Академический Документы
Профессиональный Документы
Культура Документы
Bruderschaft des 14./15. Jahrhunderrs solange die Betrof'e-rer aicl^L verslt- Klito risam putatlon en bei Mädchen,
entwickelt hat und der heute etwa 20 chen, auch andere Muslime vom G ö. wie sie in einigen islamischen Ländern
Prozent der türkischen Bevölkerung ben abzubringen. vorgenommen werden, sind mit der
angehören. lm Zentrum ihrer Lehre lm 20. Jahrhundert entwickelten is.:- .eligiös beg.i..]dete'1 J.rge..]besch.1ei-
steht die Verehrung Alis ('Kalif). Den mistische Vordenker wie Sajjid Kutb dung nicht verg eichbar. lm November
>Koran Lrnd die islamischen Gesetze die Theorie, dass sich die meisten is a- 2OO6 erließen Rechtsge ehrte, die
egen s e sp .rtJe | äLs Lnd ehnen oie mlschen Gesellschaften so weit vom s ch an cler ) Azha a- ti n-ve asirär in Ka -
) F!nf SäL en öb. Dies macnt sie der ,,wahren slam" entfernt hätten, dass ro versammelt hatten, eine >Fatwa,
sunnitischen lvlehrhelt a s Ketzer sie belämpfL werde.] -üssten (a.aL.. die Genita verstümmelung von Frauen
verdächtig, unter osmanischer Herr Takfir, ,,für ungläubig Erk ären"). a s unislamisch und als,,strafbare A9-
schaft wurden sie immer wieder gression gegen das l'4enschenge-
blutig verfolgt. Al-Azhar-Universität sch echt" verurteilt.
Alevit ist rnan durch Abstammung, D e im 1O. Jahrhundert in Kairo 9e-
Mitglied der Kultgemeinde durch eine gründete Hochschule ist heute eine B'' lde rf e i n d r'-ch keit
Art lnitiation. Anstelle von der bedeutendsten Lehrinstitutionen Der tsKoran kennt kein Verbot der bild-
haben die als gese schaftlich'Moscheen
iberal de. ,L.r t sch-rsiarischer WelL. Ne- lichen Darstellung. Al erdings bezeich-
ge le.]den Alev [e1 sogerannte Ver- be1 slamiscl^e' lheologie Lno is a-i net eine Vielzahl von Prophetenwor-
samm ungshäuser für hre Rituale, an schem Recht werden seit 1961 auch ten (rHadith) die Nachbildung von
de1e1 Vä11er Lrd FraJen g eichbe- Medizin, Naturwissenschaften und Ge- Mensch und T er als blasphemisch und
rechtigt tei nehmen. schichte gelehrt; auch Frauen dürfen daher als verboten: cott allein dürfe
nun an der,,Strahlenden" (so die Lebeweser erscha'fen. Dahe' \ertrd-
Alkohol Ubersetzung) studieren. hr Leiter, der ten sunnitische wie schiitische Rechts-
Nach allgemeiner Rechtsauffassung Großscheich, gilt vielen FSunniten als gelehrte selt dem 8. Jahrhundert eine
ist lvlus imen der Konsum von A kohol höchste Instanz ln Glaubensf ragen; bilderfeind che Haltung. Trotzdenn
verboten. Der FKoran ermahnt die se t 961 w.d e. vom ägypl sc'len Pra- entwicke te sich in der islamischen
Gläubigen, nicht betrunken zum ce. sidenten ernannt. Derzeit hat Ahmed Welt eine reiche N.laltradition, die im
ber zLr erscheine^ {Su.e l, Vers 43); .n al-Tajjib das Amt inne, der als iberal 12. Jahrhundert in der Blrchkunst ihren
anderen Versen wird der Weingenuss
a s Sünde, Gräuel und Satanswerk ver-
dammt (Sure 2, Vers 219 und Sure 5,
Vers 9O). A lerdings zählt das Heilige
Buch den Wein - neben l..1ilch und Ho-
nig auch zu den Genüssen, die die
Gläubigen lm ! Paradies erwarten.
Allah
Das arabische Wort für,,Gott" hat sich
mit dem lslam weit über den ur-
sprünglichen Sprachraum hinaus ve'-
b'eitet. lr der islamiscl-e.1 Welt ex stte-
ren daneben die Bezeichnungen der
jeweiligen Landessprachen, etwa per-
sisch Choda, während umgekehrt ara-
b sc'rsoracl^i9e Cl^ri)ter \.en d.eieiat-
gen Gott ebenfalls A ah nennen.
