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Öchsle - Öchsle Schmalspurbahn

e.V.
Geschäftsstelle

Aktuell
Am Bahnhof 1, Postfach 1228
88412 Ochsenhausen

Januar 2002
Geduld, liebe Leser dieses Infoblattes, ist das was wir derzeit brauchen.

 Geduld mit dem versprochenen Neubau des
Lokschuppens in Warthausen. Immerhin konnten wir
zusammen mit dem Architekten und der ausführenden
Baufirma den Triebwagen-Schuppen in Ulm
besichtigen. Einige wertvolle Erkenntnisse wurden in
die Planung eingearbeitet. Inzwischen wurde das
Baugenehmigungsverfahren eingeleitet.
 Geduld mit dem Baubeginn an der Strecke. Die
Baumaßnahmen werden im Jahr 2002 beginnen. Es sind
mehrere Bauabschnitte auf die kommenden Jahre
verteilt vorgesehen.
 Geduld mit der Gründung der neuen Betriebs-
gesellschaft.
Endlich am 7. Januar 2002 fand die Gründungs-
versammlung statt. Der bestellte Geschäftsführer Kurt
Frey, pensionierter Polizeidirektor, hat in seinen jungen
Jahren schon ein paar Erfahrung gesammelt im Bereich
der Lokomotivunterhaltung. Er will sehr eng mit uns
zusammenarbeiten.
wird derzeit noch generalüberholt. Wenn dieses fertig
ist, kann an das Einachsen gegangen werden.
 Geduld mit unserer Internetpräsentation. Verschiedene
Mitglieder bemängeln, dass wir nicht online sind. Hier
warten wir einfach mal noch ab, wie die zukünftige
Aufgabenverteilung des Öchsle aussieht und wo wir
uns dann als Verein betätigen können.
 Geduld mit dem alten Vorstand und der EBO-
Geschäftsleitung. Die EBO (die Eisenbahngesellschaft
Ochsenhausen, die 100 %ige Tochter des Vereins, die
den Verkehr in den letzten Jahren durchführte) ist
aufgelöst. Der bestellte Liquidator benötigt die Akten
der EBO, die der frühere EBO-Geschäftsführer nur sehr
zögerlich übergibt.
 Geduld mit dem Wiederbeginn des Fahrbetriebs. Ob das
wirklich bis zum 01.Mai 2002 klappt, da sind zwar
manche skeptisch, aber alle hoffen es und arbeiten
darauf hin. Der neue Fahrplan ist bereits festgelegt.

 Geduld mit der Wiederinbetriebnahme der

Dampflokomotive 99 716 „unserer“ Rosa, die
bekanntlich der DB gehört. Ein Hauptreibachslager Ihr Jürgen Jauch, 1.Vorsitzender

Ein Original kehrt zurück

Welcher Schmalspurfreund kennt sie nicht - die Mallet-Lokomotive 99 633 der Deutschen Gesellschaft für
Eisenbahngeschichte e.V. (DGEG)? In den letzten Jahren war es etwas still geworden, um diese originale Öchsle-
Lokomotive. Geduldig wartete sie im Möckmühler Lokschuppen der Jagsttalbahn auf ihre weitere Verwendung. Nur
als Titelstar der bekannten Fernsehsendung „Eisenbahnromantik“ kehrt sie wöchentlich in die Öffentlichkeit zurück.
Dank der Vermittlung unseres Mitglieds Bernd Gruber konnte jetzt mit der DGEG ein Mietvertrag über 20 Jahre
abgeschlossen werden.

