Ш.Р. Басыров
УЧЕБНОЕ ПОСОБИЕ
ДОНЕЦК 2020
1
УДК 811.112.2:81’373
ББК: Ш12 = 432.4*9*3я73
Б 278
Рекомендовано к изданию Ученым советом ГОУ ВПО «Донецкий
национальный университет» (протокол № .. от… 2020 г.)
Рецензенты:
Каверина О.Г., доктор педагогических наук, профессор, ГОУ ВПО
«Донецкий национальный технический университет»;
Юшкова С.А., кандидат филологических наук, доцент, автомобильно-
дорожный институт ГОУ ВПО «Донецкий национальный технический
университет»
INHALTVERZEICHNIS
Vorwort……………………………………………………………………… 3
Einleitung……………………………………………………………………. 4
1. Gegenstand und Aufgaben der Lexikologie……………………………… 5
2. Das Wort als sprachliche Grundeinheit. Wortbedeutung………………… 13
3. Wortschatzerweiterung durch Wortbildung………………………………. 22
4. Wortschatzerweiterung durch Entlehnungen……………………………… 41
5. Wortschatzerweiterung durch Bedeutungswandel (semantische
Derivation)……………………………........................................................… 54
6. Vieldeutigkeit und Homonymie…………………………………………... 65
7. Bedeutungsbeziehungen im lexisch-semantischen System
(Paradigmatik)……………………………………………………………. 77
8. Das neue und alte Wortgut im Deutschen……………………………….. 90
9. Die soziolinguistischen Aspekte der Stratifikation des deutschen
Wortbestandes………………………………………………………………... 102
10. Soziale Gliederung des Wortschatzes…………………………………… 112
11. Die Behandlung der Phraseologismen in der deutschen Sprache………... 132
Abschluss-Testaufgaben……………………………………………………... 148
Kleines Lexikon der lexikologischen Termini………………………………. 154
Literaturverzeichnis………………………………………………………….. 170
Nachwort…………………………………………………………………….. 174
3
VORWORT
Das vorliegende Lehrbuch ist für Studenten der Germanistik gedacht, die
Philologie (Fachrichtung «Ausländische Literatur (Deutsche Sprache und
Literatur)») bzw. Linguistik (Fachrichtung «Übersetzung und Übersetzungskunde
(Deutsch und Englisch)») studieren. Es entspricht den Anforderungen des
Studienplans für Lexikologie der deutschen Gegenwartsprache.
Die deutsche Lexikologie hat im Gesamtsystem der Sprache eine
grundlegende Bedeutung. Sie will in die wissenschaftliche Untersuchung des
Wortes und des Wortschatzes einführen, indem sie nach dem Wesen des Wortes
und der Wortbedeutung, nach der Entwicklung und Veränderung lexikalischer
Einheiten und der Lexik der deutschen Sprache fragt. Sie vermittelt einen Einblick
in den Aufbau der Wortbedeutung, die semantische Gliederung des Wortschatzes,
erörtert Grundfragen der Wortbildung, der sozialen Schichtung des Wortschatzes.
Entwicklungstendenzen im Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache werden
in ihrer Abhängigkeit von kommunikativen und kognitiven Bedürfnissen der
Gesellschaft dargestellt: so die Bildung neuer Wörter und Veralten von Lexemen,
die Übernahme fremden Wortgutes und der Bedeutungswandel. Dabei werden die
lexikologischen Erscheinungen der deutschen Sprache mit den entsprechenden
Erscheinungen der russischen Sprache verglichen.
Die Lösung vieler theoretischer und praktischer Fragen der Wortgestaltung,
ihre Widerspiegelung im Lehrbuch verlangt die Erfassung und Verallgemeinerung
neuer lexikologischen Untersuchungen einerseits, die Berücksichtigung der
vorhandenen Lehrbücher andererseits. Dabei sind auch die Ergebnisse der
deutschen, russischen und ukrainischen Germanisten und Linguisten in Betracht
gezogen (Th. Schippan, W. Fleischer, M. D. Stepanova, I. I. Černyševa, V. V.
Levickij, A. D. Oguy, A.S. Juchanov u.a.).
Mein besonderer Dank gebührt meinen Begutachtern für Beratungen über
verschiedene Teile des Lehrbuches.
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EINLEITUNG
Das Wort „Lexikologie" ist griechischen Ursprungs, es ist auf zwei Wörter
zurückzuführen: lexikós „sich auf das Wort beziehend" und logos „Lehre",
„Kunde". Lexikologie bedeutet also buchstäblich „die Lehre vom Wort,
Wortkunde". Aber die Lexikologie untersucht nicht nur das Wort, sondern auch
den Wortbestand einer Sprache als System.
Die Lexikologie muss also in zwei deutlich voneinander abgegrenzte
Hauptabschnitte eingeteilt werden:
1) die Wortlehre oder die Lehre vom Wort im engeren Sinne;
2) die Wortschatzlehre oder die Lehre vom Wortbestand als System.
In diesem Fall handelt es sich um ein lexisch-semantisches System, das ein
Teilsystem der Sprache bildet.
Die Wortlehre untersucht die Besonderheiten der Einzelwörter, fester
Wortverbindungen oder sogenannter phraseologischen Einheiten.
Die Wortschatzlehre hat die Gesetze zu erforschen, denen die Lexik einer
Sprache als Gesamtheit aller lexikalischen Einheiten unterworfen ist.
Beide Gegenstände der Lexikologie sind aufs engste miteinander verbunden,
denn in beiden Fällen bildet das Wort den Mittelpunkt der wissenschaftlichen
Betrachtung.
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Ein Teil der Onomasiologie ist die Onomastik, die Lehre von den Eigennamen.
Da die Eigennamen keinen begrifflichen Inhalt besitzen, fungieren sie als bloße
Bezeichnungen und nicht als semantische Benennungen.
Wortbildung. Der Terminus „Wortbildung" wird in zweifacher Bedeutung
verwendet:
1) als Schöpfung neuer Wörter durch verschiedene Wortbildungsarten
(Ableitung, Zusammensetzung, Zusammenbildung oder Abkürzung)
(prozessuellen Aspekt).
2) als Wortbildungslehre, wie die Wörter gebildet sind (analytischer Aspekt).
Phraseologie oder die Lehre von den festen Wortverbindungen einer
Sprache. Im Mittelpunkt der Phraseologie stehen viele Fragen: Abgrenzung der
Phraseologismen von den benachbarten sprachlichen Einheiten (Komposita und
freien Wortverbindungen), Klassifikation von Phraseologismen, semantische
Aspekte der Phraseologie (Synonymie, Antonymie, Polysemie, Homonymie) u.a.
Die Soziolinguistik ist die Wissenschaft, die das Verhältnis der Sprache und
Gesellschaft im weiteren Sinne des Wortes untersucht. Sie behandelt die Fragen
über die sozial- berufliche Differenzierung des Wortbestandes, untersucht die
Sonderlexik, die eigentlich nicht nur nach den sozial beruflichen Kriterien, sondern
auch nach anderen sozialen Merkmalen ausgesondert werden kann: nach dem
Alter, Bildungsniveau der Sprachträger usw. Zur Soziolinguistik als Teil der
Lexikologie gehören auch die Fragen der territorialen Differenzierung des
Wortbestandes.
Die Lexikographie (griech. lexikon „Wörterbuch", grapho „ich schreibe"
eigentlich Wortbeschreibung) befasst sich mit der Ausarbeitung von Prinzipien,
nach welchen die Wörterbücher zusammengestellt werden, und mit dem
Zusammenstellen von Wörterbüchern selbst. Es gibt verschiedene Arten von
Wörterbüchern:
1) Wörterbücher, die auf Herkunft des Wortes und die Entwicklung seiner
Bedeutung eingehen (etymologisches Wörterbuch; historisches Wörterbuch;
Bedeutungswörterbücher). Die bekanntesten etymologischen Wörterbücher
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Literatur
1. Iskos A., Lenkowa A. Deutsche Lexikologie. - L., 1970. - S. 7-13.
2. Lewkowskaja X.A. Lexikologie der deutschen Gegenwartsprache. - M.,
1968. – S. 3-10.
3. Оguy О. D. Lexikologie der deutschen Sprache. - Winnyts’a : „Nowa
knyha“, 2003. - S. 17-23.
4. Schippan Th. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. - Leipzig,
1984. – S. 11-63.
5. Stepanova M.D., Cernyseva I.I. Lexikologie der deutschen
Gegenwartssprache. - M., 2003. - S. 3-8.
6. Ольшанский И.Г. Лексикология: Современный немецкий язык =
Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache. – Leipzig, 1987. – S. 3-16.
7. Шевелева Л.В. Лексикология современного немецкого языка: Курс
лекций. - M., 2004. - C. 21-23.
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interindividuell invariante Abbild des Denotats der objektiven Realität ist. Die
Fähigkeit des Wortes zu verallgemeinern und für ganze Klassen von Denotaten zu
dienen, nennt man die signifikative Bedeutung, z. B.: Beim Wort Tisch tritt als
Denotat „Möbelstück“ auf und als Signifikat – die Eigenschaften aller Tische:
„Möbelstück, das aus einer auf vier, auch drei Beinen ruhenden, waagerechten Platte
besteht, auf die man etwas stellen, legen kann und an der man vor allem isst und
arbeitet“. Da die denotativen und signifikativen Komponenten der Wortbedeutung
eine Einheit bilden, werden sie in der Fachliteratur oft als denotativ-signifikative
Komponente und entsprechend als denotativ-signifikative Bedeutung bezeichnet.
Aber die Wörter können auch wertende semantische Merkmale haben, vgl.:
dt. Visage umg. <Gesicht mit widerwärtigem Ausdruck>, Häschen ‹kleines
Mädchen; junges, nettes Mädchen (Kosewort)›; rus. водичка (конн.) ‘уменьш.-
ласк.’ к вода, молодец (одобр.), блюдолиз (неодоб. презр.). Dieser Aspekt der
Bedeutung heißt die konnotative Bedeutung.
Die Bedeutung lässt sich in kleinere Elemente zerlegen (Seme, semantische
Merkmale, Bedeutungselemente, semantische Komponenten, Noeme usw.).
Vater/Mutter Gegenständlichkeit
(„belebt")
„Mensch"
„verwandt"
„hervorbringende (Generation)"
„männlich” „weiblich”
Charme Frau).
3. Semantische Motivation ist für abgeleitete Bedeutungen eines polysemen
Wortes eigen. In diesem Fall wird ein Zeichen (Wort) zur Bezeichnung eines
Objekts übertragen. Hier handelt es sich um metaphorische (dt. Schlange „lange
Reihe wartender Menschen"; Maus „eine Einrichtung im Computer"; rus.
каменеть перен. «становиться безжизненным, неподвижным; застывать (о
человеке), таять перен. «приходить в умиленное, разнеженное состояние;
млеть (обычно, восхищаясь кем-либо, испытывая влечение к кому-либо))
oder metonymische Übertragungen (Ausreise „Raum der ausreisenden
Passagiere"; Adresse „Zahl und Symbol zur Kennzeichnung einer Speicherzelle";
rus. Москва встречает гостей. Она всегда ходит в золоте).
2.4. Volksetymologie
Wenn ein Benennungsmotiv (innere Wortform) verloren geht oder aus einem
anderen Grund unbekannt ist, so ist die Wortbedeutung unklar. In manchen Fällen
versuchen die Sprachträger unbekanntes Wortmaterial mit klangähnlichen Lexemen
in eine bestimmte Beziehung zu setzen. In diesem Fall spricht man über
Volksetymologie oder Fehletymologie, Pseudoetymologie. Das Wesen dieser
Erscheinung besteht darin, dass ein Wort oder Wortteil aus irgendwelchen Gründen
unverständlich ist, an ein anderes Wort umgedeutet und lautlich umgeformt wird,
z.B. Maulwurf wird gedeutet als „Tier, das Hügel mit dem Maul aufwirft". Maul
ist hier eine Umdeutung aus niederdt. molt „Erde, Erdhügel".
Fremdes Wortgut wird auch manchmal neu semantisch motiviert, vgl.:
dt. Gouvernante durch Jungfernante, Trottoir durch Trittuar; rus. бульвар →
гульвар, смартфон (← англ. smartphone «умный телефон») → смотрофон
(сопоставление с глаголом «смотреть»), vgl. andere Beispiele aus dem
Russischen: невроз → нервоз, невропатолог → нервопатолог, лотерея →
лоторея, поликлиника → полуклиника
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Literatur
1. Iskos A., Lenkowa A. Deutsche Lexikologie. - L., 1970. - S. 14-21.
2. Lewkowskaja X.A. Lexikologie der deutschen Gegenwartsprache. - M.,
1968. – S. 33-35.
