststellung von dessen Geruch.

cak¼u¼aÀ pr¢pyak¢ritve tejas¢ tu dvayor api |


vi¼ayendriyayor i¼¿aÀ sa¾sk¢raÀ sa kramo dhvaneÀ || 82 ||
Wenn der Gesichtssinn [seinen Gegenstand] erreichbar macht, dann wird eine
Herrichtung beider, des Sinnesgegenstands und des Sinnesorgans, durch das
Licht postuliert; entsprechend ist der Ablauf beim Ton (dhvani).

spho¿ar¦p¢vibh¢gena dhvaner graha½am i¼yate |


kai¡ cid dhvanir asa¾vedyaÀ svatantro 'nyaiÀ prakalpitaÀ || 83 ||
[Von einigen] wird postuliert, der Ton werde so wahrgenommen, dass dabei
keine Unterscheidung von der spho¿a-Gestalt vorhanden ist; von manchen wird
ein nicht wahrnehmbarer [d.h. nur erschlossener] Ton, von anderen wird ein un-
abhängiger [Ton] angenommen.
22 Wilhelm Rau

yath¢nuv¢kaÀ ¡loko v¢ soÎhatvam upagacchati |


¢v²tty¢ na tu sa granthaÀ praty¢v²tti nir¦pyate || 84 ||

pratyayair anup¢khyeyair graha½¢nugu½ais tath¢ |


dhvaniprak¢¡ite ¡abde svar¦pam avadh¢ryate || 85 ||
Wie ein Prosa-Abschnitt oder eine Strophe durch wiederholtes Hersagen ge-
meistert, der Text hingegen nicht bei jedem wiederholten Hersagen verstanden
wird,
so wird durch nicht erklärbare, der Wahrnehmung entsprechende Eindrücke,
an dem durch den Ton (dhvani) übermittelten Worte die Eigengestalt festgestellt.

n¢dair ¢hitab¤j¢y¢m antyena dhvanin¢ saha |


¢v²ttaparip¢k¢y¢¾ buddhau ¡abdo 'vadh¢ryate || 86 ||
Im Erkenntnisvermögen, wo durch Töne (n¢da) der Same [des Verständnis-
ses] angelegt, und das durch Wiederholung [des Hörens] gereift ist, wird das
Wort zugleich mit dem letzten Tone (dhvani) verstanden.

asata¡ c¢ntar¢le y¢ñ chabd¢n ast¤ti manyate |


pratipattur a¡aktiÀ s¢ graha½op¢ya eva saÀ || 87 ||
Die unwirklichen und im Zwischenraume [befindlichen] Wörter, von denen
man meint, sie seien wirklich, - das ist die Unfähigkeit des Hörers, das ist nur ein
Hilfsmittel zum Verständnis.

bhed¢nuk¢ro jñ¢nasya v¢ca¡ copaplavo dhruvaÀ |


kramopas²¼¿ar¦p¢ v¢g jñ¢na¾ jñeyavyap¢¡rayam || 88 ||
Eine den Unterschieden entsprechende Störung der Erkenntnis und der Rede
ist unvermeidlich; [denn] die Rede hat eine von der Abfolge [der Töne] begleite-
te Form und die Erkenntnis stützt sich auf die zu erkennenden Gegenstände.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 23

jñeyena na vin¢ jñ¢na¾ vyavah¢re 'vati¼¿hate |


n¢labdhakramay¢ v¢c¢ ka¡ cid artho 'bhidh¤yate || 89 ||
Ohne einen zu erkennenden Gegenstand findet im Alltag keine Erkenntnis
statt. Ohne dass die Rede eine Abfolge bekommt, wird keine Bedeutung mitge-
teilt.

yath¢dyasa¾khy¢graha½am up¢yaÀ pratipattaye |


sa¾khy¢ntar¢½¢¾ bhede 'pi tath¢ ¡abd¢ntara¡rutiÀ || 90 ||
Wie das Erfassen der ersten Zahl ein Mittel zur Feststellung der anderen Zah-
len ist, obwohl [zwischen der ersten und jeder folgenden Zahl] ein Unterschied
besteht, so ist [auch] die Gehörswahrnehmung der anderen Wörter [im Satze das
Mittel zur Feststellung der Bedeutung des ganzen Satzes].

pratyeka¾ vyañjak¢ bhinn¢ var½av¢kyapade¼u ye |


te¼¢m atyantabhede 'pi sa¾k¤r½¢ iva ¡aktayaÀ || 91 ||
Die Kräfte der erkenntnisvermittelnden Elemente, auf Laute, Sätze und Wörter
verteilt, sind gewissermassen miteinander vermischt, obwohl [unter ihnen] ein
unendlicher Unterschied besteht.

yathaiva dar¡anaiÀ p¦rvair d¦r¢t sa¾tamase 'pi v¢ |


anyath¢k²tya vi¼ayam anyathaiv¢dhyavasyati || 92 ||
Wie man eben durch erste Betrachtungen einen Sinnesgegenstand aus der Fer-
ne oder auch im Dunkeln für das eine hält, es aber dann als ein anderes erkennt, -

vyajyam¢ne tath¢ v¢kye v¢ky¢bhivyaktihetubhiÀ |


bh¢g¢vagrahar¦pe½a p¦rva¾ buddhiÀ pravartate || 93 ||
so ist in einem Satze, der sich durch Elemente, welche eine Übermittlung des
Satzes verursachen, offenbart, das Erkenntnisvermögen zuerst in Gestalt der Er-
kenntnis der [einzelnen Satz-]Teile vorhanden.
24 Wilhelm Rau

yath¢nup¦rv¤niyamo vik¢re k¼¤rab¤jayoÀ |


tathaiva pratipatt³½¢¾ niyato buddhi¼u kramaÀ || 94 ||
So wie es bei der Veränderung von Milch oder von einem Samen ein ein-
schränkendes Gesetz gibt, welches die Reihenfolge [der Veränderungsvorgänge]
festlegt, so ist auch die Reihenfolge in den Erkenntnisvermögen der Hörer ein-
schränkend festgelegt.

bh¢gavatsv api te¼v eva r¦pabhedo dhvaneÀ kram¢t |


nirbh¢ge¼v abhyup¢yo v¢ bh¢gabhedaprakalpanam || 95 ||
Auch wenn [die Wörter] Teile haben, besteht eben bei diesen eine Verschie-
denheit der Form aufgrund der Abfolge des Tons (dhvani); oder, wenn [die Wör-
ter] keine Teile haben, besteht als Hilfsmittel [zur Erkenntnis] die Annahme von
verschiedenen Teilen.

anekavyaktyabhivyaËgy¢ j¢tiÀ spho¿a iti sm²t¢ |


kai¡ cid vyaktaya ev¢sy¢ dhvanitvena prakalpit¢À || 96 ||
'Der spho¿a ist eine Gattung, welche durch viele Einzeldinge dargestellt wer-
den muss; seine 'Einzeldinge' sind eben die Töne (dhvani)', - so wird von eini-
gen gelehrt.

avik¢rasya ¡abdasya nimittair vik²to dhvaniÀ |


upalabdhau nimittatvam upay¢ti prak¢¡avat || 97 ||
Der Ton des unveränderlichen Wortes [d.h. des spho¿a] wird durch Ursachen
abgewandelt. [Dieser abgewandelte Ton] wird bei der Wahrnehmung zur Ursa-
che [d.h. er wird zur Ursache der Wahrnehmung] wie das Licht [beim Sehen die
Ursache der Wahrnehmung wird].

na c¢nitye¼v abhivyaktir niyamena vyavasthit¢ |


¢¡rayair api nity¢n¢¾ j¢t¤n¢¾ vyaktir i¼yate || 98 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 25

Und bei nicht-ewigen [Dingen] ist die Darstellung nicht eingeschränkt; auch
bei ewigen Gattungen wird eine Darstellung [vyakti hier = abhivyakti!] durch
'Stützen' [= Einzeldinge] postuliert.

de¡¢dibhi¡ ca sa¾bandho d²¼¿aÀ k¢yavat¢m api |


de¡abhedavikalpe 'pi na bhedo dhvani¡abdayoÀ || 99 ||
Bei körperhaften [Dingen] nimmt man hier [d.h. in unserer Welt] eine Verbin-
dung mit dem Raume usw. wahr, aber auch wenn ein Unterschied im Raume zu-
gegeben wird, gibt es [doch] keinen Unterschied zwischen Ton (dhvani) und
Wort (¡abda = spho¿a).

graha½agr¢hyayoÀ siddh¢ yogyat¢ niyat¢ yath¢ |


vyaËgyavyañjakabh¢ve 'pi tathaiva spho¿an¢dayoÀ || 100 ||
Wie die Beziehung zwischen dem Werkzeug der Wahrnehmung und dem Ge-
genstand der Wahrnehmung dadurch als eingeschränkt erwiesen ist, dass sie
Darstellendes und Darzustellendes sind, so ist [die Beziehung] zwischen spho¿a
und dem n¢da [d.h. zwischen Wort und Ton ebenfalls entsprechend als einge-
schränkt erwiesen].

sad²¡agraha½¢n¢¾ ca gandh¢d¤n¢¾ prak¢¡akam |


nimitta¾ niyata¾ loke pratidravyam avasthitam || 101 ||
Die Ursache, welche den Duft usw. wahrnehmen lässt, ist, da diese [d.h. der
Duft usw., also die Sinnesgegenstände] ihnen entsprechenden Wahrnehmungs-
werkzeugen [also der Nase usw.] zugeordnet sind, in der Welt für jedes Ding
festgelegt vorhanden.

prak¢¡ak¢n¢¾ bhed¢¾¡ ca prak¢¡yo 'rtho 'nuvartate |


tailodak¢dibhede tat pratyak¼a¾ pratibimbake || 102 ||
Der Gegenstand, dessen Wahrnehmung vermittelt werden soll, richtet sich
26 Wilhelm Rau

nach den Verschiedenheiten der Dinge, welche die Wahrnehmung vermitteln.


Das ist augenfällig beim Spiegelbild in einer Verschiedenheit [von Flüssigkeiten
wie] Öl, Wasser usw.

viruddhaparim¢½e¼u vajr¢dar¡atal¢di¼u |
parvat¢disar¦p¢½¢¾ bh¢v¢n¢¾ n¢sti sa¾bhavaÀ || 103 ||
Es gibt keine Entstehung von Dingen, welche wie ein Berg usw. gestaltet sind,
auf der Fläche eines Diamanten oder eines Spiegels usw., weil diese von wider-
streitender Grösse sind.

tasm¢d abhinnak¢le¼u var½av¢kyapad¢di¼u |


v²ttik¢laÀ svak¢la¡ ca n¢dabhed¢d vibhajyate || 104 ||
Daher unterscheidet man bei [tatsächlich] nach der Dauer nicht geschiedenen
Lauten, Sätzen, Wörtern usw. eine Dauer nach der Sprechgeschwindigkeit und
eine Dauer an sich aufgrund der Verschiedenheit des Tons (n¢da = dhvani).

yaÀ sa¾yogavibh¢g¢bhy¢¾ kara½air upajanyate |


sa spho¿aÀ ¡abdaj¢À ¡abd¢ dhvanayo 'nyair ud¢h²t¢À || 105 ||
'Der spho¿a wird von den Sprechwerkzeugen durch Schliessen und Öffnen ge-
bildet; die dhvani sind aus Wörtern entstandene Wörter' - wird von anderen be-
hauptet.

alpe mahati v¢ ¡abde spho¿ak¢lo na bhidyate |


paras tu ¡abdasa¾t¢naÀ pracay¢pacay¢tmakaÀ || 106 ||
Bei einem kurzen oder einem langen Worte unterscheidet sich die Dauer des
spho¿a nicht. Aber die [ihm] folgende Wortausdehnung zeigt in ihrem Wesen
Wachsen und Schwinden.

d¦r¢t prabheva d¤pasya dhvanim¢tra¾ tu lak¼yate |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 27

gha½¿¢d¤n¢¾ ca ¡abde¼u vyakto bhedaÀ sa d²¡yate || 107 ||


Allein der dhvani wird wie der Schein einer Lampe von ferne wahrgenommen;
und dieser Unterschied [von spho¿a und dhvani] fällt bei den Klängen von Gloc-
ken usw. deutlich auf.

dravy¢bhigh¢t¢t pracitau bhinnau d¤rghaplut¢v api |


kampe t¦parate j¢t¢ n¢d¢ v²tter vi¡e¼ak¢À || 108 ||
Selbst lange und überlange [Töne] entstehen verschieden aus dem Zusammen-
prall [fester] Dinge; wenn jedoch die Schwingung abgeklungen ist, entstehen
Töne, welche die Sprechgeschwindigkeit beeinflussen.

anavasthitakampe 'pi kara½e dhvanayo 'pare |


spho¿¢d evopaj¢yante jv¢l¢ jv¢l¢ntar¢d iva || 109 ||
Auch wenn ein Sprechwerkzeug unstete Schwingung hat, entstehen andere
Töne (dhvani) eben aus dem spho¿a wie Flammen aus einer anderen Flamme.

v¢yor a½¦n¢¾ jñ¢nasya ¡abdatv¢pattir i¼yate |


kai¡ cid dar¡anabhedo hi prav¢de¼v anavasthitaÀ || 110 ||
Von einigen wird der Übergang von Wind, von Atomen oder von Wissen in
Wörtern postuliert; der Unterschied zwischen den Lehrmeinungen ist in den Un-
terhaltungen schwankend.

labdhakriyaÀ prayatnena vaktur icch¢nuvartin¢ |


sth¢ne¼v abhihato v¢yuÀ ¡abdatva¾ pratipadyate || 111 ||
Der Wind, welcher durch die dem Willen des Sprechers unterworfene Bemü-
hung in Bewegung kommt, wird an den Sprechstellen angeschlagen, zum Worte.

tasya k¢ra½as¢marthy¢d vegapracayadharma½aÀ |


sa¾nip¢t¢d vibhajyante s¢ravatyo 'pi m¦rtayaÀ || 112 ||
28 Wilhelm Rau

Zufolge des eine Ursache abzugeben fähigen Ansturms dieses durch


Geschwindigkeit und Wucht gekennzeichneten [Windes] werden selbst massive
Gegenstände gespalten. [Wieviel mehr erst Sprechwerkzeuge!]

a½avaÀ sarva¡aktitv¢d bhedasa¾sargav²ttayaÀ |


ch¢y¢tapatamaÀ¡abdabh¢vena pari½¢minaÀ || 113 ||
Die Atome, deren Wesen in Trennung und Vereinigung besteht, verwandeln
sich, weil sie alle Kräfte besitzen, in Schatten, Sonnenschein, Finsternis und
Worte.

sva¡aktau vyajyam¢n¢y¢¾ prayatnena sam¤rit¢À |


abhr¢½¤va prac¤yante ¡abd¢khy¢À param¢½avaÀ || 114 ||
Indem sie ihre Eigenkraft offenbaren, ballen sich, durch Anstrengung [der
Sprechwerkzeuge] angetrieben, die 'Wort' genannten kleinsten Atome wie Wol-
ken zusammen.

ath¢yam ¢ntaro jñ¢t¢ s¦k¼mav¢g¢tmani sthitaÀ |


vyaktaye svasya r¦pasya ¡abdatvena vivartate || 115 ||
Nunmehr wird der innere, im feinsten Rede-Selbst befindliche Erkenner zum
Worte, um seine eigene Gestalt zu offenbaren.

sa manobh¢vam ¢padya tejas¢ p¢kam ¢gataÀ |


v¢yum ¢vi¡ati pr¢½am ath¢sau samud¤ryate || 116 ||
Nachdem er zu Denken geworden und durch Körperwärme gar gekocht ist,
tritt dieser in den Wind, den Aushauch, ein; danach wird er ausgestossen.

antaÀkara½atattvasya v¢yur ¢¡rayat¢¾ gataÀ |


taddharme½a sam¢vi¼¿as tejasaiva vivartate || 117 ||
Nachdem der Wind zur Stütze [d.h. zum Träger] für das wahre Wesen des in-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 29

neren Sinnes geworden und von dessen Eigenschaft durchdrungen ist, entwickelt
er sich eben durch die Körperwärme [zum Worte].

vibhajan sv¢tmano granth¤ñ chrutir¦paiÀ p²thagvidhaiÀ |


pr¢no var½¢n abhivyajya var½e¼v evopal¤yate || 118 ||
Nachdem der Aushauch die Knoten seines Selbstes gesprengt und durch ver-
schiedengeartete Gestalten von Gehörseindrücken die Laute offenbart hat, geht
es [ohne Rest] in eben diesen Lauten auf.

¢tm¢ buddhy¢ samarthy¢rth¢n mano yuËkte vivak¼ay¢ |


manaÀ k¢y¢gnim ¢hanti sa prerayati m¢rutam || 119 ||
Das Selbst nimmt durch Erkenntnisvermögen Dinge wahr und schirrt das Den-
ken mit der Absicht zu Sprechen an. Das Denken stösst das Leibesfeuer [d.h. die
Körperwärme]; das setzt den Wind [d.h. den Aushauch] in Bewegung.

ajasrav²ttir yaÀ ¡abdaÀ s¦k¼matv¢n nopalabhyate |


vyajan¢d v¢yur iva sa svanimitt¢t prat¤yate || 120 ||
Ein Wort von ewiger Natur, das wegen seiner Feinheit nicht wahrgenommen
wird, das wird aufgrund seiner eigenen Ursache erkannt, wie der Wind aus dem
Fächeln.

tasya pr¢½e ca y¢ ¡aktir y¢ ca buddhau vyavasthit¢ |


vivartam¢n¢ sth¢ne¼u sai¼¢ bheda¾ prapadyate || 121 ||
Die Kraft des [Wortes], welche im Aushauch und welche im
Erkenntnisvermögen ruht, verwandelt sich, wenn sie sich an den Sprechstellen
entwickelt.

¡abde¼v ev¢¡rit¢ ¡aktir vi¡vasy¢sya nibandhan¤ |


yannetraÀ pratibh¢tm¢ya¾ bhedar¦paÀ prat¢yate || 122 ||
30 Wilhelm Rau

Die dieses All enthaltende Kraft stützt sich allein auf Wörter; dieses Glanz-
Selbst, welches die [genannte Kraft] zum Leitmittel hat, verbreitet sich vielge-
staltig.

¡abd¢dibhedaÀ ¡abdena vy¢khy¢to r¦pyate yataÀ |


tasm¢d arthavidh¢À sarv¢À ¡abdam¢tr¢su ni¡rit¢À || 123 ||
Weil die Vielzahl der Wörter usw., durch das Wort erklärt, betrachtet wird,
deshalb beruhen alle Bedeutungsarten auf Worteinheiten.

¡abdasya pari½¢mo 'yam ity ¢mn¢yavido viduÀ |


chandobhya eva prathamam etad vi¡va¾ pravartate || 124 ||
'Dies [d.h. das All] ist die Umwandlung des Wortes', so wissen die Kenner der
Überlieferung. Denn aus den [vedischen] Hymnen eben entwickelt sich zuerst
dieses All.

vibhajya bahudh¢tm¢na¾ sa cchandasyaÀ praj¢patiÀ |


chandomay¤bhir m¢tr¢bhir bahudhaiva vive¡a tam || 125 ||
Dieser in den Hymnen befindliche Praj¢pati hat sein Selbst vielfach geteilt und
ist mit aus Hymnen bestehenden Einheiten vielfach in es [d.h. sein Selbst] ein-
getreten.

s¢dhv¤ v¢g bh¦yas¤ ye¼u puru¼e¼u vyavasthit¢ |


adhika¾ vartate te¼u pu½ya¾ r¦pa¾ praj¢pateÀ || 126 ||
In Menschen, bei welchen sich die treffliche Rede in höherem Masse befindet,
ist die heilige Gestalt des Praj¢pati grösser vorhanden.

pr¢j¢patya¾ mahat tejas tatp¢trair iva sa¾v²tam |


¡ar¤rabhede vidu¼¢¾ sv¢¾ yonim upadh¢vati || 127 ||
Der grosse Glanz des Praj¢pati, durch diese [d.h. die Weisen] wie durch Ge-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 31

fässe verdeckt, läuft beim Tode der Weisen zu seinem Ursprung zurück.

yad etan ma½Îala¾ bh¢svad dh¢ma citrasya r¢dhasaÀ |


tadbh¢vam abhisa¾bh¦ya vidy¢y¢¾ pravil¤yate || 128 ||
Da ist ein rundes strahlendes Licht bunter Huld; wer dessen Wesen erreicht
hat, schmilzt im Wissen dahin.

itikartavyat¢ loke sarv¢ ¡abdavyap¢¡ray¢ |


y¢¾ p¦rv¢hitasa¾sk¢ro b¢lo 'pi pratipadyate || 129 ||
Jedes Pflichtgebot stützt sich in der Welt auf Wörter; ihm unterwirft sich
selbst ein Kind, weil seine Verfeinerung [d.h. des Kindes Weihe] früher [d.h. in
einem früheren Leben bereits] vollzogen wurde.

¢dyaÀ kara½aviny¢saÀ pr¢½asyordhva¾ sam¤ra½am |


sth¢n¢n¢m abhigh¢ta¡ ca na vin¢ ¡abdabh¢van¢m || 130 ||
Ohne eine Vorstellung vom Worte gäbe es [beim eben geborenen Kinde] keine
erste Einstellung der Sprechwerkzeuge, keinen Auftrieb für den Aushauch und
keinen Zusammenprall [des Aushauchs] mit den Sprechstellen. [Also muss die
Vorstellung vom Worte aus einem früheren Dasein ererbt sein].

na so 'sti pratyayo loke yaÀ ¡abd¢nugam¢d ²te |


anuviddham iva jñ¢na¾ sarva¾ ¡abdena bh¢sate || 131 ||
Es gibt in der Welt kein Verstehen, das nicht dem Worte folgte; alle Erkennt-
nis funkelt [nur], wenn sie durch das Wort gleichsam [wie ein Edelstein] durch-
bohrt ist.

v¢gr¦pat¢ ced utkr¢med avabodhasya ¡¢¡vat¤ |


na prak¢¡aÀ prak¢¡eta s¢ hi pratyavamar¡in¤ || 132 ||
Wenn die ewige Redegestaltigkeit der Erkenntnis verschwände, würde das
32 Wilhelm Rau

Licht [der Erkenntnis] nichts beleuchten, denn sie [d.h. die Redegestaltigkeit der
Erkenntnis] ermöglicht Erinnerung.

s¢ sarvavidy¢¡ilp¢n¢¾ kal¢n¢¾ copabandhan¤ |


tadva¡¢d abhini¼panna¾ sarva¾ vastu vibhajyate || 133 ||
Sie ist der Behälter für alle Wissenschaften, Fertigkeiten und Künste. Auf-
grund ihrer Macht wird jedes entstandene Ding unterschieden.

sai¡¢ sa¾s¢ri½¢¾ sa¾jñ¢ bahir anta¡ ca vartate |


tanm¢tr¢m avyatikr¢nta¾ caitanya¾ sarvaj¢ti¼u || 134 ||
Eben diese befindet sich als Bewusstsein ausserhalb und innerhalb aller im
ewigen Wechsel kreisenden Wesen; das [Einzel-]Bewusstsein in allen Gattungen
überschreitet ihr Mass nicht.

arthakriy¢su v¢k sarv¢n sam¤hayati dehinaÀ |


tadutkr¢ntau visa¾jño 'ya¾ d²¡yate k¢¼¿hakuÎyavat || 135 ||
Die Rede treibt alle eingekörperten [Wesen] bei Handlungen, die einem Zwec-
ke dienen, an. Bei ihrem [d.h. der Rede] Verschwinden sieht man dieses [einge-
körperte Wesen] bewusstlos wie ein Holz oder eine Wand.

bhedodgr¢havivartena labdh¢k¢raparigrah¢ |
¢mn¢t¢ sarvavidy¢su v¢g eva prak²tiÀ par¢ || 136 ||
Nachdem sie durch Entfaltung, bei der Verschiedenheit entwickelt wird, For-
men angenommen hat, wird allein die Rede in allen Wissenschaften als die höch-
ste Natur gelehrt.

ekatvam anatikr¢nt¢ v¢Ënetr¢ v¢Ënibandhan¢À |


p²thak pratyavabh¢sante v¢gvibh¢g¢ gav¢dayaÀ || 137 ||
Ohne die Einheit aufzugeben, erscheinen die Teile der Rede [d.h. Wörter wie]
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 33

Rind (go) usw., welche die Rede zum Leitseil und die Rede zur Ursache haben,
getrennt.

¼aÎdv¢r¢¾ ¼aÎadhi¼¿h¢n¢¾ ¼a¿prabodh¢¾ ¼aÎavyay¢m |


te m²tyum ativartante ye vai v¢cam up¢sate || 138 ||
Diejenigen, welche fürwahr die Rede verehren, die sechs Tore, sechs Stand-
orte, sechs Einsichten, sechs Unveränderliche besitzt, gelangen über den Tod
hinaus.

pravibh¢ge yath¢ kart¢ tay¢ k¢rye pravartate |


avibh¢ge tath¢ saiva k¢ryatven¢vati¼¿hate || 139 ||
Wie bei der Trennung [von Einzel-¢tman und Welt-¢tman, d.h. im Wachzu-
stand] der Handelnde durch sie [d.h. die Rede] sein Werk beginnt, so besteht
eben diese beim Nicht-Getrennt-Sein [d.h. im Traume] als das, was zu tun ist.

pravibhajy¢tman¢tm¢na¾ s²¼¿v¢ bh¢v¢n p²thagvidh¢n |


sarve¡varaÀ sarvamayaÀ svapne bhokt¢ pravartate || 140 ||
Nachdem er sein Selbst durch sein Selbst geteilt und verschiedenartige Wesen
geschaffen hat, beginnt der All-Herr, der aus Allen besteht, der Geniesser, zu
schlafen.

svam¢tr¢ param¢tr¢ v¢ ¡ruty¢ prakramyate yath¢ |


tathaiva r¦Îhat¢m eti tay¢ hy artho vidh¤yate || 141 ||
Wie durch das Wort (¡ruti = v¢c) das '[Nur-es-]Selbstsein' [des brahman]
oder das 'Anders-Sein' [des brahman, wenn über das Verhältnis von brahman
und Erscheinungswelt gesprochen wird] aufgezeigt ist, so eben gelangt sie [d.h.
die Rede] zur Verbreitung, denn durch sie wird ja die Bedeutung geregelt.

atyantam atath¢bh¦te nimitte ¡rutyap¢¡ray¢t |


34 Wilhelm Rau

d²¡yate 'l¢tacakr¢dau vastv¢k¢ranir¦pa½¢ || 142 ||


Beim Feuer-Rad usw. beobachtet man die Erscheinung der Gestalt eines
[wirklichen] Dings, weil man sich auf ein Wort stützt, obwohl die Ursache [für
das Feuer-Rad] völlig unwirklich ist.

api prayoktur ¢tm¢na¾ ¡abdam antar avasthitam |


pr¢hur mah¢ntam ²¼abha¾ yena s¢yujyam i¼yate || 143 ||
Auch nennen sie das Wort, den im Innern des Sprechers befindlichen ¢tman,
den grossen Stier, mit dem man völlige Vereinigung wünscht.

tasm¢d yaÀ ¡abdasa¾sk¢raÀ s¢ siddhiÀ param¢tmanaÀ |


tasya prav²ttitattvajñas tad brahm¢m²tam a¡nute || 144 ||
Daher ist die Herrichtung der Wörter [d.h. die Grammatik] die vollkommene
Aneignung des höchsten ¢tman. Wer das wahre Wesen von deren Beginnen
kennt, erreicht dies unsterbliche brahman.

pr¢½av²ttim atikr¢nte v¢cas tattve vyavasthitaÀ |


kramasa¾h¢rayogena sa¾h²ty¢tm¢nam ¢tmani || 145 ||
Wenn einer beim wahren Wesen der Rede verweilt, das über die Bewegung
des Aushauchs hinausgeht, sich übt, die regelmässige Reihenfolge zu hemmen,
das Selbst im Selbste zusammenzieht, -

v¢caÀ sa¾sk¢ram ¢dh¢ya v¢ca¾ jñ¢ne nive¡ya ca |


vibhajya bandhan¢ny asy¢À k²tv¢ t¢¾ chinnabandhan¢m || 146 ||
eine Verfeinerung der Rede bewirkt, die Rede ins Wissen eintreten lässt, ihre
[d.h. der Rede] Fesseln bricht und sie [so] fesselfrei macht,

jyotir ¢ntaram ¢s¢dya cchinnagranthiparigrahaÀ |


k¢ra½ajyoti¼aikatva¾ chittv¢ granth¤n pravartate || 147 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 35

als einer, an dessen Verständnis die Knoten gelöst sind, das innere Licht er-
langt, vereinigt er sich mit dem Lichte der Sinnesorgane [oder der Elemente],
nachdem er die Knoten gelöst hat.

na j¢tv akart²ka¾ ka¡ cid ¢gama¾ pratipadyate |


b¤ja¾ sarv¢gam¢p¢ye trayy ev¢to vyavasthit¢ || 148 ||
Niemand, wahrlich, findet eine Überlieferung, die keinen Verfasser hätte. Als
Samen besteht eben daher die Tray¤ [d.h. Úg-, S¢ma- und Yajurveda], wenn
sämtliche Überlieferungen verschwinden sollten.

asta¾ y¢te¼u v¢de¼u kart²¼v anye¼v asatsv api |


¡rutism²tyudita¾ dharma¾ loko na vyativartate || 149 ||
Wenn die Lehren untergegangen [und] auch andere Verfasser [von Lehren]
nicht vorhanden sind, übertritt die Welt [dennoch] das Religionsgebot nicht, weil
es sich in der ¡ruti und in der sm²ti findet.

jñ¢ne sv¢bh¢vike n¢rthaÀ ¡¢straiÀ ka¡ ca na vidyate |


dharmo jñ¢nasya hetu¡ cet tasy¢mn¢yo nibandhanam || 150 ||
Falls Wissen von selbst [d.h. ohne Unterricht] entsteht, gibt es keinen Zweck
[der] durch Lehrbücher [zu erreichen wäre]. Wenn das Religionsgebot die Ur-
sache des Wissens ist, so ist die Überlieferung dessen [des Religionsgebots] Be-
hälter.

veda¡¢str¢virodh¤ ca tarka¡ cak¼ur apa¡yat¢m |


r¦pam¢tr¢d dhi v¢ky¢rthaÀ kevala¾ n¢titi¼¿hati || 151 ||
Weiter ist die Logik, sofern sie dem Veda und den Lehrbüchern nicht wider-
streitet, die Sehkraft für jene, die keine Seher sind, denn die Bedeutung eines
Satzes ergibt sich nicht bloss aus [seiner] Form allein.
36 Wilhelm Rau

sato 'vivak¼¢ p¢r¢rthya¾ vyaktir arthasya laiËgik¤ |


iti ny¢yo bahuvidhas tarke½a pravibhajyate || 152 ||
Mangelndes Bestreben das Wirkliche zu sagen, Bezug auf einen anderen Ge-
genstand, auf Andeutungen beruhendes Offenbarwerden der Bedeutung, - so
wird das vielfältige Schliessen durch die Logik eingeteilt.

¡abd¢n¢m eva s¢ ¡aktis tarko yaÀ puru¼¢¡rayaÀ |


sa ¡abd¢nugato ny¢yo 'n¢game¼v anibandhanaÀ || 153 ||
Die Logik, welche sich auf Menschen stützt, ist diese Kraft der Wörter allein.
Das den Wörtern folgende Schliessen hat an Sätzen, welche nicht zur Überliefe-
rung gehören, keinen Halt.

yad udumbaravar½¢n¢¾ gha¿¤n¢¾ ma½Îala¾ mahat |


p¤ta¾ na gamayet svarga¾ ki¾ tat kratugata¾ nayet || 154 ||
Wenn der grosse Kreis feigenfarbiger [d.h. kupferroter] Krüge, ausgetrunken,
nicht in den Himmel bringt, - wird er denn, beim Opfer verwendet, [dahin] füh-
ren?

r¦p¢dayo yath¢ d²¼¿¢À pratyartha¾ yata¡aktayaÀ |


¡abd¢s tathaiva d²¡yante vi¼¢pahara½¢di¼u || 155 ||
Wie man sieht, dass [die Sinneseindrücke] 'Farbe' usw. in Hinsicht auf jeden
[Sinnes-]Gegenstand von genau bestimmter Kraft sind, so sieht man auch, dass
die Wörter beim Entfernen von Gift usw. [durch Zaubersprüche von genau be-
stimmter Kraft sind].

yathai¼¢¾ tatra s¢marthya¾ dharme 'py eva¾ prat¤yat¢m |


s¢dh¦n¢¾ s¢dhubhis tasm¢d v¢cyam abhyuday¢rthin¢m || 156 ||
Wie [sich] deren [d.h. der Wörter] Wirksamkeit dabei [d.h. beim Entfernen
von Gift durch Zaubersprüche erweist], so erweist sie sich auch im Religions-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 37

gebot, sofern sie [d.h. die Wörter] richtig [d.h. nach den Regeln der Grammatik
gebildet] sind. Daher müssen Leute, die Gedeihen wünschen, mit richtigen
[Wörtern] reden.

sarvo 'd²¼¿aphal¢n arth¢n ¢gam¢t pratipadyate |


vipar¤ta¾ ca sarvatra ¡akyate vaktum ¢game || 157 ||
[Nur] aufgrund der Überlieferung glaubt ein jeder an von unsichtbarem Erfol-
ge begleitete [d.h. dem Heil im Jenseits dienende] Zwecke, [aber] in jedem [sol-
chen] Falle kann bei der Überlieferung auch das Gegenteil gesagt werden [d.h.
man kann die Überlieferung anfechten, weil ihre Verbindlichkeit nur durch sie
selbst bewiesen werden kann].

s¢dhutvajñ¢navi¼ay¢ seya¾ vy¢kara½asm²tiÀ |


avicchedena ¡i¼¿¢n¢m ida¾ sm²tinibandhanam || 158 ||
Eben diese sm²ti von der Grammatik hat das Wissen um die Richtigkeit der
Wörter zum Gegenstand; durch die ununterbrochene Kette der Gebildeten ist sie
[die Grammatik] der Behälter der [anderen] sm²ti's.

vaikhary¢ madhyam¢y¢¡ ca pa¡yanty¢¡ caitad adbhutam |


anekat¤rthabhed¢y¢s trayy¢ v¢caÀ para¾ padam || 159 ||
Diese [Grammatik] ist der wunderbare höchste Ort der nach mehreren Stellen
verschiedenen dreifältigen Rede, [nämlich] der vaikhar¤, der madhyam¢ und der
pa¡yant¤.

gaur iva prak¼araty ek¢ rasam uttama¡¢lin¤ |


divy¢divyena r¦pe½a bh¢rat¤ gauÀ ¡ucismit¢ || 160 ||
Wie eine Kuh träufelt die Eine durch ihre himmlische und nichthimmlische
Gestalt Saft, die Kuh 'Rede', von höchstem Ansehen und heiter lächelnd.
38 Wilhelm Rau

etayor antara¾ pa¡ya s¦k¼mayoÀ spandam¢nayoÀ |


pr¢½¢p¢n¢ntare nityam ek¢ sarvasya ti¼¿hati || 161 ||
Beachte den Unterschied zwischen den beiden feinen, zuckenden! Eine befin-
det sich ewig zwischen Aus- und Einhauch eines jeden [Menschen].

any¢ tv apreryam¢½aiva vin¢ pr¢½ena vartate |


j¢yate hi tataÀ pr¢½o v¢cam ¢py¢yayan punaÀ || 162 ||
Die Andere [Rede] hingegen wird eben nicht angetrieben, bleibt ohne Aus-
hauch. Aus ihr entsteht ja der Aushauch, welcher die Rede wieder füllt.

pr¢½en¢py¢yit¢ saiva¾ vyavah¢ranibandhan¤ |


sarvasyocchv¢sam ¢s¢dya na v¢g vadati karhi cit || 163 ||
So vom Aushauch gefüllt, ist sie die Ursache für den [alltäglichen] Sprachge-
brauch. Nachdem sie den Aufhauch eines jeden [Sprechers] erlangt hat, spricht
die Rede niemals.

gho¼in¤ j¢tanirgho¼¢ agho¼¢ ca pravartate |


tayor api ca gho¼i½y¢ nirgho¼aiva gar¤yas¤ || 164 ||
Tönend, verstummt und nicht-tönend kann sie sein. Und weiter, von diesen
beiden ist gerade die nicht-tönende gewichtiger als die tönende.

sth¢ne¼u viv²te v¢yau k²tavar½aparigrah¢ |


vaikhar¤ v¢k prayokt³½¢¾ pr¢½av²ttinibandhan¢ || 165 ||
Bei dem an den Sprechstellen entfalteten Winde erhält die vaikhar¤-Rede ge-
formte Laute, wobei sie die Bewegung des Aushauchs der Sprecher zur Grund-
lage hat.

kevala¾ buddhyup¢d¢nakramar¦p¢nup¢tin¤ |
pr¢½av²ttim atikramya madhyam¢ v¢k pravartate || 166 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 39

Lediglich der Abfolgeform der Aneignungen des Erkenntnisvermögens fol-


gend, vollzieht sich die madhyam¢-Rede, nachdem sie die Bewegung des Aus-
hauchs überschritten hat.

avibh¢g¢ tu pa¡yant¤ sarvataÀ sa¾h²takram¢ |


svar¦pajyotir ev¢ntaÀ s¦k¼m¢ v¢g anap¢yin¤ || 167 ||
Teillos aber ist die pa¡yant¤[-Rede] allerseits gehemmten Schritts, indem sie
innerlich nur ihre Eigengestalt als Licht hat, vergeht die feine Rede nicht.

p¤y¦¼¢p¦ryam¢½¢pi nityam ¢gantubhir malaiÀ |


anty¢ kaleva somasya n¢tyantam abhibh¦yate || 168 ||
Weil mit Nektar gefüllt, wird sie in Ewigkeit von den auftretenden Verunrei-
nigungen wie das letzte Sechzehntel des Mondes nie gänzlich überwältigt.

yasy¢¾ d²¼¿asvar¦p¢y¢m adhik¢ro nivartate |


puru¼e ¼oÎa¡akale t¢m ¢hur am²t¢¾ kal¢m || 169 ||
Wenn man sie in ihrer Eigengestalt geschaut hat, hört der Anspruch auf. Beim
sechzehnteiligen Puru¼a nennt man sie das unsterbliche Sechzehntel.

pr¢ptopar¢gar¦p¢ s¢ viplavair anu¼aËgibhiÀ |


vaikhar¤ sattvam¢treva gu½air na vyavak¤ryate || 170 ||
Wenn ihre Gestalt auch von anhaftenden Übeln verdunkelt ist, wird doch die
vaikhar¤[-Rede], gewissermassen nur aus sattva bestehend, von den gu½as [rajas
und tamas] nicht überschüttet.

tad vibh¢g¢vibh¢g¢bhy¢¾ kriyam¢½am avasthitam |


svabh¢vajñais tu bh¢v¢n¢¾ d²¡yante ¡abda¡aktayaÀ || 171 ||
Diese [Grammatik] besteht als eine durch Zerlegung und Nicht-Zerlegung [der
Wörter] bewirkte; von Kennern der eigentlichen Wesenheit der Dinge aber wer-
40 Wilhelm Rau

den die Kräfte der Wörter erschaut.

an¢dim avyavacchinn¢¾ ¡rutim ¢hur akart²k¢m |


¡i¼¿air nibadhyam¢n¢ tu na vyavacchidyate sm²tiÀ || 172 ||
Man sagt, die ¡ruti sei ungeschaffen [d.h. ewig], weil sie ohne Anfang und un-
unterbrochen ist; die sm²ti hingegen reisst nicht ab, weil sie von Gebildeten fest-
gelegt ward.

avibh¢g¢d viv²tt¢n¢m abhikhy¢ svapnavac chrutau |


bh¢vatattva¾ tu vijñ¢ya liËgebhyo vihit¢ sm²tiÀ || 173 ||
Die Schau der aus dem Ungeschiedenen entfalteten [Dinge vollzieht sich] in
der ¡ruti wie im Traume. Die sm²ti hingegen wurde aufgrund von Hinweisen
[die sich in der ¡ruti finden] geschaffen, nachdem man das wahre Sein der Dinge
erkannt hatte.

k¢yav¢gbuddhivi¼ay¢ ye mal¢À samavasthit¢À |


cikits¢lak¼a½¢dhy¢tma¡¢strais te¼¢¾ vi¡uddhayaÀ || 174 ||
Die Beseitigung der Beschmutzungen, welche sich auf Körper, Rede und Er-
kenntnisvermögen beziehen, findet [entsprechend] statt durch die Heilkunde, die
Grammatik und das auf den ¢tman bezügliche Handbuch.

¡abdaÀ sa¾sk¢rah¤no yo gaur iti prayuyuk¼yate |


tam apabhra¾¡am icchanti vi¡i¼¿¢rthanive¡inam || 175 ||
Ein Wort, dem die Verfeinerung fehlt, wenn es [z.B.] beabsichtigt war, [das
richtige Wort] 'gauÀ' zu verwenden, [für] das fordern sie [den terminus techni-
cus] 'apabhra¾¡a' [d.h. Lapsus], welcher [immerhin] eine bestimmte Bedeutung
vermittelt.

asvago½y¢dayaÀ ¡abd¢À s¢dhavo vi¼ay¢ntare |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 41

nimittabhed¢t sarvatra s¢dhutva¾ ca vyavasthitam || 176 ||


Die Wörter 'asva' [statt: a¡va = Pferd], 'go½¤' [statt: go = Rind] usw. sind
richtig bei [Verwendung für] einen anderen Gegenstand [asva = arm, go½¤ =
Sack], wegen der Verschiedenheit der Anlässe [für die Verwendung des betref-
fenden Wortes] ist jedoch die Richtigkeit in jedem Falle gesichert.

te s¢dhu¼v anum¢nena pratyayotpattihetavaÀ |


t¢d¢tmyam upagamyeva ¡abd¢rthasya prak¢¡ak¢À || 177 ||
Diese [die apabhra¾¡¢À] sind Ursachen für die Entstehung von Verständnis
durch den logischen Anschluss an richtige [Wörter]. Indem sie [die apa-
bhra¾¡¢À] gleichsam mit den [richtigen Wörtern] identisch geworden sind, ver-
mitteln sie die Wortbedeutung.

na ¡i¼¿air anugamyante pary¢y¢ iva s¢dhavaÀ |


te yataÀ sm²ti¡¢stre½a tasm¢t s¢k¼¢d av¢cak¢À || 178 ||
Weil sie [die apabhra¾¡¢À] von den Gebildeten durch das sm²ti-Lehrbuch
[d.h. die Grammatik] nicht wie richtige Synonyme behandelt werden, deshalb
sind sie nicht unmittelbar bedeutungstragend.

a¾bva¾bv iti yath¢ b¢laÀ ¡ik¼am¢½o 'pabh¢¼ate |


avyakta¾ tadvid¢¾ tena vyaktau bhavati ni¡cayaÀ || 179 ||
Wenn ein Kind, welches man üben lässt, [die Wörter] 'ambva ambva' [= Mut-
ter, Mutter] undeutlich [und damit] falsch ausspricht, [dann] entsteht dadurch
[d.h. durch das undeutlich und falsch ausgesprochene Wort] bei denen, welche
es [d.h. das Kind] kennen, [dennoch] die klare Vorstellung von etwas Deutli-
chem.

eva¾ s¢dhau prayoktavye yo 'pabhra¾¡aÀ prayujyate |


tena s¢dhuvyavahitaÀ ka¡ cid artho 'bhidh¤yate || 180 ||
42 Wilhelm Rau

Wenn so ein falsches Wort verwendet wird, wo ein richtiges zu verwenden


wäre, wird durch dies eine in das richtige [Wort] hineingesetzte [d.h. im richti-
gen Worte versteckte] Bedeutung vermittelt.

p¢ra¾pary¢d apabhra¾¡¢ vigu½e¼v abhidh¢t²¼u |


prasiddhim ¢gat¢ yena te¼¢¾ s¢dhur av¢cakaÀ || 181 ||
Ungebildete Sprecher, unter denen falsche Wörter (apabhra¾¡¢À) durch un-
unterbrochene Weitergabe allgemeine Anerkennung erlangt haben, - bei denen
ist das richtige [Wort] nicht bedeutungstragend.

daiv¤ v¢g vyatik¤r½eyam a¡aktair abhidh¢t²bhiÀ |


anityadar¡in¢¾ tv asmin v¢de buddhiviparyayaÀ || 182 ||
Diese göttliche Rede ist von unfähigen Sprechern [mit falschen Wörtern] ver-
mischt worden, doch [besteht] hinsichtlich dieser Lehre bei denen, welche die
Nicht-Ewigkeit [der Wörter] lehren, eine Umkehrung im Erkenntnisvermögen
[d.h. sie halten die falschen bzw. die apabhra¾¡a-Wörter für ursprünglich und
die richtigen [Sanskrit-]Wörter für abgeleitet].

ubhaye¼¢m avicched¢d anya¡abdavivak¼ay¢ |


yo 'nyaÀ prayujyate ¡abdo na so 'rthasy¢bhidh¢yakaÀ || 183 ||
Ein Wort, das wegen der ununterbrochenen Verwendung der zweierlei [Wör-
ter, d.h. der richtigen und der falschen] in der Absicht ein anderes auszuspre-
chen, gebraucht wird, ist kein Vermittler der [gewünschten] Bedeutung.

Hier ist in dem von Bhart²hari verfassten V¢kyapad¤ya


das Brahmak¢½Îa zu Ende.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 43

II. V¢kyak¢½Îa
44 Wilhelm Rau
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 45

V¢kyak¢½Îa

¢khy¢ta¾ ¡abdasa¾gh¢to j¢tiÀ sa¾gh¢tavartin¤ |


eko 'navayavaÀ ¡abdaÀ kramo buddhyanusa¾h²tiÀ || 1 ||

padam ¢dya¾ p²thak sarva¾ pada¾ s¢pek¼am ity api |


v¢kya¾ prati matir bhinn¢ bahudh¢ ny¢yadar¡in¢m || 2 ||
'[Der Satz ist] (1) ein Verbum finitum, (2) eine Gruppe [zusammengehöriger]
Wörter, (3) die Gattung, welche sich in einer Gruppe [zusammengehöriger Wör-
ter] findet, (4) ein einziger, teilloser Gehörseindruck, (5) eine Abfolge [von Wör-
tern], (6) eine Zusammenfassung [von Wörtern] im Bewusstsein, (7) das erste
Wort [des Satzes], welches [zu seinem Verständnis sämtlicher anderen Wörter
des Satzes] bedarf, (8) jedes einzelne Wort [des Satzes], welches [zu seinem
Verständnis sämtlicher anderen Wörter des Satzes] bedarf', vielfältig gespalten
ist die Meinung der Theoretiker hinsichtlich des Satzes.

nigh¢t¢divyavasth¢rtha¾ ¡¢stre yat paribh¢¼itam |


s¢k¢Ëk¼¢vayava¾ tena na sarva¾ tulyalak¼a½am || 3 ||
Was im Lehrbuch [von K¢ty¢yana, d.h. im Mah¢bh¢¼ya 2,1,1,9-10 und zu
8,1,18 sqq. zur Bestimmung des Begriffes 'Satz'] an Interpretationsregeln gege-
ben worden ist, um den Verlust des Akzents [beim Vokativ und beim Verbum
des Hauptsatzes] usw. zu rechtfertigen, - damit deckt sich die Definition [des
Satzes durch die M¤m¢¾sakas, welche mit den Worten] s¢k¢Ëk¼¢vayavam [be-
ginnt; siehe die nächste k¢rik¢], nicht völlig.

s¢k¢Ëk¼¢vayava¾ bhede par¢n¢k¢Ëk¼a¡abdakam |


karmapradh¢na¾ gu½avad ek¢rtha¾ v¢kyam ucyate || 4 ||
'Es ist erwünscht, den Satz [zu definieren] als [eine Aussage], deren Teile [d.h.
Wörter, wenn sie] isoliert [betrachtet werden, zu ihrem Verständnis sämtlicher
46 Wilhelm Rau

anderen Wörter des Satzes, sonst aber, ausserhalb des Satzes] weiterer [Wörter
zu ihrem Verständnis] nicht bedürfen, [eine Aussage], bei der eine Handlung die
Hauptsache bildet, die mit ergänzenden Zusätzen versehen ist, und einen ein-
heitlichen Sinn hat'.

sa¾bodhanapada¾ yac ca tat kriy¢y¢ vi¡e¼akam |


vraj¢ni devadatteti nigh¢to 'tra tath¢ sati || 5 ||
'Ein Wort im Vokativ ist ein ergänzender Zusatz zum Verbum.' Wenn dem so
ist, dann tritt [in dem Satze] vraj¢ni devadatta [mit Recht] Tonlosigkeit [des Vo-
kativs] ein. (Cf. Mah¢bh¢¼ya zu 8,1,72 sqq.).

yath¢nekam api ktv¢nta¾ tiËantasya vi¡e¼akam |


tath¢ tiËanta¾ tatr¢hus tiËantasya vi¡e¼akam || 6 ||
Wie auch mehrere Absolutiva einen ergänzenden Zusatz zu einem Verbum
finitum bilden, so sagen [die Lehrer], ist dort ein Verbum finitum ergänzender
Zusatz zu einem [anderen] Verbum finitum.

yathaika eva sarv¢rthaprak¢¡aÀ pravibhajyate |


d²¡yabhed¢nuk¢re½a v¢ky¢rth¢vagamas tath¢ || 7 ||
Wie die eine Erkenntnis eines Gesamten entsprechend den Einzelheiten, des-
sen, was man sehen kann, aufgespalten ist, so [geschieht auch] die [schrittweise]
Annäherung an den Sinn des Satzes.

citrasyaikasya r¦pasya yath¢ bhedanidar¡anaiÀ |


n¤l¢dibhiÀ sam¢khy¢na¾ kriyate bhinnalak¼a½aiÀ || 8 ||

tathaivaikasya v¢kyasya nir¢k¢Ëk¼asya sarvataÀ |


¡abd¢ntaraiÀ sam¢khy¢na¾ s¢k¢Ëk¼air anugamyate || 9 ||
Wie durch Hinweise auf Unterschiede, deren Merkmale, nämlich 'blau' usw.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 47

verschieden sind, die Erklärung eines einheitlichen bunten Bildes geschieht,


so erreicht man auch die Erklärung [des Inhalts] eines einheitlichen Satzes, der
[unzerlegt] in keiner Weise [anderer Wörter zu seinem Verständnis] bedarf,
durch [seine] einzelnen [isolierten] Wörter, welche [zu ihrem Verständnis aller
anderen Wörter des Satzes] bedürfen.

yath¢ pade vibhajyante prak²tipratyay¢dayaÀ |


apoddh¢ras tath¢ v¢kye pad¢n¢m upapadyate || 10 ||
Wie in einem Worte Stamm, Suffixe usw. abgeteilt werden, so geschieht im
Satze eine Herauslösung der Wörter.

var½¢ntarasar¦patva¾ var½abh¢ge¼u d²¡yate |


pad¢ntarasar¦p¢¡ ca padabh¢g¢ iva sthit¢À || 11 ||
An Teilen von Vokalen nimmt man eine Ähnlichkeit mit anderen Vokalen
wahr und Teile von Wörtern sind sozusagen anderen Wörtern ähnlich.

bh¢gair anarthakair yukt¢ v²¼abhodakay¢vak¢À |


anvayavyatirekau tu vyavah¢ranibandhanam || 12 ||
[Die Wörter] v²¼abha, udaka und y¢vaka sind mit bedeutungslosen Teilen
[d.h. respektive v-, -ka und -ka] versehen. Verknüpfung aber und Trennung [die-
ser Teile] sind die Grundlage für die Verwendung [solcher Wörter in der
grammatischen Diskussion].

¡abdasya na vibh¢go 'sti kuto 'rthasya bhavi¼yati |


vibh¢gaiÀ prakriy¢bhedam avidv¢n pratipadyate || 13 ||
Ein Wort ist nicht teilbar; woher könnte es [einen Teil] der Bedeutung geben?
Aufgrund der Teile erschliesst der [grammatisch] nicht Geschulte jeweils eine
andere Bildeweise.
48 Wilhelm Rau

br¢hma½¢rtho yath¢ n¢sti ka¡ cid br¢hma½akambale |


devadatt¢dayo v¢kye tathaiva syur anarthak¢À || 14 ||
Wie in dem Worte br¢hma½akambala die Bedeutung von br¢hma½a durchaus
fehlt, genau so dürften in einem Satze Vokative [wie] devadatta usw. bedeu-
tungslos sein.

s¢m¢ny¢rthas tirobh¦to na vi¡e¼e 'vati¼¿hate |


up¢ttasya kutas ty¢go niv²ttaÀ kv¢vati¼¿hat¢m || 15 ||
Die allgemeine Bedeutung existiert, [einmal] verschwunden, in der besonderen
Bedeutung nicht fort. Woher [kommt es zur] Aufgabe einer [einmal] verwende-
ten Bedeutung? Und wo könnte sie, [einmal] verschwunden, fortexistieren?

a¡¢bdo yadi v¢ky¢rthaÀ pad¢rtho 'pi tath¢ bhavet |


eva¾ sati ca sa¾bandhaÀ ¡abdasy¢rthena h¤yate || 16 ||
Wenn der Sinn eines Satzes ohne Laute [d.h. hier: ohne Wörter] existierte,
dann dürfte das sich beim Sinn eines Wortes genauso verhalten. Und wenn dem
so wäre, wird die [ewige] Verbindung des Wortes mit einem Sinn hinfällig.

vi¡e¼a¡abd¢À ke¼¢¾ cit s¢m¢nyapratir¦pak¢À |


¡abd¢ntar¢bhisa¾bandh¢d vyajyante pratipatt²¼u || 17 ||
[Nach der Meinung] einiger [Lehrer] manifestieren sich die besonderen Wör-
ter, welche allgemeinen Wörtern gleichen, aufgrund ihrer Verbindung mit ande-
ren Wörtern [im Satze] bei den Hörern als individuelle Wörter.

te¼¢¾ tu k²tsno v¢ky¢rthaÀ pratibheda¾ sam¢pyate |


vyaktopavyañjan¢ siddhir arthasya pratipatt²¼u || 18 ||
Wenn aber [nach] deren [Ansicht] die Bedeutung des ganzen Satzes in jedem
einzelnen [seiner Wörter bereits] vollständig vorhanden ist, [dann ist dem ent-
gegenzuhalten]: das Verständnis der Bedeutung bei den Hörern setzt voraus,
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 49

dass die [die Bedeutung des Satzes] manifestierenden [Wörter] tatsächlich mani-
festiert [d.h. ausgesprochen und gehört] worden sind.

sa vyaktaÀ kramav¢ñ chabda up¢¾¡u yam adh¤yate |


akramas tu vitatyeva buddhir yatr¢vati¼¿hate || 19 ||
Ein Satz, welcher stillschweigend rezitiert wird, ist manifestiert [und] besitzt
eine [zeitliche] Abfolge. [In Wahrheit] ist er jedoch ohne [zeitliche] Abfolge,
wobei das Bewusstsein gleichsam [über ihn] ausgestreckt vorhanden ist.

yathotk¼epavi¡e¼e 'pi karmabhedo na g²hyate |


¢v²ttau vyajyate j¢tiÀ karmabhir bhrama½¢dibhiÀ || 20 ||

var½av¢kyapade¼v eva¾ tulyopavyañjan¢ ¡rutiÀ |


atyantabhede tattvasya sar¦peva prat¤yate || 21 ||
Wie bei einer bestimmten Schleuderbewegung der Unterschied der [einzelnen
Teil-]Handlungen nicht erfasst wird, bei der Wiederholung [aber] das Wesen der
[Gesamt-]Bewegung durch die [Teil-]Handlungen, wie Herumwirbeln usw., sich
manifestiert,
so wird ein Gehörseindruck in Lauten, Wörtern und Sätzen, welcher dieselben,
[den Sinn] manifestierenden Elemente besitzt [wie seine Gattung], wenngleich
von ihr [wörtlich: von [ihrem] wahren Wesen] unendlich verschieden, als ihr
ähnlich erfasst.

nitye¼u ca kutaÀ p¦rva¾ para¾ v¢ param¢rthataÀ |


ekasyaiva tu s¢ ¡aktir yad evam avabh¢sate || 22 ||
Woher [gäbe es] bei ewigen [Wörtern] in Wirklichkeit ein 'früher' oder 'spä-
ter'? Dass es so scheint, ist vielmehr die Kraft des Einen [d.h. des brahman] al-
lein.
50 Wilhelm Rau

cira¾ k¼ipram iti jñ¢ne k¢labhed¢d ²te yath¢ |


bhinnak¢le prak¢¡ete sa dharmo hrasvad¤rghayoÀ ||23 ||
Wie die beiden Bewusstseinsinhalte 'langsam' und 'schnell', [selbst] ohne ei-
nen Unterschied in der zeitlichen Dauer, [gleichwohl] verschiedene Zeitspannen
bezeichnen, so verhält es sich auch mit dem wahren Wesen von kurzem und lan-
gem Vokal.

na nityaÀ kramam¢tr¢bhiÀ k¢lo bhedam ih¢rhati |


vy¢vartin¤n¢¾ m¢tr¢½¢m abh¢ve k¤d²¡aÀ kramaÀ || 24 ||
Die ewige Zeit wird von einer Teilung durch [ihr] fremde Einheiten nicht af-
fiziert. Welche Art von [zeitlicher] Abfolge [könnte es geben], wo [regelmässig]
wiederkehrende Einheiten fehlen?

t¢bhyo y¢ j¢yate buddhir ek¢ s¢ bh¢gavarjit¢ |


s¢ hi sva¡akty¢ binneva kramapratyavamar¡in¤ || 25 ||
Das Bewusstsein, welches aus diesen [Einheiten] entsteht, ist eines [und] be-
sitzt keine Teile. Durch eine ihm eigenen Kraft wird es ja [nur] scheinbar geteilt,
weil ihm die Erinnerung an eine zeitliche Abfolge eignet.

kramollekh¢nu¼aËge½a tasy¢¾ yad b¤jam ¢hitam |


tattvan¢n¢tvayos tasya niruktir n¢vati¼¿hate || 26 ||
Was wegen der Assoziation mit der Beschreibung einer zeitlichen Abfolge als
Same in es [d.h. in das Bewusstsein] gepflanzt ist, lässt sich weder aufgrund [der
Annahme] einer Identität [von 'Same' und Bewusstsein] noch aufgrund [der An-
nahme] einer Verschiedenheit [von 'Same' und Bewusstsein] definitiv erklären.

bh¢van¢samaye tv etat kramas¢marthyam akramam |


vy¢v²ttabhedo yen¢rtho bhedav¢n upalabhyate || 27 ||
Dieser [Satz = v¢kyam] aber, der [zwar] keine zeitliche Abfolge - [wohl aber]
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 51

die Fähigkeit als zeitliche Abfolge [zu erscheinen] besitzt, ist es, wodurch bei
genauerer Betrachtung [auch] die Bedeutung, welche ohne Teile ist, als mit Tei-
len versehen aufgefasst wird.

pad¢ni v¢kye t¢ny eva var½¢s te ca pade yadi |


var½e¼u var½abh¢g¢n¢¾ bhedaÀ sy¢t param¢½uvat || 28 ||
Wenn diese [durch Analyse isolierten Wörter] eben die Wörter im Satze und
diese [durch Analyse isolierten Laute] die Laute im Worte wären, dann müsste
auch bei den Lauten eine [weitere] Spaltung in Lautteile möglich sein, [und man
geriete] wie beim Atom [zu kleinsten, nicht mehr fassbaren Einheiten].

bh¢g¢n¢m anupa¡le¼¢n na var½o na pada¾ bhavet |


te¼¢m avyapade¡yatv¢t kim anyad vyapadi¡yat¢m || 29 ||
Da die Teile [dann miteinander] keinen Kontakt [mehr] hätten, gäbe es weder
Laut noch Wort. [Und] wenn diese [Laute und Wörter] nicht [mehr] als existent
erwiesen werden können, was sonst könnte man [dann noch] als existent erwei-
sen?

yad antaÀ¡abdatattva¾ tu bh¢gair eka¾ prak¢¡itam |


tam ¢hur apare ¡abda¾ tasya v¢kye tathaikat¢m || 30 ||
Was aber als der e i n e [d.h. unteilbare] wirkliche Wortkomplex im Innern
durch Teile dargestellt wird, das nennen andere ¡abda und [erklären] so dessen
Einheit im Satze.

arthabh¢gais tath¢ te¼¢m ¢ntaro 'rthaÀ prak¢¡yate |


ekasyaiv¢tmano bhedau ¡abd¢rth¢v ap²thaksthitau || 31 ||
[Nach] deren [Meinung] wird so der innere Sinn durch Sinnsegmente vermit-
telt; als die beiden Hälften eines einzigen Wesens existieren Wort und Sinn nicht
getrennt.
52 Wilhelm Rau

prak¢¡akaprak¢¡yatva¾ k¢ryak¢ra½ar¦pat¢ |
antarm¢tr¢tmanas tasya ¡abdatattvasya sarvad¢ || 32 ||
Das Mitteiler-Sein und das mitteilbar-Sein, das als-Wirkung-Erscheinen und
das als-Ursache-Erscheinen gehören allezeit zu diesem ausschliesslich inneren
Wesen, [d.h.] zum wirklichen Wortkomplex.

tasyaiv¢stitvan¢stitve s¢marthye samavasthite |


akrame kramanirbh¢se vyavah¢ranibandhane || 33 ||
Ihm [eignen] ebenfalls die Fähigkeit zu sein [d.h. manifestiert zu werden] und
die Fähigkeit nicht zu sein [d.h. unmanifestiert zu bleiben, welche,] obwohl ohne
zeitliche Abfolge, den Anschein zeitlicher Abfolge besitzen und die Grundlage
für den praktischen Sprachgebrauch bilden.

sa¾pratyayapram¢½atv¢t pad¢rth¢stitvakalpane |
pad¢rth¢bhyuccaye ty¢g¢d ¢narthakya¾ prasajyate || 34 ||
Nimmt man, [gestützt] auf die Erfahrung als Beweismittel, an, dass [vom Satz
isolierte] Wortbedeutungen existieren, dann ergibt sich [bei Annahme] einer über
die [isolierten] Wortbedeutungen hinausgehenden [Bedeutung des Satzes] Sinn-
losigkeit, weil [die Bedeutung jedes vorausgehenden Wortes vor der Erfassung
der Bedeutung des nächsten] aufgegeben wird [d.h. verschwunden ist, und zu ei-
nem Nichts nichts hinzutreten kann].

r¢ja¡abdena r¢j¢rtho bhinnar¦pe½a gamyate |


v²tt¢v ¢khy¢tasad²¡a¾ padam anyat prayujyate || 35 ||
Der Sinn 'r¢jan' (= König) wird durch das in verschiedenen Gestalten erschei-
nende Wort 'r¢jan' [gemeint sind die Kasus] vermittelt; in enger Verbindung
[mit einem anderen Worte, z.B. in dem Kompositum r¢japuru¼a] wird das Wort,
einem Verbum (r¢ja = glänze!) ähnlich, [gleichwohl] als ein anderes [als das
Verbum] verwendet.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 53

yath¢¡vakar½a ity ukte vinaiv¢¡vena gamyate |


ka¡ cid eva vi¡i¼¿o 'rthaÀ sarve¼u pratyayas tath¢ || 36 ||
Wie beim Aussprechen [des Wortes] 'a¡vakar½a' (Name eines Baumes = Sho-
rea robusta Roxb = Vatica robusta W. and A.) ein ganz bestimmter Sinn ohne
[die Vorstellung] 'Pferd' verstanden wird, so [vollzieht sich] das Verstehen bei
allen [Wörtern im Satze].

v¢kye¼v arth¢ntaragateÀ s¢d²¡yaparikalpane |


ke¼¢¾ cid r¦Îhi¡abdatva¾ ¡¢stra ev¢nugamyate || 37 ||
Nimmt man eine Ähnlichkeit [zwischen dem Kompositum 'r¢japuru¼aÀ' und
seiner Auflösung 'r¢jñaÀ puru¼aÀ'] an, dann wird in der Grammatik der Charak-
ter einer r¦Îhi-Bildung nur einigen Wörtern zugebilligt, weil bei der Auflösung
aus ihnen ein anderer Sinn verstanden wird.

up¢d¢y¢pi ye hey¢s t¢n up¢y¢n pracak¼ate |


up¢y¢n¢¾ ca niyamo n¢va¡yam avati¼¿hate || 38 ||
up¢ya nennt man [Hilfen zum Verständnis des Satzes in Gestalt isolierter Ele-
mente und grammatischer Regeln, auch Wurzeln, Stämme, Suffixe usw.], welche
man fahren lassen kann, nachdem man sie aufgefasst hat [d.h. nachdem sie ihren
Zweck erfüllt haben]. Und eine Verbindlichkeit, [nur die eine oder die andere]
solcher 'Hilfen' [anzuwenden], besteht keineswegs.

artha¾ katha¾ cit puru¼aÀ ka¡ cit sa¾pratipadyate |


sa¾s²¼¿¢ v¢ vibhakt¢ v¢ bhed¢ v¢kyanibandhan¢À || 39 ||
Ein beliebiger Mensch erfasst den Sinn [eines Satzes] auf beliebige Weise. Ob
verbunden oder getrennt, die Teile [d.h. die Wörter eines Satzes] haben ihre
Grundlage im Satze [als ganzem].

so 'yam ity abhisa¾bandho buddhy¢ prakramyate yad¢ |


54 Wilhelm Rau

v¢ky¢rthasya tadaiko 'pi var½aÀ praty¢yakaÀ kva cit || 40 ||


Hat sich erst [einmal] mit Hilfe des Bewusstseins ein Zusammenhang a = b
eingestellt, dann vermittelt manchmal sogar ein einziges Wort den Sinn eines
[ganzen] Satzes.

kevalena paden¢rtho y¢v¢n ev¢bhidh¤yate |


v¢kyastha¾ t¢vato 'rthasya tad ¢hur abhidh¢yakam || 41 ||
Genau so viel Sinn [d.h. nicht mehr und nicht weniger] wie durch ein isoliertes
Wort vermittelt wird, vermittelt dasselbe, so sagen [einige Lehrer], wenn es im
Satze steht.

sa¾bandhe sati yat tv anyad ¢dhikyam upaj¢yate |


v¢ky¢rtham eva ta¾ pr¢hur anekapadasa¾¡rayam || 42 ||
Was aber, wenn der Zusammenhang [der Wörter im Satze hergestellt] ist, an
Weiterem hinzukommt, das allein nennen [diese Lehrer] den auf mehreren Wör-
tern beruhenden Sinn des Satzes.

sa tv anekapadastho 'pi pratibheda¾ sam¢pyate |


j¢tivat samud¢ye 'pi sa¾khy¢vat kalpyate 'paraiÀ || 43 ||
Dieser [Sinn des Satzes] wird, obwohl er in mehreren Wörtern ruht, mit jedem
Teil [des Satzes, d.h. mit jedem Worte] ganz erfasst, wie die Gattung in einer
Menge [von Einzeldingen]; von anderen wird er etwa auch wie eine Zahl [d.h.
als die Summe ihrer Summanden] interpretiert.

sarvabhed¢nugu½ya¾ tu s¢m¢nyam apare viduÀ |


tad arth¢ntarasa¾sarg¢d bhajate bhedar¦pat¢m || 44 ||

bhed¢n ¢k¢Ëk¼atas tasya y¢ pariplavam¢nat¢ |


avacchinatti sa¾bandhas t¢¾ vi¡e¼e nive¡ayan || 45 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 55

Andere aber definieren [den Satz] als das Allgemeine, welches mit sämtlichen
Teilen [d.h. Wörtern des Satzes] vereinbar ist. Dies [Allgemeine] nimmt spezi-
fische Gestalt an, sobald es sich mit anderen Sinngehalten verbindet.
Der Zusammenhang [der Wörter im Satze] schneidet die Unbestimmtheit die-
ses Allgemeinen, das weiterer Spezifikationen [d.h. Wörter] bedarf, ab, indem er
es [d.h. das Allgemeine] auf ein Besonderes überträgt.

k¢ry¢numeyaÀ sa¾bandho r¦pa¾ tasya na vidyate |


asattvabh¦tam atyantam atas ta¾ pratij¢nate || 46 ||
Der Zusammenhang [der Wörter im Satze] ist [nur] aus seiner Wirkung zu er-
schliessen: seine Gestalt ist nicht wahrnehmbar. Deswegen bezeichnen ihn [die
Anhänger dieser Lehre] als von ganz und gar indeterminiertem Wesen.

niyata¾ s¢dhane s¢dhya¾ kriy¢ niyatas¢dhan¢ |


sa sa¾nidh¢nam¢tre½a niyamaÀ sa¾prak¢¡ate || 47 ||
Die Wirkung ist im Mittel determiniert. [Jede] Wirkung besitzt determinierte
Mittel. Obwohl diese wechselseitige Determinierung [immer] vorhanden ist,
wird sie [doch nur] durch Zusammenrückung [von Wörtern] erkennbar.

gu½abh¢vena s¢k¢Ëk¼a¾ tatra n¢ma pravartate |


s¢dhyatvena nimitt¢ni kriy¢padam apek¼ate || 48 ||
Dabei bedarf das Nomen, weil es das untergeordnete Element ist, einer Ergän-
zung [durch das Verbum]. Das Verbum [andererseits] bedarf, weil es ein zu Be-
wirkendes [ausdrückt], bewirkender Mittel.

santa eva vi¡e¼¢ ye pad¢rthe¼u vyavasthit¢À |


te kram¢d anugamyante na v¢kyam abhidh¢yakam || 49 ||
Die bereits in den Wortbedeutungen unwandelbar vorhandenen Spezifikatio-
nen werden in [zeitlicher] Abfolge erfasst. Einen Satz, der [darüber hinaus et-
56 Wilhelm Rau

was] aussagte, gibt es nicht.

¡abd¢n¢¾ kramam¢tre ca n¢nyaÀ ¡abdo 'sti v¢cakaÀ |


kramo hi dharmaÀ k¢lasya tena v¢kya¾ na vidyate || 50 ||
Und wenn es lediglich eine Abfolge von Wörtern gibt, vermittelt kein anderes
[einzelnes] Wort eine Bedeutung. Abfolge jedoch ist das Wesen der Zeit: deswe-
gen gibt es [abgesehen von dieser Abfolge überhaupt] keinen Satz.

ye ca sa¾bhavino bhed¢À pad¢rthe¼v avibh¢vit¢À |


te sa¾nidh¢ne vyajyante na tu var½e¼v aya¾ kramaÀ || 51 ||
Und die möglichen Abwandlungen [der Wörter z.B. durch Endungen], welche
in den Wortbedeutungen nicht zum Ausdruck gebracht werden, die werden bei
deren [d.h. der Wörter] Zusammenrückung [im Satze] manifestiert. Bei Lauten
hingegen gibt es diese [zeitliche] Abfolge nicht.

var½¢n¢¾ ca pad¢n¢¾ ca kramam¢tranive¡in¤ |


pad¢khy¢ v¢kyasa¾jñ¢ ca ¡abdatva¾ ne¼yate tayoÀ || 52 ||
Die Bezeichnungen 'Wort' und 'Satz' beruhen lediglich auf der [zeitlichen]
Abfolge von Lauten und Wörtern [respektive], und als [sinvermittelnde] Sprach-
elemente sollen die beiden nicht angesehen werden.

sam¢ne 'pi tu ¡abdatve d²¼¿aÀ sa¾pratyayaÀ pad¢t |


prativar½a¾ tv asau n¢sti padasy¢rtham ato viduÀ || 53 ||
Obwohl [beide] in gleicher Weise keine [sinnvermittelnden] Sprachelemente
sind, nimmt man doch wahr, [dass] aus einem Worte eine Erkenntnis [gewonnen
wird]. Mit Rücksicht auf jeden Laut [im Worte] gibt es hingegen eine solche [Er-
kenntnis] nicht. Daher erkennt man [nur] einen Sinn des Wortes [an].

yath¢ s¢vayav¢ var½¢ vin¢ v¢cyena kena cit |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 57

arthavantaÀ samudit¢ v¢kyam apy evam i¼yate || 54 ||


Wie die Laute samt ihren Teilen ohne irgendwelche Bedeutung sind, zusam-
men ausgesprochen [aber] Bedeutung haben, so wird das auch hinsichtlich des
Satzes postuliert.

anarthak¢ny ap¢yatv¢t pad¢rthen¢rthavanti v¢ |


krame½occarit¢ny ¢hur v¢ky¢rtha¾ bhinnalak¼a½am || 55 ||
[Seien die einzelnen Wörter des Satzes] bedeutungslos oder als schwindende
Elemente durch [ihre] Wortbedeutung - in [zeitlicher] Abfolge ausgesprochen -
bedeutungstragend, jedenfalls sagen sie einen Sinn des Satzes aus, welcher an-
ders gekennzeichnet ist [als die Summe des Sinns der einzelnen Wörter des Sat-
zes].

nityatve samud¢y¢n¢¾ j¢ter v¢ parikalpane |


ekasyaik¢rthat¢m ¢hur v¢kyasy¢vyabhic¢ri½¤m || 56 ||
[Postuliert man] die Ewigkeit[d.h. Unwandelbarkeit des Satzes] oder betrach-
tet man ihn als eine Gattung von Aggregaten, - [die Wörter oder die Lehrer?]
sagen in unwandelbarer Weise [d.h. in beiden Fällen] für jeden einzelnen Satz
[jeweils] eine einzige Bedeutung aus.

abhedap¦rvak¢ bhed¢À kalpit¢ v¢kyav¢dibhiÀ |


bhedap¦rv¢n abhed¢¾s tu manyante padadar¡inaÀ || 57 ||
Diejenigen, welche den Satz [als einzig sinntragende Spracheinheit] lehren,
setzen künstliche Segmente [des Satzes, d.h. Wörter] an, welche vorher noch
keine Segmente waren, während jene, die das Wort [als einzig sinntragende
Spracheinheit] ansehen, Nicht-Segmente unterstellen, die vorher Segmente ge-
wesen sind.

padaprak²tibh¢va¡ ca v²ttibhedena var½yate |


58 Wilhelm Rau

pad¢n¢¾ sa¾hit¢ yoniÀ sa¾hit¢ v¢ pad¢¡ray¢ || 58 ||


Die Bedeutung [des Wortes] padaprak²tiÀ [im Úgvedapr¢ti¡¢khya 2,1. 105 =
Nirukta 1, 17: padaprak²tiÀ sa¾hit¢] wird durch unterschiedliche Interpretatio-
nen erklärt [entweder: pad¢n¢¾ prak²tiÀ oder: pad¢ni prak²tir yasy¢À s¢]. 'Der
sa¾hit¢p¢¿ha ist die Grundlage für den padap¢¿ha': oder 'Der sa¾hit¢p¢¿ha ist
auf den padap¢¿ha gegründet'.

pad¢mn¢ya¡ ca yady anyaÀ sa¾hit¢y¢ nidar¡akaÀ |


nityas tatra katha¾ k¢rya¾ pada¾ lak¼a½adar¡an¢t || 59 ||
Wenn der padap¢¿ha als ein [vom sa¾hit¢p¢¿ha] verschiedener, ewiger, den
sa¾hit¢p¢¿ha in Erscheinung treten lässt, [d.h. ihm zugrunde liegt], wie ist dann
der padap¢¿ha nach Massgabe der Grammatik herzustellen? (Cf. Mah¢bh¢¼ya
3,1,109 [85,4]).

prativar½am asa¾vedyaÀ pad¢rthapratyayo yath¢ |


pade¼v evam asa¾vedya¾ v¢ky¢rthasya nir¦pa½am || 60 ||
Wie das Verständnis der Wortbedeutung nicht in jedem [Einzel-]Laute spürbar
ist, so ist auch das Verständnis der Bedeutung des Satzes nicht in den [einzelnen]
Wörtern spürbar.

v¢ky¢rthaÀ sa¾nivi¡ate pade¼u sahav²tti¼u |


yath¢ tathaiva var½e¼u pad¢rthaÀ sahav²tti¼u || 61 ||
Wie die Bedeutung des Satzes in den nebeneinander verwendeten Wörtern
steckt, so steckt die Bedeutung des Wortes in den nebeneinander verwendeten
Lauten.

s¦k¼ma¾ gr¢hya¾ yath¢nyena sa¾s²¼¿a¾ saha g²hyate |


var½o 'py anyena var½ena sa¾baddho v¢cakas tath¢ || 62 ||
Wie ein winziges Ding mit einem anderen [winzigen Ding] zusammen erfasst
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 59

wird, so ist ein mit einem anderen Laute verbundener Laut bedeutungstragend.

padasyocc¢ra½¢d artho yath¢ ka¡ cin nir¦pyate |


var½¢n¢m api s¢¾nidhy¢t tath¢ so 'rthaÀ prat¤yate || 63 ||
Wie durch das Aussprechen eines Wortes eine Bedeutung mitgeteilt wird, so
ergibt sich diese Bedeutung auch aus dem Nebeneinander der Laute.

pr¢ptasya yasya s¢marthy¢n niyam¢rth¢ punaÀ ¡rutiÀ |


ten¢tyanta¾ vi¡e¼e½a s¢m¢nya¾ yadi b¢dhyate || 64 ||

yajeteti tato dravya¾ pr¢pta¾ s¢marthyalak¼a½am |


vr¤hi¡ruty¢ nivarteta na sy¢t pratinidhis tath¢ || 65 ||
Wenn das Allgemeine durch ein Besonderes, [nämlich] ein Wort das [nur] da-
zu dient, ein aufgrund der Zusammengehörigkeit Selbstverständliches
einzuschränken, gänzlich aufgehoben wird, dann würde die durch das Wort
yajeta selbstverständliche Substanz, welche durch die Zusammengehörigkeit
gekennzeichnet ist, durch das Wort vr¤hi gegenstandslos und so gäbe es keinen
Ersatz.

tasm¢d vr¤hitvam adhika¾ vr¤hi¡abdaÀ prakalpayet |


dravyatvam aviruddhatv¢t pr¢ptyarthaÀ san na b¢dhate || 66 ||
Daher kann das Wort vr¤hi eine zusätzliche Vorstellung von Reis hervorbrin-
gen. Weil es etwas Selbstverständliches bezeichnet, beeinträchtigt es das
Vorhandensein von Substanz nicht, weil es ihr nicht widerspricht.

tena c¢pi vyavacchinne dravyatve sahac¢ri½i |


asa¾bhav¢d vi¡e¼¢½¢¾ tatr¢nye¼¢m adar¡anam || 67 ||
Und weiter, wenn durch dies [Wort vr¤hi] der notwendig vorhandene Sub-
stanzbegriff aufgehoben wäre, gäbe es da wegen der Unmöglichkeit von Beson-
60 Wilhelm Rau

derheiten keine anderen [Alternativen].

na ca s¢m¢nyavat sarve kriy¢¡abdena lak¼it¢À |


vi¡e¼¢ na hi sarve¼¢¾ sat¢¾ ¡abdo 'bhidh¢yakaÀ || 68 ||
Und durch das Verbum sind nicht - wie durch das Allgemeine - alle [möglich-
en] Verschiedenheiten angedeutet; ein Wort benennt ja nicht alle vorhandenen
Dinge.

¡ukl¢dayo gu½¢À santo yath¢ tatr¢vivak¼it¢À |


tath¢vivak¼¢ bhed¢n¢¾ dravyatvasahac¢ri½¢m || 69 ||
Wie da [durch das Wort vr¤hi] nicht [alle] vorhandenen Eigenschaften wie
weiss usw. angedeutet werden sollen, so sollen auch Unterschiede nicht benannt
werden, wenn sie nur zum allgemeinen Substanzbegriff passen.

asa¾nidhau pratinidhir m¢ bh¦n nityasya karma½aÀ |


k¢myasya v¢ prav²ttasya lopa ity upapadyate || 70 ||
'Beim Fehlen [von Reis sei] ein Ersatz! Und es sei keine Unterbrechung eines
unbedingt oder eines beliebig vorgeschriebenen Opfers, sofern [letzteres] bereits
begonnen hat', - dies ist das Fazit.

vi¡i¼¿aiva kriy¢ yena v¢ky¢rthaÀ parikalpyate |


dravy¢bh¢ve pratinidhau tasya tat sy¢t kriy¢ntaram || 71 ||
Wer unterstellt, die Bedeutung des Satzes sei bei Fehlen einer [gewissen] Sub-
stanz eine bestimmte Handlung, für den muss das bei einem Substitut eine ande-
re Handlung sein.

nirjñ¢t¢rtha¾ pada¾ yac ca tadarthe pratip¢dite |


pik¢di yad avijñ¢ta¾ tat kim ity anuyujyate || 72 ||
Wenn da ein Wort bekannter Bedeutung ist, dann wird, nachdem dessen Sinn
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 61

vermittelt ist, ein Wort wie pika usw., dessen Bedeutung unbekannt ist, erfragt
mit: 'Was ist das?'.

s¢marthyapr¢pita¾ yac ca vyaktyartham anu¼ajyate |


¡rutir ev¢nu¼aËge½a b¢dhik¢ liËgav¢kyayoÀ || 73 ||
Und was, bereits durch den Zusammenhang verständlich gemacht, der Deut-
lichkeit wegen hinzugefügt wird, ist ein [klares] Wort und hebt durch seine Hin-
zufügung eine [blosse] Andeutung (liËga) oder eine Umschreibung (v¢kya) auf.

apr¢pto yas tu ¡ukl¢diÀ sa¾nidh¢nena gamyate |


sa yatnapr¢pito v¢kye ¡rutidharmavilak¼a½aÀ || 74 ||
Aber [die Bedeutung = artha] 'weiss' usw., welche unausgesprochen, durch
[blosse] Naherückung verstanden wird, ist im Satze durch eine [besondere] An-
strengung ausgedrückt und verschieden vom Wesen eines [klaren] Wortes.

abhinnam eva v¢kya¾ tu yady abhinn¢rtham i¼yate |


tat sarva¾ ¡rutibh¦tatv¢n na ¡rutyaiva virotsyate || 75 ||
Wenn aber gefordert ist, dass ein ungeteilter Satz eine ungeteilte Bedeutung
besitze, dann wird dieser [Satz] als ganzer nicht mit einem [klaren] Worte in Wi-
derspruch geraten, weil er aus [klaren] Wörtern besteht.

v¢ky¢n¢¾ samud¢ya¡ ca ya ek¢rthaprasiddhaye |


s¢k¢Ëk¼¢vayavas tatra v¢ky¢rtho 'pi na vidyate || 76 ||
Und wenn eine Kette [kleiner] Sätze wäre, welche sich gegenseitig benötigen,
um eine [einheitliche] Bedeutung zu vermitteln, dann gäbe es dort auch keine
Satzbedeutung.

pr¢saËgikam ida¾ k¢ryam ida¾ tantre½a labhyate |


idam ¢v²ttibhed¢bhy¢m atra b¢dhasamuccayau || 77 ||
62 Wilhelm Rau

Dies ist beiläufig zu tun; dies wird durch Analogie erreicht; dies durch Wie-
derholung oder durch Abweichung; hier sind Aufhebung und Zusammenfassung;

¦ho 'smin vi¼aye ny¢yyaÀ sa¾bandho 'sya na b¢dhyate |


s¢m¢nyasy¢tide¡o 'ya¾ vi¡e¼o 'tr¢tidi¡yate || 78 ||
in diesem Falle ist Abwandlung angezeigt; die Verbindung damit ist nicht un-
tersagt; das ist Übertragung des Gemeinsamen; wird ein Besonderes übertragen;

arthitvam atra s¢marthyam asminn artho na bhidyate |


¡¢str¢t pr¢pt¢dhik¢ro 'ya¾ vyud¢so 'sya kriy¢ntare || 79 ||
Hier ist Bedürfnis; [hier] Fähigkeit; hierbei ist der Zweck derselbe; aufgrund
des Lehrbuchs hat dieser die Berechtigung; bei einer anderen Handlung wird er
ausgeschlossen;

iya¾ ¡ruty¢ kramapr¢ptir iyam ucc¢ra½¢d iti |


kramo 'yam atra balav¢n asmi¾s tu na vivak¼itaÀ || 80 ||
Hier ergibt sich die Reihenfolge durch Gebot; hier durch Erwähnung; hier ist
die Reihenfolge ausschlaggebend; hierin aber soll sie nicht ausgesprochen wer-
den [d.h. ist sie gleichgültig];

ida¾ par¢ËgaiÀ sa¾baddham aËg¢n¢m aprayojakam |


prayojakam ida¾ te¼¢m atreda¾ n¢ntar¤yakam || 81 ||
Dies ist mit den Zusatzhandlungen eines anderen [Rituals] verknüpft und
bringt Zusatzhandlungen nicht hervor. Dies bringt jene hervor. Bei diesem hier
gibt es keine andere Möglichkeit.

ida¾ pradh¢na¾ ¡e¼o 'ya¾ viniyogakramas tv ayam |


s¢k¼¢d asyopak¢r¤dam idam ¢r¢d vi¡e¼akam || 82 ||
Dies ist die Hauptsache, das die Nebensache; dies aber die Reihenfolge der
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 63

Anwendungen. Dies ist klärlich dazu hilfreich; das aus der Ferne spezialisierend.

¡aktivy¢p¢rabhedo 'smin phalam atra tu bhidyate |


sa¾bandh¢j jñ¢nabhedo 'yam bhedas tatr¢vivak¼itaÀ || 83 ||
Hierin ist ein Unterschied in der Kraft und in der Funktion; hier dagegen ist
das Ergebnis verschieden; aufgrund der Verbindung [mit etwas anderem] ist hier
ein Unterschied in der Auffassung; dort wird ein Unterschied nicht ausgesproch-
en.

prasajyaprati¼edho 'ya¾ paryud¢so 'yam atra tu |


ida¾ gau½am ida¾ mukhya¾ vy¢p¤da¾ guru laghv idam || 84 ||
Dies ist das Verbot der möglichen Anwendung einer Regel; das hingegen hier
ein Ausschluss; dies ist nebensächlich, dies hauptsächlich; dies durchgängig;
dies schwer, dies leicht.

bheden¢Ëg¢Ëgibh¢vo 'sya bahudheda¾ vikalpyate |


ida¾ niyamyate 'sy¢tra yogyatvam upaj¢yate || 85 ||
Dies ist ein anderes Verhältnis von Gliedern und Ganzem, es wird mit vielen
Varianten zur Wahl gestellt; dies wird an ihm eingeschränkt; hier wird etwas
brauchbar.

asya v¢ky¢ntare d²¼¿¢l liËg¢d bhedo 'num¤yate |


aya¾ ¡abdair apoddh²tya pad¢rthaÀ pravibhajyate || 86 ||
Für dies wird aufgrund eines Hinweises, der in einem anderen Satze steht, ein
Unterschied erschlossen. Diese Wortbedeutung wird herausgelöst und durch
Wörter differenziert.

iti v¢kye¼u ye dharm¢À pad¢rthopanibandhan¢À |


te sarve na prakalperan pada¾ cet sy¢d av¢cakam || 87 ||
64 Wilhelm Rau

Diese Eigenschaften in den Sätzen, welche auf Wortbedeutungen beruhen, die


würden alle nicht wirksam, wenn das Wort bedeutungslos wäre.

avibhakte 'pi v¢ky¢rthe ¡aktibhed¢d apoddh²te |


v¢ky¢ntaravibh¢gena yathokta¾ na virudhyate || 88 ||
Auch wenn die Bedeutung des Satzes ungeteilt bleibt, wird die Aussage nicht
aufgehoben, dadurch, dass man sie in andere Sätze unterteilt, nachdem sie [die
Bedeutung des Satzes] aufgrund eines Unterschieds in den Kräften [der Wörter]
herausgelöst hat.

yathaivaikasya gandhasya bhedena parikalpan¢ |


pu¼p¢di¼u tath¢ v¢kye 'py arthabhedo 'bhidh¤yate || 89 ||
Wie ein einziger Duft an Blüten usw. unterschiedlich wahrgenommen wird, so
werden auch im Satze verschiedene Bedeutungen ausgedrückt.

gavaye narasi¾he c¢py ekajñ¢n¢d²te yath¢ |


bh¢ga¾ j¢tyantarasyaiva sad²¡a¾ pratipadyate || 90 ||
Wie bei einem Bos gaurus (H. Smith) und auch bei einem Mannlöwen, der [je-
weils] durch einen Begriff ausgezeichnet ist, [dieses Wesen] einen Teil erlangt,
der dem einer anderen Gattung ähnelt.

aprasiddha¾ tu ya¾ bh¢gam ad²¼¿am anupa¡yati |


t¢vaty asa¾vida¾ m¦ÎhaÀ sarvatra pratipadyate || 91 ||
Wenn aber ein Ungeschickter den ungewöhnlichen, unsichtbaren Teil ins Au-
ge fasst, dann gelangt er - bei [nur] so viel - zu keinem Verständnis.

tath¢ pik¢diyogena v¢kye 'tyantavilak¼a½e |


sad²¡asyaiva sa¾jñ¢nam asato 'rthasya manyate || 92 ||
So entwickelt er bei einem durch die Verbindung mit pika usw. ganz anderen
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 65

Satze die Vorstellung eines [zwar] ähnlichen, [aber] nicht vorhandenen Dings.

ekasya bh¢ge s¢d²¡ya¾ bh¢ge bheda¡ ca lak¼yate |


nirbh¢gasya prak¢¡asya nirbh¢ge½aiva cetas¢ || 93 ||

tathaiva bh¢ge s¢d²¡ya¾ bh¢ge bhedo 'vas¤yate |


bh¢g¢bh¢ve 'pi v¢ky¢n¢m atyanta¾ bhinnadharma½¢m || 94 ||
Durch ein teilloses Bewusstsein wird bei einem teillosen Lichtschein an einem
Teile Ähnlichkeit, am [anderen] Teile Verschiedenheit festgestellt,
genau so wird an einem Teile Ähnlichkeit, am [anderen] Teile Verschiedenheit
wahrgenommen, obwohl es bei Sätzen, die ganz und gar verschiedene Eigenar-
ten aufweisen, Teile nicht gibt.

r¦pan¢¡e pad¢n¢¾ sy¢t katha¾ c¢vadhikalpan¢ |


ag²h¤t¢vadhau ¡abde katha¾ c¢rtho vivicyate || 95 ||
Und wie lässt sich, wenn Wörter ihre Form verlieren, das Ende [eines Wortes]
bestimmen? Und wie wird, wenn das Ende des Wortes nicht festgestellt ist, die
Bedeutung [des Wortes] unterschieden?

sa¾sarga iva r¦p¢½¢¾ ¡abde 'nyatra vyavasthitaÀ |


n¢n¢r¦pe¼u tad r¦pa¾ tantre½¢param i¼yate || 96 ||
Anderenorts [d.h. in einer anderen Schule] wird beim Worte gewissermassen
eine Vermischung der Formen festgestellt. Bei mannigfachen Formen wird diese
Form durch Analogie als eine andere postuliert.
c lies: tadr¦pam '... wird das Sogestaltete durch Analogie als ein anderes po-
stuliert' (?)

tasminn abhede bhed¢n¢¾ sa¾sarga upavartate |


r¦pa¾ r¦p¢ntar¢t tasm¢d ananyat pravibhajyate || 97 ||
66 Wilhelm Rau

In diesem Identischen gibt es einen Zusammenfluss von Unterschieden. Die


mit dieser anderen Form identische Form wird abgetrennt.

¡¢stre praty¢yakasy¢pi kva cid ekatvam ¢¡ritam |


praty¢yyena kva cid bhedo graha½agr¢hyayoÀ sthitaÀ || 98 ||
Im Lehrbuch wird manchmal angenommen, das Mitteilende sei eins mit dem
Mitzuteilenden; manchmal besteht ein Unterschied zwischen beiden.

¦ ity abhedam ¢¡ritya yath¢sa¾khya¾ prakalpitam |


l²lu¿or graha½e bhedo gr¢hy¢bhy¢¾ saha kalpitaÀ || 99 ||
Bei ¦ [1,2,27 ¦k¢lo 'j jhrasvad¤rghaplutaÀ] wird bei Annahme der Identität
nach der Zahl [u-, ¦-, ¦3-] verstanden. Bei l²lu¿ [3,1,33 syat¢s¤ l²lu¿oÀ] wird ein
Unterschied [in der Anzahl] zusammen mit den beiden [= Mitteilendes und Mit-
zuteilendes] angenommen.

yasyety etad a½o r¦pa¾ sa¾jñin¢m abhidh¢yakam |


na hi prat¤yam¢nena graha½asy¢sti sa¾bhavaÀ || 100 ||
In yasya [6,4,148 yasyeti ca] benennt [y-a] die Form [aller], die den Namen a½
tragen. Denn durch das, was verstanden wird, können sie nicht umgriffen wer-
den.

¦ ity etad abhinna¾ ca bhinnav¢kyanibandhanam |


bhedena graha½a¾ yasya parar¦pam iva dvayoÀ || 101 ||
Und dies ungeteilte ¦, welches [drei] verschiedene Sätze veranlasst, - dessen
Auffassung als [drei] getrennte Elemente ist wie das nachfolgende Element von
zweien [6,1,94 sqq.].

plutasy¢Ëgaviv²ddhi¾ ca sam¢h¢ram acos tath¢ |


vyudasyat¢ punar bhedaÀ ¡abde¼v atyantam ¢¡ritaÀ || 102 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 67

Von dem [V¢rttikak¢ra], der die Dehnung des einen Teils eines pluta-Vokals
[8,2,106] und ebenso die Kontraktion zweier Vokale [1,2,31] leugnet, wird wie-
derum bei den Wörtern ein äusserster Unterschied angenommen.

ardharc¢di¼u ¡abde¼u r¦pabhedaÀ kram¢d yath¢ |


tantr¢t tathaika¡abdatve bhinn¢n¢¾ ¡rutir anyath¢ || 103 ||
Wie bei den Wörtern ardharca usw. sich aufgrund der Abfolge [ihrer Teile
ardharcaÀ - ²co 'rdham] ein Unterschied in der Form ergibt, so ist auch bei An-
nahme, das Wort sei eines, aufgrund zusammenhängender Aussprache der Ge-
hörseindruck verschiedener [Elemente] anders.

sa¾hit¢vi¼aye var½¢À svar¦pe½¢vik¢ri½aÀ |


¡abd¢ntaratva¾ y¢nt¤va ¡aktyantaraparigrah¢t || 104 ||
Im Bereiche zusammenhängender Rede werden ihrer Gestalt nach unveränder-
liche Laute gewissermassen zu anderen Lauten, weil sie andere Kräfte anneh-
men.

indriy¢divik¢re½a d²¼¿a¾ gr¢hye¼u vastu¼u |


¢tmaty¢g¢d ²te bhinna¾ graha½a¾ sa kramaÀ ¡rutau || 105 ||
Durch eine Veränderung der Sinnesorgane beobachtet man an den Sinnesob-
jekten, ohne dass sie ihr Wesen aufgeben, ein anderes Erfasst-Werden. So ge-
schieht es auch beim Gehörseindruck.

abhidh¢nakriy¢bhed¢c chabde¼v avik²te¼v api |


r¦pam atyantabhedena tad evaika¾ prak¢¡ate || 106 ||
Aufgrund einer Veränderung in der Artikulation erscheint selbst bei unverän-
derten Wörtern auch bei grösster Verschiedenheit die Form als dieselbe.

²co v¢ g¤tim¢tra¾ v¢ s¢ma dravy¢ntara¾ na tu |


68 Wilhelm Rau

g¤tibhed¢t tu g²hyante t¢ eva vik²t¢ ²caÀ || 107 ||


Seien es entweder ²k-Strophen oder nur Gesang, - das s¢man aber ist nichts
anderes. Aufgrund einer Verschiedenheit im Gesang[svortrag] werden dieselben
²k-Strophen als verändert empfunden.

up¢y¢c chrutisa¾h¢re bhinn¢n¢m eka¡e¼i½¢m |


tantre½occ¢ra½e te¼¢¾ ¡¢stre s¢dhutvam ucyate || 108 ||
Wenn verschiedene Wörter, von denen nur eines übrigt bleibt, aufgrund eines
Kunstgriffs zu einem Gehörseindruck zusammengezogen und in fortlaufender
Reihe ausgesprochen werden, heissen sie im Lehrbuch 'grammatisch richtig'.

parig²hya ¡ruti¾ caik¢¾ r¦pabhedavat¢m api |


tantre½occ¢ra½a¾ k¢ryam anyath¢ te na s¢dhavaÀ || 109 ||
Und auch wenn man [Wörter] unterschiedlicher Form in einen Gehörseindruck
zusammenfasst, muss man sie in fortlaufender Reihe aussprechen; anderenfalls
sind sie 'nicht grammatisch richtig'.

sar¦p¢½¢¾ ca v¢ky¢n¢¾ ¡¢stre½¢pratip¢ditam |


tantre½occ¢ra½¢d eka¾ r¦pa¾ s¢dh¦palabhyate || 110 ||
Und eine vom Lehrbuch nicht vorgesehene Form ähnlicher Sätze wird da-
durch, dass man sie in fortlaufender Reihe ausspricht, als 'grammatisch richtig'
aufgefasst.

ekasy¢nekar¦patva¾ n¢lik¢diparigrah¢t |
yath¢ tathaiva tantr¢t sy¢d bah¦n¢m ekar¦pat¢ || 111 ||
Wie ein [Ton] mehrere Formen erhält, je nachdem man eine Flöte usw. [zur
Hand] nimmt, genau so ergibt sich aufgrund fortlaufender Reihe bei vielen [ver-
schiedenen Elementen] Einförmigkeit.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 69

yath¢ padasar¦p¢½¢¾ v¢ky¢n¢¾ sa¾bhavaÀ p²thak |


tath¢ v¢ky¢ntar¢bh¢ve sy¢d e¼¢¾ p²thagarthat¢ || 112 ||
Wie Sätze, die Wörtern ähnlich sind, einzeln entstehen, so entsteht deren Ein-
zelbedeutung, wenn ein anderer Satz fehlt.

abhidheyaÀ padasy¢rtho v¢kyasy¢rthaÀ prayojanam |


yasya tasya na sa¾bandho v¢ky¢n¢m upapadyate || 113 ||
Wem die Wortbedeutung das Gemeinte und die Satzbedeutung der Zweck ist,
dem gelingt eine Verknüpfung von Sätzen nicht.

tatra kriy¢pad¢ny eva vyapek¼ante parasparam |


kriy¢pad¢nu¼aktas tu sa¾bandho 'tha prat¤yate || 114 ||
Dort berücksichtigen nur Verben sich gegenseitig. Die an den Verben hängen-
de Verknüpfung aber wird hernach verstanden.

¢v²ttir anuv¢do v¢ pad¢rthavyaktikalpane |


pratyeka¾ tu sam¢pto 'rthaÀ sahabh¦te¼u vartate || 115 ||
Wiederholung oder Repetition [geschehen] bei Verdeutlichung der
Wortbedeutung. Aber die Bedeutung [des Satzes] steckt vollständig in jedem
einzelnen der gemeinsam vorhandenen Wörter.

avikalpitav¢ky¢rthe vikalp¢ bh¢van¢¡ray¢À |


atr¢dhikara½e v¢d¢À p¦rve¼¢¾ bahudh¢ mat¢À || 116 ||
Wenn die Satzbedeutung undifferenziert ist, beruhen die Differenzen auf Vor-
stellungen. In dieser Sache werden Lehren der Alten in vielfältiger Weise vor-
getragen.

abhy¢s¢t pratibh¢hetuÀ sarvaÀ ¡abdo 'paraiÀ sm²taÀ |


b¢l¢n¢¾ ca tira¡c¢¾ ca yath¢rthapratip¢dane || 117 ||
70 Wilhelm Rau

Von anderen wird gelehrt, jedes Wort sei aufgrund von Wiederholung Anlass
zu einem Geistesblitz, um bei Kindern und Tieren das rechte Verständnis hervor-
zubringen.

an¢gama¡ ca so 'bhy¢saÀ samayaÀ kai¡ cid i¼yate |


anantaram ida¾ k¢ryam asm¢d ity upadar¡akaÀ || 118 ||
Und diese Wiederholung ist keine Überlieferung; einige wünschen, sie Über-
einkunft zu nennen, welche lehrt: 'Gleich nach diesem ist das zu tun!'.

asty arthaÀ sarva¡abd¢n¢m iti praty¢yyalak¼a½am |


ap¦rvadevat¢svargaiÀ samam ¢hur gav¢di¼u || 119 ||
Jedes Wort hat die Bedeutung 'es ist'; dies ist das Merkmal für das, was be-
griffen werden soll. Sie nennen es bei Rindern usw. dasselbe wie bei ap¦rva, de-
vat¢ und svarga.

prayogadar¡an¢bhy¢s¢d ¢k¢r¢vagrahas tu yaÀ |


na sa ¡abdasya vi¼ayaÀ sa hi yatn¢ntar¢¡rayaÀ || 120 ||
Was aber das Erfassen der Gestalt [eines Wortes] durch wiederholte Beobach-
tung seines Gebrauchs angeht, so ist dies nicht der Bereich des Wortes; der stützt
sich auf eine andere Anstrengung.

ke cid bhed¢À prak¢¡yante ¡abdais tadabhidh¢yibhiÀ |


anuni¼p¢dinaÀ k¢¾¡ cic chabd¢rth¢n iti manyate || 121 ||
Einige Besonderheiten werden von Wörtern ans Licht gestellt, welche diese
[d.h. entsprechende Objekte] bezeichnen. Einige Wortbedeutungen haben, meint
man, ein nachträgliches Entstehen.

j¢teÀ praty¢yake ¡abde y¢ vyaktir anu¼aËgi½¤ |


na tadvyaktigat¢n bhed¢ñ j¢ti¡abdo 'valambate || 122 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 71

Das Einzelding, welches zu dem Worte gehört, das die Gattung bezeichnet, -
an den Besonderheiten, welche sich bei diesem Einzelding finden, hängt das
Gattungswort nicht.

gha¿¢d¤n¢¾ na c¢k¢r¢n praty¢yayati v¢cakaÀ |


vastum¢tranive¡itv¢t tadgatir n¢ntar¤yak¢ || 123 ||
Und die Gestalten der Töpfe usw. lässt das Wort ['Topf'] nicht erkennen; de-
ren Verständnis ergibt sich unausweichlich, weil es nur an dem Ding hängt.

kriy¢ vin¢ prayoge½a na d²¼¿¢ ¡abdacodit¢ |


prayogas tv anuni¼p¢d¤ ¡abd¢rtha iti gamyate ||124 ||
Eine durch ein Wort veranlasste Handlung sieht man nicht ohne ein
[entsprechendes] Mittel. Das Mittel aber kommt nachträglich und wird als Wort-
bedeutung verstanden.

niyat¢s tu prayog¢ ye niyata¾ yac ca s¢dhanam |


te¼¢¾ ¡abd¢bhidheyatvam aparair anugamyate || 125 ||
Anwendungen aber, welche genau festgelegt sind, und ein genau festgelegtes
Werkzeug, die werden durch Wörter bezeichnet, - [dieser Meinung] folgen an-
dere.

samud¢yo 'bhidheyo v¢py avikalpasamuccayaÀ |


asatyo v¢pi sa¾sargaÀ ¡abd¢rthaÀ kai¡ cid i¼yate || 126 ||
Von manchen wird gewünscht, die Wortbedeutung sei entweder das zu benen-
nende Ganze ohne Auswahl und ohne Aufzählung oder aber eine unwirkliche
Verbindung [von Dingen mit ihrem Gattungsbegriff].

asatyop¢dhi yat satya¾ tad v¢ ¡abdanibandhanam |


¡abdo v¢py abhijalpatvam ¢gato y¢ti v¢cyat¢m || 127 ||
72 Wilhelm Rau

Oder der Gegenstand [d.h. die Bedeutung] des Wortes ist das Wirkliche in Ge-
stalt des Unwirklichen; oder aber der zum abhijalpa gelangte Ton wird zum
Worte.

so 'yam ity abhisa¾bandh¢d r¦pam ek¤k²ta¾ yad¢ |


¡abdasy¢rthena ta¾ ¡abdam abhijalpa¾ pracak¼ate || 128 ||
Wenn die Gestalt des Wortes aufgrund einer Identifikation mit der Bedeutung
vereinigt worden ist, nennen sie dieses Wort abhijalpa.

tayor ap²thag¢tmatve r¦Îhir avyabhic¢ri½¤ |


ki¾ cid eva kva cid r¦pa¾ pr¢dh¢nyen¢vati¼¿hate || 129 ||
Weil das Wesen der beiden nicht zu sondern ist, ist der natürliche Gebrauch
[von Wort und Bedeutung] unwandelbar. Manchmal wird eine Erscheinung [der
beiden] zur Hauptsache.

loke 'rthar¦pat¢¾ ¡abdaÀ pratipannaÀ pravartate |


¡¢stre t¦bhayar¦patva¾ pravibhakta¾ vivak¼ay¢ || 130 ||
Im gewöhnlichen Leben läuft das Wort um in Gestalt seiner Bedeutung. In der
Grammatik aber erscheinen sie in beiderlei Gestalt, getrennt je nach dem, was
man aussagen will.

a¡akteÀ sarva¡akter v¢ ¡abdair eva prakalpit¢ |


ekasy¢rthasya niyat¢ kriy¢diparikalpan¢ || 131 ||
Sei es kraftlos oder allkräftig, allein durch Wörter wird die festgelegte Bildung
von Handlungen usw. eines Dinges vollbracht.

yo v¢rtho buddhivi¼ayo b¢hyavastunibandhanaÀ |


sa b¢hya¾ vastv iti jñ¢taÀ ¡abd¢rtha iti gamyate || 132 ||
Oder aber eine Vorstellung im Bereiche des Bewusstseins, die sich auf ein
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 73

äusseres Ding bezieht und mit dem äusseren Ding identifiziert wird, wird als
Wortbedeutung verstanden.

