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Winter 2010/11 Ausgabe 17
Schwerpunkte
Nazis und der Volkstod
Brandanschläge in Dresden
Inhaltsverzeichnis
3 Nazis in Radeberg
7 Chronik 1992
Impressum
Antifa Recherche Team (ART) Dresden
Web: http://venceremos.sytes.net/artdd.html
Mail: art_dd@riseup.net
Konfrontativ I
Nazis in Radeberg
3
Review>>>winter 2010/11
ART Dresden
Reaktion auf die Brandanschläge in Dresden. Eine Spontandemonstration mit 500 Personen durch Dresden-Pieschen.
Chronik 1992
24.01.1992 einer Asylunterkunft auf. (Neu- tet werden konnten. Das Haus 06.06.1992 der Ausländerberaterin des
In Lauter - in der Nähe von es Deutschland 20.03.1992) und mehrere abgestellte Au- In Liebertwolkwitz bei Leipzig Diakonischen Werkes Freiberg
Hoyerswerda - findet eine tos wurden durch das Feuer haben unbekannte Täter einen kam es dabei zu gewalttätigen
Gemeindeversammlung zum 18.03.1992 zerstört. (Leipziger Volkszei- Brandanschlag auf ein Heim Ausschreitungen gegen die
Thema AusländerInnen statt. In Eilenburg bei Leipzig haben tung 07.04.1992) für AsylbewerberInnen verübt. 50 Flüchtlinge in Gränitz, ins-
Wie vor wenigen Tagen be- 30 Neofaschisten ein Asyl- Ein Brandsatz durchschlug ein besondere gegen eine Familie
kannt gemacht wurde, sollen bewerberheim überfallen. 30.03.1992 Fenster und entzündete ein verfolgter koptischer Christen
dort in Kürze 70 Flüchtlinge Die Neofaschisten warfen In Leipzig beschießen Neofa- Zimmer, in dem drei Asylbe- aus Syrien. Ein medizinisches
in einem ehemaligen Kinder- Brandflaschen gegen ein vor schisten BewohnerInnen der werber schliefen. Der Brand Gutachten stellte fest, dass
heim untergebracht werden. dem Haus abgestellten PKW Sternwartenstraße mit Leucht- konnte durch die Heimbewoh- Blutergüsse und Verletzun-
Auf der Versammlung drohen und gegen einen Streifen- pistolen, die gerade aus den ner gelöscht werden. Personen gen „durchaus auf bestimmte
viele BürgerInnen mit Gewalt wagen. (Neues Deutschland Brandtrümmern des von Na- wurden nicht verletzt. (FAZ Vorgehensweisen der Polizei
gegen ausländische Flüchtlin- 20.03.1992) zis abgefackelten Hauses ihre 09.06.1992) zurückzuführen sein könnten.“
ge. Den Reden folgen Taten: Habseligkeiten suchen. (Leip- Laut der Ausländerberaterin
Das Kinderheim wird ver- 29.03.1992 ziger Volkszeitung 07.04.1992) 11.06.1992 sind Frauen in Unterwäsche
wüstet. (Neues Deutschland In Leipzig überfielen rund 30 Mit einer Razzia haben um im Aufenthaltsraum zusam-
27.01.1992) neofaschistische Schläger das 11.04.1992 4 Uhr früh insgesamt 70 Po- mengetrieben, protestierende
besetzte Haus in der Stern- In Hoyerswerda schlugen Neo- lizisten drei AsylbewerberIn- Söhne von maskierten Einsatz-
4
13.03.1992 wartenstraße und steckten es
In Leisnig bei Leipzig ziehen in Brand. Die BewohnerInnen
faschisten die Fensterscheiben nenheime in Freiberg und
des Jugendclubs „Linksabbie- Umgebung durchsucht, um
kräften mit Waffen auf den
Kopf geschlagen und ein kur-
maskierte und mit Eisenstan- flüchteten auf das Dach, wo ger“ ein. (Neues Deutschland angeblich nach Diebesgut zu discher Vater vor den Augen
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gen bewaffnete Skinheads vor sie von der Feuerwehr geret- 13.04.1992) suchen. Nach Informationen seiner Kinder mit Schlagstö-
ART Dresden
verletzt wurde, ist dem glücklichen Zu- Aufruf zu Anschlägen auf „den politi- solche Angriffe auf das eigene politische
fall zu verdanken, dass der Bewohner in schen Gegner“ gegeben hätte. Umfeld stärker wahrgenommen werden
dieser Nacht auswärts schlief. Nur fünf als andere - nämlich nicht als Angriffe
Nächte später, am 24. August, landete Quantität und Qualität rechtsmoti- auf Einzelne, sondern als Angriffe auf
ein Molotowcocktail in einem Zimmer vierter Gewalt in Sachsen eine bestimmte Gruppe, zu der man sich
im 3. Stock des alternativen Wohnpro- Zwölf Brandanschläge in acht Mona- selbst zählt.