3. Оguy О. D. Lexikologie der deutschen Sprache. - Winnyts’a : „Nowa
knyha“, 2003. - S. 39-42, 67-74.
4. Schippan Th. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. - Leipzig,
1984. – S. 42, 69-70, 90-96, 100-101.
5. Stepanova M.D., Cernyseva I.I. Lexikologie der deutschen
Gegenwartssprache. - M., 2003. - S. 9-22.
6. Ольшанский И.Г. Лексикология: Современный немецкий язык =
Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache. – Leipzig, 1987. – S. 16-28.
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6. machte 6. angekommen
7. Köpfe 7. Mann
8. там 8. вчера
9. Arbeitsfelder 9. rotes Kreuz
10. bemalte Wände 10. Fussballanhänger
11. столик 11. столище
2. Was für ein Typ der Motivation ist bei folgenden Wörtern:
a) phonetisch-phonematische; b) morphematische; c) semantische:
Variante A Variante B
1. Sommerhut 1. Wintermantel
2. Besucher 2. quieken
3. Saufloch (=Trinker) 3. Blech (= Geld)
4. каркать 4. охать
5. bärenhungrig (sein) 5. arbeitslos
6. Maus (beim Computer) 6. Feder (zum Schreiben)
7. Schlafmütze (= ein lang schlafender 7. Maulschuster (= Zahnarzt)
Mensch)
8. beschuht 8. Quäler
9. lächeln 9. Wauwau (Kinderspr. Hund)
10. ächzen 10. vernagelt (= dumm)
11. прилетать 11. антивоенный
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Zusammensetzungen, die:
1) Seriencharakter der Lexeme bilden;
2) die Funktion der Affixe erfüllen;
3) ihre formelle Identität und etymologische Verwandschaft mit freien
Korrelaten aufweisen;
4) semantisch teilweise oder völlig transformiert sind (M.D. Stepanova).
M.D.Stepanova zählt zu dieser Kategorie der Wortbildungsmittel folgende
Anafangs- und Finalkomponenten von Zusammensetzungen:
Halbsuffixe der Substantive: -mann, (-leute, -männer), -frau, -bild,
-person, -hans, -liese, -peter, -meier, -fritze (für Personenbezeichnungen);
-stück, -werk, -zeug (für Bezeichnungen der leblosen Einzeldinge oder
der Kollektiva); -mut, -sinn, -lust, -sucht, -gier, -kunde, -wesen (mit
abstrakter Bedeutung).
Halbsuffixe der Adjektive: -los, -frei, -leer, -arm (drücken den Mangel an
etwas oder das Fehlen aus);
-reich, -voll (bezeichnen das Vorhandensein von etwas in hohem Maße)
Halbsuffixe der Adverbien: -weise, -maßen, -halben, -dings (drücken
verschiedene Schattierungen der Modalität aus);
-halben, -willen (mit kausal-konsekutiver Bedeutung);
-seits, -weg (mit lokaler Bedeutung, meist in übertragenem Sinn).
Halbpräfixe der Substantive und Adjektive: riese (n)-, mord(s)-,
blitz-, grund-, stock-, stein-, kreuz-, blut-, hoch-(höchst-), über-, all-(allzu-,
aller-), stink- (mit verstärkender Bedeutung);
-ab-, vor-, neben- (mit lokaler Bedeutung, auch in übertragenem Sinn);
ober- (mit der Bedeutung eines höheren Ranges).
Halbpräfixe der Verben: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, mit-, nach-, vor-,
zu-; hinter-, über-, um-, unter-, wider-.
3.2.3. Das Wortbildungsmodell. Unter dem Wortbildungsmodell versteht
man in der Wortbildungslehre „stabile Struktur, die über eine
verallgemeinerte lexikalisch-kategorielle Bedeutung verfügt und geeignet ist, mit
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Lexemen, denn man nennt sie oft „eine Gruppenbedeutung" und sie unterscheidet
sich von der lexikalischen und grammatischen Bedeutung. Die lexikalische
Bedeutung ist immer individuell, die grammatische Bedeutung kennzeichnet sich
durch höheren Grad der Abstraktion und bezieht sich auf größere Wortgruppen.
3.2.6. Wortnest. Der Begriff „Wortnest" berührt sich mit dem Begriff
„Wortfamilie", d.h. mit der etymologischen Verwandschaft aller Wörter, die
historisch gesehen auf ein und dasselbe Wurzelwort zurückkommen (vgl.: dt.
fahren, Fahrer, Fahrt; Fahrerei, fahrbar, befahren ← fertig; rus. cухой, сушить,
осушить). Das Wortnest enthält die Wörter, die nicht nur etymologisch, sondern
auch semantisch in der Gegenwartssprache mit einander verbunden sind. So
gehören dem Wortnest mit dem Zentrum „fahren" alle obengenannt Wörter mit
Ausnahme von fertig.
auf eine Wortgruppe zurück, z.B. Stubenhocker „in der Stube hocken", rotbäckig
„rote Backen", Besserwisser „besser wissen". Die Zusammenbildung ist eine sehr
produktive Wortbildungsart in der deutschen Gegenwartssprache. Der formale
Unterschied von den Zusammensetzungen besteht darin, dass in den meisten
Fällen, die von den ersten Gliedern getrennten Teile (hocker- bäckig- wisser)
keine Wortstämme sind und dementsprechend keine selbstständigen Korrelate
besitzen.
3.3.4. Kurzwortbildung. Das Wesen dieser Wortbildungsart besteht in der
Kürzung verschiedener Art von Vollformen. Man unterscheidet viele Abarten
dieser Bildungen.
1) Initial- und Kurzwörter, die aus an einander gereihten Großbuchstaben
bestehen, die buchstabiert werden (OB - Oberbürgermeister, MS - Motorschiff,
EM - Europameister). Zu den Initialwörtern gehören auch phonetisch gebundene
Wörter (iga - [i:ga] - Internationale Gartenausstellung, WOK [wo:k] - Wäsche
ohne Kochen).
2) Silbenwörter, in denen Anfangssilben oder andere willkürlich gewählte
Wortteile gekoppelt werden (Spowa ← Sportwarenhaus, Nirosta ← nicht
rostender Stahl, Jumo ← Jugendmode).
3) Eine Übergangsgruppe zwischen den Initialwörtern und den
determinativen Zusammensetzungen bilden Lexeme, die aus einem Wortteil
und einem Wortstamm bestehen (U-Bahn, K-Wagen, TT-Turnier
(Tischtennisturnier).
4) Klappwörter, die weiter zerfallen in:
a) Kopfwörter, bei denen nur der Anfang für das ganze Wort auftritt,
z.B.
Akku (mulator), Auto (mobil), Labor(atorium), Lok(omotive), Limo(nade) ;
b) Schwanzwörter, bei denen nur das Ende („der Schwanz") übrig
bleibt,
(Omni)bus, (Vioen)celle, (Regen)schirm, (Schallplatte, (Eisen)bahn;
c) Kofferwörter, die durch die Kürzung der Mitte des Wortes
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entstehen
(Motel (Motorhotel); Krad (Kraftfahrrad);
d) Kunstbildungen (Kunst-Wörter) sind verschiedene Bezeichnungen
von
Waren, sowie Termini in Wissenschaft und Technik (Minol = Mineralöl,
Exakta = die Namen von Photoapparaten).
6) graphischen Abkürzungen (S. (die Seite), Jh. (Jahrhundert), vgl.
(vergleiche), bzw. (beziehungsweise), sog. (= sogenannt).
3.3.5. Reduplikation ist die Wortbildungsart, die in der Wiederholung
der Anfangssilben oder anderer Elemente besteht. Dabei lassen sich folgende drei
Haupttypen unterscheiden:
1) einfache Doppelungen, dabei wird der gleiche Lautkomplex zweimal
wiederholt (Papa, Mama, Popo, Wau-wau, Bonbon);
2) Reimbildungen, bei denen die Anlautkonsonanten der beiden
doppeltgesetzten Wortteile variieren (Heckmeck ‹dummes Geschwätz›;
Larifari ‹wertloses Gerede›, Picknick);
3) Ablautbildungen zeigen Vokalvariation (Mischmasch, Singsang,
Zickzack).
3.3.6. Wortkreuzung (Wortmischung, Kontamination). Darunter versteht
man die Verschmelzung von Teilen zweier oder mehrerer Wörter zu einem neuen
Wort, z.B. Erd(apfel) + (Kar)toffel = Erdtoffel, Heideweizen = Heide(korn)+
(Buch)weizen, Postkarte =Post(blatt) + (Correspodenz)karte).
3.3.7. Die Rückbildung (retrograde, inversive Ableitung) ist eine
Wortbildungsart, derer Wesen in der Kürzung für längere Ableitungen besteht, z.B.
Freimut ← freimütig, Hochmut ← hochmütig, notlanden ← Notlandung.
10. Was ist die Wortbildungsart? Wie heißen wichtigsten Arten der Wortbildung
im Deutschen ?
11. Was versteht man unter der Zusammensetzung? Welche Typen der
Zusammensetzung gibt es im Deutschen?
12. Was ist unter der impliziten und expliziten Ableitung zu verstehen?
13. Was bezeichnet man mit dem Terminus „Zusammenbildung“?
14. Worin besteht das Wesen der Kurzwortbildung? Welche Unterarten der
Kurzwortbildung gibt es im Deutschen?
15. Was versteht man unter der Reduplikation? Nennen Sie ihre Haupttypen
Muster: Arbeiter (← arbeiten). Das Substantiv der Arbeiter ist vom Verb
arbeiten mit Hilfe des Suffixes – er abgeleitet; es ist also die suffixale Ableitung.
Forscher, Geschrei, набегаться; Erzschurke, колоситься, unaufhörlich,
Affentempo, beschreiben, beweglich, вчитаться, entgeistert, Vorabend,
Demokratisierung, regelmäßig, петушиться; lächeln, прилуниться,
ausnahmsweise, stinkfaul, прибедняться, stockfinster
4. Bestimmen Sie die Abart folgender impliziter Ableitungen (Konversion):
a) Verbalisierung; b) Adjektivisierung; c) Adverbialisierung; d) Substantivierung;
e) Pronominalisierung; f) Numeralisierung.
filmen, landen, das Du, monden, холодное, ernst, schuld, один «какой-то»,
wert, klasse, die Fünf, sonntags, das Gegenüber, daheim, бильярдная, nachts, das
Laufen, слабительное, lüften, выдающийся, das Lesen, das Neue, душевая, der
Morgen, раз «один» (при счете), der/die Ankommende.
5. Bestimmen Sie, auf welche Wortgruppen die unten angeführten
Zusammenbildungen zurückkommen. Erläutern Sie auch ihre wortbildenden
Mittel:
Muster: Die Zusammenbildung der Stubenhocker kommt auf die
Wortverbindung „in der Stube hocken“ zurück; sie ist durch die gleichzeitige
Zusammensetzung des Substantivs „Stube“ und des Verbs „hocken“ gebildet, an
die das Suffix –er angekoppelt wird.
rotbäckig, Besserwisser, орденоносец, Machthaber, breitschultrig,
Eisbrecher, землепроходец, wasserhaltig, langbeinig, канатоходец,
Frühaufsteher, geradlinig.
6. Was drücken folgende Bahuvrihi (Possessivkomposita) aus bzw. wen
benennen sie:
Trotzkopf, Blaustrumpf, Schreihals, Grünschnabel, Dummkopf, Rotkäppchen.
7. Bestimmen Sie: a) eigentliche (echte); b) uneigentliche (unechte)
Zusammensetzungen:
Tageslicht, Bodenreform, диван-кровать, sorgenkrank, засухоустойчивый,
Direktstudent, душегуб, Freiheitskämpfer, зернохранилище, Berggipfel, плащ-
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4. Erzfeind 4. halbieren
5. Fachmann 5. erzfaul
6. schmackhaft 6. Waschfrau
7. unaufhörlich 7. benachbart
8. подоконник 8. безлошадный
9. lächeln 9. Ausnahme
10. Vorarbeit 10. vernagelt
11. газетчик 11. сверхзвуковой
2. Bestimmen Sie den Typ der Zusammensetzungen: a) determinative
(Bestimmungszusammensetzungen); b) nichtdeterminierte (kopulative / additive).