¢k¢ravantaÀ sa¾vedy¢ vyaktism²tinibandhan¢À |


ete pratyavabh¢sante sa¾vinm¢tra¾ tv ato 'nyath¢ || 133 ||
[Dinge], welche gestalthaft sind, mitgeteilt werden sollen, und sich auf die Er-
innerung an ein Einzelding beziehen, die treten [als Wörter] in Erscheinung.
Hiervon verschieden aber ist blosses [gestaltloses] Bewusstsein.

yathendriya¾ sa¾nipatad vaicitrye½opadar¡akam |


tathaiva ¡abd¢d arthasya pratipattir anekadh¢ || 134 ||
Wie ein versagendes Sinnesorgan [Sinnesobjekte] als absonderlich zeigt, ge-
nau so ist vom Worte her das Verständnis der Bedeutung vielfältig.

vaktr¢nyathaiva prakr¢nto bhinne¼u pratipatt²¼u |


svapratyay¢nuk¢re½a ¡abd¢rthaÀ pravibhajyate || 135 ||
Eine Wortbedeutung, die vom Sprecher anders gemeint war, nimmt bei ver-
schiedenen Hörern, deren Verständnis entsprechend, verschiedene Gestalt an.

ekasminn api d²¡ye 'rthe dar¡ana¾ bhidyate p²thak |


k¢l¢ntare½a caiko 'pi ta¾ pa¡yaty anyath¢ punaÀ || 136 ||
Bei einem einzigen sichtbaren Dinge findet das Sehen [getrennter Betrachter]
einzeln jeweils anders statt. Auch zu anderer Zeit sieht einer es erneut anders.

ekasy¢pi ca ¡abdasya nimittair avyavasthitaiÀ |


ekena bahubhi¡ c¢rtho bahudh¢ parikalpyate || 137 ||
Und auch bei demselben Worte wird aufgrund sich ändernder Umstände von
einem wie von vielen die Bedeutung vielfältig zurechtgelegt.
74 Wilhelm Rau

tasm¢d ad²¼¿atattv¢n¢¾ s¢par¢dha¾ bahucchalam |


dar¡ana¾ vacana¾ v¢pi nityam ev¢navasthitam || 138 ||
Daher ist das Sehen oder auch das Sprechen von Leuten, welche die Wahrheit
nicht erschaut haben, fehlerhaft, vielfach täuschend und immer unbestimmt.

²¼¤½¢¾ dar¡ana¾ yac ca tattve ki¾ cid avasthitam |


na tena vyavah¢ro 'sti na tac chabdanibandhanam || 139 ||
Und das gewisse Sehen der Seher, welches auf der Wahrheit beruht, - mit dem
kann man nicht arbeiten: es ist nicht mit Wörtern verbunden.

talavad d²¡yate vyoma khadyoto havyav¢Î iva |


naiva c¢sti tala¾ vyomni na khadyote hut¢¡anaÀ || 140 ||
Der Himmel erscheint wie eine Fläche, ein Leuchtkäfer (Elater noctilucus) wie
ein Feuer[funke]; und doch ist keine Fläche am Himmel, kein Feuer im Leucht-
käfer.

tasm¢t pratyak¼am apy artha¾ vidv¢n ¤k¼eta yuktitaÀ |


na dar¡anasya pr¢m¢½y¢d d²¡yam artha¾ prakalpayet || 141 ||
Daher soll ein Kluger auch ein vor Augen liegendes Ding mit Kritik betrach-
ten. Er soll sich ein sichtbares Ding nicht nach Massgabe seines Sehens zurecht-
legen.

asam¢khyeyatattv¢n¢m arth¢n¢¾ laukikair yath¢ |


vyavah¢re sam¢khy¢na¾ tat prajño na vikalpayet || 142 ||
Wie gewöhnliche Leute im alltäglichen Leben Dinge beschreiben, deren wah-
res Wesen nicht zu beschreiben ist, - das darf ein Bedächtiger nicht ernstnehmen.

vicchedagraha½e 'rth¢n¢¾ pratibh¢nyaiva j¢yate |


v¢ky¢rtha iti t¢m ¢huÀ pad¢rthair upap¢dit¢m || 143 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 75

Während der Teilerkenntnis der [Wort-]Bedeutungen entsteht ein anderer [d.h.


von diesen verschiedener] Geistesblitz. Diesen nennt man die Bedeutung des
Satzes, welche durch die Bedeutung der Wörter zur Erscheinung gebracht wird.

ida¾ tad iti s¢nye¼¢m an¢khyey¢ katha¾ ca na |


praty¢tmav²ttisiddh¢ s¢ kartr¢pi na nir¦pyate || 144 ||
Dieser [Geistesblitz] kann anderen ganz und gar nicht erklärt werden [indem
man sagt]: 'Das ist so und so'. Er wird als ein Vorgang im Inneren erfahren, und
sogar wer die Erfahrung selbst hat, kann ihn sich nicht erklären.

upa¡le¼am iv¢rth¢n¢¾ s¢ karoty avic¢rit¢ |


s¢rvar¦pyam iv¢pann¢ vi¼ayatvena vartate || 145 ||
Indem er [d.h. der Geistesblitz], ohne dass man dahinterkommt, [wie er dies
bewirkt], irgendwie die [Wort-]Bedeutung zusammenfasst und irgendwie die
Gestalt eines Ganzen annimmt, bildet er den Gegenstand [der Satzbedeutung].

s¢k¼¢c chabdena janit¢¾ bh¢van¢nugamena v¢ |


itikartavyat¢y¢¾ t¢¾ na ka¡ cid ativartate || 146 ||
Niemand gelangt in dem, was zu vollbringen ist, über diesen [Geistesblitz]
hinaus, sei er nun sichtbarlich durch das Wort oder dadurch hervorgebracht, dass
man seinen Trieben folgt.

pram¢½atvena t¢¾ lokaÀ sarvaÀ samanugacchati |


sam¢rambh¢À prat¢yante tira¡c¢m api tadva¡¢t || 147 ||
Ihm [d.h. dem Geistesblitz] folgt alle Welt, weil er die Richtschnur bildet. Aus
seiner Macht geht sogar das Beginnen der Tiere hervor.

yath¢ dravyavi¡e¼¢½¢¾ parip¢kair ayatnaj¢À |


mad¢di¡aktayo d²¼¿¢À pratibh¢s tadvat¢¾ tath¢ || 148 ||
76 Wilhelm Rau

Wie man an bestimmten Substanzen wahrnimmt, dass sie durch Reifungen


[d.h. Gärungen] von selbst die Kraft zu berauschen usw. entwickeln, so entste-
hen [spontan] auch Geistesblitze, bei denen, die sie besitzen.

svarav²tti¾ vikurute madhau pu¾skokilasya kaÀ |


jantv¢dayaÀ kul¢y¢dikara½e ¡ik¼it¢À katham || 149 ||
Wer verändert im Frühling die Melodie des männlichen Kuckucks (Eudyna-
mys scolopacea)? Wie werden Tiere im Bauen von Nestern usw. unterrichtet?

¢h¢rapr¤tyapadve¼aplavan¢dikriy¢su kaÀ |
j¢tyanvayaprasiddh¢su prayokt¢ m²gapak¼i½¢m || 150 ||
Wer treibt Tiere und Vögel an bei Handlungen wie Fressen, Zuneigung,
Abneigung, Schwimmen usw., welche ihnen nach Gattung und Geschlecht eigen
sind?

bh¢van¢nugat¢d etad ¢gam¢d eva j¢yate |


¢sattiviprakar¼¢bhy¢m ¢gamas tu vi¡i¼yate || 151 ||
Dies geschieht nach dem Herkommen, welches Trieben folgt. Das Herkom-
men aber unterscheidet sich durch Nähe und Ferne.

svabh¢vavara½¢bhy¢sayog¢d²¼¿opap¢dit¢m |
vi¡i¼¿opahit¢¾ ceti pratibh¢¾ ¼aÎvidh¢¾ viduÀ || 152 ||
Man teilt den Geistesblitz in sechs Arten ein; er wird hervorgebracht durch Ei-
genart, Wünschen, Übung, Selbstzucht, Schicksal und durch hervorragende
[Lehrer].

yath¢ sa¾yogibhir dravyair lak¼ite 'rthe prayujyate |


go¡abdo na tv asau te¼¢¾ vi¡e¼¢½¢¾ prak¢¡akaÀ || 153 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 77

¢k¢ravar½¢vayavaiÀ sa¾s²¼¿e¼u gav¢di¼u |


¡abdaÀ pravartam¢no 'pi na t¢n aËg¤karoty asau || 154 ||

sa¾sth¢navar½¢vayavair vi¡i¼¿e 'rthe prayujyate |


¡abdo na tasy¢vayave prav²ttir upalabhyate || 155 ||

durlabha¾ kasya cil loke sarv¢vayavadar¡anam |


kai¡ cit tv avayavair d²¼¿air arthaÀ k²tsno 'num¤yate || 156 ||

tath¢ j¢tyutpal¢d¤n¢¾ gandhena sahac¢ri½¢m |


nityasa¾bandhin¢¾ d²¼¿a¾ gu½¢n¢m avadh¢ra½am || 157 ||
Wie das Wort 'Rind' (go) in der Bedeutung eines Wesens gebraucht wird, das
mit gewissen Dingen verbunden und durch sie gekennzeichnet ist, nicht aber die-
se Besonderheiten [im Einzelnen] benennt, -
Obwohl das Wort für Rinder usw. gilt, die mit [bestimmter] Gestalt, Farbe,
Gliedern versehen sind, macht es sich diese doch nicht zu eigen [indem es sie
expressis verbis nennt];
ein Wort, welches für ein Ding, das durch Gestalt, Farbe, Gliedmassen
gekennzeichnet ist, verwendet wird, findet keinen Gebrauch in der Bedeutung
eines von dessen Gliedern;
Schwer zu erreichen ist in der Welt das [gleichzeitige] Schauen aller Teile [ei-
nes Dings]. Dadurch aber, dass einige Teile gesehen werden, wird das ganze
Ding erschlossen;
so werden die stets vorhandenen Eigenschaften des Jasmins (Jasminum gran-
diflorum), der Wasserlilie (Nymphaea cyanea Roxb.), die von Duft begleitet
sind, wahrgenommen.

sa¾khy¢pram¢½asa¾sth¢nanirapek¼aÀ pravartate |
bindau ca samud¢ye ca v¢cakaÀ salil¢di¼u || 158 ||
Ohne Rücksicht auf Zahl, Menge und Gestalt bezeichnet das Wort bei Wasser
78 Wilhelm Rau

usw. den Tropfen und die grosse Masse.

sa¾sk¢r¢diparicchinne tail¢dau yo vyavasthitaÀ |


¢haikade¡a¾ tattvena tasy¢vayavavartin¢ || 159 ||
[Ein Wort,] welches für ein Öl usw. gebraucht wird, das für die Zubereitung
[einer Speise] abgemessen wurde, bezeichnet einen Teil desselben durch die
Substanz, von der eine Portion gemeint ist.

yen¢rthen¢bhisa¾baddham abhidh¢na¾ prayujyate |


tadarth¢pagame tasya prayogo vinivartate || 160 ||
Ein Wort, was mit einer bestimmten Bedeutung verbunden gebraucht wird,
dessen Verwendung hört auf, wenn diese Bedeutung verschwunden ist.

y¢¾s tu sa¾bhavino dharm¢n antar½¤ya prayujyate |


¡abdas te¼¢¾ na s¢¾nidhya¾ niyamena vyapek¼ate || 161 ||
Ein Wort, das verwendet wird, indem es gleichzeitig vorhandene Eigenschaf-
ten mit einschliesst, nimmt nicht unbedingt Rücksicht auf deren [wirkliches]
Vorhandensein.

yath¢ roma¡aph¢d¤n¢¾ vyabhic¢re 'pi d²¡yate |


go¡abdo na tath¢ j¢ter viprayoge pravartate || 162 ||
Wie das Wort 'Rind' (go) vorkommt, auch wo Haar, Hufe usw. fehlen, so
kommt es gleichwohl nicht vor, wenn die Gattung nicht mehr vorhanden ist.

tasm¢t sa¾bhavino 'rthasya ¡abd¢t sa¾pratyaye sati |


ad²¼¿aviprayog¢rthaÀ sa¾bandhitvena gamyate || 163 ||
Wenn daher vom Worte her die damit verknüpfte Bedeutung verstanden ist,
ergibt sich die nicht bemerkte, nicht gebrauchte Bedeutung durch das [automa-
tisch damit] Verbundensein.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 79

v¢cik¢ dyotik¢ v¢ syur dvitv¢d¤n¢¾ vibhaktayaÀ |


sy¢d v¢ sa¾khy¢vato 'rthasya samud¢yo 'bhidh¢yakaÀ || 164 ||
Die Kasusendungen des Duals usw. können entweder explicite aussagend oder
nur andeutend sein, oder das Aggregat [von Wurzel und Suffix(en)] mag die mit
einer Zahl verbundene Bedeutung zum Ausdruck bringen,

vin¢ sa¾khy¢bhidh¢n¢d v¢ sa¾khy¢bhedasamanvit¢n |


arth¢n svar¦pabhedena k¢¾¡ cid ¢hur gav¢dayaÀ || 165 ||
oder Wörter wie go usw. vermitteln durch Abwandlung ihrer Form bestimmte
mit verschiedenen Zahlen verbundene Bedeutungen ohne Nennung der Zahl
[selbst].

ye ¡abd¢ nityasa¾bandh¢ viveke jñ¢ta¡aktayaÀ |


anvayavyatirek¢bhy¢¾ te¼¢m artho vibhajyate || 166 ||
Man differenziert die Bedeutung der Wörter, welche eine unwandelbare Ver-
bindung mit ihrer Bedeutung haben, und deren [Aussage-]Kräfte nur bei [gram-
matischer] Analyse begriffen werden, durch Übereinstimmung und Unterschied.

y¢vac c¢vyabhic¢re½a tayoÀ ¡akya¾ prakalpanam |


niyamas tatra na tv eva¾ niyamo nu¿¡ab¢di¼u || 167 ||
So weit diese beiden [d.h. Übereinstimmung und Unterschied] ohne Ausnah-
me festgelegt werden können, da gilt die Regel, [dass Wurzel und Suffixe bedeu-
tungstragende Wortelemente] sind; jedoch gilt die Regel in der gleichen Weise
nicht bei den Suffixen nu¿ (= das infingierte -n- z.B. im gen.plur.) und ¡ap (= das
thematische -a- u.a. in der I. Praesensklasse).

sa¾bhave n¢bhidh¢nasya lak¼a½atva¾ prakalpate |


¢pek¼ikyo hi sa¾sarge niyat¢À ¡abda¡aktayaÀ || 168 ||
Wo [dies nun] der Fall ist, [nämlich, dass Wurzel und Suffixe genau fixierte,
80 Wilhelm Rau

sich entsprechende Bedeutung haben,] wird eine mittelbare Bezeichnung der Be-
deutung [durch das Suffix] nicht angenommen. Die genau fixierten [Aussage-]
Kräfte der Wörter werden ja [erst] bei ihrer Vereinigung [im Satze] zu solchen,
die ihrer wechselseitig bedürfen.

na k¦pas¦pay¦p¢n¢m anvayo 'rthasya d²¡yate |


ato 'rth¢ntarav¢citva¾ sa¾gh¢tasyaiva gamyate || 169 ||
Bei den Wörtern k¦pa, s¦pa und y¦pa erkennt man keine [partielle] Überein-
stimmung der Bedeutung. Daraus folgt, dass allein die Kombination [der Laute
im Worte] ein neues Ding zu bezeichnen vermag.

anv¢khy¢n¢ni bhidyante ¡abdavyutpattikarmasu |


bah¦n¢¾ sa¾bhave 'rth¢n¢¾ nimitta¾ ki¾ cid i¼yate || 170 ||
Bei den Ableitungen von Wörtern gibt es verschiedene Erklärungen. Sind
mehrere Bedeutungen möglich, so wird [dafür] eine Begründung gefordert.

vairav¢si¼¿hagiri¡¢s tathaik¢g¢rik¢dayaÀ |
kai¡ cit katha¾ cid ¢khy¢t¢ nimitt¢vadhisa¾karaiÀ || 171 ||
[Die Wörter] vaira, v¢si¼¿ha, giri¡a (cf. 3,2,15,4) und ebenso aikag¢rika
(5,1,113) usw. sind von manchen durch Verschiebung der Grenzen zwischen den
Bestandteilen auf mancherlei Weise erklärt worden.

yath¢ pathaÀ sam¢khy¢na¾ v²k¼avalm¤kaparvataiÀ |


aviruddha¾ gav¢d¤n¢¾ bhinnai¡ ca sahac¢ribhiÀ || 172 ||
Wie die Erklärung eines Weges durch Bäume, Termitenhügel oder Berge nicht
in sich widersprüchlich sein muss, [so] ist auch [die Erklärung der Wörter] go
usw. durch verschiedene, mit ihnen wesentlich verbundene [Elemente] nicht in
sich widersprüchlich.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 81

anyath¢ ca sam¢khy¢nam avasth¢bhedadar¡ibhiÀ |


kriyate ki¾¡uk¢d¤n¢m ekade¡¢vadh¢ra½am || 173 ||
Dazu wird die Erklärung der Wörter ki¾¡uka usw. von solchen, welche [die
Sache] in verschiedenen Situationen betrachten, in verschiedener Weise vorge-
nommen, weil sie [jeweils nur] einen Teil [der Sache] beachten.

kai¡ cin nirvacana¾ bhinna¾ girater garjater gameÀ |


gavater gadater v¢pi gaur ity atr¢nudar¡itam || 174 ||
Hier ist [bezüglich des Wortes] gauÀ von einigen jeweils eine andere Etymolo-
gie aufgezeigt worden, [indem sie es nämlich ableiteten von den Wurzeln] g³
(nigara½e = 6,117), gárjá (¡abde = 1,244), gam° (gatau = 1,1031), gu
(pur¤¼otsarge = 6,106), gádá (vyakt¢y¢¾ v¢ci = 1,53).

gaur ity eva svar¦p¢d v¢ go¡abdo go¼u vartate |


vyutp¢dyate na v¢ sarva¾ kai¡ cic cobhayathe¼yate || 175 ||
Entweder bezeichnet das Wort go Rinder aufgrund seiner Eigengestalt gauÀ,
oder es wird nicht jede [Wortform = ¡abdar¦pa] etymologisiert. Von manchen
wird [die Erklärung der Wörter alternierend] nach beiden Methoden gefordert
[d.h. in manchen Fällen durch Ableitung aus den Wurzeln, in anderen durch Ab-
lehnung jedes Etymologisierungsversuchs].

s¢m¢nyenopade¡a¡ ca ¡¢stre laghvartham ¢¡ritaÀ |


j¢tyantaravad anyasya vi¡e¼¢À pratip¢dak¢À || 176 ||
Und in der Grammatik [geschieht] die Unterweisung, weil sie nach Kürze
strebt, aufgrund des [den Wortformen] Gemeinsamen. Dieses bringen die Einzel-
formen zum Ausdruck wie eine andere Gattung.

arth¢ntare ca yad v²tta¾ tat prak²tyantara¾ viduÀ |


tulyar¦pa¾ na tad r¦Îh¢v anyasminn anu¼ajyate || 177 ||
82 Wilhelm Rau

Ein Wort [bestimmter] Bildung (¡abdar¦pa) betrachtet man, in anderer Bedeu-


tung gebraucht, als einen anderen Wortstamm. Im Falle eines nicht zu etymolo-
gisierenden Ausdrucks wird ein solcher, obwohl er eine ähnliche Form besitzt,
nicht mit einer anderen Bedeutung verbunden.

bhinn¢v ijiyaj¤ dh¢t¦ niyatau vi¼ay¢ntare |


kai¡ cit katha¾ cid uddi¼¿au citra¾ hi pratip¢danam || 178 ||
Die beiden verschiedenen Wurzeln ij und yaj, welche [je] auf ein anderes Ge-
brauchsfeld beschränkt sind, werden von verschiedenen [Lehrern] auf verschie-
dene Weise angesetzt [Grundform: ij, abgeleitete Form: yaj; oder Grundform:
yaj, abgeleitete Form ij]. Unterweisung ist ja wunderlich.

eva¾ ca v¢lav¢y¢di jitvar¤vad up¢caret |


bhed¢bhed¢bhyupagame na virodho 'sti ka¡ ca na || 179 ||
So mag man auch [die Wörter] v¢lav¢ya usw. wie [die Wörter] jitvar¤ (Mbh.
4,3,84 [313,9]) behandeln. Es ist kein Widerspruch, ob man [bei Wörtern wie
den erwähnten] Verschiedenheit oder Identität gelten lässt.

a΢d¤n¢¾ vyavasth¢rtha¾ p²thaktvena prakalpanam |


dh¢t¦pasargayoÀ ¡¢stre dh¢tur eva tu t¢d²¡aÀ || 180 ||
Um [die richtige Stellung des Augments] a- usw. zu begründen, wird in der
Grammatik die Verschiedenheit von Wurzel und Präverbium angenommen. Da-
gegen ist [in Wirklichkeit] die Wurzel [in solchen Fällen] eben von der Art,
[dass sie aus Präverbium und Wurzel besteht]. (Cf. 6,4,71 sqq.).

tath¢ hi sa¾gr¢mayateÀ sopasarg¢d vidhiÀ sm²taÀ |


kriy¢vi¡e¼¢À sa¾gh¢te prakramyante tath¢vidh¢À || 181 ||
So wird ja bei [dem Verbum] sa¾gr¢mayati die grammatische Operation [et-
wa für die Anfügung des Augments oder die Reduplikation beim Desiderativum]
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 83

für [die Kombination von Wurzel] und Präverbium gelehrt (asa¾gr¢mayata


3,1,13,6 oder sisa¾gr¢mayi¼ate). Bestimmte Verben dieser Art werden als [fe-
ste] Verbindungen [von Präverbien und Wurzeln] überliefert.

k¢ry¢½¢m antaraËgatvam eva¾ dh¢t¦pasargayoÀ |


s¢dhanair y¢ti sa¾bandha¾ tath¢bh¦taiva s¢ kriy¢ || 182 ||
Für Wurzeln und Präverbien gelten die grammatischen Regeln als innerhalb
der Wortbasis stattfindend; das Verbum geht in solcher Gestalt [d.h. als feste
Verbindung von Wurzel und Präverbium] Verbindung mit Operatoren ein.

prayog¢rhe¼u siddhaÀ san bhettavyo 'rtho vi¡i¼yate |


pr¢k ca s¢dhanasa¾bandh¢t kriy¢ naivopaj¢yate || 183 ||
Wenn er in den [erst noch] auszuführenden [Handlungen] schon vollkommen
vorhanden ist, dann spezifiziert sich der Zweck als [von der Handlung] abtrenn-
bar. Und ehe sie mit den Operatoren [= Werkzeugen (s¢dhana)] Verbindung auf-
nimmt, kommt eine Handlung nicht zustande.

dh¢toÀ s¢dhanayogasya bh¢vinaÀ prakram¢d yath¢ |


dh¢tutva¾ karmabh¢va¡ ca tath¢nyad api d²¡yat¢m || 184 ||
Wie man, [schon] weil die künftige Verbindung einer Wurzel mit Operatoren
sich anbahnt, [bereits] das Vorhandensein einer Wurzel wie einer Handlung [an-
nimmt], so mag das andere [scil. das Verhältnis von Wurzel und Präverbium]
ebenfalls angesehen werden.

b¤jak¢le¼u sa¾bandh¢d yath¢ l¢k¼¢ras¢dayaÀ |


var½¢dipari½¢mena phal¢n¢m upakurvate || 185 ||

buddhisth¢d abhisa¾bandh¢t tath¢ dh¢t¦pasargayoÀ |


abhyantar¤k²t¢d bhedaÀ padak¢le prak¢¡ate || 186 ||
84 Wilhelm Rau

Wie rotes Harz, Saft usw., welche [bereits] zu den [Entwicklungs-]Stadien des
Samens gehören, durch Veränderung der Farbe usw. zu den Früchten helfend
beitragen,
so wird die aufgrund der im Bewusstsein [des Sprechers] vorhandenen Verbin-
dung von Wurzel und Präverbium innerlich [d.h. latent] erzeugte Besonderheit
sichtbar, wenn das [fertige] Wort da ist.

kva cit sa¾bhavino bhed¢À kevalair anidar¡it¢À |


upasarge½a sa¾bandhe vyajyante pranir¢din¢ || 187 ||
Manchmal werden mögliche Besonderheiten, welche durch die Wurzeln allein
nicht ausgedrückt werden, in Verbindung mit einem Präverbium wie pra-, nis-
usw. deutlich.

sa v¢cako vi¡e¼¢½¢¾ sa¾bhav¢d dyotako 'pi v¢ |


¡akty¢dh¢n¢ya v¢ dh¢toÀ sahak¢r¤ prayujyate || 188 ||
Dies [Präverbium] bringt die Besonderheiten expressis verbis zum Ausdruck
oder deutet sie aufgrund [seiner] Möglichkeit [d.h. Fähigkeit dazu] nur an, oder
es wird als zur Kraftentfaltung der Wurzel hilfreich verwendet.

sth¢dibhiÀ kevalair yac ca gaman¢di na gamyate |


tatr¢num¢n¢d dvividh¢t taddharm¢ pr¢dir ucyate || 189 ||
Und wo die Bewegung usw. durch die Wurzel sth¢ usw. allein nicht verstan-
den wird, da - heisst es - besitzt sie, mit pra- am Anfang versehen, diese Eigen-
schaft aufgrund einer zweifachen Schlussfolgerung.

aprayoge 'dhiparyo¡ ca y¢vad d²¼¿a¾ kriy¢ntaram |


tasy¢bhidh¢yako dh¢tuÀ saha t¢bhy¢m anarthakaÀ || 190 ||
Sobald man sieht, dass die Wurzel (¢-gam) ohne Verwendung von adhi- und
pari- eine Handlung ausdrückt, ist sie mit diesen beiden zusammen bedeutungs-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 85

los.

tathaiva sv¢rthik¢À ke cit sa¾gh¢t¢ntarav²ttayaÀ |


anarthakena sa¾s²¼¿¢À prak²tyarth¢nuv¢dinaÀ || 191 ||
In eben dieser Weise [gibt es auch] einige sv¢rthika-Suffixe, welche mit einem
anderen Wortkörper ein Kompositum bilden. Mit einem bedeutungslosen [Ele-
ment] zusammengesetzt, wiederholen sie nur die Bedeutung des Grundworts.

nip¢t¢ dyotak¢À ke cit p²thagarthaprakalpane |


¢gam¢ iva ke cit tu sa¾bh¦y¢rthasya s¢dhak¢À || 192 ||
Einige Indeklinable sind andeutend beim Hervorbringen einer gesonderten Be-
deutung wie zugefügte [grammatische Elemente]; andere aber bringen vereinigt
die Bedeutung hervor.

upari¼¿¢t purast¢d v¢ dyotakatva¾ na bhidyate |


te¼u prayujyam¢ne¼u bhinn¢rthe¼v api sarvath¢ || 193 ||
Ob diese vor oder nach Wörtern anderer Bedeutung verwendet werden, ihre
andeutende Funktion ändert sich nie.

c¢dayo na prayujyante padatve sati keval¢À |


pratyayo v¢cakatve 'pi kevalo na prayujyate || 194 ||
ca usw. werden einzeln nie verwendet, obwohl sie Wörter sind. Ein Sufffix
wird einzeln nicht verwendet, obwohl es eine Bedeutung ausdrückt.

samuccit¢bhidh¢ne tu vyatireko na vidyate |


asattvabh¦to bh¢va¡ ca tiËpadair abhidh¤yate || 195 ||
Auch wenn [ca] das bezeichnet, was addiert wird, gibt es keine Sonderung.
Und ein Vorgang, welcher ein Nicht-Seiendes darstellt, wird durch finite Verben
bezeichnet.
86 Wilhelm Rau

samuccit¢bhidh¢ne 'pi vi¡i¼¿¢rth¢bhidh¢yin¢m |


gu½aiÀ pad¢n¢¾ sa¾bandhaÀ paratantr¢s tu c¢dayaÀ || 196 ||
Auch wenn man bezeichnet, was addiert wird, geschieht eine Verknüpfung
von Wörtern, welche eine besondere Bedeutung vermitteln, mit Eigenschaften.
Die Wörter ca usw. aber sind abhängig [von anderen = unselbständig].

janayitv¢ kriy¢ k¢ cit sa¾bandha¾ vinivartate |


¡r¦yam¢½e kriy¢¡abde sa¾bandho j¢yate kva cit || 197 ||
Nachdem eine [beliebige] Handlung eine Beziehung [zwischen Dingen] her-
gestellt hat, hört sie auf. Manchmal entsteht eine Beziehung, wenn man ein Verb
nur hört.

tatra ¼a¼¿h¤ pratipada¾ sam¢sasya niv²ttaye |


vihit¢ dar¡an¢rtha¾ tu k¢raka¾ pratyud¢h²tam || 198 ||
Dort ist der Genitiv hinsichtlich einiger Wörter (2,3,52 adh¤garthadaye¡¢¾
karma½i) vorgeschrieben, um ein Nominalkompositum auszuschliessen. Um
aber dies zu zeigen, wird ein Kasusbegriff als Gegenbeispiel gegeben (m¢tur
gu½aiÀ smarati).

sa copaj¢taÀ sa¾bandho viniv²tte kriy¢pade |


karmapravacan¤yena tatra tatra niyamyate || 199 ||
Und die [so] entstandene Beziehung wird, wenn das Verbum geschwunden ist,
hie und da durch ein karmapravacan¤ya (Prä- oder Postposition) eingeschränkt.

yena kriy¢pad¢k¼epaÀ sa k¢rakavibhaktibhiÀ |


yujyate vir yath¢ tasya likh¢v anupasargat¢ || 200 ||
Wie vi-, wodurch auf das Verbum hingedeutet ist, mit Kasusendungen verbun-
den wird; bei likh ist es keine Präposition.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 87

ti¼¿hater aprayoga¡ ca d²¼¿o'praty ajayann iti |


sunv abh¤ty ¢bhimukhye ca kevalo 'pi prayujyate || 201 ||
Man beobachtet, dass in der Wendung apraty ajayan (MS 3,3,7 [40,3]) die
Wurzel sth¢ nicht verwendet wird. In dem Ausdruck sunv abhi wird abhi allein
im Sinne des Hingewendet-Seins gebraucht.

karmapravacan¤yatva¾ kriy¢yoge vidh¤yate |


¼atv¢diviniv²ttyartha¾ svaty¢d¤n¢¾ vidharma½¢m || 202 ||
In Verbindung mit einer Handlung wird gelehrt, dass su-, ati- usw. - wenn-
gleich anderer Art - karmapravacan¤ya seien, um die Veränderung von -s- zu -¼-
usw. auszuschliessen.

hetuhetumator yogaparicchede 'nun¢ k²te |


¢rambh¢d b¢dhyate pr¢pt¢ t²t¤y¢ hetulak¼a½¢ || 203 ||
Nachdem durch anu die genaue Bestimmung der Beziehung von Ursache und
Wirkung vollzogen ist, wird aufgrund der Regel (1,4,84) der nach (2,3,23) zu er-
wartende Instrumental, welcher die Ursache anzeigt, aufgehoben.

kriy¢y¢ dyotako n¢ya¾ na sa¾bandhasya v¢cakaÀ |


n¢pi kriy¢pad¢k¼ep¤ sa¾bandhasya tu bhedakaÀ || 204 ||
Dies (anu) deutet weder eine Handlung an, noch drückt es expressis verbis
eine Beziehung aus, noch deutet es auf ein Verb hin, vielmehr bestimmt es eine
Beziehung genauer.

anarthak¢n¢¾ sa¾gh¢taÀ s¢rthako 'narthakas tath¢ |


var½¢n¢¾ padam arthena yukta¾ n¢vayav¢À pade || 205 ||
Eine Häufung bedeutungsloser Phoneme hat eine Bedeutung oder hat keine.
Mit einer Bedeutung verbunden, ist sie ein Wort. Es gibt im Worte keine Glie-
der.
88 Wilhelm Rau

pad¢n¢m arthayukt¢n¢¾ sa¾gh¢to bhidyate punaÀ |


arth¢ntar¢vabodhena sa¾bandhavigamena ca || 206 ||
Eine Häufung von Wörtern, die mit einer Bedeutung verbunden sind, wird er-
neut unterteilt dadurch, dass sie eine andere Bedeutung vermittelt, oder dadurch,
dass durch sie eine Beziehung aufhört.

s¢rthak¢narthakau bhede sa¾bandha¾ n¢dhigacchataÀ |


adhigacchata ity eke ku¿¤r¢dinidar¡an¢t || 207 ||
Eine bei getrennter [Betrachtung] bedeutungstragende und eine bedeutungs-
lose [Häufung von Phonemen] gehen keine Verbindung ein. 'Sie gehen sie doch
ein', so sagen einige, weil sie auf die Wörter ku¿¤-ra usw. hinweisen.

arthavadbhyo vi¡i¼¿¢rthaÀ sa¾gh¢ta upaj¢yate |


nopaj¢yata ity eke sam¢sasv¢rthik¢di¼u || 208 ||
'Aus bedeutungstragenden Elementen entsteht eine Häufung bestimmter Be-
deutung'; 'nein', sagen andere - erstere unter Hinweis auf Nominalkomposita,
letztere unter Hinweis auf mit sv¢rthika-Suffixen gebildete Wörter usw.

ke cid dhi yutasiddh¢rth¢ bhede nirjñ¢ta¡aktayaÀ |


anvayavyatirek¢bhy¢¾ ke cit kalpita¡aktayaÀ || 209 ||
Einige haben vereinigt eine klare Bedeutung und bei ihrer Auflösung deutlich
erkennbare [Aussage-]Kräfte. Andere erhalten ihre [Aussage-]Kräfte durch
Übereinstimmung und Unterschied.

¡¢str¢rtha eva var½¢n¢m arthavattve pradar¡itaÀ |


dh¢tv¢d¤n¢¾ hi ¡uddh¢n¢¾ laukiko 'rtho na vidyate || 210 ||
Wenn Phoneme eine Bedeutung tragen, wird damit nur ein Zweck der Gram-
matik aufgezeigt, Es gibt keine landläufige Bedeutung reiner Wurzeln usw.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 89

k²ttaddhit¢n¢m artha¡ ca keval¢n¢m alaukikaÀ |


pr¢g vibhaktes tadantasya tathaiv¢rtho na vidyate || 211 ||
Und die Bedeutung der blossen k²t- und taddhita[-Suffixe] gehört nicht zum
Sprachgebrauch des Alltags. Genau so gibt es keine Bedeutung bei einem auf
solche [Suffixe] auslautenden Worte, ehe die Kasusendung [angetreten ist].

abhivyaktataro yo 'rthaÀ pratyay¢nte¼u lak¼yate |


arthavatt¢prakara½¢d ¢¡ritaÀ sa tath¢vidhaÀ || 212 ||
Die durchsichtigere Bedeutung, welche man an mit Suffix gebildeten Wörtern
bemerkt, ist ebenso beschaffen [d.h. eigentlich unverständlich]; sie stützt sich auf
ihre Verbindung mit etwas Verständlichem.

¢tmabhedo na cet ka¡ cid var½ebhyaÀ padav¢kyayoÀ |


anyony¢pek¼ay¢ ¡akty¢ var½aÀ sy¢d abhidh¢yakaÀ || 213 ||
Wenn beim Wort und beim Satze kein wesentlicher Unterschied von den Pho-
nemen wäre, müsste das Phonem durch die Kraft des Auf-einander-angewiesen-
Seins etwas bedeuten.

var½ena kena cin ny¦naÀ sa¾gh¢to yo 'bhidh¢yakaÀ |


na cec chabd¢ntaram as¢v any¦nas tena gamyate || 214 ||
Wenn eine bedeutungstragende Häufung [von Phonemen], an der irgendein
Phonem fehlt, kein anderes Wort ist, wird dadurch die unverstümmelte [Häu-
fung] verstanden.

sa tasmin v¢cake ¡abde nimitt¢t sm²tim ¢dadhat |


s¢k¼¢d iva vyavahita¾ ¡abden¢rtham upohate || 215 ||
Indem er [d.h. der verstümmelte Lautkomplex] aus [gegebenem] Anlass die
Erinnerung an dies gemeinte Wort hervorruft, bringt er durch das Wort die Be-
deutung hervor, als wenn sie tatsächlich ausgedrückt worden wäre.
90 Wilhelm Rau

padav¢cyo yath¢ n¢rthaÀ ka¡ cid gaurakhar¢di¼u |


saty api pratyaye 'tyanta¾ samud¢ye na gamyate || 216 ||
Wie es bei gaurakhara usw. keine mit einem Worte auszudrückende Bedeu-
tung gibt, und auch bei stattfindendem Verständnis in der Summe [der Silben]
nicht zum Ausdruck kommt,

samanvita iv¢rth¢tm¢ pad¢rthair yaÀ prat¤yate |


pad¢rthadar¡ana¾ tatra tathaiv¢nupak¢rakam || 217 ||
so ist dort die Erkenntnis der [einzelnen] Wortbedeutungen unnütz, wo die Ge-
samtbedeutung [des Satzes], gewissermassen von den Wortbedeutungen beglei-
tet, verstanden wird.

samud¢y¢vayavayor bhinn¢rthatve ca v²tti¼u |


yugapad bhedasa¾sargau viruddh¢v anu¼aËgi½au || 218 ||
Und wenn in komplexen Ausdrücken [d.h. z.B. in Nominalkomposita] die Be-
deutung des Ganzen und des Teils verschieden ist, dann ergeben sich gleichzeitig
widersprüchlich Trennung und Vereinigung.

ka¡ ca s¢dhanam¢tr¢rth¢n adhy¢d¤n parikalpayet |


aprayuktapada¡ c¢rtho bahuvr¤hau katha¾ bhavet || 219 ||
Und wer wollte annehmen, adhi usw. hätten die Bedeutung blosser Operatoren
(s¢dhana = Werkzeuge). Und wie könnte in einem bahuvr¤hi die Bedeutung so
geartet sein, dass das [entscheidende] Wort gar nicht verwendet wird?

prajñusa¾jñv¢dyavayavair na c¢sty arth¢vadh¢ra½am |


tasm¢t sa¾gh¢ta evaiko vi¡i¼¿¢rthanibandhanam || 220 ||
Bei Wörtern wie prajñu, sa¾jñu usw. ergibt sich durch die Teile kein Ver-
ständnis der Bedeutung. Daher ist allein die Häufung [von Phonemen] das Be-
hältnis für eine besondere Bedeutung [des Wortes].
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 91

garg¢ ity eka ev¢ya¾ bahu¼v arthe¼u vartate |


dvandvasa¾jño 'pi sa¾gh¢to bah¦n¢m abhidh¢yakaÀ || 221 ||
garg¢À - dies nur eine Wort steht im Sinne von vielen Bedeutungen. Auch die
dvandva genannte [Phonem-]Häufung benennt viele.

yathaika¡e¼e bhujy¢diÀ pratyekam avati¼¿hate |


kriyaiva¾ dvandvav¢cye 'rthe pratyeka¾ pravibhajyate || 222 ||
Wie das Verbum bhuj usw. bei einem eka¡e¼a [d.h. hier Plural: br¢ma½¢
bhojyant¢m] jedem einzelnen gilt, so wird die Handlung bei einer durch ein
dvandva auszudrückenden Bedeutung auf jeden einzelnen verteilt.

yac ca dvandvapad¢rthasya tacchabdena vyapek¼a½am |


s¢pi vy¢v²ttar¦pe 'rthe sarvan¢masar¦pat¢ || 223 ||
Und was in einer dvandva-Wortbedeutung mit dem Worte tat gemeint ist
(4,2,124 janapadatadavadhyo¡ ca), das hat, nachdem die Form der Bedeutung
geschwunden ist, nur noch [äussere] Ähnlichkeit mit einem Pronomen.

yath¢ ca khadiracchede bh¢ge¼u kramav¢¾¡ chidiÀ |


tath¢ dvandvapad¢rthasya bh¢ge¼u kramadar¡anam || 224 ||
Und wie beim Spalten eines khadira-Baums (Acacia catechu Willd.) in den
Teilen das Spalten schrittweise geschieht, so beobachtet man in den Teilen der
dvandva-Wortbedeutung eine Reihenfolge.

saËghaikade¡e prakr¢nt¢n yath¢ saËgh¢nup¢tinaÀ |


kriy¢vi¡e¼¢n manyante sa dvandv¢vayave kramaÀ || 225 ||
Wie man am Teil eines Ganzen ablaufende verschiedene Handlungen als
schrittweise am Ganzen sich vollziehend ansieht, so ist die Reihenfolge beim
Gliede des dvandva.
92 Wilhelm Rau

pratip¢dayat¢ v²ttim abudh¢n v¢kyap¦rvik¢m |


v²ttau pad¢rthabhedena pr¢dh¢nyam upadar¡itam || 226 ||
Von einem, der Laien einen komplexen Ausdruck [z.B. ein Nominalkomposi-
tum] so erklärt, dass ihm [d.h. dem komplexen Ausdruck ein analytischer] Satz
vorausgeht, wird im komplexen Ausdruck durch Unterscheidung der Wortbedeu-
tungen die Hauptsache herausgestellt.

abhed¢d abhidheyasya nañsam¢se vikalpitam |


pr¢dh¢nya¾ bahudh¢ bh¢¼ye do¼¢s tu prakriy¢gat¢À || 227 ||
Wegen der Einheit der Wortbedeutung ist im Bh¢¼ya beim Negativ-Komposi-
tum die Hauptsache vielfach diskutiert worden. Die Fehler aber stecken in der
Herleitung (prakriy¢).

jahatsv¢rthavikalpe ca sarv¢rthaty¢gam icchat¢ |


bahuvr¤hipad¢rthasya ty¢gaÀ sarvasya dar¡itaÀ || 228 ||
Bei der Diskussion darüber, ob [die Bestandteile des Nominal-Kompositums]
ihre eigene Bedeutung verlieren, ist von dem, der die Aufgabe aller Bedeutungen
verficht, gezeigt worden, dass die bahuvr¤hi-Wortbedeutung vollständig aufge-
geben wird.

¡¢stre kva cit prak²tyarthaÀ pratyayen¢bhidh¤yate |


prak²tau viniv²tt¢y¢¾ pratyay¢rtha¡ ca dh¢tubhiÀ || 229 ||
In der Grammatik wird manchmal die Bedeutung des Wortstamms durch ein
Sufffix ausgedrückt und - wenn der Wortstamm geschwunden ist - die Bedeu-
tung des Suffixes durch Wurzeln.

yam artham ¢hatur bhinnau pratyay¢v eka eva tam |


kva cid ¢ha pacant¤ti dh¢tus t¢bhy¢¾ vin¢ kva cit || 230 ||
Die Bedeutung, welche zwei verschiedene Suffixe aussagen, nennt er manch-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 93

mal nur eine wie in pac-a-nti. Manchmal erscheint nur die Wurzel ohne die bei-
den [z.B. in ahan].

anv¢khy¢nasm²ter ye ca pratyay¢rth¢ nibandhanam |


nirdi¼¿¢s te prak²tyarth¢À sm²tyantara ud¢h²t¢À || 231 ||
Und die Bedeutungen von Suffixen, welche als Anhaltspunkte der
anv¢khy¢na-Überlieferung aufgezeigt sind, werden in einer anderen Überliefe-
rung als Bedeutungen von Wortstämmen angeführt.

prasiddher udvamikar¤ty eva¾ ¡¢stre 'bhidh¤yate |


vyavah¢r¢ya manyante ¡¢str¢rthaprakriy¢ yataÀ || 232 ||
Wegen ihrer Bekanntheit erscheinen in der Grammatik udvami (angeblich =
udvamati) und kari (angeblich = karomi oder karoti), weil man meint, die Her-
vorbringung von grammatischen Bedeutungen diene dem praktischen Gebrau-
che.

¡¢stre¼u prakriy¢bhedair avidyaivopavar½yate |


an¢gamavikalp¢ tu svaya¾ vidyopavartate || 233 ||
In den Grammatiken wird durch verschiedene Ableitungen nur das Nicht-Wis-
sen beschrieben. Wissen aber stellt sich von selbst ein, ohne die Alternativen der
Überlieferung.

anibaddha¾ nimitte¼u nirup¢khya¾ phala¾ yath¢ |


tath¢ vidy¢py an¢khyey¢ ¡¢strop¢yeva lak¼yate || 234 ||
Wie die Wirkung nicht in die Ursachen eingebunden und nicht erklärbar ist, so
ist auch das Wissen nicht mitteilbar und wird definiert als etwas, das die Gram-
matik nur zum Hilfsmittel hat.

yath¢bhy¢sa¾ hi v¢g arthe pratipatti¾ sam¤hate |


94 Wilhelm Rau

svabh¢va iva c¢n¢dir mithy¢bhy¢so vyavasthitaÀ || 235 ||


Entsprechend dem wiederholten Gebrauch strebt ja das Wort bei der Bedeu-
tung nach Verständnis; und wie der Naturzustand ohne Anfang dauert der fal-
sche wiederholte Gebrauch an.

utprek¼ate s¢vayava¾ param¢½um apa½ÎitaÀ |


tath¢vayavina¾ yuktam anyair avayavaiÀ punaÀ || 236 ||
Der Einfältige bildet sich ein, das Atom habe Teile, und ebenso, dass ein aus
Teilen bestehendes Ganzes wiederum mit anderen Teilen verbunden sei.

gha¿¢didar¡an¢l lokaÀ paricchinno 'vas¤yate |


sam¢ramb¢c ca bh¢v¢n¢m ¢dimad brahma ¡¢¡vatam || 237 ||
Dadurch, dass man Töpfe usw. sieht, schliesst man, die Welt sei begrenzt, und
weil die Dinge einmal begonnen haben, das ewige brahman habe einen Anfang.

up¢y¢À ¡ik¼am¢½¢n¢¾ b¢l¢n¢m upal¢pan¢À |


asatye vartmani sthitv¢ tataÀ satya¾ sam¤hate || 238 ||
Hilfsmittel für Einfältige, die etwas lernen wollen, sind blosses Gefasel. Auf
dem Wege des Irrtums befindlich, strebt man von dort zur Wahrheit.

anyath¢ pratipady¢rtha¾ padagraha½ap¦rvakam |


punar v¢kye tam ev¢rtham anyath¢ pratipadyate || 239 ||
Nachdem man zuerst Wörter verstanden und dann [im Satze] die Bedeutung
anders erfasst hat, erfasst man dieselbe Bedeutung im Satze noch einmal anders.

up¢tt¢ bahavo 'py arth¢ ye¼v ante prati¼edhanam |


kriyate te nivartante tasm¢t t¢¾s tatra n¢¡rayet || 240 ||
Sogar viele angenommene Bedeutungen, bei denen am Ende eine Verneinung
gemacht wird, werden ungültig; daher soll man sich dort nicht auf diese verlas-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 95

sen.

v²k¼o n¢st¤ti v¢kya¾ ca vi¡i¼¿¢bh¢valak¼a½am |


n¢rthena buddhau sa¾bandho niv²tter avati¼¿hate || 241 ||
Und der Satz 'Der Baum nicht ist' hat ein besonderes Nicht-Sein zum Kenn-
zeichen. Im Bewusstsein besteht kein Zusammenhang der Negation mit der
Wortbedeutung (oder: Sache).

vicchedapratipattau ca yady ast¤ty avadh¢ryate |


a¡abdav¢cy¢ s¢ buddhir nivartyeta sthit¢ katham || 242 ||
Und wenn man bei Isolationsverständnis [der Wörter] annimmt, [er] 'ist', wie
könnte dies durch kein Wort auszudrückende, [aber] vorhandene (sthit¢) Be-
wusstsein negiert werden?

atha yaj jñ¢nam utpanna¾ tan mithyeti nañ¢ k²tam |


naño vy¢p¢rabhede 'sminn abh¢v¢vagatiÀ katham || 243 ||
Weiter, - die Erkenntnis, welche entstanden ist, wird durch na als falsch erwie-
sen. Wie kann sich bei dieser veränderten Funktion des na die Erkenntnis des
Nicht-Seins einstellen?

nir¢dh¢raprav²ttau ca pr¢kprav²ttir naño bhavet |


ath¢dh¢raÀ sa ev¢sya niyam¢rth¢ ¡rutir bhavet || 244 ||
Bei Verwendung ohne Substrat sollte das na vorher verwendet werden. Wei-
ter, ist sein Substrat dasselbe, dann dürfte das Wort nur zur Einschränkung die-
nen.

niyamadyotan¢rth¢ v¢py anuv¢do yath¢ bhavet |


ka¡ cid ev¢rthav¢¾s tatra ¡abdaÀ ¡e¼¢s tv anarthak¢À || 245 ||
Oder [das Wort] dient dazu eine Einschränkung auszudrücken, so dass es eine
96 Wilhelm Rau

Wiederholung wäre; dann wäre da nur ein Wort bedeutungstragend, die übrigen
aber bedeutungslos.

viruddha¾ c¢bhisa¾bandham ud¢h¢ry¢dibhiÀ k²tam |


v¢kye sam¢pte v¢ky¢rtham anyath¢ pratipadyate || 246 ||
Und man versteht den durch die Wörter ud¢h¢ri usw. widersprüchlich ge-
machten Zusammenhang, wenn der Satz abgeschlossen ist, als eine andere Satz-
bedeutung.

stutinind¢pradh¢ne¼u v¢kye¼v artho na t¢d²¡aÀ |


pad¢n¢¾ pravibh¢gena y¢d²¡aÀ parikalpyate || 247 ||
In Sätzen, deren Hauptinhalt Lob oder Tadel bildet, ist die Bedeutung nicht
sogeartet wie sie durch die Abtrennung der Wörter zurechtgelegt wird.

ath¢sa¾s²¼¿a ev¢rthaÀ pade¼u samavasthitaÀ |


v¢ky¢rthasy¢bhyup¢yo 's¢v ekasya pratip¢dane || 248 ||
Nun ist allein die unvermischte, in den Wörtern vorhandene Bedeutung ein
Hilfsmittel zum Verständnis der einen Satzbedeutung.

p¦rva¾ pade¼v asa¾s²¼¿o yaÀ kram¢d upac¤yate |


chinnagrathitakalpatv¢t ta¾ vi¡i¼¿atara¾ viduÀ || 249 ||
Die zuerst in den Wörtern unvermischte Bedeutung, welche schrittweise an-
gehäuft wird, die kennen sie als die vorzüglichere nach der Art der [Edelstein-
kette], die zerrissen und wieder aufgefädelt ist.

ekam ¢hur anek¢rtha¾ ¡abdam anye par¤k¼ak¢À |


nimittabhed¢d ekasya s¢rv¢rthya¾ tasya bhidyate || 250 ||
Andere Prüfer nennen das einzelne Wort vieldeutig. Aufgrund veränderter
Umstände spaltet sich die Allbedeutsamkeit dieses einen.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 97

yaugapadyam atikramya pary¢ye vyavati¼¿hate |


arthaprakara½¢bhy¢¾ v¢ yog¢c chabd¢ntare½a v¢ ||251 ||
Nachdem [das Wort] die Gleichzeitigkeit, [in der es mehrere Bedeutungen ha-
ben kann,] hinter sich gelassen hat, verbleibt es bei [regelmässigem] Wechsel
[mehrerer Bedeutungen] - entweder aufgrund von Zweck und Gelegenheit oder
aufgrund der Verbindung mit einem anderen Worte.

yath¢ s¢sn¢dim¢n pi½Îo go¡abden¢bhidh¤yate |


tath¢ sa eva go¡abdo v¢h¤ke 'pi vyavasthitaÀ || 252 ||
Wie der mit einer Wamme usw. versehene [Fleisch-]Klumpen durch das Wort
go benannt wird, so steht dasselbe Wort auch im Sinne von V¢h¤ka (Angehöriger
eines Volksstammes).

sarva¡aktes tu tasyaiva ¡abdasy¢nekadharma½aÀ |


prasiddhibhed¢d gau½atva¾ mukhyatva¾ copaj¢yate || 253 ||
Durch den Unterschied in der Häufigkeit des Gebrauchs aber entsteht die
Neben- und die Hauptbedeutung desselben, alle Kräfte und viele Eigenschaften
besitzenden Wortes.

eko mantras tath¢dhy¢tmam adhidaivam adhikratu |


asa¾kare½a sarv¢rtho bhinna¡aktir avasthitaÀ || 254 ||
So besitzt ein Zauberspruch, welcher alle Bedeutungen haben kann, gesonder-
te Kräfte ohne Vermischung hinsichtlich des [menschlichen] Körpers, hinsicht-
lich der Götter, hinsichtlich des Opfers.

gotv¢nu¼aËgo v¢h¤ke nimitt¢t kai¡ cid i¼yate |


artham¢tra¾ viparyasta¾ ¡abdaÀ sv¢rthe vyavasthitaÀ || 255 ||
Einige wünschen beim V¢h¤ka die Gedankenverbindung mit dem Rind-Sein
aufgrund eines [besonderen] Anlasses. [Dabei] ist nur das gemeinte Ding ver-
98 Wilhelm Rau

tauscht; das Wort behält seine Bedeutung.

tath¢ svar¦pa¾ ¡abd¢n¢¾ sarv¢rthe¼v anu¼ajyate |


artham¢tra¾ viparyasta¾ svar¦pe tu ¡rutiÀ sthit¢ || 256 ||
So hängt sich die Eigengestalt der Wörter an alle Dinge. Nur das gemeinte
Ding ist vertauscht; dem Worte aber verbleibt seine Eigengestalt.

ekatva¾ tu sar¦patv¢c chabdayor gau½amukhyayoÀ |


pr¢hur atyantabhede 'pi bhedam¢rg¢nudar¡inaÀ || 257 ||
Die den Weg des Unterschieds erwägen, behaupten aber auch bei grösster Ver-
schiedenheit die Identität der beiden Wörter mit Haupt- und Nebenbedeutung,
weil sie dieselbe Gestalt haben.

s¢midhenyantara¾ caivam ¢v²tt¢v anu¼ajyate |


mantr¢¡ ca viniyogena labhante bhedam ¦havat || 258 ||
Und so ergibt sich bei Wiederholung eine andere s¢midhen¤-Strophe. Und die
Zaubersprüche erfahren durch Gebrauch eine Veränderung wie bei der Abwand-
lung.

t¢ny ¢mn¢y¢ntar¢½y eva pa¿hyate ki¾ cid eva tu |


anarthak¢n¢¾ p¢¿ho v¢ ¡e¼as tv anyaÀ prat¤yate || 259 ||
Dies sind andere heilige Texte, aber es wird jedenfalls etwas rezitiert. Oder es
ist eine Rezitation bedeutungsloser [Wörter]. Der Rest aber wird anders verstan-
den.

¡abdasvar¦pam arthas tu p¢¿he 'nyair upavar½yate |


atyantabhedaÀ sarve¼¢¾ tatsa¾bandh¢t tu tadvat¢m || 260 ||
Von anderen wird angegeben, bei der Rezitation sei der Zweck die Eigenge-
stalt der Wörter. Zwischen allen, die das besitzen, besteht ein gewaltiger Unter-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 99

schied, weil sie damit verbunden sind.

any¢ sa¾sk¢ras¢vitr¤ karma½y any¢ prayujyate |


any¢ japaprabandhe¼u s¢ tv ekaiva prat¤yate || 261 ||
Eine S¢vitr¤ (= ÚV 3,62[296],10) dient bei Sakramenten, eine andere wird
beim Opfer verwendet, eine dritte bei Murmelgebeten; sie gilt aber als nur eine.

arthasvar¦pe ¡abd¢n¢¾ svar¦p¢d v²ttim icchataÀ |


v¢kyar¦pasya v¢ky¢rthe v²ttir any¢napek¼ay¢ || 262 ||
Bedeutung und Eigengestalt der Wörter streben von der Eigengestalt her nach
Wirkung. Die Satzgestalt bewirkt die Satzbedeutung ohne Rücksicht auf etwas
anderes.

anek¢rthatvam ekasya yaiÀ ¡abdasy¢nugamyate |


siddhyasiddhik²t¢ te¼¢¾ gau½amukhyaprakalpan¢ || 263 ||
Die da annehmen, ein Wort habe mehrere Bedeutungen, lassen Neben- und
Hauptbedeutung durch Gängigkeit und Nicht-Gängigkeit erzeugt sein.

arthaprakara½¢pek¼o yo v¢ ¡abd¢ntaraiÀ saha |


yuktaÀ praty¢yayaty artha¾ ta¾ gau½am apare viduÀ || 264 ||
Andere betrachten als Nebenbedeutung diejenige, welche mit Rücksicht auf
Zweck und Zusammenhang mit anderen Wörtern verbunden die Bedeutung ver-
mittelt.

¡uddhasyocc¢ra½e sv¢rthaÀ prasiddho yasya gamyate |


sa mukhya iti vijñeyo r¦pam¢tranibandhanaÀ || 265 ||
Ein [Wort], dessen gängige Eigenbedeutung durch blosses Aussprechen ver-
standen wird, das muss man als die nur an ihre Gestalt gebundene Hauptbedeu-
tung auffassen.
100 Wilhelm Rau

yas tv anyasya prayoge½a yatn¢d iva niyujyate |


tam aprasiddha¾ manyante gau½¢rth¢bhinive¡inam || 266 ||
[Ein Wort] aber, das durch Verwendung eines anderen [Wortes] gewissermas-
sen nach einer Anstrengung eingesetzt wird, das hält man für nicht-gängig, eine
Nebenbedeutung vermittelnd.

sv¢rthe pravartam¢no 'pi yasy¢rtha¾ yo 'valambate |


nimitta¾ tatra mukhya¾ sy¢n nimitt¤ gau½a i¼yate || 267 ||
Wo [eine Bedeutung], obwohl im Eigensinne gebraucht, sich auf eine andere
Bedeutung stützt, da ist die Ursache die Hauptbedeutung, das Bewirkte soll die
Nebenbedeutung sein.

pur¢r¢d iti bhinne 'rthe yau vartete virodhini |


arthaprakara½¢pek¼a¾ tayor apy avadh¢ra½am || 268 ||
Die beiden [Wörter] pur¢ (vordem/künftig) und ¢r¢t (nah/fern), welche ver-
schiedene, widersprüchliche Bedeutungen haben, werden mit Rücksicht auf
Zweck und Zusammenhang doch [richtig] verstanden.

v¢kyasy¢rth¢t pad¢rth¢n¢m apoddh¢re prakalpite |


¡abd¢ntare½a sa¾bandhaÀ kasyaikasyopapadyate || 269 ||
Unterstellt man, die Isolierung der Wortbedeutungen geschähe aus der Satz-
bedeutung, - welches einzelne [Wort] könnte dann mit einem anderen Worte ver-
knüpft werden?

yac c¢py eka¾ pada¾ d²¼¿a¾ carit¢stikriya¾ kva cit |


tad v¢ky¢ntaram ev¢hur na tad anyena yujyate || 270 ||
Und was als ein einziges Wort, bei dem das Verbum asti zu ergänzen ist, ir-
gendwo angetroffen wird, - das nennt man einen neuen Satz, das wird mit einem
anderen [Worte] nicht verbunden.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 101

yac ca ko 'yam iti pra¡ne gaur a¡va iti cocyate |


pra¡na eva kriy¢ tatra prakr¢nt¢ dar¡an¢dik¢ || 271 ||
Und wenn auf die Frage: 'Wer ist das?' - 'ein Rind', - 'ein Pferd' geantwortet
wird, dann ist die ablaufende Handlung, welcher ein Sehen vorausgeht, eben die
Frage.

naiv¢dhikatva¾ dharm¢½¢¾ ny¦nat¢ v¢ prayojik¢ |


¢dhikyam api manyante prasiddher ny¦nat¢¾ kva cit || 272 ||
Weder kann ein Übermass noch ein Mangel an [gewissen] Eigenschaften als
Kriterium [für die Bestimmung von Haupt- und Nebenbedeutung] dienen. Auch
ein Übermass hält man aufgrund allgemeiner Bekanntheit manchmal für Mangel.

j¢ti¡abdo 'ntare½¢pi j¢ti¾ yatra prayujyate |


sa¾bandhisad²¡¢d dharm¢t ta¾ gau½am apare viduÀ || 273 ||
Wo ein Wort, welches eine Gattung bezeichnet, nicht für die Gattung, sondern
aufgrund einer Eigenschaft, die einer Eigenschaft eines Einzelwesens [der Gat-
tung] gleicht, [für etwas anderes] verwendet wird, nennen andere dies die Ne-
benbedeutung.

vipary¢s¢d iv¢rthasya yatr¢rth¢ntarat¢m iva |


manyante sa gav¢dis tu gau½a ity ucyate kva cit || 274 ||
Wo man gewissermassen durch Verwechslung des Gegenstandes diesen so-
zusagen für einen anderen hält, nämlich ein Rind usw., nennt man dies aber
manchmal die Nebenbedeutung.

niyat¢À s¢dhanatvena r¦pa¡aktisamanvit¢À |


yath¢ karmasu gamyante s¤r¢simusal¢dayaÀ || 275 ||

kriy¢ntare na caite¼¢¾ vibhavanti na ¡aktayaÀ |


102 Wilhelm Rau

r¦p¢d eva tu t¢darthya¾ niyamena prat¤yate || 276 ||

tathaiva r¦pa¡aktibhy¢m utpatty¢ samavasthitaÀ |


¡abdo niyatat¢darthyaÀ ¡akty¢nyatra prayujyate || 277 ||
Wie ein Pflug, ein Schwert, eine Mörserkeule usw. durch ihr Werkzeug-Sein
eingeschränkt, eine [bestimmte] Form und Kraft besitzend, bei Arbeiten ge-
braucht werden,
und deren Kräfte bei einer anderen Handlung nicht nicht [d.h. sehr wohl] tau-
gen, aus ihrer Form aber einschränkend erkannt wird, wozu sie eigentlich dienen,
genau so wird ein durch Form, Kraft und Entstehung festgelegtes Wort einge-
schränkter Zweckbestimmung, wegen seiner Kraft in anderer Bedeutung ver-
wendet.

¡rutim¢tre½a yatr¢sya s¢marthyam avas¤yate |


ta¾ mukhyam artha¾ manyante gau½a¾ yatnopap¢ditam || 278 ||
Für die Hauptbedeutung hält man diejenige, deren Verständnis durch blosses
Hören klar wird; Nebenbedeutung, die mit Anstrengung zustande gebracht wird.

goyu¼manmahat¢¾ cvyarthe sv¢rth¢d arth¢ntare sthitau |


arth¢ntarasya tadbh¢vas tatra mukhyo 'pi d²¡yate || 279 ||
Wenn die Wörter go, yu¼mad, mahat in der Bedeutung von cvi, d.h. in einer
von ihrer Eigenbedeutung verschiedenen Bedeutung stehen, dann wird der Zu-
stand der anderen Bedeutung auch als die Hauptbedeutung betrachtet.

mahattva¾ ¡uklabh¢va¾ ca prak²tiÀ pratipadyate |


bheden¢pek¼it¢ s¢ tu gau½atvasya pras¢dhik¢ || 280 ||
Der natürliche Zustand geht in Grösse und Weiss-Sein über. Als etwas Ver-
schiedenes betrachtet, aber bringt er das Nebenbedeutung-Sein hervor.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 103

agnisom¢dayaÀ ¡abd¢ ye svar¦papad¢rthak¢À |


sa¾jñibhiÀ sa¾prayujyante 'prasiddhes te¼u gau½at¢ || 281 ||
Die Wörter agni, soma usw., welche ihre eigene Form bedeuten, werden mit
[menschlichen] Namensträgern verbunden, [und] weil sie nicht geläufig sind,
herrscht bei denen die Nebenbedeutung.

agnidattas tu yo 'gniÀ sy¢t tatra sv¢rthopasarjanaÀ |


¡abdo datt¢rthav²ttitv¢d gau½atva¾ pratipadyate || 282 ||
Wenn aber der Agnidatta [verkürzt] Agni heisst, dann wird seine eigentliche
Bedeutung zum Untergeordneten und zur Nebenbedeutung, weil sie auch die Be-
deutung -datta einschliesst.

nimittabhed¢t prakr¢nte ¡abdavyutpattikarma½i |


hari¡candr¢di¼u su¿o bh¢v¢bh¢vau vyavasthitau || 283 ||
Weil die Wortbildung unter verschiedenen Bedingungen abläuft, hängen bei
den Wörtern hari-¡-candra usw. das Vorhandensein und das Nichtvorhandensein
des -s- davon ab.

²¼y¢dau pr¢ptasa¾sk¢ro yaÀ ¡abdo 'nyena yujyate |


tatr¢ntaraËgasa¾sk¢ro b¢hye 'rthe na vivartate || 284 ||
Wird ein Wort [d.h. hier: ein Name], das seine Herrichtung bei einem Seher
usw. erlangt hat, mit einer anderen Person verbunden, dann erlischt dort die
antaraËga-Herrichtung bei einer äusseren Sache nicht.

atyantavipar¤to 'pi yath¢ yo 'rtho 'vadh¢ryate |


yath¢sa¾pratyaya¾ ¡abdas tatra mukhyaÀ prajuyate || 285 ||
Wie höchst verkehrt man eine Bedeutung auch versteht, das Wort wird dort,
wie aufgefasst, als Hauptbedeutung verwendet.
104 Wilhelm Rau

yady api pratyay¢dh¤nam arthatattv¢vadh¢ra½am |


na sarvaÀ pratyayas tasmin prasiddha iva j¢yate || 286 ||
Selbst wenn das Verständnis der wahren Natur einer Sache von der Auffas-
sung abhängt, ist doch nicht jede Auffassung davon sozusagen gängig.

dar¡ana¾ salile tulya¾ m²gat²¼½¢didar¡anaiÀ |


bhed¢t tu spar¡an¢d¤n¢¾ na jala¾ m²gat²¼½ik¢ || 287 ||
Der Gesichtseindruck bei Wasser ist gleich den Gesichtseindrücken bei einer
Fata Morgana usw. Aber aufgrund des Unterschieds der Tasteindrücke ist die Fa-
ta Morgana kein Wasser.

yad as¢dh¢ra½a¾ k¢rya¾ prasiddha¾ rajjusarpayoÀ |


tena bhedaparicchedas tayos tulye 'pi dar¡ane || 288 ||
Durch die Tätigkeit von Strick und Schlange, welche klärlich verschieden ist,
wird der Unterschied zwischen beiden festgestellt, auch wenn sie gleich ausse-
hen.

prasiddh¢rthavipary¢sanimitta¾ yac ca d²¡yate |


yas tasm¢l lak¼yate bhedas tam asatya¾ pracak¼ate || 289 ||
Und der Unterschied, welcher aus dem erschlossen wird, was man als Ursache
für die Verwechslung gängiger Dinge ansieht, der heisst irrig.

yad ca nimnonnata¾ citre sar¦pa¾ parvat¢dibhiÀ |


na tatra pratigh¢t¢di k¢rya¾ tadvat pravartate || 290 ||
Und was in einem Bilde ähnlich Bergen usw. hoch und tief erscheint, an dem
kann man sich nicht wie dort stossen usw.

spar¡aprabandho hastena yath¢ cakrasya sa¾tataÀ |


na tath¢l¢tacakrasya vicchinna¾ sp²¡yate hi tat || 291 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 105

Wie die andauernde Berührung eines Rades mit der Hand [möglich ist], so [ist
sie es] nicht bei einem Fackelrad: wenn man es berührt, ist es ja schon ver-
schwunden.

vaprapr¢k¢rakalpai¡ ca spar¡an¢vara½e yath¢ |


nagare¼u na te tadvad gandharvanagare¼v api || 292 ||
Und wie durch Anlagen von Gräben und Wällen Berührung und Schutz in
[wirklichen] Städten [möglich sind], so [sind sie es] nicht entsprechend bei durch
Luftspiegelung entstandenen Städten.

m²gapa¡v¢dibhir y¢v¢n mukhyair arthaÀ pras¢dhyate |


t¢v¢n na m²nmaye¼v asti tasm¢t te vi¼ayaÀ kanaÀ || 293 ||
So viel Nutzen wie durch wirkliche wilde oder zahme Tiere usw. zustande ge-
bracht wird, gibt es bei tönernen Nachbildungen nicht. Daher sind diese der Gel-
tungsbereich des Suffixes -ka (5,3,96).

mah¢n ¢vriyate de¡aÀ prasiddhaiÀ parvat¢dibhiÀ |


alpade¡¢ntar¢vastha¾ pratibimba¾ tu d²¡yate || 294 ||
Von bekannten Bergen usw. wird ein grosses Gebiet bedeckt; aber man nimmt
ihr Spiegelbild auf einer kleinen anderen Fläche wahr.

mara½¢dinimitta¾ ca yath¢ mukhy¢ vi¼¢dayaÀ |


na te svapn¢di¼u svasya tadvad arthasya s¢dhak¢À || 295 ||
Und wie wirkliche Gifte usw. den Tod verursachen, so bringen sie in Träumen
usw. ihre Wirkung in dieser Weise nicht hervor.

de¡ak¢lendriyagatair bhedair yad d²¡yate 'nyath¢ |


yath¢ prasiddhir lokasya tath¢ tad avas¤yate || 296 ||
Was durch Unterschiede in Raum, Zeit oder Sinnesorganen verändert er-
106 Wilhelm Rau

scheint, wird so angesehen, wie der Naturzustand der Welt [es zeigt].

yac copagh¢taja¾ jñ¢na¾ yac ca jñ¢nam alaukikam |


na t¢bhy¢¾ vyavah¢ro 'sti ¡abd¢ lokanibandhan¢À || 297 ||
Eine Erkenntnis, welche durch eine Beschädigung [der Sinnesorgane] entsteht,
und eine überweltliche Erkenntnis, - mit solchen beiden kann man nichts anfan-
gen. Wörter sind an die Welt gebunden.

gha¿¢di¼u yath¢ d¤po yen¢rthena prayujyate |


tato 'nyasy¢pi s¢¾nidhy¢t sa karoti prak¢¡anam || 298 ||

sa¾sargi¼u tath¢rthe¼u ¡abdo yena prayujyate |


tasm¢t prayojak¢d any¢n api praty¢yayaty asau || 299 ||
Wie bei Töpfen eine Lampe auch einen anderen Gegenstand beleuchtet, ver-
schieden von dem, um dessen willen sie verwendet wird, weil er sich in der Nähe
befindet,
so teilt auch ein Wort bei Bedeutungen, welche mit der in Berührung stehen,
um deren willen es verwendet wird, andere, von der veranlassenden Bedeutung
verschiedene Bedeutungen mit.

nirmanthana¾ yath¢ra½yor agnyartham upap¢ditam |


dh¦mam apy anabhipreta¾ janayaty ekas¢dhanam || 300 ||

tath¢ ¡abdo 'pi kasmi¾¡ cit praty¢yye 'rthe vivak¼ite |


avivak¼itam apy artha¾ prak¢¡ayati sa¾nidheÀ || 301 ||
Wie das Reiben der beiden ara½i, das um des Feuers willen vollzogen wird,
als ein Wirkungsmittel, auch den ungewünschten Rauch erzeugt,
so bezeichnet auch ein Wort, wenn eine bestimmte mitzuteilende Bedeutung
ausgedrückt werden soll, auch eine Bedeutung, die nicht ausgedrückt werden
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 107

soll, aufgrund der [begrifflichen] Nähe.

yathaiv¢tyantasa¾s²¼¿as tyaktum artho na ¡akyate |


tath¢ ¡abdo 'pi sa¾bandh¤ pravivektu¾ na ¡akyate || 302 ||
Wie ein innigst vermengtes Ding nicht zurückgelassen [d.h. getrennt] werden
kann, so kann auch ein [der Bedeutung nach] verwandtes Wort nicht [vom Ge-
brauch] ausgeschlossen werden.

arth¢n¢¾ sa¾nidh¢ne 'pi sati cai¼¢¾ prak¢¡¢ne |


prayojako 'rthaÀ ¡abdasya r¦p¢bhede 'pi gamyate || 303 ||
Auch wenn die Bedeutungen nahe beieinander liegen und deutlich gemacht
sind, ergibt sich doch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes, selbst wo in der
Form kein Unterschied besteht.

kva cid gu½apradh¢natvam arth¢n¢m avivak¼itam |


kva cit s¢¾nidhyam apy e¼¢¾ pratipatt¢v ak¢ra½am || 304 ||
Manchmal soll bei Bedeutungen nicht ausgedrückt werden, was Neben- und
was Hauptsache ist. Manchmal ist auch ihr Vorhandensein nicht die Ursache
beim Verständnis [d.h. für das Verständnis unwesentlich].

yac c¢nup¢tta¾ ¡abdena tat kasmi¾¡ cit prat¤yate |


kva cit pradh¢nam ev¢rtho bhavaty anyasya lak¼a½am || 305 ||
Und was mit dem Worte nicht gemeint ist, das wird bei manchem [Worte] ver-
standen. Manchmal ist die Hauptsache als Bedeutung [d.h. Hauptbedeutung, nur]
Hinweis auf eine andere.

¢khy¢ta¾ taddhit¢rthasya yat ki¾ cid upadar¡akam |


gu½apradh¢nabh¢vasya tatra d²¼¿o viparyayaÀ || 306 ||
Beim Verbum, das die Bedeutung eines taddhita-Suffixes aufzeigt, beobachtet
108 Wilhelm Rau

man eine Vertauschung von dem, was Neben- und was Hauptsache ist.

nirde¡e liËgasa¾khy¢n¢¾ sa¾nidh¢nam ak¢ra½am |


pram¢½am ardhahrasv¢d¢v anup¢tta¾ prat¤yate || 307 ||
In der grammatischen Unterweisung spielt die Angabe von Geschlecht und
Numerus keine Rolle. Bei ardhahrasva usw. wird das Mass [= m¢tr¢ = mora]
verstanden ohne erwähnt zu sein.

hrasvasy¢rdha¾ ca yad d²¼¿a¾ tat tasy¢sa¾nidh¢v api |


hrasvasya lak¼a½¢rthatv¢t tadvad ev¢bhidh¤yate || 308 ||
Und wenn man liesst [1,2,32. tasy¢dita ud¢ttam ardhahrasvam]
hrasvasy¢rdham, dann ist damit dasselbe gemeint, auch wenn [das Wort m¢tr¢ =
More] nicht dasteht, weil hrasva die Bedeutung eines Hinweises [auf m¢tr¢] hat.

d¤rghaplut¢bhy¢¾ tasya sy¢n m¢tray¢ v¢ vi¡e¼a½am |


j¢ter v¢ lak¼a½¢ya sy¢t sarvath¢ saptapar½avat || 309 ||
Oder durch die Wörter d¤rgha und pluta bzw. durch m¢tr¢ geschieht dessen
[d.h. des Wortes ardha] nähere Bestimmung. Oder mag es als Hinweis auf die
Gattung dienen wie bei saptapar½a.

gantavya¾ d²¡yat¢¾ s¦rya iti k¢lasya lak¼a½e |


jñ¢yat¢¾ k¢la ity etat sop¢yam abhidh¤yate || 310 ||
'Wir müssen gehn, seht die Sonne!' so sagt man bei Bestimmung der Zeit.
Dies bedeutet mit einem Kunstgriff: 'Stellt die Tageszeit fest!'

vidhyaty adhanu¼ety atra vi¡e¼e½a nidar¡yate |


s¢m¢nyam ¢¡rayaÀ ¡akter yaÀ ka¡ cit pratip¢dakaÀ || 311 ||
[Im S¦tra 4,4,38]: 'Er durchbohrt mit etwas, das kein Bogen ist', wird durch
Besonderes das Allgemeine angezeigt, d.h. jeder beliebige Träger der Kraft, der
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 109

sie in Bewegung setzt.

k¢kebhyo rak¼yat¢¾ sarpir iti b¢lo 'pi coditaÀ |


upagh¢tapare v¢kye na ¡v¢dibhyo na rak¼ati || 312 ||
'Schütze das Butterschmalz vor Krähen!' - so aufgefordert, schützt sogar ein
kleiner Junge bei einem Satze, der einem [möglichen] Schaden gilt, [das Butter-
schmalz] natürlich auch vor Hunden.

prak¼¢lane ¡ar¢v¢½¢¾ sth¢nanirm¢rjana¾ tath¢ |


anuktam api r¦pe½a bhujyaËgatv¢t prat¤yate || 313 ||
Beim Spülen der Teller versteht sich ebenso das Fegen der [Herd-]Stelle, ob-
wohl es nicht ausdrücklich erwähnt wird, weil es Teil der Bewirtung ist.

v¢ky¢t prakara½¢d arth¢d aucity¢d de¡ak¢lataÀ |


¡abd¢rth¢À pravibhajyante na r¦p¢d eva keval¢t || 314 ||
Nach dem Satze, nach der Situation, nach dem Zweck, nach der Angemessen-
heit, nach Ort und Zeit scheiden sich die Wortbedeutungen, nicht nur nach der
blossen Form [des Wortes].

sa¾sargo viprayoga¡ ca s¢hacarya¾ virodhit¢ |


arthaÀ prakara½a¾ liËga¾ ¡abdasy¢nyasya sa¾nidhiÀ || 315 ||

s¢marthyam aucit¤ de¡aÀ k¢lo vyaktiÀ svar¢dayaÀ |


¡abd¢rthasy¢navacchede vi¡e¼asm²tihetavaÀ || 316 ||
Verknüpfung, Trennung, Verbundensein, Gegensatz, Zweck, Situation,
Andeutung, Nachbarschaft eines anderen Wortes,
Zusammengehörigkeit, Angemessenheit, Ort, Zeit, grammatisches Geschlecht,
Akzent usw. sind Kriterien für die Feststellung von Unterschieden, wenn die
Wortbedeutung offen ist.
110 Wilhelm Rau

bhedapak¼e 'pi s¢r¦py¢d bhinn¢rth¢À pratipatt²¼u |


niyat¢ y¢nty abhivyakti¾ ¡abd¢À prakara½¢dibhiÀ || 317 ||
Nimmt man auch an, [ein Wort habe viele] verschiedene [Bedeutungen], so
werden doch - wegen ihrer Ähnlichkeit - Wörter, deren verschiedene Bedeutung-
en bei den Hörern festgelegt sind, durch die Situation usw. deutlich.

n¢m¢khy¢tasar¦p¢ ye k¢ry¢ntaranibandhan¢À |
¡abd¢ v¢kyasya te¼v artho na r¦p¢d adhigamyate || 318 ||
Wenn Wörter eines Satzes als Nomina und Verba dieselbe Form haben und an
andere Aufgaben [Bedeutungen?] gebunden sind, kann bei ihnen die Bedeutung
nicht aus der Form verstanden werden.

y¢ prav²ttiniv²ttyarth¢ stutinind¢prakalpan¢ |
ku¡alaÀ pratipatt¢ t¢m ayath¢rth¢¾ sam¤hate || 319 ||
Die Erteilung von Lob und Tadel zum Zwecke von Unternehmung und Unter-
lassung, - die erstrebt ein kluger Zuhörer, obwohl sie nicht ernst zu nehmen ist.

vidh¤yam¢na¾ yat karma d²¼¿¢d²¼¿aprayojanam |


st¦yate s¢ stutis tasya kartur eva prayojik¢ || 320 ||
Wenn eine vorgeschriebene Handlung, die einem sichtbaren oder unsichtbaren
Zwecke dient, gelobt wird, dann setzt dies Lob nur deren Agens in Bewegung.

vy¢ghr¢divyapade¡ena yath¢ b¢lo nivartyate |


asatyo 'pi tath¢ ka¡ cit pratyav¢yo 'bhidh¤yate || 321 ||
Wie ein kleiner Junge durch erfundene Drohung mit einem Tiger usw. abge-
schreckt wird, so wird auch eine unwirkliche Widerwärtigkeit erwähnt [um je-
mand von gewissen Handlungen abzuhalten].

na sa¾vidh¢na¾ k²tv¢pi pratyav¢ye tath¢vidhe |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 111

¡¢stre½a prati¼iddhe 'rthe vidv¢n ka¡ cit pravartate || 322 ||


Bei einer so beschaffenen [unwirklichen] Widerwärtigkeit unternimmt kein
Kluger eine vom Gesetzbuch verbotene Sache, selbst wenn er Vorkehrung [ge-
gen üble Folgen] getroffen hat.

sarpe¼u sa¾vidh¢y¢pi siddhair mantrau¼adh¢dibhiÀ |


n¢nyath¢ pratipattavya¾ na dato gamayed iti || 323 ||
Auch nachdem man bei Giftschlangen Vorkehrungen getroffen hat durch be-
währte Zaubersprüche, Heilmittel usw., soll man sich doch nicht anders verhal-
ten, [wenn es MS 1,8,5 [121,20] heisst:] 'Er soll [den Opferlöffel] nicht an die
Zähne bringen!.

kva cit tattvasam¢khy¢na¾ kriyate stutinindayoÀ |


tatr¢pi ca prav²tti¡ ca niv²tti¡ copadi¡yate || 324 ||
Manchmal sagt man bei Lob und Tadel die Wahrheit, und auch da wird ein
[bestimmtes] Tun und ein [bestimmtes] Lassen empfohlen.

r¦pa¾ sarvapad¢rth¢n¢¾ v¢ky¢rthopanibandhanam |


s¢pek¼¢ ye tu v¢ky¢rth¢À pad¢rthair eva te sam¢À || 325 ||
Die Form aller Wortbedeutungen ist an die Satzbedeutung gebunden; Satzbe-
deutungen aber, die einer Ergänzung bedürfen, gleichen Wortbedeutungen.

v¢kya¾ tad api manyante yat pada¾ caritakriyam |


antare½a kriy¢¡abda¾ v¢ky¢der dvitvadar¡an¢t || 326 ||
Ein Wort, das eine Handlung beinhaltet, betrachtet man ebenfalls als Satz,
wenn man ohne ein Wort für eine Handlung die Wiederholung des Satzes usw.
beobachtet.

¢khy¢ta¡abde niyata¾ s¢dhana¾ yatra gamyate |


112 Wilhelm Rau

tad apy eka¾ sam¢pt¢rtha¾ v¢kyam ity abhidh¤yate || 327 ||


Wenn bei einem Verbum [finitum] der Vollzug [einer Handlung] zweifelsfrei
verstanden wird, so heisst auch das ganz alleine ein Satz, weil es einen vollstän-
digen Sinn ergibt. [var¼ati vidyotate stanayati].

¡abdavyavahit¢ buddhir aprayuktapad¢¡ray¢ |


anum¢na¾ tadarthasya pratyaye hetur ucyate || 328 ||
Hängt eine durch Wörter vermittelte Einsicht an nicht verwendeten [d.h. zu
ergänzenden] Wörtern, so heisst das Erschliessen von deren Bedeutung Bedin-
gung für das Verständnis [der Aussage].

apare tu padasyaiva tam artha¾ pratij¢nate |


¡abd¢ntar¢bhisa¾bandham antare½a vyavasthitam || 329 ||
Andere aber behaupten, die Bedeutung des Wortes sei jene, welche ohne die
Verbindung mit einem anderen Worte vorhanden ist.

yasminn uccarite ¡abde yad¢ yo 'rthaÀ prat¤yate |


tam ¢hur artha¾ tasyaiva n¢nyad arthasya lak¼a½am || 330 ||
Die Bedeutung, welche [sofort] verstanden wird, wenn ein Wort ausgespro-
chen ist, diese nennen sie dessen [d.h. des Wortes] Bedeutung. Es gibt kein ande-
res Merkmal von 'Bedeutung'.

kriy¢rthopapade¼v eva¾ sth¢nin¢¾ gamyate kriy¢ |


v²ttau nir¢dibhi¡ caiva¾ kr¢nt¢dyarthaÀ prat¤yate || 331 ||
Auf diese Weise ergibt sich bei benachbarten Wörtern, welche eine Handlung
bezeichnen, die Handlung von [Verben], deren Stelle [leer] ist (edhebhyo vrajati
= edh¢n [¢hartu¾] vrajati). Und ebenso versteht man im Nominalkompositum
[d.h. im komplexen Ausdruck] durch nis usw. die Bedeutung kr¢nta (ni¼kau-
¡¢mbi).
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 113

t¢ni ¡abd¢ntar¢½y eva pary¢y¢ iva laukik¢À |


arthaprakara½¢bhy¢¾ tu te¼¢¾ sv¢rtho niyamyate || 332 ||
Diese anderen Wörter sind wie gewöhnliche Synonyme. Ihre eigentliche Be-
deutung aber wird durch Zweck und Situation eingeschränkt.

pratibodh¢bhyup¢y¢s tu ye ta¾ ta¾ puru¼a¾ prati |


n¢va¡ya¾ te 'bhisa¾baddh¢À ¡abd¢ jñeyena vastun¢ || 333 ||
Wörter, welche Verständnishilfen für diesen oder jenen Menschen bilden, sind
nicht unbedingt mit dem Gegenstand verknüpft, welcher verstanden werden soll.

asaty¢¾ pratipattau v¢ mithy¢ v¢ pratip¢dane |


svair arthair nityasa¾bandh¢s te te ¡abd¢ vyavasthit¢À || 334 ||
Ob nun gar kein oder ein falsches Verständnis eintritt, alle Wörter bleiben un-
auflöslich mit ihren Bedeutungen verbunden.

yath¢prakara½a¾ dv¢ram ity asy¢¾ karma½aÀ ¡rutau |


badh¢na dehi vety etad up¢y¢d avagamyate || 335 ||
Wenn man das Objekt dv¢ram (= 'die Tür') hört, versteht man je nach der Si-
tuation aus dem Hilfsmittel [d.h. aus der Situation]: 'schliesse!' oder 'öffne!'
[wörtlich: 'gib (Zutritt)!'].

tatra s¢dhanav²ttir yaÀ ¡abdaÀ sattvanibandhanaÀ |


na sa pradh¢nabh¦tasya s¢dhyasy¢rthasya v¢cakaÀ || 336 ||
Dabei drückt ein Wort, welches das Werkzeug angibt, [wodurch die Handlung
zustande kommt] und ein fertiges Ding bezeichnet, nicht [auch] die zu
vollendende Handlung aus, welche die Hauptsache ist.

sv¢rtham¢tra¾ prak¢¡y¢sau s¢pek¼o vinivartate |


arthas tu tasya sa¾bandh¤ prakalpayati sa¾nidhim || 337 ||
114 Wilhelm Rau

Jenes [vereinzelte Wort] stellt nur seine eigene Bedeutung ans Licht und kehrt,
einer Ergänzung bedürftig, wieder um. Die Bedeutung aber, welche mit ihm ver-
bunden ist, lässt an die Nähe [der Bedeutung eines anderen Wortes] denken.

p¢r¢rthyasy¢vi¡i¼¿atv¢n na ¡abd¢c chabdasa¾nidhiÀ |


n¢rth¢c chabdasya s¢¾nidhya¾ na ¡abd¢d arthasa¾nidhiÀ || 338 ||
Weil die Art der Fremdbedeutung nicht näher bestimmt ist, ergibt sich aus ei-
nem Worte die Nachbarschaft [eines anderen Wortes] nicht, noch auch aus der
Bedeutung die Nachbarschaft eines Wortes, noch aus dem Worte die Nachbar-
schaft einer Bedeutung.

na¼¿ar¦pam iv¢khy¢tam ¢k¼ipta¾ karmav¢cin¢ |


yadi pr¢pta¾ pradh¢natva¾ yugapad bh¢vasattvayoÀ || 339 ||
Wenn ein Verbum sozusagen verschwunden, von dem Worte, welches das Ob-
jekt bezeichnet, unnötig gemacht ist, dann sind Werden und Sein [d.h. Verbum
und Nomen] gleichzeitig zur Hauptsache geworden.

tais tu n¢masar¦patvam ¢khy¢tasy¢sya var½yate |


anvayavyatirek¢bhy¢¾ vyavah¢ro vibhajyate || 340 ||
Von denen aber wird behauptet, dies Verbum habe dieselbe Form wie ein No-
men: Der praktische [Sprach-]Gebrauch wird eingeteilt durch Übereinstimmung
und Unterschied.

na c¢pi r¦p¢t sa¾dehe v¢cakatva¾ nivartate |


ardha¾ pa¡or iti yath¢ s¢marthy¢t tad dhi kalpate || 341 ||
Und die Aussagekraft [des Wortes] versagt selbst beim Zweifel aufgrund der
Form, nicht, wie bei dem Ausdruck ardha¾ pa¡oÀ [= ardha¾ pa¡or devadatta-
sya / ardhapa¡ur devadattasya Mbh. zu 2,1,1,1 [362,24]]; der wird ja aufgrund
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 115

des Zusammenhangs klar.

sarva¾ sattvapada¾ ¡uddha¾ yadi bh¢vanibandhanam |


sa¾sarge ca vibhakto 'sya tasy¢rtho na p²thag yadi || 342 ||
Jedes Wort für einen Nominalbegriff steht für sich allein, wenn es an ein Ver-
bum gebunden ist, und wenn seine Bedeutung nicht getrennt ist, sofern sie in der
Verbindung mit ihm [d.h. dem Verbum] getrennt bleibt.

kriy¢pradh¢nam ¢khy¢ta¾ n¢mn¢¾ sattvapradh¢nat¢ |


catv¢ri padaj¢t¢ni sarvam etad virudhyate || 343 ||
'Das Verbum hat zur Hauptsache eine Handlung; Nomina haben zur Hauptsa-
che ein Sein; es gibt vier Wortarten', - all dem wird widersprochen.

v¢kyasya buddhau nityatvam arthayoga¾ ca laukikam |


d²¼¿v¢ catu¼¿va¾ n¢st¤ti vadaty audumbar¢ya½aÀ || 344 ||
Nachdem er gesehen hat, dass der Satz im Bewusstsein ewig und die Verbin-
dung mit einer Bedeutung dieserweltlich ist, sagt Audumbar¢ya½a: 'Die vierfäl-
tige Einteilung [der Wortarten] gibt es nicht'.

vy¢ptim¢¾¡ ca laghu¡ caiva vyavah¢raÀ pad¢¡rayaÀ |


loke ¡¢stre ca k¢ry¢rtha¾ vibh¢genaiva kalpitaÀ || 345 ||
Umfassend und präzise ist das Operieren mit Wörtern; es wird [daher] im all-
täglichen Leben und in der Wissenschaft für praktische Zwecke durch Zerlegung
[der Sätze] angewandt.

na loke pratipatt³½¢m arthayog¢t prasiddhayaÀ |


tasm¢d alaukiko v¢ky¢d anyaÀ ka¡ cin na vidyate || 346 ||
In der Welt gibt es keine Einsichten der Hörer aufgrund einer Verbindung [des
116 Wilhelm Rau

Satzes] mit seiner Bedeutung. Daher kennt man keine überweltliche, vom Satze
verschiedene [Bedeutung].

anyatra ¡r¦yam¢½ai¡ ca liËgair v¢kyai¡ ca s¦cit¢À |


sv¢rth¢ eva prat¤yante r¦p¢bhed¢d alak¼it¢À || 347 ||
Und [nur] durch anderswo [d.h. in anderen Sätzen] gehörte Hinweise und Sät-
ze angedeutet, werden eigentliche Bedeutungen verstanden, welche wegen der
Identität der Form unerkannt bleiben.

utsargav¢kye yat tyaktam a¡abdam iva ¡abdavat |


tad b¢dhake¼u v¢kye¼u ¡rutam anyatra gamyate || 348 ||
Was in einer Generalregel gleichsam ungesagt übergangen worden ist, das
wird, wörtlich in Ausnahmesätzen gehört, an anderer Stelle verstanden.

br¢hma½¢n¢¾ ¡rutir dadhni prakr¢nt¢ m¢¿har¢d vin¢ |


m¢¿haras takrasa¾bandh¢t tatr¢ca¼¿e yath¢rthat¢m || 349 ||
Die Erwähnung der br¢hma½a bei der Sauermilch gilt unter Ausschluss des
M¢¿hara. Das Wort M¢¿hara bestätigt dort wegen seiner Verbindung mit Butter-
milch die Richtigkeit [des ersten Satzes]. - vgl. Mbh. zu 1,1,47,1 [115,2]: dadhi
br¢hma½ebhyo d¤yat¢¾ takra¾ kau½Îiny¢ya.

anek¢khy¢tayoge 'pi v¢kya¾ ny¢y¢pav¢dayoÀ |


ekam eve¼yate kai¡ cid bhinnar¦pam iva sthitam || 350 ||
Auch bei Verbindung mehrerer Verben bestimmen manche einen Satz von Re-
gel und Ausnahme als nur einen, der gewissermassen in gespaltener Gestalt da-
steht.

niyamaÀ prati¼edha¡ ca vidhi¡e¼as tath¢ sati |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 117

dvit¤ye yo lug ¢khy¢tas tacche¼am aluka¾ viduÀ || 351 ||


Eine Einschränkung und ein Verbot sind ein Übriges zur Regel. Weil dem so
ist, sagt man, wird der Schwund, welcher in 2 [,4,71] gelehrt war, durch aluk [in
6,3,1] ergänzt.

nir¢k¢Ëk¼¢½i nirv²ttau pradh¢n¢ni parasparam |


te¼¢m anupak¢ritv¢t katha¾ sy¢d ekav¢kyat¢ || 352 ||
[Sätze,] die keiner Ergänzung bedürfen, sind in ihrer Vollendung
Hauptsachen. Wie könnte es sich um einen Satz handeln, wo sie sich doch ge-
genseitig keine Hilfsmittel [zum Verständnis] sind?

vi¡e¼avidhin¢rthitv¢d v¢kya¡e¼o 'num¤yate |


vidheyavan nivartye 'rthe tasm¢t tulya¾ vyapek¼a½am || 353 ||
Durch eine Spezialregel wird der Rest des Satzes erschlossen, weil sie dessen
bedarf. Daher ist bei der auszuschliessenden Sache dasselbe Bedürfnis nach Er-
gänzung wie bei der Spezialregel.

sa¾jñ¢¡abdaikade¡o yas tasya lopo na vidyate |


vi¡i¼¿ar¦p¢ s¢ sa¾jñ¢ k²t¢ ca na nivartate || 354 ||
Bei dem Teil eines Eigennamens gibt es keinen Schwund. Wenn der Eigenna-
me in einer bestimmten Form geschaffen ist, ändert er sich nicht mehr.

sa¾jñ¢ntar¢c ca datt¢der n¢ny¢ sa¾jñ¢ prat¤yate |


sa¾jñina¾ devadatt¢khya¾ datta¡abdaÀ katha¾ vadet || 355 ||
Und aus einem anderen Eigennamen wie Datta usw. wird der eigentliche Ei-
genname nicht verstanden. Wie könnte das Wort Datta den Namensträger, wel-
cher Devadatta heisst, benennen?
118 Wilhelm Rau

sarvair avayavais tulya¾ sa¾bandha¾ samud¢yavat |


ke cic chabdasvar¦p¢½¢¾ manyante sarvasa¾jñibhiÀ || 356 ||
Manche meinen, die Verbindung der Eigenformen des Wortes mit allen Na-
mensträgern sei dieselbe durch alle [Namens-]Teile wie durch das Ganze.

var½¢n¢m arthavattva¾ tu sa¾jñ¢n¢¾ sa¾jñibhir bhavet |


sa¾baddho 'vayavaÀ sa¾jñ¢praviveke na kalpate || 357 ||
Durch die Namensträger wären dann die Laute der Eigennamen bedeutungs-
tragend. Es passt nicht, dass bei völliger Vereinzelung des Eigennamens ein Teil
[davon mit Bedeutung] verbunden sei.

sarvasvar¦pair yugapat sa¾bandhe sati sa¾jñinaÀ |


naikade¡asar¦pebhyas tatpraty¢yanasa¾bhavaÀ || 358 ||
Wenn eine Verknüpfung des Namensträgers mit allen seinen [Eigennamens-]
Formen gleichzeitig besteht, dann kann man ihn aus [Elementen,] die seinen Tei-
len ähnlich sind, nicht erkennen.

ekade¡¢t tu sa¾gh¢te ke¼¢¾ cij j¢yate sm²tiÀ |


sm²tes tu vi¼ay¢c chabd¢t sa¾gh¢t¢rthaÀ prat¤yate || 359 ||
Nach einigen entsteht Erinnerung an das Ganze aus einem Teil davon. Aus
dem Worte aber, welches den Gegenstand der Erinnerung bildet, ergibt sich die
Bedeutung des Ganzen.

ekade¡¢t sm²tir bhinne sa¾gh¢te niyat¢ katham |


katha¾ prat¤yam¢naÀ sy¢c chabdo 'rthasy¢bhidh¢yakaÀ || 360 ||
Wie ist aus einem Teile Erinnerung erwiesen, wenn das Ganze [von seinen
Teilen] verschieden ist? Wie könnte ein [nur] verstandenes, [nicht tatsächlich ge-
hörtes] Wort eine Bedeutung vermitteln?
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 119

ekade¡asar¦p¢s tu tais tair bhedaiÀ samanvit¢À |


anuni¼p¢dinaÀ ¡abd¢À sa¾jñ¢su samavasthit¢À || 361 ||
Bei Eigennamen aber finden sich Wörter, die Teilen nur ähnlich, von diesen
oder jenen Besonderheiten begleitet und erst nachträglich erzeugt worden sind.

s¢dh¢ra½atv¢t sa¾digdh¢À s¢marthy¢n niyat¢¡ray¢À |


te¼¢¾ ye s¢dhavas te¼u ¡¢stre lop¢di ¡i¼yate || 362 ||
Weil sie [in ihrer Form] Gemeinsames haben, sind sie [in ihrer Bedeutung]
zweifelhaft; wegen ihrer Angemessenheit ist ihr Substrat genau bestimmt. Bei
den grammatisch richtigen unter ihnen wird in der Grammatik der Schwund usw.
[gewisser Teile] gelehrt.

tuly¢y¢m anuni¼pattau jye-dr¢-gh¢ ity as¢dhavaÀ |


na hy anv¢khy¢yake ¡¢stre te¼u datt¢divat sm²tiÀ || 363 ||
Obwohl die nachträgliche Erzeugung dieselbe ist, sind jye [für jye¼¿h¢], dr¢
[für ¢rdr¢], gh¢ [für magh¢] grammatisch falsch. Sie werden ja im Lehrbuch der
grammatischen Ableitungen nicht wie datta usw. erwähnt.

k²ta½atv¢¡ ca ye ¡abd¢ nity¢À khara½as¢dayaÀ |


ekadravyopade¡itv¢t t¢n s¢dh¦n sa¾pracak¼ate || 364 ||
Und die unwandelbaren Wörter wie khara½asa usw., bei denen aus -n- -½- her-
gestellt wird, nennt man grammatisch richtig, weil sie [genau bestimmte] Einzel-
dinge anzeigen.

gotr¢½y eva tu t¢ny ¢huÀ sa¾jñ¢¡aktisamanvay¢t |


nimitt¢pek¼a½a¾ te¼u sv¢rthe n¢va¡yam i¼yate || 365 ||
Man nennt diese [Wörter] aber Namen, weil die Kraft von Eigennamen sie be-
gleitet. Bei ihnen wird nicht unbedingt ein Grund dafür erwartet, dass sie diese
120 Wilhelm Rau

ihre Bedeutung haben.

vyavah¢r¢ya niyamaÀ sa¾jñ¢n¢¾ sa¾jñini kva cit |


nitya eva tu sa¾bandho Îitth¢di¼u gav¢divat || 366 ||
Für den Sprachgebrauch gibt es gelegentlich Beschränkung von Eigennamen
auf einen [bestimmten] Namensträger. Die Verknüpfung [von Wort und Bedeu-
tung] aber ist bei den [Eigennamen] Ïittha usw. genauso ewig [= unwandelbar]
wie bei den Wörtern go (Rind) usw.

k²takatv¢d anityatva¾ sa¾bandhasyopapadyate |


sa¾jñ¢y¢¾ s¢ hi puru¼air yath¢k¢ma¾ niyujyate || 367 ||
Weil er künstlich gebildet ist, ergibt sich bei einem Eigennamen, dass die Ver-
knüpfung nicht ewig ist. Er [d.h. der Eigenname] wird ja von Menschen nach
Belieben verliehen.

yath¢ hi p¢¾sulekh¢n¢¾ b¢lakair madhur¢dayaÀ |


sa¾jñ¢À kriyante sarv¢su sa¾jñ¢sv e¼aiva kalpan¢ || 368 ||
Wie ja für Sandfiguren von kleinen Jungen die Namen madhura usw. erfunden
werden, so geschieht bei allen Eigennamen eben diese Herstellung.

v²ddhy¢d¤n¢¾ ca ¡¢stre 'smiñ chaktyavacchedalak¼a½aÀ |


ak²trimo hi sa¾bandho vi¡e¼a½avi¡e¼yavat || 369 ||
Und bei den Termini v²ddhi usw. ist in dieser Grammatik die Verbindung
durch die Abgrenzung ihrer [Aussage-]Kraft gekennzeichnet, [also] nicht künst-
lich. Sie ist wie Unterschiedsmerkmal und zu Unterscheidendes.

sa¾jñ¢ svar¦pam ¢¡ritya nimitte sati laukik¤ |


k¢ cit pravartate k¢ cin nimitt¢sa¾nidh¢v api || 370 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 121

Ein bestimmter weltlicher Eigenname ist mit seiner eigenen Form üblich,
wenn [dazu] Anlass besteht; ein anderer, auch ohne dass ein Anlass vorliegt.

¡¢stre 'pi mahat¤ sa¾jñ¢ svar¦popanibandhan¢ |


anum¢na¾ nimittasya sa¾nidh¢ne prat¤yate || 371 ||
Auch in der Grammatik ist ein ausführlicher Terminus durch seine Form [hin-
sichtlich seiner Bedeutung] beschrieben (z.B. sarvan¢man). Ein Schluss, [warum
er so heisst,] ergibt sich, wenn der Anlass dabei steht.