jekts „RM 16“ in Dresden-Pieschen. ten sind ohne Frage zwölf zuviel, aber Und zurecht werden die Brandanschlä-
Der Bewohner wachte rechtzeitig auf solche Serien sind nicht neu. 2008 ver- ge auf linke Wohnprojekte entspre-
und konnte den Brandsatz, der seine übten Nazis und Rassisten insgesamt chend problematisiert. Denn in Bezug
Wirkung nicht voll entfaltet hat, schnell 18 Brandanschläge in ganz Sachsen. Es auf Angriffe auf „politische Gegner“
löschen. Trotzdem bei diesen Brandan- waren überwiegend Imbisse, Restau- stellen die Brandanschläge auf bewohn-
schlägen keine_r der Bewohner_innen rants und Geschäfte von Migrant_innen te Häuser tatsächlich eine neue Qualität
verletzt wurde, waren es Angriffe, bei sowie Asylsuchendenunterkünfte (z. B. dar. Denn so penetrant und gefährlich
denen eine konkrete Gefahr für Leib Oppach) das Ziel. Aber auch Linke und die zeitweise im Wochen-Rhythmus
und Leben bestand. Alternative wurden im Jahr 2008 ins- verübten Angriffe auf die „RM 16“ seit
Aufgrund der Häufung von Brandan- gesamt sechs Mal zum Ziel, z.B. beim ihrem Bestehen auch waren, bedrohten
schlägen, aber auch aufgrund dessen, Brandanschlag auf den Fanshop „Fisch- sie noch nicht in dieser Form das Leben
dass mit den Angriffen auf die beiden laden“ des Roten Stern Leipzig. 2009 der Bewohner_innen.
Hausprojekte, der Tod von Menschen in ging die Zahl der Brandanschläge leicht Nichtsdestoweniger trifft diese Feststel-
Kauf genommen wurde, wird von einer auf 12 zurück. (siehe auch Review Aus- lung nur bedingt zu - für eine Generati-
neuen Qualität der Nazigewalt in Sach- gabe 16, Brandanschläge in Sachsen) on von Nazis, Rassisten und rechten Ju-
sen geschrieben und gesprochen. Insofern lässt sich allein aus der Quan- gendlichen, wie sie in den vergangenen
Wir wollen deshalb im Folgenden der tität keine neue Situation hinsichtlich zehn Jahren in Dresden zu beobachten
Frage nachgehen, ob diese Einschät- rechtsmotivierter Gewalt in Sachsen ist. Richtet man aber den zeitlichen Blick
zung zutreffend ist. Zudem werden wir ausmachen. etwas weiter zurück, so wird deutlich,
versuchen die beiden Brandanschläge In einem Punkt unterscheiden sich die dass solche Wellen von Brandanschlä-
auf „Praxis“ und „RM 16“ einzuordnen Anschläge 2010 tatsächlich von der gen in Sachsen in den 90er Jahren
und damit auf Fragen zu antworten, die Serie 2008 – Linke, Alternative, Antifas immer wieder stattgefunden haben.
ebenfalls in den vergangenen Wochen oder Personen, die sich in der Öffent- Brandsätze in Unterkünfte für Asylsu-
immer wieder auftauchten – beispiels- lichkeit gegen Nazis positionieren sind chende, linke Jugendclubs oder Wohn-
weise die Frage danach, ob die Angriffe häufiger zum Ziel geworden. Doch da- projekte zu werfen, gehörten zum
aus einer organisierten Naziszene er- rin ist noch keine neue Qualität zu erbli- regelmäßigen Aktionsrepertoire einer
folgten oder ob es gar einen internen cken. Leider entsteht dieser Eindruck da damals präsenten Naziszene.
cken gepeinigt worden. Die- Deutschland im Monat Juli ballschlägern auf den im Bett tergebracht sind und grölen Vier Neofaschisten wurden
besgut wurde nicht gefunden. 1992“, Drucksache 12/3283, liegenden Vietnamesen. Eine ausländerfeindliche Parolen. festgenommen. (Welt am
(Neues Deutschland und FR 23.09.1992) Nachbarin wurde mit einer Die Polizei nimmt sieben Per- Sonntag 30.08.1992)
13.06.1992) Schrotflinte bedroht. (TAZ sonen vorübergehend fest.
15./16.07.1992 18.07.1992) (SZ 27.08.1992) 29./30.08.1992
Dem BKA sind nach Auskunft In Leipzig überfielen fünf mas- In Leipzig steckten Neofaschis-
der Bundesregierung im 1. kierte Männer einen 21jäh- 01./02.08.1992 25.08.1992 ten ein Zeltlager für Asylbewer-
Halbjahr 1992 insgesamt 1443 rigen Vietnamesen in seiner Auf dem Rastplatz Thiendorf In Dresden greifen neofaschis- berInnen in Brand. Von den 50
fremden-/ausländerfeindliche Wohnung und schlugen ihn bei Dresden überfielen Neo- tische Jugendliche das Asyl- AsylbewerberInnen wurde nie-
motivierte Straftaten bekannt brutal zusammen. Der Mann faschisten einen Reisebus mit bewerberInnenheim an. Sie mand verletzt. Die Polizei konn-
geworden, darunter 128 Brand- musste mit Kopfwunden und dänischen Pfadfinder-Kindern werfen zwei Brandflaschen te mehrere Täter festnehmen.
