FILMKANON – 35 Filme
1.NOSFERATU - SINFONIE DES GRAUENS -
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau; 1922; Deutschland
2.GOLDRAUSCH - Regie: Charles Chaplin; 1925; USA
3.PANZERKREUZER POTEMKIN -
Regie: Sergej M. Eisenstein; 1925; UdSSR
4.M - Regie: Fritz Lang; 1931; Deutschland
5.EMIL UND DIE DETEKTIVE -
Regie: Gerhard Lamprecht; 1930; Deutschland
6.STAGECOACH - Regie: John Ford; 1939; USA
7.DER ZAUBERER VON OZ - Regie: Victor Fleming; 1939; USA
8.Laurel & Hardy: DER BELEIDIGTE BLÄSER -
Regie: Edgar Livingston Kennedy; 1928; USA
9.CITIZEN KANE - Regie: Orson Welles; 1941; USA
10.SEIN ODER NICHTSEIN - Regie: Ernst Lubitsch;
11.DEUTSCHLAND IM JAHRE NULL -
Regie: Roberto Rossellini; 1948; Italien/ Deutschland
12.RASHOMON - Regie: Akira Kurosawa; 1950; Japan
13.LA STRADA - Regie: Federico Fellini; 1954; Italien
14.NACHT UND NEBEL - Regie: Alain Resnais; 1955; Frankreich
15.VERTIGO - Regie: Alfred Hitchcock; 1958; USA
16.DIE BRÜCKE - Regie: Bernhard Wicki; 1959; BRD
17.AUSSER ATEM - Regie: Jean-Luc Godard; 1960; Frankreich
18.DAS APARTEMENT - Regie: Billy Wilder; 1960; USA
19.DR. SELTSAM - Regie: Stanley Kubrick; 1964; USA
20.BLOW UP - Regie: Michelangelo Antonioni; 1966; Großbritannien
21.DAS DSCHUNGELBUCH -Regie: Wolfgang Reitherman; 1967; USA
22.ICH WAR NEUNZEHN - Regie: Konrad Wolf; 1969; DDR
23.DER WOLFSJUNGE -Regie: François Truffaut; 1969; Frankreich
24.ALICE IN DEN STÄDTEN - Regie: Wim Wenders; 1973; BRD
25.TAXI DRIVER - Regie: Martin Scorsese; 1975; USA
26.DIE EHE DER MARIA BRAUN -
Regie: Rainer Werner Fassbinder; 1978; BRD
27.STALKER - Regie: Andrej Tarkowskij; 1979; UdSSR
28.BLADE RUNNER - Ridley Scott; 1981; USA
29.SANS SOLEIL - Regie: Chris Marker; 1982; Frankreich
30.SHOAH - Regie: Claude Lanzman, 1985; Frankreich
31.EIN KURZER FILM ÜBER DAS TÖTEN
Regie: Krzyszof Kieslowski; 1987; Polen
32.WO IST DAS HAUS MEINES FREUNDES?
Regie: Abbas Kiarostami; 1988; Iran
33.DER EISSTURM - Regie: Ang Lee; 1997; USA
34.DAS SÜSSE JENSEITS
Regie: Atom Egoyan; 1997; Kanada
35.ALLES ÜBER MEINE MUTTER
Regie: Pedro Almodovar; 1999; Spanien
Weitere Informationen - Bundeszentrale für politische Bildung:
http://www1.bpb.de/veranstaltungen/QUFU7Z,0,0,Filmkanon.html
Lit.: HOLIGHAUS, Alfred (Hg.): Der Filmkanon. Bertz+Fischer, Berlin 2005.
··· Jugendkinoprojekt ···
Filme mit dem Filmkanon
Kino entdecken
Freitag, 11. Februar 2011, 12-14.30 Uhr
TAXI DRIVER
1942; USA
S
USA 1975; 114 Min.; FSK: ab 16; Psychodrama; Großstadt-
Thriller; Regie: Martin Scorsese; Drehbuch: Paul Schrader;
Kamera: Michael Chapman; Musik: Bernard Herrmann; mit:
Robert De Niro, Jodie Foster, Harvey Keitel, Albert Brooks,
Peter Boyle, u.a.; DVD: Sony; FOCUS Edition;
Zum Film: Die Geschichte wird größtenteils aus der Sicht der
Hauptfigur erzählt. Travis Bickle, 26, Vietnamveteran und
der zerrissene Held des Films, findet nachts keinen Schlaf
und sucht sich einen Job als Taxifahrer. Seine Obsessionen
und sein Hass auf den menschlichen „Abschaum“ der Großstadt
New York steigern sich immer mehr und eskalieren schließlich
in einem Massaker. In der berühmtesten Szene des Films übt
Travis den Kampf mit seinem Spiegelbild: „Are you talking
to me?“ - Atmosphärische Bilder der New Yorker Straßen und
die Musik von Bernard Herrmann verstärken die psychologische
Spannung. Der Film wurde 1976 beim Festival in Cannes mit
der Goldenen Palme ausgezeichnet. „Präzise und schonungslos,
fast dokumentarisch, führt Scorsese uns den inneren Abgrund
eines desorientierten »Helden« vor Augen ...“ (Filmmuseum)
Der Filmkanon
2003 hat eine Kommission von Filmprofis 35 Klassiker der
Filmgeschichte für einen Filmkanon in der Schule ausgewählt.