¢v²tter anum¢na¾ v¢ s¢r¦py¢t tatra gamyate |


¡abdabhed¢num¢na¾ v¢ ¡aktibhedasya v¢ gatiÀ || 372 ||
Dabei wird der Schluss entweder aus der Wiederholung gewonnen oder aus
der Formgleichheit; oder es ist ein Schluss auf einen Unterschied zwischen Wör-
tern, oder die Erkenntnis eines Unterschieds der Kräfte.

kva cid vi¼ayabhedena k²trim¢ vyavati¼¿hate |


sa¾khy¢y¢m ekavi¼aya¾ vyavasth¢na¾ dvayor api || 373 ||
Manchmal kommt ein künstlicher Terminus in verschiedenen Geltungsberei-
chen vor. Bei sa¾khy¢ (5,1,22: sa¾khy¢y¢ ati¡adant¢y¢À kan) gilt das Vorkom-
men in einem Geltungsbereich auch für zwei [d.h. einen ausführlichen und einen
künstlichen Terminus].

vi¼aya¾ k²trimasy¢pi laukikaÀ kva cid uccaran |


vy¢pnoti d¦r¢t sa¾buddhau tath¢ hi graha½a¾ dvayoÀ || 374 ||
Manchmal dringt ein weltliches [Wort (¡abda) = ein ausführlicher Terminus],
wenn es ertönt, auch in den Geltungsbereich eines künstlichen ein; so ist ja das
Verständnis der beiden bei d¦r¢t sa¾buddhau (1,2,33: eka¡ruti d¦r¢t
sa¾buddhau).
122 Wilhelm Rau

saËghaika¡e¼advandve¼u ke cit s¢marthyalak¼a½am |


praty¢¡rayam avasth¢na¾ kriy¢½¢¾ pratij¢nate || 375 ||
Einige behaupten, dass bei Gruppen, bei den Numeri und dvandva-Komposita
je nach dem Substrat Verben stehen, welche durch [entsprechende] Angemessen-
heit gekennzeichnet sind.

bhojana¾ phalar¦p¢bhy¢m ekaikasmin sam¢pyate |


anyath¢ hi vyavasth¢ne na tadarthaÀ prakalpate || 376 ||
Essen geschieht nach Ergebnis und Erscheinung [d.h. als Vorgang] bei jeder
Einzelperson getrennt. Verhielte es sich anders, käme sein Zweck nicht zustande.

ann¢d¢n¢dir¦p¢¾ ca sarve t²ptiphal¢¾ bhujim |


pratyeka¾ pratipadyante na tu n¢¿yakriy¢m iva || 377 ||
Und alle vollziehen das Essen in Gestalt der Nahrungsaufnahme mit dem Er-
gebnis der Sättigung jeder für sich; nicht aber [vollziehen sie es] wie die Hand-
lung auf der Bühne, [wo jeder mit den anderen zusammenspielt, damit sie
zustande kommt].

p¢dyavat s¢ vibh¢gena s¢marthy¢d avati¼¿hate |


bhujiÀ karoti bhujyartha¾ na tantre½a prad¤pavat || 378 ||
Wie Fusswaschwasser steht [das Essen] wegen der Angemessenheit getrennt
zur Verfügung. Die Wurzel bhuj erreicht den Zwecke des Essens nicht kollektiv
wie eine Lampe.

d²¡y¢dis tu kriyaik¢pi tath¢bh¦te¼u karmasu |


¢v²ttim antare½¢pi samud¢y¢¡ray¢ bhavet || 379 ||
Die Handlung des Sehens usw. aber, obwohl sie eine ist, kann bei entsprechen-
den Objekten auch ohne Wiederholung sich auf eine Vielzahl [von Gegenstän-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 123

den] beziehen.

bhinnavy¢p¢rar¦p¢½¢¾ vyavah¢r¢didar¡ane |
kart³½¢¾ dar¡ana¾ bhinna¾ sa¾bh¦y¢rthasya s¢dhakam || 380 ||
Bei Beobachtung des Handlungsverlaufs ist der Anblick der Handlungsfakto-
ren, welche die Gestalt von verschiedenen Bemühungen haben, uneinheitlich;
gemeinsam bringt man den Zweck zustande.

lak¼yasya lokasiddhatv¢c ch¢stre liËgasya dar¡an¢t |


arthi¼v ¢daik¼u bhedena v²ddhisa¾jñ¢ sam¢pyate || 381 ||
Weil die gemeinte Sache allgemein bekannt ist, und weil man in der Gramma-
tik Beleg[e] dafür beobachtet, wird einzeln durch die betroffenen [Laute] ¢ ai au
der Terminus v²ddhi ausgefüllt.

¡at¢d¢napradh¢natv¢d da½Îane ¡atakarmake |


arthin¢¾ gu½abhede 'pi sa¾khyeyo 'rtho na bhidyate || 382 ||
Weil bei der Bestrafung, die 100 zum Gegenstand hat, das Nehmen von 100
die Hauptsache ist, wird die zu zählende Sache nicht aufgeteilt, obwohl die
Betroffenen verschiedene Eigenschaften besitzen.

saËghasyaiva vidheyatv¢t k¢ryavat pratip¢dane |


tatra tantre½a sa¾bandhaÀ sam¢s¢bhyastasa¾jñayoÀ || 383 ||
Weil sie am Ganzen zu vollziehen sind, werden bei Bestimmung dessen, wor-
an die Operation zu vollziehen ist, die Termini sam¢sa (Nominalkompositum)
und abhyasta (Reduplikation) kollektiv verbunden.

lak¼a½¢rth¢ ¡rutir ye¼¢¾ k¢¾ cid eva kriy¢¾ prati |


tair vyastai¡ ca samastai¡ ca sa dharma upalak¼yate || 384 ||
124 Wilhelm Rau

Diejenigen, deren Erwähnung die Bedeutung eines Hinweises auf eine bestim-
mte Handlung hat, von denen ist einzeln oder gemeinsam dieses Gebot zu beach-
ten.

v²¼alair na prave¼¿avyam ity etasmin g²he yath¢ |


pratyeka¾ sa¾hat¢n¢¾ ca prave¡aÀ prati¼idhyate || 385 ||
Wie bei diesem Hause, wenn es heisst: 'V²¼alas haben keinen Zutritt', der Zu-
tritt für jeden einzelnen und für alle zusammen verboten wird.

sa¾bh¦ya tv arthalips¢diprati¼edhopade¡ane |
p²thag aprati¼iddhatv¢t prav²ttir na virudhyate || 386 ||
Wenn aber allgemein ein Verbot der Habgier usw. aufgestellt wird, ist seine
Geltung nicht dadurch beschränkt, dass es nicht für jeden einzelnen verboten
wurde.

vyav¢yalak¼a½¢rthatv¢d a¿-ku-pv-¢Ë-¢dibhis tath¢ |


pratyeka¾ v¢ samastair v¢ ½atva¾ na prati¼idhyate || 387 ||
So wird, da sie dem Zwecke dienen, ein Dazwischentreten zu bezeichnen, von
Vokalen, Halbvokalen und h, Gutturalen, Labialen, der Präposition ¢ usw. ein-
zeln oder insgesamt der Übergang von -n- in -½- nicht verhindert (8,4,2:
a¿kupv¢Ënum vyav¢ye 'pi).

anugrah¢rth¢ bhok³½¢¾ bhujir ¢rabhyate yad¢ |


de¡ak¢l¢dyabhedena n¢nug²h½¢ti t¢n asau || 388 ||
Wenn den Essern zuliebe eine Speisung vorgenommen wird, befriedigt sie die-
se nicht ohne Unterschied des Ortes, der Zeit usw.?

p¢tr¢dibhed¢n n¢n¢tva¾ yasyaikasyopadi¡yate |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 125

viparyaye v¢ bhinnasya tasyaikatva¾ prakalpyate || 389 ||


[Eine Speisung] deren Mannigfalt, obwohl sie eine ist, wegen der Vielzahl des
Geschirrs behauptet wird, wird im Gegenteil, obwohl mannigfach, als eine aus-
gegeben.

sa¾haty¢pi ca kurv¢½¢ bhedena pratip¢dit¢À |


sva¾ sva¾ bhojya¾ vibh¢gena pr¢pta¾ sa¾bh¦ya bhuñjate || 390 ||
Und die Esser, obwohl gemeinsam tätig, essen, getrennt bedient, jeder seine
getrennt erhaltene Speise zusammen [d.h. zu gleicher Zeit].

v¤ps¢y¢ vi¼ay¢bh¢v¢d virodh¢d anyasa¾khyay¢ |


dvidh¢ sam¢ptyayog¢c ca ¡ata¾ saËghe 'vati¼¿hate || 391 ||
Weil der Geltungsbereich distributiver Verteilung fehlt, wegen des Wider-
spruchs zu einer anderen Zahl, und weil [der Satz] nicht doppelt bezogen werden
kann, bezieht sich [das Wort] 100 auf die Gruppe (cf. garg¢À ¡ata¾ da½Îyant¢m
Mbh 1,1,1,12 [41,13] u.ö.

bhujir dvandvaika¡e¼¢bhy¢¾ yatr¢nayaiÀ saha ¡i¼yate |


tatr¢pi lak¼a½¢rthatv¢d dvidh¢ v¢kya¾ sam¢pyate || 392 ||
Aber dort, wo das Essen mit anderen durch ein dvandva-Kompositum oder ei-
nen Dual/Plural vorgeschrieben wird, ist der Satz doppelt bezogen, weil [das
Verb] die Bedeutung eines Hinweises hat.

v¢ky¢ntar¢½¢¾ pratyeka¾ sam¢ptiÀ kai¡ cid i¼yate |


r¦p¢ntare½a yukt¢n¢¾ v¢ky¢n¢¾ tena sa¾grahaÀ || 393 ||
Manche wünschen bei verschiedenen Sätzen die Bezogenheit auf jeden einzel-
nen [von ihnen]; auf diese Weise geschieht eine Zusammenfassung von Sätzen,
welche mit je einer anderen Form versehen sind.
126 Wilhelm Rau

na v¢kyasy¢bhidhey¢ni bhedav¢ky¢ni k¢ni cit |


tasmi¾s t¦ccarite bhed¢¾s tath¢ny¢n pratipadyate || 394 ||
Es gibt keine Einzelsätze, welche den [ganzen] Satz ausdrücken könnten.
Wenn er aber ausgesprochen ist, gelangt man so zum Verständnis der einzelnen
anderen [Sätze].

ye¼¢¾ samasto v¢ky¢rthaÀ pratibheda¾ sam¢pyate |


te¼¢¾ tad¢n¤¾ bhinnasya ki¾ pad¢rthasya sattay¢ || 395 ||
Was solls denn mit dem Vorhandensein einer besonderen Wortbedeutung für
die, nach deren Meinung die gesamte Satzbedeutung in jedem Einzelworte zum
Ausdruck kommt?

atha tair eva janitaÀ so 'rtho bhinne¼u vartate |


p¦rvasy¢rthasya tena sy¢d virodhaÀ saha v¢ sthitiÀ || 396 ||
Weiter, wenn diese von ihnen geschaffene Bedeutung in den einzelnen [Wör-
tern] ruht, besteht entweder ein Widerspruch der vorigen Bedeutung mit dieser
oder ein Zusammenstehen.

sahasthitau virodhitva¾ sy¢d vi¡i¼¿¢vi¡i¼¿ayoÀ |


vyabhic¢r¤ tu sa¾bandhas ty¢ge 'rthasya prasajyate || 397 ||
Bei Zusammenstehen ergäbe sich Widersprüchlichkeit zwischen Bestimmtem
und Unbestimmtem. Bei Aufgabe der Bedeutung aber stellt sich die Verbindung
[von Wort und Bedeutung] als wandelbar [= nicht ewig] heraus.

ekaÀ s¢dh¢ra½o v¢cyaÀ prati¡abdam avasthitaÀ |


saËghe saËghi¼u c¢rth¢tm¢ sa¾nidh¢nanide¡akaÀ || 398 ||
Die Bedeutung [des Satzes] ist eine, [allen Einzelwörtern] gemeinsame, in je-
dem Einzelworte enthalten, und vermittelt als die eigentliche Bedeutung in der
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 127

Gesamtheit und in den Teilen die Anweisung, wenn [alle] beieinander sind.

yath¢ s¢dh¢ra½e svatva¾ ty¢gasya ca phala¾ dhane |


pr¤ti¡ c¢vikal¢ tadvat sa¾bandho 'rthena tadvat¢m || 399 ||
Wie bei Gemeinbesitz das Eigentum, die Frucht des Spendens und ungeteilte
Freude, - derart ist die Verbindung so beschaffener [Wörter] mit der Bedeutung
[des Satzes].

var½¢n¢m arthavatt¢y¢¾ tenaiv¢rthena tadvati |


samud¢ye na caikatva¾ bhedena vyavati¼¿hate || 400 ||
Wenn die Laute [des Wortes] bedeutungstragend sind, dann findet sich [der
Singular] bei der aus diesen bestehenden Gesamtheit mit eben dieser Bedeutung,
und der Singular findet sich nicht in Vereinzelung [bei den Lauten].

ekenaiva prad¤pena sarve s¢dh¢ra½a¾ dhanam |


pa¡yanti tadvat ekena sup¢ sa¾khy¢bhidh¤yate || 401 ||
Mit nur einer Lampe sehen alle ihren gemeinsamen Besitz. So wird durch eine
Kasusendung der Numerus mitgeteilt.

n¢rthavatt¢ pade var½e v¢kye caiva¾ vi¡i¼yate |


abhy¢s¢t prakramo 'nyas tu viruddha iva d²¡yate || 402 ||
Und so unterscheidet sich das Bedeutung-Haben im Worte, im Laute und im
Satze nicht. Aufgrund von Gewohnheit aber erscheint ein anderes Beginnen ir-
gendwie widersprüchlich.

viniyog¢d ²te ¡abdo na sv¢rthasya prak¢¡akaÀ |


arth¢bhidh¢nasa¾bandham uktidv¢ra¾ pracak¼ate || 403 ||
Ohne Anwendung erhellt ein Wort seine Bedeutung nicht. Man sagt, die Ver-
128 Wilhelm Rau

bindung von Bedeutung und Wort habe das [tatsächliche] Aussprechen als Zu-
gangstor.

yath¢ pra½ihita¾ cak¼ur dar¡an¢yopakalpate |


tath¢bhisa¾hitaÀ ¡abdo bhavaty arthasya v¢cakaÀ || 404 ||
Wie die gezielt hingewandte Sehkraft zur optischen Wahrnehmung dient, so
teilt ein gezielt ausgesprochenes Wort seine Bedeutung mit.

kriy¢vyavetaÀ sa¾bandho d²¼¿aÀ kara½akarma½oÀ |


abhidh¢niyamas tasm¢d abhidh¢n¢bhidheyayoÀ || 405 ||
Man sieht, dass das Verbum mitten in der Verbindung von Werkzeug und Ob-
jekt steht. Das Aussprechen ist daher die genauere Bestimmung von Wort und
Bedeutung.

bahu¼v ek¢bhidh¢ne¼u sarve¼v ek¢rthak¢ri¼u |


yat prayokt¢bhisa¾dhatte ¡abdas tatr¢vati¼¿hate || 406 ||
Wenn viele [Bedeutungen] ein Wort besitzen und wenn alle [Wörter] eine Be-
deutung hervorbringen, dann steht das Wort in dem Sinne, nach dem der Spre-
cher zielt.

¢mn¢ya¡abd¢n abhy¢se ke cid ¢hur anarthak¢n |


svar¦pam¢trav²tt¤¾¡ ca pare¼¢¾ pratip¢dane || 407 ||
Einige sagen, die Wörter des Veda seien beim lernenden Aufsagen
bedeutungslos, und bei der Weitergabe an andere besässen sie nur die Bedeutung
ihrer eigenen Form [d.h. ihre wörtliche Bedeutung].

abhidh¢nakriy¢yog¢d arthasya pratip¢dak¢n |


niyogabhed¢n manyante t¢n evaikatvadar¡inaÀ || 408 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 129

Diejenigen, welche [das Wort in allen Fällen] als dasselbe ansehen, meinen,
[die Wörter des Veda] vermittelten ihre Bedeutung aufgrund ihrer Verbindung
mit [bestimmten] Handlungen während man sie [beim Opfer] ausspricht, auf-
grund verschiedener Verwendung.

te¼¢m atyantan¢n¢tva¾ n¢n¢tvavyavah¢ri½aÀ |


ak¼¢d¤n¢m iva pr¢hur ekaj¢tisamanvay¢t || 409 ||
Diejenigen, welche die Verschiedenheit [der Wörter bei jeder Verwendung]
behaupten, verkünden deren äusserste Verschiedenheit, weil sie wie ak¼a usw.
zu einer [phonetischen] Gattung gehören.

prayog¢d abhisa¾dh¢nam anyad e¼u na vidyate |


vi¼aye yata¡aktitv¢t sa tu tatra vyavasthitaÀ || 410 ||
Bei ihnen gibt es keine andere gezielte Absicht als die Verwendung; weil seine
Kraft auf das Objekt beschränkt ist, gilt [das Wort] dort [in dieser Bedeutung].

n¢n¢tvasyaiva sa¾jñ¢nam arthaprakara½¢dibhiÀ |


na j¢tv arth¢ntare v²ttir any¢rth¢n¢¾ katha¾ ca na || 411 ||
Das Verständnis der Verschiedenheit [der Bedeutungen eines Wortes] ge-
schieht durch den Zweck und Zusammenhang. Nie und nimmer werden Wörter
einer Bedeutung in anderer Bedeutung gebraucht.

padar¦pa¾ ca yad v¢kyam astitvopanibandhanam |


k¢ma¾ vimar¡as tatr¢ya¾ na v¢ky¢vayave pade || 412 ||
Und ein Satz in Gestalt eines Wortes, der [an der Ergänzung eines] asti hängt,
um den geht hier, bitte sehr, die Untersuchung; nicht um ein Wort, das Teil eines
Satzes ist.
130 Wilhelm Rau

yathaiv¢narthakair var½air vi¡i¼¿o 'rtho 'bhidh¤yate |


padair anarthakair eva¾ vi¡i¼¿o 'rtho 'bhidh¤yate || 413 ||
Wie durch bedeutungslose Laute die bestimmte Bedeutung [eines Wortes] ver-
mittelt wird, so wird durch bedeutungslose Wörter die bestimmte Bedeutung [ei-
nes Satzes] vermittelt.

yad antar¢le jñ¢na¾ tu pad¢rthe¼¦paj¢yate |


pratipatter up¢yo 'sau prakram¢navadh¢ra½¢t || 414 ||
Die Erkenntnis aber, welche in der Zwischenzeit bei den Wortbedeutungen
entsteht, ist nur ein Hilfsmittel zum Verständnis, weil man sie [d.h. die Erkennt-
nis] während des Ablaufs nicht merkt.

p¦rvair arthair anugato yath¢rth¢tm¢ paraÀ paraÀ |


sa¾sarga eva prakr¢ntas tath¢nye¼v arthavastu¼u || 415 ||
Wie die Satzbedeutung, von den jeweils vorausgegangenen [Wort-]bedeutung-
en begleitet, allmählich als deren Vereinigung voranschreitet, so [geschieht dies
auch] bei den anderen [d.h. im Satze folgenden Wort-]Bedeutungselementen.

aËg¤k²te tu ke¼¢¾ cit s¢dhyen¢rthena s¢dhane |


¢dh¢raniyam¢rthaiva s¢dhan¢n¢¾ punaÀ ¡rutiÀ || 416 ||
Nachdem aber, wie einige meinen, das Mittel von dem erstrebten Zweck ange-
eignet worden ist, hört man die Mittel noch einmal, damit die Substrate genau
bestimmt werden.

¢dh¢re niyam¢bh¢v¢t tad¢k¼epo na vidyate |


s¢marthy¢t sa¾bhavas tasya ¡rutis tv anyaniv²ttaye || 417 ||
Wenn beim Substrat eine genaue Bestimmung fehlt, kann es nicht angedeutet
werden. Aufgrund von Angemessenheit wird das möglich. Dass man aber [das
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 131

Mittel noch einmal] hört, dient dazu andere [Möglichkeiten] auszuschliessen.

kriy¢ kriy¢ntar¢d bhinn¢ niyat¢dh¢ras¢dhan¢ |


prakr¢nt¢ pratipatt³½¢¾ bhed¢À sa¾bodhahetavaÀ || 418 ||
Eine Handlung, die von anderen Handlungen verschieden ist [und] genau be-
stimmte Substrate zu Mitteln hat, schreitet voran. Die anderen [Wörter] dienen
zum Verständnis der Hörer.

avibh¢ga¾ tu ¡abdebhyaÀ kramavadbhyo 'padakramam |


prak¢¡ate tadanye¼¢¾ v¢kya¾ v¢ky¢rtha eva ca || 419 ||
Nach anderen [d.h. nach den Grammatikern, einschliesslich Bh. selbst] kom-
men der Satz, welcher keine Teile und keine Abfolge von Wörtern besitzt, und
die Satzbedeutung zum Vorschein durch in zeitlicher Abfolge erscheinende
Wörter.

svar¦pa¾ vidyate yasya tasy¢tm¢ na nir¦pyate |


n¢sti yasya svar¦pa¾ tu tasyaiv¢tm¢ nir¦pyate || 420 ||
Was Eigengestalt hat, dessen Wesen wird nicht bestimmt; was aber keine Ei-
gengestalt hat, gerade dessen Wesen wird bestimmt.

a¡abdam apare 'rthasya r¦panirdh¢ra½a¾ viduÀ |


arth¢vabh¢sar¦p¢ ca ¡abdebhyo j¢yate sm²tiÀ || 421 ||
Andere halten die Formbestimmung der [Satz-]Bedeutung für wortlos; und aus
den Wörtern entsteht [lediglich] eine Erinnerung, welche die Form des Bedeu-
tungsbereichs [eines Satzes] besitzt.

anyathaiv¢gnisa¾bandh¢d d¢ha¾ dagdho 'bhimanyate |


anyath¢ d¢ha¡abdena d¢h¢rthaÀ sa¾prat¤yate || 422 ||
132 Wilhelm Rau

Auf eine Weise versteht ein Gebrannter seine Verbrennung aufgrund des Kon-
takts mit Feuer; auf andere Weise wird durch das Wort d¢ha die Bedeutung
'Brennen' verstanden.

p²thaËnivi¼¿atattv¢n¢¾ p²thagarth¢nup¢tin¢m |
indriy¢½¢¾ yath¢ k¢ryam ²te deh¢n na kalpate || 423 ||

tath¢ pad¢n¢¾ sarve¼¢¾ p²thagarthanive¡in¢m |


v¢kyebhyaÀ pravibhakt¢n¢m arthavatt¢ na vidyate || 424 ||
Wie die Sinneskräfte, welche sich in verschiedenen Organen befinden und sich
auf verschiedene Sinnesobjekte richten, ohne den Körper nicht funktionieren,
genauso bedeuten alle Wörter, weil sie verschiedene Bedeutungen annehmen
[können], losgelöst vom Satze nichts.

sa¾sargar¦pa¾ sa¾s²¼¿e¼v arthavastu¼u g²hyate |


n¢trop¢khy¢yate tattvam apad¢rthasya dar¡an¢t || 425 ||
[Die Satzbedeutung] wird als Form der Verbindung in verbundenen Bedeu-
tungsinhalten [der Wörter] begriffen. Es wird hier kein wahrer Sachverhalt mit-
geteilt, weil man eine Nicht-Wort-Bedeutung wahrnimmt.

dar¡anasy¢pi yat satya¾ na tath¢ dar¡ana¾ sthitam |


vastusa¾sargar¦pe½a tad ar¦pa¾ nir¦pyate || 426 ||
Auch das wahre Wesen dessen, was man sieht, entspricht dem Anblick nicht.
Das Formlose wird [im Bewusstsein] durch die Form der Verbindung der [Wort-
bedeutungs-]Inhalte geformt.

astitven¢nu¼akto v¢ niv²tty¢tmani v¢ sthitaÀ |


artho 'bhidh¤yate yasm¢d ato v¢kya¾ prayujyate || 427 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 133

Weil die [Satz-]Bedeutung entweder als am Sein hängend oder als im Wesen
des Nicht-Seins steckend bezeichnet wird, verwendet man einen Satz.

kriy¢nu¼aËge½a vin¢ na pad¢rthaÀ prat¤yate |


satyo v¢ vipar¤to v¢ vyavah¢re na so 'sty ataÀ || 428 ||
Ohne Abhängigkeit von einer Handlung wird keine Wortbedeutung verstan-
den, sei sie nun im Sprachgebrauch wahr oder das Gegenteil; daher gibt es sie
nicht.

sad ity etat tu yad v¢kya¾ tad abh¦d asti neti v¢ |


kriy¢bhidh¢nasa¾bandham antare½a na gamyate || 429 ||
Sogar der Satz 'sat' (= seiend = ist) wird ohne Verbindung mit einem Wort für
eine Handlung nicht verstanden; [man sagt z.B.:] 'Das war', oder: 'Das ist nicht'.

¢khy¢tapadav¢cye 'rthe s¢dhanopanibandhane |


vin¢ sattv¢bhidh¢nena n¢k¢Ëk¼¢ vinivartate || 430 ||
Bei einer durch ein Verbum auszudrückenden Bedeutung, welche mit einem
Werkzeug verbunden ist, bleibt ohne ein Wort für ein Nomen das Bedürfnis ei-
ner Ergänzung bestehen.

pr¢dh¢ny¢t tu kriy¢ p¦rvam arthasya pravibhajyate |


s¢dhyaprayukt¢ny aËg¢ni phala¾ tasya prayojakam || 431 ||
Weil sie die Hauptsache ist, wird aber die Handlung zuerst von der [Satz-]Be-
deutung abgeteilt; die für den Zweck eingesetzten [Nomina] sind Nebensachen;
das [erstrebte] Ergebnis ist ihr [d.h. der Satzbedeutung] Antrieb.

prayoktaiv¢bhisa¾dhatte s¢dhyas¢dhanar¦pat¢m |
arthasya c¢bhisa¾bandhakalpan¢¾ prasam¤hate || 432 ||
134 Wilhelm Rau

Allein der Sprecher bestimmt, was die Gestalt des Zwecks und des Werkzeugs
hat, und er erstrebt die Herstellung einer Verbindung mit der [Satz-]Bedeutung.

pacikriy¢¾ karot¤ti karmatven¢bhidh¤yate |


paktiÀ kara½ar¦pa¾ tu s¢dhyatvena prat¤yate || 433 ||
Die Aussage: 'Er macht die Kochhandlung' wird als das Objekt bezeichnet.
Das Gar-Werden in Gestalt des Werkzeugs aber wird als Zweck begriffen.

yo '¾¡o yenopak¢re½a prayokt³½¢¾ vivak¼itaÀ |


arthasya sarva¡aktitv¢t sa tathaiva vyavasthitaÀ || 434 ||
Welchen Teil die Sprecher mit welchem Hilfsmittel ausdrücken möchten, der
ist eben so beschaffen, weil die [Satz-]Bedeutung über alle Kräfte verfügt.

¢r¢dv²tti¼u sa¾bandhaÀ kad¢ cid abhidh¤yate |


¢¡li¼¿o yo 'nupa¡li¼¿aÀ sa kad¢ cit prat¤yate || 435 ||
Manchmal wird eine Verbindung von weit entfernten Dingen festgestellt;
manchmal wird eine eng geknüpfte [Verbindung] als nicht-geknüpft verstanden.

sa¾s²¼¿¢n¢¾ vibhaktatva¾ sa¾sarga¡ ca vivekin¢m |


n¢n¢tmak¢n¢m ekatva¾ n¢n¢tva¾ ca viparyaye || 436 ||

sarv¢tmakatv¢d arthasya nair¢tmy¢d v¢ vyavasthitam |


atyantayata¡aktitv¢c chabda eva nibandhanam || 437 ||
Verknüpfter Dinge Getrennt-Sein und Verknüpfung getrennter Dinge, das
Eins-Sein solcher von mannigfaltigem Wesen und die Mannigfaltigkeit beim Ge-
genteil, -
weil ein Ding alles und weil es nichts sein kann, wird eben ein Wort als Band
gebraucht, weil es eine völlig eingegrenzte Bedeutung hat.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 135

vast¦palak¼a½aÀ ¡abdo nopak¢rasya v¢cakaÀ |


na sva¡aktiÀ pad¢rth¢n¢¾ sa¾spra¼¿u¾ tena ¡akyate || 438 ||
Ein Wort ist nur ein Hinweis auf ein Ding, es spricht seine Hilfeleistung nicht
[expressis verbis] aus. Man kann die Eigenkraft der Dinge mit ihm nicht berüh-
ren.

sa¾bandhidharm¢ sa¾yogaÀ sva¡abden¢bhidh¤yate |


sa¾bandhaÀ samav¢yas tu sa¾bandhitvena gamyate || 439 ||
Eine Beziehung, welche die Eigenschaft von [miteinander] verbundenen [Tei-
len] hat, wird mit ihrem eigenen Worte als Verbindung bezeichnet. Inhärenz aber
versteht man als das Vorhandensein verbundener [Teile].

lak¼a½¢d vyavati¼¿hante pad¢rth¢ na tu vastutaÀ |


upak¢r¢t sa ev¢rthaÀ katha¾ cid anugamyate || 440 ||
Wortbedeutungen sind vorhanden aufgrund von Hinweis, nicht aber aufgrund
des Dings. Aufgrund einer Hilfeleistung wird dieselbe [Wort-]Bedeutung irgend-
wie verstanden.

v¢ky¢rtho yo 'bhisa¾bandho na tasy¢tm¢ kva cit sthitaÀ |


vyavah¢re pad¢rth¢n¢¾ tam ¢tm¢na¾ pracak¼ate || 441 ||
Das Wesen der Verbindung [von Wörtern], welche die Bedeutung des Satzes
darstellt, findet sich nirgends. Im praktischen Sprachgebrauch nennt man es das
Wesen der Wortbedeutungen.

pad¢rthe samud¢ye v¢ sam¢pto naiva v¢ kva cit |


pad¢rthar¦pabhedena tasy¢tm¢ pravibhajyate || 442 ||
[Die Satzbedeutung] steckt weder in der Wortbedeutung noch in der Gesamt-
heit [der Wortbedeutungen] noch auch sonst irgendwo. Ihr Wesen spaltet sich
136 Wilhelm Rau

auf durch die Verschiedenheit der Formen der Wortbedeutungen.

anv¢khy¢n¢ya yo bhedaÀ pratipattinibandhanam |


s¢k¢Ëk¼¢vayava¾ bhede ten¢nyad upavar½yate || 443 ||
Die Aufteilung [des Satzes] zum Zwecke der Erläuterung ist die Bedingung
für das Verstehen. Durch sie wird ein anderes mitgeteilt, dessen Glieder bei der
Aufteilung einer Ergänzung bedürfen.

aneka¡akter ekasya pravibh¢go 'nugamyate |


ek¢rthatva¾ hi v¢kyasya m¢tray¢pi prat¤yate || 444 ||
Man nimmt eine Teilung des Einen vor, welches viele Kräfte besitzt. Dass ja
der Satz [nur] eine Bedeutung hat, ergibt sich selbst durch einen kleinen Teil.

sa¾pratyay¢rth¢d b¢hyo 'rthaÀ sann asan v¢ vibhajyate |


b¢hy¤k²tya vibh¢gas tu ¡aktyapoddh¢ralak¼a½aÀ || 445 ||
Die Bedeutung ausserhalb der Bedeutung, welche verstanden wird, spaltet sich
auf, ob es sie nun [wirklich] gibt oder nicht. Der abgesonderte Teil aber hat zum
Kennzeichen die Sonderung der Kräfte [der Wörter, d.h. ihrer Bedeutungen].

pratyay¢rth¢tmaniyat¢À ¡aktayo na vyavasthit¢À |


anyatra ca tato r¦pa¾ na t¢s¢m upalabhyate || 446 ||
Die im Wesen der Bedeutung, welche verstanden wird, festgelegten Kräfte
sind nicht fassbar. Und ihre Form wird an keiner anderen Stelle als dieser ange-
troffen.

bahu¼v api tiËante¼u s¢k¢Ëk¼e¼v ekav¢kyat¢ |


tiË¢ tiËbhyo nigh¢tasya paryud¢sas tath¢rthav¢n || 447 ||
Auch wenn viele Verba finita vorhanden sind, handelt es sich nur um einen
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 137

Satz, wofern sie sich [gegenseitig zum Verständnis des Satzes] erfordern. Es wä-
re auf diese Weise sinnvoll, in Verbindung mit einem Verbum finitum den
Akzentverlust nach Verba finita aufzuheben [wie es P¢½ini 8,1,28 tat].

ekatiË yasya v¢kya¾ tu ¡¢stre niyatalak¼a½am |


tasy¢tiËgraha½en¢rtho v¢kyabhed¢n na vidyate || 448 ||
Weil aber derjenige, nach dessen Meinung der Satz in der Grammatik das feste
Kennzeichen hat, [nur] ein Verbum zu enthalten, den Ausdruck atiË verwendet
(8,1,28,1 [374,23]), gibt es bei Teilung des Satzes keinen Sinn.

tiËant¢ntarayukte¼u yuktayukte¼u v¢ punaÀ |


m²gaÀ pa¡yata y¢t¤ti bhed¢bhedau na ti¼¿hataÀ || 449 ||
Bei Verben, die mit anderen Verben verbunden oder aber mit so verbundenen
verbunden sind, gibt es in dem Satze m²gaÀ pa¡yata y¢ti (Seht, die Gazelle l-
äuft!) weder Trennung noch Nicht-Trennung [in zwei Sätze].

itikartavyat¢rthasya s¢marthy¢d yatra k¢Ëk¼yate |


a¡abdalak¼a½¢k¢Ëk¼a¾ sam¢pt¢rtha¾ tad ucyate || 450 ||
[Einen Satz], bei dem der Vollzug der Handlung aufgrund der Angemessenheit
der Bedeutung erwartet wird, nennt man vollständig, auch wenn seine Ergän-
zungsbedürftigkeit durch kein Wort angedeutet ist.

tattv¢nv¢khy¢nam¢tre tu y¢v¢n artho 'nu¼ajyate |


vin¢pi tatprayoge½a ¡ruter v¢kya¾ sam¢pyate || 451 ||
So viel Bedeutung aber bei der blossen Feststellung einer Tatsache mit ihr zu-
sammenhängt, - auch ohne deren Erwähnung ist der Satz vollständig, wenn man
ihn nur hört.
138 Wilhelm Rau

caËkramyam¢½o 'dh¤¼v¢tra japa¾¡ caËkrama½a¾ kuru |


t¢darthyasy¢vi¡e¼e 'pi ¡abd¢d bhedaÀ prat¤yate || 452 ||
Hier [d.h. in den Sätzen:] 'Rezitiere im Aufundabgehen!' oder 'Geh rezitie-
rend auf und ab!' geht, auch wenn im Tatbestand kein Unterschied besteht, der
Unterschied aus dem Wortlaut hervor.

phalavantaÀ kriy¢bhed¢À kriy¢ntaranibandhan¢À |


asa¾khy¢t¢À kramodde¡air ek¢khy¢tanidar¡it¢À || 453 ||
Verschiedene Handlungen, welche zu [verschiedenen] Ergebnissen führen und
von anderen Handlungen abhängen und durch Hinweise auf ihre Abschnitte
nicht gemessen sind, werden durch ein Verbum vorgeführt.

niv²ttabhed¢ sarvaiva kriy¢khy¢te 'bhidh¤yate |


¡ruter a¡aky¢ bhed¢n¢¾ pravibh¢gaprakalpan¢ || 454 ||
Beim Verbum wird jede Handlung ohne Verschiedenheiten ausgedrückt; vom
Hören her ist es unmöglich eine Einteilung der Unterschiede vorzunehmen.

a¡vamedhena yak¼yante r¢j¢naÀ sattram ¢sate |


br¢hma½¢ iti n¢khy¢tar¦p¢d bhedaÀ prat¤yate || 455 ||
In den Sätzen: 'Die Adligen werden ein Pferdeopfer darbringen' - 'Die Br¢h-
ma½a halten eine Opfersitzung ab' versteht sich der Unterschied nicht aus der
Verbform.

sak²c chrut¢ saptada¡asv an¢v²tt¢pi y¢ kriy¢ |


pr¢j¢patye¼u s¢marthy¢t s¢ bheda¾ pratipadyate || 456 ||
Die Handlung, welche einmal gehört und bei den siebzehn Opfertieren für
Praj¢pati nicht wiederholt wird, gelangt aufgrund der Angemessenheit [= 'sinn-
gemäss'] zu einer Aufteilung.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 139

devadatt¢di¼u bhujiÀ pratyekam avati¼¿hate |


pratisvatantra¾ v¢kya¾ v¢ bhedena pratipadyate || 457 ||
Bei Devadatta usw. geschieht das Essen für jede Person einzeln. Oder der Satz
wird auf jeden Agens einzeln bezogen.

ucc¢ra½e tu v¢ky¢n¢m anyad r¦pa¾ na g²hyate |


pratipattau tu bhinn¢n¢m anyad r¦pa¾ prat¤yate || 458 ||
Beim Aussprechen der Sätze wird freilich keine andere Form gewählt; beim
Hören aber der verschiedenen [Formen] wird eine andere Form verstanden.

eka¾ graha½av¢kya¾ ca s¢m¢nyen¢bhidh¤yate |


kartar¤ti yath¢ tac ca pa¡v¢di¼u vibhajyate || 459 ||
Ein umfassender Satz (3,4,67: kartari k²t) wird im Allgemeinen aufgestellt,
und der wird, wie [das Wort] kartari [lehrt], auf die Opfertiere usw. verteilt
(3,2,25: harater d²tin¢thayoÀ pa¡au).

yady ¢k¢Ëk¼¢ nivarteta tadbh¦tasya sak²c chrutau |


naiv¢nyen¢bhisa¾bandha¾ tad upey¢t katha¾ ca na || 460 ||
Wenn das Ergänzungsbedürfnis eines sobeschaffenen [Wortes] bei einmali-
gem Hören schwindet, dürfte sich dies niemals mehr mit einem anderen [Worte]
verbinden.

ekar¦pam anek¢rtha¾ tasm¢d upanibandhanam |


yonir vibh¢gav¢ky¢n¢¾ tebhyo 'nanyad iva sthitam || 461 ||
[Der Satz] hat eine Form und mehrere Bedeutungen und ist daher die Grund-
lage und die Quelle für verschiedene [andere] Sätze, steht aber mit diesen gewis-
sermassen identisch da.
140 Wilhelm Rau

kva cit kriy¢ vyaktibh¢gair upak¢re pravartate |


s¢m¢nyabh¢ga ev¢sy¢À kva cid arthasya s¢dhakaÀ || 462 ||
Manchmal dient eine Handlung durch Einzelteile zur Hilfeleistung; manchmal
bringt ihr Gattungsteil die Bedeutung zum Ausdruck.

k¢labhinn¢¡ ca ye bhed¢ ye c¢py u¼¿r¢sik¢di¼u |


prakrame j¢tibh¢gasya ¡abd¢tm¢ tair na bhidyate || 463 ||
Und, - wenn der Gattungsteil wirkt, - spaltet sich das Wesen des Wortes [d.h.
des Verbums] nicht auf durch Unterschiede, welche sich aus der Zeit [d.h. den
Tempora] ergeben, oder auch durch die bei u¼¿r¢sik¢ usw. ('die Art wie ein Ka-
mel sitzt' Mbh. 3,1,67 [57,3]).

ekasa¾khye¼u bhede¼u bhinn¢ j¢ty¢dibhiÀ kriy¢À |


bhedena viniyujyante tacchabdasya sak²c chrutau || 464 ||
Handlungen, welche durch Gattungen unterschieden sind, werden verteilt be-
zogen, wenn die Teile gleiche Anzahl haben und das Bezugswort nur einmal ge-
hört wird (ak¼¢ bhajyant¢¾ bhujyant¢¾ d¤vyant¢m).

ak¼¢di¼u yath¢ bhinn¢ bhak¼ibhañjidivikriy¢À |


prayogak¢l¢bhede 'pi pratibheda¾ p²thak sthit¢À || 465 ||
Wie bei den Wörtern ak¼¢À usw. die Handlungen bhañj (zerbrechen), bhak¼
(essen) und div (spielen) verschieden sind, so stehen sie einzeln für sich, auch
wenn zur Zeit ihrer Verwendung kein Unterschied [besteht].

ak¼¢½¢¾ tantri½¢¾ tantram up¢yas tulyar¦pat¢ |


e¼¢¾ kramo vibhakt¢n¢¾ tannibaddh¢ sak²c chrutiÀ || 466 ||
Die [Wörter] ak¼a, welche zum Kollektiv gehören, bilden das Kollektiv; Hilfs-
mittel ist die Gleichheit der Form. Getrennt bilden sie eine Abfolge; eingebunden
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 141

in das [Kollektiv] ist es ein Gehörseindruck [d.h. Wort].

dv¢v apy up¢yau ¡abd¢n¢¾ prayoge samavasthitau |


kramo v¢ yaugapadya¾ v¢ yau loko n¢tivartate || 467 ||
Zwei übliche Gebrauchsweisen aber gibt es bei der Verwendung von Wörtern:
entweder Abfolge oder Gleichzeitigkeit, an denen beiden die Welt nicht vorbei-
kommt.

krame vibhajyate r¦pa¾ yaugapadye na bhidyate |


kriy¢ tu yaugapadye 'pi kramar¦p¢nup¢tin¤ || 468 ||
Bei Abfolge wandelt sich die Form; bei Gleichzeitigkeit wandelt sie sich nicht.
Die Handlung aber richtet sich auch bei Gleichzeitigkeit nach der Form der Ab-
folge.

bhedasa¾sarga¡akt¤ dve ¡abd¢d bhinne iva sthite |


yaugapadye 'py anekena prayoge bhidyate ¡rutiÀ || 469 ||
Die beiden Kräfte der Sonderung und der Vereinigung sind gewissermassen
vom Worte getrennt vorhanden. Auch bei Gleichzeitigkeit wird beim Gebrauch
von mehreren der Gehörseindruck geteilt.

abhinno r¦pabhedena ya eko 'rtho vivak¼itaÀ |


tasy¢vayavadharme½a samud¢yo 'nug²hyate || 470 ||
Wo eine einzige ungetrennte Bedeutung unter verschiedener Form aus-
gedrückt werden soll, da wird die Gesamtheit durch die Eigenart der Teile unter-
stützt.

bhedanirvacane tv asya pratyeka¾ v¢ sam¢pyate |


¡rutir vacanabhinn¢ v¢ v¢kyabhede 'vati¼¿hate || 471 ||
142 Wilhelm Rau

Bei seiner [d.h. des Ganzen = Gesamtheit] Erklärung nach Teilen wird entwe-
der [die Satzbedeutung] hinsichtlich jedes einzelnen [Teiles] vollendet, oder das
Wort [= Verbum] steht mit verändertem Numerus in einem anderen Satze.

tatraikavacan¢nto v¢ so 'k¼a¡abdaÀ prayujyate |


pratyeka¾ v¢ bahutvena pravibh¢go yath¢¡ruti || 472 ||
Dabei wird entweder dieses Wort ak¼a im Singular verwendet, oder die Ver-
teilung geschieht durch den Plural einzeln nach dem Wortlaut.

dvi¼¿h¢ni y¢ni v¢ky¢ni te¼v apy ekatvadar¡in¢m |


aneka¡akter ekasya sva¡aktiÀ pravibhajyate || 473 ||
Bei doppeldeutigen Sätzen wird nach Meinung derer, welche die Einheit des
Wortes behaupten, die Eigenkraft eines [Satzes,] der viele Kräfte besitzt, aufge-
teilt.

atyantabhinnayor v¢ sy¢t prayoge tantralak¼a½aÀ |


up¢yas tatra sa¾sargaÀ pratipatt²¼u bhidyate || 474 ||
Oder es sei bei der Verwendung zweier völlig verschiedener Wörter dort die
Vereinigung ein durch Mehrdeutigkeit gekennzeichnetes Hilfsmittel; bei den Hö-
rern wird sie [d.h. die Vereinigung] aufgespalten.

bheden¢dhigatau p¦rva¾ ¡abdau tulya¡rut¤ punaÀ |


tantre½a pratipatt¢raÀ prayoktr¢ pratip¢dit¢À || 475 ||
Zuerst werden zwei Wörter gleichen Gehörseindrucks getrennt verstanden;
hernach werden die Hörer vom Sprecher durch Mehrdeutigkeit aufgeklärt.

ekasy¢pi vivak¼¢y¢m anuni¼padyate paraÀ |


vin¢bhisa¾dhin¢ ¡abdaÀ ¡aktir¦paÀ prak¢¡ate || 476 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 143

Während des eine [von zwei Wörtern] ausgedrückt werden soll, stellt sich das
andere hinterher ohne die Absicht [des Sprechers] ein; es zeigt sich in Gestalt
seiner Kraft.

anek¢ ¡aktir ekasya yugapac chr¦yate kva cit |


agniÀ prak¢¡ad¢h¢bhy¢m ekatr¢pi niyujyate || 477 ||
Machmal hört man gleichzeitig von mehr als einer Kraft desselben Dings. Feu-
er wird an ein und derselben Stelle für Licht und Wärme verwendet.

¢v²tti¡aktibhinn¢rthe v¢kye sak²d api ¡rute |


liËg¢d v¢ tantradharm¢d v¢ vibh¢go vyavati¼¿hate || 478 ||
Hört man einen Satz, dessen Bedeutung durch Wiederholung oder durch Kräf-
te verschieden ist, nur einmal, so bleibt die aufgrund eines Merkmals oder auf-
grund von Mehrdeutigkeit [vorhandene] Trennung.

sa¾pras¢ra½asa¾jñ¢y¢¾ liËg¢bhy¢¾ var½av¢kyayoÀ |


pravibh¢gas tath¢ s¦tra ekasminn eva j¢yate || 479 ||
Bei dem Terminus sampras¢ra½a (1,1,45: ig ya½aÀ sa¾pras¢ra½am) entsteht
so in einem S¦tra durch zwei Merkmale eine Teilung in Laut und in Satz.

tath¢ dvirvacane 'c¤ti tantrop¢y¢d alak¼a½aÀ |


eka¡e¼e½a nirde¡o bh¢¼ya eva pradar¡itaÀ || 480 ||
Ebenso geschieht bei dem S¦tra dvirvacane 'ci (1,1,59) auch im Bh¢¼ya die
nicht gekennzeichnete Unterweisung durch eka¡e¼a aufgrund des Hilfsmittels
der Mehrdeutigkeit.

pr¢ye½a sa¾k¼eparuc¤n alpavidy¢parigrah¢n |


sa¾pr¢pya vaiy¢kara½¢n sa¾grahe 'stam up¢gate || 481 ||
144 Wilhelm Rau

Nachdem die grammatische Überlieferung (vy¢kara½¢gama 485b) auf Gram-


matiker gekommen war, die meist an Kurzfassungen ihre Freude hatten und we-
nig Wissen umspannten; der Sa¾graha untergegangen war, -

k²te 'tha p¢tañjalin¢ guru½¢ t¤rthadar¡in¢ |


sarve¼¢¾ ny¢yab¤j¢n¢¾ mah¢bh¢¼ye nibandhane || 482 ||
dann von Meister P¢tañjali, dem Kenner der [rechten] Furten, das M-
ah¢bh¢¼ya, ein Sammelwerk aller Anfangsgründe der Logik, verfasst worden
war,

alabdhag¢dhe g¢mbh¤ry¢d utt¢na iva sau¼¿hav¢t |


tasminn ak²tabuddh¤n¢¾ naiv¢v¢sthita ni¡cayaÀ || 483 ||
in dem man keinen Grund findet wegen seiner Tiefe, das gleichsam [glatt] hin-
gebreitet ist wegen seiner Vortrefflichkeit, - in dem eine zuverlässige Kenntnis
Ungeschulter nicht Fuss fasst -

vaijisaubhavaharyak¼aiÀ ¡u¼katark¢nus¢ribhiÀ |
¢r¼e vipl¢vite granthe sa¾grahapratikañcuke || 484 ||
nachdem Vaiji, Saubhava, Haryak¼a, die trockenen Vermutungen nachliefen,
den ²¼i-Text, der durch den Sa¾graha gepanzert war, hatten wegschwimmen las-
sen,

yaÀ p¢tañjali¡i¼yebhyo bhra¼¿o vy¢kara½¢gamaÀ |


k¢lena d¢k¼i½¢tye¼u grantham¢tro vyavasthitaÀ || 485 ||
blieb die grammatische Überlieferung, welche den Schülern der Schülersschü-
ler des P¢tañjali entglitten war, mit der Zeit bei den Südländern nur noch als
Text übrig.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 145

parvat¢d ¢gama¾ labdhv¢ bh¢¼yab¤j¢nus¢ribhiÀ |


sa n¤to bahu¡¢khatva¾ c¢ndr¢c¢ry¢dibhiÀ punaÀ || 486 ||
Nachdem sie von Parvata die Überlieferung erlangt hatten, wurde diese von
C¢ndr¢c¢rya und anderen, die den Andeutungen des Bh¢¼ya nachspürten, erneut
zu vieler Verzweigung gebracht.

ny¢yaprasth¢nam¢rg¢¾s t¢n abhyasya sva¾ ca dar¡anam |


pra½¤to guru½¢sm¢kam ayam ¢gamasa¾grahaÀ || 487 ||
Nachdem er diese Pfade der logischen Gedankengänge und seine eigene Lehr-
meinung wiederholt durchdacht hatte, ward von unserem Lehrer diese Überlie-
ferungssumme verfasst.

vartman¢m atra ke¼¢¾ cid vastum¢tram ud¢h²tam |


k¢½Îe t²t¤ye nyak¼e½a bhavi¼yati vic¢ra½¢ || 488 ||
Hier wurde nur der Stoff einiger [Gedanken-]Gänge beispielhaft vorgeführt;
im dritten Abschnitt wird die Erörterung mit Vollständigkeit geschehen.

prajñ¢ viveka¾ labhate bhinnair ¢gamadar¡anaiÀ |


kiyad v¢ ¡akyam unnetu¾ svatarkam anudh¢vat¢ || 489 ||
Der Verstand erlangt Urteilskraft dadurch, dass er verschiedene Überlieferung-
en betrachtet, - oder: wie viel kann einer, der seiner eigenen Vermutung nach-
läuft, [schon] ausfindig machen?

tat tad utprek¼am¢½¢n¢¾ pur¢½air ¢gamair vin¢ |


anup¢sitav²ddh¢n¢¾ vidy¢ n¢tipras¤dati || 490 ||
Das Wissen derer, welche sich ohne die vorigen Überlieferungen dies und das
ausdenken, und die Alten nicht verehren, wird nicht recht klar.
146 Wilhelm Rau

Hier ist in dem von Bhart²hari verfassten V¢kyapad¤ya


das V¢kyak¢½Îa zu Ende.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 147

III. Padak¢½Îa

J¢tisamudde¡a
148 Wilhelm Rau

J¢tisamudde¡a

dvidh¢ kai¡ cit pada¾ bhinna¾ caturdh¢ pañcadh¢pi v¢ |


apoddh²tyaiva v¢kyebhyaÀ prak²tipratyay¢divat || 1 ||
Nachdem sie es aus den Sätzen abgesondert haben, klassifizieren einige ein
Wort zweifach oder vierfach oder auch fünffach wie [man es auch klassifiziert]
nach Basis, Suffixen usw.

pad¢rth¢n¢m apoddh¢re j¢tir v¢ dravyam eva v¢ |


pad¢rthau sarva¡abd¢n¢¾ nity¢v evopavar½itau || 2 ||
Bei Absonderung der Wortbedeutungen werden Gattung (j¢ti) und Einzelding
(dravya) als zwei ewige Wortbedeutungen aller Wörter festgestellt.

ke¼¢¾ cit s¢hacarye½a j¢tiÀ ¡aktyupalak¼a½am |


khadir¢di¼v a¡akte¼u ¡aktaÀ pratinidh¤yate || 3 ||
Bei einigen ist die Gattung durch Assoziation eine Bezeichnung (upalak¼a½a)
für Tauglichkeit; wenn [die Baumarten] khadira usw. nicht verfügbar sind, wird
ein verfügbarer [Baum] substituiert.
Cf. K¢¿hakasa¾kalana, p. 137, 11.

asv¢tantryaphalo bandhiÀ pram¢½¢d¤va ¡i¼yate |


ato j¢tyabhidh¢ne 'pi ¡aktih¤na¾ na g²hyate || 4 ||
Die Wurzel bandh hat Unselbständigkeit zum Ergebnis [und] wird wie das
Schlachten usw. [des Opfertiers] gelehrt. Daher ist auch bei Nennung der Gat-
tung Untaugliches ausgeschlossen.
m¤ñ hi¾s¢y¢m 9,4.

sa¾¡le¼am¢tra¾ badhn¢tir yadi sy¢t tu vivak¼itaÀ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 149

¡akty¢¡raye tato liËga¾ pram¢½¢dyanu¡¢sanam || 5 ||


Selbst wenn aber die Wurzel bandh nur die unmittelbare Berührung [mit dem
Opferpfosten] ausdrücken sollte, dann geschieht danach der Befehl zum Schlach-
ten usw. [des Opfertieres] als Hinweis auf etwas Taugliches [für den Opferpfos-
ten].

svaj¢tiÀ prathama¾ ¡abdaiÀ sarvair ev¢bhidh¤yate |


tato 'rthaj¢tir¦pe¼u tadadhy¢ropakalpan¢ || 6 ||
Von allen Wörtern wird die eigene Gattung zuerst ausgedrückt, hernach
kommt die Vorstellung, dass diese auf die Formen der Bedeutungsgattung pro-
jiziert (i.e. übertragen) werde.

yath¢ rakte gu½e tattva¾ ka¼¢ye vyapadi¡yate |


sa¾yogisa¾nikar¼¢c ca vastr¢di¼v api g²hyate || 7 ||

tath¢ ¡abd¢rthasa¾bandh¢c chabde j¢tir avasthit¢ |


vyapade¡e 'rthaj¢t¤n¢¾ j¢tik¢ry¢ya kalpate || 8 ||
Wie bei der Eigenschaft 'rot' das wahre Wesen am Lack bezeichnet wird und
wegen der innigen Verbindung mit dem unmittelbar Nächsten auch an Kleidern
usw. erscheint,
so dient wegen der Verbindung von Wort und Bedeutung die im Worte
vorhandene Gattung, sobald sie bezeichnet ist, zur Funktion der Gattung für
Bedeutungsgattungen.

j¢ti¡abdaika¡e¼e s¢ j¢t¤n¢¾ j¢tir i¼yate |


¡abdaj¢taya ity atra tajj¢tiÀ ¡abdaj¢ti¼u || 9 ||
Wenn bei Wörtern, die Gattungen bezeichnen, ein eka¡e¼a eintritt, so soll dies
die Gattung der Gattungen sein. Sagt man '¡abdaj¢tayaÀ', so ist dies unter den
150 Wilhelm Rau

Wortgattungen deren Gattung.

y¢ ¡abdaj¢ti¡abde¼u ¡abdebhyo bhinnalak¼a½¢ |


j¢tiÀ s¢ ¡abdaj¢titvam avyatikramya vartate || 10 ||
Die Gattung, welche unter den Wörtern für Wortgattungen von den Wörtern
[selbst] verschiedene Kennzeichen besitzt, die existiert, ohne das Wesen einer
Wortgattung zu überschreiten.

arthaj¢tyabhidh¢ne 'pi sarve j¢tyabhidh¢yinaÀ |


vy¢p¢ralak¼a½¢ yasm¢t pad¢rth¢À samavasthit¢À || 11 ||
Auch wenn [Wörter] eine Gattung von Dingen bezeichnen, meinen sie doch
alle [nur] die Gattung, da die Bedeutungen der Wörter in ihren Funktionen ruhen
[d.h. sie werden bestimmt durch das, was die Wörter tatsächlich ausdrücken].

j¢tau pad¢rthe j¢tir v¢ vi¡e¼o v¢pi j¢tivat |


¡abdair apek¼yate yasm¢d atas te j¢tiv¢cinaÀ || 12 ||
Weil bei dem Worte als Gattung entweder die Gattung oder aber das Einzel-
ding wie die Gattung durch die Wörter intendiert wird, deswegen bezeichnen
diese [Wörter] die Gattung.

dravyadharm¢ pad¢rthe tu dravye sarvo 'rtha ucyate |


dravyadharm¢¡ray¢d dravyam ataÀ sarvo 'rtha i¼yate || 13 ||
Wenn aber die Wortbedeutung im Einzelding steckt, heisst es, wäre jede Be-
deutung durch das Einzelding gekennzeichnet. Weil sie von den Eigenschaften
des Einzeldings abhängt, deswegen soll jede Bedeutung ein Einzelding bezeich-
nen.

anuprav²ttidharmo v¢ j¢tiÀ sy¢t sarvaj¢ti¼u |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 151

vy¢v²ttidharmas¢m¢nya¾ vi¡e¼e j¢tir i¼yate || 14 ||


Oder die Gattung sei in allen Gattungen die Eigentümlichkeit des [in allen
Einzeldingen] Vorhandenseins. Die Gattung im Einzelding sei [hingegen] das
Gemeinsame bei eigentümlichen Unterschieden.

sa¾yogidharmabhedena de¡e ca parikalpite |


te¼u de¡e¼u s¢m¢nyam ¢k¢¡asy¢pi vidyate || 15 ||
Durch den Unterschied der Eigenschaften in unmittelbarem Kontakt befind-
licher Dinge und bei fixiertem Orte gibt es bei diesen Örtern auch ein Gemeinsa-
mes des Raumes.

ade¡¢n¢¾ gha¿¢d¤n¢¾ de¡¢À sa¾bandhino yath¢ |


¢k¢¡asy¢py ade¡asya de¡¢À sa¾yoginas tath¢ || 16 ||
Wie die in unmittelbarem Kontakt stehenden Örter von Töpfen usw., die keine
Örter haben, so sind auch die Örter des Raumes, der selbst keinen Ort hat.

bhinnavastv¢¡ray¢ buddhiÀ sa¾yogi¼v anuvartate |


samav¢yi¼u bhedasya graha½a¾ vinivartate || 17 ||

ataÀ sa¾yogide¡¢n¢¾ gau½atva¾ parikalpyate |


avivek¢t prade¡ebhyo mukhyatva¾ samav¢yin¢m || 18 ||
Die Vorstellung, welche auf verschiedenen Dingen beruht, richtet sich nach
denen, die in unmittelbarem Kontakt stehen; das Erfassen des Unterschieds
schwindet bei solchen, die miteinander gemischt sind.
Daher wird bei Dingen, die benachbarte Räume einnehmen, ein Sekundäres
angenommen; wegen des Nicht-Unterschieds von den Örtern [wird hingegen]
ein Primäres der Teile [angenommen].
152 Wilhelm Rau

anuprav²ttir¦p¢ y¢ prakhy¢ t¢m ¢k²ti¾ viduÀ |


ke cid vy¢v²ttir¦p¢¾ tu dravyatvena pracak¼ate || 19 ||
Die Erscheinung, welche die Form dessen besitzt, was [in allen Einzeldingen]
gemeinsam vorhanden ist, kennen sie als Gattung. Einige aber bezeichnen sie als
jene, welche die Form des Eigentümlichen besitzt, mit dem Terminus 'Einzel-
ding'.

bhinn¢ iti parop¢dhir abhinn¢ iti v¢ punaÀ |


bh¢v¢tmasu prapañco 'ya¾ sa¾s²¼¿e¼v eva j¢yate || 20 ||
[Die Aussage:] 'Sie [die Dinge] sind verschieden', [bedeutet] eine nähere Be-
stimmung durch etwas anderes, oder ebenso auch [die Aussage:] 'Sie sind nicht
verschieden'. Diese Mannigfaltigkeit der realen Dinge entsteht nur, wenn sie
miteinander vermischt sind.

naikatva¾ n¢pi n¢n¢tva¾ na sattva¾ na ca n¢stit¢ |


¢tmatattve¼u bh¢v¢n¢m asa¾s²¼¿e¼u vidyate || 21 ||
Weder Einheit noch auch Verschiedenheit, nicht Sein und nicht Nicht-Sein
gibt es bei den Dingen, wenn sie nicht mit [anderen] Dingen vermischt sind.

sarva¡akty¢tmabh¦tatvam ekasyaiveti nir½aye |


bh¢v¢n¢m ¢tmabhedasya kalpan¢ sy¢d anarthik¢ || 22 ||
Im Endergebnis [gilt:] 'Nur das Eine besitzt alle Kräfte als Eigenwesen'. Die
Annahme eines wesenhaften Unterschieds zwischen den Dingen ist unnütz.

tasm¢d dravy¢dayaÀ sarv¢À ¡aktayo bhinnalak¼a½¢À |


sa¾s²¼¿¢À puru¼¢rthasya s¢dhik¢ na tu keval¢À || 23 ||
Deswegen sind dravya usw. sämtlich nur Kräfte mit verschiedenen Merkma-
len. Vermischt vollenden sie den Zweck des Puru¼a, nicht aber einzeln.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 153

yathaiva cendriy¢d¤n¢m ¢tmabh¦t¢ samagrat¢ |


tath¢ sa¾bandhisa¾bandhasa¾sarge 'pi prat¤yate || 24 ||
Und gerade wie die Gesamtheit der Sinnesorgane usw. zum ¢tman geworden
[d.h. mit dem ¢tman identisch] ist, so wird es auch bei der Vermischung von
Vereinigtem und Vereinigung festgestellt.

na tad utpadyate ki¾ cid yasya j¢tir na vidyate |


¢tm¢bhivyaktaye j¢tiÀ k¢ra½¢n¢¾ prayojik¢ || 25 ||
Nichts entsteht, dessen Gattung man nicht kennt. Die Gattung setzt die Ursa-
chen [des Einzeldings] für dessen Manifestation in Bewegung.

k¢ra½e¼u pada¾ k²tv¢ nity¢nitye¼u j¢tayaÀ |


kva cit k¢rye¼v abhivyaktim upay¢nti punaÀ punaÀ || 26 ||
Nachdem die Gattungen in den ewigen und nicht-ewigen Ursachen Fuss ge-
fasst haben, manifestieren sie sich wieder und wieder irgendwo in den Wirkung-
en.

nirvartyam¢na¾ yat karma j¢tis tatr¢pi s¢dhanam |


sv¢¡rayasy¢bhini¼pattyai s¢ kriy¢y¢À prayojik¢ || 27 ||
Was ein zuerzeugendes Objekt ist, - auch dort ist die Gattung die Ursache.
Zum Hervortreten ihres Substrats ist sie [die Gattung] die bewegende Ursache
für die Handlung.

vidhau v¢ prati¼edhe v¢ br¢hma½atv¢di s¢dhanam |


vyakty¢¡rit¢¡rit¢ j¢teÀ sa¾khy¢j¢tir vi¡e¼ik¢ || 28 ||
Entweder bei einem Gebot oder bei einem Verbot ist das Br¢hma½a-Sein usw.
die Ursache. Die Gattung der Zahl spezifiziert die Gattung, welche sich an
einzelne Individuen anlehnt.
154 Wilhelm Rau

yath¢ jal¢dibhir vyakta¾ mukham ev¢bhidh¤yate |


tath¢ dravyair abhivyakt¢ j¢tir ev¢bhidh¤yate || 29 ||
Wie das durch Wasser usw. manifestierte [Gesicht] ebenfalls 'Gesicht'
genannt wird, so wird die durch Einzeldinge manifestierte [Gattung] ebenfalls
'Gattung' genannt.

yathendriyagato bheda indriyagraha½¢d ²te |


indriy¢rthe¼v ad²¡yo 'pi jñ¢nabhed¢ya kalpate || 30 ||
Wie ein Unterschied, der sich im Sinnesorgan findet, auch ohne dass man das
Sinnesorgan wahrnähme, und obwohl er in den Sinnesobjekten nicht fassbar ist,
zum Unterschied in der Erkenntnis beiträgt,

tath¢tmar¦pagraha½¢t ke¼¢¾ cid vyaktayo vin¢ |


s¢m¢nyajñ¢nabhed¢n¢m upay¢nti nimittat¢m || 31 ||
Ebenso werden die Einzeldinge einiger [Gattungen = s¢m¢nya], ohne dass ihre
Form erfasst würde, zu Ursachen für die Unterschiede in der Erkenntnis des Ge-
meinsamen [d.h. der Gattung].

saty¢satyau tu yau bh¢gau pratibh¢va¾ vyavasthitau |


satya¾ yat tatra s¢ j¢tir asaty¢ vyaktayaÀ sm²t¢À || 32 ||
Die wirklichen aber und die nicht-wirklichen Elemente, die sich an jedem
Ding finden, - was da das Wirkliche ist, das ist die Gattung; unwirklich heissen
die Einzelwesen.

sa¾bandhibhed¢t sattaiva bhidyam¢n¢ gav¢di¼u |


j¢tir ity ucyate tasy¢¾ sarve ¡abd¢ vyavasthit¢À || 33 ||
Nur das Sein, was in den Rindern usw. wegen des Unterschieds dessen, das an
der Verbindung teilhat, [existiert], wird 'Gattung' genannt. In ihr beruhen alle
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 155

Wörter.

t¢¾ pr¢tipadik¢rtha¾ ca dh¢tvartha¾ ca pracak¼ate |


s¢ nity¢ s¢ mah¢n ¢tm¢ t¢m ¢hus tvatal¢dayaÀ || 34 ||
Die nennen sie die Bedeutung des Nominalstamms und die Bedeutung der
Verbalwurzel. Sie ist ewig. Sie ist der grosse ¢tman. Sie bezeichnen die Suffixe
-tva, -t¢ usw.

pr¢ptakram¢ vi¡e¼e¼u kriy¢ saiv¢bhidh¤yate |


kramar¦pasya sa¾h¢re tat sattvam iti kathyate || 35 ||
Wenn sie in den Einzelheiten eine Abfolge erlangt hat, heisst sie 'Handlung'
(kriy¢). Beim Ende dessen, was die Form einer Abfolge hat, wird dies 'Ding' ge-
nannt.

saiva bh¢vavik¢re¼u ¼aÎ avasth¢À prapadyate |


krame½a ¡aktibhiÀ sv¢bhir eva¾ pratyavabh¢sate || 36 ||
Eben diese [Gattung] erlangt in den sich verändernden Dingen sechs Zustände.
Durch ihre Kräfte wird sie so in einer Reihenfolge sichtbar.

¢tmabh¦taÀ kramo 'py asy¢ yatreda¾ k¢ladar¡anam |


paurv¢pary¢dir¦pe½a pravibhaktam iva sthitam || 37 ||
Die Abfolge ist sogar ihr eigentliches Wesen, worin diese Wahrnehmung der
Zeit besteht. Sie [die Wahrnehmung] ist in Gestalt von 'früher und später' sozu-
sagen unterteilt vorhanden.

tirobh¢v¢bhyupagame bh¢v¢n¢¾ saiva n¢stit¢ |


labdhakrame tirobh¢ve na¡yat¤ti prat¤yate || 38 ||
Wenn Verschwinden der Dinge eintritt, ist eben dies [ihr] Nicht-Sein. Wenn
156 Wilhelm Rau

das Verschwinden schrittweise eintritt, stellt man fest: '[Das Ding] geht zugrun-
de'.

p¦rvasm¢t pracyut¢ dharm¢d apr¢pt¢ cottara¾ padam |


tadantar¢le bhed¢n¢m ¢¡ray¢j janma kathyate || 39 ||
Ein Sein, das aus seinem vorigen Zustand herausgefallen ist und den nächsten
Zustand noch nicht erreicht hat, wird Geburt genannt wegen der zwischenzeit-
lichen Anlehnung an verschiedene Stufen.

¢¡rayaÀ sv¢tmam¢tr¢ v¢ bh¢v¢ v¢ vyatireki½aÀ |


sva¡aktayo v¢ satt¢y¢ bhedadar¡anahetavaÀ || 40 ||
Das Substrat oder die eigenen Teile oder die ausschliessenden Dinge oder die
eigenen Kräfte bilden die Gründe dafür, dass man Unterschiede des Seins wahr-
nimmt.

p²thivy¢di¼v abhivyaktau na sa¾sth¢nam apek¼ate |


anucchinn¢¡ray¢j j¢tir anitye 'py ¢¡raye sthit¢ || 41 ||
Bei der Manifestation in [den Elementen] Erde usw. nimmt die Gattung keine
Rücksicht auf den Standort. Selbst nachdem das Substrat zerstört ist, erhält sie
sich auch bei einem nicht-ewigen [d.h. vergänglichen] Substrat.

anucchedy¢¡ray¢m eke sarv¢¾ j¢ti¾ pracak¼ate |


na yaugapadya¾ pralaye sarvasyeti vyavasthit¢À || 42 ||
Einige behaupten, jede Gattung besitze ein unzerstörbares Substrat, überzeugt,
dass bei der [grossen Welt-]Zerstörung keine Gleichzeitigkeit [bei der Zerstö-
rung] jedes Dings herrsche.

prak²tau pravil¤ne¼u bhede¼v ekatvadar¡in¢m |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 157

dravyasattva¾ prapadyante sv¢¡ray¢ eva j¢tayaÀ || 43 ||


Wenn die verschiedenen Dinge sich in der prak²ti auflösen, werden, - [nach
Ansicht] derer, welche die Einheit behaupten -, die Gattungen zur [letzten Ur-]
Substanz, denn sie haben ja ihr Substrat in sich.

br¢hma½atv¢dayo bh¢v¢À sarvapr¢½i¼v avasthit¢À |


abhivyakt¢À svak¢ry¢½¢¾ s¢dhak¢ ity api sm²tiÀ || 44 ||
Die Gattungen 'Br¢hma½a-Sein' usw. existieren in allen Lebewesen. Die sm²ti
sagt auch: 'Einmal manifestiert, vollbringen sie ihre Wirkungen'.

citr¢di¼v apy abhivyaktir j¢t¤n¢¾ kai¡ cid i¼yate |


pr¢½y¢¡rit¢s tu t¢À pr¢ptau nimitta¾ pu½yap¢payoÀ || 45 ||
Einige postulieren, die Manifestation der Gattungen [geschehe] auch in Bil-
dern usw., aber [nur] wenn sie in Lebewesen auftreten, bilden sie den Grund bei
der Erlangung von Verdienst und Verfehlung.

jñ¢na¾ tv asmadvi¡i¼¿¢n¢¾ t¢su sarvendriya¾ viduÀ |


abhy¢s¢n ma½ir¦py¢divi¡e¼e¼v iva tadvid¢m || 46 ||
Man meint, das Wissen aber um diese [Gattungen] stamme bei denen, die an-
ders sind als wir, aus allen Sinnesorganen, so wie [das Wissen] der Sachkenner
um die Unterschiede bei Edelsteinen, Münzen usw. aus dauernder Übung
[stammt].

j¢tyutpal¢digandh¢dau bhedatattva¾ yad ¢¡ritam |


tad bh¢vapratyayair loke 'nityatv¢n n¢bhidh¤yate || 47 ||
Der tatsächliche Unterschied, welcher sich beim Duft von Jasminum
grandiflorum Linn., Nymphaea cyanea Roxb. usw. findet, wird in der Welt nicht
durch Suffixe ausgedrückt, welche diese Dinge bezeichnen, weil er flüchtig ist.
158 Wilhelm Rau

a¡va¡abd¢bhidh¢n¢s tu narasi¾h¢dij¢tayaÀ |
sar¦p¢vayavev¢ny¢ t¢su ¡rutir avasthit¢ || 48 ||
Aber die Gattungen 'Mannlöwe' usw. haben keine eigenen Wörter, um sie zu
benennen. Bei diesen erscheint ein anderes Wort, dessen Teile sozusagen ähnlich
sind.

j¢tyavasth¢paricchede sa¾khy¢ sa¾khy¢tvam eva v¢ |


viprakar¼e 'pi sa¾sarg¢d upak¢r¢ya kalpate || 49 ||
Bei der [genauen] Bestimmung des Gattungsbereichs dient die Zahl oder die
Gattung 'Zahl' auch in der Ferne wegen des Zusammenhangs als Hilfe.

lak¼a½¢ ¡abdasa¾sk¢re vy¢p¢raÀ k¢ryasiddhaye |


sa¾khy¢karm¢di¡akt¤n¢¾ ¡rutis¢mye 'pi d²¡yate || 50 ||
Die Implikation (lak¼a½¢) ist bei der Herrichtung von Wörtern ein Bemühen
um das Gelingen der Verbalhandlung. Man nimmt sie wahr, selbst wenn die
Ausdrucksmittel für die Kräfte 'Anzahl', 'Objekt' usw. [bei einer Verbform]
identisch sind.

na vin¢ sa¾khyay¢ ka¡ cit sattvabh¦to 'rtha ucyate |


ataÀ sarvasya nirde¡e sa¾khy¢ sy¢d avivak¼it¢ || 51 ||
Kein dinglicher (sattvabh¦ta) Gegenstand wird ohne Zahl [d.h. Numerus] aus-
gedrückt. Deswegen ist der Numerus nicht bei der Nennung jeden Dings wesent-
lich.

ekatva¾ v¢ bahutva¾ v¢ ke¼¢¾ cid avivak¼itam |


tad dhi j¢tyabhidh¢n¢ya dvitva¾ tu sy¢d vivak¼itam || 52 ||
[Nach Ansicht] einiger ist der Singular oder der Plural [manchmal] unwesent-
lich, denn das [scil. Singular oder Plural] dient nur zur Bezeichnung der Gattung.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 159

Hingegen muss der Dual ausgedrückt werden.

yady etau vy¢dhitau sy¢t¢¾ deya¾ sy¢d idam au¼adham |


ity eva¾ lak¼a½e 'rthasya dvitva¾ sy¢d avivak¼itam || 53 ||
'Wenn diese beiden krank sein sollten, muss diese Arzenei gegeben werden' -
bei einer solchen Markierung des [Satz-]Sinnes ist [sogar] der Dual unwesent-
lich.

ek¢di¡abdav¢cy¢y¢À karmasv aËgatvam i¼yate |


sa¾khy¢y¢À khanati dv¢bhy¢m iti r¦p¢d dhi s¢¡rit¢ || 54 ||
Man wünscht, dass die Zahl, welche durch die Wörter 'eins' usw. auszudrük-
ken ist, ein [wesentlicher] Teil der Handlungen sei. [In dem Satze:] 'Er gräbt mit
zwei [mantras]' ist sie [die Zahl] von der Form [der Vorschrift] her begründet.

yajeta pa¡unety atra sa¾sk¢rasy¢pi sa¾bhave |


yath¢ j¢tis tathaikatva¾ s¢dhanatvena gamyate || 55 ||
'Er soll mit einem Tiere opfern' - hier werden bei Gelegenheit der exakten
Formulierung (api ?) wie die Gattung so auch die Einzahl als den Zweck [der
Vorschrift] bewirkend verstanden.

liËg¢t tu sy¢d dvit¤y¢des tad ekatva¾ vivak¼itam |


ek¢rthavi¼ayatve ca tal liËga¾ j¢tisa¾khyayoÀ || 56 ||
Aufgrund des Stichworts 'zwei' usw. ist diese Einzahl wesentlich. Und dies ist
auch ein Hinweis darauf, dass Gattung und Anzahl sich auf denselben Gegen-
stand beziehen.

anyatr¢vihitasyaiva sa vidhiÀ prathama¾ pa¡oÀ |


kriy¢y¢m aËgabh¢va¡ ca tat tv etasm¢d vivak¼itam || 57 ||
160 Wilhelm Rau

Diese Vorschrift eines anderswo nicht vorgeschriebenen Tieres [geschieht


hier] zum ersten Male und es handelt sich um einen unwichtigen Teil bei der
[Opfer-] Handlung. Deswegen ist dies [d.h. der Singular] wesentlich.

grah¢s tv anyatra vihit¢ bhinnasa¾khy¢À p²thak p²thak |


pr¢j¢paty¢ navety evam¢dibhedasamanvit¢À || 58 ||
Die Schöpfgefässe aber, die an anderer Stelle vorgeschrieben werden, sind hier
und da von wechselnder Anzahl. 'Neun Schöpfgefässe für Praj¢pati' - [in Sät-
zen] dieser Art usw. sind sie unterschiedlich.

aËgatvena prat¤t¢n¢¾ sa¾m¢rge tv aËgin¢¾ punaÀ |


nirde¡a¾ prati y¢ sa¾khy¢ s¢ katha¾ sy¢d vivak¼it¢ || 59 ||
Wie könnte eine Anzahl wesentlich sein, welche [sich] auf eine Vorschrift von
nebensächlichen, bei der Reinigung aber andererseits wichtigen Dingen [be-
zieht]?

n¢nyatra vidhir ast¤ti sa¾sk¢ro n¢pi c¢Ëgit¢ |


hetuÀ sa¾khy¢vivak¼¢y¢ yatn¢t s¢ hi vivak¼it¢ || 60 ||
Weder die exakte Formulierung [der Vorschrift] - weil es an anderer Stelle
keine Regel gibt - noch auch die Wichtigkeit sind Grund für die Nebensächlich-
keit der Anzahl. Durch Nachdruck/Emphase [nur] wird sie ja wesentlich.

sa¾m¢rjane vi¡e¼a¡ ca na grahe kva cid ¢¡ritaÀ |


vihit¢s te ca sa¾sk¢ry¢À sarve¼¢m ¢¡rayas tataÀ || 61 ||
Und beim Reinigen besteht keine Unterscheidung bei irgendeinem Schöpfge-
fäss; die [Schöpfgefässe sind ihrer Zahl nach] vorgeschrieben und müssen
behandelt werden. Daher geht der Bezug [der Vorschrift] auf alle.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 161

praty¢¡raya¾ sam¢pt¢y¢¾ j¢t¢v ekena cet kriy¢ |


pa¡un¢ na prakalpeta tat sy¢d eva prakalpanam || 62 ||
Da die Gattung in jedem Substrat voll vorhanden ist, wäre eine [entsprechen-
de, d.h. die Anzahl der Tiere betreffende] Überlegung nur am Platze, wenn die
[Opfer-]Handlung mit einem Tiere nicht zustandekäme.

ekena ca prasiddh¢y¢¾ kriy¢y¢¾ yadi sa¾bhav¢t |


pa¡vantaram up¢deyam up¢d¢nam anarthakam || 63 ||
Und wenn die [Opfer-]Handlung durch ein [Tier] vollendet wird, wäre, falls
wegen der [blossen] Möglichkeit ein zweites Tier Verwendung fände, die Ver-
wendung unnütz.

yathaiv¢hitagarbh¢y¢¾ garbh¢dh¢nam anarthakam |


tathaikena prasiddh¢y¢¾ pa¡vantaram anarthakam || 64 ||
So wie bei einer Schwangeren ein [weiteres] Schwängern unnütz ist, so ist bei
einer durch ein Tier vollendeten [Opferhandlung] ein weiteres Tier unnütz.

t¢vat¢rthasya siddhatv¢d ekatvasy¢vyatikramam |


ke cid icchanti na tv atra sa¾khy¢Ëgatvena g²hyate || 65 ||
Weil der Zweck bereits mit sovielem erreicht ist, wünschen einige, dass die
Einzahl nicht übergangen werde. Es wird aber hier die Zahl [d.h. der Singular]
nicht im Sinne einer Nebensache erfasst.

dvit¤y¢di tu yal liËgam uktany¢y¢nuv¢di tat |


na sa¾khy¢ s¢dhanatvena j¢tivat tena gamyate || 66 ||
Der Hinweis 'zweiter usw.' aber, der wiederholt nur etwas, für das die
Begründung [bereits] gegeben wurde. Dadurch ergibt sich die Anzahl nicht wie
die Gattung als ein Hilfsmittel [zum Vollzug des Opfers].
162 Wilhelm Rau

anvayavyatirek¢bhy¢¾ sa¾khy¢bhyupagame sati |


yukta¾ yat s¢dhanatva¾ sy¢n na tv any¢rthopalak¼a½am || 67 ||
Wenn sich die Zustimmung zu einer [bestimmten] Anzahl aus Übereinstim-
mung und Differenz ergibt, ist es richtig, dass sie [d.h. die Anzahl] ein Werk-
zeug, nicht aber [nur] ein einer anderen Bedeutung Untergeordnetes darstellt.

s¢dhanatve pad¢rthasya s¢marthya¾ na prah¤yate |


sa¾khy¢vy¢p¢radharmo 'tas tena liËgena gamyate || 68 ||
Wenn die Wortbedeutung als Werkzeug [zur Handlung] dient, schwindet ihr
Vermögen [hierzu] nicht. Deshalb ergibt sich durch diesen Hinweis die Tatsache
(dharma), dass die Anzahl [bei der Handlung] eine Funktion erfüllt.

ap¦rvasya vidheyatv¢t pr¢dh¢nyam avas¤yate |


vihitasya par¢rthatv¢c che¼abh¢vaÀ prat¤yate || 69 ||
Weil das ap¦rva gelehrt werden muss, gilt das als die Hauptsache. Weil das
Vorgeschriebene zu etwas anderem dient, bildet es den Rest [und ist folglich se-
kundär].

sa¾m¢rgasya vidheyatv¢d anyatra vihite grahe |


vidhiv¢kye ¡rut¢ sa¾khy¢ lak¼a½¢y¢¾ na b¢dhyate || 70 ||
Weil die Reinigung [der Schöpfgefässe] vorgeschrieben werden muss, wäh-
rend das Schöpfgefäss an anderer Stelle verordnet wurde, wird die im
Vorschriftssatz gehörte Anzahl bei der erklärenden Wiederholung (lak¼a½¢)
nicht annulliert.

vidhiv¢ky¢ntare sa¾khy¢ pa¡or n¢sti virodhin¤ |


tasm¢t sagu½a ev¢sau sahaikatvena gamyate || 71 ||
In keinem anderen Vorschriftssatz findet sich eine widersprechende Anzahl
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 163

für das Opfertier; deswegen versteht man es [das Opfertier] genau mit seinen
Eigenschaften und mit der Einzahl.

nirjñ¢tadravyasa¾bandhe yaÀ karma½y upadi¡yate |


gu½as ten¢rthit¢ tasya dravye½eva prat¤yate || 72 ||
Die Eigenschaft, welche bei der Handlung, deren Beziehung zu einer bestim-
mten Substanz feststeht, vorgeschrieben wird, - durch diese ergibt sich ein Ab-
hängigkeitsverhältnis dieser [Handlung] wie von der Substanz.

ka¡ cid eva gu½o dravye yath¢ s¢marthyalak¼a½aÀ |


¢dh¢ro 'pi gu½asyaiva¾ pr¢ptaÀ s¢marthyalak¼a½aÀ || 73 ||
Gerade wie eine Eigenschaft gekennzeichnet ist durch die [wechselseitige] Zu-
sammengehörigkeit mit einer Substanz, genau so ist das Substrat gekennzeichnet
durch die Zusammengehörigkeit mit einer Eigenschaft.

tayos tu p²thagarthitve sa¾bandho yaÀ prat¤yate |


na tasminn upagh¢to 'sti kalpyam anyan na c¢¡rutam || 74 ||
Die Verbindung dieser beiden aber, welche sich bei der Zusammengehörigkeit
ergibt, bei der tritt keine Minderung ein; und man darf nichts anderes Unerhörtes
hineininterpretieren.

kriyay¢ yo 'bhisa¾bandhaÀ sa ¡rutipr¢pitas tayoÀ |


¢¡ray¢¡rayi½or v¢ky¢n niyamas tv avati¼¿hate || 75 ||
Die Verbindung dieser beiden mit der [Verbal-]Handlung wird durch einen
Lautkomplex [d.h. eine Kasusendung] vermittelt. Die enge Verbindung von Sub-
strat und dem, was dies Substrat besitzt, folgt aus dem Satze.

tatra dravyagu½¢bh¢ve pratyeka¾ sy¢d vikalpanam |


164 Wilhelm Rau

¡rutipr¢pto hi sa¾bandho balav¢n v¢kyalak¼a½¢t || 76 ||


Wenn dabei eine bestimmte Substanz oder eine bestimmte Eigenschaft nicht
verfügbar ist, wird für jede eine Alternative erlaubt. Eine durch einen Lautkom-
plex ausgedrückte Verbindung ist stärker als die durch einen Satz ausgedrückte.

yad¢ tu j¢tiÀ ¡aktir v¢ kriy¢¾ praty upadi¡yate |


s¢marthy¢t sa¾nidh¤yete tatra dravyagu½au tad¢ || 77 ||
Wenn aber Gattung oder Kraft hinsichtlich einer Handlung gelehrt werden,
dann sind aufgrund der Zusammengehörigkeit Substanz und Eigenschaft eben-
falls vorhanden.

j¢t¤n¢¾ ca gu½¢n¢¾ ca tulye 'Ëgatve kriy¢¾ prati |


gu½¢À pratinidh¤yante ch¢g¢d¤n¢¾ na j¢tayaÀ || 78 ||
Wenn Gattungen und Eigenschaften hinsichtlich der Verbalhandlung gleicher-
massen [wesentliche] Bestandteile sind, werden [gleichwohl] die Eigenschaften
der Ziegenböcke usw. substituiert, nicht [aber] die Gattungen.

vyakti¡akteÀ sam¢sann¢ j¢tayo na tath¢ gu½¢À |


s¢k¼¢d dravya¾ kriy¢yogi gu½as tasm¢d vikalpate || 79 ||
Die Gattungen sind nahe an der Substanz (vyakti¡akti); nicht so die
Eigenschaften. Die Substanz ist unmittelbar mit der Handlung verbunden. Daher
kann die Eigenschaft substituiert werden.

s¢myen¢nyatar¢bh¢ve vikalpaÀ kai¡ cid i¼yate |


atadgu½o 'ta¡ ch¢gaÀ sy¢n me¼o v¢ tadgu½o bhavet || 80 ||
Manche wünschen eine Alternative wegen der Ähnlichkeit, wenn eine von bei-
den [Gattung oder Eigenschaft] nicht zur Verfügung steht. Also mag es ein Zie-
genbock sein, dem die vorgeschriebene Eigenschaft fehlt, oder ein Schafbock,
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 165

der die vorgeschriebene Eigenschaft aufweist.

j¢ter ¢¡ritasa¾khy¢y¢À prav²ttir upalabhyate |


sa¾khy¢vi¡e¼am uts²jya kva cit saiva pravartate || 81 ||
Man beobachtet, dass eine Gattung, der eine Anzahl hinzugefügt ist, auf die
[Verbal-]Handlung einwirkt. Manchmal wirkt sie auch, nachdem sie die beson-
dere Zahl abgelegt hat.

par¢Ëgabh¦ta¾ s¢m¢nya¾ yujyate dravyasa¾khyay¢ |


sv¢rtha¾ pravartam¢na¾ tu na sa¾khy¢m avalambate || 82 ||
Eine einem anderen untergeordnete Gattung wird mit der Zahl eines Einzel-
dings verbunden. Wenn sie [d.h. die Gattung] aber ihrem eigenen Zweck dient,
hängt sie nicht von der Zahl ab.

yajeta pa¡unety atra yajyarth¢y¢¾ pa¡u¡rutau |


k²t¢rthaikena pa¡un¢ pradh¢na¾ bhavati kriy¢ || 83 ||
In dem Satze: 'Er soll mit einem Tiere opfern', dient das Wort 'Tier' dem
Zwecke des Opferns. Die Handlung ist die Hauptsache und erreicht ihren Zweck
mit einem Tiere.

y¢vat¢¾ sa¾bhavo yasya sa kury¢t t¢vat¢¾ yadi |


¢lambhana¾ gu½ais tena pradh¢na¾ sy¢t prayojitam || 84 ||
Wenn einer so viele [Tiere] opferte, wie er kann, dann würde von ihm die
Hauptsache durch die Nebensachen ersetzt.

sa¾m²jyam¢natantre tu grahe yatra kriy¢¡rutiÀ |


sa¾khy¢vi¡e¼agraha½a¾ naiva tatr¢driy¢mahe || 85 ||
Wo aber das Wort für die Handlung [sich] auf das Schöpfgefäss [richtet], bei
166 Wilhelm Rau

dem es um die Reinigung geht, da kümmern wir uns gar nicht um die Nennung
einer bestimmten Anzahl.

¡i¼yam¢½apare v¢kye yad ekagraha½a¾ k²tam |


¡e¼e vi¡i¼¿asa¾khye 'pi vyakta¾ tal liËgadar¡anam || 86 ||
In einer Regel, die das Übrigbleibende zum Gegenstand hat [= P¢½. 1,2,64], -
was die erfolgte Erwähnung der Einzahl ist, obwohl [das Wort] '¡e¼a' eine be-
stimmte Anzahl hat, [nämlich Singular] -, das ist ein deutlicher Hinweis [auf das
Prinzip].

sam¢sapratyayavidhau yath¢ nipatit¢ ¡rutiÀ |


gu½¢n¢¾ paratantr¢½¢¾ ny¢yenaivopapadyate || 87 ||
Wie bei einer Regel für Nominalkomposita und Suffixe ein unerklärtes Wort
verwendet wird, nach diesem Grundsatz ergibt es sich richtig [auch] für die Ne-
bensachen, welche von etwas anderem, [nämlich der Hauptsache] abhängen.

gu½e 'pi n¢Ëg¤kriyate pradh¢n¢ntarasiddhaye |


sa¾khy¢ kart¢ tath¢ karma½y avi¡i¼¿aÀ prat¤yate || 88 ||
Sogar bei einer Nebensache wird die Zahl nicht berücksichtigt, damit eine an-
dere Hauptsache erreicht werde. So ergibt sich beim Objekt [d.h. bei Definition
des Objekts = P¢½. 1,4,49] ein unbestimmter Agens.

yasy¢nyasya prasaktasya niyam¢rth¢ punaÀ ¡rutiÀ |


niv²ttau carit¢rthatv¢t sa¾khy¢ tatr¢vivak¼it¢ || 89 ||
Ein Wort, das dem Ausschluss von etwas anderem Anwendbaren dient, bei
dem ist die Anzahl unwesentlich, weil bei Eliminierung [anderer Möglichkeiten]
der Zweck erfüllt ist.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 167

sar¦pasamud¢y¢t tu vibhaktir y¢ vidh¤yate |


ekas tatr¢rthav¢n siddhaÀ samud¢yasya v¢cakaÀ || 90 ||
Eine Kasusendung, die nach einer Gruppe von gleichgestaltigen Wörtern vor-
geschrieben wird, - eine ist da sinntragend, komplett, und bezeichnet die [ganze]
Gruppe. [Cf. P¢½. 1,2,64: sar¦p¢½¢m eka¡e¼a ekavibhaktau]

pratyayasya pradh¢nasya sam¢sasy¢pi v¢ vidhau |


siddhaÀ sa¾khy¢vivak¼¢y¢¾ sarvath¢nugraho gu½e || 91 ||
In einer Regel für ein Suffix als Hauptsache oder aber für ein Nominalkompo-
situm [als Hauptsache] tritt überall eine Förderung in der Nebensache ein beim
Wunsche eine Zahl auszudrücken.

abhedar¦pa¾ s¢d²¡yam ¢tmabh¦t¢¡ ca ¡aktayaÀ |


j¢tipary¢yav¢citvam e¼¢m apy upavar½yate || 92 ||
Ähnlichkeit, bei der die Gestalt keinen Unterschied aufweist, und wesenseige-
ne Kräfte, - auch von denen heisst es, dass sie Synonyme der Gattung bezeich-
nen.

da½dop¢ditsay¢ da½Îa¾ yady api pratipadyate |


na tasm¢d eva s¢marthy¢t sa da½Î¤ti prat¤yate || 93 ||
Wenn einer auch zum Stock greift, weil er einen Stock haben will, heisst er
bloss wegen dieser Fähigkeit [noch] nicht 'Stockträger'.

necch¢nimitt¢d icch¢v¢n iti jñ¢na¾ pravartate |


tasm¢t saty api s¢marthye buddhir arth¢ntar¢¡ray¢ || 94 ||
Die Erkenntnis 'er ist ein Wünschender' entsteht nicht aufgrund [seines] Wun-
sches. Daher stützt sich die Erkenntnis auf etwas anderes, auch wenn die Fähig-
keit vorhanden ist.
168 Wilhelm Rau

svabh¢vo 'vyapade¡yo v¢ s¢marthya¾ v¢vati¼¿hate |


sarvasy¢nte yatas tasm¢d vyavah¢ro na kalpate || 95 ||
Weil letzten Endes das Wesen [der Dinge] oder die Fähigkeit unerweislich
blieben, käme daher sprachliche Verständigung nicht zustande.

yad¢ bhed¢n parityajya buddhyaika iva g²hyate |


vyakty¢tmaiva tad¢ tatra buddhir ek¢ pravartate || 96 ||
Wenn nach Aufgabe der Unterschiede von der Erkenntnis nur der individuelle
¢tman gewissermassen als einzelner erfasst wird, dann ergibt sich dabei nur eine
einzige Erkenntnis.

bhedar¦pair anusy¦ta¾ yadaikam iva manyate |


sam¦h¢vagrah¢ buddhir bahubhyo h¢yate tad¢ || 97 ||
Wenn das unfehlbar mit Unterschieden Behaftete gewissermassen als Eines
betrachtet wird, dann entsteht aus vielen die Erkenntnis, welche eine Menge um-
fasst.

yad¢ sahavivak¼¢y¢m ekabuddhinibandhanaÀ |


baddh¢vayavavicchedaÀ samud¢yo 'bhidh¤yate || 98 ||
Wenn in der Absicht, etwas mit einem Male auszusprechen, eine von [nur] ei-
ner Erkenntnis abhängige Vereinigung [von Dingen] genannt wird, bei der die
Trennung der zusammengefügten Teile vollzogen ward,

pratikriya¾ sam¢ptatv¢d eko bhedasamanvitaÀ |


dvandve dvitv¢dibhedena tad¢s¢v upagamyate || 99||
dann wird jene, weil hinsichtlich jeder [Einzel-]Handlung abgeschlossen, als
eine, mit Unterschieden versehene, in einem dvandva mit dem Unterschied der
Zweiheit usw. verstanden.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 169

sak²tprav²tt¢v ekatvam ¢v²ttau sad²¡¢tmat¢m |


bhinn¢tmak¢n¢¾ vyakt¤n¢¾ bhed¢poh¢t prapadyate || 100 ||
Wegen der Leugnung der Unterschiede verschiedenartiger Einzeldinge gelangt
[die Erkenntnis], wenn die beiden [Einheit und Vielheit] gleichzeitig aufgefasst
werden, zu Einheit; [wenn sie] abwechselnd [aufgefasst werden], zur Ähnlich-
keit.

anuprav²tteti yath¢bhinn¢ buddhiÀ prat¤yate |


artho vy¢v²ttar¦po 'pi tath¢ tattvena g²hyate || 101 ||
Wie eine [nicht-?]verschiedene Wahrnehmung als [in allen Einzeldingen] ge-
meinsam vorhanden aufgefasst wird, so wird auch ein eigentümliches Ding als
tattva aufgefasst.

sar¦p¢½¢¾ ca sarve¼¢¾ na bhedopanip¢tinaÀ |


vidyante v¢cak¢À ¡abd¢ n¢pi bhedo 'vadh¢ryate || 102 ||
Es gibt keine Wörter, welche plötzlich einen Unterschied aller gleichgestalti-
gen [Dinge] ausdrücken, und es wird auch kein Unterschied wahrgenommen.

jñ¢na¡abd¢rthavi¼ay¢ vi¡e¼¢ ye vyavasthit¢À |


te¼¢¾ duravadh¢ratv¢j jñ¢n¢dyekatvadar¡anam || 103 ||
Weil die Unterschiede, welche bezüglich der Erkenntnisse, der Wörter und der
Bedeutungen bestehen, schwer erkennbar sind, betrachtet man jñ¢na usw. als
Einheit.

jñ¢ne¼v api yath¢rthe¼u tath¢ sarve¼u j¢tayaÀ |


sa¾sargadar¡ane santi t¢¡ c¢rthasya pras¢dhik¢À || 104 ||
Wie schon in den Erkenntnissen, so gibt es nach der sa¾sarga-Philosophie
auch in allen Dingen Gattungen; und diese vermitteln die Wortbedeutung.
170 Wilhelm Rau

jñeyastham eva s¢m¢nya¾ jñ¢n¢n¢m upak¢rakam |


na j¢tu jñeyavaj jñ¢na¾ parar¦pe½a r¦pyate || 105 ||
Die im Objekt befindliche Gattung fördert die Erkenntnisse. Keineswegs er-
scheint die Erkenntnis wie das Erkenntnisobjekt unter einer anderen Gestalt.

yath¢ jyotiÀ prak¢¡ena n¢nyen¢bhiprak¢¡yate |


jñ¢n¢k¢ras tath¢nyena na jñ¢nenopag²hyate || 106 ||
Wie ein Glanz nicht durch ein anderes Licht beleuchtet wird, so wird eine Er-
kenntnisform nicht durch eine andere Erkenntnis erkannt.

na c¢tmasamavetasya s¢m¢nyasy¢vadh¢ra½e |
jñ¢na¡aktiÀ samarth¢ sy¢j jñ¢tasy¢nyasya vastunaÀ || 107 ||
Und die Erkenntniskraft dürfte weder fähig sein zur Erfassung der in sich
selbst enthaltenen Gattung einer anderen erkannten Sache,

ayaugapadye jñ¢n¢n¢m asyety agraha½a¾ na ca |


yathopalabdhi smara½am upalabdhe ca j¢yate || 108 ||
noch [gibt es] 'bei der Nicht-Gleichzeitigkeit seiner Erkenntnisse' ein Nicht-
Erfassen. Und je nach dem Auffassen stellt sich Erinnerung an das Aufgefasste
ein.

gha¿ajñ¢nam iti jñ¢na¾ gha¿ajñ¢navilak¼a½am |


gha¿a ity api yaj jñ¢na¾ vi¼ayopanip¢ti tat || 109 ||
Die Erkenntnis 'Erkenntnis eines Topfes' ist verschieden von der Erkenntnis
'Topf'. Die Erkenntnis 'Es ist ein Topf' bezieht sich auf ein Sinnesobjekt.

yato vi¼ayar¦pe½a jñ¢nar¦pa¾ na g²hyate |


arthar¦pavivikta¾ ca svar¦pa¾ n¢vadh¢ryate || 110 ||
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 171

Weil die Gestalt der Erkenntnis nicht durch die Gestalt des Sinnesobjekts er-
fasst wird, wird auch (ca) die von der Objektsgestalt verschiedene Wesenheit
nicht wahrgenommen.

Ende des J¢tisamudde¡a


172 Wilhelm Rau

Dravyasamudde¡a

¢tm¢ vastu svabh¢va¡ ca ¡ar¤ra¾ tattvam ity api |


dravyam ity asya pary¢y¢s tac ca nityam iti sm²tam || 1 || 111
¢tman, vastu, svabh¢va, ¡ar¤ra und auch tattva sind Synonyma von 'Substanz'
(dravya), und diese ist nach der Überlieferung ewig.

satya¾ vastu tad¢k¢rair asatyair avadh¢ryate |


asatyop¢dhibhiÀ ¡abdaiÀ satyam ev¢bhidh¤yate || 2 || 112
Das reale vastu wird dabei durch irreale Formen erkannt. Das Reale allein
wird durch Wörter benannt, welche das Irreale zum Substitut haben.

adhruve½a nimittena devadattag²ha¾ yath¢ |


g²h¤ta¾ g²ha¡abdena ¡uddham ev¢bhidh¤yate || 3 || 113
Wie man das Haus des Devadatta durch ein bewegliches Merkzeichen erkennt,
während durch das Wort 'Haus' nur ein Haus schlechthin bezeichnet wird.

suvar½¢di yath¢ yukta¾ svair ¢k¢rair ap¢yibhiÀ |


rucak¢dyabhidh¢n¢n¢¾ ¡uddham evaiti v¢cyat¢m || 4 || 114
Wie Gold usw., vereinigt mit vergänglichen Gestalten, in reiner Form die Na-
men 'Halsreif' (rucaka) usw. zum Ausdruck bringt.

¢k¢rai¡ ca vyavacched¢t s¢rv¢rthyam avarudhyate |


yathaiva cak¼ur¢d¤n¢¾ s¢marthya¾ n¢lik¢dibhiÀ || 5 || 115
Die Tatsache, dass [ein Wort an sich] alles bedeutet, wird eingeschränkt durch
die Formen, aufgrund einer Ausschliessung, genau so wie die Fähigkeit der Seh-
kraft durch Röhren [eingeschränkt wird].
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 173

te¼v ¢k¢re¼u yaÀ ¡abdas tath¢bh¦te¼u vartate |


tattv¢tmakatv¢t ten¢pi nityam ev¢bhidh¤yate || 6 || 116
Das Wort, welches an diesen so beschaffenen Formen haftet, - durch das wird
auch das Ewige bezeichnet, weil sie [die Formen] mit der Substanz [d.h. dem
brahman] identisch sind.

na tattv¢tattvayor bheda iti v²ddhebhya ¢gamaÀ |


atattvam iti manyante tattvam ev¢vic¢ritam || 7 || 117
'Es ist kein Unterschied zwischen dem Realen und dem Irrealen', so lautet die
Überlieferung von den Alten her. Sie meinen, Irreales sei nicht richtig überdach-
tes Reales.

vikalpar¦pa¾ bhajate tattvam ev¢vikalpitam |


na c¢tra k¢labhedo 'sti k¢labheda¡ ca g²hyate || 8 || 118
Das undifferenzierte Reale nimmt differenzierte Form an. Und hier ist kein
zeitlicher Unterschied, wird aber (ca) [fälschlich] wahrgenommen.

yath¢ vi¼ayadharm¢½¢¾ jñ¢ne 'tyantam asa¾bhavaÀ |


tad¢tmeva ca tat siddham atyantam atad¢tmakam || 9 || 119
Wie Attribute eines Sinnesobjekts ganz und gar nicht in der Erkenntnis sein
können -, das ist wie dessen Wesen und das ist erwiesen als damit ganz und gar
nicht identisch,

tath¢ vik¢rar¦p¢½¢¾ tattve 'tyantam asa¾bhavaÀ |


tad¢tmeva ca tat tattvam atyantam atad¢tmakam || 10 || 120
so können Modifikationsformen ganz und gar nicht im Realen sein -, das ist
wie dessen Wesen und das Reale ist damit ganz und gar nicht identisch.
174 Wilhelm Rau

satyam ¢k²tisa¾h¢re yad ante vyavati¼¿hate |


tan nitya¾ ¡abdav¢cya¾ tac chabd¢t tac ca na bhidyate || 11 || 121
Das Reale, was beim Vergehn der Formen am Ende [übrig] bleibt, das ist
ewig, das wird von den Wörtern bezeichnet, das ist vom Worte nicht verschie-
den.

na tad asti na tan n¢sti na tad eka¾ na tat p²thak |


na sa¾s²¼¿a¾ vibhakta¾ na vik²ta¾ na na c¢nyath¢ || 12 || 122
Weder ist das, noch ist das nicht; das ist nicht Eines, das ist nicht geteilt; nicht
vermischt, nicht gesondert; nicht verändert und nicht anders [d.h. unverändert].

tan n¢sti vidyate tac ca tad eka¾ tat p²thak p²thak |


sa¾s²¼¿a¾ ca vibhakta¾ ca vik²ta¾ tat tad anyath¢ || 13 || 123
Das ist nicht, und das gibt es; das ist Eines, das ist vielfach geteilt; vermischt
und gesondert; das ist verändert, das ist nicht anders [lies: tan n¢nyath¢ !].

tasya ¡abd¢rthasa¾bandhar¦pam ekasya d²¡yate |


tad d²¡ya¾ dar¡ana¾ dra¼¿¢ dar¡ane ca prayojanam || 14 || 124
Man sieht dies Eine als Wort, Sinn und Verbindung [von Wort und Sinn]. Dies
ist das Sichtbare, das Sehen, der Sehende und der Zweck beim Sehen.

vik¢r¢pagame satya¾ suvar½a¾ ku½Îale yath¢ |


vik¢r¢pagame saty¢¾ tath¢huÀ prak²ti¾ par¢m || 15 || 125
Wie [sie] beim Schwinden der Formen das Wahre am Ohrring Gold [nennen],
so nennen sie beim Schwinden der Formen die höchste prak²ti wahr.

v¢cy¢ s¢ sarva¡abd¢n¢¾ ¡abd¢¡ ca na p²thak tataÀ |


ap²thaktve ca sa¾bandhas tayor n¢n¢tmanor iva || 16 || 126
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 175

Diese ist von allen Wörtern auszudrücken, und die Wörter sind von ihr nicht
verschieden. Und bei Nicht-Verschiedenheit gibt es [gleichwohl] eine Verbin-
dung der beiden als seien sie verschiedenen Wesens.

¢tm¢ paraÀ priyo dve¼yo vakt¢ v¢cya¾ prayojanam |


viruddh¢ni yathaikasya svapne r¦p¢½i cetasaÀ || 17 || 127
Wie die Gestalten des einen Bewusstseins im Schlafe Gegensätze bilden: das
Selbst - der andere; lieb - verhasst; der Sprecher - was gesagt werden soll [und]
der Zweck [des Sprechens], -

ajanmani tath¢ nitye paurv¢paryavivarjite |


tattve janm¢dir¦patva¾ viruddham upalabhyate || 18 || 128
so werden im ungeborenen Ewigen, dem zeitliche Abfolge fehlt, in der Sub-
stanz, die gegensätzlichen Formen Geburt usw. wahrgenommen.