Aleviten beim Tanz
Apostasie
AJ'den Abla eines YLs - vo^ sei. und weltoffen gilt. Bis heute erstellt Ausgang nahrn. lm 14. Jahrhundert
nem G auben steht nach lvleinung der d e Azhar tFatwas zu aktuellen entstanclen sogar lllustrationen, die
meisten Rechtsgelehrten die Todes- Themen. Szenen aus dem Leben des Propheten
strafe. Sie berufen sich dabei vor al- tMohammed zeigen. N!r der Koran
lem auf überlieferte Aussprüche des Beschneidung wurde nie b ldlich verziert.
Propheten (tHadith). lm !NKoran wird Die Beschneidung von Jungen wlrd
d'e Apostas e als s( hwe.e Sürde be- irn slam wle auch im Judentunn auf Burka
trachtet: Abtrünnige erwartet der un- tsAbraham zurückgeführt. Sie baslert Die Burka (arab. Burku, pers. Borka)
ve'söh1l:.he Torr Gottes Lrd dö< ewi nicht auf dem tlKoran, sondern gilt a s st ei'1 '1 Teilo. Afghö.isra1. L.]d Da
oe Hör er'e Jer - doch die dngedrol-- T'adi- o.. Ublicl-erwerse frrdet sie zw - kistans gebräuchlicher canzkörper-
ten Strafen sind jenseitiger Natur. Aus schen dem siebten dg naL.l oer Ce- c.h öi6/ l-r^i Äom r.l o Tff^orin n
'r
diesern Grund und weil der Tatbe- bJ.t Jnd de- l5 -eoe.s-äh. sraLt. De durch eine Art Gitter im Stoff etwas
stand der Apostasie schwer zu fassen Beschneidung wird fest lch begangen sehen kann. Unter dem Taliban-Re-
ist, plädiert ein Teil der lslamgelehrten und als Zelchen der Aufnahme in die gime war er in Afghanistan bis 2OO1
gegen elne Bestrafung im Dlesseits, Gemeinde betrachtet. für Frauen vorgeschrieben.
52
bekenntnis (arab. Schahada): ,,Es
J. gibt keinen Gott außer Gott, und
i Vohommed isl der @€,56161s 6.1-
tes." Es ist Teil des cebetsrufs und
wird als Zeichen des Ubertritts zunr
ls am vor Zeugen ausgesprochen.
Eine weitere Pfl cht ist das Ritualge-
ul'
bet (ärab. Salat), clas fünfmal am Tag
zu bestimmten Zeiten zu verrichten
ist uncl eine Abfo ge von cebeten
und Bewegungen umfasst. Die cläLr-
brgen wenden sich dabei in Richtung
der +Kaaba und rnüssen sich im Zu
:>_: stancl ritue ler Re nheit befinden;
,l ar( h de/ Bode1, öLf dear ) a o-te
-ß-
E4 muss sauber setn. Des We teren sind
f4uslime verpflichtet, Almosen für Be-
dürftige zu geben (arab. Sökat) und
m f'4onat i- Ramaclan zu fasten.
Auch clle Pilgerfahrt (arab. a'Hadsch)
zäh t zu den Fünf Säulen: Wer
gesundheit ich und finanziell
dazu in der Lage ist, so lzumin
dest einmal im Leben nach 14ekka
pr gern.
Von allen Pflichten außer dem Glau-
bensbekenntnis gibt es e ne Reihe
von Ausnahmen, sei es wegen Krank-
'ro I ode. 4." Ll we .era. d aJf Re
sen oder eine Frau schwanger ist -
schließ ich betont der Koran an mel-
reren Stellen: ,,Gott wi les euch leicht
rnachen, nicht schwer."
Gebetst(ette
Die is amlsche cebetskette besteht
meist aus 33 oder 99 Per en - aus Ma-
terialien wie Holz, Koral en oder Ber|-
Erzengel cabriel verkündet Mohammed seine Berufung (lB. Jahrhunoer|l stein Das dazugehörige Gebet ent-
stammt dem :"Volksislam; lm 15. Jahr
det im Rahmen der Pi gerfahrt Freitag hundert wurcle es von slamge ehrten
(tHadsch) statt. Es dauert drei Tage lm Gegensatz zum jüdischen Sabbar für erlaubt erklärt. Goethe sprlcht
und wird von f,luslimen überall auf der sowie zum chrlst ichen Sonntag ist !o-,.mal-o*etarrsc.lea Roserl. räTi,
Welt gefeiert. Das Sch achten eines der is amlsche Freitag tradi one ke n wodrrc'1 de. Nämo ."A lah mtt neJn-
Opfert ers - meist Schaf, Kamel oder Ruhetag Die Vorstellung, Gott müsse undneunzig Eigenschaften verherr-
Rind - erinnert an :'Abraham, der auf am siebten Tag von seinem Schöp- icht wird".