anschläge, 178 Angriffe auf Schädelhirntrauma schwer- und schlugen mit Knüppeln gegen das Heim und flüchten (FR 31.08.1992)
Personen 1137 sonstige Straf- verletzt ins Krankenhaus auf den Bus ein. Die Skins war- sofort. Die HeimbewohnerIn-
taten. Darunter Sachsen mit 12 eingeliefert werden. Nach fen mit Flaschen und Steinen. nen können die Brandflaschen 31.08./01.09.1992
Brandanschlägen, 13 Angriffen Angaben der Polizei waren Die Täter entkamen. (Neues löschen. (SZ 27.08.1992) In Lindenthal bei Leipzig wur-
gegen Personen und 57 Sons- die Männer mit Baseballschlä- Deutschland 03.08.1992) de eine Asylunterkunft mit
tige. (Antwort der Bundesregie- gern und zwei Schrotflinten 28./29.08.1992 Steinen beworfen und ein
rung auf eine Kleine Anfrage bewaffnet. Drei von ihnen 24.08.1992 In Leipzig Grünau griffen 100 davor stehendes Auto ange-
der Abgeordneten Ulla Jelpke
über „Ausländerfeindliche und
brachen die Wohnungstür
des vietnamesischen Ehepaars
In Dresden ziehen acht neo-
faschistische Jugendliche
Neofaschisten das dortige zündet. (Neues Deutschland
Flüchtlingsheim an. Der Polizei 02.09.1992)
5
rechtsextremistische Ausschrei- auf, drangen ins Schlafzimmer vor ein Wohnheim, in dem gelang es mit Schlagstöcken
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tungen in der Bundesrepublik ein und schlugen mit Base- polnische ArbeiterInnen un- die Angreifer abzuwehren.
ART Dresden
Selbstläufer oder Serien nach Plan? Nazis scheinbar Asylbewerberheim und sierten „Freien Kräften“ steht das politi-
Entgegen der Annahme, dass diesen Se- Molotowcocktail zusammen gehören sche Engagement nicht im Vordergrund.
rien von Brandanschlägen so etwas wie und dass das Wissen um die Zusammen- Diese sozialen Zusammenhänge stellen
ein interner Aufruf innerhalb der Nazisze- setzung eines Molotowcocktails sowie sich nicht über das „Politik machen“
ne vorausgehen müsste, zeigen die Er- die Zutaten vorhanden waren. her, sondern bestehen vorher. Aus die-
fahrungen, dass es eines solchen zumeist Es bedarf keines internen Aufrufes, weil sen Cliquen können dann Einzelne oder
gar nicht bedarf. Vielmehr scheint die Brandanschläge spätestens seit den 90er aber auch alle sporadisch politisch aktiv
Häufung solcher Angriffe durch Nachah- Jahren zum Aktionsrepertoire und Mo- werden. Vorstellungen von Ungleichwer-
mung begründet zu sein. lotowcocktails zum Wissensbestand von tigkeit, wie Rassismus, Antisemitismus
Dafür sprechen die Schilderungen von Nazis gehören. Es bedarf auch keiner oder Sozialchauvinismus und der Hass
Tätern vor Gericht, so beispielsweise im organisierten Kameradschaft oder inten- auf alles, was irgendwie anders ist, ge-
Verfahren wegen versuchter schwerer siver Planung. Molotowcocktails werfen hören ganz einfach dazu, wie auch eine
Brandstiftung im September 2008 in auch einzelne Rassisten, wie in Freiberg unübersehbare Affinität zu Gewalt. Eine
Oppach. Die Täter hatten versucht die oder lose Zusammenhänge von rechten konkrete Richtung erhält diese Mischung
Sammelunterkunft für Asylsuchende mit Jugendlichen. entweder spontan im Alltag, wenn ein
Molotowcocktails in Brand zu setzen. So scheinen die Brandanschläge in Dres- „Feindbild“ zufällig den Weg kreuzt oder
Glücklicherweise traf keiner der Brand- den eher von Cliquen rechter Jugendlicher aber gezielter und weniger spontan,
sätze ein Fenster, so dass sie an der ausgegangen zu sein, als von organisier- wenn sich ein Anlass bietet.
Hauswand zerschellten. Die Angeklagten ten militanten Nazigruppen. Auch wenn Ein solcher Anlass können bestimmte Da-
schilderten, dass sie auf die Idee kamen, Einzelne aus diesen Zusammenhängen ten sein oder Aktionen die als Vorbild zur
als sie Abends zusammen saßen, Bier intensivere Kontakte zu organisierten Na- Nachahmung dienen. Das Ziel ergibt sich
tranken und Musik hörten. Nachdem es zis pflegen, auf Demonstrationen fahren dann meist aus der allgemeinen Stim-
in den Monaten zuvor schon mehrfach und anderweitig politisch aktiv sind. mungslage - in Dresden ist die Stimmung
in Ostsachsen zu Brandanschlägen u.a. Kennzeichnend für diese Cliquen - die in eben jenen Cliquen vor allem gegen
auf Imbisswagen gekommen war, waren sowohl in Löbtau, als auch in Pieschen „Zecken“ oder den „politischen Gegner“
sie nun der Meinung, dass die Bewoh- anzutreffen sind - ist ihre Dominanz im gerichtet. Vor allem in Pieschen, Mickten
ner_innen des Heims in ihrer Nähe einmal Straßenbild, sei es durch ihre bloße Prä- und Trauchau gehören Sprühereien wie
„eine Abreibung“ gebrauchen könnten. senz, Aufkleber oder Sprühereien. Sie „Antifas töten“ oder „Smash Antifa“
Einen Aufruf bedurfte es hier nicht. Aus- sind klar rechts eingestellt, auch wenn sie ebenso zum Straßenbild wie Aufkleber
reichend war, dass es andernorts schon sich selbst nicht unbedingt als politische mit dem Aufruf „Robert-Matzke-Straße
funktioniert hat, dass in den Köpfen von Aktivisten sehen. Anders als bei organi- angreifen“.