Ende des Dravyasamudde¡a.


176 Wilhelm Rau

Sa¾bandhasamudde¡a

jñ¢na¾ prayoktur b¢hyo 'rthaÀ svar¦pa¾ ca prat¤yate |


¡abdair uccaritais te¼¢¾ sa¾bandhaÀ samavasthitaÀ || 1 || 129
Die Absicht des Sprechers, das äussere Ding und die eigene Form des Wortes
werden durch ausgesprochene Wörter mitgeteilt. Ihre Verknüpfung ist festgelegt.

pratipattur bhavaty arthe jñ¢ne v¢ sa¾¡ayaÀ kva cit |


svar¦pe¼¦palabhye¼u vyabhic¢ro na vidyate || 2 || 130
Manchmal gibt es einen Zweifel des Hörers hinsichtlich des [äusseren] Dings
oder der Absicht [des Sprechers]. Wenn die eigenen Formen [der Wörter]
erkennbar sind, gibt es kein Fehlgehen.

asy¢ya¾ v¢cako v¢cya iti ¼a¼¿hy¢ prat¤yate |


yogaÀ ¡abd¢rthayos tattvam apy ato vyapadi¡yate || 3 || 131
Dies ist sein Wort; dies ist seine Bedeutung - die Verbindung von Wort und
Bedeutung ergibt sich durch den Genitiv. Sie wird daher auch 'Grundprinzip'
genannt.

n¢bhidh¢na¾ svadharme½a sa¾bandhasy¢sti v¢cakam |


atyantaparatantratv¢d r¦pa¾ n¢sy¢padi¡yate || 4 || 132
[Ausser dem Genitiv] gibt es kein sprachliches Ausdrucksmittel für diese Ver-
bindung mit ihrer Eigenbedeutung. Weil sie in höchstem Masse abhängig ist,
wird ihre Form nicht ausgedrückt.

upak¢r¢t sa yatr¢sti dharmas tatr¢nugamyate |


¡akt¤n¢m api s¢ ¡aktir gu½¢n¢m apy asau gu½aÀ || 5 || 133
Wo diese besondere Eigenschaft aufgrund einer Hilfeleistung vorhanden ist,
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 177

da wird sie erkannt. Es ist dies auch die Kraft der Kräfte, auch ist jene das At-
tribut der Attribute.

taddharma½os tu t¢cchabdya¾ sa¾yogasamav¢yayoÀ |


tayor apy upak¢r¢rth¢ niyat¢s tadup¢dhayaÀ || 6 || 134
[Unmittelbare] Berührung (sa¾yoga) und Inhärenz (samav¢ya) werden mit
diesem Worte [d.h. als Relationen] bezeichnet, weil sie deren Attribute aufwei-
sen. Die beiden haben feste beschränkende Faktoren, deren Zweck in Hilfeleis-
tung besteht.

k¢ cid eva hi s¢vasth¢ k¢ryaprasavas¦cit¢ |


kasya cit kena cid yasy¢¾ sa¾yoga upaj¢yate || 7 || 135
Es gibt nur einen solchen Zustand, der durch den Antrieb zu einem Zweck an-
gedeutet ist, bei welchem eine Berührung (sa¾yoga) von etwas mit etwas ent-
steht.

nir¢tmak¢n¢m utpattau niyamaÀ kva cid eva yaÀ |


tenaiv¢vyapavarga¡ ca pr¢ptyabhede sa yatk²taÀ || 8 || 136
Die Einschränkung, welche obwaltet bei der Entstehung von Dingen, die keine
individuelle Existenz besitzen, durch diese findet keine Trennung [von Ursache
und Ergebnis] statt, weil sie [d.h. die Nicht-Trennung] von jener bewirkt ist, wo-
bei es keinen Unterschied gibt zur Berührung (sa¾yoga) -

¢tm¢ntarasya yen¢tm¢ tad¢tmev¢vadh¢ryate |


yata¡ caikatvan¢n¢tva¾ tattva¾ n¢dhyavas¤yate || 9 || 137
wodurch das Wesen eines anderen Wesens wie dieses Wesen verstanden wird,
und woher die Identität bzw. Verschiedenheit als wahres Wesen nicht festgelegt
wird.
178 Wilhelm Rau

t¢¾ ¡akti¾ samav¢y¢khy¢¾ ¡akt¤n¢m upak¢ri½¤m |


bhed¢bhed¢v atikr¢nt¢m anyathaiva vyavasthit¢m || 10 || 138
diese Inhärenz (samav¢ya) genannte Kraft, welche [andere] Kräfte fördert,
Unterschied wie Identität überschreitet und eben auf andere Weise existiert.

dharma¾ sarvapad¢rth¢n¢m at¤taÀ sarvalak¼a½aÀ |


anug²h½¢ti sa¾bandha iti p¦rvebhya ¢gamaÀ || 11 || 139
Die Beziehung (sa¾bandha) transzendiert die Bestimmung aller Dinge, ist
durch alles gekennzeichnet und begünstigt diese Inhärenz (samav¢ya) genannte
Kraft ...
so kommt die Überlieferung von den Altvordern.

pad¢rth¤k²ta ev¢nyaiÀ sarvatr¢bhyupagamyate |


sa¾bandhas tena ¡abd¢rthaÀ pravibhaktu¾ na ¡akyate || 12 || 140
Von anderen wird die Beziehung (sa¾bandha = sa¾yoga und samav¢ya)
überall als Kategorie zugestanden. Damit kann die Beziehung zwischen Wort
und Bedeutung nicht erklärt werden.

samav¢y¢t sva ¢dh¢raÀ sv¢ ca j¢tiÀ prat¤yate |


ek¢rthasamav¢y¢t tu gu½¢À sv¢dh¢ra eva ye || 13 || 141
Aus der Inhärenz ergibt sich das eigene Substrat und die eigene Gattung.
Durch die Inhärenz in einem und demselben Dinge ergeben sich die Eigenschaf-
ten im Substrat.

dravyatvasatt¢sa¾yog¢À sv¢ny¢dh¢ropabandhan¢À |
tatprade¡avibh¢g¢¡ ca gu½¢ dvitv¢daya¡ ca ye || 14 || 142
Substanz-Sein, Dasein und Beziehung sind gebunden an eigene und fremde
Substrate; ebenso die auf diese Orte verteilten Eigenschaften wie Zweiheit usw.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 179

ke cit sv¢¡rayasa¾yukt¢À ke cit tatsamav¢yinaÀ |


sa¾yuktasamavete¼u samavet¢s tath¢pare || 15 || 143
Einige sind mit ihrem Substrat in Kontakt, andere inhärieren ihm, noch andere
inhärieren solchen, welche in Kontakt befindlichen inhärieren.

sv¢¡raye½a tu sa¾yuktaiÀ sa¾yukta¾ vibhu gamyate |


samav¢yasya sa¾bandho n¢paras tatra d²¡yate || 16 || 144
'All-Gegenwärtiges' bezeichnet, was in Berührung ist mit Dingen, die mit dem
Substrat in Berührung sind. Dabei gibt es keine weitere Beziehung der Inhärenz.

sa¾bandhasy¢vi¡i¼¿atv¢n na c¢tra niyamo bhavet |


tasm¢c chabd¢rthayor naiva¾ sa¾bandhaÀ parikalpyate || 17 || 145
Weil die Beziehung nicht definiert ist, gäbe es hier [d.h. beim Worte] keine
Beschränkung [auf eine fixierte Bedeutung]. Daher wird keine Beziehung (sa¾-
yoga oder samav¢ya) zwischen Wort und Bedeutung angenommen.

ad²¼¿av²ttil¢bhena yath¢ sa¾yoga ¢tmanaÀ |


kva cit svasv¢miyog¢khyo 'bhede 'nyatr¢pi sa kramaÀ || 18 || 146
Wie der Kontakt des ¢tman, welcher Verbindung von Eignem und Eigner
heisst, durch Erlangung einer Wirkung des ad²¼¿a zustandekommt, so geht es
auch in anderen Fällen, obwohl kein Unterschied in der Beziehung besteht.

pr¢pti¾ tu samav¢y¢khy¢¾ v¢cyadharm¢tivartin¤m |


prayokt¢ pratipatt¢ v¢ na ¡abdair anugacchati || 19 || 147
Weder der Sprecher noch der Hörer gelangt durch Wörter zu dem 'Inhärenz'
genannten Nebeneinander, welches über die Attribute des Ausdrückbaren
hinausgeht.
180 Wilhelm Rau

av¢cyam iti yad v¢cya¾ tad av¢cyatay¢ yad¢ |


v¢cyam ity avas¤yeta v¢cyam eva tad¢ bhavet || 20 || 148
Wenn das, was nicht-ausdrückbar ist, als nicht-ausdrückbar ausgedrückt wird,
würde es dabei eben als ausdrückbar bestimmt.

ath¢py av¢cyam ity eva¾ na tad v¢cya¾ prat¤yate |


vivak¼it¢sya y¢vasth¢ saiva n¢dhyavas¤yate || 21 || 149
Weiter auch, 'nicht-ausdrückbar' [wenn man] so [sagt], wird dieses Auszudrü-
ckende nicht verstanden. Der Zustand dessen, was ausgesagt werden soll, - auch
der wird nicht begriffen.

tath¢nyath¢ sarvath¢ ca yasy¢v¢cyatvam ucyate |


tatr¢pi naiva s¢vasth¢ taiÀ ¡abdaiÀ prati¼idhyate || 22 || 150
Wessen Unausdrückbarkeit so, anders, und immer ausgesprochen wird, - auch
bei dem wird gerade diesem Zustand durch diese Wörter nicht widersprochen.

na hi sa¾¡ayar¦pe 'rthe ¡e¼atvena vyavasthite |


avyud¢se svar¦pasya sa¾¡ayo 'nyaÀ pravartate || 23 || 151
Wenn ein Wissen (artha = jñ¢na), welches die Form des Zweifels besitzt, in
den Zustand des '¡e¼a' übergeht, ergibt sich ja kein zweiter Zweifel, ohne dass
die eigene Form aufgegeben wird.

yad¢ ca nir½ayajñ¢ne nir½ayatvena nir½ayaÀ |


prakramyate tad¢ jñ¢na¾ svadharme½¢vati¼¿hate || 24 || 152
Und wenn bei einem entscheidenden Wissen die Entscheidung mit Entschied-
enheit eintritt, dann bleibt das Wissen bei seiner Eigenschaft.

sarva¾ mithy¢ brav¤m¤ti naitad v¢kya¾ vivak¼yate |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 181

tasya mithy¢bhidh¢ne hi prakr¢nto 'rtho na gamyate || 25 || 153


Der Satz 'Ich sage alles falsch', ist nicht wörtlich gemeint. Denn wenn ja die
Aussage 'falsch' gemacht wird, wird ja der intendierte Sinn nicht verstanden.

na ca v¢cakar¦pe½a prav²ttasy¢sti v¢cyat¢ |


pratip¢dya¾ na tat tatra yen¢nyat pratipadyate || 26 || 154
Und nicht kann das, was vom Gemeinten ausgesagt werden soll, in Gestalt ei-
nes Aussagenden erscheinen. Wodurch etwas anderes erklärt wird, kann da nicht
das Zuerklärende sein.

as¢dhik¢ pratijñeti neyam ev¢bhidh¤yate |


yath¢ tath¢sya dharmo 'pi n¢tra ka¡ cit prat¤yate || 27 || 155
'Eine [blosse] Behauptung ist [noch] kein Beweis', - gerade wie diese Behaup-
tung [selbst] hier nicht gemeint ist, so wird auch keine Eigenschaft [d.h. das
'Falsch-Sein'] hier [an dem Satze] erkannt.

vy¢p¢rasy¢paro yasm¢n na vy¢p¢ro 'sti ka¡ ca na |


virodham anavasth¢¾ v¢ tasm¢t sarvatra n¢¡rayet || 28 || 156
Weil es für eine Funktion keine weitere Funktion gibt, deswegen soll man
überall [d.h. in allen diesen Beispielen] nicht mit einem Widerspruch oder einem
regressus ad infinitum argumentieren.

indriy¢½¢¾ svavi¼aye¼v an¢dir yogyat¢ yath¢ |


an¢dir arthaiÀ ¡abd¢n¢¾ sa¾bandho yogyat¢ tath¢ || 29 || 157
Wie die Sinnesorgane eine anfangslose Angepasstheit an ihre [jeweiligen] Sin-
nesobjekte besitzen, so ist die anfangslose Verbindung der Wörter mit [ihren]
Bedeutungen eine Angepasstheit.
182 Wilhelm Rau

as¢dhur anum¢nena v¢cakaÀ kai¡ cid i¼yate |


v¢cakatv¢vi¡e¼e v¢ niyamaÀ pu½yap¢payoÀ || 30 || 158
Einige postulieren, ein fehlerhaftes Wort [werde verständlich] durch einen
Analogieschluss [auf ein fehlerloses], oder aber es herrsche eine Einschränkung
hinsichtlich des religiösen Verdienstes bzw. des religiösen Vergehens, auch
wenn es in der Aussagekraft [von fehlerhaften und fehlerlosen Wörtern] keinen
Unterschied gibt.

sa¾bandha¡abde sa¾bandho yogyat¢¾ prati yogyat¢ |


samay¢d yogyat¢sa¾vin m¢t¢putr¢diyogavat || 31 || 159
Die Beziehung beim Worte 'Beziehung' ist die 'Angepasstheit' hinsichtlich
der Angepasstheit, - durch Übereinkunft [entsteht] das Bewusstwerden von
'Angepasstheit' wie beim Verhältnis von Mutter und Sohn usw.

¡abdaÀ k¢ra½am arthasya sa hi tenopajanyate |


tath¢ ca buddhivi¼ay¢d arth¢c chabdaÀ prat¤yate || 32 || 160
Das Wort ist die Ursache für die Bedeutung, denn diese [Bedeutung] entsteht
durch dieses [Wort]. Und ebenso wird das Wort verstanden aus der Bedeutung,
welche sich im Geiste [d.h. im Bewusstsein von Sprecher und Hörer] befindet.

bhojan¢dy api manyante buddhyarthe yad asa¾bhavi |


buddhyarth¢d eva buddhyarthe j¢te tad api d²¡yate || 33 || 161
Auch das 'Essen' usw., meint man, was bei Bewusstseins-Bedeutung unmög-
lich ist, - selbst das wird verstanden, wenn nur aus der Bewusstseins-Bedeutung
eine andere Bewusstseins-Bedeutung entsteht.

anitye¼v api nityatvam abhidhey¢tman¢ sthitam |


anityatva¾ sva¡aktir v¢ s¢ ca nity¢n na bhidyate || 34 || 162
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 183

Auch in nicht-ewigen [d.h. vergänglichen Dingen] wohnt Ewigkeit durch das


Wesen des Wortes; oder die Nicht-Ewigkeit ist eine Eigenkraft: sie unterscheidet
sich nicht vom Ewigen.

¡abden¢rthasya sa¾sk¢ro d²¼¿¢d²¼¿aprayojanaÀ |


kriyate so 'bhisa¾bandham antare½a katha¾ bhavet || 35 || 163
Eine Zurichtung der Bedeutung, welche zu sichtbaren oder zu unsichtbaren
Ergebnissen führt, geschieht selbst durch ein unverstandenes Wort. Wie käme
das zustande, ohne eine Beziehung [zwischen Wort und Bedeutung]?

n¢va¡yam abhidheye¼u sa¾sk¢raÀ sa tath¢vidhaÀ |


d²¡yate na ca sa¾bandhas tath¢bh¦to vivak¼itaÀ || 36 || 164
Eine sogeartete Zurichtung sieht man nicht unbedingt in den Wörtern. Und ei-
ne sobeschaffene Beziehung soll gar nicht ausgedrückt werden.

sati pratyayahetutva¾ sa¾bandha upapadyate |


¡abdasy¢rthe yatas tatra sa¾bandho 'st¤ti gamyate || 37 || 165
Weil sich ein Grund für die Verständigung hinsichtlich der Bedeutung eines
Wortes nur ergibt, wenn eine Beziehung [zwischen Wort und Bedeutung] be-
steht, so folgt: 'Dort ist eine Beziehung'.

nitye 'nitye 'pi v¢py arthe puru¼e½a katha¾ ca na |


sa¾bandho 'k²tasa¾bandhaiÀ ¡abdaiÀ kartu¾ na ¡akyate || 38 || 166
Sei die [mitzuteilende] Bedeutung [eines Wortes] ewig oder nicht-ewig; in
keiner Weise kann von einem Menschen die Beziehung [zwischen Wort und
Bedeutung] hergestellt werden durch Wörter, bei denen eine solche Beziehung
nicht schon geschaffen ist.
184 Wilhelm Rau

vyapade¡e pad¢rth¢n¢m any¢ sattaupac¢rik¤ |


sarv¢vasth¢su sarve¼¢m ¢tmar¦pasya dar¡ik¢ || 39 || 167
Bei der Angabe von Wortbedeutungen gibt es ein uneigentlich gemeintes [d.h.
sekundäres] Sein, welches in allen Lagen die wahre Natur aller [Dinge] anzeigt.

spha¿ik¢di yath¢ dravya¾ bhinnar¦pair up¢¡rayaiÀ |


sva¡aktiyog¢t sa¾bandha¾ t¢dr¦pye½eva gacchati || 40 || 168

tadvac chabdo 'pi satt¢y¢m asy¢¾ p¦rva¾ vyavasthitaÀ |


dharmair upaiti sa¾bandham avirodhivirodhibhiÀ || 41 || 169
Wie eine Substanz 'Bergkristall' usw. durch verschiedenfarbige Unterlagen
unter Anwendung seiner Kräfte irgendwie eine Beziehung mit der entsprechen-
den Farbigkeit eingeht,
so geht auch ein Wort, das vorher in diesem Sein vorhanden war, eine Bezie-
hung ein mit nicht-widersprüchlichen und widersprüchlichen Eigenschaften.

eva¾ ca prati¼edhye¼u prati¼edhaprak°ptaye |


¢¡rite¼¦pac¢re½a prati¼edhaÀ pravartate || 42 || 170
So geschieht auch (ca) Negation bei zu negierenden Gegenständen durch un-
eigentliche [sekundäre] Benennung (upac¢ra), damit Negation möglich werde.

¢tmal¢bhasya janm¢khy¢ sat¢ labhya¾ ca labhyate |


yadi saj j¢yate kasm¢d ath¢saj j¢yate katham || 43 || 171
Der Name 'Geburt' bezeichnet das Erlangen des Selbstes, und [nur] vom
Seienden wird das zu Erlangende erlangt. Wenn das Seiende [bereits existiert],
woher wird es geboren? [Wenn] das Nichtseiende [bereits existiert], wie wird es
geboren?
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 185

sato hi gantur gamana¾ sati gamye pravartate |


gant²vac cen na janm¢rtho na cet tadvan na j¢yate || 44 || 172
Eines seienden Gängers Gang vollzieht sich, wenn ein Ziel ist. Wenn [der ge-
boren wird] wie der 'Gänger' ist, hat 'Geburt' keinen Sinn. Wenn er nicht so ist,
wird er nicht geboren.

upacarya tu kart¢ram abhidh¢naprav²ttaye |


puna¡ ca karmabh¢vena t¢¾ kriy¢¾ ca tad¢¡ray¢m || 45 || 173

athopac¢rasattaiva¾ vidhey¢s tatra l¢dayaÀ |


janman¢ tu virodhitv¢n mukhy¢ satt¢ na vidyate || 46 || 174
Nachdem man einen Agens uneigentlich benannt hat, damit ihm ein Name
[d.h. aËkura = junger Schoss, Sprössling] gegeben werden kann, und weiter
[eben diesen] als Objekt sowie eine Handlung, welche sich auf dieses [Objekt]
bezieht, ergibt sich so das sekundäre Sein. Dem können die Suffixe 'la' usw.
[d.h. die verbalen Suffixe] angefügt werden. Weil es aber der 'Geburt' wider-
spräche, gibt es kein primäres Sein.

¢tm¢nam ¢tman¢ bibhrad ast¤ti vyapadi¡yate |


antarbh¢v¢c ca ten¢sau karma½¢ na sakarmakaÀ || 47 || 175
Wer sein Selbst durch sein Selbst trägt, von dem heisst es: 'Er ist', und weil
das Objekt [in der Wurzel as] enthalten ist, ist jene (asau) durch dies Objekt
nicht transitiv.

pr¢k ca satt¢bhisa¾bandh¢n mukhy¢ satt¢ katha¾ bhavet |


asa¾¡ ca n¢steÀ kart¢ sy¢d upac¢ras tu p¦rvavat || 48 || 176
Wie kann es vor einer Beziehung zum Sein ein primäres Sein geben? Und
könnte ein Nicht-Seiender der Agens von 'asti' sein? Aber die sekundäre Benen-
186 Wilhelm Rau

nung ist dieselbe wie vorher.

tasm¢d bhinne¼u dharme¼u virodhi¼v avirodhin¤m |


virodhikhy¢pan¢yaiva ¡abdais tais tair up¢¡rit¢m || 49 || 177

abhinnak¢l¢m arthe¼u bhinnak¢le¼v avasthit¢m |


prav²ttihetu¾ sarve¼¢¾ ¡abd¢n¢m aupac¢rik¤m || 50 || 178

et¢¾ satt¢¾ pad¢rtho hi na ka¡ cid ativartate |


s¢ ca sa¾pratisatt¢y¢À p²thag bh¢¼ye nidar¡it¢ || 51 || 179
Kein Wort reicht je über dieses Sein hinaus, das bei verschiedenen sich wider-
sprechenden Eigenschaften nicht widersprüchlich ist; auf das sich diese und jene
Wörter stützen, um Widersprüchliches auszudrücken;
das ohne zeitliche Begrenzung in Dingen, die zeitlich fixiert sind, vorhanden
ist; das im übertragenen Sinne die Ursache für die Verwendung aller Wörter ist;
-
und dies wird im Bh¢¼ya als vom primären Sein verschieden gelehrt.

prade¡asyaikade¡a¾ v¢ parato v¢ nir¦pa½am |


viparyayam abh¢va¾ v¢ vyavah¢ro 'nuvartate || 52 || 180
Sprachliche Verständigung bezieht sich entweder [nur] auf einen Teil einer
Bestimmung (prade¡a) oder auf eine Festlegung durch ein Zweites oder auf ein
Entgegengesetztes oder auf ein Nichtvorhanden-Sein.

yathendriyasya vaigu½y¢n m¢tr¢dhy¢ropav¢n iva |


j¢yate pratyayo 'rthebhyas tathaivodde¡aj¢ matiÀ || 53 || 181
Wie durch einen Schaden am Sinnesorgan von den Sinnesobjekten her ein
Eindruck entsteht, auf den sozusagen ein Mass fälschlich übertragen ist, so ver-
hält sich auch die Erkenntnis (mati), welche aus [verbaler] Erklärung entsteht.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 187

ak²tsnavi¼ay¢bh¢sa¾ ¡abdaÀ pratyayam ¢¡ritaÀ |


artham ¢h¢nyar¦pe½a svar¦pe½¢nir¦pitam || 54 || 182
Ein auf einen Eindruck, welcher ein unvollständiges Sinnesobjekt widerspie-
gelt, gestütztes Wort teilt ein Ding unter anderer [d.h. veränderter] Gestalt, nicht
ein durch die eigene [d.h. wahre] Gestalt bestimmtes mit.

r¦pa½avyapade¡¢bhy¢¾ laukike vartmani sthitau |


jñ¢na¾ praty abhil¢pa¾ ca sad²¡au b¢lapa½Îitau || 55 || 183
Ein Ungebildeter und ein Gelehrter sind an Untersuchung (r¦pa½a) und Mit-
teilung (vyapade¡a) hinsichtlich der Erkenntnis und des Ausdrucks gleich, wenn
sie auf Alltagsebene stehen.

sarv¢rthar¦pat¢ ¡uddhir jñ¢nasya nirup¢¡ray¢ |


tato 'py asya par¢¾ ¡uddhim eke pr¢hur ar¦pik¢m || 56 || 184
Reinheit der Erkenntnis umfasst alle Objekte und stützt sich nicht [auf Sinnes-
eindrücke]. Einige behaupten, die von Formen freie Reinheit stehe noch höher
als jene.

upaplavo hi jñ¢nasya b¢yh¢k¢r¢nup¢tit¢ |


k¢lu¼yam iva tat tasya sa¾sarge vyatibhedajam || 57 || 185
Die Abhängigkeit von äusseren Gestalten ist eine Schädigung der Erkenntnis.
Sie bildet gewissermassen eine Verunreinigung an ihr und entsteht vermöge der
Durchdringung beim Kontakt [mit den äusseren Gestalten].

yath¢ ca jñ¢nam ¢lekh¢d a¡uddhau vyavati¼¿hate |


tathop¢¡rayav¢n arthaÀ svar¦p¢d viprak²¼yate || 58 || 186
Und wie die Erkenntnis aufgrund einer Verfärbung [durch das Erkenntnisob-
jekt] in Verunreinigung erscheint, so wird ein auf limitierende Faktoren
188 Wilhelm Rau

(up¢¡raya) gestütztes Objekt von seiner eigenen [d.h. wahren] Gestalt weggezo-
gen.

evam arthasya ¡abdasya jñ¢nasya ca viparyaye |


bh¢v¢bh¢v¢v abhedena vyavah¢r¢nup¢tinau || 59 || 187
So folgen bei Abwandlung der Wortbedeutung, des Wortes und der Erkenntnis
Sein und Nicht-Sein gleichermassen dem normalen Sprachgebrauch.

yath¢ bh¢vam up¢¡ritya tadabh¢vo 'nugamyate |


tath¢bh¢vam up¢¡ritya tadbh¢vo 'py anugamyate || 60 || 188
Wie auf das Sein [eines Dings] gestützt, dessen Nicht-Sein erkannt wird, so
wird auf das Nicht-Sein [eines Dings] gestützt, auch dessen Sein erkannt.

n¢bh¢vo j¢yate bh¢vo naiti bh¢vo 'nup¢khyat¢m |


ekasm¢d ¢tmano 'nanyau bh¢v¢bh¢vau vikalpitau || 61 || 189
Weder wird Nicht-Sein zu Sein noch gelangt Sein in den Zustand, wo es nicht
unmittelbar wahrzunehmen wäre [cf. P¢½ini 6,3,80]. Sein und Nicht-Sein sind
nur angenommen und nicht verschieden von dem Einen ¢tman.

abh¢vasy¢nup¢khyatv¢t k¢ra½a¾ na pras¢dhakam |


sop¢khyasya tu bh¢vasya k¢ra½a¾ ki¾ kari¼yati || 62 || 190
Für das Nicht-Sein gibt es keine bewirkende Ursache, weil es nicht unmittel-
bar wahrzunehmen ist. Was wird eine Ursache bei dem unmittelbar
wahrgenommenen Sein bewirken?

tasm¢t sarvam abh¢vo v¢ bh¢vo v¢ sarvam i¼yate |


na tv avasth¢ntara¾ ki¾ cid ekasm¢t satyataÀ sthitam || 63 || 191
Daher postuliert man, entweder ist alles Nicht-Sein oder alles ist Sein. Es exis-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 189

tiert aber kein von dem Einen Wahren verschiedener Zustand.

tasm¢n n¢bh¢vam icchanti ye loke bh¢vav¢dinaÀ |


abh¢vav¢dino v¢pi na bh¢va¾ tattvalak¼a½am || 64 || 192
Deswegen leugnen die, die in der Welt das Sein verteidigen, das Nicht-Sein,
oder die das Nicht-Sein verteidigen das Sein als Kennzeichen für Realität.

advaye caiva sarvasmin svabh¢v¢d ekalak¼a½e |


parikalpe¼u mary¢d¢ vicitraivopalabhyate || 65 || 193
Und in der gesamten Nicht-Zweiheit, die von Natur nur e i n Kennzeichen hat,
findet man eine vielfältige Ordnung bei den angenommenen Dingen.

catasro hi yath¢vasth¢ nirup¢khye prakalpit¢À |


eva¾ dvaividhyam apy etad bh¢v¢bh¢vavyap¢¡rayam || 66 || 194
Wie ja in dem nicht unmittelbar Wahrzunehmenden vier Zustände angenom-
men werden, so beruht auch diese Zweifaltigkeit auf Sein und Nicht-Sein.

avirodh¤ virodh¤ v¢ sann asan v¢pi yuktitaÀ |


kramav¢n akramo v¢pi n¢bh¢va upapadyate || 67 || 195
Nicht-Sein kann logischerweise (yuktitaÀ) [dem Sein] weder nicht-
entgegengesetzt noch entgegengesetzt, weder existent noch nicht-existent, weder
mit Reihenfolge noch ohne Reihenfolge sein.

avirodh¤ virodh¤ v¢ sann asan v¢pi tattvataÀ |


kramav¢n akramo v¢pi tena bh¢vo na vidyate || 68 || 196
Deswegen gibt es in Wahrheit (tattvataÀ) kein Sein, das [dem Nicht-Sein]
nicht-entgegengesetzt oder entgegengesetzt, existent oder nicht-existent, mit Rei-
henfolge oder ohne Reihenfolge wäre.
190 Wilhelm Rau

abh¢ve tri¼u k¢le¼u na bhedasy¢sti sa¾bhavaÀ |


tasminn asati bh¢ve 'pi traik¢lya¾ n¢vati¼¿hate || 69 || 197
Beim Nicht-Sein gibt es keine Möglichkeit für einen Unterschied in den drei
Zeiten. Wenn [sich] das im Nicht-Sein [so verhält], gibt es auch im Sein die
Dreizeit [Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft] nicht.

¢tmatattvaparity¢gaÀ parato nopapadyate |


¢tmatattva¾ tu parataÀ svato v¢ nopakalpate || 70 || 198
Ein Aufgeben des eigenen Wesens aufgrund äusserer Einwirkung ist unmög-
lich. Eigenes Wesen aber kommt weder aufgrund äusserer Einwirkung noch von
selbst zustande.

tattve virodho n¢n¢tva upak¢ro na ka¡ ca na |


tattv¢nyatvaparity¢ge vyavah¢ro nivartate || 71 || 199
Bei Identität (tattva) [von Sein und Nicht-Sein] ist Widerspruch; bei Verschie-
denheit keine [gegenseitige] Hilfeleistung; bei Aufgabe von Identität und Ver-
schiedenheit hört [jeder] Sprachverkehr auf.

yatra dra¼¿¢ ca d²¡ya¾ ca dar¡ana¾ c¢vikalpitam |


tasyaiv¢rthasya satyatva¾ ¡rit¢s trayyantavedinaÀ || 72 || 200
Wo der Sehende und das Sichtbare und das Sehen nicht unterschieden werden,
- an die Realität allein dieses Sachverhalts halten sich die Anhänger des Ved¢nta.

s¢m¢nya¾ v¢ vi¡e¼a¾ v¢ yasm¢d ¢hur vi¡e¼avat |


¡abd¢s tasm¢d asatye¼u bhede¼v eva vyavasthit¢À || 73 || 201
Weil die Wörter den Grundbegriff (s¢m¢nya) und die Besonderheit (vi¡e¼a)
als unterschieden ausdrücken, deswegen beruhen sie nur auf unwirklichen Unter-
schieden.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 191

na hy abh¢vasya sadbh¢ve bh¢vasy¢tm¢ prah¤yate |


na c¢bh¢vasya n¢stitve bh¢vasy¢tm¢ pras¦yate || 74 || 202
Wenn Nicht-Sein zum Sein wird, schwindet das Wesen des Seins nicht, noch
wird bei Schwinden des Nicht-Seins das Wesen des Seins erzeugt.

na ¡¢baleyasy¢stitva¾ b¢huleyasya b¢dhakam |


na ¡¢baleyo n¢st¤ti b¢huleyaÀ prakalpate || 75 || 203
Das Vorhandensein des Kalbs einer gefleckten Kuh (¡¢baleya) beeinträchtigt
das des Kalbs einer milchreichen Kuh (b¢huleya) nicht. Der Satz: 'Es gibt kei-
nen ¡¢baleya' bringt keinen b¢huleya zustande.

abh¢vo yadi vastu sy¢t tatreya¾ sy¢d vic¢ra½¢ |


tata¡ ca tadabh¢ve 'pi sy¢d vic¢ryam ida¾ punaÀ || 76 || 204
Wenn Nicht-Sein ein [reales] Ding wäre, gäbe es dabei diese Überlegung; und
dann auch bei seinem Nicht-Sein gäbe es erneut dieselbe Überlegung.

avastu sy¢d at¤ta¾ yad vyavah¢rasya gocaraÀ |


tatra vastugato bhedo na nirvacanam arhati || 77 || 205
Was, weil es kein [reales] Ding ist, den Bereich sprachlichen Ausdrucks über-
schreitet, bei dem braucht ein auf das [reale] Ding bezüglicher Unterschied nicht
erklärt zu werden.

apade 'rthe padany¢saÀ k¢ra½asya na vidyate |


atha ca pr¢gasadbh¢vaÀ k¢ra½e sati d²¡yate || 78 || 206
Bei einem Ding, für das es kein Wort gibt, kann man die Ursache nicht in
Worte fassen. Und weiter sieht man das vorherige Nicht-Sein, wenn es eine Ur-
sache gibt.
192 Wilhelm Rau

k¢ tasya pr¢gavastheti vastv¢¡ritam ida¾ punaÀ |


pr¢g avastheti na hy etad dvayam apy asty avastuni || 79 || 207
Die Frage: 'Was war dessen früherer Zustand?', bezieht sich auf ein [reales]
Ding. 'Früher' [und] 'Zustand', - diese Zweiheit aber gibt es nicht bei einem
nicht-realen Ding.

na cordhvam asti n¢st¤ti vacan¢y¢nibandhanam |


ala¾ sy¢d apadasth¢nam etad v¢caÀ pracak¼ate || 80 || 208
Und es ist nicht möglich nach [der Vernichtung eines Dinges] zu sagen: 'Es
ist' [bzw.] 'Es ist nicht', denn da ist keine Basis. Man nennt dies den 'der Rede
unzugänglichen Ort'.

atyadbhut¢ tv iya¾ v²ttir yad abh¢ga¾ yad akramam |


bh¢v¢n¢¾ pr¢g abh¦t¢n¢m ¢tmatattva¾ prak¢¡ate || 81 || 209
Es ist aber ein höchst wundersamer Vorgang, dass ohne Teile [und] ohne
Schritte das Eigenwesen früher nicht gewesener Zustände in Erscheinung tritt.

vikalpotth¢pitenaiva sarvo bh¢vena laukikaÀ |


mukhyeneva pad¢rthena vyavah¢ro vidh¤yate || 82 || 210
Alle sprachliche Verständigung in der Welt geschieht durch ein von Einbil-
dung geschaffenes Ding [ebenso] wie durch einen realen Gegenstand.

bh¢va¡aktim ata¡ cain¢¾ manyante nityav¢dinaÀ |


bh¢vam eva krama¾ pr¢hur na bh¢v¢d aparaÀ kramaÀ || 83 || 211
Die das Ewige verteidigen, halten dies für eine Kraft der Realität. Sie erklären
Realität eben als Abfolge. Abfolge ist nicht verschieden von Realität.

kram¢n na yaugapadyasya ka¡ cid bhedo 'sti tattvataÀ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 193

yathaiva bh¢v¢n n¢bh¢vaÀ ka¡ cid anyo 'vas¤yate || 84 || 212


In Wahrheit gibt es keinen Unterschied zwischen Gleichzeitigkeit und Abfol-
ge, genau so wenig wie das Nicht-Sein vom Sein irgend verschieden ist.

k¢lasy¢py apara¾ k¢la¾ nirdi¡anty eva laukik¢À |


na ca nirde¡am¢tre½a vyatireko 'nugamyate || 85 || 213
Gewöhnliche Leute weisen auf eine von der Zeit verschiedene Zeit hin; aber
nicht ergibt sich durch den blossen Hinweis ein Unterschied [zwischen zwei Zei-
ten].

¢dh¢ra¾ kalpayan buddhy¢ n¢bh¢ve vyavati¼¿hate |


avastu¼v api notprek¼¢ kasya cit pratibadhyate || 86 || 214
Wer sich mit der Einsicht eine Grundlage bildet, kann [doch] nicht im Nicht-
Sein hausen. Selbst bei nicht-existierenden Dingen wird niemands bildliche Re-
deweise behindert.

tasm¢c chaktivibh¢gena nityaÀ sadasad¢tmakaÀ |


eko 'rthaÀ ¡abdav¢cyatve bahur¦paÀ prak¢¡ate || 87 || 215
Daher erscheint ein Ding, das Seiendes und Nicht-Seiendes zum Wesen hat,
als vielgestaltig, wenn es durch Wörter ausgedrückt werden soll.

vyavah¢ra¡ ca lokasya pad¢rthaiÀ parikalpitaiÀ |


¡¢stre pad¢rthaÀ k¢ry¢rtha¾ laukikaÀ pravibhajyate || 88 || 216
Und sprachliche Verständigung der Welt geschieht mit konstruierten Wortbe-
deutungen, und in der Wissenschaft [d.h. in der Grammatik] wird die in der Welt
geltende Wortbedeutung aus praktischen Gründen (k¢ry¢rtham) isoliert über-
nommen.
194 Wilhelm Rau

Ende des Sa¾bandhasamudde¡a.


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 195

Bh¦yodravyasamudde¡a

sa¾sargar¦p¢t sa¾bh¦t¢À sa¾vidr¦p¢d apoddh²t¢À |


¡¢stre vibhakt¢ v¢ky¢rth¢t prak²tipratyay¢rthavat || 1 || 217

nimittabh¦t¢À s¢dhutve ¡¢str¢d anumit¢tmak¢À |


ke cit pad¢rth¢ vak¼yante sa¾k¼epe½a yath¢gamam || 2 || 218
In Kurzfassung sollen entsprechend der Tradition einige Wortbedeutungen
mitgeteilt werden,
die herstammen aus einem Satze, welcher die Gestalt wechselseitiger Abhän-
gigkeit [von Wörtern] hat;
die nach Art von Übereinkunft [aus dem Satze] herausgelöst sind;
die in der Wissenschaft [d.h. in der Grammatik] vom Sinn des Satzes abgeson-
dert sind wie Stamm und Suffixe [vom Sinn des Wortes abgesondert sind];
die Ursachen für Richtigkeit [sprachlichen Ausdrucks] sind;
deren Wesen aus der Wissenschaft [d.h. aus der Grammatik] erschlossen wird.

vast¦palak¼a½a¾ yatra sarvan¢ma prayujyate |


dravyam ity ucyate so 'rtho bhedyatvena vivak¼itaÀ || 3 || 219
Bei wem ein Pronomen als Kennzeichen des Dings benutzt wird, das heisst
Substanz (dravya). Diese Sache soll als etwas bezeichnet werden, an dem Unter-
schiede gemacht werden müssen.

Ende des Bh¦yodravyasamudde¡a.


196 Wilhelm Rau

Gu½asamudde¡a

sa¾sargi bhedaka¾ yad yat savy¢p¢ra¾ prat¤yate |


gu½atva¾ paratantratv¢t tasya ¡¢stra ud¢h²tam || 1 || 220
Was mit [etwas anderem] zusammenhängt, [dessen Einzelexemplare von ande-
ren ihrer Art] unterscheidet, in solcher Funktion erscheint, das heisst in der Wis-
senschaft [d.h. in der Grammatik] 'Eigenschaft', weil es abhängig ist.

dravyasy¢vyapade¡asya ya up¢d¤yate gu½aÀ |


bhedako vyapade¡¢ya tatprakar¼o 'bhidh¤yate || 2 || 221
Eine Eigenschaft, die benutzt wird, um eine unbestimmte Substanz zwecks nä-
herer Bestimmung [von anderen] zu unterscheiden, deren [d.h. der Substanz] hö-
herer Grad wird [durch ein Suffix] ausgedrückt.

sarvasyaiva pradh¢nasya na vin¢ bhedahetun¢ |


prakar¼o vidyate n¢pi ¡abdasyopaiti v¢cyat¢m || 3 || 222
An einer jeden Hauptsache gibt es weder einen 'höheren Grad' ohne die Ursa-
che eines Unterschieds noch könnte dieser durch ein sprachliches Element aus-
gedrückt werden.

vidyam¢n¢À pradh¢ne¼u na sarve bhedahetavaÀ |


vi¡e¼a¡abdair ucyante vy¢v²tt¢rth¢bhidh¢yibhiÀ || 4 || 223
Alle Ursachen der Unterschiede, die man an Hauptsachen wahrnimmt, werden
durch besondere Wörter ausgedrückt, welche gesonderte Sachverhalte angeben.

vast¦palak¼a½e tatra vi¡e¼o vy¢p²to yadi |


prakar¼o niyam¢bh¢v¢t sy¢d avijñ¢tahetukaÀ || 5 || 224
Wenn da eine Besonderheit (vi¡e¼a) dazu dient, ein Ding zu kennzeichnen,
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 197

dürfte ein 'hoher Grad' ohne erkennbaren Grund bleiben, weil keine Beschrän-
kung wäre.

sarva¾ ca sarvato 'va¡ya¾ niyamena prak²¼yate |


sa¾sargi½¢ nimittena nik²¼¿en¢dhikena v¢ || 6 || 225
Und jedes Ding wird unbedingt von jedem Ding [gleicher Art] durch
Beschränkung abgehoben kraft einer im Zusammenhang liegenden Ursache, sei
sie vermindert oder gesteigert.

n¢pek¼ate nimitta¾ ca prakar¼e vy¢p²ta¾ yadi |


dravyasya sy¢d up¢d¢na¾ prakar¼a¾ praty anarthakam || 7 || 226
Wenn [das Objekt] keine Basis (nimitta) brauchte, um den 'hohen Grad' zu
bezeichnen, wäre die Verwendung [des nimitta] hinsichtlich des 'höheren Gra-
des' unnütz.

savy¢p¢ro gu½as tasm¢t svaprakar¼anibandhanaÀ |


dravy¢tm¢na¾ bhinatty eva svaprakar¼a¾ nive¡ayan || 8 || 227
Daher differenziert eine funktionelle, durch ihren eigenen Grad bestimmte Ei-
genschaft auch das Wesen der Substanz (dravya), indem sie ihren Grad [auf die-
se] überträgt.

ar¦pa¾ parar¦pe½a dravyam ¢khy¢yate yath¢ |


aprakar¼a¾ prakar¼e½a gu½asy¢vi¡yate tath¢ || 9 || 228
Wie eine formlose Substanz durch die Form einer anderen [Substanz] mitge-
teilt wird, so bekommt eine abstufungslose [Substanz Abstufung] durch Abstu-
fung einer Eigenschaft.

Ende des Gu½asamudde¡a.


198 Wilhelm Rau

Diksamudde¡a

dik s¢dhana¾ kriy¢ k¢la iti vastvabhidh¢yinaÀ |


¡aktir¦pe pad¢rth¢n¢m atyantam anavasthit¢À || 1 || 229
'Richtung', 'Werkzeug', 'Handlung', 'Zeit' bezeichnen reale Dinge. Sie sind
durchaus nicht enthalten in der Erscheinungsform von Kräften der Dinge.

vyatirekasya yo hetur avadhipratip¢dyayoÀ |


²jv ity eva¾ yato 'nyena vin¢ buddhiÀ pravartate || 2 || 230

karma½o j¢tibhed¢n¢m abhivyaktir yad¢¡ray¢ |


s¢ svair up¢dhibhir bhinn¢ ¡aktir dig iti kathyate || 3 || 231
Diese nach ihren Grundlagen eingeteilte Kraft heisst Richtung (di¡),
welche die Ursache ist für den Gegensatz zwischen Grenze und Abzugrenzen-
dem;
aus welcher sich - ohne etwas anderes - die Vorstellung 'gerade' ergibt;
von welcher das Offenbarwerden der Artunterschiede bei Handlungen
abhängt.

par¢paratve m¦rt¤n¢¾ de¡abhedanibandhane |


tata eva prakalpete kramar¦pe tu k¢lataÀ || 4 || 232
Die beiden [Vorstellungen] 'vorn' und 'hinten' bei körperlich begrenzten Din-
gen beruhen auf einem Unterschied der Gegend (de¡a). Ebendaher ergeben sich
['früher' und 'später'] in Gestalt einer Abfolge aus der Zeit.

¢k¢¡asya prade¡ena bh¢gai¡ c¢nyaiÀ p²thak p²thak |


s¢ sa¾yogavibh¢g¢n¢m up¢dhitv¢ya kalpate || 5 || 233
Diese [Richtung = di¡] wird zur Grundlage für Vereinigung und Trennung des
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 199

Raumes (¢k¢¡a) mit einem Platz (prade¡a) und einzeln mit anderen Teilen.

di¡o vyavasth¢ de¡¢n¢¾ digvyavasth¢ na vidyate |


¡aktayaÀ khalu bh¢v¢n¢m upak¢raprabh¢vit¢À || 6 || 234
Richtungen bilden das Ordnungsverhältnis für Gegenden. Ein Ordnungsver-
hältnis für Richtungen gibt es nicht. Kräfte von Dingen werden fürwahr erkannt
aufgrund von Beihilfen [die sie leisten].

pratyastar¦p¢ bh¢ve¼u dik p¦rvety abhidh¤yate |


p¦rvabuddhir yato dik s¢ sam¢khy¢m¢tram anyath¢ || 7 || 235
Weil ihre Gestalt auf Dinge übertragen wurde, wird eine Richtung 'östlich' ge-
nannt. Weil sie die Vorstellung 'vorn' beinhaltet, heisst sie Richtung. Anderen-
falls wäre sie ein blosser Name.

sv¢Ëg¢d vyavasth¢ y¢ loke na tasy¢¾ niyat¢ di¡aÀ |


pratyaËmukhasya yat pa¡c¢t tat purast¢d viparyaye || 8 || 236
Das Ordnungsverhältnis, das sich in der Welt aus dem eigenen Körper ergibt, -
an das sind die Richtungen nicht gebunden. Was für einen nach Westen
Gerichteten 'hinten' ist, das ist beim Umwenden 'vorn'.

de¡avyavasth¢niyamo dik¼u na vyavati¼¿hate |


r¦Îham apy aparatvena p¦rvam ity abhidh¤yate || 9 || 237
Die Festlegung des Ordnungsverhältnisses von Gegenden beruht nicht auf
Richtungen. Was unter der Bezeichnung 'hinten' allgemein üblich ist, wird
[u.U.] 'vorn' genannt.

ato bh¢¼itapu¾skatv¢t pu¾vadbh¢vo na sidhyati |


asminn arthe na ¡abdena prasavaÀ kva cid ucyate || 10 || 238
200 Wilhelm Rau

Weil sie kein entsprechendes sinngleiches Maskulinum haben, ergibt sich [bei
den Wörtern dak¼i½a und uttara] das Maskulinum nicht. In dieser Bedeutung
wird das Maskulinum (prasava) nirgends durch das Wort ausgedrückt.
a. lies: 'bh¢¼itapu¾skatv¢t ?

dik¡akter abhidh¢ne tu niyata¾ di¡i dar¡anam |


p¦rv¢d¤n¢¾ yath¢ ¼a¼¿er j¤vitasy¢vadh¢ra½e || 11 || 239
Um aber die Kraft 'Richtung' zu benennen, ist das Verständnis von Wörtern
wie p¦rva usw. auf die Richtung eingeschränkt, wie [das Verständnis] des Wor-
tes ¼a¼¿i auf die Abgrenzung des Lebensalters [eingeschränkt ist].

ch¢y¢bh¢bhy¢¾ nag¢d¤n¢¾ bh¢gabhedaÀ prakalpate |


ataddharmasu bh¢ve¼u bh¢gabhedo na kalpate || 12 || 240
Durch Schatten und Licht ergibt sich ein Unterschied der Teile bei Bergen
usw. Bei Dingen, die diese Eigenschaften nicht aufweisen, ergibt sich ein [sol-
cher] Unterschied der Teile nicht.

param¢½or abh¢gasya di¡¢ bh¢go vidh¤yate |


bh¢gaprakalpan¢¡akti¾ pratham¢¾ t¢¾ pracak¼ate || 13 || 241
An einem teillosen Atom wird ein Teil durch die Richtung bestimmt. Dies
nennt man die erste Teil-Annahme-Kraft.

ade¡¢¡ c¢py abh¢g¢¡ ca ni¼kram¢ nirup¢¡ray¢À |


bh¢v¢À sa¾sargir¦p¢t tu ¡aktibhedaÀ prakalpate || 14 || 242
Die Dinge haben [an sich] keine Gegenden, [daher] auch keine Teile, [daher]
auch keine Abfolge, [daher] auch keine [tragenden] Unterlagen; aber aus ihrer
zusammenhängenden Gestalt [d.h. weil sie untereinander zusammenhängen] er-
gibt sich ein Unterschied der Kräfte.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 201

nirbh¢g¢tmakat¢ tuly¢ param¢½or gha¿asya ca |


bh¢gaÀ ¡aktyantara¾ tatra parim¢½a¾ ca yat tayoÀ || 15 || 243
Die Tatsache, dass sie ihrem Wesen nach keine Teile besitzen, ist dieselbe
beim Atom und beim Topfe. Der Teil ist bei ihnen eine andere Kraft, und auch
was bei beiden der Umfang ist.

yataÀ prakalpate bhedo bhedas tatr¢pi d²¡yate |


ad²¼¿oparati¾ bhedam ato 'yuktatara¾ viduÀ || 16 || 244
Woher sich Teilung ergibt, darin erkennt man auch Teilung. Und man weiss
daher, dass eine Teilung ohne Ende etwas höchst Ungereimtes wäre.

sarvatra tasya k¢ryasya dar¡an¢d vibhur i¼yate |


vibhutvam etad ev¢hur anyaÀ k¢yavat¢¾ vidhiÀ || 17 || 245
Weil man diese Wirkung überall wahrnimmt, setzt man sie [d.h. die Richtung]
als grenzenlos [alldurchdringend] an. 'Grenzenlosigkeit ist eben dies', sagt man.
Bei körperlichen [d.h. dreidimensionalen] Dingen gilt eine andere Weise.

caitanyavat sthit¢ loke dikk¢laparikalpan¢ |


prak²ti¾ pr¢½in¢¾ t¢¾ hi ko 'nyath¢ sth¢payi¼yati || 18 || 246
In der Welt herrscht die Vorstellung von Richtung und Zeit wie die von Be-
wusstsein. Wer könnte ja diese Natur der Lebewesen anders einrichten?

sa¾karo vyavah¢r¢½¢¾ prak²teÀ sy¢d viparyaye |


tasm¢t tyajann im¢n bh¢v¢n punar ev¢valambate || 19 || 247
Bei Umkehrung entstünde ein Durcheinander der Naturvorgänge. Daher stützt
sich einer [immer] wieder auf diese Dinge, selbst wenn er sie einmal aufgegeben
[d.h. geleugnet] hätte.
202 Wilhelm Rau

tasy¢s tu ¡akteÀ p¦rv¢dibhedo bh¢v¢ntar¢¡rayaÀ |


bhinn¢ dik tena bhedena bhed¢yaivopakalpate || 20 || 248
Aber der Unterschied 'vorn' usw. dieser Kraft beruht auf einem anderen Ding.
Die durch diesenUnterschied differenzierte Richtung führt eben zu weiterer Dif-
ferenzierung [der Dinge].

avadhitvena c¢pek¼¢yoge diglak¼a½o vidhiÀ |


p¦rvam asyeti ¼a¼¿hy eva d²¼¿¢ dharm¢ntar¢¡raye || 21 || 249
Und bei einer Abhängigkeitsregel [gilt] hinsichtlich des Grenzpunktes die
durch [das Stichwort] 'di¡' gekennzeichnete Anweisung [= 2,3,29 - d.h. es steht
der Ablativ]. Man sieht auch den Genitiv im Sinne von 'dessen vorderer Teil',
wenn man sich auf ein anderes Verhältnis [nl.. Teil/Ganzes] stützt. Vgl. 2,1,1.

p¦rv¢d¤n¢¾ vipary¢so 'd²¼¿a¡ c¢vadhyasa¾kare |


²jv etad asyety etac ca liËga¾ na vyatik¤ryate || 22 || 250
Und es gibt keine Verwechslung [des richtigen Gebrauchs der Wörter] p¦rva
usw., wenn keine Unklarheit hinsichtlich der Grenzpunkte herrscht. Und [in dem
Satze:] 'Dies ist an ihm gerade' wird dies Kennzeichen [d.h. die Richtung] nicht
durcheinandergebracht.

antaÀkara½adharmo v¢ bahir eva¾ prak¢¡ate |


asy¢¾ tv antarbahirbh¢vaÀ prakriy¢y¢¾ na vidyate || 23 || 251
Oder aber, eine Eigentümlichkeit des inneren Organs erscheint auf diese Wei-
se als aussen [befindlich]. Jedoch gibt es bei dieser Betrachtungsweise
[überhaupt] kein 'Innen' oder 'Aussen'.

ekatvam ¢s¢¾ ¡akt¤n¢¾ n¢n¢tva¾ veti kalpane |


avastupatite jñ¢tv¢ satyato na par¢m²¡et || 24 || 252
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 203

Nachdem man erkannt hat, dass Einheit oder Vielfalt dieser Kräfte [nur]
Fiktionen sind, die sich nicht auf reale Dinge beziehen, darf man sie nicht für
wirklich halten.

vikalp¢t¤tatattve¼u sa¾ketopanibandhan¢À |
bh¢ve¼u vyavah¢r¢ ye lokas tatr¢nugamyate || 25 || 253
[Was] auf Übereinkunft beruhende Verhaltensweisen [angeht] gegenüber Din-
gen, deren Realität jenseits von Spekulation steht, - dort folgt man [dem Brauch]
der Welt.

naikatvam asty an¢n¢tva¾ vinaikatvena netarat |


param¢rthe tayor e¼a bhedo 'tyanta¾ na vidyate || 26 || 254
Es gibt keine Einheit ohne Vielfalt, und ohne Einheit nicht das andere. Letzten
Endes besteht zwischen beiden ein solcher Gegensatz ganz und gar nicht.

na ¡akt¤n¢¾ tath¢ bhedo yath¢ ¡aktimat¢¾ sthitiÀ |


na ca laukikam ekatva¾ t¢s¢m ¢tmasu vidyate || 27 || 255
Unter Kräften besteht nicht in der Weise ein Unterschied wie es bei
kraftbegabten [Dingen] der Fall ist. Und es gibt bei den Wesenheiten dieser
[Kräfte] keine Einheit in der Welt.

naikatva¾ vyavati¼¿heta n¢n¢tva¾ cen na kalpayet |


n¢n¢tva¾ c¢vah¤yeta yady ekatva¾ na kalpayet || 28 || 256
Einheit könnte nicht erwiesen werden, wenn man nicht Vielfalt annähme. Und
Vielfalt käme zu Fall, wenn man nicht Einheit annähme.

Ende des Diksamudde¡a.


204 Wilhelm Rau
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 205

S¢dhanasamudde¡a

sv¢¡raye samavet¢n¢¾ tadvad ev¢¡ray¢ntare |


kriy¢½¢m abhini¼pattau s¢marthya¾ s¢dhana¾ viduÀ || 1 || 257
'Werkzeug' (s¢dhana) nennt man die Fähigkeit zur Erzeugung von Tätigkei-
ten, die dem eigenen oder ebenso auch einem anderen Substrat inhärieren.

¡aktim¢tr¢sam¦hasya vi¡vasy¢nekadharma½aÀ |
sarvad¢ sarvath¢ bh¢v¢t kva cit ki¾ cid vivak¼yate || 2 || 258
Weil das All in Gestalt einer Menge blosser Kräfte und mit vielen Eigenschaf-
ten versehen immer und überall vorhanden ist, soll irgendwo irgendetwas ausge-
sagt werden.

s¢dhanavyavah¢ra¡ ca buddhyavasth¢nibandhanaÀ |
sann asan v¢rthar¦pe¼u bhedo buddhy¢ prakalpyate || 3 || 259
Und [sprachliche] Verwendung von 'Werkzeug' hängt ab vom Zustand der
Einsicht [des Sprechers]. Vorhanden oder nicht-vorhanden wird in den Dingen
(arthar¦pa) von der Einsicht ein Unterschied konstruiert.

buddhy¢ sam¤hitaikatv¢n pañc¢l¢n kurubhir yad¢ |


punar vibhajate vakt¢ tad¢p¢yaÀ prat¤yate || 4 || 260
Wenn der Sprecher die von der Einsicht mit den Kurus zu einer Einheit
verbundenen Pañc¢las wieder isoliert, dann versteht man 'Trennung'.

¡abdopahitar¦p¢¾¡ ca buddher vi¼ayat¢¾ gat¢n |


pratyak¼am iva ka¾s¢d¤n s¢dhanatvena manyate || 5 || 261
Und man betrachtet Ka¾sa usw., deren Gestalten [nur] durch Worte vorge-
stellt werden und zu Gegenständen unserer Einsicht geworden sind, als 'Werk-
206 Wilhelm Rau

zeuge' [für die Handlung] wie [wenn sie uns] vor Augen [stünden].

buddhiprav²ttir¦pa¾ ca sam¢ropy¢bhidh¢t²bhiÀ |
arthe¼u ¡aktibhed¢n¢¾ kriyate parikalpan¢ || 6 || 262
Nachdem die Sprecher die Gestalt einer Regung ihrer Einsicht auf die Dinge
übertragen haben, konstruieren sie Unterschiede von Kräften.

vyaktau pad¢rthe ¡abd¢der janyam¢nasya karma½aÀ |


s¢dhanatva¾ tath¢ siddha¾ buddhir¦paprakalpitam || 7 || 263
Wenn die Bedeutung des Wortes ein Einzelding [bezeichnet], dann ist beim
Entstehen einer Handlung wie 'Laute hervorbringen' usw. das 'Werkzeug-Sein'
als durch eine Form der Einsicht geschaffen festgestellt.

svatantraparatantratve kramar¦pa¾ ca dar¡itam |


nir¤he¼v api bh¢ve¼u kalpanopanibandhanam || 8 || 264
Es ist gezeigt, dass Unabhängigkeit, Abhängigkeit und [zeitliche] Abfolge
selbst bei unbeweglichen Dingen auf einer Fiktion beruhen.

¡aktayaÀ ¡aktimanta¡ ca sarve sa¾sargav¢din¢m |


bh¢v¢s te¼v asva¡abde¼u s¢dhanatva¾ nir¦pyate || 9 || 265
[Nach Ansicht] der sa¾sargav¢din (= Vai¡e¼ika) sind alle Dinge [entweder]
Kräfte oder (ca) Kraftträger. Bei diesen wird das 'Werkzeug-Sein' nicht in
eigenen Worten festgestellt.

gha¿asya d²¡ikarmatve mahattv¢d¤ni s¢dhanam |


r¦pasya d²¡ikarmatve r¦patv¢d¤ni s¢dhanam || 10 || 266
Grösse usw. sind Werkzeuge beim Sehen [wörtlich: 'Sehens-Objekt-Werden']
des Topfes. Farbig-Sein usw. sind Werkzeug beim Sehen der Farbe.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 207

svaiÀ s¢m¢nyavi¡e¼ai¡ ca ¡aktimanto ras¢dayaÀ |


niyatagraha½¢ loke ¡aktayas t¢s tath¢¡rayaiÀ || 11 || 267
Und der Geschmack usw. sind Kraftträger durch die Besonderheiten ihrer Gat-
tung. Diese Kräfte sind in der Welt ebenso durch ihre Substrate an [bestimmte]
Sinnesorgane gebunden.

indriy¢rthamanaÀkart²sa¾bandhaÀ s¢dhana¾ kva cit |


yad yad¢ yadanugr¢hi tad tad¢ tatra s¢dhanam || 12 || 268
Der Kontakt zwischen Sinnesorgan, [Sinnes]objekt, Denkorgan und Agens ist
manchenorts das Werkzeug. Was zu welcher Zeit was [Acc.] fördert, das ist zu
dieser Zeit bei dem Werkzeug.

sva¡abdair abhidh¢ne tu sa dharmo n¢bhidh¤yate |


vibhakty¢dibhir ev¢s¢v upak¢raÀ prat¤yate || 13 || 269
Bei Kennzeichnung durch die eigenen termini technici aber wird diese Eigen-
schaft nicht ausgedrückt. Nur durch Kasusendungen usw. wird jener Hilfsdienst
erkannt.

nimittabh¢vo bh¢v¢n¢m upak¢r¢rtham ¢¡ritaÀ |


natir ¢varjanety eva¾ siddhaÀ s¢dhanam i¼yate || 14 || 270
Ein Ding wird Ursache für [Handlungen anderer] Dinge, wenn es den Zweck
eines Hilfsdienstes erfüllt. 'Es ist 'Neigung', 'Beugung' ' - so wird ein vollende-
tes Ding (siddha) als Werkzeug aufgefasst.

sa tebhyo vyatirikto v¢ te¼¢m ¢tmaiva v¢ tath¢ |


vyatirekam up¢¡ritya s¢dhanatvena kalpyate || 15 || 271
Dieses [Ursache-Sein] gilt entweder als gesondert von diesen [Dingen] oder
ebenso als Wesen dieser [Dinge]. Nachdem man eine Sonderung vorgenommen
208 Wilhelm Rau

hat, wird es als Werkzeug betrachtet.

sa¾dar¡ana¾ pr¢rthan¢y¢¾ vyavas¢ye tv anantar¢ |


vyavas¢yas tath¢rambhe s¢dhanatv¢ya kalpate || 16 || 272

p¦rvasmin y¢ kriy¢ saiva parasmin s¢dhana¾ mat¢ |


sa¾dar¡ane tu caitanya¾ vi¡i¼¿a¾ s¢dhana¾ viduÀ || 17 || 273
Sich-Vorstellen führt zu Wünschen, [Wünschen] aber alsbald zu Entschluss,
Entschluss ebenso zu Beginnen, [Beginnen] wird zum Werkzeug.
Was die Handlung beim Früheren war, eben die gilt als Werkzeug beim
Folgenden. Beim Sich-Vorstellen aber meint man, sei der innere Sinn das spe-
zielle Werkzeug.

ni¼pattim¢tre kart²tva¾ sarvatraiv¢sti k¢rake |


vy¢p¢rabhed¢pek¼¢y¢¾ kara½atv¢disa¾bhavaÀ || 18 || 274
Bei einem Handlungsfaktor (k¢raka), der nur hervorbringt, steckt das Agens-
Sein überall. Mit Rücksicht auf [mehrere] verschiedene Tätigkeiten stellen sich
die Kategorien des Instrumentals usw. ein.

putrasya janmani yath¢ pitroÀ kart²tvam ucyate |


ayam asy¢m iya¾ tv asm¢d iti bhedo vivak¼ay¢ || 19 || 275
Wie bei der Zeugung beide Eltern 'Agens' heissen, besteht [doch] ein Unter-
schied durch die Absicht [entweder] 'Er in ihr' [oder] aber 'Sie von ihm' zu sa-
gen.

gu½akriy¢½¢¾ kart¢raÀ kartr¢ nyakk²ta¡aktayaÀ |


nyakt¢y¢m api sa¾p¦r½aiÀ svair vy¢p¢raiÀ samanvit¢À || 20 || 276

kara½atv¢dibhir jñ¢t¢À kriy¢bhed¢nup¢tibhiÀ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 209

sv¢tantryam uttara¾ labdhv¢ pradh¢ne y¢nti kart²t¢m || 21 || 277


Die Agentes von Nebenhandlungen besitzen vom Agens [der Haupthandlung]
verdrängte Kräfte. Da sie selbst bei der Verdrängung von allen ihren Tätigkeiten
begleitet sind, durch ihr Instrument-Sein erkannt werden, verschiedenen Hand-
lungen nachstreben, eine spätere Unabhängigkeit erlangt haben, werden sie bei
der Haupthandlung zu Agentes.

yath¢ r¢jñ¢ niyukte¼u yoddh²tva¾ yoddh²¼u sthitam |


te¼u v²ttau tu labhate r¢j¢ jayapar¢jayau || 22 || 278
[In 278c lies: te¼¢¾ v²ttau ?]

tath¢ kartr¢ niyukte¼u sarve¼v ek¢rthak¢ri¼u |


kart²tva¾ kara½atv¢der uttara¾ na virudhyate || 23 || 279
Wie das Söldnertum an Söldnern haftet, die vom König angestellt sind, bei de-
nen aber der König je nach [ihrem] Verhalten Sieg oder Niederlage erlangt, so
wird bei allen vom Agens angestellten, demselben Zwecke dienenden [Faktoren]
das höhere Agens-Sein vom Instrument usw. nicht beeinträchtigt.

an¢¡rite tu vy¢p¢re nimitta¾ hetur i¼yate |


¢¡rit¢vadhibh¢va¾ tu lak¼a½e lak¼a½a¾ viduÀ || 24 || 280
Bei einer Tätigkeit, die nicht [ausdrücklich] erwähnt wird, bilden die Umstän-
de (nimitta) den Grund [für die Handlung] (adhyayanena vasati). Beim Merkmal
bezeichnet man das Ding, welches die Grenze angibt, als Merkmal (v²k¼am anu
vidyotate vidyut).

dravy¢divi¼ayo hetuÀ k¢raka¾ niyatakriyam |


kart¢ kartrantar¢pek¼aÀ kriy¢y¢¾ hetur i¼yate || 25 || 281
Die Ursache hat eine Substanz usw. zum Gegenstand. Ein Handlungsfaktor
210 Wilhelm Rau

(k¢raka) ist auf eine Tätigkeit beschränkt. Ein Agens, der bei einer Handlung ei-
nen anderen Agens braucht, heisst [auch] Ursache.

kriy¢yai kara½a¾ tasya d²¼¿aÀ pratinidhis tath¢ |


hetvarth¢ tu kriy¢ tasm¢n na sa pratinidh¤yate || 26 || 282
Das Instrument [dient] der Handlung, - so sieht man dafür auch ein Substitut.
Die Handlung aber hat ihren Zweck zum Grunde [= in sich]; deshalb wird [für
sie] kein [Substitut = pratinidhi] substituiert.

pr¢tilomy¢nulomy¢bhy¢¾ hetur arthasya s¢dhakaÀ |


t¢darthyam ¢nulomyena hetutv¢nugata¾ tu tat || 27 || 283
Eine Ursache bringt eine Wirkung zustande, - unter ungünstigen oder günsti-
gen Umständen. Unter günstigen Umständen gilt, was einem [bestimmten]
Zweck dient; das aber bildet eine Ursache.

sarvatra sahaj¢ ¡aktir y¢vaddravyam avasthit¢ |


kriy¢k¢le tv abhivyakter ¢¡ray¢d upak¢ri½¤ || 28 || 284
Eine Kraft ist überall angeboren und dauert so lange wie das Ding, [dem sie
innewohnt]. Weil sie aber zur Zeit der Handlung aus [ihrem] Substrat in Erschei-
nung tritt, ist sie hilfreich.

kuÎyasy¢vara½e ¡aktir asy¢d¤n¢¾ vid¢ra½e |


sarvad¢ sa tu san dharmaÀ kriy¢k¢le nir¦pyate || 29 || 285
Eine Wand hat die Kraft zu verdecken; ein Schwert usw. [hat die Kraft] zu
verwunden. Aber diese immer vorhandene Eigenschaft wird nur zur Zeit der
Handlung sichtbar.

sv¢Ëgasa¾yoginaÀ p¢¡¢ daity¢n¢¾ v¢ru½¢ yath¢ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 211

vyajyante vijig¤¼¦½¢¾ dravy¢½¢¾ ¡aktayas tath¢ || 30 || 286


Wie die an den eigenen Gliedern der Daityas haftenden Varu½a-Schlingen
[erst] sichtbar werden, wenn sie [d.h. die Daityas] siegen wollen, so [verhalten
sich] die Kräfte der Dinge.

taik¼½yagauravak¢¿hinyasa¾sth¢naiÀ svair asir yad¢ |


chedya¾ prati vy¢priyate ¡aktim¢n g²hyate tad¢ || 31 || 287
Wenn das Schwert mit seiner Schärfe, Schwere, Härte und [besonderen] Ge-
stalt (sa¾sth¢na) gegen ein zu schneidendes Ding eingesetzt wird, dann wird es
als mit Kraft versehen erkannt.

pr¢Ë nimitt¢ntarodbh¦ta¾ kriy¢y¢À kai¡ cid i¼yate |


s¢dhana¾ sahaja¾ kai¡ cit kriy¢nyaiÀ p¦rvam i¼yate || 32 || 288
Manche meinen, das Werkzeug [in einem Ding] sei durch andere Umstände
vor der Handlung entstanden, andere, es sei ihm angeboren; [wieder] andere
meinen, zuerst [käme] die Handlung.

prav²ttir eva prathama¾ kva cid apy anap¢¡rit¢ |


¡akt¤r ek¢dhikara½e srotovad apakar¼ati || 33 || 289
Ein [gewisser - eva] Impetus reisst zuerst, ohne sich irgendwo anzulehnen, die
Kräfte in einem Substratum [mit sich] fort wie eine Strömung.

ap¦rva¾ k¢la¡akti¾ v¢ kriy¢¾ v¢ k¢lam eva v¢ |


tam eva¾lak¼a½a¾ bh¢va¾ ke cid ¢huÀ katha¾ ca na || 34 || 290
Einige behaupten irgendwie, dieses so gekennzeichnete Ding sei eine Wunder-
wirkung (ap¦rva) oder die Kraft der Zeit, oder die Handlung, oder die Zeit
[selbst].
212 Wilhelm Rau

nity¢À ¼a¿ ¡aktayo 'nye¼¢¾ bhed¢bhedasamanvit¢À |


kriy¢sa¾siddhaye 'rthe¼u j¢tivat samavasthit¢À || 35 || 291
[Nach der Meinung] noch anderer wohnen zum Gelingen der Handlung sechs
ewige Kräfte, welche zugleich [von den Dingen] verschieden und nicht-verschie-
den sind, in den Dingen wie die Gattung.

dravy¢k¢r¢dibhedena t¢¡ c¢parimit¢ iva |


d²¡yante tattvam ¢s¢¾ tu ¼a¿ ¡akt¤r n¢tivartate || 36 || 292
Diese gelten durch den Unterschied in der Gestalt usw. der Dinge sozusagen
als unbegrenzt [d.h. zahllos]. Ihr wahres Wesen aber überschreitet sechs Kräfte
nicht.

nimittabhed¢d ekaiva bhinn¢ ¡aktiÀ prat¤yate |


¼oÎh¢ kart²tvam ev¢hus tatprav²tter nibandhanam || 37 || 293
Eine einzige Kraft erscheint durch den Unterschied der Umstände sechsfach
geteilt. Sie sagen, allein das Agens-Sein sei die Ursache für den Impetus dieser
[Kräfteaufspaltung].

tattve v¢ vyatireke v¢ vyatirikta¾ tad ucyate |


¡abdapram¢½ako lokaÀ sa ¡¢stre½¢nugamyate || 38 || 294
Sei es nun [mit dem Dinge, dem es innewohnt] identisch oder [von ihm] ver-
schieden - dies [Werkzeug] wird als verschieden bezeichnet. Die Welt hat das
Wort zur Richtschnur. Ihr folgt [auch] die Wissenschaft.

param¢rthe tu naikatva¾ p²thaktv¢d bhinnalak¼a½am |


p²thaktvaikatvar¦pe½a tattvam eva prak¢¡ate || 39 || 295
Letzten Endes aber hat die Identität kein anderes Kennzeichen als die
Verschiedenheit. Die [höchste] Wahrheit erscheint in Gestalt von Verschieden-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 213

heit und Identität.

yat p²thaktvam asa¾digdha¾ tad ekatv¢n na bhidyate |


yad ekatvam asa¾digdha¾ tat p²thaktv¢n na bhidyate || 40 || 296
Was recht erkannte Verschiedenheit ist, das unterscheidet sich nicht von Iden-
tität; was recht erkannte Identität ist, das unterscheidet sich nicht von Verschie-
denheit.

dyauÀ k¼am¢ v¢yur ¢dityaÀ s¢gar¢À sarito di¡aÀ |


antaÀkara½atattvasya bh¢g¢ bahir avasthit¢À || 41 || 297
Himmel, Erde, Wind, Sonne, Meere, Flüsse, Richtungen sind Teile der Natur
des Inneren Organs, die sich draussen befinden.

k¢lavicchedar¦pe½a tad evaikam avasthitam |


sa hy ap¦rv¢paro bh¢vaÀ kramar¦pe½a lak¼yate || 42 || 298
Eben dies Eine existiert in Gestalt von Zeitabschnitten. Dies Ding [d.h. die
Zeit] hat weder 'früher' noch 'später' und wird [gleichwohl] durch die Gestalt
einer Abfolge wahrgenommen.

d²¼¿o hy avyatireke 'pi vyatireko 'nvaye 'sati |


v²k¼¢dyarth¢nvayas tasm¢d vibhaktyartho 'nya i¼yate || 43 || 299
Man sieht ja, auch wenn kein Unterschied [im Wortstamm] besteht, einen Un-
terschied [in der Kasusendung]; wenn es keine Wiederkehr (anvaya) [der Kasus-
endung] gibt, eine Wiederkehr der Bedeutung [des Wortstamms] 'Baum' usw.
Daher postuliert man eine besondere Bedeutung der Kasusendungen.

s¢m¢nya¾ k¢raka¾ tasya sapt¢dy¢ bhedayonayaÀ |


¼a¿ karm¢khy¢dibhedena ¡e¼abhedas tu saptam¤ || 44 || 300
214 Wilhelm Rau

Handlungsfaktor (k¢raka) ist eine Gattung. Er hat sieben hauptsächliche Ur-


sprünge von Unterschieden: - sechs durch die Einteilung in karma usw. der Rest-
(¡e¼a)Unterschied ist jedoch der siebente.

Beginn des Karm¢dhik¢ra

nirvartya¾ ca vik¢rya¾ ca pr¢pya¾ ceti tridh¢ matam |


tatrepsitatama¾ karma caturdh¢nyat tu kalpitam || 45 || 301
Was hergestellt, und was verändert, und was erreicht werden soll, - wird als
dreifach angesehen. Dabei ist, was am meisten erstrebt wird, 'karma'. Vierfach
aber wird das andere eingeteilt:

aud¢s¤nyena yat pr¢pya¾ yac ca kartur an¤psitam |


sa¾jñ¢ntarair an¢khy¢ta¾ yad yac c¢py anyap¦rvakam || 46 || 302
Was mit Gleichgültigkeit erreichbar ist, und was der Agens nicht erstrebt, was
durch keine anderen k¢rakas bezeichnet wird, und alles, was vorher ein anderes
war.

sat¤ v¢vidyam¢n¢ v¢ prak²tiÀ pari½¢min¤ |


yasya n¢¡riyate tasya nirvartyatva¾ pracak¼ate || 47 || 303
Man nennt 'Produkt' (nirvartya = was hergestellt werden soll) [ein Objekt],
dessen veränderliches Material nicht betroffen wird, sei es nun vorhanden oder
auch nicht.

prak²tes tu vivak¼¢y¢¾ vik¢rya¾ kai¡ cid anyath¢ |


nirvartya¾ ca vik¢rya¾ ca karma ¡¢stre pradar¡itam || 48 || 304
Wenn aber das Material betont werden soll, [heisst das Objekt] vik¢rya [= was
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 215

verändert werden soll]. Von einigen aber wird das nirvartya- und das vik¢rya-
Objekt in der Wissenschaft anders erklärt.

yad asaj j¢yate sad v¢ janman¢ yat prak¢¡yate |


tan nirvartya¾ vik¢rya¾ ca karma dvedh¢ vyavasthitam || 49 || 305
Was - vorher nicht vorhanden - existent wird, oder was - existent durch Geburt
in Erscheinung tritt, das ist nirvartya. Und das vik¢rya-Objekt ist auf zweierlei
Weise definiert.

prak²tyucchedasa¾bh¦ta¾ ki¾ cit k¢¼¿h¢dibhasmavat |


ki¾ cid gu½¢ntarotpatty¢ suvar½¢divik¢ravat || 50 || 306
Manches [vik¢rya-Objekt] entsteht durch Vernichtung des [Ausgangs-]Materi-
als wie Asche aus Holz usw.; manches dadurch, dass es eine andere Eigenschaft
bekommt wie die veränderten [Schmuck-]Formen des Goldes usw.

kriy¢k²t¢ vi¡e¼¢½¢¾ siddhir yatra na gamyate |


dar¡an¢d anum¢n¢d v¢ tat pr¢pyam iti kathyate || 51 || 307
Wo man das Gelingen der durch eine Handlung bewirkten Unterschiede nicht
wahrnimmt, nennt man nach Betrachtung oder nach Schlussfolgerung [das Ob-
jekt] pr¢pya [= was erreicht werden soll].

vi¡e¼al¢bhaÀ sarvatra vidyate dar¡an¢dibhiÀ |


ke¼¢¾ cit tadabhivyaktisiddhir d²¼¿ivi¼¢di¼u || 52 || 308
Nach Meinung einiger geschieht durch Sehvorgänge usw. überall eine Verän-
derung [an den betrachteten Objekten]. Der Beweis ihrer Manifestation [erfolgt]
durch das Gift in Blicken [von Schlangen] usw.

¢bh¢sopagamo vyaktiÀ soÎhatvam iti karma½aÀ |


216 Wilhelm Rau

vi¡e¼¢À pr¢pyam¢½asya kriy¢siddhau vyavasthit¢À || 53 || 309


Eintritt in den Gesichtskreis, Offenbarwerden, [entgegenkommende] Bereit-
schaft [sich wahrnehmen zu lassen], das sind die Verschiedenheiten, welche bei
Vollendung der Handlung auftreten.

nirvarty¢di¼u tat p¦rvam anubh¦ya svatantrat¢m |


kartrantar¢½¢¾ vy¢p¢re karma sa¾padyate tataÀ || 54 || 310
Nachdem es zuerst bei nirvartya-Objekten usw. Eigenständigkeit genossen
hat, wird es später (tataÀ) Objekt bei der Tätigkeit anderer Agentes.

tadvy¢p¢raviveke 'pi svavy¢p¢re vyavasthitam |


karm¢padi¼¿¢¸l labhate kva cic ch¢str¢¡ray¢n vidh¤n || 55 || 311
Auch bei Verschiedenheit von dessen [d.h. des Hauptagens] Tätigkeit, in der
eigenen Tätigkeit verharrend, übernimmt das Objekt mancherorts die auf der
Wissenschaft [d.h. der Grammatik] beruhenden Funktionen.

niv²ttapre¼a½a¾ karma svakriy¢vayave sthitam |


nivartam¢ne karmatve sve kart²tve 'vati¼¿hate || 56 || 312
Ein Objekt, dem der Antrieb fehlt, bleibt, - bei einem Teile seiner eigenen
Handlungen verharrend, wenn sein Status als karma aufhört, in seinem Status als
Agens.

t¢ni dh¢tvantar¢½y eva pacisidhyativad viduÀ ||


bhede 'pi tulyar¦patv¢d ekatvaparikalpan¢ || 57 || 313
Diese anderen Verbalwurzeln betrachtet man wie [die Wurzeln] pac und sidh.
Auch bei [ihrer] Verschiedenheit gelten sie wegen ihrer [phonetisch] identischen
Gestalt als Einheiten.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 217

ekade¡e sam¦he ca vy¢p¢r¢½¢¾ pac¢dayaÀ |


svabh¢vataÀ pravartante tulyar¦pasamanvit¢À || 58 || 314
[Die Verbalwurzeln] pac usw. verhalten sich bei einem Teil wie bei der Ge-
samtheit ihrer Tätigkeiten ihrer Natur entsprechend, weil sie die [phonetisch]
identische Gestalt besitzen.

nyagbh¢van¢ nyagbhavana¾ ruhau ¡uddhe prat¤yate |


nyagbh¢van¢ nyagbhavana¾ ½yante 'pi pratipadyate || 59 || 315

avasth¢¾ pañcam¤m ¢hur ½yante t¢¾ karmakartari |


niv²ttapre¼a½¢d dh¢toÀ pr¢k²te 'rthe ½ij ucyate || 60 || 316
In Verbindung mit der reinen [Verbalwurzel] ruh versteht man 'Beugen' [und]
'sich Beugen'. Beim Kausativum ergibt sich auch 'Beugen' [und] 'sich Beugen'.
Den Zustand beim Kausativum, wo das Objekt zum Agens wird, den nennen
sie den fünften. Nach einer Wurzel 'ohne Antrieb' wird das Suffix ½ic im Sinne
der einfachen [Verbalwurzel] gebraucht.

brav¤ti pacater artha¾ sidhyatir na vin¢ ½ic¢ |


sa ½yantaÀ pacater arthe pr¢k²te vyavati¼¿hate || 61 || 317
[Die Wurzel] sidh drückt die Bedeutung [der Wurzel] pac nicht aus ohne [das
Kausativ-Suffix] ½ic. Mit [dem Kausativ-Suffix] ½i versehen, steht sie in der na-
türlichen Bedeutung von pac.

ke¼¢¾ cid devadatt¢der vy¢p¢ro yaÀ sakarmake |


sa vin¢ devadatt¢deÀ ka¿¢di¼u vivak¼yate || 62 || 318
Nach der Meinung einiger soll, was die Tätigkeit des Devadatta usw. beim
transitiven Verbum ist, ohne den Devadatta bei der Matte usw. ausgedrückt wer-
den.
218 Wilhelm Rau

niv²ttapre¼a½a¾ karma svasya kartuÀ prayojakam |


pre¼a½¢ntarasa¾bandhe ½yante len¢bhidh¤yate || 63 || 319
Ein Objekt, das keinen Antrieb hat, [aber] seinen Agens antreibt, wird in Ver-
bindung mit einem anderen Antrieb im Kausativum durch eine Verbalendung
ausgedrückt.

sad²¡¢di¼u yat karmakart²tva¾ pratipadyate |


¢patty¢p¢dane tatra vi¼ayatva¾ prati kriye || 64 || 320
Das Objekt, welches bei den Wörtern 'sad²¡a' usw. zum Agens wird, bei dem
sind 'Wandlung' und 'Verwandlung' die beiden Handlungen hinsichtlich des
Objekt-Werdens [beim Sehvorgang].

kuta¡ cid ¢h²tya padam eva¾ ca parikalpane |


karmasthabh¢vakatva¾ sy¢d dar¡an¢dyabhidh¢yin¢m || 65 || 321
Wenn man irgendwoher ein Wort nimmt und in dieser [vorgenannten] Weise
interpretiert, dann werden [sogar] Wurzeln, welche ein Sehen bezeichnen, sol-
che, bei denen die Handlung im Objekt ruht (karmasthabh¢vaka).

vi¡e¼adar¡ana¾ yatra kriy¢ tatra vyavasthit¢ |


kriy¢vyavasth¢ tv anye¼¢¾ ¡abdair eva prak¢¡yate || 66 || 322
Wo man eine Veränderung bemerkt, - dort steckt die Handlung, [so meinen
einige]. Nach der Ansicht anderer aber wird das Dasein der Handlung durch die
Wörter selbst verdeutlicht.

k¢labh¢v¢dhvade¡¢n¢m antarbh¦takriy¢ntaraiÀ |
sarvair akarmakair yoge karmatvam upaj¢yate || 67 || 323
Bei Verbindung aller intransitiven Verben mit anderen Handlungen, welche
Zeit, Werden, Entfernung und Ort beinhalten, werden [letztere] zum Objekt [der
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 219

Handlung].

¢dh¢ratvam iva pr¢pt¢s te punar dravyakarmasu |


k¢l¢dayo bhinnakak¼ya¾ y¢nti karmatvam uttaram || 68 || 324
Nachdem wiederum diese 'Zeit' usw. gewissermassen zur Grundlage für die
Substanz-Objekte geworden sind, gelangen sie zu einem zweiten Objekt-Sein
von besonderem Status.

atas taiÀ karmabhir dh¢tur yukto 'dravyair akarmakaÀ |


lasya karma½i bh¢ve ca nimittatv¢ya kalpate || 69 || 325
Hernach wird eine mit solchen nicht-substanziellen Objekten verbundene
Wurzel intransitiv und nimmt Verbal-Suffixe im Sinne von Objekt (karma) und
'Werden' (bh¢va) an.

sarva¾ c¢kathita¾ karma bhinnakak¼ya¾ prat¤yate |


dh¢tvarthodde¡abhedena tan nepsitatama¾ kila || 70 || 326
Oder jedes nicht [ausdrücklich] definierte Objekt gilt als 'von besonderem Sta-
tus'. Durch den Unterschied in der Bedeutungsangabe der Wurzel ist es fürwahr
nicht 'was der Agens vor allem zu erreichen wünscht' [1,1,49].

pradh¢nakarma kathita¾ yat kriy¢y¢À prayojakam |


tatsiddhaye kriy¢yuktam anyat tv akathita¾ sm²tam || 71 || 327
Hauptobjekt heisst, was die Handlung antreibt. Ein anderes, was zu deren Ge-
lingen mit der Handlung verbunden ist, heisst 'nicht [ausdrücklich] definiert'[-es
Objekt].

duhy¢divan nayaty¢dau karmatvam akath¢¡rayam |


¢khy¢t¢nupayoge tu niyam¢c che¼a i¼yate || 72 || 328
220 Wilhelm Rau

Wie bei [den Wurzeln] duh usw. [Mbh. 1,4,51 [334,1]] ist das Objekt [auch
bei den Wurzeln] n¤ usw. [Mbh. 1,4,51 [335,19]] 'nicht [ausdrücklich] definiert'.
Wo aber ein Interpret nicht zur Anwendung kommt, wünscht man der Einschrän-
kung wegen einen Genitiv.

antarbh¦ta½ijarth¢n¢¾ duhy¢din¢¾ ½ijantavat |


siddha¾ p¦rve½a karmatva¾ ½ijantaniyamas tath¢ || 73 || 329
Bei den Wurzeln duh usw., welche die Bedeutung des Kausativs beinhalten,
[geht es zu] wie bei Kausativen. Durch die vorausgehende Regel [1,4,49] ist das
Objekt festgelegt. Ebenso gilt die Einschränkung für das Kausativ.

kara½asya svakak¼y¢y¢¾ na prakar¼¢¡rayo yath¢ |


karma½o 'pi svakak¼y¢y¢¾ na sy¢d ati¡ayas tath¢ || 74 || 330
Wie es im Eigenbereich des Instruments keine Abstufung (¢¡raya) des Grades
gibt, ebenso dürfte es auch im Eigenbereich des Objekts keine Abstufung geben.

karma½as tv ¢ptum i¼¿atva ¢¡rite 'ti¡ayo yataÀ |


¢¡r¤tyate tato 'tyanta¾ bhedaÀ p¦rve½a karma½¢ || 75 || 331
Weil es aber eine Abstufung des Grades gibt bei der Erwünschtheit das Objekt
zu bekommen, wird ein höchst bedeutsamer Unterschied zum früheren Objekt
[cf. 1,4,49] zugelassen.

½ijante ca yath¢ kart¢ sakriyaÀ san prayujyate |


na duhy¢dau tath¢ kart¢ ni¼kriyo 'pi prayujyate || 76 || 332
Und wie der aktive Agens bei einem Kausativ beschäftigt wird, genauso wird
der Agens bei dem Verbum n¤ usw. beschäftigt, obwohl er inaktiv bleibt.

bhedav¢kya¾ tu yan ½yante n¤duhiprak²tau ca yat |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 221

¡abd¢ntaratv¢n naiv¢sti sa¾spar¡as tasya dh¢tun¢ || 77 || 333


Was aber den erklärenden Satz angeht beim Kausativ und den beim Verbum
simplex n¤, duh usw., der hat keine Berührung mit der Wurzel, weil er aus ande-
ren Wörtern besteht.

yathaivaikam ap¢d¢na¾ ¡¢stre bhedena dar¡itam |


tathaikam eva karm¢pi bhedena pratip¢ditam || 78 || 334
Genau wie das eine ap¢d¢na in der Wissenschaft verschiedentlich bestimmt
wird, so ist auch das nur eine Objekt verschiedentlich erklärt.

nirvartyo v¢ vik¢ryo v¢ pr¢pyo v¢ s¢dhan¢¡rayaÀ |


kriy¢½¢m eva s¢dhyatv¢t siddhar¦po 'bhidh¤yate || 79 || 335
Die Grundlage für das Werkzeug - [d.h.] das nivartya- oder vik¢rya- oder
pr¢pya-[Objekt] - wird bezeichnet als eine, die ihre [endgültige] Form erreicht
hat, weil nur Handlungen zu vollenden sind.

ahite¼u yath¢ lauly¢t kartur icchopaj¢yate |


vi¼¢di¼u bhay¢dibhyas tathaiv¢sau pravartate || 80 || 336
Wie die Lust des Agens sich aus Gier zu schädlichen [Dingen] wendet, genau-
so wendet er sich aus Angst usw. zu Gift usw.

pradh¢netarayor yatra dravyasya kriyayoÀ p²thak |


¡aktir gu½¢¡ray¢ tatra pradh¢nam anurudhyate || 81 || 337
Wo bei zwei verschiedenen Handlungen. - einzeln einer Haupt- und einer Ne-
benhandlung -, die Kraft eines Dings sich auf die Nebenhandlung stützt, da rich-
tet sie sich nach der Haupthandlung.

pradh¢navi¼ay¢ ¡aktiÀ pratyayen¢bhidh¤yate |


222 Wilhelm Rau

yad¢ gu½e tad¢ tadvad anukt¢pi prak¢¡ate || 82 || 338


Wenn die auf die Haupthandlung bezügliche Kraft durch das [Verbal-]Suffix
ausgedrückt ist, dann wird sie, wie jene, auch an der Nebensache unausgespro-
chen deutlich.

pac¢v anukta¾ yat karma ktv¢nte bh¢v¢bhidh¢yini |


bhujau ¡aktyantare 'py ukte tat taddharma prak¢¡ate || 83 || 339
Was beim Absolutiv [der Wurzel] pac, - weil dies das [blosse Kochen] als
Vorgang bezeichnet -, als Objekt unausgesprochen bleibt, - wie dies wird die Ei-
genschaft auch deutlich, wenn bei [der Wurzel] bhuj ebenfalls eine andere Kraft
ausgesprochen wird.
paktvaudano bhujyate

i¼e¡ ca gamisa¾spar¡¢d gr¢me yo lo vidh¤yate |


tatre¼i½aiva nirbhogaÀ kriyate gamikarma½aÀ || 84 || 340
Und die Verbalendung, welche nach [der Wurzel] i¼ in Berührung mit [der
Wurzel] gam vorgeschrieben wird, - bei der wird ebenfalls durch [die Wurzel] i¼
der nirbhoga (? - die Nennung) des Objekts von gam bewirkt.
i¼yate gr¢mo gantum

paktv¢ bhujyata ity atra ke¼¢¾ cin na vyapek¼ate |


odana¾ pacatiÀ so 's¢v anum¢n¢t prat¤yate || 85 || 341
In dem Satze 'paktv¢ bhujyate' bedarf, nach der Ansicht einiger, [die Wurzel]
pac [des Objekts] odanam nicht. Es ergibt sich aus einer Schlussfolgerung.

tath¢bhinivi¡au karma yat tiËante 'bhidh¤yate |


ktv¢nte 'dhikara½atve 'pi na tatrecchanti saptam¤m || 86 || 342
Was da das Objekt [des Verbums] abhinivi¡ ist, welches bei der Form, die in -
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 223

tv¢ auslautet, durch die Verbalendung ausgedrückt ist, - dort möchten [die Gram-
matiker] den Lokativ nicht haben, obwohl es sich um ein adhikara½a handelt.
bhuktv¢ nagaro (!) 'bhinivi¡yate

yan nirv²tt¢¡raya¾ karma pr¢pter apracita¾ punaÀ |


bhak¼y¢divi¼ay¢patty¢ bhidyam¢na¾ tad ¤psitam || 87 || 343
Ein Objekt, bei dem der Bezug bereits bestimmt ist, und das andererseits nicht
auf ein Erlangen angelegt ist, das sei ¤psita, obwohl es verschieden ist von der
Veränderung eines essbaren usw. Gegenstandes.
guÎa¾ bhak¼ayati

dh¢tor arth¢ntare v²tter dh¢tvarthenopasa¾grah¢t |


prasiddher avivak¼¢taÀ karma½o 'karmik¢ kriy¢ || 88 || 344
Wenn eine [Verbal-]Wurzel in einer [ihr] fremden Bedeutung gebraucht wird,
oder wenn [ihr] Objekt in der Wurzelbedeutung enthalten, bzw. selbstverständ-
lich ist, oder nicht ausgedrückt werden soll, hat die Handlung kein Objekt.

bhed¢ ya ete catv¢raÀ s¢m¢nyena pradar¡it¢À |


te nimitt¢dibhedena bhidyante bahudh¢ punaÀ || 89 || 345
Diese vier Arten [des objektlosen Verbums], welche generell erwähnt wurden,
differenzieren sich weiter vielfach durch den Unterschied der Umstände.

Ende des Karm¢dhik¢ra.


224 Wilhelm Rau

kriy¢y¢À parini¼pattir yadvy¢p¢r¢d anantaram |


vivak¼yate yad¢ tatra kara½atva¾ tad¢ sm²tam || 90 || 346
Wenn die Vollendung einer Handlung als unmittelbar auf die Tätigkeit eines
[bestimmten Dings folgend] ausgedrückt werden soll, dann wird dies dort als In-
strument bezeichnet.

vastutas tad anirde¡ya¾ na hi vastu vyavasthitam |


sth¢ly¢ pacyata ity e¼¢ vivak¼¢ d²¡yate yataÀ || 91 || 347
Tatsächlich ist dies [d.h. das Instrument] nicht auszudrücken, denn die Sache
ist ja nicht festgelegt; hört man ja doch die Formulierung: 'Es wird mit dem Top-
fe [Instr. anstatt Lok.: im Topfe] gekocht'.

kara½e¼u tu sa¾sk¢ram ¢rabhante punaÀ punaÀ |


viniyogavi¡e¼¢¾¡ ca pradh¢nasya prasiddhaye || 92 || 348
Zur Vollendung der Hauptsache nehmen [Agentes] an [ihren] Instrumenten
immer wieder Verfeinerungen vor und[ benutzen] verschiedene
Anwendungsweisen [ihrer Instrumente].

svakak¼y¢su prakar¼a¡ ca kara½¢n¢¾ na vidyate |


¢¡rit¢ti¡ayatva¾ tu paratas tatra lak¼a½am || 93 || 349
Und in ihren Eigenbereichen gibt es keine Abstufung der Instrumente. Aber
die gegenüber etwas anderem vorhandene Überlegenheit ist dort das Kriterium.

sv¢tantrye 'pi prayokt¢ra ¢r¢d evopakurvate |


kara½ena hi sarve¼¢¾ vy¢p¢ro vyavadh¤yate || 94 || 350
Auch in ihrer Unabhängigkeit helfen die Agentes nur aus der Ferne; durch das
Instrument wird ja die Tätigkeit aller [anderen Hilfsfaktoren] beiseite gesetzt.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 225

kriy¢siddhau prakar¼o 'ya¾ nyagbh¢vas tv eva kartari |


siddhau saty¢¾ hi s¢m¢nya¾ s¢dhakatva¾ prak²¼yate || 95 || 351
Diese Abstufung [gibt es] bei der Vollendung der Handlung; Unterordnung
hingegen beim Agens. Wenn ja die Vollendung da ist, erfährt die Gattung
'Werkzeug' eine Steigerung.

asy¢d¤n¢¾ tu kart²tve taik¼½y¢di kara½a¾ viduÀ |


taik¼½y¢d¤n¢¾ svatantratve dvedh¢tm¢ vyavati¼¿hate || 96 || 352
Wenn aber ein Schwert usw. der Agens ist, nennt man die Schärfe Instrument.
Wenn die Schärfe usw. der unabhängige [Agens] ist, erscheint ihr Wesen zwei-
fach.

¢tmabhede 'pi saty evam eko 'rthaÀ sa tath¢ sthitaÀ |


tad¢¡rayatv¢d bhede 'pi kart²tva¾ b¢dhaka¾ tataÀ || 97 || 353
Auch wenn so ein Wesensunterschied vorhanden ist, bleibt die eine Sache un-
verändert (tath¢). Weil das Agens-Sein auch bei Verschiedenheit die Grundlage
bildet, verdrängt es das [Instrument-Sein].

yath¢ ca sa¾nidh¢nena kara½atva¾ prat¤yate |


tathaiv¢sa¾nidh¢ne 'pi kriy¢siddheÀ prat¤yate || 98 || 354
Und wie sich das Instrument-Sein daraus ergibt, dass [das Instrument] in der
Nähe ist, genau so ergibt es sich aus der Vollendung der Handlung, selbst wenn
es nicht in der Nähe [d.h. vorhanden] ist.
dhan¢bh¢vena muktaÀ

stokasya v¢bhinirv²tter anirv²tte¡ ca tasya v¢ |


prasiddhi¾ kara½atvasya stok¢d¤n¢¾ pracak¼ate || 99 || 355
Entweder wegen des Gelingens von wenigem oder auch wegen des Misser-
226 Wilhelm Rau

folgs um dies [wenige], behauptet man, sei erwiesen, dass [die Wörter] stoka
usw. Instrumente bezeichnen.

dharm¢½¢¾ tadvat¢ bhed¢d abhed¢c ca vi¡i¼yate |


kriy¢vadher avacchedavi¡e¼¢d bhidyate yath¢ || 100 || 356
Durch Verschiedenheit und durch Nicht-Verschiedenheit der Eigenschaften
von ihrem Träger differenziert sich die Handlung wie sie sich differenziert durch
den Unterschied in der Abgrenzung des Ausgangspunktes.

Ende des Kara½¢dhik¢ra


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 227

Kartradhik¢ra

pr¢g anyataÀ ¡aktil¢bh¢n nyagbh¢v¢p¢dan¢d api |


tadadh¤naprav²ttitv¢t prav²tt¢n¢¾ nivartan¢t || 101 || 357

ad²¼¿atv¢t pratinidheÀ praviveke ca dar¡an¢t |


¢r¢d apy upak¢ritve sv¢tantrya¾ kartur ucyate || 102 || 358
Man nennt den Agens selbständig, auch wenn er nur aus der Ferne Hilfe leis-
tet,
weil er seine Kraft vor [den anderen Hilfsfaktoren und] von etwas anderem
[als diesen] erlangt;
auch weil er sich [die anderen Hilfsfaktoren] unterordnet;
weil [die anderen Hilfsfaktoren] abhängig von ihm wirken;
weil er wirkende [andere Hilfsfaktoren] hemmt [d.h. hemmen kann];
weil es [für ihn] keinen Ersatz gibt;
weil man [ihn] sieht, auch wenn [alle anderen Hilfsfaktoren] fehlen.

dharmair abhyuditaiÀ ¡abde niyamo na tu vastuni |


kart²dharmavivak¼¢y¢¾ ¡abd¢t kart¢ prat¤yate || 103 || 359
Durch die genannten Eigenschaften [geschieht] eine Einschränkung am Worte,
nicht aber an der Sache. Wenn [der Sprecher] Eigenschaften des Agens bezeich-
nen möchte, wird der Agens aus dem Worte verstanden.

ekasya buddhyavasth¢bhir bhede ca parikalpite |


kart²tva¾ kara½atva¾ ca karmatva¾ copaj¢yate || 104 || 360
Durch die Zustände der Einsicht [des Sprechers] und bei angenommenen Un-
terschieden wird Eins zum Agens, und zum Instrument und zum Objekt.
228 Wilhelm Rau

utpatteÀ pr¢g asadbh¢vo buddhyavasth¢nibandhanaÀ |


avi¡i¼¿aÀ sat¢nyena kart¢ bhavati janmanaÀ || 105 || 361
Vor der Entstehung ist keine Existenz. An die Zustände der Einsicht [des Spre-
chers] gebunden und ununterschieden von einem existierenden anderen, entsteht
der Agens des Geboren-Werdens.

k¢ra½a¾ k¢ryabh¢vena yad¢ v¢ vyavati¼¿hate |


k¢rya¡abda¾ tad¢ labdhv¢ k¢ryatvenopaj¢yate || 106 || 362
Oder, wenn die Ursache als Wirkung erscheint, dann entsteht sie, nachdem sie
die Bezeichnung 'Wirkung' erhalten hat, als Wirkung.

yath¢heÀ ku½Îal¤bh¢vo vyagr¢½¢¾ v¢ samagrat¢ |


tathaiva janmar¦patva¾ sat¢m eke pracak¼ate || 107 || 363
Wie das Zusammenringeln einer Schlange oder die Gleichrichtung [vorher]
gespreizter [Finger zur Faust], genauso erklären einige die Form der Geburt sei-
ender Dinge.

vibhaktayoni yat k¢rya¾ k¢ra½ebhyaÀ pravartate |


sv¢ j¢tir vyaktir¦pe½a tasy¢pi vyavati¼¿hate || 108 || 364
Was, von sich selbst verschiedenen Ursprungs, als Wirkung aus den Ursachen
hervorgeht, ist die eigene Gattung. Sie erscheint in deren [d.h. der Wirkung]
Einzelding-Gestalt.

bh¢ve¼v eva padany¢saÀ prajñ¢y¢ v¢ca eva v¢ |


n¢st¤ty apy apade n¢sti na ca sad bhidyate tataÀ || 109 || 365
Die Fussspur des Verstands oder auch der Rede [befindet sich] allein auf [rea-
len] Dingen. Auch [der Satz]: 'Es ist nicht' existiert nicht im Nichts [d.h. er hat
seinen Grund]. Und das Seiende unterscheidet sich davon [d.h. vom Nichts]
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 229

nicht.

buddhi¡abdau pravartete yath¢bh¦te¼u vastu¼u |


te¼¢m anyena tattvena vyavah¢ro na vidyate || 110 || 366
Einsicht und Wort beziehen sich beide auf [reale] Dinge, wie sie sind. Mit ih-
nen kennt man keinen Umgang aufgrund einer anderen Wesenheit.