Geheiß cottes seinen Sohn zu opfern fungswerk ausruhen, lst Mus imen
llerett wat fremd. Vie mehr g t der Freitag a s Hadith
Auf die Fastenzeit des Monats !Rarnd- .Täg de'Vo 1.- -lLr9 -Lr mä-rli. Der Prophet l"lohammed gilt a en
dä.'o gL dö< o.e b. !ie. lagF daJ- che erwachsene Mus ime ist das fre Mus irnen als Vorbjld. Laut ?Koran
ernde Fest des Fastenbrechens (arab. tägliche gemeinsanne Mittagsgebet ,,befiehlt er thnen das Rechte und ver-
ld al-Fitr, türk. Seker Bayrami ge- mit anschließender Predigt in der bietet das Verwerf che, er erlaubt lh
nannt). Es wird mit spezie en Speisen Flvloschee Pf llcht. Ursprünglich leitete 1er d,ö r,öst chsraa Dt')ge Jao verb e-
und oft auch Geschenken begaagen. der :Kalif das Freltagsgebet; seit dem tet die schlechten, und er nimmt lh-
Zusätzlich wird in vielen is amischen 'lO.
Jahrhundert ist hierfür nur noch nen die Last und dle Fesseln ab, die
Landö' 1 de- Gaourtsfög des Drophe- der ilmam zuständig. auf hnen lagen" (Sure Z Vers 157).
ten :'Moharnmecl gefeiert; für die Deswegen begann man nach seinem
tschiiten ist zudem Aschura e n Fünf Säulen Tod, alle Überlieferungen seiner Taten
wichtiger Feiertag, an dem s e mit Die fünf Grundpf ichten der i\,1uslime und Aussprüche zu samme n. Diese
Pfozessionen und Passionsspielen arr werden in der is amischen Traditlor, Berichte werden als Hadithe (wörtlich
den Tod des Prophetenenkels Husserr a s Säulen der Religion bezeichnet. ,,Gespräch, fVitteilung") bezeichnet
erinnern. DazLr gehört zunächst das Glaubens- und stellen neben dem .Koran die
aktionen" - obwohl hochrangige lslam- werden verstärkt repräsentative Bau- Vorstellung einer über Sprache und
gelehrte den Attentätern den Status ten e.richtet. Die bisher größte deLt- Siedlungsgebiet definierten Nation zu
als Märtyrer in >Fatwas absprechen sche Moschee wurde 2OO8 in Duis- Grunde lag. Gleichzeitig -antwickelten
burg-Mörxloh eröffnett sie gilt a s ge- sich im Nahen Osten überstaatliche
Minarett lungenes lVodell religiöser Integration. Nationalismen wie Panarabismus und
Seit dem 1O. Jahrhundert weisen alle Panturkismus. Ein großer Vorkämpfer
großen >Moscheen mindestens ein Mi- Mufti des Panarabismus war der ägyptische
narett (arab. I.4anara,,,Leuchtturm") Ein Mufti ist ein lslamgelehrter, der be- Präsident Gamal Abd ai-Nasser (9est.
auf. Von seiner Außengalerie ruft der fugt ist, >Fatwas auszuste len. Heftig l97O). In Syrien war unter christlicher
Muezzln fünfma täglich zum Gebet; umstritten ist derzeit, ob äuch Frauen BdteiligJ.lg bere ts 1917 dre pdl.arabi-
heute erklingt der Ruf allerdings meist Mufti sein dürfen. Während in Indierr sche Baath-Partei (,,Wiedergeburt")
via Lautsprecher. Nachempfunden bereits weib iche 19uftis tätig sind, entstanden, die auch im lrak an die
wurden die ersten Nllnarette antiker gibt es in der Türkei bisher nur weibli- Macht gelangte. Doch a e Versuche,
Grab- und Wachtürmen. nternationd- che,,stellvertretende Muftis". lm Fe- mehrere arabische Staaten zLr verei-
es Aufsehen erregte im November bruar 2OO9 dann die Sensation: Groß- nen, schlugen fehl. Geblieben ist die
2OO9 ein Schweizer Volksentscheid, mufti Ahmed a -Haddad, Vorsitzender 1945 gegründete Arabische Liga, die
bei dem sich 57,5 Prozent der Stimm- des I\4inisteri!ms für lslannische Ange- 22 M itglieder umfasst.