Chronik 1992
01.09.1992 05.09.1992 12.09.1992 20.09.1992 10.10.1992
In Flöha bei Chemnitz griffen 250 In Neustadt randalieren 40 In Zittau warfen Unbekannte In Weißwasser warfen rechtsex- In Meißen schossen Unbe-
neofaschistische Jugendliche ein rechtsextreme Jugendliche die Fensterscheiben des Asyl- tremistische Jugendliche Brand- kannte mit einem Luftge-
Heim für Asylsuchende und eine gegen die dort lebenden Vi- bewerberInnenheims ein. (TAZ sätze gegen eine Unterkunft für wehr auf eine Unterkunft für
Diskothek an. Die Neofaschisten etnamesen. (TAZ 07.09.1992) 14.09.1992) Flüchtlinge. Die Holzverschalung Flüchtlinge. Ein Fenster wurde
warfen Steine und Brandsätze. brannte durch einen Brandsatz durch neun Einschüsse be-
Auch Polizisten und Passanten 11.09.1992 14.09.1992 an. Die Rechtsextremisten schos- schädigt. (Neues Deutschland
wurden angegriffen. Zwei Polizis- In Dippoldiswalde griffen ca. In Dresden Prohlis werfen ju- sen auch Leuchtraketen auf das 12.10.1992)
ten wurden verletzt. 18 Personen 30-40 Neofaschisten die Un- gendliche Neofaschisten drei Heim. (TAZ 21.09.1992)
wurden festgenommen. (Neues terkunft für Asylsuchende Brandsätze gegen das Asyl- In Liebertwolkwitz bei Leipzig
Deutschland 03.09.1992) an. Die neun anwesenden bewerberInnenheim. Vier Ju- 05.10.1992 wurde das Flüchtlingsheim
AsylbewerberInnen flüchte- gendliche werden festgenom- In Eilenburg zogen ca. 30 Neo- mit Steinen angegriffen. (FAZ
04.09.1992 ten in den Wald, während men. (AK Nr. 346, 23.09.1992) faschisten vor die Unterkunft für 12.10.1992)
In Chemnitz wird aus einer die Neofaschisten die Einrich- Asylsuchende auf, randalierten
Gruppe von Neofaschisten ein tung demolierten. Die Polizei 17.09.1992 und riefen rassistische Parolen. In Chemnitz griffen rund 30
Brandsatz gegen die dortige Zen- konnte 10 Neofaschisten fest- In Chemnitz wird ein Brand- Die Flüchtlinge bewaffneten sich zum Teil vermummte Neofa-
trale Aufnahmestelle geworfen, nehmen. (Neues Deutschland anschlag auf ein Wohnheim daraufhin mit Knüppeln und schisten ein Jugendzentrum
der aber nicht zündet. Danach 14.09.1992) von VietnamesInnen verübt. Eisenstangen und schlugen die an. (FAZ 12.10.1992)
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griffen die Nazis eine Gruppe
Antifaschistinnen an, es gab drei
Die BewohnerInnen können Nazis erfolgreich in die Flucht. 10
das Feuer selbst löschen. (TAZ Neofaschisten wurden verletzt. In Markleeberg bei Leipzig
Verletzte. (TAZ 07.09.1992) 19.09.1992) (SZ 06.10.1992) wurde zweimal aus einem
Review>>>Winter 2010/11 fahrenden Auto auf ein Heim
ART Dresden
Chronik 1992
S eptember 1991 – Hoyerswerda | Au-
gust 1992 – Rostock - Diese Daten
und Städte stehen noch heute für die
Sprachgebrauch aus. Schlagworte wie
„Asylant“ oder „Wirtschaftsflüchtling“,
diskriminierende Beschreibungen oder
setz, durch welches die schnellere Ab-
schiebung ermöglicht worden ist. 1993
folgte dann die Grundgesetzänderung,
beispiellose Gewaltwelle gegen Migran- „Überfremdungs“- Metaphorik wie durch welche das Recht auf Asyl eine
tInnen, AsylbewerberInnen, sowie deren „Asylantenflut“ oder stereotype Benen- massive Einschränkung erfuhr.
Unterkünfte zu Beginn der 90er Jahre. nung von Flüchtlingszahlen als drama- Für die unzähligen Angriffe dieser Jahre
Unter dem Beifall und auch Mitwirken tisch oder stetig ansteigend war nicht auch in Sachsen soll im Folgenden bei-
der „ganz normalen“ Bevölkerung wur- nur an den Stammtischen sondern auch spielhaft das Jahr 1992 dargestellt wer-
den Wohnheime angezündet und Men- im Bundestag zu hören und in seriösen den. In der Beschreibung der Ereignisse
schen angegriffen. Tageszeitungen zu lesen. zeigt sich die Selbstverständlichkeit und
Befeuert durch die von 1991 bis 1993 in Schlussendlich dienten dann nicht nur Selbstsicherheit, mit der diese Taten be-
Politik, Medien und im Alltag geführte die rassistischen Argumentationsmuster gangen wurden. In einer massiv aufge-
Debatte um das Asylrecht und Zuwan- sondern die dadurch angeheizten zum hetzten, gewaltmotivierenden und ge-
derung sahen sich Neonazis, rechte Ju- Teil pogromartigen Ausschreitungen ge- waltlegitimierenden Stimmung rotteten
gendliche und deutsche Otto-Normal- gen Migrant_innen selbst zur politischen sich rassistische Mobs zusammen und
verbraucher motiviert und legitimiert Legitimation der faktischen Abschaffung belagerten Asylbewerberheime, flogen
den Worten Taten folgen zu lassen. des Rechts auf Asyl in Deutschland. Be- Molotowcocktails zum Teil im Wochen-
Schließlich zeichnete sich die Debatte reits 1992 beschloss der Bundestag das takt, wurde ganz offen mit Gewalt ge-
durch einen facettenreichen rassistischen so genannte Asylbeschleunigungsge- droht.