Variante A Variante B
1. Esszimmer 1. Arbeitstisch
2. weißgrün 2. Autor-Regisseur
3. finnisch-schwedisch 3. Pulloverjacke
4. Sängerdarsteller 4. Strumpfhose
5. Kleiderschürze 5. rotbraun
6. Zweizimmerwohnung 6. polnisch-französisch
7. Hochschule 7. Obstgarten
8. taubstumm 8. Dichterkomponist
9. himmelblau 9. Kleiderschrank
10. sauersüß 10. dreizehn
11. книготорговец 11. диван-кровать
3. Bestimmen Sie, auf welche Wortgruppen die angeführten
Zusammenbildungen zurückkommen und geben Sie ihre Übersetzung:
Variante A Variante B
1. Nichtstuer 1. Schumacher
2. dreistufig 2. Instandsetzung
3. старшеклассник 3. ganztägig
4. Blutsauger 4. Langschläfer
5. Außerachtlassung 5. Danksagung
6. blondhaarig 6. Rechtsschreibung
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7. halsbrecherisch 7. перворазрядник
8. zweizimmerig 8. Wichtigtuer
9. Frühaufsteher 9. vierfenstrig
10. Inbetriebnahme 10. Kundgebung
4. Finden Sie: a) eigentliche (echte); b) uneigentliche (unechte)
Zusammensetzungen
Variante A Variante B
1. Waldesrand 1. Eichenbaum
2. Tannenbaum 2. Heiratsantrag
3. Friedenskampf 3. Bildschirm
4. Schulenbesuch 4. Kindergarten
5. Frühlingsnacht 5. Menschenskind
6. Tagesanbruch 6. Meeresstrand
7. Kirchturm 7. Hotelzimmer
8. Kinderjacke 8. Tennisball
9. Stadtplanung 9. Leitungstätigkeit
10. Kulturpalast 10. Mondschein
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4.1. Der Begriff der Entlehnung. Arten und Formen der Entlehnung
Die deutsche Sprache ist im Laufe ihrer Geschichte vielfach durch andere
Sprachen bereichert worden, ebenfalls wurde deutsches Wortgut von anderen
Völkern aufgenommen, z.B. im Russischen бухгалmep ← Buchhalter, галcmyк ←
Halstuch; im Ukrainischen фарба ← Farbe, дах ← Dach usw.
Unter Entlehnung versteht man in der einschlägigen Literatur den
Entlehnungsvorgang, d.h. die Übernahme fremden Sprachgutes sowie das Ergebnis
dieses Prozesses - das entlehnte fremde Sprachgut selbst.
Nach der Art der Entlehnung werden abgegrenzt: 1) Sach- und Wortentlehnung,
2) Wortentlehnung.
Bei der Sach- und Wortentlehnung werden aus der Sprache fremde
Formative übernommen, deren Denotate (Gegenstände, Erscheinungen) in der
entlehnenden Sprache neu oder unbekannt sind. Auf diesem Wege sind ins
Deutsche genetisch lateinische Wörter eingedrungen, die von den germanischem
Stämmen infolge ihrer Kontakte mit den Römern übernommen wurden. Sie
betreffen Haus- und Straßenbau: Mauer (← mûrus), Straße (← strata), Fenster (←
fenestra), Ziege (← tegula), Pforte (← porta).
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Wenn ein deutsches Wort in eine andere Sprache (z.B. in die französische) in
der frühesten Zeit übernommen wurde und später ins Deutsche zurückkommt,
bezeichnet man diesen Weg als Rückentlehnung, z.B. Salon und Balkon wurden
früher aus dem Deutschen entlehnt, in dem sie als Saal und Balken bekannt waren
und sind.
Die Schreibung von Eigennamen und Abkürzungen fällt nicht aus dem
Rahmen der deutschen Regeln: Aids, HDTV (high definition television).
Die Verben, Adjektive, Präpositionen werden kleingeschrieben: exklusiv,
okay, out, checken u.a.
Was die Getrennt- und Zusammenschreibung von Angloamerikanismen
betrifft, sind hier folgende Typen der Schreibung zu beobachten:
Bindestrichschreibung; Zusammenschreibung; Getrenntschreibung.
Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung hat die Zahl der möglichen
Schreibvarianten bei den Fremdwörtern deutlich erhöht:
1) Zusammengesetzte Fremdwörter werden zusammengeschrieben. Besteht
die Zusammensetzung aus Substantiven, kann zur besseren Lesbarkeit ein
Bindestrich gesetzt werden: Livemusik (auch: Live-Musik), Shoppingcenter
(auch: Shopping-Center), Chatroom (auch: Chat-Room).
2) Ist der erste Bestandteil ein Adjektiv oder ein Partizip, ist auch
Getrenntschreibung möglich: Happyend (auch: Happy End), Coldcream
(auch: Cold Cream), Blackpower (auch: Black Power), Highsociety (auch: High
Society), Shortstory (auch: Short Story), Hotline (auch: Hot Line) usw.
3) Bei Substantivierungen, die auf eine Verbindung aus Verb und Partikel
(Adverb) zurückgehen, setzt man gewöhnlich einen Bindestrich; daneben
ist auch Zusammenschreibung möglich: Black-out (auch: Blackout), Count
down (auch: Countdown) u.a.
4) Aneinanderreihungen und Zusammensetzungen mit Wortgruppen schreibt
man mit Bindestrich: Roommg-in, Make-up.
4.4.2. Die lautliche Assimilation der Entlehnungen besteht darin, dass die
fremden Wörter nach den Regeln der deutschen Orthoepie ausgesprochen werden.
Das betrifft sowohl den Lautbestand als auch die Betonung der assimilierten
Wörter.
Bekanntlich ist der englische Laut [θ] der deutschen Sprache fremd, darum
wird er in entsprechenden Entlehnungen englischer Herkunft durch einen ihm am
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nächsten stehenden Laut ersetzt: vgl.: engl. thriller [θriler] „Kriminalroman oder
Film mit Tod- und Mordschlag“ und das Modewort „Thriller" ['sriler].
Die Entlehnungen weisen oft eine von dem Akzent in der Muttersprache
unterschiedliche Wortbetonung auf, die auf den Wortanfang verlegt wird. Das ist
auch ein Anzeichen der phonetischen Anpassung an die Gesetze der deutschen
Sprache, vgl.: Sowiet eingedeutscht ['so:vjet]; Standard: ['Standart]
4.4.3. Die morphologische Assimilation sieht voraus: 1) die Ausgestaltung
durch das grammatische Geschlecht; 2) Besonderheiten der Pluralbildung von
Substantiven; 3) die Bildung der Grundformen von entlehnten Verben;
4) Besonderheiten des Gebrauchs der entlehnten angloamerikanischen Adjektive.
Bei der Ausgestaltung der angloamerikanischen Substantive durch das
grammatische Geschlecht werden folgende drei Prinzipien beachtet: das
semantische; das morphologische und das sexusorientierte.
Mit Rücksicht auf das semantische Prinzip sind zwei Tendenzen zu
beachten. Die Angloamerikanismen bekommen ihr Geschlecht in Analogie
den deutschen Synonymen: die Story - die Geschichte, das Finish - das Ende.
Das Geschlecht der angloamerikanischen Substantive wird oft durch das
Suffix bestimmt. Laut dem morphologischen Prinzip gehören zum männlichen
Geschlecht die Wörter auf -er, -man, -rd: der Teenager, der Blazer, der
Gentleman, der Bodyguard u.a. Zum weiblichen Geschlecht gehören die
Substantive auf -ty: die Party, Beauty. Sächlichen Geschlechts sind die Substantive
auf -y: das Hobby, das Handy, aber: die Lobby, die Story.
Das sexusorientierte Prinzip besagt, dass die Personenbezeichnungen ihr
grammatisches Geschlecht auf Grund ihrer Sexuszugehörigkeit bekommen
der Profi, der Fan, der Cowhoy, der Star, die Mother, die Beauty.
Die Benennungen der kleinen, nichterwachsenen Lebewesen, wie es im
Deutschen üblich ist, sind Neutra: das Baby, das Kid, das Girl.
Das System der Pluralbildung ist im Deutschen stark entwickelt.
Besonderheiten der Pluralbildung von angloamerikanischen Substantiven
zeigen sich darin, dass die Mehrheit von Angloamerikanismen die Pluralform
48
des Etymons bewahrt und das Suffix -s oder -es bekommt: Rocky — Rockies,
Dream - Dreams, Hit - Hits, Song - Songs, Set - Sets, Slogan – Slogans.
Alle entlehnten angloamerikanischen Verben ordnen sich dem
Formensystem der schwachen Verben unter: jobben - jobbte – gejobbt,
abchecken - checkte ab - abgecheckt etc. Einige Verben bekommen das
Reflexivpronomen „sich": sich manifestieren, sich outen.
Die entlehnten angloamerikanischen Adjektive werden laut Regeln der
deutschen Grammatik dekliniert: der simple Rancho; der faire Preis; in coolen
High-Tech-Bars. Auch die Steigerungsstufen bilden sie wie deutsche Adjektive:
das exakteste Wochen-Horoskop.
Literatur
1. Iskos A., Lenkowa A. Deutsche Lexikologie. - L., 1970. – S.92-112.
51
3. Operette 3. Sonate
4. Klub 4. Scheck
5. Loge 5. Galerie
6. Mandoline 6. Sopran
7. Budget 7. Brandy
8. boxen 8. Import
9. Dame 9. Perücke
10. Kammer 10. Frucht
11. ангел 11. севрюга
12. сани 12. парус
13. Елена 13. вензель
14. мещанин 14. Иван
15. башмак 15. деньги
2. Bestimmen Sie bei nachfolgenden Wörtern die Stufe der Assimilation:
a) vollständige Assimilation; b) unvollständige Assimilation; c) völlig
unassimiliertes Wort
Variante A Variante B
1. Tisch 1. Fenster
2. Mann 2. Stiefel
3. Maschine 3. Fabrik
4. Planetarium 4. anormal
5. et cetera 5. circa
6. Gentleman 6. Organisation
7. Demonstration 7. sowjetisch
8. Inspektoren 8. kapriziös
9. merci 9. Szenarium
10. Wodka 10. Courage
11. сундук 11. шахта
12.тротуар 12. митинг
13. брак 13. амбар
14. допинг 14. егерь
15. гараж 15. тема
54
55
Literatur
1. Iskos A., Lenkowa A. Deutsche Lexikologie. - L., 1970. – S. 123-168.
2. Оguy О. D. Lexikologie der deutschen Sprache. - Winnyts’a: „Nowa
knyha“, 2003. - S. 180-184.
3. Stepanova M.D., Černyševa I.I. Lexikologie der deutschen
Gegenwartssprache. - M., 2003. - S. 36-47.
4. Schippan Th. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. - Leipzig,
1987, S. 262-275.
5. Ольшанский И.Г. Лексикология: Современный немецкий язык =
Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache. – M., 2005. - S. 151-172.
62
Variante A Variante B
1. der schwarze Mund (= Wasserwirbel) 1. rote Leuchtkugeln (=Feuerwerke)
(Fr. Schiller) (B. Kellermann)
2. Rücken eines Messers 2. Brustkorb
3. bittere Worte 3. weiches Gefühl
4. Venus (= schöne Frau) 4. Othello (= eifersüchtiger Mann)
5. die Jahre gehen rasch vorbei 5. der Ring sitzt gut
6. die ganze Welt klatschte Beifall 6. das ganze Auditorium lachte
7. Brief (mhd. Urkunde, nhd. Eine 7. Miete (mhd. Lohn, nhd. Zahlung
schriftliche Mitteilung auf Entfernung) für die Benutzung von einem Raum)
8. Gefährte (mhd. Reisegefährte, nhd. 8. stiften (mhd. Gründen einer Kir-
Begleiter, Freund, Helfer, Lebens- che, nhd. Gründen einer beliebi-
Gefährte usw.). gen Anstalt)
9. Schlaukopf 9. ein kluger Kopf
10. einschenken ( früher: ein Wein ein- 10. Mosel (=Weinsorte)
gießen; heute: Kaffee, Tee usw.
eingießen)
11. ножка стула 11. крик души
12. колючий взгляд 12. аудитория аплодировала
2. Bestimmen Sie die Herkunft der Euphemismen: a) religiöse
Euphemismen; b) sozial-moralische Euphemismen; c) gesellschaftlich-ästhetische
Euphemismen; d) politische Euphemismen
65
Variante A Variante B
1. Böse/ böser Feind (=Teufel) 1. Streckebein (= Tod)
2. Sterben (= Trennung, Heimgang) 2. der Allmächtige (= Gott)
3. ein verflixtes (= verfluchtes) Wetter 3. einschlummern (=sterben)
4. dichten (= lügen) 4. einseifen (= betrügen)
5. schwere Augen haben (= betrunken sein) 5. leichtes Mädchen (= Hure)
6. j-n aus dem Wege schaffen (= töten) 6. Manschetten (= Handfesseln)
7. ein gewisser Ort (= Abort) 7. Gesäß (= Arsch)
8. leidend (= krank) 8. er ist nicht richtig (=wahnsinnig)
9. nackt (=Adams- /Evakostüm) 9. guter Hoffnung sein (=schwanger)
10. Annexion (=Länderraub) 10. fertigmachen (= erschießen)
66
vom Lautkörper und der Bedeutung. Für diese Gelehrten ist die Bedeutung immer
ein neues Wort, weil jeder Bedeutung ein neuer Lautkörper entsprechen soll.