be.ecl-tigte' qegen den BaJ von Mi- legenheiten im Ernirat Dubai, erließ Der Nationalismus widerspricht in ge-
naretten im Alpenland aussprachen. eine >Fatwa, nach der auch Frauen wisser Weise dem ldeal der tt mma;
als Muftis wirken dürfen. Drei Emi- a-istische C'uppen t.achte.] da-
Mohammed raterinnen durchlaufen gegenwärtig 'is
her oft danach, den Nationalstaat zL
Der um 57O in der Handelsstadt l.4ek- die zweijährl9e Ausbildung. überwinden.
ka geborene l4ohamrned erlebte irn
Alter von etwa 40 Jahren seine Beru- M uslim b ru derschaft Paladies
[u19 zLnT Propheler. DLrch dar c.z- Die Mus imbrüder (arab. öl-lchwan al- Das Paradies (pers. Firdaus, arab.
engel Gabriel empfing er bis zu sei- lvluslimum) wurden 1928 von dem jun- Dschanna,,,Garten") wird im >Korarl
nem Tod im Jahr 632 Offenbarungen, 9en ägyptischen Lehrer Hassan al- si11l'ch au.gera t: n der ..Gärten der
die später im >Koran zusammenge- Banna gegründet. Ziel der Gruppie. Wonne" fließen Wasser, lv1ilch, Wein
stellt wurden. Von den Muslimen wlrd rung war die Reform der ägyptischen und Honig, dazu wachsen die herr-
er als Gesandter Gottes verehrt und Gesellschaft durch die,,Ordnung des lichsten Früchte. Nlan sitzt auf wel-
als Vorbi ci und gutes Beispiel in allen ls am" (arab. Nisam a -lslam): Eine auf chen Lagern und wird von jungen
Belangen betrachtet. Unzähli9e über- >Ko.an Lnd >Scha.ia gestützte Ge. Mundschenken bedient. Obwohl Fra.
iieferungen (}' Hadith) berichten über sellschaft würde den inneren und äLr- en wie fy'änner ins Paradies eingehen
seir Aussehe.], Seir Ha.]der.l urd se - ßeren Feinden (Linken, Säkularen, Bri- können, scheinen einige der cenüsse
re Cewohnl-erte1. B^sonders oeton. ten, Zionlsten) Widerstand ieisten speziell auf männliche Wünsche zuge-
wird sein fre!ndllches, geduldiges können. Während bei der >Salafija der schnitten, ihnen stehen,,Huris" zur
Wesen - und sein Bart: Einen dichten Bildungsgedanke im Zentrum stand, Verfügung, ewige Jungfrauen mit gro-
schwarzen Bert habe der Prophet 9e- war es bel der Bruderschaft die Mora . ßen, schönen Augen.
habt, in dem auch irn Alter höchstens Den Westen mit seinem,,gewinnsüch-
20 graue Haare zu finden gewesen tigen Materialisrnus" und seinem ,,lm- Philosophie
seie n. perialismus" lehnte die Bruderschaft fi'le e:gens-ä1d ge Ph osophie e'tt-
ebon.o ab wie de1 ..gott osen" lvar, is- stand in der is amischen Welt im
Moschee mus. Durch eine straffe Organisation, 9. Jal'rfL.oe'1. Sie lJßr aJf de.9ro-
Die Moschee (arab. Masdschid,,,Ort, engagierte Soziaiarbeit und die An- ßen Ube.setzLngsbewegLrg. die tw -
an der man siLh zLrn Cebel n eoef- droiulg vo'] Cewa I wLcl-s oie YL:- schen dem 8. und lO. Jahrhundert fast
wirft") ist der wichtigste Bau der isla- limbruderschaft in den vierziger Jah- die gesamte wissenschaftliche Litera-
mischen Architektur; er fungiert als ren zu einer lvassenbewegung an (>ls- tur der Antike lns Arabische übertrug.