Angefangen mit NOSFERATU aus dem Jahr 1922 bis zu ALLES ÜBER
MEINE MUTTER aus dem Jahr 1999 werden über einen Zeitraum von
acht Jahrzehnten verschiedene Kapitel der Filmgeschichte
aufgeschlagen. Zusammenhänge und Entwicklungen bis heute sind
damit leichter überschaubar. Es gibt viel zu entdecken:
herausragende Filmwerke und ihre Macher, Epochen und Genres,
Schauplätze und Figuren, Themen und Erzählformen, technischer
Wandel und kultureller Hintergrund.
Treffpunkt FILMKULTUR e.V. c/o ARRI Kino • Türkenstr. 91 • 80799 München
www.treffpunkt-filmkultur.de•Reservierung: T.38899664•U3/U6 Universität, Bus 154
 Biografie – Martin Scorsese
Martin Scorsese ist 1942 in New York als Spross einer ita-
lienischen Familie geboren. Er wuchs in Little Italy, im
Süden Manhattans auf, wo “die Sizilianer gegen die Neapoli-
taner kämpften, die Italiener gegen die Iren und die Juden
sowieso, wo die Mafia und die katholische Kirche die geist-
liche und die weltliche Herrschaftsform bildeten. … Die Men-
schen hier waren nicht mehr Italiener und noch keine Ameri-
kaner.… Es war eine Situation des Ein- wie des Ausgeschlos-
senseins, und Scorsese war sich bewusst, dass diese Situa-
tion nicht nur aus der Scheidung der Zeiten und Kulturen
entstand, sondern auch politisch bedingt war: «Die meisten
Einwanderer vegetierten am Rande des Existenzminimums,
wenige Straßen weiter aber präsentierte sich unvorstellbarer
Luxus und Reichtum. Diese Gesellschaft, das begriff ich, war
geteilt in zwei Klassen. Ich gehörte zur unteren, diese
Erfahrung werde ich nicht vergessen.» … Martin Scorseses
Vater, so erinnert er sich, war ein Kinofanatiker, und er
nahm den Sohn beständig mit…” (*) … Erst wollte Martin
Scorsese Priester werden, wechselte dann an die New York
University, zunächst zum Studium der englischen Literatur
und entschied sich schließlich für den Film. Er traf mit
anderen Studenten zusammen, die an der Entwicklung des neuen
Hollywoodfilms beteiligt waren. Sein wichtigster Lehrer und
Mentor zugleich war Haig Manoogian. Vor seinem Studien-
abschluss 1967 ließ sich Martin Scorsese beurlauben, um
Erfahrungen in der Praxis zu sammeln, u.a. als Beleuchter
und Cutter und gelegentlich auch als Schauspieler. Bis 1970
blieb er an der Universität, unterrichtete Filmgeschichte
und Filmkritik und betreute studentische Projekte. In seinen
ersten eigenen Filmen, zu denen auch TAXI DRIVER gehört,
verbindet er sehr deutlich Stilformen des europäischen
Autorenfilms mit den Erzählweisen des amerikanischen Kinos.
Immer mehr findet er dabei zu einem eigenen Stil.
Filmmusik von Bernard Herrmann
Bernard Herrmann (* 29. Juni 1911 in New York City; † 24.
Dezember 1975 in Los Angeles) begann seine Filmlaufbahn bei
der Zusammenarbeit mit Orson Welles. Berühmt ist seine Film-
musik von CITIZEN KANE (USA 1941) oder auch von Hitchcock-
Filmen wie z.B. VERTIGO (USA 1958). Seine Arbeit am Film
TAXI DRIVER hat er unmittelbar vor seinem Tod beendet.
Robert De Niro
Robert De Niro (* 17. August 1943 in New York) wurde 1974 in
seiner Rolle als Vito Corleone in Francis Ford Coppola's THE
GODFATHER II zum Star. Mit dem Film MEAN STREETS (USA 1973)
begann seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Martin
Scorsese.
Die Massaker-Szene / Kameraführung
aus: GEWALT IM FILM - Rainer Rother „Die Faszination des
Massakers“ - „ … Die Szenen des Massakers haben den Film in
den Ruf gebracht, er stelle die Gewalt mindestens unkritisch
dar. Keine andere Szene des Films wirkt so nachdrücklich und
unmittelbar emotionalisierend. Die Momente, mit denen diese
Wirkung erzielt wird, lassen sich so umschreiben: schnelle
Schnittfolge, blutige Details, eine fast quälende Tonspur mit
dem Fluchen des verwundeten Aufpassers und den Bitten und
Schreien von Iris.