Die Lokomotive wurde 1899 mit der Fabriknummer 3072
bei der Maschinenfabrik Esslingen für die Königlich
Württembergische Staatseisenbahn gebaut. Sie kam
fabrikneu zum Öchsle und war dort mit einigen
Schwestermaschinen bis 1930 im Einsatz. Abgelöst wurde
sie von den leistungsfähigeren Lokomotiven 99 650 und 99
651 der sächsischen Baureihe „VIk“ zu der auch unsere
„Rosa“ gehört. 99 633 kam zur Federseebahn nach Bad
Buchau, wo keine so starken Steigungen zu überwinden
waren und der Güterverkehr geringer war. Sie blieb dort bis
zur Einstellung 1968 im Einsatz. Trotzdem war sie die
letzte Dampflokomotive, die die Deutsche Bundesbahn auf
dem Öchsle einsetzte: 1968 ist sie einige Monate für die
ausgefallenen Diesellokomotiven auf dem Öchsle
eingesprungen. Anschließend wurde Sie an die DGEG
verkauft. Möckmühl wurde ihre neue Heimat. In
jahrelanger Arbeit wurde sie dort aufgearbeitet und kam
dann ab 1983 dort im Museumsverkehr zum Einsatz.
Mittlerweile war auch das Öchsle als Museumseisenbahn

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Öchsle Schmalspurbahn e.V.
wieder auferstanden und so bot es sich, an die Lokomotive
wieder in ihrer alten Heimat einzusetzen! 99 633 ging 1985
als Leihgabe an die damalige Betriebsgesellschaft des
Öchsle und wurde schnell zum Star der Museumszüge.
Leider dauerte dieses Gastspiel nicht lange. Im Herbst 1990
wurde die Lokomotive bei einem Zusammenstoß mit einem
Auto am Fahrwerk beschädigt. Außerdem lief die
Kesselfrist ab und es stellte sich heraus, dass eine Reparatur
des damals fast 100 Jahre alten Kessels nicht mehr möglich
war. Die durch den Unfall verursachten Schäden wurden
im Dampflok-Ausbesserungswerk Meiningen auf Kosten
der Versicherung des Unfallverursachers 1991 repariert. 99
633 zog dann wieder in den Lokschuppen in Möckmühl
ein. Seither war offen, wie der Kesselneubau zu finanzieren
wäre und wo die Lokomotive dann eingesetzt werden
Mitgliedsbeitrag für das Jahr 2002
Mit Beschluss der letzten ordentlichen
Jahreshauptversammlung vom 6. Mai 2001 wurde der
Mitgliedsbeitrag auf Euro umgestellt. Für Erwachsene
beträgt er ab diesem Jahr 30 €. Der ermäßigte Beitrag
wurde auf 15 € festgesetzt. Wir bitten die Selbstzahler bei
der Überweisung des Beitrages dies zu berücksichtigen.
Bei allen, die uns eine Einzugsermächtigung erteilt haben,
werden wir den Betrag in den nächsten Wochen abbuchen.
An dieser Stelle wieder die Bitte: Informieren Sie uns,
wenn sich Ihre Kontoverbindung geändert hat. Das gilt
auch für geänderte Bankleitzahlen z.B. durch Fusionen von
Banken. Bitte überprüfen Sie auch, ob im letzten Jahr Ihr
Beitrag eingezogen wurde oder ob bereits damals ein Fehler
vorlag. Für durch falsche Kontoverbindungen verursachte
Fehler beim Beitragseinzug werden von den Banken hohe
Gebühren berechnet. Außerdem müssen wir mühsam
einzeln die neuen Kontoverbindungen bei Ihnen erfragen.
Zeit und Geld, das wir lieber in andere Aufgaben
investieren möchten.