Gebetsstätte und Versammlungsraum lamismus). lhr wichtigster ldeologe Abu Jakub al-Kindi (gest. um B7O)
zugleich. Architektonisches Vorbi d war Sajjid Kutb (hingerichtet 1966). 1or-ie'Le erstma s rrn Arabischen die
der ersten Moscheen war das Wohn- Trotz if re< Verbots sird die lYJsiim- pii'osopÄischer -er-ini. Wäl^rend sei-
haus cles Propheten in N4edina, das brüder heute die größte ägyptische ne Philosophie ganz im Dienst des is-
mit einem großen Innenhof ausgestat- Op pos itions beweg ung. la"is.hen Dogma> steht leh']te der
tet war. Diese,,Urmoschee" fungierte Ar,,L Jnd Philosoph AbL Bat ' dl. aa'
als politisches und religiöses Zentrum Nationalismus (gest. 925 oder 932) eine Orientierung
zugleich: Hier wurden nicht nur clau- Nationalistische ldeen kamen in der is- an der Religion ab. Das erste philoso-
bensinhalte diskutiert, sondern auch lamischen Welt Ende des 19. Jahrhu'r- phische,,System" in arabischer Spra-
polrtische und m täri)cne E']ts(hei- derts auf - durch die Begegnung mit che schuf Abu Nasr al-Farabi (gest.
dungen getroffen. der europäischen 14oderne. Aus derr Aqn\ 6in \/a/t/Äta/ Ääl Ar^ÄrÄdr
n Deutsch and entstanden in den >kolonial bel'e.rscnten Gebieten so- Schule, der auch viele Christen an-
siebziger und achtziger Jahren des wie der Konkursmasse des Osmani- gehörten.
20. ,ar'r'hJnderts ibe.wregero , - r- schen Reichs entstanden im 20. Jahr- Enor.nen Einfluss auf die europäische
terhofmoscheen". Erst in jüngster Zeit hundert zah reiche Staaten, denen die Phi osophie hatten die Aristoteles-
Kenner lbn Sina (Avicenna, gest. lO37) tuelle setzten slch um die Wende vom al-Salih) gemeint slnd die ersten Ge-
und lbn Ruschd (Averroes, gest. 1198). 19. zt)m 24. Jahrhundert gegen diese nerationen von l'luslimen. Bedeutende
lbn Ruschd beantwortet die Frage, ob UnterstelLung zur Wehr. Nöch ihrem Denker der refor.nistischen Salafija-
das SrLd L- de D-r o>op1 e J']ci La. Verständnis beruhte die schmerzhaft Bewegung waren der lraner Dscharna-
9lk vom religiösen Standpunkt her wahr9enommene Rückständlgkelt uddin al-Afghani (gest. lB97), der
überhaupt erlaubt sei, dahingehend, daraul dass dle islamische Lehre lnl Agypter lgohammed Abduh (gest.
däss der i'Koran die Phllosophie fur Lauf cier JahrhLrnderte erstarrt sei und 19O5) und der Syrer Raschid Rida
al die e']ige1. die ^ 1er )lar[er 1te - die tsU ama an län9st überholten Nor- (gest. 1935) Sie setzten sich für eine
lekt besitzen, verpflichtend vor- men fest.'lielien. Vealreter des Refor - Erneuerung des lslam durch Bezug
schreibt: ,,Denkt nach, die ihr Eins cht mlslam wie Mohammed Abduh, der auf die Werte der islarnischen Früh-
habtl", zltiert er Sure Z Vers 185. bis 19O5 das Amt des obersten zeit ein - um auf diese Weise lslam
von Agypten bekleidete, piädierten'.l.y'ufti und Moderne zu versöhnen. Beson-
Propheten daher für eine lnnere Erneuerung des de's \/\, c\t g wa.e. hre. dio Voclor.] .
Der lslam kennt eine ganze Reihe von lslam. W chtigste Leitschnur solle da- sierung von Bildung und Erziehung.
Propheten (arab. Anbija, Sg. Nabij), bei stets der Verstand sein. Die heutige Salafija-Bewegung hat
.tF.F'r a' ,a. .tF<, <i6oat dar D.^nhe_ Vir il^rer moderr F'] He.öage'lerswet- sich dagegen von der reformistischen
ten", F'Mohammed ist. lm *Koran tö- se gellngt es Reformmuslimen, Werte Bewegung weit entfernt und deren In-
chen an mehreren Stellen Listen aul wie Demokratie und Menschenrechte tentionen ins Gegenteil verkehrt: Der
, 7.8. SLfe 4 Vet5e 163/4 ooer SLre 6, i'1 den (o1te\t rhrer Relrgror zL >te - Begrlff ist heute fast gleichbedeutend
Verse 83-86), ln denen neben clen be- ler sow,e ']atJ w ssenschaft rche Er mit tsls amlsmus oder b.Wahhabismus.
deutenden Propheten des Alten Testa- kenntnisse und physikalische Gesetze Auch p dschihadistlsche cruppen be-
ments vlele blb sche Gestalten 9e- rnit dem PKoran zu versöhnen. Dam t zeichnen sich als Salafisten, wie die
nannt sincl, die in jüdischer und christ- setzen sie dem Westen ein neues ista- Groupe Salafiste pour la Prddication
icher Tradition diesen Tltel nicht tra- misches Seibstbewusstsein entgegen. et le Combat (GSPC) in Algerien.