Quelle: Büro Ulla Jelpke (MdB) und Pressebüro der PDS/LL: Über den schonenden Umgang der Bundesregierung mit dem
Rechtsextremismus, Teil 4. Rechtsextremistische Gewalttaten in Deutschland August 1991 - Oktober 1993. Material zur Pres-
sekonferenz am 01.07.1993 in Bonn
Nationalsozialismus
oder Volkstod
Über das neue Schwerpunktthema sächsischer Nazis
T rillerpfeifend, rasselnd
trommelnd schieben sich die
drei Demonstrationszüge auf den
und Interessen der Deutschen.“2 Möglicher-
weise lag aber genau in dieser natio-
nalen Einschränkung der Knackpunkt.
Landtagsvorplatz. Studierende, Ge- Natürlich gibt sich die NPD nicht mit der
werkschafter_innen, Jugendliche, bloßen Zuschauerrolle zufrieden. „Sozi-
Vertreter_innen der linken Oppositi- alräuber stoppen“ war die auf ein Trans-
onsparteien, insgesamt etwa 10.000 parent gedruckte Antwort, die im Laufe
Menschen, sind zusammengekommen, der Kundgebung aus den Fenstern ei-
um gegen die von der schwarz-gelben nes NPD-Abgeordnetenbüros gehan-
Landesregierung angekündigten Kür- gen wurde. Gemeint seien damit alle in
zungen im Bereich von Jugend, Sozia- Bund und Ländern regierenden Partei-
lem, Bildung und Kultur zu protestieren. en, wie NNO anschließend berichtete3,
Im abgesperrten Eingangsbereich des die Aktion sollte den Charakter der NPD
Parlaments halten sich vereinzelt Land- als einzig wahre Opposition unterstrei-
tagsmitarbeiter auf und beobachten das chen. Lang zu sehen war das Banner
Geschehen, darunter auch Angestellte allerdings nicht, die Polizei entfernte
der NPD-Fraktion. Seinen Mitarbeiter- es kurz nachdem sie es sichtete und so
status nutzend dokumentiert Istvan blieb der öffentlichkeitswirksame Skan-
Repaczki (Leipzig) eifrig die Gesichter dal, auf den die NPD spekulierte, aus.
der eintreffenden DemonstrantInnen,
Torsten Hiekisch (Zittau) filmt für das Für sich betrachtet bietet diese Episode
ostsächsische NPD-Portal „Nachrichten kaum Anlass sich eingehender mit der
aus Niederschlesien-Oberlausitz“ (NNO) NPD und ihren Positionen bezüglich der
die Abschlusskundgebung, an der, wie aktuellen Kürzungspolitik und den da-
im Beitrag später zu hören sein wird, vor von betroffenen Politikfeldern zu befas-
allem „Demokratieextremisten“, also sen. Die geschilderte Aktion wirkt un-
„linksradikale Gewerkschaften und Ex- beholfen, die Reichweite ist gering. Und
tremisten der SED-Nachfolgepartei DIE zumindest in Dresden war es die bisher
LINKE gemeinsam mit alt-68er Grünen einzig öffentliche Aktion der NPD zu
und SPD“ teilgenommen haben sollen.1 dieser Thematik, die noch dazu von der
Der diffamierende und bockige Ton Landtagsfraktion und nicht von den lo- Nazidemonstration am 17. Oktober 2009 in Leipzig
kommt nicht von ungefähr, denn im kalen Nazis organisiert war. Weiten wir
Gegensatz zu den erwähnten Parteien, aber das Blickfeld ein wenig und schau- länger bearbeitet, die aktuellen Spar-
wurde die NPD nicht für eine Podiums- en über die Stadtgrenzen und die NPD pläne könnten für die Kampagnen mit
diskussion im Rahmen der Abschluss- hinaus, stellt sich die Situation schon an- den Titeln „Recht auf Zukunft“ oder
veranstaltung eingeladen. Ein Affront ders dar. Insbesondere aus dem Umfeld „Die Demokraten bringen uns den
für Holger Apfel, schließlich seien die der „Freien Kameradschaften“ werden Volkstod“ durchaus als zusätzlicher
Nationaldemokraten doch „die konse- die entsprechenden Politikfelder schon Katalysator wirken. Und tatsächlich
quentesten Vorkämpfer für die sozialen versuchten etwa in Eilenburg 25 Nazis
2 http://www.npd-fraktion-sachsen.de/index.php?
verweis=3,1,1&drucksache=pressemitteilungen&dru an einem Flashmob teilzunehmen, zu
1 http://www.npd-loebau-zittau.de/?p=2304, cksacheid=1059, eingesehen am 22.11.2010 dem die Organisator_innen der „Wir
eingesehen am 22.11.2010 3 siehe Fußnote 1
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ge für die angebotenen Politikkonzepte, einen deutschen Pass zu besitzen.11 Zu- „Freie Kräfte“: Nationale Revolutionä-
deren Zentrum die Volksgemeinschaft gleich ist den NPD-Forderungen das re- re im Wartestand?
