Handout zum Vortrag von Thomas Stengel im Fach Spezieller Gemüsebau vom 30'11''09
Die Bedeutung des Edaphon im alternativen Anbau
I, Der Boden lebt ! Begriffsklärung: *„edaphos“ (griech.) = Erdboden *Begriff Edaphon geprägt durch Raol Francè (”Das Leben im Ackerboden”, 1923) Zusammensetzung d. Eda. : * 40% Bakterien ; 40% Algen und Pilze ; 12% Regenwürmer ; 8 % übrige Makro- und Mikrofauna (tier. Lebewesen) * In 1g fruchtbarer Erde finden wir knapp 1,2 Billionen Mikroben !! *Gesamtbiomasse höchst unterschiedlich! Je nach Bodenbearbeitung, Düngung, Art des Anbaus (ökologisch / konventionell). Bei einem 'guten' Boden sollte man mit einer Gbm von 10kg/ha rechnen !! Edaphon = Riesige Lebensgemeinschaft v. Milliarden verschiedener Organismen, in der jedes Mitglied seinen eigenen charakteristischen Stoffwechsel und somit Aufgabe hat. *Es ist kein statisches Gebilde sondern ein riesiges SYSTEM von Abhängigkeiten, welches sehr empfindlich auf Jahreszeit, Kultur, Bodenbearbeitung, Düngung, etc. (allg. gesprochen ALLE Kulturführungsmaßnahmen) reagiert. Ein Ökosystem wie jeder Wald nur im allerkleinsten. *Völlig unerforschtes Terrain: Von den meisten Stoffwechselvorgängen hat die Wissenschaft noch überhaupt keine Ahnung, wir kennen noch nicht einmal all die Pilze, die wir dort im Boden finden können. II, Der die das Humus * Kein 'Stoff' sondern 'biologische Funktionsleistung' * Humuszone = 'Primitivzone lebenden Gewebes' eine Vereinigung v. mineralischer, organischer und lebender Substanz von der die Pflanze lebt (Def. nach RUSCH) * Humus und Edaphon sind untrennbar miteinander verwoben * Eda. baut org. Material ab und verbaut es zu Humus (Lebendverbau d. Bodens), je höher die Vielfalt an Organismen, desto schneller weil energieeffizienter der Umwandlungsprozess) * Antipathogene Wirkung des Humus: 1. durch ständige Stoffwechselvorgänge (u.a. Ausscheidungen von Penicillin) ; 2. die Gesamtmasse der Mikroben erneuert sich 2-3mal im Monat → ständige Konkurrenz der Organismen untereinander → wenig Chancen für wirtsabhängige Pathogene III, Der Rege Wurm * Regenwürmer: leistungsstärkste Gruppe der Bodentiere * eine gut gepflegte Regenwurmpopulation gräbt einen Acker in wenigen Jahren völlig um * Bildung organisch-mineralischer Ton-Humus-Komplexe bis zu 100 t/ha/Jahr * diese enthalten ca. 280 kg pflanzen-verfügbaren Stickstoff /ha/Jahr * Boden: ca. 440 m/m² Gänge * dauerhafte Gangsysteme : Durchlüftung,Wasserspeicherung, Leitgänge für Wurzeln * Mikroben werden über alle Bodenhorizonte verteilt * Nematodenvorkommen kann durch Anwesenheit von Regenwürmern um bis zu 60 % verringert werden undundund .. Regenwurmfarmen gibt es deshalb min. seit dem 17. Jhd IV, Mycorrhiza * Rhizospäre: immer besonders hohe mikrobielle Aktivität * Pflanze liefert org. Material (absterbende Wurzelhaare und Zellen, Schleimabsonderungen der Wurzelhaube etc.) * Pilze verbessern Nährstoff-Zufuhr, lösen Mineralien (z.B. schwer lösliche Phosphate und Feldspat), versorgen die Pflanzen mit Wuchs - & Wirkstoffen wie z.B. auch Antibiotika * MYCORRHIZA: bedeutende Sonderform d. Pilz-Pflanzen-Symbiose * 80-90% aller Pflanzengattungen gehen diese Symbiose ein, besonders im Keimstadium * manche Pflanzen gedeihen garnicht ohne * Brücke zwischen Humus & Pflanze V , Kreislauf der lebenden Substanz (nach RUSCH) Theorie: Die Natur leistet sich nicht den Luxus alle organische Materie wieder in seine einzelne chemischen Elemente zu zerlegen, sondern versucht die plasmatischen Zellbestandteile wieder-, weiter -und umzuverwenden. Der Kreislauf besteht aus: a) Abbau: Auflösung der pflanzlichen und tierischen Substanz bis in die Endformen des Plasmas b) Aufbau und Umbau dieser Plasmaformen zu