¢k¢¡asya yath¢ bheda¡ ch¢y¢y¢¡ calana¾ yath¢ |


janman¢¡¢v abhede 'pi tath¢ kai¡ cit prakalpitau || 111 || 367
Wie die Teilung des Raumes, wie die Bewegung des Schattens, so werden von
einigen Geburt und Vernichtung aufgefasst, obwohl [zwischen beiden] kein Un-
terschied besteht.

yathaiv¢k¢¡an¢stitvam asan m¦rtinir¦pitam |


tathaiva m¦rtin¢stitvam asad ¢k¢¡ani¡rayam || 112 || 368
Genau wie das nicht-seiende Nicht-Sein des Raumes unter Körpern vorgestellt
wird, genau so beruht das nicht-seiende Nicht-Sein von Körpern auf dem Rau-
me.

yath¢ tadarthair vy¢p¢raiÀ kriy¢tm¢ vyapadi¡yate |


abhedagraha½¢d e¼a k¢ryak¢ra½ayoÀ kramaÀ || 113 || 369
Wie das Wesen der Handlung durch Tätigkeiten angezeigt wird, die sie [d.h.
die Handlung] zum Zwecke haben, weil man annimmt, sie seien identisch, [so]
ist [auch] die Abfolge von Ursache und Wirkung [wtl. W. u. U.].

vik¢ro janmanaÀ kart¢ prak²tir veti sa¾¡aye |


bhidyate pratipatt³½¢¾ dar¡ana¾ liËgadar¡anaiÀ || 114 || 370
Bei einem Zweifel, ob eine Veränderung oder der Ursprungsstoff Agens des
230 Wilhelm Rau

Geboren-Werdens sei, differiert die Ansicht der Hörer durch logische Betrach-
tungen.

k°pi sa¾padyam¢ne y¢ caturth¤ s¢ vik¢rataÀ |


suvar½api½Îe prak²tau vacana¾ ku½Îal¢¡rayam || 115 || 371
Entsprechend dem v¢rtika 2,3,13,2 [449,20] kommt die Dativ-Endung nach
dem Worte, das die Modifikation bezeichnet. Der Numerus [hier: Dual] hat seine
Basis in den beiden Ohrringen, wenn der Ursprungsstoff ein [Sg.] Goldklümp-
chen war.
[Mbh 2,3,13,2 [449,21]: k°pi sa¾padyam¢ne caturth¤ vaktavy¢.]

v¢kye sa¾padyateÀ kart¢ saËgha¡ cvyantasya kathyate |


v²ttau saËgh¤bhavant¤ti br¢hma½¢n¢¾ svatantrat¢ || 116 || 372
In der Regel ist das Wort saËgha anstelle der Form auf -cv¤ Agens des Ver-
bums sa¾-pad. In der Erläuterung [herrscht] Selbständigkeit der br¢hma½a [d.h
sie sind der Agens]. Man sagt: saËgh¤bhavanti.

atva¾ sa¾padyate yas tva¾ na tasmin yu¼mad¢¡ray¢ |


prav²ttiÀ puru¼asy¢sti pr¢k²taÀ sa vidh¤yate || 117 || 373
Der Nicht-Du, welcher zum Du wird, bei dem richtet sich der Gebrauch der
Person nicht nach der Zweiten, sondern wird vom Ausgangspunkt her bestimmt.
[Mbh. 1,4,108,7 [354,10]: atva¾ tva¾ sa¾padyate tvadbhave]

p¦rv¢m avasth¢m ajahat sa¾sp²¡an dharmam uttaram |


sa¾m¦rchita iv¢rth¢tm¢ j¢yam¢no 'bhidh¤yate || 118 || 374
Was seinen vorigen Zustand nicht aufgibt und einen nächsten Zustand [schon]
berührt wie ein gerinnendes Agens, wird als ein geboren-werdendes bezeichnet.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 231

savy¢p¢rataraÀ ka¡ cit kva cid dharmaÀ prat¤yate |


sa¾s²jyante ca bh¢v¢n¢¾ bhedavatyo 'pi ¡aktayaÀ || 119 || 375
Manche Eigenschaft erscheint manchenorts als aktiver: und obwohl sie ver-
schieden sind, vermischen sich die Kräfte der Dinge.

vipar¤t¢rthav²ttitva¾ puru¼asya viparyaye |


gamyeta s¢dhana¾ hy atra savy¢p¢ra¾ prat¤yate || 120 || 376
Bei einer Vertauschung der Personalendungen würde sich ein verkehrter Sinn
ergeben: das Werkzeug würde hier ja als aktiv erscheinen.

tvam anyo bhavas¤ty tatra sy¢t parikalpan¢ |


r¢jñi bh²tyatvam ¢panne yath¢ tadvad gatir bhavet || 121 || 377
Wie bei einem Könige, der zum Knecht geworden ist, so dürfte hier die Lö-
sung (gati) sein; man müsste da interpretieren: 'Du wirst ein anderer'.

sa¾bh¢van¢t kriy¢siddhau kart²tvena sam¢¡ritaÀ |


kriy¢y¢m ¢tmas¢dhy¢y¢¾ s¢dhan¢n¢¾ prayojakaÀ || 122 || 378

prayogam¢tre nyagbh¢va¾ sv¢tantry¢d eva ni¡ritaÀ |


avi¡i¼¿o bhavaty anyaiÀ svatantrair muktasa¾¡ayaiÀ || 123 || 379
Er [d.h. der sekundäre Agens beim Kausativ = prayojya] ist nicht verschieden
von anderen selbständigen unzweifelhaften [Agentes], denn er wurde mit dem
Agens-Sein betraut, weil [der Hauptagens] hinsichtlich der Vollendung der
Handlung eine hohe Meinung von ihm hatte;
weil er bei der von ihnen zu vollendenden Handlung die Werkzeuge anwendet;
weil er nur während [seiner] Anstellung von der Selbständigkeit zur Unterord-
nung gelangt.
232 Wilhelm Rau

nimittebhyaÀ pravartante sarva eva svabh¦taye |


abhipr¢y¢nurodho 'pi sv¢rthasyaiva prasiddhaye || 124 || 380
Aufgrund gegebener Umstände handeln ohne Ausnahme alle zu ihrem eigenen
Nutzen. Auch die Gefälligkeit gegenüber [einem fremden] Willen dient der För-
derung nur eigenen Vorteils

Ende des Kartradhik¢ra


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 233

Hetvadhik¢ra

pre¼a½¢dhye¼a½e kurva¾s tatsamarth¢ni c¢caran |


kartaiva vihit¢¾ ¡¢stre hetusa¾jñ¢¾ prapadyate || 125 || 381
Befehl und Aufforderung erteilend sowie der [Handlung] zuträgliche Dinge
ausführend, erhält nur der Agens die in der Wissenschaft vorgeschriebene Be-
zeichnung 'Antreiber' (hetu: auch = Agens des Kausativs).

dravyam¢trasya tu prai¼e p²cch¢der loÎ vidh¤yate |


sakriyasya prayogas tu yad¢ sa vi¼ayo ½icaÀ || 126 || 382
Betrifft freilich der Befehl nur ein materielles Ding, wird der Imperativ des
Verbums p²cch usw. vorgeschrieben. Wenn es sich jedoch um ein Beginnen han-
delt, mit dem eine Handlung verbunden ist, dann ist dies ein Anwendungsgebiet
des Kausativs.

gu½akriy¢y¢¾ sv¢tantry¢t pre¼a½e karmat¢¾ gataÀ |


niyam¢t karmasa¾jñ¢y¢À svadharme½¢bhidh¤yate || 127 || 383
[Der Agens], welcher bei einer Nebenhandlung durch den Befehl aus einem
Subjekt zum Objekt geworden ist, wird aufgrund der Einschränkung des Termi-
nus 'Objekt' [weiter] nach seiner Eigenschaft [d.h. 'Agens'] benannt.

kriy¢y¢À preraka¾ karma hetuÀ kartuÀ prayojakaÀ |


karm¢rth¢ ca kriyotpattisa¾sk¢rapratipattibhiÀ || 128 || 384
Das Objekt setzt die Handlung in Gang. Der Antreiber gibt dem Agens Ans-
toss. Und die Handlung bezweckt das Objekt durch Herstellung, Veränderung,
Erreichung [Siehe III,301].

Ende des Hetvadhik¢ra.


234 Wilhelm Rau

Sa¾prad¢n¢dhik¢ra

anir¢kara½¢t kartus ty¢g¢Ëga¾ karma½epsitam |


prera½¢numatibhy¢¾ ca labhate sa¾prad¢nat¢m || 129 || 385
Was im Zusammenhang mit einer Hingabe durch ein Objekt erstrebt wird, oh-
ne dass der Agens [vom Empfänger] abgewiesen würde, und zu dem [der
Empfänger] auffordert oder zustimmt, erhält die Bezeichnung 'Empfänger'
(sa¾prad¢na).

hetutve karmasa¾jñ¢y¢¾ ¡e¼atve v¢pi k¢rakam |


rucyarth¢di¼u ¡¢stre½a sa¾prad¢n¢khyam ucyate || 130 || 386
Was als k¢raka [sonst] hetu, karman oder ¡e¼a hiesse, für das wird durch die
Wissenschaft in den S¦tras 1,4,33 sqq. der Ausdruck 'sa¾prad¢na' festgelegt.

bhedasya ca vivak¼¢y¢¾ p¦rv¢¾ p¦rv¢¾ kriy¢¾ prati |


parasy¢Ëgasya karmatv¢n na kriy¢graha½a¾ k²tam || 131 || 387
Soll ein Unterschied ausgedrückt werden, wird eine Handlung nicht genannt,
weil im Blick auf jede vorangehende Handlung das folgende Glied zum Objekt
wird.

kriy¢½¢¾ samud¢ye tu yadaikatva¾ vivak¼itam |


tad¢ karma kriy¢yog¢t sv¢khyayaivopacaryate || 132 || 388
Wenn man jedoch bei einer Häufung von Handlungen [deren] Einheit betonen
möchte, dann wird das Objekt, weil mit einer Handlung verknüpft, beim eigenen
Namen [d.h. karman] genannt.

bhed¢bhedavivak¼¢ ca svabh¢vena vyavasthit¢ |


tasm¢d gatyarthakarmatve vyabhic¢ro na d²¡yate || 133 || 389
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 235

Der Wunsch eine Verschiedenheit oder eine Identität [mehrerer Handlungen]


auszudrücken, hängt von deren Eigenwesen ab. Deshalb gibt es keinen Fehler
beim Objekt von Verben der Bewegung [gr¢ma¾ gacchati oder gr¢m¢ya
gacchati].

vikalpenaiva sarvatra sa¾jñe sy¢t¢m ubhe yadi |


¢rambhe½a na yogasya praty¢khy¢na¾ sama¾ bhavet || 134 || 390
Wenn beide Termini [samprad¢na und karman] überall optional wären, wäre
die Zurückweisung der Regel 2,3,12 nicht gleich mit ihrer Anwendung.

ty¢gar¦pa¾ prah¢tavye pr¢pye sa¾sargadar¡anam |


¢sthita¾ karma yat tatra dvair¦pya¾ bhajate kriy¢ || 135 || 391
Ein Objekt, das man betreten hat [d.h. ein Weg (adhvan)], - bei dem erlangt
die Handlung zweifache Gestalt; bei [dem Teil], der verlassen werden soll, er-
scheint sie als ein Aufgeben, bei dem, der erreicht werden soll, als eine Berüh-
rung.

Ende des Sa¾prad¢n¢dhik¢ra.


236 Wilhelm Rau

Ap¢d¢n¢dhik¢ra

nirdi¼¿avi¼aya¾ ki¾ cid up¢ttavi¼aya¾ tath¢ |


apek¼itakriya¾ ceti tridh¢p¢d¢nam ucyate || 136 || 392
Dreifach wird der Ausgangspunkt (ap¢d¢na) genannt: einer, dessen Bereich
angegeben, weiter einer, dessen Bereich angenommen, und [drittens], einer, bei
dem die Handlung gefordert ist.

sa¾yogabhed¢d bhinn¢tm¢ gamir eva bhramir yath¢ |


dhruv¢vadhir ap¢yo 'pi samavetas tath¢dhruve || 137 || 393
Wie das Kreisen nur ein Sich-Bewegen besonderer Art ist aufgrund eines
Sich-Lösens aus einer [bestimmten] Verbindung, so hat auch der 'Weggang'
(ap¢ya) ein Festes als Ausgangspunkt und inhäriert einem Beweglichen.

dravyasvabh¢vo na dhrauvyam iti s¦tre prat¤yate |


ap¢yavi¼aya¾ dhrauvya¾ yat tu t¢vad vivak¼itam || 138 || 394
'Unbeweglichkeit ist kein Eigenzustand eines Dings', - so wird im Sutra
1,4,24 deutlich. Was aber der Festpunkt bei einem 'Weggang' (ap¢ya) ist, - nur
so viel soll ausgedrückt werden.

sara½e devadattasya dhrauvya¾ p¢te tu v¢jinaÀ |


¢vi¼¿a¾ yad ap¢yena tasy¢dhrauvya¾ pracak¼ate || 139 || 395
Beim Traben ist Devadatta Festpunkt; beim Fall aber ist Festpunkt das Pferd.
Was von dem Weggang [= der Trennung = ap¢ya] betroffen ist, von dem sagt
man, es sei beweglich.

ubh¢v apy adhruvau me¼au yady apy ubhayakarmaje |


vibh¢ge pravibhakte tu kriye tatra vivak¼ite || 140 || 396
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 237

[Wenn] auch beide Widder beweglich, wenn auch die Kräfte beider
Handlungsfaktoren (k¢raka) [= vibh¢ga] aus beiden Objekten hervorgehen, sol-
len doch dabei die beiden Handlungen als verschieden gekennzeichnet werden.

me¼¢ntarakriy¢pek¼am avadhitva¾ p²thak p²thak |


me¼ayoÀ svakriy¢pek¼a¾ kart²tva¾ ca p²thak p²thak || 141 || 397
In Hinsicht auf die Handlung des anderen Widders ist jeder Widder einzeln
der Ausgangspunkt. In Hinsicht der Eigenhandlung ist jeder Widder einzeln der
Agens.

abhedena kriyaik¢ tu dvis¢dhy¢ ced vivak¼it¢ |


me¼¢v ap¢ye kart¢rau yady anyo vidyate 'vadhiÀ || 142 || 398
Wenn aber eine Handlung ohne Unterschied als von zweien auszuführen ge-
kennzeichnet ist, sind beide Widder beim 'Weggang' (ap¢ya) Agentes, sobald
ein anderer Ausgangspunkt erwähnt wird.

gatir vin¢ tv avadhin¢ n¢p¢ya iti gamyate |


v²k¼asya par½a¾ patat¤ty eva¾ bh¢¼ya nidar¡itam || 143 || 399
Eine Bewegung aber [d.h.] ein 'Weggang' (ap¢ya) ohne Ausgangspunkt ist
unmöglich. Dies ist im Bh¢¼ya erklärt unter v²k¼asya par½a¾ patati = 1,4,23
[323, 22].

bhed¢bhedau p²thagbh¢vaÀ sthiti¡ ceti virodhinaÀ |


yugapan na vivak¼yante sarve dharm¢ bal¢hake || 144 || 400
Verschiedenheit, Identität, Getrennt-Sein und Standort, - diese sich widerspre-
chenden Eigenschaften [Sachverhalte ?] sollen nicht alle gleichzeitig [im Hin-
blick auf den Blitz] bei der Wolke ausgesagt werden.
238 Wilhelm Rau

dhanu¼¢ vidhyat¤ty atra vin¢p¢yavivak¼ay¢ |


kara½atva¾ yato n¢sti tasm¢t tad ubhaya¾ saha || 145 || 401
'Er trifft mit dem Bogen', - weil es hier ohne die Erwähnung eines
'Weggangs' (ap¢ya) [auch] kein Instrument gibt, deswegen [gilt] beides gleich-
zeitig.

ekaiva v¢ sat¤ ¡aktir dvir¦p¢ vyavati¼¿hate |


nimitta¾ sa¾jñayos tatra paray¢ b¢dhyate 'par¢ || 146 || 402
Diese nur als eine einzige vorhandene Kraft existiert in zweierlei Gestalt. Da
ist Gelegenheit für zwei Bezeichnungen. Die eine wird durch die andere ver-
drängt.

nirdh¢ra½e vibhakte yo bh¤tr¢d¤n¢¾ ca yo vidhiÀ |


up¢tt¢pek¼it¢p¢yaÀ so 'budhapratipattaye || 147 || 403
Und die Regel, welche beim Hervorheben, bei der Absonderung, oder bei den
Verben des Fürchtens, Schützens usw. gilt, und einen 'Weggang' (ap¢ya) [ent-
weder] annimmt [oder] erfordert, hilft [lediglich] den Unwissenden [und ist da-
her eigentlich unnötig].

Ende des Ap¢d¢n¢dhik¢ra.


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 239

Adhikara½¢dhik¢ra

kart²karmavyavahit¢m as¢k¼¢d dh¢rayat kriy¢m |


upakurvat kriy¢siddhau ¡¢stre 'dhikara½a¾ sm²tam || 148 || 404
Was eine vom Agens und vom Objekt verhüllte Handlung indirekt stützt, in-
dem es bei der Vollendung der Handlung hilft, heisst in der Wissenschaft 'Un-
terlage' (adhikara½a).

upa¡le¼asya c¢bhedas til¢k¢¡aka¿¢di¼u |


upak¢r¢s tu bhidyante sa¾yogisamav¢yin¢m || 149 || 405
Und es ist kein Unterschied der Berührung bei Sesamkörnern, Raum, Matte
usw. Die Hilfeleistungen aber sind verschieden, je nachdem die Dinge sich
räumlich nahe sind oder inhärieren.
Cf. III,6 sqq.

avin¢¡o gurutvasya pratibandhe svatantrat¢ |


digvi¡e¼¢d avaccheda ity¢dy¢ bhedahetavaÀ || 150 || 406
Nicht-Vergehen, Selbständigkeit beim Tragen einer Last, Verbindung mit be-
sonderen Richtungen, - diese und andere sind Gründe für die Unterschiede.

¢k¢¡am eva ke¼¢¾ cid de¡abhedaprakalpan¢t |


¢dh¢ra¡aktiÀ pratham¢ sarvasa¾yogin¢¾ mat¢ || 151 || 407
[Nach Ansicht] einiger gilt allein der Raum, weil man [in ihm] verschiedene
Regionen postuliert, als die erste Haltekraft für alle Dinge, die sich gegenseitig
berühren.

idam atreti bh¢v¢n¢m abh¢v¢n na prakalpate |


vyapade¡as tam ¢k¢¡animitta¾ sa¾pracak¼ate || 152 || 408
240 Wilhelm Rau

Eine Aussage (vyapade¡a): 'Dies ist hier' bezüglich der Dinge ist unmöglich
aufgrund von Nicht-Sein [von Dingen]. Sie sagen also, sie [d.h. die Aussage] sei
durch den Raum bedingt.

k¢l¢t kriy¢ vibhajyanta ¢k¢¡¢t sarvam¦rtayaÀ |


et¢v¢¾¡ caiva bhedo 'yam abhedopanibandhanaÀ || 153 || 409
Von der Zeit her werden Handlungen eingeteilt; vom Raum her alle gestalthaf-
ten [d.h. dreidimensionalen] Dinge. Und nur so gross ist diese auf Identität (=
brahman) beruhende Verschiedenheit.

yady apy upavasir de¡avi¡e¼am anurudhyate |


¡abdaprav²ttidharm¢t tu k¢lam ev¢valambate || 154 || 410
Wenngleich das Fasten einen besonderen Ort bevorzugt, hängt es doch, wegen
der Eigenschaft des Wortgebrauchs, stets von einer bestimmten Zeit ab.

vasat¢v aprayukte 'pi de¡o 'dhikara½a¾ tataÀ |


aprayukta¾ trir¢tr¢di karma copavasau sm²tam || 155 || 411
Auch wenn der [Begriff] 'Aufenthalt' nicht verwendet wird, ist die Region
darum (tataÀ, d.h. des Fastens wegen) doch die Unterlage (adhikara½a); und das
nicht verwendete Objekt 'drei Nächte lang' usw. bezieht sich auf das Fasten.

Ende des Adhikara½¢dhik¢ra.


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 241

¹e¼¢dhik¢ra

sa¾bandhaÀ k¢rakebhyo 'nyaÀ kriy¢k¢rakap¦rvakaÀ |


¡rut¢y¢m a¡rut¢y¢¾ v¢ kriy¢y¢¾ so 'bhidh¤yate || 156 || 412
Eine Beziehung, die von den Handlungsfaktoren (k¢raka) verschieden ist, der
[aber] Handlung und Handlungsfaktoren vorausgehen, - sei nun die Handlung
bezeichnet oder nicht bezeichnet - die wird [jetzt] besprochen.

dvi¼¿ho 'py asau par¢rthatv¢d gu½e¼u vyatiricyate |


tatr¢bhidh¤yam¢naÀ san pradh¢ne 'py upayujyate || 157 || 413
Obwohl sie [d.h. die ¡e¼a-Beziehung] auf beiden beruht, bewirkt sie in den
Nebensachen einen Unterschied, weil diese fremden Zwecken dienen. Unter ih-
nen genannt, wird sie doch bei der Hauptsache mitverstanden.

nimittaniyamaÀ ¡abd¢t sa¾bandhasya na g²hyate |


karmapravacan¤yais tu sa vi¡e¼o 'varudhyate || 158 || 414
Die besonderen Umstände der [¡e¼a-]Beziehung werden vom Worte her nicht
begriffen. Durch karmapravacan¤yas, [d.h. Prä-, Postpositionen usw.] aber wird
diese Besonderheit eingegrenzt.

s¢dhanair vyapadi¼¿e ca ¡r¦yam¢½akriye punaÀ |


prokt¢ pratipada¾ ¼a¼¿h¤ sam¢sasya niv²ttaye || 159 || 415
Bei einer durch 'Werkzeuge' (s¢dhana) bestimmten [oder] andererseits durch
eine Handlung bezeichneten [Beziehung] wird hinsichtlich einzelner Wörter der
Genitiv vorgeschrieben, um ein Nominal-Kompositum auszuschliessen.

ni¼¿h¢y¢¾ karmavi¼ay¢ ¼a¼¿h¤ ca prati¼idhyate |


¡e¼alak¼a½ay¢ ¼a¼¿hy¢ sam¢sas tatra ne¼yate || 160 || 416
242 Wilhelm Rau

Und beim Participium Perfecti [2,3,69] ist der ein Objekt bezeichnende Geni-
tiv verboten. Ein Nominalkompositum mit einem durch '¡e¼a' gekennzeichneten
Genitiv [2,3,50] wird dort nicht erlaubt.

anyena vyapadi¼¿asya yasy¢nyatropaj¢yate |


vyatirekaÀ sa dharmau dvau labhate vi¼ay¢ntare || 161 || 417
Wenn einer, der durch ein anderes gekennzeichnet ist, an anderer Stelle eine
[weitere] Bestimmung erhält, dann erlangt er zwei Eigenschaften in [je] einem
anderen Bereiche.

pr¢dh¢nya¾ svagu½e labdhv¢ pradh¢ne y¢ti ¡e¼at¢m |


sahayoge svayoge 'taÀ pradh¢natva¾ na h¤yate || 162 || 418
Nachdem er bei seiner Nebensache zur Hauptsache geworden ist, wird er in
Verbindung mit saha bei der Hauptsache zur Nebensache. Deswegen geht in
Verbindung mit dem Eigenbesitz das Hauptsache-Sein nicht verloren.

Ende des ¹e¼¢dhik¢ra.


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 243

siddhasy¢bhimukh¤bh¢vam¢tra¾ sa¾bodhana¾ viduÀ |


pr¢pt¢bhimukhyo hy arth¢tm¢ kriy¢su viniyujyate || 163 || 419
Das blosse Herwenden eines Anwesenden nennt man 'sa¾bodhana' ['Auf-
merksamkeit-Machen', = Vokativ]. Ein vernünftiges Wesen (arth¢tman =
Agens) wird ja mit Handlungen betraut, [erst] wenn es hergewandt [d.h. auf-
merksam gemacht] worden ist.

sa¾bodhana¾ na v¢ky¢rtha iti p¦rvebhya ¢gamaÀ |


udde¡ena vibhaktyarth¢ v¢ky¢rth¢t samapoddh²t¢À || 164 || 420
Es ist Tradition von den Früheren her, dass der Vokativ kein Satzsinn sei. Die
Bedeutungen der Kasusendungen werden durch Hinweis aus der Satzbedeutung
herausgezogen.

vibhaktyarthe 'vyay¤bh¢vavacan¢d avas¤yat¢m |


anyo dravy¢d vibhaktyarthaÀ so 'vyayen¢bhidh¤yate || 165 || 421
Bei der Bedeutung der Kasusendung möge man aus der Erwähnung des avya-
y¤bh¢va (cf, 2,1,6) entnehmen: die Bedeutung der Kasusendung ist verschieden
von der Substanz; die wird durch das avyaya ausgedrückt.

dravya¾ tu yad yath¢bh¦ta¾ tad atyanta¾ tath¢ bhavet |


kriy¢yoge 'pi tasy¢sau dravy¢tm¢ n¢pah¤yate || 166 || 422
Substanz aber ist das Wirkliche. Das bleibt stets dasselbe. Auch in Verbindung
mit [verschiedenen] Handlungen ändert sich das Substanz-Wesen nicht.

tasm¢d yat kara½a¾ dravya¾ tat karma na punar bhavet |


sarvasya v¢nyath¢bh¢vas tasya dravy¢tmano bhavet || 167 || 423
Daher wird, was als Substanz Instrument ist, nicht andererseits Objekt. Oder
ein jedes solches Substanz-Wesen würde zu etwas anderem werden.
244 Wilhelm Rau

Ende des S¢dhanasumudde¡a.


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 245

Kriy¢samudde¡a

y¢vat siddham asiddha¾ v¢ s¢dhyatven¢bhidh¤yate |


¢¡ritakramar¦patv¢t tat kriyeti prat¤yate || 1 || 424
Sobald etwas - sei es vollendet oder [noch] nicht vollendet - als zu Vollenden-
des bezeichnet wird, weil es die Gestalt einer Abfolge angenommen hat, heisst es
Handlung.

k¢ryak¢ra½abh¢vena dhvanat¤ty ¢¡ritakramaÀ |


dhvaniÀ kramaniv²ttau tu dhvanir ity eva kathyate || 2 || 425
Die Wurzel dhvan hat [in der Form] dhvanati 'es tönt' durch Wirkung und Ur-
sache eine Abfolge angenommen. Hat jedoch die Abfolge aufgehört, sagt man
dhvani 'Ton'.

¡vete ¡vetata ity etac chvetatvena prak¢¡ate |


¢¡ritakramar¦patv¢d abhidh¢na¾ pravartate || 3 || 426
'Weiss ist es am Weissen' - [in diesem Satze] wird etwas als weiss sichtbar.
Weil es die Gestalt einer Abfolge angenommen hat, gilt [die Aussage als] Ver-
bum.

gu½abh¦tair avayavaiÀ sam¦haÀ kramajanman¢m |


buddhy¢ prakalpit¢bhedaÀ kriyeti vyapadi¡yate || 4 || 427
Eine Menge von Elementen, die durch untergeordnete Glieder in einer Abfol-
ge entstehen, [und] von der Einsicht als Einheit aufgefasst werden, wird als
Handlung bezeichnet.

sam¦haÀ sa tath¢bh¦taÀ pratibheda¾ sam¦hi¼u |


sam¢pyate tato bhede k¢labhedasya sa¾bhavaÀ || 5 || 428
246 Wilhelm Rau

Diese sogeartete Menge wird bei jedem Teil unter den Elementen, welche die
Menge bilden, vollendet. Daher entsteht in [dieser] Verschiedenheit eine Ver-
schiedenheit der Zeit.

kram¢t sadasat¢¾ te¼¢m ¢tm¢no na sam¦hin¢m |


sadvastuvi¼ayair y¢nti sa¾bandha¾ cak¼ur¢dibhiÀ || 6 || 429
Die Besonderheiten (¢tman) dieser der Reihe nach existierenden und nicht-
existierenden Teilelemente werden nicht verknüpft mit dem Gesichtssinn usw.,
welche [nur] reale Dinge zum Gegenstand haben.

yath¢ gaur iti sa¾gh¢taÀ sarvo nendriyagocaraÀ |


bh¢ga¡as t¦palabdhasya buddhau r¦pa¾ nir¦pyate || 7 || 430

indriyair anyath¢pr¢ptau bhed¢¾¡opanip¢tibhiÀ |


al¢tacakravad r¦pa¾ kriy¢½¢¾ parikalpyate || 8 || 431
Wie beim Worte 'Rind' nicht die ganze Masse [der Glieder] in den Bereich
der Sinnesorgane kommt, sondern die Gestalt des stückweise Erfassten in der
Einsicht Gestalt gewinnt,
[so] wird von den Sinnesorganen, die sich auf Einzelheiten stürzen, bei ver-
schiedener Auffassung die Gestalt der Handlungen wie ein Fackelrad wahrge-
nommen.

yath¢ ca bh¢g¢À pacater udakasecan¢dayaÀ |


udak¢secan¢d¤n¢¾ jñey¢ bh¢g¢s tath¢pare || 9 || 432
Und wie die Teilvorgänge des Kochens, nämlich Wasser-Giessen usw., so
müssen beim Wasser-Giessen usw. andere Teilvorgänge unterschieden werden.

ya¡ c¢pakar¼aparyantam anupr¢ptaÀ prat¤yate |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 247

tatraikasmin kriy¢¡abdaÀ kevale na prayujyate || 10 || 433


Und [der Teilvorgang], zu dem man am Ende der Zerlegung gelangt, - bei die-
sem einen einzigen wird das Wort 'Handlung' nicht [mehr] verwandt.

p¦rvottarais tath¢ bh¢gaiÀ samavasth¢pitakramaÀ |


ekaÀ so 'py asadadhy¢s¢d ¢khy¢tair abhidh¤yate || 11 || 434
Auch dieser eine, dessen [Ort] in der Abfolge durch die vorausgehenden und
folgenden Teilvorgänge so festgelegt ist, wird durch Verben bezeichnet, weil
Nicht-Seiendes auf ihn übertragen wurde.

k¢l¢nup¢ti yad r¦pa¾ tad ast¤ty anugamyate |


paritas tu paricchinna¾ bh¢va ity eva kathyate || 12 || 435
Die Gestalt, welche sich nach der Zeit richtet, die wird erkannt als 'sie ist'.
Was aber völlig abgegrenzt ist, heisst eben 'Zustand' (bh¢va).

vyavah¢rasya siddhatv¢n na ceya¾ gu½akalpan¢ |


upac¢ro hi mukhyasya sa¾bhav¢d avati¼¿hate || 13 || 436
Und aufgrund der Korrektheit des Sprachgebrauchs gibt es die Fiktion einer
solchen Nebensache nicht. Denn die Redeweise 'Nebensache' beruht ja auf der
Möglichkeit einer Hauptsache.

¢hitottara¡aktitv¢t pratyeka¾ v¢ sam¦hinaÀ |


anekar¦p¢ lak¼yante kramavanta iv¢kram¢À || 14 || 437
Oder weil die [jeweils] folgenden Kräfte auf jedes einzelne übertragen werden,
erscheinen die Teilelemente vielgestaltig als solche, die eine Abfolge haben, ob-
wohl sie keine besitzen.

anantara¾ phala¾ yasy¢À kalpate t¢¾ kriy¢¾ viduÀ |


248 Wilhelm Rau

pradh¢nabh¦t¢¾ t¢darthy¢d any¢s¢¾ tu tad¢khyat¢ || 15 || 438


'Haupthandlung' nennt man diejenige, auf die unmittelbar das Ergebnis folgt.
Die anderen aber tragen diesen Namen [d.h. 'Handlung' nur], weil sie jene [d.h.
die Haupthandlung] zum Zwecke haben.

kriy¢prav²ttau yo hetus tadartha¾ yad vice¼¿itam |


anapek¼ya prayuñj¤ta gacchat¤ty avadh¢rayan || 16 || 439
Lässt man beiseite, was die Ursache für den Beginn einer Handlung ist, was
um ihretwillen unternommen wird, so darf man getrost sagen: 'Er [sie, es] geht'.

satsu pratyayar¦po 'sau bh¢vo y¢van na j¢yate |


t¢vat pre¼¢¾ r¦pe½a s¢dhyaÀ sann abhidh¤yate || 17 || 440
Wenn sie [d.h. die Teilhandlungen; cf. III,15] vorhanden sind, existiert jedes
Ding in Gestalt einer Ursache, so lange es nicht geboren wird. Bis dahin [exis-
tiert es] in Gestalt anderer Dinge. Als etwas, das vollendet werden soll, wird es
[durch ein Verb] ausgedrückt.

siddhe tu s¢dhan¢k¢Ëk¼¢ k²t¢rthatv¢n nivartate |


na kriy¢v¢cin¢¾ tasm¢t prayogas tatra vidyate || 18 || 441
Wenn es aber vollbracht ist, schwindet der Wunsch nach seiner Vollendung,
weil der Zweck erreicht ist. Daher gibt es dort keine Verwendung von Verben.

sa c¢p¦rv¢par¤bh¦ta ekatv¢d akram¢tmakaÀ |


p¦rv¢par¢½¢¾ dharme½a tadarthen¢nugamyate || 19 || 442
Und dies [d.h. die Handlung], bei dem es, weil es eins ist, kein früher/später
gibt, dessen Wesen keine Abfolge besitzt, wird mit einer diesem Zwecke dienen-
den Eigenschaft von früheren und späteren Phasen erfahren.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 249

asan nivartate tasm¢d yat sat tad upalabhyate |


tayoÀ sadasato¡ c¢s¢v ¢tmaika iva g²hyate || 20 || 443
Das Nicht-Seiende kehrt vor ihm um. Was seiend ist, das wird erfasst. Und je-
nes Wesen dieser beiden, des Seienden und des Nicht-Seienden, wird gleichsam
als eines erfahren.

j¢tim anye kriy¢m ¢hur anekavyaktivartin¤m |


as¢dhy¢ vyaktir¦pe½a s¢ s¢dhyevopalabhyate || 21 || 444
Manche nennen die Handlung eine Gattung, welche in vielen Einzeldingen
existiert. Nicht zu vollenden in Gestalt eines Einzeldings, wird sie [als Gattung]
gleichsam vollendbar erfahren.

ante y¢ v¢ kriy¢bh¢ge j¢tiÀ saiva kriy¢ sm²t¢ |


s¢ vyakter anuni¼p¢de j¢yam¢neva gamyate || 22 || 445
Oder die Gattung, welche am letzten Handlungsabschnitt [erscheint], nur die
heisst Handlung. Nach Entstehen des Einzeldings wird sie gleichsam als entste-
hend erkannt.

svavy¢p¢ravi¡i¼¿¢n¢¾ satt¢ v¢ kart²karma½¢m |


kriy¢ vy¢p¢rabhede¼u satt¢ v¢ samav¢yin¤ || 23 || 446
Entweder ist die Handlung das Sein der Agentes und der Objekte, welche
durch ihre Tätigkeiten gekennzeichnet werden, oder das den verschiedenen Tä-
tigkeiten inhärierende Sein.

antye v¢tmani y¢ satt¢ s¢ kriy¢ kai¡ cid i¼yate |


bh¢va eva hi dh¢tvartha ity avicchinna ¢gamaÀ || 24 || 447
Oder es wird von einigen gewünscht: 'Das im letzten Wesen (¢tman) vorhan-
dene Sein, das ist die Handlung'. 'Die Bedeutung einer Verbalwurzel ist ja nur
250 Wilhelm Rau

'Sein' ', - dies ist die ungebrochene Überlieferung.

buddhi¾ tajj¢tim anye tu buddhisatt¢m ath¢pare |


pratyastar¦p¢¾ bh¢ve¼u kriyeti pratij¢nate || 25 || 448
Manche aber behaupten, die Handlung sei die Einsicht [bzw.] deren Gattung;
weiter andere das in-der-Einsicht-Sein, welches seine Gestalt auf die Dinge ge-
worfen hat.

¢virbh¢vatirobh¢vau janman¢¡au tath¢paraiÀ |


¼a¿su bh¢vavik¢re¼u kalpitau vy¢vah¢rikau || 26 || 449
Ebenso werden von noch anderen Erscheinen und Verschwinden, Geburt und
Untergang unter den sechs Seinzuständen für praktische Zwecke angenommen.

t¢bhy¢¾ sarvaprav²tt¤n¢m abhedenopasa¾grahaÀ |


janmaiv¢¡ritas¢r¦pya¾ sthitir ity abhidh¤yate || 27 || 450
Durch diese beiden geschieht ohne Unterschied die Zusammenfassung aller
Vorgänge [= Seinzustände]. Was als 'Geburt' Gleichförmigkeit angenommen
hat, heisst 'Dauer' (sthiti).

j¢yam¢n¢n na janm¢nyad vin¢¡e 'py apad¢rthat¢ |


ato bh¢vavik¢re¼u sattaik¢ vyavati¼¿hate || 28 || 451
Geburt ist nicht verschieden von dem, was geboren wird; auch in der Vernich-
tung ist der Zustand des Nichts. Daher bleibt unter den Seinzuständen allein das
Sein.

p¦rvabh¢gas tu yaj j¢t¢t taj janmety apadi¡yate |


¢¡ritakramar¦pe½a nimittatve vivak¼ite || 29 || 452
Was aber der Teil ist, welcher dem Geborenen vorausgeht, das wird als Geburt
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 251

definiert, wenn die Ursachen in Gestalt einer Abfolge beschrieben werden sollen.

¢khy¢ta¡abdair artho 's¢v eva¾bh¦to 'bhidh¤yate |


n¢ma¡abd¢À pravartante sa¾haranta iva kramam || 30 || 453
Jener so beschaffene Sachverhalt wird durch Verben beschrieben. Wörter wer-
den für Nomina gebraucht, wo sie die Abfolge sozusagen zusammenfassen.

phala¾ phal¢pade¡o v¢ vastu v¢ tadvirodhi yat |


tad anyad eva p¦rve¼¢¾ n¢¡a ity apadi¡yate || 31 || 454
Ein Ergebnis oder was als Ergebnis bezeichnet wird, oder ein Ding, was die-
sen entgegengesetzt ist, - ein davon ganz verschiedenes Ding wird [nach Mei-
nung] der Früheren als 'Vernichtung' ausgegeben.
c: lies tadanyad (?)

naiv¢sti naiva n¢st¤ti vastuno graha½¢d vin¢ |


kalpate parar¦pe½a vastv anyad anugamyate || 32 || 455
Weder 'es ist' noch auch 'es ist nicht' kann man [von einem Ding] sagen, ohne
das Ding erfasst zu haben; unter fremder Gestalt wird es als ein anderes Ding er-
fahren.

bh¢v¢bh¢vau gha¿¢d¤n¢m asp²¡ann api p¢½in¢ |


ka¡ cid ved¢prak¢¡e 'pi prak¢¡e tata eva v¢ || 33 || 456
Vorhandensein und Nichtvorhandensein von Töpfen usw. erkennt einer, auch
ohne sie mit der Hand zu berühren, - sei es nun dunkel oder hell -, aus der Sache
selbst.

vy¢pi sauk¼mya¾ kva cid y¢ti kva cit sa¾hanyate punaÀ |


akurv¢½o 'tha v¢ ki¾ cit sva¡aktyaiva¾ prak¢¡ate || 34 || 457
252 Wilhelm Rau

Allverbreitetes wird manchmal ganz dünn, manchmal wiederum verdichtet es


sich. Oder aber, - ohne etwas zu tun -, manifestiert sich [ein Ding = bh¢va] so
[wie es ist] durch seine Kraft.

sarvar¦pasya tattvasya yat krame½eva dar¡anam |


bh¢gair iva prak°pti¡ ca t¢¾ kriy¢m apare viduÀ || 35 || 458
Was da sozusagen das schrittweise Erkennen der all-eigengestaltigen Wahrheit
ist, und deren Ordnung mithilfe angenommener Teile, - das nennen andere
'Handlung'.

satt¢ sva¡aktiyogena sarvar¦p¢ vyavasthit¢ |


s¢dhy¢ ca s¢dhana¾ caiva phala¾ bhokt¢ phalasya ca || 36 || 459
Das Sein existiert durch Anwendung seiner Kraft in jeder Gestalt. Es ist
[gleichzeitig] Zweck und Werkzeug und Ergebnis und Geniesser des Ergebnis-
ses.

kriy¢m anye tu manyante kva cid apy anap¢¡rit¢m |


s¢dhanaik¢rthak¢ritve prav²ttim anap¢yin¤m || 37 || 460
Andere aber betrachten die Handlung als einen auf nichts gegründeten bestän-
digen Verlauf, bei welchem die Werkzeuge und ein einziger Zweck [gleichzei-
tig] hervorgebracht werden.

s¢m¢nyabh¦t¢ s¢ p¦rva¾ bh¢ga¡aÀ pravibhajyate |


tato vy¢p¢rar¦pe½a s¢dhyeva vyavati¼¿hate || 38 || 461
Als Gattung zerlegt sich diese zuerst in Teile; hernach existiert sie als zuvoll-
endende in Gestalt von Tätigkeiten.

prak²tiÀ s¢dhan¢n¢¾ s¢ prathama¾ tac ca k¢rakam |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 253

vy¢p¢r¢½¢¾ tato 'nyatvam aparair upavar½yate || 39 || 462


Sie ist die Grundlage für alle Werkzeuge, und das ist der erste Handlungsfak-
tor. Danach wird das Anderssein der Tätigkeiten durch andere [Handlungsfakto-
ren] mitgeteilt.

bah¦n¢¾ sa¾bhave 'rth¢n¢¾ ke cid evopak¢ri½aÀ |


sa¾sarge ka¡ cid e¼¢¾ tu pr¢dh¢nyena prat¤yate || 40 || 463
Wo viele Bedeutungen möglich sind, sind einige nur hilfreich [d.h. sekundär].
Aber bei der Vermischung ergibt sich eine unter ihnen als Hauptsache.

s¢dhyatv¢t tatra c¢khy¢tair vy¢p¢r¢À siddhas¢dhan¢À |


pr¢dh¢nyen¢bhidh¤yante phalen¢pi pravartit¢À || 41 || 464
Und weil da etwas zu vollenden ist, werden Tätigkeiten, welche vollendete
Werkzeuge haben, durch Verben als die Hauptsache bezeichnet, obwohl sie
durch das Ergebnis in Gang gesetzt werden.

ekatv¢v²ttibh¢v¢bhy¢¾ bhed¢bhedasamanvaye |
sa¾khy¢s tatropalabhyante sa¾khyey¢vayavakriy¢À || 42 || 465
Bei der Verbindung mit Verschiedenheit und Identität aufgrund der Einmalig-
keit und der Wiederholung findet man dort Zahlen für die Handlungen, deren
Glieder gezählt werden sollen.

siddhasy¢rthasya p¢k¢deÀ katha¾ s¢dhanayogit¢ |


s¢dhyatve v¢ tiËantena k²t¢¾ bhedo na ka¡ ca na || 43 || 466
Wie braucht man Werkzeuge für eine vollendete Bedeutung wie p¢ka usw.? -
Oder, wenn [noch] etwas zu vollenden ist, gibt es keinen Unterschied der k²t-
Suffixe von einer finiten Verbalform.
254 Wilhelm Rau

tatra k¢rakayog¢y¢ yady ¢khy¢ta¾ nibandhanam |


¼a¼¿hy¢À s¢ lena sa¾bandhe vyudast¢ kart²karma½oÀ || 44 || 467
Wenn da das Verbum Veranlassung ist für einen Genitiv, der k¢raka-Funktion
hat, ist dieser in Verbindung mit einem Verbum für Agens und Objekt verboten.

ek¢bhidh¢na eko 'rtho yugapac ca dvidharmabh¢k |


na sa¾bhavati siddhatve sa s¢dhyaÀ sy¢t katha¾ punaÀ || 45 || 468
Eine Bedeutung eines Wortes kann nicht gleichzeitig zwei [entgegengesetzte]
Eigenschaften besitzen. Wenn sie vollendet ist, wie könnte sie noch einmal zu
vollenden sein?

et¢vat s¢dhana¾ s¢dhyam et¢vad iti kalpan¢ |


¡¢stra eva na v¢kye 'sti vibh¢gaÀ param¢rthataÀ || 46 || 469
Die Konstruktion: 'Ein so grosser Teil ist Werkzeug; - ein so grosser Teil ist
zu vollenden' - gibt es nur in der Wissenschaft, nicht tatsächlich im Satze.

¢khy¢ta¡abde bh¢g¢bhy¢¾ s¢dhyas¢dhanavartit¢ |


prakalpit¢ yath¢ ¡¢stre sa ghañ¢di¼v api kramaÀ || 47 || 470
So wie in der Wissenschaft bei einem Verbum durch zwei Teile ein Zuvollen-
dendes und ein Werkzeug angenommen werden, ist dies auch das Verfahren bei
den Suffixen ghañ usw.

s¢dhyatvena kriy¢ tatra dh¢tur¦panibandhan¢ |


sattvabh¢vas tu yas tasy¢À sa ghañ¢dinibandhanaÀ || 48 || 471
Dadurch, dass etwas zu vollenden ist, ist die Handlung dort an die Form einer
Verbalwurzel gebunden. Was aber deren [d.h. der Handlung] Seinszustand ist,
der ist an die Suffixe ghañ usw. gebunden.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 255

bandhut¢bhedar¦pe½a bandhu¡abde vyavasthit¢ |


sam¦ho bandhvavasth¢ tu pratyayen¢bhidh¤yate || 49 || 472
Das Wort bandhut¢ (Verwandt-Sein) beruht in unveränderter Form auf dem
Worte bandhu (Verwandter). Die Menge aber [= Gesamtheit der Verwandten]
wird [ebenfalls] durch das Suffix bezeichnet.

tatra ya¾ prati s¢dhyatvam asiddh¢ ta¾ prati kriy¢ |


siddh¢ tu yasmin s¢dhyatva¾ na tam eva punaÀ prati || 50 || 473
Wem gegenüber da etwas vollendet werden soll, dem gegenüber ist die Hand-
lung unvollendet. Bei wem aber [die Handlung] vollendet ist, dem gegenüber
gibt es wiederum nichts [mehr], was vollendet werden müsste.

r¢jñaÀ putrasya napteti na r¢jñi vyatiricyate |


putrasy¢rthaÀ pradh¢natva¾ na c¢sya vinivartate || 51 || 474
In dem Satze: r¢jñaÀ putrasya napt¢ vijayat¢m 'Des Königs Sohns Enkel mö-
ge siegen!' ist die Bedeutung des Wortes 'Sohn' nicht sekundär gegenüber [dem
Worte] 'König', und dass es Hauptsache ist, leidet keinen Ertrag.

m²go dh¢vati pa¡yeti s¢dhyas¢dhanar¦pat¢ |


tath¢ vi¼ayabhedena sara½asyopapadyate || 52 || 475
In dem Satze: 'Der Gazellenbock rennt! Sieh!' trifft es richtig zu, dass das
'Rennen' mit Blick auf [zwei] verschiedene Beziehungen die Formen 'zuvollen-
dendes Ding' (s¢dhya) und 'Werkzeug' (s¢dhana) [zugleich] besitzt.

lak²tyaktakhalarth¢n¢¾ tath¢vyaktak²t¢m api |


r¦Îhini¼¿h¢ghañ¢d¤n¢¾ dh¢tuÀ s¢dhyasya v¢cakaÀ || 53 || 476
Die Verbalwurzel drückt das Zuvollendende aus [in Verbindung] mit finiten
Verbalendungen, mit Gerundivsuffixen, mit Participiis Perfecti, mit k²t-Suffixen
256 Wilhelm Rau

der Bedeutung khal, desgleichen auch mit Primärsuffixen, die Indeclinabilia bil-
den, mit Morphemen, die Nomina ohne durchsichtige Etymologie bilden, mit
Participialsuffixen des Perfectums [und] mit Suffixen wie ghañ usw.

s¢dhyasy¢parini¼patteÀ so 'yam ity anupagrahaÀ |


tiËantair antare½evam upam¢na¾ tato na taiÀ || 54 || 477
Da etwas, das zu vollenden ist, noch nicht abgeschlossen sein kann, darf es
nicht mit Verben kombiniert werden im Sinne von 'das ist es'. Daher gibt es mit
denen keinen Vergleich ausser in Verbindung mit iva.

s¢dhanatva¾ prasiddha¾ ca tiËk¼u sa¾bandhin¢¾ yataÀ |


ten¢dhy¢ropa eva sy¢d upam¢ tu na vidyate || 55 || 478
Und weil [Wörter], die mit Verben verbunden sind, klärlich Werkzeuge
darstellen, kann dadurch nur eine Überlagerung statthaben; aber einen Vergleich
gibt es nicht.

ny¦ne¼u ca sam¢pt¢rtham upam¢na¾ vidh¤yate |


kriy¢ caiv¢¡raye sarv¢ tatra tatra sam¢pyate || 56 || 479
Ein Vergleich wird vorgenommen, um bei schwächer gelagerten Fällen den
Sinn zu vervollkommnen. Und jede Handlung ist überall in ihrem Substrat gänz-
lich vollkommen.

yenaiva hetun¢ ha¾saÀ patat¤ty abhidh¤yate |


¢tau tasya sam¢ptatv¢d upam¢rtho na vidyate || 57 || 480
Genau weil der Grund, weswegen es von einer Wildgans [Anser Indicus]
heisst, 'sie fliegt' bei einer Teichente genauso zutrifft, hat ein Vergleich keinen
Sinn.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 257

kriy¢½¢¾ j¢tibhinn¢n¢¾ s¢d²¡ya¾ n¢vadh¢ryate |


siddhe¡ ca prakrame s¢dhyam upam¢tu¾ na ¡akyate || 58 || 481
Bei Handlungen, die ihrer Gattung nach verschieden sind, wird keine Ähnlich-
keit wahrgenommen. Und bei dem Ablauf einer Vollendung kann etwas, das
[erst noch] vollendet werden soll, nicht verglichen werden.

vana¾ v²k¼¢ iti yath¢ bhed¢bhedavyap¢¡ray¢t |


arth¢tm¢ bhidyate bh¢ve sa b¢hy¢bhyantare kramaÀ || 59 || 482
Wie bei einem Ding - 'der Wald, die Bäume' - je nachdem, ob man auf Unter-
schied oder Identität achtet, das Wesen einer Bedeutung sich aufspaltet, so ist
das der Fall bei 'aussen' und 'innen'.

s¢m¢nye bh¢va ity atra yal liËgam upalabhyate |


bhed¢n¢m anumeyatv¢n na tat te¼u vivak¼yate || 60 || 483
Das grammatische Genus [was sich im S¦tra 3,3,18] 'bh¢ve' beim Grundbe-
griff findet, braucht, weil die Unterschiede erschlossen werden können, bei die-
sen nicht ausgedrückt zu werden.

nirde¡e carit¢rthatv¢l liËga¾ bh¢ve 'vivak¼itam |


upam¢navidhitv¢c ca bh¢v¢d anyat pac¢di¼u || 61 || 484
Weil es beim Unterricht eine geläufige Bedeutung hat, braucht das gramma-
tische Geschlecht beim [Worte] 'bh¢ve' nicht ausgedrückt zu werden. Und weil
es sich um eine Vergleichs-Regel handelt, [ist das grammatische Geschlecht] bei
den Verbalwurzeln pac usw. anders als bei bh¢va.

bhavatau yat pac¢d¤n¢¾ t¢vad atropadi¡yate |


na ca liËga¾ pac¢d¤n¢¾ bhavatau samavasthitam || 62 || 485
Was von den Verbalwurzeln pac usw. im Sinne von 'Sein' gemeint ist, - [nur]
258 Wilhelm Rau

so viel wird hier gelehrt. Und das grammatische Geschlecht hängt nicht ab von
dem 'Sein' der Verbalwurzeln pac usw.

eka¡ ca so 'rthaÀ satt¢khyaÀ katha¾ cit kai¡ cid ucyate |


liËg¢ni c¢sya bhidyante pacir¦p¢dibhedavat || 63 || 486
Und [nur] diese 'Sein' genannte Bedeutung wird irgendwie durch irgendwel-
che [Wörter] mitgeteilt. Und ihr jeweiliges grammatisches Geschlecht wechselt
entsprechend den Unterschieden der Gestalten usw. der [Verbalwurzeln] pac.

¢c¢ryo m¢tula¡ ceti yathaiko vyapadi¡yate |


sa¾bandhibhed¢d arth¢tm¢ sa vidhiÀ paktibh¢vayoÀ || 64 || 487
Wie das Wesen der Bedeutung (arth¢tman) 'Lehrer' und 'Bruder der Mutter'
als einen und denselben Mann bezeichnet wird aufgrund des Unterschieds unter
Beziehungspartnern, [so] ist die Regel auch bei [den Wörtern] pakti (f.) und
bh¢va (m.).

Ende des Kriy¢samudde¡a.


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 259

K¢lasamudde¡a

vy¢p¢ravyatireke½a k¢lam eke pracak¼ate |


nityam eka¾ vibhu dravya¾ parim¢½a¾ kriy¢vat¢m || 1 || 488
Im Gegensatz zu Tätigkeiten nennen einige die Zeit eine ewige, EINE, all-
durchdringende Substanz, das Mass der Dinge, die Handlung besitzen.

di¼¿iprasthasuvar½¢di m¦rtibhed¢ya kalpate |


kriy¢bhed¢ya k¢las tu sa¾khy¢ sarvasya bhedik¢ || 2 || 489
di¼¿i [= ein Längenmass], prastha [= ein Hohlmass], suvar½a [= eine
Gewichtseinheit] usw. dienen zum Messen materieller Dinge, Zeit aber zum
Messen von Handlungen. Zahl misst alles.

utpattau ca sthitau caiva vin¢¡e c¢pi tadvat¢m |


nimitta¾ k¢lam ev¢hur vibhakten¢tman¢ sthitam || 3 || 490
Bei Entstehung und auch bei Dauer und auch bei Vernichtung von Dingen, die
diese [Zustände] besitzen, nennt man als Ursache nur die in ihrem unterteilten
Wesen verharrende Zeit.

tam asya lokayantrasya s¦tradh¢ra¾ pracak¼ate |


pratibandh¢bhyanujñ¢bhy¢¾ tena vi¡va¾ vibhajyate || 4 || 491
Sie [d.h. die Zeit] nennen sie den Fadenhalter dieses Weltapparats. Von ihr
wird durch Hemmen und durch Erlauben das All geregelt.

yadi na pratibadhn¤y¢t pratibandha¾ ca nots²jet |


avasth¢ vyatik¤ryeran paurv¢paryavin¢k²t¢À || 5 || 492
Wenn sie [d.h. die Zeit] nicht hemmte und die Hemmung nicht aufhübe, ge-
rieten die Zustände [der Dinge] durcheinander, hätten kein 'früher' und 'später'
260 Wilhelm Rau

mehr.

tasy¢tm¢ bahudh¢ bhinno bhedair dharm¢ntar¢¡rayaiÀ |


na hi bhinnam abhinna¾ v¢ vastu ki¾ ca na vidyate || 6 || 493
Ihr [d.h. der Zeit] Wesen ist durch Unterteilungen, die auf fremden
Eigenschaften beruhen, vielfach gespalten. Denn es gibt ja keine gespaltene oder
ungespaltene Substanz [in reiner Form].

naiko na c¢py aneko 'sti na ¡uklo n¢pi c¢sitaÀ |


dravy¢tm¢ sa tu sa¾sarg¢d eva¾r¦paÀ prak¢¡ate || 7 || 494
Das Wesen einer Substanz ist weder eines noch mehrfach; weder weiss noch
auch schwarz. Aber durch Vermischung [mit etwas anderem] erscheint es soge-
staltet.

sa¾sargi½¢¾ tu ye bhed¢ vi¡e¼¢s tasya te mat¢À |


sa bhinnas tair vyavasth¢n¢¾ k¢lo bhed¢ya kalpate || 8 || 495
Was aber die Unterschiede der vermischten [Handlungen] sind, - die gelten als
ihre [d.h. der Zeit] Besonderheiten. Durch diese unterteilt, dient die Zeit zur
Scheidung der Seinszustände.

vi¡i¼¿ak¢lasa¾bandh¢d v²ttil¢bhaÀ prakalpate |


¡akt¤n¢¾ sa¾prayogasya hetutven¢vati¼¿hate || 9 || 496
Durch Verbindung mit einer bestimmten Zeit kommt die Funktionsfähigkeit
der Kräfte zustande. [Die Zeit] existiert als die Ursache für deren [d.h. der Kräf-
te] Antrieb.

janm¢bhivyaktiniyam¢À prayogopanibandhan¢À |
nity¢dh¤nasthititv¢c ca sthitir niyamap¦rvik¢ || 10 || 497
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 261

Die Beschränkungen der Entstehung und der Offenbarwerdung hängen von


[diesem] Antrieb ab. Und weil die Dauer [geschaffener Dinge] der ewigen [Zeit]
unterworfen ist, folgt die Dauer einer Einschränkung [durch die Zeit].

sthitasy¢nugrahas tais tair dharmaiÀ sa¾sargibhis tataÀ |


pratibandhas tirobh¢vaÀ prah¢½am iti c¢tmanaÀ || 11 || 498
Von ihr [tataÀ; d.h. von der Zeit] her geschieht durch diese und jene miteinan-
der vermischten Eigenschaften die Förderung des existierenden ¢tman, [seine]
Hemmung, [sein] Verschwinden, [seine] Vernichtung.

pratyavastha¾ tu k¢lasya vy¢p¢ro 'tra vyavasthitaÀ |


k¢la eva hi vi¡v¢tm¢ vy¢p¢ra iti kathyate || 12 || 499
Hier [d.h. in der Welt] aber ist die Tätigkeit der Zeit hinsichtlich [aller] Seins-
zustände nachgewiesen [d.h. gewiss]. Denn nur die Zeit heisst ja als Wesen des
Alls 'Tätigkeit'.

m¦rt¤n¢¾ tena bhinn¢n¢m ¢cay¢pacay¢À p²thak |


lak¼yante pari½¢mena sarv¢s¢¾ bhedayogin¢ || 13 || 500
Durch diese unterteilte [Zeit] werden Zunahmen und Abnahmen aller
verschiedenen Körper durch Umwandlung im Einzelnen angezeigt.

jalayantrabhram¢ve¡asad²¡¤bhiÀ prav²ttibhiÀ |
sa kal¢À kalayan sarv¢À k¢l¢khy¢¾ labhate vibhuÀ || 14 || 501
Indem sie alle Teile (kal¢) [der Welt] treibt (kalayan) mit Bewegungen, wel-
che den Anstössen der Umdrehungen eines Wasserrads ähneln, erhält sie,
allverbreitet, den Namen 'Zeit' (k¢la).

pratibaddh¢¡ ca y¢s tena citr¢ vi¡vasya v²ttayaÀ |


262 Wilhelm Rau

t¢À sa ev¢nuj¢n¢ti yath¢ tantuÀ ¡akuntik¢À || 15 || 502


Und die von ihr gehemmten vielfältigen Bewegungen des Alls erlaubt [ande-
rerseits auch nur] sie, wie der Faden [des Vogelstellers] die [Bewegungen der]
Lockvögel.

vi¡i¼¿ak¢lasa¾bandh¢l labdhap¢k¢su ¡akti¼u |


kriy¢bhivyajyate nity¢ prayog¢khyena karma½¢ || 16 || 503
Wenn die Kräfte durch Verbindung mit einer bestimmten Zeit Reife erlangt
haben, wird eine ewige Handlung erkennbar durch ein Werk, das 'Antrieb'
(prayoga) heisst.

j¢tiprayukt¢ tasy¢¾ tu phalavyaktiÀ praj¢yate |


kuto 'py adbhutay¢ v²tty¢ ¡aktibhiÀ s¢ niyamyate || 17 || 504
In dieser [Handlung] aber entsteht, von der Gattung angetrieben, ein Ergebnis-
Einzelding. Das wird aus irgendeinem Grunde von den Kräften durch ein wun-
dersames Wirken gebremst.

tatas tu samav¢y¢khy¢ ¡aktir bhedasya b¢dhik¢ |


ekatvam iva t¢ vyakt¤r ¢p¢dayati k¢ra½aiÀ || 18 || 505
Später aber bringt eine 'Inhärenz' genannte Kraft, welche die Trennung stört,
diese Einzeldinge sozusagen zur Einheit mit ihren materiellen Ursachen.

ath¢sm¢n niyam¢d ¦rdhva¾ j¢tayo y¢À prayojik¢À |


t¢À sarv¢ vyaktim ¢y¢nti svacche ch¢y¢ iv¢mbhasi || 19 || 506
Dann, nach dieser Beschränkung, manifestieren sich alle diese antreibenden
Gattungen im Einzelding, wie ein Spiegelbild in reinem Wasser.

k¢ra½¢nuvidh¢yitv¢d atha k¢ra½ap¦rvak¢À |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 263

gu½¢s tatropaj¢yante svaj¢tivyaktihetavaÀ || 20 || 507


Weil sie von materiellen Ursachen abhängen müssen, entstehen also (atha)
dort aus materiellen Ursachen Eigenschaften, welche ihren Antrieb in den
Einzeldingen ihrer Gattung haben.

¢¡ray¢½¢¾ ca nityatvam ¢¡rit¢n¢¾ ca nityat¢ |


t¢ vyakt¤r anug²h½¢ti sthitis tena prakalpate || 21 || 508
Sowohl die Ewigkeit der stützenden [Dinge] als auch die Ewigkeit der gestütz-
ten [Dinge] fördert diese Einzeldinge. Dadurch wird Dauer möglich.

anityasya yathotp¢de p¢ratantrya¾ tath¢ sthitau |


vin¢¡¢yaiva tat s²¼¿am asv¢dh¤nasthiti¾ viduÀ || 22 || 509
Wie ein Nicht-Ewiges bei seiner Entstehung von anderen abhängig ist, so auch
bei seiner Dauer. Es ist nur zur Vernichtung geschaffen. Sie [d.h. die Weisen]
wissen, dass Dauer nicht von sich selbst abhängt.

sthitaÀ sa¾sargibhir bh¢vaiÀ svakriy¢sv anug²hyate |


nai¼¢¾ satt¢m anudg²hya v²ttir janmavat¢¾ sm²t¢ || 23 || 510
Das zusammen mit vermischten Dingen existierende [Ding] wird bei seinen
Handlungen gefördert. Ohne deren [d.h. der vermischten Dinge] Sein zuzugeben,
gibt es für entstandene Dinge kein Wirken.

jar¢khy¢ k¢la¡aktir y¢ ¡aktyantaravirodhin¤ |


s¢ ¡akt¤À pratibadhn¢ti j¢yante ca virodhinaÀ || 24 || 511
Die 'Abnutzung' genannte Zeitkraft, welche die übrigen [Zeit-]Kräfte hemmt,
die behindert die [Existenz-]Kräfte; und hemmende [Faktoren] treten in Erschei-
nung.
264 Wilhelm Rau

prayojak¢s tu ye bh¢v¢À sthitibh¢gasya hetavaÀ |


tirobhavanti te sarve yata ¢tm¢ prah¤yate || 25 || 512
Drängende Dinge aber, Triebkräfte für den Anteil an der Dauer [oder - der Be-
harrung], die verschwinden alle, - woher [denn] das Wesen vergeht.

yathaiv¢dbhutay¢ v²tty¢ ni¼krama¾ nirnibandhanam |


apada¾ j¢yate sarva¾ tath¢sy¢tm¢ prah¤yate || 26 || 513
Wie durch ein wundersames Wirken das All entsteht, - ohne Abfolge - ohne
Bindung - ohne Ort, so vergeht auch sein Wesen.

kriyayor apavargi½yor n¢n¢rthasamavetayoÀ |


sa¾bandhin¢ vinaikena paricchedaÀ katha¾ bhavet || 27 || 514
Wie könnte eine Unterscheidung sein zwischen zwei endlichen Handlungen,
die verschiedenen Dingen inhärieren, ohne ein verbindendes [Element]?

yath¢ tul¢y¢¾ haste v¢ n¢n¢dravyavyavasthitam |


gurutva¾ parim¤yeta k¢l¢d eva¾ kriy¢gatiÀ || 28 || 515
Wie auf einer Waage oder auf einer Hand die in verschiedenen Substanzen ru-
hende Schwere gemessen werden kann, so [kann] von der Zeit her der Gang ei-
ner Handlung [gemessen werden].

hah¢ti sahav²tt¢¡ ca kriy¢À sa samavasthit¢À |


vr¤hir yathodaka¾ tena h¢yan¢khy¢¾ prapadyate || 29 || 516
Weil sie [d.h. die Zeit] die gleichzeitigen, festgelegten Handlungen verlässt
(jah¢ti) wie Reis[saat] das Wasser, deswegen erhält sie den Namen 'h¢yana' (=
Jahr).

pratibandh¢bhyanujñ¢bhy¢¾ v²ttir y¢ tasya ¡¢¡vat¤ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 265

tay¢ vibhajyam¢no 'sau bhajate kramar¦pat¢m || 30 || 517


Was ihre [d.h. der Zeit] durch Hemmen und Nachgeben ewige Bewegung ist,
durch die geteilt, erlangt jene [d.h. die Zeit] die Gestalt einer Abfolge.

kart²bhed¢t tadarthe¼u pracay¢pacayau gataÀ |


samatva¾ vi¼amatva¾ v¢ sa ekaÀ pratipadyate || 31 || 518
Diese EINE [Zeit] erlangt, weil die Agentes verschieden sind, bei deren
Bestrebungen (artha) Zunahme und Abnahme, Ebenheit oder Unebenheit.

kriy¢bhed¢d yathaikasmi¾s tak¼¢dy¢khy¢ pravartate |


kriy¢bhed¢t tathaikasminn ²tv¢dy¢khyopaj¢yate || 32 || 519
Wie durch Unterschiede in den Handlungen bei ein und derselben [Person] die
Namen 'Zimmermann' usw. Anwendung finden, so kommen durch Unterschiede
in den Handlungen bei der EINEN [Zeit] die Namen 'Saison' usw. auf.

¢rambha¡ ca kriy¢ caiva ni¼¿h¢ cety abhidh¤yate |


dharm¢ntar¢½¢m adhy¢sabhed¢t sadasad¢tmanaÀ || 33 || 520
'Anfang' und 'Handlung' und auch 'Ende' werden durch verschiedene Überla-
gerungen anderer Eigenschaften von einem [gleichzeitig] seiendem und nicht-
seiendem Wesen ausgesagt.

y¢v¢¾¡ ca dvya½uk¢d¤n¢¾ t¢v¢n himavato 'py asau |


na hy ¢tm¢ kasya cid bhettu¾ pracetu¾ v¢pi ¡akyate || 34 || 521
Und jenes [Wesen] eines Doppelatoms usw. ist so gross wie das des Him¢laya.
Keines [Dings] Wesen kann ja vermindert oder vermehrt werden.

anyais tu bh¢vair anye¼¢¾ pracayaÀ parikalpyate |


¡anair idam ida¾ k¼ipram iti tena prat¤yate || 35 || 522
266 Wilhelm Rau

Durch andere Dinge aber kann eine Vermehrung anderer [Dinge] geschehen.
Dadurch entsteht der Eindruck: 'dies [geschieht] langsam' - 'dies [geschieht]
schnell'.

asata¡ ca kramo n¢sti sa hi bhettu¾ na ¡akyate |


sato 'pi c¢tmatattva¾ yat tat tathaiv¢vati¼¿hate || 36 || 523
Und es gibt keine Abfolge bei einem nicht-seienden [Ding], - es kann ja nicht
geteilt werden. Und auch was das wahre Wesen des Seienden ist, das bleibt [im-
mer] so [wie es ist, d.h. unverändert].

kriyopadi¡ ca san bh¦tabhavi¼yadvartam¢nat¢À |


ek¢da¡abhir ¢k¢rair vibhakt¢À pratipadyate || 37 || 524
Und [Zeit], auf welche Handlungen übertragen worden sind, sind Vergangen-
heit, Zukunft und Gegenwart. Unterteilt durch elf Formen läuft sie ab.

bh¦taÀ pañcavidhas tatra bhavi¼ya¾¡ ca caturvidhaÀ |


vartam¢no dvidh¢khy¢ta ity ek¢da¡a kalpan¢À || 38 || 525
Vergangenheit ist dabei fünffach und Zukunft vierfach; Gegenwart heisst
zweifach, - so sind es elf Konstruktionen [Fiktionen].

k¢le nidh¢ya sva¾ r¦pa¾ prajñay¢ yan nig²hyate |


bh¢v¢s tato nivartante tatra sa¾kr¢nta¡aktayaÀ || 39 || 526
Nachdem sie ihre Gestalt, welche mit dem Verstand erfasst wird, auf die Zeit
übertragen haben, kehren die Dinge von dorther zurück, sobald ihre Kräfte dort-
hin [d.h. auf die Zeit] übergegangen sind.

bh¢vin¢¾ caiva yad r¦pa¾ tasya ca pratibimbakam |


sunirm²¼¿a iv¢dar¡e k¢la evopapadyate || 40 || 527
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 267

Und sogar was die Gestalt künftiger [Dinge] ist, und deren Reflex -, erscheint
in der Zeit wie in einem wohlpolierten [Metall-]Spiegel.

t²½apar½alat¢d¤ni yath¢ sroto 'nukar¼ati |


pravartayati k¢lo 'pi m¢tr¢ m¢tr¢vat¢¾ tath¢ || 41 || 528
Wie die Strömung [eines Flusses] Grass, Blätter und Schlingpflanzen
mitreisst, so bewegt auch die Zeit die [Zeit-]Einheiten der Dinge, die [Zeit-]Ein-
heiten aufweisen.

¢vi¡yev¢nusa¾dhatte yath¢ gatimat¢¾ gat¤À |


v¢yus tathaiva k¢l¢tm¢ vidhatte kramar¦pat¢m || 42 || 529
Wie der Wind, nachdem er [in sie] hineingefahren ist, Bewegungen
beweglicher Wesen bewirkt, genau so bewirkt das Wesen der Zeit die Gestalt
einer Abfolge [in den Dingen].

ayanapravibh¢ga¡ ca gati¡ ca jyoti¼¢¾ dhruv¢ |


niv²ttiprabhav¢¡ caiva bh¦t¢n¢¾ tannibandhan¢À || 43 || 530
Der Unterschied des Sonnenlaufs [nach Süden oder nach Norden] und der be-
ständige Gang der Himmelslichter und auch Verschwinden und Entstehungen
der Wesen sind an diese [d.h. die Zeit] gebunden.

m¢tr¢½¢¾ pari½¢m¢ ye k¢lav²ttyanup¢tinaÀ |


nak¼atr¢khy¢ p²thak te¼u cihnam¢tra¾ tu t¢rak¢À || 44 || 531
Die Veränderungen der [Zeit-]Einheiten, welche dem Zeitablauf folgen, bei
denen gibt es jeweils einen nak¼atra-Namen. Die Fixsterne sind [dafür] nur ein
Zeichen.

rutair m²ga¡akunt¢n¢¾ sth¢var¢½¢¾ ca v²ttibhiÀ |


268 Wilhelm Rau

ch¢y¢dipari½¢mai¡ ca ²tudh¢m¢ nir¦pyate || 45 || 532


Durch die Rufe der Tiere und der Vögel und durch die Veränderungen an un-
beweglichen Dingen und durch den Wechsel des Schattens usw. wird die Zeit
[wtl. 'Wohnung der Jahreszeiten'] bestimmt.

nirbh¢sopagamo yo 'ya¾ kramav¢n iva d²¡yate |


akramasy¢pi vi¡vasya tat k¢lasya vice¼¿itam || 46 || 533
Dass dieser Eintritt eines [falschen] Scheins des gleichwohl abfolglosen Alls
gewissermassen schrittweise wahrgenommen wird, - das ist die Bewegung der
Zeit.

d¦r¢ntikavyavasth¢nam adhv¢dhikara½a¾ yath¢ |


cirak¼ipravyavasth¢na¾ k¢l¢dhikara½a¾ tath¢ || 47 || 534
Wie die Feststellung von 'fern' und 'nah' auf dem Wege [d.h. auf dem Rau-
me] beruht, so beruht die Feststellung von 'langsam' und 'schnell' auf der Zeit.

tasy¢bhinnasya k¢lasya vyavah¢re kriy¢k²t¢À |


bhed¢ iva trayaÀ siddh¢ y¢¸l loko n¢tivartate || 48 || 535
Beim Umgang mit dieser ungeteilten Zeit gibt es sozusagen drei erwiesene
Abschnitte, über welche die Welt nicht hinwegkommt.

ekasya ¡aktayas tisraÀ k¢lasya samavasthit¢À |


yatsa¾bandhena bh¢v¢n¢¾ dar¡an¢dar¡ane sat¢m || 49 || 536
Drei Kräfte der EINEN Zeit bleiben fest. Durch die Verbindung der Wesen
mit diesen finden Sichtbar-Werden und Unsichtbar-Werden seiender Dinge statt.

dv¢bhy¢¾ sa kila ¡aktibhy¢¾ bh¢v¢n¢¾ vara½¢tmakaÀ |


¡aktis tu vartam¢n¢khy¢ bh¢var¦paprak¢¡in¤ || 50 || 537
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 269

Mit zwei Kräften, fürwahr, ist sie [d.h. die Zeit] von die Dinge verhüllendem
Wesen. Als 'Gegenwart' genannte Kraft aber beleuchtet sie die Gestalten der
Dinge.

an¢gat¢ janma¡akteÀ ¡aktir apratibandhik¢ |


at¤t¢khy¢ tu y¢ ¡aktis tay¢ janma virudhyate || 51 || 538
Die zukünftige Kraft behindert die Geburtskraft [= die Kraft der Gegenwart]
nicht. Die aber vergangene Kraft heisst, von der wird Geburt versperrt.

tamaÀprak¢¡avat tv ete trayo 'dhv¢no vyavasthit¢À |


akram¢s te¼u bh¢v¢n¢¾ kramaÀ samupalabhyate || 52 || 539
Wie Finsternis und Licht aber sind diese drei Wege [Vergangenheit, Zukunft,
Gegenwart] ohne Abfolge beschaffen. In ihnen wird die Abfolge der Dinge
wahrgenommen.

dvau tu tatra tamor¦p¢v ekasy¢lokavat sthitiÀ |


at¤tam api ke¼¢¾ cit punar viparivartate || 53 || 540
Dort [i.e. bei den drei Kräften] aber haben zwei die Gestalt von Finsternis
[Vergangenheit und Zukunft]; eine verhält sich wie Licht [Gegenwart]. Nach
Meinung mancher kehrt sogar das Vergangene wieder.

yugapad vartam¢natva¾ taddharm¢ pratipadyate |


ke¼¢¾ cid vartam¢natv¢c caiti tadvad at¤tat¢m || 54 || 541
Weil einige [Gegebenheiten] gegenwärtig sind, erreicht ein Ding, das deren
Eigenschaften besitzt, den Zustand der Gegenwart und gelangt gleichzeitig wie
dies in den Zustand der Vergangenheit.

het¦pak¢r¢d ¢k¼ipto vartam¢natvam ¢gataÀ |


270 Wilhelm Rau

¡¢ntahet¦pak¢raÀ san punar nopaiti dar¡anam || 55 || 542


Ein Ding gelangt, durch Förderung [seiner] Antriebskräfte angestossen, zur
Gegenwärtigkeit. Wenn die Förderung durch die Antriebskräfte aufgehört hat,
wird es wiederum unsichtbar.

dve eva k¢lasya vibhoÀ ke¼¢¾ cic chaktivartman¤ |


karoti y¢bhy¢¾ bh¢v¢n¢m unm¤lananim¤lane || 56 || 543
Nach Meinung einiger gibt es nur zwei Kraftbahnen der alldurchdringenden
Zeit, mit Hilfe deren sie Augenaufschlag und Augenschliessen der Dinge
bewirkt.

kal¢bhiÀ p²thagarth¢bhiÀ pravibhakta¾ svabh¢vataÀ |


ke cid buddhyanusa¾h¢ralak¼a½a¾ ta¾ pracak¼ate || 57 || 544
Einige sagen, sie [die Zeit] sei von selbst durch verschiedenen Zwecken die-
nende Teile aufgespalten und sei dadurch gekennzeichnet, dass eine Zusammen-
fassung [dieser Teile] im Bewusstsein stattfinde.

jñ¢n¢nugata¡akti¾ v¢ b¢hya¾ v¢ satyataÀ sthitam |


k¢l¢tm¢nam an¢¡ritya vyavahartu¾ na ¡akyate || 58 || 545
Ohne sich an das Wesen der Zeit anzulehnen, - sei sie nun eine Kraft, die dem
Bewusstsein folgt, oder wirklich draussen existiert -, kann man [in der Welt]
nicht auskommen.

tisro bh¢vasya bh¢vasya ke¼¢¾ cid bh¢va¡aktayaÀ |


t¢bhiÀ sva¡aktibhiÀ sarva¾ sadaiv¢sti ca n¢sti ca || 59 || 546
Nach einigen gibt es drei Seinskräfte eines jeden Dings. Durch diese Eigen-
kräfte ist ein jedes immer und ist es nie.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 271

sattv¢d avyatireke½a t¢s tisro 'pi vyavasthit¢À |


kramas t¢s tadabhed¢c ca sadasattva¾ na bhidyate || 60 || 547
Diese drei aber existieren ohne von [irgend] einem Wesen verschieden zu sein.
Sie bilden eine Abfolge. Weil sie [d.h. die drei Zeiten] von ihnen [d.h. von den
Wesen] nicht verschieden sind, ist kein Unterschied zwischen Sein und Nicht-
sein.

dar¡an¢dar¡anenaika¾ d²¼¿¢d²¼¿a¾ tad eva tu |


adhvan¢m ekat¢ n¢sti na ca ki¾ cin nivartate || 61 || 548
Durch Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit aber ist ein-und-dasselbe Ding [bald]
sichtbar, [bald] unsichtbar. Es gibt keine Einheit der Wege [d.h. Vergangenheit,
Zukunft und Gegenwart bleiben stets geschieden]. Und nichts hört auf zu existie-
ren.

¡akty¢tmadevat¢pak¼air bhinna¾ k¢lasya dar¡anam |


prathama¾ tad avidy¢y¢¾ yad vidy¢y¢¾ na vidyate || 62 || 549
Vielfältig ist die Ansicht über die Zeit wegen der Schulen, welche behaupten,
sie sei eine Kraft [oder drei Kräfte (?)], ein ¢tman oder eine Gottheit. Dies ist das
Erste im Nicht-Wissen, das es im [wahren] Wissen nicht gibt.

abhede yadi k¢lasya hrasvad¤rghaplut¢di¼u |


d²¡yate bhedanirbh¢saÀ sa cirak¼iprabuddhivat || 63 || 550

hrasvad¤rghaplut¢v²tty¢ n¢lik¢salil¢di¼u |
katha¾ pracayayogaÀ sy¢t kalpan¢m¢trahetukaÀ || 64 || 551
Wenn bei ungeteilter Zeit hinsichtlich kurzer, langer, gedehnter usw. [Vokale]
der irrige Eindruck von Unterschieden erfahren wird als Vorstellung von 'lang-
sam' und 'schnell', -
272 Wilhelm Rau

wie könnte [dann] bei kurz - lang - gedehntem Lauf im Klepsydra-Wasser


usw. der Eindruck einer Zunahme entstehen, wenn er nur durch Einbildung be-
wirkt wäre?

abhivyaktinimittasya pracayena prac¤yate |


abhinnam api ¡abdasya tattvam apracay¢tmakam || 65 || 552
Das Wesen des Worts, obwohl ungeteilt und keiner Zunahme fähig, nimmt zu
durch die Zunahme der Bedingungen für seine Hervorbringung.

eva¾ m¢tr¢tur¤yasya bhedo d¢¡atayasya v¢ |


parim¢½avikalpena ¡abd¢tmani na vidyate || 66 || 553
So gibt es einen Unterschied zwischen [der Länge] eines Viertels eines kurzen
Vokals und [der Länge] des Úgveda [nur] durch eine falsche Vorstellung vom
Mass [der Zeit]; im Wesen des Lauts gibt es ihn nicht.

anuni¼p¢dikalpena ye 'ntar¢la iva sthit¢À |


¡abd¢s te pratipatt³½¢m up¢y¢À pratipattaye || 67 || 554
Die Laute, welche in Form einer [Echo-]Kette gleichsam im Innern [des Oh-
res] verweilen, sind für die Wahrnehmer [d.h. Hörer] nur Hilfsmittel zur
Wahrnehmung [d.h. zum Hören].

vi¡i¼¿am avadhi¾ ta¾ tam up¢d¢ya prakalpate |


k¢laÀ k¢lavat¢m ekaÀ k¼a½am¢sartubhedabh¢k || 68 || 555
Indem sie sich diesen oder jenen besonderen Grenzpunkt aneignet, wird die
EINE Zeit zum Teilhaber an Abschnitten [wie] Augenblick, Monat; Jahreszeit
der zeithaften [Dinge].

buddhyavagrahabhed¢c ca vyavah¢r¢tmani sthitaÀ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 273

t¢v¢n eva k¼a½aÀ k¢lo yugamanvantar¢½i v¢ || 69 || 556


Und wegen des Unterschieds in der Auffassung durch das Bewusstsein ist die
Zeit, im Wesen alltäglichen Gebrauchs verharrend, ebenso ein Augenblick oder
Yugas und Manvantaras.

pratibandh¢bhyanujñ¢bhy¢¾ n¢lik¢vivar¢¡rite |
yad ambhasi prak¼ara½a¾ tat k¢lasyaiva ce¼¿itam || 70 || 557
Was da das durch Hemmen und Nachlassen [verursachte] Fliessen beim in der
Klepsydra befindlichen Wasser [angeht, so] ist das nur die Bewegung der Zeit.

alpe mahati v¢ chidre tatsa¾bandhe na bhidyate |


k¢lasya v²ttir ¢tm¢pi tam ev¢sy¢nuvartate || 71 || 558
Der Lauf der Zeit ändert sich nicht, ob nun das mit ihm [d.h. dem Wasser] ver-
bundene Loch klein oder gross sei. Auch ihr Wesen [d.h. der Zeit] richtet sich
nach dieser [Relation von Wasser und Loch].

¢kr¤Îa iva k¢lasya d²¡yate yaÀ sva¡aktibhiÀ |


bahur¦pasya bh¢ve¼u bahudh¢ tena bhidyate || 72 || 559
Was da wie ein Spiel der vielgestaltigen Zeit mit ihren Kräften erscheint, - da-
durch ist sie bei den Wesen vielfach verschieden.

tvacis¢rasya v¢ v²ddhi¾ t²½ar¢jasya v¢ dadhat |


t¢vat tadv²ddhiyogena k¢latattva¾ vikalpate || 73 || 560
Ob sie nun das Wachsen eines Bambus oder einer Palmyra-Palme veranlasst,
die wahre Zeit schwankt nur (t¢vat) in Verbindung mit derer [beider] Wachstum.

vyatikrame 'pi m¢tr¢½¢¾ tasya n¢sti vyatikramaÀ |


na gant²gatibhedena m¢rgabhedo 'sti ka¡ ca na || 74 || 561
274 Wilhelm Rau

Auch beim Vergehen der Zeiteinheiten gibt es ihr [d.h. der Zeit] Vergehen
nicht. Durch die Verschiedenheit der Wanderer und der Ganggeschwindigkeiten
ergibt sich keine Verschiedenheit des Weges.

uday¢stamay¢v²tty¢ jyoti¼¢¾ lokasiddhay¢ |


k¢lasy¢vyatip¢te 'pi t¢ddharmyam iva lak¼yate || 75 || 562
Durch die allgemein bekannte Wiederkehr von Auf- und Untergang der Him-
melslichter hat es, obwohl die Zeit nicht vergeht, doch den Anschein, als gehör-
ten ihr deren Eigenschaften.

¢dityagrahanak¼atraparispandam ath¢pare |
bhinnam ¢v²ttibhedena k¢la¾ k¢lavido viduÀ || 76 || 563
Weiter betrachten andere Zeitkenner die durch unterschiedliche Wiederkehr
eingeteilte Bewegung von Sonne, Planeten und Mondhäusern als Zeit.

kriy¢ntaraparicchedaprav²tt¢ y¢ kriy¢¾ prati |


nirjñ¢taparim¢½¢ s¢ k¢la ity abhidh¤yate || 77 || 564
Eine [Handlung] genau bekannter Dauer, welche gegen eine [andere] Hand-
lung abläuft, um die andere Handlung zu messen, heisst 'Zeit'.

jñ¢ne r¦pasya sa¾kr¢ntir jñ¢nenaiv¢nusa¾h²tiÀ |


ataÀ kriy¢ntar¢bh¢ve s¢ kriy¢ k¢la i¼yate || 78 || 565
Der Eintritt einer [äusseren] Erscheinung [etwa des Atmungsvorgangs] in das
Bewusstsein [und] ihre Zusammenfassung eben durch das Bewusstsein, - diese
Handlung soll dann 'Zeit' heissen, wenn keine andere Handlung stattfindet.

bh¦to gha¿a it¤ya¾ ca satt¢y¢ eva bh¦tat¢ |


bh¦t¢ satteti satt¢y¢À satt¢ bh¦t¢bhidh¤yate || 79 || 566
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 275

[In dem Satze]: 'Der Topf ist gewesen' wird dies Gewesen-Sein gerade des
Seins [ausgesagt]. [Wenn es heisst]: 'Das Sein ist gewesen', wird das Sein des
Seins als gewesen bezeichnet.

parato bhidyate sarvam ¢tm¢ tu na vikalpyate |


parvat¢disthitis tasm¢t parar¦pe½a bhidyate || 80 || 567
Jegliches Ding wird von etwas Fremden her geteilt, aber das Wesen [eines
Dings] wird [deswegen] nicht in Zweifel gezogen. Daher wird das Stehen der
Berge usw. durch die Gestalt eines Fremden [ein]geteilt.

prasiddhabhed¢ vy¢p¢r¢ vir¦p¢vayavakriy¢À |


s¢hacarye½a bhidyante sar¦p¢vayavakriy¢À || 81 || 568
Tätigkeiten, deren Teilhandlungen von unähnlicher Art sind, besitzen deutli-
che Verschiedenheit. Sind ihre Teilhandlungen von ähnlicher Art, so werden sie
durch Assoziation unterschieden.

vyavadh¢nam ivopaiti niv²tta iva d²¡yate |


kriy¢sam¦ho bhujy¢dir antar¢laprav²ttibhiÀ || 82 || 569

na ca vicchinnar¦po 'pi so 'vir¢m¢n nivartate |


sarvaiva hi kriy¢nyena sa¾k¤r½evopalabhyate || 83 || 570

tadantar¢lad²¼¿¢ v¢ sarvaiv¢vayavakriy¢ |
s¢d²¡y¢t sati bhede tu tadaËgatvena g²hyate || 84 || 571
Das Essen usw. - eine Häufung von Handlungen - erleidet durch zwischenzeit-
liche Tätigkeiten irgendwie eine Unterbrechung, erscheint gewissermassen been-
det,
ist aber trotz ihrer gespaltenen Erscheinungsform nicht beendet, weil sie nicht
aufgehört hat. Denn jede Handlung wird ja als mit einer anderen Handlung ver-
276 Wilhelm Rau

mischt erfahren.
Oder überhaupt jede Teilhandlung, die man in deren [d.h. der Haupthandlung]
Verlauf bemerkt, wird aufgrund ihrer Ähnlichkeit als ein Teil von jener betrach-
tet, obwohl eine Verschiedenheit besteht.

sad asad v¢pi vastu sy¢t t²t¤ya¾ n¢sti ki¾ ca na |


tena bh¦tabhavi¼yantau muktv¢ madhya¾ na vidyate || 85 || 572
Ein Ding kann seiend sein oder auch nicht-seiend sein; es gibt nichts Drittes.
Deswegen ist, - lässt man Vergangenheit und Zukunft beiseite -, nichts Mittleres.

nirv²ttir¦pam ekasya bhed¢bh¢v¢n na kalpate |


sad asad v¢pi tenaika¾ kramar¦pa¾ katha¾ bhavet || 86 || 573
Die Form einer Entwicklung eines einheitlichen Dinges ist nicht möglich, weil
es bei ihm keine Unterschiede gibt. Sei es oder sei es auch nicht - wie könnte da-
durch ein einheitliches Ding die Gestalt einer Abfolge haben?

bah¦n¢¾ c¢navasth¢n¢d ekam evopalabhyate |


yathopalabdhi smara½a¾ tatra c¢py upapadyate || 87 || 574
Weil viele [Augenblicke gleichzeitig] nicht erfahrbar sind, wird [immer] nur
einer aufgefasst; und dabei stellt sich auch nur eine wie die Auffassung [einen
Augenblick dauernde] Erinnerung ein.

sadasadr¦pam eka¾ sy¢t sarvasyaikatvakalpane |


nirv²ttir¦pa¾ nirv²tteÀ s¢m¢nyam atha v¢ bhavet || 88 || 575
Nähme man die Einheitlichkeit eines jeglichen Dinges an, besässe ein Ding
[gleichzeitig] die Gestalt des Seienden und des Nicht-Seienden. Oder aber die
Form der Entwicklung wäre die Gattung der Entwicklung.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 277

k¢ryotpattau samartha¾ v¢ svena dharme½a tat tath¢ |


¢tmatattvena g²hyate s¢ c¢smin vartam¢nat¢ || 89 || 576
Oder das durch seine eigene Eigenschaft zum Hervorbringen der Wirkung Fä-
hige würde so als die Realität seines Wesens erfasst. Und das wäre in ihm die
Gegenwart.

kriy¢prabandhar¦pa¾ yad adhy¢tma¾ vinig²hyate |


sa¾kr¢ntar¦pam ekatra t¢m ¢hur vartam¢nat¢ || 90 || 577
Was in Gestalt einer Kette von Handlungen im Geiste erfasst wird, das nennen
sie - an einer Stelle zusammengekommen -, 'Gegenwart'.

kriy¢tipattir atyanta¾ kriy¢nutpattilak¼a½¢ |


na ca bh¦tam anutpanna¾ na bhavi¼yat tath¢vidham || 91 || 578
Der Konditionalis ist durchaus gekennzeichnet durch das Nicht-Zustande-
Kommen der Handlung; und weder ist die Vergangenheit nicht zustande gekom-
men noch die Zukunft von derselben Art.

pr¢g viruddhakriyotp¢d¢n nirv²tte v¢ virodhini |


vy¢p¢re 'vadhibhedena vi¼ayas tatra bhidyate || 92 || 579
Vor dem Eintritt einer gegengerichteten Tätigkeit oder wenn die gegengerich-
tete Tätigkeit vollendet ist, verändert sich durch Veränderung des [zeitlichen]
Grenzpunkts das Wirkungsgebiet [der Handlung].

vyabhic¢re nimittasya s¢dhutva¾ na prakalpate |


bh¢vy ¢s¤d iti s¦tre½a tat k¢le 'nyatra ¡i¼yate || 93 || 580
Beim Abweichen von der Bedingung für eine Regel ergibt sich keine Richtig-
keit [bei ihrer Anwendung]. Bei dem Ausdruck bh¢vy ¢s¤t 'es war künftig' wird
durch S¦tra 3,4,1 dh¢tusa¾bandhe pratyay¢À dies [d.h. die Richtigkeit] für eine
278 Wilhelm Rau

andere Zeit gelehrt.

svak¢la eva s¢dhutve k¢labhede gatiÀ katham |


v¢ky¢rth¢d atadarthe¼u vi¡i¼¿atva¾ na sidhyati || 94 || 581
Wenn [die Bildung] ein[es] Wort[es nur] bei bestimmter Zeit richtig ist, - wie
dann, wenn die Zeit sich ändert? Aus dem Sinn des Satzes ergibt sich bei Wör-
tern, die dessen Bedeutung nicht entsprechen, die besondere Beziehung nicht.

tadartha¡ ced avayavo bh¢vino bh¦tat¢gatiÀ |


na sy¢d atyantabh¦tatvam evaika¾ tatra sa¾bhavet || 95 || 582
Wenn ein Glied [des Ausdrucks] diese Bedeutung hätte, ergäbe sich die Ver-
gangenheits-Bedeutung des Künftigen nicht; es käme dort nur ein gesteigertes
Vergangen-Sein zustande.

vi¡i¼¿ak¢lat¢ p¦rva¾ tath¢pi tu vi¡e¼a½e |


¢¡ray¢t so 'ntaraËgatv¢t tatra s¢dhur bhavi¼yati || 96 || 583
[Für ein Wort] gilt zuerst eine spezifizierte Zeit[stufe]; ebenso aber auch, wenn
es sich an ein anderes anlehnt, welches eine nähere Bestimmung enthält. Auf-
grund der [vorrangigen] antaraËga-Regel dürfte es [auch] dort [grammatisch]
richtig sein.

¢mi¡ra eva prakr¢ntaÀ sa pad¢rthas tath¢vidhaÀ |


kevalasya vimi¡ratva¾ nitye 'rthe nopapadyate || 97 || 584
Die Wortbedeutung ist so beschaffen, dass sie [im Satze stets] als [mit anderen
Wortbedeutungen] vermischt verstanden wird. Das Vermischt-Sein eines Isolier-
ten ist bei unwandelbarer Wortbedeutung nicht möglich.

¡uddhe ca k¢le vy¢khy¢tam ¢mi¡re na prasidhyati |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 279

s¢dhutvam ayath¢k¢la¾ tat s¦tre½opadi¡yate || 98 || 585


Die grammatische Richtigkeit, welche im Sinne einer spezifizierten Zeit[stufe]
erklärt worden ist, gilt nicht im Sinne einer vermischten. Für eine andere
Zeit[stufe] wird sie [d.h. die grammatische Richtigkeit] durch S¦tra [3,4,1] ge-
lehrt.

¢khy¢tapadav¢cye 'rthe nirvartyatv¢t pradh¢nat¢ |


vi¡e¼a½a¾ tad¢k¼ep¢t tatk¢le vyavati¼¿hate || 99 || 586
Weil die Bedeutung, welche durch das Verbum mitgeteilt werden soll, unbe-
dingt zum Ausdruck kommen muss, ist sie die Hauptsache. Weil die nähere Be-
stimmung durch sie angezogen wird, beharrt sie auf deren Zeit[stufe].

sa¾pratyay¢nuk¢ro v¢ ¡abdavy¢p¢ra eva v¢ |


adhyasyate viruddhe 'rthe na ca tena virudhyate || 100 || 587
Entweder die Nachahmung des Verständnisses [eines Satzes] oder auch die
Tätigkeit eines Wortes wird auf die widersprüchliche Bedeutung übertragen.
[Und diese] wird dadurch nicht beeinträchtigt.

bh¦ta¾ bhavi¼yad ity etau pratyayau vartam¢nat¢m |


atyajantau prapadyete viruddh¢¡rayar¦pat¢m || 101 || 588
'Gewesen' und 'künftig' - diese Vorstellungen nehmen die Formen entgegen-
gesetzter Standorte an, ohne die Gegenwärtigkeit aufzugeben.

adhvano vartam¢nasya yaÀ ¡e¼o ya upakramaÀ |


tad vartam¢nas¢m¤pya¾ ¡¢stre bhedena dar¡itam || 102 || 589
'Das Ende [und] der Anfang des Gegenwarts-Weges sind Gegenwarts-
Nachbarschaft' - [so] ist in der Wissenschaft im Einzelnen dargelegt.
280 Wilhelm Rau

¢¡a¾s¢ vartam¢n¢pi vi¼aye½a bhavi¼yat¢ |


bh¢¼ye bhavi¼yatk¢leti k¢ry¢rtha¾ vyapadi¡yate || 103 || 590
Erwartung, obwohl gegenwärtig, wird im Bh¢¼ya durch den künftigen Gegen-
stand für grammatische Operationen als künftig erwiesen.

icch¢ cik¤r¼at¤ty atra svak¢lam anurudhyate |


bhavi¼yati prak²tyarthe tatk¢la¾ n¢nurudhyate || 104 || 591
Der Wunsch - 'er wünscht zu tun' - hängt sich hier an die eigene Zeit[stufe,
d.h. die Gegenwart]. Obwohl die Bedeutung des Grundverbums futurisch ist,
hängt sie sich nicht an dessen Zeit[stufe].

¢¡¢syam¢natantratv¢d ¢¡a¾s¢y¢¾ viparyayaÀ |


prayokt²dharmaÀ ¡abd¢rthe ¡abdair ev¢nu¼ajyate || 105 || 592
Weil das erwartete Objekt die Hauptsache ist, gilt bei der Erwartung das Ge-
genteil. Die Eigenschaft des Sprechers wird durch die Wörter auf den Wortsinn
übertragen.

apch¢lib¤jasa¾yoge vartate ni¼padir yad¢ |


tatr¢vayavav²ttitv¢d bhavi¼yatprati¼edhanam || 106 || 593
Wenn das Verbum ni¼-pad die Vereinigung von Wasser und Reiskörnern be-
deutet, dann ist das Futurum verboten, weil es nur von einer Teilhandlung
berichtet.

phalaprasavar¦pe tu ni¼padau bh¦tak¢lat¢ |


dharm¢ntare¼u tad r¦pam adhyasya parikalpyate || 107 || 594
Wenn aber ni¼-pad im Sinne von 'Frucht hervorbringen' gebraucht wird, dann
ist das Vergangen-Sein grammatisch richtig, weil diese Form auf andere Eigen-
schaften übertragen worden ist.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 281

upayukte nimitt¢n¢¾ vy¢p¢re phalasiddhaye |


tatra r¦pa¾ yad adhyasta¾ tatk¢la¾ tat prat¤yate || 108 || 595
Wenn die Tätigkeit der Umstände zur Vollendung der Wirkung dient, dann
wird die Form, welche darauf übertragen wurde, als für diese Zeit[stufe] gültig
verstanden.

ni¼patt¢v avadhiÀ ka¡ cit ka¡ cit prativivak¼itaÀ |


hetujanmavyapek¼¢taÀ phalajanmeti cocyate || 109 || 596
Der Grenzpunkt bei der Vollendung wird manchmal so, manchmal so be-
stimmt - und mit Rücksicht auf das Entstehen des Antriebs ist vom Entstehen des
Ergebnisses die Rede.

abahiÀs¢dhan¢dh¤n¢ siddhir yatra vivak¼it¢ |


tat s¢dhan¢ntar¢bh¢v¢t siddham ity apadi¡yate || 110 || 597
Wo die Vollendung als von keinem äusseren Werkzeug abhängig bezeichnet
werden soll, wird das - weil andere Werkzeuge fehlen - als vollendet [= Vollen-
dung] bezeichnet.

tasm¢d avadhibhedena siddh¢ mukhyaiva bh¦tat¢ |


an¢gatatvam astitva¾ hetudharmavyapek¼a½e || 111 || 598
Daher ist durch den besonderen Grenzpunkt nur das hauptsächliche Gewesen-
Sein gültig. Zukünftig-Sein und Gegenwärtig-Sein hängen beide ab von Eigen-
schaften des Antriebs.

sat¢m indriyasa¾bandh¢t saiva satt¢ vi¡i¼yate |


bhedena vyavah¢ro hi vastvantaranibandhanaÀ || 112 || 599
Durch die Verbindung der Sinnesorgane mit seienden Dingen nimmt gerade
deren Sein verschiedene Formen an. Unterschiedliches Verfahren hängt ja von
282 Wilhelm Rau

anderen Dingen ab.

astitva¾ vastum¢trasya buddhy¢ tu parig²hyate |


yaÀ sam¢s¢dan¢d bhedaÀ sa tatra na vivak¼itaÀ || 113 || 600
Das Sein eines blossen Gegenstands wird aber [nur] durch die Einsicht [d.h.
durch den Verstand ?] festgestellt. Eine Verschiedenheit die [sich] aufgrund ei-
ner Berührung mit den Sinnesorganen [ergibt], soll dort nicht ausgedrückt wer-
den.

yog¢d v¢ str¤tvapu¾stv¢bhy¢¾ na ki¾ cid avati¼¿hate |


svasminn ¢tmani tatr¢nyad bh¦ta¾ bh¢vi ca kathyate || 114 || 601
Oder -, durch die Verbindung mit Weiblichkeit [= Vernichtung] oder Männ-
lichkeit [= Wachstum] dauert nichts in seinem eigenen Wesen; und da wird ge-
sagt, Gewesenes und Künftiges seien verschieden.

Ende des K¢lasamudde¡a.


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 283

Puru¼asamudde¡a

pratyakt¢ parabh¢va¡ c¢py up¢dh¤ kart²karma½oÀ |


tayoÀ ¡rutivi¡e¼e½a v¢cakau madhyamottamau || 1 || 602
Hergewandt- [d.h. Auf-sich-selbst-zurückgewandt-]Sein und auch Fremd-Sein
sind zwei Umschreibungen für Agens und Objekt. Durch verschiedene Suffixe
drücken die 2. und die 1. Person die beiden aus.

sad asad v¢pi caitanyam et¢bhy¢m avagamyate |


caitanyabh¢ge prathamaÀ puru¼o na tu vartate || 2 || 603
Sei Bewusstsein nun wirklich oder auch [nur] zugeschrieben, durch diese bei-
den wird es verstanden. Die 3. Person aber steht nicht im Sinne eines Bewusst-
seinsteils.

budhij¢n¢ticitibhiÀ prathame puru¼e sati |


sa¾jñ¢n¢rthair na caitanyasyopayogaÀ prak¢¡yate || 3 || 604
Durch die Wurzeln budh jñ¢ cit im Sinne von 'Bewusstsein' wird, auch wenn
die dritte Person steht, der Gebrauch des Bewusstseins nicht ausgedrückt.

sa¾bodhan¢rthaÀ sarvatra madhyame kai¡ cid i¼yate |


tath¢ sa¾bodhane sarv¢¾ pratham¢¾ yu¼mado viduÀ || 4 || 605
Bei der 2. Person wird von einigen überall der Sinn des Vokativs gefordert.
Ebenso verstehen sie jeden Nominativ der 2. Person im Sinne eines Vokativs.

sa¾bodhana¾ na loke 'sti vidh¢tavyena vastun¢ |


sv¢hendra¡atrur vardhasva yath¢ r¢j¢ bhaveti ca || 5 || 606
Es gibt in der Welt keinen Vokativ als Teil einer Aufforderung. Z.B.
sv¢hendra¡atrur [nicht: <¡atro!] vardhasva und r¢j¢ [nicht: r¢jan] bhava.
284 Wilhelm Rau

yu¼madarthasya siddhatv¢n niyat¢ c¢dyud¢ttat¢ |


yu¼madaÀ pratham¢ntasya para¡ cen na pad¢d asau || 6 || 607
Weil die Bedeutung der 2. Person feststeht und die Akzentuierung mit Hoch-
ton auf der ersten Silbe gefordert ist, steht für den Nominativ der 2. Person [der
Vokativ], wenn er nicht auf ein Wort folgt [d.h. am Anfang des Satzes oder des
Stollens steht].

gu½apradh¢nat¢bhedaÀ puru¼¢diviparyayaÀ |
nirde¡a¡ c¢nyath¢ ¡¢stre nityatv¢n na virudhyate || 7 || 608
Eine Verwechslung von Neben- und Hauptsache, eine Vertauschung der
[grammatischen] Personen, und eine veränderte Anweisung im Lehrbuch ist we-
gen der Ewigkeit [des Wortes] nicht verboten.

yath¢nirde¡am arth¢À syur ye¼¢¾ ¡¢stram vidh¢yakam |


ki¾ cit s¢m¢nyam ¢¡ritya sthite tu pratip¢danam || 8 || 609
Bedeutungen von Wörtern, welche das Lehrbuch schüfe, wären buchstäblich
zu nehmen. Beim Üblichen aber gilt die Erklärung, welche sich auf etwas
Gemeinsames stützt.

yo '¡ve yaÀ p¤¿ha ity atra bh¦tayor a¡vap¤¿hayoÀ |


yathopalak¼a½¢rthatva¾ tath¢rthe¼v anu¡¢sanam || 9 || 610
Wie in den Ausdrücken 'der auf dem Pferde' - 'der auf dem Sitze' für die vor-
handenen beiden ['Pferd' und 'Sitz'] nur die Bedeutung eines Kennzeichens gilt,
so [geschieht auch] die Unterweisung bei Wortbedeutungen [in der Grammatik].

Ende des Puru¼asamudde¡a.