Eine andere Gruppe von Gelehrten lehnen die Polysemie auf der Ebene der
Sprache ab, indem sie auf dieser Ebene die so genannte Theorie „der
allgemeinen Bedeutungen" aufstellen. Das heißt, das Wort besitzt auf der Ebene der
Sprache nur eine allgemeine Bedeutung (in der Regel ist das die
Hauptbedeutung), z.B. das Wort Schwein hat in der deutschen Sprache zwei
Bedeutungen: 1) die Benennung eines Tieres; 2) schmutziger Mensch. Die
Anhänger dieser Theorie lösen die Vieldeutigkeit des Wortes Schwein in einer
„allgemeinen" Bedeutung auf, indem sie alle Eigenschaften des Tieres (das
Grunzen, das Äußere usw.) auf den Menschen übertragen, das stimmt aber nicht,
und der Mensch wird ein Schwein nach einem Merkmal dieses Tieres genannt,
nämlich nach dem Merkmal, das es oft schmutzig ist. Alle anderen Bedeutungen
werden auf der Ebene der Rede realisiert, dabei wird immer nur eine Bedeutung
realisiert und das vieldeutige Wort hört auf, polysem zu sein.
Der dritte Standpunkt (verbreitet vorwiegend in unserer Wissenschaft) betrachtet
die Polysemie als Eigenschaft des Wortes sowohl auf der Ebene der Sprache als
auch auf der Ebene der Rede. Die Wortbedeutung eines polysemen Wortes auf der
Ebene der Sprache ist die Potenz aller Bedeutungen, die auf der Ebene der Rede
realisiert werden können. Die lexikalische Bedeutung ist ein Gefüge von lexisch-
semantischen Varianten, die im Kontext realisierbar sind. Dieses Strukturgefüge
verkörpert die Einheit des Wortes. Seine Einheit wird so lange gewährleistet, bis im
Sprachbewusstsein der Angehörigen einer Sprachgemeinschaft der
Zusammenhang von verschiedenen Bedeutungen mit dem semantischen Zug des
Wortes lebendig ist und von den Sprachträgern empfunden wird.
6.4. Das Problem der Abgrenzung der Homonymie von der Vieldeutigkeit
Das Problem der Abgrenzung der Vieldeutigkeit von der Homonymie wird
verschiedenartig gelöst. Einige Forscher (X.A. Lewkowskaja, M.D. Stepanova)
halten das semantische Kriterium der Abgrenzung für das Maßgebende, aber
dieses Kriterium scheint subjektiv und nicht genug sprachlich bedingt zu sein.
Viele Sprachforscher (Th. Schippan, T.W. Stroeva) versuchen bei diesem
Problem von streng linguistischen Kriterien leiten zu lassen. Sie halten für
Homonyme gleichlautende Wörter mit verschiedener Bedeutung, und zwar:
1) die Wörter, die in ihrem Klang dank der geschichtlichen
Entwicklung zusammengefallen sind (Seite «страница», Saite «струна»);
2) die Wörter, die zu verschiedenen Wortarten gehören, obwohl semantisch
mit einander verbunden sind (leben - das Leben, laut - der Laut);
71
5. Wie wird das Problem der Abgrenzung der Vieldeutigkeit von der
Homonymie in der Linguistik gelöst?
6. Welche Kriterien werden für diese Abgrenzung vorgeschlagen von:
a) Th. Schippan, T.W. Strojewa;
b) I.G. Olšanski ?
7. Wie werden die Homonyme klassifiziert?
3. Finden Sie die Homonyme in folgenden Witzen und bestimmen Sie, durch
welche Mittel sie entstehen:
Variante A
1. Wenn das Drama gelehrt ist, dann ist das Theater geleert
2. „Und ihr Alter, gnädige Frau?“ fragte der Scheidungsanwalt. „Mein
Alter? ... ist verreist“.
Variante B
1. „Angeklagter, hat die Tür offengestanden? Oder war sie geschlossen?“ –
„Offengestanden – geschlossen.“
2. Das sei deine trefflichste Redeweise: rede nicht viel, Freund, doch rede
weise! (H. Hilck)
78
7. BEDEUTUNGSBEZIEHUNGEN IM LEXISCH-
SEMANTISCHEN SYSTEM
gebraucht (vgl.: zum Telefon gehen, laufen, greifen; am Telefon warten, durch/per
Telefon etw. erfahren usw.). In folgenden Zusammensetzungen
Auto-/Dienst-/Tischtelefon ist Fernsprecher unmöglich und umgekehrt,
Münzfernsprecher, Fernsprechamt lassen keine Ersetzbarkeit durch Telefon zu.
Diese Tatsache gibt manchen Linguisten das Recht, das Vorhandensein der
absoluten Synonyme unter Zweifel zu setzen.
Für die Synonyme ist aber nicht die Bedeutungsidentität, sondern
Bedeutungsähnlichkeit mehr relevant. Solche Synonyme fallen in wesentlichen
Semen zusammen und unterscheiden sich in sekundären Semen, die solche
Synonyme semantisch, regional, wertend-stilistisch konkretisieren können, vgl.:
a) dt. Gesicht - Antlitz (geh.) – Fratze (fam.); rus. гулять - фланировать
(прен.-ирон.) – бродить – шастать (прост. неодобр.) – слоняться (разг.) –
stilistische Unterschiede;
b) dt. Lohn - Gehalt - Gage - Honorar Sold – Heuer; rus. развесистый –
разлапый - раскидистый - semantische Unterschiede.
Die Bedeutungsähnlichkeit der Synonyme beruht auf semantischer
Differenzierung, d.h. semantischen Unterschieden. Solche Synonyme bezeichnet
man als ideographische (unvollständige) Synonyme.
Die Synonyme können sich durch stilistische Markiertheit unterscheiden,
solche Synonyme bezeichnet man als stilistische Synonyme (vgl.: verstehen -
begreifen - kapieren; Gesicht - Antlitz - Visage - Fratze). Die stilistischen
Synonyme bilden die zweite Untergruppe der unvollständigen Synonyme.
Zahlreich sind im Deutschen Lexeme, die eine und dieselbe Erscheinung der
objektiven Wirklichkeit bezeichnen, aber sich durch ihre Bevorzugtheit im
Gebrauch in einem bestimmten deutschen Sprachgebiet kennzeichnen. Solche
Synonyme nennt man territoriale, regionale Synonyme (die dritte Untergruppe der
unvollständigen Synonyme), die aber zum allgemeinen Wortgut gehören (vgl.:
Samstag - Sonnabend; Erdapfel - Kartoffel; Junge -Bub; Rahm – Sahne u.a.). Die
große Anzahl von den deutschen territorialen Synonymen ist eine Besonderheit der
deutschen Synonymie und ist historisch bedingt.
81
greifen die Verbindung mit Hand voraus; sehen — das Auge, reiten - das Pferd
und blond - menschliches Haar.
Einen großen Beitrag zur Feldforschung leisteten J. Trier, L. Weisgerber.
Gemäß ihrer Theorie bedeutet das Wort etwas nur im Feld, d.h. das Wort bekommt
seine inhaltliche Bestimmtheit vom Gefüge des Ganzen, es bedeutet nur in diesem
Ganzen und kraft dieses Ganzen.
Die semantischen Wortfelder stellen eine Gliederung der Spracheinheiten
dar, die über die Synonymie hinaus in weiteren semantischen Beziehungen zu
einander stehen.
Die Wortfeldforschung von heute kennzeichnet sich dadurch, dass zum
Bereich des Feldes nicht nur Lexeme, sondern auch stehende Wortkomplexe
erfasst werden. Dementsprechend heißen solche Felder lexikalisch-
phraseologische Felder. Den Kern des Feldes bildet ein Hyperonym oder
Archilexem, um dieses gruppieren sich neutrale Lexeme. In Richtung Peripherie
liegen stilistisch markierte Wörter und feste Wortkomplexe. So kann man das
lexikalisch-phraseologische Feld mit dem Hyperonym tadeln so illustrieren:
tadeln - „neutral"
differenzierende begriffliche Seme:
1) Intensivität (gründlich, scharf, tüchtig, heftig): z.B. zurechtweisen,
rügen,schelten, schimpfen, ausschimpfen, bespotten usw.
differenzierende begriffliche wertende Seme:
2) negativ: z.B. abstauben (landschaftlich), anratzen (salopp), jemandem
den Kopf waschen usw.
Zusätzliche Seme, welche in Lexemen und phraseologischen Einheiten
enthalten sind, konkretisieren den zentralen Begriff semantisch oder stilistisch.
Von den Wortfeldern (lexikalisch-phraseologischen Feldern) unterscheidet
man Sachgruppen (thematische Gruppen), z.B.: Möbel: Tisch, Schrank, Sessel,
Stuhl, Sofa.
Es gibt auch andere Möglichkeiten der Gliederung des deutschen
Wortschatzes, die die Wortbildungsstruktur berücksichtigen. Von diesem
85
Literatur
1. Оguy О. D. Lexikologie der deutschen Sprache. - Winnyts’a: „Nowa
knyha“, 2003. - S. 67-103.
2. Schippan Th. Einführung in die Semasiologie. – Leipzig, 1975. –
S. 132-167.
3. Stepanova M.D., Černyševa I.I. Lexikologie der deutschen
Gegenwartssprache. – M., 1986. - S. 21-34.
4. Ольшанский И.Г. Лексикология: Современный немецкий язык =
Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache. – M., 2005. – S. 51-74.
5. Шевелева Л.В. Лексикология современного немецкого языка:
Курс лекций. –M., 2004. – C. 105-114.
Die erste Gruppe (Neuwörter) sind solche Neologismen, die in den letzten
Jahren aufgekommen sind und früher unbekannt waren. E.W. Rozen nennt sie
starke Neologismen. Zu den Neuwörtern zählt man gewöhnlich Entlehnungen
aus anderen Sprachen (Hacker, Server, File, Glasnost, Perestrojka). Nach E.W.
Rozen sind die starken Neologismen unmotiviert, morphematisch nicht zerlegbar,
deswegen kennzeichnen sie sich durch den höchsten Grad der Konnotation
„Neuheit".
Die zweite Gruppe (Neuprägungen, Neubildungen) sind solche
Neologismen, die aus den in der Sprache vorhanden Morphemen in der neuen
Kombination gebildet sind und in der Regel einen neuen Begriff bezeichnen
(Sprachverbindung ‘голосовое соединение’, brandeilig ‘очень спешно’). Die
Neuheit solcher Bildungen ist nicht groß, da sie nach den aktuellen
Wortbildungsmodellen der deutschen Sprache gebildet sind, z.B. Kultbuch,
Kultfilm, Kultautor, Kult-Auto.
Die dritte Gruppe (Neubedeutungen, semantische Neologismen,
Neosemanten) machen die Neologismen aus, die als Folge der
Bedeutungserweiterung, d.h. Metaphorisierung oder Metonymisierung der
Bezeichnung entstanden (Maus - 1. грызун, 2. часть компьютера).
Die Neologismen können durch die Entlehnung, Wortbildung und
Bedeutungswandel entstehen. Der Bedeutungswandel als Weg der Entstehung von
Neologismen ist nicht produktiv. Die Neologismen können Veränderungen im
lexikalisch - semantischen System hervorrufen. Sie verdrängen andere Wörter (vgl.
Altersheim und Feierabendheim) oder unterscheiden sich semantisch
(Steckenpferd und Hobby. Das Wort Hobby bedeutet eine nichtprofessionelle
Beschäftigung und erweist sich gut geeignet Komposita zu bilden, z.B.: Hobby-
raum, Hobby-keller, Hobby-Schneider, Hobby-Maler, Hobby-Gärtner etc.).
Bekannt ist auch die Klassifikation von D. Herberg und K. Heller. In dieser
Klassifikation werden unterschieden Neulexeme (Neubildungen), Neuformative
(Neubezeichnungen) und Neusememe (Neubedeutungen).
94
1) Bei Neulexemen sind neu Inhalt und Form, Bedeutung und Formativ
(Babyjahr, Disko).
2) Bei Neubezeichnungen (Transnominationen) handelt es sich um neue
Formative, Lautkomplexe für bereits bekannte Denotate (Raumpflegerin statt
Reinemachefrau; Sekundärrohstoffe statt Altstoffe). Solche Neubenennungen
erweitern bestehende Synonymreihen.
3) Neusememe sind neue Bedeutungen, die bereits vorhandenen
lexikalischen Einheiten angelagert werden (Patenschaft - ein DDR-Semem;
Mauer - kurz für „Berliner Mauer", ein Symbol der Spaltung Deutschlands).
Nur die Bedeutung ist hier neu, während die Wortform vorhanden war.