Berichtigung zum Protokoll der
Hauptversammlung vom 6. Mai 2001
In der letzten Ausgabe des „Öchsle-Aktuell“ hat sich
bedauerlicherweise ein Fehler in das abgedruckte Protokoll
der Jahreshauptversammlung für das Geschäftsjahr 2000
eingeschlichen: Unter Punkt 12 ist es nicht richtig, dass der
bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Roth weiter im
Amt bleibt. Vielmehr wurde bestimmt, dass die Vorstände
Jürgen Jauch, Horst Köhler und Thomas Guter bis zur
Auflösung der EBO den Aufsichtsrat stellen. Dieser
Beschluss wurde mit 39 Ja-Stimmen, 1 Nein-Stimme und 1
Enthaltung gefasst. Bitte korrigieren Sie ihr Protokoll
entsprechend. Dieser Übertragungsfehler aus dem
handschriftlichen Protokoll wurde leider erst nach Versand
des Öchsle-Aktuell bemerkt. Selbstverständlich wurde das
Protokoll sofort berichtigt. Alle Anmeldungen beim
Registergericht, den Verein und die EBO betreffend,
wurden mit dem korrigierten Protokoll durchgeführt. Wir
bitten die betroffenen Personen und Sie liebe Mitglieder
diesen Fehler zu entschuldigen!
. weiterhin viel Glück und vor allem Gesundheit!
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Öchsle-Aktuell Januar 2002
sollte. Verschiedene Gespräche, auch mit dem Öchsle
Schmalspurbahn e.V., verliefen im Sand. Unser
Verein sah keine Möglichkeit, sich namhaft an den Kosten
zu beteiligen. Eine Unterbringung der nicht betriebsfähigen
Lokomotive im Ochsenhauser Lokschuppen war aus
Platzgründen nicht möglich. Bedingt durch den Neubau
eines Lokschuppens in Warthausen und den Zwang, den
Möckmühler Lokschuppen in absehbarer Zeit zu räumen –
die Stadt Möckmühl will das Gelände überbauen – bot es
sich an 99 633 wieder in ihrem alten, zukünftig als
Museum genutzten Ochsenhauser Lokschuppen zu
beheimaten. Und wer weiß? Vielleicht wird dieses Original
später auch wieder Museumszüge über die alte
Stammstrecke ziehen? (BG)
Das Öchsle verlor zwei treue Anhänger
Am 21. Oktober verstarb im Alter von 89 Jahren Frau
Mathilde Rehm. Frau Rehm war die gute Seele und letzte
Bewohnerin des Bahnhofs Ochsenhausen. Sie half nicht nur
den Mitarbeitern mit vielerlei Kleinigkeiten des alltäglichen
Bedarfs aus, die in der Eile vergessen wurden zu besorgen;
Sie verfolgte auch das Geschehen um das Öchsle stets
hilfsbereit und mit großem Interesse. Alle, die jemals selbst
in der Vereinswohnung im Bahnhof gewohnt haben, werden
sie in dankbarer Erinnerung behalten.
Bereits im April verstarb unser Mitglied Dr. Kurt Seidel.
Herr Seidel war fast von Anfang an Mitglied in unserem
Verein und hat ihn durch alle Höhen und Tiefen begleitet.
Sein Buch „Schmalspur in Baden-Württemberg“
entwickelte sich schnell zum Standardwerk über die
staatlichen Schmalspurbahnen in Baden-Württemberg. Zu
seinen weiteren Werken gehören zum Beispiel Bücher über
die Badischen Schmalspurbahnen, die Härtsfeldbahn und
„Das große Buch der Furka-Oberalp-Bahn“. Zu seinem
Repertoire gehören aber auch heimatgeschichtliche Bücher
über seine Wahlheimat Schwäbisch Gmünd. Geboren und
aufgewachsen ist Dr. Kurt Seidel im oberschwäbischen
Saulgau. Sein Name wird allen Freunden der Schmalspur
ein Begriff bleiben.
... und freut sich über einen Jubilar!
Am 20. November konnte unser langjähriges Mitglied
Rudolf Noack aus Ochsenhausen seinen 80-ten Geburtstag
feiern. Da Rudolf Noack in Ochsenhausen direkt am
Bahnhof wohnt und vom Balkon aus stets das Treiben auf
dem Bahngelände überblicken konnte, war für ihn nach
Einstellung des Öchsle durch die Deutsche Bundesbahn
1983 schnell klar: Das Öchsle muss erhalten bleiben!