darstellt. Vor diesem Hintergrund sollten aktionäre Geschlechterrollenverständnis Werden die Akteure aus dem Spektrum
Vorschläge wie etwa Müttergehalt, Ehe- deutlich anzusehen: Müttergehalt und der sächsischen “Freien Kräfte“ ins Blick-
kredit und Kinderente gelesen werden. Kinderrente sollen erkämpfte emanzi- feld genommen, fällt zuerst auf, dass zwei
Mit diesen Maßnahmen will die NPD die patorische Errungenschaften am besten voneinander getrennte Kampagnen exis-
oft in apokalyptischen Tönen geschilder- rückgängig machen. Nach dem Willen tieren, die sich mit dem Thema Jugend
te „Bevölkerungsimplosion“ in den länd- der NPD sollen sich Frauen in erster Li- auseinandersetzen: zum einen die vor
lichen Regionen Sachsens stoppen und nie um die Familie kümmern und für allem in Westsachsen geführte Kampag-
ein demografisches Wachstum fördern. reichlich (deutschen) Nachwuchs sorgen. ne des “Freien Netzes“ unter dem Motto
Auch soll damit einer „Bedrohung durch Mit dem Ehekredit soll die traditionelle „Recht auf Zukunft“ und zum anderen
Überfremdung“ entgegengewirkt wer- hetero-normative Familie bevorzugt be- die von ostsächsischen und südbranden-
den, die in den Augen der NPD vor allem handelt werden. Diese Positionen ver- burgischen “Freien Kameradschaften“ or-
in den sächsischen Großstädten akut sei. deutlichen sich auch in den Angriffen ganisierten Aktionen unter dem Titel „Die
Die Begründung verweist auf die eigent- des “Ring Nationaler Frauen“ (RNF), der Demokraten bringen uns den Volkstod“.
liche Intention: Ziel der Maßnahmen ist NPD-Frauenvereinigung, gegen das Kon- Beide wählen sich den Bevölkerungsrück-
nicht die Beseitigung sozialer Benachtei- zept des Gender Mainstreaming.12 gang in den ländlichen Regionen zum
ligung, sondern der Versuch eine rassis- Motiv und verbinden das Thema mit na-
tische Bevölkerungspolitik zu etablieren. 11 NPD-Parteivorstand (2006): Argumente für Kan- tionalsozialistischen Ideologemen. Dabei
didaten & Funktionsträger. Eine Handreichung für die
Gefördert werden soll die Geburtenrate öffentliche Auseinandersetzung, Berlin. S. 12 unterscheiden sie sich weniger in ihren
der Deutschen, um so eine „Bestandser- 12 In einem aktuellen Flugblatt des RNF Sachsen Inhalten, als in der strategischen Umset-
mit dem Titel „Meine Mama heißt nicht Ingo“ steht
haltung des deutschen Volkes“ zu garan- etwa: „Wir sprechen uns gegen das Gender-Main- zung. Während das “Freie Netz“ auf ei-
tieren. Dabei legt die NPD einen rassisti- streaming-Konzept aus, das fast unbemerkt alle nen pragmatischen Umgang mit der NPD
öffentlichen Institutionen infiltriert hat und im Na-
schen Volksbegriff zugrunde, schließlich men einer hemmungslosen Gleichmacherei Frauen
setzt, plädieren die Ostsachsen dafür alles
genüge es für das „Deutsch-Sein“ nicht die Weiblichkeit genauso abspricht wie Männern die Handeln an der NS-Weltanschauung aus-
Männlichkeit.“ Es kündigt an: „Wir sind in diesem
zurichten. Entsprechend wenig kooperativ
Punkt nicht tolerant!“, http://www.npd-sachsen.de/
multimedia/dokumente/PDF/Faltbl%C3%A4tter/fb_ sind sie gegenüber der NPD und der Idee
HOMO_dinlang_6seitig_SACHSEN.pdf, eingesehen einer „nationalen Bewegung“. In einer
am 22.11.2010
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solchen sehen sie bereits einen Irrtum, der dem folgen die „Volkstod“- und „Recht gemeinschaft errichtet werden, in der der
inhaltliche Kompromisse abnötigt und da- auf Zukunft“-Kampagnen. Dekadent sei „deutsche Mensch wieder seinen Platz in
mit das Einverständnis zu den Spielregeln die derzeitige Gesellschaft, weil „einstige einer natürlichen Ordnung einnehmen“22
des „Systems Demokratie“ beinhaltet. Die Werte und Normen, die kennzeichnend für kann und dort „den Stürmen der kosmo-
unterschiedlichen Herangehensweisen die Deutschen sind, (…) den ‘Werten’ der politischen Eindringlinge Stand hält“23. Bis
wirken sich vor allem auf die Ressourcen modernen und pluralistischen Zivilisation“ dahin ist es allerdings ein schwieriger Weg,
der Kameradschaften aus: während die weichen14. Weil „persönlicher Reichtum denn die „Büttel des Systems beantworten
Ostsachsen überwiegend auf sich gestellt und individuelle Entfaltung des Einzelnen jeden Widerstand mit dem Knüppelhieb.“
sind, nutzt das “Freie Netz“ rege die NPD- an die Stelle von Gemeinwohl und natio- Diejenigen, „die eine Alternative für unser
Strukturen für die eigene Arbeit. Mehrere naler Fürsorge“ treten, weil das „Dogma Land und für unser Volk einfordern“, wer-
FN-Kader haben bezahlte Posten bei NPD- der Menschenrechte“ gelte, der „demo- den verfolgt und entrechtet. Es braucht
Landesverband oder -Landtagsfraktion kratische Massenmensch kulturlos und also den märtyrerhaften Mut der natio-
ergattert, führen die sächsischen Jungen materialistisch“ sei und außerdem dem nalsozialistischen Widerstandskämpfer,
Nationaldemokraten (JN) an und sitzen für „körperlichen Verfall“ unterliege.15 Zudem der ist bisher aber nur mäßig vorhanden,
die NPD in Kommunalparlamenten. Mit ragten besonders in westdeutschen Städ- weswegen es heißt „Generationen der
der Zahl der Posten wächst auch der inner- ten Minarette in den Himmel empor, wer- Feigheit müssen vergehen“.24 Innerhalb
parteiliche Einfluss, die Grenzen zwischen den „ganze Stadtteile von ausländischen dieses Musters wird mit den bekannten
NPD und “Freien Kräften“ verwischen be- Jugendbanden regiert“.16 In den Augen Ungleichwertigkeitsideologien hantiert.