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 285

Sa¾khy¢samudde¡a

sa¾khy¢v¢n sattvabh¦to 'rthaÀ sarva ev¢bhidh¤yate |


bhed¢bhedavibh¢go hi loke sa¾khy¢nibandhanaÀ || 1 || 611
Jeder sachliche Gegenstand hat Zahl, heisst es. Die Unterscheidung von Viel-
heit und Einheit ist ja in der Welt an Zahlen gebunden.

sa dharmo vyatirikto v¢ te¼¢m ¢tmaiva v¢ tath¢ |


bhedahetutvam ¢¡ritya sa¾khyeti vyapadi¡yate || 2 || 612
Sei sie eine getrennte Eigenschaft oder gehöre sie zu deren [d.h. der
Gegenstände] Wesen, - weil sie den Antrieb zur Differenzierung [der Gegenstän-
de] bildet, heisst sie 'Zahl' (sa¾khy¢ = sa¾ca¼¿e).

samavet¢ paricchedye kva cid anyatra s¢ sthit¢ |


prakalpayati bh¢v¢n¢¾ sa¾khy¢ bheda¾ tath¢tmanaÀ || 3 || 613
Sie inhäriert dem, was differenziert werden soll, [und] befindet sich an einem
anderen Ort. Die Zahl bewirkt einen Unterschied der Dinge, wie ihrer selbst.

paratve c¢paratve ca bhede tuly¢ ¡rutir yath¢ |


sa¾khy¢¡abd¢bhidheyatva¾ bhedahetos tath¢ gu½e || 4 || 614
Wie das selbe Wort (para / apara) bei der Unterscheidung von Vorzeitigkeit
und Nachzeitigkeit gebraucht wird, so ist bei einer Eigenschaft das-mit-einem-
Zahlwort-benannt-Sein der Antrieb für Unterscheidung.

asvatantre svatantratva¾ paradharmo yath¢ gu½e |


abhedye bhedyabh¢vo 'pi dravyadharmas tath¢ gu½e || 5 || 615
Wie die Selbständigkeit als Eigenschaft der Hauptsache auf eine abhängige
Nebensache [übertragen wird], so [wird] auch das Teilbar-Sein, eine Eigenschaft
286 Wilhelm Rau

der Hauptsache, auf die nicht teilbare Nebensache [übertragen].

svabuddhy¢ tam apoddh²tya loko 'py ¢gamam ¢¡ritaÀ |


svadharm¢d anyaddharme½a vy¢ca¼¿e pratipattaye || 6 || 616
Nachdem sie diese [Eigenschaft] mit ihrem Intellekt von ihrer Eigenschaft iso-
liert haben, erklären auch die gewöhnlichen Leute, dem Herkommen folgend,
diese mit einer anderen Eigenschaft zum [besseren] Verständnis.

paropak¢ratattv¢n¢¾ sv¢tantrye½¢bhidh¢yakaÀ |
¡abdaÀ sarvapad¢rth¢n¢¾ svadharm¢d viprak²¼yate || 7 || 617
Ein Wort, welches mit Selbständigkeit alle Bedeutungen wiedergibt, die in
Wahrheit anderen [Wörtern] Hilfe leisten, wird von seiner Eigenschaft abgezo-
gen.

yathaiv¢vi¼aya¾ jñ¢na¾ na ki¾ cid avabh¢sate |


tath¢ bh¢vo 'py asa¾s²¼¿o na ka¡ cid upalabhyate || 8 || 618
Wie ein Wissen ohne Gegenstand ganz und gar nicht leuchtet, so wird auch
ein unvermischtes Ding ganz und gar nicht aufgefasst.

bhedena tu sam¢khy¢ta¾ yal loko 'py anuvartate |


¢gam¢c ch¢strasad²¡o vyavah¢raÀ sa var½yate || 9 || 619
Die Erklärung durch Spezifikation aber, welcher auch die gewöhnlichen Leute
aufgrund des Herkommens folgen, - dies Verfahren wird ähnlich dem des Lehr-
buchs beschrieben.

buddhau sthite¼u te¼v evam adhy¢ropo na durlabhaÀ |


paradharmasya na hy atra sadasattva¾ prayojakam || 10 || 610
Auf diese so im Intellekt gespeicherten [Eigenschaften] ist die Übertragung ei-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 287

ner fremden Eigenschaft nicht schwierig. Hier spielen ja Sein oder Nicht-Sein
[der Eigenschaft] keine Rolle.

s¢m¢nye¼v api s¢m¢nya¾ vi¡e¼e¼u vi¡i¼¿at¢ |


sa¾khy¢su sa¾khy¢ liËge¼u liËgam eva¾ prakalpate || 11 || 621
So gibt es auch in Gattungen Gattung, bei Unterschieden Besonderheit, bei
Zahlen Zahl, bei Geschlechtern Geschlecht.

ato dravy¢¡rit¢¾ sa¾khy¢m ¢huÀ sa¾sargav¢dinaÀ |


bhed¢bhedavyat¤te¼u bhed¢bhedavidh¢yin¤m || 12 || 622
Daher sagen die Sa¾sargav¢din [= Vai¡e¼ika], Zahl gehöre zu den Substan-
zen; unter den Dingen, die sich jenseits von Unterschied und Identität befinden,
schaffe sie Unterschied und Identität.

¢tm¢ntar¢½¢¾ yen¢tm¢ tadr¦pa iva lak¼yate |


atadr¦pe½a sa¾sarg¢t s¢ nimittasar¦pat¢ || 13 || 623
Wodurch das Wesen anderer Wesen gleichsam unter deren Gestalt erscheint
durch Vermischung mit etwas, das diese Gestalt nicht hat, - das ist eine durch die
Umstände bedingte Identifikation.

sa¾s²¼¿e¼v api nirbh¢ge bh¦te¼v arthakriy¢ yath¢ |


sattv¢di¼u ca m¢tr¢su sarv¢sv eva¾ prat¤yate || 14 || 624
Wie zweckvolles Handeln auch bei [miteinander] vermischten Dingen im Teil-
losen [anerkannt wird], so wird es auch [bei den Gu½as] sattva usw. und in allen
Elementen [anerkannt].

dvitv¢diyonir ekatva¾ bhed¢s tatp¦rvak¢ yataÀ |


vin¢ tena na sa¾khy¢n¢m any¢s¢m asti sa¾bhavaÀ || 15 || 625
288 Wilhelm Rau

Einzahl ist die Quelle für Zweizahl, weil Unterschiede diese [Einzahl] voraus-
setzen. Ohne sie [d.h. die Einzahl] gibt es keine Möglichkeit für die anderen
Zahlen.

ekatve buddhisahite nimitta¾ dvitvajanmani |


ekatv¢bhy¢¾ samutpannam eva¾ v¢ tat prat¤yate || 16 || 626
Zwei Einheiten zusammen mit der Einsicht (buddhi) sind Voraussetzung für
das Entstehen der Zweiheit. Oder, diese [Zweiheit] wird anerkannt als nur aus
zwei Einheiten [d.h. ohne die buddhi] entstanden.

ekatvasamud¢yo v¢ s¢pek¼e v¢ p²thak p²thak |


ekatve dvitvam ity eva¾ tayor dvivacana¾ bhavet || 17 || 627
Entweder die Kombination [zweier] Einheiten oder zwei voneinander abhängi-
ge, getrennte Einheiten sind die Zweiheit, - so müsste [aber] für die beiden ein
Dual stehen.

eko 'pi gu½abhedena saËgho bheda¾ prakalpayet |


¢¡ray¢¡rayibhedo hi tad¢¡rayanibandhanaÀ || 18 || 628
Auch eine einheitliche Kombination kann durch Spaltung in nebensächliche
Dinge [ihre] Teilung bewirken. Die Verschiedenheit der Teile und des Ganzen
ist ja an deren Ganzes gebunden.

sa¾khyeyasaËghasa¾khy¢nasaËghaÀ sa¾khyeti kathyate |


vi¾¡aty¢di¼u s¢nyasya dravyasaËghasya bhedik¢ || 19 || 629
Eine Kombination zu zählender Dinge, eine Kombination von Zahlen heisst
'Zahl'. In Ausdrücken wie 'Zwanzig' usw. bewirkt sie Sonderung einer anderen
Kombination von Dingen.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 289

ekavi¾¡atisa¾khy¢y¢¾ sa¾khy¢ntarasar¦payoÀ |
ekasy¢¾ buddhyan¢v²tty¢ bh¢gayor iva kalpan¢ || 20 || 630
In der einen Zahl 'Einundzwanzig' nimmt man gewissermassen zwei Teile an,
welche anderen Zahlen gleichen, weil sich die buddhi nicht wiederholt.

asa¾khy¢samud¢yatv¢t sa¾khy¢k¢rya¾ vidh¤yate |


sam¦hatve tu tan na sy¢t sv¢Ëg¢disamud¢yavat || 21 || 631
Grammatische Operation wird an einer Zahl vorgeschrieben, weil es sich nicht
nur um eine [blosse] Kombination von Zahlen handelt. Sie [d.h. die grammati-
sche Operation nämlich] könnte aber nicht sein bei [blosser] Häufung wie an
einer Kombination von sv¢Ëga-Wörtern usw.

sa¾khyey¢ntaratantr¢su y¢ sa¾khy¢su pravartate |


¢v²ttivargasa¾khyey¢ t¢¾ sa¾khy¢¾ t¢d²¡¤¾ viduÀ || 22 || 632
[Eine Zahl], die unter Zahlen gehört, welche andere zählbare [Dinge] zu
Hauptsachen haben, - diese Zahl erkennen sie als eine solche, die als Zählbares
eine Wiederholungsmenge hat.

na sa¾khy¢y¢¾ na sa¾khyeye dvau da¡ety asti sa¾bhavaÀ |


bhed¢bh¢v¢n na sa¾khy¢y¢¾ virodh¢n na tad¢¡raye || 23 || 633
Weder bei der Zahl noch beim Zählbaren kann man 'dvau' [oder] 'da¡a' sa-
gen, weil bei der Zahl kein Unterschied und in ihrem Anhaltspunkt [d.h. im
Zählbaren] kein Widerspruch [besteht].

sa¾khy¢yete da¡advargau dvida¡¢ iti sa¾khyay¢ |


tadr¦pe v¢pi sa¾khyeya ¢v²ttiÀ pariga½yate || 24 || 634
Durch die Zahl 'dvida¡¢À' werden zwei Zehnergruppen zusammengezählt;
oder aber bei dem sogestalteten Zählbaren wird die Wiederholung gezählt.
290 Wilhelm Rau

sa¾khy¢ n¢ma na sa¾khy¢sti sa¾jñai¼eti yathocyate |


r¦pa¾ na r¦pam apy eva¾ sa¾jñ¢ s¢ hi sit¢di¼u || 25 || 635
Es gibt keine Zahl mit Namen 'Zahl' (sa¾khy¢). Wie man sagt: 'Das ist ein
Terminus technicus', so ist auch unter den Farben weiss usw. 'Farbe' ein Termi-
nus technicus, keine Farbe.

sa¾khy¢naj¢tiyog¢t tu sa¾khy¢ sa¾khyeti kathyate |


r¦patvaj¢tiyog¢c ca r¦pe r¦pam iti sm²tam || 26 || 636
Wegen der Verwendung als Gattungsbegriff für [alle] Zahlen wird die 'Zahl'
'Zahl' (sa¾khy¢) genannt; und wegen der Verwendung als Gattungsbegriff für
[alle] Farben heisst es bei 'Farbe' 'Farbe' (r¦pa).

nimittam ekam ity atra vibhakty¢ n¢bhidh¤yate |


tadvatas tu yad ekatva¾ vibhaktis tatra vartate || 27 || 637
Bei 'ekam' wird die Bedeutung hier nicht durch die Kasusendung ausgedrückt;
was aber die Einzahl des damit [d.h. mit der Kasusendung] versehenen [Wort-
stamms] ist, dabei erscheint die Kasusendung.

ekasya pracayo d²¼¿aÀ sam¦ha¡ ca dvayos tath¢ |


nimittavyatireke½a sa¾khy¢ny¢ bhedik¢ tataÀ || 28 || 638
Bei EINEM sieht man Anhäufung und ebenso Menge bei ZWEIEN; davon
verschieden ist eine andere Zahl, welche aus zusätzlichem Anlass teilt [i.e.
zählt?].

tad ekam api caikatva¾ vibhakti¡rava½¢d ²te |


nocyate tena ¡abdena vibhakty¢ tu sahocyate || 29 || 639
'Dies ist EINS' und 'EINHEIT' wird, ohne dass man eine Kasusendung hörte,
nicht durch das Wort 'eka' selbst ausgesagt; zusammen mit der Kasusendung
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 291

wird es ausgesagt.

anvayavyatirekau ca yadi sy¢d vacan¢ntaram |


sy¢t¢m asati tasmi¾¡ ca prak²tyartho na kalpyate || 30 || 640
Übereinstimmung und Unterschied können angewandt werden, wenn ein ande-
res Numerus-Suffix vorhanden ist. Und wenn es fehlt, ist die Bedeutung des
Wortstamms nicht zweifelsfrei.

ekatvam eka ity atra ¡uddhadravyavi¡e¼a½am |


sagu½as tu prak²tyartho vibhaktyarthena bhidyate || 31 || 641
'ekaÀ' - hier ist die Einzahl Eigenschaft einer reinen Substanz. Aber die
Bedeutung des Wortstamms zusammen mit seinem Determinans wird durch die
Bedeutung der Kasusendung bestimmt.

dvyekayor iti nirde¡¢t sa¾khy¢m¢tre 'pi sa¾bhavaÀ |


ek¢d¤n¢¾ prasiddhy¢ tu sa¾khyey¢rthatvam ucyate || 32 || 642
Durch die Verwendung des Ausdrucks dvyekayoÀ [P¢½ini 1,4,22] können
Wörter wie eka usw. auch im Sinne einer blossen Zahl verwendet werden. Auf-
grund gewöhnlichen Sprachgebrauchs aber wird gesagt, dass sie die Bedeutung
von Zählbarem haben.

Ende des Sa¾khy¢samudde¡a.


292 Wilhelm Rau

Upagrahasamudde¡a

ya ¢tmanepad¢d bhedaÀ kva cid arthasya gamyate |


anyata¡ c¢pi l¢de¡¢n manyante tam upagraham || 1 || 643
Der Unterschied in der Bedeutung, der sich manchenorts aus dem ¨tmanepada
oder aus einem anderen Substitut für la ergibt, den nennt man Genus verbi (upa-
graha).

kva cit s¢dhanam ev¢sau kva cit tasya vi¡e¼a½am |


s¢dhana¾ tatra karm¢di vyaktav¢co vi¡e¼a½am || 2 || 644
Manchenorts ist es [d.h. das Genus verbi] nur ein Werkzeug (s¢dhana), man-
chenorts eine Besonderheit des Werkzeugs. Werkzeug ist dabei das Objekt (kar-
man) usw., verständlich Redende (vyaktav¢caÀ) eine Besonderheit [cf. P¢½ini
1,3,48].

kriy¢ vi¼ayabhedena j¤vik¢di¼u bhidyate |


l¢de¡aiÀ sa kriy¢bhedo v¢kye¼v api niyamyate || 3 || 645
Handlung unterscheidet sich durch verschiedene Zwecke wie bei Lebensunter-
halt usw. mit Hilfe der Substitute für la. Dieser Unterschied in der Handlung
wird in Sätzen auch [durch besondere Wörter] eingegrenzt.

dh¢tvarthas tadvi¡e¼a¡ c¢py uktaÀ kva cid upagrahaÀ |


dh¢tvartho gandhan¢diÀ sy¢d vyatih¢ro vi¡e¼a½am || 4 || 646
Die Bedeutung der Wurzel und auch ihre Besonderheit heissen manchmal Ge-
nus verbi. Eine Wurzelbedeutung wäre 'Sticheln' (gandhana, z.B. P¢½ini 1,2,15)
und 'Gegenseitigkeit einer Handlung' (vyatih¢ra, z.B. P¢½ini 1,3,14) eine
Besonderheit.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 293

kriy¢prav²tt¢v ¢khy¢t¢ kai¡ cit sv¢rthapar¢rthat¢ |


asat¤ v¢ sat¤ v¢pi vivak¼itanibandhan¢ || 5 || 647
Von einigen wird beim Vollzug einer Handlung von [Handlungen] zu eigenem
und zu fremden Nutzen gesprochen. Ob sie dies nicht ist, oder auch ist, hängt da-
von ab, was der Sprecher aussagen will.

ke¼¢¾ cit kartrabhipr¢ye ½ic¢ saha vikalpate |


¢tmanepadam anye¼¢¾ tadarth¢ prak²tir yath¢ || 6 || 648
Nach einigen ist das ¨tmanepada mit dem Kausativum vertauschbar, wenn die
Handlung dem Agens zu Gute kommt, wie nach anderen [schon] das Verbum
simplex diese Bedeutung hat.

kr¤½¤¼va vapate dhatte cinoti cinute 'pi ca |


¢ptaprayog¢ d²¡yante ye¼u ½yartho 'bhidh¤yate || 7 || 649
kr¤½¤¼va vapate dhatte cinoti und cinute findet man als unter Gebildeten ge-
bräuchliche Formen, bei denen Kausativ-Bedeutung ausgedrückt wird.

sa¾vidh¢na¾ pac¢d¤n¢¾ kva cid arthaÀ prat¤yate |


tannimitt¢ yath¢ny¢pi kriy¢dhi¡raya½¢dik¢ || 8 || 650
Manchmal ergibt sich bei den Wurzeln pac usw. als Bedeutung 'Vorbereitung-
en treffen', wie auch jede andere von ihr bedingte Handlung wie das Aufsetzen
[von Kochtöpfen] usw.

kartrabhipr¢yat¢ s¦tre kriy¢bhedopalak¼a½am |


tath¢bh¦t¢ kriy¢ y¢ hi tatkart¢ phalabh¢g yataÀ || 9 || 651
Wenn nach S¦tra 1,3,72 das Ergebnis der Handlung dem Agens zu Gute kom-
men muss, deutet dies auf eine Verschiedenheit in den Handlungen hin. Weil ja
nur wenn die Handlung so beschaffen ist, ihr Agens der Nutzniesser wird.
294 Wilhelm Rau

yathopalak¼yate k¢las t¢rak¢dar¡an¢dibhiÀ |


tath¢ phalavi¡e¼e½a kriy¢bhedo nidar¡yate || 10 || 652
Wie die Zeit bestimmt wird durch das Sichtbarwerden [bestimmter] Sterne, so
wird ein Unterschied in den Handlungen angezeigt durch die Besonderheit des
Ergebnisses [d.h. die Frage, wem es zu Gute kommt].

kriy¢vi¡e¼avacane s¢marthyam uparudhyate |


ke¼¢¾ cid anye tu k²t¢À svariteto ñitas tath¢ || 11 || 653
Die Fähigkeit einiger [Wurzeln], Besonderheiten der Handlung auszudrücken,
ist eingeschränkt. Andere aber sind durch Svarita oder durch ñ markiert gemacht
[P¢½ini 1,3,72].

anubandha¡ ca siddhe 'rthe sm²tyartham anu¼ajyate |


tuly¢rthe¼v api c¢va¡ya¾ na sarve¼v ekadharmat¢ || 12 || 654
Und ein stummer Laut wird bei festgesetzter Bedeutung [nur] zur Erinnerung
angefügt. Noch auch besitzen alle Wurzeln gleicher Bedeutung unbedingt ein
und dieselbe Eigenschaft.

d²¡¤k¼yoÀ sad²¡e 'py arthe n¢bhedaÀ pratip¦rvayoÀ |


½yarthop¢d¢yinas tasm¢n na tuly¢rth¢À pac¢dibhiÀ || 13 || 655
Bei [den beiden Wurzeln] d²¡ und ¤k¼, obwohl gleicher Bedeutung, herrscht
ein Unterschied, wenn ihnen prati- vorausgeht. Daher haben die Wurzeln, wel-
che Kausativ-Bedeutung annehmen, nicht dieselben Bedeutungen wie pac usw.

umbhyarthe vartam¢nasya karoter bhinnadharma½aÀ |


½yarthop¢d¢yit¢ tasm¢n niyat¢À ¡abda¡aktayaÀ || 14 || 656
Die Wurzel k² von anderer Eigenschaft kann, wenn sie in der Bedeutung von
umbh gebraucht wird, Kausativ-Bedeutung annehmen. Daher sind die Kräfte der
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 295

Wörter eingeschränkt.

tath¢ hy anuprayogasya karoter ¢tmanepade |


p¦rvavadgraha½a¾ pr¢pte svarita¾ samupasthitam || 15 || 657
So wird ja, wenn die Wurzel k² [auf umbh] folgt, und im ¨tmanepada verwen-
det werden soll, svaritiertes p¦rvavad [aus P¢½ini 1,3,62] herangezogen.

ekatve 'pi kriy¢khy¢te s¢dhan¢¡rayasa¾khyay¢ |


bhidyate na tu liËg¢khyo bhedas tatra tad¢¡ritaÀ || 16 || 658
Auch wenn eine Einheit durch eine Handlung ausgedrückt wird, spaltet sie
sich durch die Zahl der Substrate der Werkzeuge. Nicht aber gibt es dabei einen
diesbezüglichen Unterschied, der durch das grammatische Geschlecht [der
Werkzeuge] ausgedrückt würde.

tasm¢d avasthite 'py arthe kasya cit pratibadhyate |


¡abdasya ¡aktiÀ sa tv e¼a ¡¢stre 'nv¢khy¢yate vidhiÀ || 17 || 659
Selbst wenn daher eine Bedeutung vorhanden ist, wird die Kraft irgendeines
Wortes eingeschränkt [d.h. sie kann eingeschränkt werden]. Die Regel [hierfür]
wird jedoch im Lehrbuch aufgeführt [P¢½ini 1,3,72].

yasy¢rthasya prasiddhyartham ¢rabhyante pac¢dayaÀ |


tat pradh¢na¾ phala¾ te¼¢¾ na l¢bh¢di prayojanam || 18 || 660
Der Zweck, um dessen Erreichung willen die Handlungen des Kochens usw.
unternommen werden, - das ist deren Hauptergebnis. Es geht nicht um materiel-
len Gewinn usw.

yatrobhau sv¢mid¢sau tu pr¢rabhete saha kriy¢m |


yugapad dharmabhedena dh¢tus tatra na vartate || 19 || 661
296 Wilhelm Rau

Wo aber zwei, Herr und Knecht, gemeinsam gleichzeitig in getrennter Eigen-


schaft eine Handlung vollbringen, gibt es keine Verbalwurzel [dies auszudrük-
ken].

yatra pratividh¢n¢rthaÀ pacis tatr¢tmanepadam |


parasmaipadam anyatra sa¾sk¢r¢dyabhidh¢yini || 20 || 662
Wo die Wurzel pac bedeutet '[das Kochen] vorbereiten', dort steht das
¨tmanepada. Andererseits [steht] das Parasmaipada, um eine Verfeinerung [des
Kochguts] usw. auszudrücken.

sa¾vidh¢tu¡ ca s¢¾nidhy¢d d¢se dharmo 'nu¼ajyate |


plak¼a¡abdasya s¢¾nidhy¢n nyagrodhe plak¼at¢ yath¢ || 21 || 663
Wegen der Nähe des Meisters wird [dessen] Eigenschaft auf den Diener über-
tragen, wie das Plak¼a (Ficus infectoria Roxb.) -Sein auf den Nyagrodha (Ficus
indica Roxb.) wegen der Nähe des Wortes Plak¼a. [Vgl. P¢½ini 2,2,29,10
[433,1]]

puro΢¡¢bhidh¢na¾ ca dh¢n¢di¼u yath¢ sthitam |


chattri½¢ c¢bhisa¾bandh¢c chattri¡abd¢bhidheyat¢ || 22 || 664
Und wie die Bezeichnung puro΢¡a auch bei den Körnern usw. gebräuchlich
ist, und auch wegen der Verbindung mit einem Schirmträger das Wort chattrin
[auch andere Gefolgsleute] bezeichnen kann.

arth¢t prat¤tam anyonya¾ p¢r¢rthyam avivak¼itam |


ity aya¾ ¡e¼avi¼ayaÀ kai¡ cid atr¢nuvar½yate || 23 || 665
Einige interpretieren hier: 'Die tatsächlich verstandene gegenseitige Abhän-
gigkeit soll nicht ausgedrückt werden; also ist dies das Gebiet von ¡e¼a [P¢½ini
1,3,78].
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 297

atha pratividh¢t¢ yo halaiÀ k²¼ati pañcabhiÀ |


bh¢¼ye nod¢h²ta¾ kasm¢t pr¢pta¾ tatr¢tmanepadam || 24 || 666
Weiter, der Meister, welcher mit fünf Pflügen pflügt, - da sollte das
¨tmanepada stehen. Warum ist das Beispiel im Bh¢¼ya nicht gegeben worden?
(Cf. 3,1,26, 2 [33,22]).

prat¤tatv¢t tadarthasya ¡e¼atva¾ yadi kalpyate |


na sy¢t pr¢ptavibh¢¼¢sau svaritet¢¾ nivartik¢ || 25 || 667
Nimmt man an, diese Bedeutung [d.h. sa¾vidh¢na; cf. III, 650 und 662] falle
in das Gebiet von ¡e¼a [cf. III, 665], weil sie lediglich verstanden [nicht ausge-
drückt] wird, dann wäre das keine mögliche Option, welche [S¦tra 1,3,77] ausser
Kraft setzen könnte.

¡uddhe tu sa¾vidh¢n¢rthe kai¡ cid atre¼yate k²¼iÀ |


taddharm¢ yajir ity eva¾ na sy¢t tatr¢tmanepadam || 26 || 668
Einige aber wünschen, dass die Wurzel k²¼ nur im Sinne des blossen Vorberei-
tens gebraucht sei. [Sagt man dann]: 'Die Wurzel yaj hat dieselbe Eigenschaft',
dann könnte bei der das ¨tmanepada nicht stehen.

atra t¦papaden¢yam arthabhedaÀ prat¤yate |


pr¢pte vibh¢¼¢ kriyate tasm¢n n¢tr¢tmanepadam || 27 || 669
Hier aber wird dieser Bedeutungsunterschied durch ein beigefügtes Wort
(pañcabhir halaiÀ k²¼at¤ti Mbh. 3,1,26,2 [33,22]) deutlich. Beim Gesicherten
wird eine Option erlaubt [P¢½ini 1,3,77]; deswegen steht das ¨tmanepada nicht.

Ende des Upagrahasamudde¡a.


298 Wilhelm Rau

LiËgasamudde¡a

stanake¡¢disa¾bandho vi¡i¼¿¢ v¢ stan¢dayaÀ |


tadupavyañjan¢ j¢tir gu½¢vasth¢ gu½¢s tath¢ || 1 || 670

¡abdopajanito 'rth¢tm¢ ¡abdasa¾sk¢ra ity api |


liËg¢n¢¾ liËgatattvajñair vikalp¢À sapta dar¡it¢À || 2 || 671
Von denen, welche die Wahrheit über die Geschlechter [d.h. die grammati-
schen Genera] kennen, sind sieben Auffassungen über die Geschlechter aufge-
zeigt worden:
(1) Das Ausgestattetsein mit Brüsten, Kopfhaaren usw.; oder (2) besonders ge-
staltete Brüste usw.: (3) eine Gattung mit solchen [Geschlechts-]Merkmalen; (4)
die [drei] Zustände der [drei] Gu½as [sattva, rajas, tamas]; (5) ebenso die [drei]
Gu½as [selbst]; (6) ein durch Phoneme erzeugtes Wesen am Ding [und] (7) auch
eine Zurichtung der Wörter.

up¢d¢navikalp¢¡ ca liËg¢n¢¾ sapta var½it¢À |


vikalpasa¾niyog¢bhy¢¾ ye ¡abde¼u vyavasthit¢À || 3 || 672
Und es sind sieben Möglichkeiten der Benennung der Genera beschrieben, die
durch Alternative und Vorschrift in den Wörtern verankert sind.

tisro j¢taya evait¢À ke¼¢¾ cit samavastit¢À |


aviruddh¢ viruddh¢bhir gomahi¼y¢dij¢tibhiÀ || 4 || 673
Nach Ansicht einiger sind diese als drei Gattungen festgesetzt, ohne sich ge-
genseitig auszuschliessen, aber zusammen mit Gattungen wie Kuh,
Wasserbüffelkuh usw., die sich gegenseitig ausschliessen.

hastiny¢¾ vaÎav¢y¢¾ ca str¤ti buddheÀ samanvayaÀ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 299

atas t¢¾ j¢tim icchanti dravy¢disamav¢yin¤m || 5 || 674


Bei einer Elefantenkuh und bei einer Stute geschieht eine Bewusstseins-Ver-
knüpfung 'weiblich'. Daher wünscht man, dass diese Gattung Einzeldingen usw.
inhäriere.

paratantrasya yal liËgam apoddh¢re vivak¼ite |


tatr¢sau ¡abdasa¾sk¢raÀ ¡abdair eva vyap¢¡ritaÀ || 6 || 675
Wenn die Auflösung [eines Nominalkompositums] mitgeteilt werden soll,
dann ist das Genus des untergeordneten [Wortes] dort [nur] eine Wortzutat, an
die sich die Wörter anschliessen.

buddhy¢ kalpitar¦pe¼u liËge¼v api ca sa¾bhavaÀ |


str¤tv¢d¤n¢¾ vyavasth¢ hi s¢ liËgair vyapadi¡yate || 7 || 676
Auch wenn ihre Gestalt von der Vernunft festgestellt ist, bleibt doch bei den
Genera die Möglichkeit der Weiblichkeit usw. bestehen; denn dieser Zustand
wird ja durch die Genera angezeigt.

yath¢ salilanirbh¢s¢ m²gat²¼½¢su j¢yate |


jalopalabdhyanugu½¢d b¤j¢d buddhir jale 'sati || 8 || 677

tathaiv¢vyapade¡yebhyo hetubhyas t¢rak¢di¼u |


mukhyebhya iva liËgebhyo bhed¢ loke vyavasthit¢À || 9 || 678
Wie bei Luftspiegelungen der Eindruck (buddhiÀ) eines falschen Scheins von
Wasser entsteht aus einem Samen, welcher der [früheren] Erlangung von Wasser
gleichartig ist, obwohl Wasser fehlt,
genauso bestehen in der Welt aus unerklärlichen Gründen bei den Sternen
usw. Unterschiede [des grammatischen Geschlechts] wie aus ursprünglichen
[natürlichen] Geschlechtsunterschieden.
300 Wilhelm Rau

vyakte¼u vyaktar¦p¢½¢¾ stan¢d¤n¢¾ tu dar¡an¢t |


avyaktavyañjan¢vyakter j¢tir na parikalpyate || 10 || 679
Aber daraus, dass man an handgreiflichen Wesen deutlich gestaltete Brüste
usw. sieht, kann man keine Gattung für ein Einzelwesen erschliessen, bei dem
die Kennzeichen nicht deutlich sind.

astitva¾ ca pratijñ¢ya sad¢dar¡anam icchataÀ |


atyant¢dar¡ane na sy¢d asattva¾ prati ni¡cayaÀ || 11 || 680
Wenn einer das Sein [der Genera] behauptete und [gleichzeitig] postulierte,
dass es immer unsichtbar bleibt, dann würde der bei beständigem Nicht-Sehen
hinsichtlich des Nicht-Seins nie zu einem sicheren Schluss kommen.

na c¢lam anum¢n¢ya ¡abdo 'dar¡anap¦rvakaÀ |


siddhe hi dar¡ane ki¾ sy¢d anum¢naprayojanam || 12 || 681
Und ein Wort, dem ein Nicht-Sehen [der Geschlechtsmerkmale am Objekt]
vorausgeht, genügt nicht zu einem Schluss [auf das Geschlecht]. Wenn ja das Se-
hen am Objekt gesichert ist, wozu bedürfte es dann eines Schlusses?

¢virbh¢vas tirobh¢vaÀ sthiti¡ cety anap¢yinaÀ |


dharm¢ m¦rti¼u sarv¢su liËgatven¢nudar¡it¢À || 13 || 682
Erscheinen, Verschwinden, Beharren sind ewige Eigenschaften in allen gestal-
teten Dingen und werden durch Geschlechtlichkeit aufgezeigt.

sarvam¦rty¢tmabh¦t¢n¢¾ ¡abd¢d¤n¢¾ gu½e gu½e |


trayaÀ sattv¢didharm¢s te sarvatra samavasthit¢À || 14 || 683
In jeder einzelnen Eigenschaft aller Dinge von gestaltetem Wesen (?) wie
Wörter usw. gibt es die drei Grundelemente sattva usw. Die befinden sich über-
all.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 301

r¦pasya c¢tmam¢tr¢½¢¾ ¡ukl¢d¤n¢¾ pratik¼a½am |


k¢ cit pral¤yate k¢ cit katha¾ cid abhivardhate || 15 || 684
Und von den Wesensteilen 'weiss' usw. der Farbe vergeht jeden Augenblick
der eine, der andere nimmt irgendwie zu.

kvathitodakavac cai¼¢m anavasthitav²ttit¢ |


ajasra¾ sarvabh¢v¢n¢¾ bh¢¼ya evopavar½it¢ || 16 || 685
Und das ewig wie kochendes Wasser ruhelose Wallen aller dieser Dinge ist im
Bh¢¼ya (4,1,3 [198,8]) beschrieben.

prav²tter ekar¦patva¾ s¢mya¾ v¢ sthitir ucyate |


¢virbh¢vatirobh¢vaprav²tty¢ v¢vati¼¿hate || 17 || 686
Einförmigkeit oder Gleichmässigkeit des Wechsels heisst Beharren. Oder sie
[d.h. die sthiti = das Beharren] bleibt durch den Wechsel von Erscheinen und
Verschwinden.

gu½¢ ity eva buddher v¢ nimittatva¾ sthitir mat¢ |


sthite¡ ca sarvaliËg¢n¢¾ sarvan¢matvam ucyate || 18 || 687
Oder man meint, das Beharren seien die Gu½as (sattva, rajas, tamas) oder der
Anlass für die Einsicht, [diese dafür zu halten]. Und Beharren (sthiti) ist die ge-
meinsame Bezeichnung für alle Genera.

sthite¼u sarvaliËge¼u vivak¼¢niyam¢¡rayaÀ |


kasya cic chabdasa¾sk¢re vy¢p¢raÀ kva cid i¼yate || 19 || 688
Während alle Genera [überall] vorhanden sind, wird gewünscht, dass die Ver-
wendung [des rechtes Genus] bei der richtigen Bildung eines Wortes abhängt
von der Beschränkung auf das, was gesagt werden soll.
302 Wilhelm Rau

sa¾nidh¢ne nimitt¢n¢¾ ki¾ cid eva pravartakam |


yath¢ tak¼¢di¡abd¢n¢¾ liËge¼u niyamas tath¢ || 20 || 689
Bei Vorhandensein von [mehreren] Umständen ist einer die treibende Kraft.
Wie die Einschränkung bei den Wörtern tak¼an [= Zimmermann als Berufsbe-
zeichnung], so ist die Einschränkung bei den Genera.

bh¢vatattvad²¡aÀ ¡i¼¿¢À ¡abd¢rthe¼u vyavasthit¢À |


yad yad dharme 'Ëgat¢m eti liËga¾ tat tat pracak¼ate || 21 || 690
Gebildete, welche das wahre Wesen der Dinge schauen [und]in Wortbedeutun-
gen erfahren sind, empfehlen jeweils das Genus, welches zu einem Teil beim
religiösen Verdienst wird.

svarabhed¢d yath¢ ¡abd¢À s¢dhavo vi¼ay¢ntare |


liËgabhed¢t tath¢ siddh¢t s¢dhutvam anugamyate || 22 || 691
Wie Wörter aufgrund eines Akzentunterschieds in anderer Bedeutung richtig
sind, so werden sie [auch] richtig aufgrund eines vollzogenen
Genusunterschieds.

prayogo viprayoga¡ ca loke yatropalabhyate |


¡¢stram ¢rabhyate tatra na prayog¢viparyaye || 23 || 692
Wo in der Welt richtiger Sprachgebrauch und fehlerhafter Sprachgebrauch an-
getroffen werden, da setzt das Lehrbuch ein, und nicht, wenn kein Verstoss ge-
gen den richtigen Sprachgebrauch vorliegt.

up¢dhibhed¢d arthe¼u gu½adharmasya kasya cit |


nimittabh¢vaÀ s¢dhutve vivak¼¢ ca vyavasthit¢ || 24 || 693
Aufgrund unterschiedlicher Bedingungen an den Dingen bilden die jeweilige
Gu½a-Beschaffenheit und die genaue Absicht der Aussage die Ursache bei der
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 303

Richtigkeit [der Bestimmung des Genus].

him¢ra½ye mahattvena yukte str¤tvam avasthitam |


hrasvop¢dhivi¡i¼¿¢y¢À ku¿y¢À prasavayogit¢ || 25 || 694
Wenn hima und ara½ya mit Grösse verbunden sind, ist Femininum gefordert
(him¢n¤ und ara½y¢n¤); für eine Hütte (ku¿¤), die durch die Eigenschaft 'klein'
gekennzeichnet ist, ergibt sich Verbindung mit dem Maskulinum (ku¿¤ra).

¡abd¢ntar¢½¢¾ bhinne 'rtha up¢y¢À pratipattaye |


ekat¢m iva ni¡citya laghvartham upadar¡it¢À || 26 || 695
Wenn die Bedeutung verschieden ist, werden andersartige Wörter gleichsam
als Einheit betrachtet und um der Kürze willen als Hilfsmittel zum Verständnis
[in dieser Vereinheitlichung] aufgeführt.

utpattiÀ prasavo 'nye¼¢¾ n¢¡aÀ sa¾sty¢nam ity api |


¢tmar¦pa¾ tu bh¢v¢n¢¾ sthitir ity apadi¡yate || 27 || 696
[Nach Meinung] anderer [d.h. der Vai¡e¼ika] wird das Entstehen (utpatti) als
männlich (prasava), die Vernichtung (n¢¡a) als weiblich (sa¾sty¢na), die Eigen-
form der Dinge aber als neutral (sthiti) bestimmt.

d²¼¿a¾ nimitta¾ ke¼¢¾ cij j¢ty¢divad avasthitam |


d²¼¿avac chabdasa¾sk¢ram¢tra¾ tu parikalpitam || 28 || 697
Man sieht das [Geschlechts-]merkmal an einigen Dingen wie die Gattung fest
geprägt. Es wird aber auch, als wäre es gesehen, zur blossen Herrichtung der
Wörter frei erfunden.

yath¢ prasiddhe 'py ekatve n¢n¢tv¢bhinive¡inaÀ |


n¢n¢tva¾ janayant¤va ¡abd¢ liËge 'pi sa kramaÀ || 29 || 698
304 Wilhelm Rau

Wie, auch bei eindeutiger Einzahl, Wörter, die Vielzahl ausdrücken, den Ein-
druck einer Mehrzahl vermitteln, so ist das der Fall auch beim Genus.

ida¾ veyam aya¾ veti ¡abdasa¾sk¢ram¢trakam |


nimittadar¡an¢d arthe kai¡ cit sarvatra var½yate || 30 || 699
'Dieses' oder 'diese' oder 'dieser' ist nur eine Herrichtung am Worte. Nach-
dem sie an einem Ding einen Hinweis [d.h. ein Geschlechtsmerkmal] gesehen
haben, wird es von einigen überallhin übertragen.

n¢va¡ya¾ vi¼ayatvena nimitta¾ vyavati¼¿hate |


indriy¢di yath¢d²¼¿a¾ bhedahetus tad i¼yate || 31 || 700
Nicht unbedingt wird ein Erkenntnismittel zum Gegenstand der Wahrneh-
mung; wie die Sinneskraft usw., ohne selbst wahrgenommen zu werden, da als
Unterscheidungsmittel [für die Dinge] postuliert wird.

Ende des LiËgasamudde¡a.


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 305

V²ttisamudde¡a

kuts¢pra¡a¾s¢ti¡ayaiÀ sam¢pt¢rtha¾ tu yujyate |


pada¾ sv¢rth¢dayaÀ sarve yasm¢t kuts¢dihetavaÀ || 1 || 701
Mit [Suffixen, welche] Tadel, Lob oder Übermass [ausdrücken], wird aber ein
Wort [nur] in seiner vollkommenen Bedeutung verbunden; denn alle [Wörter]
von eigener Bedeutung usw. bilden den Ausgangspunkt für Tadel usw. (Cf. P¢-
½ini 5,3,74).

devadatt¢dikuts¢y¢¾ vartate kutsita¡rutiÀ |


kutsitasth¢ tu y¢ kuts¢ tadarthaÀ ko vidh¤yate || 2 || 702
Das Wort kutsita steht im Sinne eines Tadels für Devadatta usw. Der Tadel
aber, der an [dem Worte] kutsita [selbst] haftet, - in dessen Bedeutung wird das
Suffix -ka gelehrt.

prak²¼¿a iti ¡ukl¢diprakar¼asy¢bhidh¢yakaÀ |


prak²¼¿asya prakar¼e tu tarab¢dir vidh¤yate || 3 || 703
Das Wort prak²¼¿a bezeichnet ein Übermass von 'weiss' usw. Zur Bezeich-
nung eines Übermasses von 'prak²¼¿a' aber wird das Suffix -tara usw. gelehrt.

kutsitatvena kutsyo v¢ na samyag v¢pi kutsitaÀ |


sva¡abd¢bhihite kena vi¡i¼¿o 'rthaÀ prat¤yate || 4 || 704
Es mag einer entweder wegen seiner Tadelhaftigkeit tadelnswürdig oder tat-
sächlich auch nicht zu tadeln sein: durch das Suffix -ka ergibt sich eine besonde-
re Bedeutung an dem, was [schon] durch das Wort selbst ausgedrückt wird.

na ca s¢¾pratik¤ kuts¢ bhed¢bh¢v¢t prat¤yate |


p¦jyate kutsitatvena pra¡astatvena kutsyate || 5 || 705
306 Wilhelm Rau

Und [beim Worte kutsita]ergibt sich kein gegenwärtiger Tadel, weil ein Unter-
schied [in der Wortform] nicht besteht. Manches wird in Verbindung mit Tadel-
haftigkeit geehrt, in Verbindung mit Preiswürdigkeit getadelt.

vi¡e¼a½avi¡e¼yatva¾ padayor upaj¢yate |


na pr¢tipadik¢rtha¡ ca tatraiva vyatiricyate || 6 || 706
Kennzeichen-Sein und Gekennzeichnet-Sein entsteht jeweils nur an zwei flek-
tierten Wörtern. Und die Bedeutung des Wortstamms wird dabei nicht verändert.

vi¡e¼ya¾ sy¢d anirjñ¢ta¾ nirjñ¢to 'rtho vi¡e¼a½am |


par¢rthatvena ¡e¼atva¾ sarve¼¢m upak¢ri½¢m || 7 || 707
Was gekennzeichnet werden soll, ist unbekannt; das Kennzeichen ist ein be-
kanntes Ding. Alle Dinge, die [anderen] helfen, heissen sekundär, weil sie frem-
den Zwecken dienen.

vibhaktibhedo niyam¢d gu½agu½yabhidh¢yinoÀ |


s¢m¢n¢dhikara½yasya prasiddhir dravya¡abdayoÀ || 8 || 708
Durch eine feste Regel besteht ein Unterschied in den Kasusendungen bei
Wörtern, die Eigenschaft und Eigenschaftsträger bezeichnen. Bei zwei Wörtern,
die Substanz bezeichnen, ist Übereinstimmung im Kasus bekannt.

dravye 'nirjñ¢taj¢t¤ye k²¼½a¡abdaÀ prayujyate |


anirjñ¢tagu½e caiva¾ tila¡abdaÀ pravartate || 9 || 709
Das Wort 'schwarz' (k²¼½a) wird verwendet bei einer Substanz, deren Gattung
nicht bekannt ist. Und bei einer Substanz, deren Eigenschaft nicht bekannt ist,
findet das Wort 'Sesam' (tila) Verwendung. [= k²¼½¢s til¢À].

s¢m¢ny¢n¢m asa¾bandh¢t tau vi¡e¼e vyavasthitau |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 307

r¦p¢bhed¢d vi¡e¼a¾ tam abhivyaËktu¾ na ¡aknutaÀ || 10 || 710


Weil die Gattungen nicht verbunden sind, haften die beiden [Wörter] am Ein-
zelding. Weil aber kein Unterschied in der Form besteht, können die beiden die-
ses Einzelding nicht zum Ausdruck bringen.

t¢v eva sa¾nipatitau bhedena pratip¢dane |


avacchedam iv¢dh¢ya sa¾¡aya¾ vyapakar¼ataÀ || 11 || 711
Diese beiden [Wörter k²¼½¢s til¢À], vereinigt bei der Erklärung mit Unter-
schied, beseitigen, indem sie gewissermassen eine Sonderung bewirken, den
Zweifel.

dravy¢tm¢ gu½asa¾sargabhed¢d ¢¡r¤yate p²thak |


j¢tisa¾bandhabhed¢c ca dvit¤ya iva g²hyate || 12 || 712
Ein Substanz-Wesen wird durch einen Unterschied in der Vereinigung mit Ei-
genschaften einzeln erfasst. Und durch einen Unterschied in der Verbindung mit
Gattungen wie ein zweites begriffen.

nimittair abhisa¾bandh¢d y¢ nimittasar¦pat¢ |


tayaikasy¢pi n¢n¢tva¾ r¦pabhed¢t prakalpate || 13 || 713
Die Ähnlichkeit mit den Begleitumständen, welche durch die Verbindung mit
Begleitumständen [entsteht], - durch diese wird wegen der Verschiedenheit der
Form Vielfalt selbst eines einzigen [Dings] vorgespiegelt.

dravy¢vasth¢ t²t¤y¢ tu yasy¢¾ sa¾s²jyate dvayam |


tayor avasthayor bhed¢d ¢¡rayatve niyujyate || 14 || 714
Aber der dritte Zustand der Substanz, in dem die Doppelheit sich mischt, dient
als Substrat wegen der Verschiedenheit dieser beiden Zustände.
308 Wilhelm Rau

buddhyaika¾ bhidyate bhinnam ekatva¾ copagacchati |


buddhy¢vasth¢ vibhajyante s¢ hy arthasya vidh¢yik¢ || 15 || 715
Durch den Intellekt teilt sich Eines und wird das Geteilte zu Einem. Durch den
Intellekt werden die Zustände verteilt. Er ja schafft ein [jedes] Ding.

vyapade¡ivad ekasmin buddhy¢ n¢n¢tvakalpan¢ |


tay¢ kalpitabhedaÀ sann arth¢tm¢ vyapadi¡yate || 16 || 716
'Wenn ein einziges Element die Bedingung erfüllt' [P¢½ini 1,1,21,2], entsteht
durch den Intellekt der [falsche] Eindruck einer Vielfalt. Durch diesen wird das
Wesen des Dings als fingierte Verschiedenheit aufweisend dargestellt.

kriy¢bhedena d²¼¿¢n¢m a¡m¢d¤n¢¾ punaÀ punaÀ |


ki¾ cid dar¡anam anyena dar¡anen¢padi¡yate || 17 || 717
Eine Beobachtung von Steinen usw., die man wiederholt zusammen mit ver-
schiedenen Handlungen gesehen hat, wird durch eine andere Beobachtung
fälschlich bezeichnet.

prayogabhed¢d dh¢t¦n¢¾ prakalpya bahur¦pat¢m |


bhed¢bhed¢v up¢d¢ya kva cid ek¢ctvam ucyate || 18 || 718
Nachdem man wegen des verschiedenen Gebrauchs von Verbalwurzeln ange-
nommen hat, sie hätten viele Formen, wird mit Hilfe von Verschiedenheit und
Identität gelegentlich Einsilbigkeit behauptet.

anvayavyatirek¢bhy¢m arthav¢n parikalpitaÀ |


eko dh¢tvarthavigam¢d var½atvenopacaryate || 19 || 719
Aufgrund von Übereinstimmung und Unterschied wird ein [Laut = die Wurzel
i] als bedeutungstragend angesehen. Ist die Bedeutung der Wurzel verschwun-
den, wird er als ein [blosser] Vokal betrachtet.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 309

dravy¢tm¢nas trayas tasm¢d buddhau n¢n¢ vyavasthit¢À |


¢¡ray¢¡rayidharme½ety aya¾ p¦rvebhya ¢gamaÀ || 20 || 720
'Daher bestehen im Intellekt drei verschiedene Substanzwesen mit dem Ver-
hältnis von Unterlage und Gestütztem' - das ist Überlieferung von den Früheren
her.

s¢m¢n¢dhikara½ya¾ ca ¡abdayoÀ kai¡ cid i¼yate |


vi¡e¼a½avi¡e¼yatva¾ sa¾jñ¢sa¾jñitvam eva ca || 21 || 721
Und von manchen wird das gemeinsam-auf-Eines-Bezogensein zweier Wörter
postuliert, ein Verhältnis von Qualifizierendem und Qualifiziertem oder auch ein
Verhältnis von Namen und Benanntem.

ke¼¢¾ cij j¢tigu½ayor ek¢rthasamavetayoÀ |


v²ttiÀ k²¼½atile¼v i¼¿¢ ¡abde dravy¢bhidh¢yini || 22 || 722
Nach Meinung einiger wird bei dem Worte k²¼½atil¢À ein komplexer
Ausdruck (v²tti) angesetzt von Gattung und Eigenschaft, die zu einer Bedeutung
verschmolzen sind in einem Worte, das Substanz bezeichnet.

sa¾s tu r¦paras¢d¤n¢m ¢¡rayo n¢bhidh¤yate |


dravy¢bhidh¢nena vin¢ tatas te dvandvabh¢vinaÀ || 23 || 723
Obwohl vorhanden, wird ein Substrat für Farben, Geschmacksarten usw. nicht
benannt, ohne einen Ausdruck für Substanz. Daher bilden diese [= r¦pa, rasa,
gandha usw.] nur Dvandva-Komposita.

dravy¢bhidh¢y¤ k²¼½¢dir ¢k¢Ëk¼¢v¢n pravartate |


nimitt¢nuvidh¢yitv¢t tat til¢dau na vidyate || 24 || 724
Das Wort k²¼½a usw., welches [durch eine Eigenschaft indirekt] eine Substanz
bezeichnet, bedarf einer Ergänzung. Bei dem Worte tila usw. gibt es das - wegen
310 Wilhelm Rau

seines Angepasst-Seins an bestimmte Umstände - nicht.

eva¾ j¢timati dravye praty¢sanne kriy¢¾ prati |


gu½adharma gu½¢vi¼¿a¾ dravya¾ bhed¢ya kalpate || 25 || 725
So bildet bei einer Gattungssubstanz, die der Handlung benachbart ist, die mit
einer Eigenschaft versehene Substanz die Nebensache und dient zur Differenzie-
rung.

gu½am¢tr¢bhidh¢yitva¾ ke cid icchanti v²tti¼u |


aj¢¡v¢di¼u sa¾bandh¢d r¦Îh¤n¢m iva r¦ÎhibhiÀ || 26 || 726
Manche lassen bei komplexen Ausdrücken nur den Ausdruck der Eigenschaft
gelten, wie bei den Wörtern aja, a¡va usw. aufgrund der Verbindung von Wör-
tern ohne Etymologie mit ebensolchen. (In dem Ausdruck aj¢¡vo devadattaÀ
kann aja< nur 'ungeboren', nicht 'Ziegenbock' bedeuten).

tile p¦rvam up¢tte v¢ tatraiva matub i¼yate |


sa ca dharmaÀ sam¢se¼u gu½as tasm¢d vi¡e¼a½am || 27 || 727
Oder, weil tila [als Substanz] zuerst verstanden wird, postuliert man eben dort
das Suffix matup [welches nach 5,2,94,3 wieder abfällt]. Und das ist die Eigen-
schaft bei den Nominalkomposita. Daher bildet die Eigenschaft das Qualifizie-
rende.

pa¿v¤m²dvyoÀ sam¢se tu yady apy ek¢rthav²ttit¢ |


bhinnam atr¢dhikara½a¾ pr¢g v²ttes tac ca g²hyate || 28 || 728
Wenn aber auch in dem Kompositum pa¿v¤m²dvyau (P¢½ini 6,3,34,7 [153,21])
der komplexe Ausdruck dasselbe Ding bezeichnet, ist doch hier das Substrat ver-
schieden; und das wird vor dem komplexen Ausdruck verstanden.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 311

anusy¦teva bhed¢bhy¢m ek¢ prakhyopaj¢yate |


yad¢ sahavivak¼¢¾ t¢m ¢hur dvandvaika¡e¼ayoÀ || 29 || 729
Wenn eine gewissermassen von zwei Unterschieden durchzogene, einzige
Wahrnehmung entsteht, dann nennt man diese 'Wunsch, etwas gemeinsam
auszudrücken' (sahavivak¼¢) beim Dvandva-Kompositum und beim Eka¡e¼a
(Dual und Plural).

itaretarayogas tu bhinnasaËgh¢bhidh¢yin¢m |
pratyeka¾ ca sam¦ho 'sau sam¦hi¼u sam¢pyate || 30 || 730
'Wechselseitige Verbindung' aber [ist die Bezeichnung für Wörter], welche
eine Gruppe verschiedener Dinge bezeichnen. Und diese Gruppe ist bei jedem
einzelnen von denen, welche die Gruppe bilden, vollendet.

vy¢p¢rasamud¢yasya yath¢dhi¡raya½¢di¼u |
pratyeka¾ j¢tivad v²ttis tath¢ dvandvapade¼v api || 31 || 731
Wie das Verhältnis einer Menge von Tätigkeiten beim Aufsetzen [der
Kochtöpfe] usw. in jeder einzelnen [Tätigkeit] wie die Gattung vorhanden ist, so
ist das Verhältnis auch bei den Dvandva-Komposita usw.

¡au½Î¢rdharcapuro΢¡acchattri½o 'tra nidar¡anam |


te vi¼½umitr¢ iti ca bhinne¼u sahac¢ri¼u || 32 || 732
Die Wörter ¡au½Îa (2,1,40), ardharca (2,4,31), puro΢¡a (in pañcabhiÀ
puro΢¡aiÀ pracaranti), chattrin (in chattri½o y¢nti; siehe zu den beiden letzten
Beispielen 3,12,22 = 664) sind hier Beispiel; und auch te vi¼½umitr¢À -, bei ver-
schiedenen zusammengehörigen Dingen.

arth¢ntar¢bhidh¢yitva¾ tath¢rth¢ntaravartin¢m |
y¢bhy¢¾ caikam anek¢rtha¾ t¢bhy¢m ev¢para¾ padam || 33 || 733
312 Wilhelm Rau

Ebenso bezeichnen [in Dvandvas] Wörter, die gewisse Dinge bedeuten, gewis-
se andere Dinge gleichzeitig mit. Und durch welche zwei ein Teil des Dvandva
mehrdeutig wird, durch die wird auch das andere Wort mehrdeutig.

samud¢y¢ntaratv¢c ca t¢d²¡o 'rtho na laukikaÀ |


anvayavyatirek¢bhy¢¾ ¡¢str¢rtho 'pi na d²¡yate || 34 || 734
Und weil die Gruppe etwas anderes ist, gibt es eine solche Bedeutung im täg-
lichen Sprachgebrauch nicht. Auch sieht man sie nicht als durch Übereinstim-
mung und Unterschied [erschlossene] wissenschaftliche Bedeutung.

duÀkh¢ durupap¢d¢ ca tasm¢d bh¢¼ye 'py ud¢h²t¢ |


yugapadv¢cit¢ s¢ tu vyavah¢r¢rtham ¢¡rit¢ || 35 || 735
Daher ist die gleichzeitige Bezeichnung beider durch jedes Einzelne (yugap-
adv¢cit¢) im Bh¢¼ya (2,2,29,6 [432,4]) als schwer zu verstehen und schwer zu
beweisen dargestellt. Sie wird aber für den alltäglichen Sprachgebrauch hinge-
nommen.

samud¢yam upakramya pada¾ tasy¢¾ prayujyate |


vibh¢gena sam¢khy¢ne tatas tad dvyartham ucyate || 36 || 736
Bei dieser (yugapadv¢cit¢) wird das Wort (= Kompositum) verwendet, indem
man die Gruppe berücksichtigt. Bei der auflösenden Erklärung wird es daher als
zwei Bedeutungen vermittelnd bezeichnet.

v¢kye 'pi niyat¢ dharm¢À ke cid v²ttau dvayos tath¢ |


te tv abhedena s¢marthyam¢tra evopavar½it¢À || 37 || 737
[Einige] Besonderheiten sind auf den Satz beschränkt, [andere] auf den kom-
plexen Ausdruck, [noch andere] auf beide. Diese aber wurden (2,1,1) ohne
Unterschied nur im Sinne von logischer Zusammengehörigkeit erwähnt.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 313

v²ttau vi¡e¼av²ttitv¢d bhede s¢m¢nyav¢cit¢ |


upam¢nasam¢s¢dau ¡y¢m¢d¤n¢m ud¢h²t¢ || 38 || 738
Weil es im komplexen Ausdruck, [d.h.] im Vergleichskompositum die Beson-
derheit bezeichnet, wird ein Wort wie ¡y¢m¢ usw. als im Satze die gemeinsame
Eigenschaft wiedergebend aufgeführt.

v²ttir anyapad¢rthe y¢ tasy¢ v¢kye¼v asa¾bhavaÀ |


c¢rthe dvandvapad¢n¢¾ ca bhede v²ttir na vidyate || 39 || 739
Ein komplexer Ausdruck im Sinne von etwas anderem [wie z.B. ein
Bahuvr¤hi] ist in Sätzen nicht möglich. Und es gibt im Satze bei Wörtern, die
einen Dvandva bilden, keinen komplexen Ausdruck in der Bedeutung von 'und'.

bhede sati nir¢d¤n¢¾ kr¢nt¢dyarthe¼v asa¾bhavaÀ |


pr¢g v²tter j¢tiv¢citva¾ na ca gaurakhar¢di¼u || 40 || 740
Im Satze können die Wörter nis usw. nicht in der Bedeutung von 'gegangen'
usw. stehen. Und die Wörter gaurakhara usw. bezeichnen keine Gattung, bevor
sie zu einem komplexen Ausdruck werden. (Cf. gaurakharavad ara½yam
2,1,69,5 [403,22. 404,17].

kr¤Î¢y¢ j¤vik¢y¢¡ ca v¢kyen¢vacan¢t tath¢ |


na nityagraha½a¾ yukta¾ kau¿ilye yaËvidhau yath¢ || 41 || 741
Weil so [im S¦tra 2,2,17 nitya¾ kr¤Î¢j¤vikayoÀ] bei den Wörtern kr¤Î¢ und
j¤vik¢ die Bedeutung nicht durch einen Satz ausgedrückt ist, ist die Verwendung
des Wortes nityam ebenso wenig richtig wie [seine Verwendung im S¦tra 3,1,23
nitya¾ kau¿ilye gatau], wo das Suffix yaË gelehrt wird im Sinne von Gewunden-
heit des Ganges.

nirdh¢ra½¢divi¼aye vyapek¼aiva yataÀ sthit¢ |


314 Wilhelm Rau

sam¢saprati¼edh¢n¢¾ tato n¢sti prayojanam || 42 || 742


Weil [im S¦tra 2,2,10 na nirdh¢ra½e] nur eine Berücksichtigung im Sinne ei-
ner Aussonderung steht, ist es unnötig Nominalkomposita zu verbieten.

vidhibhiÀ prati¼edhai¡ ca bhed¢bhedanidar¡anam |


k²ta¾ dvandvaikavadbh¢ve saËghav²ttyupade¡avat || 43 || 743
Durch Gebote und Verbote ist nur ein Hinweis auf Unterscheidung und Iden-
tifikation gemacht, so wie die Andeutung auf ein Gruppenverhältnis bei einem
singularischen Dvandva.

s¢marthyam avi¡e¼oktam api lokavyavasthay¢ |


v²ttyav²ttyoÀ prayogajñair vibhakta¾ pratipatt²bhiÀ || 44 || 744
Zwar wird [in der Grammatik] Sinnzusammengehörigkeit ohne Unterschiede
gelehrt, aber von Hörern, welche den Sprachgebrauch kennen, ist sie aufgrund
dessen, was in der Welt gebräuchlich ist, in komplexen Ausdruck und in Satz un-
terteilt.

arthasya viniv²ttatv¢l lug¢di na virudhyate |


ek¢rth¤bh¢va ev¢taÀ sam¢s¢khy¢ vidh¤yate || 45 || 745
Weil die Bedeutung nicht mehr vorhanden ist, wird die Elision [von Kasusen-
dungen] usw. nicht verboten. Daher wird der Terminus Nominalkompositum
(sam¢sa) definiert als der Zustand, wo [mehrere Wörter] eine Bedeutung aus-
drücken.

vyavasthitavibh¢¼¢ ca s¢m¢nye kai¡ cid i¼yate |


tath¢ v¢kya¾ vyapek¼¢y¢¾ sam¢so 'nyatra ¡i¼yate || 46 || 746
Und einige postulieren bei allgemeinem Sachverhalt eine vom Einzelfall ab-
hängige Beliebigkeit. So dient ein Satz zum Ausdruck wechselseitiger
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 315

Beziehung zwischen Wörtern; anderenfalls wird ein Kompositum gelehrt.

tulya¡rutitv¢t tattve 'pi r¢j¢d¤n¢m up¢¡rite |


v²ttau vi¡e¼a½¢k¢Ëk¼¢gamakatv¢n nivartate || 47 || 747
Obwohl wegen der Gleichheit der Laute die Identität der Wörter r¢jan usw.
[im Satz und im Kompositum] unterstellt wird, ergibt sich im Kompositum keine
Möglichkeit zur Ergänzung durch ein Adjektiv, weil das nicht verstanden würde.

sa¾bandhi¡abdaÀ s¢pek¼o nitya¾ sarvaÀ prayujyate |


sv¢rthavat s¢ vyapek¼¢sya v²tt¢v api na h¤yate || 48 || 748
Jedes [mit einem anderen] verbundene Wort bedarf, wenn es verwendet wird,
einer Ergänzung; auch in einem Kompositum geht dies sein Bedürfnis ebenso
wenig verloren wie seine Bedeutung.

samud¢yena sa¾bandho ye¼¢¾ gurukul¢din¢ |


sa¾sp²¡y¢vayav¢¾s te 'pi yujyante tadvat¢ saha || 49 || 749
[Wörter,] deren Verbindung mit einem Ganzen [d.h. mit einem Kompositum]
wie gurukula usw. stattfindet, werden erst mit diesem verbunden, nachdem sie
die [Kompositions-]Glieder berührt haben.

abudh¢n praty up¢y¢¡ ca vicitr¢À pratipattaye |


¡abd¢ntaratv¢d atyantabhedo v¢kyasam¢sayoÀ || 50 || 750
Und gegenüber Ungelehrten gibt es allerlei Hilfsmittel zum Verständnis. Weil
die Wörter andere sind, besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen Satz und
Kompositum.

asam¢se sam¢se ca gorath¢di¼v adar¡an¢t |


yukt¢d¤n¢¾ na ¡¢stre½a niv²ttyanugamaÀ k²taÀ || 51 || 751
316 Wilhelm Rau

Weil man weder im Satze noch im Kompositum bei den Wörtern goratha usw.
das Wort yukta usw. sieht, wird von der Grammatik dessen Schwund nicht [aus-
drücklich] gelehrt.

¡abd¢ntaratv¢d yukt¢diÀ kva cid v¢kye prayujyate |


prapar½aprapal¢¡¢dau gata¡abda¡ ca v²tti¼u || 52 || 752
Weil es ein anderes Wort ist, wird yukta manchmal im Satze verwendet, und
das Wort gata in Komposita bei prapar½a und prapal¢¡a usw.

vi¡e¼a½avi¡e¼yatva¾ kai¡ cid ekas tath¢¡rayaÀ |


up¢ye tattvadar¡itv¢d i¼yate v²ttiv¢kyayoÀ || 53 || 753
Das Verhältnis von Bestimmendem und zu Bestimmendem wird beim Hilfs-
mittel, weil man die Identität sieht, von einigen als die eine Basis für Komposi-
tum und Satz postuliert.

pada¾ yathaiva v²k¼¢di vi¡i¼¿e 'rthe vyavasthitam |


n¤lotpal¢dy api tath¢ bh¢g¢bhy¢¾ vartate vin¢ || 54 || 754
Genau wie das Wort Baum (v²k¼a) usw. in einer ganz bestimmten Bedeutung
gebraucht wird, so besteht auch das Wort n¤lotpala (blaue Nymphaea) nicht aus
zwei Teilen.

¡rotriyak¼etriy¢d¤n¢¾ na ca v¢si¼¿hag¢rgyavat |
bhedena pratyayo loke tulyar¦p¢samanvay¢t || 55 || 755
Und bei [den Wörtern] ¡rotriya (5,2,84), k¼etriya (5,2,92) usw. ist es nicht wie
bei v¢si¼¿ha (4,1,114), g¢rgya (4,1,105) usw.; man begreift sie mit Unterschied
in der Welt, weil keine ähnliche Form wahrgenommen wird.

saptapar½¢divad bhedo na v²ttau vidyate kva cit |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 317

r¦Îhyar¦Îhivibh¢go 'pi kriyate pratipattaye || 56 || 756


Wie bei saptapar½a usw. erkennt man manchmal im Kompositum keinen Un-
terschied. Auch die Unterscheidung zwischen Wörtern ohne und mit Etymologie
wird [nur] zu [deren besserem] Verständnis vorgenommen.

y¢ s¢m¢ny¢¡ray¢ sa¾jñ¢ vi¡e¼avi¼ay¢ ca y¢ |


bahulagraha½¢n n¢sti prav²ttir ubhayos tayoÀ || 57 || 757

sus¦k¼maja¿ake¡¢dau sam¢so 'vayave yadi |


sy¢t sy¢t tatr¢ntaraËgatv¢d b¢dhako 'vayavasvaraÀ || 58 || 758
Weder eine Komposition, die auf einer allgemeinen Regel (2,1,4: saha sup¢)
beruht noch die einen besonderen Geltungsbereich hat (2,1,57: vi¡e¼a½a¾
vi¡e¼ye½a bahulam) werden wirksam, weil das Wort bahulam [in 2,1,57] dasteht.
Wenn bei dem Worte sus¦k¼maja¿ake¡a usw. ein Kompositum zuerst an einem
Teilglied [des Gesamtkompositums] gebildet würde, setzte der Akzent des Teil-
gliedes den [des Bahuvr¤hi 6,2,1] ausser Kraft, weil [ersterer] auf einer antar-
aËga-Regel beruht.

samud¢yasya v²ttau ca naikade¡o vibh¢¼yate |


bheda eva vibh¢¼¢y¢ niyato vi¼ayo yataÀ || 59 || 759
Und bei der Komposition einer Menge [von Gliedern] kann kein Einzelglied
optional behandelt werden, weil bei der Option eingeschränkter Geltungsbereich
nur der Satz ist.

yata¡ c¢vi¼ayaÀ so 'sy¢s tasm¢n n¢sty ak²t¢rthat¢ |


abhedaprakrame 'tyanta¾ bhed¢n¢m apas¢ra½¢t || 60 || 760
Und weil dieser nicht ihr [der Option] Geltungsbereich ist, wird sie darum
nicht wirkungslos; denn bei einer vollzogenen Vereinigung [der Bedeutungen]
318 Wilhelm Rau

werden diese völlig beseitigt.

mah¢ka¼¿a¡ritety eva¾ na sy¢d bhedaÀ padatraye |


v²tt¢v avayavasy¢ttva¾ yasm¢n na prati¼idhyate || 61 || 761
Bei der Drei-Wort-Verbindung mah¢ka¼¿a¡rita ist kein Unterschied, weil im
Kompositum das -¢- des Kompositionsglieds (mahat) nicht verboten ist.

mah¢ra½yam at¤te tu tripad¢d bhidyate svaraÀ |


yasm¢t tatr¢ntaraËgatv¢d b¢dhako 'vayavasvaraÀ || 62 || 762
Da aber bei mah¢ra½yam at¤ta- der Akzent nach einer Drei-Wort-Verbindung
sich ändert, setzt der Akzent des Teilglieds [die Generalregel] ausser Kraft, weil
er auf einer antaraËga-Regel beruht.

sati¡i¼¿abal¤yastv¢t th¢th¢disvara eva tu |


dvipade tena yugapat tritaya¾ na samasyate || 63 || 763
Wegen der grösseren Kraft des sati¡i¼¿a-Akzents [cf. 6,1,158,9] käme bei ei-
nem Zwei-Wort[-Kompositum] der Akzent, den 6,2,144 vorschreibt. Deswegen
wird die Drei-Wort-Fügung nicht gleichzeitig komponiert.

ye¼¢m ap¦jyam¢natva¾ par¢rth¢nugam¢tmake |


vi¡e¼a½avi¡e¼yatvam api te¼¢¾ na kalpate || 64 || 764
Für diejenigen, welche meinen, dass die Bedeutung [des Wortes ka¼¿a] mit der
Bedeutung des folgenden Wortes (= ¡rita) vereinigt werde und daher nicht mehr
'hervorgehoben' (p¦jyam¢na 2,1,61) sei, ergibt sich auch das Verhältnis von Be-
stimmendem und zu-Bestimmendem nicht mehr.

vi¡e¼aÀ ¡r¦yam¢½o 'pi pradh¢ne¼u gu½e¼u v¢ |


¡abd¢ntaratv¢d v¢kye tu v²ttau nitya¾ na vidyate || 65 || 765
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 319

Auch wenn [im Satze] bei Haupt- oder Nebensachen eine Besonderheit zum
Ausdruck kommt, gibt es diese aber im Kompositum niemals, weil die Wörter
andere sind.

vi¡e¼akarmasa¾bandhe nirbhukte 'pi k²t¢dibhiÀ |


vi¡e¼anirapek¼o 'nyaÀ k²ta¡abdaÀ pravartate || 66 || 766
Auch wenn [im Satze] die Verbindung mit bestimmten Objekten von den
Wörtern k²ta usw. ausgedrückt wird, erscheint im Kompositum ein anderes Wort
k²ta, das mit der Besonderheit nicht zu tun hat.

akarmakatve saty eva¾ kt¢nta¾ bh¢v¢bhidh¢yi tat |


tataÀ kriy¢vat¢ kartr¢ yogo bhavati karma½¢m || 67 || 767
Weil, - während so Intransitivität herrscht -, das Suffix kta eine blosse Hand-
lung ausdrückt, entsteht [doch] dadurch eine Verbindung der Objekte mit einem
handelnden Agens.

avigrah¢ gat¢disth¢ yath¢ gr¢m¢dikarmabhiÀ |


sa¾badhyate kriy¢ tadvat k²tap¦rvy¢di¼u sthit¢ || 68 || 768
Wie die ungestaltete, in gata usw. steckende Handlung mit den Objekten
gr¢ma usw. verbunden wird, ebenso auch die [ungestaltete], in k²tap¦rv¤ stec-
kend [Handlung].

mu½Îis¦try¢dayo 'sadbhir bh¢gair anugat¢ iva |


vibhakt¢À kalpit¢tm¢no dh¢tavaÀ ku¿¿icarcivat || 69 || 769
Wie die Wurzeln mu½Î s¦tra usw. unwirkliche Teile haben, werden sie doch
ihrem Wesen nach als zusammengesetzt angenommen wie ku¿¿ carc usw.

putr¤yatau na putro 'sti vi¡e¼ecch¢ tu t¢d²¡¤ |


320 Wilhelm Rau

vinaiva putr¢nugam¢d y¢ putre vyavati¼¿hate || 70 || 770


In dem Verbum putr¤yati steckt kein putra, wohl aber ein bestimmter solcher
Wunsch, der sich auf einen Sohn richtet, ohne dass dabei ein Sohn verstanden
würde.

pr¢½air vin¢ yath¢ dh¢rir j¤vatau pr¢½akarmakaÀ |


na c¢tra dh¢rir na pr¢½¢ j¤vatis tu kriy¢ntaram || 71 || 771

tath¢ vine¼iputr¢bhy¢¾ putr¤y¢y¢¾ kriy¢ntaram |


anv¢khy¢n¢ya bhed¢s tu sad²¡¢À pratip¢dak¢À || 72 || 772
Wie die Wurzel dh¢ri ohne pr¢½¢À in der Bedeutung 'leben' pr¢½a zum Ob-
jekt hat, und es dabei weder ein dh¢ri noch pr¢½¢À gibt, das 'leben' aber eine
andere Handlung darstellt,
so ist ohne die Wurzel i¼ und putra in der Wurzel putr¤ya eine andere Hand-
lung. Nur zur Verdeutlichung aber dienen entsprechende erklärende Teile.

¢k¼ep¢c ca prayogena vi¼ay¢ntaravartin¢ |


sad ap¤cch¢kyacaÀ karma v¢kya eva prayujyate || 73 || 773
Und weil es durch die in einem anderen Bedeutungsbereiche sich vollziehende
Verwendung weggenommen ist, wird das Objekt für kyac in der Bedeutung von
'wünschen', obwohl es vorhanden ist, nur im Satze ausgedrückt.

prasiddhena h²taÀ ¡abdo bh¢vagarh¢bhidh¢yin¢ |


abhy¢se tulyar¦patv¢n na yaËantaÀ prayujyate || 74 || 774
Ein Intensiv (¡abdo yaËantaÀ), das mit der bekannten Bedeutung bh¢vagarh¢
[3,1,24] gebraucht ist, wird nicht im Sinne einer wiederholten Handlung verwen-
det, weil es die gleiche, [also verwechselbare] Form hätte.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 321

¡abd¢ yath¢ vibhajyante bh¢gair iva vikalpitaiÀ |


anv¢khyey¢s tath¢ ¡¢stram atid¦re vyavasthitam || 75 || 775
Wie Wörter zerlegt werden, so muss man sie mit gleichsam erfundenen Teilen
erklären. Die Wissenschaft befindet sich in grosser Entfernung [von der Wirk-
lichkeit].

arthasy¢nugama¾ ka¾ cid d²¼¿vaiva parikalpitam |


pada¾ v¢kye pade dh¢tur dh¢tau bh¢ga¡ ca mu½Îivat || 76 || 776
Nachdem man ein gewisses Beharren der Bedeutung beobachtet hat, wird das
Wort im Satze, im Wort die Wurzel, und in der Wurzel ein Teil, wie in mu½Î er-
funden.

aviprayogaÀ s¢dhutve vyutpattir anavasthit¢ |


up¢y¢n pratipatt³½¢¾ n¢bhimanyeta satyataÀ || 77 || 777
Hinsichtlich der Richtigkeit [von Wörtern] gibt es keine Verschiedenheit [im
Sprachgebrauch]; unbestimmt ist [nur ihre] Ableitung. [Blosse] Verständnishil-
fen für die Hörer betrachte man nicht als [letzte] Wahrheit.

yathaiva Îitthe ÎayatiÀ p¢cake pacatis tath¢ |


Îayati¡ ca paci¡ caiva dv¢v apy et¢v alaukikau || 78 || 778
Genau wie bei Îittha das Verbum Îayati, so ist bei p¢caka das Verbum pacati.
Îayati aber, sowohl wie die Wurzel pac, - diese beiden gibt es auf der Welt [tat-
sächlich] nicht.

prak²tipratyay¢v ¦hyau pad¢t t¢bhy¢¾ pada¾ tath¢ |


anubandhasvar¢dibhyaÀ ¡i¼¿aiÀ ¡¢stra¾ na t¢n prati || 79 || 779
Wortstamm und Suffix müssen von Gebildeten aus der flektierten Wortform
erschlossen werden, und ebenso aus den beiden, aus den stummen Lauten, den
322 Wilhelm Rau

Akzenten usw. die flektierte Wortform. Die Grammatik wendet sich nicht an die-
se [Gebildeten].

¡¢strad²¼¿is tu ¡¢strasya pr¢ptim¢tre 'py ani¡cite |


yujyate pratyav¢yena ¡¢stra¾ cak¼ur apa¡yat¢m || 80 || 780
Wer aber [nur] mit [den Augen] der Wissenschaft sieht, solange allein das
Gelten einer Regel [der Wissenschaft] unentschieden ist, gerät in Sünde: die
Wissenschaft ist die Sehkraft Blinder.

arth¢ntar¢bhidh¢n¢c ca paurv¢parya¾ na bhidyate |


r¢jadant¢hit¢gny¢dir¢j¢¡v¢di¼u sarvath¢ || 81 || 781
Und weil [sonst] eine andere Sache benannt würde, besteht kein Unterschied
in der Reihenfolge [der Glieder des Kompositums] bei r¢jadanta (2,2,31),
¢hit¢gni (2,2,37) usw.; bei r¢j¢¡va usw. immer.

vinaiva pratyayair v²ttau ye bhinn¢rth¢bhidh¢yinaÀ |


garg¢dayo luk¢ te¼¢¾ s¢dhutvam anugamyate || 82 || 782
Und die Wörter garg¢À usw., welche ohne Suffixe im komplexen Ausdruck
(v²tti = taddhita-Kompositum) etwas anderes benennen, - deren Richtigkeit er-
gibt sich aus der Elision [des Suffixes].

so 'yam ity abhisa¾bandh¢t pratyayena vin¢ yadi |


bh²gv¢dayaÀ prayujyeran n¢patye niyamo bhavet || 83 || 783
Wenn wegen der Identitäts-Beziehung die Wörter bh²gu usw. (4,1,102) ohne
das Suffix verwendet würden, gäbe es keine Einschränkung auf die Nachkom-
menschaft.

so 'yam ity abhisa¾bandhe liËgopavyañjan¢d ²te |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 323

pra¼¿h¢di¼u na j¢yaiva niyamena prat¤yate || 84 || 784


Bei einer Identitäts-Beziehung würde ohne Hinweis auf das Geschlecht bei
den Wörtern pra¼¿ha usw. (4,1,48) die Ehegattin durch die Einschränkung nicht
verstanden werden.

m¢namey¢bhisa¾bandhavi¡e¼e 'Ëg¤k²te tath¢ |


prasth¢d¤n¢m as¢dhutva¾ taddhitena vin¢ bhavet || 85 || 785

taddhito yogabhedena v¢kya¾ v¢ sy¢d vibh¢¼itam |


parim¢½¢dhike tatra pratham¢ ¡i¼yate punaÀ || 86 || 786
Wenn so ein besonderes Verhältnis von Mass und zu-Messendem angenom-
men würde, wären die Wörter prastha usw. unrichtig ohne ein taddhita-Suffix.
Ein taddhita-Suffix oder - durch ein Aufspalten des S¦tra - ein Satz wären
freigestellt. In der zusätzlichen Bedeutung 'Mass' wird da andererseits der
Nominativ gelehrt. [2,3,46]

vyatiriktasya s¢dhutve tad eva ca nidar¡anam |


yujyate 'Ëg¤k²t¢dhikya¾ tat sarv¢bhir vibhaktibhiÀ || 87 || 787
Und das eben ist ein Hinweis auf die Richtigkeit der zusätzlichen Bedeutung
[= Mass und zu-Messendes]. Dies akzeptierte Zusätzliche wird mit allen
Kasusendungen versehen.

¡ukl¢di¼u matublopo vyatirekasya dar¡an¢t |


as¢dhutvaniv²ttyartha¾ s¢dhavas te bid¢divat || 88 || 788
Weil man bei Wörtern wie ¡ukla usw.die Unterscheidung (pa¿asya ¡uklaÀ /
¡uklaÀ pa¿aÀ) beobachtet, dient die Elision des Suffixes matup [in ¡uklaÀ pa¿aÀ]
dem Zweck die Fehlerhaftigkeit zu beseitigen. Diese Wörter sind richtig wie bi-
da usw. (4,1,104).
324 Wilhelm Rau

vi¡e¼a½¢d vi¡e¼ye 'rthe tadbh¢v¢bhyuccaye sati ||


puna¡ ca pratisa¾h¢re v²ttim eke pracak¼ate || 89 || 789
Einige nennen es komplexen Ausdruck (v²tti), wenn von einem Kennzeichen
(vi¡e¼a½a) her dem zu-Kennzeichnenden (vi¡e¼ya) etwas hinzugefügt und dann
wieder entzogen wird.

nimitte pratyayaÀ p¦rvo n¢nupr¢pto nimittin¢ |


nimittavati buddhe¡ ca na nimittasar¦pat¢ || 90 || 790

sa¾sk¢rasahit¢j jñ¢n¢n nopa¡le¼aÀ sm²ter api |


vy¢p¢re tannimitt¢n¢¾ na gr¢hya¾ sy¢t tath¢ sthitam || 91 || 791
Die vorangegangene Erkenntnis (pratyaya) bezüglich der Ursache (nimitta =
vi¡e¼a½a = Kennzeichen) wird vom Verursachten (nimittin = vi¡e¼ya = was ge-
kennzeichnet werden soll) nicht erreicht; und die Erkenntnis hinsichtlich dessen,
worauf die Ursache wirkt, ist nicht formgleich mit der Ursache.
Weder von der verfeinerten Erkenntnis her noch auch aus der Erinnerung gibt
es beim Umgang mit den so verursachten Dingen eine Berührung. Das so Be-
schaffene dürfte nicht begreiflich sein.

antaÀkara½av²ttau ca vyarth¢ b¢hy¢rthakalpan¢ |


tasm¢d anupak¢re v¢ gr¢hya¾ v¢ na tath¢ sthitam || 92 || 792
Und wenn es sich um einen Vorgang im Bewusstsein handelt, ist die Annahme
von Objekten der Aussenwelt sinnlos. Daher sind diese beiden [d.h. vi¡e¼a½a
und vi¡e¼ya] entweder keine Hilfe oder das so Beschaffene kann nicht begriffen
werden.

anusy¦teva sa¾s²¼¿air arthe buddhiÀ pravartate |


vy¢khy¢t¢ro vibhajy¢rth¢¾s t¢n bhedena pracak¼ate || 93 || 793
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 325

tad¢tmany avibhakte ca buddhyantaram up¢¡rit¢À |


vibh¢gam iva manyante vi¡e¼a½avi¡e¼yayoÀ || 94 || 794
Wie von vermischten [Bedeutungen] durchzogen richtet sich die Erkenntnis
auf die Bedeutung. Nachdem die Erklärer die Bedeutungen geteilt haben, erklä-
ren sie sie für verschieden.
Und obwohl deren [d.h. der Bedeutungen] Wesen ungeteilt ist, stützen sie [d.h.
die Erklärer] sich auf eine andere Erkenntnis und meinen, es sei gewissermassen
ein Unterschied zwischen Bestimmendem (vi¡e¼a½a) und zu- Bestimmendem
(vi¡e¼ya).

abudh¢n prati v²tti¾ ca vartayantaÀ prakalpit¢m |


¢huÀ par¢rthavacane ty¢g¢bhyuccayadharmat¢m || 95 || 795
Und indem sie Unwissenden gegenüber den angenommenen komplexen Aus-
druck erklären, behaupten sie, beim Ausdruck einer anderen Bedeutung geschä-
he Aufgabe (ty¢ga) [der eigenen Bedeutung] und Zuwachs (abhyuccaya) [einer
neuen Bedeutung].

anvay¢d gamyate so 'rtho virodh¤ v¢ nivartate |


dvyartham arth¢ntare v¢pi tatr¢hur upasarjanam || 96 || 796
Die Bedeutung [des komplexen Ausdrucks] ergibt sich aus dem Zusammen-
hang oder die störende Bedeutung schwindet oder auch behaupten sie da, das un-
tergeordnete Glied des Kompositums (upasarjana) habe zwei Bedeutungen oder
stehe in anderer Bedeutung [nämlich in der Bedeutung des Hauptbegriffs (pra-
dh¢na)].

up¢yam¢tra¾ n¢n¢tva¾ sam¦has tv eka eva saÀ |


vikalp¢bhyuccay¢bhy¢¾ v¢ bhedasa¾sargakalpan¢ || 97 || 797
Das Gesondertsein ist nur ein Hilfsmittel; das Ganze aber ist bloss Eines.
326 Wilhelm Rau

Durch Alternative oder Addition entsteht der Eindruck von Verschiedenheit oder
Mischung.

v²tti¾ vartayat¢m evam abudhapratipattaye |


bhinn¢À sa¾bodhanop¢y¢À puru¼e¼v anavasthit¢À || 98 || 798
So sind für die Erkenntnis der Unwissenden die Verständnishilfen derer, wel-
che komplexe Ausdrücke erklären, verschieden [und] unter den Menschen nicht
festgelegt.

v¢cik¢ dyotik¢ v¢pi sa¾khy¢n¢¾ y¢ vibhaktayaÀ |


tadr¦pe 'vayave v²ttau sa¾khy¢bhedo nivartate || 99 || 799
Die Kasusendungen, welche Numeri ausdrücken oder andeuten, - deren Unter-
schied in der Anzahl verschwindet beim komplexen Ausdruck an dem entsprech-
enden Gliede [d.h. am upasarjana].

abhedaikatvasa¾khy¢ v¢ tatr¢nyaivopaj¢yate |
sa¾sargar¦pa¾ sa¾khy¢n¢m avibhakta¾ tad ucyate || 100 || 800
Oder es entsteht da eine völlig andere unterschiedslose Einzahl. Sie heisst die
ungeteilte Verbindungsform [aller] Zahlen.

yathau¼adhiras¢À sarve madhuny ¢hita¡aktayaÀ |


avibh¢gena vartante t¢¾ sa¾khy¢¾ t¢d²¡¤¾ viduÀ || 101 || 801
Wie alle Säfte der Pflanzen im Honig ihre Kräfte niederlegen und ungetrennt
verbleiben, - als sogeartet versteht man diese Zahl.

bhed¢n¢¾ v¢ parity¢g¢t sa¾khy¢tm¢ sa tath¢vidaÀ |


vy¢p¢r¢j j¢tibh¢gasya bhed¢pohena vartate || 102 || 802
Oder nach Aufgabe [aller] Unterschiede ist das Wesen dieser Zahl folgender-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 327

massen beschaffen: Es wirkt aufgrund seines Gattungsteils unter Aufgabe [aller


Zahlen-]Unterschiede.

ag²h¤tavi¡e¼e½a yath¢ r¦pe½a r¦pav¢n |


prakhy¢yate na ¡ukl¢dibhedar¦pas tu g²hyate || 103 || 803

bhedar¦pasam¢ve¡e tath¢ saty avivak¼ite |


bh¢gaÀ prak¢¡itaÀ ka¡ cic ch¢stre 'Ëgatvena g²hyate || 104 || 804
Wie [aus der Ferne] ein farbiger Gegenstand mit einer Farbe unerfasster Art
wahrnehmbar ist, nicht aber als von bestimmter Farbe wie weiss usw. erfasst
wird,
so wird in Verbindung mit einer Zahl, die nicht ausgedrückt werden soll, ir-
gendein Teil herausgestellt und in der Wissenschaft als [nützliches] Glied [für
die Unterweisung] verwendet.

sa¾khy¢s¢m¢nyar¦pe½a tad¢ so '¾¡aÀ prat¤yate |


arthasy¢neka¡aktitve ¡abdair niyata¡aktibhiÀ || 105 || 805
Dann wird dieser Teil unter der Gestalt der Zahl-Gattung durch Wörter begrif-
fen, die eingegrenzte Kräfte haben, wobei eine Bedeutung mehrere Kräfte be-
sitzt.

avyay¢n¢¾ ca yo dharmo ya¡ ca bhedavat¢¾ kramaÀ |


abhinnavyapade¡¢rham antar¢la¾ tad etayoÀ || 106 || 806
Und was da die Eigenschaft der Indeklinabeln und was das Verhalten flektier-
ter Wörter ist, - [das untergeordnete Glied des Kompositums (upasarjana)] muss
als undifferenziert bezeichnet werden, bildet die Mitte zwischen beiden.

aluka¡ caikavadbh¢vas tasmin sati na ¡i¼yate |


328 Wilhelm Rau

sa ca go¼ucar¢d¤n¢¾ dharmo 'sti vacan¢ntare || 107 || 807


Und [bei einem upasarjana], dessen Kasusendung nicht elidiert ist, wird das
Sichdarstellen als Einheit (ekavadbh¢va) nicht gelehrt, obwohl es darin vorhan-
den ist. Und das ist auch bei Wörtern wie go¼ucara usw. der Fall in einem ande-
ren Numerus, [nämlich im Plural].

j¢tau dvivacan¢bh¢v¢t tad v²tti¼u na vidyate |


praty¢khy¢ne tu yogasya dravye go¼ucar¢dayaÀ || 108 || 808
Weil es bei der Gattung keinen Dual gibt, kennt man ihn auch in komplexen
Ausdrücken nicht. Lässt man aber die Regel [1,2,58] nicht gelten, bezeichnen die
Wörter go¼ucara usw. das Einzelding.

¢¡ray¢d bhedavatt¢y¢À sarvabhedasamanvayaÀ |


dravy¢bhidh¢napak¼o 'pi j¢ty¢khy¢y¢¾ na vidyate || 109 || 809

sarvadravyagati¡ caivam eka¡e¼a¡ ca nocyate |


praty¢khy¢te 'nyath¢ s¦tre bhinnadravyagatir bhavet || 110 || 810
Stützte man sich [bei go¼ura] auf Differenzierung der Anzahl, wäre Verbin-
dung mit allen Zahlen. Und die Meinung, es würden Einzeldinge benannt, wird
[im Mah¢bh¢¼ya zu 1,2,58] nicht vertreten.
[Wenn das Wort die Gattung bezeichnete], könnten [darunter] alle Einzeldinge
verstanden werden und das Übrigbleiben von Einem (eka¡e¼a) [1,2,64] wird ge-
genstandslos. Hebt man andererseits das S¦tra [1,2,58] auf, würde man eine
Vielzahl von Einzelwesen verstehen müssen.

v²ttau yo yuktavadbh¢vo vara½¢di¼u ¡i¼yate |


abhedaikatvasa¾khy¢y¢¾ godau tatra na sidhyati || 111 || 811
Im komplexen Ausdruck, der [am untergeordneten Gliede (upasarjana)] die
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 329

unterschiedslose Einzahl aufweist, - bei dem ist [der Dorfname] godau [K¢¡ik¢
zu 1,2,52] unerklärlich, weil die Erhaltung von grammatischem Geschlecht und
von Numerus (yuktavadbh¢va) unter vara½a usw. (4,2,82) gelehrt wird.

pr¢g v²tter yuktavadbh¢ve ¼a¼¿h¤ bhed¢¡ray¢ bhavet |


v²ttau sa¾khy¢vi¡e¼¢½¢¾ ty¢g¢d bhedo nivartate || 112 || 812
Wenn die Erhaltung von grammatischem Geschlecht und von Numerus [am
upasarjana] Platz greift, ehe der komplexe Ausdruck [gebildet wird], müsste
[auch] der Genitiv vom Numerus abhängen. Aber im komplexen Ausdruck gibt
es keinen Unterschied [in der Anzahl], weil [alle] besonderen Zahlen wegfallen.

vidyam¢n¢su sa¾khy¢su ke cit sa¾khy¢ntara¾ viduÀ |


abhed¢khyam upagr¢hi v²ttau tac copaj¢yate || 113 || 813
Auch wo man [differenzierte] Zahlen kennt, kennen einige eine andere, 'undif-
ferenziert' genannte, [alle anderen Zahlen] einbegreifende Zahl. Und die tritt auf
im komplexen Ausdruck.

vy¢p¢ra¾ y¢ti bhed¢khyais tat svair avayavaiÀ kva cit |


¢tm¢ bhed¢napek¼o 'sya kva cid eti nimittat¢m || 114 || 814
Diese findet Verwendung manchmal durch ihre, 'besondere [Zahlen]' genann-
ten Glieder, und manchmal wird ihr eigenes Wesen ohne Rücksicht auf Differen-
zierung zum Werkzeug (nimitta).

d¢sy¢À patir iti vyakto god¢v iti ca d²¡yate |


vy¢p¢rabhedaÀ sa¾khy¢y¢s tasm¢d eva vyavasthitaÀ || 115 || 815
'Gatte einer Sklavin' ist ein klares [Beispiel], und man sieht auch 'godau' (Na-
me eines Dorfes). Daher ist verschiedene Funktion der Zahl sichergestellt.
330 Wilhelm Rau

dvy¢d¤n¢¾ ca dviputr¢dau b¢hyo bhedo nivartate |


vibhaktiv¢cyaÀ sv¢rthatv¢n nimitta¾ tv avati¼¿hate || 116 || 816
Im [Kompositum] dviputra usw. verschwindet der äussere Unterschied von
'zwei' usw., welcher durch die Kasusendung auszudrücken ist; aber der Grund
[für die Verwendung des Wortstamms 'zwei'] bleibt, weil dies [des Wortes] Ei-
genbedeutung darstellt.

dvitvopasarjane saËghe dvi¡abdas tatra vartate |


so 'yam ity abhisa¾bandh¢d ubha¡abde na tat tath¢ || 117 || 817
Das Wort 'zwei' steht hier im Sinne einer Menge, welche Zweiheit als nähere
Bestimmung hat, wegen der Identitäts-Beziehung. Beim Worte ubha ist das nicht
so.

ubhayas tatra tuly¢rtho v²ttau nitya¾ prayujyate |


s¦tre 'pi nityagraha½a¾ tadartham abhidh¤yate || 118 || 818
ubhaya hat die gleiche Bedeutung wie dies [Wort 'zwei' (dvi)] und wird im-
mer im komplexen Ausdruck verwendet. Auch im S¦tra [5,2,44] heisst die
Verwendung von nityam dessen Bedeutung besitzend.

¢pi ke c¢par¢rthatv¢n n¢bheda upaj¢yate |


ubhe iti tataÀ sv¢rthe bhede v²ttiÀ prayujyate || 119 || 819
Wenn [die Suffixe] -¢p oder -ka folgen, tritt - weil sich keine andere Bedeu-
tung ergibt - keine Identifikation ein. Daher wird ubhe im Sinne der Eigenbedeu-
tung, bei Abweichung [davon], der komplexe Ausdruck verwendet.

str¤tv¢bhidh¢napak¼e 'pi gu½abh¢vaviparyayaÀ |


svabh¢v¢d apar¢rthatv¢t tatra bhedo na h¤yate || 120 || 820
Auch bei der Ansicht, [das Suffix -¢p] drücke das feminine Genus aus, ge-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 331

schieht, aufgrund der Eigenbedeutung, ein Austausch von Neben- und Hauptsa-
che. Und weil keine andere Bedeutung eintritt, verschwindet dort die Differen-
zierung nicht.

tasm¢d dvivacan¢¿ ¿¢pa¡ cobhayo 'nyatra d²¡yate |


pratyaya¾ tayapa¾ hitv¢ n¢sty uttarapade punaÀ || 121 || 821
Daher findet man ubhaya an anderen Stellen, als wenn das Dual- und das
Feminin-Suffix ¿¢p folgen. Abgesehen vom Suffixe tayap wiederum steht es
[d.h. ubhaya] nicht vor einem folgenden Kompositionsgliede.

pr¢ptiÀ prag²hyasa¾jñ¢y¢ na sy¢t pratyayalak¼a½¢t |


kum¢ryag¢re na hy asti sam¢so vacan¢ntare || 122 || 822
Der Terminus prag²hya aufgrund von 1,1,62 (pratyayalope
pratyayalak¼a½am) würde sich nicht einstellen. In kum¢ryag¢ra liegt ja bei kom-
plexem Ausdruck kein Kompositum vor.

ekadvayor yañ¢d¤n¢¾ vibh¢¼¢ luË na kalpate |


yau¼m¢kas t¢vaka¡ ceti bhed¢bh¢v¢n na sidhyati || 123 || 823
Im Singular und im Dual (2,4,64) passt die fakultative Elision von yañ nicht.
Und weil [wegen der unterschiedslosen Einzahl (abhedaikatva)] keine Differen-
zierung stattfindet, sind [dann] yau¼m¢ka und t¢vaka nicht richtig. (4,3,1-3).
b: luË ist = luk! Im Wortindex zu streichen und unter luk einzuordnen!

d²¼¿o g¢rgyatare bhedas tath¢ gargatar¢ iti |


yu¼matpit¢ tvatpiteti tath¢de¡au vyavasthitau || 124 || 824
Man sieht Differenzierung bei g¢rgyatara und auch [heisst es:] gargatar¢À.
Und so sind die Substitute yu¼matpit¢ tvatpit¢ berechtigt.
332 Wilhelm Rau

up¢dhibh¦t¢ y¢ sa¾khy¢ prak²tau samavasthit¢ |


¢de¡aiÀ sa¾jñay¢ v¢pi vibhakty¢ vyajyate vin¢ || 125 || 825
Die qualifizierende Zahl, welche im Wortstamm ruht, wird deutlich durch die
Substitute oder auch durch den Namen, ohne die Kasusendung.

¡aurpike m¢saj¢te ca parim¢½a¾ svabh¢vataÀ |


up¢dhibh¦t¢m ¢¡ritya sa¾khy¢¾ bhedena vartate || 126 || 826
Bei ¡aurpika und m¢saj¢ta ist das Mass von selbst differenziert, indem es sich
an die qualifizierende Zahl anlehnt.

vayasvini paricchedaÀ kr¤te c¢pi na gamyate |


i¼¿o 'bhed¢d ²te tatra parim¢½am anarthakam || 127 || 827
Die erwünschte Angabe zu dem, was Lebensalter und auch Kaufpreis besitzt,
ergibt sich nicht ohne Bestimmung [der Zahl - in diesem Falle 'eins']. Da ist das
Mass unnötig.

bhinnasy¢bhedavacan¢t prasth¢dibhyaÀ ¡aso vidhiÀ |


taddharmatv¢d abhed¢t tu gha¿¢dibhyo na d²¡yate || 128 || 828
Weil sie dasselbe ausdrücken wie die abgetrennte Menge, wird nach den Wör-
tern prastha usw. das Suffix -¡as gelehrt, da ihnen diese Eigenschaft zukommt.
Nach [Wörtern] wie gha¿a (Topf) usw. hingegen findet man es [das Suffix -¡as]
nicht, weil [bei ihnen] kein Unterschied [zur blossen Gattung] besteht.

¡r¦yate vacana¾ yatra bh¢vas tatra vi¡i¼yate |


nivartate yad vacana¾ tasya bh¢vo na vidyate || 129 || 829
Wo [d.h. im Satze] ein phonetisches Element, das einen bestimmten Numerus
anzeigt, gehört wird, dort wird sein bestimmtes Wesen [d.h. seine Anzahl]
festgelegt. Wenn der Numerus [im komplexen Ausdruck] schwindet, erkennt
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 333

man sein Wesen [d.h. seine Anzahl] nicht.

k¢rya¾ satt¢¡raya¾ ¡¢str¢d aprav²ttir adar¡anam |


v¢kye d²¼¿a¾ yad atyantam abh¢vas tsaya v²tti¼u || 130 || 830
Die auf dem Vorhandensein [des Suffixes] beruhende grammatische Operation
ergibt sich aus der Wissenschaft. Sieht man es [d.h. das Suffix] nicht, tritt sie
[die Operation] nicht in Kraft. Was man im Satze sieht, fehlt völlig in komplexen
Ausdrücken.

sa¾jñ¢vi¼ayabhed¢rtha¾ prasakt¢dar¡ana¾ sm²tam |


¡r¦yam¢½a¾ tu vacana¾ vi¡i¼¿am upalabhyate || 131 || 831
Um den Geltungsbereich des Terminus [lopa] zu bestimmen, wurde das nicht
zur Erscheinung Kommen dessen, was existieren könnte (prasakta = 1,1,60,4
[158,21]) gelehrt. Aber man findet eine bestimmte Anzahl [einen bestimmten
Numerus] expressis verbis angegeben.

abh¢vo v¢ luko yatra r¦pav¢n v¢ vidh¤yate |


vyabhic¢r¢n nimittasya tatr¢s¢dhuÀ prasajyate || 132 || 832
Wo entweder die Elision nicht stattfindet oder wo eine bestimmte Wortform
vorgeschrieben wird, dort wäre, weil die Vorbedingung verletzt wird, eine
fehlerhafte Form [des komplexen Ausdrucks] möglich.

bhedaÀ sa¾khy¢vi¡e¼o v¢ vy¢khy¢to v²ttiv¢kyayoÀ |


sarvatraiva vi¡e¼as tu n¢va¡ya¾ t¢d²¡o bhavet || 133 || 833
Oder eine bestimmte Zahl [im Satze] wurde erklärt als ein Unterschied zwi-
schen komplexem Ausdruck und Satz. Aber der Unterschied ist nicht unbedingt
überall solcher Art.
334 Wilhelm Rau

j¢te¡ ca bhedahetutv¢n na liËgena vi¡e¼yate |


pradh¢na¾ m²gadugdh¢dau g¢rg¤putre na sa kramaÀ || 134 || 834
Und weil die Gattung der Grund für die Unterscheidung [von anderen
Gattungen] ist, wird die Hauptsache in m²gadugdha usw. nicht durch das Ge-
schlecht spezifiziert. Bei garg¤putra ist das Verfahren nicht so.

abhede liËgasa¾khy¢bhy¢¾ yog¢c chukla¾ pa¿¢ iti |


prasakte ¡¢stram ¢rabdha¾ siddhaye liËgasa¾khyayoÀ || 135 || 835
Wenn aufgrund einer undifferenzierten Verbindung mit Geschlecht und
Numerus [ein Ausdruck] ¡ukla¾ pa¿¢À möglich würde, wird eine Regel (1,2,52
vi¡e¼¢½¢m c¢j¢teÀ) gegeben, damit Geschlecht und Numerus richtig werden.

par¢rtha¾ ¡e¼abh¢va¾ yo v²tti¼u pratipadyate |


gu½o vi¡e¼a½atvena sa s¦tre vyapadi¡yate || 136 || 836
Eine Eigenschaft, die in komplexen Ausdrücken zur untergeordneten Nebensa-
che wird, die wird im S¦tra (1,2,52) mit dem Terminus vi¡e¼a½a bezeichnet.

¡abd¢ntaratv¢d v¢kye¼u vi¡e¼¢ yady api ¡rut¢À |


v²tter abhinnar¦patv¢t te¼u v²ttir na vidyate || 137 || 837
Wenn auch in Sätzen, - weil die Wörter vereinzelt sind - Eigentümlichkeiten
[des Genus und des Numerus] gehört werden, gibt es bei denen keinen komplex-
en Ausdruck [d.h. erscheinen diese nicht im komplexen Ausdruck], weil der
komplexe Ausdruck solche Unterschiede nicht kennt.

r¦p¢c ca ¡abdasa¾sk¢raÀ s¢m¢nyavi¼ayo yataÀ |


tasm¢t tad¢¡raya¾ liËga¾ vacana¾ ca prasajyate || 138 || 838

saliËga¾ ca sasa¾khya¾ ca tato dravy¢bhidh¢yin¢ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 335

sa¾badhyate pada¾ tatra tayor bhinn¢ ¡rutir bhavet || 139 || 839


Und weil aufgrund der Form die Wortbildung das Gemeinsame [d.h. die Gat-
tung] zum Gegenstand hat, deswegen richtet sich Genus und Numerus nach die-
sem.
Samt seinem Genus und samt seinem Numerus wird dann das Wort mit einer
Substanzbezeichnung verbunden. Ihrer beider Laut[-gestalt] dürfte [nach Genus
und Numerus] verschieden sein.

bh¢vino bahiraËgasya vacan¢d ¢¡rayasya ye |


liËgasa¾khye gu½¢n¢¾ te s¦tre½a pratip¢dite || 140 || 840
Die Genus- und Numerus-Suffixe, welche nach dem Worte [stehen], welches
die künftige [d.h. zu bildende] äussere Hauptsache [ausdrückt], die sind vom
S¦tra (1,2,52) [auch] für die Nebensachen vorgeschrieben.

vi¡e¼av²tter api ca r¦p¢bhed¢d alak¼itaÀ |


yasm¢d vi¡e¼as ten¢tra bhedak¢rya¾ na kalpate || 141 || 841
Weil aber das Besondere eines besonderen komplexen Ausdrucks nicht
erkannt wird, da die Form dieselbe ist, deswegen kann hier keine Spezifikation
stattfinden.

vi¡e¼a eva s¢m¢nya¾ vi¡e¼¢d bhidyate yataÀ |


abhedo hi vi¡e¼¢½¢m ¢¡rito vinivartakaÀ || 142 || 842
Das Gemeinsame ist eben ein Besonderes, weil es vom Besonderen verschie-
den ist. Wenn ja Identität angenommen wird, schliesst sie die Besonderheiten
aus.

yad yad ¢¡r¤yate tat tad anyasya vinivartakam |


bhed¢bhedavibh¢gas tu s¢m¢nye na nir¦pyate || 143 || 843
336 Wilhelm Rau

Was immer man annimmt, das alles schliesst anderes aus. Der Gegensatz aber
von Unterschied und Identität tritt am Gemeinsamen nicht in Erscheinung.

apoddh¢ra¡ ca s¢m¢nyam iti tasyopak¢ri½aÀ |


nimitt¢vastham ev¢tas tat svadharme½a g²hyate || 144 || 844
Und die Ablösung dieser [dem Satzverständnis] dienlichen [Bedeutung] ist das
Gemeinsame. Es beruht auf Bedingungen. Daher wird es zusammen mit seiner
Eigenart erfasst.

anirdh¢ritadharmatv¢d bhed¢ eva vikalpit¢À |


nimittair vyapadi¡yante s¢m¢ny¢khy¢vi¡e¼it¢À || 145 || 845
Weil ihre Eigenschaften nicht genau bestimmt sind, werden Unterschiede
angenommen. Durch Anzeichen werden sie angedeutet und mit dem Namen 'das
Gemeinsame' bezeichnet.

yad¢ tu vyapadi¡yete liËgasa¾khye svabh¢vataÀ |


prayoge¼v eva s¢dhutva¾ v¢kye prakramyate tad¢ || 146 || 846
Wenn aber die beiden, Genus und Numerus, durch sich selbst ausgedrückt
werden, dann ergibt sich die Richtigkeit [eines Wortes] allein bei den Verwen-
dungen [der anderen Wörter] im Satze.

tatra prayogo 'niyato gu½¢n¢m ¢¡rayaiÀ saha |


s¢m¢nya¾ yat tad atyanta¾ tatraiva samavasthitam || 147 || 847
Dabei ist der Gebrauch der Eigenschaftswörter mit [ihren] Bezugswörtern
[Substraten] nicht eingeschränkt. Was [hingegen] das Gemeinsame [d.h. die Gat-
tung] ist, das ist eben dort [d.h. in den Substraten] immer unbedingt vorhanden.

na gotva¾ ¡¢baleyasya gaur iti vyapadi¡yate |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 337

¡uklatva¾ b¢huleyasya ¡ukla ity apadi¡yate || 148 || 848


Das Rind-Sein des Kalbs der gefleckten Kuh wird nicht durch das Wort gauÀ
ausgedrückt. Die weisse Farbe des Kalbs der viel milchenden Kuh wird durch
das Wort ¡uklaÀ ausgedrückt.

vyatireke ca saty eva¾ matupaÀ ¡rava½a¾ bhavet |


lug anv¢khy¢yate tasm¢d ras¢dibhya¡ ca n¢sti saÀ || 149 || 849
Und wenn auf diese Weise ein Unterschied besteht, müsste man das Suffix
matup hören. Daher wird [dessen] Elision vorgeschrieben. Nach [Wörtern wie]
rasa- usw. findet diese [Elision] nicht statt.

yat so 'yam iti sa¾bandh¢d r¦p¢bhedena vartate |


¡ukl¢divat tato lopas tad ras¢dau na vidyate || 150 || 850
Was aufgrund einer Identitätsbeziehung ohne Unterschied der Form vorhan-
den ist, - nach dem tritt wie nach ¡ukla- usw. Elision ein. Das gibt es bei rasa-
usw. nicht.