Rudolf Noack wurde beim Verein ein Mann der ersten
Stunde. Die Schreinerei im Lokschuppen wurde seine
zweite Heimat.
Unzählige Stunden verbrachte „Meister Rudolf“ dort und so
mancher Öchsle-Wagen erstrahlte dank seiner tatkräftigen
Hilfe in neuem Glanz.
Wir wünschen Herrn Noack für die Zukunft alles Gute,
Öchsle Schmalspurbahn e.V.
Transport der 99 788 nach Ochsenhausen
oder die Entführung des Lößnitzdackels nach Oberschwaben. Eine Geschichte, die in Fachkreisen viel Aufsehen erregt
hat. Hier ein Tatsachenbericht des beteiligten Öchsle-Vostandsmitglieds Thomas Guter vom 02.08.2001.
Nachts um 1 Uhr klingelt mein Wecker. Nun heißt es
aufstehen und Kaffee kochen, um für unsere Abholtour
nach Radebeul fit zu sein. Etwa 1:30 Uhr mache ich mich
auf den Weg nach Ochsenhausen, um den Rest der
Mannschaft zu treffen. Florian und Sascha warten schon.
Aber von Guido und Benjamin keine Spur. Na gut,
verstauen wir erst mal unsere Utensilien und das Werkzeug.
Zwischenzeitlich wird der Rest der Truppe schon
eintreffen. Alles verstaut, schnell noch eine Zigarette
rauchen, derweil treffen Guido und Benjamin ein. Nun
kann es losgehen. Auf der Autobahn ist wenig Verkehr um
diese Zeit. Nur ein paar LKW sind unterwegs. Kurz vor
Nürnberg klingelt das Handy. Es ist Martin. Er ist mit Irina,
seiner Frau, gerade in Karlsruhe gestartet und dachte wir
wären noch nicht so weit. Kurz vor der ehemaligen
Deutsch-Deutschen Grenze gibt es eine kurze Pause, die
nachdem es ziemlich abgekühlt hat, recht kurz ausfällt. So
langsam nimmt der Verkehr zu, aber er ist noch im
erträglichen Rahmen. Rechtzeitig vor dem Berufsverkehr
erreichen wir die Ausfahrt Dresden. Kurz darauf erreichen
wir Radebeul. Aber wo ist der Bahnhof Radebeul Ost?
Schon zu weit gefahren. Die Ausschilderung war schon
immer miserabel. Es ist 6:30 Uhr und immer noch ziemlich
kühl, aber die ersten Sonnenstrahlen sind schon unterwegs
(Es soll heute einer der heißesten Tage werden). Wir halten
Ausschau nach „unserer“ Lok und entdecken sie im
hinteren Bahnhofsbereich gegenüber des Lokschuppens.
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Öchsle-Aktuell Januar 2002
Wir wollen sie genauer anschauen und laufen nach hinten.
Auf dem Wasserkasten prangt die Aufschrift „Mach´s gut,
wir werden Dich nie vergessen. Radebeul, 02.08.01“. Na ja,
das kann ja heiter werden. Die Lok scheint bis auf die
Schilder und die Lampen komplett zu sein. Jetzt wieder
schnell vor zum Bahnhof, denn um 7:06 Uhr soll die
Regionalbahn nach Radeburg abfahren. Die
Bahnhofsaufsicht begibt sich aus dem Stellwerk, um den
Abfahrtsauftrag zu erteilen. Mit 5 Minuten Verspätung
wegen eines verspäteten Anschlusszuges setzt sich 99 1775
unter eindrucksvoller Dampfentwicklung mit dem aus
teilweise noch nicht modernisierten Personenwagen und
einem offenen Aussichtswagen bestehenden Zug in
Bewegung. Wir gehen in der Bahnhofskneipe frühstücken.