den Bausteinen neuer organischer Substanz durch die Tätigkeit der Mikroben c) Aufnahme und Weiterleitung dieser 'lebenden Substanz' durch das Wurzelhaarsystem in die Pflanze * heute unumstritten: Endocytose: Pflanzenwurzeln können ohne weiteres Makromoleküle bis zu einem Atomgewicht von 1000 aufnehmen * in Verbindung mit Endocytose, Endosymbiontentheorie (Zellorganellen wie Chloroplasten und Mitochondrien waren früher eigenständige Lebewesen und gaben diese Autonomie im Lauf der Evolution zu Gunsten der Entwicklung höherer und komplexerer Lebensformen auf) und der Tatsache der Remutation (bewiesene Möglichkeit aus den Chloroplasten und Mitochondrien absterbenden Pflanzenzellen wieder vermehrungsfähige Mikroben 'zu züchten') : Theorie der heterotrophen / fleischfressenden Pflanzen v. Herwig Pommeresche: Pflanzen sind auch in der Lage sich vom Edaphone direkt zu ernähren! Die Pflanzen vermögen sich Algen, Pilze, Baktieren, Einzeller, Plankon, etc. DIREKT einzuverleiben und zu verdauen. Abbildung : Modellvorstellung d. Kreislaufes VI, Gesunder Boden–gesunde Pflanzen * Boden + Pflanzen verstanden als Symbiose, gegenseitige Abhängigkeit von Edaphon und Pflanze, alles Leben ist symbiotisch !! * große gegenseitige Beeinflussung → daher Fruchtfolgen, MehrKulturAnbau * möglich: Schädigung des Edaphon → falsche Proteinsynthese der Mikroben → Pflanze kann keine gesunden Zellstruk- turen ausbilden → angreifbar für Viren & Bakterien * Rolle der sog. Schädlinge: Schädinge verstanden als „Auftragskiller“ der Natur welche die Natürliche Ord- nung von Vielfalt und starken Individuen fördern. CALLAHAN bewies die Kommuni- kation v. Insekten auf dem Infrarot- band sowohl untereinander als auch mit Pflanzen. Möglich: Schwache Indi- viduen signalisieren „kommt und holt mich. Ich bin zu schwach“. Tatsachen: 1. Der BioAnbau hat weitausweniger Pro- bleme mit Schädlingsdruck. 2. Es werden immer neue Schädlinge und Pathogene entdeckt. Vergleich von funktionier- endem Ökosystem mit dem Edaphon: Wo die Orndung d. Natur intakt ist, hält sich alles in Waage und ein Überaufgebot v. Schädlingen ist nicht zu finden. * Fehler pflanzen sich durch die Nahrungskette fort Voisin: ”Tier und Mensch sind die biochemische Photographie des Bodens” Sollte obengenannter Kreislauf den Tatsachen entsprechen, bedeutet dies: Die Gesundheit d. Bodens ist maßgeblich an der Gesundheit der durch ihn ernährten Menschen beteiligt. Tatsächlich ist es makaber, dass bislang niemand nach einem Zusammenhang zw. den vielen neuen sog. Zivilisationskrankheiten und der Art und Weise und Veränderung unserer Methoden d. Lebensmittel- anbaus geforscht hat (siehe auch $ vs Leben weiter unten). * gesunder Boden → mächtiges Edaphon, viel Humus → Pflanzen werden optimal ernährt Mann kann davon ausgehen dass die Symbiose zw. Edaphon und Pflanze zu einer bedarfsgerechten Pflanzenernährung führt (während die Ernährung durch Düngesalze ja als ein regelrechtes Zwangser- nähren ohne Mitbestimmung der Pflanze angesehen werden kann). * “Wenn im Garten kein Paradies entsteht, hat der Mensch einen Fehler gemacht." (Sepp Holzer) VII, Bestandsaufnahme / Aussichten Heute: * vielfältige Möglichkeiten d. Edaphon wieder aufleben zu lassen (Impfung mit Mikroorganismen, Regenwurmfarmen, Methoden d. Ökologischen Landbaus, etc. etc.) * 2-Welt-Geschichte : Jede Weltanschauung liefert ihre eigene Bestätigung. Wenn erst einmal damit angefangen wurde, das Edaphon durch falsche Bodenbearbeitung, Düngung mit Mineralsalzen und Pestiziden zurückzudrängen und teilweisse zu zerstören, müssen zwangsläufig die Salze die Pflanze ernähren, wir bekommen leicht angreifbare weil schwache Individuen und müssen aufgrund des daraus