gen, angefangen bei Adam a s dem
ersten Menschen und zugleich ersten Salafiia Satan
Propheten über PAbraham bis hln zu Wörtlich bedeutet der Begriff Salafija Der islarnische Satan (arab. Schaitan,
l}Jesus. Dazu kommen einlge arabi- die Orientierung an der Zeit der lblis) ähne t n vlelem dern jLldisch-
sche Gesanclte wie Hud, Schuaib und ,,frommen Altvordern" (örab. al-Salaf christlichen. Laut 9Koran ist er cler
qd h sow e erre g"oße Zaf I ndmerr- tr6i.d" .16r Man-.h.n l q' ra <q \/Är"
lich n cht erwähnter Propheten: Die 6), er stiftet Streit zwischen ihnen
Traditlon spricht von mehreren hun. (Sure 1Z Vers 53) und weckt in ihnen
derttausend. Wünsche (Sure 4, Vers ll9). Dabei
weilte Satan einst im tParadies. Da er
Ramadan sich we gerle. vor Ada- rrederrufaL-
..De. Vorat Ramaddn, rn derr l-e.öo en, musste er mit seinen Dämonen
kam der '{o.dr de.1 Ve.1s(l^en dls Ge- cias Gartenreich verlassen. Von Gott
ei[... - wer.I^ il_m zLgeger tst. so ' fäs erbat er sich das Recht, fortan clie
ten, doch wer von euch erkrankt oder l'4enschen zu verführeni ,,Mein Herr,
auf Reisen ist, für den ist eine Anzahl weil du mich verleitet hast, werde lch
anderer Tage möglich. Gott will es ihnen auf der Erde alles im schönsten
euch leichtmachen, nicht schwer." So Licht erscheinen lassen und sie al e-
fordert es der Koran und legt auch die samt verleiten, bis auf deine Knechte,
Bedingungen der Enthaltsamkeit von die aus ihnen auserlesen sind" (Sure
der N4orgendämmerung bis zum Son- 15, Verse 39-4O).
nenuntergang fest (Sure 2, Verse 183-
187). In diesem,,heiligen Monat" f n-
:-:-::-i--:-
5Cnacnrung
den in )lvloscheen zusätzliche nächtli lm ls am git, ähnlich wie im Juden-
che Gebete und Koran esungen statt. tuf., Blut als r tuell unrein. Daher acn-
Ein besagti ,,Wenn der lvlonat ten Muslime beim Schlachten von Tie-
'Hadlth
Ramadan beglnnt, werden die Tore ren daraul dass diese vollständig aus-
des Himrnels geöffnet und dle Tore blLten Dre t.aditione e lVerhode da-
der Hö e verschlossen, und dle Teufe für ist, dem lebenden Tier die Hals-
werden in Ketten gelegt." sch agader zu öffnen, so dass durch
den noch aktiven Krelslauf ein mög-
Reformislam lichst großer Tell des B utes aus dem
Europälsche Denker der :,.Kolonia zeit Körper strör.t; das verbleibende Blut
vertraten die Ansicht, die materielle wird sorgfältig entfernt.
Uberlegenheit des Westens habe D ese Praxis widerspricht europäi-
auch mit dem lslam zu tun, da cl eser schen Vorstellungen von Tierschutz
r'cl^t m:t w:,e_..hä- Lnd ltvtltsat - und steht zudem industrieller Fleisch
on vereinbar sei. Musllmische Intellek- Der Prophet David (um 1535) produktion entgegen. Vie e ls am-
58 SPIEGELGESCHICHTE 5I2O]O
Gruppe hielt allein All Bin Abi
Talib, Vetter Mohammeds und
Ehemann von dessen Tochter
Fatima, für den rechtmäßigen
Nachfolger. Als dieser über 20
Jahre nach l.y'ohammeds Tod
zum vlerten tKalifen erhoben
wurd-6, stleß die Entscheidung
bei anderen 14uslimen auf Kri-
tik. A i und seine Parteigänger
(arab. Schia,,,Partei") zogen
slch daraufhin in den lrak zu-
rück - bis heute ein Kernland
der Schia.