Die Tasse Kaffee kostet eine Mark.. Das sind wirklich noch
traumhafte Preise. Mittlerweile treffen auch Martin und
Irina ein. Um 8:25 Uhr fahren wir mit 099 742 nach
Radeburg, das wir pünktlich erreichen. Guido ist in
Radebeul geblieben. Er will noch einen Bekannten
besuchen. Bis zur Rückfahrt haben wir über eine Stunde
Zeit und so gehen wir erst einmal etwas essen. Um 10:26
Uhr fahren wir zurück nach Radebeul Ost. Auf die
Zugkreuzung in Moritzburg müssen wir lange warten. Es
kann erst mit 20 Minuten Verspätung losgehen. Das Handy
klingelt und Herr Vöhringer, der „VIIk-Beauftragte“ der
Öchsle Bahn AG, fragt wo wir gerade sind. Inzwischen ist
der Spezialtransporter der Firma Kübler in Radebeul
Öchsle Schmalspurbahn e.V.
eingetroffen. Von Guido fehlt jede Spur. Er hat sich in
einer Gaststätte etwas zum Essen bestellt. Na dann „Guten
Appetit“! Unsere Arbeitskleidung und das Werkzeug hat er
im Auto. Gut, dann weisen wir erst einmal den Tieflader
ein. Das geht auch ohne Arbeitskleidung. In der Zeit seit
unserem morgendlichen Eintreffen wurden die
Museumswagen vom äußeren Gleis geräumt und unsere 99
788 dort abgestellt. Aber sie steht zu weit hinten. Deshalb
ziehen wir sie mit dem LKW und einem Seil in eine bessere
Position. Der Tieflader muss jetzt umständlich genau über
die Schienen rangiert werden. Dann wird die 12 m lange
Rampe, bestehend aus 1m-Stücken aufgebaut. Kurz nach
13 Uhr könnten wir mit dem Aufladen beginnen. Aber von
einem Vertreter von DB Regio ist noch nichts zu sehen.
Um 13:15 Uhr trifft Herr Lohse von DB Regio ein und
bittet, mit dem Aufladen zu warten, bis sein Vorgesetzter
auch vor Ort ist. Martin und ich nutzen die Zeit, um
Bestandsaufnahme an der Lok zu machen. Es fehlt ja doch
einiges: Lampen, Schilder, Schmierstopfen, Schürgeräte
und einiges mehr. Eine halbe Stunde später trifft auch der
Vorgesetzte ein und überreicht uns das Betriebsbuch der
Lok. Unter den mittlerweile zahlreichen Zuschauern, die
unser (nichts-) tunbeobachteten, habe ich den Planlokführer
der Rosa-Schwester 99 713 entdeckt, der vor einem halben
Jahr um eine Einstellzeichnung des Bremsgestänges unserer
99 716 gebeten hatte, die wir dabei hatten. Meine
Annäherung quittierte er sofort mit „Von mir erährste
nischt. Mich brauchste och gar nischt zu fragen!“ Nach
dem ich ihm die Kopie gegeben hatte und er die
Ausmusterungsverfügung der 99 788 mit der Vorgabe
„Verkaufen oder Verschrotten“ gelesen hatte, glätteten sich
die Wogen wieder etwas. Zwischenzeitlich ist es 14:15 Uhr
und jeder hat an die andere Partei viele Fragen. Keiner
kennt den Kaufvertrag, den Herr Kruse vom DB
Konzerneinkauf mitbringen wollte. Aber wo ist Herr
Kruse? Sein Zug hatte wegen eines Unfalls 3 Stunden
Verspätung. Es folgen unzählige Telefonate. Jeder will sich
als Beauftragter bei seinem Auftraggeber (DB AG bzw.
Öchsle Bahn AG) absichern. Es ist 15 Uhr, als alle
Unklarheiten beseitigt sind und die fehlenden Teile
dokumentiert worden sind. Das Aufladen konnte beginnen.