¢ve¡o liËgasa¾khy¢bhy¢¾ kva cin mañc¢divat sthitaÀ |


so 'yam ity abhisa¾bandhe sa pra¼¿h¢dau na vidyate || 151 || 851
Die Verbindung mit Genus und Numerus geht bei einer Identitätsbeziehung
manchmal wie bei mañca- usw. vor sich. Sie [diese Verbindung] gibt es im Falle
von pra¼¿ha- usw. nicht.

liËga¾ liËgaparity¢ge s¦tra¾ pratyaya¡¢sanam |


so 'yam ity abhisa¾bandh¢t pu¾¡abde stryabhidh¢yini || 152 || 852
Ein Hinweis auf den Verlust des Genus ist im S¦tra (4,1,48) die Verordnung
eines Suffixes, wobei wegen der Identitätsbeziehung das maskuline Wort ein fe-
minines bezeichnet.
338 Wilhelm Rau

¢¡raye liËgasa¾khy¢bhy¢m ¢¡rita¾ vyapadi¡yate |


vi¡e¼a½¢n¢¾ c¢j¢ter iti ¡¢stravyavasthay¢ || 153 || 853
Durch Genus und Numerus, [die sich] am Substrat [d.h. Bezugswort finden],
wird das qualifizierende [Wort] gekennzeichnet. Dies [geschieht] durch die Re-
gel (1,2,52) der Grammatik.

nimitt¢nuvidh¢yitv¢d ye dharm¢ bhedahetu¼u |


ta ¢¡raye 'pi vidyanta iti buddhir nivartyate || 154 || 854
'Weil sie sich nach den Umständen richten, erscheinen die Eigenschaften [d.h.
Genus und Numerus], welche sich an den differenzierenden Wörtern finden,
auch am Substrate', - diese Auffassung wird [durch 1,2,52] zurückgewiesen.

¢khy¢yate ca ¡¢stre½a lokar¦Îh¢ svabh¢vataÀ |


nimittatuly¢ god¢dau prav²ttir liËgasa¾khyayoÀ || 155 || 855
Auch vom Lehrbuch wird der natürlicherweise in der Welt gewachsene, den
Verhältnissen entsprechende Gebrauch von Genus und Numerus vorgeschrieben.

har¤taky¢di¼u vyaktiÀ sa¾khy¢ khalatik¢di¼u |


manu¼yalubvi¡e¼¢½¢m abhidhey¢¡raya¾ dvayam || 156 || 856
Bei den Wörtern har¤tak¤ usw. (1,2,52,3 [228,22]) ist das Genus, bei den Wör-
tern khalatika usw. (1,2,52,4 [229,1]) der Numerus [ausschlaggebend]. Beide
[Genus wie Numerus] dessen, was ausgedrückt werden soll, geben den
Ausschlag bei qualifizierenden Wörtern, welche nach 5,3,98 lum manu¼ye ge-
bildet sind.

j¢tiprayoge j¢ty¢ cet sa¾bandham upagacchati |


vi¡e¼a½a¾ tato dharm¢ñ j¢tes tat pratipadyate || 157 || 857
Wenn ein Wort für die Gattung benutzt und ein qualifizierendes Wort mit der
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 339

Gattung verbunden wird, dann erhält dies [d.h. das qualifizierende Wort] die Ei-
genschaften [Genus und Numerus] der Gattung.

lubante sa¾nipatita¾ j¢ter anyad vi¡e¼a½am |


lubantasya pradh¢natv¢t taddharmair vyapadi¡yate || 158 || 858
Wenn ein von der Gattung verschiedenes, qualifizierendes Wort mit einem
Worte verbunden wird, an dessen Ende eine Elision stattgefunden hat, wird es
mit dessen Eigenschaften versehen, weil das Wort mit Elision die Hauptsache
bildet.

nañsam¢sabahuvr¤hidvandvastryati¡aye¼u ye |
bhed¢ bh¢¼y¢nus¢re½a v¢cy¢s te liËgasa¾khyayoÀ || 159 || 859
Die Verschiedenheiten in Genus und Numerus, welche in Komposita mit
negativem Vorderglied, Bahuvr¤his, Dvandvas, Femininbildungen und
Steigerungswörtern [auftreten], die sollen nun nach dem Bh¢¼ya besprochen
werden.

yadi ¼a¼¿h¤dvit¤y¢nt¢n nik²¼¿¢t tamab¢dayaÀ |


nyakk¢ri½i syur utk²¼¿e prak²teÀ sy¢d viliËgat¢ || 160 || 860
Wenn die Suffixe tamap usw. auf ein Wort im Genitiv oder Akkusativ, wel-
ches Minderes bezeichnet, folgten, stünden sie im Sinne eines verdrängenden
Vorzüglichen, und es fehlte die Übereinstimmung im Genus mit dem Stamm.

k¢ly¢¾ k¢l¢d dvit¤y¢nt¢t k¢le k¢ly¢s tarab bhavet |


nyakkartari tath¢ g¢rgye gargebhyaÀ pratyayo bhavet || 161 || 861

nyakkart²¼u ca garge¼u g¢rgy¢t sy¢t tac ca ne¼yate |


kum¢ry¢À sv¢rthike ˤp sy¢t prak²tyartho hi n¢dhikaÀ || 162 || 862
340 Wilhelm Rau

Im Falle von k¢l¤ [d.h. wenn k¢l¤ übertreffen soll], würde das Suffix tarap an
k¢la im Akkusativ treten. k¢lam ati¡ete k¢l¤ = k¢latar¢; richtig aber ist k¢litar¢.
Im Falle von k¢la [d.h. wenn k¢la übertreffen soll], würde das Suffix tarap an
k¢l¤ im Akkusativ treten. k¢l¤m ati¡ete k¢laÀ = k¢litaraÀ; richtig aber ist k¢lata-
raÀ.
Ebenso, wenn g¢rgya der Übertreffende ist, müsste das Suffix an garg¢À, und
wenn die garg¢À die Übertreffenden sind, an g¢rgya treten, - das aber soll ausge-
schlossen werden.
An kum¢r¤ im Eigensinn träte ˤp. [kum¢ritar¤; richtig aber ist kum¢ritar¢],
denn die Bedeutung des Stamms wird ja nicht gesteigert.

¼a¼¿hyant¢d adhike tasm¢d gu½e sv¢¡rayavartini |


utk²¼¿asamavet¢y¢¾ kriy¢y¢¾ v¢ vidh¤yate || 163 || 863
[Das Suffix tarap usw.] wird gelehrt nach einem Wort mit Genitivendung im
Sinne einer gesteigerten Eigenschaft, welche am Substrat haftet, oder im Sinne
einer Handlung, der Vorzüglichkeit inhäriert.

up¢tta¾ ca prak²tyartho dravyam ev¢¡rayas tayoÀ |


so 'yam ity abhisa¾bandh¢d abhedena prat¤yate || 164 || 864
Und die Bedeutung des Stammes als anerkanntes Objekt ist die Grundlage für
diese beiden [Beschaffenheit und Handlung]. Aufgrund der Identitätsbeziehung
wird es als Eines verstanden.

r¦p¢bhed¢c ca tad dravyam ¢k¢Ëk¼¢vat prat¤yate |


vi¡e¼air bhinnar¦pais tad ¢¡rayair iva yujyate || 165 || 865
Und wegen der Formgleichheit betrachtet man das Objekt als näherer Bestim-
mung bedürftig; es wird mit verschiedenförmigen Besonderheiten wie mit Sub-
straten verbunden.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 341

bhinnar¦pe¼u yal liËgam vi¡e¼e¼u vyavasthitam |


sa¾khy¢ ca t¢bhy¢¾ dravy¢tm¢ so 'bhinno vyapadi¡yate || 166 || 866
Das Genus und der Numerus, welche sich in den verschiedenförmigen Beson-
derheiten finden, - mit diesen beiden wird das Wesen des Objekts als identisch
bezeichnet.

¢¡rayaÀ samav¢y¤ ca nimitta¾ liËgasa¾khyayoÀ |


kart²sthabh¢vakaÀ ¡etir ato bh¢¼ya ud¢h²taÀ || 167 || 867
Und das [mit der Handlung] in inniger Verbindung stehende Substrat bildet
den Anlass für Genus wie Numerus. Daher heisst es im Bh¢¼ya (5,3,55 [415,6]):
'Die Wurzel ¡¤ bezeichnet einen Vorgang am Agens'.

nimittam ¢¡rayatvena g²hyeta yadi s¢dhanam |


karm¢padi¼¿ayoÀ pr¢ptis tatra sy¢l liËgasa¾khyayoÀ || 168 || 868
Betrachtete man den [blossen, äusseren] Anlass als die Grundlage, als das
Werkzeug, so ergäbe sich, dass Genus und Numerus durch das Objekt bezeich-
net würden.

¡¢stre nimittabh¢vena samud¢y¢d apoddh²taÀ |


stryarthas tasyecchay¢ yogaÀ prak²ty¢ pratyayena v¢ || 169 || 869
In der Grammatik wird die von der Gesamtheit [des Wortes] abgelöste Femini-
nität als Hilfsmittel [zum Verständnis] nach Wunsch mit dem Stamme oder mit
dem Suffix verbunden.

str¤¡abdo gu½a¡abdatv¢t tulyadharm¢ sit¢dibhiÀ |


gu½am¢tre prayujyeta sa¾sty¢navati v¢¡raye || 170 || 870
Das Wort str¤ hat, weil es ein Eigenschaftswort ist, dasselbe Wesen wie die
Wörter 'weiss' usw. Es kann verwendet werden im Sinne einer blossen Eigen-
342 Wilhelm Rau

schaft oder im Sinne eines Substrats, das durch 'Gerinnen' gekennzeichnet ist.

stryarthaÀ sa¾sty¢navad dravya¾ prak²tyartha¡ ca yady asau |


dravyopalak¼a½¢rthatva¾ sa¾sty¢nasya tath¢ sati || 171 || 871
Die Bedeutung von str¤ ist "Substanz, die durch 'Gerinnen' gekennzeichnet
ist", und wenn das auch die Bedeutung des Stammes wäre, dann hätte - wenn es
so ist - das 'Gerinnen' die Bedeutung eines [blossen] Hinweises auf die
Substanz.

sa¾sty¢nena kva cid dravya¾ d²¼¿a¾ yady upalak¼itam |


anaËg¤k²tasa¾sty¢n¢t tadv²tteÀ pratyayo bhavet || 172 || 872
Wenn man irgendwo eine Substanz sieht, auf die durch 'Gerinnen' hingewie-
sen wird, würde an deren komplexen Ausdruck des [Feminin-]Suffix treten, weil
das 'Gerinnen' nicht [ausdrücklich] zugestanden wurde.

bh¦t¢dayaÀ ¼a΢khy¢¡ ca sa¾sty¢nenopalak¼ite |


br¢hma½y¢dau yad¢ v²tt¢s tebhyaÀ syuÀ pratyay¢s tad¢ || 173 || 873
Wenn die Wörter bh¦ta [4,1,3 [199,8]] usw. und die ¼a¿ genannten Zahlwörter
mit den Wörtern br¢hma½¤ usw., auf welche durch 'Gerinnen' hingewiesen ist,
verbunden würden, dann träten an sie [Feminin-]Suffixe.

tadvanto hi pradh¢natv¢t pratyay¢n¢¾ prayojak¢À |


s¢m¢n¢dhikara½ye 'pi tasm¢¿ ¿¢b¢disa¾bhavaÀ || 174 || 874
So beschaffene [d.h. feminine] Wörter bewirken, weil sie die Hauptsache bil-
den, Suffixe [d.h. den Antritt von Suffixen]. Daher träten auch bei
grammatischer Kongruenz an sie die [Feminin-Suffixe] ¿¢p usw.

gu½am¢tr¢bhidh¢yitva¾ str¤¡abde var½yate yad¢ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 343

prak²tyartha¡ ca sa¾sty¢na¾ sv¢rthik¢À pratyay¢s tad¢ || 175 || 875


Wenn beim Worte str¤ (4,1,3 striy¢m) nur die blosse Eigenschaft [d.h. 'weib-
lich'] gemeint und die Bedeutung des Stammes 'Gerinnen' ist, dann bezeichnen
die [Feminin-]Suffixe nur die Eigenbedeutung [des Stammes].

sa¾sty¢ne kevale v²ttiÀ prak²t¤n¢¾ na vidyate |


tad¢vi¼¿e tato dravye g²hyante samavasthit¢À || 176 || 876
Es gibt keine Interpretation (v²tti) von Stämmen im Sinne [blosser] Feminini-
tät; sie werden daher aufgefasst als in einer Substanz beruhend, welche von die-
ser [d.h. Femininität] erfüllt ist.

upak¢ri ca sa¾sty¢na¾ ye¼u ¡abde¼v apek¼itam |


tebhya¼ ¿¢b¢dayas tac ca bh¦t¢di¼v avivak¼itam || 177 || 877
Und Wörtern, bei denen das 'Gerinnen' als [zum Verständnis] hilfreich erach-
tet wird, werden die Suffixe ¿¢p angefügt; und dies [d.h. das Femininum] soll an
den Wörtern bh¦ta usw. nicht ausgedrückt werden. (bh¦tam iya¾ br¢hma½¤ =
diese br. ist ein Gespenst).

sa¾sty¢na¾ pratyayasy¢rthaÀ ¡uddham ¢¡r¤yate yad¢ |


tad¢ dvivacan¢nekapratyayatva¾ na sidhyati || 178 || 878
Wenn man unterstellt, die Bedeutung des Suffixes sei das reine 'Gerinnen',
dann lassen sich die Dual-, [die Plural-] und das Vorhandensein mehrerer
[Feminin-]Suffixe [bei einigen Wörtern] nicht erklären.

j¢ti¡ cet str¤tvam ev¢sau bhedo 'nyatr¢vivak¼itaÀ |


yasm¢d bhinnair api dravyais tad eka¾ sad vi¡i¼yate || 179 || 879
Wenn die Femininität eine Gattung ist, wird der Unterschied an anderen Stel-
len nicht ausgedrückt, weswegen diese [Gattung] als eine Einheit durch verschie-
344 Wilhelm Rau

dene Einzelwesen gekennzeichnet ist.

m¢tr¢½¢¾ hi tirobh¢ve parim¢½a¾ na vidyate |


kum¢rya iti tena sy¢t kum¢ry¢¾ bhedasa¾bhav¢t || 180 || 880
Beim Verschwinden der Grundstoffe gibt es ja kein Mass [d.h. kann kein Mass
mehr bestimmt werden]. Daher gäbe es [immer] kum¢ryaÀ, weil es bei kum¢r¤
[immer] Unterschiede gibt.

j¢tisa¾khy¢sam¢h¢rair yathaiva sahac¢ri½i |


dravye kriy¢À pravartanta ek¢tmatve vyapek¼ite || 181 || 881

m¦rtibhyo m¦rtidharm¢½¢¾ tath¢bhedasya dar¡an¢t |


s¢m¢n¢dhikara½ya¾ ca kriy¢yoga¡ ca kalpate || 182 || 882
Genau wie durch Gattung, Zahl und Zusammenfassung an der zugehörigen
Substanz Handlungen ablaufen, obwohl sie als Einheit betrachtet werden,
so ergibt sich, weil man die Identität gestalteter Dinge mit ihren Gestalten
sieht, [deren] grammatische Zusammengehörigkeit und ihre Verbindung mit ei-
ner Verbalhandlung.

s¢m¢n¢dhikara½ye tu matublop¢d apek¼ite |


luk taddhitaluk¤ti sy¢l luk tatr¢py upalak¼a½am || 183 || 883
Wenn grammatische Zusammengehörigkeit durch Elision des Suffixes matup
erklärt würde, träte 1,2,49 ein (= "Beim Schwund eines taddhita-Suffixes findet
auch ein Schwund des Femininsuffixes statt"). So ist auch dort die Elision Hin-
weis [auf etwas anderes].

ke¼¢¾ cit tyaktabhede¼u dravye¼v eva vidh¤yate |


sa¾sty¢navatsu ¿¢b¢dir abhedena samanvay¢t || 184 || 884
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 345

Nach Meinung einiger wird das Suffix ¿¢p usw. verordnet bei unterschiedslo-
sen, 'Gerinnen' [= Femininität] besitzenden Substanzen, weil sie als Einheit ver-
standen werden.

s¢m¢nyabh¦to dravy¢tm¢ paricchinnaparigrahaÀ |


kriy¢bhir yujyate bhedair bh¢ga¡a¡ c¢vati¼¿hate || 185 || 885
Gleichsam zur Gattung geworden, wird das als isoliert erfasste Einzelding mit
Handlungen verbunden und existiert durch seine Besonderheiten stückweise.

¡ukl¢di¼v ¢¡rayadravya¾ pr¢dh¢nyen¢bhidh¤yate |


str¤tva¾ tu pratyay¢rthatv¢d abhidh¢vi¼ayo yataÀ || 186 || 886

so 'yam ity abhisa¾bandh¢d ¢¡raya¾ pratipadyate |


str¤tva¾ svabh¢vasiddho v¢ gu½abh¢vaviparyayaÀ || 187 || 887

s¢k¢Ëk¼atv¢d gu½atvena s¢m¢nya¾ vopadi¡yate |


vyakt¤n¢m ¢tmadharmo 's¢v ekaprakhy¢nibandhanaÀ || 188 || 888
Bei ¡ukla usw. wird die Substrat-Substanz Hauptsache genannt. Die Feminini-
tät aber, weil sie wegen der Bedeutung des Suffixes der Geltungsbereich des
Wortes ist,
erlangt aufgrund der Identitäts-Beziehung ein Substrat. Oder die Femininität
ist eine natürliche Vertauschung von Neben- und Hauptsache;
oder die Gattung wird als Eigenschaft gelehrt, weil sie einer Ergänzung bedarf.
Sie ist das Eigenwesen der Einzeldinge, die Grundlage für deren Identität.

eva¾bh¦t¢ ca s¢vasth¢ bh¢gabhedaparigrahe |


k²te buddhyaiva bhed¢n¢m ¢¡rayatve ca kalpite || 189 || 889

ni¼k²¼¿e¼v api bhede¼u vyaktir¦p¢¡raye tataÀ |


346 Wilhelm Rau

liËgapratyavamar¡ena liËgasa¾khye prapadyate || 190 || 890


Und der sobeschaffene Zustand erlangt, wenn eine Unterscheidung von Teilen
vorgenommen und durch den Verstand als Grundlage für die Unterschiede ange-
nommen worden ist,
auch wenn die Unterschiede isoliert sind, in Erwägung des [femininen] Genus
die auf der Gestalt des Einzeldings beruhenden Genus und Numerus.

antare½a ca¡abdasya prayoga¾ dvandvabh¢vin¢m |


avi¡i¼¿¢rthav²ttitva¾ r¦p¢bhed¢t prat¤yate || 191 || 891
Ohne die Verwendung des Wortes ca ergibt sich, dass die Wörter, welche ein
dvandva-Kompositum bilden sollen, einen komplexen Ausdruck nicht-unter-
schiedener Bedeutung darstellen, weil die Form [der Wörter im Satze und im
Kompositum] dieselbe ist.

vikalpavati v¢ v²ttir nivartye 'tha samuccite |


te¼¢m ajñ¢ta¡akt¤n¢¾ dyotakena niyamyate || 192 || 892
Bei alternativer oder negativer oder additiver Bedeutung solcher Wörter, deren
Kräfte unbekannt sind, wird der komplexe Ausdruck durch ein hinweisendes
Wort eingeschränkt.

v²ttau vi¡i¼¿ar¦patv¢c ca¡abdo vinivartate |


arthabhede 'pi s¢r¦py¢t tac c¢rthen¢padi¡yate || 193 || 893
Im komplexen Ausdruck verschwindet das Wort ca wegen seiner besonderen
Form. Trotz dem Unterschied in der Bedeutung wird es wegen der Ähnlichkeit
durch die Bedeutung von ca wiedergegeben.

casya c¢sattvabh¦to 'rthaÀ sa ev¢¡r¤yate yadi |


taddharmatva¾ tato dvandve c¢di¼v arthak²ta¾ hi tat || 194 || 894
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 347

Und die Bedeutung des Wortes ca bezeichnet keine Substanz. Wenn man sich
auf diese [Bedeutung] stützte, dann ergäbe sich diese Eigenschaft [d.h. das
Nicht-Substanz-Sein] im dvandva bei den Wörtern ca usw. Diese [Eigenschaft]
ist ja durch die Bedeutung verursacht.

c¢rthaÀ ¡abde kva cid bhed¢t katha¾ cit samavasthitaÀ |


dyotak¢¡ c¢dayas tasya vakt¢ dvandvas tu tadvat¢m || 195 || 895
Die Bedeutung von ca existiert irgendwo im Worte irgendwie aufgrund eines
Unterschieds. Die Wörter ca usw. deuten diesen an. Der dvandva aber drückt die
mit diesen [Partikeln] versehenen [Wörter] aus.

vikalp¢dyabhidheyasya c¢rthasy¢nyapad¢rthat¢ |
dyotakatv¢n na kalpeta tasm¢t sad upalak¼yate || 196 || 896
Die Tatsache, dass ca eine andere Bedeutung hat, wenn es die Wörter Alterna-
tive (vikalpa) usw. bezeichnet, käme nicht zustande, wenn es [d.h. ca] nur
andeutend wäre. Daher betrachtet man es als etwas Substanzielles.

tatra sv¢bh¢vika¾ liËga¾ ¡abdadharme vyapek¼ite |


¡abdaÀ ka¡ cit tam ev¢rtha¾ katha¾ cit pratipadyate || 197 || 897
Da ist bei Berücksichtigung der Eigenschaft der Wörter das Genus natürlich.
Ein Wort erlangt irgendwie dieselbe Bedeutung [wie ein anderes].

¡abd¢d arth¢À prat¢yante sa bhed¢n¢¾ vidh¢yakaÀ |


anum¢na¾ vivak¼¢y¢À ¡abd¢d anyan na vidyate || 198 || 898
Aus dem Worte entwickeln sich die Bedeutungen. Es [d.h. das Wort] verur-
sacht die [Bedeutungs-]Unterschiede. Es gibt keinen anderen Schluss auf das,
was ausgesagt werden soll, als nur vom Worte her.
348 Wilhelm Rau

samuccitaÀ sy¢d dvandv¢rtho gu½abh¦tasamuccayaÀ |


samuccayo v¢pi bhaved gu½abh¦tasamuccitaÀ || 199 || 899

samuccitasya pr¢dh¢nye liËgasa¾khye svabh¢vataÀ |


samuccayasya pr¢dh¢nye ¡¢stra¾ sy¢t pratip¢dakam || 200 || 900
Die Bedeutung des dvandva sei das Zusammengefasste mit der Zusammenfas-
sung als Nebensache; oder auch sie [d.h. die Bedeutung des dvandva] sei die Zu-
sammenfassung mit dem Zusammengefassten als Nebensache.
Wenn das Zusammengefasste die Hauptsache ist, stellen sich Genus und Nu-
merus von selbst ein. Wenn die Zusammenfassung die Hauptsache ist, dann gibt
das Lehrbuch den Ausschlag.

samuccayavato 'rthasya pr¢dh¢nye 'py apare viduÀ |


nimitt¢nuvidh¢yitv¢d asiddhi¾ liËgasa¾khyayoÀ || 201 || 901
Auch wenn die Bedeutung der Zusammenfassung die Hauptsache ist, meinen
andere, Genus und Numerus seien [dadurch] nicht eindeutig bestimmt, weil sie
sich nach der Basis (nimitta) richten.

samuccayo nimitta¾ cet sy¢n nimitt¢nuvartanam |


anvayavyatirek¢bhy¢¾ c¢rtho dvandvanibandhanaÀ || 202 || 902
Wenn die Zusammenfassung die Basis wäre, dann sollte sich [der dvandva]
nach der Zusammenfassung richten. Durch Übereinstimmung und Unterschied
[aber] ist die Bedeutung von ca (2,2,29) Bedingung für den dvandva.

samuccitanimittatve c¢rthasy¢pagame 'pi v¢ |


svabh¢vasiddhe dvandvasya liËgasa¾khye vyavasthite || 203 || 903
Wenn das Zusammengefasste die Basis [für den dvandva] bildet, oder auch
wenn die Bedeutung von ca schwindet, existieren Genus und Numerus des
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 349

dvandva als durch sich selbst erwiesen.

pad¢ntarasthasy¢rthasya dyotakatv¢n na yujyate |


nip¢to liËgasa¾khy¢bhy¢¾ dvandvas tv arthasya v¢cakaÀ || 204 || 904
Weil sie die Bedeutung, welche sich an einem anderen Worte findet, nur an-
deutet, wird eine Partikel [d.h. hier: ca] nicht mit Genus und Numerus verbun-
den. Der dvandva hingegen drückt die sachliche Bedeutung klar aus.

nimitt¢nuvidh¢ne ca dravyadharm¢napek¼a½¢t |
gu½apradh¢nabh¢vena kriy¢yogo na kalpate || 205 || 905
Und richtet man sich nach der Basis, dann würde, - weil die Eigenschaften der
Substanzen unberücksichtigt blieben, deren Verbindung mit einer Handlung, sei-
en sie Neben- oder Hauptsachen, nicht zustande kommen.

yasya n¢sti kriy¢yogaÀ svatantro 'sau na vidyate |


artho dvandvasya tatra sy¢d up¢d¢nam anarthakam || 206 || 906
Eine eigenständige Wortbedeutung, die keine Verbindung mit einer Handlung
hätte, gibt es nicht. Da [d.h. in diesem Falle] wäre es sinnlos, den dvandva [in
der Grammatik] zu behandeln.

samuccayavato 'rthasya v¢cako n¢nuvartate |


nimittam api c¢sy¢rthaÀ svadharmair yujyate tataÀ || 207 || 907
Ein Wort, welches die Bedeutung einer Zusammenfassung ausdrückt [d.h. ein
dvandva] folgt der Basis nicht. Vielmehr (api ca) wird daher seine Bedeutung
mit seinen eigenen Eigenschaften [Genus und Numerus] verbunden.

b¢hyo n¢sty ¢¡rayo dvandve vi¡e¼au tatra hi ¡rutau |


samuccayas tad¢dh¢ras taddharmair vyapadi¡yate || 208 || 908
350 Wilhelm Rau

Beim dvandva gibt es kein äusseres Substrat; man hört ja dort von zwei ver-
schiedenen Dingen. Die Zusammenfassung hat diese zur Grundlage, durch deren
Eigenschaften wird sie bestimmt.

yo v¢vayavabhed¢bhy¢¾ bhedavadbhy¢m iv¢nvitaÀ |


ekaÀ sam¦ho dharm¢n sa bh¢gayoÀ pratipadyate || 209 || 909
Oder, die eine Menge, welche gleichsam zwei verschiedene Glieder hat, er-
langt die Eigenschaften beider Teile.

eka¡ ca dvy¢tmako 'rtho 'sau bhed¢bhedasamanvitaÀ |


yau bhed¢v ¢¡ritas tatsthe liËgasa¾khye prapadyate || 210 || 910
Und diese eine Bedeutung [des dvandva] ist zwiefältig, bestehend aus Unter-
schied und Identität. Die Unterschiede, auf denen sie [d.h. die Bedeutung] ruht,
deren zugehöriges Genus und Numerus nimmt sie an.

yath¢ sva¡abd¢bhihite caitr¢rthe na prayujyate |


caitra¡abdo bahuvr¤h¢v aprayogas tath¢ bhavet || 211 || 911
Wie das Wort caitra nicht [noch einmal] in der durch sich selbst ausgedrück-
ten Bedeutung von caitra gebraucht wird, so fände keine Verwendung [des
Bezugswortes] beim bahuvr¤hi statt.

yath¢ gaur iti ¡ukl¢der abhidh¢na¾ na vidyate |


eva¾ yasy¢bhisa¾bandho gobhis t¢vat prat¤yate || 212 || 912
Wie bei Verwendung des [blossen] Wortes gauÀ eine Benennung 'weiss' usw.
sich nicht einstellt, so ergibt sich [beim bahuvr¤hi] nur, dass jemand [als
Eigentümer] mit Rindern Verbindung hat.

sa¾bandh¤ niyato r¦Îha¡ citr¢½¢¾ na ca vidyate |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 351

gav¢¾ yath¢ vajrap¢½is tryak¼o v¢pi vyavasthitaÀ || 213 || 913


Und es gibt keine bestimmte natürliche mit scheckigen Rindern verbundene
Person (citraguÀ), wie das bei vajrap¢½iÀ (= Indra) oder auch bei tryak¼aÀ (=
¹iva) der Fall ist.

¡abd¢ntaratv¢d v¢kye¼u vi¡e¼¢ yady api ¡rut¢À |


v²tti¡abdo 'nya ev¢ya¾ s¢m¢nyasy¢bhidh¢yakaÀ || 214 || 914
Auch wenn man in Sätzen, weil die Wörter andere sind, von Einzelwesen hört,
ist dies Wort des komplexen Ausdrucks [d.h. der bahuvr¤hi] eben ein anderes
und bezeichnet die Gattung.

agor acitrago¡ caiva r¦pabhed¢n nivartakaÀ |


na citragur vi¡e¼¢½¢¾ r¦p¢bhed¢t tu v¢cakaÀ || 215 || 915
Aufgrund der abweichenden Form schliesst der bahuvr¤hi citragu denjenigen
aus, der überhaupt keine oder keine scheckigen Rinder besitzt. Aber aufgrund
der identischen Form bezeichnet citragu [auch] die Einzelwesen nicht.

yath¢ citragur ity etat prayukte na prayujyate |


eva¾ yadi sy¢t s¢m¢nya¾ tasya na sy¢t prati¡rutiÀ || 216 || 916
Wie das Wort citragu, [einmal] verwendet, nicht [erneut] verwendet wird, -
wenn sich die Gattung so verhielte, würde sie [auch] nicht wiederholt.

sarv¢dayo vi¡e¼¢s tu prade¡¢n¢¾ nivartak¢À |


yath¢ prade¡¢À s¢m¢nyaprade¡¢ntarab¢dhak¢À || 217 || 917
Die Wörter sarva usw. aber schliessen als Bestimmungen Besonderheiten
(prade¡a) aus, wie die Besonderheiten die Gattung und andere Besonderheiten
ausschliessen.
352 Wilhelm Rau

vibhaktyarth¢bhidh¢n¢d v¢ ¼a¼¿h¤ n¢nuprayujyate |


dravyasy¢nabhidh¢n¢t tu tacchabdo 'nuprayujyate || 218 || 918
Oder, weil der bahuvr¤hi eine Kasusendung zum Ausdruck bringt, wird die
Genitivendung nicht zusätzlich verwendet. Aber weil er [d.h. der bahuvr¤hi] das
Einzelwesen nicht zum Ausdruck bringt, wird ein dies [bezeichnendes] Wort zu-
sätzlich verwendet.

s¢m¢n¢dhikara½ya¾ cen matublop¢t prakalpate |


matupo 'pi tadarthatv¢d anavasth¢ prasajyate || 219 || 919
Wenn man aufgrund der Elision des Suffixes matup grammatische Zusammen-
gehörigkeit [des bahuvr¤hi mit seinem Bezugswort] annimmt, ergibt sich, weil
auch das Suffix matup diese Bedeutung hat, ein regressus ad infinitum.

sa¾bandhasya ca sa¾bandh¤ sa¾bandho 'nyaÀ prasajyate |


vibhaktyarthapradh¢ne ca kriy¢yogo na kalpate || 120 || 920
Und eine andere Beziehung hängt sich als Bezogenes an die [erste] Beziehung;
und wenn die Bedeutung der Kasusendung die Hauptsache ist, kommt keine Ver-
bindung mit der Verbalhandlung zustande.

vibhaktyarthapradh¢natv¢t tatas tatreti na kriy¢ |


d²¡y¢diÀ karmakartr¢dinimittatv¢ya kalpate || 221 || 921
Weil die Bedeutung der Kasusendungen die Hauptsache bildet, bringt die Ver-
balhandlung 'Sehen' usw. in Verbindung mit tatas - tatra das Objekt, den Agens
usw. nicht zum Ausdruck.

antarbhavec ca sa¾bandhaÀ pr¢dh¢ny¢bhihitaÀ katham |


sa pr¢tipadik¢rtha¡ ca tath¢bh¦taÀ katha¾ bhavet || 222 || 922
Und wie könnte die [vom bahuvr¤hi] als Hauptsache bezeichnete Beziehung
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 353

[in die Bedeutung des Wortstamms] eingehen? Und wie könnte diese Bedeutung
des Wortstamms so beschaffen sein?

asa¾bhav¢t tu sa¾bandhe sa¾bandhasahac¢ri½i |


j¢tisa¾khy¢sam¢h¢rak¢ry¢½¢m iva sa¾bhavaÀ || 223 || 923
Wenn es aber unmöglich ist, [eine Handlung] mit einer Beziehung [zu ver-
knüpfen], ist es doch möglich, Handlungen mit etwas zu verknüpfen, das zur Be-
ziehung gehört, wie Gattung, Zahl, Zusammenfassung. (Cf. III 881-882).

so 'yam ity abhisa¾bandh¢d vi¡i¼¿¢¡rayav¢cin¢m |


¡ukl¢dival liËgasa¾khye ¡¢str¢rambh¢d bhavi¼yataÀ || 224 || 924
Aufgrund der Identitätsbeziehung werden sich Genus und Numerus von Wör-
tern, welche ein bestimmtes Substrat bezeichnen, wie bei [den Wörtern] ¡ukla
usw. aus der Vorschrift des Lehrbuchs (1,2,52 vi¡e¼¢½¢¾ c¢j¢teÀ) ergeben.

bhedena tu vivak¼¢y¢¾ s¢m¢nye v¢ vivak¼ite |


saliËgasya sasa¾khyasya pad¢rthasy¢gatir bhavet || 225 || 925
Wollte man aber [die Beziehung] als verschieden oder wollte man das
Gemeinsame ausdrücken, ergäbe sich die Bedeutung des Wortes mit Genus und
mit Numerus nicht.

s¢dhutva¾ na vibhaktyartham¢tre v²ttasya d²¡yate |


k²tsn¢rthav²tteÀ s¢dhutvam ity arthagraha½a¾ k²tam || 226 || 926
Die grammatische Richtigkeit des Abgeleiteten (v²tta) [d.h. hier: des bahuvr¤-
hi] erkennt man nicht an der blossen Bedeutung der Kasusendung. 'Die gramma-
tische Richtigkeit ergibt sich aus dem komplexen Ausdruck der Gesamtbedeu-
tung', - daher erscheint (in 2,2,24 anekam anyapad¢rthe) das Wort artha.
354 Wilhelm Rau

so 'yam ity abhisa¾bandh¢d dravyav²ttir aya¾ yad¢ |


saliËgasya sasa¾khyasya tad¢ s¢dhutvam ucyate || 227 || 927
Wenn dieser [d.h. der bahuvr¤hi] aufgrund der Identitätsbeziehung komplexer
Ausdruck für eine Substanz ist, dann wird festgestellt, dass er nur mit ihrem Ge-
nus und Numerus richtig ist.

antarbh¦tavibhaktyarthe ¼a¼¿h¤ na ¡r¦yate yath¢ |


tath¢¡rutiÀ prasajyeta liËgasa¾khy¢bhidh¢yin¢m || 228 || 928
Wie man die Genitivendung nicht hört, weil die Kasusendungen in die Bedeu-
tung [des bahuvr¤hi] eingegangen sind, so folgte wohl auch, dass man [die Suf-
fixe] nicht hört, welche Genus und Numerus bezeichnen.

s¢dharmyam avyayena sy¢d bahuvr¤hes tath¢ sati |


liËgasa¾khy¢nimittasya sa¾sk¢rasy¢pavartan¢t || 229 || 929
Wenn es so wäre, hätte ein bahuvr¤hi dasselbe Wesen wie ein Indeklinabile,
weil ihm die Verfeinerung entzogen wäre, welche durch Genus und Numerus be-
dingt ist.

prayuktena ca sa¾bandh¢c caitr¢di¡rava½a¾ bhavet |


vin¢ vibhakty¢ sa¾bandho vibhakty¢ vidyate vin¢ || 230 || 930
Auch würde man das Wort caitra usw. ohne Kasusendung hören, wegen seiner
Beziehung zu einem [endungslos] verwendetem Worte. Es gibt [gäbe] es Bezie-
hung dessen, [was] ohne Kasusendung ist, mit dem, was ohne Kasusendung ist.

abhidh¢ne 'pi sa¾khy¢y¢À sa¾khy¢tva¾ na nivartate |


¼a¼¿hyarthasy¢bhidh¢ne tu sy¢t pr¢tipadik¢rthat¢ || 231 || 931
Auch wenn die Zahl [bereits durch den bahuvr¤hi] ausgedrückt wird, schwin-
det das Wesen der Zahl nicht. Wenn aber die Bedeutung des Genitivs
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 355

ausgedrückt ist, dürfte sie in die Bedeutung des Wortstamms eingegangen sein.

anuprayogasiddhyartha¾ na vibhaktyarthakalpan¢ |
vastvantaram upak¼iptam iti ke cit pracak¼ate || 232 || 932
'Die Bedeutung der Kasusendung wurde nicht eingeführt, um die grammati-
sche Richtigkeit eines beigeordneten Wortes zu sichern. Es wird ein anderes
Ding angedeutet' - so lehren einige.

sa¾bandhibhir vi¡i¼¿¢n¢¾ sa¾bandh¢n¢¾ nimittat¢ |


sa¾bandhair v¢ vi¡i¼¿¢n¢¾ tadvat¢¾ sy¢n nimittat¢ || 233 || 933
Durch die bezogenen Glieder verschiedener Beziehungen ergibt sich Veranlas-
sung [zur Bildung des bahuvr¤hi]; oder durch die Beziehungen verschiedener be-
zogener Glieder ergäbe sich vielleicht Veranlassung [zur Bildung des bahuvr¤hi].

ke cit sa¾yogino da½Î¢d vi¼¢½¢t samav¢yinaÀ |


tadvati pratyay¢n ¢hur bahuvr¤hi¾ tathaiva ca || 234 || 934
Einige lehren Suffixe im Sinne von 'damit versehen', und zwar nach da½Îa
bei unmittelbarem Kontakt und nach vi¼¢½a bei untrennbarer Zugehörigkeit [=
Inhärenz], und ebenso auch den bahuvr¤hi.

bhinna¾ sa¾bandhibhedena sa¾bandham apare viduÀ |


nimitta¾ sa vibhaktyarthaÀ sam¢sen¢bhidh¤yate || 235 || 935
Andere erkennen die durch die verschiedenen bezogenen Glieder verschiedene
Beziehung als Veranlassung [zur Bildung des bahuvr¤hi]. Durch das Komposi-
tum wird er [d.h. der bahuvr¤hi] als mit der Bedeutung einer Kasusendung verse-
hen, ausgedrückt.

pradh¢nam any¢rthatay¢ bhinna¾ svair upasarjanaiÀ |


356 Wilhelm Rau

nimittam abhidheya¾ v¢ sarvapa¡c¢d apek¼yate || 236 || 936


Weil sie eine andere Bedeutung hat, ist die durch ihre untergeordneten Glieder
bestimmte (bhinna) Hauptsache die Veranlassung [zur Bildung des bahuvr¤hi].
Oder man betrachtet die auszudrückende Bedeutung erst ganz zuletzt.

sv¢mini vyatireka¡ ca v¢kye yady api d²¡yate |


pr¢dh¢nya eva tasye¼¿o bahuvr¤hir vivak¼ite || 237 || 937
Und wenn auch beim Satze im Eigentümer der Untergeordnete gesehen wird,
ist ein bahuvr¤hi [nur] erwünscht, wenn man aussagen will, dass er die Hauptsa-
che sei.

gav¢¾ vi¡e¼a½atvena yad¢ tadv¢n pravartate |


asyait¢ iti tatr¢rthe bahuvr¤hir na vidyate || 238 || 938
Wenn der Eigentümer (tadvat) als nähere Bestimmung der Kühe dient, dann
gibt es dort in der Bedeutung: 'sie gehören ihm' keinen bahuvr¤hi.

yad¢ pratyavamar¡as tu t¢s¢¾ sv¢m¤ gav¢m iti |


gobhis tad¢bhisa¾bandho nimittatv¢ya kalpate || 239 || 939
Wenn aber die Vorstellung gilt: 'der Eigentümer dieser Kühe', dann wird des-
sen Beziehung zu den Kühen zum Anlass [für die Bildung des bahuvr¤hi].

apek¼am¢½aÀ sa¾bandha¾ r¦Îhitvasya niv²ttaye |


nimitt¢nuvidh¢yitv¢t taddharm¢rthaÀ prasajyate || 240 || 940
Unter Berücksichtigung der Beziehung, und um ein natürlich gewachsenes
Wort auszuschliessen, stellt sich [beim bahuvr¤hi], weil er sich nach dem Anlass
richtet, die Bedeutung von dessen Eigenschaften ein.

n¢n¢ citr¢ iti yath¢ nimittam anurudhyate |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 357

n¢n¢bh¦te 'pi v²ttaÀ san bahuvr¤his tath¢ bhavet || 241 || 941


Wie in dem Satze n¢n¢ citr¢À (= einige [Tiere] sind scheckig) der Anlass [=
n¢n¢] sich [nach der Regel 5,2,27] richtet, obwohl die Bedeutung mit Unter-
schiedlichem verbunden ist, - so dürfte auch der bahuvr¤hi beschaffen sein.

sa¾bandhini nimitte tu dravyadharmo na h¤yate |


liËg¢bh¢vo hi liËgasya virodhitvena vartate || 242 || 942
Wenn aber das bezogene Glied Anlass [für die Bildung des bahuvr¤hi] ist,
wird die Eigenschaft der Substanz nicht beeinträchtigt. Das Fehlen von Genus
überhaupt hebt ja Genus auf.

sa¾khy¢v¢¸l liËgav¢¾¡ c¢rtho 'bhinnadharm¢ nimittataÀ |


¢sanna eva dravyatv¢t taddharmair na virudhyate || 243 || 943
Und die Bedeutung [des anderen Wortes] samt ihrem Numerus und samt ih-
rem Genus besitzt keine [von den Eigenschaften] des Anlasses [zur Bildung des
bahuvr¤hi] verschiedenen Eigenschaften. Da sie [d.h. die Bedeutung] als Sub-
stanz benachbart ist, wird sie durch dessen [d.h. des Anlasses] Eigenschaften
nicht beeinträchtigt.

vibhaktyarthena c¢vi¼¿a¾ ¡uddha¾ ceti dvidh¢ sthitam |


dravya¾ ¡uddhasya yo dharmaÀ sa na sy¢d anyadharma½aÀ || 244 || 944
Substanz tritt in zweierlei Gestalt auf: behaftet mit der Bedeutung einer Kasus-
endung und in reiner Form. Die Eigenschaft der reinen [Substanz] gäbe es nicht,
wenn sie andere Eigenschaften besässe.

dravyam¢trasya nirde¡e bhedo 'yam avivak¼itaÀ |


granthe p¦rvatra bhedas tu dvit¤ye 'nupradar¡itaÀ || 245 || 945
Bei der Darlegung der blossen [d.h. reinen] Substanz soll dieser Unterschied
358 Wilhelm Rau

im Text zunächst (Mbh. zu 2,2,24 [421,20 sqq.]) nicht besprochen werden; im


zweiten [Teil des Textes, d.h. 422,8 sqq.] aber kommt dann der Unterschied zur
Sprache.

dravyasya graha½a¾ c¢tra liËgasa¾khy¢vi¡e¼a½am |


dravy¢¡ritatva¾ hi tayos tato 'nyasya na sidhyataÀ || 246 || 946
Und die Erwähnung der Substanz geschieht hier als nähere Bestimmung von
Genus und Numerus. Die beiden beruhen ja auf der Substanz. Bei etwas, das von
ihr verschieden ist, treten sie nicht auf.

sa¾bandhibhinnasa¾bandhaparicchinne pravartate |
sam¢so dravyas¢m¢nye vi¡i¼¿¢rth¢nup¢tini || 247 || 947
Das Kompositum steht im Sinne einer Gattung von Substanz, welche durch
eine von den bezogenen Gliedern festgelegte Beziehung bestimmt ist, und der
ein Wort folgt, das eine besondere Substanz bezeichnet.

dravyadharm¢natikr¢nto bhedadharme¼v avasthitaÀ |


bhavi¼yad¢¡ray¢pek¼e liËgasa¾khye prapadyate || 248 || 948
Ohne die Eigenschaften [d.h. Genus und Numerus] der Substanz zu
überschreiten und verharrend bei den Eigenschaften des Einzeldings, erlangt [der
bahuvr¤hi] Genus und Numerus mit Rücksicht auf das künftige Substrat.

¡¢straprav²ttibhede 'pi laukiko 'rtho na bhidyate |


nañsam¢se yatas tatra trayaÀ pak¼¢ vic¢rit¢À || 249 || 949
Auch bei Verschiedenheit der Methoden des Lehrbuchs ist der landläufige
Sinn beim Kompositum mit negativem Vorderglied nicht verschieden, weswe-
gen drei Lehrmeinungen besprochen werden.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 359

¡abd¢ntare 'pi caikatvam ¢¡rityaiva¾ vic¢ra½¢ |


abr¢hma½¢di¼u nañaÀ prayogo na hi vidyate || 250 || 950
Und auch wenn es [d.h. das Kompositum] eine andere Aussage ist [als der
Satz], geschieht die Besprechung unter der Voraussetzung, Kompositum und
Satz seien dasselbe. Denn bei den Wörtern abr¢hma½a usw. beobachtet man eine
Verwendung des Wortes na nicht.

pr¢k sam¢s¢t pad¢rth¢n¢¾ niv²ttir dyotyate nañ¢ |


svabh¢vato niv²tt¢n¢¾ r¦p¢bhed¢d alak¼it¢ || 251 || 951
Vor Bildung des Kompositums wird das Nicht-Vorhandensein von Dingen,
die von selbst verschwunden sind, durch nañ angedeutet, aber wegen der Identi-
tät der Form wird es nicht wahrgenommen.

br¢hma½¢disthay¢ v¢kye¼v ¢khy¢tapadav¢cyay¢ |


kriyay¢ yasya sa¾bandho v²ttis tasya na vidyate || 252 || 952
[Die Negation,] welche eine Verbindung mit der Handlung hat, welche durch
das Verbum auszudrücken ist und sich am br¢hma½a usw. findet (br¢hma½o na
bhuËkte), - [deren Eingehen in ein] Kompositum gibt es nicht.

p¢cak¢dipadasth¢ cen nañ¢ sa¾badhyate kriy¢ |


tatra satt¢nup¢d¢n¢t tripak¼¤ nopapadyate || 253 || 953
Wenn die Handlung, die im Worte p¢caka usw. steckt, mit nañ verbunden
wird, kommt die dreifache Lehrmeinung [III,950] nicht zum Zuge, weil dann ein
Sein nicht angenommen wird.

sattayaiv¢bhisa¾bandho yadi sarvatra kalpyate |


asann iti sam¢se 'smin satt¢ny¢ parikalpyat¢m || 254 || 954
Wenn überall eine Verbindung [der Negation] mit einem Sein angenommen
360 Wilhelm Rau

wird, dann muss bei dem Kompositum asan ein anderes Sein angenommen wer-
den.

ktv¢nte ca tumunante ca nañsam¢se na d²¡yate |


vi¡e¼a½avi¡e¼yatva¾ nañ¢satt¢bhidh¢yin¢ || 255 || 955
Bei einem negativen Kompositum mit -tv¢ und -tum am Ende sieht man kein
Verhältnis von Bestimmendem und zu-Bestimmendem durch nañ, welches ein
Nicht-Sein ausdrückt.

kriy¢y¢À s¢dhan¢dh¢ras¢m¢nye nañ vyavasthitaÀ |


tato vi¡i¼¿air ¢dh¢rair yujyate br¢hma½¢dibhiÀ || 256 || 956
Die Negativpartikel (nañ) steht im Sinne der Gattung des Substrats für ein
Werkzeug der Handlung; daher wird sie [d.h. die Negativpartikel] mit besonde-
ren Substraten wie br¢hma½a usw. verbunden.

v²ttau yath¢ gat¢dyartham up¢d¢ya nir¢dayaÀ |


yujyante s¢dhan¢dh¢rair nañsam¢se 'pi sa kramaÀ || 257 || 957
Wie im komplexen Ausdruck [d.h. im Kompositum] die Präverbien nis usw.
mit Substraten für Werkzeuge verbunden werden, nachdem sie die Bedeutung
von gata usw. angenommen haben, so ist der Vorgang auch beim negativen
Kompositum.

tatr¢sati naño v²tter br¢hma½ak¼atriy¢dibhiÀ |


vi¡e¼a½avi¡e¼yatva¾ kalpyate kubjakhañjavat || 258 || 958
Weil da [nañ] im Sinne von nicht-seiend steht, wird das Verhältnis von Be-
stimmendem und zu-Bestimmendem zwischen nañ des komplexen Ausdrucks
[d.h. des Kompositums] mit br¢hma½a, k¼atriya usw. möglich wie bei gekrümmt
(kubja) und hinkend (khañja).
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 361

k¢mac¢re ca saty evam asataÀ sy¢t pradh¢nat¢ |


gu½atvam itare¼¢¾ ca te¼¢¾ v¢ sy¢t pradh¢nat¢ || 259 || 959
Und da man so die freie Wahl hat, kann das Nicht-Seiende die Hauptsache bil-
den, und können die anderen [Wörter] die Nebensache oder die Hauptsache dar-
stellen.

pr¢dh¢nyen¢¡rit¢À p¦rva¾ ¡ruteÀ s¢m¢nyav²ttayaÀ |


vi¡e¼a eva prakr¢nt¢ br¢hma½ak¼atriy¢dayaÀ || 260 || 960
Die Wörter br¢hma½a, k¼atriya usw., welche zuerst die Hauptsache darstellen,
gelangen, obwohl sie vom Worte her die Gattung bezeichnen, [auch] zur Bedeu-
tung des Besonderen [d.h. des Verneinten].

yath¢ gaur¢dibhis te¼¢m avacchedo vidh¤yate |


asat¢py anabhivyakta¾ t¢d¢tmya¾ vyajyate tath¢ || 261 || 961
Wie durch die Wörter gaura (weissgelb) usw. deren [d.h. der br¢hma½a usw.]
Unterscheidung geschieht, so wird auch durch das Nichtseiende [d.h. durch die
Negation] die undeutliche Wesenheit verdeutlicht.

yath¢ satt¢bhidh¢n¢ya sann arthaÀ parikalpyate |


tath¢satt¢bhidh¢n¢ya nirup¢khyo 'pi kalpate || 262 || 962
Wie, um ein Sein auszudrücken, die Bedeutung san (= seiend) angenommen
wird, so dient, um ein Nicht-Sein auszudrücken, die leere Bedeutung (= nañ).

k¼atriy¢dau pada¾ k²tv¢ buddhiÀ satt¢ntar¢¡ray¢ |


j¢ty¢ bhinn¢¾ tataÀ satt¢¾ prasakt¢m apakar¼ati || 263 || 963
Nachdem sie an einem k¼atriya usw. Platz gegriffen hat, zieht eine an ein
anderes Sein gelehnte Vorstellung ein von der Gattung verschiedenes Sein, wel-
ches sich angehängt hat, von dort weg.
362 Wilhelm Rau

abh¢va iti bh¢vasya prati¼edhe vivak¼ite |


sop¢khyatvam an¢¡ritya prati¼edho na kalpate || 264 || 964
Wenn beim Worte Nicht-Sein (abh¢va) die Negation von Sein (bh¢va) ausge-
drückt werden soll, kommt die Negation nicht zustande, sofern man sich nicht
auf etwas Positives stützt.

anekadharmavacan¢À ¡abd¢À saËgh¢bhidh¢yinaÀ |


ekade¡e¼u vartante tulyar¦p¢À svabh¢vataÀ || 265 || 965
Wörter, die mehrere Eigenschaften bezeichnen und deren Kombination aus-
drücken, gelten natürlicherweise in derselben Gestalt [auch] bei Einzelgliedern
[der Kombination].

yathaikade¡akara½¢t k²ta ity abhidh¤yate |


ak²ta¡ ceti sa¾gh¢taÀ sa ev¢br¢hma½e kramaÀ || 266 || 966
Wie nach Vollendung eines Einzelglieds das Ganze 'fertig' oder 'unfertig' ge-
nannt wird, genau so geht es auch bei abr¢hma½a.

br¢hma½o 'br¢hma½as tasm¢d upany¢s¢t prasajyate |


ak²te v¢ k²t¢saËg¢d avi¡i¼¿a¾ k²t¢k²t¢t || 267 || 967
'Ein br¢hma½a ist ein abr¢hma½a', ergibt sich aus dieser Behauptung. Oder
weil 'fertig' an 'unfertig' hängt, ist kein Unterschied zu 'halbfertig' (k²t¢k²ta).

amukhyasa¾bhave tatra mukhyasya viniv²ttaye |


¡¢str¢nv¢khy¢nasamaye nañ prayukto vi¡e¼akaÀ || 268 || 968
Um auszuschliessen, dass die Hauptsache zur Nebensache wird, wird während
der Ableitung durch das Lehrbuch ein unterscheidendes nañ verwendet.

pad¢rth¢nupagh¢tena d²¡yate 'nyavi¡e¼a½am |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 363

atha j¢timato 'rthasya ka¡ cid dharmo nivartitaÀ || 269 || 969


Die Bestimmung eines anderen [Wortes] sieht man ohne Beeinträchtigung der
Wortbedeutung. Also wird [in abr¢hma½a] eine bestimmte Eigenschaft der Gat-
tungsbedeutung beseitigt.

ava¡ya¾ br¢hma½e ka¡ cit kva cid dharmo na vidyate |


vi¡e¼¢vacan¢t tatra nañaÀ ¡rutir anarthik¢ || 270 || 970
Unbedingt fehlt bei [jedem] br¢hma½a irgendwo irgendeine Eigenschaft. Weil
es nicht Besonderes aussagt, ist dann das Wort nañ unnütz.

avi¡i¼¿asya pary¢yo nañvi¡i¼¿aÀ prasajyate |


anv¢khy¢n¢d dhi s¢dhutvam eva¾bh¦te prat¤yate || 271 || 971
Ein durch nañ gekennzeichnetes [Wort] wird [dann] als Synonym eines nicht-
gekennzeichneten verwendet. Bei dem so-beschaffenen [Worte] ergibt sich ja die
Richtigkeit aus der grammatischen Ableitung.

pad¢rth¢nupagh¢tena yady apy atra vi¡e¼a½am |


upac¢rasato 'rthasya s¢vasth¢ dyotyate nañ¢ || 272 || 972
Wenn auch hier die [nähere] Bestimmung ohne Beeinträchtigung der [eigent-
lichen] Wortbedeutung [geschieht], wird dieser Sachverhalt uneigentlicher Be-
deutung durch nañ angedeutet.

vi¡e¼ye¼u yath¢bh¦taÀ pad¢rthaÀ samavasthitaÀ |


tath¢bh¦te tath¢bh¢vo gamyate bhedahetubhiÀ || 273 || 973
Wie beschaffen ein Ding in den zu-bestimmenden Elementen ruht, so ergibt
sich beim so-Beschaffenen die so-Beschaffenheit [durch Wörter], welche die
Unterschiede hervorrufen.
364 Wilhelm Rau

niv²tte 'vayavas tasmin pad¢rthe vartate katham |


n¢nimitt¢ hi ¡abdasya prav²ttir upapadyate || 274 || 974
Wie existiert ein Teil [der Bedeutung] in diesem verschwundenen Ding? Der
Gebrauch eines Wortes geschieht ja nicht ohne Anlass.

¢r¢cchabdavad ekasya viruddhe 'rthe svabh¢vataÀ |


¡abdasya v²ttir yady asti nañaÀ ¡rutir anarthik¢ || 275 || 975
Wenn ein Wort wie das Wort ¢r¢t natürlicherweise [auch] in gegenteiligem
Sinne (nah / fern) gebraucht wird, ist das Wort nañ unnütz.

atha svabh¢vo vacan¢d anv¢khyeyatvam arhati |


tad v¢cyam aprasiddhatv¢n nañ¢rtho vinivartyate || 276 || 976
Also bedarf der natürliche Zustand grammatischer Ableitung aufgrund einer
Aussage; das muss gesagt werden, weil es nicht deutlich ist: durch nañ wird die
Bedeutung [des Wortes] aufgehoben.

yady apy ubhayav²ttitva¾ pradh¢na¾ tu prat¤yate |


prasth¢na¾ gamyate ¡uddhe tadarthe 'pi na ti¼¿hatau || 277 || 977
Auch wenn beide Möglichkeiten (v²tti) gelten, wird doch die Hauptsache ver-
standen. Das Fortgehen (prasth¢na) wird bei der reinen Wurzel sth¢ nicht ver-
standen, auch wenn sie diese Bedeutung hat.

kimartham atath¢bh¦te 'sati mukhy¢rthasa¾bhave |


bhede br¢hma½a¡abdasya v²ttir abhyupagamyate || 278 || 978
Wozu wird das Kompositum [d.h. der komplexe Ausdruck] des Wortes br¢h-
ma½a im Sinne von etwas nicht so-Beschaffenem, nicht-Vorhandenem anderem
(bheda) gutgeheissen, obwohl es die Bedeutung der Hauptsache haben könnte?
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 365

aya¾ pad¢rtha etasmin k¼atriy¢dau na vidyate |


iti tadvacanaÀ ¡abdaÀ pratyay¢ya prayujyate || 279 || 979
'Diese Bedeutung gibt es bei diesem [Worte] k¼atriya usw. nicht', - damit dies
gewiss sei, wird eine entsprechende Aussage verwendet.

buddher vi¼ayat¢¾ pr¢pte ¡abd¢d arthe prat¤yate |


prav²ttir v¢ niv²ttir v¢ ¡ruty¢ hy artho 'nu¼ajyate || 280 || 980
Nachdem eine Bedeutung aufgrund eines Wortes in den Bereich des Bewusst-
seins (buddhi) gelangt ist, wird deren Erscheinen oder Schwinden erkannt; mit
dem Worte ist ja die Bedeutung verknüpft.

asamyagupade¡¢d v¢ nimitt¢t sa¾¡ayasya v¢ |


¡abdaprav²ttir na tv asti lo¼¿¢di¼u viparyay¢t || 281 || 981
Aufgrund fehlerhafter Unterweisung oder aus einem Anlass zum Zweifel stellt
sich ein [falsches] Wort ein; im umgekehrten Falle hingegen bei Lehmklumpen
usw. findet das nicht statt.

anekasm¢d asa iti pr¢dh¢nye sati sidhyati |


s¢pek¼atva¾ pradh¢n¢n¢m eva¾ yukta¾ tvatalvidhau || 282 || 982
Die Richtigkeit der Wörter anekasm¢t und asaÀ ist erwiesen, weil [das zweite
Kompositionsglied] die Hauptsache bildet. So ist die Abhängigkeit der Hauptsa-
chen passend, wenn die Suffixe -tva und -t¢ vorgeschrieben werden.

ekasya ca pradh¢natv¢t tadvi¡e¼a½asa¾nidhau |


pradh¢nadharm¢vy¢v²ttir ato na vacan¢ntaram || 283 || 983
Und weil das Wort eka die Hauptsache bildet, tritt, sogar wenn dessen Bestim-
mendes [d.h. nañ] daneben steht, ein Verlust der Eigenschaft der Hauptsache
nicht ein. Daher ergibt sich kein anderer Numerus.
366 Wilhelm Rau

pradh¢nam atra bhedyatv¢d ek¢rtho vik²to nañ¢ |


hitv¢ svadharm¢n vartante dvy¢dayo 'py ekat¢¾ gat¢À || 284 || 984
Hauptsache ist hier, weil sie bestimmt werden soll, die durch nañ festgelegte
Bedeutung von eka. Nachdem sie ihre Eigenschaften abgelegt haben, werden so-
gar die Wörter dvi usw. zu 'Eins'.

br¢hma½atva¾ yath¢pann¢ nañyukt¢À k¼atriy¢dayaÀ |


dvitv¢di¼u tathaikatva¾ nañyog¢d upacaryate || 285 || 985
Wie die mit nañ verbundenen Wörter k¼atriya usw. die Bedeutung br¢hma½a
annehmen, so wird bei den Wörtern für Zweiheit usw. durch die Verbindung mit
nañ in uneigentlichem Sinne Einheit ausgedrückt.

ekatvayogam ¢s¢dya sa dharmaÀ prati¼idhyate |


dvy¢dibhyas te¼u tacchabdo vartate br¢hma½¢divat || 286 || 986
Nachdem sie Verbindung mit der Einheit eingegangen ist, weicht die Eigen-
schaft von den [Zahlen] zwei usw., und für diese steht dies Wort [= eins] wie das
Wort br¢hma½a [für k¼atriya].

¢vi¼¿asa¾khyo v¢kye 'sau yath¢ dvy¢dau prayujyate |


v²ttau tasya pradh¢natv¢t s¢ sa¾khy¢ na nivartate || 287 || 987
Wie jenes [Wort 'eins'] mit festgelegter Zahl im Satze in der Bedeutung
'zwei' usw. gebraucht wird, geht diese Zahl nicht verloren, weil sie (eka) [auch]
im Kompositum die Hauptsache ist.

prati¼edhyo yath¢bh¦tas tath¢bh¦to 'nu¼ajyate |


vacan¢ntarayoge hi na so 'rthaÀ prati¼idhyate || 288 || 988
Wie beschaffen die zu meidende Bedeutung ist, eine so beschaffene wird an
ihrer Stelle gebraucht. Durch die Verwendung eines anderen Numerus wird ja
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 367

diese Bedeutung nicht aufgehoben.

a¡ukla iti k²¼½¢dir yath¢rthaÀ sa¾prat¤yate |


sa¾khy¢ntara¾ tath¢neka ity atr¢py abhidh¤yate || 289 || 989
Wie beim Worte 'nicht-weiss' sich die Bedeutung 'schwarz' usw. einstellt, so
wird eine andere Zahl auch hier beim Worte aneka benannt.

kriy¢prasaËg¢t sarve¼u karmasv aËg¤k²te¼u ca |


ekasmin prati¼iddhe 'pi pr¢ptam anyat prat¤yate || 290 || 990
Wenn im Zusammenhang mit einer Handlung alle [denkbaren] Objekte erwo-
gen werden, eins aber [durch nañ] ausgeschlossen wird, versteht man ein ande-
res, das [den geforderten Bedingungen] entspricht.

kriy¢¡ruti¡ ca prakr¢nte prasajyaprati¼edhane |


paryud¢se tu niyata¾ sa¾khyey¢ntaram ucyate || 291 || 991
Und die Erwähnung einer Handlung [geschieht], wenn die mögliche Anwen-
dung einer Regel untersagt ist. Bei einer Ausschlussregel hingegen wird etwas
bestimmtes anderes ausgesagt, das gezählt werden soll.

dh¢tvarthaÀ karmavi¼ayo vyapadi¼¿aÀ svas¢dhanaiÀ |


arth¢t sarv¢½i karm¢½i pr¢g ¢k¼ipy¢vati¼¿hate || 292 || 992
Die Bedeutung der Wurzel, welche ihre Objekte zum Gegenstand hat und
durch ihre Werkzeuge ausgedrückt ist, verharrt, nachdem sie durch ihre Bedeu-
tung alle denkbaren Objekte vorher berührt hat.

nirjñ¢tas¢dhan¢dh¢re yatr¢khy¢te prayujyate |


aneka iti pa¡c¢c ca ti¼¿hat¤ty anu¼ajyate || 293 || 993
368 Wilhelm Rau

s¢dhyatv¢t tatra siddhena kriy¢ dravye½a lak¼yate |


pr¢g ev¢Ëg¤k²ta¾ dravyam ataÀ p¦rve½a bhidyate || 294 || 994
Wo das Wort anekaÀ bei einem Verbum, dessen Basis auf bekannten Werk-
zeugen ruht, verwendet, und später das Wort ti¼¿hati hinzugefügt wird,
dort wird die Handlung, weil sie vollendet werden soll, durch eine vollendete
Substanz gekennzeichnet. Die Substanz ist vorher erwähnt; daher wird [die
Handlung] durch vorher [Erwähntes] bestimmt.

sa¾khyaiva prati¼edhena sa¾khy¢ntaram apek¼ate |


v¢kye 'pi tena naikatvam¢tram eva nivartyate || 295 || 995
Die Zahl [eins] verlangt, wenn negiert, eine andere Zahl, sogar im Satze. Da-
durch wird nicht nur die Einzahl negiert.

sneh¢ntar¢d avacchedas tath¢satteÀ prat¤yate |


tailena bhojane 'pr¢pte na tv anyad upasecanam || 296 || 996
Die Abgrenzung [d.h. die genaue Bestimmung] ergibt sich aus einem anderen
Fett aus solcher Nachbarschaft, wenn die Mahlzeit mit Sesamöl nicht möglich
ist; nicht aber ein anderer Zuguss.

ek¢rthe vartam¢n¢bhy¢m asat¢ br¢hma½ena ca |


yad¢ j¢tyantara¾ b¢hya¾ k¼atriy¢dy apadi¡yate || 297 || 997
Wenn zwei [Begriffe] - der 'nicht-seiende' und der 'br¢hma½a' - eine Bedeu-
tung ausdrücken, dann wird eine andere äussere Gattung, nämlich k¼atriya usw.
angezeigt.

¡y¢meva ¡astr¤ kanyeti yath¢nyad vyapadi¡yate |


asan br¢hma½a ity ¢bhy¢¾ tath¢nye k¼atriy¢dayaÀ || 298 || 998
Wie [in dem Satze:] 'Das Mädchen ist dunkel wie ein Messer', etwas anderes
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 369

benannt wird, so durch die beiden [Wörter] 'nicht-seiend' und 'br¢hma½a' ande-
re, nämlich k¼atriya usw.

as¢sno gaur iti yath¢ gavayo vyapadi¡yate |


j¢tyantara¾ na gor eva s¢sn¢bh¢vaÀ prat¤yate || 299 || 999
Wie ein Bos gaurus (gavaya) 'Rind ohne Wamme' [d.h.] eine andere Gattung
genannt wird und nicht das Fehlen einer Wamme am Rinde verstanden wird.

tulyar¦pa¾ yath¢khy¢ta¾ ka½¿akair bhedahetubhiÀ |


khadira¾ j¢tibhedena barb¦r¢t pratipadyate || 300 || 1000
Wie man den gleichgestaltig genannten khadira [Acacia catechu Willd. = dor-
nenlos !] durch die den Unterschied bewirkenden Dornen aufgrund der
Gattungsverschiedenheit vom barb¦ra her [Acacia suma Buch-Ham. oder Aca-
cia arabica Willd. = beide dornig !] erkennt ...

avidyam¢nabr¢hma½yo y¢d²¡o br¢hma½o bhavet |


aËg¤k²topam¢nena tath¢nyo 'rtho 'bhidh¤yate || 301 || 1001
Wie beschaffen ein br¢hma½a würde, dem br¢hma½a-Wesen fehlt, so wird da-
durch, dass man sich [mit Hilfe des nañ] einen Vergleich zueigen macht, eine
andere Bedeutung benannt.

av²¼¿ayo yath¢ var¼¢ n¤h¢r¢bhrasam¢v²t¢À |


tadr¦patv¢t sa hemanta ity abhinnaÀ prat¤yate || 302 || 1002
Wie regenlose, von Nebel und Wolken verhüllte [Tage] 'Unregen' sind, wird
der Winter, weil er diese Erscheinungsformen besitzt, als damit identisch
erkannt.

apare br¢hma½¢d¤n¢¾ sarve¼¢¾ j¢tiv¢cin¢m |


370 Wilhelm Rau

dravyasy¢nyapad¢rthatve nañ¢ yoga¾ pracak¼ate || 303 || 1003


Andere behaupten, die Verbindung der Wörter br¢hma½a usw., welche sämt-
lich Gattungen bezeichnen, mit nañ stehe im Sinne der veränderten Bedeutung
eines Einzeldings.

na caiva¾vi¼ayaÀ ka¡ cid bahuvr¤hiÀ prakalpate |


agur a¡va iti vy¢ptir nañsam¢sena yasya na || 304 || 1004
Und ein bahuvr¤hi eines solchen Bedeutungsfeldes, dem ein Kompositum mit
nañ im Vordergliede nicht inhärierte, wird nicht gebildet; [Beispiele: agaur
a¡vaÀ 'ein Pferd, das kein Rind ist' und agur a¡vaÀ 'ein Pferd, welches kein
Rind bei sich hat'.

dvandvaikade¡inor ukt¢ paravalliËgat¢ yataÀ |


avar¼¢su tato 'siddhir i¼¿ayor liËgasa¾khyayoÀ || 305 || 1005
Weil bei einem dvandva und einem ekade¡isam¢sa das Genus wie das des
zweiten Kompositionsgliedes vorgeschrieben ist, daher kommen beim Worte
avar¼¢À das gewünschte Genus und der gewünschte Numerus nicht [nach gram-
matischen Regeln] zustande.

vi¡e¼a½a¾ br¢hma½¢di kriy¢sa¾bandhino 'sataÀ |


yad¢ vi¼ayabhinna¾ tat tad¢sattva¾ prat¤yate || 306 || 1006
Wenn Wörter wie br¢hma½a usw. das Bestimmende sind für ein mit einer
Handlung verbundenes Nicht-Seiendes, dann wird dies Nicht-Sein als durch Ob-
jekt bestimmt verstanden.

br¢hma½atvena c¢sattv¢d ucyate 'sat tad anyath¢ |


asad ity api sattvena sataÀ satt¢ nivartyate || 307 || 1007
Und weil es als br¢hma½a nicht existiert, wird es 'nicht-seiend' benannt. Das
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 371

existiert in anderer Weise, obwohl es 'nicht-seiend' [heisst]. Durch ein Sein wird
eines Seienden Sein negiert.

s¢m¢nyadravyav²ttitv¢n nimitt¢nuvidh¢yinaÀ |
ayogo liËgasa¾khy¢bhy¢¾ sy¢d v¢ s¢m¢nyadharmat¢ || 308 || 1008
Weil das Kompositum die Substanz der Gattung besitzt und sich nach seiner
Basis (nimitta) richtet, könnte es sich nicht mit den beiden Suffixen für Genus
und Numerus verbinden; oder es besässe nur die Eigenschaften der Gattung.

pr¢g asattv¢bhidh¢yitva¾ sam¢se dravyav¢cit¢ |


nimitt¢nuvidh¢na¾ ca na sarvatra svabh¢vataÀ || 309 || 1009
Vor [Bildung des Kompositums] bezeichnet [die Negation nañ] Nicht-Sub-
stanz; im Kompositum bezeichnet sie Substanz. Und das Sich-richten-nach-der-
Basis geschieht nicht überall, weil dies die Natur [der Wörter] ist.

nimitt¢nuvidh¢ne ca kriy¢yogo na kalpate |


tath¢ c¢vyapade¡yatv¢d up¢d¢nam anarthakam || 310 || 1010
Und richtet sich [das Kompositum] nach der Basis, kommt keine Verbindung
mit der Verbalhandlung zustande. Und weil auf diese Weise nichts auszusagen
wäre, wäre die Behandlung [dieses Problems in der Grammatik] zwecklos.

asats¢m¢nyav²ttir v¢ vi¡e¼aiÀ k¼atriy¢dibhiÀ |


prayuktair ¢¡rayair bhinno y¢ti talliËgasa¾khyat¢m || 311 || 1011
Oder ein Kompositum, welches einen Gattungsbegriff negiert, wird durch Un-
terschiede wie k¼atriya usw. d.h. durch [ausdrücklich] genannte Substrate einge-
teilt und erhält deren Genus und Numerus.

pr¢g ¢¡rayo hi bhed¢ya pradh¢ne 'bhyantar¤k²taÀ |


372 Wilhelm Rau

punaÀ pratyavamar¡ena vibhakta iva d²¡yate || 312 || 1012


Vorher ist ja das Substrat für die Unterscheidung in der Hauptsache mitenthal-
ten; hernach erscheint es durch Rückbetrachtung irgendwie abgesondert.

sam¢se ¡r¦yate sv¢rtho yena tadv¢¾s tad¢¡rayaÀ |


dravya¾ tu liËgasa¾khy¢vad asat¢bhyantar¤k²tam || 313 || 1013
Im Kompositum hört man die Eigenbedeutung, wodurch dessen [d.h. des
Kompositums] Substrat diese [Eigenbedeutung auch] besitzt. Die mit Genus und
Numerus versehene Substanz aber wird durch das Nicht-Seiende miteingeschlos-
sen.

ek¢rthavi¼ayau ¡abdau tasminn any¢rthavartinau |


asataiva tu bhed¢n¢¾ sarve¼¢m upasa¾grahaÀ || 314 || 1014
Zwei Wörter, die eine Bedeutung zum Gegenstand haben, haben in ihm [d.h.
im negierten Kompositum] verschiedene Bedeutungen. Durch das Nicht-Seiende
aber geschieht das Erfassen aller Besonderheiten.

te k¼atriy¢dibhir v¢cy¢ v¢cy¢ v¢ sarvan¢mabhiÀ |


y¢nt¤v¢nyapad¢rthatva¾ naño r¦p¢vikalpan¢t || 315 || 1015
Diese durch k¼atriya usw. oder durch Pronomina auszusagenden [Wörter] ge-
langen irgendwie zu einer anderen Bedeutung, weil das Wesen (r¦pa) der Nega-
tion nicht richtig begriffen ist.

vi¡e¼asy¢prayoge tu liËgasa¾khye na sidhyataÀ |


avar¼¢di¼u do¼a¡ ca hemanto 'ny¢¡rayo yataÀ || 316 || 1016
Solange aber kein Wort für ein Einzelding verwendet wird, kommen Genus
und Numerus nicht [richtig] zustande. Und es wäre bei [den Wörtern] avar¼¢À
usw. eine Schwierigkeit, weil hemantaÀ Substrat für etwas anderes wäre.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 373

¢k²tiÀ sarva¡abd¢n¢¾ yad¢ v¢cy¢ prat¤yate |


ekatv¢d eka¡abdatva¾ ny¢yya¾ tasy¢¡ ca var½yate || 317 || 1017
Wenn die Gattung als die Bedeutung aller Wörter verstanden wird, wird, weil
sie eine ist, es als richtig bezeichnet, dass man sie nur durch ein Wort ausdrückt.

¢vi¼¿aliËgat¢ tasy¢¾ sy¢d gr¢myapa¡usaËghavat |


dravyabhede 'pi caikatv¢t tatraikavacana¾ bhavet || 318 || 1018
Bei dieser [Gattung] gäbe es ein festgelegtes Genus wie bei einer Herde von
Haustieren und auch bei einem Unterschiede der Einzelwesen würde dort aus der
Einheit der Singular folgen.

¢¡ray¢½¢¾ hi liËgaiÀ s¢ niyatair eva yujyate |


tath¢ ca yuktavadbh¢ve prati¼edho nirarthakaÀ || 319 || 1019
Diese [Gattung] wird ja verbunden mit genau (eva) festgelegten Genera der
Substrate. Und weil sie so verbunden ist, ist das Verbot (1,2,52 vi¡e¼¢½¢¾
c¢j¢teÀ) unnötig.

sarvatr¢vi¼¿aliËgatva¾ lokaliËgaparigrahe |
virodhitv¢t prasajyeta n¢¡rita¾ tac ca laukikam || 320 || 1020
Ein überall festgelegtes Genus würde, wenn man das landläufige Genus
annähme, weil sie sich widersprächen, die Folge sein. Und man stützt sich nicht
auf dies landläufige [Genus].

s¢m¢nyam ¢k²tir bh¢vo j¢tir ity atra laukikam |


liËga¾ na sa¾bhavaty eva ten¢nyat parig²hyate || 321 || 1021
s¢m¢nya [n.], ¢k²ti [f.], bh¢va [m.], j¢ti [f.], - hier passt das Genus des
landläufigen Sprachgebrauchs nicht; deswegen wird ein anderes gewählt.
374 Wilhelm Rau

prav²ttir iti s¢m¢nya¾ lak¼a½a¾ tasya kathyate |


¢virbh¢vas tirobh¢vaÀ sthiti¡ cety atha bhidyate || 322 || 1022
Sein [d.h. des Genus] allgemeines Kennzeichen heisst 'Fortschreiten' (pra-
v²tti); es wird weiter (atha) unterteilt in 'Erscheinen', 'Verschwinden' und 'Dau-
er'.

prav²ttimantaÀ sarve 'rth¢s tis²bhi¡ ca prav²ttibhiÀ |


satata¾ na viyujyante v¢ca¡ caiv¢tra sa¾bhavaÀ || 323 || 1023
Alle Dinge besitzen 'Fortschreiten' und trennen sich nie von den drei Formen
des 'Fortschreitens'. Und hier ist die Entstehung der Rede.

ya¡ c¢prav²ttidharm¢rtha¡ citir¦pe½a g²hyate |


anuy¢t¤va so 'nye¼¢¾ prav²tt¤r vi¼vag¢¡ray¢À || 324 || 1024
Und das Ding ohne die Eigenschaft des 'Fortschreitens' wird unter der Gestalt
des Bewusstseins erfasst. Es folgt irgendwie den allseitig abhängigen Formen
des 'Fortschreitens' anderer [Dinge].

ten¢sya citir¦pa¾ ca citik¢la¡ ca bhidyate |


tasya svar¦pabhedas tu na ka¡ cid api vidyate || 325 || 1025
Dadurch wird [beim Bewusstseinsträger] die Gestalt des Bewusstseins und die
Zeit des Bewusstseins unterteilt. Es gibt bei ihm aber keinerlei Veränderung der
Eigengestalt.

acetane¼u caitanya¾ sa¾kr¢ntam iva d²¡yate |


pratibimbakadharme½a yat tac chabdanibandhanam || 326 || 1026
Was man als Bewusstsein auf bewusstlose Dinge nach Art der Spiegelbilder
irgendwie übergegangen sieht, das ist die Grundlage für Wörter.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 375

avasth¢ t¢d²¡¤ n¢sti y¢ liËgena na yujyate |


kva cit tu ¡abdasa¾sk¢ro liËgasy¢n¢¡raye sati || 327 || 1027
Es gibt keinen sogearteten Zustand, dass er nicht mit einem Genus verbunden
wird. Stellenweise aber ist es [d.h. das Genus] nur eine Zurichtung des Wortes,
wenn für das Genus kein Anhaltspunkt vorliegt.

k²ttaddhit¢bhidhey¢n¢¾ bh¢v¢n¢¾ na virudhyate |


¡¢stre liËga¾ gu½¢vasth¢ tath¢ c¢k²tir i¼yate || 328 || 1028
Das Genus im Lehrbuch, nämlich der Zustand der gu½as, steht nicht im
Widerspruch zu den Dingen, welche durch k²t- und taddhita-Suffixe ausgedrückt
werden sollen. Und es wird [das Genus] als Gattung postuliert.

liËga¾ prati na bhedo 'sti dravyapak¼e 'pi ka¡ ca na |


tasm¢t sapta vikalp¢ ye saiv¢tr¢vi¼¿aliËgat¢ || 329 || 1029
Hinsichtlich des Genus ist auch kein Unterschied bei der dravya-Seite [d.h. bei
denen, die meinen, das Wort bezeichne das Einzelding, nicht die Gattung]. Da-
her sind die sieben Möglichkeiten [Cf. III,672] hier die Festlegung des Genus.

vacane niyamaÀ ¡¢str¢d dravyasy¢bhyupagamyate |


yatas tad ¢k²tau ¡¢stram anyathaiva samarthyate || 330 || 1030
Weil sich beim Einzelding die beschränkende Regel bezüglich des Numerus
aus dem Lehrbuch (1,4,21) ergibt, legt man sich bei [Annahme] der Gattung [als
das, was ein Wort bezeichnet], das Lehrbuch anders zurecht.

vartate yo bahu¼v artho 'bhede tasya vivak¼ite |


sv¢¡rayair vyapadi¼¿asya ¡¢stre vacanam ucyate || 331 || 1031
Eine Bedeutung, welche sich bei mehreren findet, heisst im Lehrbuch Nume-
rus, wenn ihre Gleichartigkeit betont werden soll, und sie durch ihre Substrate
376 Wilhelm Rau

ausgedrückt ist.

yad¢ tv ¢¡rayabhedena bheda eva prat¤yate |


¢k²ter dravyapak¼e½a tad¢ bhedo na vidyate || 332 || 1032
Wenn aber der Unterschied der Gattung durch den Unterschied zwischen den
Substraten deutlich wird, dann gibt es keinen Unterschied [der j¢ti-Seite] von der
dravya-Seite.

abhede tv eka¡abdatv¢c ch¢str¢c ca vacane sati |


eka¡e¼o na vaktavyo vacan¢n¢¾ ca sa¾bhavaÀ || 333 || 1033
Besteht aber kein Unterschied [in der Gattung], so folgt daraus, dass ein Wort
genügt, und weil es nach dem Lehrbuch den Numerus gibt, die Unnötigkeit des
eka¡e¼a und die Berechtigung der Numeri.

nanu c¢nabhidheyatve dravyasya tadap¢¡rayaÀ |


¢k²ter upak¢ro 'ya¾ dravy¢bh¢v¢n na kalpate || 334 || 1034
Und kann denn, wenn ein Wort nicht das Einzelding bezeichnet, eine
Hilfeleistung für die Gattung geschehen, welche [Hilfeleistung] sich auf diese
[Einzeldinge] gründet? - Wenn es Einzeldinge nicht gibt, kommt sie nicht zu-
stande.

vyapade¡o 'bhidheyena na ¡¢stre ka¡ cid ¢¡ritaÀ |


dravya¾ n¢ma pad¢rtho yo na ca sa prati¼idhyate || 335 || 1035
Im Lehrbuch wird keine verbindliche Aussage (vyapade¡a) darüber gemacht,
was durch ein Wort auszudrücken ist. Und die Wortbedeutung 'Einzelding' wird
nicht ausgeschlossen.

gu½abh¢vo 'bhidheyatva¾ prati dravyasya n¢¡ritaÀ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 377

upak¢r¤ gu½aÀ ¡e¼aÀ par¢rtha iti kalpan¢ || 336 || 1036


Es wird nicht behauptet, das Einzelding sei die Nebensache gegenüber der
[Haupt-]Bedeutung [des Wortes]. Die Nebensache ist [der Hauptsache] hilfreich,
also ihre Bedeutung zweitrangig, - so ist die Annahme.

dravye na gu½abh¢vo 'sti vin¢dravy¢bhidh¢yit¢m |


¢k²tau v¢ pradh¢natvam ata eva¾ samarthyate || 337 || 1037
Das Einzelding ist nicht die Nebensache, ohne dass das Wort ein Nichteinzel-
ding bezeichnete. Oder die Gattung ist die Hauptsache. Daher legt man es sich so
zurecht.

kai¡ cid gu½apradh¢natva¾ n¢m¢khy¢tavad i¼yate |


na v²ttivat par¢rthasya gu½abh¢vas tu var½yate || 338 || 1038
Manche postulieren, das Verhältnis von Neben- und Hauptsache sei wie das
von Nomen und Verbum; nicht wie bei einem komplexen Ausdruck [d.h. bei ei-
nem Kompositum], wo die sekundäre Bedeutung als Nebensache geschildert
wird.

gu½abh¦tasya n¢n¢tv¢d ¢k²ter eka¡abdat¢ |


siddho vacanabheda¡ ca dravyabhedasamanvay¢t || 339 || 1039
Weil das Nebensächliche vielfältig ist, gibt es für die Gattung nur ein Wort.
Erwiesen ist der Unterschied der Numeri infolge der verschiedenen Einzeldinge.

s¢dhana¾ gu½abh¢vena kriy¢y¢ bhedaka¾ yath¢ |


¢khy¢te¼v eka¡abd¢y¢ j¢ter dravya¾ tathocyate || 340 || 1040
Wie das Werkzeug, dadurch, dass es die Nebensache ist, die Handlung bei
Verben näher bestimmt, so - heisst es - wirkt das Einzelding auf die durch ein
Wort bezeichnete Gattung.
378 Wilhelm Rau

ekatve tulyar¦patv¢c chabd¢n¢¾ pratip¢dane |


nimitt¢t tadvato 'rthasya vi¡i¼¿agraha½e sati || 341 || 1041

so 'yam ity abhisa¾bandh¢d ¢¡rayair ¢k²teÀ saha |


prav²ttau bhinna¡abd¢y¢¾ liËgasa¾khye prasidhyataÀ || 342 || 1042
Weil die Wörter aufgrund der Formgleichheit eins sind, weil sie bei der Mittei-
lung der entsprechenden Bedeutung [dienlich wirken], wenn das Verständnis des
Einzeldings eintritt,
ergeben sich Genus und Numerus aufgrund der Identitätsbeziehung der Gat-
tung mit den Einzeldingen auch bei Verwendung verschiedener Wörter.

pr¢k ca j¢tyabhisa¾bandh¢t sarvan¢m¢bhidheyat¢ |


vast¦palak¼a½a¾ sattve prayujyante tyad¢dayaÀ || 343 || 1043
Und vor der Verknüpfung mit einer Gattung gibt es nur, was durch Pronomina
ausdrückbar ist. Die Wörter tyad usw. (1,1,74) werden [nur] verwendet als Hin-
weis auf eine Sache in der Bedeutung eines [blossen] Dings.

p¢kau p¢k¢ iti yath¢ bhedakaÀ kai¡ cid ¢¡rayaÀ |


i¼yate c¢nup¢d¢no dharmo 'sau gu½av¢cin¢m || 344 || 1044
Und manche postulieren ein differenzierendes, nicht ausgesprochenes Substrat
wie [bei] p¢kau [= zwei Kochungen], p¢k¢À [= mehrere Kochungen]. Das ist das
Wesen von Eigenschaftswörtern.

¢¡rayasy¢nup¢d¢ne kevala¾ labhate yadi |


¢dh¢radharm¢n s¢m¢nya¾ purast¢t tad vic¢ritam || 345 || 1045
Wenn die blosse Gattung bei unausgesprochenem Substrat die Eigenschaften
des Substrats erhält, dann wurde das vorher schon erörtert.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 379

j¢tau p¦rva¾ prav²tt¢n¢¾ ¡abd¢n¢¾ j¢tiv¢cin¢m |


a¡abdav¢cy¢t sa¾bandh¢d vyaktir apy upaj¢yate || 346 || 1046
Nachdem Wörter, welche Gattungen bezeichnen, zuerst in der Bedeutung der
Gattung stehen, entsteht nach einer nicht durch Wörter auszudrückenden Verbin-
dung auch das Einzelding.

so 'yam ity abhisa¾bandh¢j j¢tidharmopacaryate |


dravya¾ tad¢¡rayo bhedo j¢te¡ c¢bhyupagamyate || 347 || 1047
Aufgrund der Identitätsbeziehung wird dem Einzelding die Eigenschaft der
Gattung zugeschrieben. Und die in ihm ruhende Verschiedenheit wird als zur
Gattung gehörig aufgefasst.

mañca¡abdo yath¢dheya¾ mañce¼v eva vyavasthitaÀ |


tattven¢ha tath¢ j¢ti¡abdo dravye¼u vartate || 348 || 1048
Wie das Wort 'Bank' weiter Sitzgelegenheiten bezeichnet, in Wahrheit [aber
auch] den dort zu Plazierenden meint, so steht das Wort für die Gattung auch für
die Einzeldinge.

tatra j¢tipad¢rthatva¾ tathaiv¢bhyupagamyate |


j¢tir uts²¼¿asa¾khy¢ tu dravy¢tmany anu¼ajyate || 349 || 1049
Genau so gelangt man dort zur Wortbedeutung 'Gattung'. Die Gattung aber
wird ohne Numerus dem Einzelding angehängt.

asyedam iti v¢ yatra so 'yam ity api v¢ ¡rutiÀ |


vartate paradharme½a tad anyad abhidh¤yate || 350 || 1050
Wo [ein Wort] entweder ein Eigentums- oder ein Identitätsverhältnis durch die
Eigenschaft eines Fremden bezeichnet, wird dieses andere benannt.
380 Wilhelm Rau

yat pradh¢na¾ na tasy¢sti svar¦pam anir¦pa½¢t |


gu½asya c¢tman¢ dravya¾ tadbh¢venopalak¼yate || 351 || 1051
Was Hauptsache ist, hat ohne genaue Untersuchung keine Eigengestalt. Und
durch das Wesen der Nebensache wird die Substanz als durch deren Sein be-
stimmt.

gu½asya bhedak¢le tu pr¢dh¢nyam upaj¢yate |


sa¾sarga¡rutir arthe¼u s¢k¼¢d eva na vartate || 352 || 1052
Zur Zeit aber, wo die Nebensache [von anderen Dingen] abgehoben wird, ent-
steht die Existenz der Hauptsache. Das Wort, welches die Verknüpfung [mit ei-
nem Attribut] darstellt, bezeichnet die Dinge nicht unmittelbar.

j¢tau v²tto yad¢ dravye sa ¡abdo vartate punaÀ |


j¢ter eva pad¢rthatva¾ na tad¢bhyupagamyate || 353 || 1053
Wenn ein zur Bezeichnung der Gattung verwendetes Wort weiter zur Bezeich-
nung des Einzeldings dient, dann wird die Wortbedeutung der Gattung nicht
[mehr allein an]erkannt.

prav²tt¢n¢¾ punar v²ttir ekatvenopavar½yate |


pratipatter up¢ye¼u na tattvam anugamyate || 354 || 1054
Die Wiederverwendung [zur Bezeichnung eines Einzeldings von Wörtern],
welche [vorher zur Bezeichnung der Gattung] verwendet worden waren, wird
durch die Identität [von Gattung und Einzelding] erklärt. [Blossen] Hilfsmitteln
zum Verständnis folgt die Wahrheit nicht.

ap²thak¡abdav¢cyasya j¢tir ¢¡r¤yate yad¢ |


dravyasya sati sa¾spar¡e tad¢ j¢tipad¢rthat¢ || 355 || 1055
Wenn bei Berührung mit einem Einzelding, das nicht durch ein gesondertes
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 381

Wort auszudrücken ist, die Gattung hervorgehoben wird, dann herrscht die
Wortbedeutung der Gattung.

dravyasya sati sa¾spar¡e dravyam ¢¡r¤yate yad¢ |


v¢cya¾ tenaiva ¡abdena tad¢ dravyapad¢rthat¢ || 356 || 1056
Wenn bei Berührung mit einem Einzelding das durch dasselbe Wort auszudrü-
ckende Einzelding hervorgehoben wird, dann herrscht die Wortbedeutung des
Einzeldings.

ap²thak¡abdav¢cy¢pi bhedam¢tre pravartate |


yad¢ sa¾bandhavaj j¢tiÀ s¢pi dravyapad¢rthat¢ || 357 || 1057
Wofern die Gattung, auch wenn sie nicht durch ein gesondertes Wort auszu-
drücken ist, nur zu näherer Bestimmung dient wie bei einer Beziehung [im Kom-
positum], ist auch dies die Wortbedeutung des Einzeldings.

atyantabhinnayor eva j¢tidravy¢bhidh¢yinoÀ |


av¢cyasyopak¢ritva ¢¡rite t¦bhay¢rthat¢ || 358 || 1058
Selbst bei zwei äusserst verschiedenen [Wörtern], welche Gattung und Einzel-
ding bezeichnen, herrschen, wenn die Hilfeleistung für das nicht Auszudrücken-
de hervorgehoben wird, die Bedeutungen beider.

¢¡rite tv ¢¡rayak²ta¾ bhedam abhyupagacchat¢ |


puna¡ c¢py eka¡abdatva¾ j¢ti¡abde 'nuvar½itam || 359 || 1059
Von einem aber, der die in der Gattung durch Einzeldinge bedingte Verschie-
denheit gelten lässt, wird noch einmal beim Gattungswort die Ein-Wort-Theorie
dargelegt.

anirjñ¢tasya nirjñ¢na¾ yena tan m¢nam ucyate |


382 Wilhelm Rau

prasth¢di tena mey¢tm¢ s¢kalyen¢vadh¢ryate || 360 || 1060


Wodurch genaue Kenntnis des nicht genau Bekannten sich einstellt, das wird
'Mass' genannt, nämlich prastha usw. Dadurch wird das zu messende Ding mit
Vollständigkeit erkannt.

anirjñ¢ta¾ prasiddhena yena taddharma gamyate |


s¢kalyen¢parijñ¢n¢d upam¢na¾ tad ucyate || 361 || 1061
Das Wohlbekannte, durch welches das nicht genau Bekannte, - das dessen
[d.h. des Wohlbekannten] Eigenschaften besitzt -, erkannt wird, heisst 'womit
etwas verglichen wird' (upam¢na), weil man [selbst durch dies ein Ding] nicht
mit Vollständigkeit erkennt.

dvayoÀ sam¢nayor dharma upam¢nopameyayoÀ |


sam¢sa upam¢n¢n¢¾ ¡abdais tadabhidh¢yibhiÀ || 362 || 1062
Die Eigenschaft, welche beiden gemeinsam ist, - dem, womit etwas verglichen
wird (upam¢na) und dem, was verglichen werden soll (upameya), - die bildet ein
Kompositum der Dinge, womit etwas verglichen wird, mit Wörtern, welche die-
se ausdrücken [¡astr¤¡y¢m¢ 'die Messerschwarze'; ¡astr¤ [= upam¢na], sy¢m¢ [=
sam¢no dharmaÀ].

¢dh¢rabhed¢d bhedo yaÀ sy¢matve so 'vivak¼itaÀ |


gu½o 's¢v ¢¡ritaikatvo bhinn¢dh¢raÀ prat¤yate || 363 || 1063
Der Unterschied im Schwarz-Sein, welcher sich aus der Verschiedenheit der
Substrate ergibt, soll nicht ausgesagt werden. Jene Eigenschaft, welche sich an
verschiedenen Substraten findet, wird als einheitlich verstanden.

gu½ayor niyato bhedo gu½aj¢tes tathaikat¢ |


ekatve 'tyantabhede v¢ nopam¢nasya sa¾bhavaÀ || 364 || 1064
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 383

Der Unterschied zwischen den beiden Eigenschaften liegt fest; [aber] ebenso
besteht Einheit in der Gattung der Eigenschaft. Bei [völliger] Identität und bei
gänzlicher Verschiedenheit ist [= wäre] 'das, womit etwas verglichen wird' nicht
möglich.

j¢tim¢travyapek¼¢y¢m upam¢rtho na ka¡ ca na |


¡y¢matvam eka¾ gu½ayor ubhayor api vartate || 365 || 1065
Im Hinblick auf die blosse Gattung hat ein Geheimnis (upam¢) keinen Sinn.
Das eine Schwarz-Sein aber findet sich in beiden Eigenschaften.

yenaiva hetun¢ ¡y¢m¢ ¡astr¤ tatra prat¤yate |


sa hetur devadatt¢y¢À pratyaye na vi¡i¼yate || 366 || 1066
Der Grund, weswegen man ¡y¢m¢ ¡astr¤ [= 'schwarzes Messer'] versteht, der
[Grund] unterscheidet sich von dem bei dem Verständnis 'Devadatt¢ [ist schwarz
wie ein Messer]' nicht.

¢¡ray¢d yo gu½e bhedo j¢ter y¢ c¢vi¡i¼¿at¢ |


t¢bhy¢m ubh¢bhy¢¾ dravy¢tm¢ savy¢p¢raÀ prat¤yate || 367 || 1067
Die Verschiedenheit in der Eigenschaft, welche vom Substrat her und die
Identität [in der Eigenschaft], welche von der Gattung her kommt, durch diese
beiden versteht man den mit einer Funktion versehenen Gegenstand, 'mit dem
verglichen wird' (dravy¢tman = upam¢na).

so 'yam ekatvan¢n¢tve vyavah¢raÀ sam¢¡ritaÀ |


bhed¢bhedavimar¡ena vyatik¤r½ena vartate || 368 || 1068
Dies Identifizierungs-Verfahren beruht auf Einheit und Verschiedenheit. Es
besteht aus einer gemischten Erwägung von Unterschied und Identität.
384 Wilhelm Rau

¡y¢mety ev¢bhidh¤yeta j¢tim¢tre vivak¼ite |


¡astry¢d¤n¢m up¢d¢ne tatra n¢sti prayojanam || 369 || 1069
Wenn es nur hiesse '¡y¢m¢' und nur die Gattung ausgedrückt werden sollte,
bestünde [wtl. besteht] kein Bedürfnis, die Wörter ¡astr¤ usw. zu verwenden.

a¡abdav¢cyo yo bhedaÀ ¡y¢mam¢tre na vartate |


¡y¢me¼u ke¼u cid v²ttir yasya so 'tra vyapek¼yate || 370 || 1070
Der Unterschied, welcher nicht durch Wörter ausgedrückt werden soll und
nicht in dem blossen Worte '¡y¢ma' steckt, - der vielmehr in gewissen schwar-
zen Gegenständen vorhanden ist, - der kommt hier in Frage.

¡y¢me¼u ke¼u cit ki¾ cit ki¾ cit sarvatra vartate |


s¢m¢nya¾ ka¡ cid ekasmiñ chy¢me bhedo vyavasthitaÀ || 371 || 1071
In einigen schwarzen Gegenständen gibt es [Gemeinsames] und etwas
Gemeinsames gibt es überall [d.h. in allen schwarzen Gegenständen]. An einem
einzelnen schwarzen Gegenstand findet sich [u.U.] eine besondere [Schwärze].

tath¢ hi sati saurabhye bhedo j¢tyutpal¢di¼u |


gandh¢n¢¾ sati bhede tu s¢d²¡yam upalabhyate || 372 || 1072
So ist ja beim Duft ein Unterschied zwischen Jasmin (Jasminum grandiflorum
Linn.) und Teichrosen (Nymphaea) usw. Trotz Verschiedenheit der Gerüche
stellt man aber auch Ähnlichkeit fest.

gu½¢n¢m ¢¡ray¢d bhedaÀ svato v¢py anugamyate |


anirde¡y¢d vi¡e¼¢d v¢ sa¾kar¢d v¢ gu½¢ntaraiÀ || 373 || 1073
Die Besonderheit der Eigenschaften stammt aus dem Substrat oder wird aus
ihnen selbst wahrgenommen, oder aus einem nicht zu beschreibenden
Unterschied oder aus einer Vermischung mit anderen Eigenschaften.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 385

upam¢na¾ prasiddhatv¢t sarvatra vyatiricyate |


upameyatvam ¢dhikye s¢mye v¢ na nivartate || 374 || 1074
Der Gegenstand, mit dem verglichen wird, ragt überall durch seine Wohlbe-
kanntheit heraus. Der Umstand, dass etwas verglichen werden soll, wird bei
Über- oder Gleichmass [der Eigenschaft] nicht beeinträchtigt.

anyais tu m¢na¾ j¢ty¢di bhedyasy¢rthasya var½yate |


anirjñ¢tasvar¦po hi jñeyo 'rthas tena m¤yate || 375 || 1075
Von anderen aber wird die Gattung usw. als das Mass des abzugrenzenden
Gegenstands beschrieben. Denn ein Gegenstand unbekannter Gestalt, der erkannt
werden soll, wird damit gemessen.

mitas tu svena m¢nena prasiddho yo gu½¢¡rayaÀ |


¢¡ray¢ntaram¢n¢ya svadharme½a pravartate || 376 || 1076

r¦p¢ntare½a sa¾spar¡o r¦p¢ntaravat¢¾ sat¢m |


bhinnena yasya bhedy¢n¢m upam¢na¾ tad ucyate || 377 || 1077
Das mit seinem Mass gemessene, wohlbekannte Substrat für eine Eigenschaft
aber dient dazu durch seine Eigenschaft ein anderes Substrat zu messen;
was mit Dingen, die andere Gestalt besitzen und bestimmt werden sollen,
durch eine andere verschiedene Gestalt Berührung hat, das heisst 'Gegenstand,
mit dem verglichen wird' (upam¢na).

dharmaÀ sam¢naÀ ¡y¢m¢dir upam¢nopameyayoÀ |


¢¡r¤yam¢½apr¢dh¢nyo dharme½¢nyena bhidyate || 378 || 1078
Die gemeinsame Eigenschaft des Gegenstands, mit dem verglichen wird, und
des Gegenstands, der verglichen werden soll, nämlich 'schwarz' usw. wird, so-
bald er zur Hauptsache geworden ist, durch eine andere Eigenschaft näher be-
386 Wilhelm Rau

stimmt.

¡astr¤kum¢ryoÀ sad²¡aÀ ¡y¢ma ity evam ¢¡rite |


vyapade¡yam aneneti nimitta¾ gu½ayoÀ sthitam || 379 || 1079
'Die Schwärze des Messers und des Mädchens ist dieselbe' - wenn man darauf
fusst, ergibt sich ein Grund für [die Behauptung der Identität] der beiden Eigen-
schaften, [aufgrund der Überlegung:] 'damit kann man das zeigen'.

yad¢ nimittais tadvanto gacchant¤va tad¢tmat¢m |


bhed¢¡raya¾ tad¢khy¢nam upam¢nopameyayoÀ || 380 || 1080
Wenn Dinge, welche sie besitzen, gewissermassen mit ihren Eigenschaften
identisch werden, dann heisst das, der Gegenstand, mit dem verglichen wird, und
der Gegenstand, der verglichen werden soll, ruhen auf verschiedenen Substraten.

tattv¢saËgavivak¼¢y¢¾ ye¼u bhedo nivartate |


luptopam¢ni t¢ny ¢hus taddharme½a sam¢¡ray¢t || 381 || 1081
Fälle, in denen ein Unterschied schwindet, während Identität (tattv¢saËga) be-
hauptet werden soll, die heissen 'unvollständige Gleichnisse' wegen der gemein-
samen Verbindung mit derselben Eigenschaft.

¡astry¢¾ prasiddha¾ ¡y¢matva¾ m¢na¾ s¢ tena m¤yate |


any¢ ¡y¢m¢ tu tadr¦p¢ ten¢tyanta¾ na m¤yate || 382 || 1082
Am Messer ist die Schwärze wohlbekannt, das Mass, sie [d.h. das Messer
(¡astr¤)] wird damit gemessen. Eine andere aber derselben Farbe wird damit
nicht völlig gemessen.