In den 54 Einstellungen der Massakerszene lassen sich zwei
typische Kamerapositionen unterscheiden, in denen die
Stellung zur Handlungsachse verändert wird. Einmal steht die
Kamera annähernd auf dieser Achse, wobei die Handlungs-
richtung in Beziehung zur Kamera variabel ist (sie kommt auf
die Kamera zu; sie entfernt sich von ihr; oder die Kamera
folgt bzw. distanziert sich), im zweiten Fall befindet sie
sich, ebenso näherungsweise, in einem Winkel von 90 Grad zur
Achse der Handlung.… Die Ereignisse werden im Schuss-
Gegenschuss-Verfahren und mittels Parallel-Montage erzählt.
Die blutige Aktion endet mit einer Totale aus der
Vogelperspektive als Übersicht über den Schauplatz. …“
1. Kamera auf der Handlungsachse:

(* aus: Georg Seeßlen, MARTIN SCORSESE, Bertz-Verlag, Berlin

2003)

Zur Entstehung des Films 2. Kamera im Winkel von 90°zur Achse der Handlung:
Paul Schrader schrieb das Drehbuch in Anlehnung an die Lite-
ratur des Existenzialismus. Er verarbeitete dabei eigene
Erfahrungen von Einsamkeit: “1973 hatte ich eine besonders
harte Zeit, lebte mehr oder weniger in meinem Auto in Los
Angeles, fuhr die ganze Nacht herum … Da schlug es bei mir
ein, die Vorstellung, dass ich wie ein Taxifahrer war, in
der Stadt herumirrend in diesem metallenen Sarg, offensicht-
lich mitten unter den Menschen, aber absolut, total allein…“
Die Hauptfigur des Films, Travis, bezeichnet sich selbst als
“Gottes einsamsten Mann (“god’s lonely man”). Schrader
verwendete als dokumentarisches Material die Tagebücher des
gescheiterten Attentäters Arthur Bremer. In Zusammenarbeit
zwischen Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler “…ent-
steht ein neues Modell des Scorsese/Schrader/De-Niro-Helden:
Da ist einer in die Hölle geraten. Und er hat nicht die
geistigen Fähigkeiten, sie zu verstehen. Er hat nicht die
spirituellen Fähigkeiten, sie zu ertragen. Er hat nicht die
emotionalen Fähigkeiten, ihr mehr Menschlichkeit abzuver-
langen. Er hat nicht die sozialen Fähigkeiten, eine Revolte Links:
zu organisieren. Und er hat, trotz seiner angestrengten Verleih (Pfad: Filmübersicht -> Klassikerkatalog -> Taxi
Übungen, auch nicht die körperlichen Fähigkeiten, sie zu
verlassen.” (Georg Seeßlen) In der Filmfigur verbindet sich Driver): www.neuevisionen.de
der existentialistische Held mit dem Westernheld. ” … Infos: www.mediaculture-online.de/Taxi-Driver.86.0.html
Natürlich ist De Niro als Travis Bickle eine “Parodie” auf
John Wayne als Ethan Edwards in THE SEARCHES (USA 1956, Trailer: www.youtube.com/watch?v=bqLyTdcMLhc
Regie: John Ford); aber zugleich ist er seine Fortsetzung Storyboard* mit Filmszenen:
und Modernisierung. Was Ethan treibt, der geschlagen und
einsam aus dem Bürgerkrieg kommt, ist der Hass auf das Wilde http://filmmakeriq.com/2010/04/taxi-driver-storyboards/
und Sensualistische der Indianer, und Travis Bickle, nicht Script (engl.): www.imsdb.com/scripts/Taxi-Driver.html
minder einsam und geschlagen, kehrt aus einem Krieg zurück
in die Welt, die nicht mehr seine Heimat sein kann … Wenn Martin Scorsese: http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Scorsese
das Taxi der “gläserne Sarg” in den Straßen der Großstadt Robert De Niro: www.the-fan.net/deniro/bio.shtml
ist, dann ist es zugleich auch eine Fortsetzung des Pferdes
für den Westerner, das ihn, wie Travis es ausdrückt, überall
hin trägt. Die Gegenden, in die Travis sein Taxi fährt, Mit Filmemacher-Kollegen hat Martin Scorsese “The Film
ähneln dem “unzivilisierten” Westen, in dem es keine Foundation” (zur Bewahrung des Filmerbes) gegründet. Dort
Garantie für die Rechte und Menschlichkeit gibt. gibt es ein Projekt für die Schule: www.storyofmovies.org