Ganz langsam zieht die Seilwinde des LKWs die Lok cm
um cm Richtung Rampe. Es knarrt heftig, als der erste
Radsatz auf die Rampe läuft. Die Lok wiegt leer immer
noch 42 Tonnen. Der zweite und dritte Radsatz folgen ohne
Probleme, doch jetzt hängt der Vierte in der Luft. Wir
müssen die Aktion unterbrechen. Nach kurzem
Beratschlagen geht es weiter. Mittlerweile streift auch noch
der hintere Bahnräumer auf den über die Schienen
ragenden Betonplatten. Doch es gibt kein Zurück mehr.
Wie sollte man die Lok auch wieder herunterziehen? Mit
der Seilwinde geht es nur aufwärts. Auch der fünfte
Radsatz hängt jetzt in der Luft. Weiterziehen und
aufpassen, dass sich die Radsätze nicht verschieben!
Unterdessen gibt eine der Auffahrzungen unter der
Unbekannte Schmalspur
Während die österreichischen und schweizerischen Schmalspurbahnen wohl allen Freunden der schmalen Spur ein
Begriff sind, ist über die Bahnen in unserem Nachbarland Frankreich hierzulande recht wenig bekannt. Von den
ehemaligen großen Meterspurnetzen Frankreichs sind zwar nur kleine Reste übriggeblieben, eine Hand voll davon
wird aber immer noch im Regelbetrieb befahren.
Den meisten Eisenbahnfreunden ist die Museumsbahn
Tournon – Lamastre ein Begriff. Vom Rhonetal aus
erklimmen wuchtige C-C-Mallet-Lokomotiven auf 33
Kilometern Strecke das Massiv Central. Besondere
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Öchsle-Aktuell Januar 2002
schweren Last nach und biegt sich nach innen. Die siebte
und letzte Achse droht zu entgleisen. Also Seilwinde
nachlassen und versuchen, die Auffahrzunge wieder nach
außen zu biegen. Dagegen wehrt sich diese aber heftig.
Also müssen wir die Lok weiterziehen und den Radsatz
genau beobachten. Und tatsächlich: mit einem kräftigen
„Plumps“ setzt er sich wieder zwischen die Schienen.
Glück gehabt. Um 16 Uhr ist die Lok verladen und muss
nur noch verzurrt werden. Außerdem muss die Rampe
wieder abgebaut und verstaut werden. Ich frage den
Vertreter der „Bahnreinigung Sachsen“, den Betreiber der
Schmalspurbahn, nach getaner Arbeit, ob wir uns im
Lokschuppen die Hände waschen können? Worauf er
antwortet: „Ihr habt den Dreck gekauft, also nehmt ihn
auch mit“. Wir dürfen uns aber doch noch im
Lokschuppen waschen und auch die 99 713, die Schwester
unserer Rosa, besichtigen. Da der Schwertransport laut
Genehmigung erst nach 19 Uhr fahren darf, bleibt Zeit für
eine Pause. Da taucht ein Polizeiauto auf. Zwei Polizisten
verlangen vom Fahrer des Tiefladers die Papiere. Jemand
hatte angezeigt, dass der Tieflader überladen wäre. Aus den
Papieren geht jedoch hervor, dass der Transport bis 60
Tonnen zugelassen ist. Die Polizisten begnügen sich
deshalb mit einer genauer Inspektion der Fuhre. Martin und
Irina machen sich auf den Nachhauseweg. Sie müssen
beide am nächsten Tag arbeiten. Sascha entschließt sich im
LKW nach Ochsenhausen zurück zufahren und wir
restlichen wollen noch kurz in Freital-Hainsberg
vorbeischauen. Dort nutzen wir noch die Gelegenheit zu
einer Fahrt bis Dippoldiswalde und zurück. Nach einem
Abendessen machen wir uns um 21:30 Uhr auf den
Heimweg nach Ochsenhausen, wo wir nach einem heftigen
Gewitterschauer um 2 Uhr eintreffen. Der Schwertransport