¡astr¤¾ svena gu½en¢to mim¢n¢m ¢¡ray¢ntaram |


asam¢ptagu½a¾ siddher upam¢na¾ pracak¼ate || 383 || 1083
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 387

Das Messer also, das durch seine Eigenschaft ein anderes Substrat von nicht
völlig bekannter Eigenschaft misst, heisst aufgrund seiner Vollkommenheit 'Ge-
genstand, mit dem verglichen wird'.

upameye sthito dharmaÀ ¡ruto 'nyatr¢num¤yate |


¡ruto 'tha vopam¢nastha upameye 'num¤yate || 384 || 1084
Die Eigenschaft, welche als in dem Ding, das verglichen werden soll, vorhan-
den bezeugt ist, wird anderenorts erschlossen. Oder aber die als im Ding, mit
dem verglichen wird, vorhanden bezeugte [Eigenschaft] wird im Ding, das ver-
glichen werden soll, erschlossen.

adh¤yate br¢hma½avat k¼atriy¢ iti d²¡yate |


upameyasya bhinnatv¢d vacana¾ k¼atriy¢¡rayam || 385 || 1085
Man hat das Beispiel: 'Die k¼atriyas studieren wie ein br¢hma½a'. Weil er
sich von [dem Numerus dessen], was verglichen werden soll, unterscheidet, rich-
tet sich der Numerus nach den k¼atriyas.

s¢dh¢ra½a¾ bruvan dharma kva cid eva vyavasthitam |


s¢m¢nyavacanaÀ ¡abda iti s¦tre 'padi¡yate || 386 || 1086
Weil es eine gemeinsame Eigenschaft bezeichnet, die auch sonst irgendwo
vorhanden ist, wird im S¦tra [2,1,56] das Wort s¢m¢nya vorgeschrieben.

n¢bhedena na bhedena gu½o dvi¼¿ho 'bhidh¤yate |


bhinnayor dharmayor ekaÀ ¡r¦yate 'nyaÀ prat¤yate || 387 || 1087
Eine Eigenschaft, die sich an zwei Stellen findet, wird weder durch ihre Identi-
tät noch durch ihre Verschiedenheit bezeichnet. Von zwei verschiedenen Eigen-
schaften wird eine ausgesprochen, die andere verstanden.
388 Wilhelm Rau

n¢tyant¢ya nim¤te yat s¢m¢nye samavasthitam |


s¢d²¡y¢d upamey¢rthasam¤pe parikalpyate || 388 || 1088
Was, im Gemeinsamen vorhanden, nicht zur Gänze misst, wird aufgrund der
Ähnlichkeit als in der Nähe des Gegenstands, der verglichen werden soll, ange-
nommen.

m¢na¾ prati sam¤pa¾ v¢ s¢d²¡yena prat¤yate |


paricched¢d dhi s¢d²¡yam iha m¢nopam¢nayoÀ || 389 || 1089
Oder man versteht die Nähe zum Masse durch die Ähnlichkeit. Aufgrund der
genauen Bestimmung herrscht hier Ähnlichkeit zwischen dem Mass und dem
Gegenstand, mit dem verglichen wird.

ekaj¢tivyapek¼¢y¢¾ tad evety avas¤yate |


bhedasyaiva vyapek¼¢y¢m anyad eveti gamyate || 390 || 1090
Wenn eine Gattung ins Auge gefasst wird, kommt man zu dem Schluss: 'es ist
dasselbe' [= beide sind eins]. Fasst man hingegen den Unterschied ins Auge, er-
gibt sich: 'das ist ein anderes'.

karmatva¾ kara½atva¾ ca bhedenaiv¢¡rita¾ yataÀ |


atyantaikatvavi¼ayo na sy¢t ten¢tra sa¾¡ayaÀ || 391 || 1091
Weil Objekt-Sein und Instrument-Sein deutlich unterschieden werden, kann
hier, da ihr Geltungsbereich durchaus derselbe ist, dadurch kein Zweifel sein.

bhede 'pi tulyar¦patv¢c ch¢l¤¾s t¢n iti d²¡yate |


j¢tyabhed¢t sa ev¢yam iti bhinno 'bhidh¤yate || 392 || 1092
Selbst bei Verschiedenheit hat man aufgrund der Gleichheit der Gestalt den
Ausdruck 'diese Reiskörner'; und weil die Gattung dieselbe ist, wird auch von
einem Verschiedenen gesagt: 'dies ist derselbe'.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 389

katha¾ hy avayavo 'nyasya sy¢d anya iti cocyate |


atyantabhede n¢n¢tva¾ yatra tattva¾ na vidyate || 393 || 1093
Und es wird gesagt: 'Wie kann denn ein Teil von etwas anderem verschieden
sein [von dem, dessen Teil es ist]?' Wo bei völliger Verschiedenheit Getrennt-
sein [herrscht], gibt es keine Identität.

abhedasya vivak¼¢y¢m ekatva¾ saËghasaËghinoÀ |


saËghinor na tv abhedo 'sti tath¢nyatvam ud¢h²tam || 394 || 1094
Wenn Identität behauptet werden soll, herrscht Einheit von Menge und Teil[-
en]. Zwei Teile aber sind nicht [miteinander] identisch. Auf diese Weise wird
ihre Verschiedenheit festgestellt.

tatr¢bhinnavyapek¼¢y¢m upam¢rtho na vidyate |


yo hi gaur iti vijñ¢ne hetuÀ so 'sti gav¢ntare || 395 || 1095
Im Blicke auf das Identische gibt es ja keinen sinnvollen Vergleich. Der Grund
für die Erkenntnis: 'das ist ein Rind' ist ja derselbe auch bei einem anderen Rind.

vy¢v²tt¢n¢¾ vi¡e¼¢½¢¾ vy¢p¢re tu vivak¼ite |


na ka¡ cid upak¢ro 'sti buddher buddhyantara¾ prati || 396 || 1096
Wenn aber von unvereinbaren Besonderheiten die Rede sein soll, gibt es keine
Hilfeleistung der [einen] Erkenntnis für eine andere Erkenntnis.

ki¾ cid yatr¢sti s¢m¢nya¾ yadi bheda¡ ca ke ca na |


gotva¾ go¼v asti s¢m¢nya¾ bhed¢¡ ca ¡abal¢dayaÀ || 397 || 1097
Wo etwas Gemeinsames ist und wo gewisse Verschiedenheiten sind, ist das
Rind-Sein bei den Rindern das Gemeinsame und die Verschiedenheiten sind 'ge-
flecktes Rind' (¡abala) usw.
390 Wilhelm Rau

s¢m¢nya¾ ¡y¢mat¢nyaiva tad dhi s¢dh¢ra½a¾ dvayoÀ |


tad eva siddhyasiddhibhy¢¾ bheda ity apadi¡yate || 398 || 1098
Gerade eine andere Schwärze ist das Gemeinsame; das ist ja das gemeinsame
Eigentum von zweien. Dasselbe wird je nach Wohl- und Unbekanntheit 'Unter-
schied' genannt.

¡y¢matvam eva s¢m¢nyam anye¼¢m ubhayoÀ sthitam |


sa¾p¦r½atv¢t tad anyasm¢d vi¡e¼a iti gamyate || 399 || 1099
[Nach Meinung] anderer findet sich die Schwärze als Gemeinsames in beiden.
Weil sie vollkommen ist, wird sie gegenüber einer anderen [Schwärze] als Ver-
schiedenheit verstanden.

¢k²tau v¢pi s¢m¢nye kva cid eva vyavasthit¢À |


¡y¢m¢dau ye 'vas¤yante vi¡e¼¢s ta ih¢¡rit¢À || 400 || 1100
Oder wenn die Gattung das Gemeinsame darstellt, werden die irgendwo [d.h.
in den Einzeldingen] vorhandenen Verschiedenheiten, die in der Schwärze usw.
ruhen, hier zur Grundlage genommen.

j¢ter abhede bhede v¢ s¢d²¡ya¾ tat pracak¼ate |


ka¡ cit kad¢ cit arth¢tm¢ tath¢bh¦to 'padi¡yate || 401 || 1101
Sei die Gattung dieselbe oder verschieden, - das wird Ähnlichkeit genannt.
Manches Ding wird manchmal als so beschaffen [d.h. 'ähnlich'] dargestellt.

yatr¢rthe pratyay¢bhedo na kad¢ cid vikalpate |


avidyam¢nabhedatv¢t sa eka iti gamyate || 402 || 1102
Ein Ding, bei dem die Identität des Verständnisses niemals zweifelhaft ist [d.h
was immer als dasselbe verstanden wird], das wird als eins betrachtet, weil es an
ihm keine Unterschiede gibt.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 391

yo 'rtha ¢¡ritan¢n¢tvaÀ sa evety apadi¡yate |


vy¢p¢ra¾ j¢tibh¢gasya tatr¢pi pratij¢nate || 403 || 1103
Ein vielfältiges Ding, welches 'dasselbe' genannt wird, - auch an dem erkennt
man die Funktion des Gattungsteils an.

j¢tibh¢g¢¡ray¢ prakhy¢ tatr¢bhinn¢ pravartate |


vyaktibh¢g¢¡ray¢ buddhis tatra bhedena j¢yate || 404 || 1104
An ihm zeigt sich jene identische Erscheinung, welche sich auf den Gattungs-
teil stützt; die Erkenntnis, welche sich auf den Einzeldingteil stützt, entsteht da-
bei mit Unterschied.

anyatra vartam¢na¾ sad bhed¢bhedasamanvitam |


nimitta¾ punar anyatra n¢n¢tveneva g²hyate || 405 || 1105

¢dh¢re¼u padany¢sa¾ k²tvopaiti tad¢¡rayam |


sa s¢d²¡yasya vi¼aya ity anyair apadi¡yate || 406 || 1106
Ein Kennzeichen, das sich mit Verschiedenheit und Identität an einer Stelle
findet, wird wiederum an anderer Stelle irgendwie mannigfach gefunden. Nach-
dem es seinen Fuss auf die Substrate gesetzt hat, gelangt es zu dem, was dieses
[Kennzeichen] trägt. Dies ist der Bereich der Ähnlichkeit, so erklären andere.

par¢pek¼e yath¢ bh¢ve k¢ra½¢khy¢ pravartate |


tath¢ny¢dhigam¢pek¼am upam¢na¾ pracak¼ate || 407 || 1107
Wie der Name 'Ursache' für ein Ding gebraucht wird, das ein anderes voraus-
setzt, so erklären sie den Gegenstand, mit dem verglichen wird, als etwas, das
die Erkenntnis von etwas anderem voraussetzt.

guru¡i¼yapit¢putrakriy¢k¢l¢dayo yath¢ |
392 Wilhelm Rau

vyavah¢r¢s tathaupamyam apy apek¼¢nibandhanam || 408 || 1108


Wie die Wortgebräuche Lehrer, Schüler, Vater, Sohn, Handlung, Zeit usw., so
ist auch das Verhältnis der Ähnlichkeit an Voraussetzungen [d.h. Relationen] ge-
bunden.

¡y¢matvam upam¢ne ced v²tta¾ v²ttau prayujyate |


upameya¾ sam¢sena b¢hya¾ tatr¢bhidh¤yate || 409 || 1109
Verwendet man im komplexen Ausdruck [d.h. im Kompositum ¡astr¤¡y¢m¢]
das Schwarz-Sein wie es im Gegenstand, mit dem verglichen wird, vorhanden
ist, dann wird durch das Kompositum ein ausserhalb befindliches Ding bezeich-
net, das verglichen werden soll.

¿¢banta eva caitr¢dau ¡y¢m¢¡abdas tath¢ bhavet |


s¦tre ca pratham¢bh¢v¢n na ¡y¢m¢dy upasarjanam || 410 || 1110
Das Wort ¡y¢m¢ behielte genau die Endung ¿¢p, auch wenn es im Sinne von
caitra usw. stünde [= ¡astr¤¡y¢m¢ caitraÀ statt: ¡astr¤¡y¢ma¡ caitraÀ]. Und da
im S¦tra [2,1,55 upam¢n¢ni s¢m¢nyavacanaiÀ das letzte Wort] kein Nominativ
ist, wären die Wörter ¡y¢m¢ usw. [nach 1,2,43 pratham¢nirdi¼¿a¾ sam¢sa upa-
sarjanam] nicht upasarjana.

atha tv ekavibhaktitv¢d gu½atv¢d vopasarjanam |


naiva¾ tittirikalm¢¼y¢m i¼¿aÀ str¤pratyayo bhavet || 411 || 1111
Ergäbe sich aber, [¡y¢m¢] sei das sekundäre Element, weil es im gleichen Ka-
sus steht oder weil es eine Eigenschaft bezeichnet, dann würde sich bei tittirikal-
m¢¼¤ 'sie, die wie ein tittiri (Francolinus francolinus) m. gefleckt ist' doch das
erwünschte Feminin-Suffix nicht einstellen.

sati¡i¼¿abal¤yastv¢d b¢hye ˤ¼i ca saty api |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 393

upam¢nasvaro na sy¢t tasm¢t stryantaÀ samasyate || 412 || 1112


Selbst wenn aufgrund des grösseren Gewichts des später vorgeschriebenen
Akzents das Suffix ˤ¼ als zusätzliches Element hinzutritt, ergäbe sich der Ak-
zent des Dings, mit dem verglichen wird, nicht. Deshalb wird das mit der
Feminin-Endung versehene Wort zusammengesetzt.

gu½e na copam¢nasthe s¢pek¼atva¾ prakalpate |


pradh¢nasya tath¢ na sy¢d vy¢ghr¢dau liËgadar¡anam || 413 || 1113
Und wenn die Eigenschaft im Ding, mit dem etwas verglichen wird, vorhan-
den ist, ergibt sich die Abhängigkeit der Hauptsache nicht, und so sieht man kei-
nen Hinweis [auf die Erwähnung] des Tigers [Panthera tigris Linn] usw.

tasm¢t sati gu½atve 'pi pr¢dh¢nya¾ vigrah¢ntare |


naiva¾j¢t¤yaka¾ ¡¢stre sa¾bhavaty upasarjanam || 414 || 1114
Obwohl es daher die Nebensache bildet, ist es bei anderer Auflösung die
Hauptsache. Im Lehrbuch ergibt sich das Untergeordnete als nicht von dieser
Art.

upamey¢tmani ¡y¢mo vartam¢no 'bhidh¤yate |


upam¢ne¼v anirdi¼¿aÀ s¢marthy¢t sa prat¤yate || 415 || 1115
Die Schwärze wird als vorhanden erwähnt in dem Wesen, das verglichen wer-
den soll. Obwohl nicht erwähnt an den Dingen, mit denen verglichen wird, wird
sie aufgrund der Ähnlichkeit erschlossen.

dravyam¢tre 'pi nirdi¼¿e candravaktre 'nugamyate |


vi¡i¼¿a eva candrastho gu½o nopaplav¢dayaÀ || 416 || 1116
In dem 'Mondgesicht', bei dem nur eine Eigenschaft mitgeteilt wird, versteht
man nur eine besondere am Monde vorhandene Eigenschaft, nicht seine Mängel
394 Wilhelm Rau

usw.

bhedabh¢vanayaitac ca sam¢se 'py upavar½yate |


vi¡i¼¿agu½abhinne 'rthe padam anyat prayujyate || 417 || 1117
Durch die bleibende Vorstellung von Verschiedenheit wird diese [Schwärze]
auch im Kompositum zum Ausdruck gebracht. In der Bedeutung, welche durch
eine besondere Eigenschaft bestimmt ist, wird ein anderes Wort verwendet.

yadi bhinn¢dhikara½o vacan¢d anugamyate |


m²g¤va capalety atra pu¾vadbh¢vo na sidhyati || 418 || 1118
Wenn sich aus einem komplexen Ausdruck ein verschiedener [doppelter] Be-
zug ergibt, kommt in dem Ausdruck 'unstet wie eine Gazelle' (m²gacapal¢) das
Maskulinum nicht zustande.

astr¤p¦rvapadatv¢t tu pu¾vadbh¢vo bhavi¼yati |


yathaiva m²gadugdh¢dau na cet stryartho vivak¼yate || 419 || 1119
Weil aber das vorausgehende Wort kein Femininum ist, ergibt sich das
Maskulin-Sein, wie ja auch bei m²gadugdha 'Gazellenmilch' usw., wenn die
Feminin-Bedeutung nicht ausgedrückt werden soll.

¡astr¤va ¡astr¤¡y¢meti devadattaiva kathyate |


tasy¢m evobhaya¾ tasm¢d ucyate ¡¢stravigrahe || 420 || 1120
Die Devadatt¢ wird 'wie ein Messer' und 'messer-dunkel' genannt. Daher ist
beides in ihr vorhanden, heisst es in der grammatischen Auflösung.

pu¾vadbh¢vasya siddhyartha¾ pak¼e str¤pratyayasya ca |


bahv apek¼yam atas tasy¢m ubhayapratip¢danam || 421 || 1121
Um das Maskulin-Sein und andererseits das Feminin-Suffix zu bewirken, ist
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 395

viel zu berücksichtigen. Daher wird bei ihr [d.h. bei der Devadatt¢, d.h. dem
Ding, das verglichen werden soll], beides angenommen.

sy¢m¢ ¡astr¤ yath¢ ¡y¢m¢ ¡astr¤kalpeti cocyate |


tatropam¢netarayoÀ ¡y¢mety etad apek¼yate || 422 || 1122
Es wird ¡y¢m¢ ¡astr¤ yath¢ und ¡y¢m¢ ¡astr¤kalp¢ gesagt. Da wird beim Ding,
mit dem verglichen wird, und dem anderen [Ding, das verglichen werden soll,]
das [Adjektiv] ¡y¢m¢ berücksichtigt.

atha ¡y¢meva ¡astr¤ya¾ ¡y¢mety eva¾ prayujyate |


¡astr¤ yatheya¾ ¡y¢meti t¢vad eva prat¤yate || 423 || 1123
Wenn man so sagt: 'diese ist dunkel wie ein dunkles Messer', ergibt sich nur
soviel wie: ' diese ist dunkel wie ein Messer'.

upalak¼a½am¢tr¢rth¢ gu½asy¢sya yadi ¡rutiÀ |


p²thag dvayoÀ ¡ruto 'py e¼a ne¼¿asy¢rthasya v¢cakaÀ || 424 || 1124
Wenn die Verwendung dieses Adjektivums nur dazu dient, ein Ding näher zu
bestimmen, so drückt es die gewünschte Bedeutung [d.h. den Vergleich] nicht
aus, auch wenn es getrennt bei jedem einzelnen verwendet wird.

upameya¾ tu yad v¢cya¾ tasya cet pratip¢dane |


savy¢p¢r¢ gu½¢s tatra sarvasyoktiÀ sak²cchrutau || 425 || 1125
Wenn aber ein Ding, das verglichen werden soll, auszudrücken ist, - wenn
dann dort, um dies mitzuteilen, Eigenschaften ins Spiel kommen, dann würde
das Ganze ausgesagt, auch wenn man [die Eigenschaft] nur einmal hört.

prak¢r¢dh¢rabhedena vi¡e¼e samavasthitaÀ |


¡abd¢ntar¢bhisa¾bandhe s¢m¢nyavacanaÀ katham || 426 || 1126
396 Wilhelm Rau

Wenn ein [Wort] durch einen Unterschied in der Form oder im Substrat in
Verbindung mit einem anderen Wort in der Bedeutung einer Besonderheit ge-
braucht wird, wie kann es dann ein Gemeinsames ausdrücken?

s¢d²¡yam¢tra¾ s¢m¢nya¾ dvi¼¿ha¾ kai¡ cit prat¤yate |


gu½o bhede 'py abhedena dviv²ttir v¢ vivak¼itaÀ || 427 || 1127

vy¢p¢ro j¢tibh¢gasya dravyayor v¢bhidhitsitaÀ |


r¦p¢t s¢m¢nyav¢citva¾ pr¢g v¢ v²tter ud¢h²tam || 428 || 1128
Von einigen wird angenommen, eine gemeinsame Eigenschaft sei nur eine an
zwei verschiedenen Stellen vorhandene Ähnlichkeit, oder eine Eigenschaft, wel-
che auch bei Unterschieden als an zwei Stellen identisch ausgesagt werden soll.
Oder sie soll bezeichnet werden als die Funktion eines Teils der Gattung in zwei
Einzeldingen. Oder sie drückt aufgrund der Form eine Ähnlichkeit aus; oder sie
wurde schon vor dem komplexen Ausdruck [d.h. Nominalkompositum] erwähnt.

vy¢ghra¡abdo yad¢ ¡aury¢t puru¼¢rthe 'vati¼¿hate |


tad¢dhikara½¢bhed¢t sam¢sasy¢sti sa¾bhavaÀ || 429 || 1129
Wenn das Wort 'Tiger' wegen des Mutes in der Bedeutung 'Mann' gebraucht
wird, dann wird ein Kompositum möglich, weil im Substrat kein Unterschied be-
steht.

¡¦ra¡abdaprayoge tu vy¢ghra¡abdo m²ge sthitaÀ |


bhinne 'dhikara½e v²ttes tatra naiv¢sti sa¾bhavaÀ || 430 || 1130
Wenn aber das Wort ¡¦ra verwendet wird, bezeichnet das Wort vy¢ghra ein
Tier. Bei verschiedenem Substrat gibt es da eben keine Möglichkeit für einen
komplexen Ausdruck [d.h. für ein Nominalkompositum].
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 397

s¢m¢n¢dhikara½ye 'pi gu½abhedasya sa¾bhav¢t |


prayogaÀ ¡¦ra¡abdasya sam¢se 'py anu¼ajyate || 431 || 1131
Auch wenn es sich um dasselbe Substrat handelt, ist der Gebrauch des Wortes
¡¦ra im Nominalkompositum statthaft, weil es die Möglichkeit verschiedener
[gemeinsamer] Eigenschaften gibt.

p¦jop¢dhi¡ ca yo d²¼¿aÀ kutsanop¢dhaya¡ ca ye |


te¼¢¾ bhinnanimittatv¢n niyam¢rth¢ punaÀ ¡rutiÀ || 432 || 1132
Ein Wort, das als Anlass zu Wertschätzung betrachtet wird, und Wörter, die
Anlässe zu Tadel sind, - die finden Verwendung im Sinne einer Einschränkung,
weil sie verschiedene Gründe haben können.

asa¾bhave 'pi v¢ v²tteÀ sy¢d etal liËgadar¡anam |


acver iti yath¢ liËgam abh¢ve 'pi bh²¡¢di¼u || 433 || 1133
Oder wenn auch ein komplexer Ausdruck nicht möglich ist, dürfte das [Wort
s¢m¢ny¢prayoge in 2,1,56] einen Hinweis bedeuten, wie das Wort acveÀ [in 3,1,
12] ein Hinweis ist, wenn cv¤ bei den Wörtern bh²¡a usw. fehlt.

vatyant¢vayave v¢kye yad aupamya¾ prat¤yate |


tatpratyayavidhau s¦tre nirde¡o 'ya¾ vic¢ryate || 434 || 1134
Der Vergleich, welcher sich ergibt in einem Satze, der ein Wort auf -vat ent-
hält, - dessen Darlegung wird jetzt betrachtet in dem S¦tra [5,1,115 tena tulya¾
kriy¢ ced vatiÀ], welches die Regel für dieses Suffix lehrt.

kriyety up¢dhiÀ pr¢thamy¢t prak²tyarthasya yady api |


na pr¢tipadika¾ tatra kriy¢v¢cy upapadyate || 435 || 1135
Obwohl [das Wort] kriy¢ nähere Bestimmung für die Bedeutung des Wort-
stamms ist, weil er voransteht, kann doch ein Verbum keinen Nominalstamm
398 Wilhelm Rau

ausdrücken.

sattvav²ttasya ¡e¼e v¢ t²t¤y¢ s¢dhane 'pi v¢ |


tiË¢m asattvav¢citv¢d ubhaya¾ tan na vidyate || 436 || 1136
Der Instrumental eines Wortes, das eine Substanz bezeichnet, kann im Sinne
einer allgemeinen Beziehung (¡e¼e) oder im Sinne eines Werkzeugs (s¢dhane)
stehen. Da Verben nicht-Substanzielles bezeichnen, ist beides ausgeschlossen.

p¢k¢dayas t²t¤y¢nt¢À sattvadharmasamanvay¢t |


na kriyety apadi¡yante k²tvo 'rthapratyaye yath¢ || 437 || 1137
Wörter wie p¢ka 'Kochung' mit Instrumentalendung werden nicht 'Handlung'
genannt, weil sie von Eigenschaften der Substanz begleitet sind, wie bei einem
Suffixe in der Bedeutung k²tvasuc [5,4,17 - pañcak²tvaÀ p¢kaÀ ist unmöglich!].

ye c¢vyayak²taÀ ke cit kriy¢dharmasamanvit¢À |


te¼¢m asattvav¢citva¾ tiËantair na vi¡i¼yate || 438 || 1138
Und einige indeklinable k²t-Suffixe, welche die Eigenschaften von Handlun-
gen haben, - deren Besonderheit, Nicht-Substanzielles auszudrücken, unterschei-
det sich nicht von finiten Verbalformen.

k²tvasujvi¼ay¢ y¢pi ¡ayitavy¢di¼u kriy¢ |


upam¢nopameyatva¾ tatr¢tyantam asa¾bhavi || 439 || 1139
Und auch die Handlung, welche bei den Wörtern ¡ayitavya usw. in den Be-
reich k²tvasuc fällt, bei der ist ein Verhältnis 'Ding, mit dem verglichen wird'
und 'Ding, das verglichen werden soll' ganz und gar unmöglich.

na kevalau dravyagu½au tadv¢n v¢py upam¤yate |


¡ayitavy¢dibhis te¼u nopam¢rtho 'sti ka¡ ca na || 440 || 1140
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 399

Weder reine Substanz, noch reine Eigenschaft, noch auch, wer solche [Eigen-
schaften] besitzt, werden verglichen [d.h. können verglichen werden]. Bei diesen
gibt es keinerlei sinnvollen Vergleich mit Wörtern wie ¡ayitavya usw.

upam¢nopameyatve dravye c¢nuktadharmi½i |


nimittatvena gamyante r¦Îhayog¢À kriy¢gu½¢À || 441 || 1141
Und an einer Substanz, deren Besonderheiten ungesagt bleiben, werden Hand-
lungen und Eigenschaften natürlicher Art verstanden, weil sie Anlass sind für
das Verhältnis upam¢na ('Ding, mit dem verglichen wird') und upameya ('Ding,
das verglichen werden soll').

hotavyasad²¡o hotety atr¢py artho na vidyate |


virodh¢t kriyay¢ tasm¢t kriy¢v¢n nopam¤yate || 442 || 1142
'Der Opferer ist gleich der Opfergabe', - auch hier wird aufgrund des Wider-
spruchs der Sinn nicht erkannt. Deswegen wird der Träger nicht mit der Hand-
lung verglichen.

kriy¢ sam¢naj¢t¤y¢ tadbh¢v¢n nopam¤yate |


j¢tibhede 'pi p¢kena bhinn¢À p¢k¢dayaÀ kriy¢À || 443 || 1143
Eine Handlung derselben Gattung wird aufgrund der Identität nicht verglichen.
Auch bei Unterschied der Gattung durch die Kochung sind die Handlungen 'Ko-
chen' usw. verschieden.

¢dh¢rabhed¢d bhinn¢y¢m upam¢nasya sa¾bhavaÀ |


adhyetavyena vipr¢½¢¾ tulyam adhyayana¾ vi¡¢m || 444 || 1144
Wenn [die Handlung] aufgrund des Trägers verschieden ist, wird ein
Vergleich möglich. Das Studium der Männer des dritten Standes ist gleich dem
Studium der br¢hma½a.
400 Wilhelm Rau

arth¢t prakara½¢d v¢pi yatr¢pek¼ya¾ prat¤yate |


s¢marthy¢d anapek¼asya tasya v¿ttiÀ prasajyate || 445 || 1145
Wo von der Bedeutung oder vom Gegenstand her der Betracht verstanden
wird, kann, wenn nur das nicht Berücksichtigte passt, ein mit ihm gebildeter
komplexer Ausdruck eintreten.

tailap¢kena tulye ca gh²tap¢ke vivak¼ite |


kriy¢vad api k¢ry¢½¢¾ dar¡an¢t pratyayo bhavet || 446 || 1146
Wenn ausgesagt werden soll, dass das Sieden in Butterschmalz dem Sieden in
Sesamöl gleich sei, kann das Suffix (-vat) eintreten, weil man die grammatischen
Operationen wie eine Handlung betrachtet.

atiËgraha½am eva¾ tu sam¢sasya nivartakam |


gamana¾ k¢rakasyeti ½vuly anyasmin na sa¾bhavet || 447 || 1147
Die Verwendung des Ausdrucks 'atiË' (in 2,2,19 upapadam atiË) dient dazu,
ein Nominalkompositum aus 'gamana¾ k¢rakasya' zu verbieten. Bei dem ande-
ren [Suffix] ½vul (= -aka) tritt ein Nominalkompositum nicht ein.

sarvasya parih¢r¢rtha¾ samud¢yatvam ¢¡ritam |


¡uddh¢y¢À sa¾bhav¢n na sy¢t kriy¢y¢ br¢hma½¢di¼u || 448 || 1148
Um alles [d.h. jeden möglichen Einwand] zu widerlegen, nimmt man eine
Summe von Eigenschaften [als Definition eines Wortes] an. Aufgrund der
Möglichkeit einer reinen Handlung könnte [das Suffix -vat] nicht an Wörter wie
br¢hma½a usw. treten.

upam¢navivak¼¢y¢¾ svadharma¡ ca nivartate |


kriy¢y¢ na ¡rut¢d yasm¢d upam¢na¾ sam¢pyate || 449 || 1149
Wenn das Ding, mit dem verglichen wird, ausgedrückt werden soll, schwindet
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 401

die Eigenart der Handlung. Denn allein dadurch, dass man sie hört, wird kein
Vergleich vollendet.

t²t¤yo 'py ¢¡rito bhedo dharmaÀ s¢dh¢ra½o dvayoÀ |


vy¢p¢rav¢n na k²tsnasya s¢mya¾ k²tsnena vidyate || 450 || 1150
Noch ein drittes Element wird angesetzt: eine den beiden [d.h. dem Ding, mit
dem verglichen wird, und dem Ding, was verglichen werden soll], gemeinsame
aktive Eigenschaft. Es gibt keine gänzliche Identität eines Vollständigen mit ei-
nem Vollständigen.

dravye v¢pi kriy¢y¢¾ v¢ nimitt¢t tat prakalpate |


kriy¢½¢¾ vidyam¢natv¢d v²ttir na sy¢d gav¢di¼u || 451 || 1151
An einer Substanz oder an einer Handlung ergibt sich das Ähnliche aus einem
Anlass [d.h. aus einer gemeinsamen Eigenschaft]. Weil [reine] Handlungen be-
kannt sind, gibt es bei Rindern usw. keinen komplexen Ausdruck [mit -vat].

abh¢v¢t keval¢y¢s tu tadv¢n arthaÀ prat¤yate |


pradh¢n¢sa¾bhave yukt¢ lak¼a½¢rth¢ kriy¢¡rutiÀ || 452 || 1152
Weil es aber keine reine [Handlung] gibt, versteht man die Bedeutung dessen,
was diese [reine Handlung] besitzt. Wenn die Hauptbedeutung nicht möglich ist,
gilt das Wort 'Handlung' als verbunden [und] andeutenden Sinn besitzend.

kriy¢ntare¼u s¢pek¼¢À kriy¢¡abd¢À kriy¢ntare |


upak¢r¢ya g²hyante yathaiva br¢hma½¢dayaÀ || 453 || 1153
Wörter für Handlungen, die bei anderen Handlungen einer Ergänzung bedür-
fen, werden bei einer anderen Handlung als Hilfsmittel verwendet wie eben die
Wörter br¢hma½a usw.
402 Wilhelm Rau

yath¢ prakar¼aÀ sarvatra nimitt¢ntarahetukaÀ |


dravyavad gu½a¡abde 'pi sa nimittam apek¼ate || 454 || 1154
Wie ein besonderer Grad überall seinen Grund in einem anderen Umstand hat,
erfordert er wie bei einer Substanz auch bei einem Adjektivum einen Anlass.

yo ya ucc¢ryate ¡abdaÀ sa svar¦panibandhanaÀ |


yath¢ tathopam¢ne¼u vyapek¼¢ na nivartate || 455 || 1155
Wie jedes Wort, das ausgesprochen wird, an seiner Form hängt, so fehlt bei
Vergleichen die erforderte Voraussetzung nie.

kriy¢v²ttes t²t¤y¢ntasyaiva¾ c¢sa¾bhave sati |


prasiddhany¢yakara½o bh¢¼ye yujir ud¢h²taÀ || 456 || 1156
Und da es so nicht möglich ist, dass ein Wort mit Instrumentalendung eine
[reine] Verbalhandlung bezeichnet, wird die Wurzel yuj im Bh¢¼ya verwendet,
weil ihre Bedeutung 'Angemessenheit' allbekannt ist (5,1,115 [363,11]: idam
ayukta¾ vartate).

antarbh¦te tu kara½e prayogo na punar bhavet |


ny¢yen¢yuktam ity atra j¤vatau pr¢½akarmavat || 457 || 1157
Wenn aber das Instrument im Verbum enthalten ist, wird es nicht noch einmal
verwendet in ny¢yen¢yuktam 'nach Angemessenheit unpassend' wie hier bei der
Wurzel j¤v die Handlung des Atmens.

¡¢str¢bhy¢s¢c ca bhedo 'yam ayuktam iti var½yate |


a¡obhanam asa¾baddham iti r¦Îhir vyavasthit¢ || 458 || 1158
Aufgrund der Wiederholung im Lehrbuch wird hier dieser Unterschied 'ayuk-
tam' erwähnt. Der natürliche Gebrauch bedeutet 'nicht richtig', 'nicht [in den
Zusammenhang] passend'.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 403

vivibhaktiÀ prak²tyartha¾ praty up¢dhiÀ katha¾ bhavet |


vibhaktipari½¢me ca prakalpya¾ vi¼ay¢ntaram || 459 || 1159
Wie könnte die Stellvertretung hinsichtlich der Bedeutung des Wortstamms
eine andere Kasusendung haben? Und bei Änderung der Kasusendung müsste
man einen anderen Bedeutungsbereich annehmen.

vibhaktyantarayogo hi yasya tad vi¼ay¢ntare |


vibhaktyantarasa¾bandhaÀ s¢marthy¢d anum¤yate || 460 || 1160
Ein [Wort], das in einem anderen Bedeutungsbereich mit einer anderen Kasus-
endung verbunden wird, dessen Verbindung mit einer anderen Kasusendung
wird aus der Stimmigkeit erschlossen.

s¢r¦py¢t tu tad evedam iti tatropacaryate |


¡abd¢ntara¾ vibhakty¢ tu yukta¾ ¡¢stre tad a¡rutam || 461 || 1161
Aber aufgrund der Ähnlichkeit heisst es da in übertragenem Sinne 'dies ist ge-
nau das'. Ein anderes Wort hingegen, mit einer [anderen] Kasusendung verbun-
den, - das hört man im S¦tra-Text nicht.

prak²ti¡ cet t²t¤y¢nt¢ tenety asm¢t prat¤yate |


kriyeti pratham¢nt¢ s¢ katha¾ bhavitum arhati || 462 || 1162
Wenn man aufgrund des Wortlauts 'tena' erkennt, dass der Stamm die Instru-
mentalendung hat, wie kann da das Wort kriy¢ die Nominativendung haben?

kriyayeti t²t¤y¢ ca prayoge kasya kalpyat¢m |


tenety asya hi sa¾bandhaÀ s¦trasthena na vidyate || 463 || 1163
Und bei Anwendung welchen Mittels soll die Instrumentalendung kriyay¢ be-
wirkt werden? Es hat ja keine Verbindung mit dem im S¦tra vorkommenden
Worte 'tena'.
404 Wilhelm Rau

sopask¢re¼u s¦tre¼u v¢kya¡e¼aÀ samarthyate |


tena yat tat t²t¤y¢nta¾ kriy¢ cet seti gamyate || 464 || 1164
Wenn die S¦tras Ergänzungen brauchen, wird der Rest des [erklärenden] Sat-
zes abgestimmt. Es ergibt sich also: 'Wenn dadurch das, was die Instrumentalen-
dung hat, die Handlung bezeichnet wird ...'

up¢dheÀ kasya cid v¢kye prayoga upalabhyate |


prat¤yam¢nadharm¢nyo na kad¢ cit prayujyate || 465 || 1165
Machmal findet sich die Angabe irgendeiner Bedingung im [erklärenden] Sat-
ze; eine andere fehlt u.U. immer, weil sie selbstverständlich ist.

n¤lam utpalam ity atra na vi¡e¼ye na bhedake |


ka¡ cit taddharmavacano v¢kye ¡abdaÀ prayujyate || 466 || 1166
In der Wendung 'n¤lam utpalam' (blaue Nymphaea) wird weder bei dem, was
unterschieden werden soll, noch bei dem, was unterscheidet, ein die Eigenschaft
bezeichnendes Wort gebraucht.

atyant¢nugam¢t tatra na s¦tre na ca vigrahe |


vibhaktipari½¢mena ki¾ cid asti prayojanam || 467 || 1167
Aufgrund völligen Verständnisses bedarf es dort weder im S¦tra noch auch in
der Darlegung einer Abwandlung der Kasusendung.

t²t¤y¢nta¾ kriyety etad vigrahe na prayujyate |


yath¢ da½ÎaÀ prahara½a¾ kr¤Î¢y¢m iti d²¡yate || 468 || 1168
Das Wort 'kriy¢' mit Instrumentalendung wird in der Darlegung nicht verwen-
det, wie man es sieht in da½ÎaÀ prahara½a¾ kr¤Î¢y¢m (4,2,57: tad asy¢¾
prahara½am iti kr¤Î¢y¢¾ ½aÀ).
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 405

ghavidhau yac ca sa¾jñ¢y¢m iti s¦tra ud¢h²tam |


up¢d¢na¾ prayoge¼u tasy¢tyanta¾ na vidyate || 469 || 1169
Und bei der gha-Regel heisst es im S¦tra [pu¾si] sa¾jñ¢y¢¾ [ghaÀ pr¢ye½a]
= 3,3,18. Seine Verwendung kommt im praktischen Sprachgebrauch überhaupt
nicht vor.

yair aprayuktaiÀ sa¾sk¢raÀ pradh¢ne¼u prat¤yate |


te bhede 'pi vibhakt¤n¢¾ nirdi¡yanta up¢dhayaÀ || 470 || 1170
Wörter, durch welche, selbst wenn sie nicht verwendet werden, sich an den
Hauptsachen eine Verfeinerung ergibt, die gelten auch bei abweichender Kasus-
endung als Bedingungen.

samud¢ye¼u vartante bh¢v¢n¢¾ sahac¢ri½¢m |


¡abd¢s tat tv avivak¼¢y¢¾ samuccayavikalpayoÀ || 471 || 1171
Wörter bezeichnen Summen von zusammengehörigen Eigenschaften; das aber
[nur], wenn weder ein 'Sowohl-als-auch' noch ein 'Entweder-oder' ausgedrückt
werden sollen.

samuccayas tu kriyate ye¼u pratyarthav²tti¼u |


bhed¢dhi¼¿h¢nay¢ yogas te¼¢¾ bhavati sa¾khyay¢ || 472 || 1172
Bei Einzeldinge bezeichnenden Wörtern aber, deren Zusammenfassung ge-
macht wird, geschieht die Vereinigung mit einer auf dem Unterschiede beruhen-
den Anzahl.

sarvair vi¡i¼¿¢s tair arthair janyante sahac¢ribhiÀ |


buddhayaÀ pratipatt³½¢¾ ¡abd¢rth¢¾s t¢n ato viduÀ || 473 || 1173
Durch alle diese miteinander verbundenen Bedeutungen entstehen besondere
Erkenntnisse der Hörer. Daher nennen sie diese 'Wortbedeutungen'.
406 Wilhelm Rau

sa¾s²¼¿¢À pratyaye¼v arth¢À sarva evopak¢ri½aÀ |


te¼¢¾ pratyayar¦pe½a sarve¼¢¾ ¡abdav¢cyat¢ || 474 || 1174
In den Erkenntnissen fliessen alle hilfreichen Bedeutungen zusammen. Durch
die Form der Erkenntnisse entsteht für diese alle die Möglichkeit des Ausdrucks
durch Wörter.

keval¢n¢¾ tu bh¢v¢n¢¾ na r¦pam avadh¢ryate |


anir¦pitar¦pe¼u te¼u ¡abdo na vartate || 475 || 1175
Aber die Form reiner Objekte wird nicht erfasst. Es gibt kein Wort für solche
[Dinge], deren Form nicht wahrgenommen wurde.

p¦rva¡abdaprayog¢c ca sam¦h¢n na nivartate |


vartate 'vayave n¢pi nop¢tta¾ tyajate kva cit || 476 || 1176
Und durch die Verwendung des Wortes p¦rva hört [das Wort 'Pañc¢l¢À']
nicht auf, die Gesamheit zu bezeichnen; noch auch steht es im Sinne eines Teil.
Die ursprüngliche [Bedeutung eines Wortes] geht nie verloren.

samud¢y¢bhidh¢y¤ ca yadi bheda¾ vi¡e¼ayet |


tatr¢tulyavibhaktitva¾ p¦rvak¢y¢divad bhavet || 477 || 1177
Und wenn [das Wort 'Pañc¢l¢À'], die Gesamtheit bezeichnend, einen Teil da-
von näher bestimmte, dann müsste eine andere Kasusendung stehen, wie bei
p¦rvak¢ya [= p¦rva¾ k¢yasya].

sam¦he ca prade¡e ca pañc¢l¢ iti d²¡yate |


tath¢ vi¡e¼a½a¾ sarva ity etad upapadyate || 478 || 1178
Man begegnet dem Worte Pañc¢l¢À sowohl in der Bedeutung 'Gesamtheit' als
auch in der Bedeutung 'Teil'-[Menge]. Auf diese Weise wird eine nähere
Bestimmung 'alle' möglich.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 407

tath¢rdhapippal¤ty atra j¢tyantaraniv²ttaye |


ardha¾ ca pippal¤ ceti kha½Îe ¡abdaÀ prat¤yate || 479 || 1179
So wird in dem Ausdruck ardhapippal¤ das Wort in der Bedeutung eines Teils
verstanden 'eine Hälfte' und 'eine Pfefferschote' [Piper longum Linn.], um ande-
re Gattungen auszuschliessen.

pañc¢l¢n¢¾ prade¡o 'pi bhinno janapad¢ntar¢t |


tatr¢nyasya niv²ttyarthe ¡abde bhedo na gamyate || 480 || 1180
Auch ein Teilbereich des Pañc¢la-Gebiets ist verschieden von einem anderen
Lande. Wenn da das Wort dazu dient, ein anderes Land auszuschliessen, besteht
kein Unterschied [zwischen dem Ganzen und einem Teil des Ganzen].

prasiddh¢s tu vi¡e¼e½a samud¢ye vyavasthit¢À |


prade¡e dar¡ana¾ te¼¢m arthaprakara½¢dibhiÀ || 481 || 1181
Aber sie sind besonders bekannt als im Sinne der Gesamtheit gebraucht. Auf-
grund einer [besonderen] Absicht, eines [besonderen] Zusammenhangs usw. fin-
det man sie auch in der Bedeutung eines Teils.

yad upavyañjana¾ j¢teÀ sahac¢ri ca karmasu |


tatra v¢ r¦Îhasa¾bandha¾ yat pr¢ye½opalak¼itam || 482 || 1182

samud¢yaÀ prade¡o vety eva¾ tasminn an¢¡rite |


arth¢tmany avi¡e¼e½a vartante br¢hma½¢dayaÀ || 483 || 1183
Die Wörter br¢hma½a usw. bezeichnen ohne Unterschied den reinen Begriff
(arth¢tman), ob nun die Gesamtheit oder ein Teil mit ihm gemeint sei, - was die
Gattung anzeigt und was mit [heiligen] Handlungen einhergeht, oder was damit
einen natürlichen Zusammenhang besitzend meistenteils beobachtet wird.
408 Wilhelm Rau

ya¡ ca tulya¡rutir d²¼¿aÀ samud¢ye vyavasthitaÀ |


tenopacaritaikatva¾ prade¡e 'py upalabhyate || 484 || 1184
Und [ein Wort] gleicher Lautgestalt, das man im Sinne der Gesamtheit findet,
wird auch in der Bedeutung des Teils angetroffen, weil die Identität mit diesem
unterstellt wird.
(lies in c: <taikatv¢t !).

sa¾sk¢r¢d upagh¢t¢d v¢ v²tto 'ktaparim¢½ake |


tail¢dau j¢ti¡abdo 'tra s¢marthy¢d avas¤yate || 485 || 1185
Bei Öl usw. wird hier ein Gattungswort aufgrund seiner Beschaffenheit wegen
Verfeinerung oder Verderbnis im Sinne von Fett bestimmter Menge verstanden.

na j¢tigu½a¡abde¼u m¦rtibhedo vivak¼itaÀ |


te j¢tigu½asa¾bandhabhedam¢tranibandhan¢À || 486 || 1186
Bei Wörtern für Gattungen und Eigenschaften soll kein Unterschied in der Ge-
stalt ausgesagt werden. Sie sind allein bestimmt durch den Unterschied in Ver-
bindung mit Gattung und Eigenschaft.

k²¼½¢divyapade¡a¡ ca sarv¢vayavav²ttibhiÀ |
gu½ais te 'py ekade¡asth¢À pa¿¢din¢¾ vi¡e¼ak¢À || 487 || 1187
Und die Bezeichnung 'schwarz' usw. geschieht durch in allen Teilen
vorhandene Eigenschaften. Selbst wenn diese nur an einer Stelle vorhanden sind,
dienen sie zur Unterscheidung von Tuchen.

pa¿¢vayavav²tt¢s tu yad¢ tatra pa¿¢dayaÀ |


tad¢ tail¢divat te¼¢¾ j¢ti¡abdatvam ucyate || 488 || 1188
Wenn da Tuche usw. Teile von Tuchen bezeichnen, dann, heisst es, sind sie
Wörter für Gattungen wie Öle usw.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 409

niv²ttyarth¢ ¡rutir ye¼¢¾ bhedas te¼v anapek¼itaÀ |


prade¡e samud¢ye v¢ gu½o 'nye¼¢¾ nivartakaÀ || 489 || 1189
Wörter, deren Gebrauch nur dazu dient andere auszuschliessen, - bei denen
wird der Unterschied [Gesamtheit / Teil] nicht berücksichtigt. Beim Teil oder bei
der Gesamtheit schliesst eine Eigenschaft die anderen aus.

br¢hma½¢dhyayane tatra vartate br¢hma½a¡rutiÀ |


s¢d²¡ya¾ tatra d²¼¿a¾ hi k¼atriy¢dhyayan¢dibhiÀ || 490 || 1190
Das Wort br¢hma½a steht dort im Sinne von 'br¢hma½a-Studium'. Man be-
merkt ja dabei eine Ähnlichkeit mit 'k¼atriya-Studium'.

br¢hma½¢dhyayane v²ttir yadi sy¢d br¢hma½a¡ruteÀ |


vaktavya¾ kena dharme½a tulyatva¾ kriyayor iti || 491 || 1191
Wenn das Wort 'br¢hma½a' nur im Sinne von br¢hma½a-Studium gebraucht
würde, dann müsste man sagen, aufgrund welcher Eigenschaft die beiden Hand-
lungen sich gleichen.

adhyetari yad¢ v²ttir ucyate br¢hma½a¡ruteÀ |


nimittatva¾ tadopaiti kriyaiv¢dhyetari sthit¢ || 492 || 1192
Wird gesagt, der Gebrauch des Wortes br¢hma½a bezieht sich auf den Lernen-
den, dann wird eben eine Handlung, die sich am Lernenden findet, zum Anlass
[für den Vergleich].

si¾ha¡abdena sa¾bandhe ¡auryam¢tr¢bhidh¢yin¢ |


caitr¢t ¼a¼¿h¤ prasajyeta yoge ¡aury¢dibhir yath¢ || 493 || 1193
In Verbindung mit dem Worte si¾ha, wenn es nur 'Mut' bedeutet, würde sich
nach caitra die Genitiv-Endung einstellen, wie bei der Verbindung mit Wörtern
wie ¡aurya usw.
410 Wilhelm Rau

br¢hma½¢yeva d¢tavya¾ vai¡y¢yety evam¢di¼u |


sa¾prad¢n¢diyoga¡ ca kriy¢m¢tre na kalpate || 494 || 1194
Und in Sätzen 'Wie einem br¢hma½a soll man einem Manne des dritten Stan-
des Geschenke machen' usw. ergibt sich die Verbindung [des Wortes br¢hma½a]
mit einem Empfänger [d.h. z.B. ein Dativ-Verhältnis] bei [Annahme] einer blos-
sen Handlung nicht.

kriy¢m¢tr¢bhidh¢yitv¢d avyaye¼u vater na ca |


p¢¿haÀ kad¢ cit kartavyas tulyau pak¼¢v ubhau yataÀ || 495 || 1195
Und wenn sie nur Handlungen bezeichneten, dürften die Wörter mit dem Suf-
fixe -vat nie unter den Indeklinablen aufgezählt werden, weil beide Seiten gleich
[stark] sind.

jah¢ti j¢ti¾ dravaya¾ v¢ tasm¢n n¢vayave sthitaÀ |


kriy¢y¢s tu ¡rutir yasm¢t tadvaty arthe 'vati¼¿hate || 496 || 1196
Daher verliert [ein Wort], das einen Teil bezeichnet, Gattung oder Substanz
nicht. Aber weil das Wort kriy¢ [tatsächlich] gehört wird, steht es im Sinne des-
sen, der Handlung besitzt.

akriy¢½¢¾ niv²ttyarth¢ yata¡ c¢tra kriy¢¡rutiÀ |


kriyopalak¼ite tasm¢t kriy¢¡abdaÀ prat¤yate || 497 || 1197
Und weil hier das Wort kriy¢ den Zweck hat, Nicht-Handlungen auszuschlies-
sen, daher wird das Wort 'Handlung' verstanden im Sinne von dem, was durch
Handlung gekennzeichnet ist.

hotavy¢di¼u yasm¢c ca kriy¢ny¢ br¢hma½¢divat |


apek¼a½¤y¢ ¡uddhe 'rthe tasm¢d v²ttir na kasya cit || 498 || 1198
Und weil bei den Wörtern 'Opferdienst' usw. eine andere Handlung zu
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 411

berücksichtigen ist wie bei br¢hma½a usw., daher bezeichnet kein Wort die reine
Handlung.

sarva¾ v¢py ekade¡o v¢ yasminn ¢¡r¤yate kva cit |


vi¡e¼av²tti¾ ta¾ sarvam ¢hur bhede vyavasthitam || 499 || 1199
Ob nun irgendwo in einem [Worte] das Ganze oder nur ein Teil zum Ausdruck
kommt, man nimmt es stets als die Bezeichnung für ein Besonderes, das auf ei-
nem Unterschied beruht.

samuccayo vikalpo v¢ prak¢r¢À sarva eva v¢ |


vi¡e¼¢ iti var½yante s¢m¢nya¾ v¢vikalpitam || 500 || 1200
Summe oder Alternative oder alle Teile zusammen werden als Besonderheiten
geschildert oder als ein undifferenziertes Gemeinsames.

na hi br¢hma½a ity atra bhedaÀ ka¡ cid ap¢¡ritaÀ |


ap¢k²to v¢ ten¢ya¾ samud¢ye vyavasthitaÀ || 501 || 1201
Mit dem Worte br¢hma½a ist ja hier kein Teil gemeint oder durch es keiner
ausgeschlossen. Es bezeichnet die Gesamtheit.

kriy¢ tv ¢¡r¤yate yasmin sa bhedo 'dhyavas¤yate |


tath¢nyath¢ sarvath¢ cety aprayoge na vidyate || 502 || 1202
Wobei aber eine Handlung angenommen wird, da wird ein Teil für gewiss er-
kannt. 'Auf diese Weise', 'auf andere Weise', 'auf jede Weise' gäbe es nicht,
wenn [andere Wörter] nicht verwendet würden.

upam¢ne kriy¢v²ttim upameye kriy¢¡rutiÀ |


praty¢yayant¤ bhedasya karot¤va pad¢rthat¢m || 503 || 1203
Das Wort 'Handlung' beim Ding, das verglichen werden soll, lässt eine Hand-
412 Wilhelm Rau

lung verstehen beim Ding, mit dem verglichen wird, und macht gewissermassen
den Teil zu einem Ding.

vy¢p¢re½aiva s¢d²¡ye vy¢p¢rasya vivak¼ite |


kriy¢vadvacan¢c chabd¢t pratyayaÀ pratip¢dyate || 504 || 1204
Wenn die Ähnlichkeit einer Tätigkeit mit einer [anderen] Tätigkeit
ausgedrückt werden soll, wird das Suffix [-vat] nach einem Worte angefügt, das
den bezeichnet, der eine Handlung ausführt.

kriy¢vato 'pi s¢d²¡ye vaktum i¼¿e kriy¢vat¢ |


adhyet¢ br¢hma½a iva pratyayo na nivartate || 505 || 1205
Wenn aber die Ähnlichkeit eines, der die Handlung ausführt, mit einem [ande-
ren], der die[selbe] Handlung ausführt, mitgeteilt werden soll, wie in dem Satze
adhyet¢ br¢hma½a iva, schwindet das Suffix [-vat] nicht.

adh¤te tulya ity eva¾ pu¸lliËgena vi¡e¼a½am |


kriy¢vati kriy¢y¢¾ tu tulya¡abde napu¾sakam || 506 || 1206
[In dem Satze:] adh¤te tulyaÀ ist so bei dem, der die Handlung ausführt, das
Adjektivum mit dem Maskulinum [verbunden]. Beim Worte tulya in Verbindung
mit der Handlung aber [steht] das Neutrum.

prak²tyarthe vi¡i¼¿e 'pi pratyay¢rth¢vi¡e¼a½¢t |


putre½a tulyaÀ kapila iti v²ttiÀ prasajyate || 507 || 1207
Auch wenn die Bedeutung des Stammes [durch das Wort kriy¢] näher be-
stimmt wird, würde der komplexe Ausdruck möglich [wie bei:] putre½a tulyaÀ
kapilaÀ, weil kein Unterschied zur Bedeutung des Suffixes wäre.

y¢À putre r¦Îhasa¾bandh¢À kriy¢ loke vivak¼it¢À |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 413

t¢bhiÀ kriy¢vataÀ putr¢d gu½atulye vatir bhavet || 508 || 1208


Handlungen, die in der Welt als am Sohne natürlich vorhanden bezeichnet
werden sollen, - nach dem Worte 'ein [entsprechend] handelnder Sohn' käme
[das Suffix] -vat in der Bedeutung 'Gleichheit der Vorzüge mit diesen'.

antarbh¦ta¾ nimitta¾ ca r¦Îhi¡abde¼u yady api |


kriy¢s tu sahac¢ri½yo r¦Îh¢À santi pad¢rthavat || 509 || 1209
Wenn auch in Wörtern ohne Etymologie ein innerer Anlass [für ihre äussere
Gestalt vorliegt], so sind doch die sie begleitenden Handlungen natürlich wie die
Wortbedeutung.

krama¾ tu yadi b¢dhitv¢ pratyay¢rthavi¡e¼a½am |


pradh¢n¢nugrah¢t s¢my¢d vibhakte¡ c¢vati¼¿hate || 510 || 1210
Wenn aber unter Verletzung der Reihenfolge [das Wort kriy¢] die Bedeutung
des Suffixes näher bestimmt, weil es zur Hauptsache beiträgt, und aufgrund der
Gleichheit der Kasusendung dasteht ...

prak²ter avi¡i¼¿atv¢t kriy¢tulye prasajyate |


putr¢dau gu½a¡abdebhyaÀ p¦rvoktasya viparyaye || 511 || 1211
Weil der Stamm nicht gekennzeichnet ist, stellt sich bei Gleichheit der Hand-
lung am Worte 'Sohn' usw. [das Suffix -vat] nach Eigenschaftswörtern ein, in
Vertauschung mit dem zuerst Genannten.

sth¦lena tulyo y¢t¤ti bahiraËg¢ kriy¢¡rutiÀ |


animitta¾ vates tulya¾ y¢t¤ty atre¼yate vatiÀ || 512 || 1212
In dem Satze sth¦lena tulyo y¢ti (Er geht wie ein Fetter) ist die Erwähnung der
Handlung äusserlich [und also] nicht Veranlassung [für das Suffix] -vat. [Aber]
-vat ist erwünscht bei tulya¾ y¢ti.
414 Wilhelm Rau

dvaya¾ vi¡e¼yate tena yad ekatra vi¡e¼a½am |


tulya¡abdo hi ta¾ dharmam ubhayastham apek¼ate || 513 || 1213
Zwei Dinge werden gekennzeichnet durch das, was nur auf einer Seite Kenn-
zeichen ist. Das Wort tulya berücksichtigt ja die auf beiden Seiten befindliche
Eigenschaft.

ekaÀ sam¢no dharma¡ ced upam¢nopameyayoÀ |


tulay¢ sa¾mita¾ tulyam iti tatropapadyate || 514 || 1214
Nur wenn eine Eigenschaft dem Ding, mit dem verglichen wird, und dem
Ding, das verglichen werden soll, gemeinsam ist, dann stimmt da [der Satz:]
'Gleich ist das durch [d.h. auf der] Waage Gleichgewichtige'.

s¦tre ¡ruta¡ ca dvi¼¿ho 's¢v abhedena prat¤yate |


na ca s¢m¢nya¡abdatv¢d a¡rut¢ gamyate kriy¢ || 515 || 1215
Und jene im S¦tra genannte, an zwei Stellen befindliche [Eigenschaft] wird als
identisch erkannt. Und eine nicht erwähnte Handlung wird nicht verstanden, weil
[putra] ein allgemeines Wort ist.

a¡rut¢¡ ca prat¤yante nide¡asth¢yit¢dayaÀ |


ye dharm¢ niyat¢s te¼¢¾ putr¢di¼u na vidyate || 516 || 1216
Und die unfehlbaren Eigenschaften wie Gehorsam usw., welche unerwähnt
verstanden werden, deren [ausdrückliche Erwähnung] gibt es bei den Wörtern
'Sohn' usw. nicht.

an¢¡ritakriyas tasm¢n na tulyo 'sti kriy¢vat¢ |


kriy¢y¢À ¡rava½e s¢pi kriy¢vatt¢ prat¤yate || 517 || 1217
Daher ist einer, der keine Handlung ausführt, dem, der eine Handlung
ausführt, nicht gleich. Und eben diese Handlungsausführung wird beim Hören
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 415

von der Handlung erkannt.

dvayoÀ pratividh¢n¢c ca jy¢yastvam abhidh¤yate |


nity¢sattv¢bhidh¢yitv¢t pratyay¢rthavi¡e¼a½e || 518 || 1218
Und aufgrund der Vorbeugung gegenüber den beiden [Einwänden] wird das
grössere Gewicht auf die nähere Bestimmung der Bedeutung des Suffixes gelegt,
weil dies stets Nicht-Substantielles bezeichnet.

asattvabh¦to vy¢p¢raÀ kevalaÀ pratyaye yataÀ |


vidyate lak¼a½¢rthatva¾ n¢sti tena kriy¢¡ruteÀ || 519 || 1219
Weil im Suffixe die reine, nicht-substantielle Tätigkeit [steckt], deswegen ist
es nicht nötig, dem Worte 'Handlung' einen übertragenen Sinn zuzuschreiben.

kriy¢vatas tu graha½¢t prak²tyarthavi¡e¼a½e |


kriy¢m¢tre½a tulyatve siddh¢sattv¢bhidh¢yit¢ || 520 || 1220
Aber weil wer eine Handlung ausübt, genommen wird, um die Bedeutung des
Stammes näher zu bestimmen, ist bei Ähnlichkeit allein mit der Handlung, die
Tatsache, dass von Nicht-Substantiellem die Rede geht, erwiesen.

yad¢ kriy¢nimitta¾ tu s¢d²¡ya¾ sy¢t kriy¢vatoÀ |


kriy¢vato 'bhidheyatv¢t tad¢ dravy¢bhidh¢yit¢ || 521 || 1221
Wenn aber die Ähnlichkeit zweier, die eine Handlung ausüben, ihren Grund in
der Handlung hat, dann bezeichnet [das Wort], weil es den nennt, der die Hand-
lung ausübt, etwas Substanzielles.

avyaye¼u vateÀ p¢¿haÀ k¢ryas tatra svar¢divat |


br¢hma½ena samo 'dhyetety atra ca pratyayo bhavet || 522 || 1222
[Ein Wort auf] -vat muss dort wie die Wörter svar usw. unter den Indeklin-
416 Wilhelm Rau

ablen rezitiert werden, und das Suffix erschiene in dem Satze br¢hma½ena samo
'dhyet¢.

s¢m¢n¢dhikara½ya¾ ca vatyarthen¢padi¡yate |
tulyam ity anyath¢ kalpyo v¢kya¡e¼o '¡ruto bhavet || 523 || 1223
Und es wird [im Bh¢¼ya] grammatische Übereinstimmung von tulyam ange-
zeigt mit dem, was die Bedeutung von -vat hat. Anderenfalls müsste der Rest des
Satzes als nicht ausgesprochen ergänzt werden.

kriy¢vato¡ ca s¢d²¡ye pratyay¢rthavi¡e¼a½e |


adhyetr¢ sad²¡o 'dhyetety atra n¢sti vater vidhiÀ || 524 || 1224
Und wenn die Ähnlichkeit zweier, die Handlung ausüben, die Bedeutung des
Suffixes näher bestimmt, gibt es hier in dem Satze adhyetr¢ sad²¡o 'dhyet¢ keine
Regel, die -vat vorschreibt.

tuly¢rthair iti y¢ tasy¢s t²t¤y¢y¢ na bhidyate |


artho bhede 'pi sarv¢bhir itar¢bhir vibhaktibhiÀ || 525 || 1225
Die Bedeutung dieses Instrumentals [in 2,1,72:] tuly¢rthair [atulopam¢bhy¢¾
t²t¤y¢nyatarasy¢m] unterscheidet sich nicht von allen anderen Kasusendungen
trotz des Unterschieds [in der Kasusendung selbst].

bhojyate br¢hma½a iva tulya¾ bhukta¾ dvij¢tin¢ |


pa¡yati br¢hma½am iva tulya¾ vipre½a pa¡yati || 526 || 1226

br¢hma½eneva vijñ¢ta¾ tulya¾ jñ¢ta¾ dvij¢tin¢ |


d¤yat¢¾ br¢hma½¢yeva tulya¾ vipre½a d¤yat¢m || 527 || 1227

br¢hma½¢d iva vai¡y¢t tvam adh¤¼v¢dhyayana¾ bahu |


ity evam¢dibhir bhedas t²t¤y¢y¢ na ka¡ ca na || 528 || 1228
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 417

bhojyate br¢hma½a iva = tulya¾ bhukta¾ dvij¢tin¢;


pa¡yati br¢hma½am iva = tulya¾ vipre½a pa¡yati;
br¢hma½eneva vijñ¢tam = tulya¾ jñ¢ta¾ dvij¢tin¢;
d¤yat¢¾ br¢hma½¢yeva = tulya¾ vipre½a d¤yat¢m;
br¢hma½¢d iva vai¡y¢t tvam adh¤¼v¢dhyayana¾ bahu; -
es gibt keinen Unterschied des Instrumentals von diesen und anderen Kasus.

tulya¾ madhuray¢dh¤ye m¢tr¢ tulya¾ smar¢mi t¢m |


madhur¢y¢¡ ca m¢tu¡ ca katha¾ s¢d²¡yakalpan¢ || 529 || 1229
tulya¾ madhuray¢dh¤ye m¢tr¢ tulya¾ smar¢mi t¢m -
Wie verfällt man da auf eine Ähnlichkeit vom Madhur¢ und m¢t²?

madhur¢vi¼ayaÀ p¢¿haÀ smara½a¾ m¢t²karmakam |


madhur¢m¢t²¡abd¢bhy¢m abheden¢bhidh¤yate || 530 || 1230
Das Studium in Madhur¢ und die Erinnerung, welche die Mutter zum Gegen-
stand hat, werden unterschiedslos durch die beiden Wörter Madhur¢ und Mutter
ausgedrückt.

u¼¿r¢vayavatulye¼u mukhe¼¦¼¿ra¡rutir yath¢ |


vartate g²hatulye ca pr¢s¢de madhur¢¡rutiÀ || 531 || 1231

yath¢dhyayanayoÀ s¢myam adhyetror apadi¡yate |


tath¢ kriy¢gatair dharmair ucyante s¢dhan¢¡ray¢À || 532 || 1232
Wie das Wort Kamel (u¼¿ra) Gesichter bezeichnet, die Teilen von Kamelen
gleichen, und das Wort Madhur¢ einen Palast bezeichnet, der einem Haus [in P¢-
taliputra] gleicht, wie die Ähnlichkeit der beiden Studien als die der beiden Ler-
nenden geschildert wird, so werden durch die in den Handlungen liegenden Ei-
genschaften die Träger der Werkzeuge ausgedrückt.
418 Wilhelm Rau

iv¢rthe yac ca vacana¾ p¦rvas¦tre ca yo vidhiÀ |


kriy¢¡abda¡rutau bhedo na ka¡ cid vidyate tayoÀ || 533 || 1233
Und zwischen dem Worte im Sinne von 'wie' (iva) und der Regel im
vorausgehenden S¦tra (5,1,115) gibt es bei einem Worte für eine Handlung kei-
nerlei Unterschied.

yady apy up¢dhir anyatra niyato na prayujyate |


r¦p¢bhed¢t tv anirjñ¢t¢ kriy¢tra ¡r¦yate punaÀ || 534 || 1234
Wenn auch an anderer Stelle [etwa 3,2,25; 4,2,24] keine fest umschriebene
Bedingung angegeben ist, wird hier die wegen der Identität der Form nicht
erkennbare Handlung noch einmal wiederholt.

yath¢ vyutparayaÀ pucchau kyaËante sudur¢dayaÀ |


saty api pratyay¢rthatve bhed¢bh¢v¢d ud¢h²t¢À || 535 || 1235
Wie vi-, ut- und pari- bei pucch- (3,1,20) oder wie su- und dus- bei einem Ver-
bum auf -kyaË [= Denominativ, 3,1,12] aufgezählt werden, obwohl die Bedeu-
tung des Suffixes feststeht, weil [das Suffix] dasselbe ist,

eva¾ ca sati p¦rve½a siddho 'tr¢pi vater vidhiÀ |


niyame v¢bhidh¢ne v¢ bhidyate na kriy¢¡rutiÀ || 536 || 1236
und dem so ist, gilt auch hier die Regel für -vat durch das vorhergehende S¦tra
als grammatisch richtig. Die Erwähnung der Handlung ändert sich weder bei ei-
ner Einschränkung noch bei [erneuter] Erwähnung.

ive dravy¢divi¼ayaÀ pratyayaÀ punar ucyate |


kriy¢½¢m eva s¢d²¡ye p¦rvas¦tre vidh¤yate || 537 || 1237
Das Suffix wird noch einmal erwähnt, wenn es im Sinne von iva steht, und
eine Substanz zum Gegenstand hat. Bei Ähnlichkeit allein der Handlung wird es
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 419

im vorausgehenden S¦tra vorgeschrieben.

madhur¢y¢m iva g²h¢ br¢hma½asyeva p¢½Îur¢À |


ity atra dravyagu½ayoÀ p¦rve½a na vatir bhavet || 538 || 1238
'Häuser wie in Madhur¢', - 'weiss-gelbe [Zähne] wie die eines br¢hma½a', - in
Sätzen wie diesen steht -vat bei Substanzen und Eigenschaften durch das voraus-
gehende S¦tra nicht.

¢rambhasy¢kriy¢rthatve n¢rtho yogena vidyate |


²te kriy¢y¢ graha½¢t p¦rvayogena sidhyati || 539 || 1239
Wofern die Regel (5,1,116) nicht gelten soll, wenn es um die Ähnlichkeit von
Handlungen geht, erfüllt die Vorschrift keinen Zweck. Bleibt das Wort kriy¢ [in
5,1,115] unerwähnt, ist die Sache durch das vorhergehende S¦tra [d.h. 5,1,115]
in Ordnung.

madhur¢vayave v²ttir vy¢khy¢t¢ madhur¢¡ruteÀ |


br¢hma½¢vayav¢n dant¢n vak¼yati br¢hma½a¡rutiÀ || 540 || 1240
Dass das Wort Madhur¢ in der Bedeutung 'Teil von Madhur¢' steht, wurde be-
reits erklärt. Das Wort br¢hma½a wird also für Zähne stehen, die Körperteile ei-
nes br¢hma½a sind.

na k¢ cid ivayoge tu b¢hy¢t sa¾bandhino vin¢ |


¼a¼¿h¤ vidh¤yate tatra p¦rve½a pratyayo bhavet || 541 || 1241
In Verbindung mit iva aber wird kein Genitiv vorgeschrieben, ohne dass ein
äusseres [Wort] dazu Beziehung hätte. Dort käme das Suffix [-vat] durch das
vorhergehende [S¦tra].

¢dhikya¾ tulya¡abdena sa¾bandha upaj¢yate |


420 Wilhelm Rau

¼a¼¿h¤t²t¤ye tatra stas tulya¡abdo hi v¢cakaÀ || 542 || 1242


In Verbindung mit dem Worte tulya entsteht ein Überschuss. Dort stehen der
Genitiv und der Instrumental, denn das Wort tulya macht eine eindeutige [nicht
nur umschriebene] Aussage.

iva¡abdaprayoge tu b¢hy¢t sa¾bandhino vin¢ |


n¢dhikyam upam¢ne 'sti dyotakaÀ sa prayujyate || 543 || 1243
Wird aber das Wort iva ohne ein äusseres in Beziehung stehendes Wort ver-
wendet, dann ist kein Überschuss beimDing, mit dem verglichen wird; es [d.h.
das Wort iva] wird umschreibend verwendet.

ive yo vyatireko 'tra sa pr¢s¢d¢dihetukaÀ |


tulye tadvi¼ay¢pek¼am ¢dhikyam upaj¢yate || 544 || 1244
Der Unterschied, welcher hier bei iva obwaltet, hat seinen Grund in den Paläs-
ten usw. Bei tulya entsteht ein Überschuss mit Rücksicht auf den eigenen Gel-
tungsbereich.

gavayena samo 'naÎv¢n iti v²ttis tath¢ bhavet |


na tv asti gaur ivety atra vyatireka iv¢¡rayaÀ || 545 || 1245
In dem Satze 'Der Zugochse gleicht einem Bos gaurus' kann so der komplexe
Ausdruck [mit -vat] stehen; nicht aber ist in der Fügung 'wie ein Rind' (gaur
iva) ein Unterschied, der sich auf iva stützt.

upameyena sa¾bandh¢t pr¢k pr¢s¢d¢dihetuke |


vyatireke vater bh¢vo na tuly¢rthatvahetuke || 546 || 1246
Vor der Verbindung mit dem Ding, mit dem verglichen wird, stellt sich -vat
ein bei einem Unterschied, der seinen Grund in den Palästen usw. hat, nicht bei
einem, der seinen Grund in der Bedeutung von tulya hat.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 421

iva¡abdena sa¾bandhe na t²t¤y¢ vidh¤yate |


prak²t¢¾ t¢m atas tyaktv¢ vibhaktyantaram ¢¡ritam || 547 || 1247
In Verbindung mit dem Worte iva wird der Instrumental nicht vorgeschrieben.
Daher wählt man nach Aufgabe der zunächst ins Auge gefassten eine andere Ka-
susendung.

saptamy api na tatr¢sti jñ¢pak¢rth¢ tu s¢ k²t¢ |


i¼¿¢ s¢ ¡e¼avi¼aye niyat¢su vibhakti¼u || 548 || 1248
Auch der Lokativ tritt dort nicht ein, aber zum Zwecke eines Hinweises wird
er erwähnt. Man wünscht ihn im Geltungsbereich des ¡e¼a, während die [ande-
ren] Kasusendungen eingeschränkt [d.h. genau fixiert] sind.

yadi tu vyatireke½a vi¼aye 'smin vibhaktayaÀ |


pravartera¾s t²t¤yaiva vyabhic¢ra¾ pradar¡ayet || 549 || 1249
Wenn aber in diesem Bereiche die Kasusendungen im Austausch [mit anderen
beliebig] erscheinen könnten, würde auch der Instrumental die Unregelmässig-
keit aufweisen.

vyabhic¢re tath¢ siddhe saptam¤graha½¢d vin¢ |


saptamy evocyate sarv¢ na santy any¢ vibhaktayaÀ || 550 || 1250
Weil ohne Verwendung des Lokativs so die Unregelmässigkeit erlaubt wäre,
wird nur der Lokativ genannt; alle anderen Kasus sind [damit] ausgeschlossen.

atyantam atra vi¼aye saptamy¢ jñ¢pak¢rthay¢ |


b¢dhit¢ vinivarteta ¼a¼¿h¤ s¢ g²hyate punaÀ || 551 || 1251
Durch den Lokativ, welcher einen Hinweis bezweckt, nachdrücklich abgewie-
sen, müsste der Genitiv in diesem Geltungsbereich entfallen. Er wird [aber] wie-
der aufgenommen.
422 Wilhelm Rau

p¦rv¢bhy¢m eva yog¢bhy¢¾ vigrah¢ntarakalpan¢t |


arh¢rthe 'pi vatiÀ siddhaÀ sa tv ekena nidar¡yate || 552 || 1252
Schon aufgrund der beiden vorausgehenden Regeln ist durch eine andere Aus-
legung -vat auch im Sinne von 'würdig' als richtig dargetan. Dies aber wird
durch ein [Beispiel] gezeigt.

tena tulyam iti pr¢pte kriyop¢dhiÀ prasidhyati |


r¢javad vartate r¢jety atra bhede vivak¼ite || 553 || 1253
Weil tena tulyam ['diesem gleich' 5,1,115] gilt, ist [-vat] mit einer Handlung
als Basis korrekt, in dem Satze 'Der König benimmt sich wie ein König', wenn
hier ein Unterschied ausgedrückt werden soll.

r¢jatvena prasiddh¢ ye p²thuprabh²tayo n²p¢À |


yudhi¼¿hir¢nt¢s te 'nye¼¢m upam¢na¾ mah¤k¼it¢m || 554 || 1254
Könige wie P²thu usw. bis auf Yudhi¼¿hira, die durch ihr Königtum berühmt
wurden, sind für andere Könige der Gegenstand, mit dem verglichen wird.

siddhyasiddhik²to bheda upam¢nopameyayoÀ |


sarvatraiva yato 'siddha¾ prasiddhenopam¤yate || 555 || 1255
Der Unterschied zwischen dem Ding, mit dem verglichen wird, und dem Ding,
das verglichen werden soll, ist verursacht durch Vollkommenheit und Unvoll-
kommenheit, weil ja überall das Unvollkommene mit dem Vollkommenen ver-
glichen wird.

r¢javad r¦pam asyeti r¢jany eva vivak¼ite |


akriy¢rthena yogena dvit¤yena bhavi¼yati || 556 || 1256
Wenn von einem Könige ausgesagt werden soll: 'seine Erscheinung ist wie die
eines Königs', wird dies durch die zweite Regel [5,1,116] geschehen, die keine
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 423

Handlung zum Gegenstand hat.

upam¢n¢vivak¼¢y¢¾ niyam¢rtho 'yam ucyate |


dharmo 'rhatikriy¢kart¢ tadartha¾ vacana¾ punaÀ || 557 || 1257
Wenn das Ding, mit dem verglichen wird, nicht erwähnt werden soll, wird hier
zum Zwecke der Einschränkung eine Eigenschaft als Agens für die Handlung
des Würdig-Seins genannt. Zu diesem Ende geschieht die Wiederholung [des
Suffixes].

k²tahastavad ity etat prasiddhe¼v eva d²¡yate |


r¢jatvena prasiddhe ca r¢jñi r¢javad ity api || 558 || 1258
Der Ausdruck k²tahastavat 'wie ein Geübter' (MBh¢r. 4,57,30d; 4,58,20d
u.ö.) wird nur bei wohlbekannten Personen verwendet, und auch das Wort
r¢javat nur bei einem durch sein Königtum wohlbekannten Manne.

ar¢jñi ye¼¢¾ dharm¢½¢¾ d²¼¿o 'tyantam asa¾bhavaÀ |


te r¢jani niyamyante tyajyante vyabhic¢ri½aÀ || 559 || 1259
Eigenschaften, welche an einem Nicht-König wahrzunehmen unmöglich ist,
die werden auf einen König eingeschränkt; abweichende werden bei Seite gelas-
sen.

arhate¡ ca kriy¢ kartr¤ y¢ tasy¢¾ vatir i¼yate |


r¢j¢nam arhati cchattram iti na tv evam¢di¼u || 560 || 1260
Und ist eine Handlung die Veranlassung für das Würdig-Sein, so wird bei ihr
-vat gewünscht; nicht aber in Sätzen wie 'Der Schirm steht einem König an'.

prayukt¢n¢¾ hi ¡abd¢n¢¾ ¡¢stre½¢nugamaÀ sat¢m |


chattr¢dyarthe tu vacane praty¢khy¢na¾ na sa¾bhavet || 561 || 1261
424 Wilhelm Rau

Durch das Lehrbuch geschieht ja die Erfassung [tatsächlich] verwendeter,


wirklicher Wörter. Wenn aber die Regel [auch] chattra usw. zum Gegenstand
hat, wäre ihre Zurückweisung nicht möglich.

tadarham iti n¢rabdha¾ s¦tra¾ vy¢kara½¢ntare |


sa¾bhavaty upam¢tr¢pi bhedasya parikalpan¢t || 562 || 1262
Das S¦tra tadarham [5,1,117] findet sich in einer anderen Grammatik nicht.
Es ist sogar hier ein Vergleich möglich durch Annahme eines Unterschieds.

ekasya k¢ryanirjñ¢n¢t siddhasya vi¼ay¢ntare |


taddharmatvavivak¼¢y¢¾ buddhy¢ bhedaÀ prakalpyate || 563 || 1263
Wenn ein aufgrund der Erkenntnis, was in einem anderen Bereiche zu tun war,
erwiesener Sachverhalt in seiner Eigenart beschrieben werden soll, wird durch
Nachdenken ein Unterschied angenommen.

s¦tr¢rambh¢n na caitasm¢d iva¡abdasya vidyate |


prayogaÀ so 'pi caitasya vi¼aye vidyate vateÀ || 564 || 1264
Und dadurch, dass dieses S¦tra gelehrt wird, ergibt sich der Gebrauch des
Wortes iva nicht. Auch diesen [Gebrauch von iva] kennt man im Bereiche von -
vat.

dasyuhendra ivety etad aindramantre prayujyate |


anyatra d²¼¿akarmendro yathety asmin vivak¼ite || 565 || 1265
Der Satz: 'dasyu-tötend wie Indra' (MS 4,12,3 [185,12]: indra iva dasyuh¢
bhava) wird in einem Aindra-Mantra verwendet, wenn darin ausgesagt werden
soll: 'wie Indra, dessen Taten man anderswo [schon] gesehen hat'.

p¦rv¢m avast¢m ¢¡ritya y¢vasth¢ vyapadi¡yate |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 425

sad²¡as tva¾ tavaiveti tatraivam abhidh¤yate || 566 || 1266


Ein Zustand, der dadurch beschrieben wird, dass man sich auf einen vorange-
gangenen Zustand beruft, - dabei drückt man sich folgendermassen aus: 'Du
gleichst eben nur dir selbst!'

prasiddhabheda¾ yatr¢nyad upam¢na¾ na vidyate |


upameyasya tatr¢tm¢ svabuddhy¢ pravibhajyate || 567 || 1267
Wo es ein anderes, deutlich verschiedenes Ding, mit dem verglichen werden
könnte, nicht gibt, dort wird das Wesen des Dings, das verglichen werden soll,
durch eigenes Nachdenken gespalten.

yo 'pi sv¢bh¢viko bhedaÀ so 'pi buddhinibandhanaÀ |


ten¢smin vi¼aye bhinnam abhinna¾ v¢ na vidyate || 568 || 1268
Sogar ein wirklicher Unterschied, - auch der beruht auf Nachdenken. Deswe-
gen gibt es in diesem Bereiche weder Verschiedenheit noch Identität.

aËgad¤ ku½Îal¤ ceti dar¡ayan bhedahetubhiÀ |


caitram ¤d²¡am ity ¢ha buddhyavasth¢parigrah¢t || 569 || 1269
[Mit den Worten]: 'Er trägt Armreifen und Ohrringe', - indem man Caitra mit
Unterscheidungsmerkmalen beschreibt, nennt man ihn so-beschaffen aufgrund
der Erfassung seines Zustands durch Nachdenken.

etaiÀ ¡abdair yath¢bh¦taÀ pratyay¢tmopaj¢yate |


tatpratyay¢nuk¢re½a vi¼ayo 'py upapadyate || 570 || 1270
Wie beschaffen durch diese Worte das Wesen der Vorstellung entsteht, in
Übereinstimmung mit dieser Vorstellung erscheint das Sinnesobjekt.

buddhyavasth¢vibh¢gena bhedak¢rya¾ prat¤yate |


426 Wilhelm Rau

janyanta iva ¡abd¢n¢m arth¢À sarve vivak¼ay¢ || 571 || 1271


Was [in der Grammatik] Unterscheidung erfordert, wird durch eine Unter-
scheidung seines Zustands mit Nachdenken erkannt. Es entstehen sozusagen alle
Wortbedeutungen durch das, was [vom Sprecher] ausgesagt werden soll.

tath¢vidhe 'pi b¢hye 'rthe bhidyante yatra buddhayaÀ |


na tatra ka¡ cit s¢d²¡ya¾ sad api pratipadyate || 572 || 1272
Wo bei einem entsprechend beschaffenen äusseren Dinge Akte des Nachden-
kens verschieden ausfallen, dort erkennt niemand [d.h. kein Hörer] eine Ähnlich-
keit, selbst wenn sie vorhanden ist.

atyanta¾ vi¼aye bhinne y¢vat prakhy¢ na bhidyate |


na t¢vat pratyabhijñ¢na¾ kasya cid vinivartate || 573 || 1273
Sei ein Sinnesobjekt noch so verschieden, solange die Wahrnehmung nicht va-
riiert, versagt das Wiedererkennen bei keinem [Menschen].

ayam eva tu s¦tre½a bhedo bhedena dar¡itaÀ |


prasiddham api durjñ¢nam abudhaÀ pratipadyate || 574 || 1274
Aber genau dieser Unterschied ist durch das S¦tra (5,1,117) im Einzelnen dar-
getan. Was, wenngleich offenkundig, schwer verständlich ist, erfasst ein Unkun-
diger [durch S¦tra 5,1,117].

vaiy¢kara½avad br¦te na vaiy¢kara½aÀ sad¢ |


vaiy¢kara½avad br¦¼vety ataÀ so 'py abhidh¤yate || 575 || 1275
Nicht immer spricht ein Grammatiker wie ein Grammatiker. Daher sagt man
auch zu ihm: 'Sprich wie ein Grammatiker!'

ke cit pum¢¾so bh¢¼ante str¤vat pu¾vac ca yo¼itaÀ |


Bhart²haris V¢kyapad¤ya 427

vyabhic¢re svadharmo 'pi punas tenopadi¡yate || 576 || 1276


Manche Männer sprechen wie Weiber und Weiber wie Männer. Deswegen
wird bei einem Fehlverhalten auch auf das [richtige] Eigenverhalten wieder
hingewiesen.

sad²¡as tva¾ tavaiveti loke yad abhidh¤yate |


upam¢n¢ntara¾ tatra prasakta¾ vinivartate || 577 || 1277
Wenn in der Welt gesagt wird: 'Du gleichst eben nur dir selbst', entfällt da je-
des denkbare Wesen, mit dem verglichen werden könnte.

yuktam aupayika¾ r¢jña ity arthasya nidar¡ane |


upam¢n¢vivak¼¢y¢¾ tadarham iti pa¿hyate || 578 || 1278
'Für einen König passend, schicklich', - um diesen Sachverhalt zu zeigen,
wird tadarham (5,1,117) rezitiert, sofern kein Vergleich ausgedrückt werden
soll.

prasakt¢nuprasaktas tu vati¡e¼o 'bhidh¤yate |


upam¢n¢bhisa¾bandh¢d asmin vatir ud¢h²taÀ || 579 || 1279

pradh¢nakalpan¢bh¢ve gu½a¡abdasya dar¡an¢t |


upasarg¢d vatau siddh¢ dh¢tau dh¢tvarthakalpan¢ || 580 || 1280
Es wird der näher- und der weitläufiger-hergehörige Rest von -vat erörtert.
Wegen des Zusammenhangs mit dem Vergleich ist -vat in diesem [vorhergehen-
den Abschnitt] mit Beispielen vorgeführt worden.
Bei -vat nach einem upasarga ist es erlaubt, bei dh¢tu (5,1,118) die Bedeutung
von dh¢tu (dh¢tvartha) zu unterstellen, weil man das Wort im Sinne der Neben-
sache nimmt, wenn nicht angenommen werden kann, dass es die Hauptsache be-
zeichnet.
428 Wilhelm Rau

sva¾ r¦pam iti caitasminn arthasy¢pi parigrahaÀ |


r¦pavaj jñ¢pitas tasm¢d ¢sanno 'rtho grah¤¼yate || 581 || 1281
Und nach [dem S¦tra 1,1,68] sva¾ r¦pa¾ [¡abdasy¢¡abdasa¾jñ¢] ist auch in
diesem [S¦tra 5,1,118] die Bedeutung mitgemeint. Wie die [Wort-]Form soll sie
verstanden werden; daher dürfte eine nahe verwandte Bedeutung [von dh¢tu in
5,1,118] anzunehmen sein.

dh¢tvarthenopajanita¾ s¢dhanatvena s¢dhanam |


dh¢tun¢ k²tam ity evam asmin s¦tre prat¤yate || 582 || 1282
Durch die Bedeutung der Wurzel wird, weil sie ein Werkzeug ist, ein Werk-
zeug geschaffen. Es ist durch die Wurzel hervorgebracht, - so erkennt man in
diesem S¦tra (5,1,118).

yaÀ ¡abda¡ carit¢rthatv¢d atyanta¾ na prayujyate |


vi¼aye 'dar¡an¢t tatra lopas tasy¢bhidh¤yate || 583 || 1283
Ein Wort, das ganz und gar nicht verwendet wird, weil seine Bedeutung
selbstverständlich ist, von dem sagt man, da es in [seinem Bereiche fehlt], es sei
dort verloren gegangen.

kriy¢y¢¾ s¢dhane dravye pr¢dayo ye vyavasthit¢À |


tebhyaÀ sattv¢bhidh¢yibhyo vatiÀ sv¢rthe vidh¤yate || 584 || 1284
Die Wörter pra usw. stehen im Sinne von Handlung, Werkzeug, Substanz.
Nach diesen wird, weil sie Dinge benennen, -vat im Eigensinne vorgeschrieben.

pratyayena vin¢ pr¢dis tatr¢rthe na prayujyate |


bhedena tu sam¢khy¢ne vibh¢gaÀ parikalpitaÀ || 585 || 1285
Ohne das Suffix [-vat] wird dort pra usw. nicht in [dieser] Bedeutung verwen-
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 429

det. Aber bei einer Erklärung im Einzelnen wird eine Unterteilung [der Bedeu-
tung] angenommen.

anaËg¤k²tasattva¾ tu yadi g²hyeta s¢dhanam |


vibhaktibhir niyogaÀ1 sy¢d yathaiva tasil¢di¼u || 586 || 1298
Soll aber ein von Substanz freies Werkzeug (s¢dhana) angenommen werden,
entfallen die Kasusendungen wie auch bei Wörtern auf -tas usw. [= -tas Abl. 5,
3,7].

p¢¿h¢d yair avibhaktitva¾ vatyante¼v anugamyate |


te¼¢m udvata ity atra vaktavy¢ savibhaktit¢ || 587 || 1287
Die aufgrund der Rezitation [des Ga½ap¢¿ha - svar¢di 1,1,37] davon ausgehen,
dass Wörter, welche auf -vat enden, keine Kasusendung haben, müssen das Vor-
handensein einer Kasusendung in udvataÀ [cf. VPAK I, 913b - eigens] lehren.

vatyartha¾ n¢vag¢hete pu¾vad ity asya dar¡an¢t |


nañsnañ¢v apav¢dasya b¢dhaka¾ tan nip¢tanam || 588 || 1288
Die Suffixe -na und -sna dringen in die Bedeutung von -vat nicht ein, weil
man dem Ausdruck pu¾vat (6,3,34) begegnet. Diese wörtliche Anführung setzt
die Ausnahme [in 4,1,87] ausser Kraft.

etam utkr¢mato n¦na¾ vatyartha¾ nañsnañ¢v iti |


tayoÀ prav²tt¢v utsargo b¢dhan¢n nopapadyate || 589 || 1289
'-na und -sna gehen nun an dieser Bedeutung von -vat vorbei'; - bei deren bei-
der Eintreten würde die Generalregel [5,1,118] wegen des Widerspruchs nicht
gelten.

1
Anm. des Verf.: lies: viyogaÀ
430 Wilhelm Rau

nañsna½au vihitau yena sa yogo n¢vag¢hate |


vatiprakara½a¾ tad dhi liËgam eva¾ samarthyate || 590 || 1290
'Die Regel, durch welche -na und -sna vorgeschrieben werden, berührt die
Verordnung von -vat nicht', - so wird dieser Hinweis beurteilt.

abhedenopam¢nasya bhinn¢rthopanip¢tit¢ |
¦has tathopam¢n¢n¢m aËgavan nopalabhyate || 591 || 1291
Ein und dasselbe Ding, mit dem verglichen wird, kann mit [vielen] verschiede-
nen Dingen, [die verglichen werden sollen,] zusammentreffen. So gibt es keine
Anpassung der Dinge, mit denen verglichen wird, ebenso wenig wie bei den
aËgas [im Opferritual].

g¢vedhuke carau d²¼¿¢ givikart¢k¼av¢payoÀ |


pa¡¦ rudra iva hy et¢v ity ekavacana¡rutiÀ || 592 || 1292
Bei dem Brei aus Coix barbata Roxb. - Mehl beobachtet man den Singular (ru-
draÀ) bei govikart² und ak¼av¢pa [in dem Satze MS 4,3,8 [48,8]: átho rudrá iva
hy ètaú pa¡¦ abhimányete].

upam¢nasya bhed¢c ca bahu¼u sy¢d año vidhiÀ |


k¢¡yap¢ iti lopaÀ sy¢t tath¢ prarik²ti¼v api || 593 || 1293
Und wenn das Ding, mit dem verglichen wird, sich vervielfältigt, dürfte beim
Plural die añ-Regel Platz greifen. Bei k¢¡yap¢À [so richtig!] träte so auch bei
Nachbildung Schwund [des Suffixes] ein [ka¡yap¢À falsch!].

eva¾ tu yuktavadbh¢v¢d atraikavacana¾ bhavet |


lum manu¼ye tathokta¾ sy¢l liËgasyaikasya siddhaye || 594 || 1294
So aber träte hier der Singular ein, weil das mit taddhita-Suffix gebildete Wort
Genus und Numerus des Grundworts übernimmt. So ist lum manu¼ye (5,3,98)
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 431

gelehrt, damit allein das Genus [des Grundworts] gelte.

upameye¼u bhinne¼u ki¾ cid eka¾ pravartate |


pratyayasya vidhau tatra nitya¾ yuktavad i¼yate || 595 || 1295
Wenn die Dinge, welche verglichen werden sollen, zahlreich sind, und das
[Ding, mit dem verglichen wird,] eines bleibt, dann ist bei Anfügung des Suffi-
xes immer die Erhaltung von Genus und Numerus [des Grundworts] erwünscht.

yad¢ pratupameya¾ tu tad ekaikam avasthitam |


tad¢ b¢hy¢rthabhedena taddhit¢nta¾ prac¤yate || 596 || 1296
Wenn aber je ein anderes Ding, mit dem verglichen wird, einem anderen, das
verglichen werden soll, entspricht, dann wird durch die Vielzahl der äusseren
Dinge das Wort auf taddhita-Suffix vermehrt [d.h. es erscheint im Plural].

yath¢ sam¦hapracaye dvig¦n¢¾ bhinnasa¾khyat¢ |


pañcap¦ly¢di¼u tath¢ lubantapracayo bhavet || 597 || 1297
Wie der Plural von Dvigus in pañcap¦l¤ usw. im Sinne einer Menge von An-
häufungen steht, so dürfte das auch bei einer Menge von Wörtern der Fall sein,
deren taddhita-Suffix abgefallen ist.

pracaye bhidyam¢ne tu sa¾khy¢ p¦le¼u bhidyate |


arthabhedo lubante¼u naiva¾ ka¡ ca na d²¡yate || 598 || 1298
Wenn aber die Anhäufung zunimmt, nimmt die Zahl bei den Bündeln zu. An
Wörtern, deren taddhita-Suffix abgefallen ist, wird so keine Bedeutung wahrge-
nommen.

ye¼¦pameyavacanaÀ ¡abdo 'nyo na prayujyate |


upam¢nasya tatr¢nyaiÀ sa¾khy¢y¢ bheda i¼yate || 599 || 1299
432 Wilhelm Rau

Wo für das Ding, das verglichen werden soll, kein anderes Wort benutzt wird,
dort wünschen andere bei dem Ding, mit dem verglichen wird, einen
Unterschied in der Zahl [d.h. im Plural].

yath¢ guÎatil¢d¤n¢¾ prayog¢d ekasa¾khyat¢ |


p¢k¢der aprayoge tu bhinn¢ sa¾khy¢bhidh¤yate || 600 || 1300
Wie aufgrund der Verwendung von Melasse, Sesamkörnern usw. der Singular
des Kochens usw. steht, bei Nicht-Verwendung aber der Plural [oder Dual] er-
wähnt wird.

yaÀ sa¾bandhigato bhedaÀ sa prayoge prat¤yate |


sa¾bandhin¢m ato bheda upameye na gamyate || 601 || 1301
Die Vielfalt des Zusammengesetzten wird erkennbar bei Verwendung [von
Wörtern,] die das Zusammengesetzte bezeichnen. Daher wird am Ding, das ver-
glichen werden soll, kein Unterschied wahrgenommen.

tasm¢t s¢m¢nya¡abdatvaprasaËgaviniv²ttaye |
upameyagato bheda upam¢ne¼u d²¡yate || 602 || 1302
Daher sieht man die in den Dingen, welche verglichen werden sollen, vorhan-
dene Vielfalt an den Dingen, mit denen verglichen wird, um die Möglichkeit
auszuschliessen, dass ein allgemeines Wort verstanden wird.

upam¢na¾ samast¢n¢m abhinna¾ ¡ruyate kva cit |


bhinn¢n¢m upamey¢n¢m ekaika¾ vopam¤yate || 603 || 1303
Manchmal hört man für alle [Dinge, die verglichen werden sollen, nur] ein
einziges Ding, mit dem verglichen wird. Oder es wird mit vielen Dingen, die
verglichen werden sollen, je ein anderes Ding verglichen.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 433

yath¢ garuÎa ity etad vy¦h¢pek¼a¾ prayujyate |


ekena yatra s¢d²¡ya¾ vainateyena hastin¢m || 604 || 1304
Wie das Wort garuÎa in Hinsicht auf eine Heeresordnung gebraucht wird, wo
die Ähnlichkeit [vieler] Elephanten mit dem einen Sohn der Vinat¢ [= GaruÎa]
obwaltet,

ekasy¢pi prat¤yeta bhinn¢ pratik²tiÀ saha |


k¢¡yapasyeti ten¢ya¾ pratyekam avati¼¿hate || 605 || 1305
kann die vielfältige Abbildung gleichzeitig (saha) als die eines K¢¡yapa ver-
standen werden. Deswegen gehört dieser zu jedem einzelnen Ding, [das vergli-
chen werden soll].

megh¢À ¡aila ivety ukte samast¢n¢¾ prat¤yate |


s¢d²¡ya¾ giri½aikena pratyeka¾ tena bhidyate || 606 || 1306
Sagt man: 'Die Wolken sind wie ein Berg', so versteht man die Ähnlichkeit al-
ler ingesamt mit einem Berge. Dadurch verteilt sich [der Berg] auf jede einzelne
[Wolke].

ch¢pek¼¢ tadvi¼ayat¢ vidheyatv¢n na gamyate |


k¢kat¢l¤yam ity atra prasiddha¾ hy upalak¼a½am || 607 || 1307
Der Geltungsbereich von tad [in 5,3,105-106: ku¡¢gr¢c chaÀ (105) sam¢s¢c
ca tadvi¼ay¢t (106)] bezieht sich nicht auf das Suffix cha [= -¤ya], weil [das Suf-
fix] eigens gelehrt werden muss [in 5,3,105]. In dem Worte k¢kat¢l¤yam dient ja
ein Wohlbekanntes als indirekter Hinweis [auf etwas anderes].

r¢j¢¡v¢di¡ ca vi¼ayaÀ sy¢d anyo vety ani¡citam |


tena cchasya vidh¢n¢t pr¢g vyapade¡o na vidyate || 608 || 1308
Und ob das Wort r¢j¢¡va (z.B. Mbh. 2,1,4,1 [378,2]) usw. der
434 Wilhelm Rau

Geltungsbereich [von -¤ya] sei oder nicht, bleibt unentschieden. Deswegen gibt
es keine generelle Bezeichnung ['cha-vi¼aya'], ehe cha [= -¤ya] gelehrt worden
ist.

dvayor iv¢rthayor atra nimittatva¾ prat¤yate |


eken¢vayavo yuktaÀ pratyayo 'nyena yujyate || 609 || 1309
Es ergibt sich, dass zwei [Wörter], welche beide die Bedeutung von iva besit-
zen, den Grund abgeben. Mit dem einen ist der Teil, mit dem anderen das Suffix
verbunden.

caitrasya tatr¢gamana¾ k¢kasy¢gamana¾ yath¢ |


dasyor abhinip¢tas tu t¢lasya patana¾ yath¢ || 610 || 1310
Dort ist die Ankunft des Caitra wie die Ankunft der Krähe (Corvus splendens).
Die plötzliche Annäherung des Räubers aber ist wie das Fallen [der Frucht] der
t¢la-Palme (Brassus flabelliformis Roxb.).

sa¾nip¢te tayor y¢ny¢ kriy¢ tatropaj¢yate |


vadh¢dir upameye 'rthe tay¢ chavidhir i¼yate || 611 || 1311
Die andere Handlung, welche da bei deren beider Zusammentreffen eintritt,
[nämlich] die Tötung usw. in der Bedeutung des Dings, das verglichen werden
soll, durch die wird die Verordnung des Suffixes -¤ya ausgelöst.

kriy¢y¢¾ samavet¢y¢¾ dravya¡abdo 'vati¼¿hate |


p¢t¢gamanayoÀ k¢kat¢la¡abdau tath¢ sthitau || 612 || 1312
Das Wort, welches eine Substanz bezeichnet, steht im Sinne der inhärierenden
Handlung. So bezeichnen die Wörter 'Krähe' und 'Palm[-frucht]' das 'Kommen'
und 'Fallen' [respektive].
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 435

yad anv¢khy¢yaka¾ v¢kya¾ tad eva¾ parikalpyate |


prayogav¢kya¾ yal loke tad eva¾ na prayujyate || 613 || 1313
Es wird so ein [bloss] erklärender Satz hergestellt. Ein in der Welt wirklich ge-
brauchter Satz wird so nicht verwendet.

yayor atarkit¢ pr¢ptir d²¡yate k¢kat¢lavat |


tayoÀ sam¢saprak²ter v²ttir abhyupagamyate || 614 || 1314
Zwei Dinge, deren unerwartetes Auftreten man beobachtet, wie das der Krähe
und der Palm[-frucht], deren beider komplexer Ausdruck stellt sich ein [durch
den Antritt von -¤ya] an den Stamm des Kompositums.

k¢kasya t¢lena yath¢ vadho yasya tu dasyun¢ |


tatra citr¤k²te 'nyasminn upameye cha i¼yate || 615 || 1315
Wenn aber die Tötung eines [Menschen] durch einen Räuber wie die einer
Krähe durch eine Palm[-frucht] im Sinne eines anderen Dings, das verglichen
werden soll, [anschaulich] geschildert ist, wird das Suffix cha [= ¤ya] gewünscht.

cañcatprak¢ra¡ cañcatko b²hatka iti c¢pare |


ma½ima½Î¦kakhadyot¢n s¢d²¡yaena pracak¼ate || 616 || 1316
cañcatka ist 'wer einem Hüpfenden gleicht'; und andere nennen aufgrund der
Ähnlichkeit einen Edelstein, einen Frosch oder einen Leuchtkäfer (Elater nocti-
lucus) b²hatka (Cf. 5,4,3,1 [430,7])

tatrome¼anime¼¢bhy¢¾ khadyota upam¤yate |


¡v¢saprabandhair ma½Î¦kaÀ spandam¢naprabho ma½iÀ || 617 || 1317
[Dabei] wird der Leuchtkäfer aufgrund von Aufleuchten und Verlöschen, der
Frosch aufgrund der Reihen der Atemzüge, der Edelstein aufgrund des funkeln-
den Glanzes verglichen.
436 Wilhelm Rau

pravik¢siprabho 'lpo 'pi mah¢n ya upalabhyate |


b²hatka iti tatrai¼a ma½au ¡abdaÀ prayujyate || 618 || 1318
Weil er, aufleuchtend glänzend, obwohl er klein ist, gross erscheint, wird da
bei einem Edelstein dies Wort b²hatka verwendet.

s¢d²¡yam eva sarvatra prak¢raÀ kai¡ cid i¼yate |


bhede 'pi tu prak¢r¢khy¢ kai¡ cid abhyupagamyate || 619 || 1319
Manche wünschen, prak¢ra bedeute überall 'Ähnlichkeit'. Von anderen aber
wird das Wort prak¢ra auch im Sinne von Vielfalt [Verschiedenheit] verstanden.

prak¢ravacanaÀ ka¡ cit prak¢ravati sa¾sthitaÀ |


prak¢ram¢tre vartitv¢ ka¡ cit tadvati vartate || 620 || 1320
Manches [Suffix], das prak¢ra ausdrückt, meint etwas, das prak¢ra besitzt.
Ein anderes bedeutet [zunächst] nur prak¢ra [und dann], was prak¢ra besitzt.

s¢d²yagraha½a¾ s¦tre sad²¡asyopalak¼a½am |


tulyayor avyay¤bh¢ve saha¡abdo 'bhidh¢yakaÀ || 621 || 1321

v¤ps¢s¢d²¡yayor v²ttir y¢ yath¢rth¢bhidh¢yinaÀ |


sa c¢yam avyay¤bh¢ve bhedo bhedena dar¡itaÀ || 622 || 1322
Die Verwendung des Wortes s¢d²¡ya (2,1,6) ist ein indirekter Hinweis auf
sad²¡a. Das Wort saha steht in der Bedeutung eines Indeklinablen bei zwei glei-
chen Dingen.
Der komplexe Ausdruck [eines Indeklinabile], welches die Bedeutung von
yath¢ im Sinne von [distributiver] Wiederholung und von Ähnlichkeit ausdrückt
[gibt es auch]. Und dieser Unterschied ist beim avyay¤bh¢va im einzelnen dar-
gelegt.
Bhart²haris V¢kyapad¤ya 437

s¢d²¡ya¾ yogyat¢ kai¡ cid an¢v abhyupagamyate |


yat tu m¦rtigata¾ s¢mya¾ tat sahen¢bhidh¤yate || 623 || 1323
Die Angemessenheit bei anu wird von einigen als Ähnlichkeit verstanden. Die
an der Gestalt vorhandene Übereinstimmung aber wird durch saha ausgedrückt.

ittha¾bh¢ve 'pi s¢d²¡ya¾ buddhyavasth¢nibandhanam |


graha½e bhedam¢trasya tatr¢nyaiv¢bhidh¤yate || 624 || 1324
Auch beim der-Art-Sein beruht die Ähnlichkeit auf dem Zustand des
Nachdenkens. Beim Erfassen bloss eines Teils wird da eben ein anderer [Zustand
des Nachdenkens] benannt.

gaur v¢h¤ka iti dvitve s¢d²¡ya¾ pratyud¢h²tam |


¡ukl¢dau sati ni¼panne v¢h¤ko na dvir ucyate || 625 || 1325
Bei der Verdopplung (8,1,12,1 [368,16]) wird in dem Satze 'V¢h¤ka ist ein
Rind' die Ähnlichkeit als Gegenbeispiel angeführt. Weil die Wörter ¡ukla usw.
abgeleitete [Adjektive] sind, wird v¢h¤ka nicht zweimal gesetzt.

Ende des V²ttisamudde¡a.


Hier ist das Padak¢½Îa zu Ende.

Hier ist das von Bhart²hari verfasste V¢kyapad¤ya zu Ende.

Вам также может понравиться