Nach Alis Ermordung 661 ver-
zichtete Hassan, Alis ältester
Sohn aus der Ehe mit Fatima
(uncl nach schiitischer Lesart
der zweite lmam), auf das Kali-
fat. Anders der jüngere Sohn
Hussein, der 680 mit einigen
Getreuen versuchte, den Umaj-
Schächtung in sarajevo jaden-Kalifen Jasid . militä-
risch zu besiegen. Das Aufeinander-
gelehrte vertreten daher die Ansicht, doch in den Bereichen Staat, Verwa - treffen bei Kerbela endete für die
dass die vorherige Betäub!ng des tung und Fiskus. Vielleicht gerade des- Schiiten desaströs: Hussein und se'ne
Schlachttiers mit den slamischen wegen wurde die Scharia seit dem Mltstreiter wurden niedergemetzelt.
tSpeisevorschriften verelnbar ist. '6./7. Jaht'Lrdetl i.'a.l dlle'l slami- Erst nach dieser - später dramatisch
schen Ländern allmählich durch euro- überhöhten Niederlage nlmmt die
Scharia ^Äi<.ha
Aa.ht.f^rn ,,Partei Alis" religiöse Züge an.
Die auf Gott Lrnd }'Mohammed, seinen Wenn heute tsls amlsten eine,Wieder- Auch in späteren Jahrhunderten wur-
Gesandten, gründende Lebens- und einführung" der Scharia fordern, geht der die 5ch ter als politrscl-e Oppo-
Rechtsordnung der Muslime, die Scha- es ihnen anscheinend vor allem um sitionsbewegung bekärnpft. Erst im
rla, wurcle über drel Jahrhunderte hin- die drastischen Strafandrohungen und 1O. Jahrhundert förderten Herrscher
weg von mus imlschen Theologen und dle Herabstufung der Frau. Das kom- im irak die Schia. l5Ol kam in lran die
Rechtsgelehrten entwickelt. Sie ist plexe und komp izierte Rechtssystem schiitische Dynastie der Safawiclen an
also nicht Ergebnis herrscherl chen Scharla und dessen hohe jur stische die f4acht, die das bis dahin mehrheit-
ocler staatlichen Willens. ln Debatten- Qualität ist ihnen oft kaum (oder gaf llch sunnit sche Land,,schiitisierte".
und Lehrzirkeln, d e untereinander in n icht) vertraut. Heute machen dle Schiiten etwa zehn
Verbindung standen, versuchten die Prozent aller Muslime aus.
tUlama für alle Bereiche des Lebens scheich
die rrage zL bed'ltwo.rer, wds !\o- lvlit dem arabischen Wort Scheich Schleier
ran und Sunna entspreche und was (,,ehrwürdiger Mann") werden respekt- Die Frage, ob und in welcher Form
nrc ht. voll Autoritäten angesprochen, sei es sich n'ruslimische Frauen verschleiern
Al *äh rh wJrder, sofer't s cT o e Ce das Oberhaupt eines Stammes oder sollen, wird seit etwa lOO Jahren von
lehrten einig waren, Entscheidungen e 1er Sufi-B.Jdar<cha't se e) e 1 ls- den Rechtsgelehrten heftig diskutiert.
zu Elnzelfragen auf der Bas s des lamgelehrter, ein we tlicher Fürst oder E n eincleutiges Verschleierungsgebot
t'Koran und des tHad th sowie mlt- eln geachteter alter Mönn. lässt sich aus denr I'Koran (Sure 24,
tels Ana ogieschlüssen aus Präzedenz- Vers 3l und Sure 33, Vers 59) nicht
fällen zu größeren Sachgebieten zu Schiiten l_e.aus pso'), Jnci so sind 1 ve.<chie-
sammengefasst: alles zu Ehe und Die Spaltung zwischen den beiden denen Regionen und Gesellschöfts-
Scheidung, a les zu Krieg, alles zu größten islamischen Gruppen - !'Sun- sch chten unterschiedliche Formen
Sklaven uncl so weiter. Zwischen dem niten und Schiiten ist fast so alt wie der Verhü ung üblich.
11. und dem 14. Jahrhundert wurden der ls a- se bst. Die berder Ricl-LL|^ De' örisc l-e T(( l-ador is-, äh.licl' w e
d e Ergebnisse, vorwiegend als Fa l- gen unterscheiden sich weniger durch der maghrebinische Haik, ein riesiges
sammlungen in umfassenden Rechts- theologisch-dogmatische positionen Jch. miL dem F.auer Kop'L.d (ö.-
l^o-pe-ldien sc"r frlrcf l.reder gelegt. a15 v,elmeh. dJ.ch das Bekenntnis z per verhül en. Dle Vollverschleierung
Stark ausgebildet ist die Scharia, ihrer bestimmten Personen, denen dle mit einem Nikab, der nur die Augen
staatsfernen HerkLrnft entsprechend, 5öcl-'stF AL'o.i-äf ir dF. fre ässt, breitet sich gestützt durch
'L-rma /L
geschrieben wird (|Kalil }.lmam).