hatte kurz vor Ochsenhausen noch erhebliche Probleme an
einer Steigung, weil die Straße nach dem Gewitter mit
Laub bedeckt war. Er traf gegen 4:30 Uhr in Ochsenhausen
ein. Der Fahrer hatte schon von Radebeul aus einen
Mitarbeiter mit einer Rampenverlängerung nach
Ochsenhausen beordert. Nach dem die nun auf 12 m
verlängerte Rampe aufgebaut war, konnte um 9 Uhr unsere
Heeresfeldbahn-Diesellok die 99 788 auf oberschwäbische
Gleise ziehen. Am folgenden Samstag wurde die
Lokomotive dann angeheizt und nach einigen vom obersten
Betriebsleiter genehmigten Fahrten im Bahnhofsbereich
konnten wir feststellen, dass die Aggregate der Lok
zufriedenstellend funktionierten. Auch der Kurvenlauf
durch die engen Weichen war hervorragend. Die mit DB-
Lampen und einem noch vorhanden Lokschild „99 1773“
bestückte Lok sorgte anschließend im Internet für
erhebliche zum Teil weit unter die Gürtellinie gehende und
unberechtigte Kritik. Die Lok muss vor ihrem Einsatz auf
dem Öchsle auf Druckluftbremse umgebaut werden und
eine Schraubkupplung bekommen, wie sie beim Öchsle
verwendet wird.
(TG)
Attraktion ist dabei ein 3-Schienenabschnitt auf der
zweigleisigen SNCF-Strecke Lyon-Avignon. Die Strecke
ist der Rest eines umfangreichen Meterspurnetzes im
Massiv Central. Die Dampfzüge verkehren in der Saison
 Öchsle Schmalspurbahn e.V.
täglich. So kann man schon fast von einem Regelverkehr
sprechen.
Während der Saison täglich verkehrt auch die 30 Kilometer
lange meterspurige Touristenbahn Saint-Georges-de-
Commiers – La Mure. Die elektrifizierte Strecke besticht
durch ihre atemberaubende Streckenführung teilweise 200
Meter senkrecht hoch über einem Stausee und mit
zahlreichen Kehren. 600 Höhenmeter sind zu überwinden.
Elektrolokomotiven aus dem Jahr 1932 befördern seit 1988
die Personenzüge. Bis dahin galt es jährlich mehrere
100.000 t Kohle aus der Hochebene von La Mure in das Tal
zu bringen. Betreiber der Strecke ist nach wie vor die
staatlich französische Kohlebahngesellschaft. In den letzten
Jahren wurden große Anstrengungen unternommen, die
Brachen der ehemaligen Kohleverladung in ansehnliche
Bahnhöfe zu verwandeln. Die Förderanlagen der
Kohlengruben um La Mure herum sind fast ganz
verschwunden. Nur ein Besucherbergwerk ist
übriggeblieben.
Von den ganzjährig verkehrenden Schmalspurbahnen ist
sicher die „Chemin de fer de la Provence“ von Nizza nach
Digne (150 km) am bekanntesten. Die Bahn gehört
mittlerweile zum französischen Mischkonzern Vivendi.
Vivendi ist weltweit im Personenverkehr tätig und betreibt
zum Beispiel die Stadtverkehrssystem von Stockholm und
Sydney. Die deutsche Tochter „ConnexRail“ ist
Eigentümer der Württembergischen Eisenbahngesellschaft
und anderer zur Deutschen Eisenbahngesellschaft
gehörender Privatbahnen. Auch im Stadtverkehr ist Connex
bei uns aktiv: Zum Beispiel als Betreiber des Stadtverkehrs
in Biberach. Unter Vivendi hat die Chemin de fer de la
Provence einiges an Modernisierung erfahren. Leider
wurde aber auch der beindruckende Kopfbahnhof mit
großer Bahnsteighalle mitten in Nizza zugunsten eines
modernen Bahnhofsgebäudes aufgegeben. Auf einem Teil
der Strecke verkehren im Sommer Dampfzüge.