In dieser Klassifikation werden Neologismen folgenderweise definiert: „Ein
Neologismus ist eine lexikalische Einheit (bzw. ein Formativ oder eine
Bedeutung), die in einem bestimmten Abschnitt der Sprachentwicklung auf Grund
kommunikativer Bedürfnisse in einer Gemeinschaft aufkommt, sich ausbreitet, als
sprachliche Norm kollektiv akzeptiert und als neu empfunden wird".
Zu den lexikalischen Innovationen im Wortschatz zählt man manchmal auch
Modewörter, d.h. die Wörter und Wendungen, die vorübergehend durch
tonangebende Kreise im Umlauf kommen, wo sie sehr verallgemeinernd-expressiv
erscheinen, z.B.: prima; attraktiv; ganz groß; direkt schlimm; super, klasse; toll,
creativ, Job, Team, Know-how, cool etc.
Die Modewörter entsprechen folgenden Kriterien: 1) sie bezeichnen ein
bereits vorhandenes Denotat; 2) sie sind nicht ideologiegebunden und besitzen eine
weite Semantik (vor allem expressive und bewertende Einheiten); 3) hohe
Vorkommenshäufigkeit; 4) kommunikativ-pragmatische Funktion eines sozialen
Markers (Signalfunktion); 5) zeitweilige Popularität.
ist daher der Oberbegriff für veraltendes und veraltetes Wortgut, das in der
Peripherie des Sprachsystems existiert.
Die Zahl der Archaismen ist relativ groß (etwa 3,7% des
Gesamtwortschatzes) (A.Oguy). Archaismen sind veraltende und veraltete Wörter,
deren Denotate jetzt von anderen Wörtern bezeichnet werden (Advokat /
Rechtsanwalt; Ratschlagung / Ratschlag; Oheim/Onkel; ein Laib Brot / ein Brot;
Verlöbnis / Verlobung; gülden / golden).
Die Historismen sind dagegen solche Wörter, deren Denotate nicht mehr
vorhanden sind und sie deswegen nicht zur Alltagssprache gehören (Neulehrer
/Altlehrer; Besatzungszone; Ostzone; Bauernhilfe etc.)
Der Prozess des Veraltens kann durch verschiedene Ursachen bedingt
werden:
1) Denotate kommen außer Gebrauch. Das betrifft den größten
Teil des DDR-Wortschatzes aus dem politischen, wirtschaftlichen Bereich
(Bauernhilfe, Sollabgabe etc.) Solche Wörter sind zu den Historismen
geworden und werden zur Schaffung des historischen Kolorits verwendet;
2) Wörter können veralten und eine Indizienfunktion erfüllen, weil sie durch
Neologismen auf bestimmter Zeitperiode verdrängt werden (vgl.
Feierabendheim neben Altersheim; Putzfrau und Reinigungsfrau; Floristin
und Blumenverkäuferin);
3) Denotate können existieren nach wie vor, aber Synonyme haben diese
Wörter verdrängt, weil die alten Wörter und Wendungen als überflüssig
empfunden werden und durch Sprachökonomie wegfallen (vgl. ein Laib
Brot und ein Brot);
4) Von polysemen Wörtern kann auch nur ein Semem veralten, während die
übrigen Sememe weiter leben: z.B. Mädchen „Dienstmädchen", Fräulein
„Adlige"; Herr „Besitzer";
5) Wortbildungskonstruktionen veralten, weil Affixe unproduktiv werden
und durch andere ersetzt werden können, z.B. -nis durch -ung (Verlöbnis -
Verlobung); -e durch -heit (Schöne - Schönheit etc.);
96
Literatur
1. Оguy О. D. Lexikologie der deutschen Sprache. - Winnyts’a: Nowa
knyha, 2003. - S. 207-210.
2. Schippan Th. Einführung in die Semasiologie. - Leipzig, 1975. - S. 257-
262.
3. Гулыга Е.В., Розен Е.В. Новое и старое в лексике и грамматике
немецкого языка. – Л., 1977.
4. Ольшанский И.Г. Лексикология: Современный немецкий язык =
Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache. - M., 2005. - S. 86-95.
99
9. Techno-Music 9. Online
10. Fan 10. Comics
11. ямщик 11. верста
12. генная инженерия 12. автоответчик
2. Ordnen Sie den links angeführten Neologismen ihre Bedeutungen rechts
zu:
Variante A
1. Bad Girls a. Markenname
2. Carnapping b. schlechte Mädchen
3. Branding c. Menschenraub
4. D-Netz d. nett, prima, toll, super
5. cool e. Tanzfläche
6. Dancefloor f. Oberbegriff für die digitalen Mobilfunknetze
7. Elektrosmog g. Spaßkultur
8. Fan-Kultur h. Jugendslang für ältere Menschen
9. Gruftie i. Demonstrationsgruppe
10. Demo -Group k. Auswirkung elektromagnetischer Strahlung
auf den Menschen
Variante B
1. Health Food a. Menschen, die Computer nicht umgehen können
2. Madonna-Effekt b. Jahrtausend
3. Medienanalphabeten c. Armbanduhrgroßes Telefon von PANASONIC
4. Moby (engl. mom d. elektronische Spiele
old baby young)
5. Modem e. Neuer interdisziplinärer Forschungszweig
6. Multi User f. Die Frau über 40, die sich nach der Karriere
Games das Kind zum Glück leistet
7. Neurobionik g. Modulator/Demodulator
8. Mikro-Telefon h. Mega-Erfolg
9. Millennium i. gesundes Essen
102
Variante A
1. “ Am Sonntag ist Pioniereinsatz” – sagt Murmelauge. „Wo werdet ihr uns
einsetzen? Wir sind doch keine Krautpflanzen“. – „Wir werden singen. Vor den
Bauernhäusern werden wir singen. Überall, wo die Eier für das erste Quartal noch
nicht abgeliefert sind, werden wir singen. Die Männer von der Partei werden mit
uns gehen und mit den Säumlingen Agitation treiben. Alle Vögel werden uns beim
Eiersoll-Singen unterstützen“ (E. Strittmatter).
2. Die Gärten zwitscherten und dufteten zum Frühlingshimmel (H. Mann).
3. die Verkehrsanlagen begrünen; die Säle bestuhlen; eine Lokomotive
bekohlen
Variante B
1. einen Betrieb bestreiken; einen Tunnel belüften; die Oper betexten
(„Muttersprache, 5/1957)
2. „Wir sind leistungsmäßig die beste Brigade im Betrieb“ – sagte er.
3. Er dachte, man könnte vergessen, wie langweilig die einzelnen sind. Sie
waren mal eine Kampfgemeinschaft, dann wurden sie Schicksalsgemeinschaft;
jetzt werden sie eine Langweilegemeinschaft (A. Seghers).
103
Sonnabend - Samstag, heute morgen - heute in der Früh, dieses Jahr – heuer.
Die dritte Erscheinungsform der deutschen Sprache ist die Mundart
(territoriale Dialekte). Sie gewährleisten nur eine beschränkte Kommunikation
(die Verständigung bei der Ausübung beruflicher Tätigkeit vor allem unter der
Bauernbevölkerung und im Alltagsverkehr einer begrenzten Gegend). In der
Epoche der Nationalsprache lösen sich die territorialen Dialekte auf, aber bis
heute bleiben Mundarten noch erhalten, vor allem in der Phonetik und Lexik.
In der Lexik spricht man von den mundartlichen Varianten. Sie sind
landschaftlich eng begrenzt und nur auf mundartlicher Ebene bekannt und
geläufig (Hündin — Pätze — Lusche — Töle - Tese; Frosch — Padde - Pogge -
Fletsche — Keeker; Mücken - Schnacken - Gelsen).
Die älteste Form ist die Mundart, die sich auf Grundlage der
Stammessprachen herausgebildet hat. Sie war die einzige Erscheinungsform
des Deutschen im Ahd. und Mhd. Die Literatursprache bildete sich im
Frühneuhochdeutsch heraus (14-15. Jh.) auf Grundlage der ostmitteldeutschen
Mundarten. Die jüngste Erscheinungsform ist die Umgangssprache, derer
Herausbildung man zu den 17-18. Jh. zählt. Das Verhältnis zwischen
Existenzformen stellt man gewöhnlich in der Form einer Pyramide dar. Die
Grundlage bilden Mundarten den Gipfel-Literatursprache und die Zwischenzone
nehmen verschiedene Formen der Umgangssprache ein.
106
wie Luxemburg und Lichtenstein als Staatssprache fungiert. In Luxemburg tritt als
Verständigungsmittel für die ganze Nation Luxemburgisch oder die hiesige
Bevölkerung nennt es Letzeburgisch, welches auf moselfränkische Dialekte
zurückkommt. Letzeburgisch wurde 1984 zur dritten offiziellen Staatssprache
ernannt. Sie war und bleibt Muttersprache für alle sozialen Schichten der
Bevölkerung ohne irgendwelche Einschränkungen. Interessant ist das sprachliche
Bild in den Schulen. Der Lehrprozess in der 1. Klasse wird letzeburgisch gestaltet.
Deutsch ist zu dieser Zeit nur ein Lehrfach. Aber schon im 2. Halbjahr der ersten
Klasse wird der Lehrprozess auf Deutsch umgebaut, in der zweiten Hälfte der
2.Klasse wird Französisch als Lehrfach eingeführt. Bis zum Abschluss der
Elementarschule bleibt Deutsch als eine Sprache, auf welcher der Lehrprozess
durchgeführt wird. In den Lyzeen und Gymnasien wird der Unterricht Französisch
abgehalten. Nach der Beendigung der Schule fühlen sich die Abgänger (90%)
weder im Französischen noch im Deutschen zu Hause. 90% der abgefragten
Abgänger waren der Meinung, dass Deutsch für sie näher ist.
Zu den Besonderheiten des Letzeburgischen gehören u.a. folgende:
1) inkonsequente zweite Lautverschiebung, vgl.:
dt. was – letz. waat
dt. Apfel – letz. Appel
dt. Fuß – letz. Fouss
2) viele Entlehnungen aus dem Französischen
In Lichtenstein kann man über Deutsch als über eine nationale Variante auch
nicht sprechen, weil sich die einheitliche Nation in Lichtenstein bis jetzt noch nicht
herausgebildet hat. Hier wohnen vorwiegend Österreicher und Schweizer (95%).
Die deutsche Gegenwartssprache stellt ein System von verschiedenen
Existenzformen (Erscheinungsformen) dar. In Deutschland und Österreich ist
Deutsch durch drei Existenzformen dargestellt: Literatursprache, Mundart und
Umgangssprache. Für die Literatursprache gibt es in der Fachliteratur auch andere
Bezeichnungen: Hochsprache, Schriftsprache, Einheitssprache, Standardsprache.
Jeder von diesen Termini unterstreicht eines der Merkmale dieses Begriffs.
108
Anders ist die sprachliche Situation in der Schweiz. Hier spricht man nur
über 2 Erscheinungsformen: schweizerische Literatursprache und Mundarten,
derer Grundlage vor allem oberalemannische Gruppe von Dialekten bildet;
deswegen ist die Mundart in der Schweiz mehr oder weniger einheitlich. Die
Mundart in der Schweiz ist eine Koine, weil sie von allen sozialen«
Bevölkerungsschichten verwendet wird. Sie wird nicht nur in der Alltagsrede
sondern auch im öffentlichen Verkehr (Wissenschaft, schöngeistige Literatur,
Theater, Kino usw.) verwendet. Diese Mundart (Schwytzerdütsch) nennt man
manchmal eine offizielle Sprache. Die Umgangssprache als eine selbstständige
Erscheinungsform hat sich noch nicht herausgebildet, sie ist erst im Werden.
Zu den sprachlichen Besonderheiten von Schwytzerdütsch gehören
folgende:
1) das Fehlen des festen Einsatzes bei den Wörtern mit einem Vokal im
Anlaut, vgl.: dt. guten ’Abend – schw. dt. gute nAbend
2) viele Entlehnungen aus dem Französischen, z.B.:
das Billett [bil′jεt] „Fahrkarte/Eintrittskarte“
das Velo „Fahrrad“
das Trottoir „Gehsteig, Bürgersteig“
Die sprachliche Situation auf den deutschen Sprachinseln ist sehr
kompliziert und muss in jedem Land besonders behandelt werden. Gemeinsam ist
für die Bevölkerung dieser Sprachinseln ihre Zweisprachigkeit (Billinguismus).
Deutsch tritt als offizielles Verständigungsmittel immer mehr in den Hintergrund
und wird allmählich nur zur Familiensprache (Familienverkehr).
Wenn man über die nationalen Varianten der Sprache spricht, so hat man
Unterschiede auf allen Sprachebenen im Auge (im lexikalischen, grammatischen
u.a. Systemen). Gehen wir auf manche lexikalische Besonderheiten der
österreichischen nationalen Variante der deutschen Sprache ein.