sonders im Raum Nord-Westsachsen. Die der Nazis findet die derzeitige Gesellschaft Antisemitische Motive werden genutzt,
organisatorischen Unterschiede bleiben auf diese vermeintlichen Probleme keine wenn davon geredet wird, dass sich „vaga-
aber angesichts der großen ideologischen Antwort, sie konstatieren also „das Versa- bundierende, raffende Kapitaleigentümer
Überschneidungen der beiden Kampa- gen der Demokraten“.17 Und damit deutet über den Geist des deutschen und sozialen
gnen eher nachrangig. Ausgangspunkt sich schon der nächste Schritt an: die Prob- Werteidealismus hinweggesetzt“25 hätten.
ist ähnlich wie bei der NPD ein apokalyp- leme sind dergestalt schwerwiegend, dass Völkischer Rassismus wird stark gemacht,
tisches Szenario, in dem die Existenz des in naher Zeit ein endgültiger Kollaps bzw. wenn Zuwanderung als Bedrohung „völ-
deutschen Volkes durch die demografi- die Apokalypse droht - „Volkstod“, wie kischer Eigenarten“ oder „unserer Werte
sche Entwicklung und „Überfremdung“ es die Nazis nennen. Der Staat kapitulie- und Kultur“ aufgefasst wird, die doch „das
bedroht sei. Die Schärfe mit der diese re vor übermächtigen Parallelgesellschaf- Ergebnis einer jahrtausendelangen Evolu-
Entwicklung und die entsprechenden Ant- ten der Migranten18, das „Volk stirbt also tion“ seien. Dagegen wird ein völkischer
worten darauf formuliert werden, unter- nicht allein nur biologisch, sondern auch Nationenbegriff ins Feld geführt, „die Na-
scheidet jedoch die Kampagnen von den seelisch“19, die Massen seien gelähmt und tion ist etwas bindendes, man gehört nicht
Verlautbarungen der NPD. Der positive ehe man sich versieht ist es schon zu spät durch einen rational begründeten Gesell-
Bezug auf den Nationalsozialismus und die und es heißt in ländlichen Regionen: „Der schaftsvertrag zu ihr, sondern durch seine
damit verbundenen Ressentiments treten Mensch geht, der Wolf kommt“20. Diesem Abstammung.“ Darüber hinaus finden
deutlicher zu Tage, die Kampagnen zielen Bedrohungsszenario kann sich dann - um sich zahlreiche biologistische Herleitun-
nicht auf tagespolitische Veränderungen, den letzten Schritt zu tun – allein eine nati- gen, sozialdarwinistische Überzeugungen,
sondern fordern einen grundlegenden Sys- onalsozialistische Bewegung entgegenstel- sexistische und hetero-normative Vorstel-
temwechsel, zu dessen Umsetzung auch len. Unter der Losung „Recht ist, was dem lungen. Alles zusammen verdichtet sich in
nur allein die Nazis im Stande seien. Das deutschen Volke nützt“21 soll eine Volks- den „Volkstod“- und „Recht auf Zukunft“-
hier zugrunde liegende Analysemuster ist Kampagnen zu einem geschlossenen na-
14 http://logr.org/infoleipzig/?page_id=185, eing-
„ein Evergreen aus der langen Tradition des esehen am 22.11.2010 tionalsozialistischen Weltbild, ausgedrückt
revolutionären Konservatismus“, schreibt 15 ebd. in der unverhohlenen Forderung „Natio-
16 volkstod-stoppen.de: Grundlegendes zum Thema
der Sozialwissenschaftler Kurt Lenk, er Volkstod, 15.04.2010 naler Sozialismus jetzt!“.
bezeichnet es als „Dekadenz-Apokalyp- 17 Aufruf zur Demonstration am 01.05.2010 in Hoy-
erswerda: „Generationen der Feigheit müssen verge-
se-Heroismus-Syndrom.“13 Und genau hen“, 06.04.2010
18 siehe Fußnote 17 am 17.10.2009, http://netzwerkmitte.com/site/nach-
13 Lenk, Kurt (2005): Das Problem der Dekadenz seit 19 siehe Fußnote 15 richten/10.09.2009.html, eingesehen am 22.11.2010
Georges Sorel, in: Kauffmann, Heiko/Kellershohn, 20 http://www.spreelichter.info/blog/2030_Der_ 22 siehe Fußnote 15
Hellmut/Paul, Jobst: Völkische Bande. Dekadenz und Mensch_geht_der_Wolf_kommt-521.html, eing- 23 ebd.