Kräftig modernisiert wurden in den letzten Jahren auch die
unter der Betriebsführung der französischen Staatsbahnen
SNCF stehenden Korsischen Schmalspurbahnen. Auf dem
232 Kilometer langen Netz zwischen Bastia im Norden und
Ajaccio im Süden bzw. Calvi im Westen verkehren
moderne Dieseltriebwagen des Herstellers „CFD“ über das
Gebirge der Insel und müssen dabei beträchtliche Höhen
erklimmen.
„Öchsle - Aktuell“
ist das offizielle Mitteilungsblatt des Öchsle Schmalspurbahn
e.V.
Erscheinungsweise: 3 x jährlich
Auflage: 400 Exemplare
Redaktion: Bernhard Günzl, guenzl@debitel.net
Seite 5
Öchsle-Aktuell Januar 2002
Ebenfalls von den SNCF betrieben wird die 63 Kilometer
lange und mit seitlicher Stromschiene elektrifizierte Strecke
von Villefranche-de-Conflent nach La-Tour–de-Carol in
den französischen Pyrenäen. Die Strecke hat Steigungen bis
60 ‰ und überquert die einzige Eisenbahn-Hängebrücke
der Welt. Wegen der Farbe der sehr betagten Triebwagen
ist die Bahn als „Le train jaune“, der gelbe Zug, bekannt.
Im Sommer verkehren offene Sommerwagen.
Selbst bei eingefleischten Schmalspurfreunden wenig
bekannt ist die vierte französische Schmalspurbahn mit
Regelpersonenverkehr: Le Blanc – Argent. Leider erreicht
die Bahn heute beide namengebende Endpunkte nicht
mehr. In den Jahren 1882 bis 1901 wurde die damals 192
Kilometer lange Strecke erbaut. Auf Ihrem Weg kreuzte sie
dabei 4 Normalspurstrecken! Nachdem schon in den 30er
Jahren erste Triebwagen eingesetzt wurden, drohte in den
fünfziger Jahren der Strecke das Schicksal der meisten
französischen Schmalspurbahnen. Bereits 1939 hatte sie
den Endpunkt „Argent“ verloren. 1953 fuhr der letzte Zug
bis „Le Blanc“. Nur das 67 km lange Mittelstück von
Salbris nach Lucay-le-Male konnte bis heute überleben.
Der Güterverkehr wurde dort 1989 eingestellt. Am
ehemaligen Endpunkt „Le Blanc“ bemüht sich ein
Museumsbahnverein um den Wiederinbetriebnahme als
Museumseisenbahn. Die Gleise liegen zum Teil noch. Der
Oberbau der Strecke wurde in den letzten Jahren vor allem
in kurvigen Abschnitten erneuert. Allerdings sind immer
noch zahlreiche Streckenabschnitte als
Stuhlschienenoberbau in Sand gebettet. Das hindert die
Dieseltriebwagen aber nicht daran, mit auf französischer
Schmalspur üblichen 80 km/h von Station zu Station zu
eilen. Historische Triebwagen kann man wohl nur noch in
diesem Jahr erleben. Im Laufe des Jahres werden moderne
zweiteilige klimatisierte Niederflur-Dieseltriebwagen des
französischen Herstellers CFD in Betreib gehen. Auffällig
an der Strecke sind die liebevoll gepflegten Bahnhöfe. Über
die gesamte Strecke verkehren nur wenige Züge. Von
Salbris aus ist aber recht dichter Verkehr. Die
Schmalspurbahn gehört heute zum Verkehrverbund der
Stadt Orléans. Der Fahrplan ist im französischen Kursbuch
oder in der elektronischen Fahrplanauskunft im Internet zu
finden.
(BG)
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Thomas Guter Sascha Eichler
Jürgen Jauch Werner Mill
Bankverbindung: Konto 185 664 008
Volksbank Ochsenhausen (BLZ 654 901 30)