1. Eine große Gruppe von Austriazismen bilden Bezeichnungen von
verschiedenen Gerichten, Lebensmitteln, Getränken, Gemüsen usw.
deutsch österreichisch
109
1987. - S. 243-252.
10.1. Sonderwortschätze
Für Untersysteme der vertikalen Sprachschichtung gebraucht man in der
Germanistik folgende Termini: Sondersprachen, Sonderwortschätze, Sonderlexik.
In der letzten Zeit kommt der Terminus „Sondersprachen" in der linguistischen
Literatur aus dem Sprachgebrauch, weil es sich nur um lexikalische Unterschiede
handelt, dieser Terminus weicht den jüngeren präziseren Termini:
Sonderwortschatz, Sonderlexik aus.
Ferner handelt es sich um sozialrelevante Größen, d.h. es geht nicht um
individuelle Abweichungen von der Norm der Schriftsprache, sondern um die
von der Norm abweichenden sprachlichen Besonderheiten ganzer
Sprechgruppen, obwohl es sich um keine selbständige Erscheinungsform
Sprache handelt. Das ist Wortschatz der sozialen Gruppen der
Sprachgemeinschaft, differenziert nach Sachbereichen und anderen Merkmalen
des Gruppendaseins. Diese anderen Merkmale des Gruppendaseins sind sehr
unterschiedlich: traditionell nennt man hier solche sozialen Gruppen wie
Gauner, Studenten, Soldaten und dementsprechend Gaunersprache (Argot,
115
beruht. Das terminologische System ist „offen", so dass sich ihm immer neue
Termini anschließen können.
5) Die Termini sind gewöhnlich stilistisch neutral, sie besitzen keine
emotional-expressiven Bedeutungselemente, keine Konnotation. Das letzte
Merkmal wird aber jetzt oft abgestritten.
Viele Termini stellen sich oft verblasste Metaphern dar, vgl.: dt. Bockkran
‘козловой кран’, Raupenantrieb ‘гусеничный ход’, Haifischzahn ‘китовый
(изношенный) зуб’; Doppelschlange ‘двойной змеевик’, Federbock ‘рессорный
кронштейн’; rus. лебедка (← лебедь), рог якоря; нос судна, подошва станка.
Die semantische Derivation erweist sich heute als produktives Mittel zur
Schaffung der Terminologie.
6) Viele technische Termini sind standardisiert.
Die Möglichkeiten zur Bildung der Termini sind Wortbildung
(Zusammensetzung, Ableitung, Abkürzung), Entlehnung, Bedeutungswandel
(semantische Derivation).
In der Wortbildung überwiegen im Deutschen die Zusammensetzungen.
Unter den zusammengesetzten Termini sind vor allem zweigliedrige Komposita zu
nennen (Bankakzept „банковский вексель"; Clearingabkommen „соглашение о
расчетах"; Deckungskauf „приобретение гарантии"; Aktivsaldo «активы-
нетто»). Die mehrgliedrigen Komposita sind nicht zahlreich
(Nationalbankgirokonto „счет в центральном банке";
Schuldenkonsolidierungsabkommen „coглашение по консолидации долга";
Rechnungsabgrenzungsposten "peгулирующий счет"). Die deutschen
Komposita überwiegen auch auf dem Gebiet der Technik, z.B.
Mischkristallbildung „твердый раствор", Kohlenstaubzusatzfeuerung
„дополнительная форсунка, подающая угольную пыль".
Ableitungen als Termini sind auf allen Gebieten zahlreich. Im Bereich der
Bankwesen-Lexik sind folgende Suffixe produktiv: -ung (Kotierung „допуск";
Sanierung „реформа"); -tion (Amortisation „aмортизация», Notifikation
117
Die Berufslexik besitzt oft keine allgemeinen Bezeichnungen für die ganze
Gattung, hat aber viele Ausdrücke für einzelne Erscheinungen.
Die Ausdrücke der Berufslexik sind gewöhnlich Wörter mundartlicher
Herkunft, vgl.: dt. hiewen „heben", Efmal „Essenszeit" in der Seemannslexik; rus.
вехотка «мочалка», синявка «сыроежка», шаньга «ватрушка». Manche
Ausdrücke der Berufslexik sind spezielle Bedeutungen der
allgemeingebräuchlichen Lexik. Im Munde eines Seemanns bedeutet klar „bereit,
fertig" (Das Schiff ist klar); sichten „erspähen" (Land sichten).
Die Berufslexik der alten Gewerbe, der Handwerker hat meistens einen
archaischen Charakter, ist heute im Sterben begriffen, aber neue Berufslexik, die
unmittelbar mit der modernen Arbeitsteilung verbunden ist, kommt auf.
E.W. Rosen weist darauf hin, dass es heute etwa 17.300 Berufe gibt. Die
Besonderheit der modernen Berufslexik ist ihre weitere Differenziertheit. So heißt
die Sekretärin je nachdem „Chefsekretärin", „Stenosekretärin",
„Stenokontoristin". So sind in der Glasproduktion beschäftigt: Glasbläser,
Glasapparatebläser, Medizinglasbläser, Thermometerbläser, Kunstaugenbläser.
Die Fachjargonismen werden gewöhnlich im alltäglichen vertrauten
Umgang mit Arbeitskollegen oder anderen Angehörigen der betreffenden
Berufsgruppe gebraucht und haben oft bildhaften Charakter, vgl.: dt.
Berufsjargonismen der Kripo: einen verewigen „einen Verbrecher in den Akten
registrieren"; Klavier spielen „Fingerabdrücke abnehmen"; rus. oкурки ‹мелкая
сайра› im Lexikon der Fischer.
Die Fachjargonismen gibt es in jedem Berufsbereich: Hexe für einen
Materialaufzug auf der Baustelle; Klettermaxe für einen kleinen Spezialkram
bei Turmarbeiten. Eine identische Betrachtung dieses Wortschatzes ist auch
im Russischen festzustellen, z.B. in der Studentensprache: cmenyxa, oбщага,
закосить (лекцию).
Eine typisch deutsche Erscheinung ist die sogenanntе
Pennälerstudentenlexik. Sie lässt sich nachweislich bis in das 16. Jh. zurück
verflogen. Manche Pennälerwörter sind noch heute gebräuchlich: Penne
120
Das Rotwelsch ist ein buntes Gemisch von Wörtern aus verschiedenen
Sprachen, von verschiedenen dialektalen Wörtern. Besonders groß ist im
Rotwelsch der Anteil der Mundartwörter, Neubildungen, Umschreibungen sowie
Wörter aus dem Hebräischen, dem Zigeunerischen, Französischen, Italienischen
und Lateinischen.
Ein viel umstrittenes Problem der Sonderlexik ist der Wortschatz der
modernen Jugendlichen. Von den Schüler- und Studentenwortschätzen
unterscheidet sich die Jugendsprache dadurch, dass sie sozial nicht gebunden ist
und sowohl die Jugend der besitzenden Klassen, als auch die berufstätigen
Jugendlichen, die in der Produktion tätig sind, sowie Angestellte, studierende
Jugend u.a. gebraucht sie.
Träger dieses Jargons sind verschiedene Altersgruppen, sie umfassen
Jugendliche im Alter von 14 bis 30 Jahren: der Teenager ist ein junges Mädchen
von 14 bis 19 Jahren, der Twen - ein junger Mann von 20 bis 29 Jahren. Die
Entstehung dieses Sonderwortschatzes sieht man:
a) im Bedürfnis der Jugendlichen nach dem expressiven Ausdruck;
b) in der Psyche dieser Altersgruppe;
c) das Bestreben der Jugendlichen, sich von den Älteren zu
unterscheiden.
Daraus erklärt sich auch die thematische Charakteristik der
Jugendjargonismen: Mode in Kleidung, Musik, Musikinstrumente, technische
Geräte, Popart und die Charakterisierung der Jugendlichen selbst, Eltern, Lehrer,
Mann, Frau. Diese Lexik kennzeichnet sich durch ihre Expressivität, die aber
wegen des häufigen Gebrauchs schnell verblasst wird und durch neue Wörter
ersetzt wird. In Deutschland werden zahlreiche Wörterbücher herausgegeben, die
die Lexik der Jugendlichen registrieren (Hermann Ehemann „Affengeil“,
„Oberaffengeil“). Unter den Wörtern der Jugendslang gibt es zahlreiche
Synonyme, z.B.:
Eltern - Dinos, Geldgeber, Ordnungskomitee, Organisationsabteilung,
Sponsoren, Finanziers, Parlament, Fossilien, Oldtimer / Oldies, Hausdrachen;
122
der
Intonation etc.) wird weibliches und männliches Sprachverhalten realisiert,
- welche Genderformen
existieren in der jeweiligen Sprache, welche
Besonderheiten des Stils und der Redegestaltung sind für Frauen und
Männer kennzeichnend;
- inwieweit ist die Männerdominanz in dieser oder jener Sprache
akzentuiert und akzeptiert (der so genannte Androzentrismus der Sprache und
Kultur).
Bei orientalischen Völkern unterscheidet man eine Männersprache und eine
Frauensprache mit einer ausgeprägten Grenze zwischen ihnen. Als selbständige
Richtung ist die linguistische Genderforschung eng mit den benachbarten
Disziplinen verbunden. Dies sind:
1) die Soziolinguistik mit
ihren Forschungen über die Sprache der sozialen
Gruppen;
2) die Psycholinguistik, in
der die Spezifik der sprachlichen As-soziationenl
von Frauen und Männern ermittelt wurde;
3) Die feministische Kritik
an der Sprache, die gegen die Männerdominanz im Leben und im Sprachbau
gerichtet ist. Die Vertreterinnen der feministischen
Bewegung kritisieren die deutsche Sprache als eine Männersprache.
Die Argumente der Feministinnen sind: die Männer spielen in der Sprache
die wichtigste Rolle, die Frauen sind sprachlich untergeordnet diskriminiert. In den
Berufsbezeichnungen stehen die Formen „Lehrer", „Arzt", „Ingenieur" oft für
beide Geschlechter. Die femininen Formen werden in der Regel von maskulinen
abgeleitet, selten - umgekehrt (Hebamme - Hebammer, Hexe - Hexer).
127
Die zweite Tendenz ist mit der Bildung der Sonderlexik auf Grundlage des
allgemeinsprachlichen Wortgutes verbunden. Es geht hier vor allem um die
semantische Ableitung bei der Bildung von Termini und anderer Sonderlexik, vgl.:
Maus „ein Teil des Computers"; Stromnetz, Wechselstrom; Schnecke in der
Medizin für „Teil des inneren Ohres", Zahnhals etc.
Die alten Fachsprachen enthalten viele mundartliche Wörter und Ausdrücke,
die bis heute erhalten sind: z.B. so gebraucht auch jetzt ein Tischler solche
Dialektismen wie Nees (Nase), Muul (Maul), Sool (Sohle) für die Bezeichnung
verschiedener Teile eines Hobels.
Literatur
1. Домашнев А.И. Современный немецкий язык в его национальных
вариантах. – М., 1986. – С. 7-14, 77-132.
2. Ольшанский И.Г. Лексикология: Современный немецкий язык =
Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache. - M., 2005. - S. 190-205.
3. Розен Е.В. На пороге 21 века. Новые слова и словосочетания в
немецком языке. – М., 2000.- С. 176-180.
4. Шевелева Л.В. Лексикология современного немецкого языка:
Курс лекций. - M., 2004. - C. 25-35, 169-181.
5. Die deutsche Sprache. Kleine Enzyklopädie. - Bd. 1. - Leipzig, 1989. -
S. 574-579.
6. Оguy О. D. Lexikologie der deutschen Sprache. - Winnyts’: Nowa knyha,
2003. - S. 210-216.
7. Stepanova M.D., Černyševa I.I. Lexikologie der deutschen
Gegenwartssprache. - M., 1986.- S. 149-173.
8. Schippan Th. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. - Leipzig,
1987. - S. 243-252.
2. Bestimmen Sie die Wortbildungsart folgender Wörter aus den Jugend- und
Fachsprachen: a) Zusammensetzung; b) Zusammenbildung; c) Abkürzung;
d) semantische Derivation; e) halbsuffixale Ableitung; f) Konversion; g) suffixale
Ableitung; h) präfixale Ableitung; i) Reduplikation; k) affixlose Ableitung.