in allen Bereichen des Al tagslebens dre . !^ahhab t sche -eh.e auch übe'
rRFligio'1söL.Lbu19 D..<oner'ta1d. Entzünclet hatte sich clas Schisma an die Arabische Halbinsel hinaus immer
Sitten und Gebräuche), weniger je- der Nachfolge t lvlohammeds: Eine welter aus - manchmal kombiniert mit
Schura
Begründet wird das demokratlsche
Grundprinzip von :!Sunniten wle
t Schii-61 - t der 42 S.re des i
^o-
ran, clie clen Titel trägt,,a -Schura"
(clie Beratung), ein Begrifl der heute
oft g eichbedeutend neben ,,Dimukra-
tija" steht. Auch jn Sure 3, Vers 159
heißt es: ,,Und ratschlage mit ihnen
uber die Ange egenhe tl" Gelegent
ich wlrd dies durch eln Propheten-
wort ergänzt: ,,Gott und sein Prophet
benöti9en keine Beratung (Schura) Heutige Formen der Verschleierung: Nikab, Burka, Hidschab
aber für meine Gerneinde hat sie Gorr
zu einer Barmherzigkeit gemacht, che des Einzelnen nach relner Gottes- und Erkenntnisfähigkeit des l',1en-
denn wer in ihr sich berät, dem wird liebe oder cottesvereinigung bis heu- schen angesichts der A lmacht Gottes
die Rechtleitung nlcht fehlen, und wer te im Vordergrund. wurden diskUtiert.
sie unterlässt, dem wird es an lrrtufil Schließlich setzte sich eine stark an
nicht mangeln." lm 20. Jahrhundert Sultan .Koran und +Hadlth or entierte Theo-
entstand eine Reihe von islamischen Der Titel Sultan (,,Macht, Machthaber") ogie als,,orthodox" durch, a s deren
Verfassungen, d e den Schura Begriff entstand a s Belname des :'Kalifen, wichtigster Vertreter Abu a -Hassan
durchaLrs in einem parlannentarischen uncl bezeichnete den we tlichen As a -Aschari git (gest. um 935). Später
5in1 inre.pretie.er. ol^1e sppT ti,(h ts- pekt seiner Herrschaft. Später führten brachte der persische Theologe Mo-
la'r'rir( 1e Gru1d,./ors-e unge'l aJ!7J- ihn auch untergeordnete Machthaber. hammed al-Ghasali (gest. llll) eine an
geben. der Mystik (*Sufismus) und ihrer le
Gernat Rotter Sunniten bendigen Gotteserfahrung orientierte
Die Sunniten e ten ihren Namen vorl Sichtweise in d e Theologie ein.
Speisegebote der,,Sunna", dem Leben des Prophe-
Die religiösen Speisevorschrlften f ür te'r \4ohamred ab. ALch d. | 5(1t - U lama
lvlus ime beruhen auf dem ten erkennen dieses als vorbi d ich Als Gelehrte (Ulama, Singu ar: Alim)
'Koran.
Dieser verbietet aLrsdrücklich den und daher verbindlich an; sle stellen werden in der islamischen Welt diejeni-
Verzehr von Blut, Sc hwein efleisch, dte Lba'lielerte'l ALssp i.l^e gen bezeichnet, clie ein Studium der
'edoch
Flelsch von verendeten Tieren so- ihrer als gleichwert g dane- religiösen Wissenschaften absolviert
wie von solchen, die nicht unter Anru- 'lmame
ben. Während die Sunniten die Sunna haben und damit n :Koran, !Hadith
fung Gottes und entsprechend den in sechs kanonischen Büchern sam- und s amischem Recht ausgebi det
Regeln bei der getötet me ten, überliefern die Schiiten die Dl- sincl. Ja h rhunde rtela ng war eine sol-
wurden. 'Schächtung rektiven ihrer ; mame in vier Büchern. che Ausbildung Voraussetzung für a le
ALrßerdem wird aus einigen Koranver- Yi' etwa 90 Proza']t b dar die SJnni- .e 9 oc 'a a!d^Len A-Ler wre 'lvLft
sen von den n'reisten Rechtsgelehrten ten heute die überwä tigende Mehr Kadi, Prediger oder auch Lehrer und
ein 9Alkoholverbot abgeleitet heit der 14 us lme. Notar. Da sich zumindest im sunniti-