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Konjunktur
Der Mythos vom Moloch
VON MARKUS SIEVERS

Berlin. Der deutsche Staat frisst unseren Wohlstand auf. Er breitet sich aus
wie eine Krake, verhindert Dynamik und Fortschritt. Diese populäre
Sichtweise entlarvt der Wirtschaftsweise Peter Bofinger in einem Aufsatz für
das gewerkschaftsnahe Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut als
Mythos. Tatsächlich habe der Staat im ersten Jahrzehnt des neuen
Jahrtausends beispiellose Einschnitte in seine finanzielle Resourcen erlitten.

Staatsquote Bofinger spricht von einem "Jahrzehnt der Entstaatlichung" und warnt vor
(Foto: FR-Infografik) den Folgen: Schon jetzt investiere das Land zu wenig in seine Zukunft,
beispielsweise in Bildung und die Verkehrsinfrastruktur. Die Entstaatlichung
führe daher "zu einer wachsenden sozialen Ungleichheit und einer Erosion des Wohlfahrtsstaates".

Den politischen Prozess, der solch unerwünschte Ergebnisse produziert, beschreibt Bofinger wie folgt:
Erst senkt die Regierung die Steuern. Dann steigt die Neuverschuldung - und die selben Politiker
schüren die Ängste vor den Defiziten. Das schafft laut Bofinger einen "hohen politischen Druck für
Ausgabenkürzungen" - der Staat wird wieder gestutzt.

Vor allem die umfangreichen Steuersenkungen von Rot-Grün nach


dem Jahr 2000 hätten dazu geführt, dass die Einnahmequote (Anteil Kommentar
der Steuern und Abgaben am Bruttoinlandsprodukt) von knapp 46 Die Rezession ist nah. Sehr
geehrter Finanzminister
Prozent auf 43,3 Prozent gefallen sei. Trotz der
Steinbrück, seien Sie mutig!
Mehrwertsteuererhöhung sei diese Kennziffer auch in den Legen Sie rasch ein
vergangenen beiden Jahren gesunken, weil die Koalition im Konjunkturprogramm auf! Sie
Gegenzug den Arbeitslosenbeitrag sowie die Unternehmensteuern werden Erfolg haben. Ein Brief
von FR-Wirtschaftschef
heruntergefahren habe. Parallel dazu sei die Staatsquote zwischen Robert von Heusinger
1999 und 2008 von 48 Prozent auf 43,5 Prozent zurückgegangen.

Dieser Schwund habe, anders als gern behauptet wird, nichts mit der Globalisierung zu tun. Bofinger
diagnostiziert einen "deutschen Sonderweg" und verweist darauf, dass sowohl die anderen EU-Länder
als auch die übrigen OECD-Mitglieder die finanzielle Basis ihres Staates nahezu konstant gehalten
hätten. Den Wettbewerb um die niedrigsten Steuern gebe es in der Realität nicht. Vielmehr hätten
Länder wie Österreich zwar die Tarife reduziert, gleichzeitig aber die Bemessungsgrundlage verbreitert
und sich so das Einnahmenniveau gesichert.

Mit seiner Diagnose steht Bofinger nicht allein. Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD)
verweist gerne auf die sinkende Staatsquote und darauf, dass selbst Großbritannien hier mittlerweile
auf einen höheren Wert komme als Deutschland. "Der Staat wird immer kleiner", konstatiert das
Bundesfinanzministerium, kündigt aber zugleich an, dass die Regierung diese Entwicklung fortsetzen
wolle.

1 von 2 09.08.2008 01:50


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Zwar lehnt Steinbrück weitere Steuersenkungen ab, solange nicht der Bund ohne neue Kredite
auskommt. Zugleich bewertet seinHaus die Entwicklung der Staatsquote als "positiv". Ihr Rückgang sei
ein Hinweis "für einen effizienten Staat", der verantwortlich mit den Steuergeldern umgehe.

In Deutschland dominieren in der Politik, den Medien und der Wirtschaftswissenschaft die, die noch
immer die Staatstätigkeit als zu hoch kritisieren. So sehen es beispielsweise die führenden
Forschungsinstitute oder der Sachverständigenrat in seiner Mehrheit. Die Europäische Zentralbank
(EZB) behauptete gar Anfang 2008, höhere Staatsausgaben schadeten dem Wachstum. Unerklärt
bleibt, warum besonders erfolgreiche Nationen wie die skandinavischen Länder dem Staat eine starke
Rolle einräumen.

[ document info ]
Copyright © FR-online.de 2008
Dokument erstellt am 30.07.2008 um 17:32:02 Uhr
Letzte Änderung am 30.07.2008 um 20:29:27 Uhr
Erscheinungsdatum 30.07.2008 um 17:32:02 Uhr

URL: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?em_cnt=1375955&em_loc=31

2 von 2 09.08.2008 01:50


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