resultierenden hohen Schädlingsdrucks auch viele Pestizide verwenden. Wir befinden uns dann im Kreislauf des konventionellen Anbaus, der dann auf diese Maßnahmen nicht mehr verzichten kann und seine Annahmen natürlich bestätigt findet (wenn ich kein x dünge habe ich keinen Ertrag). Umgekehrt ist bei richtiger Bodenbearbeitung und einer das Edaphon berücksichtigenden und begünstigenden Kulturführung das Edaphon der entscheidenen Ernährungs-, Schädlingsdruck- und somit Ertragsfaktor. Auch der BioAnbauer sieht dann seine Annahmen und Hypothesen bestätigt. * Der Teufel sitzt im Fundament (nicht im Detail) Wurde ersteinmal von einer falschen Grundidee ausgegangen oder wurde die erste aller Handlungen nicht „richtig“ (=gemäß d. Prinzipien d. Natur) getan, so ergeben sich unendlich viele Probleme. Bsp.: Windows®; wer Windows auf seinem Rechner hat, hat mit ganz erheblichen zeitaufwendigen Problemen wie Viren, Spyware und Sicherheitslücken zu kämpfen (ein ganzer Industriezweig wäre ohne Windows nie entstanden). Ähnlich ist das mit der das Lebendige (Edaphon!) missachtenden Ackerwirtschaft, welche durch ihr Missverständniss der Funktionsweisse d. Natur heute eine riesige Industrie von Düngemittelherstellern und Pestizidfabrikanten erschaffen hat, welche niemals zuvor benötigt wurde und weiterhin mehr Probleme schafft als löst (ökonomisch ist das klasse, ökologisch gesehen ein Desaster). * Heutige routinemässige Ausbeutung d. Bodens Man schätzt dass die USA bis heute mehr als 40% ihrer landwirtschaftlich genutzten Fläche durch falsche Bodenbearbeitung zerstört hat. Auch wenn keiner darüber spricht ist die Verödung unserer Böden gleich der Belastung unseres Grundwassers ein immer weiter ausuferndes Problem, welches viele Leute schon vor Jahrzehnten anprangerten. * $ vs Leben Sein wir mal ehrlich : Wir leben heute in einem wirtschaftlichen und politischen (die zwei Seiten der berühmten Medaille) System, in welchem Krankheit ein ganz erhebliches Potential zur Schöpfung von Profit darstellt. Dies ist in unserer Schulmedizin genauso der Fall wie mit unserem Umgang mit unseren Böden. An einen gesunden Menschen kann man keine Medikamente verkaufen, und an einen Bauern mit gesundem Boden keine Chemikalien. Auch die Frage nach der wírklichen Ursache v. Erkrakungen wird weder in der Schulmedizin noch in der „Pflanzenschutzindustrie“ diskutiert, zu ihrem eigenen Wohle. Man vergleiche auch die vielen alternativen erfolgreichen Krebstherapien und die ablehnende Haltung der Schulmediziner diesen gegenüber mit den vielerorts sehr erfolgreich praktizierten Methoden des alternativen/dynamisch-/ biologischen Anbaus und den gegenüberstehenden Aussagen sog. Experten aus Pflanzenernährung und Pflanzenschutz. Solange der Kapitalismus unbegrenztes Wachstum und damit Profit fordert, kann der äußerst unprofitable Zustand von Gesundheit genausowie Solidarität, Freundschaft oder Unabhängikeit kein wirkliches gesellschaftliches Ziel sein !!!! *Morgen: ??? aber man kann davon ausgehen, dass wenn die Zeit der ökonomischen Zwangsjacken eines Tages beendet sein, es verboten sein wird, reine chemische Substanzen in seinen Boden zu ackern und dass die Pflege und Ernährung d. Edaphon einen für uns unvorstellbaren Stellenwert einnehmen wird.
Literaturempfehlung:
ERHARD HENNING – Geheimnisse der fruchtbaren Böden
zu Böden, Humus, Edaphon, biologischer Bearbeitung etc. allgemein
HERWIG POMMERERSCHE – Humusphäre
zu Kreislauf der lebenden Substanzen, Edaphon & Humus, Vergleich der Energieeffizienz im Anbau von früher und heute, etc einzigartiges Werk mit einer harten Abrechnung mit der Landwirtschaft unserer Tage
Regenwurmhöhle ->
In diesem Sinne: Halten sie ihren Boden LEBENDIG !