Wiedergeburt. Analysen rechter Ideologie. Münster. esehen am 15.12.2010 24 siehe Fußnote 18
S. 49-63 21 Aufruf zur Demonstration „Recht auf Zukunft“ 25 siehe Fußnote 15
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ART Dresden
Fazit abzuwarten. Bei den bisherigen Sozial- löst, ohne Abstriche hinsichtlich der na-
Was bleibt zusammenfassend zu sagen? protesten gegen Kürzungen blieben Nazis tionalsozialistischen Einstellung machen
Eingangs wurde bereits auf die recht be- außen vor. Nicht zuletzt weil ihnen an der zu müssen. Das hat auch Auswirkungen
merkenswerte Ausdauer verwiesen, mit derzeitigen Jugend- und Sozialpolitik na- auf die NPD, wo der Kurs der Kamerad-
der die Naziszene am Thema Bevölke- hezu nichts als erhaltenswert gilt. schaften stärkeren Einfluss geltend macht
rungsrückgang und den damit verbunde- Innerhalb der Naziszene zeigt sich folgen- und damit zumindest partiell dem ein-
nen Nebensträngen festhält. Es ist davon des Bild: die „Freien Kameradschaften“ geschlagenen „sächsischen Weg“, dem
auszugehen, dass dies auch in Zukunft agieren – kaum verwunderlich – radikaler Versuch neues WählerInnenklientel durch
so bleiben wird. Unterschiedliche Grün- als die NPD. Sie scheinen mit den „Volks- moderateres Auftreten zu gewinnen, ent-
de sprechen dafür: bereits im vergange- tod“ und „Recht auf Zukunft“-Kampag- gegensteht. Zudem erscheint die NPD
nen Landtagswahlkampf mangelte es nen einen viel versprechenden Ansatz zu organisatorisch derzeit nicht in der Lage
der NPD an einem zugkräftigen Thema. etablieren, der den Mangel zugkräftiger eine sachsenweit koordinierte inhaltliche
Der Versuch unter dem Leitmotiv „1989 Themen innerhalb der Naziszene auf- Arbeit zu leisten.
wie heute. Wir sind das Volk“ mit dem
Wendejubiläum bei NichtwählerInnen
zu punkten, scheiterte. Die Thematik des
Bevölkerungsrückgangs scheint weitaus
mehr Potenzial zu bieten, da diese zumin-
dest in den ländlichen Regionen Sachsens
von vielen Menschen als tatsächliches
Problem wahrgenommen wird. Genau
deswegen versuchen Nazis an allgemeine
Stimmungslagen, wie die Einschätzung
zahlreicher Ostdeutsche/r gegenüber
Westdeutschen benachteiligt zu sein, an-
zuknüpfen. Zudem eignet sich das The-
ma Bevölkerungspolitik hervorragend
um nationalsozialistische Ideologeme zu
transportieren. Insbesondere die Idee der
Volksgemeinschaft, also die Vorstellung
eines homogenen Kollektivs, das von äu-
ßeren und inneren Feinden bedroht wird,
kann und wird hier stark gemacht. Dabei
können sich die Nazis auf verbreitete ras-
sistische und antisemitische Ressentiments
stützen. Nicht zuletzt die massenhaften
begeisterten Resonanzen auf Thilo Sarra-
zins Buch „Deutschland schafft sich ab“,
in dem er pseudowissenschaftlich mit Ver-
erbungslehre, Sozialdarwinismus, Eugenik
und Rassismus den drohenden Untergang
der Deutschen beschwört, dem zwingend
mit einem „gesunden Selbstbehauptungs-
willen als Nation“ 26 zu begegnen ist, ma-
chen dies deutlich. Die NPD Propaganda
„Sarrazin hat recht“ ist da nur folgerichtig.
Inwiefern die Agitation verfängt, bleibt
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ART Dresden
Konfrontativ II
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ART Dresden
Ostsachsen
Die Region um den Quitzdorfer See war ein Schwerpunkt für die Naziszene der letzten Jahre
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ART Dresden
Rechtes Tattoo-Studio
mit rassistischen Ansichten,
revanchistische Vertriebene,
diskursorientierte völkische Zei-
in Dresden-Striesen tungsprojekte, jungkonservative
Zirkel, parteipolitische AktivistIn-
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Füxe, Burschen, Lebensbund, Schmiss, Wichs und Satisfaktion - Die Lebenswelt studentischer Verbindungen (Corps,
Burschenschaften etc.) hat den Charakter einer Parallelgesellschaft, die ihre ganz eigene Sprache besitzt.
Der Stura der TU Dresden und der Stura der HTW Dresden haben dazu eine 70seitige Broschüre erarbeitet. Sie besteht
aus einem allgemeinen Teil über studentische Verbindungen, in dem unter anderem die Rolle beim Aufstieg des Nation-
alsozialismus beleuchtet wird. Der zweite Teil beschäftigt sich eingehender mit den einzelnen Dresdner Verbindungen,
deren Traditionen, Leitlinien oder politisches Auftreten und ihre Vernetzung untereinander.