Variante A
1. Lungenentzündung; 2. Woofs (engl. well-off older folks “finanziell
gutgestellte ältere Leute”; 3. worken „arbeiten“; 4. Geldgeber „Eltern“; 5. Ballon
133
nicht zeigt"
140
3. Das also war des Pudels Kern 3. des Pudels Kern „die
eigentliche Ursache“
Von der phraseologischen Derivation ist die dephraseologische Derivation
zu unterscheiden, d.h. die Bildung von Lexemen, die auf der Basis von
Phraseologismen und festen Wortkomplexen entstehen, vgl.: dt. große Bogen
spucken „prahlen“ → Bogenspucker „Prahler"; sich wichtig tun → Wichtigtuer;
viele Worte machen → Wortemacher; den Kopf hängen → Kopfhänger; rus.
заудиться rotw. „von der Polizei ertappt werden“ (← попасться на удочку),
наприниматься „sich betrinken“ (← принимать на грудь), марафетиться
„sich schminken“ (← марафет наводить).
Zur dephraseologischen Derivation zählt man auch die lexisch-semantische
Wortbildungsart, d.h. die Entwicklung einer neuen Semantik von Komponenten
der phraseologischen Einheiten. Solche Entwicklung führt zur Homonymie der
gleichlautenden Ausgangswörtern, z.B.: der Korb1 - „geflochtener Behälter"; der
Korb2 - „Zurückweisung eines Heiratsantrages"," Ablehnung" ← j-m einen
Korb geben; derBock1 - „männliches Tier von Ziegen, Rehen"; der Bock2 -
„Fehler'' ← einen Bock schießen.
bereits sein) ↔ nicht mit sich reden lassen (zur Verständigung mit j-m nicht bereit
sein).
Es finden sich aber auch Wortverbindungen mit sehr unterschiedlichem
Komponentenbestand, vgl.:
dt. j-d hat das Pulver nicht erfunden „j-d ist nicht besonders klug" - j-d ist
nicht auf den Kopf gefallen „j-d ist klug/erfahren"; j-n in die Pfanne hauen "j-n
stark kritisieren" - j-n in den Himmel heben „j-n übermäßig loben"; rus. от
горшка два вершка „klein von Wuchs“ – с коломенскую версту „groß von
Wuchs sein“; черепашьим шагом „sehr langsam“ – семимильными шагами
„sehr schnell“
In den anderen Fällen kommt die phraseologische Antonymie durch den
Austausch nur einer Komponente zu Stande, vgl.: dt. auf dem richtigen Dampfer
sein/sitzen „die richtige Meinung vertreten" - auf dem falschen Dampfer sein/sitzen
„eine falsche Auffassung vertreten"; rus. выходить из себя „sich aufregen“ –
приходить в себя „sich beruhigen“.
Flucht der Bevölkerung in den Westen verhindern sollte, ein Symbol der Spaltung
Deutschlands.
Die phraseologische Einheit погиб, как швед под Полтавой ist mit der
Schlacht bei Poltawa verbunden, in der die Heere des schwedischen Königs Karl
der XII. aufs Haupt von Russen zerschlagen worden waren.
Die Entstehung des russischen Phraseologismus кричать во всю
Ивановскую ist auf den alten Brauch zurückzuführen, als die Zarenerlässe auf dem
Iwanow-Platz beim Glockenturm Iwan der Große aus vollem Halse verkündet
worden waren.
2) In der Semantik der lexikalischen Komponenten des Phraseologismus
(landeskundlich markierte Realien Wörter), z.B.: nach Adam Riese „genau
gerechnet" (nach dem Rechenmeister Adam Riese (1492-1559); mein Name ist
Hase „das geht mich nicht an" (diese Worte werden einem gewissen Viktor Hase
zugeschrieben, der vor dem Gericht erklärte „Mein Name ist Hase, ich weiß von
nichts". Diese Worte wurden in der reduzierten Form zu einem Sprichwort). Zu
landeskundlich markierten Realienwörtern in den Phraseologismen gehören andere
oft gebräuchliche Eigennahmen, die völlig desemantisiert sind, z.B.: eine große
Pauline „большой кофейник", großer Hans „пудинг", j-m den schwarzen Peter
zuschieben „свалить вину на кого-л.", doller Otto „смельчак, отчаянный
парень".
Den russischen Phraseologismen мамаево побоище, как Мамай прошел
liegen Ereignisse aus der Geschichte Russlands im XII.-XIII. Jahrhundert
zugrunde. Der tatarische Khan Mamaj unternahm damals verheerende Invasionen
in Russland, bis er im Jahre 1380 vom Moskauer Fürsten auf dem Kulikow-Feld
zerschlagen wurde.
3) Landeskundlich informativ ist die direkte Bedeutung des Wortkomplexes,
welche die national-spezifische, im alten Brauchtum verankerte Situation spiegelt,
die der bildlich-übertragenen Bedeutung des Idioms zu Grunde liegt. Da sind
einige Beispiele aus dem Deutschen.
einen Korb bekommen „abgewiesen werden". Die Redensart klärt sich aus
145
der alten Sitte: wenn der Werber unwillkommen war, ließ ihm die Geliebte aus
ihrem Fenster einen Korb mit einem schwachen Boden herab, dass er, wenn er
darin hinaufgezogen wurde, unterwegs „durchfallen" musste (davon kommt auch
in der Prüfung durchfallen; dazu auch: j-m einen Korb geben, sich einen Korb
holen.
Die Linguistin W.N. Telija vergleicht die Phraseologie mit dem Spiegel, in
dem sich „das nationale Selbstbewusstsein des russischen Volkes, seine Bräuche
und Sitten (из полы в полу, вывести на чистую воду), seine Lebensart (красный
угол, печки-лавочки) und sein Verhalten (садиться не в свои сани, как пить
дать, несолоно хлебавши, ломать шапку, бить челом) widerspiegeln“.
Literatur
1. Мальцева Д.Г. Страноведение через фразеологизмы. - M., 1991.
2. Райхштейн А.Д. Сопоставительный анализ немецкой и русской
фразеологию. - M., 1981.
3. Чернышева И.И. Фразеология современного немецкого языка. – М.,
1970.
4. Fleischer W. Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. — Leipzig,
1983.
5. Оguy О. D. Lexikologie der deutschen Sprache. - Winnyts’: „Nowa knyha“,
2003. - S. 75-85.
6. Stepanova M.D., Černyševa I.I. Lexikologie der deutschen
Gegenwartssprache. - M., 1986.- S. 175-223.
7. Schippan Th. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. - Leipzig,
2002.- S. 47-50.
8. Černyševa I.I. Feste Wortkomplexe des Deutschen in Sprache und Rede. –
M., 1980.
Fragen zum Thema
in die ewigen Jagdgründe eingehen/einkehren; ein Kind unter dem Herz tragen;
ums Leben kommen.
2. Erklären Sie die national-kulturelle Besonderheit nachfolgender
Phraseologismen und geben Sie ihre Bedeutung:
blauer Brief; bei j-m in der Kreide stehen; Tag der offenen Tür; das ist (nicht)
mein Bier; j-m/für j-n den Daumen drücken (halten); Mein Name ist Hase.
3. Bestimmen Sie die Struktur, Semantik und syntaktische Funktion folgender
Phraseologismen:
a) Bevor ich mich vom Schreck erholt hatte, war er auf und davon;
b) Er hat jeden Stand und Halt verloren und eilte seinem vollkommenen Ruin
entgegen;
c) Er war in Acht und Bann. Noch vor kurzer Zeit war er einer der
mächtigsten Männer der Welt;
d) Er sagte uns nur, wir hätten dumm gehandelt, aus einer bevorzugten
Arbeitsstellung Knall und Fall auszureißen;
e) Sie machte kein Hehl daraus, dass sie links steht;
f) Herr Präsident! Ihr Sohn, ich kenne ihn, ein Ehrenmann ist er durch und
durch, vom Scheitel bis zur Sohle (J. Becher);
g) Der Kerl gehörte nicht zu den Menschen, die das Pulver entdeckt haben,
sondern zu denen, die es gebraucht – er war Militär (H. Heine).
Variante B
1. sie trägt etwas unter ihrer Schürze a. sterben
2. ins Gras beißen b. ein Kind erwarten
3. Leine ziehen c. schlafen
4. sich von innen gucken d. fliehen, verschwinden
5. j-m den Hals drehen e. dick sein
6. gut bei Leibe sein f. j-n ermorden
7. j-m kocht das Blut in den Adern g. dumm sein
8. blau wie ein Veilchen sein h. wütend sein (werden)
9. Blech reden i. betrunken sein
10. ein Brett vor dem Kopf haben k. Unsinn reden
Abschluss-Testaufgaben
I. Bestimmen Sie den Typ der Motivation bei folgenden Wörtern:
a) phonetisch-phonematische (natürliche) Motivation; b) morphematische
Motivation; c) semantische Motivation
Variante A Variante B
1. ächzen 1. huschen
2. Blume „schöne Frau“ 2. das Töfflöff
3. das Ticktack 3. der Hase „ein furchtsamer Mensch“
4. das Schlafzimmer 4. verkleinern
5. Bäcker 5. der Fuchs „ein listiger Mensch“
6. unlesbar 6. quaken
7. die Birne „Kopf des Menschen“ 7. der Tischler
8. piepsen 8. der Wintermantel
9. summen 9. salzig
10. vergrößern 10. der Wirrwarr
II. Bestimmen die Wortbildungsart folgender Ableitungen und ihre
Basiswörter: a) suffixale Bildung; b) präfixale Bildung; c) präfixal-suffixale
Bildung; d) halbpräfixale Bildung; e) halbsuffixale Bildung
Variante A Variante B
1. Wissenschaft 1. einschiffen
2. unaufhörlich 2. Vorlesung
3. erzfaul 3. bejahrt
4. benachbart 4. höllenheiß
5. Forscher 5. Backwerk
6. Urmensch 6. Bullenglück
7. Forstmann 7. lächeln
8. stockdumm 8. beschreiben
9. kräftig 9. demokratisch
10. eingehen 10. Geschrei
151
6. Miene – Mine
7. der/das Band – Bände/Bänder
8. Mahl (Mahlzeit) – Mal (drei-, viermal usw.)
9. Saite – Seite
Variante B
1. das/der Bauer – die Bauer/Bauern
2. Mähre (schlechtes Pferd) – Märe (Sage)
3. Schritt - schritt
4. der /das Schild – die Schilde/Schilder
5. das Tuch - die Tuche „Stoffsorte“/die Tücher „ein
Kleidungsstück“
6. das Wort – die Worte „Ausspruch“/die Wörter
„einzelnes Wort“
7. die Bitte – (ich) bitte
8. der Kunde „Klient“ – die Kunde „Mitteilung“
9. das Tischchen – das Tischlein
VII. Bestimmen Sie die Art der Synonymie: a) vollständige Synonyme;
b) unvollständige Synonyme; c) stilistische Synonyme; d) kontextuelle Synonyme
Variante A Variante B
1. Perron – Bahnsteig 1. Ufer –Strand –Küste –Kai
2. Weg – Pfad – Steg 2. ruhen – sich erholen
3. Gesicht – Antlitz 3. Gasse – Straße
4. Ergebnis- Resultat 4. Kopf – Haupt
5. ledig – los, frei 5. ruhen – auf etwas liegen
6. essen – fressen 6. speisen – genießen
7. Gegner – Feind 7. ledig – unverheiratet
8. Augenlid – Lid 8. Honorar - Gage
9. Pferd – Ross 9. schwatzen – sich unterhalten
10. schnell – hurtig – geschwind 10. beinahe – um ein Haar
154
Pate <jmd, der (außer Eltern) bei der Taufe eines Kindes als Zeuge anwesend ist
und für die christliche Erziehung des Kindes mitverantwortlich ist>, heute noch
<eine Bezeichnung für eine andere neue Erscheinung im Leben, womit Hilfe,
Unterstützung und Mitverantwortung von Institutionen und Betrieben bei der
wirtschaftlichen, kulturellen, politischen Entwicklung einzelner Person oder ganzer
Institutionen gemeint sind>, vgl.: Patenbetrieb, Patenschule.
Bedeutungsverengung, f (Bedeutungsspezialisierung) – die Verengung des
Bedeutungsumfanges im Laufe der Entwicklung des Wortes, z.B. reiten - (früher)
<jedes Schaukeln (Fortbewegung), z.B. in einem Wagen, Schiff reiten>, (heute)
<eine bestimmte Art der Fortbewegung, z.B. sich eines Pferdes oder eines
ähnlichen Tieres zu bedienen>.
Bedeutungsverschlechterung, f – Wertminderung der Bedeutung, z.B.: Maul
tritt bei Luther noch für <Mund> und <Maul der Tiere>, vgl.: dem gemeinen Mann
aufs Maul schauen heute gewinnt das Wort Maul einen stark pejorativen Zug,
vgl.: Halt's Маul!
Bedeutungsverbesserung, f – Werterhöhung der Bedeutung, z.B.: Marschall
bedeutete im mhd <Pferdeknecht>, heute – <hoher militärischer Dienstgrad in den
Armeen vieler Länder>.
Bedeutungsübertragung, f (Bezeichnungsübertragung) – die Benennung der
neuen Sachverhalte aufgrund einer Ähnlichkeit bzw. Assoziation, aufgrund eines
Vergleiches, eines Metaphers, einer Metonymie.
Bezeichnungsexotismen (Pl.) – fremde Wörter, die zur Bezeichnung der
fremden Gegebenheiten, Einrichtungen gebraucht werden, z.B.: Cent, Dollar,
Rubel, Kopeke, Prawda, Kreml, Wojewode.
Distribution, f – Gesamtheit der Umgebungen eines sprachlichen Elements, in
welchen es vorkommt.
Dominante, f (das Grundsynonym) – Synonym, das begrifflich und stilistisch
eine Invariante der anderen Glieder der synonymischen Reihe ist. Z.B. das Verb
entlassen tritt als Dominante in der synonymischen Reihe - entlassen, kündigen,
abbauen, j-n auf die Staße herausschmeißen.
159
Nachbildung des fremden Inhalts mit Mitteln der eigenen Sprache. Die Unterarten
der Lehnprägung sind: Lehnübersetzung, f, d.h. Nachbildung der Morphemstruktur
von Fremdwörtern oder fremden Wortgruppen, z.B.: Wandzeitung (russ.
стенгазета); Held der Arbeit (russ. Герой социалистического труда);
Lehnübertragung, f, d.h. freie Wiedergabe der Morphemstruktur der entlehnten
Wörter, z.B.: Patria – Vaterland; передовик – Bestarbeiter; Lehnbedeutung, f, d.h.
Zuordnung einer fremden Bedeutung zu einem deutschen Formativ, z.B.: Brigade
<Arbeitskollektiv>, Kader <Angehöriger eines Betriebs>; Lehnwort, n, –
Entlehnung, die im Deutschen völlig assimiliert ist, d.h. sich dem Deutschen in
Lautgestalt, Betonung, Flexion und Schreibung völlig angepasst hat; z.B.: Mauer,
Ziegel, tanzen, Banner usw; Rückentlehnung, f, – aus einer anderen Sprache
entlehntes Wort, das ursprünglich der entlehnenden Sprache selbst angehörte; z.B.:
Biwak <Feldnachtlager>, nd. bi-wake <Beiwache im Freien>, fr. bivouae im 17.
Jh. rückentlehnt ins Deutsche.
Etymologie, f – Wissenschaft von der Herkunft der Wörter hinsichtlich ihrer
Form und Bedeutung.
Euphemismus, m (Verhüllung od. Hüllwort) – verhüllender, mildernder oder
beschönigender Ausdruck aus unterschiedlichen Gründen der Rücksichtsnahme
und Ästhetik, z.B.: einschlafen für sterben, riechen, duften für stinken, vollschlank
für dick.
160
Innere Wortform – Motiv oder Merkmal der Nomination, z.B. der Frühling ist
nach dem Merkmal “früh” genannt.
Internationalismus, m – Wort, das international gebräuchlich ist, sich in der
morphematischen und orthographischen Struktur der aufnehmenden Sprache
anpasst und in mehreren Sprachen in gleicher Bedeutung, oft als Termini üblich
sind, z.B.: Mikroelektronik Bourgeosie, Alkohol, Soldat.
Konversion, f – Wortartwechsel, Übergang einer Wortart in die andere, in der
sie eine neue Funktion und Bedeutung erhält, z.B.: leben → das Leben; recht →
das Recht.
Kurzwortbildung, f – Wortbildungsart, deren Wesen in der Kürzung
verschiedener Art von Vollformen besteht, z.B.: DAAD, VEB; U-Bahn,
Lok(omotive).
Lexikographie, f – 1. Abfassung von Wörterbüchern zum Zweck der
Darstellung und Beschreibung des gesamten Wortschatzes einer Sprache oder
eines bestimmten Teils; 2. Gesamtheit der Wörterbücher einer Sprache oder eines
Wissenzweiges.
Lexikologie, f (griech. lexis ‘Wort’, logos ‘Lehre’), auch Wortkunde, f –
Bereirch der Sprachwissenschaft, der sich mit der Erforschung des Wortes und des
Wortschatzes befasst.
Lexikalisch-semantisches System, n – Gesamtheit von Lexemen, die durch
paradigmatische und zwar wechselseitige Beziehungen zur einer Einheit verknüpft
werden.
Motiviertheit (Motivation), f – die Beziehung zwischen Formativ und
Bedeutung eines Wortes. Man unterscheidet phonetisch- phonemische Motivation
der Wörter (natürliche), deren Formanitive einen Schall oder Laut nachbilden
(knarren, zischen, Kuckuck, Uhu), morphematische Motivation, die sich aus der
Bedeutung der Morpheme erschließen läßt (Tageslicht, himmelblau), semantische
Motivation, die auf der Bezeichnungsübertragung (Metapher, Metonymie) beruht.
Morphem, n – 1. die kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache
(Martinet), z.B. die Wortform Festlichkeiten besteht aus vier Morphemen: Fest-
163
die durch die Relation der Opposition verbunden sind, die in ein und demselben
Kontext auftreten können und sich in diesem Kontext gegenseitig bestimmen oder
ausschließen (Stepanowa M.D., Černyševa I.I.). Beispiele für lexikalisch-
semantische Paradigmen: (1) Mann – Tier; (2) Mann – Frau; (3) Mann – Junge;
(4) Mann – Arbeiter; (5) Mann - Offizier.
Paronyme (PI.) – Wörter mit dem gleichen Wurzelmorphem, die sich aber
lautlich und semantisch durch die Affixe unterscheiden, z.B.: Fremde - Fremdheit.
Phraseologie, f 1. Bereich der Sprachwissenschaft, der sich mit festen
Wortkomplexen einer Sprache befasst; 2. Gesamtheit der festen Wortkomplexe
einer Sprache.
Phraseologismen (Pl.) (nach I.I. Černyševa) – feste Wortkomplexe
verschiedener syntaktischer Struktur mit singulärer Verknüpfung der
Konstituenten, deren Bedeutung durch eine vollständige oder teilweise
semantische Transformation des Konstituentenbestandes entsteht, z.B.: den Mund
halten <schweigen>, ins Graß beißen <sterben>. Unter den Phraseologismen
unterscheidet man gewöhnlich phraseologische Einheiten, festgeprägte Sätze,
phraseologische Verbindungen. Phraseologische Einheiten (Ganzheiten) – feste
Wortkomplexe mit singulärer Verknüpfbarkeit der Konstituenten und semantisch
transformierter Bedeutung des gesamten Konstituentenbestandes, z.B.: j-m den
Kopf waschen <scharf zurechtweisen>. Dazu zählt man auch Paarformeln (oder
Zwillingsformeln), d.h. Wortpaare, die aus zwei Lexemen der gleichen Wortart
bestehen, z.B.: Feuer und Flamme, Schritt für Schritt, hin und wieder, ab und zu.
Komparative Phraseologismen bilden Untergruppe der phraseologischen
Einheiten, deren zugrunde ein Vergleich liegt, z.B.: schlafen wie ein Sack; arbeiten
wie Robotor; essen wie ein Spatz. Festgeprägte Sätze – Untergruppe der
Phraseologismen mit der syntaktischen Struktur der Sätze. Darunter unterscheidet
man sprichtwörtliche Satzredensarten wie z.B.: Da liegt der Hund begraben; das
kommt in den besten Familien vor; dazu muss man Sie sagen; Sprichwörter, z.B.:
Wer A sagt, muss В sagen, Wer zum Spiele kommt, muss spielen u.a.
Phraseologische Verbindungen – Untergruppe der Phraseologismen mit singulärer
165
usw.). Der deutsche Purismus war zeitweise auch Ausdruck nationalistischer und
cnauvinistischer Stimmungen.
Reduplikation, f – Wortbildungsart, die in der Wiederholung der
Anfangssilben oder anderer Elemente eines Wortes besteht. Dabei lassen sich
3 Haupttypen unterscheiden: einfache Doppelungen (Wauwau <Hund>,
Pinkepenke <Geld>); Reimbildungen (Heckmeck <dummes Geschwätz, Unsinn>,
Larifari <wertloses Zeug, Gerede>), Ablautbildungen (Mischmasch, Zickzack).
Rückbildung (retrograde, inversive Ableitung), f - 1. Wortbildungsart, derer
Wesen in der Kürzung für längere Ableitungen besteht. 2. Das Wort, welches als
Resultat dieses Prozesses entsteht. Wegen seiner Kürze ist scheinbares
Ausgangswort für längere Ableitungen, historisch aber Ableitung aus dem
längeren Ausgangswort, z.B.: Freimut ← freimütig, Hochmut ← hochmütig,
notlanden ← Notlandung.
Schriftsprache (Literatursprache), f – normalisierte Norm der Sprache, die auf
der Bühne, im Funk, im Film, am Rednerpult, im offiziellen Gespräch gesprochen
wird und in der schöngeistigen und wissenschaftlichen Literatur, in der Presse, im
amtlichen Brief geschrieben wird. Parallele Termini dafür sind Hochsprache,
Kultursprache, Einheitssprache, Gemeinsprache.
Semasiologie (Wortbedeutungslehre), f – Teildisziplin der
Sprachwissenschaft von den Bedeutungen der Wörter einer Sprache, ihren
Beziehungen untereinander, ihrer Entwicklung und Veränderung
(Bedeutungswandel) und den Ursachen, die diese herbeifuhren.
Sonderwortschatz (Sonderlexik, Soziolektismen, Sondersprachen) –
Wortschatz, der sich in verschiedenen Gruppen der Sprachgemeinschaft aufgrund
des gemeinsamen Berufs, gemeinsamer Interessen, gemeinsamer
Lebensbedingungen entwickelt hat.
Soziolekte (gruppenspezifische Wortschätze, Jargons) – Sonderwortschätze
verschiedener sozialer Gruppen einer Sprachgemeinschaft mit gemeinsamen
Lebensbedingungen. Ihr Gebrauch kennzeichnet den Sprecher als Angehörigen
einer Interessen-, Freizeit-, Alters-, oder Organisationsgruppe, z.B.:
167
Soziolektismen der Soldaten aus dem 2. Weltkrieg: Spatz <ein kleines Stück
Suppenfleisch>, Wasser mit Wasser <dünne Suppe>, Chinesenschweiß <Tee>,
Negerechweiß <Kaffee>, braune Husaren <Flöhe>.
Soziolinguistik, f – Teilgebiet der Sprachwissenschaft, welches den
Zusammenhang zwischen der Sprache und Gesellschaft erforscht, welches die
gesellschaftliche Bedingtheit der Sprache beschreibt und erklärt.
Suffix, n – Wortbildungsmorphem, welches nach dem Wurzelmorphem oder
primären Wortstamm vorkommt, gruppenweise erscheint und wortbildende
Bedeutung hat.
Synonyme (PI.) – sinngleiche oder sinnverwandte Wörter, z.B.: Antlitz -
Gesicht - Visage. Man unterscheidet absolute (vollständige, reine) Synonyme –
bedeutungsgleiche Wörter, die in der gleichen Textumgebung uneingeschränkt für
einander auftreten können, z.B.: Beifall - Applaus; Telefon – Fernsprecher; Auto -
Kraftwagen; ideographische (unvollständige) Synonyme – bedeutungsähnliche
Wörter, z.B.: Lohn – Gehalt – Gage; stilistische Synonyme – bedeutungsnahe
Wörter, die sich aber durch den Gebrauch in verschiedenen funktionalen Stillen
oder durch stilistische Färbung unterscheiden, z.B.: Gesicht - Antlitz - Visage -
Fratze; territoriale (landschaftliche, regionale) Synonyme, d.h. bedeutungsgleiche
Wörter, die sich durch die Bevorzogenheit in verschiedenen Sprachgebieten
unterscheiden, z.B.: Kartoffel – Erdapfel, Samstag – Sonnabend, fegen – kehren,
kontextuale Synonyme – Wörter oder Wendungen mit unterschiedlicher logisch-
gegenständlicher Bedeutung, die sich aber in einem gegebenen Kontext auf
denselben Sachverhalt beziehen und daher wechselseitig austauschbar sind, z.B.:
Er überreichte ihr eine herrliche Rose. Die Blume duftete stark.
Syntagmatik, f – die Beziehungen der sprachlichen Elemente auf der
syntaktischen Ebene im Sinne F. de Saussures, d.h. in ihrer linearen
Verknüpfungsfolge im Unterschied zu den assoziativen Beziehungen der
Paradigmatik (Gegensatz Paradigmatik); svntagmatische Beziehungen –
Anreihungsbeziehungen der Spracheinheiten, die auf dem linearen Charakter der
Sprache beruhen.
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